Medienanthropologie Mag. Phillip Budka Einleitung: VO Ziele Ziel ist es Medienethnographie als theoretisches Konzept und methodisches Instrument der Medienanthropologie naher zu bringen. historische Entwicklung der Ethnographie als auch deren derzeitige interdisziplinare Anwendung und Adaptierung in der Medienforschung thematisiert. Medienethnographien sind wesentlicher Bestandteil der Anthropologie der Medien, die als Forschungsfeld der Kulturund Sozialanthropologie massiv an Bedeutung gewinnt Wie sich die Ethnographie als Methode, Konzept und Forschungsprozess in der Bearbeitung von Medientechnologien entwickelt und verandert hat, wird ebenso thematisiert wie die konkrete medienethnographische Bearbeitung von ausgewahlten Fallbeispielen. Medien - Anthropologische Definitionsversuche (Massen)Medien lassen sich in drei grobe Kategorien einteilen: (1) „traditionelle“ Medien, (2) Druckmedien (3) elektronische Medien (inkl. digitale Medien) (vgl. z.B. Salzmann 1996, Drackle 1999) Typologie nach Peterson (2003): (1) „ausstrahlende / sendende“ Medien (TV, Radio) (2) „zirkulierende“ Medien (Zeitung, Buch) (3) „dargestellte“ Medien (Poster, Plakate) (4) „interaktive“ Medien (Internet, WWW-Applikationen) Grundsätzlich sind Medien Kommunikationsmittel, die es Menschen erlauben auf unterschiedliche Art und Weise miteinander in Kontakt zu treten: verbal - non-verbal, individuell - kollektiv, etc. In der Medienanthropologie / Anthropologie der Medien(technologien) geht es um die Mediatisierung von Kommunikation in unterschiedlichen soziokulturellen Kontexten und unter spezifischen historischen, politischen und okonomischen Bedingungen. 1 Motivation und Gründe: Anliegen: Medien konnen nicht getrennt vom sozio-kulturellen Leben der Menschen behandelt werden! • Wechsel des theoretischen/empirischen & geographischen Fokus: moderne Nationalstaaten (vermehrt auch westl. Staaten), Prozesse & Phanomene der Globalisierung sowie „Popularkulturen“ als Forschungsfelder (Soziologie, Medienforschung, Cultural Studies) => Medien integraler Bestandteil der neuen Felder Historisches Robert & Helen Merrell Lynd: - Middletown (1929) => Massenmedien / Massenkommunikation & deren Funktionen in „Gemeinschaft“ → Informationsbeschaffung und Freizeitgestaltung => Fokus auf Medien als „Institutionen“ im gesellschaftlichen Kontext => Teilnehmende Beobachtung & Interviews Hortense Powdermaker: - ab 1925 an der London School of Economics (Malinowski, Evans-Prichard) - 1946-47 Feldforschung zur Kulturindustrie Hollywoods: Hollywood - The Dream Factory => erste Ethnographie zu Filmindustrie, => gesamtgesellschaftlicher Kontext, => Medien als Forschungsobjekte (moderne Gesellschaften, sozialer Wandel) - 1940er: Office of Naval Intelligence - Besseres Verstandnis von „nationalen Kulturen“: Analyse von Medientexten und -Produkten - ab 1945: „Research in Contemporary Cultures“ an der Columbia University: u.a. Ruth Benedict, Margaret Mead, Gregory Bateson, Eric Wolf 2 Medienanthropologische Forschung – Ethnographie & Methodik Ethnographie => Feldforschung . „Felderforschung“, „multisited fieldwork“, etc. => Techniken: teilnehmende Dokumentenanalysen, etc. Beobachtung, div. Interviews, Netzwerk- & Methodenwahl in der Kultur-und Sozialanthropologie • • Edmund Leach: auch wenn das von Anthropologen mit ihren Methoden generierte Wissen sehr subjektiv ist und etwa ein anderer Anthropologe auf andere Ergebnisse kommen würde, so ist dieses Wissen deswegen nicht weniger wert oder zulässig. Gütekriterien empirischer Arbeiten: Reliabilität (Genauigkeit), Validität (Gültigkeit), (Objektivität) „Inter-Subjektivität“ Interpretative Anthropologie • • Die Aufgabe von AnthropologInnen besteht darin jeneInterpretationen, die Mitglieder einer Kultur von div. Symbol-Systemen (Religion, Sport, Ökonomie, etc.) erstellen, im Rahmeneiner Ethnographie zu interpretieren (Rapport & Overing 2000). Auf der Suche nach Bedeutungen Ethnographie • • Gemeinsam mit Vergleich („comparison“) und Kontextualisierung („contextualization“) bildet die Ethnographie o ein operationales System mit welchem empirische Daten erhoben und verwendet werden, um letztendlich einen ethnographischen Text zu produzieren. Ethnographie ist (auch) ein Set an Methoden und Techniken, welches den Ethnographen für einen längeren Zeitraum in das tägliche Leben von Menschen involviert, um so Daten zusammeln, die Licht auf den Fokus der Forschung werfen können. Kultur- und Sozialanthropologie & Kritik Interne Kritik an der KSA bes. ab den 1960er Jahren: 1) Interpretative Anthropologie: Von Untersuchungen zu sozialen Verhalten und Strukturen zur Analyse von Symbolen, Bedeutung und Mentalitat 2) kritisches Hinterfragen der und Reflexion zur Feldforschung als Methode 3 3) Kritik am ahistorischen und apolitischen ethnographischen Schreiben Ethnographie & Interpretative Anthropologie –Einleitung • Von der Anthropologie als allgemeine Humanwissenschaft zur Anthropologie als Sozialwissenschaft • Ethnographie als bestimmende und definierende Methode in der KSA Ethnographie & Interpretative Anthropologie –Einflusse • Wissenschaftstheoretische Einflusse: 1) Phanomenologie (verstehen & beschreiben von sozialenAkteuren und deren Handlungen) 2) Hermeneutik (verstehen der symbolischen Bedeutungswelten von sozialen Akteuren) 3) Politische Okonomie (Analyse politischer und okonomischer Interessen sozialer Akteure) → in der Ethnographie jeweils unter Berucksichtigung der „Beobachteten“ und der „Beobachter“ Funktionalistische & strukturalistische Stromungen in der KSA o o Neue, reflektierte / reflexive Annaherung an ethnographische Praxis & Praktiken sowie an Konzept der „Kultur“ → Clifford Geertz, David Schneider „Kultur als Text“ (vgl. Geertz) → soziokulturelle Aktivitäten können wie ein Text „gelesen“ und deren Bedeutung interpretiert werden, KSA als kulturelle Interpretation Ethnographie & Interpretative Anthropologie – Produkt • Ethnographie als schriftliches / literarisches Produkt von Feldforschung • Bedeutung der Ethnographie als Produkt fur die Kultur- und Sozialanthropologin: 1) Ethnographien als Themen / Inhalte der anthropologischen Lehre / des Lernens 2) Ethnographien als Werkzeuge um zu theoretischen Diskursen in & auserhalb der Wissenschaft beizutragen 3) Ethnographien als Karriereschritt → „rite de passage“ um zur Gemeinschaft der KSA dazuzugehoren, oft romantisiert dargestellt Interpretative Anthropologie als eine neue Form des (kulturellen) Relativismus; die allerdings weder eine Hierarchie grundlegender menschlicher Gemeinsamkeiten noch mogliche Generalisierungen leugnet (Marcus & Fischer 1999) • „Moderne“ kulturelle ReprasentantInnen / „anthropologische Subjekte“ → neue Formen der Wissensproduktion, z.B.: 1) Indigene / Mitglieder einer bestimmten Kultur 4 2) Journalisten / Medien 3) WissenschafterInnen • Neue ethnographische Strategien & Schreibpraktiken → Interpretative Ethnographie Ethnographisches Experimentieren: 1) erweitern der ethnographischen Grenzen / Felder / Themen 2) einbeziehen von historischen & polit-okonomischen Prozessen Kritische, Reflexive und Interpretative Ethnographie Marcus, G. (1998). Ethnography through thick and thin. Princeton: Princeton University Press. Ethnographie – „Research Imaginary“ I • Ethnographie als „Forschungsfantasie“ („research imaginary“), die das Erweitern von und das Experimentieren mit existierenden Praktiken erlaubt → z.B. „multi-sited research / fieldwork“ • „Research imaginary“ meint auch ein Gefuhl fur sich verandernde Voraussetzungen unter denen Feldforschungsideen entwickelt und ethnographische Projekte konzipiert werden → z.B. „Anthropology at Home“, „Native as Anthropologist Ethnographie – „Research Imaginary“ II • Neugestaltung („Redesign“) der „Feldforschungsfantasie“ durch „multi-sited research“: 1) „Double-Bind“ → Ethnographie schreiben & Feldforschung betreiben, dadurch verschiedene „sites“ zusammenfuhren 2) „Problem of Personal Connection“ → personliche Beziehung / Verbindung zum Forschungsthema zurucknehmen, um andere zu erreichen 3) „Problem of Naturalizing Categories“ → Ethnographin als eine von vielen kulturellen Produzenten bes. Augenmerk auf „naturliche“ Verbindungen oder