Importierte Virusinfektionen

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MEDIZIN
Importierte Virusinfektionen
Was muss ein niedergelassener Arzt wissen?
Jonas Schmidt-Chanasit, Stefan Schmiedel,
Bernhard Fleischer, Gerd-Dieter Burchard
ZUSAMMENFASSUNG
Hintergrund: Viruskrankheiten werden von Reisenden und
Migranten aus Tropen oder Subtropen importiert. Ein niedergelassener Arzt sollte daher in der Lage sein, diese Erkrankungen in seine Differenzialdiagnose einzubeziehen.
Methoden: Selektive Literaturrecherche unter Einbeziehung nationaler und internationaler Leitlinien.
Ergebnisse: Das Evidenzniveau der verfügbaren Daten ist
gering, da für die meisten importierten Viruserkrankungen
in Deutschland keine Meldepflicht besteht – allerdings
gibt es gute Daten aus internationalen Surveillance-Netzwerken. Importierte Viruskrankheiten manifestieren sich
vorwiegend als Fieber, oft mit Exanthem oder Transaminasenerhöhung. Mit durchschnittlich 230 jährlich importierten Erkrankungen nach Deutschland ist das Dengue-Fieber der wichtigste Vertreter dieser Virosen. Auch bei Fieber mit Gelenkschmerzen muss an eine importierte Viruserkrankung gedacht werden. Hier führt insbesondere das
Chikungunya-Virus jährlich zu durchschnittlich 38 importierten Krankheitsfällen. In den letzten beiden Jahren sind
nur fünf Fälle von importierten Viruskrankheiten (West-NilVirus und Japanische Enzephalitis) bekanntgeworden, die
mit einer Enzephalitis einhergehen können.
Schlussfolgerungen: Der niedergelassene Arzt sollte eine
genaue Anamnese erheben, um schnellstmöglich eine
zielgerichtete Labordiagnostik zu veranlassen. Bestätigt
sich der Verdacht einer importierten Virusinfektion, sollte
der Patient an ein spezialisiertes Behandlungszentrum
überwiesen werden.
►Zitierweise
Schmidt-Chanasit J, Schmiedel S, Fleischer B, Burchard
GD: Viruses acquired abroad—what does the primary
care physician need to know? Dtsch Arztebl Int 2012;
109(41): 681−92. DOI: 10.3238/arztebl.2012.0681
Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Hamburg: Dr. med. SchmidtChanasit, Prof. Dr. med. Fleischer, Prof. Dr. med. Burchard
Sektion Tropenmedizin/Infektiologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf,
Hamburg: Dr. med. Schmiedel, Prof. Dr. med. Burchard
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 109 | Heft 41 | 12. Oktober 2012
3
Punkte
cme
ur Epidemiologie importierter Erkrankungen
durch Reisende und Migranten gibt es Daten aus
weltweiten Surveillance-Netzwerken. Das bedeutendste
ist das GeoSentinel-Netzwerk, das von der Internationalen Gesellschaft für Reisemedizin sowie den Centers
for Disease Control and Prevention, Atlanta, USA, gefördert wird (1). Bis September 2012 wurden hier Datensätze zu mehr als 180 000 Reisenden zusammengetragen. Importierte Infektionen manifestieren sich
meist als Fieber, Diarrhö oder Exanthem, andere Symptome wie Gelenkschmerzen sind seltener. Die Studien
zu importierten Viruskrankheiten zeigen, dass DengueFieber in Deutschland zunehmend häufig ist (2–4).
Z
Teilnahme nur im
Internet möglich:
aerzteblatt.de/cme
Lernziele des Beitrags
Die Lernziele für die Leser dieses Beitrages sind
● einen Überblick über das klinische Bild viraler
Erkrankungen in Tropen und Subtropen zu bekommen
● zu lernen, bei welchen Symptomen und Befunden
von Reisenden und Migranten an diese Erkrankungen zu denken ist.
Viren allgemein
Viren sind obligat intrazelluläre Parasiten, die für ihre Vermehrung (Replikation) auf eine Wirtszelle angewiesen
sind. Sie besitzen keinen eigenen Stoffwechsel und nur eine Art von Nukleinsäure, entweder DNA oder RNA.
In den Tropen werden zahlreiche Viren durch Gliederfüßer (Arthropoden, hier insbesondere Stechmücken) auf den Menschen übertragen und daher als Arboviren (von Englischen „arthropode-borne“) bezeichnet (2). Die ursprünglich in den Tropen verbreiteten Arboviren und Stechmückenvektoren werden zunehmend
mit Hilfe des interkontinentalen Reise- und Warenverkehrs auch nach Europa und Deutschland verschleppt
und können dann zu lokalen Krankheitsausbrüchen
führen (4).
Importierte Virusinfektionen
Das Dengue-Fieber ist eine zunehmend häufige
Infektionskrankheit in Deutschland geworden.
681
MEDIZIN
Differenzialdiagnose Fieber
KASTEN 1
Untersuchungsprogramm bei Fieber nach
Aufenthalt in Tropen oder Subtropen (31)
● Immer
– klinische Untersuchung
– Blutuntersuchung auf Plasmodien (malariafrei nur: Karibik – außer Haiti und
Dominikanische Republik −, Tunesien, einige Länder im Nahen Osten,
Pazifik südlich und östlich von Vanuatu)
– Blutbild mit Thrombozyten, Blutsenkungsgeschwindigkeit, C-reaktives Protein
– Transaminasen, γ-GT, Kreatinin, Glukose
– Urinstatus
● Wenn Malariadiagnostik negativ ist
Der niedergelassene Arzt sollte wissen, dass die Diagnostik dieser Arbovirosen in erster Linie auf dem indirekten Nachweis der Erreger beruht. Durch die Detektion virusspezifischer IgG- und IgM-Antikörper im Serum des Patienten kann eine Infektion zweifelsfrei
nachgewiesen werden (Tabelle). Nur in der ersten
Krankheitswoche kann die Nukleinsäure der meisten
Arboviren noch direkt im Untersuchungsmaterial nachgewiesen werden (Tabelle).
Dengue-Fieber
Dengue-Fieber (DF) wird durch Dengue-Viren (DENV)
hervorgerufen, die in vier verschiedene Serotypen unterteilt werden. DF kommt weltweit in den tropischen und
subtropischen Regionen außerhalb Europas endemisch
vor. Im Jahr 2010 wurden aber auch in Südfrankreich
und Kroatien erste autochthone DF-Fälle diagnostiziert
(4). Das DENV wird hauptsächlich durch die Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) übertragen, aber auch die
Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) gewinnt zunehmend an Bedeutung für die Übertragung.
Das DF ist eine der häufigsten aus Tropen und Subtropen importierten Erkrankungen (5, 6). Typische Infektionsländer für Reisende sind Thailand und Indien sowie
Brasilien und die Karibik. In den letzten Jahren kam es
zu einem Anstieg der nach Deutschland importierten und
an das Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldeten DENVInfektionen (Grafik 1).
