Baikalsee-2006 Bericht über die Auslandsexkursion einer Gruppe von Studenten der Universität Frankfurt zum Baikalsee im August 2006 Einleitung Vom 2. bis 17. August 2006 hat eine Gruppe von Studenten und Hochschullehrern der Universität Frankfurt an der Auslandsexkursion zum Baikalsee teilgenommen. Die Gruppe bestand aus Studenten des Fachbereichs Geowissenschaften/Geographie. Die Liste der Teilnehmer ist in der Anlage 1 beigefügt. Zwei mitfahrende Hochschullehrer waren PD Dr. N. Bagdassarov (Facheinheit Geophysik) und Dr. C. Dietl (Facheinheit Geologie). In der Vorbereitungsphase im WS2005/2006 und im SS 2006 haben alle Teilnehmer im Exkursionsseminar Vorträge zum Thema Geologie-Geophysik-Physische Geographie der Baikalsee-Region gehalten. Die Themen der Vorträge und kurze Referate sind im Internet unter der Adresse http://www.geophysik.uni-frankfurt.de/~nickbagd/Seminar-Baikal1.htm dargestellt. Die Reise nach Russland startete am 2. August vom Flughafen Frankfurt. Nach der Landung auf dem Moskauer Flughafen Scheremetyevo 2, wurde die Gruppe mit dem Bus in das Hotel „Izmaylovskoye-Gamma“ gebracht. Dort übernachteten die Teilnehmer und flogen am 3. August um 23:55 vom Flughafen Scheremetyevo 1 weiter nach Irkutsk. Die Ankunft in Irkutsk war am 4. August ca. um 11:30. Der Veranstalter auf russischer Seite war die Technische Universität Irkutsk, Fachbereich Geoinformatik und Angewandte Geophysik. Exkursion und Logistik standen unter der Leitung von Prof. A. Dmitriev. Zwei Stipendiaten des Leonahrd-Euler-Programms, O. Musikhina und I. Miromanov begleiteten die Exkursionsgruppe. Die Ausflüge am Ort und die geologisch-geographische Einführungen wurden von Dozent. E. Kononov (TU Irkutsk) und Prof. Dr. N. Kozhevnikow (Uni-Novosibirsk) geleitet. Vom Flughafen wurde die Gruppe in das Studentenheim der Technischen Universität gebracht. Von dort wurde am 4. August der erste Ausflug zum Ufer des Baikalsees in Listwyanka mit dem Bus unternommen. Am Ufer des Sees befindet sich das Baikalische Museum. Im Baikalischen Museum wurde für die Teilnehmer der Gruppe eine geführtete Besichtigung organisiert. Vom 4. bis 16. August wurde jeden Tag ein Tagesprotokoll von Teilnehmern der Gruppenreise geführt. Der Bericht der Exkursion bestehend aus den einzelnen Tagesberichten, die von zwei Teilnehmern geschrieben wurden und die Liste der Teilnehmer der Exkursion befinden sich in der Anlage. 1 Baikalsee-2006 1. Exkursionsprotokoll 04. August 2006 von Denise Brodersen und Susanne Nietzel Unser erster Exkursionstag hat uns nach verspäteter Ankunft in Irkutsk und Beziehen der Unterkunft nach Listvjanka geführt, wo wir das erste Mal auf den Baikalsee getroffen sind. Listvjanka mit seinen ca. 1500 Einwohnern liegt etwa 65 km südöstlich von Irkutsk an der Angara und erstreckt sich dort etwa 5 km entlang des Baikalufers und dem östlichen Angaraufer. (Thöns 2004: 107ff.). Die Angara ist weltweit einzigartig: Mit 1779 km Länge ist sie bekanntlich der einzige Abfluss des Baikalsees. Dazu kommen eine Mündungsbreite von 863 m, eine maximale Tiefe von 4-6 m und eine Fließgeschwindigkeit von 5-8 m/s, woraus sich ein durchschnittlicher Abfluss von 2000 m³/s ergibt. Im Winter bietet die Angara ein besonderes Naturschauspiel, da das aus dem See abfließende Wasser auch bei stärkstem Frost erst nach etwa 15 km auf der Angara gefriert; somit kann der Schiffsverkehr zwischen Listvjanka und Port Bajkal, die Siedlung auf der gegenüberliegenden Flussseite, das ganze Jahr über aufrecht erhalten werden (Thöns 2004: 109). Um den Abfluss der Angara rankt sich die Legende von Vater Baikal, der neben seiner einzigen Tochter Angara (der einzige Abfluss des Baikalsees) 336 Söhne (Zuflüsse) hat. Vater Baikal liebt seine einzige Tochter Angara abgöttisch, aber auch sehr egoistisch. Vögel erzählen Angara von den Heldentaten des starken und mutigen Recken Jenisseij, in den sie sich unsterblich verliebt. Als der Vater das bemerkt, sperrt er sie in ein Felsverlies. Doch ihr gelingt die Flucht zu ihrem Geliebten. Vater Baikal tobt vor Wut und wirft ihr einen großen Felsbrocken hinterher (Mall & Just 2005: 246). Dieser Felsbrocken, der sogenannte Schamanenstein, ist heute noch in der Mitte des Flusses zu sehen, allerdings ragt seit dem Bau des Irkutsker Stausees nur noch seine Spitze aus dem Wasser (Thöns 2004: 109). Das Baikalmuseum befindet sich am Ortseingang von Listvjanka im Erdgeschoss des Limnologischen Instituts der Russischen Akademie der Wissenschaften. Das Limnologische Institut besteht bereits seit 1928 als Abb. 1. 1: Hinweistafel des Baikalmuseums. (Eigene Aufnahme, 04.08.2006) Forschungsstation zur Untersuchung des Sees in Marituj; „nach dem 2. Weltkrieg erfolgte der Umzug nach Listvjanka und 1961 die Umwandlung in ein Institut“ (Thöns 2004: 110). Schon von Beginn an existierte eine kleine Ausstellung, die 1993 den Status eines Museums erhielt. Das Baikalmuseum Abb. 1.2: Omul. vermittelt einen umfassenden Überblick über (www.it.wikipedia.org) die Entstehung des Baikalsee und seiner Erforschung, sowie über die Flora und Fauna der Baikalregion. Im Baikalmuseum erhielten wir eine Führung. Einleitend wurde die Lage und Dimension des Baikalsees dargestellt, im 2 Baikalsee-2006 weiteren Verlauf der Führung wurde auch auf geologische Besonderheiten der Region und auf Klima und Hydrologie des Sees eingegangen, aber auch auf die zahlreichen Erdbebenvorkommen in der Region. Großen Wert wurde auf die besondere Fauna des Baikalsees gelegt: Das wohl bekannteste Tier am Baikalsee ist die Baikalrobbe (Phoca sibirica, russisch „Nerpa“). Sie ist weltweit die einzige Süßwasserrobbe und lebt ausschließlich am Baikalsee. Im Winter halten sich die Robben an Eislöchern auf, die sie durch den Einsatz ihrer Krallen und Zähne offen halten. Die Nahrung der Baikalrobben besteht ausschließlich aus Fischen, vor allem aus Omul und Golomjanka. Um diese zu erbeuten, tauchen die Robben bis zu 180 m tief und 25 Minuten lang (http://de.wikipedia.org/ wiki/ Baikalrobbe). Eine weitere Besonderheit ist der Omul (Coregonus autumnalis migratorius (Georgii)), eine endemische Forellenart. Er ernährt sich von Plankton und kleineren Tieren. Er stellt den wichtigsten Speisefisch der Region dar und ist für manche Gebiete am Baikalsee sogar die Lebensgrundlage (http://de.wikipedia.org/wiki/Omul). Der Golomjanka (Comephorus baicalensis) oder „Großer Baikal-Ölfisch“ ist ein durchsichtiger, Abb. 1.3: Eine Baikalrobbe des Baikalmuseums in Listvjanka. (Eigene Aufnahme, 04.08.2006) schuppenloser Fisch ohne Schwimmblase, dessen Körper zu 25 % aus Öl besteht. Er lebt einzeln in großer Tiefe im Baikalsee und ist lebendgebärend. Er soll bis zu 2000 Fische gebären können und hält einem Wasserdruck von 125 bar stand, weswegen er sogar auf dem Grund des Baikalsees leben kann (http://de.wikipedia.org/wiki/Golomjanka). Die Führung beinhaltete auch den Besuch des „Aquariums“, in dem die Flora und Fauna des Baikalsees, aber auch verschiedener anderer Seen der Welt dargestellt ist. Zum Schluss besuchten wir die beiden Baikalrobben des Museums, die in einem Becken des Aquariums untergebracht sind. Literaturverzeichnis: Mall, H. & Just, R. (2005): Baikal – See und Region. Reise Know How Verlag Peter Rump; Bielefeld. 528 Seiten. Thöns, B. (2004): Den Baikalsee entdecken. Die blaue Perle Sibiriens. Trescher Verlag; Berlin. 326 Seiten. http://de.wikipedia.org/wiki/Baikalrobbe, 12.09.2006 http://de.wikipedia.org/wiki/Golomjanka, 12.09.2006 http://de.wikipedia.org/wiki/Omul, 12.09.2006 http://it.wikipedia.org, 14.09.2006 3 Baikalsee-2006 2. Tagesbericht vom 6.08.2006 von Kristijan Cizmesija und Thorsten Eichner 2.1. Geologische Übersicht Der Baikalsee liegt in der Baikal-Sajan Faltungszone, die zwischen Präkambrium und Unteren Kambrium durch Kollisionen von Terrains und kleineren Kontinenten mit dem Sibirischem Kraton gebildet wurde. Das Baikalbecken selbst ist eine Folge der Kollision der Indischen Platte mit der Sibirischen Platte im Känozoikum, bei der das Himalaja - Gebirge entstanden ist und was zu tektonischen Prozessen bis weit nordöstlich der Kollisionszone führte. Der Druck der Indischen Platte wirkt wie ein Keil und treibt die Amurplatte auch heute noch von der Sibirischen Platte nach Südosten weg. Im Baikalgebiet kam es dadurch ab dem Oligozän zur Ausbildung von insgesamt 15 Grabenbrüchen. Ein Grabenbruch, auch Rift genannt, bildet sich beim Auseinanderdriften von Platten. Dabei senkt sich entlang von Schwäche- und Dehnungszonen der zentrale Bereich zwischen den sich voneinander weg bewegenden Platten ab. Der Komplex der Grabenbrüche am Baikal wird unter der Bezeichnung Baikal - Rift -Zone zusammengefasst. Die tektonischen Prozesse halten auch heute noch an: jährlich weitet sich der Baikalsee durch die Drift der Amurplatte um 0,7 – 2 cm und senkt sich um 0,3 mm. Die Vertiefung wird allerdings durch die beständige, jedoch geringe Sedimentation, kompensiert (Sedimentationsrate 4 cm / a). Auf den Boden des Baikals lagert bereits eine 6 km hohe Sedimentschicht. Weitere Zeugnisse der noch anhaltenden Prozesse sind die immer wieder vorkommenden Erdbeben. Von den dadurch entstandenen 15 Grabenbrüchen bilden 3 die Becken des Baikalsees. Das zentrale und tiefste Becken, in welchem sich die Insel Olkhon befindet, und das südliche Becken aus dem späten Oligozän / frühen Pliozän, das sich zwischenzeitlich mit Wasser füllte. Das nördliche und flachste Becken senkte sich viel später und füllte sich dann erst mit Wasser. Das nördliche und das zentrale Becken sind durch den Akademiker-Rücken getrennt, der von Olkhon zur Halbinsel Svjatoi Nos reicht und nur bei den Uzhkanij Inseln aus dem Wasser ragt. Das südliche und das zentrale Becken werden durch den Sedimentfächer der Selenga getrennt. Andere bekannte Grabenbrüche in der Region sind das Barguzintal an der Ostseite des Baikalsees und das Tunkiski - Tal an der Südspitze des Baikals, die beide mit Sedimentgestein der Mächtigkeit von 2 – 3 km gefüllt sind. Senkrecht zu vorherrschender Verwerfungsrichtung NO - SW gibt es im Baikalgebiet eine Serie von Verwerfungen in NW – SO - Richtung. Entlang dieser fließen die Flüsse Angara, Sarma und Kyngyrga. 