Beziehungen 4) „Problem of Overtheorizing“ → im empirischen Projekt Daten sprechen lassen 5) „Problem of Moral Economy“ → Sympathie, Empathie & Identifikation Fiktion des „Ganzen“ → Makroanalysen, Systemtheorien • In gegenwartiger Ethnographie: → Fokus auf globale kulturelle Diversitat 5 → Komplexe Phanomene als Forschungsthemen • Bekenntnis zum ethnographischen Holismus durch („saying more“) → div. Strategien: 1) „andere es sagen lassen“ → Polyphonie an Stimmen 2) Pluralismus an Methoden und Analyseebenen 3) kulturelle Kritik → an der eigenen / dominierenden Gesellschaft 4) „alles sagen“ → Reprasentation einer gesamten lokalen Welt • „multi-local“, „multi-sited“ Ethnographie als „postmoderne kulturelle Analyse“ → Gleichzeitigkeit, Vergleich, Gegen-Diskurs Ethnographie – Wissensproduktion 1. ethnographische Projekte, z.B. Dissertationen oft in klassischen“ Settings 2. Projekte oft in „experimentellen“ Settings Andere kulturelle WissensproduzentInnen: Medien, wiss. Disziplinen, etc. Von funktionalistischer zu interpretative Tiefe in ethnographischer Feldforschung → neue Heraus- und Anforderungen (vgl. Feldforschung) Interdisziplinaritat → Uberschneidungen, Konflikte, Zusammenarbeit (z.B. Cultural Studies, Medienwissenschaft) → KSA behalt & (re)definiert ihre spezifische disziplinare Autoritat Das ethnographische „Feld“ • Existiert nicht einfach „dort drausen“ • Kann als sich bestandig veranderndes, „lokalisiertes“ & konstruiertes „Feld“ sozialer Beziehungen und Interaktionen verstanden werden (inkl. Ethnographin) → verlassen wir das „Feld“ also nie (Appadurai)? • Neue Felder? Durch div. Formen der Mobilisierung (Diaspora), Globalisierung & soziookonomische Bedingungen → Redefinition von „Raum“, Ort“, „Feld“ → „multi-sited fieldwork“, Felderforschung → „anthropology at home“ → „Virtualisierung“ des sozialen Lebens, z.B. durch digitale Medien, beeinflusst Interaktion in Raum & Zeit, etc Lokalisierung des „Feldes“ 6 • Wie lassen sich ethnographische Forschungsfelder lokalisieren? • Z.B. durch performative Praktiken → Feldkonstruktion durch soziokulturelles Handeln und das Zusammenspiel von interagierenden & kommunizierenden Akteuren, Forschungspartnern & Ethnographin • Vorteil: dynamisches, sich bestandig veranderndes und neu zu gestaltendes Verstandnis von „Feld“ als Ereignis („event“), das sowohl gemeinsame als auch individuelle Motive zur Teilnahme inkludiert sowie zeitlich und raumlich Schranken durchbricht (Coleman & Collins 2006) Medienethnographie Peterson, M. A. (2003). Anthropology and mass communication: Media and myth in the new millennium. New York & Oxford: Berghahn. Ethnographie der Medienrezeption – Einleitung • Analytischer Wechsel in der Medienforschung von Medientexten / Inhalten zu MedienrezipientInnen / KonsumentInnen und deren taglichem Leben • Ethnographie als Weg/Methode/Konzept/Strategie • D. Morley (1980, 1986) zu TV-Nutzungspraktiken in brit. Haushalten → Fernsehen als Praktik im hauslichem Umfeld • Verlagerung von „textueller Semiotik“ zu „sozialer Semiotik“ (Zeichensystemen) → steigendes Interesse an Situationen & Handlungen der Medieninterpretation (=Ethnographie) • Kritik an mangelhafter & unscharfer Verwendung von Ethnographie in den Medienwissenschaften → Ethnographie ist oft nicht Forschungsstrategie Ethnographie der Medienrezeption – Orte / Events • Wer & Wo sind die MedienrezipientInnen, das Publikum? • Von Medientexten zu Medienrezeptions- Orten/Raumen/Feldern/etc. 7 • Von Interviews & Befragungen zu teilnehmender Beobachtung und div. ethnographischen Analysen • Ethnographische Analyse von Medienrezeption als „Ereignis“ („event“) → situierte Handlungen, die beschrieben & kontextualisiert werden konnen Ethnographie der Medienrezeption – Medienereignis“ • Div. zusammenhangende Dimensionen, um „Medienereignisse“ – ethnographische U. a) Technologien (tech. Begrenzung von Medien) b) Settings (Medien sind lokal verankert) c) Situationen (Zusammenhang von Setting und Handlung) d) Ziele („ends“ [Hymes]) (Ziel eines Medienereignisses) e) Teilnehmer f) Aktionen & Aktivitaten g) Interaktionen & Interpretationen (Wie wird Sozialitat konstruiert?) h) Genres (soziale Kategorie von Medien) Ethnographie der Medienrezeption – Interpretationen • Interpretation von Medientexten an der Schnittstelle von a) Reprasentationsformen b) Situierten Praktiken c) Imaginationen/Vorstellungen • Vergnugen → div. Formen von sozial konstituiertem Vergnugen, z.B. das Vergnugen Sachen zu Wissen (Epistephilia) • Subjektivitat & das Selbst → wie wir die Welt (& Medien) subjektiv erleben/deuten • Identitat → Artikulation & Konstruktion von Identitaten durch Medien als Bezugspunkt Ethnographie der Medienrezeption – Sozialitaten • Unterschiedliche Formen von Medien-Sozialitaten, z.B. „diskursive Gemeinschaft“ („discursive community“) als „vorgestellte Gemeinschaft“ („imagined community“, vgl. Anderson) 8 • Mediatisierte Gemeinschaften → durch Medien(technologien) organisierte Sozialitaten, z.B. transnationale Diaspora-Gemeinschaften, translokale Indigene Netzwerke, etc. • Fankultur / Fangemeinschaften → durch Metatext miteinander verbunden → Fans interagieren mit MedienproduzentInnen, MedienproduzentInnen reagieren auf Fans Ethnographie der Medienrezeption – Schlussfolgerung • Durch Medienethnographie: vom Medientext zu interpretativen Medienpraktiken • Bedeutung und Rolle von Situationen, sozial organisierten Interpretationsnormen und Intertextualitat in der Konstruktion von Subjektivitat sowie von individueller und kollektiver Identitaten 9 Ethnographie der Medienproduktion – Einleitung • Wie Medienkomsumption ist Medienproduktion ein soziokultureller Akt, der nicht nur die Erstellung von Medientexten/-inhalten beinhaltet sondern auch die Generierung von Identitaten, Interpretationen, Subjektivitaten, Status & Bedeutung • MedienprozentInnen generieren nicht nur Medientexte sondern auch sich selbst als soziale Personen im Verhaltnis zu anderen • Interessant sind die Zusammenhange zwischen Textproduktion, Identitatskonstruktion, Verbindungen zwischen „Produktionskulturen“ & soziokulturellen „Welten“ (Kontexten) • 3 Ansatze: a) Medienproduktion als Modi (modes) b) Medienproduktion als Feld(er) (field/s) c) Medienproduktion als Handlung/Tatigkeit (situational agency) Ethnographie der Medienproduktion –Analyseebenen 1) Analyse: Zusammenhang zwischen ProduzentInnen und Produktionstechnologien → Besitz & Kontrolle uber Produktionsmittel 2) 2) Analyse: div. Medienproduktionspraktiken, die in div. Feldern stattfinden bzw. diese konstituieren → Status, Identitat, Vergnugen, Geld & Wissen werden ausgehandelt 3) Analyse: interpretativer Praktiken von MedienproduzentInnen → leiten sich aus soziokulturellen Diskursen ab 4) ProduzentInnen sind auch KonsumentInnen → welche Rolle spielt Konsumption bei Produktionspraktiken? Medien-zentrierte vs. Sozio-zentrierte? → Ethnographie der Medienproduktion verbindet beide Pole Ethnographie der Medienproduktion – Urheberschaft & Autoritat • Medienproduktion Technologien inkludiert Medientexte komplexe (& Netzwerke Bedeutung) an generieren AkteurInnen, → div. die mittels Einflusse, z.B. Journalismus (Quelle, Journalist, Redakteur, Schriftsetzer, etc.) • Diesen Texten/Inhalten werden Urheber zugeordnet → immer im Zusammenhang mit Autoritat → in Verbindung mit Kontrolle uber Technologien, Ressourcen & Wissen • Urheberschaft autorisiert → im kapitalistischen Mediensystem → Besitz uber Medien(texte) • Indigenes Wissen/Medien → Wie spielen indigene Formen von • Autoritat, Urheberschaft & Besitz mit z.B. westl. kapital. 