Low Stress Stockmanship Philipp Wenz • Mit den persönlichen Fähigkeiten die Tiere zu lesen, Druck am richtigen Ort im richtigen Moment auszuüben und ihn wieder zu nehmen, ist für das stressfreie Treiben wichtig. • Um das Rind kann man drei Zonen unterscheiden: die neutrale Zone, die Beobachtungs - und die Bewegungszone, L ow Stress Stockmanship (LSS) ist eine Methode von Bud Williams aus den USA, um mit Rindern zu arbeiten. Das Ziel ist, die Rinder mit so wenig Stress wie möglich zu belasten, egal ob sie auf eine neue Weide, im Stall oder Behandlung in einen Korral getrieben werden sollen, oder ob ein Tier vereinzelt werden soll. Es kann mit Einzeltieren, Gruppen und großen Her- zur 30 dlz primus Rind JUNI201S den, weiblichen und männlichen Tieren gearbeitet und diese kontrolliert werden . Die Methode braucht keine besondere Ausrüstung. Einrichtung oder Rasse, sondem beruht darauf, wie der Mensch sich gegenüber den Tieren bewegt und positioniert.lm Vordergrund stehen persönliche Fähigkeiten, die Tiere zu lesen sowie Druck am richtigen Ort und im richtigen Moment auszuüben und ihn wieder zu nehmen. Die alltägliche Arbeit ist neben der reinen Arbeitserledigung immer auch eine Form der Kommunikation, vergleichbar mit der menschlichen Zusammenarbeit, in der der Ton die Musik macht. jedes Mal, wenn wir mit den Tieren arbeiten und sei es nur. um sie zum Vorwartehof zu bringen, lernen die Tiere. Arbeiten wir gut zusanunen, wird die Arbeit beim nächsten Mal einfacher und leichter. Rinder lernen' sehr schnell- im Guten wie im Schlechten. Dass eine Arbeit beim nächsten Mal deut- lieh weniger Zeit erfordert, ist geradezu ein Kriterium für gutes Arbeiten. Andersherum, wenn es unverändert schlecht geht oder gar länger dauert, habe ich es vorher nicht gut gemacht. Die goldenen Regeln Bei der Arbeit gilt es, einige Regeln und die Wahrnehmung der Tiere zu beachten. FünfRegeln körmen helfen, das Verhalten der Tiere zu verstehen und ihre Eigenarten zu berücksichtigen: 1. Rinder wollen sehen, wer oder was sie treibt. 2. Rinder gehen dorthin , wohin sie schauen. 3. Gute Bewegung erzeugt Bewegung oder Rinder folgen gerne anderen Rindern. 4. Rinder haben wenig Geduld. 5. Rinder haben nur eins im Sinn oder können sich nur auf eins konzentrieren. Philipp Wenz weiß. wie man mit der LowStress-Stockmanship-Methode Druck aufund abbaut. So einfach die Regeln sind, werden sie im Alltag doch allzu leicht nicht berücksichtigt. Die ersten drei Punkte beziehen sich direkt auf das Treiben und geben Hinweise, wie man sich positionieren soll. Zum Treiben müssen die Rinder den Treiber sehen. Das Lenken erfolg t in der Bewegung und beruht darauf, dass man durch die eigene Positionierung das Tier in die gewünschte Richtung schauen lässt. Häufig kann man beobachten, dass die Tiere von außen um eine Kurve oder eine Ecke herumgedrückt werden sollen. Das Ergebnis ist, dass die Tiere zum Treiber schauen und den Weg nicht sehen, dem sie folgen sollen . Hier würde die Arbeit für Mensch und Rind allein dadurch leichter, dass man sich auf die innere Seite der Kurve stellen würde (Prinzip des inneren Auges). Dass es möglich ist, auch große Herden und Tiergruppen zu treiben, hängt mit dem dritten Punkt zusammen. Es ist n icht nötig, alle Tiere einer Gruppe oder Herde zu treiben . Es reicht oft, wenn man einen Bewegungsker n erzeugt, sodass sich die übrigen Tiere der Bewegung anschließen. Der vierte Punkt mag zunächst überra schen, weil wiederkäuende Rind er eine große Ruhe ausstrahlen können. Doch in teressiert sie etwas