Wolfgang Wagemann Assessment-Center Wikipedia-Artikel zum Versailler Vertrag Quellen für die beiden Artikel zum Versailler Vertrag sind • https://de.wikipedia.org/wiki/Friedensvertrag_von_Versailles • https://de.wikipedia.org/wiki/Dolchsto%C3%9Flegende Stand 11. Dezember 2015 Friedensvertrag von Versailles kriegs beendet, nicht aber den Kriegszustand. Die deutsche Delegation durfte an den Verhandlungen nicht teilnehmen, sondern konnte erst am Schluss durch schriftliche Eingaben wenige Nachbesserungen des Vertragsinhalts erwirken. Der Vertrag konstatierte die alleinige Verantwortung Deutschlands und seiner Verbündeten für den Ausbruch des Weltkriegs und verpflichtete es zu Gebietsabtretungen, Abrüstung und Reparationszahlungen an die Siegermächte. Nach ultimativer Aufforderung unterzeichneten die Deutschen unter Protest am 28. Juni 1919 im Spiegelsaal von Versailles den Vertrag. Nach der Ratifizierung und dem Austausch der Urkunden trat er am 10. Januar 1920 in Kraft. Wegen seiner hart erscheinenden Bedingungen und der Art seines Zustandekommens wurde der Vertrag von der Mehrheit der Deutschen als illegitim und demütigend empfunden. Zu den Unterzeichnern gehörten neben Deutschland die Vereinigten Staaten (USA), das Vereinigte Königreich, Frankreich, Italien, Japan sowie Belgien, Bolivien, Brasilien, Kuba, Ecuador, Griechenland, Guatemala, Haiti, Hedschas, Honduras, Liberia, Nicaragua, Panama, Peru, Polen, Portugal, Rumänien, das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, Siam, die Tschechoslowakei und Uruguay. Vertragsunterzeichnung in der Spiegelgalerie des Schlosses von Versailles China, das sich seit 1917 mit Deutschland im Krieg befand, unterzeichnete den Vertrag nicht. Der Kongress der Vereinigten Staaten verweigerte dem Versailler Vertrag die Ratifikation. Die USA traten dem Völkerbund nicht bei und schlossen 1921 einen Sonderfrieden mit Deutschland, den Berliner Vertrag. Als weitere Pariser Vorortverträge mit den Verlierern folgten am 10. September 1919 der Vertrag von St. Germain mit Deutschösterreich, am 27. November 1919 der Vertrag von Neuilly-sur-Seine mit Bulgarien, am 4. Juni 1920 der Vertrag von Trianon mit Ungarn sowie am 10. August 1920 der Vertrag von Sèvres mit dem Osmanischen Reich. The Signing of the Peace Treaty of Versailles 1 Entstehung und Ratifizierung Der Friedensvertrag von Versailles (auch Versailler Vertrag, Friede von Versailles) wurde bei der Pariser Friedenskonferenz 1919 im Schloss von Versailles von den Mächten der Triple Entente und ihren Verbündeten bis Mai 1919 ausgehandelt. Mit der Unterzeichnung des Friedensvertrags endete der Erste Weltkrieg völkerrechtlich. Sie war zugleich der Gründungsakt des Völkerbunds. Der Vertrag war das Ergebnis der Pariser Friedenskonferenz 1919, die im Schloss von Versailles vom 18. Januar 1919 bis zum 21. Januar 1920 tagte. Ort und Eröffnungsdatum waren nicht zufällig gewählt worden: 1871 hatten deutsche Würdenträger während der Belagerung Bereits am 11. November 1918 hatte der Waffenstillstand von Paris die Kaiserproklamation im Spiegelsaal von Vervon Compiègne die Kampfhandlungen des Ersten Welt- sailles vorgenommen. Dies verstärkte (neben vielen an1 2 2 1 ENTSTEHUNG UND RATIFIZIERUNG sen wurden Noten ausgetauscht. Zu den wenigen Nachbesserungen in der am 16. Juni von den Alliierten vorgelegten Mantelnote gehörte die Volksabstimmung in Oberschlesien. Die Siegermächte ließen weitere Nachbesserungen nicht zu und verlangten ultimativ die Unterschrift. Andernfalls würden sie ihre Truppen nach Deutschland einrücken lassen. Hierfür hatte Marschall Ferdinand Foch einen Plan ausgearbeitet: Vom bereits besetzten Rheinland aus sollten die Truppen der Entente entlang des Mains nach Osten vorrücken, um auf kürzestem Wege die tschechische Grenze zu erreichen und so Nord- und Süddeutschland voneinander zu trennen.[2] In Kreisen um den Oberpräsidenten von Ostpreußen, Adolf von Batocki, den Sozialdemokraten August Winnig und General Otto von Below wurden Pläne entwickelt, die Friedensbedingungen rundweg abzulehnen und Westdeutschland den einrückenden Truppen der Siegermächte kampflos zu überlassen. In Ostmitteleuropa, wo die Reichswehr noch verhältnismäßig stark war, sollte dann ein Oststaat als Widerstandszentrum gegen die Entente gegründet werden.[3] Ministerpräsident Philipp Scheidemann trat in dieser Situation zurück: Am 12. Mai 1919 begründete er seinen Schritt in der Weimarer Nationalversammlung mit der zum geflügelten Wort gewordenen Frage: Amerikanische Karikatur zur militärischen Drohkulisse gegen Deutschland: Weil Wilsons 14-Punkte-Plan angeblich nicht eingehalten wird, fügt Marschall Foch als 15. Punkt seine Säbelspitze hinzu „Welche Hand müsste nicht verdorren, die sich und uns in solche Fesseln legte?