10 • Systemen zusammen? (Wem) gehort Wissen (wem)? etc. → alternative, subversive Formen der Medien-/Wissensproduktion Ethnographie der Medienproduktion – Modi der Medienproduktion • Produktionsmodi unterscheiden sich je nach Rahmenbedingungen • Produktionsmittel → Medientexte/inhalte/nachrichten werden durch Technologien mediatisiert • Produktionsverhaltnisse → soz. AkteurInnen sind weder passive Objekte noch vollkommen frei Handelnde → Produktionsverhaltnisse sind immer aktive, praktische Aktivitaten, die auf menschl. Bedurfnisse ausgerichtet sind Ethnographie der Medienproduktion – Felder der Medienproduktion • Das Feld als bestandig von sozialen AkteurInnen konstruiertes Netzwerk → Netzwerk von AkteurInnen • P. Bourdieus Feldtheorie → Kampf uber Kapitalformen (soz., kult., okonom, symbol.), Regeln, etc. • MedienproduzentInnen sind soz. AkteurInnen in diesem Feld → ihre Aktivitaten (Habitus=Dispositionssystem d. AkteurInnen) konstituieren das Feld an Praxisformen (Praxisfelder) • Ethnographin muss sich in das Alltagsleben der PartnerInnen begeben, um soz. Felder zu analysieren • • Das Feld ( z.B. journalistische Feld) organisiert sich um a) AkteurInnen in prof./berufl. Netzwerken; b) AkteurInnen als Personen • Medienproduktion konstituiert sich aus div. Feldern, die umkämpft sind → Bedeutung, Macht, Kontrolle, Autoritat, Status, 11 Ethnographie der Medienproduktion – Handlungen/Tatigkeiten • Fokus auf Tatigkeit in der unmittelbaren Situation, interpretative Praxen/Praktiken von MedienproduzentInnen → verhandeln von Medientexten/inhalten/nachrichten • • Individuelle Handlungen/Tatigkeiten im Produktionsprozess: a) Kompetenz & Biographie b) Interpretative Praxis c) Operationale Rahmenbedingungen (geteilte epistemologisch & heuristisch Vorstellungen) d) Soziale Eingebundenheit (aufgrund von Geschlecht, Alter, ...) e) Ziele (individuelle Absichten → Verhandlung) f) Okon., polit., kult. Kontexte Interpretative Praxis: als Methodik aufbauend auf Diskursanalyse, Ethnographie der Kommunikation, Performanzanalyse → Fokus auf die Situation: Aktionsrahmen, Interaktion, Ziele, Kontext 3 ethnographische Forschungsfelder einer „Cyberanthropologie“ (A. Escobar) 1. Felder der Technologieproduktion und -Konsumption: Computerlaboratorien, Telekommunikationsindustrie, Softwarefirmen, Schulen, Buros & Privathaushalte 2. Felder die durch die Nutzung von IKT entstehen: Online-Netzwerke, Virtuelle/Online Gemeinschaften & die diversen Verhaltnisse, die sich innerhalb dieser sozialen Umgebungen zwischen Sprachen, Strukturen & Identitaten manifestieren 3. Die politische Okonomie der Cyberkultur, die sich z.B. mit dem Verhaltnis zwischen Technologieproduzierenden & Technologiekonsumierenden Landern & dem Wandel befasst 12 Fallbeispiel: Internet fur First Nations in Kanada Indigene IKT • K. Landzelius (2003, 2006) unterscheidet zwischen zwei Orientierungen in der indigenen Nutzung von Internettechnologien: „inreach“ und „outreach“ Initiativen: • Inreach Aktivitaten sind z.B.: - gesundheitliche Vorsorge mittels Internet (Telehealth), - politische Propaganda fur lokale Wahlen (e-voting), - Bildungsinitiativen und –Projekte (e-learning/e-teaching) - Kultur- und Sprachrevitalisierung mittels IKT • Outreach Aktivitaten sind z.B.: - touristischen/okonomischen Kooperationen - Mobilisierung von Unterstutzung und Solidaritat - zivilgesellschaftliche Aktivitaten K-Net und KO-Gemeinschaften • Kuhkenah Network (K-Net) beginnt 1994 als Bulletin Board System • K-Net ist ein Netzwerk/Organisation/Programm, das First Nations im nordwest. Ontario mit Breitband-Internet und div. Services versorgt • K-Net wird vom Keewaytinook Okimakanak (KO) Tribal Council, das von den indigenen Gemeinschaften betrieben • Die KO First Nations sind Teil der Nishnawbe Aski Nation (NAN), eine politische Organisation (Treaty 9 & 5, Ontario), die 49 der insgesamt 134 First Nations in Ontario umfasst • Der nordwest. Teil der NAN (Sioux Lookout District) ist Heimat von ca. 25.000 indigenen Menschen, der Sprachgruppen Cree & Oji-Cree Probleme fur First Nations • In Gemeinschaften (Reservaten), die zwischen 900 Einwohner zahlen, gibt es - schlecht entwickelte Infrastruktur, - keine weiterfuhrenden und hoheren Schulen, - nur grundlegenden Gesundheitsversorgung, 13 - wenige Arbeitsplatze • Die Menschen sehen sich also oftmals gezwungen ihre Familie, ihre Freunde und ihre Gemeinschaft zu verlassen, um in den urbanen Zentren ihre Ausbildung fortzufuhren, sich arztlich versorgen zu lassen oder einen Job zu finden → fuhrt zu Verstandigungsproblemen, schulischen Problemen, lokale Okonomie und soziale Systeme/Verbindungen leiden Internet fur die Gemeinschaften – Infrastruktur • K-Net unterstutzt Gemeinschaften mit div. Internettechnologien und –Services, die alle darauf abzielen die Menschen in den indigenen Gemeinschaften zu halten • • K-Net ist ein Werkzeug: „(...) it only provides options that the people decide how to use. These technologies challenge individuals, communities, leaders, regional organizations and partners to find positive applications and opportunities for all citizens.“ (Ramirez et al. 2004:2) • Telehealth/Telemedicine erlaubt es den Menschen in den Gemeinschaften zumindest rudimentar untersucht zu werden, • Internet High School K-Net die Keewaytinook Internet High School errichtet, die es 14 jahrigen Schulern ermoglicht auch noch die 5. und 6. Klasse im gewohnten Umfeld MyKnet.org: Territorium im Cyberspace, der jedem Mitglied des KO Tribal Council und anderen Indigenen kostenlos und werbefrei zur Verfugung steht • ca. 30.000 User • v.a. von Jugend genutzt - fur Jugend konzipiert (50% junger als 20 Jahre) • •Kommunikation verlagert sich auf MyKnet.org („Cboxes“) • MyKnet.org-Benutzer produzieren aktiv Webseiten (Reprasentationen) • Inhalte unterschiedlichster Art werden (re)prasentiert mit unterschiedlicher Bedeutung und Relevanz • soziale Netzwerke werden ins WWW ubertragen & ausgebaut 14 Theoretische & Methodische Fragestellungen • Konzepte von Identitat & Reprasentation → ethnische Identitat (Ethnizitat) → kulturelle Identitat → soziale Identitat • Online Vergemein- vergesellschaftungsformen → Soziale Netzwerke → Online Community (Virtual Community?) → Alternative Modelle? • Ethnographische Felderforschung → Online- & Offline-Felderforschung → Herausforderungen & Probleme → Kooperationen & Abhangigkeiten → Werkzeuge & Hilfsmittel 15 MyKnet.org – Diskussionsfelder • Infrastruktur und Nutzung: → Bandbreite fur MyKnet.org moglichst niedrig halten → etwa 70% des Datenverkehrs von Sioux Lookout in die KO Gemeinschaften trotzdem wegen MyKnet.org User & Inhalte: → beleidigenden Inhalten sollen entfernt werden → Homepage / User suspendiert oder geloscht → K-Net = Autoritat/Uberwachungsorgan • Moral & Panik der Erwachsenen: → „Online-Bullying“: generell hohe Selbstmordrate unterJugendlichen → Auswirkung auf Drogenmissbrauch & schulische Leistungen • MyKnet.org als Indikator f. psychischen Zustand & als Ursache fur unerwunschtes Verhalten Forschungsthemen einer Cyberethnographie (D. Hakken) • die Charakteristika der sozialen AkteurInnen, die den Cyberspace (als sozialen Raum) konstruieren • die Identitaten, die diese sozialen Akteure konstruieren • die Micro-Verhaltnisse, die diese Akteure mittels IKT miteinander eingehen (z.B. Freundschaftsverhaltnisse) • die Meso-Verhaltnisse, die von den sozialen Akteuren etwa in Online-Netzwerken oder Gemeinschaften auf lokaler Ebene eingegangen werden Hakken, David. 1999. Cyborgs@cyberspace?: An ethnographer looks to the future. New York, NY [u.a.]: Routledg Theoretische & Methodische Fragestellungen • Konzepte von Identitat & Reprasentation → kulturelle Identitatskonstruktion → soziale Identitatskonstruktion Identitatskonstruktion in MyKnet.org I • Identitaten sind sozial & historisch konstruiert 16 Sowohl unter Bedingungen, die Individuen nicht wahlen, bestimmen oder kontrollieren konnen, als auch unter selbstbestimmten Moglichkeiten • Kolonisierung, Diskriminierung & Rassismus sind wesentlich in der Konstruktion indigener Identitat • Die historische Dimension, die Jahrhunderte lange Unterdruckung bestimmter Bevolkerungsgruppen, ist hier von besonderer Bedeutung • • S. Hall: „identities are names we give to the different ways we are positioned by, and position ourselves within, the narratives of the past“ (Hall 1990: 225). Identitatskonstruktion in MyKnet.org • Indigene verharren nicht zwangsweise in ihrer zugeschriebenen Rolle als hilflose, subalterne Subjekte sondern sie gestalten aktiv ihre sozialen, ethnischen & kulturellen Identitaten mit • Neue Medien & IKT eroffnen neue Moglichkeiten & Herausforderungen • Wichtig bleibt die selbst-bestimmte Kontrolle uber diese mediatisierten Raume, in denen unterschiedliche Diskurse, Interaktionen & Bilder im