Onychophora Peripatoides novaezealandiae Aufgrund ihrer Anatomie könnten die Onychophora (Stummelfüsser) als Pro-Arthropoda zu den Eu-Arthropoda überleiten*. Jedoch sind auch phylogenetische Beziehungen zu den Annelida und Tardigrada (Bärtierchen) denkbar. Gelegentlich werden die Onychophora im Verbund mit den Arthropoda und Tardigrada als Panarthropoda dargestellt. Nach Auffassung des französischen Naturforschers Georges Cuvier sind die Onychophora ein mögliches Bindeglied zwischen Annelida und Arthropoda. Neuerdings werden die fossil überlieferten wurmförmigen Lobopodia, die sich mit Stummelfüssen fortbewegt haben dürften, als mögliche Urformen der Onychophora in Erwägung gezogen. Es handelt sich um Arten wie z.B. Xenusion, Aysheia und Hallucigenia aus der mittelkambrischen Burgess Schiefer-Formation Kanadas. *Der neuseeländische Peripatus könnte als 'Proarthropode' eine Übergangsform von den Anneliden zu den Arthropoden darstellen. A. Kurzbeschreibung der Onychophora (Embryonalentwicklung in Abschnitt C) Der hauptsächliche Lebensraum der Onychophora ist die Streu des Waldbodens gemässigter Zonen und der Tropen. Älteste Funde sind aus dem mittleren Kambrium bekannt. Der Körper ist wurm- bis nacktschneckenförmig (vgl. Bild) und primär homonom segmentiert. Das Männchen ist stets kleiner als das Weibchen. Der Rumpf weist eine äussere, 'sekundäre' Ringelung auf (Schein-Segmentierung). Das Kopfende besteht aus dem gliedmassenlosen Acron (~Prostomium); dahinter befindet sich 1 Paar Antennen, die dem 1. Gliedmassenpaar entsprechen. Die Mundöffnung befindet sich hinter den Oralpapillen und ist von einem Kranz aus Hautlappen überwölbt. Es sind krallenförmige Mundwerkzeuge vorhanden, d.h. das 2. Gliedmassenpaar entspricht einem sichelförmigen Kiefer. Das 3. Gliedmassenpaar bildet laterale Oralpapillen, an deren Spitze eine Wehrdrüse ausmündet. Vom 4. Gliedmassenpaar ab sind 13-43 Paar Laufbeine (Oncopodien, 'Stummelbeine') aus Basalteil und Fuss vorhanden. Jedes Extremitätenpaar gehört einem Metamer an. Der Fuss besteht aus beborsteten Ringen und einem Endglied mit zwei hakenförmigen Krallen. An der Basis jedes Laufbeins befindet sich ein Exkretionsporus. Die Genitalöffnung ist präanal lokalisiert. Primäre und sekundäre Körperhöhle bilden ein Mixocoel, das beim Embryo noch in der Form von metameren Coelomsäcken vorhanden ist. Der Hautmuskelschlauch setzt sich aus dem Integument, einer Ring-, Diagonal- und Längsmuskelschicht zusammen. Die Epidermiszellen des Integuments zeigen zapfenförmige Papillen, die von einer dünnen, chitinigen Cuticula überzogen sind. Zwischen Epidermis und Muskulatur liegt eine Kollagenschicht. Das zentrale Nervensystem besteht aus einem paarig angelegten Cerebralganglion (~Oberschlundganglion). 1 Paar Schlundkonnektive sind jeweils über Kommissuren mit dem ventralen Ganglienstrang verbunden, der bis zum After verläuft. Gruppen von Sinneszellen befinden sich in den Hautpapillen des Integuments und stehen mit Endborsten als wahrscheinlichen Mechanorezeptoren in Verbindung. An den Antennenbasen befinden sich Blasenaugen mit 'dioptrischem Apparat' aus Cornea und Glaskörper sowie einer Retina mit Sehstäbchen. Das Röhrenherz im Perikardialsinus ist durch ein Septum von der Körperhöhle getrennt. Paarige Ostien reichen vom 1. Laufbeinpaar bis zum vorletzten Segment. Das Blut (~Haemolymphe) weist Haemozyten auf. Atmungsorgane sind Büschel langer Tracheenkapillaren, die von einem in die Epidermis eingesenkten Atemvorhof ausgehen. Öffnungen der Vorhöfe nach aussen sind über den ganzen Körper verteilt. Segmental angeordnete Nephridien ragen in den Lateralsinus der Körperhöhle. Nephrozyten lagern über jedem Laufbeine tragenden Segment. Distal vom Exkretionsporus eines Nephridiums