Beschreibung von ergotherapeutischen Therapiemaßnahmen an der Astrid-Lindgren-Schule Definition „Ergotherapie“ Ergotherapie unterstützt und begleitet Menschen jeden Alters, die in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Einschränkung bedroht sind. Ziel ist, sie bei der Durchführung für sie bedeutungsvoller Betätigungen in den Bereichen Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit in ihrer persönlichen Umwelt zu stärken. Hierbei dienen spezifische Aktivitäten, Umweltanpassung und Beratung dazu, dem Menschen Handlungsfähigkeit im Alltag, gesellschaftliche Teilhabe und eine Verbesserung seiner Lebensqualität zu ermöglichen. (Deutscher Verband der ErgotherapeutInnen e.V. 08/2007) Therapieverlauf 1. Meldung der SchülerInnen durch die Klassenleitung 2. Durchführung der Befunderhebung Information durch LehrerInnen, Eltern, Erziehende und Berichte 3. Festlegung individueller Therapieziele 4. Durchführung der ergotherapeutischen Maßnahmen MMaßnahmen MMaßnahme Maßnahmen 6. Beratung und Austausch mit den SchülerInnen, den LehrerInnen, den Eltern und den Erziehenden 5.Verlaufsdokumentation Zu 1: SchülerInnen können von der Klassenleitung bei der Schulleitung je nach Notwendigkeit zu den verschiedenen Therapieangeboten der ALS gemeldet werden. zu 2: Nach der Weitergabe der Meldung der Schulleitung an die Therapeutin erfolgt die Befunderhebung . Sie ist die Voraussetzung, um die Behandlungsnotwendigkeit zu überprüfen, Behandlungsziele zu definieren und eine individuelle Therapieplanung zu erstellen. Nina Scheurich, Ergotherapeutin 1 zu 3: Gemeinsam mit den SchülerInnen und im Austausch mit den LehrerInnen, Eltern und Erziehenden werden individuelle Therapieziele festgelegt. zu 4: Mit den Therapiezielen und einer Therapieplanung als Grundlage wird die Therapie durchgeführt, immer unter Berücksichtigung der Reaktion der SchülerInnen auf die jeweiligen Maßnahmen und möglicher Modifikationen derselben. Die Therapie kann je nach den individuellen Erfordernissen als Einzel-, Paar- oder Kleingruppentherapie durchgeführt werden. Diese findet entweder im Klassenverband oder in den speziell ausgestatten Therapieräumen statt. Die Vor- und Nachbereitung der Therapieeinheiten und des Therapiematerials ist für die Behandlung unabdingbar. zu 5: Die durchgeführten Maßnahmen, ihre Wirkung auf die SchülerInnen und ggf. Besonderheiten bei der Durchführung werden nach jeder Therapiestunde dokumentiert. Auf Wunsch erfolgt ein kurzer Therapiebericht. zu 6: Der Austausch mit den LehrerInnen, den Eltern und Erziehenden ist ein wichtiger Therapiebestandteil, um die Übungsschwerpunkte in den Schul- und Lebensalltag zu integrieren. Therapeutische Grundhaltung: In der Gestaltung von Therapiesituationen ist es mir wichtig, die SchülerInnen in ihrer Einzigartigkeit zu respektieren und wert zu schätzen. Ich bespreche Therapieziele mit den SchülerInnen in der ihnen möglichen Form und richte dabei den Fokus auf die Bereiche ihres Lebens, die ihnen Schwierigkeiten bereiten und wo sie sich mehr Handlungskompetenz wünschen. Dabei ist mein Blick ressourcen- und nicht defizitorientiert. Die therapeutischen Angebote versuche ich in altersadäquater Form so anzubieten, dass die SchülerInnen sich handelnd erleben und dabei Freude empfinden. Ich bemühe mich dabei um einen nahen Bezug der Therapieinhalte und –medien zum Lebensbezug und der individuellen Interessenslage, damit der Transfer in den Alltag gelingt. Mögliche Ziele: - Verbesserung der