Kontext der sozialen Lebenswelten indigener Menschen entstehen → Landzelius: „indigenous cyberactivsm“ • so konstruieren sich offene, flexible und hybride Formen von Identitaten & Reprasentationen • MyKnet.org: Homepages von Individuen, Gruppen, Kollektiven & Gemeinschaften; von traditionellen Trommel- & Gesangsgruppen uber Eishockey- oder Fusballmannschaften bis hin zu Hip-Hop Kunstlern & Malern, werdenden Muttern, Geschichtenerzahlern • Allen gemeinsam ist, dass sie sich als Teil einer First Nation sehen, als Teil einer Gemeinschaft, als Teil einer Familie, als Individuum • Mittels dieser hypermedialen Reprasentationsformen erobern sich First Nations a) das Recht auf Reprasentation sowie b) eroffnen diese Moglichkeiten sich stereotypischen Vorurteilen und der damit verbundenen inharenten Marginalisierung entgegenzustellen (vgl. Hall 1996) 17 • Der Nutzen des Konzepts „Identitat“ liegt v.a. im strategischen & kontextbezogenen Verstehen seiner Anwendung, etwa in den Online-Praktiken von First Nations • Identitat hat neben einem zeitlichen Charakter auch eine raumliche Dimension (Grossberg 1996) → Dünne Besiedlung nordwest. Ontario erklart z.B. warum MyKnet.org so dicht besiedelt ist; Indigene als isoliert lebende Menschen werden zum „virtuellen Grosstadtbewohner“ • Identitat ist immer auch eine Frage von Differenz; „Otherness“ als nicht- essentialistisches Konzept als positive Alternative zur Differenz, um Zugehorigkeit und das „sich verandernde Selbst“ begreifen zu konnen (Grossberg 1996) • • Das Konzept „Identitat“ hat eine politische Bedeutung & daher wissenschaftliche Relevanz Individualismus & Individualitat aus KSA Perspektive • Individualismus meint nach Rapport & Overing (2000) die bestimmte & spezielle historisch-kulturelle Konzeptualisierung des Selbst / Person • Individualitat bezieht sich auf die universale Natur menschlicher Existenz, die allerdings durch individuelle Handlungen bestimmt wird • Die Dichotomie zwischen Individuum & Kollektiv / Gesellschaft ist eine „westliche“ Sichtweise, die analytisch und methodisch in nicht-westlichen Gesellschaften schnell an ihre Grenzen stost • Das Individuum bleibt immer die entscheidende Akteurin in jeder sozialen Situation; In der Interaktion mit anderen Individuen konstruiert sich dann das Kollektiv, die Gruppe, die Nation Theoretische & Methodische Fragestellungen Online Vergemein- vergesellschaftungsformen → „Virtuelle Gemeinschaften“? → Soziale Netzwerke → Alternative Modelle 18 Gemeinschaft in der KSA • In der KSA wurden Gemeinschaften traditionell als „the key structural units of social life“ verstanden & standen daher im Fokus vieler anthropologischer Forschungsprojekte (Rapport & Overing 2000: 62) • Zwei Ansatze lassen sich unterscheiden: 1) evolutionistischen Ansatz: Gemeinschaft ist die „traditionelle Form“ menschlicher Vergesellschaftung, die durch komplexere Typen & Formen in „modernen“ Gesellschaften abgelost wurde 2) symbolisches Verstehen von Gemeinschaft als Konstrukt, das auf gemeinsamen Symbolen und Werten baut und daher vor allem als „worlds of meaning in the minds of their members“ relevant ist (Rapport & Overing 2000) • Gemeinschaft ist ein soziales Phanomen das fur viele Menschen wichtig ist und dem sie sich zugehorig fuhlen, daher bleibt das Konzept auch weiterhin wichtig Von „Virtuellen Gemeinschaften“ zu „Sozialen Netzwerken“ • In der fruhen Phase der Internetforschung wurden soziale Formationen / Gruppen im Internet zumeist als „virtuelle Gemeinschaften“ verstanden & zusammengefasst • H. Rheingold’s The Virtual Community (1993): 1. Buch zu Internet-Gemeinschaft; „Amerikanisiertes“ Konzept von Gemeinschaft; Der Untertitel – „homesteading on the electronic frontier“ – bedient die Metapher des unbekannten & unbesiedelten Cyberspace, die in den fruhen 1990er v.a. in den USA popular war • Intensive Forschung folgte, die versuchte das Verstandnis fur diese neuen Gemeinschaftsformen zu vertiefen (z.B. Baym 1995, 1998, Jones 1995, 1998, Shields 1996, Smith & Kollock 1999) • In einer uberarbeiteten Version seines Buches (2000), schreibt Rheingold, dass er lieber das Konzept des „sozialen Netzwerkes“ benutzt hatte, um die Kultur des Cyberspace zu beschreiben Soziale Online Netzwerke 19 • Vor allem B. Wellman, arbeitet uber soz. Netzwerke im Kontext & Verhaltnis zu Internettechnologien (z.B. Wellman 1997, 2001, Wellman & Gulia 1999) • Gemeinsam mit anderen Soziologen, wie M. Castells (2000), argumentiert er, dass sich Gemeinschaften & Gesellschaften in Richtung „networked individualism“ bewegen: „computer networks and social networks resonate with one another“ (Wellman et al. 2002: 160) • In den SOWI dient das Konzept des „sozialen Netzwerks“ v.a. dazu die Verbindungen zwischen Individuen und deren soziale Umwelt, div. Verhaltnisse & personliches Verhalten zu erfassen → personliche Netzwerke (Rapport & Overing 2000) • In der Internetforschung scheint die Konzeptualisierung von Gemeinschaften als soziale Netzwerke besonders sinnvoll, da so soz. Interaktionen anstelle von Ortlichkeit in den Vordergrund rucken (z.B. Jones 1995, 1998) Kritik & Alternative Konzepte • Fur V. Amit (2002) ist „Gemeinschaft“ aufgrund der starken emotionalen Resonanz & der Popularitat im offentl. Diskurs kein geeignetes analytisches & theoretisches Konzept • Bes. in der KSA sollten wir zwischen 1) „kulturellen Kategorien“ & 2) „tatsachlichen soz. Gruppen“ unterscheiden • J. Postill (2008) fehlt ein identifizierbares empirisches Objekt in der Verwendung von „Gemeinschaft“ als konzeptionelles Werkzeug fur soz. Analysen • Alternativen um Online Vergesellschaftung uber das „community/network paradigm” hinaus zu verstehen: → Feldtheorien von Bourdieu & „Manchester School of Social Anthropology“ → Communitas (V. Turner) → Konvivialitat (J. Overing) Ethnographische Felderforschung 20 → Herausforderungen & Probleme → Materialien → Werkzeuge & Hilfsmittel Felderforschung: Herausforderungen & Probleme • Zugang zu Personen / Informanten • Zeit • Sprache • Feldforschungs- & Reisekosten • Arbeit mit Indigenen • Zuganglichkeit & Nutzen der erhobenen Daten fur Partner → MyKnet.org Meetingplace • Kontrolle uber Daten “Decolonizing Methodologies”: Forschung & Indigene • Linda Tuhiwai Smith (8. Ausgabe, 2005) • “... research as a significant site of struggle between the interests and ways of knowing of the West and the interests and ways of resisting of the Other. ... namely indigenous peoples.” (S. 2) • (Produktion von) Wissen ist zu einer Ware geworden, die von Kolonisierern ausgebeutet wird Globale Dekolonisierungsbewegungen indigener Bevolkerungsgruppen ermoglichen die Etablierung einer indigenen Forschungsagenda, die auf die Selbst-Bestimmung der Indigenen abzielt o Z.B. KORI – Keewaytinook Okimakanak Research Institute Ethnographie als „Vermittler“ in einem IKT-Projekt • Ethnographie vermittelt zwischen → global & lokal → online & offline durch das Verbinden div. sozialer Lebenswelten & dem Folgen sozialer Beziehungen • Um eine Hierarchisierung zu vermeiden ist dabei das eine nicht der Kontext des anderen • holistische Sichtweise → z.B. das Internet als materielle Kultur (Miller & Slater 2003) 21 ethnographischen Felderforschung zu Neuen Medien Praktiken • Feldforschungsnotizen • Tagebuchaufzeichnungen • Fotos • eMails • Webseiten • Diskussionsforen • Interviewtranskripte • Offizielle Dokumente • Videokonferenzen • Medien (Zeitungen, Fernsehberichte, etc.) • usw Internet-Forschungsmethoden • Teilnehmende Beobachtung: o Webseiten, Diskussionsforen, Chatraumen, Blogs, Wikis, etc. • Qualitative Interviews: o per eMail, per Skype/Voice over IP, per Videokonferenz • Quantitative Befragungen: o per eMail, per Online-Fragebogen • Textuelle und visuelle Analysen von Inhalten: o Webseiten, Diskussionsforen, Chatraumen, Blogs, Wikis, etc. • Ethische Aspekte: o • Identitat, Privatsphare, Authentizitat, Autoritat, Netiquette, Vertraulichkeit Archivierung: o Kurzlebigkeit & Fluktuation von Webseiten, Diskussionsforen & deren Inhalten Internet fur First Nations – Schlussfolgerungen & Diskussion I • erucksichtigung der Rahmenbedingungen: o → technische Infrastruktur (K-Net) o → wirtschaftlich / finanzielle Relevanz (kostenloses Service) o → geograph., polit.