Kernphysik I Grundlegende Eigenschaften der Atomkerne: • Elektrisches Quadrupolmoment • Magnetisches Dipolmoment Spin und Parität Der Kern ist ein abgeschlossenes System und hat somit einen definierten Kernspin mit der Quantenzahl =J für den Kernspin. J = J ( J + 1)h mJ = − J ,−( J − 1),...., J − 1, J Kernspin ist die Summe der Gesamtdrehimpulse der individuellen Nukleonen : j v J = ∑ ji (jj - Kopplung) i Der Gesamtdrehimpuls eines Nukleons ist die Summe des intrinsischen Spins und des Bahndrehimpulses : v v v j =l +s - intrinsischer Spin des Protons oder Neutrons : s = 1/ 2h - der Bahndrehimpuls eines Nukleons ist immer geradzahlig Daraus folgt: gerade Massenzahl A: J = ganzzahlig ungerade Massenzahl A: J = halbzahlig Alle Kerne mit geradem Z und geradem N haben J = 0 Nukleonen: Spin ½ Teilchen Fermionen haben einen “Inneren Drehimpuls” z Quantisierungsachse ½~ 0 -½ ~ zusätzliche Quantenzahl: ms n,l,ml,ms Elektromagnetische Momente Statische elektromagnetische Eigenschaften der Kerne werden durch ihre elektromagnetischen Momente charakterisiert. Diese enthalten die Information über die Verteilung der Ladung und der magnetischen Momente im Kern. Die zwei wichtigsten Momente sind: Elektrisches Quadrupolmoment Q Magnetisches Dipolmoment µ Elektrische Momente Sie sind von der Ladungsverteilung im Inneren des Kernes abhängig und Sind ein Maß für die Kernform d.h. den Kontouren konstanter Ladungsdichte. Die Kernform wird durch eine Multipolentwicklung des äusseren elektrischen Feldes parametrisiert. Elektrische - Momente Reihenentwicklung des Potentials für große Abstände r (r´/r < 1): Elektrische - Momente Quantenmechanische Beschreibung: Definition der z-Achse: Ladung Elektrischer Dipol Elektrischer Quadrupol Wellenfunktionen des Kernes haben definierte Parität. Das elektrische Dipolmoment des Kernes ist null. Quadrupolmoment 1 v Q = ∫ Ψ ∗ ( 3 z 2 − r 2 ) Ψd 3 r e 1 v v Q = ∫ ( 3 z 2 − r 2 ) ρ ( r ) d 3r e 1 v v ∝ ∫ r 2 (3 cos2 θ − 1) ρ ( r )d 3r e 1 2 0 v v ∝ ∫ r Y2 (θ , φ ) ρ ( r )d 3r e Q: Quadrupolmoment des Kernes • Dimension des Quadrupolmomentes ist Fläche. Einheit barn (b) • Für kugelsymmetrische Kerne verschwindet das Quadrupolmoment Q. • Prolater (zigarrenförmiger) Kern: Q > 0 Oblater (linsenförmiger) Kern: Q < 0 • In inhomogenen elektrischen Feld verschieben sich die Energieniveaus eines deformierten Kernes. • Das Integral verschwindet für J = 0 oder J =1/2 (Eigenschaft von Kugelfunktionen), Kernzustände mit Spin 0 oder 1/2 haben kein elektrisches Quadrupolmoment. prolat oblat Quadrupolmomente Einfaches Modell für die Beschreibung einer Kernform: Homogen geladenes Rotationsellipsoid (um die z-Achse) der Ladung Ze mit den Halbachsen b in z-Richtung und a senkrecht dazu. Das klassische Quadrupolmoment ergibt sich zu: Q= 2 4 ∆R 4 2 Z (b2 − a 2 ) = ZR 2 ≡ ZR ⋅ δ 5 5 R 5 Die Abweichung R = (b-a) von der Kugelgestalt mit mittlerem Radius R = (a+b)/2 wird üblicherweise durch den Deformationsparamter δ beschrieben. Elektromagnetische Momente Intrinsisches und spekroskopisches Quadrupolmoment Unterschied zwischen dem Quadrupolmoment Qlab im Laborsystem, dem spektroskopischen Quadrupolmoment und dem intrinsischen Quadrupolmoment Qintr. Qlab bezieht sich auf die z-Achse (Quantisierungsachse) im Laborsystem, Qintr bezeiht sich auf die 3-Achse im intrinsischen System Beide Achsen können um Winkel β verdreht sein. Beziehung zwischen Labor- und intrinsischem System: Quantenmechanische Beziehung Magnetisches Moment 1) Kreisstrom erzeugt magnetisches Diploment Leiterschleife: 