Abstract - Uni Trier

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Poster 11
Titel: Kein Bock? Einfluss der Selbstdiskrepanz auf Gruppenpräfernezen
Autoren: Canim, I., Ertl, R., Heinemann, M.K., Hochkeppel, H.L., Menden, L. und Plaul, J.
Dozent: Dipl.-Psych. Simon D. Isemann
Was macht radikale Gruppen so attraktiv? Gemäß Kruglanskis (2009) Quest for Significance
Theory streben Individuen, die sich radikalisieren nach persönlicher Bedeutsamkeit,
insbesondere nach einem erlebten Bedeutsamkeitsverlust. Hieraus lässt sich ableiten, dass das
Selbstkonzept einer Person eine wichtige Rolle im Radikalisierungsprozess spielt. Das
Selbstkonzept eines Individuums besteht laut Higgins (1987) aus drei Facetten: dem Ideal-Self
(so wäre ich gern), Ought-Self (so sollte ich sein) und Actual-Self (so bin ich). Bei Differenzen
zwischen dem Actual-Self und den anderen Komponenten entstehen entsprechende
Selbstdiskrepanzen, die es aufzulösen gilt. Man könnte argumentieren, dass radikale Gruppen
es verstehen, Selbstdiskrepanzen aufzugreifen und für ihre politischen Zwecke zu nutzen. So
schieben radikale Gruppen oftmals die Verantwortlichkeit für politische Probleme auf
bestimmte Personen oder Gruppen, die hierdurch zu Sündenböcken gemacht werden (z. B.
Borum, 2003). Radikale Gruppen bieten folglich externe Ursachen für die vom Individuum
erlebten Selbstdiskrepanzen an. Unsere Hypothese lautet, dass Personen mit hoher
Selbstdiskrepanz – im Vergleich zu Gruppen mit niedriger Selbstdiskrepanz – Gruppen
präferieren, die einen Sündenbock anbieten. Zur Testung der Hypothesen wurde ein Experiment
mit insgesamt 120 Studierenden der Universität Trier durchgeführt. Manipuliert wurde der
Grad der Selbstdiskrepanz (hoch vs. niedrig) sowie die Art der Werbung einer Gruppe (mit
Sündenbock vs. ohne Sündenbock). Die Bewertung der Gruppe diente dabei als abhängige
Variable. Die Ergebnisse bestätigen die von uns aufgestellte Hypothese teilweise: So zeigte
sich eine signifikante Wechselwirkung zwischen Selbstdiskrepanz und Werbung der Gruppe.
Während die Bewertung der Gruppe in der Bedingung mit Sündenbock bei hohen
Selbstdiskrepanzen positiv bleibt, fällt die Bewertung der Gruppe in der Bedingung ohne
Sündenbock bei hohen Selbstdiskrepanzen drastisch ab. Dies stellt die erste Studie dar, die
Zusammenhänge zwischen Selbstdiskrepanz und Inhalten von Propaganda experimentell
untersucht. Sie soll als Ausgangspunkt für weitere Forschung dienen.
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