Nach einer Inkubationszeit von 4–7 (maximal 14)
Tagen beginnt die Erkrankung meist abrupt mit Fieber
bis 40 °C (Tabelle). Es folgen häufig Schüttelfrost,
starke retroorbitale Kopfschmerzen, Konjunktivitis,
und das Fieber hält für 48–96 Stunden an (2). Häufig ist
ein Erythem der Haut vor allem im Gesicht und an der
Brust, zu beobachten, oft mit weißem Dermografismus
(Abbildung). Der Fieberverlauf ist häufig, aber nicht
immer biphasisch. Nach vorübergehender Entfieberung
kommt es zu einem erneuten Fieberanstieg und gleichzeitig zum Erscheinen eines makulopapulösen Exanthems bei ungefähr der Hälfte der Patienten (2). Meist
werden ein mäßiger Transaminasenanstieg sowie
Thrombozytopenie und Lymphopenie beobachtet. Charakteristisch ist die Trias: Fieber, Exanthem, Kopf-,
Muskel- und Gelenkschmerzen. Eine abgelaufene In-
Nachweis von Viren
Durch die Detektion virusspezifischer IgG- und
IgM-Antikörper im Serum des Patienten kann eine
Infektion zweifelsfrei nachgewiesen werden.
Dengue-Fieber
Häufig ist beim Dengue-Fieber ein Erythem der
Haut, vor allem im Gesicht und an der Brust zu
beobachten, oft mit weißem Dermografismus.
– Blut-, Stuhl- und Urinkulturen (insbesondere in Hinblick auf Typhus abdominalis)
– Röntgenaufnahme des Thorax
– EKG
– Sonographie (insbesondere in Hinblick auch einen Amöbenleberabszess)
● Weitere Diagnostik nach Begleitsymptomatik und -befunden:
– Fieber und Exanthem: Dengue-Fieber, Chikungunya-Fieber, ZytomegalieVirusinfektion, Epstein-Barr-Virusinfektion, HIV, Rickettsiosen
– Fieber und Transaminasenerhöhung: Diagnostik auf Hepatitiden, Dengue-Fieber, Rifttal-Fieber, lymphotrope Virusinfekte, Rickettsiosen, Q-Fieber, Leptospirose, Brucellose, viszerale Leishmaniasis (wenn auch Splenomegalie und
Panzytopenie vorliegen), Lues (typisch: hohe alkalische Phosphatase), auch
an virale hämorrhagische Fieber denken
– Fieber und Splenomegalie: Dengue-Fieber, lymphotrope Viren, Tuberkulose
(bei langanhaltendem Fieber), Typhus abdominalis (Milz meist ab zweiter
Woche palpabel), Schlafkrankheit (bei Herkunft aus Afrika), Q-Fieber, Brucellose, viszerale Leishmaniasis (wenn auch Panzytopenie)
– Fieber und Eosinophilie: akute Schistosomiasis = Katayama-Syndrom
– Fieber und Thrombopenie: virale Infektionen, auch Leptospirose, Rickettsiosen, viszerale Leishmaniasis (im Rahmen einer Panzytopenie)
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Fieber nach Tropenaufenthalt generell
Fieber kann ein Zeichen für eine akut lebensbedrohliche Erkrankung sein, daher ist eine sofortige Abklärung
erforderlich (Kasten 1). Die wichtigste Differenzialdiagnose ist Malaria, die mit durchschnittlich 638 jährlich an importierten Erkrankungen am häufigsten ist.
Weiterhin ist bei monosymptomatischem Fieber immer
auch an Typhus und Paratyphus sowie an den Amöbenleberabszess zu denken (Kasten 1) (2). Die wichtigste
importierte Viruskrankheit ist das Dengue-Fieber, mit
durchschnittlich 230 jährlich importierten Erkrankungen. Eine Dengue-Virus-Infektion ist die häufigste Fieberursache bei Südostasien-Reisenden (3).
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TABELLE
Übersicht über wichtige importierte Virusinfektionen (2)
Hauptsymptom
Familie
Virus
Krankheit
Inkubationszeit in Tagen
Diagnostik:
Krankheitswoche
(KW)/Parameter/
Material
Vektor/
Reservoir
Vorkommen
Menschzu-MenschÜbertragung
Fieber
Flaviviridae
Gelbfieber
Gelbfieber
3–6
1. KW/RNA/Serum,
ab 2. KW/IgG und
IgM/Serum
Mücke
Afrika,
tropisches
Amerika
Nein
Dengue
Dengue-Fieber
Dengue-hämorrhagisches Fieber
(3) 4–7 (14)
ab 1. KW/NS 1, IgG
und IgM/Serum
Mücke
Eurasien,
Afrika,
tropisches
Amerika
Nein
Rifttal
Rifttal-Fieber
2–6
ab 1. KW/IgG und
IgM/Serum
Mücke
Afrika,
Arabische
Halbinsel
Nein
Krim-Kongo
Krim-Kongo-hämorrhagisches-Fieber
2–13
1. KW/RNA/Serum,
ab 2. KW/IgG und
IgM/Serum
Zecke
Afrika,
Eurasien
Ja
Hantaan,
DobravaBelgrad
hämorrhagisches
Fieber mit renalem
Syndrom
(5) 12–21 (42)
ab 1. KW/IgG und
IgM/Serum
Nagetier
Eurasien
Nein
Sin-Nombre, Hantavirus-kardiopulAndes
monales Syndrom
7–39
1. KW/RNA/Serum,
ab 2. KW/IgG und
IgM/Serum
Nagetier
Amerika
Nein (Sin
Nombre)
Ja (Andes)
Tahyna
Valtice-Fieber
5–15
ab 1. KW/IgG und
IgM/Serum
Mücke
Eurasien
Nein
Lassa
Lassa-Fieber
(3) 7–10 (21)
1. KW/RNA/Serum,
ab 2. KW/IgG und
IgM/Serum
Nagetier
Westafrika
Ja
Junin
Aargentinisches hämorrhagisches Fieber
6–14
1. KW/RNA/Serum,
ab 2. KW/IgG und
IgM/Serum
Nagetier
Argentinien
?
Machupo
Bolivianisches hämorrhagisches Fieber
7–16
1. KW/RNA/Serum,
ab 2. KW/IgG und
IgM/Serum
Nagetier
Bolivien
Ja
Guanarito
Venezuelanisches
7–14
hämorrhagisches Fieber
1. KW/RNA/Serum,
ab 2. KW/IgG und
IgM/Serum
Nagetier
Venezuela
?
