(Kurzfassung) Uveitis - das unbekannte Leiden Die Uveitis ist eine Entzündung des Augeninneren. Etwa eine halbe Million Mitbürger erleben diese Krankheit mit eigenen Augen, und man schätzt, daß jährlich zirka zehntausend Menschen neu an einer Uveitis erkranken. Das kann im frühen Kindesalter, speziell in Verbindung mit einer Arthritis, geschehen und ebenso in späteren Jahren. Eine Uveitis kann spontan heilen, aber auch chronisch werden. Ohne Behandlung können Komplikationen auftreten, die das Sehvermögen bedrohen. Die Krankheit kann für immer verschwinden oder in Schüben wieder und wieder auftreten. Die möglichen Ursachen sind zahlreich und vielfältig. Es kommen Autoimmunvorgänge in Frage, aber ebenso Infektionen (Viren, Bakterien, Pilze) oder “alte” Toxoplasmose-Herde, die plötzlich wieder aktiv werden. Auslöser können zahlreiche Allgemeinerkrankungen sein. Gehäuft treten Uveitiden bei der Bechterewschen Krankheit auf, bei Morbus Crohn oder bei der Sarkoidose. Zwar bleibt die Suche nach der Ursache zuweilen auch heute noch erfolglos, aber dennoch kann der Augenarzt mit einer wirkungsvollen Therapie helfen - vor allem, seit Kortison zur Verfügung steht. Als Uvea bezeichnet man die Gefäßhaut des Auges, die in verschiedene Abschnitte unterteilt ist: Regenbogenhaut (Iris), Strahlenkörper (Ziliarkörper), Aderhaut (Chorioidea). Uveitis anterior Die Entzündung beschränkt sich auf den vorderen Augenabschnitt, wobei die Iris allein betroffen sein kann oder außerdem noch der Ziliarkörper (Iridozyklitis). Die akute Form ist schmerzhaft, das Auge hochrot, die Pupille eng. Mittlere (intermediäre) Uveitis Eine schleichende Entzündung, die zur Infiltration des Glaskörpers mit Zellen führt, schmerzlos verläuft und chronisch wird. Mit der Zeit kann die Sehschärfe durch vermehrt auftretende Glaskörpertrübungen erheblich beeinträchtigt werden. -2Uveitis Kurzfassung - 2 - Hintere (posteriore) Uveitis Bei dem Krankheitsgeschehen im hinteren Augenabschnitt tritt eine Aderhautentzündung auf (Chorioiditis), die auf die Netzhaut übergreifen kann (Chorioretinitis). Auch diese chronische Uveitisform ist schmerzlos und wird vom Patienten oft erst bemerkt, wenn seine Sehschärfe deutlich abnimmt. Komplikationen Vor allem bei der anterioren Uveitis können Iris und Linse verkleben. Dadurch besteht die Gefahr, daß der Abfluß des Kammerwassers blockiert wird und der Augeninnendruck erheblich ansteigt. Damit die empfindlichen Zellen des Sehnervs nicht zerstört werden, ist eine drucksenkende Behandlung erforderlich. Bei allen Uveitisformen kann es zu entzündlichen Wasseransammlungen in der Netzhautmitte kommen (Makulaödem). Das Sehvermögen ist hochgradig gefährdet, wenn nicht schnell die augenärztliche Therapie einsetzt. Auch die Linsentrübung (Katarakt) zählt zu den typischen Komplikation bei Uveitiden. Welche Therapie bei einer Krankheit mit so vielen Gesichtern? Natürlich muß sich die Behandlung nach den Ursachen richten, doch die können bei der Uveitis trotz sorgfältiger und oft über Jahre wiederholter Diagnose unklar bleiben. So wird jeder Behandlungsschritt auf das jeweils wichtigste Ziel ausgerichtet - sei es, einen neuen Entzündungsschub zu verhindern, ein Sekundärglaukom zu vermeiden, ein Makulaödem, eine Linsentrübung. Dem Augenarzt stehen zahlreiche Medikamente zur Verfügung. Zur Verhinderung von Verklebungen werden Atropinderivate eingesetzt. Zur Bekämpfung der Entzündungen haben sich Kortisonpräparate bewährt. Seit es sie gibt, sind die Chancen, die Krankheit zu beherrschen, erheblich gestiegen. Wegen der ausgeprägten Nebenwirkungen kann es jedoch ratsam sein, bei dauerhaften und immer wiederkehrenden Entzündungen auf Medikamente auszuweichen, die Immunreaktionen noch wirksamer hemmen. Dann, wenn das Augeninnere entzündlich verschwartet ist, versprechen hochspezialisierte Operationen (Glaskörperaustausch) Aussicht auf Erfolg. Prof. Dr. med. Manfred Zierhut Universitäts-Augenklinik Abt. I: Allgemeine Augenheilkunde mit Poliklinik Schleichstraße 12 72076 Tübingen Tel. 07071 / 298-3721, Fax 293730