KLINIK UND POLIKLINIK FÜR INNERE MEDIZIN I Gebiet: Infektiologie/ Tropenmedizin Malaria Ausrichtung: diagnostisch / therapeutisch Version: Gültig ab: Revision: Verfasser: Geprüft: Genehmigt: 2.0 (4 Seiten) 28.10.2011 01.11.2013 Uhe/GB/SB GB BS (2.0) Symptome: Kopf-, Glieder-, Rückenschmerzen Fieberhafte Durchfälle Fieber alle 48 Stunden: Malaria tertiana (Plasmodium vivax, ovale) Fieber alle 72 Stunden: Malaria quartana (Plasmodium malariae) Irreguläres Fieber: Malaria tropica (Plasmodium falciparum) Fieber nach SOA-Reise: Primaten Malaria durch Pl. knowlesi möglich (hohe Letalität) Cave: zu Beginn evtl. noch kein typisches Fiebermuster (bis zur Synchronisation der Plasmodien) Cave: häufigste Fehldiagnosen: akute respiratorische Infektion, grippaler Infekt, fieberhafte Reisediarrhoe Wichtige Anamnesefragen: Reiseregion Prophylaxe (welche? Compliance?) Begleiterkrankungen Medikation Allergien Schwangerschaft Familienanamnese bezüglich plötzlichem Herztod Diagnostik: Dicker Tropfen, Blutausstrich, MalaQuick (EDTA, in die Mikrobiologie schicken), PCR zur Plasmodiendifferenzierung möglich Kein Blut aus zentralem Zugang verwenden (Plasmodien am besten in Kapillaren zu finden) Bei negativem Testergebnis: Wiederholung alle 6 Stunden (nicht auf Fieberanstieg warten) Labor: Leukozyten niedrig bis normal, keine Eosinophilie, Thrombopenie, CRP und LDH erhöht, Blutzucker (erniedrigt), Transaminasen und indirektes Bilirubin erhöht Immer aktuelle Information im Internet einholen: www.dtg.mwn.de (Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit) www.fitfortravel.de (allgemeine Länderhinweise) www.awmf-online.de (Leitlinien der DTG) Differenzierung Malaria tropica: Kompliziert = Intensivstationspflicht Bewusstseinstrübung, Krampfanfall Respiratorische Insuffizienz, unregelmäßige Atmung Hypoglykämie (< 40 mg/dl) Schocksymptome Spontanblutungen mehr als – 8 mmol/l Azidose (BE 8 mmol/l) Hyperkaliämie (> 5.5 mmol/l) Schwere Anämie (Hb < 8 g/dl) Niereninsuffizienz (Ausscheidung < 400 ml/24 h, Krea > 2.5 mg/dl oder rasch ansteigend) Transaminasenerhöhung (> 3fach) Ikterus (Bilirubin > 3 mg/dl) Hyperparasitämie (> 5% der Erythrozyten parasitiert oder >100.000 Plasmodien/μl)) Hämoglobinurie Thrombozytopenie -1- Unkompliziert: Keines dieser Symptome Malaria quartana? nein ja zumeist ambulant möglich Malaria tertiana? nein ja Chloroquin p.o. zumeist ambulant möglich Malaria tropica?/ selten: M. knowlesi Plasmodium vivax aus SOAsien/Pazifik? ja Mefloquin + Primaquin Immer stationär Kompliziert? nein Chloroquin + Primaquin nein ja Intensivstation Normalstation Chinin i.v. + Doxycyclin bzw. Clindamycin oder Artesunate i.v. + Doxycyclin Aus Grenzgebieten Thailands zu Myanmar/ Kambodscha? ja Atovaquon + Proguanil oder Artemeter + Lumefantrin nein Mefloquin oder Atovaquon + Proguanil oder Artemeter + Lumefantrin C Chloroquin (Resochin®) Therapiebeginn: 6 Stunden nach Therapiebeginn: 24 Stunden nach Therapiebeginn: 48 Stunden nach Therapiebeginn: 10 mg Chloroquin / kg KG (entspr. bei ca. 70 kg: 4 Tabletten) 5 mg Chloroquin / kg KG (2 Tabletten) 5 mg Chloroquin / kg KG (2 Tabletten) 5 mg Chloroquin / kg KG (2 Tabletten) Eine Tablette Resochin® enthält 155 mg Chloroquin-Base (entspricht bei ca. 70 kg: 4 Tabletten) Nebenwirkungen: meist gering, evtl. Übelkeit und Erbrechen, sehr selten neuropsychiatrische Symptome oder zerebelläre Dysfunktion Kontraindikationen: Psoriasis, Porphyrie möglich in der Schwangerschaft i.v. Gabe verfügbar -2- Primaquin: 30 mg Base (0.5 mg / kg KG) einmal täglich über insgesamt 14 Tage 2 Tbl-0-0 Bei Malaria tertiana, um evtl. vorhandene Hypnozoiten in der Leber abzutöten und so Rezidive zu verhindern, nach Beendigung der Chloroquin-Therapie Nebenwirkungen: Übelkeit und Erbrechen, hämolytische Anämie bei