“[4] Unter dem Druck des drohenden Einmarsches und der trotz Waffenstillstand fortbestehenden britischen Seeblockade, die eine dramatische Zuspitzung der Ernährungslage befürchten ließ, votierte die Nationalversammlung am 23. Juni 1919 mit 257 gegen 138 Stimmen für Vorangegangen war am 8. Januar 1918 das 14-Punktedie Annahme des Vertrags. Scheidemanns Parteifreund Programm von US-Präsident Woodrow Wilson, das aus und Nachfolger Gustav Bauer rief in der Sitzung aus: deutscher Sicht Grundlage für den zunächst auf 36 Tage befristeten Waffenstillstand von Compiègne am 11. No„Wir stehen hier aus Pflichtgefühl, in dem vember 1918 war. Bewußtsein, daß es unsere verdammte SchulVorab tagte ein engerer Ausschuss des Kongresses, der digkeit ist, zu retten zu suchen, was zu retsogenannte Rat der Vier, dem US-Präsident Woodrow ten ist […]. Wenn die Regierung […] unter Wilson, der französische Ministerpräsident Georges CleVorbehalt unterzeichnet, so betont sie, daß sie menceau, der britische Premierminister David Lloyd Geder Gewalt weicht, in dem Entschluß, dem unorge und der italienische Minister Vittorio Emanuele Orsagbar leidenden deutschen Volke einen neuen lando angehörten. Der Rat legte die wesentlichen EckKrieg, die Zerreißung seiner nationalen Einheit punkte des Vertrags fest. An den mündlichen Verhanddurch weitere Besetzung deutschen Gebietes, lungen nahmen nur die Siegermächte teil; mit der deutentsetzliche Hungersnot für Frauen und Kinschen Delegation wurden lediglich Memoranden ausgeder und unbarmherzige längere Zurückhaltung tauscht. Das Ergebnis der Verhandlungen wurde der deutder Kriegsgefangenen zu ersparen.[5] “ schen Delegation schließlich als Vertragsentwurf am 7. Mai 1919 vorgelegt – nicht zufällig am Jahrestag der Versenkung der RMS Lusitania.[1] Die deutsche Delegation – Außenminister Hermann Müller (SPD) und Verkehrsmizu der auch die Professoren Max Weber, Albrecht Men- nister Johannes Bell (Zentrum) unterzeichneten daher – delssohn Bartholdy und Hans Delbrück sowie der Ge- unter Protest – am 28. Juni 1919 den Vertrag. neral Max Graf Montgelas gehörten – weigerte sich zu Die Vertreter der USA, der wichtigsten Signatarmacht unterschreiben und drängte auf Milderung der Bestim- neben Großbritannien und Frankreich, hatten den Vermungen, wobei die deutsche Delegation zu den münd- trag nach den zwei deutschen Delegierten zwar als Erslichen Verhandlungen nicht zugelassen wurde; stattdes- te unterzeichnet, der amerikanische Kongress ratifizierte deren Faktoren, zum Beispiel den hohen Reparationen Frankreichs an Deutschland) die deutsch-französische Erbfeindschaft und den französischen Revanchismus („Toujours y penser, jamais en parler“). 3 3 den Vertrag jedoch nicht. Am 19. November 1919 und 3 Ziele der Siegermächte nochmals am 19. März 1920 wurden das Vertragswerk und der Beitritt der Vereinigten Staaten zum Völkerbund → Hauptartikel: Kriegsziele im Ersten Weltkrieg abgelehnt.[6] Die USA schlossen daher mit Deutschland den Berliner Vertrag vom 25. August 1921. Die Ziele Frankreichs, Großbritanniens und der Vereinigten Staaten unterschieden sich beträchtlich; die französischen standen vielfach im Widerspruch zu denen der 2 Ausgangsbedingungen beiden angelsächsischen Mächte. 3.1 Frankreich Deutsche Friedensunterhändler vor ihrer Abfahrt ins Hotel Trianon. Von links: Leinert, Melchior, Giesberts, Brockdorff-Rantzau, Landsberg, Schücking Zwei der wichtigsten Mächte aus der Zeit des Kriegsbeginns existierten nicht mehr: • Als Folge der Oktoberrevolution, die durch die Einschleusung Lenins durch das Deutsche Reich möglich geworden war, war auf dem Boden des Russischen Reiches nun Sowjetrussland entstanden. Die kapitalistischen Staaten fürchteten nun, der Sowjetstaat würde, der Weltrevolution verpflichtet, die innenpolitische Stabilität aller anderen Staaten bedrohen. Der französische Ministerpräsident Georges Clemenceau • Die österreich-ungarische Donaumonarchie hatte sich aus innenpolitischer Handlungsunfähigkeit in Clemenceaus Mitarbeiter André Tardieu fasste die Ziele die Auslösung des Weltkrieges geflüchtet und war Frankreichs auf der Versailler Friedenskonferenz folgenbeim Waffenstillstand zerfallen. dermaßen zusammen: Beide Kriegsparteien hatten sich Nationalitätenproble„Sicherheit zu schaffen war die erste me in gegnerischen Staaten zunutze gemacht: Die Pflicht. Den Wiederaufbau zu organisieren war Mittelmächte hatten auf dem Gebiet des Zarenrei[7] die zweite.