Bemerkungen zur Didaktik und Methodik der Themen Stellentafel, Zahlensysteme und Potenzen (für Eltern und Lehrer) Seit einigen Jahre unterrichte ich auch an einer OS. In der 5. Klasse wird im 1. Kapitel (S. 6-35) zu den natürlichen Zahlen auch das 4er-und das 2er-System behandelt. Diese Systeme werden unter dem Gesichtspunkt besprochen, dass sich Zahlen auch anderes als gewohnt darstellen lassen. So wird als weiteres Beispiel für eine andere Darstellung der Zahlen das System der Römer besprochen. Dieser Aspekt wird der Behandlung des Themas m.E. absolut nicht gerecht. Auch die Potenzen werden nicht in den Gesamtzusammenhang einbezogen. Daher will ich meine Sicht der Dinge hier kurz vortragen. Die Erfindung der Null war eine der größten Leistungen in der Mathematik, denn dadurch lassen sich beliebig große Zahlen mit Hilfe dieser 0 und zusätzlich einer bestimmten weiteren Anzahl von vorgegebenen Ziffern darstellen. Außerdem ermöglicht es die Multiplikation wie wir sie kennen. Mit den römischen Zahlen lassen sich solche Rechnungen nicht durchführen. Auch konnten die Römer keine Brüche darstellen. Vorbemerkung: Bevor man Zahlensysteme bespricht, sollte den Schülern der Potenzbegriff geläufig sein. Dieser lässt sich leicht durch Kopfrechenübungen festigen. Solche Kopfrechenübungen machen den meisten Schülern Spaß. Außerdem herrscht eine ungewöhnlich große Konzentration, so dass man solche Übungen unbedingt von Zeit zu Zeit durchführen sollte. (Beispiele für Potenzen: 33=3·3·3, 45=4·4·4·4·4, usw.) Zahlensysteme: Wir sind es gewohnt, dass wir die Ziffern 0 bis 9 benutzen. Wir zählen also: 0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11 usw. Nach der 9 wird also eine neue Stelle eingeführt, die Zehnerstelle. 23 bedeutet im Prinzip: 2·10+3 oder 2Z + 3E, weil die 2 an der Zehnerstelle steht (Solche Zerlegungsaufgaben werden dann auch im Unterricht behandelt, S.9). Links vor der 10er-Stelle kommen dann die Hunderter usw. Dieses Stellenwertsystem ist ebenfalls Thema in dieser Klassenstufe. Es wird dort leider nicht direkt in einen Zusammenhang mit den anderen Zahlensystemen und den Potenzen gestellt. Aber in anderen Systemen funktioniert das Zählen genauso. Das sei hier beispielhaft ausgeführt: Im 2er-System gibt es nur die Ziffern 0 und 1. Daher wird folgendermaßen gezählt: 0, 1, 10, 11, 100, 101, usw. Hier erscheint die 10 schon nach der 1, weil es keine größeren Ziffern als die 1 gibt. Die 10er im 2er-System entsprechen also den Zweiern im 10er-System. Im 3er-System gibt es drei Ziffern nämlich 0 1, und 2, man zählt: 0, 1, 2, 10, 11, 12, 20, 21, 22, 100, usw. Im 6er-System (6 Ziffern:0,1,2,3,4,5): 1, 2, 3, 4, 5, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 20, 21, ...... 55, 100, ..... D.h. man zählt an der Einerstelle von 0 bis zur größten Ziffer (0, .. 5), dann kommt die 10, dann wird wieder die Einerstelle hochgezählt 11, .. 15), dann wird die Zehnerstelle erhöht (20), dann wird wieder die Einerstelle hochgezählt (21, .. 