Die Funktionen der Preise in der Marktwirtschaft

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Auslese- und Lenkungsfunktion der Preise
Die Auslesefunktion der Preise
In einer Marktwirtschaft stehen zahlreiche Anbieter eines Gutes/einer Dienstleistung miteinander in
Wettbewerb. Sie richten sich bei ihren Entscheidungen nach dem Marktpreis. Jeder Anbieter liefert
nämlich nur einen kleinen Teil des Gesamt-Güterangebotes, so dass niemand die Möglichkeit hat,
den Preis entscheidend zu beeinflussen. Der Preis ist für den einzelnen bei vollständiger Konkurrenz auf dem Markt eine Festgröße. Alle Anbieter streben danach, ihre Gewinne zu vergrößern.
Sie können dies Ziel nur durch Senkung der Produktionskosten erreichen. Durch Einführung
kostengünstiger Produktionsverfahren und durch bessere Organisa tion der Arbeit wird es tüchtigen
Unternehmern gelingen, die Kosten zu senken und Sondergewinne zu realisieren. Da sich nun alle
Unternehmer um die Kostensenkung bemühen und jeder annimmt, durch Unterbieten der anderen
Anbieter einen größeren Marktanteil zu gewinnen, verschiebt sich die Angebotskurve nach rechts
unten. Infolgedessen wird auf lange Sicht der Marktpreis sinken. Produzenten, die ihre Waren zu diesem Preis nicht mehr anbieten können, weil er die Herstellungskosten nicht deckt, sind nicht mehr
konkurrenzfähig und müssen vom Markt gehen. Auf diese Weise zwingt der Leistungswettbewerb
die Unternehmer zu ständiger Kostensenkung, und der durch den Wettbewerb entstehende Preis
trifft unter den Produzenten die Auswahl nach ihrer Leistung. Der Preis löst damit die Fragen einer
jeden Wirtschaft: Wie sind die Güter zu produzieren? und: Wer produziert die Güter?
Auf der Marktseite der Nachfrager sorgt der Preis dafür, dass der Bedarf mit dem knappen Güterangebot in Einklang gebracht wird. Aus der Menge der Nachfrager, die ein Gut zu kaufen wünschen,
schaltet der Preis diejenigen aus, die auf Grund ihrer Einkommen nicht in der Lage oder nach ihren
Bedürfnissen und Nutzenvorstellungen nicht gewillt sind, diesen Preis zu zahlen. Die Güter/Dienstleistungen finden so den Weg zu den Haushalten, die sie im Vergleich zu den ü brigen am
meisten begehren.
Die Lenkungsfunktion der Preise
An der Höhe der verschiedenen Preise auf den einzelnen Märkten und aus den Preisänderungen im
Laufe der Zeit lassen sich die Knappheitsverhältnisse der Güter ablesen. Der Preisanstieg eines
Gutes (z. B. Weizen, Kaffee, Apfelsinen) deutet an, dass entweder die Nachfrage nach diesem Gut
gestiegen ist oder dass das Angebot knapper geworden ist. Die Preise sind nun zugleich die Richtgrößen, an denen sich die Anbieter bei ihren Produktionsentscheidungen orientieren. Steigende Preise
signalisieren eine höhere Wertung des betreffenden Gutes und spornen die nach hohen Gewinnen
strebenden Unternehmer an, die Produktion auszudehnen. Dies ist nur möglich, wenn sie mehr Pro duktionsfaktoren für die Herstellung der besonders knappen Güter einsetzen. Sie werden deshalb
mehr Kapital investieren und neue Arbeitskräfte einstellen; diese wandern in einer vollbeschäftigten
Wirtschaft (das ist eine Wirtschaft ohne freie Arbeitskräfte) aus weniger produktiven und rentablen
Wirtschaftsbereichen zu Unternehmen einer anderen Branche, die verstärkt nachgefragte Produkte
herstellen. Diesen Vorgang erkennt man in der BRD an den Wanderungsbewegungen der Arbeits kräfte aus der Landwirtschaft, der Textilindustrie und d em Kohlenbergbau in rentablere Wirtschaftszweige, z. B. in die chemische Industrie, den Maschinen - und Kraftfahrzeugbau oder in den Dienstleistungssektor (--> S. 40). Wenn die Preise ihre Steuerungsfunktion behalten sollen, ist vor allem
dafür zu sorgen, dass Arbeitskräfte nicht durch eine konservierende Wirtschaftspolitik (z. B. durch hohe
Subventionen) künstlich in schrumpfenden und unrentabel arbeitenden Wirtschaftszweigen festgehalten werden.
