Energie- und Wärmetechnik Inhaltsverzeichnis 1. Thermodynamische Grundlagen 1.1. Abgeschlossene, geschlossene und offene Systeme 1.2. Volumenänderungsarbeit, Verschiebearbeit, Technische Arbeit Anwendung: Umkehrosmose 1.3. Zustandsgrößen, Erster und Zweiter Hauptsatz Anwendung: Solaranlage 1.4. Thermodynamische Grundprozesse, Arbeits- und Wärmediagramm 2. Kraft- und Arbeitsmaschinen mit idealen Gasen 2.1. Eigenschaften idealer Gase 2.2. Bewertung von Kraftmaschinenprozessen 2.3. Technisch wichtige Kraftmaschinenprozesse mit idealen Gasen 2.3.1. Gasturbinenprozesse 2.3.2. Stirling-Prozeß 2.3.3. Otto- und Dieselprozeß 2.4. Bewertung von Arbeitsmaschinenprozessen 2.5. Technisch wichtige Arbeitsmaschinenprozesse mit idealen Gasen 3. Kraft- und Arbeitsmaschinen mit Dämpfen 3.1. Eigenschaften von Dämpfen 3.2. Dampftafeln und Diagramme 3.3. Technisch wichtige Kraftmaschinenprozesse mit Dämpfen 3.3.1. Dampfturbinenprozeß 3.3.2. GUD-Prozeß 3.4. Technisch wichtige Arbeitsmaschinenprozesse mit Dämpfen 3.4.1. Kältemittel 3.4.2. Kältemaschinen und Wärmepumpen 3.4.3. Absorptionskältemaschinen (Beispiel: Zeolith-Systeme) 4. Aktuelle Entwicklungen in der Energiebereitstellung und –umwandlung 4.1. Kraft-Wärme-Kopplung und Blockheizkraftwerke 4.2. MHD-Generator 4.3. Brennstoffzellen 5. Grundlagen der Wärmeübertragung Literatur zum Thema „Energie- und Wärmetechnik” 1. Cerbe/Hofmann, Einführung in die Wärmelehre Hanser-Verlag, München 2. Stephan/Mayinger, Thermodynamik Band 1: Einstoffsysteme Band 2: Mehrstoffsysteme und chemische Reaktionen Springer-Verlag, Berlin 3. Bejan, Advanced Engineering Thermodynamics John Wiley, New York 4. Herbrik, Energie- und Wärmetechnik Teubner-Verlag, Stuttgart 5. Thomas, Thermische Kraftanlagen Springer-Verlag, Berlin 6. Kalide, Kraft- und Arbeitsmaschinen Hanser-Verlag, München Prozesse der Energieumwandlung Potentielle Energie (Lageenergie, chemische Energie, Kernenergie) Wasser-, Wind- und Gezeitenkraftanlagen Pumpen Umkehrosmose Mechanische Energie Verbrennung Kernreaktionen Therm. Solaranlagen Kraftmaschinen (Motoren und Turbinen) Wärme Arbeitsmaschinen (Kälteanlagen und Wärmepumpen) Generatoren Absorptionskälteanlagen und -wärmepumpen Brennstoffzellen Photovoltaik Eektrolyse Tauchsieder MHDGenerator Elektromotoren Elektrische Energie Technische Arbeit am Beispiel eines Kompressors: Eintrittsstelle 1: Druck p1 → Druckkraft F1 = p1A1 → Verschiebearbeit W1 = F1s1 = p 1 A 1 V1 = p 1 V1 > 0 A1 (zugeführt) Austrittsstelle 2: Druck p2 → Druckkraft F2 = p2A2 → Verschiebearbeit W2 = −F2s2 = − p 2 A 2 V2 = − p 2 V2 < 0 A2 (abgeführt) Flächenaddition: p 2 V2 + V1 ∫ pdV = p 1 V1 + V2 p2 ∫ Vdp p1 Technische Arbeit: p2 Wt,12 = + ∫ Vdp > 0 p1 Volumenänderungsarbeit: V2 Wv,12 = − ∫ pdV > 0 V1 Es ergibt sich: Wt,12 = WV,12 + p2 V2 − p1 V1 Bei Kompression ist also Wt,12 die über die Antriebswelle zuzuführende Arbeit. Sie beinhaltet die Verschiebearbeiten. Bei Flüssigkeiten ist bei Kompression ∆V ≈ 0, also Wv,12 ≈ 0. Dann gilt: Wt,12 ≈ (p 2 − p 1 )V Osmose und Umkehrosmose Osmose gebremste Osmose ρg∆h = π ρg∆h' = π - ∆p Umkehrosmose ρg∆h" = ∆p - π * : Semipermeable Membran aus Celluloseacetat oder Polyamid Die Porengrößen der Membranen betragen etwa 1 nm. Sie werden mit Drücken bis zu 50 bar beaufschlagt. Osmotische Drücke verschiedener Meerwässer: Mittelmeer: π ≈ Totes Meer: π ≈ 500 bar Totes Meer (1:1 verdünnt): π ≈ 130 bar 50 bar Grundbegriffe der Thermodynamik Thermische Zustandsgrößen: Druck p, Volumen V, Temperatur T Kalorische Zustandsgrößen: Innere Energie U Enthalpie H: H = U + pV 2 ∫ Entropie S: S 2 − S1 = Freie Energie F: F = U – TS 1 dQ rev T Freie Enthalpie G: G = H - TS Prozeßgrößen: Wärme Q, Arbeit W Druck und Temperatur sind „intensive” Größen. Für die „extensiven” (masseproportionalen) Größen Volumen, Energie, Wärme, Arbeit und Entropie werden Spezifische Größen definiert: ν = V 1 U H S F G Q W = ; u = ; h = ; s = ; f = ; g = ; q = ; w = m ρ m m m m m m m Arbeit und Wärme: positiv, wenn dem System zugeführt negativ, wenn vom System abgeführt 1. Hauptsatz: für geschlossene Systeme: dQ + dWv = dU oder Q12 + Wv,12 = U2 – U1 für offene Systeme: 2. Hauptsatz: dQ + dWt = dH oder Q12 + Wt,12 = H2 – H1 dQ rev dQ irr > oder TdS > dQirr T T 2 2 dQ rev dQ irr oder S 2 − S1 = ∫ > ∫ T T 1 1 dS = 2. Hauptsatz in 1. Hauptsatz eingesetzt: TdS + dWv ≥ dU → dWv ≥ dU – TdS TdS + dWt ≥ dH → dWt ≥ dH – TdS Das Gleichheitszeichen gilt bei reversibler Prozeßführung dU – TdS bzw. dH - TdS ist also - entweder die kleinste für einen gewünschten Prozeß zu investierende Volumenänderungsarbeit bzw. Technische Arbeit - oder sein Betrag ist die größte bei einem Prozeß zu gewinnende Volumenänderungsarbeit bzw. Technische Arbeit. Bei isothermen Prozessen wird: dWv ≥ dF und dWt ≥ dG Thermodynamische Gleichgewichtsbedingungen: Wird einem System keine Volumenänderungsarbeit bzw. Technische Arbeit zugeführt oder entnommen, so ist dF = 0 bzw. dG = 0. Definition der mittleren spezifischen Wärmekapazität ϑ2 ϑ2 ∫ ϑ c m ϑ2 1 c dϑ = ϑ1 ϑ c m ϑ2 1 → ⋅ (ϑ 2 − ϑ 1) ∫ = c dϑ ϑ1 ϑ2 − ϑ1 In den Tabellenwerken sind in der Regel Mittelwerte der spezifischen Wärmekapazitäten zwischen einer festen unteren Temperaturgrenze und einer variablen oberen Temperaturgrenze tabelliert. Die Mittelwerte zwischen beliebigen Temperaturgrenzen können daraus exakt berechnet werden. Beispiel für die feste Untergrenze 0°C: Intergralzerlegung liefert: ϑ2 ∫ c dϑ = ϑ1 0° C ∫ c dϑ + ϑ2 ∫ c dϑ = 0° C ϑ1 ϑ2 ∫ c dϑ − 0° C ϑ1 ∫ c dϑ 0° C Daraus folgt: ϑ2 ϑ c m ϑ2 1 = ∫ 0° C c dϑ − ϑ1 ∫ c dϑ 0° C = ϑ2 − ϑ1 cm ϑ2 0° C ⋅ ϑ2 − cm ϑ2 − ϑ1 ϑ1 0° C ⋅ ϑ1 Mit dem Mittelwert kann dann wie mit einer Konstanten gerechnet werden: ϑ2 ϑ2 ϑ1 ϑ1 Q12 = m ∫ c dϑ = m c m (ϑ 2 − ϑ 1) Strahlungsbilanz der Erde (Niehaus 1975; Kleemann/Meliß 1988). Im Mittel durchdringen nur 47 % der Sonnenstrahlung als direkte oder diffuse Strahlung die Erdatmosphäre. Die Summe beider Anteile heißt Globalstrahlung G G . kW Die Solarkonstante G 0 = 1,35 2 ist die Strahlungsleistung pro m Flächeneinheit über den gesamten Wellenlängenbereich auf eine Fläche außerhalb der Atmosphäre bei senkrechtem Einfall. Für eine unter dem Winkel ϕ geneigte Fläche gilt: G 0,g = G 0 ⋅ cos ϕ Unter Berücksichtigung der geographischen Breite und bei Mittelung über Tag und Nacht ergibt sich für Süddeutschland als kWh kWh Jahresmittelwert der Globalstrahlung: G G Jahr ≈ 1050 2 ≈ 2,9 2 m ⋅ a m ⋅ d Jahresgang der Globalstrahlung und ihrer Komponenten: Die diffuse Strahlung überwiegt in unseren Breiten deutlich. Schema eines Flachkollektors G G,g ist die Globalstrahlungsintensität auf die geneigte Fläche (üblich in W/m2), Q N die Nutzwärmeleistung, τ der Transmis- sionskoeffizient der Deckscheibe, α der Absorptionskoeffizient der Absorberwand, ϑU die Umgebungstemperatur und AK ist die Kollektorfläche. Es wird in der Regel mit einem "isothermen" Kollektormodell gerechnet, d.h. die Temperaturdifferenz ∆ϑK zwischen Kollektoreintritt und -austritt liegt zwischen 2 und 4°C. Die Nutzwärmeleistung, die an einem