Malaria - Vorbeugung

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Malaria - Vorbeugung
Allgemeine Hinweise
Die Malaria ist auch heute in den Tropen noch weit verbreitet. Das Übertragungsrisiko ist allerdings sehr
unterschiedlich. Ebenso unterschiedlich sind auch die Reise- und Aufenthaltsbedingungen, unter denen der
Mensch einem Malaria-Risiko ausgesetzt ist. Da in absehbarer Zeit noch kein brauchbarer Impfstoff verfügbar ist
und Medikamente potentielle Nebenwirkungen haben, erfolgt eine verantwortungsbewußte Vorbeugungsberatung
im Rahmen einer individuellen Nutzen-Risiko-Abwägung.
Hierzu benötigen Sie folgende Angaben:
a) aus den Länderinformationen des CRM-Handbuches:
Gibt es im Reiseland autochthone Malaria?
wenn ja - ganzjährig oder saisonal?
im ganzen Land oder regional?
Parasitenart? Resistenzen?
b)
vom Reisenden:
Reisezeit - wann? wielange?
Reisestil Aufenthalt in Städten, Touristikzentren, ländlichen Gebieten? Hotel oder einfache
Unterkunft?
Ortsständig oder Trekking?
Besondere Aktivitäten (z.B. Tauchen, Bergsteigen)?
Ist der/die Reisende gesund oder (chronisch) krank?
Nimmt er/sie regelmäßig Medikamente? Hat er/sie Allergien?
Besonders gefährdet sind Kinder, Schwangere, ältere Menschen, Immundefiziente.
Die Angaben zur Malaria-Vorbeugung basieren auf Empfehlungen der WHO und der Deutschen
Tropenmedizinischen Gesellschaft. Sie lassen dem beratenden Arzt einen breiten Spielraum für individuelle
Entscheiddngen, erfordern aber auch ein hohes Maß an Wissen und Verantwortung.
Weisen Sie den Reisenden darauf hin, daß es eine absolut sichere Malariaprophylaxe zur Zeit nicht gibt. Unter
Beachtung aller Maßnahmen ist das Risiko aber gering und kalkulierbar. Eine rechtzeitig erkannte Malaria ist
heilbar. Bei jeder fieberhaften Erkrankung in den Tropen ist an die Möglichkeit einer Malaria zu denken und sofort
ein Arzt aufzusuchen. Das gilt auch für die Zeit nach der Rückkehr, insbesondere für die ersten drei Monate.
Spätere Manifestationen der Malaria tropica sind sehr selten. Rezidive bei Malaria tertiana können bis zu einem
Jahr, gelegentlich auch danach vorkommen; sie sind therapierbar und nicht lebensbedrohlich.
Malaria - Chemoprophylaxe
Empf A Chemoprophylaxe mit Chloroquin
Empfehlung für Gebiete ohne Chloroquin-Resistenz bei Malaria tropica, bzw. Gebiete, in denen
ausschließlich Malaria tertiana vorkommt.
Chloroquin (Resochin, Weimerquin)
Dosierung:
2 Tabletten ä 150 mg Base oder 1 Tbl. forte a 300 mg Base regelmäßig einmal pro
Woche immer am gleichen Wochentag unzerkaut nach dem Essen mit Flüssigkeit
einnehmen.
Personen über 75 kg Körpergewicht nehmen zusätzlich weitere 150 mg Base pro
Woche an einem anderen Einnahmetag (z.B. sonntags 2; mittwochs 1 Tablette a 150
mg Base)
Beginn:
1 Woche vor Betreten des Malariagebietes.
Beginnt die Medikation erst unmittelbar vor oder nach Eintreffen im Malariagebiet,
sind an zwei aufeinanderfolgenden Tagen je 300 mg Base (= 2 Tabletten oder 1
forte-Tablette) zu nehmen, danach Übergang auf die o.g. Wochendosis.
Ende:
4 Wochen nach Verlassen des Malariagebietes.
Geeignet auch für Schwangerschaft, Stillzeit, Kinder, Langzeitaufenthalte.
Empf B
Chemoprophylaxe mit Chloroquin und
Proguanil
Empfehlung für Gebiete mit Chlotoquin-Resistenz bei Malaria tropica.