Marburg
Marburg-hämorrhagisches Fieber
(3) 5–7 (10)
ab 1. KW/RNA/Serum,
ab 4. KW/IgG und
IgM/Serum
Flughund
Afrika
Ja
Ebola
Ebola-hämorrhagisches Fieber
2–25
ab 1.KW/RNA/Serum,
ab 4. KW/IgG und
IgM/Serum
Flughund
Afrika
Ja
Flaviviridae
Dengue
Dengue-Fieber
(3) 4–7 (14)
ab 1. KW/NS 1, IgG
und IgM/Serum
Mücke
Eurasien,
Afrika,
tropisches
Amerika
Nein
Togaviridae
Chikungunya
Chikungunya-Fieber
(2) 3–7 (12)
ab 2. KW/IgG und
IgM/Serum
Mücke
Eurasien,
Afrika
Nein
Sindbis
Ockelbo-Krankheit,
Pogosta-Krankheit,
karelisches Fieber
2–18
ab 2. KW/IgG und
IgM/Serum
Mücke
Eurasien,
Afrika,
Australien
Nein
O‘nyongnyong
O‘nyong-nyong-Fieber
8–14
ab 2. KW/IgG und
IgM/Serum
Mücke
Afrika
Nein
Ross-River
epidemische
Polyarthritis
3–14 (21)
ab 2. KW/IgG und
IgM/Serum
Mücke
Australien
und
Ozeanien
Nein
BarmahForest
Barmah-ForestKrankheit
3–14 (21)
ab 2. KW/IgG und
IgM/Serum
Mücke
Australien
Nein
Mayaro
Mayaro-Fieber
(3) 7–14
ab 2. KW/IgG und
IgM/Serum
Mücke
Südamerika
Nein
Bunyaviridae
Arenaviridae
Filoviridae
Arthritis/
Arthralgien
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Hauptsymptom
Familie
Virus
Krankheit
Inkubationszeit in Tagen
Diagnostik:
Krankheitswoche
(KW)/Parameter/
Material
Vektor/
Reservoir
Vorkommen
Menschzu-MenschÜbertragung
Meningo-/
Enzephalitis
Flaviviridae
West-Nil
West-Nil-Fieber
2–15
1. KW/RNA/Serum,
Liquor
ab 2. KW/IgG und
IgM/Serum
Mücke
Eurasien,
Amerika,
Afrika,
Australien
Nein
Japanische
Enzephalitis
Japanische
Enzephalitis
5–15
1. KW/RNA/Serum,
Liquor, ab 2. KW/IgG
und IgM/Serum
Mücke
Asien,
Australien
Nein
St.-LouisEnzephalitis
St.-Louis-Enzephalitis
5–15
1. KW/RNA/Serum,
Liquor, ab 2. KW/IgG
und IgM/Serum
Mücke
Amerika
Nein
Powassan
Powassan-Enzephalitis 8–34
1. KW/RNA/Serum,
Liquor, ab 2. KW/IgG
und IgM/Serum
Zecke
Nordamerika Nein
MurrayValley
Murray-Valley-Enzephalitis
7–28
1. KW/RNA/Serum,
Liquor, ab 2. KW/IgG
und IgM/Serum
Mücke
Australien
Nein
Usutu
Usutu-Fieber
5–15
1. KW/RNA/Serum,
Liquor, ab 2. KW/IgG
und IgM/Serum
Mücke
Europa,
Afrika
Nein
Oropouche
Oropouche-Fieber
3–8 (12)
ab 1. KW/IgG und
IgM/Serum
Gnitze
Südamerika
Nein
La Crosse
La-Crosse-Enzephalitis 5–15
ab 1. KW/IgG und
IgM/Serum
Mücke
Nordamerika Nein
Nipah
Nipah-Fieber
4–14 (60)
ab 1. KW/RNA/Serum,
Liquor
Flughund,
Schwein
Südostasien
Ja
Hendra
Hendra-Fieber
4–14 (60)
ab 1. KW/RNA/Serum,
Liquor
Flughund,
Pferd
Australien
Nein
Picornaviridae
Polio
Poliomyelitis
(3) 7–14 (35)
ab 1. KW/RNA/Stuhl,
Rachenspülwasser,
Liquor
Mensch
Afrika, Asien
ja
Togaviridae
Westliche
Pferdeenzephalitis
Westliche Pferdeenzephalitis
5–10
1. KW/RNA/Serum,
Liquor, ab 2. KW/IgG
und IgM/Serum
Mücke
Amerika
Nein
Östliche
Pferdeenzephalitis
Östliche Pferdeenzephalitis
4–10
1. KW/RNA/Serum,
Liquor, ab 2. KW/IgG
und IgM/Serum
Mücke
Amerika
Nein
Venezolanische
Pferdeenzephalitis
Venezolanische
Pferdeenzephalitis
1–6
1. KW/RNA/Serum,
Liquor, ab 2. KW/IgG
und IgM/Serum
Mücke
Amerika
Nein
Rhabdoviridae
Rabies
Tollwut
(7) 28–84
(Jahre)
ab 1. KW/RNA/
Speichel, Liquor
verschiedene Säugetierwirte
weltweit
Ja
Arenaviridae
LCMV
lymphozytäre Choriomeningitis
6–13
ab 1. KW/IgG und
IgM/Serum
Nagetier
weltweit
Nein
Reoviridae
ColoradoZeckenfieber
Colorado-Zeckenfieber
(2) 3–6 (21)
ab 1. KW/IgG und
IgM/Serum
Zecke
Nordamerika Nein
Bunyaviridae
Paramyxoviridae
Dengue-Fieber
Mit durchschnittlich jährlich 230 importierten
Erkrankung nach Deutschland ist das DengueFieber der wichtigste Vertreter dieser tropischen
Viruosen.
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Chikungunya-Fieber
Es ist mit durchschnittlich 38 Fällen im Jahr die
zweithäufigste importierte Viruserkrankung in
Deutschland. Häufig geht es mit Fieber und
Gelenkschmerzen einher.
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MEDIZIN
GRAFIK 1
700
600
500
Fälle
fektion sorgt für eine langanhaltende, serotypspezifische Immunität, aber nur für eine kurzzeitige Kreuzimmunität. So besteht nach einer kurzen Periode des
Schutzes kein Schutz vor Infektionen mit anderen Serotypen (2). Schwere Verläufe des DF können hämorrhagisch verlaufen und werden deshalb auch als Denguehämorrhagisches Fieber (DHF) bezeichnet. Das DHF
tritt vor allem bei Kindern in den Hyperendemiegebieten auf (2). Das DHF kann auch als Dengue-SchockSyndrom (DSS) imponieren, bei dem weniger Hämorrhagien auftreten, dafür aber ein massiver Austritt
intravasaler Flüssigkeit ins Gewebe stattfindet. DENVSekundärinfektionen scheinen aufgrund der Antikörper-vermittelten Steigerung der Infektion häufiger als
DHF zu verlaufen. Bei DENV-infizierten Reiserückkehrern verläuft die Infektion meist als DF (6) und nur
zu unter 1 % als DHF. Bisher ist es in Deutschland nur
zu einem Todesfall durch ein DHF gekommen (7).
Die Diagnose einer frischen DENV-Infektion kann
durch den Nachweis von DENV-RNA, DENV-NS1-Antigen oder den Nachweis von DENV-spezifischenIgG und -IgM erfolgen (Tabelle und Grafik 2). Prinzipiell sollten bei der serologischen Diagnostik in den
ersten drei Wochen nach Krankheitsbeginn immer alle
drei Parameter (NS 1, IgM und IgG) gleichzeitig getestet werden, um eine möglichst hohe klinische Sensitivität und Spezifität zu erreichen (7).
Patienten mit Dengue-Fieber sollten überwacht werden, bis sich pathologische Laborparameter wieder normalisieren – bei ausgeprägter Thrombozytopenie, Petechien oder anderen Blutungszeichen sowie hohen
Transaminasen auch stationär (8). Eine kausale Therapie ist nicht verfügbar. Medikamente mit Wirkung auf
die Blutgerinnung (beispielsweise Acetylsalicylsäure)
dürfen nicht verabreicht werden. Bei einem Anstieg des
Hämatokrits um mehr als 20 % sollte eine frühzeitige
intravenöse Volumengabe erfolgen, um ein DSS zu vermeiden. Impfstoffe gegen DENV-Infektionen sind in
Entwicklung (Phase 3). Erste Ergebnisse zur Wirksamkeit solcher Impfstoffe sind jedoch ernüchternd (9). Mit
einer Zulassung eines Impfstoffs ist deshalb in den
nächsten Jahren nicht zu rechnen. In Südostasien und
Südamerika sollten Reisende eine ganztägige Stechmücken-Expositionsprophylaxe durchführen.