4 Baikalsee-2006 Abb. 2.1: Seetiefen der Baikalbecken Quelle: WEIN, N. (2001): Natur und Ökologie des Baikalseegebietes. In: NNA Berichte Sonderheft 1. Schneverdingen, S. 49 Die Ufer der Baikalbecken, wie alle Riffe des Baikal-Systems weisen eine Asymmetrie auf: die Westufer sind relativ steil im Vergleich zur flacheren Ostküste. Besonders die Küste des südlichen Beckens fällt mit 30 - 70° steil ab, wohingegen das Ostufer mit ca. 10° flacher ist. Auch die Insel Olkhon weist diese unterschiedliche Küstenneigung auf: die ostexponierte Westküste fällt sehr steil ab und die westwärts gewandte Küste ist sehr seicht, was auch noch durch die Sandakkumulation am Maloe More verstärkt wird. 5 Baikalsee-2006 2. 2. Sarma-Delta und Sarma-Schlucht Nachdem wir uns die intrudierten Granite angeschaut hatten, auf die verschiedenen Granite gehen wir später ein, erreichten wir einen Gipfel am See gelegener Berge, von wo aus wir einen Blick auf den Primorski Rücken und die Sarma Schlucht hatten. Unser russischer Gastprofessor erläuterte uns die Entstehungsgeschichte dieses Gebietes, wir kamen so in den Genuss von Herrn Dr. Bagdassarovs Übersetzungskünsten. Nun folgt eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Fakten zu diesem Thema : Die Sarma ist der größte Zufluss zum "Maloe More", der von der Insel Olkhon eingeschlossenen Bucht im Baikalsee. Im Unterlauf folgt die Sarma einer Verwerfung, die senkrecht zur Nordost – Südwest - Lage des Baikalsees verläuft und damit sich durch das Primorski - Gebirge schneidet, welches parallel zur Baikalküste verläuft. So fließt die Sarma durch eine Schlucht, bevor sie an ihrem weiten Delta in den Baikal einmündet. Am Ufer der Sarma, also in der Schlucht des Flusses, steht an der Oberfläche Granat-Glimmerschiefer an. Dabei handelt es sich um ein metamorphes Gestein. Metamorphe Gesteine entstehen aus Sedimentgesteinen oder magmatischen Gesteinen unter Einfluss von erhöhtem Druck und Temperatur. Abb. 2.2 Satellitenaufnahme, Höhe ca. 300 km 6 Baikalsee-2006 2. 3. Entstehung, Relief und Geologie Die Insel Olchon hat sich als Folge der tektonischen Aktivitäten im Baikalsee gebildet. Olkhon ist der nördliche Teil der sog. Tazheransker Scholle und ist vom Festland durch die Nord - Ostwärts gerichtete Primorskij - Verwerfung getrennt. Insgesamt ist die Insel nach Nordwest geneigt, ein Teil des Olkhon-Blockes ist unter Wasser. Das ist der Grund, weswegen das Maloe More nur eine geringe Tiefe hat. Abb. 2.3: Topographie Olkhons Quelle: WEIN, N., ANTIPOV, A. N., SNYTKO, V. A .(1999): Olchon - Insel im Baikalsee. In: Petermanns Geografische Mitteilungen 143 (3), 189-202. Die Inselfläche steigt nach Osten hin an und endet mit einer Steilküste auf der Ostseite, die entlang einer weiteren Verwerfungslinie, der Primorskij - Verwerfung, wer läuft und im 45° Winkel in den Baikalsee abtaucht. Hier ist der höchste Punkt der Insel, der Berg Zhima mit 1276 m. Wenige Kilometer vom Ufer entfernt, befindet sich mit 1642 m der tiefste Punkt des Sees. Das Relief der Insel wird durch parallel verlaufende Wälle aus kambrischen Gneisen und Graniten geprägt, Kalkstein ist zwischengelagert, der wegen seiner relativ geringeren Härte herausgewittert ist und jetzt Vertiefungen zwischen den Rücken bildet. 7 Baikalsee-2006 2. 4. Gesteinstypen Hier gehen wir noch mal auf die oben erwähnten Granite ein und erläutern die verschiedenen Typen von Graniten. Das folgende Bild zeigt die dunklen Schlieren nicht aufgeschmölzenen Materials im Restgestein und die hellen Bereiche des aufgeschmolzenen Materials. Man unterscheidet u. a. den I - Typ und den S - Typ Granit, die entweder aus magmatischem (I = igneous) bzw. sedimentärem (S = sedimentary) Ausgangsgestein aufgeschmolzen wurden. Generell sind S-Typ Granite eher Muskovit-reich, oft mit Cordierit angereichert, I - Typ Granite eher Hornblende - führend. Migmatite sind makroskopisch außerordentlich heterogene Gesteine mit teilweise metamorphem und z. T. magmatisch aussehendem Gefüge. Die hellen Anteile in den Migmatiten sind von granitartiger Zusammensetzung (Quarz und Feldspat), werden als Leukosome bezeichnet und stellen fast stets partielle Aufschmelzungsprodukte dar. Einen solchen meist regional großräumig angelegten Aufschmelzungsprozeß bezeichnet man als Anatexis. Das veränderte metamorphe Gestein, aus dem das Leukosom ausgetreten ist, nennt man Restgestein (Restit). Im Restgestein sind die dunklen, mafischen Minerale wie Biotit, Hornblende, Cordierit, Granat, und Al - reiche Minerale, wie Sillimanit, u. a. angereichert. Daher wird es auch als Melanosom bezeichnet (siehe dunkle Schlieren im unteren Bild). Abb. 2.4 Granit intrudiert die Amphibolite, dunkle Schlieren parallel zur Foliation. 8 Baikalsee-2006 3. Tagesprotokoll 07. August 2006 von Christian Geißler & Moritz Weiß Am Vormittag referierten zwei russische Dozenten über ihre Untersuchungen um den Baikalsee. Der erste Vortrag wurde von dem Quartärgeologen E. E. Kononov gehalten und hatte die Abflusschronologie des Baikalgebietes zum Thema. Der zweite Vortrag wurde von Prof. A. G. Dmitriev über den Patoma-Krater im Norden des Baikalsees gehalten. Herr Kononov bereichtete über seine Untersuchungen zu den Sedimenten der Angara, die auf ein Alter von 50.000 Jahren datiert wurden und somit recht junge Sedimente darstellen. Allerdings wird die Entstehung des Baikalsees auf 25 Mio. Jahre geschätzt, und es stellt sich die Frage, warum keine älteren Sedimente gefunden wurden. Da der See nicht ohne Abfluss gewesen sein kann, muss es also zu früheren Zeiten noch mindestens einen weiteren Abfluss gegeben haben. Dies konnte jedoch noch nicht eindeutig bewiesen werden. Es gibt verschiedene Abfluss-Theorien. Herr Kononov stellte nun einige davon vor: 1) Bei Barguzin wird ein Abfluss Richtung Osten vermutet, da sich dort ein flaches Tal befindet. Allerdings finden sich dort keine Sedimente, zudem erhöht sich auch die Topographie. 2) Es gab einen Abfluss im Selenga-Gebiet. Aber man findet dort keine alluvialen Sedimente, die mit dem Baikalsee korrelieren und die Selenga schneidet eine erhöhte Topographie, was für einen Abfluss schwierig wäre. 3) Es gab nur kleine Abflüsse zwischen Olkhon und Listvjanka, in diesem Bereich findet man kleine Täler. Allerdings hebt sich der Norden des Westufers stärker als der Süden, womit die Abflüsse im Norden auch viel schneller gestoppt werden. 4) Im Norden des Baikalsees könnte ebenfalls ein Abfluss gewesen sein, allerdings wurden auch dort keine Sedimente gefunden, die mit dem Baikalsee korrelieren (vgl. 2). Allerdings erhöht sich in diesem Gebiet die Topographie nicht, was die Theorie zum Vorhandensein eines fossilen Abflusses bekräftigen könnte. Weiterhin gibt es Berichte über eine Vergletscheung dieses Bereiches. 5) Im Süden des Sees wird ebenfalls ein Abfluss vermutet: Der Irkut wechselt 14 km vor dem See die Richtung und fließt Richtung Angara. Der Irkut besitzt ein sehr breites Tal, ist selbst allerdings nur etwa 5 km breit, der Irkut könnte somit früher Zu- oder Abfluss des Baikalsees gewesen sein. Untersuchungen von Sedimentschichtung und -neigung sprechen für einen Abfluss aus dem Baikalsee zur Angara hin; die Sedimente wurden auf 200.000 Jahre datiert. 6) Der Buguljega wird als alter Abfluss des Baikalsees vermutet, mit ähnlichen Charakteristika wie die Angara heute. In einem Streifen bis zur Lena wurden alluviale Sedimente in der Primorsky Range gefunden. Man vermutet, dass sich der Abfluss aufgrund tektonischer Bewegungen eingestellt hat und die Lena deshalb heute unabhängig vom Baikalsee ist. 70.000 Proben wurden hinsichtlich Winkel, Schichtung und Orientierung der Sedimente untersucht und unterstützen die Hypothese, dass es sich hierbei um einen alten Zufluss zur Lena oder um einen alten Lena-Fluss handelt. Granulametrische Analysen haben eine Abrundung von verschieden großen Partikeln ergeben; die Ergebnisse entsprechen 9 Baikalsee-2006 Funden der heutigen Angara. Mit einem datierten Alter von 1-1,5 Mio. Jahren und einem Versiegen des Abflusses vor ca. 300.000 Jahren lässt sich folgende Abflusschronologie vermuten: Es gibt einen Abfluss des Baikalsees im Lena-Gebiet. Durch Geotektonik hebt sich das Westufer des Sees sehr langsam. Der Abfluss im Lena-Gebiet wird durch die Hebung abgeschnitten, der Pegel des Baikalsees steigt um etwa 180 m an, worauf sich der Baikal seinen Abfluss im Gebiet des Irkut sucht (dieses Gebiet liegt 180 m höher!). Der Pegel sank wieder, und aufgrund tektonischer Störungen entstand die Angara als Abfluss des Baikalsees. Prof. Dmitriev berichtete im zweiten Vortrag über seine Feldarbeiten am Patoma-Krater im Norden des Baikalsees (ca. 1000 km nördlich von Irkutsk). Die von einer russischen Zeitschrift finanzierte Expedition führte in den Norden des Baikalsees, in das PatomaGebirge. Es nahmen sechs Wissenschaftler und sechs Journalisten an der Expedition teil. Es gibt verschiedene Entstehungshypothesen des Kraters, die uns von Prof. Dmitriev vorgestellt wurden. Der Krater ist sehr komplex aufgebaut: Er erreicht eine Höhe von 35 m, der Durchmesser des oberen Rings beträgt 85 m. In der Mitte findet sich eine Erhöhung, die etwa 1/3 des Kraterdurchmessers einnimmt. Zudem läßt die Form des Kraters eine „Einschlagsrichtung“ vermuten. Diese Tatsachen sprechen für einen Meteoriteneinschlag. Über dem Krater wurde eine magnetische Anomalie gemessen, allerdings keine Radioaktivität. Die Bäume in der näheren Umgebung des Kraters wurden dendrochronologisch untersucht Abb. 3.1: Der Patoma-Krater. (Foto: Geißler) und es ergab sich ein Alter von ca. 200 Jahren. Damit kann der Krater nicht in Zusammenhang mit dem Tunguska-Ereignis, einem Meteoriteneinschlag in der sibirischen Taiga am 30. Juni 1908, stehen. Allerdings liegt keine Sortierung der Fragmente vor. Dies spricht für eine kurze Einschlagdistanz und widerspricht somit der Theorie eines Impact-Phänomens. 