Postille Nummer 179 · Februar 2013 Postfach: 2754 · 32717 Detmold Telefon: 0 52 31 | 911 9 Telefax: 0 52 31 | 911 503 E-Mail: [email protected] Internet: www.cvua-owl.de Liebe Leserin, Leserin, lieber Leser, der Pathologie kommt im Rahmen der diagnostischen Untersuchungen eine Schlüsselfunktion zu. Hier können an Tierkörpern und Organen zu einem frühen Zeitpunkt bereits erste Befunde über Art und Schweregrad von geweblichen Veränderungen erhoben werden, auf deren Basis zielgerichtet weitere Untersuchungen eingeleitet werden können. Die Erkenntnisse der pathologischen Untersuchungen sind oft Grundlage für die weitere fachliche und rechtliche Beurteilung in den Bereichen Tierschutz, Tiergesundheit und Tierseuchenbekämpfung. In dieser wichtigen Untersuchungsdiziplin arbeitet seit kurzem bei uns als neue Pathologin Frau Dr. Maja Eydner; sie stellt sich Ihnen in dieser Postille vor und informiert Sie über neue Untersuchungsmöglichkeiten. Ferner informieren wir Sie über unsere Untersuchungen im vergangenen Jahr zur Schmallenberg-Virus-Infektion bei Wiederkäuern und zur Staupe bei Wildtieren. Nicht zuletzt möchte ich Sie zu unserem nächsten Detmolder Gespräch am Mittwoch, 20. März 2013, 2013, Beginn: 13.00 Uhr, Uhr einladen. Wir wollen mit Ihnen über aktuelle Themen des Tierschutzes sprechen (Programm anbei). Wir freuen uns auf Ihr Kommen! Ihr (Dr. Manfred Stolz) Dr. Maja Eydner neue Dezernentin der Pathologie und Parasitologie Im Oktober letzten Jahres wurde der Leiter der Pathologie, Dr. Wolfgang Thiel, nach langjähriger Arbeit am CVUA OWL in den Ruhestand verabschiedet. Als seine Nachfolgerin leite ich mittlerweile die Pathologie und möchte ich mich Ihnen kurz vorstellen. Von 2002 bis 2008 habe ich Tiermedizin an der Tierärztlichen Hochschule Hannover studiert, dabei hat mich die Pathologie schon immer fasziniert. Nach dem Studium habe ich bis 2011 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Pathologie in Kooperation mit dem Fraunhofer Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin über die Auswirkungen der Inhalation von Titandioxid-Nanopartikeln auf die Rattenlunge Postille Nr. 179· Februar 2013 Seite 2 von 6 (Schwerpunkt Pathologie der Lunge und Elektronenmikroskopie) promoviert. Während dieser Zeit habe ich mich parallel zur Fachtierärztin für Pathologie weitergebildet. Dies schließt unter anderem das Durchführen von Sektionen und histologischen Untersuchungen, Fortbildungen und die studentische Lehre ein. Die fünfjährige Weiterbildung wird in diesem Jahr abgeschlossen. Während der Jahre in Hannover habe ich verschiedene Artikel publiziert; auch meine Dissertation ist als Buch erschienen (ISBN: 9783863450496). Über die Ergebnisse meiner Arbeit habe ich einen englischsprachigen Artikel in einem internationalen Fachmagazin über Inhalationstoxikologie veröffentlicht (Eydner et al., Inhalation Toxicology 2012, Vol. 24, No. 9). Außerdem hatte ich die Gelegenheit, u.a. immunhistochemische Untersuchungen an einem interessanten Hauttumor einer Vielzitzenmaus durchführen zu können und diese ebenfalls in englischer Sprache zu publizieren (Eydner et al., Journal of Veterinary Diagnostic Investigation 2012, Vol. 24, No. 4). Neuerungen in der Pathologie Die zur Tiersektion gehörenden, weiterführenden Untersuchungen wurden intensiviert, d.h. es werden mehr Organe histologisch und ggf. virologisch/mikrobiologisch untersucht. Außerdem wird nun Probenmaterial