Wahrnehmungsverarbeitung je besser mein Gehirn in der Lage ist, dass, was ich über meine Sinne (Augen, Ohren, Haut, Mund, Nase), über die Position meines Körpers und aus meinem Körperinneren wahrnehme zu verarbeiten, desto genauer kann ich darauf reagieren. Mein Gehirn kann das Wahrgenommene verknüpfen und erst dadurch werden komplexe Vorgänge, wie z.B. Lesen, Schreiben, Rechnen usw. möglich. -Verbesserung der Gleichgewichtsreaktionen und der Tonusregulation: je besser meine Gleichgewichtsreaktionen sind, also je besser mein Körper auf Veränderungen der Körperpositionen reagieren kann, desto geschickter kann ich mich bewegen. Dazu ist es auch notwendig, dass meine Muskeln über den genau richtigen Anspannungszustand verfügen, der in der jeweiligen Situation angemessen ist. Vielfältige motorische Erfahrungen regen das Gehirn an, die angebotenen Reize immer besser zu verarbeiten. - Erarbeitung größtmöglicher Selbständigkeit bei der Selbstversorgung: Selbständigkeit bei der Nahrungsaufnahme und -zubereitung, Selbständigkeit bei der Körperpflege und beim An- und Ausziehen sind wichtige Bestandteile eines autonomen Lebens. Die Erarbeitung der motorischen Voraussetzungen, das Üben von Handlungsschritten oder die Auswahl und Erprobung benötigter Hilfsmittel können Bestandteil der Therapie sein. - Beratung bei der Gestaltung von Arbeitsplätzen, dem Einsatz von Medien und Materialien und der Versorgung mit Hilfsmitteln Wahrnehmungsgestörte Kinder und Kinder mit kognitiven oder körperlichen Einschränkungen bedürfen häufig besonderer Umfeldanpassungen, um ihre Ressourcen voll ausschöpfen zu können. Dies kann in der Ergotherapie in Zusammenarbeit mit LehrerInnen, Eltern, Erziehenden und anderen Institutionen erarbeitet und ausprobiert werden. Nina Scheurich, Ergotherapeutin 2 -Verbesserung der Bilateralintegration und Befundung der Händigkeit das sich ergänzende Zusammenspiel der beiden Gehirnhälften ist die Voraussetzung für das Ausführen komplexerer Tätigkeiten und es ist eine Voraussetzung zur Ausbildung einer sicheren Handdominanz, die besonders beim Schriftspracherwerb nötig ist. - Integration frühkindlicher persistierender Reflexe jeder frühkindliche Reflex hat eine bestimmte Aufgabe bei der Entwicklung des Menschen und bildet die Grundlage für spätere bewusst gesteuerte Fertigkeiten. Wenn die Reflexe ihre Aufgabe erfüllt haben, werden sie durch höhere Zentren im Gehirn gehemmt und kontrolliert. Das Vorhandensein der frühkindlichen Reflexe über das 1. Lebensjahr hinaus deutet auf eine Unterentwicklung des Zentralnervensystems hin. Dadurch können verschiedene Funktionsgebiete in ihrer Weiterentwicklung beeinträchtigt sein und das schulische Lernen behindern, z.B. die grobund feinmotorische Koordination, die sensorische Wahrnehmung, die Kognition und das Ausdrucksvermögen. - Verbesserung der Emotionsregulation, der Selbsteinschätzung und des Selbstbildes Situationsangemessenes Verhalten ist für SchülerInnen mit Problemen z.B. in der Steuerung ihres Erregungszustandes oder bei der Bewältigung von Frustration, Aggression, Angst usw. häufig nicht möglich. Die negativen Reaktionen der Umwelt können zu Problemen in der Selbsteinschätzung und des Selbstbildes führen. In der Therapie können neue Strategien und daraus resultierende Verhaltensänderungen erarbeitet werden. - Verbesserung des Aufgabenverständnisses, der Handlungsplanung, und der Handlungskompetenz - Verbesserung der Konzentration und Ausdauer Nina Scheurich, Ergotherapeutin 3