-hist. Dimension (Indi. (Medien) im NW Ontario) 22 o • • • • • • → sozio-kulturelle Aspekte / Situation (First Nations) • Globale Technologie im lokalen Kontext: o → „Indigenisierte“ Technologie / First Nation Internet o → Ethnographie als „Vermittler“ o → Verstandnis durch lokale Dimension Vergleichbarkeit & Generalisierung: o → andere Indigene Kontexte / Situationn o → Medienaktivistische Projekte, NGO Technologien • Methodenmix / Methodenpluralismus: o → Online- Offlinefelder → div. AkteurInnen / Interaktionsformen o → Ethnographie als „Vermittler • Internet im taglichen Leben (MyKnet.org): o → Schule, Verhaltnis Lehrer/Schuler o → zu Hause, Verhaltnis Eltern/Kinder, andere Online-Services o → Arbeitsplatz, Reglementierung o → MyKnet ist ein gesamtgesellschaftliches Phanomen • Medientexte/-inhalte (MyKnet.org): o → div. Themen, Inhalte & Medien o → Umgang mit Texten/Inhalten (z.B. Reglementierung d. K-Net & User) o → User sind kulturelle ProduzentInnen • Mediatisierte Praktiken (MyKnet.org): o → Kommunikation, Reprasentation, Identitatskonstruktion o → Bilden von Vergemein- und Vergesellschaftungsformen • → Praktiken verbinden on- & offline Felder • → Praktiken als Teil unserer Lebenswelt 23 Wo stehen wir? • Was macht die Medienanthropologie so, wo kommt sie her? • Interpretative Anthropologie (& Ethnographie) als Paradigmenwechsel • Was bedeutet kritische & interpretative Ethnographie als Forschungsansatz? • Medienethnographie → Ethnographie der Medienrezeption → Ethnographie der Medienproduktion • Fallbeispiel Internet fur First Nations → Indigene Medien → K-Net (NW Ontario) → MyKnet – Mediatisierte Praktiken Fallbeispiel „Radio in Sambia“ – Debra Spitulnik • „Mobile machines and fluid audiences: rethinking reception through Zambian radio culture“ in Ginsburg et al. Media Worlds (2002) • Mediennutzung: 1) Eigenschaften & Eigenheiten der jeweiligen Medientechnologien & wie diese den MediennutzerInnen („audience“ = Publikum) die aktive Verwendung dieser Technologien ermoglichen oder einschranken 2) 2) soziale Kontext genauso bestimmenden fur die aktive Rezeption von Medientechnologien wie die individuelle Interpretation von Medienbotschaften → von ego- zu soziozentrischer Medienrezeptionsforschung Radio in Sambia – Medienrezeption • „From an ethnographic and theoretical standpoint we need to be aware that the individual interpretative moment of „decoding“ a media message or „moving“ from a subject position may not be the only – or most significant – aspect of what media „mean“ in a given sociocultural context.“(Spitulnik 2002: 338) • Medienrezeption sollte als Konstellation von Prozessen verstanden werden, die direkte Reaktionen auf Medieninhalte ebenso beinhaltet wie → das Dekodieren von Medienbotschaften, → das Verhalten/Einstellung der Menschen gegenuber Medientechnologien, → das Verhaltnis von MediennutzerInnen innerhalb sozialer Gruppen zueinander → die okonomischen, kulturellen & materiellen Konditionen von Medienbesitz Radio in Sambia (Bedingung & Praktiken) 24 • 1998 kostete ein Radiogerat etwa 40% des durchschnittlichen Monatseinkommens einer (VS)Lehrerin (In den USA kostete ein Radiogerat etwas weniger als 1% des monatlichen Lehrergehaltes) Die Kosten fur Batterien sind ahnlich hoch • Der typische Haushalt mit einem funktionierenden Radiogerat ist urban & eine Person mit regelmasigem Einkommen • Die Bevolkerungsgruppe, die in Sambia am wenigsten Radio hort sind Frauen in landlichen Gebieten → Genderaspekt • Das Radio wird nicht nur zum Horen von Radioprogrammen verwendet: → Moderatoren oder Szenarien von Radioshows werden imitiert → Sendungen in englischer Sprache werden verwendet, um die Sprache zu erlernen oder die Aussprache zu verbessern • • • • • • • Radio in Sambia – soziale Orte & Zirkulation Das tragbare Radiogerat wird an unterschiedlichen Orten in Betrieb genommen: → Haushalt → z.B. vor dem Haus, im Bus oder auf dem Marktplatz In landlichen Gebieten wird aus dem personlichen Besitz durch verborgen & teilen schnell gemeinschaftlicher Besitz • Durch Zirkulation erweitern sich → personliche Netzwerke → erhoht sich Status & Prestige innerhalb der Gemeinschaft Zirkulation ist Teil eines groseren Systems an div. Formen von okonomischen / materiellen Austausch & Reziprozitat → kulturelle Dimension ist wesentlich, um diese Systeme, die letztlich zu Statusgewinn & Vernetzung von Menschen fuhren, zu verstehen (vgl. Kula-Ring, Potlatch, etc.) Radio in Sambia – Radiokultur In Sambia inkludiert Radiokonsumption, die kulturell spezifischen Arten mit denen sich Menschen auf das Radiogerat, seine Technologie, seine Portabilitat & seinen Gebrauchswert einstellen oder anpassen Radiokultur ist in Sambia in das Alltagsleben der Menschen integriert Deswegen wird diese Mediennutzungskultur von lokalen Grenzen und vor allem okonomischen Voraussetzungen Geformt Exkurs: „Small Media“ • „Kleine Medien“, wie Internet Applikationen (Mailing Listen, Blogs, etc.), Graffiti, Flyer, Witze, Kassetten/CDs, als Alternativen zu (staatlich kontrollierten) Massenmedien • Medientypologie (Spitulnik 2002): zwischen „Massenmedien“ (TV, Zeitung) & „Interpersonellen Medien“ (Sprache) • Alternative Spharen der Kommunikation konnen erschlossen werden; Gegenoffentlichkeit • Politische Bedeutung von „Kleinen Medien“ (= „Personliche Medien“, „Gemeinschaftsmedien“, etc.) 25 • Fallbeispiele: Politische Kommunikation durch „Small Media“ in Afrika (Spitulnik 2002); Cyberaktivismus & transnationale Bewegungslandschaften in Lateinamerika (Budka & Trupp 2009) • Fallbeispiel „TV in Belize“ – Richard Wilk • „Television, time, and the national imaginary in Belize“ in Ginsburg et al. Media Worlds (2002) • Richard Wilk, Dpt. of Anthropology, Indiana University • Fokus: a) Art & Weise wie Menschen uber das Fernsehen reden & debattieren → Diskurs uber das Fernsehen ist wiederum eine direkte Auswirkung des Fernsehens; b) Art & Weise wie moderne Fernsehtechnologien die menschliche Vorstellung & Wahrnehmung von Zeit verandert → Zeit ist in diesem Zusammenhang mit Geographie & Macht im kolonialen bzw. neokolonialen Kontext verknupft TV in Belize • • • • Ab 1970er Jahren begann vor allem die Ober- & Mittelschicht sich mit Fernsehern & Videorekorden auszustatten Bis 1981 britische Kolonie (Britisch Honduras) In den fruhen 1980er Jahren wurden die ersten Satellitenfernsehsignale illegal abgefangen & vor allem in den urbanen Zentren Belizes ausgestrahlt Ab den 1990er Jahren konnten dann fast alle Menschen in Siedlungsgebieten mit mehr als 1000 Einwohnern mehrere Fernsehsender via Kabel und Satellit empfangen Diskurs uber TV in Belize • Verbindung/Zusammenhalt des multiethnischen Staates: 1) auf der Ebene der Inhalte: die Einwohner Belizes konnen nun auf die gleichen Informationsquellen zugreifen & daruber sprechen, von CNN Nachrichten zur Cosby Show; 2) das Fernsehen hat eine gemeinschaftliche Debatte uber die Auswirkungen des Mediums auf die Nation & das Verhaltnis Belizes zur nun besser bekannten Welt ausgelost • Innerhalb dieser Debatte sind die Belizianer zwar unterschiedlicher Meinungen, sie sprechen aber uber Themen & Dinge, die sie (fast) alle gesehen & erfahren haben • • Wilk spricht von einer „gemeinsamen Sprache“ („common language“) • • • Koloniale Zeit in Belize Koloniale Zeit ist ein System, das Zeit mit geographischer Distanz & kulturellen Differenzen verbindet Der Fluss der Zeit wurde dabei von den Vertretern der „modernen“ Koloniallander, wie Beamte, Technokraten oder politische Fuhrer bestimmt, die sich selbst wiederum als Reprasentanten des „Fortschritts“ begriffen Lokalen Eliten, die Kontakt zu den Metropolen der „modernen Welt“ unterhielten (z.B. London), konnten, solange sie die Ruckstandigkeit ihres Landes akzeptierte, als Vertreter der Moderne auftreten TV Zeit in Belize • Globales Fernsehen ist in der Lage ideologische Strukturen des Kolonialismus aufzuweichen & zu zerstoren 26 • • • Live-Satellitenfernsehen ermoglichte gleichzeitig wie die Menschen in den urbanen Zentren der „modernen Welt“ an Events teilzunehmen → Damit wurde die zeitliche Distanz zwischen Metropolen (Zentren) & Peripherie aufgehoben Die Elite