“ ches Regentschaftspolen gegründet und die Gründung Litauens wohlwollend geduldet. Die Alliierten und die slawischen Minderheiten der Donaumonarchie hatten Frankreich hatte mit Deutsch-Französischem Krieg und sich gegenseitig unterstützt und waren nun einander ver- Erstem Weltkrieg zwei deutsche Invasionen innerhalb eines halben Jahrhunderts erlebt, von denen die erste für pflichtet. Deutschland erfolgreich gewesen war und die zweite weiSo war eine generelle Rückkehr zu den Vorkriegsgren- te Landstriche Frankreichs verwüstet hatte. Daher war es zen unmöglich und die Neuordnung mit jenen Problemen vorrangiges Ziel Clemenceaus, neben der als selbstverbelastet, die die Grenzziehung zwischen Nationalstaaten ständlich angesehenen Rückgabe Elsass-Lothringens eiunausweichlich mit sich bringt. nen erneuten deutschen Einmarsch von vornherein unDie mit Abstand schwersten Kriegsschäden an der zivilen möglich zu machen. Zu diesem Zweck strebte er die Infrastruktur hatten Frankreich und das von Deutschland Rheingrenze und eine möglichst weitgehende Schwäüberfallene Belgien zu verzeichnen. chung Deutschlands an. Dies ging einher mit seinem 4 4 3 zweiten Ziel: der Entschädigung für die Kriegszerstörungen und der Abdeckung der interalliierten Schulden, die Frankreich vor allem bei den Vereinigten Staaten hatte. Eine vollständige Abdeckung aller Auslagen, die der Krieg gebracht hatte, schien durchaus geeignet, den gefährlichen Nachbarn nachhaltig zu schwächen.[8] 3.2 ZIELE DER SIEGERMÄCHTE ne Überwinder zur Rückerstattung zu zwingen. […] Um Vergütung zu erreichen, mögen unsere Bedingungen streng, sie mögen hart und sogar rücksichtslos sein, aber zugleich können sie so gerecht sein, dass das Land, dem wir sie auferlegen, in seinem Innern fühlt, es habe kein Recht sich zu beklagen. Aber Ungerechtigkeit und Anmaßung, in der Stunde des Triumphs zur Schau getragen, werden niemals vergessen noch vergeben werden. […] Ich kann mir keinen stärkeren Grund für einen künftigen Krieg denken, als dass das deutsche Volk, das sich sicherlich als einer der kraftvollsten und mächtigsten Stämme der Welt erwiesen hat, von einer Zahl kleinerer Staaten umgeben wäre, von denen manche niemals vorher eine standfeste Regierung für sich aufzurichten fähig war, von denen aber jeder große Mengen von Deutschen enthielte, die nach Wiedervereinigung mit ihrem Heimatland begehrten.“[9] Vereinigtes Königreich Lloyd Georges finanzielle Forderungen sollten ursprünglich nur die britischen Kriegskosten decken. Die öffentliche Meinung in Großbritannien war durch den Krieg stark gegen Deutschland aufgebracht, was sich nicht zuletzt in den sogenannten Khaki-Wahlen vom 14. Dezember 1918 gezeigt hatte. Unter dem starken innenpolitischen Druck hatte Lloyd George eingewilligt, dass in die Reparationen, die Deutschland auferlegt wurden, auch der Wert sämtlicher Pensionen für Invalide und Kriegshinterbliebene einberechnet wurde, was die Höhe der Reparationsforderungen enorm steigen ließ.[10] 3.3 Italien Der britische Premierminister David Lloyd George Das Königreich Italien war sehr zögerlich in den Krieg eingetreten, nutzte aber die Chance, mit dem Sieg die letzten „Irredenta“ Trentino und Triest dem italienischen Staatsgebiet anzufügen, darüber hinaus eine leicht zu verteidigende Nordgrenze am Brenner zu gewinnen und eine Kolonie (Dodekanes). Italienische Forderungen gingen folglich im Wesentlichen in die Vertragstexte von Saint-Germain-en-Laye und Sèvres ein. Das Vereinigte Königreich hatte weit weniger unter dem Krieg gelitten als Frankreich, aber sich ebenfalls zur Finanzierung seiner Kriegsbeteiligung hoch bei der amerikanischen Regierung verschuldet. Nicht zuletzt angesichts der Entwicklung in Russland wollte die britische Regierung ein Machtvakuum in Mitteleuropa vermeiden und Deutschland daher im Sinne der klassischen Balance of Power-Strategie nicht zu sehr schwächen. Jedoch strebte die Regierung seiner Majestät eine nachhaltige Schwächung der deutschen Position in Übersee an, nachdem das Deutsche Kaiserreich zuletzt die jahrhundertelange Vormacht zur See des British Empire infrage gestellt hatte. Deutlich wird die britische Position in einem Memorandum vom Lloyd George vom März 1919: 3.4 USA Amerikanische Kriegsziele waren die Aufhebung sämtlicher Handelsbeschränkungen und die Freiheit der Seeschifffahrt, deren Verletzung durch Deutschlands uneingeschränkten U-Boot-Krieg der Anlass zum Kriegseintritt der USA gewesen war. Darüber hinaus strebte Präsident Wilson eine gerechte Friedensordnung an, die einen weiteren Weltkrieg unmöglich machen sollte. Die Skizze einer solchen Friedensordnung, die auch die anderen amerikanischen Kriegsziele enthielt, hatte er im Januar 1918 mit seinem berühmten Vierzehn-PunkteProgramm veröffentlicht. Darin wurde unter anderem „Man mag Deutschland seiner Kolonien berauben, seine Rüstung auf eine bloße Polizeitruppe und seine Flotte auf die Stärke einer Macht fünften Ranges herabdrücken. Dennoch wird Deutschland zuletzt, wenn es das Gefühl hat, dass es im Frieden von 1919 ungerecht behandelt worden ist, Mittel finden, um sei- 5 4.1 Kriegsschuldartikel (Artikel 231) als Grundlage für Reparationsforderungen 5 4.1 Kriegsschuldartikel (Artikel 231) als Grundlage für Reparationsforderungen Im Artikel 231 heißt es: „Die alliierten und assoziierten Regierungen erklären, und Deutschland erkennt an, daß Deutschland und seine Verbündeten als Urheber für alle Verluste und Schäden verantwortlich sind, die die alliierten und assoziierten Regierungen und ihre Staatsangehörigen infolge des Krieges, der ihnen durch den Angriff Deutschlands und seiner Verbündeten aufgezwungen wurde, erlitten haben.