AKTUELL STENTS Foto: dpa Differenz zwischen Wissenschaft und Praxis Mit Medikamentenschicht oder ohne: Für das Ergebnis einer Stent-Implantation ist das offenbar nicht so wichtig, wie vielfach angenommen. Die Vorteile von beschichteten Stents gegenüber nicht Medikamente freisetzenden Stents werden überschätzt – zu diesem Ergebnis kommt die Gmünder Ersatzkasse (GEK), die zusammen mit dem Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung Hannover (ISEG) die Daten der GEK- Versicherten bei der Versorgung koronarer Herzerkrankungen ausgewertet hat. Die Analyse ist Bestandteil des „GEK-Reports akutstationäre Versorgung 2007“. Die mit Medikamenten beschichteten Stents sollen britischen Studien zufolge die Zahl der Re-Interventionsraten um 38 bis 50 Prozent senken. Mehr als ein Drittel der Patienten profitieren demnach von den beschichteten Stents, wenn diese anstatt der normalen Stents eingesetzt werden. GEK und ISEG relativieren nun mit ihren Untersuchungen diese Ergebnisse. Lediglich bei etwa 20 Prozent ergäben sich durch die beschichteten Stents Verbesserungen. „Zwischen Wissenschaft und Praxis klafft eine Differenz“, sagte der GEK-Vorstandsvorsitzende, Dieter Hebel. Die Geschwindigkeit, mit der die neuen Stents in Deutschland einge- KINDESMISSHANDLUNG Screening kann Schutz nicht verbessern A 2980 primärpräventive Anteile zu ergänzen, etwa eine differenzierte Sprachdiagnostik. Derzeit überprüft der G-BA die Inhalte. Derweil haben Hessen und das Saarland einen Alleingang gestartet. In Hessen sollen ab Januar Eltern verpflichtet werden, ihre Kinder zu den Vorsorgeuntersuchungen U1 bis U9 zu bringen. Im Saarland wird bereits flächendeckend kontrolliert, ob Kinder an den Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen. sun Foto: Vario Images Derzeit sind keine zuverlässigen Testverfahren verfügbar, mit deren Hilfe sich Kindesmisshandlung im Rahmen der Kinderfrüherkennungsuntersuchungen aufdecken ließe. Zu diesem Ergebnis kam kürzlich der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA). Der G-BA hatte mögliche Testverfahren geprüft, um ein Screening zu befürworten oder ablehnen zu können. „Von einem systematischen Test muss eine besonders hohe Verlässlichkeit und Genauigkeit gefordert werden“, sagte der G-BAVorsitzende, Dr. Rainer Hess. Die Gefahr von haltlosen und ungerechtfertigten Verdächtigungen und Vorverurteilungen von Eltern sei erheblich. Für Dr. med. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (bvkj), ist die Entscheidung nachvollziehbar. So, wie die Früherkennungsuntersuchungen für Kinder derzeit gestaltet seien, ließe sich mit ihrer Hilfe das Problem nicht lösen: „Misshandeln können Eltern ganz subtil, ohne dass man es merkt.“ Der bvkj fordert die bisherigen „Us“ durch Kein zuverlässiger Schutz: Vorsorgeuntersuchungen stoßen bei subtilen Formen der Misshandlung an ihre Grenzen. führt wurden, sei darum diskussionsbedürftig, erklärte der Leiter der Studie, Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Schwarz vom ISEG. Die Ergebnisse klinischer Studien, die zumeist in guten, spezialisierten Klinikzentren durchgeführt würden, könnten nicht immer eins zu eins auf die Routineversorgung übertragen werden. Der technisch-innovative Druck müsse deswegen kritisch begleitet werden, forderte Schwarz. TB TUBERKULOSE Minister verabschieden Deklaration Tuberkulose stellt ein zunehmendes gesundheitliches Problem in der europäischen WHO-Region dar. Aus diesem Grund haben mehr als 300 Delegierte auf dem Ministerforum der Weltgesundheitsorganisation „Gemeinsam gegen Tuberkulose“ in Berlin eine Erklärung zur Eindämmung von Tuberkulose verabschiedet. Das Forum sieht dringenden Handlungsbedarf. Die hohe Zahl der Erkrankungen müsste gesenkt und die Entstehung schwer behandelbarer multiresistenter und extrem multiresistenter Formen der Krankheit reduziert werden. Mitgliedstaaten und internationale Partnerorganisationen sollen verpflichtet werden, sich verstärkt politisch und finanziell zu engagieren, um die Krankheit einzudämmen. Vornehmliches Ziel des Berliner Ministerforums war es, die Erkrankung Tuberkulose stärker in das Bewusstsein öffentlicher Entscheidungsträger zu rücken. An der Veranstaltung nahmen zahlreiche Gesundheitsminister, Regierungsvertreter aus 49 der 53 Länder der europäischen WHO-Region, Vertreter der Vereinten Nationen und Nichtregierungsorganisationen teil. „Der weltweite Kampf gegen Tuberkulose muss für uns alle eine Verpflichtung sein“, betonte Gesundheitsministerin Ulla Schmidt. Noch immer stelle der Kampf gegen Tuberkulose eine besondere Herausforderung dar. Die Berliner Deklaration solle ein Zeichen gegen diese „vergessene“ Infektion setzen, erklärte Schmidt. sun ⏐ Jg. 104⏐ ⏐ Heft 44⏐ ⏐ 2. November 2007 Deutsches Ärzteblatt⏐