in Belize verliert an Bedeutung was ihre Rolle als Trendsetter fur moderne Mode, Einrichtung oder Sprachgebrauch betrifft Satellitenfernsehen ist sicher kein Allheilmittel fur ehemalige Koloniallander sondern muss kritisch als Medientechnologie hinterfragt werden, die von einer relativ kleinen & elitaren Gruppe von Menschen kontrolliert wird Radion in Sambia, TV in Belize – Medienethnographische Aspekte • • • Radio (Gerat) als kulturelles Artefakte → Zirkulationsobjekt → gemeinschaftliche Technologie → Materielle Kultur von Medientechnologien Globales (Satelliten) TV als Werkzeug der Entkolonisierung → „moderne“ TV Zeit → Teil einer „Weltgesellschaft“ → transnationale Medien- & Vorstellungs/Bilderlandschaften („media- & ideoscapes“, Appadurai) Ethnographie offnet neue Blickwinkel, erlaubt alternative Fragestellungen, liefert (oft uberraschend) unerwartete Einsichten Mobiltelefonnutzung & Entwicklung • Modernes Allheilmittel? • Kann Handynutzung okonomische Wachstum stimulieren? DasLeben der Menschen verbessern? Nachhaltigkeit? • • Z.B. Mobiles Geld in Kenia • Kritische ethnographische Studien im Rahmen einer Medienanthropologie sind notwendig ! Fallbeispiel: Handypraktiken in Jamaika Theoretische Uberlegungen: Materielle Kultur Diaspora, soziale Netzwerke Ethnizitat, Identitat „Applied Anthropology“ / Angewandte KSA Methodik: Ethnographische Feldforschung, teilnehmende Beobachtung, Netzwerkanalysen „Applied Anthropology“ / Angewandte KSA „Anthropology of Communication“ → Ethnographie der Kommunikation Horst & Miller (2006): The Cell Phone: An Anthropology of Communication. Horst & Miller: The Cell Phone • 1 von 4 ethnogr. Projekten zu Armutsbekampfung durch IKT (Ghana, Indien, Jamaika & Sudafrika) → Gefordert von der brit. EZA (DFID) • Wie ist Kommunikation im taglichen Leben einkommensschwacher JamaikanerInnen mit Themen wie Bildung, Sicherheit, soz. Netzwerken & indiv. Selbstverstandnis, etc. verbunden & integriert? → kommunikative Umwelt („communicative ecology“) 27 • • • ca. 80% der Jamaikaner haben Handy (2004) (8% Computer) → Kommunikationsformen? Reduziert oder vergrosert das Handy den „digital divide“? → Symptom oder Losung? Ethnographie versucht das Phanomen „Handy“ zu verstehen „wahrend es passiert“ → moglichst rasch Verbesserungen vorzuschlagen, Policymaking, Evaluierung der Konsequenzen fur einkommensschwache JamaikanerInnen (→ EZA Projekt) Das Mobiltelefon als Teil der „Kommunikativen Umwelt“ • IKT werden v.a. benutzt, um hist. gewachsene Bedurfnisse & Wunsche zu befriedigen (z.B. Telefon in USA, internet in Trinidad, Handy in Jamaika) • „Domestizierung“ von Technologie (Aneignung & Objektifizierung“ von Technologie • Dialektischer Ansatz, der den gegenseitigen Einfluss untersucht → was wurde aus JamaikanerInnen durch Handynutzung & was wurde aus Handy durch diese Nutzung? • Es geht um reziproke in alltagliche Lebenswelten integrierte Prozesse → „Anthropology of Communication“ • Um das Handy zu verstehen, muss es als Teil einer „kommunikativen Umwelt“ verstanden werden → Medientech. & Orte der Kommunikation (z.B. Radio & Fernsehen, Bus, Marktplatz, etc.) • Kommunikation in Jamaika • • „Kommunikativen Umwelt“: „the complete range of communication media and information flows within a community“ (Slater & Tacchi 2004) Historischer Kontext → Versklavung & Deportation → Verlust sozialer Strukturen & Verwandtschaftsnetzwerke → Alternative Kommunikationsraume: Plantage(system), Markt, Kirche → Dort wurden div. Medien entwickelt, z.B. kirchliche Radiosender • 2,7 Mio. JamaikanerInnen: 1,9 Mio. Zugang zu Radio; 0,97 Mio. Fernsehen, >2 Mio. Handy (2004) • Orale Kommunikation & Gesprachskultur, div. „Gerausch- und Musikraume“ („soundscapes“) → Teil der „kommunikativen Umwelt“ Mobiltelefonie-Infrastruktur – Akteure • Innerhalb von 10 Jahren: > 2 Mio. Nutzer (2,7 Mio. Gesamtbevolkerung) > 80% Handy • Cable & Wireless (C&W): grose britische Firma, seit mehr als 100 Jahren Dominator in der karibischen (Tele)Kommunikation, → Verbindung zu Kolonialzeit • Digicel: irisches Unternehmen, seit 2000 in Jamaika → durch „Jamaikanisierung“ lokal verbunden • Innerhalb von 4 Jahren wurde Digicel der groste Handynetzbetreiber 28 mit Kunden v.a. in einkommensschwachen Regionen • Beide Firmen sind im offentl. Diskurs durch die Objektifizierung von Werten & Vorstellungen (konservativ vs. modern, Unterdruckung vs. Fairness, etc.) verankert • Regierung: z.B. Universal Access Plan (internet Ausbau d. Besteuerung d. Mobilfunkbetreiber) Warum also die massive Handynutzung? Ethnographische Felder / Lokalitaten • Jamaika: 11.000 km2, seit 1962 von GB unabhangig • 2 Parteien • Hochverschuldet (ca. 60 % der staatl. Einnahmen f. Ruckzahlungen) • Hohe Kriminalitatsrate (1417 Morde in 2004) • ca. 17% arbeitslos (47% Jugendarbeitslosigkeit) • Landwirtschaft & Tourismus wichtigste Einnahmequellen • Besonders rurale Gebiete verarmt • „Orange Valley“ – soziookonomische Situation • Landliches & landwirtschaftliches Gebiet (Zitrusfruchte, Kakao, Zuckerrohr) • Zentraljamaika → 500-600 Einwohner, im Umland leben ca. 14.000 • 2 Schulen & div. Kirchen • Durchschnittl. 5,2 Personen / Haushalte • Viele bauen Gemuse & Obst an; verkaufen Huhnern & Eiern, Getranke, Zigaretten & Telefonwertkarten um Einkommen aufzubessern • Viele sind von Krediten & Geldleihe abhangig • Durchschnittl. Monatseinkommen / Haushalt ca. $JA6000 = ca. €45 viele mussen mit weniger auskommen • Region ist von Gelduberweisungen durch im Ausland arbeitende Verwandte & Bekannte abhängig • „Marshfield“ – soziookonomische Situation • • • • • • • • Marshfield ist ein Stadtteil von Portmore in der Nahe von Kingston Viele pendeln nach Kingston mit dem Bus Hohe Mordrate 38% der Haushalte verfugen uber mind.. €183 per Monat oder mehr Zuverdienst durch (transnationale) Gelduberweisungen & Unterstutzung Dichte soziale & okonomische Netzwerke wichtig Soziookonomische Situation & Handy Sowohl in der ruralen als auch in der urbanen Region sind einkommensschwache JamaikanerInnen v.a. auf andere Menschen & soziale Netzwerke angewiesen • Das Handy verandert dramatisch die Situation dieser Menschen o nicht als Luxusgut oder als komtech. Zusatz – sondern als wichtiges Werkzeug fur zwischenmenschliche Kommunikation Mobiltelefonbesitz – Individualitat • Besitz eines Handy in Jamaika ist „normal“ & alltaglich geworden • Nicht-Besitz wird als personl. & auffallendes Defizit verstanden • → kein Zeichen von Armut sondern von Not • Kinder erhalten Handy oft als Geschenk • Genderunterschiede: „Frauen & Mannerhandys“ & div. Arten diese zu tragen • Verzieren von Handys & div. Accessoires (Taschen, Bander, Anhanger, etc.) 29 • • Klingeltone als Ausdruck von Individualitat & Kreativitat Das Handy mit seinen Funktionen ist ein „Kommunikationssystem“ & ein Symbol fur Inklusion o → „Once you have a phone, you don't need a computer...“ o → „More than a Phone“: Uhr, Wecker, Kamera, Spiele, Musik, etc. Mobiltelefonbesitz – Konversation, SMS & Internet • Kommunikationsmedium: • SMS weniger popular in Jamaika • Handy mit Internet-Verbindung ersetzt Computer: „Link-up“ – soz. Netzwerke & Ethnographie • „Network Society“, „Networked Individualism“ (Castells, Wellman) durch Technologien, wie Internet & Handy? → Problematisch ist Ethnozentrismus • Wichtig sind ethnographische & anthropologische Fallstudien, die das komplexe Verhaltnis von Individuum & Gesellschaft in soz. Netzwerken & durch Technologien beleuchten • Handynutzung in Jamaika muss im Kontext existierender soz./verwandtschaftl. Netzwerke verstanden werden → hist. Dimension • Handynutzung konstruiert neue Netzwerke & ist mit existierenden Netzwerken – individuellen & kollektiven – verbunden • Ethnographien liefern zumeist ambivalente Ergebnisse o → Handy ist weder „gut“ noch „bose“, es wird in den Alltag integriert & beeinflusst das Leben d. Menschen auf unterschiedliche Art & Weise „Link-up“ – Haushalt & Familie • Handy unterstutzt Koordination der Kommunikation innerhalb d. Haushalts • Handy ist Teil des erweiternden Haushalts → Kommunikation mit Verwandten & Nachbarn • Handy konstruiert & unterstutzt freundschaftl. Beziehungen Handy beeinflusst Kinderbetreuung Transnationale Familienbeziehungen: → Migration ist wesentlicher Bestandteil d. jamaikanischen Gesellschaft → Handy erleichtert den Kontakt mit Verwandten, Freunden, Bekannten im Ausland → besonders zwischen Eltern & Kindern → Handys werden haufig als Geschenke aus dem Ausland Mitgebracht „Link-up“ – erweiterte Beziehungen • Das Phanomen „link-up“ ist nicht durch d. Handy entstanden, sondern es fugt sich in bestehende regionaltypische Kommunikationsmodi ein, z.B. grose & weitverstreute Verwandtschaftsnetzwerke • Wichtig sind weniger die Kommunikationsinhalte sondern die Telefonkontakte, wie diese entstanden sind & wie diese aufrecht erhalten werden (Analyse der HandyTelefonbucher) • Telefonkontakte sind nicht nur Verwandte & Familie sondern auch Bekannte & Personen, die bestimmte Services reprasentieren (Bankangestellter, Tischler, Taxifahrer, etc.) • Erweiterte Beziehungen → okonomischen Nutzen, potentielle • Geschaftsbeziehungen, potentielle Sexualpartner • Regelmasige „Link-up“ Anrufe dominieren Handykommunikation → 30 • „Hallo, wie gehts?