Grundlagen der Kommunikation Der Inhaltsbereich „Kommunikation“ soll als Basis ein Verständnis für die Grundlagen der Kommunikation schaffen. Ganz bewusst sind die einzelnen Inhalte kurz gehalten worden und beinhalten nur die notwendigsten Grundinformationen. Folgende Aspekte umfasst dieser Inhaltsbereich: Gesprächsarten, Modell der vier Seiten einer Nachricht, explizite und implizite Botschaften, nonverbale Nachrichten, kongruente und inkongruente Nachrichtenanteile, Killerphrasen, Straßensperren der Kommunikation und Kommunikationstypen. Gesprächsarten In „ÜL-P“-Gruppen kommt es in vielen Situationen zu Gesprächen unter den Teilnehmenden bzw. zwischen den TN und der Übungsleitung. Ein Gespräch hat einen definierten Anfang, ein erkennbares Ende und eine innere Zielrichtung. Es dient zum Meinungs- und Gedankenaustausch mit dem Medium der Sprache, wobei häufig die verbale Sprache durch die Körpersprache ergänzt wird. Rede und Gegenrede sind Grundelemente des Gesprächs. Die Gesprächspartnerinnen und –partner tragen ihre eigenen Meinungen, Ansichten und Thesen vor und begründen diese. Sie haben aber auch die Pflicht, sich die Argumente oder Erfahrungen der Partnerin oder des Partners anzuhören und sich mit diesen auseinander zu setzen. Gespräche haben also eine dialogische Struktur. Im Allgemeinen können zahlreiche Gesprächsarten unterschieden werden. Es gibt Alltagsgespräche, Informationsgespräche, Organisationsgespräche, Arbeitsgespräche, Streitgespräche, Prüfungsgespräche, Verkaufsgespräche, Vorstellungsgespräche, Verhandlungsgespräche, Diskussionen, Pro und Contra-Gespräche, Debatten, Unterhaltungsgespräche, Tischgespräche, „Labern“, den Small Talk u.v.m. In Sportgruppen allgemein und speziell in „ÜL-P“-Gruppen sind folgende Gesprächsformen/arten anzutreffen: Alltagsgespräche Small Talk Unterhaltungsgespräche Informationsgespräche Beratungsgespräche Organisationsgespräche Diskussionen Streitgespräche Reflexions-Gespräche Unterhaltung, Small Talk und Alltagsgespräche sind “lockere” Formen eines Gesprächs, bei denen mindestens zwei Gesprächspartnerinnen oder –partner ihre Meinungen und Ansichten 4.2 P-SuE InfoTN 2007 Grundlagen Kommunikation / Seite 1 von 6 austauschen. Dabei kann der Gegenstand des Gesprächs ständig wechseln. Je abwechslungsreicher ein solches Gespräch ist, um so unterhaltsamer und anregender kann es sein. Solche Gespräche verlaufen im Allgemeinen weder zielstrebig noch planmäßig. Den Gesprächsbeteiligten ist die Freiheit überlassen, sich an einem Thema zu beteiligen oder auch nicht. Bei Gesprächen dieser Art innerhalb der Gruppe ist die Übungsleitung teilweise integriert, ohne dass ihr eine besondere Rolle zufällt. Bei einem Informationsgespräch übernimmt eine Person oder übernehmen auch mehrere Personen eine spezielle Rolle. So gibt die Übungsleitung z.B. Informationen / Wissen an die TN weiter oder eine Teilnehmerin bzw. ein Teilnehmer informiert die Übungsleitung oder die anderen TN über einen Sachverhalt. Diese Form des Gesprächs ist thematisch orientiert, personenzentriert, sachlich, z.T. visuell unterstützt durch Demonstrationen und der Sprechanteil der informierenden Person ist deutlich höher als der zuhörenden Personen. Diese frontale Form des Gesprächs ist geeignet, um sachliche Zusammenhänge, Probleme und Fragestellungen darzustellen, wenn es um ein neues Wissensgebiet geht oder eine Orientierungsgrundlage geschaffen werden soll. Sie erfordert zwangsläufig Passivität von der Gruppe und verlangt von den zuhörenden Personen Ruhe, Ordnung und Disziplin. Bei einem Beratungsgespräch übernimmt i.d.R. der ÜL eine spezielle