Untervazer Burgenverein Untervaz Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz 1964 Die Kreuzzüge Email: [email protected]. Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/dorfgeschichte erhältlich. Beilagen der Jahresberichte „Anno Domini“ unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/annodomini. -2- 1964 Die Kreuzzüge Nachrichten Burgenverein in: Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins. Heft 5. 1964. Seite 82ff. Die Kreuzzüge S. 82: Diese grösste, weltweite Bewegung des Mittelalters, durch die Kirche gewaltig gefördert, wurde im wesentlichen durch den westeuropäischen Adel getragen. Im allgemeinen unterscheidet man sechs Kreuzzüge in der Zeit zwischen 1095 und 1270. Es mag aber interessant erscheinen, einmal nicht so sehr die einzelnen Taten und Schlachten, welche während den Kreuzzügen vollbracht und geschlagen wurden in den Mittelpunkt der Betrachtungen zu stellen, sondern die Gründe und Anfänge und insbesondere die Folgen und die grösseren Zusammenhänge etwas genauer zu beleuchten. Wer sich länger ernsthaft mit dem Problem der Kreuzzüge befasst, merkt, dass es sich dabei um einen Konflikt zwischen Ost und West handelte, welcher einem ausserordentlich langen, auf jeden Fall viel längeren Prozess, als es die vorerwähnten 190 Jahre darstellen, unterworfen war. So handelte es sich insbesondere um einen rassischen und kulturellen tiefen Gegensatz, wobei die Gründe der Auseinandersetzung, rein äusserlich gesehen, sich im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte verändert und die wichtigen Schauplätze des Geschehens tatsächlich gewechselt haben. Der Weg hub eigentlich bereits im -3- Altertum an und fand nur in der besagten Zeit des Hochmittelalters eine Art militärischen Höhepunkt. Was uns besonders berührt, ist der Umstand, dass in dieser verhältnismässig kurzen Zeitspanne der Adel aller Stufen vom höchsten Dynasten bis zum kleinsten Ministerialen, also der Inhaber und Bewohner von Burgen, auf westlicher Seite, der Träger des ganzen Geschehens war. Ausgangspunkt der grossen Tragödie waren die Kämpfe zwischen den Griechen und den Persern. Diese Auseinandersetzung der beiden damaligen Weltmächte spielte sich auf den Gefilden von Marathon, 490 v. Chr. und Salamis, 480 v. Chr. ab. Daran reihte sich die kometenhafte Laufbahn Alexanders des Grossen im 4. Jahrhundert v. Chr. Der gleiche Kampf fand seinen Fortgang nach dem Zusammenbruch Griechenlands unter der Vorherrschaft Roms. Aber Rom selbst erlitt seinerseits die grösste Erniedrigung während der Regierung des Perserkönigs Schahpurs I., 241-272, als Kaiser Valerian bei einem Überfall auf die Stadt Edessa im Jahre 260 gefangen genommen wurde. Persische Reliefs nahe bei den Ruinen der antiken Stadt Persepolis erinnern an dieses beispiellose Unglück. In orientalischer Grossmütigkeit schonte der Perser das Leben des römischen Kaisers und legte sich auf Grund dieses Sieges den Titel «König der Könige des Irans und des Nichtirans, Herrscher des Universums, Abkömmling der Götter, Bruder der Sonne und des Mondes, Gefährte der Sterne» zu. War diese grosse Auseinandersetzung der Antike eine Frage der Kultur und der Rassen gewesen, so wandelt sie sich im frühen Mittelalter in ein religiöses Problem. Im 7. Jahrhundert entflammte der Kampf zwischen den Persern und Byzanz, der 641 mit dem Einzug der Perser in Jerusalem, wo sie nicht nur den Patriarchen Zacharias gefangen nahmen, sondern auch Feuer an das Heilige Grab legten, seinen Höhepunkt erreichte. Darüber hinaus drang ein persisches Heer in Ägypten ein, und ein zweites stiess bis an den Bosporus vor. Im selben Jahrhundert wurden auch die Araber, welche bis dahin in verschiedene Stämme gespalten gewesen, vom Propheten Mohammed unter einer Religion und unter einem Banner geeinigt, und es wurde -4- S. 83: ihnen gleichzeitig das Prinzip des Heiligen Krieges gegen alle Nicht-Moslems auferlegt, bis die ganze Welt gemäss dem Willen Allahs dem Islam (das Wort bedeutet «Unterwerfung») unterworfen sein würde. In den dreissiger Jahren des 7. Jahrhunderts begann bereits das erste Vordringen der Mohammedaner. 635 wurde Damaskus erobert; Aleppo und Antiochia ergaben sich. 638 fiel auch Jerusalem. 640 war bereits die ganze byzantinische Herrschaft über Syrien und Palästina von den Arabern hinweggefegt. Auch in Persien erfolgte in den nämlichen Jahren der vollständige Zusammenbruch des alten Reiches. Im 8. Jahrhundert suchten die Franken ihrerseits Kontakt mit der Abbasiden Dynastie in Bagdad zu erhalten. Unter Karl dem Grossen wurden die Bestrebungen, welche Pipin III., der Franke, begonnen hatte, weitergeführt. Die Abgeordneten, welche in Bagdad erschienen, hatten dem Kalifen folgenden Vorschlag zu unterbreiten. Es sollte der Zusammenhang zwischen Abbasiden und Franken gefestigt werden, um das Vorgehen gegen das omajjadische Kalifat von Cordova zu koordinieren. Den westlichen Palästinapilgern sollten Vorrechte gesichert und gleichzeitig eine karolingische Schutzherrschaft über Jerusalem und über die orientalischen Christen ins Leben gerufen werden. Dieser Vorschlag eines westlichen Protektorates wird nur dann verständlich, wenn man weiss, dass die Mohammedaner im allgemeinen die Juden und Christen, welche unter islamischer Herrschaft lebten, in Ruhe liessen, ihnen also ihren Glauben und ihre Kirchen nicht streitig machten und dennoch keine Angst hatten, die mohammedanische Weltherrschaft würde dadurch gefährdet sein. So berichtet Theodosius, der Patriarch von Jerusalem an den Patriarchen von Konstantinopel im Jahre 869, die Sarazenen seien gerecht und belästigten die Christen in keiner Weise. Dies galt aber nicht nur für den Osten. Auch im Westen, in Spanien, herrschte auf der islamischen Seite eine grosse Toleranz. Eine mohammedanische Schreckensherrschaft scheint erst im Nahen Osten mit dem Regime der Türken eingetreten zu sein. Den Türken aber war der Islam von Hause aus fremd. Die systematische Schändung der heiligen Stätten geschah erst unmittelbar vor den eigentlichen militärischen Kreuzzügen im 11. Jahrhundert. In dieser ganzen Zeitspanne hatte ein unentwegter Pilgerstrom vom Westen nach Jerusalem stattgefunden. Einzelne Wallfahrtsgruppen bezifferten sich oft auf mehrere Tausend Personen. -5- Erst 1074 hören wir von einer päpstlichen Aufforderung, bewaffnete Begleittruppen aufzustellen, um den Weg nach Jerusalem mit allfälliger Gewalt offen zu halten. Allerdings war die Lage in Europa zu dieser Zeit so verworren, dass eine geschlossene Aktion kaum in Frage kommen konnte und daher eine solche kaum erfolgversprechend aussah. 