10 Baikalsee-2006 Es wurde diskutiert, ob der Krater ein eingestürzter Pingo oder endogenen Ursprungs sein könnte. Auch diese Hypothesen konnten nicht bewiesen werden, da Pingos ebene Flächen benötigen, die Fläche vor Ort aber um 30° geneigt ist, und es keinen Vulkanismus in der Umgebung gibt. Am Nachmittag besuchten wir die Höhle Metschta in der Tazheranzkoe- Steppe. Die Höhle gilt als die längste der Region. Ihre Längenangaben variieren jedoch von ca. 830- 900 Metern. Die Tiefe beträgt ca. 60 Meter. Die Höhle stellt sich als weit verzweigtes Gängesystem dar mit einer Vielzahl an Formen von Kalzitkristallen und Eisskulpturen. Der Name Metschta bedeutet Traum. Abb. 3.2: Eingang der Höhle (Foto: Venzl-Schubert) Jeder einzelne „Raum“ in der Höhle hat einen eigenen Namen. Nach dem man die enge, steile und mit Eis überzogene Passage des Einganges überwunden hat steht man in dem größten Raum der den Namen Metro trägt, da dieser wie ein Metrotunnel aussieht. Der Boden im Metrotunnel besteht zum Teil aus einem gefrorenen See (siehe Abb. 3.3). Abb. 3.3: Metro mit gefrorenem See (Foto: Venzl-Schubert) 11 Baikalsee-2006 Abb. 3.4: Der Metrotunnel (Foto: Venzl-Schubert) Nach der Metro gelangt man an das Krokodilsmaul, ein enger Durchschlupf der nur im liegen überwunden werden kann. Dieser führt in das Kamasutra, ein Teil der Höhle der in etwa 5 Meter lang ist und nur in gebückter Haltung durchquert werden kann. Der Name Kamasutra geht darauf zurück, das man in diesem Abschnitt beweglich sein muss, um hindurch zu kommen. Abb. 3.5: Durchgang zwischen Krokodilsmaul und Kamasutra (Foto: Venzl-Schubert) Nach dem Kamasutra gelangt man in den Thronsaal vom Gott der Dunkelheit. Dieser Raum hat seinen Namen daher, weil eine Gesteinsformation einegewisse Ähnlichkeit mit einem Thron aufweist. An dieser Stelle ist die Gruppe auf einem anderen Weg zurück gegehrt. Der Thronsaal führt noch weiter, jedoch ist dieser Teil der Höhle nicht ausreichend erforscht. Der Rückweg führte über den Temperaturwechsel, ein Anstieg von etwa 7-8 Metern, zurück in die Metro. Der Name kommt zustande da an dieser Stelle das Wasser nicht gefroren ist. Die Höhle hat hier eine Temperatur von wenigen plus Graden. Der Abstieg auf der anderen Seite führt wieder in die Metro zurück die, wie oben schon erwähnt, Minusgrade hat. 12 Baikalsee-2006 4. Tagesbericht vom 08. August 2006 von Florian Schröder und Gregor Golabek Nach dem Frühstück begaben sich die Exkursionsteilnehmer in den Vortragsraum des Campingplatzes, um dort Vorträge von den Professoren der gastgebenden Technischen Universität Irkutsk zu verfolgen. Themen waren die Sedimentationsgeschichte des Baikalsees und die tektonischen Prozesse in der Region. Hierbei wurden die Ergebnisse seismischer Untersuchungen und von Bohrungen vorgestellt. Aus der Auswertung der Daten konnten Rückschlüsse auf die Entwicklung des Baikalsees innerhalb der letzten acht Millionen Jahre gezogen werden. Eine Erkenntnis war, dass zur damaligen Zeit der See durch den heute unter dem Wasserspiegel befindlichen Akademischen Rücken in einen nördlichen und südlichen See zweigeteilt sein musste und daher Flüsse wie der Barguzin zu jener Zeit weit in den heutigen See vorgelagerte Deltas aufweisen mussten. Auch konnten die Messergebnisse zeigen, dass der Durchbruch zwischen den beiden Seen vor 3,5 Millionen Jahren mit hoher tektonischer Aktivität in der gesamten Baikalregion korreliert, die auch für die in den gleichen Zeitraum fallende Entstehung des Kleinen Meeres zwischen dem Nordufer des heutigen Sees und der Insel Olchon, verantwortlich ist. Auch wurden Daten, die auf Rückschlüsse auf lokalen Vergletscherung und Seespiegelvariationen erlauben, präsentiert. Weitere Themen der Vorträge waren die Exploration und eventuelle spätere Förderung und Nutzung von Gashydratvorkommen unter dem südlichen Teil des Baikalsees. Eine Vielzahl von natürlichen Quellen in bestimmten Bereichen des Sees, die durch biologische Abbauprozesse gespeist werden, lassen für die Zukunft auf eine mögliche Nutzbarmachung hoffen. Durch die das gesamte Jahr konstant niedrige Wassertemperatur des Sees von 3,5° C ab 50 Meter Tiefe sind die Gashydrate dort stabil. Die technische Umsetzung der Förderung muss in den nächsten Jahren noch geklärt werden, da die Hydrate an der Oberfläche bei steigender Temperatur ihre Stabilität einbüßen. Anschließend folgten mehrere Kurzfilme, auf denen vergangene Messkampagnen der Universität zur Erforschung der Gashydratlagerstätten dokumentarisch gezeigt wurden. Abb. 4.2 : Marmorprobe. Am Nachmittag schloss sich eine geologische Wanderung zu einer ungefähr fünf Kilometer entfernten Landzunge in der uns nächstgelegenen Bucht des Baikalsees an. 13 Baikalsee-2006 Im Rahmen dieser Wanderung wurden die verschiedenen Gesteine entlang der Wegstrecke betrachtet und diskutiert. Daraus wurden Rückschlüsse auf die Entwicklungsgeschichte der Baikalriftzone gezogen. Abb. 4.2: Amphibolit-Dünnschliff mit dunklen Eklogit-Einlagerungen Besonders auffällig sind in diesem Bereich Eklogite und Amphibolite, hochmetamorphe Gesteine, die bei hohen Temperaturen (T>500°C) und Drücken, die in etwa dreißig bis vierzig Kilometern Tiefe vorherrschen, gebildet werden. Diese deuten auf das Vorliegen einer fossilen Subduktionszone, einer ehemaligen Kollisionszone zwischen Amurischer Platte und Sibirischem Kraton vor der Entstehung des Baikalrifts, in der Gegend hin. Diese These wurde ebenfalls durch Funde von Diatexiten - Gesteinen, die eine starke Aufschmelzung erfahren haben – bestätigt. Abb. 4.4 Diatexit-Dünnschliff 14 Baikalsee-2006 5. Tagesbericht vom 9. August 2006 von Thedda Hänssler und Christian Bittsche Seefahrt Abfahrt der ganztägigen Seefahrt auf dem umgebauten Fischerboote „ “ mit Zwischenhalt auf der Insel Olchon war um 9 Uhr von der Anlegestelle am Strand der Kurkumskaya Bucht, nur wenige hundert Meter vom Ferienlager Chaika entfernt. Bei blauem Himmel mit nur leichter Bewölkung und wenig Wind legte man nach ca. 2 Stunden Fahrt an der Insel Olchon an. Nahe der Anlegestelle gelangte man an einen Steilhang mit einer künstlich angelegten Hangrutschung. Der Hang ist als Modellhang präpariert worden und zeigt eine Sedimentationsabfolge des Jungtertiärs von Miozän und Pliozän die als Zeitskala International akzeptiert ist. Im Jungtertiär vor ca. 25-8 Ma BP existierten unterschiedliche kleinere Seen, bevor das Gebiet im Quartär anfing sich abzusenken und ein großer See sich bilden konnte. Das Profil zeigt eine stratigrapische Abfolge limnischer Sedimente aus dem Miozän die durch Sedimente des Pliozäns überlagert sind. Die unregelmäßige Schichtung im Miozän weist auf Sedimentationsstörungen hin. Die kantigen Gesteine in den pliozänischen Sedimenten sprechen für eine terrestrische Ablagerung. Demnach muss dieser Teil der Insel im Pliozän überhalb des damaligen Wasserspiegels gelegen sein. Ein weiteres Profil, etwas weiter im inneren der Insel, stellt eine halbkreisförmige Abrutschung eines ehemals kuppelförmigen Erdhügels dar. Hervorgerufen durch eine Wasserübersättigung des Bodens, kam es, nach überschreiten des kritischen Neigungswinkels, zur Abrutschung. Pliozän Miozän Abb. 5.1: Insel-Olkhon. 15 Baikalsee-2006 Abb. 5.2 : Bodenrutschen Die Sedimente stammen aus dem Pleistozän und sind unter terrestrischen Bedingungen abgelagert worden. In den weißen Schichten des Profils finden sich Knochenfragmente, die ca. 1 Ma und älter sind. Nach der Rückkehr zum Boot ging die Fahrt weiter in nordöstlicher Richtung entlang der Küste der Insel Olchon. Eine Veränderung der Vegetation war auf der Fahrt zu beobachten. Während der westliche Teil der Insel aus kargem Grasland besteht, dominieren im östlichen Teil Wälder das Erscheinungsbild. 16 Baikalsee-2006 Abb. 5.3 : Marmorfelsen. Die Fahrt führte an dem Berühmten Schamanenkap oder auch Schamanenfelsen der Insel Olchon vorbei. Mit zwei Spitzen aus Kalkmarmor erstreckt sich der Felsen auf einer Landzunge ins Kleine Meer hinein. Über Jahrhunderte stellte dieser Ort die wichtigste Pilgerstätte der rund um den Baikal lebenden Burjaten dar, zu der nur die auserwählten Schamanen Zugang hatten. Zugleich wurde der Ort aber auch als Opferstätte genutzt. Nach der Überquerung des Kleinen Meeres ging die Fahrt entlang der Nordküste wieder zurück. Das Gebirge der Nordküste ist stark von Flüssen durchschnitten. Am Fußende des Bergrückens erstrecken sich mehrere Flussdeltas in den See hinein. Die Rückkehr ins Lager erfolgte um ca. 17 Uhr. 17 Baikalsee-2006 6. Tagesprotokoll vom 10. August von D. Dörner und R. Ventzl-Schubert Am 10.08.2006 stand eine geologische Exkursion in die Schlucht Barun-Khall auf dem Programm. Das heißt in der Sprache, der hier ansässigen Burjaten ‚rechte Seite’. Dabei sollten die Topographieformen und die geologischen Merkmale entlang des Exkursionsweges diskutiert werden. Der LKW des Instituts brachte uns zum Lager Tschernorud. Dort werden jährlich die geophysikalischen Praktika der Universität Irkutsk durchgeführt. Auf dem Weg dorthin, hielten wir in dem kleinen Ort Tschernorud und unsere russischen Begleiter kauften Abb. 6.1: Der LKW der Universität Irkutsk Abb. 6.2: Innenansicht des LKWs Verpflegung ein. Zu dem Ort führte zwar eine Schotterstraße, doch im Ort selber gab es nur noch einen langen Platz. Entlang dieses Platzes waren rechts und links Häuser und mit Zäunen eingefriedete Gehöfte aufgereiht. Er war mit Gras bewachsen und in der Mitte befand sich eine Fahrspur. Ein Teil des Platzes wurde von einer „Eishockeyarena“ begrenzt. Sie war von einer brusthohen Holzwand umgeben und jahreszeitlich bedingt eisfrei. An einer Seite, befand sich eine dreistufige kleine Tribüne. Bei den Häusern handelte es sich um Blockhäuser, die mit bemalten Fensterrahmen verziert waren. Als nächstes hielten wir im Lager der Universität an. Hier sollten wir ursprünglich wohnen, doch zur gleichen Zeit war eine Gruppe Chinesen ebenfalls zu Gast bei der Universität. Deshalb wohnten wir im Campingdorf