Das Wort „Schule“ bedeutet ursprünglich „freie Zeit“, „Müßiggang, Nichtstun“. Was haben diese Begrifflichkeiten in unserer Zeit noch mit Schule gemeinsam, … da doch Schulangst in deutschen Schulen weit verbreitet ist? § Viele Kinder und Jugendliche fürchten sich vor dem Unterricht, können nachts nicht schlafen, werden manchmal sogar richtig krank. Und auch die Leistungen leiden. § Zittern, Schweißausbrüche, Bauchweh, Kreislaufattacken oder Herzrhythmusstörungen oder Ohnmachtsanfälle § Experten schätzen, dass zwischen 600 000 und 1,2 Millionen der derzeit zwölf Millionen Schüler an einer ausgeprägten Form von Schulangst leiden. § Sie weigern sich, morgens den Weg in die verhasste Institution anzutreten, oder sie quälen sich in den Klassenraum, würgen zu Stundenbeginn Brechreiz nieder, können vor Kopfschmerzen dem Unterricht kaum folgen. § …. verstärkt mit Angststörungen zu tun, „mit tragischen Fällen einer intellektuellen Überforderung und auch mit Kindern, die dem rauen Konkurrenzklima nicht mehr gewachsen sind“ § Die Angst packt gerade fleißige, leistungswillige und feinfühlige Kinder, wohlerzogen, mit guten Manieren. § Mehr Jungen als Mädchen sind betroffen, darunter auffallend viele Einzelkinder. § Schnell gelten Kinder im Umfeld und selbst in der eigenen Familie trotz ihres steten Bemühens als Drückeberger, Simulanten, Trantüten oder Feiglinge. § Was wirklich in ihnen vorgeht, ahnt selten jemand. Die Kinder und Jugendlichen schweigen; ihre Seele verdrängt die Angst, der Körper reagiert. § Als Ursachen für die wachsende Zahl verzweifelter Schüler werden Leistungsdruck, Mobbing durch Mitschüler, unsensible Lehrer – und ehrgeizige oder übertrieben fürsorgliche Eltern genannt. § Aus: Schulangst: Schreck lass nach aus Focus- Schule Autorin Barbara Czermak § http://www.focus.de/familie/schule/psychologie/schreck-lass-nach- schulangst_id_2487246.html § Durch eine Umfrage wollten wir herausfinden, wie es unseren Schülern an der Schillerschule damit geht. Ob sie sich bei uns wohlfühlen, was wir/ die Lehrer besser machen können und ob wir/ sie „eine gute Zeit“ an der Schule verbringen. § Ergebnisse der Umfrage, Schlussfolgerungen und konkrete, resultierende Handlungsschritte wollen wir heute vorstellen. § Was sind Ängste? § Angst und kognitive Leistung § AFS= Angstfragebogen für Schüler § Itemwerte § Auswertungsergebnisse der Friedrich- Schiller- Schule § Einschätzung der Ängste durch die Lehrer § Ausblick (Maßnahmen, Handlungsschritte) § 1. Generelle Angst: - Jemand kann ein ängstlicher Mensch sein, in dem Sinne, dass er eine starke Neigung zu Angstgefühlen besitzt- unabhängig vom jeweiligen angsterzeugenden Reiz. § 2. Situationsspefizische Angst: - Jemand kann ein ängstlicher Mensch sein, indem er Angst lediglich in einer bestimmten Situation und zwar in Abhängigkeit von der Quantität und Qualität äußerer Reize erlebt. Angst als sekundärer Trieb mit leistungsfördernder und leistungshemmender Wirkung: - A) Antrieb zur Lösung der Aufgabe mit ausschließlich Aufgaben orientierten Reaktionen - B) Angst mit personenzentrierten (Aufgaben irrelevanten) Reaktionen, die sich in Hilflosigkeit, Minderwertigkeitsgefühlen, Bestrafungsantizipation, somatischen Reaktionen usf. äußern und somit die Lösung der Aufgabe erschweren oder gar verhindern. - C) Angst als Motiv, Versagen zu vermeiden - das Motiv, nach Erfolg zu streben, mit positiven Vorzeichen - das Motiv, Versagen zu vermieden, mit negativen Vorzeichen § A) Allgemeine Beziehung zwischen Angst und Leistung: Wechselwirkung zwischen Angst und Leistung in dem Sinne, dass ein höheres Maß an Ängstlichkeit bei leichten Aufgaben (z.B. klassische Konditionierung) zu besseren Leistungen bzw. schwere Aufgaben (z.B. Problemlösen) zu schlechteren Leistungen führen. Wechselwirkung zwischen Ausmaß der Angst und der Lernform ist abhängig von der jeweiligen Aufgabenschwierigkeit/- komplexität innerhalb einer bestimmten Lernart. Moderator- Variablen: Bekräftigung einer Leistung, die Art der Instruktion, die zur Verfügung stehende Zeit, verschiedene Persönlichkeitsvariablen. (Anmerkung: Leistungsstandmessung beim AFS wurde ausnahmslos zu einem konkreten Zeitpunkt durchgeführt- nicht dagegen der Leistungszuwachs! Daher Forschungsziel Nr. 2: Untersuchungen, die eine Messung des Zusammenhangs von Angst und Lernleistung im Sinne von Übungs- oder Lerngewinn zulassen.) § B) Angst und Intelligenzleistungen: Negativer Zusammenhang zwischen Angst und Intelligenzleistungen Moderator- Variablen: erreichtes Niveau der Intelligenzleistung (im Test Feldhusen/ Klausmeier wurden die Angstwerte von Kindern nachgewiesenbei unterdurchschnittlicher Intelligenz mehr Angstitems bejaht) Einfluss der Schuljahrzugehörigkeit (kontinuierliche Zunahme der Beziehung zw. Angst und Intelligenzleistung) Veränderung im Testangstniveau auch mit IQ- Veränderungen (1. Klasse/ sehr ängstlich- in der 5. Klasse weniger ängstlich- mit größerem IQanstieg als umgekehrt proportional) Einfluss der Zeit/ Reaktionszeit § C) Angst und Schulleistung: Negative Beziehung zwischen Angst und Schulleistung Moderator- Variablen: Klassenzugehörigkeit, Alters- und Geschlechtsunterschiede, Schulfächer, Art der Angstskalen Verschiedene Tests erbrachten unterschiedliche Ergebnisse und Interpretationen Sarason (1964)= Zusammenhang zw. Angst und Leistung in den unteren Klassen ist weniger intensiv als in oberen Klassen (evt. Grund: zunehm. Leistungsanforderung) Nickel/ Schlüter (1973): umgekehrt proportional (evt. Grund: mit zunehmenden Alter Verlagerung der Interessen in höheren Klassen auf außerschulische Dinge) Gärtner- Harnach (1972): signifikant höhere Angstwerte bei Mädchen (Begründung: Angstfragen besitzen einen unterschiedlichen Aufforderungscharakter für Ju/ Mä) …. Weitere s. Handanweisung AFS S.16 Einsatzbereich § 9 bis 18 Jahre (4. bis 12. Schulklasse). § Einzel- und Gruppensetting. § Verwendung zur Erfassung des Ausmaßes der Angstatmosphäre in Schulklassen und als Material für Selbsterfahrungsgruppen, zur individuellen Diagnostik, Therapiekontrolle sowie als Forschungsinstrument zur Erfassung der Angstkomponenten in psychologischen, soziologischen und pädagogischen Untersuchungen. Der AFS ist ein mehrfaktorieller Fragebogen, der die ängstlichen und unlustvollen Erfahrungen von Schülerinnen und Schülern unter drei Aspekten erfasst: Prüfungsangst (PA), allgemeine (manifeste) Angst (MA) und Schulunlust (SU). Ferner enthält der AFS eine Skala zur Erfassung der Tendenz von Schülerinnen und Schülern, sich angepasst und sozial erwünscht darzustellen (SE). Der AFS ist seit vielen Jahren in der schulpsychologischen und klinischen Praxis fest etabliert. Das Verfahren wurde im Jahre 2015 neu normiert. Dabei wurde der Einsatzbereich verändert. Er reicht nun von der 4. bis zur 12. Schulklasse (statt von der 3. bis zur 10. Schulklasse). Der Altersbereich wurde erweitert und reicht nun von 9 bis 18 Jahren (statt von 9 bis 16/17 Jahren). Im Unterschied zur sechsten Auflage fallen die Einschätzskalen zur Fremdbeurteilung durch Lehrkräfte weg. § Die Normierungsstichprobe umfasst Daten von über 2.300 Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen 4 bis 12 (inkl. Grundschulen, Haupt- und Realschulen, Gymnasien, Förder-/Erziehungshilfeschulen sowie Berufsschulen) aus mehreren Bundesländern (Niedersachsen, Sachsen, Bremen, Berlin, NordrheinWestfalen und Hessen). Es werden T- und Prozentrangwerte