Projekt „Aufbau eines europäischen Akademienportals” Projektkoordination: Union der deutschen Akademien der Wissenschaften Forschungsförderer: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Förderzeitraum: Oktober 2015–März 2017 Hintergrund und Grundidee Die europäischen Wissenschaftsakademien tragen mit ihren Forschungsvorhaben maßgeblich zur Erforschung und Bewahrung des kulturellen Erbes und der kulturellen Vielfalt und Identität Europas bei. Durch ihre langfristig angelegte Grundlagenforschung, insbesondere in den historischen Geistes- und Sozialwissenschaften, schaffen sie bedeutende Wissensspeicher. Die zunehmende Digitalisierung der Forschung birgt für die Verfügbarkeit und Erschließung dieses Wissensschatzes sowie für nationale und internationale Kooperationen zwischen Akademien und darüber hinaus große Potentiale, die momentan noch nicht voll ausgeschöpft werden. Dies wurde durch die SASSH-Studie (Survey and Analysis of Social Sciences and Humanities Research at the Science Academies and Related Research Organisations of Europe, Leathem & Adrian, 2015) ermittelt. Unter anderem wurden Optimierungspotentiale in den Bereichen Publikation beziehungsweise Zugang zu digitalen Forschungsdaten im breitesten Sinn (wie zum Beispiel Digitalisaten von Primärquellen, digitalen Editionen, Datenbanken, aber auch Monographien und Artikel in digitaler Form) aus der Akademienforschung, Informationen und Beratungsangebote zu digitalen Forschungswerkzeugen, Standards, Lizenzen und Langzeitarchivierungslösungen, Erfahrungsaustausch und Informations- und Kooperationsmöglichkeiten mit Forschungsvorhaben anderer Akademien sowie mit europäischen Initiativen in den Bereichen digitale Geistes- und Sozialwissenschaften und Kulturerbe wie DARIAH, CLARIN oder Europeana festgestellt. Viele der durch die SASSH-Studie ermittelten Optimierungsbereiche können durch eine paneuropäische digitale Infrastruktur für die Akademienforschung adressiert werden. Durch ein europäisches Akademienportal würden Ressourcen gebündelt und grundlegende Voraussetzungen für die nachhaltige Bereitstellung digitaler Forschungsdaten aus der Akademienforschung geschaffen. Zum einen würden hierdurch in Zukunft mehr Forschungsdaten aus der Akademienforschung im Sinne des Open Science-Gedankens zur Förderkennzeichen: 01UG1503 1 Verfügung stehen und könnten diese unter hohem Ressourcenaufwand mit großer Fachkenntnis erarbeiteten Materialien besser genutzt werden. Zum anderen würden von einer zentralen Plattform für Informationen zu den thematisch und sprachlich vielfältigen Forschungsvorhaben und -ergebnissen, insbesondere zu den an Akademien stark vertretenen Expertisebereichen Editionen, Wörterbücher und Korpora, starke Impulse für neue Forschungsvorhaben, Erkenntnisse und Kooperationen, insbesondere auch im digitalen Bereich, ausgehen. Darüber hinaus würde ein europäisches Akademienportal zur besseren Sichtbarkeit der Fülle und des Umfangs der facettenreichen, innovativen und für breite Kreise relevanten Ergebnisse der geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschung an den Akademien gegenüber Fachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern, Forschungsförderern und der interessierten Öffentlichkeit beitragen. Konzept Das Herzstück des geplanten Akademienportals bildet der Aufbau einer Virtuellen Bibliothek der europäischen Akademienforschung. Diese wird durch die Angebotskomponenten Informations- und Servicehub und Forschungsvorhabendatenbank ergänzt beziehungsweise eng mit diesen verzahnt: 1) Virtuelle Bibliothek der europäischen Akademienforschung: Über einen Metakatalog werden digitale Publikationen und Datenbestände, an deren Erstellung europäische Akademien beteiligt waren bzw. sind, zentral nachgewiesen und mögliche Zugriffswege, vorzugsweise Open Access, aufgezeigt. In der ersten Umsetzungsphase