Sinkende Preise infolge einer gedrosselten Nachfrage zwingen viele Unternehmer, die keine Gewinne mehr erzielen oder auf anderen Märkten höhere Gewinne erwarten, ihre Güterproduktion an die
veränderte Nachfrage anzupassen und die Produktionsfaktoren für die Herstellung anderer Waren
und Leistungen zu verwenden (z.Z. etwa Raps-Anbau). Seit Längerem treten auch Bauern im
Dienstleistungsbereich auf, indem sie an Erholungsuchende Bauernhäuser für die Ferien auf dem
Lande vermieten.
Die Beispiele zeigen, wie in einer funktionierenden Marktwirtschaft die Preise Art und Ausmaß der
Güterproduktion regeln. Auch für eine gerechte Einkommensverteilung kommt den Preisen große
Bedeutung zu. Tüchtige Arbeiter und Angestellte erhalten in der Regel höhere Löhne und Gehälter
als Arbeitskräfte, die weniger leisten. Unternehmer, die besonders knappe Güter mit geringen
Kosten herstellen, werden durch hohe Gewinne belohnt. Diese gelten als lei stungsgerecht, da die
Unternehmer mit knappen Produktionsmitteln sparsam umgehen, auf neuen Wegen voranschreiten
(z. B. in der Produktion oder bei der Entwicklung neuer Produkte), dabei oft hohe Risiken eingehen
und besonders begehrte Produkte herstellen. Da die Einkommen nun wiederum die Höhe des
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Verbrauchs beeinflussen, sichert eine leistungsgerechte Einkommensverteilung auch eine gerechte
Güterverteilung und damit einen gerechten Anteil der einzelnen Wirtschaftssubjekte am Sozialprodukt.
Man muss sich aber Folgendes klarmachen: Die Preise erfüllen ihre Auslese- und Lenkungsaufgaben nur, wenn auf der Gütermärkten die Bedingungen der vollständigen Konkurrenz
verwirklicht sind. Im Idealfall der vollständigen Konkurrenz treten viele kleine Anbieter einer
Vielzahl von Nachfragern gegenüber. Die einzelnen Anbieter und Nachfrager haben wegen ihres
geringen Anteils am Gesamtangebot und an der Gesamt nachfrage kaum einen Einfluss auf die
Höhe der Preise. Auf vollkommenen Märkten sind die Produk te völlig gleichartig; d. h. es gibt keine
qualitativen Unterschiede und persönlichen Beziehungen zwischen Käufern und Verkäufern, und die
Güter werden an einem Ort gehandelt (Punktförmigkeit des Marktes).
Auf diesen Märkten kann sich nur ein Preis bilden; fordert nämlich ein Anbieter einen höheren Preis
als den Marktpreis, wird kein Nachfrager bei ihm kaufen, weil das Produkt bei den Konkurrenten
billiger ist. Unterbietet ein Produzent die Preise der Konkurrenten, müssen diese ebenfalls den Preis
senken, wenn sie nicht den gesamten Absatz verlieren wollen.
Wenn auf allen Märkten einer Volkswirtschaft die Verhältnisse des vollständigen Wettbewerbs herrschten, könnten sich die selbstregulierenden Kräfte des Marktes voll auswirken: Die Preise sorgen für einen
relativ störungsfreien Wirtschaftsablauf, spornen die Unternehmer zur Leistungssteigerung an, koordinieren die Tätigkeit der Wirtschaftssubjekte, steuern die Produktionsmittel sinnvoll zu den ver schiedenen Wirtschaftszweigen, verteilen die Güter gerecht auf die Haushalte und sichern e ine optimale Bedürfnisbefriedigung. Die Entscheidungsfreiheit der Konsumenten und Produzenten ist dabei gewahrt.
Quelle: unbekannt
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