“ Der amerikanische Präsident Woodrow Wilson das Verbot jeglicher Geheimdiplomatie postuliert, ein Selbstbestimmungsrecht der Völker, eine weitgehende Abrüstung, ein Völkerbund, der Rückzug der Mittelmächte aus allen besetzten Gebieten und die Wiederherstellung Polens, das einen Zugang zum Meer erhalten sollte. Diese Forderungen standen zum Teil miteinander in Widerspruch, denn die gesamte Südküste der Ostsee war 1919 deutschsprachig. Das zwischen Hinterpommern und Ostpreußen gelegene Gebiet, das später vom Versailler Vertrag als Polnischer Korridor der Republik Polen übertragen wurde, hatte eine Bevölkerung, die sich aus Deutschen, Polen, Kaschuben und Juden zusammensetzte.[11][12][13] Auch hier waren die Polen (ohne die stammesverwandten Kaschuben) nicht in der Mehrheit, weshalb ein polnischer Zugang zum Meer gleichzeitig einen Verstoß gegen das Selbstbestimmungsrecht eines anderen Volkes bedeutete. Auf Grundlage dieser Forderungen strebte Wilson einen Verständigungsfrieden ohne Sieger und Besiegte an, rückte aber nach dem deutschen „Diktatfrieden“ von Brest-Litowsk erkennbar davon ab. 4 Die Unterzeichnungszeremonie in Versailles und die ersten zwei Seiten der Unterschriften und Siegel unter dem Vertrag Der Vertrag wies allein dem kaiserlichen Deutschen Reich und seinen Verbündeten die Verantwortung für den Ersten Weltkrieg zu. Er bedeutete eine anfängliche Isolation des Deutschen Reiches, das sich als Sündenbock für die Verfehlungen der anderen europäischen Staaten vor dem Weltkrieg sah. Der Artikel wurde als einseitige Schuldzuweisung verstanden und führte zur Kriegsschulddebatte. Die Unterschriften durch Hermann Müller und Johannes Bell, die durch die Novemberrevolution in ihre Ämter gelangt waren, nährten die vor allem durch Hindenburg und Ludendorff sowie später von Adolf Hitler propagierte Dolchstoßlegende. Inhalt 6 6 4 INHALT Historiker beurteilen die Ursachen des Ersten Weltkriegs heute differenzierter, als es in dem Vertrag ausgedrückt wird. Der Artikel 231 sollte jedoch nicht die historischen Ereignisse analysieren, sondern die für das Deutsche Reich nachteiligen Friedensbedingungen juristisch und moralisch legitimieren. Darüber hinaus sollte das Deutsche Reich finanziell für die Schäden an Land und Menschen haftbar gemacht werden, welche die kaiserlichen Truppen insbesondere in Frankreich angerichtet hatten. Der Vertrag von Versailles legte daher den Grund für die Reparationsforderungen an das Deutsche Reich, deren Höhe allerdings zunächst nicht festgelegt wurde. Die Vertreter des Deutschen Reiches protestierten gegen den Artikel 231 daher nicht bloß aus Gründen der Selbst- Deutsche Gebietsverluste durch den Versailler Vertrag in Europa rechtfertigung, sondern mit dem Ziel, die moralische Basis der gegnerischen Forderungen insgesamt zu unter• Provinz Posen (9. Jahrhundert bis 1793 als historiminieren. Die deutschen Reparationen nach dem Ersten sche Landschaft Großpolen polnisch) an Polen, jeWeltkrieg belasteten den neuen republikanischen Staat; doch ohne zwei kleinere deutschsprachige Randgesie waren eine von mehreren Ursachen der Inflation der biete im Westen folgenden Jahre bis 1923.[14] 4.2 • die südliche Hälfte des ostpreußischen Kreises Neidenburg Territoriale Bestimmungen • das Reichthaler Ländchen an Polen Das Reich musste zahlreiche Gebiete abtreten: Nordschleswig an Dänemark, den Großteil der Provin• kleine Grenzstreifen Niederschlesiens an Polen zen Westpreußen und Posen sowie das oberschlesische • das Hultschiner Ländchen an die Tschechoslowakei Kohlerevier und kleinere Grenzgebiete Schlesiens und Ostpreußens an den neuen polnischen Staat, die Zweite • Neukamerun, das erst 1911 durch Tausch Teil der Republik. Außerdem fiel das Hultschiner Ländchen an deutschen Kolonie Kamerun geworden war, wieder die neu gebildete Tschechoslowakei. Im Westen ging das zurück an Frankreich Gebiet des Reichslandes Elsaß-Lothringen an Frank• das Pachtgebiet Kiautschou in China unter reich, und Belgien erhielt das Gebiet Eupen-Malmedy japanisches Mandat (diese Entscheidung, die die mit einer ebenfalls überwiegend deutschsprachigen chinesische Forderung nach Rückgabe der Kolonie Bevölkerung. Insgesamt verlor das Reich 13 % seiignorierte, löste in China die Bewegung des 4. Mai nes vorherigen Gebietes und 10 % der Bevölkerung. aus und hatte am 20. Mai 1921 den Abschluss eines Darüber hinaus wurde der gesamte reichsdeutsche Separatfriedens mit Deutschland zur Folge) Kolonialbesitz dem Völkerbund unterstellt, der ihn als Mandatsgebiete an interessierte Siegermächte übergab. • die 1899 von Spanien käuflich erworbenen InselDas Deutsche Reich musste die Souveränität Österreichs gruppen der Marianen (spanisch seit 1556) und der anerkennen. Der von Deutschösterreich angestrebte Karolinen, beide