wird der Nutzer in den meisten Fällen über einen Link zu den über den Metakatalog ermittelten Treffern gelangen, um die digitalen Ressourcen einzusehen bzw. mit ihnen zu arbeiten. Der Katalog wird zunächst metadaten- und objektbasiert sein und die notwendigen Informationen soweit möglich von vorhandenen Schnittstellen einsammeln. Er wird voraussichtlich auch händischer Pflege bedürfen (Kuratierung), weil die sich allein aus der Heterogenität der Daten ergebenden verschiedenen genutzten und auch weiterhin notwendigen Speicherorte und -systeme anders als Publikationsrepositorien kaum über zentrale Nachweissysteme automatisch erfassen lassen. Dazu kommt, dass in der Virtuellen Bibliothek erstmals auch komplexe, bisher nicht erfasste Objekte, wie digitale Editionen, Wörterbücher, Datenbanken und ähnliche Forschungsvorhaben, inklusive Work in Progress-Angebote, aus der Akademienforschung zentral nachgewiesen werden sollen. Diese sind bisher als Forschungsleistungen und Recherchemittel oft nur einem kleinen Kreis von Spezialisten bekannt. Der qualitätsvolle Nachweis über Förderkennzeichen: 01UG1503 2 die Virtuelle Bibliothek der europäischen Akademienforschung führt neue Nutzerkreise an diese digitalen Publikationen heran. 2) Informations- und Servicehub zur digitalen Forschung und nachhaltigen Bereitstellung digitaler Daten: Hier werden umfangreiche Informationsangebote zu digitalen Tools, (inter-)disziplinären Standards und Langzeitarchivierungslösungen sowie zu den Beratungs- und Serviceleistungen nationaler und internationaler Infrastrukturinitiativen und Fachvereinigungen bereitgestellt. Hierdurch wird den Forschenden die Wahl eines geeigneten digitalen Werkzeugs oder Standards erleichtert und die Akademienforschung insgesamt nachhaltiger. Es werden Ressourcen freigesetzt, weil weniger Individuallösungen entwickelt werden müssen. Darüber hinaus weisen die hier bereitgestellten Informationen Wege für die Befreiung der digitalen Forschungsdaten der europäischen Akademienforschung aus bisher teilweise stark fragmentierten „digitalen Silos“ und kompetente Partner für die Überführung in nachhaltige Speicher- und Bereitstellungstrukturen auf. Dadurch wird erreicht, dass die digitalen Daten und Online-Publikationen dauerhaft archiviert werden, wodurch sie wiederum einfacher in der „Virtuellen Bibliothek der europäischen Akademienforschung“ zentral nachgewiesen werden können und somit langfristig wieder auffindbar sind. Der Informations- und Servicehub bietet den europäischen Akademien nicht nur die Möglichkeit, sich aktiv bezüglich europäischer Schwerpunktthemen wie Open Access und die Digitale Agenda zu positionieren, sondern auch die, ihre Mitglieder und Mitarbeiter für die damit verbundenen Herausforderungen aktiv zu sensibilisieren und informieren. 3) Forschungsvorhabendatenbank: Eine über mehrere Einstiegsmöglichkeiten (wie Projekttyp, Thema oder Sprache) durchsuchbare Datenbank aller an den europäischen Akademien angesiedelten geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschungsvorhaben eröffnet neue Potentiale für einen interakademischen und darüber hinausgehenden Erfahrungsaustausch und bereitet den Weg für Kooperationen, z.B. durch die Entwicklung multinationaler oder interdisziplinärer Forschungsvorhaben. Sie bietet den Vorhaben bzw. den an den Vorhaben beteiligten Forschenden eine Plattform, um die internationale Sichtbarkeit ihrer Forschungsvorhaben und -ergebnisse (über den Nachweis in der Virtuellen Bibliothek) zu erhöhen. Des Weiteren ermöglicht sie es der breiteren Öffentlichkeit, schnell eine Übersicht über die Vielfalt der Akademienforschung zu gewinnen und Spezialisten zu bestimmten Themen zu ermitteln. Ein europäisches Akademienportal böte erstmalig einen zentralen Überblick über die an Akademien angesiedelten Forschungsprojekte sowie einen zentralen Sucheinstieg