Hegel. Sokrates. Nietzsche. Mediation? Von Dr. Bernd H. Schiffer, RA, StB, Mediator; Ausarbeitung eines Vortrages vom 01.05.2009 der G 21, einer Mediatorengruppe aus dem Architektur- und Bauwesen Abstract Mediation ist keine moderne Erfindung. Vieles von ihren konstitutiven Merkmalen lässt sich Denken und in der Praxis vergangener Jahrhunderte finden. Bei vielen Schwierigkeiten, die d Mediatoren in der täglichen Arbeit begegnen, kann ein Rückgriff auf die Quellen abendländischen Denkens hilfreich sein, dem Mediator "den Rücken stärken" oder in Krisenfäl oder bei einem ins Stocken geratenen Mediationsprozess weiter helfen. Im folgenden Experim wird das an drei, gewagt heraus gegriffenen Beispielen darzustellen versucht: Hegel, Sokrat Nietzsche. 1. Spuren Es gibt verdienstvolle Versuche, die moderne Erscheinung "Mediation" in einen historisch Kontext zu stellen, darzulegen, dass sich ihre wesentlichen Konstitutiva (das vernünftige Gesprä die Anwesenheit eines neutralen Dritten, der sich in beide Positionen versetzt, die gleichberechti Gesprächssituation) historisch unzählige Male nachweisen lassen (vgl. Hehn in: Haft,Schlieff Handbuch Mediation, Verlag C.H. Beck, München 2002; § 6). Greifen wir in die Fülle. 2. G. W. F. Hegel (1770 – 1831) "Was, nach alldem, vom Rest, heute, für uns, hier, jetzt, von einem Hegel?" Mit diesem Satz-Torso beginnt das Buch "Glas" des französischen Philosophen Jacques Derr (Glas, Paris 1974). "Glas" bezeichnet im Französischen "Totenglocke", aber auch "Artilleriesalve und wie eine solche wirkt ja auch dieser erste Satz. In der Tat – was soll die Philosophie Heg oder anderer bei der Tätigkeit eines Mediators (hier, wie immer, auch: Mediatorin) nützen? Aber es gibt solche „nutzbaren“ Verbindungen. Allen geläufig ist die durchgängig von He angewandte Methode der dialektischen Entwicklung, das Dreieck: These - Antithese - Synth (These - Verneinung der These - Verneinung der Verneinung). Das Hin und Her-Schreiten zwischen zwei Positionen (zwischen These und Antithese also) tägliches Geschäft der Mediation. Und es ist ihr Zweck, dass aus diesem dialektischen Prozess e Synthese, nämlich eine von den Parteien gemeinsam gefundene Lösung entstehen soll. Wir wollen im folgenden nach abendländischen Denkern suchen, deren Position im täglich Mediationsgeschäft hilfreich sein kann. Dass die Auswahl dabei willkürlich ist, liegt auf der Ha Gleichwohl ist sie nicht pure Idiosynkrasie, sondern verfolgt einen Zweck: Aus dem Denken gro Philosophen Werkzeuge und Positionen heraus zu suchen, die für den Mediator im täglich Einsatz hilfreich sein können. Der vorliegende Beitrag sucht danach anhand dreier Schwerpunkte diverse, leicht anwendbare Techniken der Gesprächsführung; eine Art philosophischer Rückendeckung bei der oft quälenden Frage, warum die Median die doch offensichtlich "richtige“ Lösung nicht finden oder eine offensichtliche „Wahrhe nicht einsehen; Rückendeckung in einer Situation, die für manche Mediatoren ebenfalls schwer auszuhal ist: wenn sich der Prozess nämlich - zu lange? - hinzieht und einfach zu keiner Lösu kommen will. Für all das werden wir bei Sokrates und Friedrich Nietzsche fündig: 3. Sokrates (469 - 399 v.C.) "Sokrates, derjenige, der nicht schreibt" - lautet eine Anmerkung Nietzsches zu Sokrates. In der hat Sokrates selbst nicht geschrieben, sondern sich allein auf das Gespräch verlassen (der Media mag sich an die Problematik erinnern, die schriftlich fixierte Zwischenergebnisse der Mediation sich bringen, nämlich eine Einengung der Prozessoffenheit). Geschrieben wurden die „Sokratisch Dialoge“ vielmehr vom Schüler des Sokrates, Platon. Im folgenden verwenden wir als Refere den Dialog „Laches", in dem es vordergründig um die Frage geht, ob man die jungen Männer m Fechtkunst lehren solle (nach heutigem Verständnis etwa: mehr Sport und Fitness treibe tiefgründiger aber um Fragen der richtigen Erziehung (zitiert nach der Ausgabe von Henri Stephanus, Paris 1578, bei: Platon, Sämtliche Werke, Rowohlt, 1994). 