25)) usw. Dasselbe Prinzip wird dann auf die Hunderterstelle angewandt. Man sieht, dass das Prinzip des Stellenwertsystems in allen Zahlensystemen gleich ist. Das können die Schüler selbst erarbeiten. Die Bedeutung des Stellenwertsystems wird den Schülern erst dann klar, wenn sie mehrere Stellenwertsysteme kennengelernt haben. Wird das nur für das 10er-System durchgeführt, so bleibt es im Wesentlichen totes Wissen. Die Zehnerpotenzen werden auf S. 11 behandelt. Leider wird keine Verallgemeinerung auf andere Potenzen durchgeführt, was aber unbedingt erforderlich ist, wenn die Schüler den Potenzbegriff verstehen sollen (s.o.). Daher übe ich ihn vor Einführung des Stellenwertsystems ein. Die 10er-Potenzen benötigt man nun für das Stellenwertsystem. Es gilt nämlich: Zehner=Z=10=101, Hunderter=H=102=100, Tausender=T=103=1000, usw. Die Hochzahl gibt an, wieviele Nullen hinter der 1 stehen bzw. wie oft die 10 mit sich selbst multipliziert werden muss, um das Ergebnis zu erhalten. So bedeutet: 105 = 10·10·10·10·10 = 100000, oder 3·105 = 300000. (s.S.11). Es werden dann Aufgaben folgender Art gerechnet: 32228662 = 3·107 + 2·106 + 2·105 + 2·104 + 8·103 + 6·102 + 6·10 + 2 oder auch: 7·104 + 3·103 + 9·102 + 9·10 + 6 = 73996 Damit soll ein Zusammenhang zwischen 10er-Potenzen und dem Stellenwert hergestellt werden. Da die Schüler das aber nicht in anderen Systemen kennenlernen, können sie die Verallgemeinerung nicht in ihrem Kopf selbst durchführen. Es gilt nämlich in jedem System: (1) 103·104 = 107 (die 10 hat aber natürlich in jedem System eine andere Bedeutung) In unserem bekannten 10er-System würde die Gleichung bedeuten: (2) Tausend · Zehntausend = Zehnmillionen Im 2er-System (0,1,10,11,100,101,110,111,1000,....) dagegen würde sie bedeuten: (3) Acht · Sechzehn = Hundertachtundzwanzig Das kann man daran erkennen, das die 10 im 2er-System der 2 im 10er-System entspricht. D.h. die Gleichung (1) lässt sich im 10er-System so darstellen: (4) 23 · 24 = 27 Um diese Zusammenhänge zu erarbeiten, benutze ich das Arbeitsblatt "Zahlensysteme", das Sie ebenfalls herunterladen können und sich ausdrucken können. Hier nun einige Erläuterungen zu diesem Arbeitsblatt: 1. Die erste Aufgabe besteht darin, das Zählen in verschiedenen Systemen zu erlernen und damit das Stellenwertsystem zu verinnerlichen. Daran, dass hier zunächst noch viele Fehler gemacht werden, erkennt man, dass das zugrundeliegende Prinzip den Schülern eben nicht völlig klar ist. Damit jeder feststellen kann, ob er Fehler gemacht hat, sind weiter unten bestimmte Zellen der Tabelle bereits ausgefüllt. Ergibt sich diese Zahl nicht richtig, so muss man seine Zählung überprüfen. 2. Im zweiten Schritt sollen die Schüler zu der "Entdeckung" geführt werden, dass die Potenzen beliebiger Zahlen im 10er-System gerade den 10er-Potenzen in den entsprechenden Systemen entsprechen. 3. 4. 5. 6. Also: 3=(31)10=(10)3, 9=(32)10=(100)3, 27=(33)10=(1000)3, usw. Oder: 4=(41)10=(10)4, 16=(42)10=(100)4, 64=(43)10=(1000)4, usw. Hinter den Klammern wird hier mit dem Index angegeben, in welchem System die Zahl ausgedrückt wurde. Nachdem man sich diese Orientierungspunkte erarbeitet hat, kann man nun an die "Erforschung" einer allgemeinen Umrechnungsmethode gehen, d.h. nach einer Methode zu suchen, wie man eine Zahl aus dem 10er-System in eine Zahl aus einem anderen System umrechnen kann. Man kann z.B. so vorgehen (2er-System: in Potenzen des 2er-Systems zerlegen): (35)10 = (32 + 2 + 1 = 25 + 21 + 1)10 = (105 + 10 + 1)2 = (100011)2 Für das 3er-System gilt entsprechend: (35)10 =(27 + 2·3 + 2 = 33 + 2·31 + 2)3 =(1·103 + 0·102 + 2·101 + 2)3 =(1022)3 Danach kann die Suche nach dem umgekehrten Weg einsetzen, d.h. wie man Zahlen aus anderen Systemen in das 10er-System umrechnet. Diese Aufgabe ist an sich einfacher als die Umrechnung in andere Systeme. Ein