St. Petersburg State University of Economics and Finance, Russische Föderation STUDIERENDEN-ENDBERICHT 2009 / 2010 Aufenthaltsdauer: von 1. 9. 2009 bis 30. 6. 2010 INHALT: 1. Stadt, Land und Leute 2. Soziale Integration 3. Unterkunft 4. Kosten 5. Visum und Versicherung 6. Beschreibung der Gastuniversität 7. Anmelde- und Einschreibformalitäten 8. Studienjahreinteilung 9. Einführungswoche bzw. –veranstaltungen 10. Kursangebot und besuchte Kurse 11. Credits-Verteilung bezogen auf Kurse 12. Benotungssystem 13. Akademische Beratung/Betreuung 14. Resümee 15. Tipps St. Petersburg 1. 2009 /10 Stadt, Land und Leute St. Petersburg ist mit 5 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Russlands und die nördlichste Millionenstadt der Welt. Die Stadt wurde von Zar Peter dem Großen erbaut um „ein Fenster zum Westen zu öffnen“. Die auf den ersten Blick tatsächlich relativ westliche Stadt ist erst etwa 300 Jahre alt – und es gibt (noch?) keinen einzigen Wolkenkratzer dort. Die Stadt ist – wenn auch an vielen Ecken restaurierungsbedürftig – einzigartig: Man kann endlos lange Spaziergänge machen und jedes Mal wieder prächtige Paläste und Kirchen, schöne Häuserfassaden und Straßen, malerische Kanäle und Parks entdecken. In dieser Stadt kann man aber auch beobachten, wie Arm und Reich aufeinanderprallen – gerade im Stadtzentrum sieht man Strechlimousinen neben verrosteten Uralt-Ladas, gestylte Markenkleiderträger neben bettelnden Kriegsinvaliden ohne Beine. Kulturell hat St. Petersburg - auch abgesehen vom Stadtbild - sehr viel zu bieten. Es gibt unzählige größere und kleinere sehenswerte Museen zu allen vorstellbaren Themen, etliche Theater, die ein weites Repertoire von Balletten, Konzerten, Theaterstücken und Opern bieten, sowie auch den Staatszirkus. In der näheren Umgebung der Stadt gibt es einige weitere obligatorische Ausflugsziele, wie die Schlösser Puschkin und Peterhof. Kurz: jeder, der sich für Kultur interessiert, gute Cafés und Restaurants schätzt und gerne in Clubs tanzt, wird diese Stadt mögen. Und nebenbei angemerkt: St. Petersburg ist ein guter Ausgangspunkt für Reisen in Russland oder in die baltischen bzw. skandinavischen Länder. Von der manchmal nicht gerade freundlichen Art einiger Russen (insbesondere der Verkäufer in den Geschäften) sollte man sich am Anfang nicht entmutigen lassen. Die Reaktionen auf Ausländer sind sehr unterschiedlich, manche Leute in Russland wollen mit Menschen aus anderen Ländern lieber nicht so viel zu tun haben, andere wiederum begegnen Ausländern sehr interessiert und oft sogar bevorzugend. 2 St. Petersburg 2. 2009 /10 Soziale Integration St. Petersburg bietet die Chance, in einem richtigen Multikulti-Studentenheim zu wohnen, man trifft dort auf Studenten aus den verschiedensten Ländern, wie z.B. Finnland, Frankreich, Deutschland, China, Tschechien, Mazedonien, Kasachstan, Turkmenistan, Usbekistan, Rumänien, usw. Zu Semesterbeginn kommen alle Austauschstudenten in etwa gleichzeitig an und versuchen Kontakte zu knüpfen. Die vielen Ausflüge und geselligen Abende am Anfang bieten dazu genug Gelegenheit und somit dauert es nicht lange, bis man die ersten Freunde – verschiedenster Nationalitäten - innerhalb des Studentenheimes gefunden hat. Russische Freunde zu finden gestaltet sich schon etwas schwieriger, da im Studentenheim kaum Russen wohnen. Allerdings sind die meisten Tutoren immer für einen Nachmittagstee oder einen Ausflug zu haben und natürlich bieten Wirtschaftskurse an der Uni die Möglichkeit russische Studenten kennen zu lernen. 