nicht, wenden sie sich schnell ab. Hier greifen der fünfte und der vierte Pun kt ineinander. Darüber hinaus verweist der letzte Pun kt darauf, dass Rinder ehrlich sind. Sie haben kei ne Hintergedanken und sind dah er einfach zu lesen, wenn wir berücksichtigen, dass sie in ihrem Ausdrucksverhalten aufgrund ihrer gering ausgeprägter Mimik und ihrer Lautäußerungen sehr reduziert sind. Sehen, Hören, Riechen Die Arbeit ist eine Form von Kommu nikation. Entsprechend muss die Wahrnehmung der Rinder beachtet werden. Hier kommt es unter praktischen Gesichtspunkten vor allem auf das Sehen, Hören und Riechen an. Das Gesichtsfeld vo n Rindern ist, aufgru nd der vorne seitlich liegenden Augen und der länglichen Pupillen wesentlich größer (circa 300°) als das des Menschen (i800). Im Gesichtsfeld gibt es zwei Bereiche: vo rn e und seitlich. Vorne sieht das Rind mit bei den Augen und Low Stress Stockmanship Treiben eines einzelnen Tiers Reaktion der Kuh Das Gesichtsfeld von Rindern und das Zonenkonzept neutrale Zone ----;T~_7-:1i;::=-_~BeWegUngszone toter Winkel Balancepunkt Indirektes Treiben einer kleinen Rinderherde Um die Tiere nicht zu stressen, sollte beim Treiben auf Pfiffe und Rufe verzichtet werden. Quelle:Wenl seitlich nur mit einem. Das bedingt das räumliche Sehen vor dem Kopf und das nur flächige Sehen seitlich. Tiere die einen mit heiden Augen anschauen. muss man besonders beach- ten, weil sie einen deutlich sehen und genau beobachten, gegebenenfalls bereits alarmiert sind. Hinter dem Rind gibt es einen "toten Winke!", in dem das Rind bei gerade gehaltenem Kopf nichts sieht. In di esem Bereich wird nicht getrieben! Rinder hören sehr gut. Sie hören intensiver als der Mensch. Und auch der Geruchssinn der Rinder ist sehr gut entwickelt und ei n wesentliches Element bei der Erkundung neuer und unbekann ter Gegenstände. Manchmal kann man regelrecht beobachten . dass sie eine Fährte am Boden untersuchen. ZDnenkonzept Um das Rind kann man drei Zonen unterscheiden: die neutral e Zone. die Beobachtungs-, und die Bewegungszo32 dlz primus Rind JUNI201S Zum Treiben geht man in der Beobachtungszone gerade auf das Tier zu, bis man merkt, dass sich zwischen Mensch und Tier Druck aufbaut. Ein Schritt in die Bewegungszone genügt und das Tier bewegt sich. Denn der Druck, den der Treiber damit aufbaut, ist dem Tier unangenehm. sodass es von ihm weggeht. ihm ausweicht. Sobald das Tier reagiert, nimmt man den Druck weg. in dem man ein bis zwei Schritte zurückgeht. Das ist die Belohnung für das Tier. Es lernt, durch Weichen kann es der unangenehmen Situation entgehen. Den Druck wieder zu nehmen, nachzulassen, das Variieren von Nähe und Distanz ist die zentrale Technik bei der Low Stress Stockmanship. Tiere lernen umso schneller, je kleiner die Lernschritte sind. Je schwieriger etwas ist, weil es unbekannt, furchteinflößend oder aufgrund schlechter Erfahrungen vorbelastet ist, desto deutlicher muss das Druckweg nehmen ausfallen. H at das Tier das Grundprin zip verstanden, in der Regel innerhalb von Minuten, macht es zunächst vielleicht nur wenige Schritte. Treibt man es dann schon weiter, bevor es stehen bleibt, signalisiert man dem Tier, ein weiteres Stück und damit eine weitere Strecke gehen zu sollen. Durch das Treiben besteht nicht die Gefahr, dass die Tiere zu lau fen beginnen, sodass man nach wie vor zwischen seinen Tieren gehen kann. Die Tiere können sehr genau unterscheiden, ob wir kommen, um zu treiben, oder ob wir nur zwischen ihnen hindurchgehen wollen. ne (s iehe Grafik " Das Gesichtsfeld von Indirektes