3.1 Tools, Techniken, Setting Auf dieser Ebene wird jeder Mediator selbst erkennen, was er bei seinen Mediationsgespräch einsetzen kann, was er ohnehin beachtet bzw. beachten muss etc. Diese "Auswertung" bleibt folgenden also jeweils dem Leser überlassen – das meiste springt geradezu in die Augen. 3.1.1. Ideale Sprechsituation Alle Teilnehmer am Gespräch sollen bei Sokrates, zweieinhalb Jahrtausende vor der "Erfindun der Mediation, die gleiche Chance zu einem herrschaftsfreien Gespräch haben, in dem nur gewaltlose Gewalt des besseren Arguments (Habermas) zählt, eine „ideale Sprechsituation“: „Sprecht und überlegt gemeinschaftlich..., gegenseitig euch anhörend und antwortend“ (187 „tüchtig und aufrichtig“ zuerst schauen und dann beraten (179 e a.E.). 3.1.2. Tempowechsel Dramaturgisch wird der Dialog immer wieder angehalten und verlangsamt. Diese retardierend Momente verhindern voreilige Schlüsse: - „Vielleicht versteht Ihr noch nicht was ich meine“. (189 e) - „Wir müssen schrittweise vorgehen, nicht gleich nach der ganzen Tugend fragen, de vielleicht wäre das Geschäft zu groß“. - „Wir müssen uns zuerst verständigen, worüber wir eigentlich beratschlagen“. (185 b) 3.1.3. „Loops“ Gesprächstechnisch benutzt Sokrates eine Methode, die heute in Kommunikationskursen als „lo of understanding“ bezeichnet wird: Das verarbeitende Wiederholen des Gehörten, z. B.: „Ich verstehe. Nikias meint, Tapferkeit sei eine Art von Klugheit“ (194 d). Und dieser „loop“ führt das gestockte Gespräch weiter: „Was für eine Klugheit, Sokrates?“ Und dieser: „Frag doch ihn“, etc. 3.1.4. Ironie und Witz, Seitenhieb, Elenchie (Spott) Ein Merkmal v.a.der frühen sokratischen Dialoge ist der gezielte Einsatz von Witz und Ironie einer Mediationssituation sicher ein gefährliches Mittel! Jeder Humor zu Lasten einer Partei is eine Parteinahme für die andere und daher eine Todsünde des Mediators. Ein gemeinsam Gelächter - quasi "über uns alle" - kann dagegen ungemein befreiend wirken und verfahre Situationen auflösen. So glaubt Sokrates dem Nikias und dem Laches gern, beide sind ja älter und vermögender als e nur leider sind sie verschiedener Meinung (186 d). Oder: - Sage bloß nichts dagegen, Laches, denn diese Weisheit hat Nikias von Damon, und der v Prodikos, und der ist doch der beste Wortklauber (197 d). Gerne lässt er seine Gesprächspartner einen fundamentalen Fehler begehen, um einen Irrtu besser aufdecken zu können - anstatt einen Begriff zu bestimmen, tragen sie Beispiele vor. Dar Sokrates: Tolle Antwort, Laches - nur leider nicht, was gefragt war (190 e). Fehlerhafte Ansätze führt Sokrates gern ad absurdum: So ist für Laches Tugend so etwas w Beharrlichkeit – aber die allein reicht nicht, wenn sie ohne Verstand betrieben wird (192 d). A „verständige Beharrlichkeit“? Das kann es wohl auch nicht sein: das beharrliche In-einen-Brunn springen ist noch keine Tugend (193 c), so wenig wie das beharrliche Verweigern von Hilfe (192 - und der bedauernswerte Laches, ratlos und weglos, beendet den Versuch kleinlaut, indem er die Frage: „Glaubst du also, dass wir etwas Richtiges sagen?“ nur noch antworten kann: „Beim Zeus, Sokrates, nein“ (193 d). Diese Lust an der Ironie, an den Seitenhieben, ist so stark, dass sie überspringt, auf den Dialog Dialog, den Laches und Nikias führen: „Laches will nur vorführen, dass ich nichts sage, weil er selber nichts sagt.“ Und darauf Sokrates: „Aber er sagt doch etwas.