zu den Förderkennzeichen: 01UG1503 3 digital verfügbaren Ressourcen. Hierdurch würden in Zukunft nicht nur die bereits frei zugänglichen digitalen Forschungsergebnisse der geisteswissenschaftlichen Akademienprojekte besser auffindbar sein, sondern vor allem Möglichkeiten und Anreize geschaffen werden, weitere digitale Forschungsergebnisse und Ressourcen Open Access zu publizieren und über Schnittstellen zentral auffindbar, zitierbar und nachnutzbar zu machen. Das Portal bündelt die qualitativ hochwertigen digitalen Angebote der Akademien für die zukünftigen Nutzerinnen und Nutzer und stellt somit einen entscheidenden Mehrwert dar. Zudem fördert es die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Akademien und somit des gesamten europäischen Forschungsraums, da eine Steigerung der wissenschaftlichen Ausstrahlung, u.a. durch Mehrzitation und Angebote zu internationalen Kooperationen, sowie eine verstärkte Breitenwirkung zu erwarten sind. Es eröffnet neue Nachnutzungs-, und Zusammenarbeitsszenarien und bietet Möglichkeiten zum Ressourcenpooling. Zu denken ist hier an neue Digitalisierungs- und Forschungsvorhaben und eine stärkere Integration und Zusammenarbeit der Akademienforschung in und mit europäischen und (inter-)nationalen Infrastrukturinitiativen und -anbietern. Hierdurch wird nicht zuletzt die Entwicklung zielgruppengerechter Service- und Informationsangebote, gemeinsamer Standards und den Anforderungen der europäischen Akademien entsprechenden Speicherorten vorangetrieben. Projektziel Bis März 2017 wird in enger Abstimmung mit den zukünftigen Zielgruppen, insbesondere den europäischen Wissenschaftsakademien, Projektmitarbeitern und Spezialisten aus dem IT- und Bibliotheksbereich der Akademien, Vertretern der relevanten disziplinspezifischen bzw. europaweiten SSH-Infrastrukturinitiativen sowie den durch die Europäische Union und die Europäische Forschungskommission in der Digitalen Agenda formulierten Zielen und Aufgaben das Grundgerüst zu einem organisatorisch, wissenschaftlich und technisch ausgereiften Konzept für eine digitale Forschungsinfrastruktur für die geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschungsprojekte an den europäischen Akademien (kurz „Akademienportal“) weiterentwickelt. Hierfür ist es vorgesehen, ein Kernkonsortium interessierter Partner zu bilden, die sich bereit erklären, ihre Expertise in ein Konzept für eine gesamteuropäische Akademieninfrastruktur einzubringen und nach erfolgreicher gemeinsamer Einwerbung der erforderlichen Fördermittel die Implementierung federführend mitzugestalten. Neben technischen Details und einer Einschätzung der für die Umsetzung notwendigen finanziellen und personellen Ressourcen ist die Entwicklung des zukünftigen organisatorischen Rahmens ein wichtiger Bestandteil des Konzepts, um innerhalb des Kernkonsortiums eine tragfähige Förderkennzeichen: 01UG1503 4 Basis für die Implementierung zu schaffen. Während der Feinabstimmung des Konzepts werden Detailfragen, z.B. inwiefern eine tiefergehende Erschließung der Daten über die Suchfunktion des Portals, wie zum Beispiel eine Volltextsuche oder semantische Verknüpfungen technisch realisierbar ist und einen Mehrwert darstellt, welche Inhalte in den Metakatalog aufgenommen werden können und sollen, sowie Anforderungen an die Suchfunktionen geprüft. Deshalb ist für das Projekt von Anfang an der Gedankenaustausch mit Beteiligten der verschiedenen Interessengruppen essentiell. Ansprechpartnerin: Frau Dr. Ulrike Wuttke Projektkoordinatorin Union der deutschen Akademien der Wissenschaften c/o Berlin Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Jägerstraße 22/23 10117 Berlin Tel.: 030-20370369 E-Mail: [email protected] Projektwebseite: http://www.akademienunion.de/arbeitsgruppen/kooperationsprojekte/europaeischesakademienportal/ Förderkennzeichen: 01UG1503 5