400
300
200
100
0
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011
Jahr
Übermittelte Dengue-Fieber-Fälle 2001–2011, Deutschland, Fälle entsprechend der
Referenzdefinition des RKI; Datenstand: 4. 4. 2012, www3.rki.de/SurvStat/
das Virus der Toskana-Meningitis (TOSV) hervorgerufen (2). Diese Viren lösen meist ein Fieber ohne weitere
Begleitsymptome aus und kommen im gesamten Mittelmeerraum bis nach Kleinasien vor, entsprechend der
geografischen Verbreitung ihrer Vektoren, der Sandmücke Phlebotomus spp. (2). TOSV-Infektionen können
aber auch eine aseptische Meningitis hervorrufen. In
den letzten Jahren wurden Infektionen in Italien, Spanien, Portugal, Frankreich und Zypern beobachtet. Sie
treten vor allem im Sommer auf und sind in Italien eine
der häufigsten Ursachen aseptischer Meningitis (2). Oft
sind auch Reiserückkehrer betroffen (10). Die Diagnose kann ab der ersten Krankheitswoche serologisch
durch den Nachweis von Anti-SFNV-, -SFSV- oder
-TOSV-IgG und -IgM aus dem Serum des Patienten gestellt werden (Tabelle). Es gibt keine ursächlich spezifische Therapie für Sandmücken-Fieber. Symptomatisch
können fiebersenkende und schmerzlindernde Medikamente verabreicht werden (2).
Differenzialdiagnose virales hämorrhagisches
Fieber (VHF)
Sandmücken-Fieber
Das Sandmücken-Fieber wird durch das Virus des Neapolitanischen Sandmückenfiebers (SFNV), das Virus
des Sizilianischen Sandmückenfiebers (SFSV) sowie
Bedeutung des VHF
Bei schweren Krankheitsbildern mit starker Transaminaseerhöhung und Zeichen einer Nierenbeteiligung oder mit hämorrhagischer Diathese ist auch die
Möglichkeit eines viralen hämorrhagischen Fiebers
(VHF) zu bedenken (Kasten 1). Diese Erkrankungen
werden nur sehr selten importiert (2), sind aber le-
Sandmücken-Fieber
Diese Viren lösen meist ein Fieber ohne weitere
Begleitsymptome aus und kommen im gesamten
Mittelmeerraum bis nach Kleinasien vor. Das Virus
der Toskana-Meningitis kann allerdings eine
aseptische Meningitis hervorrufen.
Virales hämorrhagisches Fieber
Bei schweren Krankheitsbildern mit starker
Transaminasenerhöhung und Zeichen einer
Nierenbeteiligung oder mit hämorrhagischer
Diathese ist auch die Möglichkeit eines viralen
hämorrhagischen Fiebers zu bedenken.
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 109 | Heft 41 | 12. Oktober 2012
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MEDIZIN
sind Malaria, fulminante Virushepatitis, Leptospirose,
Meninogokokken-Sepsis und Intoxikationen (13).
Die Diagnostik muss in einem Hochsicherheitslabor (siehe eKasten) erfolgen und beruht vorwiegend auf dem Nachweis von Erreger-RNA mit Hilfe
der Reverse-Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion
(RT-PCR) in der ersten Krankheitswoche (Tabelle).
Der Nachweis erregerspezifischer IgG- und IgM-Antikörper im Serum kann ab der 2. bis 4. Krankheitswoche erfolgen (Tabelle), ist aber häufig auch noch
negativ (2).
Abbildung: Dermographismus bei Dengue-Erythem
bensbedrohlich (11). Lassa-Virus-Infektionen wurden
bisher nur zweimal nach Deutschland importiert,
Ebola-Virus-Infektionen bisher noch nie (2). Einige
VHF-Viren können direkt von Mensch zu Mensch,
eventuell auch aerogen, übertragen werden (Lassa-,
Ebola-, Marburg- und Krim-Kongo-hämorrhagisches
Fieber-Virus), dies ist von besonderer Bedeutung für
das klinische Management, da das Risiko einer nosokomialen Übertragung besteht (11). Importierte Gelbfieber-Virus-Infektionen und Dengue-Virus-Infektionen sind dagegen nicht kontagiös, diese Patienten
müssen nicht isoliert werden. Ansonsten muss bei
Verdachtsfällen der Patient möglichst vor Ort isoliert
und das zuständige Gesundheitsamt informiert werden. Das Gesundheitsamt sollte Kontakt mit einem
Kompetenz- und Behandlungszentrum aufnehmen
und den Transport des Patienten unter strikter Isolation dorthin organisieren. Ziel ist es, bei bestmöglicher
medizinischer Behandlung des Patienten die äußerste
Minimierung der Gefahren für Umwelt und Betreuungspersonal zu gewährleisten (12). In Deutschland
gibt es mehrere derartige Hochsicherheits-Isolierstationen (Kasten 2).
Ein niedergelassener Arzt sollte an ein VHF denken, wenn der Patient Fieber > 38,5 °C hat und sich in
den letzten drei Wochen in Afrika südlich der Sahara
aufgehalten hat und dort möglicherweise Kontakt mit
an VHF-erkrankten Personen hatte, oder wenn er an
einer hämorrhagischen Diathese oder einem ungeklärten Schock leidet. Wichtige Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnose VHF
Wichtige Differenzialdiagnosen des viralen
hämorrhagischen Fiebers sind Malaria, fulminante
Virushepatitis, Leptospirose, MeninogokokkenSepsis und Intoxikationen.
686
Lassa-Fieber
Lassa-Fieber ist nach einer Stadt im Nordosten Nigerias benannt, wo im Jahr 1969 die Erkrankung beschrieben und das Lassa-Virus (LASV) erstmals isoliert wurde. Endemiegebiete sind Sierra Leone, Guinea und Liberia im Westen und Nigeria im Osten. Daneben ist das LASV in weiteren Ländern Westafrikas
endemisch. Der natürliche Wirt des Virus ist das afrikanische Nagetier Mastomys natalensis. Die meisten
LASV-Infektionen verlaufen mild oder asymptomatisch. Es wird geschätzt, dass sich jährlich
100 000–300 000 Menschen mit LASV infizieren,
von denen 1–2 % sterben (2). Es wurden in den letzten
Jahren nur zwei Fälle nach Deutschland importiert
(2). Die manifeste Erkrankung beginnt meist unspezifisch mit Fieber, Kopf- und Halsschmerzen, Husten
und gastrointestinalen Beschwerden. Charakteristisch
sind zunehmende ödematöse Schwellungen der Augenlider und des Gesichts, Konjunktivitis, ausgeprägte Myalgien, Proteinurie, Hypotonie, ulzerierende
Pharyngitis, zum Teil mit Glottisödem, Husten sowie
Übelkeit und Erbrechen. Im weiteren Verlauf kann
sich Pneumonie, Hepatitis, Enzephalitis und hämorrhagisches Fieber bis zum Multiorganversagen entwickeln. Hohe GOT-Werte und eine ausgeprägte Virämie deuten auf eine schlechte Prognose hin. Oft erscheinen die Patienten bis kurz vor dem Multiorganversagen wenig krank. Bei Schwangeren ist der Verlauf besonders schwer. Personen, die ungeschützten,
direkten Kontakt zu Blut oder Körperflüssigkeiten
von Patienten mit Lassa-Fieber hatten, wird eine Postexpositionsprophylaxe mit Ribavirin empfohlen (14).