Tschaika direkt am See. Abb. 6.3: Die Dorfstraße von Tschernorud 18 Abb. 6.4 : Die Arena von Tschernorud Baikalsee-2006 Wir unternahmen einen kleinen Rundgang durch das Lager, betrachteten die zahlreichen allein stehenden Holzhäuschen und besichtigten das Haus einer Mitarbeiterin. Sie arbeitet und wohnt, während der Sommermonate hier. Es war sehr einfach eingerichtet, besaß vier kleine Zimmer und eine Küche. Außerdem einen großen, gemauerten Ofen. Gemeinschaftstoiletten befanden sich, wie auch in Tschaika außerhalb der Häuser. Die Toiletten bestanden einfach aus ausgehobenen Gruben, über die eine Holzhütte gebaut wurde. Die Begehbarkeit der Gruben wurde noch durch Holzbohlen verbessert, damit ein sicherer Stand über den Gruben gewährleistet war. Abb. 6.5 : Das Feldlager der Universität von Irkutsk in Tschernorud. Abb. 6.6 : Durch Pilze abgestorbene Bäume im Bereich einer geologischen Störung. Abb. 6.7 : Russische Rikscha zum Lastentransport Weiter sahen wir einen Ofen zum Kalträuchern von Fisch. Der Rauch wurde in einer Feuerstelle ca. 3 Meter vom der Räucherkiste entfernt erzeugt und durch einen Art Röhre dort hingeleitet. Nach der Besichtigung stiegen wir wieder in den LKW ein und fuhren noch ein ganzes Stück das Tal hinauf. Der Fahrweg war so schmal, dass die Zweige der Bäume in das Wageninnere schlugen und wir die Fenster schließen mussten. Am Ende des Fahrwegs stiegen wir aus. Am Halteplatz fanden wir eine ‚russische Rikscha’, eine aus Birkenstämmen zusammengezimmerte Vorrichtung, mit der Lasten transportiert werden. Prof. Kononov wies uns darauf hin, dass es auf unserem Weg außer Mücken und Zecken auch Schlangen gäbe, und forderte uns auf, uns zu unserem Schutz nicht auf Steine oder Bäume zu setzen, hintereinander zu laufen und auf dem Pfad zu bleiben. 19 Baikalsee-2006 Um 10:30 Uhr begannen wir mit dem Aufstieg durch den Wald. Es handelte sich um einen Taigawald mit seinen typischen Vegetationsstockwerken. Von einigen wenigen Nadelbäumen abgesehen, bestand er hauptsächlich aus Birken. Am Vortag hatte es stark geregnet und die Luft war schwül und feucht. Im Wald gab es nicht einen Luftzug und zumindest der erste Teil des Wegs war sehr steil. Nach einer Viertelstunde erreichten wir eine Schneise aus umgefallenen Abb. 6.8: Vorrichtung zum Kalträuchern von Fisch abgestorbenen Bäumen. Die Schneise verlief entlang einer Störung, aus der Gase aufsteigen, welche die Bäume schädigen, das Pilzwachstum beschleunigen und schließlich zum Absterben der Bäume führen. 11:00 Uhr. Nach einer weiteren Viertelstunde nahm die Steigung deutlich ab. Wir führten das auf stärkere Erosion infolge anderen Grundgesteins zurück. Während im weiter unten gelegenen Teil der Untergrund aus Amphiboliten und Pyroxeniten bestand, fanden wir dort oben Quarzite. Sie sind weniger stabil, reagieren stärker mit Wasser und verwittern deshalb schneller. Entlang unseres Weges fanden wir Preiselbeeren, die jedoch noch nicht reif waren, Abb. 6.9 : Die Heilpflanze Wodan Abb. 6.10: Tschaga, ein Tumor der Birke, der zur Herstellung von Tee verwendet wird. Heidelbeeren, Rhododendronbüsche, eine Heilpflanze namens Wodan und Tschaga, einen Baumtumor der Birke, der im Frühjahr gesammelt und zu Tee verarbeitet wird. 20 Baikalsee-2006 Abb. 6.11: Hammer zum Ernten der Zedernzapfen Ein wichtiger Erwerbszweig im Taigawald ist die Gewinnung von Zedernöl. Es eignet sich hervorragend für optische Geräte, denn es hat den gleichen Brechungsindex wie Glas und wird zur Verbindung von Gläsern verwenden. Mit großen Holzhämmern schlägt man gegen die Stämme der Zedernbäume und sammelt die herabgefallenen Zapfen auf. Dann schlägt man mit einem anderen Hammer die Samen aus den Zapfen heraus. Anschließend werden die Samen in einer einfachen Mühle zerquetscht. Das Öl wird in Blechgefäßen aufgefangen und ins Tal gebracht. Abb. 6.12 : Ein ausgeklopfter Zedernzapfen Abb. 6.13: Mühle zum Ausquetschen der Zedernsamen Dieser Ort mit der Ölmühle war auch der Rastplatz, an dem wir zu Mittag aßen. Wir erreichten ihn gegen 12 Uhr. Während einige Teilnehmer sich um das Feuer für die Teezubereitung und das Essen kümmerten, stiegen andere auf eine Felsenspitze, die aus dem Wald herausragte. Von da aus konnte man den Promorski Range und das Maloe More des Baikalsees überblicken. Abb. 6.14: Fachgerechtes Anzünden des Lagerfeuers 21 Abb. 6.15: Teekochen in der Taiga Baikalsee-2006 Die Bergspitze bestand aus größeren und kleinen Steinen, die wie wahllos übereinander getürmt aussahen und dicht von Flechten überzogen waren. Es handelte sich um Augengneise. Augengneis entsteht, wenn Granite, feldspatreiche Sandsteine oder Grauwacken einer hochgradigen Metamorphose bei ca. 450º C und 3–4 kbar Druck unterzogen werden. Er enthält Granat, Quarz, Glimmer, Biotit oder Amphibolit und Feldspat. Durch hohen Druck und Temperatur lösen sich die Minerale und kristallisieren neu. Da Feldspäte bereits bei höheren Temperaturen auskristallisieren als andere Minerale, können sie relativ große idiomorphe Kristalle bilden. Durch Scherkräfte, die auf das Gestein wirken, werden die Feldspatkristalle deformiert. Sie werden in die Länge gezogen und bilden Fortsätze. Bei fortdauernder und stärkerer Scherung können die Feldspatkristalle sogar gedreht werden. Der Primorski Range entstand im frühen Mesozoikum, als Ozeanboden unter den sibirischen Kraton subduziert wurde und Mikrokontinente mit ihm kollidierten. Dabei wurden die Sedimente des Kratons, die sich auf dem Ozeanboden oder dem Schelf davor Abb. 6.16: Verformung von Feldspatklasten durch abgelagert hatten, und die Mikrokontinente Scherkräfte im Augengneis zu einem Orogen aufgeschoben. Im Laufe 22 Baikalsee-2006 dieser Orogenese wurden die Sedimenten und Gesteine in Tiefen bis zu 15 km transportiert und dabei sehr hohen Drücken und Temperaturen ausgesetzt. Dabei wurden sie in metamorphes Gestein transformiert. Als Folge von Verwitterung wurde der massive Fels in kleinere und größere Steine zerlegt. Tektonische Risse in Gestein wurden verbreitert und führten zum Zerbrechen. Da die erosive Wirkung an hervorstehenden Ecken und Kanten größer ist, wurden diese nach und nach abgerundet. Nach dem Essen und einer Verschnaufpause begannen wir gegen 14:30 Uhr den Rückweg. Gegen 15:45 Uhr erreichen wir die Lichtung und fast zur gleichen Zeit erscheint auch unsere LKW. Doch bevor wir zurück fuhren, schauten wir uns noch einen weiteren Aufschluss an. Abb. 6.17: Aufschluss mit Abschiebungsspuren Abb. 6.18: Harnische zeigen die Abschiebung von Olchon In 600 m Höhe fanden wir nach einem Weg von 10 Min. an der steilen Bergflanke deutliche Spuren einer Abschiebung. Wir sahen Harnischspuren, die nach unten zum Riftgraben zeigten, Spalten, in denen das massive Gestein zu scharfkantigen kleinen Stücken verrieben wurde, so genannte Störungsbrecchien, und Riedelsche Scherzonen, die entstehen, wenn die Richtung der die Scherung bewirkenden Kraft und die Bewegungsrichtung der Abschiebung voneinander abweichen. Nach diesem letzten Abstecher liefen wir durch eine Wiese voller Edelweiße wieder zum Bus und fuhren zum Campingdorf Tschaika zurück. 23 Baikalsee-2006 Abb. 6.19: In Deutschland unter Naturschutz, wächst das Edelweiß hier auf einer Wiese in großer Zahl. 24 Baikalsee-2006 7. Tagesbericht: 11.08.2006 von Markus Felberund Kristina Tietze Nach dem Frühstück fand wie gewohnt die Abfahrt zu einer Tagesexkursion statt. Die Exkursion am 11.08.2006 beinhaltete mehrere Abschnitte, die im folgenden Erläutert werden. 7.1 Feldlager: Start der Exkursionen war ein Feldlager der Uni Irkutsk in der Nähe des Dorfes Chernoroud. Trotz schlechtem Wetter (Gewitter) lernten wir das Feldlager und seine Aufgaben kennen. Das Feldlager wurde einst durch eine Expedition zum Auffinden von Uran-Erz erbaut und später durch die Universität Irkutsk für Feldpraktika genutzt. und liegt am Fuße des Primorsky-Ridge, im Barun-Khal-Tal. Geologisch gesehen liegt das Tal in der granulitischen Chernoroud-Zone. Man findet sehr viele metamorphe Gesteine wie Marmor und Gneis. Abb. 7.1 : Feldlager Chernorud. 7.2 Bul-Durun: Die Exkursion führte uns weiter durch das Gebiet Bul-Durun. Hier fanden Studenten und Wissenschaftler Schlackenreste, deren Herkunft man sich nicht erklären konnte. Die Schlacken wurden auf magnetische Eigenschaften überprüft und ihre einzelnen Bestandteile untersucht. Die magnetischen Eigenschaften wurden in Abhängigkeit mit der Temperatur gestellt und man vermutete anhand der Ergebnisse, dass es sich um Reste eines Meteoriten handeln könnte. Nachdem man jedoch genauer die stoffliche Zusammensetzung betrachtete konnte dies ausgeschlossen werden und man führte den Ursprung auf die Reste der Metallurgie zurück. Zu bemerken ist, dass alle auffindbaren Schlackenreste etwa dieselbe Größe haben. So fand man mit der Zeit diverse Gruben und Feueröfen und konnte so die Theorie bestätigen. Altersuntersuchungen führen letztendlich dazu, dass die Metallurgie in Bul-Durun mehrere hundert Jahre früher als im restlichen Baikal-Gebiet angefangen hat. Abb. 7.2 : Fundort der Schlackenreste. 7.3 Gräber: Die Exkursion diente auch zum besseren Verständnis der regionalen Traditonen. So bekamen wir einen kleinen Einblick in die Religion, den Schamanismus, indem wir mehrere so genannte Schamanenbäume auf unserem 25 Baikalsee-2006 Weg kreuzten, wie auch eine heilige Quelle. Desweiteren führte die Exkursion zu einer alten Grabesstätte. Man findet überall in der Region alte Steinhügelgräber. Diese Gräber sind mehrere hundert Jahre alt und alle in einer Richtung orientiert. Heute nutzt die Bevölkerung aber auch abgegrenzte Gebiete als Friedhof, so dass es keine neuzeitlichen Hügelgräber mehr gibt. Abb. 7.3: Alte buryatische Gräbe. 7.4 Bergseen: Zu guter Letzt wanderten wir noch über eine mittelgroße Hügelkette zu zwei Bergseen. Besonderesist die Bodenstruktur der Seen, die einer Untertasse ähneln. Die Herkunft der beiden Seen ist unbekannt und befindet sich noch in der Erforschung. Abb. 7.4: Bergseen Khoboj. 