1077 wurde der deutsche Kaiser Heinrich IV. in Canossa im Investiturstreit vom Papst in die Knie gezwungen. Die zentrale Unterstützung durch die deutsche Krone blieb demnach für diesen ersten Kreuzzug versagt, auch wenn viele deutsche Ritter mitzogen. In England war die Einigung, welche mit der Schlacht von Hastings 1066 unter Wilhelm dem Eroberer begonnen hatte, noch nicht abgeschlossen. In Spanien waren die dortigen Fürstenhäuser in einen eigenen, nationalen Kreuzzug im Süden ihres Landes gegen die Mauren engagiert, so dass sie vom Papst von der Teilnahme an der Ostfahrt entbunden wurden. Als Hauptmacht blieb lediglich Frankreich. Ihm standen im wesentlichen nur noch die Normannen aus Süditalien unter Robert Guiscard zur Seite. Am 27. November 1095 rief Papst Urban II., selber ein Franzose, auf dem Konzil zu ClermontFerrand in der Auvergne feierlich zum Kreuzzug auf. Und damit begann jene militärische Aktion, welche in mehrere Teilunternehmen zerfiel und bis 1291 dauerte. Sie führte zur Beherrschung von Palästina und zur Errichtung des lateinischen Königreiches über Jerusalem. Eine grosse Stärkung erfuhr das Unternehmen durch die Gründung der geistlichen Ritterorden, welche aus Gruppen von streitbaren Mönchen bestanden. Die älteste dieser Organisationen war jene der Tempelherren oder Templer. Sie erhielten von Bernhard von Clairvaux eine durch starke asketische Züge gekennzeichnete Ordensregel nach zisterziensischem Vorbild. Die Ritter waren erkennbar an ihrem weissen Mantel mit dem roten Kreuz. Der Name rührt davon her, dass von König Balduin II. ihnen als Residenz ein Ort in der unmittelbaren Nähe des salomonischen Tempels zugewiesen wurde. Der zweite grosse Orden war jener der Hospitaliter oder Johanniter. Seine Anfänge gehen sogar in die Zeit vor den eigentlichen Kreuzzügen, in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts zurück, als nämlich der mohammedanische Herrscher über Jerusalem den Kaufleuten von Amalfi die Erlaubnis erteilte, ein Hospital für christliche Pilger zu errichten. -6- Als dritter reihte sich etwas später der deutsche Orden dazu, welcher aber namentlich in Europa durch seine kolonisatorischen Arbeiten in Ostpreussen sich unsterblichen Ruhm verschaffte. Durch die dauernde Rivalität zwischen Johannitern und Templern büssten diese beiden Orden an ihrer wertvollen Unterstützung, welche sie für das lateinische Königtum in Jerusalem bedeuteten, leider sehr viel ein. Beide Organisationen besassen in der ganzen Welt Niederlassungen, welche es ihnen erlaubte, ein ausgeklügeltes Spionagenetz aufzubauen, das sich vor allem den Johannitern, als sie von Rhodos her im Kampf gegen die Mohammedaner standen, von grossem Nutzen zeigte. Auf die Eroberungszeit durch die Kreuzfahrer folgte eine ziemlich lange Periode von hundert Jahren des labilen Gleichgewichts. So ging es vor allem darum, einmal die alten Streitigkeiten zwischen dem lateinischen Königreich Jerusalem und den Byzantinern zu beseitigen, um sich dadurch besser gegen den Islam behaupten zu können. Mit gegenseitigen Heiraten wurden diese Bestrebungen noch intensiviert; dabei gäbe man sich aber einem gewaltigen Irrtum hin, wollte man annehmen, das alte Misstrauen zwischen Griechen und Kreuzfahrern wäre dadurch völlig beseitigt worden. Die Eroberung Edessas durch die Zangis von Mosul indessen liess die Christen zu einem zweiten Kreuzzug sich finden. Die Proklamation dazu kam von Papst Eugen III. Die Unterstützung lieh ihm der französische Heilige Bernhard von Clairvaux. Das Unternehmen wurde von den höchsten Adeligen getragen, nahmen doch keine geringeren als König Ludwig VII. von Frankreich und Kaiser Konrad III. von Deutschland das Kreuz. Zwei gewaltige Heere, man spricht von rund 70'000 Mann, zogen auf dem Landweg nach Konstantinopel; ein kleineres ging auf See und landete in Portugal, um den Kampf auf der iberischen Halbinsel gegen die Mauren zu führen. 1147 wurde Lissabon erobert und damit die Grundlage für die Entstehung des Königreiches Portugal gelegt. Dem Ostheer war dagegen kein Glück beschieden. In Kleinasien scheiterte das Unternehmen, und Konrad III. S. 87: kehrte zurück ohne das Heilige Land betreten zu haben. -7- Lediglich Ludwig erreichte als Pilger das Heilige Grab. Ein politischer Erfolg zeichnete sich im Osten nicht ab. Auf der Rückfahrt landete Ludwig in Calabrien und krönte den Normannen Roger zum König von Sizilien. Damit erstand während des zweiten Kreuzzuges ein weiteres Königshaus. Für den Westen bedeutete dies einige Stabilisierung, für den Osten hingegen waren aber die Misserfolge verheerend, weil die Mohammedaner durch das Versagen der Kreuzfahrer ermutigt, gegen die kleinen «westlichen» Staaten in Palästina und Syrien, erneut mit Waffengewalt vorgingen. Weil das lateinische Königtum gegen die Türken im Norden nicht aufzukommen vermochte, richtete es seinen Blick gegen Ägypten, gegen das im Abstieg sich befindliche Reich der Fatamiden. Durch einen Vertrag gelang es Hugo von Caesarea erstmals, durch die inneren Umstände Ägyptens begünstigt, seit dem Beginn der Kreuzzüge dieses Land unter direkte Schutzherrschaft der Kreuzfahrer zu bringen. Gegen einen jährlichen Tribut sollte Ägypten geschont werden. Jedoch noch 1168 wurde dieses Abkommen von den Kreuzfahrern gebrochen um das Land endgültig zu erobern. Die Kreuzfahrer unter dem Kommando Amalrichs wurden jedoch von den Ägyptern und den zu Hilfe gerufenen Syriern zum Rückzug gezwungen. Durch das gleichzeitige Aussterben der Fatamiden gelang es Saladin, zum Sultan aufzusteigen, und durch ihn kam das ganze Gebiet von Mosul bis Aleppo im Norden und Ägypten im Süden zur politischen Einheit und zur religiösen Geschlossenheit unter dem Islam, und gleichzeitig war das lateinische Königtum von allen Seiten landmässig und machtmässig umschlossen und isoliert. Damit, dass auch 1174 der fähige Amalrich starb und der völlig unfähige Balduin IV. den Thron bestieg, fand diese zweite Kreuzzugphase ihren unglücklichen Abschluss. Sie leitete gleichzeitig den machtpolitischen Niedergang der Kreuzfahrerhegemonie in Palästina ein. Die dritte Epoche brachte erst unter den