Glucose-6-PhosphatDehydrogenase-Mangel, Einnahme immer mit dem Essen Kontraindikationen: Schwangerschaft, Kinder < 1 Jahr G6PD-Mangel (vorher stets zu überprüfen!) = rel. K I (je nach Schweregrad) Mefloquin (Lariam®) Therapiebeginn: 750 mg Mefloquin 6 Stunden nach Therapiebeginn: 500 mg Mefloquin 12 Stunden nach Therapiebeginn: 250 mg Mefloquin (12-Stunden-Dosis nur bei Körpergewicht > 60 kg) (3 Tbl.) (2 Tbl.) (1 Tbl.) Eine Tablette Lariam® enthält 250 mg Mefloquin Nebenwirkungen: häufig Erbrechen, selten bradykarde Herzrhythmusstörungen (Überwachung bei gleichzeitiger Gabe von Betablockern, Ca-Antagonisten, Antiarrhythmika, Digitalis oder Antidepressiva), selten zentralnervöse Nebenwirkungen (Koordinationsstörungen, Gleichgewichtsstörungen, Tremor, Verwirrtheit, Psychosen, Krämpfe); Interaktionen mit Antidiabetika und Antikoagulanzien möglich Kontraindikationen: Krampfanfälle oder psychische Störungen in der Anamnese Atovaquon/Proguanil (Malarone®) Atovaquon 1000 mg/d einmal täglich über 3 Tage 400 mg/d einmal täglich über 3 Tage > 4-0-0 + Proguanil Eine Tablette Malarone® enthält 250 Atovaquon und 100 mg Proguanil Nebenwirkungen: Bauchschmerzen, Diarrhoe, Husten, Übelkeit und Erbrechen, manchmal reversible Transaminasenanstiege Kontraindikationen: Kreatinin-Clearance < 30 ml/min Artemether/Lumefantrin (Riamet®) Therapiebeginn: 80 mg/480 mg Artemether/Lumefantrin Nach 8 Stunden: 80 mg/480 mg Artemether/Lumefantrin Tag 2: 2 x 80 mg/480 mg Artemether/Lumefantrin Tag 3: 2 x 80 mg/480 mg Artemether/Lumefantrin Eine Tablette Riamet® enthält 20 mg Artemether und 120 mg Lumefantrin Einnahme mit einer fettreichen Mahlzeit Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen, Palpitationen, abdominelle Schmerzen Kontraindikationen: Herzkrankheit, Verlängerung der QTc-Zeit, plötzlicher Herztod in der Familienanamnese, Einnahme von Substanzen, die zu einer Verlängerung der QTc-Zeit führen oder die das Cytochrom CYP2D6 hemmen (Erythromycin, Ketoconazol, Itraconazol, Cimetidin, Protease-Inhibitoren etc.) Chinin + Doxycyclin bzw. Chinin + Clindamycin: Über 7 – 10 Tage: Über 7 Tage: 3 x 10 mg Chinin / kg KG / d 3 mg Doxycyclin / kg KG / d -3- Beginn mit einer loading dose Chinin: 20 mg / kg KG über 4 Stunden, dann 10 mg / kg KG alle 8 Stunden (nach Mefloquin- oder Chiningabe während der vorausgehenden 24 Stunden keine loading dose) Chinin in 5 % Glucose verabreichen Nach drei Tagen weiterhin Zeichen eines Multiorganversagens: Dosisreduktion um 30 – 50% Bei Nierenversagen (Kreatinin-Clearance < 10 ml/min) und bei Dialyse: loading dose geben, dann Reduktion der Erhaltungsdosis um 30 – 50% Bei Dialyse und schwerer hepatischer Dysfunktion: Reduktion um 30 % Bei Anstieg der QTc-Zeit um > 25% oder auf > 500 ms: Dosisreduktion um 50% Bei Besserung des Zustandes: Umsetzen von i.v. auf oral möglich (gleiche Dosierung) Bei schweren Leberfunktionsstörungen ist Doxycyclin kontraindiziert Alternativ zu Doxycyclin auch Clindamycin möglich Nebenwirkungen (Chinin): hyperinsulinämische Hypoglykämie, Tinnitus, Hör- und Sehstörungen, Übelkeit, Lebertoxizität, Herzrhythmusstörungen, selten Coombs-positive Hämolyse, Thrombopenie, Vaskulitis, granulomatöse Hepatitis, Lungenödem Bei Schwangeren/Kindern Doxycyclin durch Clindamycin ersetzen (Dosis: initial 10 mg/kg, danach 5 mg/kg alle 8 Std.) Kein Heparin, kein ASS, keine Steroide Cave: Handelsname des in der Notaufnahme vorrätigen Chinins: Quinimax © Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Regensburg, 28.10.2011 Verfasser E-mail: [email protected] Hausfunk: 1510 Literatur AWMF Leitlinien: Diagnostik und Therapie der Malaria (Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit) von 08/2011 Empfehlungen ohne Gewähr, Verantwortung liegt bei behandelnder Ärztin/Arzt! -4-