26 Baikalsee-2006 8. Tagesprotokoll zum 12.08.06 von Tobias Kepper und Ulf Riediger An diesem Exkursionstag war es stark bewölkt und es nieselte. Der Luftdruck war niedrig und lag bei einem Wert von 1003 hPa. Tiefdruckeinflüsse herrschten am Vormittag, während es sich nachmittags aufklarte und eine Zunahme des Luftdrucks anzunehmen ist. Nachdem am 11.08.2006 im Camp über längere Zeit der Strom ausgefallen war, hatten wir am Morgen dieses Tages wieder Elektrizität und konnten so wie geplant die Präsentationen von Prof. Dr. Nikolai Kozhevnikov über elektromagnetische Messungen und deren Ergebnisse im Raum Chernorud hören. Als erstes stellte er uns zwei Profile vor. Das erste Profil verläuft vom Primorstky Ridge über Chernorud und Höhle „Metschta“ zum Baikalsee. Die Ausrichtung dieses Profils ist weitestgehend von Nordwest in Richtung Südost. Vorrangegangene Messungen erfolgten hier über eine Länge von 12 km. Hauptsächlich trifft man in dieser Zone Granite an, welche um Chernorud in der Nähe von Störungen durch Metamorphite teilweise abgelöst werden. Entlang dieses Profils wurden elektromagnetische Messungen durchgeführt, wobei Metamorphite, Granite und Kalkstein typische Werte aufweisen. Zudem sind hohe Werte zum Teil auf Falten zurückzuführen. Die in der Präsentation abgebildeten Messwerte der Elektromagnetik weisen einige Anomalien mit starkem positiven Ausschlag in der Nähe des Camps Chernorud auf. Durch die stark unterschiedlichen Werte zur Umgebung entschloss man sich dazu Ausgrabungen im Barun Valley durchzuführen. Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass die Anomalien alt und anthropogenen Ursprungs sind. Denn laut Prof. Kozhevnikov handelt sich dabei um frühzeitliche Schmelzöfen, in denen Eisen gewonnen wurde. Die starken Ausschläge werden durch Eisenrückstände in den Schlacken (Produktionsabfälle), die in der näheren Umgebung zurückblieben, während das gewonnene Eisen verarbeitet wurde, verursacht. Hier findet man des weiteren schwarze Bodenschichten, die auf Kohlerückstände hindeuten („black & orange layer“). Bei den ersten Ausgrabungen sah man, dass es 5-6 erhaltene Ofen sind. Das Alter wird auf 2300 – 1700 BP geschätzt. Das Besondere dieser Öfen ist die für frühzeitliche Schmelzöfen ungewöhnliche Bauart. In anderen Regionen der Welt wurden die Öfen der damaligen Zeit aus Stein gebaut. Hier fand man sie in den Boden gegraben vor. Eine mögliche Erklärung dafür ist das anliegende sehr harte Granitgestein, das sich gut für solche Zwecke eignet. Man fand mehrere Öfen im Kreis angeordnet vor und stellte sich die Frage nach der nötigen Belüftung. Eine Antwort darauf könnte sein, dass sie durch Blasebälger, die über die Jahre verrottet sein könnten, angeheizt wurden. Ein kleiner Teil des Gebietes, in dem man anthropogen Überreste fand, ist untersucht, der Rest ist bisher unerforscht. Das Forschungsgebiet soll in Zukunft erweitert werden, um einige Spuren negativer Ausschläge zu untersuchen. In der zweiten Präsentation ging es vermehrt um Chemie und Magnetismus der Schlacken. Dabei war festzustellen, dass viel Eisen, wenig Nickel, und zum Teil viel Mangan vorzufinden ist. Leider konnten keine isotopischen Untersuchungen vorgenommen werden, da keine Gerätschaften vorhanden sind. Auch diese Ergebnisse deuten auf den anthropogenen Einfluss in diesem Gebiet hin. Die dritte Präsentation befasste sich mit dem rätselhaften Ursprung der beiden runden Seen „Olbo“ westlich von Chernorud. Es handelt sich dabei um zwei annährend kreisrunde Seen in einer Senke gleich hinter „Tomota Ridge“. Die Denudationsfläche liegt laut Prof. Dr. Kozhevnikov auf ca. 30 Meter über der Seeoberfläche, wobei die Frage nach dem Ursprung der Senke bzw. dem Verbleiben des abgetragenen Hangmaterials sich stellt. Am Boden der Seen befindet sich zwar grober Sand mit ca. 60cm Sedimentmächtigkeit, jedoch kann dies nur Restmaterial sein, keinesfalls aber die Gesamtmenge des erodierten Materials. Es gibt nun 27 Baikalsee-2006 verschiedene Hypothesen über den Verbleib dieser Sedimentmenge. Eventuell bestand früher ein alter Fluss/Abfluss, der das Material in den Baikal-See abführte. Hierbei ergibt sich aber das Problem, dass die beiden „Olbo“ Seen auf sehr niedrigem Niveau liegen, so dass das Material hangaufwärts transportiert geworden sein müsste. Diese Hypothese ist daher also nur für einen Teil der Seegenese schlüssig, nämlich der Anfangszeit. Die Möglichkeit eines glazialen Materialtransports ist ebenfalls auszuschließen, da es in diesem Bereich keine Anzeichen einer Vergletscherung gibt. Eine plausible Erklärung könnten Eisblöcke darstellen, die auf der ursprünglichen Denudationsfläche lagen und das unter ihnen liegende Sediment kompaktierten. Allerdings bekräftigen die zu geringen Seesedimentmächtigkeiten diese Erklärung nicht. Ähnliche Formen sind in Kalkgesteingebieten als typische Karstformen zu finden. Das untersuchte Gebiet weist jedoch kein Kalkgestein auf. Nach den Präsentationen bewegten wir uns in Richtung Norden. Das Ziel war die SamaSchlucht, die in einer größeren Störungszone liegt, welche sich weitergehend entlang dem angrenzenden Flußdelta bis zur gegenüberliegenden Bucht zieht. An der Stelle, wo die Schlucht plötzlich endet und in das Flussdelta überläuft, wurden Gesteinsproben genommen und die Genese des Gesteins beleuchtet. An diesem Punkt waren Muskovit-Quarzit und Diabas vorzufinden. Bildung des Diabas (Ozeanbodenmetamorphose mit hoher Temperatur [Vulkantätigkeit]) + H20 Amphibol Pyroxen Olivin Plagioklas + H20 Chlorid Talk + H20 Diabas Sarizit Zusammenführung von Moskovit-Quarzit und Diabas Moskovit-Quarzit Diabas untermeerische Klastika (Turbidit, Strandsand) alterierender (chem. und physik. umgewandelt) Basalt u.U. MORB (Mittel-ozeanischer Rücken-Basalt) Kontinental (Sib. Kraton) Ozeanisch (Amur-Platte) Subduktion „tektonische Melange“ Innerhalb der Subduktion wurden beide Platten aneinander gerieben und das Gestein wurde abgehobelt, in die Tiefe gezogen und vermischt (Melange). Durch Tektonik verursacht, bezeichnet dies als tektonische Melange. 28 Baikalsee-2006 9. Tagesprotokoll vom 13.8.2006 von Carolin Böse und Tina Hoppe Geomagnetische und radiometrische Messungen in der Umgebung des Feldlagers Chernorud 9. 1. Einführung in das Untersuchungsgebiet Die geophysikalischen Messungen erfolgten im Barun Khall Valley, nördlich und östlich des Feldlagers Chernoroud unter Leitung von Prof. Kozhevnikov der Technischen Universität Irkutsk. Ziel der radiometrischen und geomagnetischen Untersuchungen dieses Tages war es, die in den vorhergegangen Tagen anhand von Geländebegehungen mit Aufschlussaufnahmen festgestellten geologischen Unterschiede mit geophysikalischen Methoden entlang zweier Profillinien zu untersuchen. Des weiteren soll durch die Querung einer bekannten Anomalie, die auf eisenzeitliche Öfen zurückzuführen sein könnte, die magnetischen und radiometrischen Eigenschaften dieses Platzes erneut bestimmt werden. Folgende Karte zeigt die großräumige Lage des Messgebiets: Abb. 9.1: Lage des Untersuchungsgebiets, aus: KOCHNEV, A. P. et al. (2004): 82-92 9.1.1 Vegetation Die potentiell natürliche Vegetation im Untersuchungsgebiet entspricht dem borealen Wald der Taiga, das heißt in der Baumschicht dominieren Kiefern, Birken und Lärchen. Die Krautschicht ist sehr heterogen, als Beispiel sind Heidelbeeren, Preiselbeeren und Rhododendron zu nennen. Allerdings ist anzumerken, dass die Messungen in einem Bereich anthropogener Einflussnahme durchgeführt wurden, so dass die eher lichte Vegetationsbedeckung nicht dem natürlichen Bild der Taiga entspricht. 29 Baikalsee-2006 9.1.2 Tektonische und geologische Situation Das Barun Khall Valley befindet sich im Bereich des Halbgrabens, der die Primorski Range im Westen von der Tomota Range und deren nördlicher Fortsetzung, der Olchon Insel im Osten, trennt. Innerhalb des Halbgrabens erfolgte die känozoische Grabenbildung des Barun Khall Valley senkrecht zur Primorski Störung, wie in der rechtsstehenden schematischen Zeichnung erkennbar. Wie nachfolgende geologische Karte der Region Karte zeigt, dominieren im oberen Drittel des dargestellten Ausschnitts Gesteine, die unter einer HochtemperaturMetamorphose und unter mittleren Druckverhältnissen, entsprechend den Abb. 9. 2: Tektonische Situation im amphibolitfaziellen Bedingungen, entstanden. Untersuchungsgebiet, eigene Darstellung. Das Anstehende setzt sich folglich überwiegend aus Amphiboliten, biotit- und amphibolreichen Gneisen sowie granathaltigen Gneisen (ul, nzh, kch, tg1+2, mh3) zusammen. Die amphibolitfazielle Metamorphose kann den Druckund Temperaturbedingungen, die während der Hauptdeformationsphase herrschten zugeordnet werden. Der mittlere Bereich der Karte wird von Amphibolen und Gneisen mit geringen Graphitanteil bestimmt. Graphitische Quarzite, Marmor, Schiefer und graphitische Gneise, die die untere Hälfte der Karte bestimmen, entstammen einer niedriggradigeren Metamorphose, genauer gesagt bildeten sie sich unter grünschieferfaziellen Bedingungen. Vermutlich ist ihre Genese auf prädeformative Subduktionsprozesse zurückzuführen, unter denen die Bedingungen der grünschieferfaziellen Metamorphose erreicht werden. Wie die Karte zeigt, sind in der Region auch Bereiche mit Gesteinen vulkanischer Genese vorhanden. Dabei ist zu vermuten, dass der Granit prädeformativ intrudierte und durch Erosion der Gesteine im Hangenden nun an die Oberfläche tritt. Des weiteren sind Zonen der Granitisierung erkennbar. Die in grün dargestellten Bereiche der Pyroxene und GabbroPyroxene könnten hingegen vermutlich postdeformative vulkanische Durchschüsse känozoischen Alters darstellen. 30 Baikalsee-2006 Abb. 9.3: Großräumige geologische Übersicht der Region, aus: KOZHEVNIKOV, N. O. et al: (2004): 236, verändert. Im Hinblick auf die geomagnetischen Messungen ist allgemein festzustellen, dass sich Amphibolite aufgrund ihres hohen Gehalts an Fe-reicher Hornblende durch hohe geomagnetische Messwerte auszeichnen. Glimmer- und somit ebenfalls Fe-enthaltende Gneise weisen eine mittlere Magnetisierung auf. Marmor hingegen zeigt in geomagnetischen Messungen nahezu keine Ausschläge. 