Ajjabiden und hernach unter den Mamluken die endgültige Beseitigung der lateinischen Herrschaft im Heiligen Land. Unter unfähigen Monarchen verfiel das lateinische Königreich immer mehr der Anarchie. Uneinig untereinander, erlitten die Kreuzfahrer durch Saladin, 1187 in der Schlacht bei Hittin, den tödlichen Stoss. Tiberias fiel, Akkon wurde erobert, und auch die Städte Beirut, Jaffa, Askalon, Sidon und -8- Byblos (Jubail) wurden eingenommen. Im gleichen Jahr fiel auch Jerusalem den Mohammedanern in die Hände, und nur einige Seehäfen blieben im Besitz der Christen. Die traurige Nachricht vom Verlust Jerusalems verbreitete sich in ganz Europa schnell und veranlasste die drei grössten westlichen Könige Friedrich Barbarossa, Philipp II. von Frankreich und Richard Löwenherz von England das Kreuz zu nehmen. Aber ein bleibender Erfolg war auch diesem Unternehmen nicht beschieden. Barbarossa ertrank im Fluss Saleph, Löwenherz kehrte als kranker Mann nach Damaskus zurück und starb dort 1193. Auch Philipp wandte sich wieder Frankreich zu. Jedoch die Kreuzzugsidee blieb bestehen, wobei aber oft nicht der christliche Gedanke, sondern die Gier nach Beute den ersten Platz einnahm. Nur so kann man verstehen, dass ein französisch-flämisches Heer auf seinem Zug nach Osten erst einmal Konstantinopel kurz belagerte und dann während drei Tagen restlos ausplünderte. So stammen heute noch die vier grossartigen Bronzepferde über dem Eingang der Markuskirche in Venedig aus der ehemaligen Reitbahn von Konstantinopel; sie waren während der damaligen Plünderung geraubt worden. Im Laufe der nächsten Jahrzehnte wurde das byzanthinische Kaiserreich durch das lateinische Kaisertum in Konstantinopel völlig verdrängt. Durch den Vertrag von 1261 erhielt König Balduin den Kaiserthron neben fünf Achteln dieser Stadt, während der neue lateinische Patriarch, ein Venezianer, mit den übrigen drei Achteln, einschliesslich der Hagia Sophia, bedacht wurde. So haben denn die Kreuzfahrer wirksam an der Zerstörung und Schwächung des oströmischen Reiches mitgearbeitet und wesentlich zu dessen Untergang im Jahre 1453 beigetragen. Das war der Ausgang des vierten Kreuzzuges, einer Aktion, welche mehr zum Niedergang als zur Kräftigung der christlichen Sache mitgeholfen hatte. Noch einmal kam Jerusalem in christliche Hand. Zu verdanken war diese Tat dem in Unteritalien lebenden deutschen König Friedrich II., welcher einen speziellen Kreuzzug auf eigene Faust unternahm und diesen der Kirche, welche ihn exkommuniziert hatte, zum Trotz durchführte. In Jerusalem war er aber tragischerweise aus kirchlich rechtlichen Gründen vom lateinischen Patriarchen nicht anerkannt. Dennoch aber konnte er vom Sultan die Rückgabe -9- der drei Städte Jerusalem, Bethlehem und Nazareth an die Christen auf dem Verhandlungswege erreichen, weil der Sultan offensichtlich durch des Kaisers Kenntnisse der arabischen Sprache und Kultur sehr beeindruckt war. Am 18. März 1229 hielt Friedrich seinen glorreichen Einzug in der Heiligen Stadt und setzte sich in der Kirche des Heiligen Grabes mit eigener Hand die Krone des lateinischen Königreiches aufs Haupt, da es keinen Geistlichen gab, welcher diese Handlung an einem exkommunizierten Fürsten vollzogen hätte. Die grösste Tragik bestand darin, dass Friedrich alsobald nach Europa zurückkehren musste, da sein eigenes Königreich in dieser Zeit durch ein päpstliches Heer unter Jean de Brienne überfallen worden war. Wegen dieser politischen und kirchlichen Verwirrung ging Jerusalem ein zweites Mal verloren. Unlogik und Missgunst, Rachegelüste und Herrschsucht hatten die Oberhand gewonnen, die Christen entzweit und den Mohammedanern leichtes Spiel gemacht. Alle weiteren Kreuzzüge bis ins 14. Jahrhundert hatten keinerlei Erfolg mehr. Die Idee hingegen lebte bis ins 15. Jahrhundert weiter, gab immer wieder zu neuen Unternehmen Anlass, ohne jedoch noch von einer zentralen Gewalt mit fester Hand geleitet zu sein. Was waren nun die Folgen dieser Kreuzzüge? Einmal waren weltweite, welthistorische Folgen zu verzeichnen neben lokalen historischen und lokalpolitischen. So wurde die ganze Aktion der Gegenkreuzzüge ins Leben gerufen. Ein Unternehmen, das dem Islam seine während Jahrhunderten dauernde Machtstellung verschaffte und unter anderem die Türken bis vor die Tore von Wien brachte. Daneben gab es aber eine gewaltige Ausweitung des Handels und einen enormen Austausch der gegenseitigen kulturellen Belange. Insbesondere ist einmal an den grossen Aufschwung des Handels im Spätmittelalter zu denken. Damals kamen die Europäer in Kontakt mit den ausgedehnten Handelsplätzen der Levante, welche ihrerseits die Endstationen der asiatischen Handelswege im Westen darstellten. Die kulturelle Berührung ihrerseits zwischen Christentum und Islam geschah nicht S. 88: nur in Palästina und Syrien, sondern auch im mittleren und westlichen Mittelmeerraum. Zu den wichtigsten Errungenschaften, welche die Kreuzzüge hervorbrachten, gehören die geistlichen Ritterorden. Sie waren aber nicht nur kriegerische - 10 - Einheiten, auf die sich die Kreuzfahrer stützen konnten, sondern sie entwickelten vor allem auch das mittelalterliche Bankwesen. Allen voran waren darin die Templer Meister. Wurde der Orden dadurch einem seiner Gelöbnisse untreu, so schuf er sich damit den eigenen Untergang, indem er gerade wegen seiner wirtschaftlichen Blüte und seiner unumschränkten Geldherrschaft vom französischen Königshaus 1310 aufgelöst wurde. Die wohl folgenreichste Reaktion auf die Verweltlichung der Ritterorden war die Entstehung der neuen Bettelorden. Der erste war jener der Franziskaner, gegründet vom Heiligen Franziskus von Assisi, welcher selbst an einem seiner Kreuzzüge teilgenommen hatte. Somit bilden auch diese Bettelorden, wenn auch indirekt, so doch eine klare Folge der ganzen Entwicklung der Kreuzzugsidee. Im politischen Sektor trugen die Kreuzzüge bei zur Erstarkung der Zentralmacht, der Monarchie auf Kosten des feudalen Adels. Durch die Teilnahme der Feudalherren an den Kreuzzügen wurden sie wirtschaftlich geschwächt und büssten daher in ihrer Heimat an Machtposition ein. Sie waren vielfach gezwungen, zur Verpfändung und zum Verkauf ihres Besitzes, starben wegen der Verluste im Osten als Geschlecht aus, und ihr Eigentum verfiel daher oft wieder an die Krone. Ganz beträchtlich war der Einfluss auf das