befinden sich Coxalbläschen als dünnwandige Einstülpungen der Epidermis. Speicheldrüsen und Analdrüsen (letztere fehlen dem Weibchen) sind umgebildete Nephridien. Ektodermaler Herkunft ist der mit Chitin ausgekleidete Pharynx. Der Mitteldarm ist ohne Blindsäcke und zeigt eine innere Längs- und eine äussere Ringmuskelschicht. Die Verdauung der Nahrung (meist kleine Arthropoden) erfolgt extraintestinal. Die Gonaden sind + paarig angelegte Schläuche und münden in unpaariger Öffnung i.a. vor dem letzten Segment. Die Ovarien sind bei manchen Arten miteinander verwachsen. Die Ovidukte besitzen basal häufig ein Receptaculum seminis und vereinigen sich in einer unpaarigen ektodermalen Vagina. Bei Viviparen ist der hintere Abschnitt des Ovidukts zum Uterus erweitert. Der Hoden geht caudad in die Samenblase über. Der Ausführgang des Samenleiters (Ductus ejaculatorius) ist ektodermaler Herkunft. Zum Vergleich A1. Annelida (Ringelwürmer) Im Meer, in Brack- und Süsswasser und an Land verbreitet. Der Körper besteht aus dem präoralen Prostomium und dem Pygidium. Dazwischen befinden sich Segmente (~Metameren). Jedes Segment zeigt paarig angelegte Coelomsäckchen, deren Wand (Coelothel) Organe überzieht. Aneinander grenzende Coelomsäckchen bilden eine Scheidewand (Dissepiment). Die Polychaeta besitzen meist an jedem Körpersegment 1 Paar Parapodien, die bei den Phyllodocida an den vorderen Segmenten rückgebildet sind oder fehlen können. Dorsal und ventral des Darms vereinigen sich Längswände der Coelomsackpaare zu Mesenterien. Zwischen dorsalen und ventralen Mesenterien befinden sich die Gefässe des geschlossenen Blutkreislaufsystems. Bei den Hirudinea z.B. werden Dissepimente und Mesenterien nur unvollkommen ausgebildet. Die Atmungsorgane der Meeresbewohner sind Kiemen oder einfache Ausstülpungen der Körperwand. Im Übrigen besteht vorwiegend Hautatmung, wobei die Epidermis lokale Kapillarnetze aufweisen kann (Polychaeta). Der Hautmuskelschlauch setzt sich aus glatten, nicht metamer gegliederten Ring-, Längs- und Diagonalmuskeln zusammen. Das Nervensystem zeigt ein Oberschlundganglion sowie eine Kette paarig angelegter Bauchganglien in den Segmenten. Der Verdauungstrakt besteht aus dem ektodermalem Vorderdarm, dem entodermalen Mitteldarm und dem, i.a. auch ektodermalen, Enddarm. Metanephridien als Exkretionsorgane sind, wie die Gonaden, einzelnen Segmenten zugeordnet. Blutfarbstoffe sind das Hämoglobin bzw. das hämfreie Hämoerythrin. A2. Arthropoda Als 'ursprüngliche' Merkmale zeigen die Gliederfüsser einen segmentierten Körper und gegliederte Körperanhänge. Häufig ist ein deutlicher Geschlechtsdimorphismus vorhanden. Primär ist der Körper in den Kopf mit Acron (Prostomium, Kopflappen) und 6 Segmenten, sowie den weitgehend homonomen Rumpf mit unterschiedlicher Segmentzahl gegliedert. Jedes Segment besteht aus Rückenplatte (Tergit) und (meist) Bauchplatte (Sternit) sowie einem Paar Pleuralmembranen. Die Segmente sind durch Intersegmental-Membranen miteinander verbunden. Die paarig angelegten Extremitäten bestehen aus gelenkig miteinander verbundenen Gliedern. Umgewandelte Gliedmassen sind die Antennen (Fühler) sowie die Mundwerkzeuge mit Unter- und Oberlippe. Der Kopf-Thorax-Bereich kann zu einem Cephalothorax, unter Einbezug des Kieferapparates zu einem Gnathocephalothorax zusammengefasst sein. Embryonal sind oft noch Coelomhöhlen vorhanden, beim Adultus selten mit der primären Körperhöhle zu einem Mixocoel vereinigt. Die definitive Körperhöhle entspricht jedoch meist nur der primären. Das Exoskelett entspricht einer Cuticula, mit Chitin als Grundsubstanz. Das offene Kreislaufsystem besteht aus einem schlauchförmigen Herz, das sich über mehrere Segmente erstreckt und bei sehr kleinen Formen fehlen