Chloroquin (Resochin, Weimerquin)
Dosierung, Beginn und Ende wie bei Empf A
Proguanil (Paludrine)
Dosierung:
1 mal täglich 200 mg nach dem Essen oder
2 mal täglich 100 mg nach dem Essen
Beginn:
wie bei Chloroquin (Empf A)
oder 1 Tag vor Ankunft im Malariagebiet (spätestens 6 Tage danach),
Ende:
wie bei Chloroquin (Empf A)
4 Wochen nach Verlassen des Malariagebietes
Geeignet auch für Schwangerschaft, Stillzeit, Kinder, Langzeitaufenthalte
Malaria - Chemoprophylaxe
Empf C
Chemoprophylaxe mit Mefloquin
Empfehlung für Malaria-tropica-Gebiete mit hohem Übertragungsrisiko und ausgeprägter Resistenz
gegen Chloroquin sowie andere Medikamente.
Mefloquin (Lariam)
Dosierung:
1 Tablette a 250 mg regelmäßig einmal pro Woche immer am gleichen Wochentag
unzerkaut nacw dem Essen mit Flüssigkeit.
Beginn:
spätestens 1 Woche vor Betreten des Malariagebietes
Ende:
4 Wochen nach Verlassen des Malariagebietes
NICHT geeignet für Schwangerschaft im 1. Trimenon, Stillzeit, Kinder unter 5 kg Körpergewicht; in
diesen Fällen Vorgehen nach Empf B unter Risikoabwägung.
Es wird empfohlen (WHO, DTG), mit der Einnahme möglichst schon 2-3 Wochen vor der Abreise zu
beginnen, um rechtzeitig eventuelle Nebenwirkungen zu erfassen und alternative Maßnahmen zu
erwägen. Zur „loading dose“ für Last minute-Reisen.
Empf Y
Chemoprophylaxe mit anderen Mitteln
Doxycyclin
Dosierung:
1 mal täglich 100 mg (1 Tablette)
Beginn:
1 Tag vor Ankunft im Malariagebiet
Ende:
4 Wochen nach Verlassen des Malariagebietes
In Deutschland für diese Indikation nicht zugelassen.
Nebenwirkungen (z.B. Photosensibilisierung, Diarrhoe) und Kontraindikationen (z.B. Schwangerschaft,
Stillzeit, Kinder unter 8 Jahre) beachten!
Bei verdächtigen Symptomen, besonders Fieber innerhalb 2 Monaten nach Absetzen der Medikation,
auch wenn diese regulär 4 Wochen nach Rückkehr eingenommen wurde, immer an die Möglichkeit
einer Malaria denken, eine entsprechende Diagnostik und ggf Therapie veranlassen!
Malaria – Expositionsprophylaxe
Empf X Schutz vor Stechmücken
Für alle Reisenden:
Aufenthalt
-
von der Dämmerung bis zum Morgengrauen vorzugsweise in
mückengeschützten Räumen. Reisen in Hochrisiko –Gebiete
möglichst nicht während der Regenzeit.
Kleidung
-
bei Aufenthalt im Freien abends und nachts weitgehend
körperbedeckende (lange Ärmel, lange Hosen), möglichst
helle, luftdurchlässige (z.B. Leinen) Stoffe.
Repellents
-
insektenabwehrende Mittel zur Anwendung an unbedecktem
Hautstellen (Waden, Handgelenke, Nacken). Wirkdauer ca. 2 - 4 Stunden, im wesentlichen abhängig von der Schweißabsonderung.
Mittel auf chemischer Basis: N,N-Diethyl-m-Toluamid (DEET)
oder Dimethylphthalat am gebräuchlichsten, auch im Ausland
(Touristikgebiete) erhältlich. Handelsüblich Lösung oder Spray;
längere Wirksamkeit durch Verwendung imprägnierter Textilbänder (Anfragen über Apotheken oder CRM). Großflächige
Anwendung sowie Kontakt mit Schleimhäuten vermeiden,
besonders bei Kindern.
Mittel aufpflanzlicher Basis: z.B. Zitronellenöl oder andere
ätherische Substanzen. Verträglichkeit meist gut, Wirksamkeit
unterschiedlich, z. Tl. nicht ausreichend untersucht.
Insektizide
insektenabtötende Mittel, am gebräuchlichsten sind z. Zt.
Pyrethrine und Pyrethroide, die auch eine insektenabwehrende Wirkung
haben. Anwendung z.B. in Form von Aerosolen, Verdampfem, Kerzen, Räucherspiralen ("mosquito-coils") etc. im
Wohnbereich sowie als Fliissigkeit zum Imprägnieren von Moskitonetzen. Zum Aufbringen auf die Haut sind sie nicht geeignet.