Militärwesen. So geht möglicherweise die konzentrische Anlage von Burgen mit doppelter Umwallung und einen befestigten Hauptturm in der Mitte auf orientalische Vorbilder zurück. Es steht auf jeden Fall fest, dass eines der ältesten europäischen Beispiele einer nach diesem Prinzip angelegten Burg das Schloss Gaillard ist, welches Richard I. nach seiner Rückkehr vom dritten Kreuzzug in der Normandie anlegte. Auch Baudetails sind orientalischen Herkommens. Vor allem ist die Schiesscharte östlicher Provenienz. Ein Machicoulis war auf arabisch diese vorkragende Öffnung bei Zinnen, durch welche der Verteidiger von oben Steine und kochende Flüssigkeit auf den Angreifer werfen und giessen konnte. Solche Bauelemente erkennen wir an europäischen Burgen vor allem in Italien und Frankreich seit den Kreuzzügen. Möglicherweise ist auch die Armbrust aus dem Orient eingeführt worden. Dies wäre allerdings zu früherer, zu römischer Zeit geschehen. Der ritterliche Mantel, der spätere - 11 - Wappenmantel, ist der Bekleidung des arabischen Kriegers, welcher diesen Stoffüberzug gegen die brütende Sonne nötig hatte, nachgeahmt. Aber auf noch vielen andern Gebieten, der Philosophie und Theologie, der Naturwissenschaften und Mathematik, der Astronomie, der Geographie, der Medizin, der Kunst und Architektur usw. ist der Einfluss des Islams spürbar geworden. Nicht dass die Mohammedaner in allen Teilen der gebende Teil gewesen wären. Vielfach schufen sie nur für den Westen die Grundlagen durch ihre grossen Übersetzungswerke und bildeten damit eine nicht aus der Welt zu denkende Vermittlerrolle. Ich bin überzeugt, dass die Einflüsse der Kreuzzüge auf das Abendland enorm waren, dass wir einiges davon zu erkennen vermögen, dass aber vor allem die arabischen Quellen, weil nicht übersetzt, noch gar nicht genügend ausgeschöpft werden konnten. 1965 H. Sr. Der Schild Europas Nachrichten Burgenverein in: Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins. Heft 4. 1965. Seite 123ff. - 12 - Der Schild Europas S. 123: Dieses Jahr sind 400 Jahre verflossen, seit die Ritter vom heiligen Johannes ihren Sitz, die Insel Malta, siegreich gegen die Türken verteidigten. Ernle Bradford schrieb die Geschichte dieser heldenhaften Tat. Die deutsche Übersetzung machte Hartmut Georgi. Der Verfasser gelangte 1942 als Navigationsoffizier eines englischen Zerstörers nach Malta, als die Insel die zweite grosse Belagerung in ihrer Geschichte erfuhr. 1943 kam er bei den Landeoperationen in Sizilien zum zweitenmal dorthin. Die glorreiche Vergangenheit dieser Insel packte ihn und trieb ihn 1951 mit der eigenen Segeljacht zum genaueren Studium erneut nach dem Eiland. Die grosse Belagerung durch die Türken im Jahre 1565 war ein für die Geschichte des Abendlandes und speziell des Mittelmeeres entscheidendes Unternehmen. Nachdem die Johanniter 1291 erst aus dem Heiligen Land nach Zypern und 1310 nach Rhodos sich hatten zurückziehen müssen, wurden sie 1522 von den Türken gezwungen, auch diese Insel zu räumen. Acht Jahre lang war der Orden heimatlos. Erst 1530 machte ihm Kaiser Karl V. die Insel zum Geschenk «auf dass die Ritter den Pflichten ihrer Gemeinschaft zum Wohle der Christenheit nachkommen und ihre Streitkräfte und Waffen gegen die heimtückischen Feinde des heiligen Glaubens führen mögen». Als Gegenleistung mussten sie dem Vizekönig von Sizilien jährlich einen Falken geben und Garantie leisten, dass sie sein Königreich niemals mit Krieg überziehen würden. Das Geschenk war mässig, denn der Bericht der ausgesandten Kundschafter an den Grossmeister lautete: «Die Insel Malta ist nur ein Felsen aus weichem Sandstein, Tuff genannt ... Die Oberfläche des Felsens ist von kaum mehr als drei oder vier Fuss Erde bedeckt, die ebenfalls steinig ist und sich sehr schlecht für den Anbau von Weizen oder anderem Getreide eignet. Malta bringt aber grosse Mengen Feigen, Melonen und verschiedene Früchte hervor; die Insel führt hauptsächlich Honig, Baumwolle und Kümmel aus, den die Einwohner gegen Getreide tauschen. Aber ausser einigen Quellen im Zentrum der Insel - 13 - gibt es kein fliessendes Wasser, ja nicht einmal Brunnen; diesem Mangel helfen die Bewohner mit Zisternen ab ... » Holz war ebenso knapp. Geheizt wurde mit Kuhdung und wildwachsenden Disteln. Den Ausschlag für die Annahme des Geschenkes gaben die verschiedenen Buchten und zwei grosse Häfen, welche wohl schlecht ausgebaut waren, aber die grösste Flotte bequem aufnehmen konnten. Dies war um so wichtiger, «als die Ritter des heiligen Johannes zu dieser Zeit von organisierter Piraterie lebten». Rund 12'000 Einwohner lebten auf der Insel Malta und rund 5'000 auf der kleineren Insel Gozzo, welche wohl die bessere Vegetation, hingegen keine Häfen aufwies. Dauernd wurden die Küsten von muselmanischen Seeräubern heimgesucht. Der Orden selbst war auf der ganzen Welt wegen seiner Tapferkeit berühmt und geachtet. Aber die kämpferische Seite schuf ihm auch viele Feinde. Die Regel gebot ihm, nie gegen Christen, sondern nur gegen Mohammedaner das Schwert zu führen. Die Ritter rekrutierten sich aus allen europäischen Nationen. Der Grossmeister war direkt dem Papst verpflichtet. Noch im selben Jahr ergriff der Orden Besitz von der Insel. Das Nebeneinanderleben mit den Einwohnern war nur deshalb möglich, weil die Ritter nicht in der Hauptstadt ihren Sitz nahmen, sondern wegen der Seefahrerei es vorzogen, beim heutigen Grand Harbour, dem Fischerdorf Birgu, sich anzusiedeln. «Die jungen Ritter machten seit ehedem nach der Aufnahme in den Orden zunächst ein Noviziatsjahr, wurden dann in den sogenannten Konvent S. 127: aufgenommen und traten damit in den Kriegsdienst. In der Zeit, als der Orden nach Malta kam, verstand man darunter gewöhnlich den Dienst als Offizier auf den Galeeren. Ein volles Jahr dieses Dienstes hiess eine Karawane. Nach drei Jahren Karawanendienst musste der Ritter mindestens zwei Jahre lang am Konventsort bleiben. Danach konnte er in höhere Ämter gewählt werden als Vogt, Kommandant oder Prior (oft auch in anderen Ländern). Viele kehrten zu ihren Gütern und Pflichten in den Ländern Europas zurück. Aber der - 14 - Grossmeister war in Zeiten höchster Gefahr für den Orden berechtigt, auch diese Ritter an seinen Amtssitz zu rufen.» Neben den eigentlichen, aus dem Hochadel stammenden Rittern gab es eine zweite Sektion. In ihrer Abstammung existierte