3. Unterkunft Das Studentenheim für Austauschstudenten liegt am Unigelände (innerhalb der Unimauern), direkt im Stadtzentrum. Sowohl die Vorlesungsräume als auch die Hauptfotomotive der Stadt liegen also sozusagen vor der Haustür. Das Heim dürfte erst vor kurzem innen neu renoviert worden sein und befindet sich daher in einem ganz guten Zustand. Es gibt auf den 4 Stockwerken Platz für etwa 100 Studenten, wobei jedes Stockwerk in zwei Flügel mit jeweils 13 Studenten (6 Doppelzimmer, 1 Einzelzimmer) geteilt ist. In jedem Stockwerksflügel gibt es ein Badezimmer (mit einer Dusche, zwei Toiletten und zwei Waschbecken), eine Küche (mit Gasherd und etwas Geschirr) und eine Gemeinschaftsecke (mit Couch und Fernseher). Die Zimmer sind mit zwei Betten, ein bis zwei Schreibtischen, zwei Nachtkästchen, ein bis zwei Schränken und einem Kühlschrank ausgestattet. Stauraum gibt es nur sehr wenig. Bettwäsche wird vom Heim zur Verfügung gestellt und auf Wunsch auch wöchentlich gewechselt. 3 St. Petersburg 2009 /10 Grundsätzlich ist das Heim von 2 bis 6 Uhr morgens zugesperrt, allerdings wird man meistens auch da eingelassen. Besuch ist bis etwa 10 Uhr abends erlaubt. 4. Kosten Ausgaben im Rahmen des Auslandsaufenthaltes (in €): Monatlich anfallende Kosten: Monatliche Gesamtausgaben (inkl. Quartier): davon Unterbringung: davon Verpflegung: € 600,€ 80,€ 200,- davon Fahrtkosten am Studienort: € 0,- davon Kosten für Bücher, Kopien, etc.: € 10,- davon erforderliche Auslandskrankenversicherung: € 30,- davon Sonstiges: Kultur, Sport, Unterhaltung € 200,- Nicht monatlich anfallende Kosten: Reisekosten für einmalige An- u. Abreise: Multivisum Aids-Test für Multivisum € 300,€ 25,€ 9,- Zu den Kosten muss angemerkt werden, dass der Wechselkurs eine nicht unbedeutende Rolle spielt. Im Wintersemester war dieser aus unserer Sicht sehr günstig, verschlechterte sich dann aber laufend. 4 St. Petersburg 5. 2009 /10 Sonstiges (Visum, Versicherung, etc.) Nach dem Erhalt der Einladung von der Gastuniversität verläuft die Visumsbeantragung relativ problemlos. Eine russische Botschaft befindet sich in Salzburg, alle Informationen zum Visum können der Homepage http://www.rusemb.at/visasalzburg/ entnommen werden. 10 Tage nachdem man alle notwendigen Dokumente zur Botschaft gebracht hat, kann man den Pass mit Visum wieder abholen. Achtung: Man erhält das Visum wirklich nur ab dem Datum, ab dem die Einladung gilt, daher keine Flüge vor dem 1. September buchen!! Für das Visum muss eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen werden. Da sich St. Petersburg noch im europäischen Teil Russlands befindet, reicht eine Versicherung, die nur für Europa gilt. Versicherungen vergleichen lohnt sich, oftmals gibt es nahezu gleiche Angebote zu sehr unterschiedlichen Preisen! 6. Beschreibung der Gastuniversität Die FINEC befindet sich in dem schönen, ehemaligen Bankengebäude im Stadtzentrum. Sie gilt als eine der besten Wirtschaftsuniversitäten Russlands, weswegen die Studierenden größtenteils aus der oberen sozialen Schicht kommen. Informationen zur Uni, sowie zu den Kursen sind auf der Homepage www.finec.ru zu finden. Spezielle Infos für Austauschstudenten gibt es auf der Seite www.interfince.ru, auch in englischer Sprache (manchmal funktioniert diese aber leider nicht). Nach der Ankunft werden alle Studenten automatisch den Sprachkursen zugeteilt. Es steht außerdem frei, sich passende Kurse aus dem ganzen Angebot der FINEC auszuwählen. Größtenteils werden Austauschstudenten von den Professoren sehr zuvorkommend und nachsichtig behandelt. 5 St. Petersburg 7. 2009 /10 Anmelde- und Einschreibformalitäten Dem russischen Klischee entsprechend fallen in der Anfangszeit einige Formalitäten an, wobei die Einschreibformalitäten einen eher kleinen Teil ausmachen. Die Haupthürde in der Bürokratie stellt das Multivisum dar, für welches 1000 Rubel verrechnet werden. Erst damit ist es möglich, aus Russland aus- und anschließend wieder einzureisen! Alle zu erledigenden Formalitäten werden von den Angestellten der Universität genau vorgegeben – und es gibt auch immer Tipps von den Mitstudenten. Allerdings ist etwas Geduld (speziell was Wartezeiten vor Bürotüren betrifft) erforderlich. 8. Studienjahreinteilung Grundsätzlich: Orientierung: Jeweils 2 Wochen zu Semesterbeginn. Vorbereitender Sprachkurs: - Beginn/Ende LV-Zeit 1. Semester: 1. 9. 2009 – 30. 1. 2010 Beginn/Ende LV-Zeit 2. Semester: 1. 2. 2010 – 30. 6. 