über einen festen Zeitraum asserviert (sofern genug vorhanden), um auch nach der Sektion noch weiterführende Untersuchungen einleiten zu können. Die Paraffinblöcke und Histologie-Schnitte werden Anfang 2013 mindestens 2 Jahre lang aufbewahrt, ggf. länger. Für die Sektion von Katzen wurde ein kombinierter Test auf felines Immundefizienzvirus (FIV) und felines Leukämievirus (FeLV) etabliert, der sehr gut auch an Flüssigkeiten von toten Tieren funktioniert. Dieser wird zur Zeit im Rahmen der Qualitätssicherung verifiziert. Es wurden neue, histochemische Spezialfärbungen etabliert, wie beispielsweise die Toluidinblau-Färbung. Diese macht die Granula von Mastzellen sichtbar und erleichtert so die Diagnostizierung von Mastzelltumoren, welche recht häufig bei Katzen und Hunden auftreten. Außerdem ist ein Test für die Messung des Harnstoffwertes im Augenkammerwasser verfügbar. Dies ist insbesondere relevant, um mögliche klinische Auswirkungen (bei Tieren, die nicht vor ihrem Tod einem praktizierenden Kollegen vorgestellt wurden) von Nierenveränderungen abschätzen zu können. Da die Harnstoffwerte im Augenkammerwasser weitestgehend mit denen im Plasma übereinstimmen, kann so eine Präurämie oder Urämie festgestellt werden. Ein Test (ELISA) auf Clostridien-Endotoxine befindet sich derzeit in der Testphase. Bisher konnten mikrobiologisch zwar Clostridien isoliert werden, allerdings war ein Toxinnachweis nicht möglich. Diese Bakterien können, wenn sie Toxine produzieren, eine Toxinämie verursachen und zum Tod des Tieres führen. Allerdings können Clostridien auch im Darmtrakt von gesunden Tieren auftreten, somit ist der Nachweis von Toxinen für die Interpretation der mikrobiologischen Befunde von enormer Bedeutung. Für die Befunddokumentation, v.a. auch in gerichtlichen Fällen und für wissenschaftliche Veröffentlichungen, wurde eine digitale Vollformat-Spiegelreflexkamera angeschafft, die am vorhandenen Stativ- und Lichtsystem installiert wurde. Diese ist vollständig Postille Nr. 179· Februar 2013 Seite 3 von 6 computergesteuert und liefert qualitativ hochwertige, digitale Makroaufnahmen. Für Fotos histologischer Präparate ist ebenfalls eine digitale Kamera vorhanden. Auf Anfrage können diese Bilder auch Kolleginnen und Kollegen der Praxis zur Verfügung gestellt werden. In Zukunft ist die Etablierung weiterer immunhistochemischer Methoden beispielsweise zum Nachweis unterschiedlicher Erreger oder der Differenzierung von Tumoren geplant. Dabei steht insbesondere der Nachweis von Mykoplasmen-Infektionen im Vordergrund. Auch die Etablierung neuer PCRs, v.a. im Bereich der Parasitologie, soll ebenfalls einen neuen Schwerpunkt darstellen. Selbstverständlich bieten wir weiterhin unser gesamtes Leistungsspektrum von der Sektion über histologische Untersuchungen von Organen bzw. Tumoren, Biopsien und Zytologien sowie parasitologische, virologische und mikrobiologische Untersuchungen an. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit mit den praktizierenden Kolleginnen und Kollegen sowie den Amtstierärztinnen und –tierärzten! Dr. Maja Eydner Für Rückfragen oder andere Anliegen bin ich telefonisch oder per Email erreichbar unter 05231/911 600 bzw. [email protected] 2012: Untersuchungen Untersuchungen auf SchmallenbergSchmallenberg-VirusVirus-Infektionen und Staupe Das beherrschende Krankheitsgeschehen im letzten Jahr war die SchmallenbergSchmallenberg-Virus (SBV)(SBV)-Infektion bei den Wiederkäuern. Dabei handelt es sich um ein Virus aus der Simbu-Serogruppe des Genus Orthobunyavirus, welches u.a mit dem Akabane-Virus verwandt ist. Diese Virusgruppe trat zuvor nur in Asien, Afrika und Australien auf. Das SBV wurde erstmals im November 2011 identifiziert und ist nach dem Ort „Schmallenberg“ im Hochsauerlandkreis benannt. Es wird überwiegend durch blutsaugende Mücken (Gnitzen) übertragen. Das Virus konnte u.a. in Deutschland, Belgien und Norwegen in diesen Gnitzen nachgewiesen werden. Die Krankheit ist mittlerweile in fast ganz Europa verbreitet; Krankheitsfälle sind in den Niederlanden, Belgien, Großbritannien, Frankreich, Italien, Luxemburg, Spanien, Dänemark, Schweiz, Postille Nr. 179· Februar 2013 Seite 4 von 6 Irland und der Tschechischen Republik aufgetreten. Antikörper gegen das Virus wurden bei Wiederkäuern in Österreich, Polen, Schweden, Finnland und Norwegen festgestellt. Vor kurzem wurde das SBV auch im Sperma von Bullen nachgewiesen, so dass eine Übertragung beim Deckakt möglich scheint. Eine Infektion führt bei erwachsenen Tieren nur zu milden Symptomen wie Milchrückgang, Durchfall oder leichtem Fieber. Werden allerdings trächtige Tiere infiziert, so kommt es (je nach Infektionszeitpunkt) zu Frühgeburten oder Missbildungen der Feten. Zu den typischen Veränderungen zählen Verkrümmung der Gliedmaßen (Arthrogrypose) bzw. der Wirbelsäule (v.a. Skoliose), ausgeprägte Muskelatrophie sowie Gehirnmissbildungen. Bei letzteren überwiegen die Unterentwicklung des Kleinhirns, seltener des Großhirns, oder des Rückenmarks. Auch eine Erweiterung der liquorgefüllten Hohlräume im Gehirn tritt häufig auf. Eine Infektion verläuft bei Schafen mit gravierenderen Folgen als bei Rindern. Die Missbildungen führen bei den Muttertieren zu Geburtsbehinderungen und Todesfällen. Nach jetzigem Stand der Dinge ist das SBV kein Zoonoseerreger, stellt somit keine Gefahr für den Menschen dar. Mit der Änderung der Verordnung über meldepflichtige Tierkrankheiten wurde im März 2012 eine Meldepflicht für SBV-Infektionen eingeführt. Dies hat zur Folge, dass die Untersuchungseinrichtungen positive Fälle melden müssen, was einen besseren Überblick über Infektionszahlen und die Ausbreitung der Erkrankung ermöglicht. Die Infektion ist in ganz Deutschland nachgewiesen worden, wobei der Schwerpunkt in NRW liegt (554 Bestände betroffen; gesamt 2069 Bestände in ganz Deutschland). Der Nachweis von SBV-Genom erfolgt durch molekularbiologische Untersuchungen (PCR) aus Organen des Fetus, v.a. aus dem Gehirn. Aus Blut von adulten Tieren ist der Nachweis nur während der Phase mit klinischen Symptomen (zum Zeitpunkt der Virämie) möglich, welche etwa ein bis fünf Tage beträgt. Auch kann bei adulten Tieren bestimmt werden, ob Antikörper im Blut vorhanden sind. Diese geben allerdings keinen Aufschluss über den Zeitpunkt der Infektion bzw. lassen keine Aussage darüber zu, ob bestehende Symptome bei adulten Tieren auf eine SBV-Infektion zurückzuführen sind. SBV-Fälle im CVUA OWL in 2012 Im CVUA OWL wurden im Jahr 2012 insgesamt 203 Schafe und Ziegen und 161 Rinder seziert. In diesen Zahlen enthalten sind 173 Feten oder Lämmer bzw. 123 Feten oder Kälber bis zu einem Alter von 12 Wochen. Davon wiesen 79 kleine Wiederkäuer und 30 Rinder Missbildungen am Bewegungsapparat auf. Die Hauptbefunde stellten Verkrümmungen der Gliedmaßen, meist in Beugehaltung, und eine nur schwach ausgeprägte