“, etc. → Kontakthalten zu Netzwerken „Link-up“ – Schlussfolgerungen • „Link-up has become the foundation to communication as a form of networking“ (Horst & Miller 2006: 97) • „Link-up“ ermoglicht Beziehungen, Projekte, Unterstutzung • „Link-up“ / Handykommunikation kann aber auch Grund fur das Beenden von Beziehung oder das Scheitern von gemeinsamen Vorhaben sein • Kurze & direkte Anrufe sind im jamaikanischen Kontext kein • Zeichen von Unhoflichkeit oder mangelnden Interesse & Zuneigung • Die zunehmende Verbreitung & Bedeutung von Handynutzung fuhrt auch zum Wertschatzen von soz. Distanz & Intimitat „Coping“ – okonomische Aspekte • Handy hat zu keinen radikalen Veranderungen in Anstellungsverhaltnissen & Moglichkeiten gefuhrt → rural/urban Unterschied • Handy wird verwendet um zusatzliche Geschafte zu machen → legal: z.B. Lieferung von Waren, organisieren von Veranstaltungen, etc. → illegal: z.B. Drogenverkauf, Wetten • V.a. Frauen haben Nebengeschafte durch Handy entwickelt, z.B. Verkauf von Lebensmitteln & Telefonkarten • Kontakt zu soz. Netzwerken via Handy ist f. JamaikanerInnen mit niedrigem Einkommen uberlebenswichtig (vgl. „Link-up“) Marshfield: 70% der Haushalte erhalten finanzielle Unterstutzung durch soz. Netzwerk, 38% erhalten sich nur durch diese Form d. Unterstutzung → Orange Valley 34% „Coping“ – soz. Netzwerke / Geben & Nehmen • Der Unterschied zwischen „arm“ & „nicht arm“ sein ist der Kontakt zu Familie & Freunde → soz. Netzwerk • Handy (bes. Telefonbuch) ist das ideale Werkzeug dieses Netzwerk zu erhalten & auszubauen → okonomische Bedeutung d. Handys fur Jamaika • Kultur des Gebens“ → konstruieren & aktivieren von Netzwerken • Kommunizieren & Netzwerken hat einen Wert an sich → Menschen geben & nehmen um Verbindungen zu ermoglichen • Gelduberweisungen durch transnationale Beziehungen 1) Geld fur einen bestimmten Zweck (z.B. Schulgeld) 2) Geld fur einen bestimmten Anlass (z.B. Weihnachten) 3) Geld auf regelmasiger – meist monatlicher – Basis „Coping“ – Mikro-Okonomie / Conclusio • Handyverbreitung ermoglicht Mikro-Okonomie • • Handnutzung verbindet formelle (Mobiltelefonanbieter -Firmen) & informelle Okonomie (Strasenverkauf von Telefonkarten) • V.a. (Haus)Frauen haben so die Mogliche eines (zusatzlichen) Einkommens → Verkauf von Karten an Nachbarn, Verwandte • Einkommensschwache JamaikanerInnen geben (Geld, Gesprachskosten & Telefonkarten) nicht in der Erwartung direkt etwas zuruckzubekommen sondern um Kontakte & Verbindungen aufzubauen („link-up“) • Diese spezifischen soz. Beziehungen & Netzwerke, sind mit Konzepten wie „Individualismus“ & „sozialem Kapital“ schwer zu Erfassen Evaluation – EZA / Armutsbekampfung 31 • • • • Projekt finanziert durch EZA → Policy Anspruch Was fur eine Bedeutung haben IKT fur Armutsbekampfung? Vergleich: Jamaika, Indien, Sudafrika, Ghana Im Gegensatz zu Ghana & Sudafrika hat Handy auf Jamaika kaum Kleinunternehmertum geschaffen • Handy ist essentiell fur einkommensschwache Haushalte finanzielle Unterstutzung zu erhalten o wichtig ist also wen du kennst und weniger was du tust • Schlussfolgerungen: 1) Handy als IKT ist nicht wesentlich um Geld zu machen 2) Um mit der IKT Handy Geld zu machen benotigt es schon an div. Kapitalien Evaluation – KSA / JamaikanerInnen • Typische soziologische Begrifflichkeiten & Konzepte machen in bestimmten regionalen Kontexten wenig Sinn • JamaikanerInnen sind auch beschreibt, konstruiert EvaluatorInnen der Technologie → Ethnographie • Fur die Mehrzahl der JamaikanerInnen hat das Handy Vorteile im Lebensalltag • Handy wird sowohl positiv – soz. Netzwerke, Familien, etc. – als auch negativ – Verbrechen, Ablenkung von Schule, etc. – verwendet • „Link-up“ ist ein regionaltypisches Phanomen, das kaum in abstraktere Begrifflichkeiten zu ubersetzen ist → Policy Problem Konzept „Kommunikative Umwelt“ als Losung? • Dialektischer Ansatz wesentlich: Handy ↔ Jamaikanerin Technologie als Materielle Kultur • Materialitat: eine der treibenden Krafte im menschlichen Versuch die Welt zu verandern & an (Glaubens)Vorstellungen wie diese sein sollte anzupassen • wiss. Ansatze: → Dinge als Artefakte → Uberwindung des Dualismus zwischen Objekt & Subjekt (Objektifizierung) → Handlungsraume & -Prozesse zwischen menschl. & technischen AkteurInnen → Materialitat & Macht, Relativitat von Materialitat → Pluralitat von Formen von Materialitat Materielle Kultur als externe Umwelt (auserhalb von Korper & Bewusstsein), an die wir uns gewohnen und die uns antreibt → Prozess der Objektifizierung einer Technologie (Handy, Internet, etc.) durch lokale Anwendung & Praktiken → Konsumption als Aspekt materieller Kultur 32 Fallbeispiel: Der Molukkenkonflikt im Internet Theoretische Uberlegungen: Identitatskonstruktionen, Vergemeinschaftung Religiositat, Religioser Extremismus Cyberanthropologie Methodik: Online-Feldforschung, Teilnehmende Beobachtung, Dokumentenanalyse, Inhalts& Diskursanalyse „Anthropologie mediatisierter Konflikte“ Birgit Brauchler. 2005. Cyberidentities at War. Der Molukkenkonflikt im Internet. Bielefeld: Transcript. Durch Internet Medien & Technologien: a) neue Ara der Konfliktprasentation b) neue Ara der Konfliktaustragung Cyberspace als durch Internet konstruierten sozialen Raum Konflikte im Sozialraum Cyberspace → KSA kann wichtigen Beitrag leisten Kommunikations- & Interaktionscharakteristika „Neuer Medien“: a) Interaktivitat b) Multimedialitat c) Ortsunabhangigkeit d) Vernetzung Internet ermoglicht „online imaginierte Gemeinschaften“ (nach Andersons „imagined communities“, Appadurais „imagined worlds“) Welche Rolle spielen Internet Medien & Technologien im Molukkenkonflikt? Welche Bedeutung haben die Konstruktion kollektiver Identitaten & imaginierter Gemeinschaften? Online-Feldforschung, da Situation Molukken wahrend des Konfliktes zu gefahrlich war Analyse der Diskurse wichtiger Cyberakteure → bestimmen das Feld, den molukkischen Cyberspace Cyberakteure globalisieren den lokalen Diskurs, lokales Wissen, lokale Perspektiven im Ubergehen nationaler Medien Online-Performanz der Cyberakteure wird im Offline-Kontext analysiert Ethnographische Online-Feldforschung: Offline-Kontext, teilnehmende Beobachtung, Forschungsdauer Ethnologische Internetforschung / Methodik Ethnologie / KSA bemuht sich um emische Sichtweise & kann wertvollen Beitrag zu Internetforschung leisten Cyberanthropologie / Cyberethnologie befasst sich mit den kulturellen Auspragungen im sozialen Raum Cyberspace & seinen soziokulturellen Kontexten Internet als „deterritorialisierter Gegenstand“? → oder doch „reterritorialisiert“? Internet in der lokalen Anwendung (Miller & Slater 2000) Teilnehmende Beobachtung wesentlich fur Verstehen & Erkenntnis Muss Online-Feldforschung durch Offline-Feldforschung erganzt werden? → Hine (2000) meint Nein, Brauchler (2005) meint Ja → abhangig von Fragestellung & Thema 33 Ethnologische Internetforschung / Forschungsquellen Webseiten: → Schwerpunkt liegt auf Prasentation → neben Inhalten, Art & Bedeutung d. Prasentation → Vernetzung d. Hyperlinks → Interaktivitat d. Foren, eMail, Chats, Gastebucher, etc. Kontext der Produktion & Online-Umgebung