2) Magnetischer Dipol in Magnetfeld hat potentielle Energie Drehimpuls L B Strom I S Fläche A N Magnetisches Dipolmoment µ= IA senkrecht auf A v µ= 1 v v v 3 ′ ′ [ ] r × j ( r ) d r′ ∫ 2 3) Kreisendes Teilchen erzeugt Magnetfeld Magnetisches Moment des Elektrons Drehimpuls l r Umlaufzeit T π r2 • Bohrsches Magneton: magnetisches Moment eines Elektrons mit Bahndrehimpuls l=1ħ • QM Operator des magnetischen Dipolmoments: v e ∗ 3 ′ ′ µ= Ψ ( r ) ⋅ L ⋅ Ψ ( r ) d r′ ∫ 2m v Magnetisches Moment des Elektrons Magnetisches Moment des Elektrons für einen Kreisstrom wäre g=1 g: g-Faktor des Elektrons gs=2,0023 Spin ½ Teilchen: Dirac Theorie (relativistische QM) g=2 Abweichungen von 2 QED: Wechselwirkung mit Strahlungsfeld Magnetisches Moment des Kernes Magnetisch es Moment eines Kernes r r r I µ I = const ⋅ I = g k µk h Einheit des magnetisch en Momentes : Kernmagnet on µk = eh = 3.152 ⋅ 10 −14 2m p c [MeV T ] Analog zum Bohrschen Magneton Kernmagnet on ist um Verhältnis me ~ 1 1836 kleiner. mp Für Kern g - Faktor könnte man 2 für das Proton (wie Elektron) erwarten, und null für das Neutron. Aber Experiment zeigt : g s = 5,5858 gl = 1 für das Proton g s = −3,8261 gl = 0 für das Neutron Magnetisches Moment des Kernes Magnetisch es Moment des Kernes r r r I eh µ I = const ⋅ I = g k µk µk = = 3.152 ⋅ 10 −14 h 2m p c g s = 5,5858 gl = 1 für das Proton g s = −3,8261 gl = 0 für das Neutron magnetisch e Momente der Spins : µ p = 2 ,79 µK (Proton) µn = -1,91µK (Neutron) Die anomalen magnetisch en Momente der Nukleonen sind ein klarer Hinweis auf die Substruktu r der Nukleonen. [MeV T ] Magnetisches Moment des Kernes Operatore für die magnetisch en Momente : eh sˆ eh lˆ µˆ s = g s µˆ l = g l 2mN h 2mN h Das totale magnetisch e Moment eines Nukleons mit totalem Drehimpuls ˆj setzt sich aus den magnetisch en Momenten des Spins und des Bahndreh impulses zusammen : 1 ( g s sˆ + g l lˆ) h Um das magnetisch e Moment µ zu bestimmen, muss man µˆ j auf den totalen µˆ j = µK Drehimpuls ˆj projiziere n. Quantenmec hanisch korrekt ist das magnetisch e Moment µˆ über den Erwartungs wert der z - Komponente des Operators µˆ j definiert : µˆ = g j µK ˆj = µˆ j ⋅ ˆj ˆj j ⋅ j G-Faktoren des Kernes Für den g - Faktor g j gilt : gj = g l (lˆ ⋅ ˆj ) + g s ( sˆ ⋅ ˆj ) j 2 mit j ( j + 1) = ˆj 2 = lˆ 2 + 2lˆ ⋅ sˆ + sˆ 2 lˆ 2 = l (l + 1) sˆ 2 = s ( s + 1) = 3 4 g l { j ( j + 1) + l (l + 1) − 3 4}+ g s { j ( j + 1) − l (l + 1) − 3 4} 2 j ( j + 1) ( g s − gl ) g j = gl ± für j = l ± 1 2 2l + 1 gj = Einfache Beziehung für den g-Faktor von Einteilchenzuständen. Weitere Details im Zusammenhang mit Zuständen im Schalenmodell. Messung von magnetischen Momenten Präzissionsfrequenz Wechselwirkungsenergie Zweites Oszillierendes B-Feld (Frequenz ω) senkrecht zu B Drehmoment= Maximale Energieabsorption bei Larmorfrequenz Elektromagnetische Momente Rabi Atomstrahlversuch: A, B1 C, B2 B, B3 Elektromagnetische Momente Rabi-Atomstrahlversuch • In Magnetfeld (C) durch den Zeeman-Effekt eine energetische Aufspaltung der magnetischen Unterzustände und eine Präzession des magnetischen Momentes um das homogene Magnetfeld • Einstrahlung einer elektromagnetischen Hochfrequenz im Bereich des Magneten (C) kann bei der richtigen Frequenz, der Zyklotronfrequenz, Übergänge zwischen den magnetischen Unterzuständen induzieren. Damit ändert man die z-Komponente des magnetischen Momentes. • Die Atome im Magneten (B) erfahren veränderte Kraft und werden nicht mehr auf den Detektor fokussiert. • Beim Durchfahren der eingestrahlten Frequenz erhält man ein