unter japanisches Mandat Zusammenschluss mit dem Deutschen Reich wurde im Artikel 80 des Versailler Vertrags untersagt. Dieses Anschlussverbot fand sich ebenfalls in Artikel 88 des Nach Volksabstimmungen im Gefolge des VerVertrags von Saint-Germain. sailler Vertrags abgetreten → Hauptartikel: Volksabstimmungen im Gefolge des Versailler Vertrags 4.2.1 Deutsche Gebietsverluste durch den Versailler Vertrag • Nordschleswig stimmte mit einer Dreiviertelmehrheit für Dänemark, der Süden Schleswigs verblieb mit einer Mehrheit von 80 Prozent bei Deutschland. Sofort abgetretene Gebiete (ohne Volksabstimmung) • Während der Volksabstimmung am 20. März 1921 war Oberschlesien von alliierten Truppen besetzt, damit nicht deutsche Behörden Druck zulasten der polnischen Option ausüben konnten. 60 Prozent der Stimmberechtigten votierten für den Verbleib beim Deutschen Reich. Nachdem ein gewalttätiger polnischer Aufstand am Widerstand deutscher • Elsaß-Lothringen an Frankreich • fast ganz Westpreußen (1466 bis 1772 als Preußen königlichen Anteils zu Polen gehörig) an Polen, jedoch ohne Danzig, das Abstimmungsgebiet Marienwerder, die Kreise Deutsch Krone, Flatow (Restkreis) und Schlochau 7 4.2 Territoriale Bestimmungen 7 Nach Volksabstimmungen im Gefolge des Versailler Vertrags beim Deutschen Reich geblieben • Südschleswig • der Westteil Oberschlesiens inkl. dem dem Abstimmungsgebiet zugeschlagenen Teil des niederschlesischen Landkreises Namslau (zwei Drittel des Abstimmungsgebiets) • neun Landkreise Westpreußens östlich und westlich des neuen polnischen „Korridors“ (→ Westpreußen) • der Südteil Ostpreußens (jedoch ohne Soldau, Kreis Neidenburg) Volksabstimmung in Oberschlesien 1921: durchgezogen = Reichsgrenze von 1918 und oberschlesische Kreise, gepunktet = niederschlesische Kreise, lila = Tschechoslowakei einschließlich des von Deutschland erhaltenen Gebiets, grün = Polen einschließlich des von Deutschland ohne Volksabstimmung erhaltenen Gebiets, gelbgrün = nach der Abstimmung an Polen gekommenes Gebiet, orange = nach der Abstimmung bei Deutschland verbliebenes Gebiet Freikorps gescheitert war, beschloss der Oberste Rat der Alliierten im Oktober 1921, das Abstimmungsgebiet zu teilen,[15] eine Möglichkeit, die der Versailler Vertrag explizit vorsah. So kam ein Gebiet von etwa einem Drittel der Fläche in Karte Europas a) vor dem Ersten Weltkrieg und b) nach den BeOstoberschlesien, wo es insgesamt eine Stimmen- stimmungen der Pariser Vorortverträge mehrheit für Polen gegeben hatte, am 20. Juni 1922 an Polen. Im abgetretenen Teil war bislang fast ein Dem Völkerbund unterstellt Viertel der deutschen Steinkohle gefördert worden. Die Abtrennung verbitterte viele Deutsche, weil die • Das Saargebiet, dessen Kohleproduktion (siehe Teilung erst nach der Abstimmung beschlossen wurBergbau im Saarland) Frankreich zufiel, wurde dem de und dadurch der größere Teil des industriell Völkerbund unterstellt. Nach 15 Jahren sollte eine wertvollen Oberschlesischen Industriegebiets an PoAbstimmung über die staatliche Zugehörigkeit stattlen ging.[16] Durch die räumliche Heterogenität der finden, die am 13. Januar 1935 eine große Mehrheit Stimmenmehrheiten fielen mehrere Orte entgegen für Deutschland ergab. der jeweiligen Stimmenmehrheit an Polen. Auch die Künstlichkeit der Grenzziehung in diesem Ballungs• Danzig mit Umgebung wurde zur Freien Stadt unter raum, teilweise durch Industriebetriebe und BergKontrolle des Völkerbundes erklärt, in das polnische werke, nährte die Verbitterung. Zollgebiet eingeschlossen und von Polen außenpolitisch vertreten. • Eupen-Malmedy sowie das bisherige Neutral• Das Memelland wurde unter Kontrolle des VölMoresnet an Belgien (→ Ostkantone); ursprünglich kerbunds einem eigenen Staatsrat mit französiohne Abstimmung, eine spätere Abstimmung beschem Präfekten unterstellt und am 10. Januar stätigte die Zugehörigkeit zu Belgien. Ob die Ab1923 von Litauen besetzt. 1924 wurde es in der stimmung korrekt war oder nicht, wurde von beiMemelkonvention des Völkerbundes als autonomes den Seiten gegensätzlich dargestellt. Das abgetreGebiet unter litauische Staatshoheit gestellt.[15] tene Gebiet umfasste sowohl Gemeinden mit französischsprachigen (Malmedy, Weismes) als auch • die deutschen Kolonien mit deutschsprachigen Bevölkerungsgruppen (Eupen, Sankt Vith und andere). Letztere bilden heute die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens. Befristet von den Siegermächten besetzt 8 8 4 INHALT • Das Rheinland; die Räumung sollte bis spätestens 1935 erfolgen. Diese Befristung der Alliierten Rheinlandbesetzung hatten die Angelsachsen den Franzosen, deren Ziel ursprünglich die Abtrennung des Rheinlands vom Reich gewesen war, nur schwer abringen können. Um die Sicherheit Frankreichs vor Deutschland auch ohne einen solchen massiven Verstoß gegen das Selbstbestimmungsrecht der Völker zu gewährleisten, schlossen die USA und Großbritannien mit der Französischen Republik ein Garantieabkommen ab, das jeden erneuten deutschen Angriff auf Frankreich zum Casus belli erklärte. Dieses Garantieabkommen wurde aber wie der gesamte Vertrag vom amerikanischen Kongress nicht ratifiziert, weshalb auch die Briten davon Abstand nahmen. 