keinerlei Einschränkung. Sie leisteten normalerweise in den Hospitälern und in den Kirchen Dienst, waren aber vom Karawanendienst nicht ausgenommen. Das waren die Konventskaplane. Zur dritten Stufe gehörten die dienenden Brüder. Sie mussten nur von achtbarer Geburt sein. Ihr Dienst war ausschliesslich auf die militärische Sparte ausgerichtet. Den grössten Zustrom an Nachwuchs erhielt der Orden aus dem französischen Sprachgebiet. In der Mehrzahl waren denn auch die Vorsteher des Ordens, die Grossmeister, meist französischer Zunge. Herkunftsmässig gliederte sich der Orden in acht Gebiete, sogenannte Zungen: Auvergne, Provence, Frankreich, Aragonien, Kastilien, England, Deutschland und Italien. Von allem Anfang an rechnete der Orden damit, dass über kurz oder lang die Insel gegen eine Belagerung, vor allem durch die Türken, den grössten Feind, gehalten werden müsse. Deshalb ging man sofort an die Befestigung. Insbesondere die Hafenanlage musste gegen das Meer wie gegen das Land geschützt werden. Die entsprechende Bauerfahrung hatte man in Jerusalem, in Zypern und Rhodos gesammelt. Zwei grosse Forts wurden beiderseits der Werftbucht errichtet, St. Angelo und St. Michael. Gegen das Meer konnte die Bucht mit einer grossen, schweren Kette, welche venetianische Handwerker geschmiedet hatten, abgeschlossen werden. Beide Halbinseln waren mit einer Pontonbrücke verbunden, um das Verschieben von Truppen und die Verbindung beider Forts zu gewährleisten. An der Landspitze des Monte Sciberras, wo heute die Stadt Valetta steht, wurde ein vorgeschobenes kleines Kastell, das Fort St. Elmo erbaut. Mit Artillerie bestückten sie die einzelnen Bastionen. Die weitgreifenden Nachrichtenmöglichkeiten zeigten dem Orden bereits 1564 an, dass ein Angriff durch die Türken unter Soliman I. bevorstand. Der Sultan hatte bereits 42 Jahre zuvor die Johanniter von Rhodos vertrieben und wollte - 15 - nun in seinem Alter auch diese neue Position dem Orden entreissen, wohlwissend, dass Malta den Schlüssel zum Mittelmeer bildete. Der Ordensmeister La Valette war wohl der fähigste Kopf, den der Orden in dieser schweren Zeit besass. Neben den meisten europäischen Sprachen beherrschte er auch Arabisch und Türkisch. Die letzten beiden Sprachen hatte er sich angeeignet, als er Gefangener auf einer türkischen Galeere war. Durch Gefangenenaustausch erlangte er nach einem Jahr wieder die Freiheit. Er hatte in der Folge wichtige Ämter innegehabt. Er war nacheinander Gouverneur von Tripolis, Komtur von Lango, Grosskommandeur und Grossprior von St. Gilles, stellvertretender Grossmeister und Grossadmiral der Flotte. In eine vollkommene Festung suchte La Valette die Insel umzuwandeln, wohlwissend, dass der Orden von der übrigen Christenheit kaum Hilfe zu erwarten hatte, war doch Franz I., König von Frankreich, seit 1536 mit dem Sultan verbündet. Der Orden besass in Malta zu Jahresbeginn 541 Ritter und Waffenknechte. Dazu kamen noch gegen 4'000 maltesische Freischärler. Die Galeerensklaven zählten etwa 500 Mann. Rund 1'000 Sklaven standen zu Befestigungsarbeiten zur Verfügung. Die obenerwähnten Kastelle wurden dauernd verstärkt. In den Kellern häuften sich die Getreide- und Fleischlager. Tausende von Tonkrügen mit Wasser reihten sich aneinander, da nur das Fort St. Angelo in der vorgelagerten Zitadelle von Birgu einen Brunnen besass, welcher zufällig entdeckt worden war. Die Waffenschmiede besserten die Harnische aus, und in den Arsenalen und Pulvermühlen bereitete man die Ladungen für die Geschütze und Handfeuerwaffen vor. Am 18. Mai entdeckten die Wachen auf den Mauern die türkische Flotte. Man nimmt heute an, dass es über 30'000 Mann waren. Das Gros der Armee bildeten etwa 9'000 Spahis aus Anatolien und Rumänien. Die Angriffsspitze bestand aus 6'300 Janitscharen, alles geübte Hakenbüchsenschützen, der Elite der türkischen Armee. Hinzu kamen 4'000 Jayalaren, eine Spezialtruppe, welche, aus religiösen Fanatikern bestehend, sich ohne Rücksicht auf das eigene Leben, an den Brennpunkten einer Schlacht einsetzen liess. - 16 - Auf den Schiffen wurden ausserdem 80'000 Geschützkugeln, 15'000 Zentner Pulver für Geschütze und 25'000 Zentner für Handfeuerwaffen mitgeführt. Da die türkische Aufklärung ergeben hatte, dass der Grossmeister das Prinzip der verbrannten Erde angewendet hatte, führte das Heer sämtliche Lebensmittel, Holz, Zelte und Pferde für die Spahis auf Handelsschiffen mit. Oberbefehlshaber der gesamten Streitmacht war in Vertretung des Sultans Mustapha Pascha; er entstammte einer der ältesten führenden Familien, welche ihre Abstammung von Ben Welid, dem Standartenträger des Propheten Mohammed herleitete. Ihm wurde vom Sultan als Admiral Piali zugeordnet, der christlicher Eltern Kind war, aber bei der Belagerung von Belgrad den Türken in die Hände fiel und im Serail des Sultans erzogen wurde. Er war mit der Tochter Selims, des Sohnes Solimans, verheiratet. Diesen beiden hervorragenden Kommandanten standen El houck Aly, der Gouverneur von Alexandrien, und El houck Aly Fartax zur Seite. Ersterer war ein gefürchteter Seekapitän türkischer Abstammung, letzterer ein ehemaliger Dominikanerbruder, ein Renegat und viele Jahre lang der aktivste türkische Pirat in der Agäis. 180 Schiffe war die Flotte stark. 130 von ihnen waren lange Rudergaleeren, 30 Galioten oder Galeassen - letztere gehörten zu den grössten Schiffen der Zeit und konnten etwa 1'000 Mann transportieren. 