Treiben Rindern und das Zonenkonzept"). In der einer Gruppe neutral en Zone beachten die Tiere uns nicht. In der Beobachtungszone komTreibt man ei ne Gruppe von Tieren zum Beispiel zum Melkstand vor sich her, men wir ihnen so nahe, dass wenigstens ein Tier der Herde uns beobachtet. Bearbeitet man höch sten s zum Starten der treten wir die Bewegungszone. bewegen Gruppe mit dem direkten Druck und sich die Tiere. wechselt dann zum indirekten Treiben, Die Zonen sind Reaktionszonen. Die bei dem ma n hinter den Tieren einen Reaktion der Tiere auf den Menschen geraden Zick-Zack-Kurs läuft (s iehe zeigt an, wo wir uns befinden. Die GröGrafik "Indirektes Treiben einer kleinen ße der Zo ne variiert von Tier zu Tier Rinderherde"). Wichtig ist: Keine Bögen und je nach Sit uation. Sie ist also keine oder Halbmonde laufen! Wie klein oder starre Größe, sondern kann durch die groß man den Zick- Zack-Kurs geht, Arbeit des Menschen vergrößert und hängt ganz von der Situation ab. verkleinert werden. Das indirekte Treiben ist ein sehr Scheue oder sensible Tiere haben effektives und, richtig eingesetzt, ein eine große Bewegungszone, träge Tieeffizientes Instrument zur Arbeit mit re ei ne kleine . Auch das GrößenverRindern. Durch den Zick-Zack- Weg hältnis von Beobachtungs- und Bewetreibt man kein Tier zu lange, verfolgt keines und kann in einer angenehmen gungszone ist bei sensiblen und trägel} Tieren unterschiedlich. Die Arbeit mit ~ Geschwindigkeit laufen. Kühe laufen deutli ch langsamer als den Tieren beginnt in der Beobachtungszone. Menschen, sodass man in Ge fa hr ist, permanent zu treiben. Das ist wichtig wissen. da durch den anhaltenden Zll Druck schnell Stress entsteht. Ein Einzeltier separieren Rinder sind zwar Herdentiere, haben aber grundsätzlich kein Problem. sich von der Herde zu trennen. Versucht man selbst, ein Tier auszusortieren, passiert es häufig, dass das gewünschte Tier sich 5 bis 10 m von d er Herde wegtreiben lässt, um dann links oder rechts abzubiegen und zur Herde zu rück zu gehen oder gar zurück- zurennen. Im Stall mit weniger Platz kann es auch sein, dass das Tier sich umdreht, uns fixiert und die Situation für den Menschen gefährlich wird. Beides sind typische Angstreaktionen. Das Einzeltier will in den Schutz der Herde zurück. Das Lernprinzip der kleinen Schritte fordert, dass man das Tier nicht überfordert und damit das Vertrauen zerstört. Zeigen Tiere in einer solchen Situation Angst, müssen wir erkennen. dass das Vertrauensverhältnis für Routinesi tuationen ausreicht. aber nicht für diese etwas anspruchsvolleren Situationen. Vertrauen baut man auf, indem man für die Tiere eine Grundroutine entwickelt. Sobald das Tier reagiert nimmt man Druck weg, indem man zwei Schritte zurückg eht. Zeit zu lange im Alltag? Nein. es kostet keine Die Tiere zeigen. was das Richtige in der jeweiligen Situation ist. Bemerke ich im Zeit. sondern Aufmerksamkeit. Was Alltag unsichere oder resp ektlose Reak- Lernen einer neuen Methode. Dafür bekommen wir aber eine vertrauensvolle und zeitsparende Zusammenarbeit im Alltag mit den Rindern. ah tionen. korrigiere ich sie. So sind das Tier und ich vorbereitet, wenn es aussortiert werden muss. Dauert das nicht Zeit und Aufmerksamkeit kostet. ist das OVALERT Sie möchten Reproduktion auf hohem Niveau bei voller Kostenkontrolle? Ovalert besteht aus Besamungsservice . Fruchtbarkeitsservice. Anpaarungsprogramm, Genetik und dem entsprechenden Managementprogramm. 2usätzlich kann eine au tomatische Brunsterkennung integriert werden. ~RV WWW.CRV4ALL.DE