VK: ABWL – Organisation SS 2004 (Dr. Windsperger) Teil II: Interdependenzen und Koordination (Rechenbeispiele) Laux/Liermann (1997): Grundlagen der Organisation (4.A.), S. 195-207 Kieser/Kubicek (1992): Organisation (3.A.), S.95-126 Allgemeine Einführung Ein Unternehmen verfügt über die beiden Sparten PKW und LKW. Die Sparten operieren auf getrennten Märkten. a) Wie kann es zu Interdependenzen zwischen den Entscheidungen der beiden Sparten aber auch innerhalb einer Sparte kommen? b) Erklären Sie den Begriff des Restriktionenverbundes. (grafisch) c) Erklären Sie den Begriff des Erfolgsverbundes. (grafisch) d) Erklären Sie den Begriff des Bewertungsverbundes. (grafisch) e) Erklären Sie den Begriff des Risikoverbundes Horizontale Interdependenzen: Risikoverbund (Beispiel 1) Laux (1998): Entscheidungstheorie (4.A), S. 143-169 Nähere Informationen zu den benötigten Formeln siehe z.B. Bleymüller, Gehlert, Gülicher (1996): Statistik für Wirtschaftswissenschaftler (10.A.), S. 47-50): Erwartungswert, Varianz, Covarianz, Korrelationskoeffizient a) Welche Entscheidungskriterien bei Risiko kennen Sie? b) Die beiden Sparten PKW und LKW müssen gemeinsam ein Projekt verwirklichen. Das Projekt setzt sich aus einem vorgegebenen Teilprojekt L in der Sparte LKW und drei möglichen Alternativen (P1-P3) in der Sparte PKW zusammen. Je nach Umweltzustand (S1-S4) generieren die Projekte unterschiedliche Cash-Flows. Die vier Umweltzustände treten mit gleichen Wahrscheinlichkeiten ein und korrelieren perfekt zwischen den verschiedenen Projekten. D.h. die Wahrscheinlichkeit wenn bei Projekt 1 der Umweltzustand S1 eintritt das auch bei Projekt L S1 eintritt ist 1. S1 100 0 100 100 P1 P2 P3 L S2 50 100 100 40 S3 100 50 50 60 S4 0 100 0 30 Berechnen Sie die optimale Projektkombination, wenn man von einem risikoaversen Entscheidungsträger ausgeht. Folgende Formeln benötigen Sie dazu: K E X xi * pi i 1 K 2 Var X xi 2 * pi i 1 E X Y E X E Y Var X Y Var X Var Y 2Cov X , Y Cov X , Y xi E X * y j E Y * pxi , y j i X ,Y j Cov X , Y x * y pxi , y j pxi * p y j / xi c) Welche Möglichkeiten kennen Sie, den Koordinationsbedarf zu verringern? Mit welchen Vor- und Nachteilen sind diese jeweils verbunden? d) Nennen sie die wichtigsten Ansätze zur Koordination in Unternehmen. Vertikale Interdependenzen: Produktionsprogrammplanung (Beispiel 2) In der Produktionsabteilung eines Unternehmens stehen aus dem Rechnungswesen folgende Daten der vergangenen Abrechnungsperiode zur Verfügung: Produkt A1 A2 A3 B1 B2 hergestellte Menge 1.000 2.000 2.000 2.000 3.000 erzielter Deckungsbeitrag 15.000 40.000 50.000 60.000 60.000 benötigte Engpasseinheiten 2.500 3.000 6.000 8.000 6.000 Der Produktionsabteilung ist ferner bekannt, dass in der nächsten Planungsperiode voraussichtlich 30.000 Engpasseinheiten zur Verfügung stehen werden. Von der Marktforschung war zu erfahren, dass in der nächsten Periode von A1 höchstens 1.500 Einheiten von A2 und A3 je höchstens 2.500 Einheiten, von Produkt B1 ebenfalls höchstens 2.500 Einheiten und von B2 höchstens 3.500 Einheiten abgesetzt werden können. Der Unternehmensleitung stehen nun die auf Produktgruppenebene aggregierten Daten zur Verfügung: Produktgruppe A B hergestellte Menge 5.000 5.000 erzielter Deckungsbeitrag 105.000 120.000 benötigte Engpasseinheiten 11.500 14.000 möglicher Absatz 6.500 6.000 Der Unternehmensleitung ist ebenfalls bekannt, dass 30.000 Engpasseinheiten zur Verfügung stehen. Ferner möchte die Unternehmensleitung aus strategischen Gründen in den nächsten Periode den Absatz der Produktgruppe A auf mindestens 6.000 Einheiten steigern. Vergleichen Sie auf der Grundlage dieser Daten die Produktionsplanung nach den folgenden Methoden: a) Bottom-Up Planung: Die Produktionsabteilung führt für die Produktionsplanung für die einzelnen Produkte aufgrund ihrer Daten nach dem Kriterium Deckungsbeitrag/ Engpasseinheit