“ Und Nikias: „Schon, aber nichts Richtiges“. (195 b, c) 3.1.5 Maieutik und Fragetechnik, „nicht Wissen“ Sokrates’ Mutter war Hebamme (Kranz, Die Griechische Philosophie, Schünemann 195 Vielleicht lag ihm deshalb die Methode, etwas in seinen Gesprächspartnern schon Vorhande (Wissen nämlich, auch Meinungen und Annahmen) „heraus zu holen“, und im entscheidend Moment nicht los zu lassen (197 e). M.a.W. versucht er, seine Gesprächspartner von ihr eigenen, auch unbewussten Wissen zu "entbinden" (sein Vater war Steinmetz - auch ein Beruf, etwas Vorhandenes aus einem Unbearbeiteten "heraus holt"). Das geht nur mit Fragen. Und die größte Legitimation, etwas zu fragen, hat selbstverständlich d der etwas nicht weiß - quasi die Ur-Voraussetzung jeder Frage. Wer weiß, muß nicht fragen. A eben diesem Grund wird Sokrates ja nicht müde zu betonen, dass er nichts weiß: „Ich bin der Jüngste und Unwissendste hier (181 d am Ende).... Ich weiß noch nicht einm worüber wir eigentlich beraten“ (185 b). Zu diesem „Herausholen“ braucht es aber mehr, nämlich eine geschickte, ausgefeilte und vor all beharrliche Fragetechnik: Zuerst will Sokrates stets hören, was seine Gesprächspartner meinen: „Also Nikias, warum redest du nicht zuerst?“ (181 d). Oder: „Versuche es du, Laches, die Tapferkeit zu erklären!“ (192 b) Sokrates bemüht sich, nicht „abstrakta“ abzufragen; seine Fragen knüpfen vielmehr an konkr Beispiele an (die Augensalbe, das Aufzäumen des Pferdes, 185 c) und gehen nicht direkt auf Aufzudeckende dahinter - letztlich also die Lösung los. Und so muss der Gesprächspartner erst einmal selbst finden (genauer: Sokrates holt es aus i heraus), dass es nicht ums Fechten geht, sondern um die Seele der jungen Leute (185 e) - u letztlich ist nicht einmal von den jungen Leuten die Rede, „sondern von uns selbst“ (188 c). Sokrates bleibt stets wach dafür, ob die Abstraktion, die der Diskurs erreicht, unverdaulich o sinnlos zu werden droht, und schreitet unverzüglich ein: „Vielleicht versteht ihr noch nicht ....“ (189 e) und dann geht er zurück auf konkrete Beispiele, etwa: Wenn wir wissen, dass Sehen eine nützliche Fähigkeit ist, und zugleich jemandem diese Fähigk verschaffen können - dann wissen wir doch bestimmt, was Sehen ist und wie man es sich versch (190 a). Und von diesem Beispiel ausgehend versteht Laches, dass es jetzt um den eigentlichen Gegensta des Gesprächs geht, und dass der sich darum dreht, wie jemand etwas besser macht (189 letztlich also um eine Qualität wie Tugend (190 b). Wo Sokrates das Gespräch scheinbar aus der Hand gibt, gibt er die Gebote der Maieutik weiter: „Dies, Lysimachos, erforsche von ihnen, und lasse die Männer nicht los!“ (187 b). Den Gesprächspartner „nicht eher herauszulassen, bis... alles gut und gründlich untersucht ist“ (1 a) ist die Eigenart der Gesprächsführung des Sokrates: dass er irgend wo anfängt zu reden und da seine Gesprächspartner - sie nicht los lassend – herum führt, bis alles gut und gründlich untersu ist - wahrlich eine Mediatorentugend. 3.1.6 Zusammenfassung Alles in allem: Im sokratischen Dialog ist kein Schritt vergebens. Die Fragetechnik, Dramaturgie des Tempowechsels, der Abwechslung von Abstraktem und Beispielen, zusamm mit der Würze des Witzes und der Ironie hält den Teilnehmer ständig wach und engagiert. We das auch mit den Medianten gelingt, ist schon vieles gewonnen. 3.2 Grundsatzentscheidungen; generelle Einstellung zur Wahrheit und richtigen Lösung Wichtiger noch ist etwas anderes: Der sokratische Dialog ist zum Diskurs geronnene Dialek ständig fortschreitend, sich der Wahrheit infinitesimal nähernd, sie aber vielleicht nie erreiche Dem entspricht die Überzeugung, daß Erkenntnis (wie auch moralische Praxis) eigene Leistu erfordert, die freiwillig zu erbringen ist und von niemandem stellvertretend erbracht werd kann. Das ist für manchen, ergebnisorientierten Mediator schwer auszuhalten, zumal, wenn er - w häufig - damit geworben hat, dass die Mediation ein schneller und effektiver Prozess ist, der ra zu greifbaren Ergebnissen (also zu einer verbindlichen Abschlusserklärung) führt. Es mag se dass sich die Mehrzahl der Mediationen in weniger als 10 Stunden abschließen lässt. Es gibt a keine Garantie dafür, und der Mediator hat die Pflicht, den Prozess solange offen zu halten, wirklich ein tragfähiges Ergebnis gewonnen ist. Statt vorschnell Heureka zu rufen, muss er au bereit sein festzustellen, dass der Dialog noch "weglos" ist, aporetisch, bescheiden, nicht triumph „Wir haben also nicht gefunden, Nikias, was Tapferkeit ist? Und dieser: „Anscheinend nicht.