kann. Das Atmungssystem ist i.a. bei an Land lebenden Formen, die weitverzeigte Tracheen (Insekten), Fächerlungen ('Buchlungen') usw. (Skorpione, Spinnen) aufweisen, weniger differenziert als bei Wasserbewohnern mit Kiemenatmung (Crustacea). Die Hämolymphe strömt von den Organen zurück in den Perikardialsinus, dann durch Ostien zurück ins Herz. Die Muskulatur ist quergestreift und segmental angeordnet. An den Segmentgrenzen inserieren Längsmuskeln (zu je 1 dorsalen und ventralen Paar). Einen Hautmuskelschlauch besitzen die Geophilomorpha (Chilopoda). Das ursprüngliche Nervensystem entspricht einem Strickleiter-NS mit Kommissuren und Konnektiven. Höher organisierte Formen zeigen eine deutliche Cephalisation (Cerebralganglion bzw. Oberschlundganglion). In jedem Segment befindet sich ein Paar Bauchganglien. Sinneszellen bzw. -organe sind Haarsensillen, einfache Photorezeptoren bis hoch entwickelte Komplexaugen. Der Mitteldarm ist entodermaler, Vorderdarm (Stomodaeum) und Enddarm (Proctodaeum) sind ektodermaler Herkunft. Letzterer ist mit einer mit Chitin-Intima ausgekleidet. Der vordere Darmtrakt kann in Pharynx und Ösophagus gegliedert sein. Häufig ist eine Peritrophische Membran vorhanden, die Chitinfibrillen enthält. Malpighi-Gefässe sind die Exkretionsorgane der Chelicerata und Antennata. Die Gonaden werden primär paarig angelegt. Die Ausführgänge (Gonodukte) sind mesodermalen Ursprungs. Genitalöffnungen münden meist ventral am Sternit, oder an der Basis von Extremitäten. Es sind ein Penis, penisähnliche Gebilde oder andere Kopulationswerkzeuge nachweisbar. In manchen Fällen ist Parthenogenese zu beobachten, so bei einigen Krebsen sowie Pflanzenläusen. A3. Tardigrada (Bärtierchen) Die Bärtierchen kommen meist in Süsswasser vor, aber auch in feuchten Moosrasen und an Flechten; nur wenige Arten leben im Meer. Anatomisch lassen sich die + walzenförmigen, nur 0,2 bis 1,2 mm messenden Bärtierchen zwischen Anneliden und Arthropoden einordnen. Dem Prostomium folgen 5 Segmente. Das 1., extremitätenlose Segment (Metastomium) ist mit dem Prostomium zum Kopf verschmolzen. Um die Mundöffnung sind Stilette angeordnet. Bei Heterou. Mesotardigrada sind Cirren vorhanden. Die 4 Rumpfsegmente weisen Paare gelenkloser, stummelförmiger Extremitäten auf, die Krallen, Haken oder Haftscheiben tragen. Die Körperhöhle entspricht einem Mixocoel. Embryonal sind, gemäss der Anzahl Segmente, 5 Paar Coelomhöhlen vorhanden). Organe des Kreislaufs und der Atmung fehlen. Die Muskulatur besteht aus einzelnen Muskelbündeln. Ein Cerebralganglion (Oberschlundganglion) ist vorhanden, ausserdem 2 Schlundkonnektive und 1 Bauchganglienkette. Pigmentbecheraugen bestehen aus je 1 Pigmentzelle und Sehzelle. Das Integument wird von einer dünnen Epidermis gebildet. Häufig ist eine mehrschichtige Cuticula mit quellbaren Albuminoid-Komplexen (Intracuticula) vorhanden, die besonders bei Bewohnern von Moospolstern zu Platten verdickt sein kann. Mundöffnung, Pharynx (aus Mundrohr und Saugapparat) und Ösophagus sind kutikularisiert. Der Verdauungstrakt besteht aus Magen, Mittel- und Enddarm. Die Exkretionsorgane sind ektodermale Derivate der Epidermis und der Enddarmwand. Blindschläuche ähneln Malpighi-Gefässen und ragen bei den Eutardigrada in die Körperhöhle. Die Gonaden der überwiegend getrenntgeschlechtigen Bärtierchen sind unpaarig angelegt. Das Keimepithel zeigt nur wenige, flache Zellen. Die Entwicklung ist direkt. Wie bei den Rotifera und Nematoda liegt bei den Tardigrada eine Zellkonstanz (Eutelie) vor, d.h. mit möglicher Ausnahme des Nervensystems zeigen alle Gewebe bzw. Organe die gleiche Zellzahl auf. Damit ist die Regenerationsfähigkeit stark eingeschränkt. B. Spezielle Merkmale im Vergleich Segmentierung (Metamerie) Für