Diät & Co. Gibt es Schlankheitskuren, die wirklich helfen? Einerseits vergeht kaum ein Tag, an dem nicht eine neue Diät auf den Markt kommt. Andererseits wächst die Zahl der Dicken, die nach jeder Diät immer dicker werden. 95 Prozent aller Abnehmversuche scheitern. Schlank werden aussichtslos? Durchaus nicht. EGO-Net informiert. Die Untersuchung, die den Jojo-Effekt entdeckte, ist älter als ein halbes Jahrhundert. Sie stammt von 1950. Damals setzten Forscher der Universität von Minnesota ein knappes halbes Jahr lang 32 Männer auf Kriegsgefangenenkost. Sie bekamen nur die Hälfte der Kalorien, die sie benötigt hätten. Sie verloren 70 Prozent der Körpergewichts. Danach durften sie wieder normal essen. Nach kurzer Zeit hatten 74 Prozent mehr Fett auf den Rippen als vor Beginn des Experiments. Nach einer Hungerphase füllt der Körper aufgrund der lebensbedrohenden Erfahrung zuerst die Fettspeicher wieder auf. Erst danach sind die abgebauten Eiweiße (Muskeln, Bindegewebe) an der Reihe. Damit war bewiesen: Schlank werden durch weniger Essen misslingt. Den beste Beweis liefern die Amerikaner von heute. Sie greifen immer häufiger zu Light-Produkten, werden aber immer fetter. Der Grund: Light-Produkten fehlen wichtige, sättigende Geschmacksreize - was dazu verleitet, mehr davon zu essen. Natürlich, wer das Essen ganz einstellt, nimmt ab. Das beweisen die Magersüchtigen. Der Preis ist hoch. Es entsteht ein Suchteffekt - ohne ärztliches Eingreifen mit tödlichem Ausgang. Deswegen empfehlen viele Ärzte neuerdings, sich mit dem vorhandenen Körpergewicht abzufinden und sich von falschen Schlankheitsidealen zu verabschieden. Aber was ist ein „falsches“ Ideal? Wer mit einem Body Mass Index von unter 20 abnehmen will, befindet sich sicherlich auf der falschen Schiene. Aber das ist eine Minderheit. 40 Prozent der Deutschen bilden sich ihr Übergewicht nicht nur ein. Sie tragen ein erhöhtes Risiko für Herzinfakt, Schlaganfall, Diabetes II und Krebs in sich. Doch auch wer vorrangig aus ästhetischen Gründen abnehmen will, tut etwas für sein Wohlbefinden. Einverständnis mit dem eigenen Körper ist ein wichtiger seelischer Gesundheitsfaktor. Außerdem verlangsamt sich mit dem Alter der Stoffwechsel. Wer mit 20 als wohlproportioniert durchgeht, wird im Schnitt mit 40 acht Kilo mehr wiegen, selbst wenn er sich maßvoll ernährt. Was man ihm natürlich ansieht. Es ist also vernünftig, rechtzeitig die Bremse zu ziehen. Am erfolgreichsten ist, wer auf die Essbremse tritt, solange er noch schlank ist. Der Körper besitzt ein über Hormone gesteuertes Gewichtsgedächtnis. Wer von Anfang an die üblichen Empfehlungen befolgt (viel Obst, Gemüse und Bewegung) wird schlank durch das Leben gehen, ohne sich jemals überflüssige Pfunde abhungern zu müssen. Und wer schon Übergewicht angesetzt hat? Diäten mit verringertem Fettanteil haben dann Erfolg, wenn auch die Kohlenhydrate (Süßes, Kartoffeln, Reis, Nudeln) reduziert werden. Wer nur Fette reduziert, dessen Körper stellt nach einigen Wochen seinen Stoffwechsel so um, dass er überzählige Kohlenhydrate zu Fetten umbaut und einlagert. Essen Sie leicht (wenig industrielle Fertignahrung), und