Beispiel dafür: (321)4 = (3·102 + 2·101 + 1)4 = (3·16 + 2·4 + 1)10 = (48 + 8 + 1)10 = 57 Bei anderen Systemen geht das im Prinzip genauso: (241)6 = (2·102 + 4·101 + 1)6 = (2·36 + 4·6 + 1)10 = (72 + 24 + 1)10 = 97 Nun könnte man die "Entdeckungsreise" noch fortsetzen, indem man überlegt, wie man z.B. im 3er-System rechnet. Dazu benötigt man das kleine Einmaleins. Die Bedeutung dieses "Einmaleins" dürfte den Schülern kaum völlig klar sein. Hier erfahren sie, warum man für Rechnungen das kleine Einmaleins auswendig beherrschen muss und dass im 3er-System ein anderes Einmaleins benötigt wird als im 10er-System. Schließlich kann man begabte Schüler auch an die Untersuchung des 16er-Systems heranführen, das deshalb von besonderer Schwierigkeit ist, weil nun zusätzlich neue Ziffern eingeführt werden müssen. Eine Zahl wie z.B. (A3)16 ist zunächst natürlich völlig ungewohnt. Im 10er-System wäre es 163 (s. Tabelle im Arbeitsblatt). Ich will hier jetzt nicht näher auf dieses System eingehen. Hier zu Anschauung das Einmaleins im 5er- und 10er-System: * 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 2 2 4 6 8 10 12 14 16 18 3 3 6 9 12 15 18 21 24 27 10er-System 4 5 6 4 5 6 8 10 12 12 15 18 16 20 24 20 25 30 24 30 36 28 35 42 32 40 48 36 45 54 7 7 14 21 28 35 42 49 56 63 8 8 16 24 32 40 48 56 64 72 9 9 18 27 36 45 54 63 72 81 * 1 2 3 4 1 1 2 3 4 5er-System 2 3 4 2 3 4 4 11 13 11 14 22 13 22 31 In den einzelnen Zeilen stehen jeweils die Vielfachen der Zahl links in der Spalte. Im 10er-System habe ich die Vielfachen von 4, im 5er-System die Vielfachen von 3 fett gedruckt. Der Zusammenhang zwischen Stellenwertsystem und 10er-Potenzen sollte auch durch das Aufstellen von Tabellen folgender Art hervorgehoben werden (S.12). Die Zahl 23789146 lässt sich folgendermaßen in einer Stellentafel darstellen: Potenz 107 106 105 104 103 102 101 Stelle Zahl ZMio Mio 2 3 HT 7 ZT 8 T 9 H 1 Z 4 E 6 Später in der 6. Klasse, wenn man bei der Bruchrechnung ist, sollte diese Tabelle wieder aufgegriffen werden in folgender Weise fortgesetzt werden: Potenz 107 106 Stelle ZMio Mio Zahl 2 3 105 HT 7 104 ZT 8 103 T 9 102 H 1 101 Z 4 100 E 2 10-1 z 4 10-2 h 8 10-3 t 6 Dabei steht das Komma hinter 100. Wenn man wirklich intensiver die verschiedenen Zahlensysteme "erforschen" lässt, dann ist es sicher auch nützlich solche Tabellen, wie ich sie gerade für das 10er-System aufgestellt habe für andere Systeme aufstellen zu lassen. Im Prinzip sehen sie ganz ähnlich aus. In der folgenden Tabelle stelle ich die Zahl (21201022)3 aus dem 3er-System dar. In Potenzschreibweise würde diese Zahl sich so schreiben lassen: 21201022 = 2·107 + 1·106 + 2·105 + 0·104 + 1·103 + 0·102 + 2·101 + 2 Potenz Zahl 107 2 106 1 105 2 104 0 103 1 102 0 101 2 1 2 Für die Umrechnung würde sich die Tabelle folgendermaßen darstellen lassen: 3er-Potenz 10er-Potenz 10er-Potenz Zahl 107 106 37 36 2187 729 2 1 105 35 243 2 104 34 81 0 103 33 27 1 102 32 9 0 101 31 3 2 1 1 1 2 Die Zahl wäre also: (2·107 + 1·106 + 2·105 + 1·103 + 2·101 + 2)3 = = (2·2187 + 1·729 + 2·243 + 0·81 + 1·27 + 0·9 + 2·3 + 2)10 = 562410 Ausblick: Gibt es in der Klasse Schüler, denen das Erforschen dieser Zusammenhänge Spaß macht, so kann man sie später noch mit besonderen Aufgaben betrauen, z.B. wenn man die Teilbarkeitsregeln in Klasse 6 behandelt. Sie können dann z.B. versuchen Regeln für die Teilbarkeit in verschiedenen Systemen zu finden.