9.2. Methoden 9.2.1 Geomagnetik Die Magnetfeldmessungen wurden mit einem Protonen-Präzessionsmagnetometer durchgeführt. Dieses ist ein Instrument zur Absolutmessung der Totalintensität des Erdmagnetfeldes. Da Protonen ein magnetisches Moment und einen Eigendrehimpuls (Spin) besitzen, erfahren sie beim Anlegen eines äußeren Polarisationsfeldes ein Drehmoment. Dieses Drehmoment erzeugt eine Änderung des Eigendrehimpulses der Protonen. Nach Abschalten des Polarisationsfelds fallen die Protonen für kurze Zeit in eine geordnete Präzessionsbewegung um die Richtung des Erdmagnetfeldes. Dabei rotieren sie mit einer Frequenz ωp. Diese ist nach ωp=ηp T direkt proportional zur Totalintensität des Erdmagnetfelds, wobei p das gyromagnetische Verhältnis darstellt, welches aus dem Spin und der Masse der Protonen berechnet werden kann. Eine Messsonde besteht aus einem Gefäß mit einer protonenreichen Flüssigkeit und einer Spule. Die Spule dient zur kurzzeitigen Erzeugung eines Magnetfelds, welches die Protonen in dem Gefäß in eine Richtung auslenkt, damit sie dann anfangen zu präzedieren und so wiederum eine Spannung in der Spule induzieren, deren Frequenz dann gemessen und zur Berechnung der Totalintensität benutzt wird. Ein Vorteil dieser Methode ist, dass keine mechanischen Teile zur Messung gebraucht werden, so dass Driftkorrekturen und Eichungen nicht notwendig sind. Allerdings kann man 31 Baikalsee-2006 nur die Totalintensität des Magnetfeldes und nicht dessen Vertikal- und Horizontalkomponenten bestimmen. Quellen des Magnetismus sind Gesteine, die Minerale wie Magnetit, Hämatit, Maghemit, Wüstit, Ilmenit und auch Rutil beinhalten. Diese magnetischen Minerale enthalten Eisenoxide, die eine induzierte und eine remanente Magnetisierung aufweisen. Die Magnetisierung, die sich aus diesen beiden Anteilen zusammensetzt, bestimmt das magnetische Moment des Gesteins. Die remanente Magnetisierung erfolgt bei Abkühlung des Gesteins unter die Curie-Temperatur, wobei das zu diesem Zeitpunkt herrschende äußere Magnetfeld „eingefroren“ wird. Die induzierte Magnetisierung entsteht durch das anliegende äußere Magnetfeld und ist diesem entweder entgegengerichtet (diamagnetische Stoffe wie Graphit, Quarz, Marmor und Dolomit) oder weist in dessen Richtung (para- und ferromagnetische Stoffe wie Granit, Basalt, Pegmatit und unreiner Dolomit). 9.2.2 Radiometrie Radiometrische Messungen werden meist durchgeführt, um das Alter von Gesteinen und Mineralen bestimmen zu können. Sie erlauben aber auch eine Unterscheidung der einzelnen Gesteinstypen, da diese aufgrund unterschiedlich großer Anreicherung von radioaktivem Material unterschiedlich viele Elektronen emittieren. Gammastrahlung entsteht als Folgeprodukt bei allen Zerfalls- und Umwandlungsprozessen und besitzt eine für jedes Isotop ganz charakteristische Energieverteilung mit typischen Energie-Peaks, die als so genanntes Gammaspektrum bezeichnet werden. Die Elektronenstrahlung hat im Boden eine Reichweite von mehreren hundert Metern und eignet sich somit für Untersuchungen des Untergrundes. Die Messungen der Gammastrahlung wird im Allgemeinen mit Szintillationszählern vorgenommen, kann jedoch auch mit den weniger empfindlichen Geiger-Müller-Zählrohren erfolgen. Da die meisten Tone das instabile Isotop 40K enthalten, unterscheiden sie sich deutlich von den strahlungsärmeren Sand- und Kalksteinen. Die Messung der Gammastrahlen zeigt also den 40K-Gehalt und damit den Tongehalt an. Wie die unten stehende Graphik zeigt, ist eine deutliche Gamma-Bodenstrahlung über Granit festzustellen, aber auch Tonstein und Gneis bewirken eine erhöhte Elektronenemission. Abb. 9.4: Typischer Verlauf der Gamma-Bodenstrahlung abhängig von der Untergrundbeschaffenheit, www.uni-bonn.de/~mvaldivi/Forschung/Publikation/radio02.html am 5.10.06. 32 Baikalsee-2006 Bei radiometrischen Messungen zur Ermittlung der GammaOrtsdosisleistung durch natürliche Umgebungsstrahlung in Hessen wurde festgestellt, dass alle Messstellen mit überdurchschnittlichen Messwerten in Gebieten mit einer erhöhten Radonkonzentration in der Bodenluft und gleichzeitig hoher Gasdurchlässigkeit des Bodens lagen. Diese erhöhte Strahlung ist zwar nicht direkt durch das Radon zu erklären, aber da Radon als radioaktives Zwischenglied in den Zerfallsreihen von Uran und Thorium und somit nur als Zerfallsprodukt auftritt, ist es ein Hinweis für radioaktive Prozesse, durch die wiederum oft Gammastrahlung entsteht. 9.3. Auswertung und Interpretation Rechtsstehender Kartenausschnitt zeigt eine Abb. 9. 5: Übersicht über die geologische Situation im Überlagerung der Abbildungen Messgebiet, aus: KOCHNEV, A. P. et al. (2004): 82-92, KOZHEVNIKOV, N. O. et al. (2004): 236, verändert. 1 und 3 und dient zur Übersicht über das untersuchte Gebiet. Er zeigt, welche Untergrundwechsel im Verlauf der beiden Profillinien gequert wurden. Aufgrund der relativen Ungenauigkeit der geologischen Hintergrundkarte wegen des sehr kleinen Ausgangsmaßstabes, wurde diese Abbildung für die nachfolgende Interpretation der Messungen nicht herangezogen, da eine geologische Karte mit größerem Maßstab und damit einer höheren Auflösung der Untergrundsituation vorliegt (vgl. Abb. 9.6). Die sich im folgenden anschließenden Ausführungen beziehen sich daher auf die nachstehende Karte, entsprechende Erläuterungen zur Legende sind dabei im Text zu finden. 33 Baikalsee-2006 Abb. 9. 6: Geologische Situation in der Umgebung des Feldlagers Chernoroud mit Lage der gemessenen Profile (Erläuterungen zur Legende im Text), aus: KOCHNEV, A. P. et al. (2004): 82-92, verändert 9.3.1 Profil BAIP Das zu Beginn aufgenommene Profil BAIP verläuft in Nordwest-Südost-Richtung entlang des (einzigen) Weges im Barun Khall Tal, welches mit quartären Sedimenten (1) gefüllt ist. Das erste Drittel des Profils ist durch recht steiles Gelände, bedeckt mit dichter Vegetation, charakterisiert. Es durchquert, wie in der Karte sichtbar, ein Gebiet, in dem Pyroxen und Amphibol anstehen und Zwischenschichten mit dolomitischem Marmor vorhanden sind (Bezeichnung in der Karte: AR2A). Die sich links und rechts an das Tal anschließenden Erhöhungen weisen zunächst Gesteine wie Amphibol, Pyroxen-Amphibol und Biotit-Amphibol in verschiedenen Zusammensetzungen auf (7). Im weiteren Profilverlauf schließt sich ein kleiner Bereich mit Quarzit, Dolomit, Granat-Biotit-Gneisen und Amphibol-Gneisen an (6), auf den ein größerer Abschnitt bestehend aus Pyroxeniten und Marmor (5) folgt. Diese Karteninformation bestätigte sich in den Handstücken des Anstehenden, die entlang der ersten 1,7 km des Profils gefunden wurden. Sie enthielten Biotit, Muskovit, Granat und Hornblende. Nach etwa zwei Drittel der Gesamtlänge knickt die Profillinie nahezu senkrecht zum bisherigen Verlauf nach Nordosten. Nach der Durchquerung des Feldlagers Chernorud der Technischen Universität Irkutsk erfolgt ein erneutes senkrechtes Abbiegen nach Südosten, dann verläuft das Profil wieder parallel zur östlichen Talflanke. Nach etwa 2300 m Profillänge zeigt sich eine im Vergleich zur Umgebung besonders starke negative Magnetfeldanomalie von 1500nT (vgl. Abb. 9.7). Diese scheint jedoch keinen Einfluss auf die radiometrischen Messungen zu haben. Vermutlich könnte Ultramagnetit einen solchen Einfluss bewirken, zur genaueren Beurteilung wären jedoch Bohrungen erforderlich. Dieser Bereich ist laut der geologischen Karte durch Gesteinsserien, bestehend aus Amphiboliten, Gneisen, Amphibol- und Biotit- Gneisen, sowie Graphit- Gneisen bestimmt (4), die von Marmorschichten (8) durchzogen werden. Entlang des Profils waren vor allem Amphibolit und Gneisstücke zu finden. Erst auf den letzten 300 m des Profils, die über eine Kuppe zum Kutschulga-Fluss führten (auf der Karte ist dieses Gebiet durch eine 34 Baikalsee-2006 gekennzeichnet), waren alternierende Schichten aus Gneis und Marmor sichtbar. Am Ende des insgesamt 2,75 km langen Profils konnte Diatexit identifiziert werden. Folgende Grafik zeigt den Verlauf der radiometrischen und geomagetischen Messwerte des ersten Profils BAIP: BAIP 61500 40 61000 35 60500 30 60000 25 59500 20 59000 15 58500 10 Magnetik 58000 0 500 1000 1500 2000 2500 Strahlung in µR Totalintensität in nT Radiometrie 5 3000 Entfernung in m Abb. 9. 7: Verlauf der radiometrischen und geomagnetischen Messwerte des Profils BAIP, eigene Darstellung. 9.3.2 Profil BAP Das BAP-Profil verläuft 1,15 km entlang des westlichen Grabenschulter des Barun Khall Tals in Nordwest-Südost-Richtung. Wie Abbildung 6 zeigt, wurde zu Beginn ein Bereich mit Quarzit, Dolomit, Granat-Biotit Gneisen und Amphibol-Gneisen (6) sowie Granit-PegmatitVorkommen (2) und Pyroxenite und Marmor-Kalziten (5) gequert. Im Gelände konnten Marmor, Pegmatit, sowie Marmor mit graphitreichen Lagen identifiziert werden. Im folgenden Verlauf quert das Profil ein Gebiet mit Amphiboliten, Gneisen, Amphibol- und Biotit-Gneisen, sowie Graphit-Gneisen (4), das wie auch auf der östlichen Seite des Tals von einer Marmorschicht (8) durchzogen ist. Im Gelände waren vor allem Quarzit und graphitführender Gneis und wiederum alternierende Bereiche, in denen Gneis und Marmor anstehen, sichtbar. Die letzten 400 m des Profils verlaufen im quartärüberdeckten Tal des Kutschulga-Flusses. Aufschlüsse des Anstehenden zeigten Diatexit an. Folgende Grafik zeigt den Verlauf der radiometrischen und geomagetischen Messwerte des zweiten Profils BAP: 35 Baikalsee-2006 62000 40 61500 35 Radiometrie 61000 30 60500 25 60000 20 59500 15 59000 10 58500 58000 1700 Magnetik Strahlung in µ R Totalintensität in nT BAP 1900 2100 2300 2500 2700 2900 5 3100 Entfernung in m Abb. 9. 8: Verlauf der radiometrischen und geomagnetischen Messwerte des Profils BAP, eigene Darstellung. Der deutliche Anstieg der radiometrischen Daten auf den letzten 200 m des Profils ist dadurch zu erklären, dass diese Werte auf einer leicht überschwemmten Wiese aufgenommen wurden. Da das Wasser in dieser Region stark radonhaltig ist, kann dies den deutlichen Anstieg der Umgebungs- und damit auch Gammastrahlung erklären. 