Ihre gesundheitliche Unbedenklichkeit ist insbesondere bei
längerem Gebrauch nicht erwiesen. Kombinierte Anwendung
nüt chemischen Repellents (z. B. DEET) ist zu vermeiden.
Schlafräume
-
sollen frei von Stechmücken sein! Bei geschlossenen Räumen
mechanisches Abtöten; Kühlung (aircondition) nutzen, wenn
vorhanden-, Insektizide - Geruchsbelästigung, mögliche Gesundheitsgefährdung (s.o.)
Moskitonetz
-
immer dann indiziert, wenn optimaler Mückenschutz am Schlafplatz auf andere Weise nicht erreichbar ist. Ideal zum Schutz von
Säuglingen. Zusätzliche Wirksamkeit durch Imprägnieren mit
einem Insektizid (s.o.) möglich, Unbedenklichkeit auf Dauer nicht
erwiesen.
Für Residents (Langzeitaufenthalte) zusätzlich:
Screens
Brutplätze
- Mückengaze vor Fenstern und Türen verhindert das Einfliegen
und ermöglicht gute, mückenabwehrende Durchlüftung („crossventilation“)
- nach Möglichkeit Beseitigung von stehendem Wasser in Teichen,
Senken etc., Abdecken von Zisternen, Abflußneigung von Regenrinnen etc.
Malaria - Chemoprophylaxe
Notfall-Selbstbehandlung "Stand-by"-Medikation
Atovaquon/
Proguanil
Chloroquin
Mefloquin
Dosierung:
je 4 Tabletten als Einzeldosis
an 3 aufeinanderfolgenden Tagen
Dosierung:
1.Tag sofort 600 mg Base
nach 6 Stunden weitere 300 mg Base
2. u. 3. Tag je 300 mg Base
Dosierung:
Beginn:
750 mg (3 Tabletten)
nach 6-8 Stunden: 500 mg (2 Tabletten)
bei Körpergewicht > 60kg
nach weiteren 6-8 Stunden: 250 mg (1 Tablette)
Empfehlung zur notfallmäßigen Selbstbehandlung, wenn bei Fieber oder anderen malariaverdächtigen Symptomen im Ausland kein Arzt erreichbar ist. Als Entscheidungshilfe kann ein MariaSchnelltest dient, der auch von Laien zur notfallmäßigen Selbstdiagnose anwendbar ist.
Atovaquon/Proguanil ist zur Behandlung unkomplizierter Malaria tropica vor allem in Gebieten nüt bekannten Resistenzen
gegen andere Mittel geeignet. Größere Erfahrungen für die stand by-Indikation liegen noch nicht vor.
In speziellen Fällen (z.B. Unverträglichkeit von Mefloquin) ist eine Mitnahme zur notfallmäßigen Selbstbehandlung möglich.
Chloroquin ist geeignet für Gebiete ohne Chloroquinresistenz bei Malaria tropica bzw. Gebiete, in denen ausschließlich
Malaria tertiana vorkommt, wenn zuvor keine Chemoprophylaxe betrieben wurde.
Mefloquin ist für alle anderen Gebiete geeignet, wenn es nicht zuvor bereits als Chemoprophylaxe (Empf C) benutzt wurde; in
diesem Fall ist gegenwärtig von einer weiteren Selbstmedikation abzuraten und umgehend ärztliche Hilfe zu suchen.
Halofantrin wird wegen möglicher Cardiotoxizität zur Selbstmedikation prinzipiell nicht mehr empfohlen.
Von der WHO werden außerdem noch folgende Medikamente zur "stand-by"-Medikation genannt (in Deutschland z.T.
nicht zugelassen):
Sulfa/Pyrimethamin-Kombinationen (z.B. Fansidar, Metakelfin) Dosierung für Erwachsene: 3 Tabletten als Einmaldosis (für
tropisches Afrika, sonst nur in B-Gebieten - siehe Karte)
Chinin evtl. kombiniert mit Tetracyclin oder Doxycyclin
Dosierung wegen unterschiedlicher Formulierungen s. Beipackzettel,
Anwendung ohne ärztliche Überwachung problematisch,
Wechselwirkungen mit anderen Malariamitteln beachten.
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