die Onychophora und viele Annelida (z.B. Lumbricus) ist eine primäre homonome Segmentierung charakteristisch. Äusserlich besteht bei den Onychophora eine Scheinsegmentierung. Der Rumpf der Antennata ist primär homonom segmentiert, ein Merkmal, das u.a. die Käferlarven kennzeichnet. Die Segmentierung adulter Arthropoda ist vorwiegend heteronom. Besonders bei parasitierenden Krebsen kann die Segmentierung völlig verloren gegangen sein, z.B. beim Lernaeidae-Weibchen. Bei fast allen adulten Araneae (Webespinnen) und Acari (Milben) ist keine Segmentierung (mehr) zu erkennen. Stummelförmige Extremitäten Bei den Stummelbeinen (Oncopodien) der Onychophora handelt es sich um bis zu 43 Paar Laufbeine vom 4. Gliedmassenpaar ab. Stummelfüsse sind bei den Arthropoda u.a. an den Abdominalsegmenten der madenförmigen Sekundärlarve der Strepsiptera, sowie den raupenförmigen Larven der Lepidoptera und Mecoptera (Schnabelfliegen) vorhanden. Bei den Polychaeta (Annelida) sind häufig Parapodien vorhanden, die den Gliedmaßen der Onychophora gleichgesetzt werden können. Die 4 Rumpfsegmente der Tardigrada tragen gelenklose, stummelförmige Extremitäten. Umbildung von Gliedmassen - Antennen Hinter dem gliedmassenlosen Acron der Onychophora befindet sich 1 Paar Antennen, die dem 1. Gliedmassenpaar entsprechen. Die zweite Extremität wird zum Kiefer, die 3. zu Oralpapillen. Bei den Antennata (Symphyla, Diplopoda, Chilognatha, Pauropoda, Chilopoda, Insecta) ist nur eine paarig angelegte, primär homonom gegliederte Antenne vorhanden, die der Antennula der Crustacea entspricht*. Die einfachste, 'ursprüngliche' Antennenform ist die Gliederantenne der Chilognatha, Diplura und Collembola**. *Die Antennen der Crustacea, die am 2. Kopfsegment eingelenkt sind, leiten sich von den Extremitäten ab (Homologie mit den nachfolgenden Extremitäten). Es sind 2 Antennenpaare vorhanden: die 1. Antennen (Antennulae) und 2. Antennen (Antennae). **Nota bene: Die Tentakeln der Gastropoda sind Ausstülpungen der Körperwand, deren distale Enden bei Landlungenschnecken (Stylommatophora) die Augen tragen. Hautmuskelschlauch (HMS) Der HMS entspricht der Körperwand der Evertebrata vom 'Wurmhabitus' und besteht i.a. aus der Epidermis einschliesslich einer Cuticula, sowie aus 1 bis mehreren Muskelschichten, die eine Fortbewegung ermöglichen. Der muskuläre Anteil des HMS der Annelida setzt sich aus glatten, nicht metamer gegliederten Ring-, Längs- und Diagonalmuskeln zusammen, der HMS der Onychophora aus einer Ring-, Diagonal- und Längsmuskelschicht. Unter den Arthropoda besitzen die Geophilomorpha (Chilopoda) einen HMS. Viele Insektenlarven (Maden) bewegen sich durch Kontraktionen der Muskulatur des HMS fort. Die Tardigrada besitzen Bänder von Längsmuskeln in der Cuticula. Nervensystem (NS) In seinem Aufbau ähnelt das NS der Onychophora dem 'Strickleiter-NS' der Arthropoda, Annelida und Tardigrada; interessanterweise besteht ein solches System auch bei Cephalobaena (Pentastomida). Das zentrale NS (ZNS) der Onychophora besteht aus einem paarig angelegten Oberschlundganglion (~Cerebralganglion). 1 Paar Schlundkonnektive sind jeweils mit dem ventralen Ganglienstrang verbunden, der bis zum After verläuft. Kommissuren verbinden beide Stränge miteinander. Zum Vergleich: Das NS der Mollusca umfasst ein paarig angelegtes Oberschlundganglion und 2 Längsnervenpaare mit Kommissuren. Atmungsorgane Die Atmungsorgane der im Meer lebenden Annelida sind Kiemen oder einfache Ausstülpungen der Körperwand. Im Übrigen besteht vorwiegend Hautatmung, wobei die Epidermis lokale Kapillarnetze aufweisen kann (Polychaeta). Kiemen sind auch die vorherrschenden Atmungsorgane der Crustacea. Alternative Atmungsorgane der übrigen Arthropoda sind weitverzeigte Tracheen der