9.4. Literatur Kochnev, A. P. et al. (2004): Ursachen der Unstetigkeiten in der Olkhon-Gesteinsserie und ihre Rolle für Erzenstehung // Ivestia Sibirskogo otdelenija, Sekzija nauk o Zemle. Geologie. Vol. 127. Irkutsk 2004, S. 82-92. Kozhevnikov, N. O. et al: (2004): Geoelectrical surveys in the Olkhon Region: Methods, results, and tectonic implications – in: Russian Geology and Geophysics, Vol. 45, S. 253265. www.uni-bonn.de/~mvaldivi/Forschung/Publikation/radio02.html am 5.10.06 36 Baikalsee-2006 10. Tagesbericht vom 15.08.2006 10.1 Das Mineralogische Museum der Technischen Universität Irkutsk Das Mineralogische Museum der Technischen Universität Irkutsk ist benannt nach Anatoli Vladimir Sidorov, der die Sammlung 1930 gründete. Das Sidorov-Museum gehört mit mehr als 35000 Exponaten zu den fünf größten mineralogischen Sammlungen in Russland. Der Großteil der Sammlungsstücke (80 Prozent) stammt aus Sibirien, die übrigen 20 Prozent kommen aus dem Rest der Welt. Traditionell besteht der größte Teil der Kollektion aus Stücken, die die Alumni, Mitarbeiter und Studierenden der Universität selbst gesammelt haben. Das Sidorov-Museum versteht sich in erster Linie als Studien- und Forschungssammlung (für die Lehrenden und Studierenden des Fachbereichs „Geowissenschaften“, u.a. mit einem Lehrstuhl für Gemmologie!)und erst in zweiter Linie als Schausammlung, in der ca. 15 Prozent aller Exponate Platz finden. Pro Jahr besichtigen mehr als 100000 Besucher aus über 100 Ländern das Museum. Mehr als 600 verschiedene Mineralien aus Sibirien und dem Rest der Welt werden im Sidorov-Museum präsentiert. Die Schausammlung besteht aus insgesamt 25 Sektionen, die von einer systematischen Darstellung der Metalle, Oxyde, Chloride, Sulfide, Silikate usw. bis hin zu thematischen Ausstellungen zu Themen wie „Edelsteine Sibiriens“ oder „Mineralien verschiedener Länder und Kontinente“ reicht. Darüber hinaus werden Mineralien und Gesteine im geodynamischen Kontext dargestellt („Mineralien und Gesteine in magmatischen, sedimentären und metamorphen Prozessen“) und die physikalischen und chemischen Eigenschaften der wichtigsten gesteinsbildenden Mineralien gezeigt. In der Teilausstellung „Mineralien und Rohstoffe der Region Irkutsk“ werden die wichtigen Ressourcen Sibiriens dargestellt: Steinsalz, Fluorit (wichtig für die optische Industrie) und das Gold aus dem Vitim-Gürtel im Norden des Baikalsees, auch bekannt als das „Klondike Sibiriens“. Weitere Höhepunkte des Museums sind: eine Ausstellung, in dem das Periodensystem Mendelejews präsentiert wird, eine Sonderausstellung „Quarz“; die Präsentation von Nachbildungen berühmter Diamanten (azs Quarz und Zirkon); eine kleine Spezialausstellung synthetischer Edelsteine (vom Rubin über den Smaradg bis hin zum Zirkon), die zum großen Teil am Lehrstuhl für Gemmologie hergestellt werden. Nicht nur die Exponate selbst bezaubern den Besucher, sondern auch die Art der Präsentation, die seit 1930 unverändert zu sein scheint und dadurch sehr viel Charme ausstrahlt. Über die Studien- und Schausammlungen hinaus, macht das Museum und seine Mitarbeiter durch Vorträge und Exkursionen für Schulen und Volkshochschulen sowie durch Wanderausstellungen in der gesamten Region Irkutsk, eine sehr engagierte Öffentlichkeitsarbeit für die Geowissenschaften. Unter anderm nimmt das Mineralogische Museum der TU Irkutsk am Russland-weiten „Tag des Geologen“ teil. Im Rahmen dieser Veranstaltung schenkte der Abb. 10. 1: Auf dem Bild sind in Stück von Nifrit und Chef der wichtigsten russischen Fluorit dargestellt. Lagerstättenexplorationsgesellschaft im 37 Baikalsee-2006 letzten Jahr dem Sidorov-Museum 90 Gold-Nuggets, die ebenfalls im Museum bewundert werden können. Seit Anfang der 90er Jahre nimmt das Museum zudem regelmäßig an internationalen Ausstellungen teil, z.B. in der Mongolei, in Polen, in China, Großbrittanien und Österreich. Dabei hat es zahlreiche internatioale Auszeichnungen erringen können. U.a. wurde dem Sidorov-Museum für sein großes internationales Engagement das Diplom „Für Frieden und Freundschaft zwischen den Völkern“ verliehen. 10.2 Besuch des Instituts für Erdkruste der Russischen Akademie der Wissenschaften, Lermontova Straße 128, 664033, Irkutsk (Abb. 9.2) Das Institut wurde am 1. Februar 1949 unter dem Namen des Instituts für Geologie gegründet. Im Jahre 1957 wurde das Institut an das System der Akademie der Wissenschaften angeschlossen. Im Jahre 1962 wurde der Name in Institut für Erdkruste geändert. Das Institut spielt eine Hauptrolle in der geologischen Forschung OstSibiriens und versammelt Spezialisten aus Geophysik, Geodynamik, Mineralogie, Hydrogeologie und Ingenieur-Geologie und Geoökologie. Das Institut besteht aus 15 Forschungslaboratorien. Zur Zeit sind im Institut ca. 300 Mitarbeiter beschäftigt, darunter 11 Professoren und 26 habilitierteund 80 promovierte Abb. 10. 2 Institut für Erdkruste. Wissenschaftler. Der Besuch des Instituts begann mit einer Verspätung um ca. 15:00. Das Ziel des Besuch war es, eine allgemeine Vorstellung über der Forschungsarbeiten und Fachrichtungen des Instituts zu bekommen, und anhand von neuesten Ergebnissen und Ansichten über die Entstehung des Baikalsees und des Baikalrifting-Prozeß zu informieren. Die Fachrichtungen der Forschungsarbeiten im Institut sind: 1. Moderne endoge und exoge Geodynamik der Baikalriftzone, 2. Seismische Eigenschaften und geologische Umgebung der Region des Baikalsees, 3. Quellen und Dynamik Unterbodenwasser und Geoökologie, 4. Allgemeiner innerer Aufbau, Gliederung, Paleo- und Fluiden-Dynamik kontinentaler Lithosphäre. 38 Baikalsee-2006 Abb. 10. 3. Wärmefluß in der Baikalsee-Region in mW/m². Der Besuch begann mit einem Vorwort und der kurzen Bergrussung des Vize-Direktors des Instituts, Professor Dr. Levy K. G. Das Thema des Vortrags von Professors Levy lautete „Neotektonik der Trans-Baikalregion und Baikalriftzone“. Im Vortrag wurden die neuesten Daten über den Wärmefluss in der Baikalsee-Region dargestellt. Unter dem Baikalsee war die Kruste sehr stark zerstört durch geologische Störungen und Verwerfungen aber nicht komplett. Die thermischen Eigenschaften der Kruste änderten sich häufig und die Wärmeflusstransporte aus dem Inneren waren vielfach erhöht. Durch die Wärmeflussdaten läßt sich die Temeparturverteilung in der Kruste und im oberen Mantel unter der Baikalriftzone berechnen. (Abb. 10.3). Es folgt, dass die Temperatur auf der Mohorovichic Grenze unter der Sibirischen Platte höher als 400°C sein kann. In der Transbaikalregion ist diese Temperatur höher als 500°C. Unter der Baikalriftzone erreicht diese Temperatur den Wert 1150-1200°C, nahezu die Solidustemperatur der Basdalten. In der Abb. 10.4 sind die Anomalien der vertikalen tektonischen Geschwindigkeiten in der Erdkruste der Baikalseeregion dargestellt. Diese Daten zeigen auf zwei anomalischen Gebieten mit positiven und negativen Geschwindigkeiten, +22mm/Jahr und -8 mm/Jahr am Nord-Osten des Sees. 39 Baikalsee-2006 Abb. 10. 4. Vertikale Uplift der Erdkruste in der Baikalsee-Region, mm pro Jahr. Der Vortrag der Dr. Mordvinova V. V. war zum Thema “DEEP STRUCTURE OF THE BAIKAL RIFT ZONE AND CENTRAL MONGOLIA ON GEOPHYSICAL DATA”. In ihrem Vortrag hat Dr. Mordvonova eine Zusammenfassung der aktuellen Ansichten über die Entstehung des Baikalsees und der Baikalriftzone präsentiert. War es ein passiver oder aktiver Rifting-Prozeß? Für diese Zwecke wurden unterschiedliche Brand-Band Seismometer STS2, CMG3, CMG40 und L22 zum Einsatz gebracht und auf zwei langen Profilen installiert (Abb. 10.5). Die Daten des Seismometer-Netzes wurden in der Zeit 1.05-31.10.2005 gesammelt und ausgewertet. Basierend auf der Aki-Methode wurde die seismische 2D Tomographie der Baikalsee-Region dargestellt (Abb. 10.6). Das tomographische Modell zeigt, dass die maximale negative Anomalie der Vp-Geschwindigkeit 2-3% unter dem Baikalsee eine Tiefe von (150 – 250 km) erreicht. Unter der Mongolei liegt diese Anomalie in der wesentlich kleineren Tiefe 40 – 100 km. Eine plausible Erklärung der seismischen Anomalie kann man mittels eines steigenden Plumes geben. Das Material des Plumes hat wesentlich höhere Temperatur als das obere Mantelmaterial und deswegen sind die seismischen Geschwindigkeiten langsamer. In ihrem Vortrag hat Dr. Mordvinova über die internationale Kooperation zwischen dem Institut der Erdkruste und Kollegen aus der Mongolai, USA und Frankreich berichtet. Mit Hilfe des seismischen Netzes wird auch eine 3D Darstellung der Struktur unter dem Baikalsee, Ost-Sibirien und Mongolai rekonstruiert. Die gravimetrischen Daten deuten auch auf einer starken negativen Bougerischen Anomalie unter dem Baikalsee. 40 Baikalsee-2006 Abb. 10. 5: Das Profil der seismischen Stationen senkrechts zur Achse der Baikalriftzone. Abb. 10. 6. Anomalie der seismischen Geschwindigkeite der P-Wellen in % entlang dem Profil von der Abb. 10. 5. 