entscheidend Geschichte → Archive wichtig (z.B. www.archive.org) Newsgroups & Mailing Listen → kommunikativ, interaktiv → Diskurse konstruieren Gemeinschaften → Identitaten & Rolle d. Teilnehmer → zentrale Akteure → f. Analyse sind Kontexte & Diskursdynamiken wichtig Geschichte → Archive wichtig (z.B. Yahoo! Egroups) Ab 2005: zunehmend Web 2.0 Anwendungen (Facebook, MySpace, Twitter, etc.) Methodisches Vorgehen Abstecken d. Forschungsfeldes = Diskursfelder d. Cyberakteure Zugang zu Daten → Vorstellen, Kontaktaufnahme, etc. → Erlernen / Anwenden d. Sprache (Indonesisch) Forschungsdauer → 2 Jahre Erganzung d. Offline-Feldforschung (Niederlande, Indonesien nach dem Konflikt) Internet & Konflikt Mediale Berichterstattung beeinflusst Konflikt Internet Medien & Technologien vermehrt im Einsatz Cyberwar: Angriff auf IKT-Infrastruktur (z.B. Server) Flamewars: diskursiver Konflikt im Internet (ML, NG) → konnen auch Gruppe / Gemeinschaft enger zusammenschweisen ( Cross-Posting: Konstruktion & Verbreitung eines Konflikts im Internet (ML, NG) Cyberakteure – On- & Offline • Akteure d. Cyberkonflikts im Offline-Kotext → mannl., 25-35 Jahre, Interneteinsatz f. moralische & finanzielle Unterstutzung • Masariku (Mailing Liste / Netzwerk): Freundeskreis initiierte Aktivitatenm weitverzweigtes Kommunikations- & Informationsnetzwerk (vor Ort Informanten, Verbindungsleute, etc.) Information f. v.a. Auslandsmolukker, internat. Offentlichkeit • → (nicht ausschlieslich) imaginierte identitatsstiftende Gemeinschaft • CCDA (Newsletter / Initiative): kath. Initiative → Hilfe f. Betroffene Informationen f. Regierung, Friedensinitiativen Kontakte zu kath. Personlichkeiten & Kirche / Vatikan • FKAWJ (Webseite/ML / Schule/Gemeinschaft): 3000 Mitglieder auf Molukken & Laskar Jihad • Selbstreprasentation d. Webseite → Meinungsbildung → Dissemination (Englisch, Arabisch) Die Masariku-Mailingliste (MML) Die MML vertritt Christen (bes. Protestanten) im Molukkenkonflikt 1999 gegrundet (6 Grundungsmitglieder, 3 Pastoren) → Erste Gruppe, die regelmasig uber Konflikt informiert → Yahoo! eGroups 34 Mehrheit d. Beitrage auf indonesisch Anliegen unausgewogene Medienberichterstattung auszugleichen Diskurs vielfaltig wie TeilnehmerInnen Berichte direkt aus dem „Feld“ → Vertreter in Ambon MML nicht nur Informations- sondern auch Aktionsnetzwerk Die Masariku-Mailingliste – Mitgliederprofile Heterogene Zusammensetzung d. Liste Imaginierte Gemeinschaft → welche Rollen spielen d. Akteure? Grundungsmitglieder: → Lokalaktivisten → Facilitators / Moderatoren → Analysten Menschenrechtsaktivisten Online-Multiplikatoren Pressevertreter Cross-Poster Provokateur Lurker (Nur-Leser) → Mehrzahl der Mitglieder Aggressoren Die Masariku-Mailingliste – Vergemeinschaftsprozesse Molukkenkonflikt ist der gemeinsame Bezugspunkt aller MMLMitglieder Gemeinsame Heimat als beziehungsstiftendes Element Sanktionen bei Verstosen gegen die Regeln der ML Argumentationsstruktur → Gemeinsamkeiten im einholen, uberprufen & verbreiten von Informationen → aushandeln gemeinsamer Positionen (Einheit von Christen & Muslimen auf den Molukken wird immer wieder betont) Weltweites (translokales, transnationales) Informations- Solidaritats- & Aktionsnetzwerk Vernetzung im Offline-Bereich Kraft im gemeinsamen Glauben & Gebet Textuelle & Visuelle Argumentation im molukkischen Cyberdiskurs • Authentizitat: Versuch bestandig authentisch zu wirken/sein a) Informationen aus erster Hand / Augenzeugenberichte b) visuelle Argumente / Beweise: Fotos von Toten, Fluchtenden, Zerstorungen, etc. Digitalisierte Dokumente, Skizzen, etc. • Dichotomisierung: Abgrenzung zu den „Anderen“ & in der Konstruktion der eigenen Identitat → Darstellung des jeweiligen Gegner als bose, grausam & unmenschlich • Geschichte: Bezugnahme auf historische Ereignisse & Gegebenheiten → Authentizitat • Religiose Symbolik: Verbindung zu ubergeordneten Weltreligionen a) Zerstoren & Beleidigen von Symbolen (Fotos von Graffiti, Beschimpfungen, etc.) b) Abgrenzung durch relig. Symbole (Farben, Lieder, Festtage) Cyberstrategien • Alle Cyberakteure sind sich d. strategischen Bedeutung d. Internet im Molukkenkonflikt • Fortfuhrung d. Konflikts im Cyberspace → neue Konfliktebene • Cyberwar: Physische Attacken im Cyberspace • Flame Wars: 35 Cyberidentities at War – Schlussfolgerungen • Projekte im molukkischen Cyberspace: a) Vergemeinschaftung (Masariku ML) b) Netzwerken (CCDA Newsletter) c) Idealisierung (FKAWJ Webseite) • Bestehende Hierarchien & Autoritaten lassen sich umgehen, um neue zu konstruieren • Cyberakteure sind Reprasentanten d. Konfliktparteien → Reprasentativitat d. Authentizitat & kollektive Identitatskonstruktion • Erweiterungen von Gemeinschaften & Identitaten → Vernetzung, Dissemination v. Information, Bekehrung • Archive → kollektive Gedachtnis d. Cyberakteure • Religion bestimmender Faktor im Konflikt • Auswirkungen v. Internetnutzung auf lokalen Konfliktverlauf schwer zu bestimmen → massiven Einfluss auf nationale & internationale Konfliktwahrnehmung Bewegte Ethnographie – Feld → Netzwerk → Internet • Wittel, A. (2000): „Ethnography on the move: From field to net and internet“ • Ethnographie ist „dichte beschreiben“ von Kontexten & damit Komplexitat → div. Formen von Komplexitat • „Netzwerk“ als Konzept jenseits „des Feldes“ & „Feldforschung“ • „Multi-sited Network Ethnography“ → dichte Beschreibung von Netzwerken • 4 Probleme einer „Virtuellen Ethnographie“: → Validitat von Daten → Limitierte teilnehmende Beobachtung → Verbindungen zwischen Knoten d. Netzwerke (Hyperlinks keine Soz. Links) → Kontext • Nur „multi-sited“ Feldforschung ist Ethnographie → Ethnographie im KSA Sinn vielleicht nicht mehr moglich? 36 Ethnographie in virtuellen Welten – Kontext • Boellstorff, T. (2008). Coming of age in Second Life: An anthropologist explores the virtually human. Princeton. • Forschungsfrage: „Was kann uns eine Ethnographie uber virtuelle Welten erzahlen?“ • virtuell I eigentlich (virtual I actual) sind beide „real“=wirklich • Die virtuelle Welt ist ihr eigener sozialer, wirtschaftlicher, politischer, etc. Kontext → spielt keine Rolle wer jemand eigentlich ist oder was er macht → es geht um virtuelle Identitaten & Praktiken • Virtuelle Welten sind keine Simulationen von „realen Welten“ → Individualitat, Gemeinschaft, etc. werden in diesen neu konstruiert & entwickelt → mit Referenzen zur eigentlichen Welt (z.B. Gender, Natur, etc.) aber unter Bedingungen d. virtuellen Welt Ethnographie in virtuellen Welten – Techniken • Viele Parallelen zwischen „eigentlicher“ und „virtueller“ Feldforschung • Virtuelle Feldforschung ist nicht eine „study at a distance“ (wie R. Benedicts' Forschung uber Japan in den 1940ern) • Semantische Aspekte: → „Virtuelle Anthropologie“ statt „Virtueller Ethnographie“, wie z.B. Medienanthropologie → „Kultur in virtuellen Welten“ statt „virtueller Kultur“ • Teilnehmende Beobachtung ist wichtigstes ethnographisches Handwerk / Methode / Technik (techne I episteme) → erlaubt der Forscherin Teil von Praktiken zu werden → kritische Auseinandersetzung zwischen Forscherin & „Beforschten“ → erlaubt (kulturelle) Verbindungen zu erkennen & zu verstehen • Interviews, Fokusgruppen Ethnographie in virtuellen Welten – Allgemeines • Alle Ethnographien sind Formen situierten Wissens uber einen bestimmten Zeitraum (D. Haraway) • Ethnographien suchen nach Mustern, Tendenzen, Gepflogenheiten → nicht nach Gesetzmasigkeiten • Ethnographien versuchen (immer) zu verstehen was („virtuell“) „wahr“ ist (virtually true) Kultur- und Sozialanthropologie des Gegenwartigen • Ethnographie als kritischer & interpretativer Forschungs- Ansatz, -Prozess & -Produkt • Designaspekt von Ethnographie & KSA → offener, innovativer & interaktiver Prozess d. Forschens / Schreibens → Modus die Welt zu verstehen → Rabinow, P. & Marcus, G. (2008). Designs for an anthropology of the contemporary. Durham. • Ethnographische Fallbeispiele: → Internettechnologien im Indigenen Kanada → Handypraktiken auf Jamaika → Bedeutung von Radiogeraten in Sambia 37 → TV Diskurse & Nationbuilding in Belize → Online-Praktiken im Molukken-Konflikt → Methodische Uberlegungen fur Forschung in Second Life 38