berichtet. Allgemeine Angstsymptome • Furchtsamkeit, Herzklopfen, Nervosität • Reduziertes Selbstvertrauen • Gefühle der Unzulänglichkeit und Hilflosigkeit in Prüfungssituationen • Ängste vor Leistungsversagen • Innere Abwehr gegen Schule • Motivationsabfall gegenüber unterrichtlichen Gegenständen • Ängstlichkeit von der erwünschten sozialen Norm abzuweichen („Ich lüge nie“) • Neigung zur Verstellung § Die Skala Prüfungsangst erfasst mit 15 (14) Items Gefühle der Unzulänglichkeit sowie Hilflosigkeit in schulischen Prüfungssituationen und Ängste vor einem Leistungsversagen, welche vielfach mit vegetativen Reaktionen verbunden sind. Auf ein Item wurde aufgrund mangelnder Augenscheinvalidität verzichtet und, um den Fragebogen nicht unnötig zu verlängern. Fünf Items wurden in ihrem Wortlaut minimal verändert, um sie dem gegenwärtigen Sprachgebrauch anzupassen. § Die Skala Manifeste Angst erfasst die situationsübergreifende und überdauernde Tendenz von SchülerInnen, mit Angst zu reagieren, sowie allgemeine Angstsymptome wie Herzklopfen, Nervosität, Einschlaf- und Konzentrationsstörungen, Furchtsamkeit und reduziertes Selbstvertrauen. Für die Befragung wurden 13 von 15 Items der Skala genutzt. Zwei Items („Manchmal wünschte ich, dass mich keiner kennt“; „Manchmal ist mir ganz wirr im Kopf“) wurden aufgrund mangelnder Augenscheinvalidität ausgelassen und, um den Fragebogen nicht unnötig zu verlängern. § Die Skala Schulunlust erfasst mit 10 (8) Items die innere Abwehr von Kindern und Jugendlichen gegen die Schule und einen durch unlustvolle Erfahrungen bewirkten Motivationsabfall gegenüber Unterrichtsinhalten. Zwei Items wurden aufgrund mangelnder Augenscheinvalidität in der Studie nicht verwendet und, um den Fragebogen nicht unnötig zu verlängern („Wenn der Lehrer jemand nach vorn zur Tafel rufen will, denke ich meistens: Hoffentlich nimmt er mich nicht“; „Meistens ist es etwas ungerecht, dass gerade ich ausgeschimpft werde“). Die Skala besitzt drei negativ formulierte Items, welche vor der Skalenanalyse umcodiert wurden. § Die Skala Soziale Erwünschtheit erfasst mit 10 (8) Items die Tendenz, mit dem eigenen (Antwort-) Verhalten nicht von der erwünschten sozialen Norm abzuweichen und damit anderen Personen, z. B. einem Fragesteller, gegenüber einen möglichst günstigen Eindruck zu vermitteln. In hohen Werten auf dieser Skala kommt zudem eine erhöhte Tendenz zur Verstellung zum Ausdruck. Für die Studie wurden 8 der 10 Items verwendet. Um den Fragebogen nicht unnötig zu verlängern, wurde das Item „Ich bin immer nett zu anderen“ weggelassen, weil es inhaltlich dem Item „Ich bin zu allen stets freundlich“ sehr ähnelte. Außerdem wurde auf ein weiteres Item („Ich bin immer sehr artig“) verzichtet, da es dem gegenwärtigen Sprachge-brauch von Jugendlichen nicht angemessen erschien. § Rohwert- Tabelle § Durchschnitts- und Vergleichswerte § Angststudie Gruppenarbeit mit anschließender Feedbackrunde: § Rückmeldung an die Teams- Schlussfolgerungen für das eigene Lehrerhandeln § Rückmeldung der Klassensprecher an die Schüler der Klassen unter der Fragestellung „Was sind die Faktoren, die einen erhöhten Wert der …. begünstigen?“ „Was wünschen wir uns in Zukunft?