Rolle. Der TN kommt offensiv auf die ÜL zu – entweder aus einem persönlichen Grund oder fragt gezielt nach einem Sachverhalt. Diese Frage kann vor/in der Gruppe gestellt werden – häufig finden sich solche Situationen jedoch im Verlauf/zum Ende einer Stunde. Wenn diese Person eine Beratung wünscht und der Zeitpunkt angemessen ist, dann ist es wichtig, durch gezieltes Nachfragen das Themenfeld einzugrenzen und die Antworten zunächst auf das Wesentliche zu konzentrieren. Die Aufgabe des ÜL liegt jetzt darin, komplexe Zusammenhänge für den TN verständlich darzustellen (vgl. Folie „innere Landkarte“) und zum Ende des Gesprächs die Frage möglichst konkret beantwortet zu haben. Ein weiteres dabei zu berücksichtigendes Ziel ist die Erhöhung der Handlungskompetenz des TN. Organisationsgespräche, Diskussionen, Streitgespräche sind stark geregelte Gespräche, die der Erörterung umstrittener Fragen oder Probleme dienen. Sie können auch bei Konfliktlösungen helfen. Bei diesen Gesprächsformen fällt der Übungsleitung oftmals die Rolle der Gesprächsleitung und Moderation zu. Nicht nur bei Versammlungen oder in Vorstandssitzungen eines Vereins kommen solche Gesprächsformen vor. So kann z.B. in einer Übungsstunde die Situation entstehen, dass sich über einen geplanten Ausflug eine heiße Diskussion entfacht. Alle reden gleichzeitig, keiner hört richtig zu und auch die Übungsleitung kann nicht durchdringen. Mögliche Folge – man kommt zu keinem Ergebnis. In diesem Fall muss die Übungsleitung die Gesprächsführung übernehmen. 4.2 P-SuE InfoTN 2007 Grundlagen Kommunikation / Seite 2 von 6 Grundvorgang der Kommunikation Der Begriff Kommunikation stammt aus dem Lateinischen. Das lateinische Wort „communicare“ heißt übersetzt, „miteinander in Beziehung treten“, „sich gegenseitig etwas mitteilen“. Kommunikation bedeutet im nachrichtentechnischen Sinne die Übermittlung einer Information bzw. einer Nachricht und im verhaltenstechnischen Sinne jedes Handeln mit Mitteilungscharakter. Kommunikation umfasst die soziale Fähigkeit von Menschen, Gedanken und Gefühle einander mitzuteilen und Beziehungen zu unterhalten = zwischenmenschliche Kommunikation. Vorgang und Elemente einer zwischenmenschlichen Kommunikation sind Vorgänge zwischen Sender und Empfänger und abhängig von zahlreichen Faktoren. Der Grundvorgang einer Kommunikation kann wie folgt beschrieben werden: Es gibt einen Sender, der eine Nachricht mitteilt. Ferner gibt es einen Empfänger, der diese erhaltene Nachricht empfängt und entschlüsselt. Stimmen die gesendete Nachricht und die empfangene Nachricht überein, so hat eine Verständigung statt gefunden. Nur durch eine Rückmeldung des Empfängers an den Sender kann überprüft werden, ob die Sendeabsicht mit dem Empfangsresultat übereinstimmt. Diesen Vorgang nennt man Feedback. Da ein und dieselbe Nachricht stets mehrere Botschaften enthalten kann, kann es zu Störungen in der Kommunikation kommen. Das folgende Beispiel aus dem Sportalltag soll verdeutlichen, wie vielfältig die Botschaften einer Nachricht sein können. Übungsleiter A hat seine Übungsstunde beendet und räumt seine Materialien fort. Übungsleiterin B betritt die Halle, hat einen CD-Spieler in der Hand und blickt sich suchend um. Übungsleiter A ruft ihr zu: „Dort auf dem Kasten ist der Platz für den CD-Spieler!“ Übungsleiterin B antwortet: „Das weiß ich!