“ (199 e) „Nun sind wir alle in Verlegenheit.“ (200 e). Zum guten Schluss: „Jetzt müssen wir auseinandergehen. Lass uns morgen weitermachen.“ (201 c) 4. Friedrich Nietzsche (1844 - 1900) Den Mediator bei seiner täglichen Arbeit kann Nietzsche vor allem in zwei Punkten stützen: der philosophischen Fundierung der unabdingbaren Erkenntnis, dass es so viele Wahrheiten w Standpunkte gibt, dass letztlich alles Interpretation ist. Und dass daher den Medianten nichts empfehlen ist, womöglich nicht einmal etwas nahe zu legen ist. 4.1 Es gibt keine Wahrheit "Was ist Wahrheit? Ein bewegliches Heer von Metaphern....!" (Über Wahrheit und Lüge außermoralischen Sinne, 1873). Wer sich an dieses Bekenntnis Nietzsches erinnert, wird s leichter tun, mit kontroversen und unvereinbaren Darstellungen der Parteien umzugehen. Freil genügt es nicht, sich an das Zitat zu erinnern, es braucht auch die tragfähige Begründung. Wo li die? Für Nietzsche ist Grundbedingung allen Lebens das Perspektivische. Seine Begründung dafür einfach: Als Menschen, die wir nun einmal sind, können wir keine absolute Gesamtperspekt haben, sondern immer nur eben die des Menschen. Wir wissen ja, um mit dem englisch Philosophen Thomas Nagel zu sprechen, nicht einmal, wie es ist, eine Fledermaus zu sein ("Wha it like to be a bat?", 1974). Damit ist alles Erkennen an Perspektive gebunden; darüber hinaus g es nur "hoffnungslose Neugier", und die "wahre Welt" ist eine Fabel (Götzendämmerung, 188 Jedwedes Ergebnis verschiebt sich damit - weg von der Frage, ob es "wahr" oder „richtig“ ist, der Frage, ob es nützlich ist (in der Diktion Nietzsches: lebensdienlich). Diese Verschiebu gehört auch zu den zentralen Merkmalen der systemischen Theorie, die das Interpersonelle u Multifaktorielle einer Situation in den Mittelpunkt stellt. Ob das "wirkliche Realität "ist, ist einen Vertreter der systemischen Theorie uninteressant. Alles wird so zu Perspektive, auch Wahrheit oder Schuld, Recht oder Gerechtigkeit. N perspektivisch zu beantworten ist auch die Wertfrage, was gut und schlecht ist. In einer solch "perspektivischen Ethik" zählt die Individualität des einzelnen, zählen seine Werte, zählt das, w aus seiner Perspektive wichtig ist und erwachsen soll. Wir erinnern uns an eine bekan Definition, die John M. Haynes, dem prominenten amerikanischen Mediator und Gründer Academy of Family Mediators ( +1999) zugeschrieben wird: „Mediation is a voluntary proce The parties make all decisions, based on the reality they face.“ 4.2 Das Interpretations - Theorem Danach aber bleibt nun nicht nichts. Es ist also keineswegs so, dass mit Nietzsche das Ende Kommunikation erreicht wäre. Wenn sein gesamtes Werk auch ein Spiel mit Begriff Hilfestellungen und Wendungen ist, so baut es doch auf begriffliche Klarheit und stellenweise ( allem im "Zarathustra" (1883) gar auf Lehre. Was an die Stelle dieses scheinbaren Nichts tritt, aber vor allem immer eins: Interpretation. Dieses Interpretationstheorem ist die bedeutend Konstante und Orientierung in Nietzsches Philosophie. Wirklichkeit ist nur ein Gegeneinan verschiedener, perspektivischer Interpretationen. Der Mediator, von einem solchen Standpunkt durchdrungen, kann behutsam versuchen, an e solche Grundeinstellung heranzuführen und wird sich leichter tun, die konfrontativen Standpun der Parteien aufzubrechen. Wer die "eigene Position" und die eigene „Wahrheit“ nicht mehr absolut versteht, sondern nur noch als Interpretation einer bestimmten Perspektive - eine v zahllosen - wird eher bereit sein, davon abzurücken. Dies ist natürlich leicht gesagt, in Mediationspraxis aber schwer umzusetzen. Was könnte hier helfen? 