Muskulatur dar. Die meisten der kleinen Wiederkäuer zeigten außerdem Gehirnmissbildungen (76 Tiere), bei den Rindern waren es lediglich 18 Tiere. Bemerkenswert ist, dass Gehirnmissbildungen in der Regel zusammen mit Missbildungen des Bewegungsapparates auftraten, nie allein. Postille Nr. 179· Februar 2013 Seite 5 von 6 Bei der virologischen Untersuchung wurde bei den meisten der missgebildeten Tiere das SBV nachgewiesen. In wenigen Einzelfällen traten Missbildungen auf, die vom pathologischen Bild typisch für eine SBV-Infektion waren, bei denen aber kein Virus nachgewiesen werden konnte. Andererseits wurde bei einer geringen Anzahl von Tieren (4 kleine Wiederkäuer/ 1 Rind), die keinerlei Missbildung aufwiesen, das SBV nachgewiesen. Insgesamt untersuchte Tiere davon Feten/Lämmer/Rinder bis 12 Wo. SBV untersucht SBV nicht untersucht SBV positiv (PCR) SBV negativ (PCR) SBV Verdacht (Missbildung, PCR neg.) Missbildung(en) Bewegungsapparat Missbildung(en) Gehirn SBV positiv (PCR) ohne Missbildung Rind Schaf/Ziege 161 203 123 173 99 156 24 22 32 83 68 73 12 4 30 79 18 76 1 4 Ein weiteres, vor allem von den Medien aufgegriffenes Thema war die Staupeinfektion bei Wildtieren. Wildtieren Wir haben schon 2005 im Jahresbericht über das Auftreten von Staupe bei Mardern und Füchsen berichtet; damals handelte es sich noch um Einzelfälle. Im letzten Jahr wurden auf Wunsch von Veterinärämtern häufiger Füchse, Waschbären, Marder und Dachse auf Staupe untersucht. Insgesamt wurden 48 Staupefälle, davon 30 Füchse, 9 Waschbären, 7 Marder und Iltisse sowie zwei Dachse, gefunden. Wahrscheinlich wird die Zahl in diesem Jahr noch ansteigen, da wir schon jetzt 7 Tiere mit Staupenachweis haben, davon 4 Waschbären. Im Allgemeinen dominieren bei den Wildtierbefunden die Parasitennachweise (55 Befunde). Vor allem bei Rehen treten Rachendassellarven, Magen-Darm-Nematoden oder Lungenwurmbefall häufig auf (16 Nachweise in 32 untersuchten Rehen). Bei Wildkaninchen sind häufiger Kokzidien, aber auch Nematoden und Bandwürmer festzustellen (6 von 10 untersuchten Tieren). RHD konnte noch bei 6 Tieren nachgewiesen werden; ist also immer noch in der Wildkaninchenpopulation verbreitet. (Dr. Blahak / Dr. Eydner) Postille Nr. 179· Februar 2013 Seite 6 von 6 51. Detmolder Gespräch Aktuelle Themen des Tierschutzes Themen und Referenten: Zootechnische Eingriffe bei Nutztieren Prof. Dr. Friedhelm Jaeger Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz NRW, Düsseldorf Die neue Tierschutzschlachtverordnung Dr. Simone Schöning Kreis Gütersloh, Gütersloh Tierschutzgerechte Haltung von Exoten/Reptilien Dr. Silvia Blahak Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt OWL, Detmold Tierschutzförderprogramm des Landes: Tierheime, Katzenkastrationen Dr. Marita Langewische Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz, Recklinghausen Moderation: Dr. Manfred Stolz, Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Ostwestfalen-Lippe Termin: Mittwoch, 20. März 2013, 13.00 – 17.00 Uhr Ort: Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Ostwestfalen-Lippe Industriegebiet West, Westerfeldstraße 1, 32758 Detmold Veranstalter: Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Ostwestfalen-Lippe Tierärztekammer Westfalen-Lippe Teilnahmegebühr: 10,00 € (Tageskasse) Anmeldung: CVUA-OWL Tel.: 05231 / 911-9 Fax: 05231 / 911-503 e-mail: [email protected] online: www.cvua-owl.de ATF-Anerkennung: 4 Stunden