4.2.2 Staat. Das Deutsche Reich war für die Aufnahme dieser Menschen schlecht vorbereitet. Die meisten wurden zunächst in einem Lager bei Schneidemühl aufgefangen.[20] 4.3 Militärische Bestimmungen Wirkung der Gebietsverluste auf die Staatsangehörigkeit Nach Artikel 91 des Versailler Vertrags erwarben grundsätzlich alle deutschen Reichsangehörigen, die ihren Wohnsitz in den endgültig als Bestandteil des wiedererrichteten polnischen Staates anerkannten Gebieten hatten, von Rechts wegen die polnische Staatsangehörigkeit unter Verlust der deutschen. Zwei Jahre lang nach Inkrafttreten des Vertrags waren die hier wohnhaften über 18 Jahre alten deutschen Reichsangehörigen berechtigt, für die deutsche Staatsangehörigkeit zu optieren. Polen deutscher Reichsangehörigkeit im Alter von über 18 Jahren, die in Deutschland ihren Wohnsitz hatten, waren berechtigt, für die polnische Staatsangehörigkeit zu optieren. Allen Personen, die von dem Optionsrecht Gebrauch machten, stand es frei, innerhalb von zwölf Monaten ihren Wohnsitz in den Staat zu verlegen, für den sie optiert hatten. Sie durften dabei ihr gesamtes bewegliches Gut zollfrei mitnehmen. Es stand ihnen frei, das unbewegliche Gut zu behalten, das sie im Gebiete des anderen Staates besaßen, in dem sie vor der Option wohnten.[17][18] Zerlegen eines schweren Geschützes (1919/20) In der Präambel zum fünften Teil des Vertrages wurde erklärt, dass sich Deutschland, „um den Anfang einer allgemeinen Beschränkung der Rüstungen aller Nationen zu ermöglichen“, zur genauen Befolgung der nachstehenden Bestimmungen über die Land- See- und Luftstreitkräfte verpflichtet. • Berufsarmee mit maximal 100.000 Mann einschließlich von höchstens 4.000 Offizieren • keine allgemeine Wehrpflicht • Auflösung des Großen Generalstabs • Beschränkung auf eine einmalige Dienstzeit von zwölf Jahren ohne Wiederverpflichtungsmöglichkeit, maximal 5 % der Mannschaften dürften vorzeitig jährlich ausscheiden (so sollte einer heimlichen Wehrpflicht vorgebeugt werden)[21] Diese Bestimmungen erzeugten in den ersten Jahren nach der Transformation in innerstaatliches Recht eine nicht unerhebliche Wanderungsbewegung zwischen dem Deutschen Reich und Polen. Viele Deutsche, die die deutsche Reichs- und Staatsangehörigkeit nicht verlieren wollten und entsprechend optiert hatten, sahen sich gezwungen, ihre angestammte Heimat zu verlassen und auch ihren Grundbesitz zu verkaufen, um sich im Reich wieder eine Existenz aufzubauen. Polen sah die in den Nachkriegswirren vorübergehend Abgewanderten als stillschweigende Optanten an, auch wenn diese Deutschen sich noch nicht für oder gegen die deutsche Staatsangehörigkeit entschieden hatten. Das dadurch erhöhte Angebot auf dem polnischen Grundstücksmarkt führte zu fallenden Preisen und somit zur Wertminderung der Grundstücke.[19] • Verbot von militärischen Vereinen, Militärmissionen und Mobilmachungsmaßnahmen • Marine mit 15.000 Mann, sechs gepanzerten Schiffen, sechs Kreuzern, 12 Zerstörern und 12 Torpedobooten[22] • keine schweren Waffen wie U-Boote, Panzer, Schlachtschiffe • Verbot chemischer Kampfstoffe • Beschränkung der Waffenvorräte (102.000 Gewehre, 40,8 Mio. Gewehrpatronen) • Verbot des Wiederaufbaus von Luftstreitkräften Als Folge des Wiener Abkommens emigrierten zwischen 1924 und dem Sommer 1926 etwa 26.000 Deutsche teils freiwillig, teils erzwungen aus dem neuen polnischen • Entmilitarisierung des Rheinlands und eines 50 Kilometer breiten Streifens östlich des Rheins[23] 9 4.6 Internationale Arbeitsorganisation 9 • Verbot des Festungsbaus entlang der deutschen Grenze • Verbot von Befestigung und Artillerie zwischen Ostund Nordsee • Im Weiteren wurden jegliche Maßnahmen verboten, die als zur Vorbereitung eines Krieges geeignet betrachtet wurden. Dies hatte unter anderem Auswirkungen auf das Deutsche Rote Kreuz, das in der Folge seine Ursprungsaufgabe in den Hintergrund stellen musste. Artikel 177 des Vertrages verlangte die Entwaffnung Der Völkerbundpalast in Genf auch im zivilen Bereich. Der Deutsche Reichstag beschloss in der Folge am 5. August 1920 (damals regierte das Kabinett Fehrenbach) mehrheitlich das 4.6 Internationale Arbeitsorganisation Entwaffnungsgesetz.