“ Bei der Frage, welche Botschaften alle in dieser Nachricht – bewusst oder unbewusst – stecken und was die Empfängerin dieser Nachricht entnehmen kann, verdeutlichen die folgenden vier Seiten/Aspekte einer Nachricht. Die vier Seiten/Aspekte einer Nachricht 1. Sachinhalt In unserem Beispiel gibt der Sender die Sachinformation, dass sich der Platz für den CD-Spieler auf dem Kasten befindet, weil dort die Steckdose ist. 4.2 P-SuE InfoTN 2007 Grundlagen Kommunikation / Seite 3 von 6 2. Selbstoffenbarung Selbstoffenbarung meint, was der Sender mit diesem Satz von sich selbst kund gibt. In unserem Beispiel: Übungsleiter A kennt sich in der Halle aus; Übungsleiter A ist aufmerksam und nimmt wahr, dass Übungsleiterin B etwas sucht; Übungsleiter A ist innerlich an dem Tun von Übungsleiterin B interessiert. Die Selbstoffenbarung enthält eine Ich-Botschaft. 3. Beziehung Der Sender gibt Preis, was er von dem Empfänger hält und wie er zum Empfänger steht. Dies zeigt sich in der gewählten Formulierung, im Tonfall oder in anderen nonverbalen Begleitsignalen. Für diese Seite einer Nachricht hat der Empfänger ein besonders empfindliches Ohr, weil der Empfänger sich als Person in einer bestimmten Art und Weise positiv oder negativ behandelt fühlt. In unserem Beispiel fühlt sich Übungsleiterin B eventuell von Übungsleiter A bevormundet. Sie wird vor ihrer Gruppe als nicht informiert dargestellt. Der Sachinhalt wird von Übungsleiterin B akzeptiert, aber sie lehnt die empfangene Beziehungsbotschaft ab und reagiert gereizt. Eine Nachricht senden bedeutet auch immer, eine bestimmte Art von Beziehung aufzubauen. So erhält die Beziehungsseite der Kommunikation einerseits eine Du-Botschaft andererseits auch eine Wir-Botschaft. 4. Appell Der Sender möchte den Empfänger zu etwas veranlassen. Fast alle Nachrichten sollen auf ihren Empfänger in irgendeiner Weise Einfluss nehmen. Sie wollen den Empfänger veranlassen, bestimmte Dinge zu tun oder zu unterlassen, zu denken oder zu fühlen. In unserem Beispiel soll Übungsleiterin B bewogen werden, den Kassetten-Rekorder auf den Kasten zu stellen. Dieser Versuch, Einfluss zu nehmen, kann offen oder versteckt sein. Unter den Aspekt der versteckten Einflussnahme fällt der Begriff der Manipulation. Bei der Manipulation werden alle Seiten einer Nachricht gezielt für die Appell-Seite eingesetzt. Das bedeutet, die Sachinformation ist einseitig, die Selbstdarstellung ist auf eine bestimmte Wirkung ausgerichtet und die Botschaften der Beziehungsseite haben das Ziel, den Empfänger z.B. bei guter Laune zu halten. In diesem Fall werden die Sach-, die Selbstoffenbarung- und die Beziehungs-Seite zum Mittel der Zielerreichung. Eine Nachricht ist demnach ein Paket von verbalen und nonverbalen Anteilen und enthält viele Botschaften gleichzeitig. Die Nachricht kann aus einem einzigen Wort, einem Satz oder aus mehreren Sätzen bestehen. Es kann sich auch um eine ganze Rede handeln, einen Artikel, Brief oder um einen „vielsagenden“ Blick. 4.2 P-SuE InfoTN 2007 Grundlagen Kommunikation / Seite 4 von 6 Für den Sender bedeutetet das, dass der Empfänger eine Nachricht mit einem oder auch mit mehreren „Ohren“ aufnehmen kann. Diese Ohren werden das Sach-Ohr das Appell-Ohr das Beziehungs-Ohr das Selbstoffenbarungs-Ohr genannt. Allgemein gelten folgende Kommunikationsregeln: Wahr ist nicht, was A (Sender) sagt, sondern, was B (Empfänger) versteht. Bei der Kommunikation ist es deshalb äußerst wichtig, das richtige Ohr anzusprechen, denn jeder Mensch hört selektiv: Gut ist, was der Empfänger hören möchte; Schlecht ist, was der Empfänger nicht hören möchte. Wenn B (Empfänger) eine Nachricht falsch interpretiert, ist immer A (Sender) schuld. Die Verantwortung für exakte Kommunikation liegt beim Sender. Explizite und implizite Botschaften Die Botschaften einer Nachricht können explizit oder implizit zum Ausdruck kommen. Explizit bedeutet: die Botschaft ist ausdrücklich formuliert. Beispiel: „Hans, holst du bitte noch einen Gymnastikball aus dem Geräteschrank.