durch und übermittelt das Ergebnis an die Unternehmensleitung. b) Top-Down Variante 1: Die Unternehmensleitung führt eine Produktionsplanung für Produktgruppen unter Berücksichtigung der Ressourcenbeschränkung und ihrer strategischen Ziele durch und gibt die Gesamtmengen jeder Produktgruppe an die Produktionsabteilung als Vorgabe weiter. Die Produktionsabteilung bestimmt daraus die optimale Produktionsmenge für die einzelnen Produkte innerhalb der Produktgruppe (ohne Berücksichtigung der Ressourcenbeschränkung, d.h. nach dem Kriterium Deckungsbeitrag/Stück; dabei kann sich ein anderer Ressourcenbedarf ergeben, als von der Unternehmensleitung geplant). c) Top-Down Variante 2: Die Unternehmensleitung führt wie im Fall b) eine Produktionsplanung für Produktgruppen unter Berücksichtigung der Ressourcenbeschränkung und ihrer strategischen Ziele durch. Jedoch werden der Produktionsabteilung nicht die Produktionsmengen, sondern die für die einzelnen Produktgruppen einzusetzenden Engpasseinheiten vorgegeben. Die Produktionsabteilung verteilt die Engpasseinheiten optimal (nach dem Kriterium Deckungsbeitrag/Engpasseinheit) auf die einzelnen Produkte innerhalb der Produktgruppen (dabei können sich von der Planung der Unternehmensleitung abweichende Produktionsmengen der Produktgruppen ergeben). d) Interpretieren Sie die Ergebnisse dieser drei Varianten in Hinblick auf den dabei erzielten Deckungsbeitrag, die Einhaltung des Ressourcenbeschränkung und die Erreichung des strategischen Ziels (6.000 Einheiten von Produktgruppe A). Budgets und Lenkpreise zur Investitionsplanung (Beispiel 3) Ein Unternehmen ist in 3 Sparten gegliedert. Die Zentrale verfügt über 3000 GE. Die folgende Tabelle enthält den zu Projektbeginn notwendigen Kapitalbedarf und die nach einem Jahr anfallenden Rückflüsse. Die Projekte sind beliebig teilbar. Sparte S1 S2 S3 Projekt A B C D E F G H I Kapitalbedarf 500 200 300 800 200 400 1000 600 200 Rückfluss 525 224 345 880 228 432 1125 654 234 a) Welche Projekte werden bei Koordination über Budgets durchgeführt, wenn das gesamte Kapital gleichmäßig auf die 3 Sparten aufgeteilt wird? Wie hoch ist der Gewinn der Sparten und des gesamten Unternehmens? b) Welche Projekte werden bei Koordination über den Lenkpreis durchgeführt, wenn dieser 10% p.a. beträgt? Wie hoch ist der Gewinn der Sparten und des gesamten Unternehmens? Hinweis: Die Sparten führen ein Projekt durch solange sie keinen Verlust damit erleiden d.h. ein Projekt mit 10% Rendite wird durchgeführt. c) Welche Kombination der Projekte ist aus Sicht des Gesamtunternehmens optimal? Wie hoch ist der Gewinn des gesamten Unternehmens? d) Wenn nun die Beschaffung weiterer finanzieller Mittel zu einem Zinssatz von 16% p.a. möglich ist, macht es Sinn einen Kredit aufzunehmen? Wie hoch ist der Gewinn des Unternehmens, wenn ein Kredit aufgenommen wird? Hinweis: Vergleichen sie das Ergebnis mit der Optimallösung aus Frage 3. e) Angenommen der Rückfluss aus Projekt I beträgt 250 GE. Macht es dann Sinn einen Kredit zu einem Zinssatz von 16% p.a. aufzunehmen? Wie hoch ist der Gewinn des Unternehmens? f) Wie lautet der optimale Lenkpreis wenn ein Kredit mit einem Zinssatz von 16% p.a. aufgenommen werden kann. Wie hoch ist der Gewinn des Unternehmens bei Koordination mittels dieses Lenkpreises? Hinweis: Vergleichen sie das Ergebnis mit der Lösung aus Frage 2. Vertikale Koordination ohne Kapazitätsrestriktion (Beispiel 4) Ein Unternehmen verfügt über eine zentrale Produktion und Vertriebsabteilungen in 2 weit voneinander entfernten Ländern. Die variablen Kosten in der Produktion betragen 40 je Einheit des Produktes. Die Kapazität der Produktionsabteilung beträgt maximal 600 Einheiten. In den beiden Ländern gelten die folgenden Nachfragefunktionen (xi = abgesetzte Menge in Land i, pi = Preis in Land i): x1 = 600 - 3 p1 x2 = 400 - p2 a) Das Unternehmen setzt zur Bestimmung