Ebola- und Marburg-hämorrhagisches Fieber
Das Ebola- und das Marburg-Virus zählen sie zu den
gefährlichsten bekannten Krankheitserregern. Humanpathogene Vertreter kommen nur in Afrika südlich
Lassa-Fieber – Erkrankungsbeginn
Meist unspezifisch mit Fieber, Kopf- und Halsschmerzen, Husten und gastrointestinalen
Beschwerden. Charakteristisch sind zunehmende
ödematöse Schwellungen der Augenlider und des
Gesichtes, Konjunktivitis, ausgeprägte Myalgien.
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Krim-Kongo-hämorrhagisches Fieber
Das CCHFV ist das geografisch am weitesten
verbreitete, durch Zecken (vorwiegend Genus
Hyalomma) übertragene Virus.
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GRAFIK 2
Erstinfektion
Zweitinfektion
Fieber
Fieber
IgG
VirusRNA
VirusRNA
Antikörpertiter
der Sahara vor (15). Das Marburg-Virus wurde 1967
entdeckt, als im hessischen Marburg und im damaligen Jugoslawien mehrere Laborarbeiter an einem akuten Fieber unbekannter Genese erkrankten. Auslöser
der Epidemie waren infizierte Affen, die zu Forschungszwecken aus Uganda nach Europa importiert
worden waren (2). Nach dieser ersten Epidemie traten
zwei größere Marburg-Virus-Epidemien mit hoher
Letalität 1998–2000 im Norden der Demokratischen
Republik Kongo (DRC) und 2004–2005 in Angola auf
(2). Das Ebola-Virus wurde erstmals 1976 als Verursacher zweier großer Epidemien in Zaire, der heutigen
Demokratischen Republik Kongo, und dem Sudan beobachtet (15). In den letzten Jahren sind immer wieder
Epidemien in Zentralafrika aufgetreten. 2 300 Fälle
von Ebola-Fieber und 450 Fälle von Marburg-Fieber
wurden bisher registriert (2).
Es ist sehr selten, dass Reisende diese Viren in
nichtendemische Regionen importieren. Zwei importierte Filovirus-Erkrankungen wurden in Südafrika
behandelt (15). Eine Marburg-Virus-Infektion wurde
2008 durch eine Reisende von Uganda nach Europa
(Niederlande) importiert (16). Das natürliche Reservoir findet man in Flughunden, und in Einzelfällen
sind Reisende, die sich in Flughundhöhlen aufgehalten hatten, vermutlich durch direkten Kontakt mit den
Tieren oder durch deren infektiösen Ausscheidungen
infiziert worden (15). Auch Kontakt mit erkrankten
Affen kann zur Ansteckung führen (15).
Die Inkubationszeit für das Ebola-Virus beträgt in
der Regel 2–25 Tage und für das Marbug-Virus 5 bis 7
Tage, in seltenen Fällen bis zu 10 Tagen (Tabelle).
Mit plötzlichem Fieber entwickeln sich schwere
Kopf-, Gelenk-, Muskel-, Brust- und Bauchschmerzen
und Anorexie. Relativ typisch sind eine Pharyngitis,
konjunktivale Injektion und ein masernartiges, insbesondere auf weißer Haut gut sichtbares, nichtjuckendes, nichthämorrhagisches Exanthem (15). Gastrointestinale Symptome treten häufig auf, wobei die
Durchfälle bei fatalem Verlauf blutig werden und bei
allgemeiner Blutungsneigung Epistaxis, Hämaturie,
Hämoptysis, Hämatemesis, Metrorrhagien und Aborte
auftreten (5.–7. Krankheitstag). Neurologische Symptome (Halbseitenlähmungen, Psychosen) sind häufig, eine Anurie kann auftreten. Der Tod tritt meist um
den 6.–16. Krankheitstag ein. Wird die Erkrankung
überlebt, können in der Rekonvaleszenz Komplikationen auftreten, beispielsweise Myelitis, Hepatitis, Psychosen oder Uveitis (15).
IgG
IgM
NS1
NS1
IgM
0
4
8
16
90–180 0
Tage nach Krankheitsbeginn
4
8
16
Tage nach Krankheitsbeginn
Verlauf serologischer Parameter bei einer Dengue-Virus-Infektion; NS1, NS1-Antigentest
Krim-Kongo-hämorrhagisches Fieber
Das Krim-Kongo hämorrhagische Fieber (CCHF)
wird durch das gleichnamige Virus (CCHFV) hervorgerufen. Das Virus wurde erstmalig in BelgischKongo (heute: DRC) aus Patientenproben isoliert
und charakterisiert („Kongo-Virus“) (2). In den
1970er Jahren wurde darin auch der Erreger des
schon seit 1944 bekannten hämorrhagischen KrimFiebers erkannt (2). Das CCHFV ist das geografisch
am weitesten verbreitete, durch Zecken (vorwiegend
Genus Hyalomma) übertragene Virus. In vielen Ländern Afrikas, Asiens, Südosteuropas und des Nahen
Ostens ist das Virus endemisch. Es können eine Vielzahl von Vertebraten (Wild- und Nutztiere) infiziert
werden, wobei die Tiere im Gegensatz zum Menschen nicht erkranken. Die Übertragung auf den
Menschen erfolgt entweder durch Zeckenstich oder
durch Kontakt zu infizierten Tieren. Insbesondere in
Krankenhäusern besteht ein von dort behandelten
CCHF-Erkrankten ausgehendes hohes Übertragungsrisiko. Es sind mehrere nosokomiale Ausbrüche mit hoher Letalität dokumentiert, beispielsweise
zuletzt in der Türkei und in Kasachstan. In den letzten fünf Jahren wurden nur zwei importierte Fälle in
Deutschland registriert (17).
Krankheitsbild des CCHFV
Das Krankheitsbild beim Menschen reicht von
inapparenten oder grippeähnlichen Verläufen bis
hin zum Bild eines hämorrhagischen Fiebers mit
hoher Letalität.