2010 Von obigen Daten abweichende Prüfungszeiten: - Ferien: 1. 1. – 10. 1. 2010 Die Wirtschaftskurse fangen pünktlich zu Semesterbeginn an, allerdings ändern sich Kurszeiten und Hörsäle oft nach einer zweiwöchigen Orientierungsphase noch einmal. Die Prüfungen finden vor Semesterende statt, der Zeitpunkt ist aber abhängig vom jeweiligen Kursleiter und oftmals individuell vereinbar. 6 St. Petersburg 2009 /10 Der Sprachkurs startet etwas später, in unserem Fall begann er am 14. September und fand abgesehen von einer Woche Silvesterferien Anfang Jänner und einer Woche Semesterferien Anfang Februar durchgehend statt. Allerdings hängt das auch vom jeweiligen Sprachlehrer und der Gruppe ab. 9. Einführungswoche bzw. –veranstaltungen Es gab an der FINEC keine Einführungswoche. Allerdings wurde von den Tutoren eine kleine Welcome Party veranstaltet und es gab zu Semesterbeginn des Öfteren Ausflüge, an denen alle Austauschstudenten wahlweise teilnehmen konnten. Die Tutoren organisieren außerdem das ganze Jahr über manchmal gemeinsame Aktivitäten und zu diversen Feiertagen kleine Veranstaltungen an der Uni. 10. Kursangebot und besuchte Kurse Jeder Austauschstudent wird gleich zu Beginn, nach einem ganz kurzen Gespräch, einem Russischsprachkurs zugeteilt. Es gibt verschiedene Niveaustufen von 12stündigen Kursen (11 ECTS pro Semester), bzw. für die Muttersprachler einen 8stündigen Kurs. Für diejenigen, die nicht gleich im passenden Kurs landen, ist es meistens kein Problem, die Gruppe zu wechseln. Abgesehen vom Sprachkurs habe ich im Wintersemester Kurse des MIBAProgrammes besucht, da mein Russisch für andere Wirtschaftskurse noch nicht ausreichend war. Das MIBA-Programm ist eine Kooperation zwischen der Uni Hamburg und der FINEC, d.h. die Kurse werden in englischer Sprache von deutschen und russischen Professoren abgehalten. MIBA ist ein Masterprogramm und die Kurse sind mit LVAs an der JKU vergleichbar. Folgende Kurse habe ich im WS als Schwerpunkt „International Business Administration“ absolviert: „International Branding“ 3 ECTS „International Supply Chain Management“ 3 ECTS 7 St. Petersburg 2009 /10 “International Accounting” 3 ECTS „International Taxation“ 3 ECTS „International Trading“ 3 ECTS Da die Kurse eigentlich kostenpflichtig wären, gab es am Ende des Wintersemesters einen Beschluss, Austauschstudenten höchstwahrscheinlich nur mehr nach offizieller Bewerbung und unter bestimmten Bedingungen (vor allem, abgeschlossenes Bachelorstudium und TOEFL-Englischtest) in das Programm aufzunehmen. Im Sommersemester konnten aber trotzdem vereinzelt Austauschstudenten teilnehmen. Abgesehen von den MIBA Kursen gibt es an der FINEC noch einige andere Kurse in englischer Sprache mit den verschiedensten Themen (wie: Marketing, Management, Finanzierung), in die sich Austauschstudenten problemlos einschreiben können. Die Kurse sind auf Bachelor-Niveau, allerdings gab es manchmal Klagen über mangelnde Qualität der Kurse. Im Sommersemester habe ich mich dazu entschlossen, russischsprachige Kurse für einen Schwerpunkt „Internationales Marketing“ zu besuchen. Folgende Kurse habe ich dabei absolviert (Übersetzung laut Transcript): „Marketing research“ 5 ECTS „International Marketing“ 5 ECTS “Marketing Communications” 4 ECTS „Bases of Marketing“ 2,5 ECTS Obwohl Marketing der Prestigebereich der FINEC ist, gibt es zu den Kursen kaum Unterlagen oder gar Folien. Das vom Professor Diktierte mitzuschreiben ist natürlich eine ziemliche Herausforderung, aber es ist möglich, das Wesentliche zu verstehen. Bei den Prüfungen berücksichtigen (fast) alle Professoren die Sprachschwierigkeiten der Austauschstudenten. 8 St. Petersburg 11. 2009 /10 Credits-Verteilung bezogen auf Kurse, „study workload“ pro Semester Die Anzahl der Kurse (bzw. Credits) pro Semester steht Austauschstudenten frei. Bei den Wirtschaftskursen ist die Anzahl der berechneten Credits sehr unterschiedlich (meistens jedoch abhängig von der Wochenstundenzahl). Genaue Angaben zum jeweiligen Kurs können der FINEC-Broschüre mit der Auflistung aller Kurse entnommen werden. Für den 12-h-Sprachkurs gibt es 11 Credits pro Semester. 