Insekten, Fächerlungen ('Buchlungen') u.a. der Skorpione und Spinnen. Bei der Insektenlarve lässt sich der Verlauf der Tracheen von den Stigmata der einzelnen Segmente aus verfolgen. Die Tracheenkapillaren der Onychophora, die von einem Atemvorhof ausgehen, sind nicht homolog mit den Tracheen der Arthropoda. Atemvorhöfe waren bei den Vorformen der Tracheata an jedem Segment vorhanden. Atmungsorgane fehlen den Tardigrada sowie, unter den Arthropoda, den meisten Acari. Kreislaufsystem Die Annelida verfügen über ein geschlossenes System. Die Onychophora besitzen als offenes System einen Herzschlauch im dorsalen Perikardialsinus. Ein Septum trennt das 'Röhrenherz' von der Körperhöhle. Vom 1. Beinpaar bis zum vorletzten Segment sind paarige Ostien vorhanden. Das offene System der Arthropoda besteht aus einem schlauchförmigen Herz mit Ostien, das sich über mehrere Segmente erstrecken kann. Den Tardigrada fehlen Kreislauforgane gänzlich. Bei sehr kleinen Arthropoda (z.B. Acari) kann ebenfalls ein Herz fehlen. Die Hämolymphe der Onychophora und früher Entwicklungsstadien der Insecta führt Häm(at)ozyten, ebenso u.a. der zu den Annelida (Polychaeta, Capitellida) zählende Wattwurm Arenicola. C. Embryonalentwicklung Die Embryonalentwicklung - der Onychophora wird mit einer total-adäqualen bis superfiziellen Furchung eingeleitet. - der Annelida beginnt, wie u.a. bei den Mollusca, mit einer Spiralfurchung ('Spiralia'). Ursprünglich wird eine Trochophora gebildet; viele Polychaeta und alle Clitellata zeigen jedoch eine direkte Entwicklung. - der Arthropoda ist überwiegend direkt, nach totaler oder superfizieller Furchung. Das Wachstum erfolgt nicht kontinuierlich, sondern in Schüben, die mit Häutungen verbunden sind. Viele Insekten (z.B. Käfer, Schmetterlinge, Mücken und Fliegen) zeigen eine 'indirekte' Entwicklung unter Bildung von Nymphenstadien (Larven) mit anschliessender Verpuppung. Die Adulti (Imagines) zeigen dann kein weiteres Wachstum. - der Tardigrada ist direkt. D. Schlussbemerkungen und Konklusion Die stammesgeschichtliche Einordnung der Onychophora ins 'System' wird mit dem Aufspüren gemeinsamer Merkmale der anatomischen Organisation vor allem der Annelida und Arthropoda, mit Seitenblick auf die Tardigrada (Bärtierchen) versucht. Beim Vergleich der Onychophora mit den Arthropoda ist den Larventypen Letzterer besondere Beachtung zu schenken. Die Metamorphose holometaboler Insekten zeigt extreme morphologische Unterschiede zwischen dem juvenilen Stadium und der Imago. Ein Hautmuskelschlauch ermöglicht die Fortbewegung bei 'wurmförmigen' segmentierten Evertebrata, wie u.a. Onychophora, Annelida, Lobopodia und Urformen der Arthropoda. Eine Segmentierung ist bei den Larven holometaboler Insekten* erhalten geblieben. *Coleoptera, Lepidoptera, Hymenoptera, Diptera Die Embryonalentwicklung der Onychophora und Arthropoda zeigt eine totale bzw. superfizielle Furchung, was nicht unbedingt auf eine engere verwandtschaftliche Beziehung hinweisen muss. Ein gewichtiger Grund für die Fortentwicklung - sprich Neubildung - von Arten dürfte in der Notwendigkeit liegen ein neues Biotop zu besetzen. So könnten sich im mittleren Kambrium die Annelida, Onychophora und Lobopodia, wie auch juvenile Formen von Arthropoden für die Besiedelung ähnlich strukturierter Biotope entwickelt haben. Alles in allem dürften die Onychophora im Laufe der Evolution eine gemeinsame Wegstrecke mit den Anneliden und Arthropoden beschritten haben. Die Einordnung ins 'System' ist immer noch im Fluss. Die aufschlussreichste Methode des Aufstellens von Verwandtschaftsbeziehungen ist die Bestimmung von DNA/RNASequenzen. Hierzu scheinen jedoch bis jetzt nur wenige schlüssige Befunde vorzuliegen. Version vom 16.03.2015 © Dr. H. Fritz