687
MEDIZIN
KASTEN 2
Behandlungszentren für Infektionen mit hochpathogenen, kontagiösen Erregern in Deutschland
● Berlin, Universitätsklinikum Charité – Campus Virchow-Klinikum, Medizinische
Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie
● Düsseldorf, Universitätsklinikum, Leber- und Infektionszentrum
● Frankfurt am Main, Universitätsklinikum, Medizinische Klinik III, Zentrum für
Innere Medizin
● Hamburg, Bernhard-Nocht-Klinik für Tropenmedizin, Universitätsklinikum
Hamburg-Eppendorf
● Leipzig, Klinikum St. Georg, 2. Klinik für Innere Medizin
● München, Städtisches Krankenhaus München-Schwabing, 1. Medizinische
Abteilung
● Saarbrücken, Klinikum Saarbrücken, Medizinische Klinik I
● Stuttgart, Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart, Innere Medizin I
● Würzburg, Missionsärztliche Klinik, Abteilung für Tropenmedizin
Das Krankheitsbild beim Menschen reicht von inapparenten oder grippeähnlichen Verläufen bis hin
zum Bild eines hämorrhagischen Fiebers mit hoher
Letalität. Nach einer Inkubationszeit von 2–13 Tagen
setzt plötzliches Fieber ein (Tabelle). Hinzu kommen
Unwohlsein, Schwäche, Erregbarkeit, Kopf- und
Gliederschmerzen sowie Appetitlosigkeit, gelegentlich auch Erbrechen, Durchfall und Oberbauchschmerzen. Nach wenigen Krankheitstagen können
sich zum Teil massive Hämorrhagien entwickeln, mit
Haut- und Darmblutungen oder Bluterbrechen, oft mit
einer Leberschädigung einhergehend (2). Etwa
10–50 % der Patienten sterben, meist 5 bis 14 Tage
nach Erkrankungsbeginn (2).
Krankheitsbilder mit anhaltenden Arthralgien
Gelenkschmerzen nach Tropenaufenthalt generell
Reiserückkehrer klagen häufig über Gelenkschmerzen
(18). Neben einer postinfektiösen Arthritis ist dann
auch an Viruskrankheiten zu denken. In den Tropen
gehen verschiedene Arbovirus-Infektionen besonders
häufig mit Arthritiden einher (Tabelle).
Chikungunya-Fieber
Die Erkrankung ist vor allem im östlichen und südlichen Afrika, auf dem indischen Subkontinent, in Süd-
Chikungunya-Fieber
Nach dem Dengue-Fieber ist das ChikungunyaFieber eine häufig importierte Viruserkrankung.
Das CHIKV führt in Deutschland zu durchschnittlich 38 importierten Krankheitsfällen pro Jahr.
688
ostasien und seit einigen Jahren auf den Inseln im Indischen Ozean verbreitet (2). Zunehmend sind saisonale Ausbrüche auch in Südeuropa möglich, wie der
Ausbruch 2007 in Italien gezeigt hat (19). Hierfür ist
hauptsächlich die Zunahme des interkontinentalen
Waren- und Reiseverkehrs verantwortlich zu machen.
Aber auch die weite Verbreitung kompetenter Stechmückenvektoren in Südeuropa erhöht die Gefahr
autochthoner Infektionen. Das Chikungunya-Virus
(CHIKV) wird durch verschiedene StechmückenArten (insbesondere Aedes albopictus) aus einem Reservoir unterschiedlicher Warmblüter (Nagetiere,
nicht-humane Primaten und andere) auf andere Warmblüter übertragen.
Nach dem Dengue-Fieber ist das Chikungunya-Fieber eine häufig importierte Viruserkrankung. Das
CHIKV führt jährlich in Deutschland zu durchschnittlich 38 importierten Krankheitsfällen (20–22).
Nach 2–12 Tagen kommt es zu einem plötzlichen
und schnellen Fieberanstieg, Kopfschmerzen, Konjunktivitis, Muskel- und Gelenkbeschwerden. Die im
Vordergrund stehenden Gelenkbeschwerden treten
meist bilateral auf, vor allem sind die Extremitäten
betroffen (2). Die Gelenke sind geschwollen und berührungsempfindlich. Bisweilen tritt ein makulopapulöses Exanthem oder eine generalisierte Hautrötung
auf. Ein biphasischer Fieberverlauf ist möglich. Ein
geringer Anteil (5–10 %) der Patienten leidet unter
monatelangen, in seltenen Fällen jahrelangen persistierenden Gelenkbeschwerden (2). Die Diagnostik der
CHIKV-Infektion kann in den ersten Krankheitstagen
durch den Nachweis viraler RNA mittels RT-PCR im
Serum des Patienten erfolgen (Tabelle) (2). In den
ersten Krankheitstagen ist der Nachweis von Antikörpern negativ. Ab der 2. Krankheitswoche können
dann IgM- und IgG-Antikörper nachgewiesen werden
(Tabelle).
Es gibt keine spezifische Therapie gegen das Chikungunya-Fieber. Die symptomatische Therapie wird
unter anderem mit nichtsteroidalen Antirheumatika
durchgeführt (2). Die einzige Prophylaxemöglichkeit
ist der ganztägige Schutz vor Stechmücken.
Ross-River-Fieber oder epidemische Polyarthritis
Das Ross-River-Fieber ist die häufigste durch Stechmücken übertragene Virusinfektion in Australien (23).
Aufgrund der langanhaltenden Arthralgien führt die
Infektion zu einer erheblichen Morbidität mit entsprechenden wirtschaftlichen Auswirkungen. Im Durch-
Ross-River-Fieber
Das Ross-River-Fieber (epidemische Polyarthritis)
ist die häufigste durch Stechmücken übertragene
Virusinfektion in Australien.
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 109 | Heft 41 | 12. Oktober 2012
MEDIZIN
schnitt gibt es 4 800 Erkrankungsfälle jährlich in
Australien (23). Das Ross-River-Fieber ist aber auch
in Papua-Neuguinea endemisch, und es gab es große
Ausbrüche auf den Fidschis, Samoa, den Cook-Inseln
und Neukaledonien (23). Bei Reisenden mit Gelenkschmerzen ist bei entsprechender Anamnese das RossRiver-Fieber zu bedenken (23, 24).
Die Inkubationszeit beträgt in der Regel 3–14 Tage,
sie kann jedoch in seltenen Fällen bis zu 21 Tage lang
sein (Tabelle). Asymptomatische Infektionen sind
offenbar häufig, ferner ist das klinische Bild durch
Fieber, ein makulopapulöses Exanthem und langanhaltende Gelenkschmerzen gekennzeichnet (epidemische Polyarthritis). Fieber und Hautausschlag treten
bei 50 % der Patienten auf (2). Das Exanthem dauert
in der Regel fünf bis zehn Tage und betrifft vor allem
die Extremitäten und den Rumpf. Bei der überwiegenden Mehrheit der Patienten kommt es zu einer akut
einsetzenden symmetrischen Arthritis, hauptsächlich
der peripheren Gelenke (2). Die Arthritis dauert bei
ungefähr 50 % der Patienten länger als ein Jahr.
Ab der zweiten Krankheitswoche können RossRiver-Virus-spezifische IgG- und IgM-Antikörper im
Serum des Patienten nachgewiesen werden (Tabelle).
Die Behandlung erfolgt symptomatisch mit nichtsteroidalen Antiphlogistika (2).
Virus-Enzephalitiden
Meningoenzephalitis nach Tropenaufenthalt
Die Differenzialdiagnose einer Meningoenzephalitis
nach Tropenaufenhalt ist umfangreich. Eine zerebrale
Malaria ist immer zu bedenken, bei Einreise aus dem
subsaharischen Afrika (2). Auch zu bedenken ist das
seltene meningoenzephalitische Stadium einer Schlafkrankheit. Virale Erkrankungen entsprechend der geografischen Anamnese sind in Tabelle aufgeführt.