Resonanzminimum bei der Zyklotronfrequnez, aus der dann das magnetische Moment bestimmt werden kann. • Da das magnetische Moment der Elektronen sehr viel größer ist als das der Kerne, ist diese Messung nur für Atome mit verschwindendem Gesamtdrehimpuls der Hüllenelektronen möglich. Elektromagnetische Momente Kernresonanzmessung Starke Absorption bei Einstrahlung der HF mit Larmorfrequenz Grundlage für Kernspinresonanztomographie (NMR, MRI) Hyperfeinstruktur Aufgrund der Kopplung der Drehimpulse des Kerns und der Hüllen elektronen kommt es zu einer Aufspaltung der Energien der atomaren Zustände. Dabei wird ein Gesamtdrehimpuls F eingeführt, zu dem der Kernspin I und der Drehimpuls J der Elektronen koppeln: F=I+J Der Gesamtdrehimpuls F kann Werte mit ganzzahligem Abstand zwischen |I - J| und (I + J) annehmen. Gesamtdrehimpuls des Atoms F Feinstruktur Hüllendrehimpuls J Bahndrehimpuls der Hülle L I Kernspin Hyperfeinstruktur Hüllendrehimpuls J Elektronenspin s Hinweis: in diesem Abschnitt ist Abkürzung I und J für Kernspin und Hüllenspin vertauscht! Hyperfeinstruktur l=1, j=3/2 n=2, l=0,1 l=0, j=s l=1, j=1/2 n=1 l=0 l=0 j=s 2p3/2 2p3/2 2s1/2 2p1/2,2s1/2 2p1/2 F=1 1s1/2 ∆En=10eV ∆EFS=10-4eV ∆Erel=10-4eV Schrödinger gleichung ohne Spin Feinstruktur LS Relativistische Effekte 5.8 10-6eV ∆ELamb =4 10-6eV Lambshift QED F=0 ∆EHFS=10-6eV Hyperfein struktur (Kern) Hyperfeinstruktur Magnetische Hyperfeinwechselwirkung magnetisches zuKerns I: spürt ein Magnetfeld B dass durch die Das magnetischeKernmoment Moment µI des J Hüllenelektronen am Ort des Kerns erzeugt wird. magnetische Wechselwirkungsenergie v ∆∆EEM ==- − µIµv· B⋅JB M I J Kern B Feld durch Atomhülle mit Drehimpuls J=l+s v v ∆EM = − µ I ⋅ BJ wegen µI (Kernmasse) typisch 103 kleiner als FS Mit µI = gI µK I und BJ ~ J Magnetische Hyperfeinwechselwirkung ∆EM = A/ħA2 vI · vJ ∆E M = 2 I ⋅ J h Faktor A = gI µK BJ(0)/J enthält atomare und nukleare Eigenschaften inklusive des g-Faktors. ∆E M = A 2 [F ( F + 1) − J ( J + 1) − I ( I + 1)] Hyperfeinstruktur in Natrium Hyperfeinaufspaltung in Natrium Erinnerung: Grundzustand: 32s1/2 Elektron Kernspin: J=3/2 F=2, F=1 aus: 1/2+3/2, |1/2-3/2 | Energiedifferenz zwischen Hyperfeinniveaus des selben elektronischen Niveaus mit (F + 1) und F ist gegeben durch: E = E(F+1) - E(F) = A(F+1). Intervalle des 32P3/2 Multipletts: 16,4MHz, 18MHz, 20,8MHz für F=1 ->F=0, F=2 -> F=1, F=3 ->F=2 Zustände. Die Aufspaltung durch die magnetische Wechselwirkung sollte jedoch drei gleiche Energiedifferenzen zu den selben A-Werten haben. D. H. weitere Wechselwirkungen müssen berücksichtigt werden. Hyperfeinstruktur Wechselwirkung zwischen Kern und Elektronen durch nicht - verschwindendes Quadrupolmoment. v v v EQ = ∫ ρ ( r )Φ ( r )d 3r Multipolentwicklung : 1 ∂ 2Φ v 2 2 3v EQ = 2 ∫ ρ ( r )(3z − r )d r 4 ∂z Wechselwirkungsenergie verursacht Aufspaltung der entarteten Multipletts des totalen Drehimpulses F. Energieaufspaltung aufgrund der Hyperfeinwechselwirkung : 3 2C(C + 1 )-2 J(J + 1 ) I(I + 1 ) C ∆EHF = A +B 2 J( 2 J + 1 )I( 2 I + 1 ) mit C = [F ( F + 1) − I(I + 1 ) − J(J + 1 )] A = g I µ K B ( 0) / J und B = eQlab ( ∂ 2Φ ) ∂z 2 r =0 Hyperfeinstruktur Experimente zur Hyperfeinstruktur Bestimmung der Hyperfeinstrukturaufspaltung mit Laserspektroskopie - durchstimmbare Farbstofflaser - Atomstrahl - kolineare Anordnung von Atomstrahl und Laser - resonante Absorption und Reemission bei Übergangsenergie - Detektion der resonanten Photonen z.B. mit Photomultiplier Messungen von Kernen fernab der Stabilität ISOLDE Labor am CERN