Focus Digital-Marketing 29 Virtual Reality wird zum Massen­ phänomen Virtual Reality und 360-Grad-Videos gehören zu den derzeit heissesten digitalen Trends – und sind, spätestens seit Youtube und Facebook 360-Grad-Videos unterstützen, auf dem Weg zum Massenphänomen. Für die Werbeindustrie bietet die neue Technologie ungeahnte Möglichkeiten, da sie aufgrund der einzigartigen User Experience völlig neue Kundeninteraktionen zulässt. DER AUTOR Florian Beck Executive Creative Director, Serranetga Erst das Fernsehen, dann das Internet und zuletzt mobile Endgeräte – sie alle haben die Art und Weise, wie Marken mit Konsumenten interagieren, radikal verändert. Die nächste disruptive Technologie, die bestehende Normen der Werbeindustrie auf den Kopf stellt – da sind sich viele Experten einig –, heisst: Virtual Reality (VR). Manche bezeichnen VR gar als das Medium aller Medien, weil letztlich jedes bestehende Medium in die virtuelle Realität integriert, respektive dort nachgebildet werden kann. Vor allem aber löst VR ein Problem, das Werbetreibenden zunehmend Sorge bereitet: Die Sichtbarkeit von Werbung. Aktuell besteht wenig bis keine Gewissheit darüber, ob der User einen TV-Spot oder Internet-Pre-Roll tatsächlich gesehen oder im Gegenteil seine Aufmerksamkeit just in diesem Moment kurz aufs Smartphone oder den heimischen Kühlschrank verlagert hat. Und egal wie «native» oder kontextuell relevant Branded Content sein mag – Werbung und der sie transportierende Content bleiben zwei verschiedene Einheiten, die es dem Konsumenten erschweren, sich auf das eine oder andere zu konzentrieren. Bei VR hingegen ist Branded Content integraler Bestandteil der Experience. Will der User der Werbung entkommen, bleibt ihm nichts anderes übrig, als die virtuelle Welt zu verlassen – und somit auf das Erlebnis als Ganzes zu verzichten. Über zwei Milliarden VR-fähige Geräte Kritikern, die behaupten, VR sei eine Nischenanwendung für ein paar wenige Geeks, antworte ich für gewöhnlich mit der schwindelerregenden Zahl von rund zwei Milliarden Geräten, mit denen man in die virtuelle Realität abtauchen kann. Denn, was vielen nicht bewusst ist: Jedes Smartphone bietet – auch ohne VR-Brille oder Google Cardboard – die Möglichkeit, den Effekt einer 360-GradExperience zu erleben. Und seit Plattformen wie Youtube und Facebook 360-Grad-Videos ebenfalls unterstützen, ist die Technologie ohnehin auf dem besten Weg, zum Massenphänomen zu werden. Obwohl die technischen Vo­ raussetzungen erfüllt sind, ist die Anzahl hochwertiger 360-Grad-Erlebnisse allerdings nach wie vor überschaubar, von Anwendungsbeispielen im digitalen Marketing ganz zu schweigen. www.netzwoche.ch © netzmedien ag Youtube und Facebook unterstützen bereits 360-Grad-Videos – diese Videos lassen völlig neue Kundeninteraktionen zu. Ein Beispiel für die virtuelle Interaktion zwischen Kunde und Marke ist die 360-Grad-Virtual-Experience, die wir für die Promotion der neuen 360-Grad-Wireless-AudioSpeaker von Samsung umsetzten. In Zusammenarbeit mit dem Schweizer Soul-Musiker Seven lancierten wir zu dessen Song «No» ein visuell oppulentes, tanz- und performancelastiges 360-Grad-Musikvideo. Der Song ist dreigeteilt, genau wie die 360-Grad-Experience, die sich auf drei Räume à 120 Grad verteilt. Der User nimmt im Video die Ich-Perspektive ein und folgt Seven durch die verschiedenen Räume. Im Zentrum auf dem Boden ist ein Samsung-360-Grad-Speaker zu sehen, der als Dreh- und Angelpunkt der VR-Experience den virtuellen Raum gleichmässig mit Musik beschallt. Ich bin überzeugt, in VR liegt die Zukunft solcher Markenerlebnisse und der Entertainment-Industrie als Ganzes. Genauso wie Chirurgen schon heute komplexe Operationen in der virtuellen Realität planen und üben, werden sich User intensiver mit Produkten und Brands auseinandersetzen als jemals zuvor. Aktuell setzen Marken noch alles daran, ihre Werbung mit Content verschmelzen zu lassen. Bei Virtual Reality wird dies die kleinste Sorge sein. 19 – 20 / 2015