4.3 Das Experiment Wie wir gesehen haben mag, ist Nietzsches Philosophie perspektivisch und interpretierend. Dar folgt zwingend, dass sie nach allen Richtungen beweglich ist, denn nur aus verschieden Perspektiven lassen sich verschiedene Interpretationen gegeneinander stellen. Gleichzeitig ah diese Beweglichkeit ein wissenschaftstheoretisches Grundmuster nach: des Experiments. In dies Sinne ist Nietzsches Philosophie eine Fortführung der experimentellen Wissenschaft. Und das wissenschaftliche Experiment ist zunächst immer ein Versuch, ein Suchen. Thom Edison wird der zufriedene Satz zugeschrieben: „ Wir haben nun also 99 Methoden, wie man e Glühbirne nicht herstellen kann“. Eine vom Denken Nietzsches beeinflusste Mediation darf sich aufgefordert und legitimiert fühl auch zu spielen. Das heißt zum Beispiel, sich von einem linearen vorgeschrieben Mediationsprozess zu lösen, kreisförmig vorzugehen, vor und zurück zu laufen, sich von star methodischen Vorgaben zu lösen (wie z.B. das konsekutive Abarbeiten bestimmter Phasen Mediationsprozesses - John Haynes sagte dazu: "Better sit down and do the work"). Die schon erwähnte systemische Theorie und die auf ihr aufbauenden Therapieformen stel hierzu eine Vielzahl von Techniken zur Verfügung, die an dieser Stelle nicht näher behand werden können. Erwähnt seien vor allem die Techniken - Ausnahmen zu finden (Ausnahmen von einem als permanent beschriebenen Symptom - z einem dauernden Fehlverhalten des Gegners - relativieren und beweisen bereits, dass es unbewu schon Lösungen gibt, das angeblich dauernde Problem zu beheben); - die Entwicklung hypothetischer Lösungen (die Wunderfrage: was wäre, wenn ein Wun geschähe und das Problem gelöst wäre; das schafft sowohl für die Parteien als auch für d Mediator eine Vorstellung davon, wie Alternativen aussehen könnten); - des Perspektivenwechsels (wie würde X. oder Y. dieses Problem sehen und lösen? Die Antw auf diese Frage kann überraschende Möglichkeiten öffnen, die dem Klienten selbst - aus sei Perspektive! - nicht zugänglich waren). - das Reframing, die Betrachtung des Problems aus einer anderen Perspektive - wenn man so w geradezu ein klassischer Rückgriff auf Nietzsche; Veränderung der Bezugsquellen u Bedeutungsrahmen kann eine Neuorganisation des Verhaltens ermöglichen; hierzu gehören z.B. Veränderung der psychologischen Attribution, eine Veränderung der Zielkonstruktion oder eigenen Motivation oder des eigenen Verhaltens); - das „willkürliche Verhalten“ ("mach es irgend wie anders“) Hier können, zunächst im Gesprä beziehungsweise in der geschützten Situation der Mediation, Alternativen ohne unmittelb Handlungskonsequenz durchgespielt werden und abgeschätzt werden, ob sich hieraus ne Vektoren ergeben, die festgefahrene Situationen lösen können); - und viele andere (einen exzellenten Überblick gibt zum Beispiel Bamberger, Lösungsorientie Beratung, Beltz, 2001). 5. Ausblick Der hier begonnene Versuch, Mediation und einige ihrer Methoden und Ansätze auf philosophisches Fundament zu stellen, kann nicht einmal ansatzweise Repräsentativ beanspruchen; unbedingt erforderlich wäre z.B. auch noch eine kritisch- philosophisc Auseinandersetzung mit der Sprache, dem mehr oder weniger einzigen Werkzeug, das wir in Mediation letztlich wirklich haben, um wiederum mit Jon Haynes zu sprechen. Aber vieles v dem schleichenden Unbehagen und der Frustration, die den Mediator von Zeit zu Z überkommen, lässt sich auf dem (mühsamen) Umweg zu den Quellen unseres Denkens viellei beheben, zumindest verbessern..