“ § Vergleichsstudie an einer anderen Schule durchführen (z.B. in Form einer Seminarfacharbeit) § Studie hinsichtlich einer Vergleichbarkeit aufgrund einer anderen Schülergeneration (Test ist schon sehr alt) hinterfragen § Weitere Umfragen folgen lassen, z.B Classroom Management, Lehrerinnengerechtigkeit …. § Die Skala LehrerInnengerechtigkeit (LG) besteht aus zehn Items und erfasst die Einschätzung des Verhaltens von LehrerInnen bezüglich Gerechtigkeit aus Sicht der SchülerInnen. Die Skala besitzt sieben negativ formulierte Items, welche vor der Skalenanalyse umcodiert wurden. Instruktion: § Für die folgenden Aussagen stehen dir jeweils sechs Antwortmöglichkeiten zur Verfügung. Wird nach deiner Zustimmung zu einer Aussage gefragt, kannst du eine Antwort von 1 = „stimmt überhaupt nicht“ bis 6 = „stimmt genau“ geben. Wird nach Häufigkeiten ge-fragt, bedeuten die Antworten 1 = „nie“ bis 6 = „sehr oft“. Das wird aber im Fragebogen im-mer noch einmal erklärt. Bitte kreuze jeweils diejenige Antwortalternative an, die deiner Mei-nung am besten entspricht! Es gibt keine „richtigen“ oder „falschen“ Antworten, nur deine persönliche Meinung zählt. Antworte möglichst spontan, ohne allzu lange über eine Aussage nachzudenken! Entscheide dich immer für eine Antwort, auch wenn dir das einmal schwer fällt! 1. Meine LehrerInnen behandeln mich im Großen und Ganzen gerecht. 2. Oft bekomme ich meine Noten mehr nach meinem Betragen als nach meiner Leistung. (R) 3. Meine LehrerInnen verhalten sich mir gegenüber oft unfair. (R) 4. Mir geschieht durch meine LehrerInnen oft Unrecht. (R) 5. Bei wichtigen Entscheidungen meiner LehrerInnen widerfährt mir zumeist Gerechtigkeit. 6. Meine LehrerInnen bewerten mich häufig ungerecht. (R) 7. Von meinen LehrerInnen werde ich oft ungerecht behandelt. (R) 8. Oft spielt es bei meinen Noten eine Rolle, wie sympathisch ich meinen LehrerInnen bin. (R) 9. Manchmal versuchen meine LehrerInnen, mich bei Prüfungen hereinzulegen. (R) 10. Im Großen und Ganzen verdiene ich meine Noten. § Das Instrument Classroom Management (CM) enthält insgesamt 15 Items und erfasst das von SchülerInnen wahrgenommene Verhalten ihrer LehrerInnen ihnen gegenüber. Es besteht aus den vier Subskalen Zuwendung, Unterrichten, Aufsicht und Eingreifen, welche drei bis vier Items umfassen. Instruktion: § Für die folgenden Aussagen stehen dir jeweils sechs Antwortmöglichkeiten zur Verfügung. Wird nach deiner Zustimmung zu einer Aussage gefragt, kannst du eine Antwort von 1 = „stimmt überhaupt nicht“ bis 6 = „stimmt genau“ geben. Wird nach Häufigkeiten ge-fragt, bedeuten die Antworten 1 = „nie“ bis 6 = „sehr oft“. Das wird aber im Fragebogen im-mer noch einmal erklärt. Bitte kreuze jeweils diejenige Antwortalternative an, die deiner Mei-nung am besten entspricht! Es gibt keine „richtigen“ oder „falschen“ Antworten, nur deine persönliche Meinung zählt. Antworte möglichst spontan, ohne allzu lange über eine Aussage nachzudenken! Entscheide dich immer für eine Antwort, auch wenn dir das einmal schwer fällt! § 1. Meine LehrerInnen sind gute Freunde von mir. § 2. Meine LehrerInnen wissen, wofür ich mich interessiere und was ich in meiner Freizeit mache. § 3. Wenn ich irgendein Problem habe, sind meine LehrerInnen immer bereit, mir zu helfen. § 4. Ich denke, dass sich meine LehrerInnen für mich interessieren. § 5. Bei Gruppenarbeiten können meine LehrerInnen gut erklären. § 6. Meine LehrerInnen sind gut darin, die ganze Klasse zu unterrichten. § 7. Wenn wir einzeln arbeiten, können meine LehrerInnen gut erklären. § 8. Wenn wir mit einer neuen Arbeit anfangen, können meine LehrerInnen gut erklären. § 9. Unsere LehrerInnen achten darauf, dass wir unsere Hausaufgaben ordentlich erledigen. § 10. Unsere LehrerInnen sorgen dafür, dass wir im Unterricht unser Bestes geben. § 11. Unsere LehrerInnen sorgen dafür, dass wir uns im Unterricht benehmen. § 12. Unsere LehrerInnen stellen sicher, dass wir uns in den Pausen benehmen. § 13. Wenn SchülerInnen den Unterricht stören, gehen meine LehrerInnen gut damit um. § 14. Wenn SchülerInnen andere schikanieren, gehen meine LehrerInnen gut damit um. § 15. Wenn meine LehrerInnen Mobbing und Drangsalierungen unter den SchülerInnen bemerken