Legasthenie/Lese-Rechtschreibschwäche Spezifische

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Legasthenie/Lese‐Rechtschreibschwäche Spezifische Schwierigkeiten beim Erlernen des Schreibens und Lesens oder „Warum ist mein Kind anders?“ Elternvortrag am Friedrich‐Magnus‐Schwerd‐Gymnasium am 17.6.2010 Vortragende: Vibeke Walger, ASS‐Lerntherapiezentrum Speyer Definition von Legasthenie/LRS Offizielle Definition nach ICD 10: •
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normales Hör‐ und Sehvermögen Ausschluss von Erkrankung, Behinderung, unzureichender Beschulung, primärer psychischer Störungen, primärer sozialer Störungen Doppeltes Diskrepanzkriterium (Diskrepanz zwischen Lese‐Rechtschreib‐Leistung des Kindes und den Lese‐Rechtschreib‐Leistungen Gleichaltrige und Diskrepanz zwischen der Lese‐
Rechtschreib‐Leistung des Kindes und seinen Leistungen in anderen Bereichen) angeborene Funktionsstörung des zentralen Nervensystems Praxisbezogene Definition: •
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auffällig hohe Fehleranzahl regelmäßiges Üben über einen längeren Zeitraum zeigt keinen oder fast keinen Erfolg Achtung: Es gibt keine „Legasthenie‐typischen“ Fehler, da nicht alle Legastheniker im auditiven Bereich betroffen sind. Auch Kinder, die nur durch eine hohe Fehlerzahl auffallen, können Legastheniker sein. Prävalenz • schwer betroffen 1—7 % • leichter betroffen bis zu 15 % • Jungen häufiger Legasthenie, Mädchen häufiger Dyskalkulie • 2,7 % von Legasthenie und Dyskalkulie betroffen • 12 – 33 % der AD(H)S‐Kinder © ASS ‐ Lerntherapiezentrum Heidelberg und Speyer www.ass-lz.de Symptome beim Schreiben • viele Fehler • üben allein hilft nicht • großer Zeitaufwand • Abneigung gegen Schreiben • immer wieder andere / gleiche Fehler • scheinbar „Leichtsinnsfehler“ Symptome beim Lesen • „raten“ • erlesen mühsam • bleiben stecken, wiederholen • vertauschen, verdrehen Buchstaben • lassen Buchstaben und Wörter aus • lesen zusätzliche Buchstaben • langsam • stockend, monoton • verstehen den Inhalt nicht Zweifacher Zugangsweg bei der Worterkennung •
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(Klicpera, 2007) “Bottom‐up‐Prozess” – phonologisches Rekodieren “Top‐down‐Prozess” – direkte Worterkennung Es können beide oder auch nur ein Zugangsweg beeinträchtigt sein. Bei den meisten Kindern mit Leseproblemen ist der Zugangsweg des phonologischen Rekodierens deutlich erschwert. Sie sind beim Lesen auf die Worterkennung angewiesen. In der Regel funktioniert © ASS ‐ Lerntherapiezentrum Heidelberg und Speyer www.ass-lz.de diese jedoch auch weniger zuverlässig und stabil und nur bis zu einer relativ geringen Wortschatz‐ und Textkomplexität. Legasthenie und Hirnstruktur (Wolf, 2009) Î Bei Legasthenikern erfolgt die Verarbeitung sprachlicher Prozesse nicht nur zeitlich verzögert, sondern findet zum Teil auch in anderen Hirnarealen statt als bei nicht‐
beeinträchtigten Personen. Besonders auffällig ist eine höhere Nutzung der rechten Hemisphäre. So sind auch die in der Wissenschaft immer wieder beobachteten Probleme von Legasthenikern bei der zeitlichen Taktung und Feinabstimmung innerhalb des Worterkennungsprozesses zu erklären. Teilleistungen beim Lesen • visuelle Verarbeitung • auditive Verarbeitung • Phonem‐Bewusstsein • Phonem‐Graphem‐Korrespondenzregeln • morphologisches Verständnis • syntaktisches Verständnis • Wortschatz • Textverständnis • Texterfahrung • Arbeitsgedächtnis • Aufmerksamkeit • Benennungsgeschwindigkeit © ASS ‐ Lerntherapiezentrum Heidelberg und Speyer www.ass-lz.de Implikationen für die Therapie • genaue Diagnostik Æ gezielte Therapie • Berücksichtigung aller Teilleistungen • Arbeit am Symptom • Integration in komplexes Setting • „Diese Ergebnisse zeigen, dass Dyslexie behandelbar ist, nicht aber, dass diese komplexe Störung nach einer kurzzeitigen Intervention geheilt ist. Eine vollständige Kompensation lässt sich vermutlich nur mithilfe einer langfristigen, expliziten und dennoch intellektuell anregenden Instruktion erreichen, …“ (V. Berninger, Department of Educational Psychology, University of Washington; aus Wong, 2008) Auswirkungen • Verunsicherung und Hilflosigkeit • negative Selbstzuschreibungen • verringertes Selbstbewusstsein • psychische Reaktionen (Scham, Wut, Enttäuschung) • verändertes Verhalten ( Aggression, Klassenkasper, sozialer Rückzug) • psychosomatische Reaktionen • geringerer Bildungsabschluss Tipps für Eltern • mit dem Lehrer, der Lehrerin sprechen • Hausaufgabenzeit begrenzen • loben, loben, loben • keine Schuldgefühle • Anregung zum Lesen • Kontakt zu anderen betroffenen Eltern • externe Hilfe holen Schulische Förderung separate Fördergruppe Nachteilsausgleich: ‐ Aussetzen der Rechtschreibnote ‐ stärkere Wertung der mündlichen Leistung ‐ Abschreib‐ oder Lückendiktate ‐ mehr Zeit (bei Arbeiten aber auch mündlich) ‐ Menge reduzieren ‐ nur bewerten, was geübt wurde ‐ Aufgaben vorlesen © ASS ‐ Lerntherapiezentrum Heidelberg und Speyer www.ass-lz.de ‐ Anerkennung phonetischer Schreibungen in Nebenfächern ‐ vorne sitzen ‐ Flexibilität bei Hausaufgaben Testdiagnostik • DB ‐ Diagnostische Bilderliste • HSP – Hamburger Schreibprobe • DRT – Diagnostischer Rechtschreibtest • WRT – Westermann Rechtschreibtest • ZLT – Zürcher Lesetest • SLT – Salzburger Lesetest • WLLP – Würzburger Leise Lese‐Probe Qualität der Therapie • qualifizierte und erfahrene Lerntherapeuten • Einzeltherapie Æ individueller Therapieplan • ressourcenorientierter Ansatz Æ Selbstvertrauen • symptombezogen • Integration aller Teilleistungen • Beratung: kompetent – ausführlich ‐ unverbindlich • Kündigungsfristen • Atmosphäre • Motivation Ihres Kindes Vibeke Walger ASS – Lerntherapiezentrum Speyer www.ass-lz.de
Korngasse 17 67346 Speyer Tel. 06232‐6052680 © ASS ‐ Lerntherapiezentrum Heidelberg und Speyer www.ass-lz.de Empfehlenswerte Literatur: www.legasthenie.net
Homepage des Bundesverbands Legasthenie und Dyskalkulie e.V.
Wong, Bernice Y.L. (Hrsg.): Lernstörungen verstehen. Ein Praxishandbuch für Psychologen
und Pädagogen. Spektrum Verlag 2008
Klicpera, Schabmann, Gasteiger-Klicpera: Legasthenie. Modelle, Diagnose, Therapie und
Förderung. Ernst Reinhardt Verlag, 2007
Schulte-Körne, Gerd: Elternratgeber Legasthenie. Weltbild, 2009
Schulte-Körne, Gerd: Legasthenie: erkennen, verstehen, fördern. Beiträge zum 13.
Fachkongress des Bundesverbandes Legasthenie. Winkler Verlag 2001
Häfele, Hemma und Hartmut: Bessere Schulerfolge für legasthene und lernschwache
Schülerinnen durch Förderung der Sprachfertigkeiten. Band 1: Informationen zu Theorie und
Diagnose für Therapeutinnen, Lehrerinnen und Eltern. Books on Demand, 2009
Firnhaber, Mechthild: Legasthenie und andere Wahrnehmungsstörungen.
Wolf, Maryanne: Das lesende Gehirn. Wie der Mensch zum Lesen kam – und was es in
unseren Köpfen bewirkt. Spektrum Verlag, 2009
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