[24][25][26] Ebenso wurde durch den Versailler Vertrag (Kapitel XIII) die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) ins Leben gerufen, welche bis heute besteht. Auch die Regelun4.4 Wirtschaftliche Bestimmungen und gen über diese Organisation sind in allen Pariser VorReparationen orteverträgen enthalten und heben Problemstellungen der Arbeitswelt erstmals auf die Stufe des internationalen → Hauptartikel: Deutsche Reparationen nach dem Ersten Rechtssystems. Der Versailler Vertrag geht somit über die Regelungen klassischer Friedensverträge hinaus. Weltkrieg Das Deutsche Reich wurde zur Wiedergutmachung durch Geld- und Sachleistungen in noch durch die Reparationskommission festzulegender Höhe verpflichtet. Ebenso wurde eine Verkleinerung der reichsdeutschen Handelsflotte festgeschrieben. Die großen deutschen Schifffahrtswege, namentlich Elbe, Oder, Donau und Memel, wurden für international erklärt.[27] Für fünf Jahre musste das Deutsche Reich den Siegermächten einseitig die Meistbegünstigung gewähren. Im sogenannten Champagnerparagraphen 274 wurde festgelegt, dass Produktbezeichnungen, die ursprünglich Herkunftsbezeichnungen aus den Ländern der Siegermächte waren, nur noch verwendet werden durften, wenn die so bezeichneten Produkte auch tatsächlich aus der genannten Region stammten: Seitdem darf Branntwein in Deutschland nicht mehr als Cognac und Schaumwein nicht mehr als Champagner verkauft werden, Bezeichnungen, die bis dahin in den deutschen Ländern durchaus üblich waren. Luxemburg musste die bislang bestehende Zollunion mit dem Deutschen Reich aufgeben. 4.5 4.7 Garantiebestimmungen Als Garantie für die Durchführung der übrigen Bestimmungen des Vertrags wurde eine alliierte Besetzung des linksrheinischen Gebietes und zusätzlicher Brückenköpfe bei Köln, Koblenz und Mainz vereinbart. Diese sollte zeitlich gestaffelt fünf, zehn und 15 Jahre nach dem Ratifizierungsdatum aufgehoben werden (Artikel 428–430). 5 Folgen Völkerbund Außerdem sah der Vertrag die Gründung des Völkerbunds vor, eines der erklärten Ziele von Präsident Wilson. Der Völkerbund war Vorläuferorganisation der heutigen Vereinten Nationen, die nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurden. Deutschland war bis 1926 kein Mitglied. Massenkundgebung vor dem Reichstag gegen den Versailler Vertrag, 1919 Das Deutsche Reich wurde durch die territorialen Abtretungen in seiner Wirtschaftskraft erheblich geschwächt. 10 10 5 FOLGEN Große Teile seiner Schwerindustrie wurden getroffen, die Förderung von Steinkohle und Eisenerz, die Produktion von Roheisen und Stahl. Der Verlust Posens und Westpreußens verringerte die Lebensmittelproduktion in starkem Maß, ein Verlust, den die deutsche Landwirtschaft zunächst nicht ausgleichen konnte. Deutschlands Bevölkerung verringerte sich um sieben Millionen Menschen, von denen in den Folgejahren etwa eine Million ins Reich strömte, vor allem aus Elsass-Lothringen und aus den an Polen abgetretenen Gebieten. Durch den Verlust von 90 % der Handelsflotte und des gesamten Auslandsvermögens wurde der deutsche Außenhandel stark beeinträchtigt. Da das Deutsche Reich seine Armee nach Art. 159 ff. Versailler Vertrag auf eine Stärke von 115.000 Soldaten (100.000 Heer und 15.000 Marine) verkleinern musste, war es nicht in der Lage, eine etwaige alliierte Invasion militärisch zu verhindern. Bereits 1921 drohten die Siegerstaaten im Londoner Ultimatum mit einer Besetzung des Ruhrgebiets; 1923 wurde es dann von französisch-belgischen Truppen tatsächlich besetzt (→ Ruhrbesetzung). Insgesamt wurde von verschiedenen Historikern als ein Grundproblem des Versailler Vertrages bezeichnet, dass er zwei Ziele gleichzeitig zu erreichen versuchte: zum einen die von Wilson vertretenen Ideale der Selbstbestimmung der Völker und der territorialen Übereinstimmung zwischen Volk und Staat, zum anderen die Absichten der Siegermächte, insbesondere Frankreichs, das Deutsche Reich entscheidend zu schwächen. Wie Sebastian Haffner nach dem Zweiten Weltkrieg schrieb, wurde das Deutsche Reich als immer noch stärkste und geographisch in der Mitte beheimatete, also für die Stabilität des Kontinents unentbehrliche europäische Macht „weder dauerhaft entmachtet noch dauerhaft integriert“. Durch die divergierenden Interessen der Siegermächte war der Vertrag von Versailles zwar einerseits für Deutschland zu hart, als dass ein als politische Einheit und wirtschaftliche Großmacht bestehen gebliebenes Deutsches Reich ihn dauerhaft akzeptieren würde. Andererseits ließ er es aber mächtig genug, dass eine deutsche Regierung weniger als 20 Jahre später Revanchegedanken in Politik umsetzen konnte, womit sie Europa in die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs stürzte. Treffende Voraussicht zeigte eine Äußerung des Marschalls Foch zur Zeit des Vertragsabschlusses: „Das ist kein Frieden. Das ist ein zwanzigjähriger Waffenstillstand.“ – wobei Foch für eine Zerschlagung des Deutschen Reiches eingetreten war. würden sowohl die internationalen Wirtschaftsbeziehungen destabilisieren als auch größeren sozialen Sprengstoff für Deutschland mit sich führen. Die Friedensbedingungen wurden in Deutschland als überraschend und als extrem hart empfunden. Lange hatte die deutsche Öffentlichkeit geglaubt, auf der Grundlage der wilsonschen Vierzehn Punkte einen milden Frieden erreichen zu können, der im Wesentlichen den Status quo ante wiederherstellen würde. Der Kulturphilosoph Ernst Troeltsch schrieb, Deutschland habe sich im „Traumland der Waffenstillstandsperiode“ befunden, aus dem es mit der Veröffentlichung der Friedensbedingungen brutal geweckt worden sei.