seines Produktions- und Absatzprogramms folgende Methode ein: zuerst fragt die Zentrale die beiden Vertriebsabteilungen, zu welchen Preisen sie voraussichtlich Mengen von je 100, 200 und 300 Stück absetzen könnten. Aus den von den Bereichen gemeldeten Preisen errechnet die Zentrale die erzielten Gewinne und wählt die Werte aus, die insgesamt zu den höchsten Gewinnen führen. (Hinweis: aus Gründen der Einfachheit nehmen wir an, dass in beiden Ländern idente Mengen abgesetzt werden d.h. Sie brauchen keine Kombinationen berücksichtigen) Welche Menge (100, 200 oder 300) soll die Zentrale im Beispiel an die beiden Vertriebsabteilungen liefern und welcher Gewinn wird dabei erzielt? b) Wie hoch wäre im Vergleich dazu der optimale Gewinn? c) Um welche Art von Koordinationsmechanismus handelt es sich und wie kommt es dazu, dass das Gewinnoptimum verfehlt wird? d) Bestehen zwischen den beiden Vertriebsabteilungen Interdependenzen? Wenn ja, um welche Art von Verbund handelt es sich? Sind die Interdependenzen im angegebenen Beispiel relevant? e) Angenommen das Unternehmen muss aus produktionstechnischen Gründen die maximale Kapazität von 600 Einheiten ausschöpfen. Welche Mengen sollen in den beiden Ländern abgesetzt werden und wie hoch ist der Gesamtgewinn des Unternehmens. f) Worin besteht der Unterschied zur Optimallösung in Punkt c? Horizontale Koordination mittels Verrechnungspreis Laux/Liermann (1997): Grundlagen der Organisation (4.A.), S. 371-395 Horizontale Koordination mittels Verrechnungspreis (Beispiel 5) Ein Produkt durchläuft bei seiner Herstellung zwei Produktionsstufen in verschiedenen Abteilungen eines Unternehmens. Abteilung 1 erzeugt ein Vorprodukt, das in Abteilung 2 zum Endprodukt weiterverarbeitet wird. Das Endprodukt kann zu einem Preis von 15 abgesetzt werden. Die Weiterverarbeitung in der Produktionsstufe 2 verursacht variable Kosten von 7 pro Stück. Die variablen Kosten in Abteilung 1 sind von einem zufälligen Faktor abhängig, der zwar kurzfristig von Abteilung 1 beobachtet werden kann, dessen Ausprägung der Zentrale aber nicht bekannt ist. Durch diesen Zufallseinfluss können die variablen Kosten in Abteilung entweder 4 pro Stück oder 10 pro Stück betragen. Die beiden Werte sind gleich wahrscheinlich. Die Produktionsentscheidung in Abteilung 1 kann getroffen werden, nachdem Abteilung 1 den wahren Wert kennt. Zur Koordination der beiden Abteilungen soll für das Zwischenprodukt ein Verrechnungspreis festgelegt werden. Die Belohnung der beiden Abteilungen soll dann nach dem Erfolg der Abteilungen erfolgen. a) Ist es möglich, einen Verrechnungspreis festzulegen, bei dem Abteilung 1 stets die für das Unternehmen insgesamt optimale Entscheidung trifft? Wenn ja, wie hoch müsste dieser festgelegt werden? Wenn nein, wie müsste man den Verrechnungspreis festlegen, um zumindest den maximalen erwarteten Erfolg zu erzielen? b) Stellen Sie grafisch den Zusammenhang zwischen dem Erfolg von Abteilung 2 (pro Stück des Produktes) und dem Verrechnungspreis dar. Benutzen Sie dazu die vorbereitete Abbildung auf der folgenden Seite. Welcher Verrechnungspreis wäre aus Sicht der Abteilung 2 optimal? c) Kann Abteilung 2 durch Verfälschung der gemeldeten variablen Kosten für die Weiterverarbeitung des Produktes ihren Bereichserfolg erhöhen? Wenn ja, welche Kosten müssten an die Zentrale gemeldet werden? Verrechnungspreise mit Zwischenprodukten (Beispiel 6) Ein Produkt durchläuft bei seiner Herstellung zwei Fertigungsstufen. In der Fertigungsstufe 1 betragen die Grenzkosten des Produktes bis zu einer Produktionsmenge von 500 Stück 30 GE pro Stück, ab der 501. Einheit betragen sie 40 GE pro Stück. Auf der Fertigungsstufe 2 betragen die Grenzkosten bis zu 300 Einheiten 20 GE, von der 301. bis zur 700. Einheit 25 GE und ab der 701. Einheit betragen sie 35 GE. Das Endprodukt kann zu einem Preis von 70 GE abgesetzt