denken Sie langfristig. Schonende, mäßig kalorienreduzierte Eßgewohnheiten führen in den ersten Wochen zu einem Gewichtsverlust von acht bis zehn Prozent. Danach ist jedoch erst einmal Schluß. Der Körper hat sich auf die neuen Ernährungsgewohnheiten umgestellt. Er hält nun das Gewicht trotz geringerer Kalorienzufuhr. Wird die neue Ernährung nicht von einem Ausdauersportprogramm begleitet, nehmen Sie sogar wieder leicht zu - im Schnitt die Hälfte des gerade verlorenen Gewichts. So daß am Ende vier bis fünf Prozent Gewichtsverlust übrig bleiben. Wer dagegen Sport treibt, kann den Körper bei den 8-10 Prozent weniger Gewicht stabilisieren. Vorausgesetzt, er hält mindestens ein halbes Jahr durch. Radikaldiäten mit raschem, hohem Gewichtsverlust haben Nebenwirkungen, wie jede andere medizinische Maßnahme. Wird zum Beispiel die Fettzufuhr auf nahezu Null gedrosselt, droht ein Mangel an den Vitaminen B12 und E sowie Zink. Er schwächt unter anderem das Immunsystem. Vor allem bei Älteren wächst die Osteoporosegefahr. Deswegen sollte ein Arzt das Abnehmen überwachen und die Blutwerte kontrollieren. Aber auch Radikaldiäten erzielen nur dann einen dauerhaften Effekt, wenn man anschließend für immer eine gesündere Ernährungsweise wählt und sich mäßig bewegt. Diäten sind nur ein Einstieg. Das Verhalten danach entscheidet über ihren Erfolg. Keine Diät ist an sich gut oder schlecht. Das Problem liegt beim Anwender. Diäten versagen, wenn er dem Grundproblem nicht zu Leibe rückt. Und das lautet: zuviel Nahrung mit künstlich erhöhter Energiedichte bei zuwenig körperlicher Bewegung. Die Balance zwischen Energiezufuhr und -verbrauch stimmt nicht mehr. Hinzu kommt oft: Essen dient als schneller Seelentröster. Die wichtigsten Diätvarianten im Vergleich: Monodiäten: Sie setzen auf einen bevorzugten Nahrungsbestandteil unter Weglassung aller übrigen. Beispiele: Dr.Haas-Diät (70 Prozent Kohlenhydrate) Atkins-Diät (Fett und Eiweiß erlaubt, Kohlenhydrate verboten), Pilzdiät, Apfelessigdiät ... WIRKUNGSWEISE: Die Einseitigkeit bringt vorübergehend den Stoffwechsel auf dem Takt. Dadurch schneller Gewichtsverlust. EINSCHÄTZUNG: nur kurzfristig erfolgreich, da der Körper bald lernt, Energie aus den übrigen Nahrungsanteilen zu gewinnen. Es drohen Mangelerscheinungen an den Anteilen, die die jeweilige Monodiät weglässt. Kunstdiäten: Sie führen die lebensnotwendigen Stoffe in Form von Pulvern, Drinks oder Breien zu. Am bekanntesten sind die Slim-Fast-Drinks. Auch Appetitzügler gehören in diese Gruppe. WIRKUNGSWEISE: Da energiereiche Nahrungsbestandteile fehlen, deckt der Körper seinen Energiebedarf aus körpereigenen Reserven. EINSCHÄTZUNG: Es sind noch längst nicht alle lebensnotwendigen Nahrungsbestandteile bekannt. Ein Apfel enthält zum beispiel weit über 1000 Substanzen. Erforscht sind nicht einmal 300. Den Kunstdiäten fehlen daher unter Garantie wichtige Stoffe. Wir wissen nur nicht, welche. Außerdem wird das Essverhalten nicht verändert. Daher liefern Kunstdiäten in aller Regel keinen längerfristigen Erfolg. Manche Appetitzügler haben zudem erhebliche Nebenwirkungen. Am besten geeignet Quellmittel, die