11 grosse Handelsschiffe begleiteten die Flotte, von denen eines allein 600 Soldaten, 6'000 Fässer Pulver und 1'300 Geschützladungen trug. Mit der ersten Landung - etwa 3'000 Mann suchten die Türken möglichst viele Lebensmittel zu erbeuten und die Bauern zu verhindern, die Feldfrüchte und Tiere wegzuführen oder zu vernichten. S. 128: La Valetta war aber zuvorgekommen, und die Beute der Aggressoren war sehr gering. Auch frisches Wasser konnten sie nicht finden, da die Ritter alle ausserhalb der Befestigung liegenden Quellen und Zisternen entweder zerstört oder mit Unrat ungeniessbar gemacht hatten. Die ersten grossen Angriffe richteten die Türken gegen St. Elmo. Obwohl die Besatzung klein war, blieben Erfolge den Angreifern versagt. So liess Mustapha sehr bald die grossen Geschütze ausladen und in Stellung ziehen, und schon nach einer Stunde Beschuss begannen die Kalk- und Sandsteinblöcke des Forts abzubröckeln. Sehr unangenehm waren die - 17 - Scharfschützen, welche hinter Wällen hervor die Verteidiger auf den Mauern aufs Korn nahmen. Die Verluste auf beiden Seiten waren gross und die Besatzung konnte sich nur halten, indem während der Nacht die Toten und Verwundeten mit Hilfe der Schiffe ausgewechselt wurden. In einer der grössten Krisenlagen machten die Ritter einen Ausfall und brachten ausserordentliche Verwirrung in das türkische Heer. Nur dank dem Einsatz der Janitscharen konnte die Lage wiederhergestellt werden. Die Janitscharen waren nichttürkischer Abstammung. Alle fünf Jahre fand im gesamten osmanischen Reich eine Musterung statt, zu der alle siebenjährigen Söhne der im Reich wohnenden Christen sich einzufinden hatten. Die Fähigsten wurden ausgewählt und auf Akademien gebildet. Hernach kamen diejenigen, welche sich geistig und körperlich am meisten bewährt hatten, nach Kleinasien zu einer harten Ausbildung. Enthaltsamkeit, Entbehrungen und strengste Disziplin sollte sie zu qualifizierten Soldaten machen. «Christen von Geburt, Spartaner durch Erziehung und Moslems durch Bekehrung, so stellten - 18 - die Janitscharen eine der erstaunlichsten militärischen Einheiten der Geschichte dar.» Heirat war ihnen verboten, so dass sie, ähnlich wie die Ordensritter, keinerlei Bindungen zur Familie hatten. H. Sr. (Fortsetzung in Nr. 5/1965) S. 135: Die Angriffe und die Bombardemente auf die kleine vorgeschobene Festung hatten an Heftigkeit und Intensität eine solche Steigerung erfahren, dass sich der Kommandant und die ihm unterstellten Ritter, insgesamt 53, in ihrer Verzweiflung genötigt sahen, an den Grossmeister die Bitte zu richten, die Festung zu räumen. «Als die Türken hier landeten, befahlen Eure Hoheit allen hier gegenwärtigen Rittern, herbeizueilen und diese Festung zu verteidigen. Das haben wir mit grösstem Mut getan; und bis zu diesem Augenblicke ist von unserer Seite alles geschehen, was geschehen konnte. Eure Hoheit wissen das, auch dass wir uns weder Strapazen noch Gefahren entzogen haben. Doch nun hat uns der Feind bis zu einem solchen Grad geschwächt, dass wir weder etwas gegen ihn auszurichten noch uns zu verteidigen vermögen (da er die Hauptbastion und den Wallgraben besetzt hält). Er hat auch eine Brücke geschlagen und Stufen zu unseren Wällen hinauf in den Fels gehauen, den Wall unterminiert, so dass wir stündlich erwarten müssen, in die Luft zu fliegen. ….. Da wir den Pflichten unseres Ordens nicht mehr wirkungsvoll nachkommen können, sind wir gewillt, wenn Eure Hoheit uns heute nacht keine Boote schicken, damit wir uns zurückziehen können, einen Ausfall zu machen und zu sterben, wie es Rittern geziemt. Schickt keine weiteren Verstärkungen, denn sie sind von vornherein tote Leute». Die Antwort von La Valette war eindeutig. Er wollte die Festung nicht aufgeben und meldete: «Kehrt, meine Brüder, zum Konvent und nach Birgu zurück, wo ihr in grösserer Sicherheit seid. Ich werde ruhiger sein, wenn ich weiss, dass das Fort, von dem das Schicksal der Insel so entscheidend abhängt, von Männern verteidigt wird (gemeint waren etwa 600 Freiwillige), denen ich bedingungslos vertrauen kann» . Diese Schmach konnten die Ritter jedoch nicht auf sich nehmen und harrten aus. Eine kleine Verstärkung wurde noch zusätzlich zugeführt. Noch volle 12 Tage hielt das Fort aus. Sechs volle Stunden griffen nach heftiger Artillerievorbereitung die Türken an diesem - 19 - Tage an. «In der Nacht bargen Ritter und Kapläne die kostbaren Symbole des Glaubens unter dem Steinboden der Kapelle. Dann brachten sie die Wandteppiche, Bilder und hölzernen Einrichtungsgegenstände ins Freie und setzten sie in Brand. Sie waren entschlossen, den Mohammedanern keine christlichen Andachtsgegenstände zu Spott und Entweihung in die Hände fallen zu lassen.» Dann kam der Grossangriff von allen Seiten und am 23. Juni endlich, nach erbitterter Gegenwehr, flatterte endlich die Halbmondfahne auf dem zu Schutt und Asche zerschossenen Fort. Bis zum letzten Mann hatte sich die Festung verteidigt. 31 Tage lang hatte sich die Besatzung behauptet, und das Fort bedeutete für die türkische Armee eine völlige Katastrophe. Ein Viertel dieser Armee, gegen 8'000 Mann waren gefallen. Die Verluste betrugen rund 1500 Mann. Der Orden verlor 120 Ritter, nur 9 davon gerieten in Gefangenschaft. Die Toten wurden furchtbar misshandelt. Als Antwort befahl La Valette «seinen türkischen Gefangenen die Köpfe abzuschlagen und sie aus den grossen Geschützen in die Reihen des Feindes zu schiessen, um den Moslems eine Lektion in Menschlichkeit zu erteilen». Man muss diese Tat aus der Situation und aus der damaligen Zeit beurteilen, um sie richtig verstehen zu können. La Valette wollte damit nicht nur den Türken eine Lehre erteilen, sondern auch den eigenen Truppen zum Ausdruck bringen, dass es kein Zurück gebe und dass es besser sei, im Kampf gegen die Ungläubigen zu sterben als ein solches Schicksal zu erleiden. Langsam wechselten die Türken ihre Stellungen, um sich auf den Angriff gegen die Hauptfestung vorzubereiten. Unterdessen zeigte sich den Rittern ein kleiner Lichtblick, indem am selben Tag, da St. Elmo fiel, eine kleine Verstärkung, von den Türken völlig unbemerkt, eintraf. Es handelte sich um 600 Mann auf vier Galeeren, von denen zwei dem Orden und zwei Don Garcia de Toledo gehörten. Es waren spanische Truppen aus den Garnisonen Siziliens und Süditaliens. Da nun der Angriff auf Senglea feststand, liess La Valette dem Ufer entlang eine Palisade, einen «stoccado» errichten, um die türkischen Boote an der Landung zu hindern und zwar so dicht, dass auch schwimmende Soldaten das Ufer nicht erreichen konnten. Die ganze Arbeit wurde in der Nacht geleistet, da am Tage die Gefahr durch die gegnerischen Schützen zu gross war. - Mit gegenseitigen Kanonaden begann der Kampf. Den Angriff forcierten die - 20 - Türken vom Wasser und vom Land her. Aber ein Erfolg war ihnen nicht beschieden. Immer und immer wurde jeder Ansturm abgeschlagen. Dadurch verlegte Mustapha sich auf eine neue Kampfweise. Durch pausenlosen Beschuss aus den schwersten Geschützen suchte er den Widerstandswillen der Verteidiger zu brechen. Er hoffte auf die langsame Übermüdung durch die ununterbrochene Beanspruchung. 