“ Implizit bedeutet: die Botschaft wird nicht direkt gesagt, steckt aber hinter dem Gesagten oder kann hinein interpretiert werden. Beispiel: „Hans, wir haben nicht genug Gymnastikbälle für alle.“ Alle vier Seiten/Aspekte einer Nachricht können sowohl explizite als auch implizite Botschaften enthalten. Die implizierten Botschaften werden am häufigsten verwendet, weil so gesendete Botschaften notfalls dementiert werden können („Das habe ich nicht gesagt!“). Bei implizierten Botschaften rücken nonverbale Nachrichtenanteile in den Vordergrund. Stimme, Betonung, Aussprache, Mimik und Gestik unterstützen und geben Hinweise darauf, wie die Botschaft gemeint ist. Kongruente und inkongruente Nachrichtenanteile Verbale und nonverbale Anteile einer Nachricht können sich ergänzen oder auch widersprechen. Man spricht von kongruent, wenn alle Signale das gleiche ausdrücken, von inkongruent, wenn verbale und nonverbale Signale nicht zusammen passen. Beispiele: Ein lachendes Gesicht mit der Aussage: „Bei mir geht alles daneben!“ Ein trauriges Gesicht mit der Aussage: „Ich fühle mich bestens!“ 4.2 P-SuE InfoTN 2007 Grundlagen Kommunikation / Seite 5 von 6 Inkongruente Botschaften können den Empfänger in eine schwierige Situationen / in eine „Zwickmühle“ bringen. Der Empfänger weiß nicht „woran er ist“. Wie man sich auch verhält oder reagiert, es kann in die falsche Richtung gehen. Beispiel: Der Sender äußert mit traurigem Gesicht: „Mir geht es bestens!“ Kümmert sich der Empfänger um den Sender, bekommt er eine Abfuhr: „Ich habe doch gesagt, mir geht es bestens!“ Kümmert er sich nicht, kann der Sender beleidigt sein, weil er sich vielleicht Beistand erhofft hatte. Inkongruente Nachrichten entstehen, wenn der Sender „noch nicht mit sich im Reinen ist“, und nicht offen seine Gefühle und Gedanken preisgibt. Um solche inkongruenten Nachrichten zu „entschlüsseln“ muss der Empfänger sehr gut zuhören und versuchen durch den (Sach-)Kontext, durch die Art der Formulierung, durch Mimik und Gestik sowie durch den Tonfall solche Botschaften zu erkennen und zu interpretieren Versteckte Botschaften Die „versteckten“ Botschaften solcher Nachrichten „Du bist selbst schuld!“ „Du bist schlecht!“ „Du hast etwas falsch gemacht!“ signalisieren dem Sender (Teilnehmer), dass der Empfänger (Übungsleitung) meist keinen weiteren Dialog wünscht. Die Folge ist, dass der Sender sich zurückzieht, Unsicherheit und Angst entstehen und evtl. sogar Frustration und Aggression zunehmen können. Günstiger als solche „Straßensperren“-Reaktionen des Empfängers sind Feedbacks, die anregen, etwas mehr zu der ersten Nachricht zu bemerken, wie zum Beispiel: „Und deshalb hast du keine Lust mehr zu joggen!?“ Der Sender ist wird hierdurch gezwungen, dieses Feedback zu bestätigen, indem weitere Informationen die erste Nachricht ergänzen „Genau und deshalb befinde ich mich auch immer am Ende der Gruppe. Aber ich möchte auch einmal vorne mitlaufen ...“. Oder der Sender widerspricht dem Feedback und trägt zum Verständnis der ersten Nachricht bei: „Doch, das Joggen bereitet mich schon Spaß, aber die Gruppe läuft zu schnell für mich ...“. Der Empfänger signalisiert hiermit dem Sender, dass er sich des Problems annimmt. Er gibt Zeichen, dass er helfen will und gemeinsam nach einer Lösung suchen möchte. Der Empfänger (Übungsleitung) wird vom passiven Zuhörer zum aktiven Zuhörer und damit zum „Türöffner“. 4.2 P-SuE InfoTN 2007 Grundlagen Kommunikation / Seite 6 von 6