ein kalorienfreies Sättigungsgefühl erzeugen. Fastenkuren: Entweder völliger Verzicht auf feste Nahrung oder gemäßigtes Fasten, das einige Früchte erlaubt. Nach zwei bis drei Tagen macht der Hunger einem Euphoriegefühl Platz (ähnlich wie bei Marathonläufern). WIRKUNGSWEISE: Ohne Nahrung von außen greift der Körper auf seine eigene Substanz zurück. Ein schneller Gewichtsverlust setzt ein. EINSCHÄTZUNG: Der Gewichtsverlust betrifft vor allem eingelagertes Wasser und Muskelmasse. Da Fasten nur wenige Tage durchzuhalten ist, kehrt der Körper bald wieder zu seinem vorigen Gewicht zurück. Fasten ist eher für das Entschlacken als zum Abnehmen geeignet. Ein Diäterfolg ist nur zu erreichen, wenn sofort nach dem Fasten auf Dauer kalorienreduziert gegessen wird. Fettreduzierte Mischdiäten: Sie erstellen genaue Ernährungsprogramme mit fettreduzierter, ballaststoffreicher Nahrung, oft begleitet von Fitness. Beispiele: Weight Watchers, Brigitte-Diät, Dr.-Strunz-Diät. WIRKUNGSWEISE: Sie lehren den Teilnehmer, seine Eßgewohnheiten bewusst zu kontrollieren und auf Lebensmittel mit geringer Energiedichte zu setzen. Einige dieser Diäten setzen außerdem auf Gruppeneffekte: bei Weight Watchers treffen sich die Teilnehmer, tauschen Erfahrungen aus, ermuntern und kontrollieren sich gegenseitig. EINSCHÄTZUNG: Sehr gesund und dennoch nur mäßig erfolgreich. Es erfordert einen gewissen Aufwand, die Gerichte zuzubereiten und ihre Einnahme in den Berufs- und Familienalltag zu integrieren. Deshalb halten viele nicht durch. Immerhin, sie ermuntern, Ernährungsgewohnheiten dauerhaft zu ändern und vermitteln viel Wissen über gesunde Ernährung. Auch wenn Sie im Endeffekt nicht abnehmen: Sie werden gesünder leben.. Trennkost: Kohlenhydrate und Eiweiß dürfen nur getrennt zu sich genommen werden (also Fleisch nur mit Gemüse, ohne Kartoffeln). WIRKUNGSWEISE: Die Annahme, die verbotenen Nahrungskombination würden durch Übersäuerung die Verdauung verzögern, ist längst widerlegt. Dennoch verzeichnet die Trennkost Erfolge. Sie zwingt wie kaum eine andere Diät, die eigenen Ernährungsgewohnheiten zu überwachen. EINSCHÄTZUNG: Da sie auf reichlich Obst, Gemüse und Ballaststoffe setzt, ist sie als Einstieg in eine schlanke Ernährung geeignet. Leider ist auch dieses System im Alltag schwer durchzuhalten. Mittelmeerdiät: Viel Gemüse, Brot, Kräuter, Olivenöl, Fisch, mageres Fleisch, mäßig Rotwein. WIRKUNGSWEISE: Viele Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe, Gesundheit aus der Natur. EINSCHÄTZUNG: Praxisbewährt, wahrscheinlich die gesündeste und realistischste Diät. Die geringe Krebs- und Infarktrate traditioneller Mittelmeerbewohner ist allerdings nicht allein auf die Ernährung zurückzuführen, sondern auch auf die geruhsame, naturverbundene Lebensweise. Ein großer Vorteil der Mittelmeerdiät: Auch unterwegs durch Restaurantbesuche zu realisieren. In der nächsten Ausgabe u. a.: „Typisch Frau - Typisch Mann”, Teil 26: I.Wochenendehen und andere Fernbeziehungen Liebe auf Distanz in den Zeiten der Mobilität I.Empathie Menschen verstehen durch intuitive Einfühlung I.Der gesunde Laufstil Anleitung für gelenkschonendes Joggen