38 Geschütze donnerten allein vom Monte Salvatore gegen die Bastion Kastiliers. Mitten im darauffolgenden Infanterieangriff durch die Janitscharen blies plötzlich für die Verteidiger wie für die Angreifer völlig unverständlich, das Signal zum Rückzug. Was war geschehen? In der Frühe hatte der Kommandant von Mdina, der Ritter Maquista, das wahnsinnige Bombardement gehört und den Grossangriff vermutet. Er schloss daraus richtig, in einem solchen Fall sei das türkische Lager in der Marsa nur schwach bewacht. Vorausgesandte Kundschafter bestätigten diese Annahme. Sofort wurde die gesamte berittene Streitmacht unter S. 136: dem Kommando des Chevaliers de Lupny angesetzt. «Die Zeltleinen wurden gekappt und Seide und Leinwand in Brand gesteckt, Lebensmittel- und Materialvorräte vernichtet. Die grasenden Pferde tötete man, schnitt ihnen die Sehnen durch oder führte sie mit nach Mdina. Die Türken wurden, wehrlos wie sie waren, in ihrem zerstörten Lager umgebracht. Es war ein Massaker». Dieser Schlag auf die Versorgungsbasis der Türken war von entscheidender Bedeutung. Die Schmach war so gross, dass Mustapha schwor, er wolle nach der Eroberung keinen Stein auf dem anderen und keinen Verteidiger am Leben lassen. Sofort wurden die Bombardemente verstärkt und auch die Unterminierungen der verschiedenen Festungsanlagen machten grosse Fortschritte. Die Zerstörungen hatten ein solches Ausmass erreicht, dass die Ritter den Grossmeister ersuchten, sich auf die Festung St. Angelo zurückzuziehen, um eine Kompensation der Kräfte herbeizuführen. Weil aber Valette erkannte, dass damit Senglea und Birgu verloren waren, lehnte er das Ansuchen rundweg ab. Am 6. September, mitten in der grössten Verzweiflung, als sich die Verteidiger auf die schwerste Probe, Bestand oder Untergang vorbereiteten, trat die - 21 - Entscheidung ein. Eine Entsatzflotte mit ungefähr 10'000 Mann war aus Sizilien in Anfahrt auf Malta. Am Morgen des 7. Septembers begann die Landung. Das Versagen des türkischen Flottenstabes, der die Annäherung der Christen nicht bemerkt hatte, ist nur schwer zu begreifen, verfügte doch Piali über die mächtigste Flotte des Mittelmeeres, wogegen die Invasionsstreitmacht lediglich aus 28 Galeeren bestand. Die Überraschung war so gross, dass Mustapha beschloss, die Belagerung abzubrechen. Während der folgenden Nacht wurden die Geschütze zurückgezogen, an die Küste geschleppt und für die Verschiffung bereit gestellt. Das christliche Entsatzheer seinerseits suchte erst einmal die Verbindung mit Mdina herzustellen. Am Morgen sahen die Ritter das Vorgelände von Birgu und Senglea vom Feind verlassen und die Aufklärungstruppen, welche gegen das türkische Lager ausgeschwärmt waren, meldeten die Bereitstellung der türkischen Flotte zur Evakuierung. Rund vier Monate, nachdem man die ersten türkischen Schiffe vor Malta erblickt hatte, begann sich die grosse Invasionsarmee von der Insel abzusetzen. «In diesem Augenblick, da die Überlebenden der Belagerung für ihren Sieg Gott Dank sagten, erkannte Mustapha Pascha, wie sehr er, was die Stärke des Entsatzheeres anging, in die Irre geführt worden war. Von Spahis, welche die Stellung des Gegners erkundet hatten, und von Schiffskommandanten, die seine Ankunft beobachtet hatten, erfuhr er, dass nur 28 Schiffe zur Inselgruppe gekommen und dass die gegen ihn an Land gesetzten Truppen 8'000 Mann, vielleicht sogar weniger stark waren. In Furcht vor dem Zorn des Sultans und entrüstet über die Art, in der er, wie er einsah, von der Flotte und ihrem Admiral im Stich gelassen worden war, befahl er, die Evakuation augenblicklich einzustellen. Dieser Gegenbefehl erwies sich als sehr nachteilig, denn die Türken, bereits auf den Schiffen und durch die vielen Misserfolge der letzten Monate geschwächt, gingen nur widerwillig erneut an Land. In diese etwas verworrene Lage trugen die Johanniter, gefolgt von ihren Infanterieverbänden den Angriff, und mit schweren Verlusten musste sich Mustapha Pascha zum erneuten Rückzug entschliessen. Am Abend des 8. Septembers war die Belagerung vorüber. Die Flotte Sultan Solimans lief aus den Buchten von Mellieha und St. Paul aus, und die letzten Lastschiffe und Transporter aus Marsasirocco schlossen sich ihr an. Hinter sich liess sie eine - 22 - verwüstete Insel und ihre Toten, welche die Hänge hinter Birgu und Senglea bedeckten. Noch zwei oder drei Tage danach war das Wasser der cala so voll Toter des Feindes - mehr als 3'000 waren es -, dass wegen des Gestanks sich niemand dem Ort nähern konnte.» Auf der Insel herrschte ein Bild völliger Zerstörung. Das kleine Reich der Ordensritter lag in Trümmern. Kein Haus der Hauptfestung war unbeschädigt. Die Zahl der Verwundeten, Toten und Verstümmelten war übergross. Aber die Standhaftigkeit des Grossmeisters hatte sich als heilvoll erwiesen. Die Dankbarkeit der europäischen Fürsten gegenüber La Valette war ungeheuer gross. Geschenke wurden ihm überreicht und Papst Pius V. verlieh dem Grossmeister den Kardinalshut. Dieser lehnte allerdings bescheiden ab. Im Dezember desselben Jahres traf der italienische Baumeister Francesco Laparelli auf der Insel ein. Der Papst hatte ihn eigens beordert. Er sollte die Zitadellen und die Stadt nach neuen Plänen frisch aufbauen. Mehr als 8'000 Arbeiter waren für diese Arbeit eingesetzt, während rund 15'000 Soldaten zum Schutze bereitstanden, denn man befürchtete einen erneuten Angriff der Türken. Er fand allerdings nicht statt, denn Soliman wandte in der Folge seine Aufmerksamkeit dem Kriegsgeschehen in Ungarn zu. Ausdauer und persönlicher Mut der Ordensritter und die Hartnäckigkeit und Zuversicht ihres Grossmeisters La Valette hatten das Abendland vor einer furchtbaren Katastrophe bewahrt. H. Sr. Der Schweizerische Adel und die Kreuzzüge S. 136: Die «Nachrichten» des Burgenvereins brachten 1964 in Nr. 5, S. 82ff., einen Überblick über die Kreuzzüge. Dabei wurde auch auf Einfluss und Nachwirken der Kreuzzüge hingewiesen: Die Feudalwirtschaft erfuhr Umwälzungen, der Handel erhielt neue Antriebe, der Horizont weitete sich. Es war vor allem der Adel, der die Kreuzzüge mitmachte und der, zurückgekehrt, in führender Stellung neuen, auf den Zügen im Orient gewonnenen Auffassungen und fremdem Ideengut zum Durchbruch verhalf. Die Lebensweise des Adels selber wurde beeinflusst, nicht nur in der Burgenarchitektur und Rüstung, sondern in vielen kleinen Dingen wie z.B. in der Falkenjagd, die einen Aufschwung - 23 - nahm, da man auf den Kreuzzügen die vollendete Jagdtechnik