West-Nil-Fieber
Das West-Nil-Virus (WNV) ist ein von Stechmückenübertragenes Virus, das erstmals 1937 in Uganda aus
dem Blut einer Frau isoliert wurde. Die erste dokumentierte Epidemie war 1950 in Israel. Das WNV gilt
als ein Paradebeispiel für ein „emerging virus“, weil
es 1999 erstmals in Nordamerika auftrat, sich ausbreitete und dort zwischen 1999 und 2010 zu 1,8 Millionen Infektionen beim Menschen mit mehr als 1 308
Todesfällen geführt hat (25). Dies verdeutlicht, dass
es auch in Industrieländern nicht gelingt, eingeschleppte, von Stechmücken übertragene Viren zu
Meningoenzephalitis nach Tropenaufenthalt
Die Differenzialdiagnose einer Meningoenzephalitis
nach Tropenaufenhalt ist umfangreich.
Eine zerebrale Malaria ist bei Einreise aus dem
subsaharischen Afrika immer zu bedenken.
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 109 | Heft 41 | 12. Oktober 2012
GRAFIK 3
Hauptverbreitungsgebiet der Japanischen Enzephalitis (2)
kontrollieren. Das WNV ist mittlerweile auf allen fünf
Kontinenten verbreitet, und gerade in den letzten beiden Jahren kam es auch in Europa zu größeren Ausbrüchen (26). Der letzte große Ausbruch fand 2010 in
Griechenland statt mit 197 Erkrankten, von denen 33
an der Infektion gestorben sind (26). Virusreservoire
sind eine Reihe von Vogelarten, die als Infektionsquelle für blutsaugende Stechmücken dienen. Neben
dem Menschen, können auch Pferde erkranken.
Mit dem Einschleppen des WNV nach Deutschland
muss gerechnet werden, weil der Stechmückenvektor
(Nördliche Hausmücke) in ganz Deutschland verbreitet ist und das WNV in den Nachbarländern (Frankreich, Österreich und Tschechien) bereits zirkuliert.
Im Jahr 2011 haben die Autoren die erste importierte
WNV-Infektion (Kanada) nachgewiesen (27). Im Jahr
2012 ist es zu zwei weiteren importierten WNV-Infektionen aus dem europäischen Ausland (Montenegro
und Griechenland) gekommen. Die Inkubationszeit
beim Menschen beträgt zwischen 2 und 15 Tagen
(Tabelle). Danach verläuft der überwiegende Teil der
Infektionen subklinisch (80 %) oder mit einer uncharakteristischen Symptomatik (26). Die Fieberkurve
kann einen biphasischen Verlauf zeigen, und bei der
Hälfte der Erkrankungsfälle wird ein makulopapu-
West-Nil-Fieber
In den ersten Krankheitstagen ist der Nachweis von
WNV-spezifischen IgM- und IgG-Antikörpern
negativ. Ab der zweiten Krankheitswoche können
dann WNV-spezifische IgM- und IgG-Antikörper
detektiert werden.
689
MEDIZIN
löses Exanthem beobachtet (2). Als Komplikationen
können entzündliche ZNS-Erkrankungen (Meningitis,
Enzephalitis, Enzephalomyelitis oder Polyradikulitis)
auftreten. Insbesondere ältere Patienten und Patienten
mit einer kardiovaskulären Vorerkrankung haben ein
höheres Risiko für neurologische Komplikationen
(26). Die Letalität der Meningoenzephalitis in höheren Altersgruppen beträgt 5–10 %.
Die Diagnostik der WNV-Infektion kann in den ersten Krankheitstagen durch den Nachweis viraler RNA
mittels RT-PCR im Serum oder Liquor des Patienten
erfolgen (Tabelle). In den ersten Krankheitstagen ist
der Nachweis von WNV-spezifischen IgM- und IgGAntikörpern negativ. Ab der zweiten Krankheitswoche können dann WNV-spezifische IgM- und IgGAntikörper nachgewiesen werden (Tabelle). Bei der
serologischen Diagnostik ist auf mögliche Kreuzreaktionen mit anderen Flaviviren zu achten. Bisher ist
keine spezifische Therapie für Infektionen mit dem
WNV bekannt (2).
Japanische Enzephalitis
Die Japanische Enzephalitis (JE) ist die häufigste virale Enzephalitis in Asien mit 30 000–50 000 berichteten Erkrankungsfällen pro Jahr (2). Sie ist von den
westpazifischen Inseln bis zur pakistanischen Ostgrenze und von Korea bis Nordaustralien verbreitet
(Grafik 3). Virusreservoir und Amplifikationswirte
sind einige Wasservogelarten und Schweine, die als
Haustiere gehalten werden. Die Übertragung erfolgt
durch nachtaktive Stechmücken der Gattung Culex,
am häufigsten durch C. tritaeniorhynchus, der Reisfeldmücke. Erkrankungsfälle waren bisher vor allem
in ländlichen Räumen mit Reisfeldern sowie in wasser- und sumpfreichen Gebieten verbreitet. Neuerdings sind auch Fälle in städtischen Gebieten innerhalb der Endemiegebiete beobachtet worden (2).
Für Reisende aus Deutschland war die JE bisher
nur von geringer Bedeutung. Allerdings ist es in den
letzten Jahren auch bei zwei Urlaubern zu JE-VirusInfektionen gekommen (28). Wichtig ist, dass für Risikoreisende eine Impfung zur Verfügung steht (29).
Am häufigsten manifestiert sich die JE als eine milde,
grippeartige fieberhafte Erkrankung. Bei etwa einer
von 250 Infektionen kommt es zu eine akuten Meningoenzephalitis. Sie beginnt mit Fieber, Kopfschmerzen und Erbrechen, es folgen Bewusstseinstrübungen,
Reflexstörungen, Verwirrtheit, Verhaltensänderungen,
Tremor oder motorische Lähmungen (2). In der Bild-
gebung können hämorrhagische Läsionen im Thalamus nachweisbar sein (30). Nach dem zehnten Krankheitstag beginnt meist die Entfieberung. Die Letalität
liegt bei ZNS-Beteiligung bei 30 %, neurologische
und psychische Dauerschäden sind häufig. Nach abgelaufener Infektion besteht eine lebenslange Immunität. Differenzialdiagnostisch ist zu beachten, dass es
auch beim DF zu enzephalitischen Verläufen kommen
kann.
Die Diagnostik der JE-Virus-Infektion kann in den
ersten Krankheitstagen durch den Nachweis viraler
RNA mittels RT-PCR im Serum oder Liquor des Patienten erfolgen (Tabelle). Ab der zweiten Krankheitswoche können dann JE-Virus-spezifische IgM- und
IgG- Antikörper nachgewiesen werden (Tabelle). Bei
der serologischen Diagnostik ist auf mögliche Kreuzreaktionen mit anderen Flaviviren zu achten. Bisher
ist keine spezifische Therapie für JE-Virus-Infektionen bekannt (2).
Interessenkonflikt
Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Manuskriptdaten
eingereicht: 8. 5. 2012, revidierte Fassung angenommen: 25. 9. 2012
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Japanische Enzephalitis
Für Reisende aus Deutschland war die JE bisher
nur von geringer Bedeutung. Allerdings ist es in
den letzten Jahren auch bei zwei Urlaubern zu
JE-Virus-Infektionen gekommen. Wichtig ist, dass
für Risikoreisende eine Impfung zur Verfügung steht.