12. Benotungssystem Bei den Sprachkursen sind grundsätzlich gar keine Noten – sondern nur ein Zertifikat mit „teilgenommen“ – vorgesehen. Die meisten Sprachlehrer lassen aber mit sich reden und machen eine Prüfung, wenn eine Note benötigt wird. Die Prüfungen für die Wirtschaftskurse werden an der FINEC zum überwiegenden Teil mündlich abgehalten, die Note wird gleich anschließend in die Notenliste speziell für Austauschstudenten eingetragen. Das russische Notenschema lautet: 5 – ausgezeichnet, 4 – gut, 3 – befriedigend, 2 – unbefriedigend (nicht bestanden), 1 – schlecht (nicht bestanden). Am Ende des Aufenthaltes werden alle auf der Notenliste eingetragenen Beurteilungen im International Office übersetzt und das entsprechende Transcript erhält man entweder persönlich oder es wird im Laufe des Sommers der JKU zugesendet. 13. Akademische Beratung/Betreuung Bei Fragen kann man sich jederzeit an die zugeteilten Tutoren wenden, die in der Regel sehr bemüht sind zu helfen. Ansonsten ist das International Office für alle Angelegenheiten der Austauschstudenten zuständig, dort wird aber nur wenig Englisch gesprochen. 9 St. Petersburg 14. 2009 /10 Resümee Ganz generell ist ein Auslandsaufenthalt eine Riesenerfahrung und es ist jedem ans Herz zu legen, diese Chance zu nützen - einfach, um neue Eindrücke und Ideen zu sammeln, eine andere Kultur kennen zu lernen und ein bisschen mehr von der Welt zu sehen. Und warum gerade St. Petersburg? …weil die Stadt wunderschön ist und unglaublich viele Aktivitäten und kulturelle Möglichkeiten bereithält, sodass man hier sehr gerne ein Jahr lang „Tourist“ ist. …weil man Bekanntschaft mit einem Land macht, das sich in vielerlei Hinsicht sehr von Österreich unterscheidet und man dadurch unweigerlich lernen muss, neuartige Probleme zu lösen, mit ein bisschen weniger Luxus zu leben und Geduld zu zeigen. ….weil die Stadt westlich orientiert, aber trotzdem eindeutig von der russischen Mentalität geprägt ist, sodass man einen kleinen Einblick in eine sehr interessante Kultur gewinnen kann und gleichzeitig auch erlebt, wie es ist „Fremder“ zu sein. … weil sich für Austauschstudenten die Gelegenheit bietet, viele neue, internationale Kontakte und Freundschaften zu knüpfen und in mehreren Sprachen gleichzeitig Fortschritte zu machen. 15. Tipps und was man sonst noch unbedingt wissen sollte Normalerweise werden Austauschstudenten von den Tutoren am Flughafen abgeholt und im Bus zum Heim begleitet. Falls das nicht klappt: nicht von den Taxifahrern abzocken lassen, die Fahrt zur Uni kostet in etwa 600 – 700 Rubel! Am besten ist es, sich gleich in der Flughafenausgangshalle an den offiziellen Taxistand zu wenden, wo eine offizielle Preisliste vorhanden sein sollte. 10 St. Petersburg 2009 /10 Der vorgeschriebene Aids-Test kann in einer der Petersburger Privatkliniken problemlos und günstig gemacht werden. Insektenschutz mitbringen – es gibt besonders im Herbst viele Moskitos! Altes (freigeschaltenes) Handy mitnehmen: SIM-Karten können ganz günstig im Handyshop erworben werden. Es gibt nur Wertkartenhandys und Telefonate innerhalb von Petersburg sind sehr billig. Wasserdichte Schuhe könnten (vor allem im Frühling) von Vorteil sein. Im Übrigen muss man in Petersburg für Kleidung und Schuhe relativ viel Geld für relativ schlechte Qualität ausgeben. Auf Wertgegenstände aufpassen! Mit dem Studentenausweis der FINEC sind die Eintritte zu den meisten Museen gratis oder zumindest stark verbilligt. Wer sich für Ballett (für das Moskau und St. Petersburg ja berühmt sind!) interessiert: ein paar Minuten vor der Vorstellung mit dem Studentenausweis direkt im Theater zum Administrator gehen. Wenn noch Plätze frei sind, werden diese für ungefähr 3 oder 4 Euro verkauft. Internet ist im Studentenheim verfügbar, wenn es auch nicht immer (vor allem nicht zu allen Tageszeiten) gut funktioniert. 11