der Araber kennengelernt hatte. Der Schweizer Adel stand bei den Kreuzzügen nicht abseits. Wir kennen die Namen verschiedener Adeliger aus dem Gebiete der heutigen Schweiz, die auf Kreuzzüge zogen und teilnahmen an «jenem Versuch des Abendlandes, den Glauben in der Geschichte zu bewahren» (Ad. Waas). Schon unter den HeiligLand-Pilgern des 11. Jahrhunderts erscheint Graf Rudolf von Rapperswil. Der erste gross angelegte Kreuzzug, an dem verschiedene Schweizer Adelige teilnahmen, fällt in die Jahre 1096-1099. Neben einem Edlen von Brienz, dem Urner Ulrich Zwenger, Abt Gerhard von Allerheiligen zu Schaffhausen und Bischof Konrad von Chur beteiligten sich vor allem Westschweizer Adelige an diesem Zug. (Fortsetzung in Nr. 6/1965) S. 138: (Fortsetzung aus Nr. 5/1965) Der bedeutendste unter ihnen war Graf Rudolf I. von Neuenburg, ein Bruder der Bischöfe von Basel und Lausanne. Aus dem Hause von Greyerz sollen sogar drei Glieder, Raymund, Ulrich und Hugo, mitgezogen sein. Zwischen dem ersten und zweiten Kreuzzug besuchten verschiedene Schweizer das Heilige Land. Der bedeutendste unter ihnen ist Graf Volmar von Froburg, der allerdings von seiner Pilgerfahrt nicht mehr zurückkehrte. Für die Teilnahme am zweiten Kreuzzug der Jahre 1147-1149 wurde auch in der Schweiz geworben. Der hl. Bernhard predigte dafür in Basel, Schaffhausen und Winterthur. Mit dem Grafen Ulrich von Lenzburg gelang es, den Spross einer einflussreichen Familie für den Kreuzzug zu begeistern, an dem auch der Basler Bischof Ortlieb teilnahm. Einzelne Adelige aus der welschen Schweiz, unter ihnen Gualcher von Blonay VD, zogen im Tross des Grafen Amadeus III. von Savoyen mit, der sich Mitte Oktober 1147 in Konstantinopel mit dem Heere Ludwigs VII. von Frankreich vereinigt und auf der Rückkehr am 1. April 1148 in Nicosia auf der Insel Zypern starb. Da ein solches Unternehmen bedeutende Auslagen verursachte, der Adel jedoch vorzüglich in Naturalwirtschaft lebte, war Graf Amadeus genötigt, sich nach geeigneten Geldquellen umzusehen. Er begab sich ins Kloster St. - 24 - Maurice, das eine grosse goldene, mit kostbaren Steinen besetzte Tafel im Werte von 65 Mark Gold besass. Der Graf erbat vom Kloster diese Tafel, um die Reiseauslagen zu bestreiten und verpfändete dafür 50 oder mehr Pfund jährlicher Einkünfte aus den Savoyischen Rechten in Chablais und Entremont im Wallis. Diese Tatsache zeigt, dass die Kreuzzüge, welche die Zuwendungen an das Kloster förderten, auch die Finanzlage der Klöster beeinflusste, wobei sich opfernde Frömmigkeit mit realistischem Denken vermischte, wenn die klösterliche Finanzmacht vorab mittels Pfandleihe um die Kosten der Ausrüstung und des Zehrpfennigs angegangen wurde. Der dritte Kreuzzug (1189-1191) sah wieder Vertreter hervorragender schweizerischer Adelsgeschlechter. Graf Ulrich III. von Kyburg, unter dem seine Familie den Gipfel ihrer Macht erreichte, begleitete 1189 Kaiser Friedrich I. Barbarossa auf den Kreuzzug. Es werden von ihm Wunder von Tapferkeit überliefert. Er kehrte heil wieder zurück, während Graf Ulrich III. von Neuenburg 1191 auf dem Kreuzzug starb. Sein Verwandter Marquard von Neuenburg war Kämmerer des Kaisers und ging als Gesandter voraus nach Konstantinopel. Auch der Abt Berchtold von St. Gallen und die Bischöfe von Basel, Konstanz und Chur machten den dritten Zug mit. Letzterer wird als tapferer Mitkämpfer des vor Akkon verstorbenen Herzogs Friedrich genannt. Herzog Berchtold V. von Zähringen urkundet 1189 als Pilger. Der Berner Chronist Valerius Anselm erzählt, dass er den Leichnam des ertrunkenen Kaisers Friedrich I. nach Tyrus brachte. Andere Chronisten berichten, er sei mit dem Grafen Albrecht von Habsburg zu Schiff dem Hauptheere vorausgeeilt, sei aber bald wieder zurückgekehrt. In Wirklichkeit jedoch zog Berchtold nie ins Heilige Land. Der vierte Kreuzzug (1202-1205) scheint in der Schweiz keine grosse Begeisterung geweckt zu haben, wenn auch der Basler Bischof Leuthold I. ihn mitmachte. Dagegen fand der Kreuzzug, den König Andreas von Ungarn 1217 unternahm, mehr Interesse. Aus der Schweiz, wo vor allem die Zisterzienser von Hauterive das Kreuz austeilten, zogen im Heere des Königs, das durch die Adria nach Akkon zog, u.a. die Herren von Villens, Blonay und Grandson, Vogt Rudolf II. von Rapperswil, Bischof Berthold und Ritter Cono von Ernen mit. - 25 - Graf Werner von Kyburg starb auf dem sechsten Kreuzzug im Jahre 1228 in Akkon und wurde nach dem Frieden vom 18. Februar 1229, bei dem die Christen Jerusalem wieder erlangten, von den Johannitern in Jerusalem beigesetzt. In den gleichen Kreuzzug war mit Kaiser Friedrich II. auch Freiherr Ulrich II. von Klingen gezogen. Nachdem 1244 die chowaresmischen Türken den Christen Jerusalem und andere Städte weggenommen hatten, nahmen König Ludwig IX., der Heilige, und mit ihm sein ganzes Königreich das Kreuz; sie erlitten jedoch in Ägypten eine schreckliche Katastrophe. Im Heere des Königs sollen sich eine Anzahl Ritter aus dem Wallis befunden haben: der Herr von Iltiez, Aymo von Turm, Meier Boson von Monthey, Louis d'Arbignon, Boson von Bluvignoud, Sigismund von S. 139: Venthen und Sigismund von Siders. 1289 zog Otto von Grandson im Auftrag König Eduards von England ins Heilige Land und nahm an der Verteidigung Akkons teil. Sicherlich waren auch Westschweizer dabei, als Amadeus VI. von Savoyen, 1366, mit 1500 Mann gegen Konstantinopel zog, wobei jedoch sein Kreuzzug zu einer Expedition gegen die Bulgaren wurde. Damit haben wir nur die Namen von einigen adeligen Kreuzfahrern aus der Schweiz, die uns die Quellen überlieferten, genannt. Ihre Zahl war jedoch viel grösser, was wieder Schlüsse zulässt auf einen bis heute nicht untersuchten starken Einfluss der Kreuzzüge auf unser Land. Es gibt Urkunden, die beweisen, dass der Herr Anspruch hatte, von seinen Hintersassen eine meist in Geld zu erbringende Beihilfe für die Fahrt ins Heilige Land zu verlangen. Die mit den Kreuzzügen in Zusammenhang stehenden Ritterorden, vor allem die Johanniter, zogen auch Schweizer Adelige an, eine Tradition, die bestehen blieb, so dass noch im 17. Jahrhundert der Johanniterorden 16 Schweizer Ritter zählte und im folgenden Jahrhundert 15. Die Stellung des Schweizer Adels zu den Kreuzzügen ruft nach einer umfassenderen grösseren Untersuchung. Internet-Bearbeitung: K. J. Dr. Louis Carlen Version 10/2012