werden. Das in der Fertigungsstufe 1 erzeugte Zwischenprodukt kann weder selbst am Markt abgesetzt noch extern bezogen werden. Beide Fertigungsstufen können maximal jeweils 1000 Einheiten pro Planungsperiode fertigen. a) Welche Art von Interdependenz besteht zwischen den Fertigungsstufen? b) Gibt es Verrechnungspreise für das Zwischenprodukt, bei denen auf beiden Fertigungsstufen die optimalen Produktionsentscheidungen getroffen werden? Wenn ja, in welchem Intervall müssten die Verrechnungspreise liegen? c) Nehmen Sie Stellung zu den folgenden Aussagen: 1) Koordination über Verrechnungspreise führt dazu, dass die Bereiche nur ihre eigenen Interessen verfolgen und die Ziele des Gesamtunternehmens aus den Augen verlieren. 2) Verrechnungspreise können nur dann korrekt ermittelt werden, wenn für das Produkt auch ein externer Marktpreis existiert. 3) Bei Koordination über Verrechnungspreise besteht die Gefahr, dass Bereiche der Zentrale falsche Informationen übermitteln, um die Verrechnungspreise zu ihrem Vorteil zu manipulieren. Vertikale Koordination Zentrale vs. Dezentrale Koordination 2 (Beispiel 7) Ein Unternehmen besteht aus zwei Divisionen A und B. Diese operieren auf unterschiedlichen Märkten. Für die beiden Bereiche gelten folgende Daten: Fixkosten pro Periode Preis-Absatz-Funktion var. Stückkosten Produktionskoeffizient A 7000 P(x1)=600-3x1 20 1 B 12000 P(x2)=1000-5x2 90 2 Beide Produkte sind beliebig teilbar. Die Divisionen benötigen zudem einen Rohstoff der von der Zentrale beschafft wird. Insgesamt kann die Zentrale 200 Einheiten des Rohstoffs für 35 GE je Rohstoffeinheit beschaffen. a) Die Unternehmensleitung gibt einen Verrechnungspreis von 75 GE für den Rohstoff vor. Welche Mengen werden die Divisionen produzieren und wie hoch ist jeweils der Bereichsgewinn? Wie hoch ist der Gesamtgewinn des Unternehmens? Ist der Verrechnungspreis in dieser Höhe sinnvoll? b) Den Divisionen werden jeweils 100 Einheiten des Rohstoffs kostenlos zur Verfügung gestellt. Ermitteln Sie die Absatzmengen und die sich hieraus ergebende Nachfrage nach dem Rohstoff. c) Die Unternehmensleitung erwägt die Zentralisierung der Produktionsentscheidung. Wie viel dürfen die anfallenden Kosten maximal betragen, damit sich dies im Vergleich zur Lösung in Teilaufgabe c) lohnt? d) Worin liegt im Allgemeinen das Problem bei der Bestimmung von Verrechnungspreisen? Nenne Sie einen möglichen Lösungsansatz und erläutern Sie dessen Vor- und Nachteile. Vertikale Koordination mittels Verrechnungspreis (Beispiel 8) Ein Unternehmen vertreibt ein zentral erzeugtes Produkt über zwei Vertriebsstellen. Bei der zentralen Erzeugung des Produktes fallen variable Kosten von 5 GE pro Stück an. Die PreisAbsatz-Funktionen der beiden Vertriebsstellen lauten: Vertriebsstelle 1: p1 = 20 – x1 Vertriebsstelle 2: p2 = 30 – 1,5 x2 Dabei sind p1 und p2 die Preise, die an Vertriebsstelle 1 bzw. 2 erzielt werden, x1 und x2 die dort jeweils abgesetzten Mengen. a) Die Leiter der Vertriebsstellen werden nach den jeweils erzielten Umsätzen entlohnt. Welche Mengen würden die beiden Bereichsleiter absetzen wollen, um ihre Belohnung zu maximieren? b) Die Leiter der Vertriebsstellen werden nach den jeweils erzielten Deckungsbeiträgen entlohnt. Welche Mengen würden die beiden Bereichsleiter absetzen wollen, um ihre Belohnung zu maximieren. Für die folgenden Teilfragen gilt, dass insgesamt nur 10 Einheiten des Produktes hergestellt werden können. a) Die Zentrale weist den beiden Bereichen jeweils eine bestimmte Menge des Produktes zu. Welche Zuteilungen wären aus der Sicht der Zentral optimal? b) Die Zentrale verrechnet den beiden Bereichen einen Verrechnungspreis für das Produkt und entlohnt die beiden Bereichsleiter nach dem Bereichserfolg. Wie hoch muss der Verrechnungspreis festgesetzt werden, damit die Bereichsleiter die aus der Sicht der Zentrale optimalen Mengen nachfragen?