Solarkollektor abgegriffen werden kann, beträgt: Q N = ατG G,g A K − Q V = ατG G,g A K − ξ m A K(ϑ A − ϑ U ) Dabei ist Q V die Verlustwärmeleistung, ξm der mittlere Wärmeübergangskoeffizient, ϑA die Temperatur der Absorberwand, die geringfügig höher als die Austrittstemperatur des Kollektorfluids ist. η0 = ατ heißt Konversionsfaktor. Der Kollektorwirkungsgrad ist definiert als: η = Q N ξ (ϑ − ϑ U ) ξ (ϑ − ϑ U ) = ατ − m A = η0 − m A G G,g A K G G,g G G,g Meßergebnisse des Wirkungsgrades an realen Kollektoren µ: Schwarznickel ∇: Schwarzlack Schema einer solaren Warmwasserbereitungsanlage Der Regler stellt den Massenstrom durch den Kollektor nach der Temperaturdifferenz zwischen Kollektorausgang und Speicherausgang ein. Zwischen Speicher und Warmwasserwärmetauscher ist ein Zwischenkreis geschaltet, damit die Zusatzheizung nur ein kleines Volumen aufzuheizen hat. Schema einer Thermosiphonanlage. Durch den Dichteunterschied zwischen Kollektoreingang und Kollektorausgang wird ein konvektiver Massenstrom des Arbeitsfluids erzeugt. Solche Anlagen sind bis zu einer Kollektorfläche von 10 m2 geeignet. Sie reagieren allerdings etwas träge auf Änderungen der solaren Einstrahlung. Zur Funktion einer Thermosiphonanlage: Der Volumenstrom durch ein Rohrleitungssystem der Gesamtlänge L ist nach dem Hagen-Poiseuilleschen Gesetz: πR 4 V = ∆p 8ηd L ∆p = Hg(ρ0 − ρ1) mit R ist dabei der Rohrradius, ηd die dynamische Zähigkeit. Im typischen Temperaturbereich von 15 bis 60°C ist die Dichteänderung proportional zu ∆Tk = T1 - T0: ρ0 − ρ1 = βρ0 ∆TK ; Also wird πR 4Hg V = βρ0 ∆TK 8ηd L β ist der Volumenausdehnungskoeffizient des Arbeitsfluids. Unter Annahme einer nur sehr geringen Dichteänderung ergibt sich der Massenstrom als: π R 4Hg βρ 20 ∆ TK m ≈ V ρ 0 = 8η d L (Thermosiphoneffekt) Andererseits gilt für die Nutzwärmeleistung: ηG G,g A K K ∆ TK ; Q N = ηG G,g A K = mc Also ist: m = c K ∆ TK (Gl.1) (Gl.2) Darin ist η der Kollektorwirkungsgrad und ck die spezifische Wärmekapazität des Kollektorfluids. Wegen des Thermosiphon-Effekts steigt der Massenstrom mit zunehmender Temperaturdifferenz. Steigender Massenstrom bewirkt aber im Kollektor ein Absinken der Temperaturdifferenz. Der Arbeitspunkt ist der Schnittpunkt beider Linien. Elimination von ∆Tk aus den Gleichungen (1) und (2) ergibt: m = R 2ρ 0 2 π HgβηG G,g A K 2η d Lc K ; Also gilt: m ∝ G G,g Der Massenstrom paßt sich also der Globalstrahlung an. Gesamtbewertung von solaren Warmwasserbereitern: Die Kostenanalyse eines Systems zur solaren Warmwasserbereitungmuß folgende Kostenelemente berücksichtigen: Einmalig: • Kollektorkosten • Wärmespeicherkosten • Kosten für Armaturen und Rohrleitungen • Kosten für Struktur und Dichtung • Reglerkosten • Installationskosten Laufend: • Betriebskosten • Kosten der Zusatzheizung • Abschreibung Die Gesamtkosten steigen stärker als proportional zur Kollektorfläche vor allem wegen der Wärmespeicherkosten und der Kosten für Struktur und Dichtung. Deshalb ergibt eine Gesamtkostenbilanz ein Minimum bei relativ kleinen Kollektorflächen. In der Abbildung werden Thermosiphonund Pumpenanlagen mit einem elektrischen Durchlauferhitzer verglichen. Es ist dabei sowohl für die Zusatzheizung als auch für den Durchlauferhitzer ein Strompreis von 0,15 €/kWh zugrunde gelegt. Typische Anlagendaten: • Warmwasserbedarf pro Tag 200 l • erforderliche Leistung 1,2 kW • Kollektorfläche 5 m2 • Speichervolumen 250 l • Zapftemperatur 45°C • Zulauftemperatur 12°C • Über das Jahr gemittelte solare Deckungsrate ca. 60 %