10.3 Besuch des Geographischen Instituts der Russischen Akademie der Wissenschaften Der Besuch des Geographischen Instituts setzte sich aus einem Vortrag und einer kurzen Besichtigung eines museumsartig gestalteten, repräsenativen Seminarraums zusammen. Der Schwerpunkt der Veranstaltung lag dabei, entgegen der Erwartung, weniger auf der Vorstellung eines wissenschaftlichen Sachverhalts als exemplarische Darstellung einer ausgewählten Forschungstätigkeit des Instituts, sondern vielmehr auf der Präsentation dem Aufbau des Instituts und einem allgemeinem Überblick über die Tätigkeiten. Diese eher 41 Baikalsee-2006 übersichtsartigen und weniger wissenschaftlichen Informationen werden im Folgenden wiedergegeben. Das im Jahr 1957 gegründete Institut zeichnet sich durch ein umfassendes Arbeits- und Forschungsspektrum der Physischen und Anthropogeographie aus. Es baut sich aus den folgenden Abteilungen auf: Komplex- und Physische Geographie, Bodenkunde und Geochemie, Biogeographie, Hydrologie und Klimatologie, Evolutionsgeographie und Geomorphologie, Kartographie, Fernerkundung, Wirtschaftsgeographie. Am Institut sind insgesamt 212 Wissenschaftler beschäftigt, wovon 20 Stellen auf Doktoren entfallen und 70 Doktorandenstellen besetzt sind. Der Studienplan ähnelt mit einer erforderlichen Spezialisierung nach der Zwischenprüfung, das heißt in der Regel nach 2 Jahren, sowie einer durchschnittlichen Gesamtstudiendauer von 10 Semestern den deutschen Bedingungen. Des weiteren ist eine Umstellung des bisherigen Systems auf Bachelor- und Master-Studiengänge in Planung. Abb. 10.7: Im Geographischen Institut der Russischen Akademie der Wissenschaften. Der Focus der Tätigkeiten der Wissenschaftler des Instituts liegt auf der Erstellung von Strategien zur nachhaltigen Entwicklung der Baikalregion im Sinne einer nachhaltigen rationellen Naturnutzung und der in diesem Zusammenhang essentiellen Erforschung der Geodynamik des Naturraums. Ferner ist dabei das Ziel, über ein Verständnis der Landschaftsgenese die Methodologie in der Landschaftsplanung zu optimieren. Im Rahmen einer vielfältigen internationalen Kooperation des Instituts findet im Bereich der Landschaftsplanung ein Austausch mit Deutschland statt. Auf dem Gebiet der Wirtschaftsgeographie erfolgt die Zusammenarbeit mit China. Wegen der relativen räumlichen Nähe und in kleinerem Betrachtungsmaßstab auch naturräumlichen Zusammengehörigkeit, wird auf dem Feld der Geoökologie mit der Mongolei kooperiert. Die Finanzierung der internationalen Arbeiten erfolgt durch die EU, die Akademie der Wissenschaften China sowie bei insgesamt 20 Projekten aus einem russischen Fond. 42 Baikalsee-2006 Neben der Zusammenarbeit mit Universitäten kooperiert das Geographische Institut Irkutsk auch mit Wirtschaftsunternehmen und ist in diverse Industrieprojekte zur Lokalisierung und Exploration von Bodenschätzen involviert. Besonders erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang die Mitarbeit im Rahmen eines Pipelinebaus im Fernen Osten zur Versorgung Chinas mit Erdöl. Der ursprünglich vorgesehene Verlauf der Leitungen entlang einer Zuglinie, die in Teilen parallel des Baikalsees verläuft konnte durch die Intervention der beteiligten Wissenschaftler verhindert und eine Verlegung um 400 km nördlich des LenaEinzugsgebiets erwirkt werden. In diesem Projekt gestaltete sich eine fundierte Planung sehr komplex, da sich die gequerten Gebiete Ostsibiriens und Südjakutiens durch eine hohe Heterogenität in der Landschaftsgestalt und der Geofaktoren auszeichnen und eine kleinräumige, das heißt zeit- und arbeitsintensive Analyse der Naturräume bedingten. Während einer kurzen Besichtigung des Museums des Geographischen Instituts wurde die Geschichte der Entdeckung und Erschließung Sibiriens vorgestellt. An Wandtafeln war ersichtlich, dass im 18. und 19. Jahrhundert deutsche Forscher auf dem Seeweg diverse Expeditionen in die Region Irkutsk unternahmen. Des weiteren wurde auf die Forschungen und Exkursionen der Russische Geographischen Gesellschaft hingewiesen. Eine der neusten und bedeutendsten Veröffentlichungen des Instituts, ein Atlas der Region Irkutsk, entstammt einer insgesamt 10jährigen Arbeit der Kartographischen Abteilung. Dieses ebenfalls im Museum ausgestellte Kartenwerk zeichnet sich durch eine Vielzahl an unterschiedlichsten thematischen Karten aus, die durch Luftbilddarstellungen und umfangreiche Begleittexte ergänzt sind. Ein thematisch ähnlich umfassender aber kleinmaßstäbigerer Atlas der Mongolei wurde ebenfalls von Kartographischen Abteilung des Instituts erstellt. Als einziges fachliches Element der Veranstaltung ist die kurze Präsentation zweier Gesteine aus dem Arbeitsgebiet des Gastgebers, dessen Forschungsschwerpunkte die Ermittlung von Erosionsraten, Karst- und Vulkanmorphologie sind zu erwähnen. Der gezeigten Handstücke (Schlacke und Basalt) entstammen eines rezent ruhenden, endpleistozän bis frühholozän aktiven Vulkans der Tunka depression. Die Veranstaltung endete mit der Übergabe kleiner Gastgeschenke in Form von Satellitenbildern und Karten der Baikalregion. 43 Baikalsee-2006 11. Tagesprotokoll vom 16. August 2006 von Tobias Kühnel und Lorenz Michel Das Tagesprogramm des 16. August konnte leider nicht ganz wie geplant eingehalten werden. Zunächst musste die Fahrt mit einem Glasbodenboot auf dem Baikal-See vom Hafen Kukhtur aus aufgrund ungünstiger Windverhältnisse abgesagt werden. Aufgewirbelte Algen hätten die ungetrübte Sicht auf den Grund des Sees unmöglich gemacht. Die Ursache dafür war der gerade vorherrschende Verkhovik-Fallwind. Abb. 11. 1: Teilnehmer der Exkursion. Die Baikalsee-Winde können im übrigens nicht nur die oberflächennahen Schichten kurzzeitig durchmischen, sondern sie sind auch in den tieferen Wasserschichten bemerkbar. Als Beispiele solcher Winde seien genannt die Gebirgsfallwinde Kultuk, Barguzin, Verkhovik und Shelonnik. Weitere Bergwinde (Gora, Gornaya, Gornyak, Sarma, Kharakhaikha) wehen entlang des westlichen Seeufers in West-Nordwestrichtung sowie von den Gipfeln der Berge Primorsky und Baikalsky. Der Sarma in der Region Olkhons ist mit Windspitzen von 40 m/s und Wellenbergen von bis zu drei Metern so heftig, dass seine Böen Häuser abdecken und Boote zum Kentern bringen können. Der Kultuk weht vornehmlich aus Südwesten mit bis zu 20 m/s entlang der gesamten Seelänge und beeinflusst somit das gesamte Gewässer. Dennoch werden die Wellen selten höher als zwei, manchmal drei Meter, wenn sie sich über die gesamte Seelänge aufgeschaukelt haben. Der Barguzin weht aus dem Barguzintal von Nordosten kommend mit bis zu 20 m/s. Er türmt an der Westküste Wellen bis zu einer Höhe von 3,5 - 4 Metern auf. Weitere Winde sind der Verkhovik aus Nord/Nordost Richtung (Angara) und Shelonnik (Selenga) aus Südosten. Als Ersatzprogramm wurde der Gipfel des doch recht kleinen Chersky-Berges bei Listvjanka erklommen. Der Berg ist nach dem russischen Geologen, Geographen und Erforscher Sibiriens – Ivan Dementievich Chersky (1845-1892) – benannt. Chersky wurde als polnischer Revolutionär in den 1860er Jahren als Soldat nach Sibirien ins Exil geschickt. Dort blieb er schließlich und begann ab 1869 die Arbeit auf geologischem und paläontologischem Gebiet. 44 Baikalsee-2006 In den folgenden Jahren sollte er nach Irkutsk gehen und dort die Sayan Berge, die SayanRegion, die Angara-Region und später den Baikal-See untersuchen. Er erstellte den ersten stratographischen Querschnitt der Baikal-Region. Zu seiner Ehre wurde eine ganze BergKette im Osten des Baikal-Sees und einige kleinere Berggipfel direkt am Seeufer nach ihm benannt. So auch der Berggipfel, den wir am 16. August 2006 bei Listvjanka bestiegen haben. Nach dem per Ski-Lift unternommenen Abstieg folgte nun der zweite Programmpunkt des Tages, eine Wanderung auf der Strecke der historischen Baikalbahn. Diese ist ein 84km langes Teilstück der Transsibirischen Eisenbahn, welches sich über 352 Brücken und 39 Tunnels am Westufer des Baikalsees von Port Baikal am Angara – Abfluß im Norden, bis nach Kultuk im Süden schlängelt. Beim Bau der Transsibirischen Eisenbahn endete zunächst ihr Oststück am Ostufer des Sees in Babuschkin und ihr Weststück am Westufer des Sees in Port Baikal. Eine gewisse Zeit wurde der Baikalsee dann mit einer Eisenbahnfähre überbrückt. Im Winter wurden sogar Schienen über das zugefrorene Wasser gelegt, über welche dann die Waggons mit Pferden gezogen wurden. Doch schließlich wurde eine effizientere Lösung unabdingbar und 1904 wurde mit dem Bau der Baikalbahn begonnen. Die „Krugobaikalka” sollte nun den See umrunden und man entschloss sich, diese direkt am Ufer zu errichten. Sie war das mit Abstand aufwendigste Projekt der gesamten transsibirischen Eisenbahn und zu ihrer Errichtung wurden Spezialisten aus ganz Europa herangezogen. An ihrem Teilabschnitt von Port Baikal nach Kultuk gab es allerdings von Anfang an Probleme aufgrund von Hangrutschen und Steinschlägen und so wurde dieser schon bald durch eine alternative Route im Landesinneren abgelöst. Letztendlich wurde die Trasse von Irkutsk nach Port Baikal mit der Aufstauung der Angara, oberhalb von Irkutsk, aufgegeben. Die Strecke von Port Baikal nach Süden wird heute nur noch zwei mal am Tag einspurig genutzt, für touristische Zwecke und zur Versorgung an ihr gelegener Ortschaften, so daß ihre Gleise nun ein beliebter Wanderpfad am Baikalufer sind. Wir erreichten diesen einige Kilometer südlich von Port Baikal mit einer Fähre von Listwjanka und legten den Weg nach Port Baikal, auf welchem wir auch dem dort heute verkehrenden Zug begegneten, dann zu Fuß zurück. Schließlich setzten wir wieder nach Listwjanka über, womit das Tagesprogramm des 16.08. beendet war. Am 17. August ist die Gruppe aus dem Flughafen Irkutsk nach Moskau geflogen. Nach einer schnellen Umsteigung in Moskauer Flughafen Scheremetyevo 2 und nach dem Flug von Moskau nach Frankfurt sind alle Teilnehmer am 17. August um 12:45 im Flughafen Frankfurt gekommen. Die Exkursion war zu Ende. 45 Baikalsee-2006 Anlage 1: Telnehmerliste Lfd. Nr. Name Vorname m/w Fachbereich Semesterzahl 1 2 Tietze Michel Kristina Lorenz W M FB 11 Geophysik FB 11 Geophysik 9 8 3 Golabek Gregor M FB 11 Geophysik 9 4 Denise Tobias Christian Tina Thedda Christian Carolin W FB 11 Geographie 11 5 6 7 8 9 10 Brodersen Kepper Bitsche Hoppe Hänßler Geißler Böse M M W W M W FB 11 Geographie FB 11 Geographie FB 11 Geographie FB 11 Geophysik FB 11 Geographie FB 11 Geophysik 6 9 11 5 11 7 11 Kühnel Tobias M FB 11 Geophysik 7 12 13 Riediger Weiß Ulf Moritz M M FB 11 Geographie FB 11 Geographie 11 11 14 15 16 17 18 Nietzel Susanne Felber Markus Bagdassarov Schröder Nikolai Florian Venzl-Schubert Reinhold W M M M M FB 11 Geographie FB 11 Geophysik FB 11 Geophysik FB 11 Geophysik FB 11 Geologie 11 8 Hochschuldozent 9 U3L Eichner Thorsten M FB 11 Geologie 7 Dörner Daniel M FB 11 Geophysik M FB 11 Geologie 7 M FB 11 Geologie Hochschullehrer 19 20 21 22 46 ižmešija Dietl Kristian Carlo