Universität Trier – Fachbereich I – Philosophie Wintersemester 2009/10 Proseminar: Tierphilosophie Leitung: Thomas Hoffmann, M.A. Referenten: Dennis Schwinnen, Myriel Faye Rupp Datum: 21.01.2010 Thesenpapier: Fortsetzung - David DeGrazia: „Self-awareness in animals“ (S.210-217) Wiedererkennen im Spiegel (Kap.8) G. Gallups Studien (1977): Primaten, Schimpansen und Orang-Utans wiesen die Fähigkeit auf, den Spiegel zur Selbstbetrachtung einzusetzen. Seither wird das Wiedererkennen im Spiegel häufig als Beleg für Selbstbewusstsein bei Tieren angeführt. Aber: Die Reflektion im Spiegel muss als Abbild des eigenen Körpers erkannt werden. → relevanter Hinweis auf körperliches Selbstbewusstsein. Berücksichtigen der räumlichen Perspektive anderer Individuen (Kap.9) Beim Anstreben eines bestimmten Ziels wird die räumliche (und wahrnehmende) Perspektive eines anderen Individuums berücksichtigt. Beispiele: Verstecken, Verbergen, Vermeiden (u.a. Jane Goodall). Die Perspektive eines anderen steht auffällig in Relation zu der physischen Position bzw. Situation des Handelnden. Dessen muss sich der Handelnde bewusst sein, damit das Verhalten effektiv sein kann (=> es ist körperliches Selbstbewusstsein notwendig). Radikalere These: Tiere mit diesem Verständnis haben eine „Theorie des Geistes“, also ein Verständnis von den geistigen Zuständen anderer Individuen. → relevant für (tatsächliche) Täuschung. → würde ein Bewusstsein eigener mentaler Zustände glaubwürdiger machen (siehe: „Metakognition“) Täuschung (Kap.10) Täuschung als intentionales Handeln – oder Unterlassen –, das (zum Vorteil des Handelnden) von einem anderen Individuum falsch interpretiert wird. Täuschung beinhaltet nicht nur intentionales Handeln, das irreführt, sondern intentionales Irreführen, d.h. der Handelnde will die Situation falsch darstellen. → demnach besäße ein Lebewesen das zur intentionalen Täuschung fähig ist eine Theorie des Geistes – speziell den Glauben, dass andere Individuen ein geistiges Leben haben (das „irregeführt“ werden kann). Warum muss dieser Vorschlag hier gemacht werden – was bleibt nämlich „debatable“? Vorschlag: manche Tiere besitzen ein Proto-Verständnis von Handeln. → d.h. die Fähigkeit zu verstehen, dass bestimmte Dinge in der eigenen Umwelt (z.B. Artgenossen, Beute, Feinde) auf sehr spezielle Weisen manipuliert werden können. Die Betonung liegt dabei auf dem Erkennen des anderen Individuums, nicht als Denker, sondern als Handelnder. Auch ein solches Proto-Verständnis von Handeln deutet auf eine Art von Selbstbewusstsein hin: ein Verständnis dafür, dass das eigene Verhalten bestimmte Handlungen bei anderen Individuen bewirken kann. (Bsp. Delphine) → das beinhaltet mehr als den Handlungs-Aspekt von körperlichem Selbstbewusstsein, denn es impliziert ein Verständnis von anderen Individuen als Handelnde oder Akteure, eine wichtige Komponente von sozialem Selbstbewusstsein. Sozialbewusstsein (Kap.11) durch Interaktion mit anderen Individuen einer Gruppe bilden sich soziale Netzwerke. Tiere fügen sich in Gruppen ein und akzeptieren Alphatier. → Individuen sind sich ihrer eigenen Position in der Gruppe und dadurch ihrer eigenen mentalen Zustände bewusst. Beispiele: Wölfe Haustiere wie Hunde und Katzen Primaten Delphine und Wale Metakognition (Kap. 12) Metakognition = Auseinandersetzung mit eigenen kognitiven Prozessen. Introspektion als Fähigkeit eigenes Verhalten zu analysieren und zu reflektieren. → Jede Kreatur, die sich ihres eigenen kognitiven Zustands bewusst ist, hat ein "Introspektives Bewusstsein". Beispiel: Affen Fazit 1. Selbstbewusstsein ist kein individuelles/einzelnes Phänomen. 2. Es ist existent in einfachster Form. Körperliches Selbstbewusstsein: Der eigene physische Zustand wird als von der restlichen Welt unterschieden wahrgenommen (direkt in Verbindung stehend mit bestimmten Gefühlen und der eigenen Kontrolle unterlegen). Soziales Selbstbewusstsein: nicht nur bei Menschen (auch bei Primaten, Walen und anderen Säugetieren) Es gibt außerdem gute Gründe anzunehmen, dass bestimmte nicht-menschliche Lebewesen ein gewisses Maß an introspektivem Bewusstsein bzw. Metakognition aufweisen.