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Deutsches Ärzteblatt | Jg. 109 | Heft 41 | 12. Oktober 2012
MEDIZIN
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Anschrift für die Verfasser
Dr. med. Jonas Schmidt-Chanasit
Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
Bernhard-Nocht-Straße 74
20359 Hamburg
[email protected]
Schmidt-Chanasit J, Schmiedel S, Fleischer B, Burchard GD: Viruses acquired
abroad—what does the primary care physician need to know?
Dtsch Arztebl Int 2012; 109(41): 681−92. DOI: 10.3238/arztebl.2012.0681
@
eKasten unter:
www.aerzteblatt.de/12m0681
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Weitere Informationen zu cme
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Die 15-stellige EFN steht auf dem Fortbildungsausweis.
Wichtiger Hinweis
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Einsendeschluss ist der 23. 11. 2012.
Einsendungen, die per Brief oder Fax erfolgen, können nicht berücksichtigt werden.
Die Lösungen zu dieser cme-Einheit werden in Heft 49/2012 an dieser Stelle
veröffentlicht.
Die cme-Einheit „Medizinische Notfälle im Flugzeug“ (Heft 37/2012) kann noch bis zum 26. 10. 2012 bearbeitet werden.
Für Heft 45/2012 ist das Thema „Rationale für Verlaufskontrollen nach koronarem Stent“ vorgesehen.
Lösungen zur cme-Einheit in Heft 33–34/2012:
Cascorbi I: Arzneimittelinteraktionen, Prinzipien, Beispiele und klinische Folgen.
Lösungen: 1c, 2d, 3a, 4d, 5b, 6e, 7a, 8b, 9d, 10a
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 109 | Heft 41 | 12. Oktober 2012
691
MEDIZIN
Bitte beantworten Sie folgende Fragen für die Teilnahme an der zertifizierten Fortbildung. Pro Frage
ist nur eine Antwort möglich. Bitte entscheiden Sie sich für die am ehesten zutreffende Antwort.
Frage Nr. 1
Frage Nr. 6
Welche serologischen Parameter sollten zur Diagnose
einer akuten Dengue-Virus-Primärinfektion unbedingt
getestet werden?
a) ausschließlich Dengue-Virus-IgM
b) ausschließlich Dengue-Virus-IgG
c) Dengue-Virus-IgM und Dengue-Virus-IgG
d) Dengue-Virus-NS1-Antigen und Dengue-Virus-IgG
e) Dengue-Virus-NS1-Antigen, Dengue-Virus-IgM und
Dengue-Virus-IgG
Bei welcher importierten Virusinfektion ist eine Menschzu-Mensch-Übertragung der übliche Infektionsweg?
a) Ebola-Virus
b) Dengue-Virus
c) Ross-River-Virus
d) Mayaro-Virus
e) Tahyna-Virus
Frage Nr. 7
Was ist die häufigste, durch Reiserückkehrer nach
Deutschland importierte Arbovirus-Infektion?
a) Chikungunya-Virus-Infektion
b) West-Nil-Virus-Infektion
c) Dengue-Virus-Infektion
d) Japanisches-Enzephalitis-Virus-Infektion
e) Ross-River-Virus-Infektion
Wie ist die Spanne der Inkubationszeit in Tagen für das
Ebola-hämorrhagische Fieber?
a) 0–3
b) 1–8
c) 2–25
d) 6–10
d) 8–14
e) 10–12
Frage Nr. 3
Frage Nr. 8
Welcher labordiagnostische Parameter sollte unbedingt
bei einer Dengue-Virus-Infektion regelmäßig kontrolliert
werden, um rechtzeitig einen schwerwiegenden Verlauf
der Infektion verhindern zu können?
a) Dengue-Virus-RNA
b) Dengue-Virus-NS1-Antigen
c) Hämatokrit
d) Leukozytenzahl
e) Blutsenkungsreaktion
Wie viel Personen erkranken in Asien jährlich an einer
japanischen Enzephalitis?
a) 10 000–20 000
b) 20 000–40 000
c) 30 000–50 000
d) 40 000–60 000
e) 60 000–80 000
Frage Nr. 2
Frage Nr. 9
In der Praxis stellt sich ein 22-jährigen Reiserückkehrer vor,
der bereits vor acht Wochen von einem einjährigen Australienurlaub zurückgekehrt ist. Der Patient klagt über Gelenkschmerzen, hauptsächlich in den Fingergelenken und im
Sprunggelenk. Der Patient berichtet Ihnen außerdem über
eine kurze fieberhafte Episode, zwei Tage nach Rückkehr von
der Australienreise.
Welche Virusdiagnostik veranlassen Sie?
a) Mayaro-Virus-IgG und -IgM
b) West-Nil-Virus-RNA
c) Chikungunya-Virus-IgG
d) Ross-River-Virus-IgM und -IgG
e) Barmah-Forest-Virus-RNA
In Ihrer Praxis stellt sich eine 43-jährige Reiserückkehrerin
vor, die vor zwei Tagen von einem 14-tägigen Thailandurlaub
(Krabi) zurückgekehrt ist. Die Patientin klagt seit drei Tagen
über Gelenk- und Muskelschmerzen und hat Fieber
(39,4 °C). Bei der körperlichen Untersuchung fällt Ihnen ein
stammbetontes Erythem mit weißem Dermographismus auf.
Die Patientin gibt an, in Thailand mehrmals von Mücken
gestochen worden zu sein.
Welche Virusinfektion halten Sie für wahrscheinlich?
a) Lassa-Virus
b) Marburg-Virus
c) Lymphozytäres-Choriomeningitis-Virus
d) Ross-River-Virus
e) Dengue-Virus
Frage Nr. 5
Frage Nr. 10
Welcher Erreger ist die häufigste Ursache für eine
Meningoenzephalitis in Südostasien?
a) Nipah-Virus
b) Dengue-Virus
c) FSME-Virus
d) West-Nil-Virus
e) Japanisches-Enzephalitis-Virus
Auf welchem Kontinent ist das Ross-River-Virus endemisch, und wie wird es übertragen?
a) Südamerika und wird von Stechmücken übertragen
b) Afrika und wird von Nagetieren übertragen
c) Afrika und wird von Zecken übertragen
d) Australien und wird durch Stechmücken übertragen
e) Asien und wird von Nagetieren übertragen
Frage Nr. 4
692
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 109 | Heft 41 | 12. Oktober 2012
MEDIZIN
Importierte Virusinfektionen
Was muss ein niedergelassener Arzt über wissen?
Jonas Schmidt-Chanasit, Stefan Schmiedel,
Bernhard Fleischer, Gerd-Dieter Burchard
eKASTEN
Hochsicherheitslabors für die VHF-Diagnostik
3
Punkte
cme
Teilnahme nur im
Internet möglich:
aerzteblatt.de/cme
Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
Kooperationszentrum der Weltgesundheitsorganisation für Arboviren und virale
hämorrhagische Fieber
Nationales Referenzzentrum für tropische Infektionserreger
Bernhard-Nocht-Straße 74
20359 Hamburg
Telefon: 040 42818 0 (7 Tage, 24 Stunden)
Ansprechpartner: Dr. med. Jonas Schmidt-Chanasit
Philipps-Universität Marburg
Institut für Virologie
Hans-Meerwein-Straße 2
35043 Marburg
Telefon: 06421 2864315
Ansprechpartner: Dr. Markus Eickmann
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 109 | Heft 41 | 12. Oktober 2012
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