[28] Hinzu kam die Tatsache, dass die Siegermächte das Deutsche Reich von den Verhandlungen ausschlossen und ihm nur am Schluss schriftliche Eingaben gestattet hatten: das Schlagwort vom „Versailler Diktat“ machte die Runde. Diese beiden Faktoren trugen dazu bei, dass der Widerstand der Reichsregierung gegen den Vertrag, wie der Historiker Hans-Ulrich Wehler schreibt, „von einem nahezu lückenlosen Konsens im ganzen Land“ getragen wurde.[29] In den folgenden Jahren war der Revisionismus dieses Vertrages erklärtes Ziel der deutschen Außenpolitik: Weder die Legitimität des Friedens[30] noch die Tatsache, dass Deutschland den Krieg militärisch verloren hatte (→ Dolchstoßlegende), wurden akzeptiert. Auf unterschiedlichen Wegen versuchten alle Regierungen der Weimarer Republik die „Fesseln von Versailles abzuschütteln“, weshalb man von einem regelrechten „Weimarer Revisionssyndrom“ sprechen kann. Neben der Art seines Zustandekommens und den Inhalten des Vertrages – insbesondere auch die Gebietsabtretungen mit deutschen Bevölkerungsgruppen – beschädigte dieses Revisionssyndrom nachhaltig das Ansehen der demokratischen Westmächte und das Vertrauen in die neue Demokratie in Deutschland.[31] Manche Historiker sehen in dem Vertrag eine wichtige Ursache für den Aufstieg des Nationalsozialismus. So äußerte Theodor Heuss, damals liberaler Reichstagsabgeordneter, 1932 in seiner Schrift Hitlers Weg: „Der Ausgangspunkt der nationalsozialistischen Bewegung ist nicht München, sondern Versailles.“[32][33] John Maynard Keynes, der Vertreter des Schatzamts der britischen Delegation bei den Vertragsverhandlungen trat noch vor Abschluss der Verhandlungen unter Protest gegen die Vertragsbedingungen, die Deutschland auferlegt werden sollten, von seinem Posten in der Delegation zu- Kundgebung gegen den Versailler Vertrag 1932 im Berliner rück. Die wirtschaftlichen Folgen des Friedensvertrages Lustgarten 11 11 Auf die hohen Reparationsforderungen und die Industriedemontagen im Ruhrgebiet versuchte die deutsche Reichsregierung mit einem Generalstreik zu reagieren, der mit ständig nachgedrucktem Geld unterstützt werden sollte. Das heizte die Hyperinflation an, die große Teile der Bevölkerung in Not und Elend stürzte. Sie war vor allem dadurch zustande gekommen, dass den Kriegsanleihen, mit denen das Kaiserreich vorher den Krieg finanziert hatte, durch die militärische Niederlage keine Sachwerte gegenüberstanden. Während und nach der Inflation geriet das Reich in eine zunehmende Abhängigkeit von ausländischen Krediten, besonders US-amerikanischen. Daher traf die von den USA ausgehende Weltwirtschaftskrise das Deutsche Reich extrem hart, da diese stärker als irgendeine andere Industrie an die amerikanische Wirtschaft gekoppelt war. • Bruce Kent: The Spoils of War. The Politics, Economics and Diplomacy of Reparations 1918–1932. Clarendon, Oxford 1989, ISBN 0-19-822738-8. Die durch den Versailler Vertrag begründeten bedeutsamen wirtschaftlichen Folgen und die außenpolitische Isolation des Deutschen Reichs versuchte Walther Rathenau im Vertrag von Rapallo zu entschärfen. Darin wurde das Verhältnis zur Sowjetunion normalisiert und auf gegenseitige Ansprüche verzichtet. • Peter Krüger: Versailles – Deutsche Außenpolitik zwischen Revisionismus und Friedenssicherung. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1986, ISBN 3-423-04513-2. Hitler konnte in den ersten Jahren seiner Regierungszeit durch die Beseitigung der letzten Zwänge des Versailler Vertrags, unter anderem durch die militärische Wiederaufrüstung und Wiederbesetzung des Rheinlandes, großes innenpolitisches Prestige ernten. Die USA zogen sich alsbald von der europäischen Politik zurück, Frankreich und Großbritannien entschieden sich für eine Politik des Appeasement. 6 • Eberhard Kolb: Der Frieden von Versailles. Verlag C.H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-50875-8 (knapper Überblick). • Hans-Christof Kraus: Versailles und die Folgen. Außenpolitik zwischen Revisionismus und Verständigung 1919–1933. be.bra Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-89809-404-7. • Gerd Krumeich (Hrsg.): Versailles 1919. Ziele – Wirkung – Wahrnehmung. Klartext Verlag, Essen 2001, ISBN 3-88474-945-5. • Margaret MacMillan: Paris 1919. Peacemakers. six months that changed the world. Random House, New York 2003, ISBN 0-375-76052-0. 8 Weblinks Commons: Friedensvertrag von Versailles – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien Der kleine Vertrag von Versailles Neben dem hier erläuterten Friedensvertrag von Versailles existiert noch ein weiterer weniger bekannter Pariser Vorortvertrag mit gleichem Namen. So wird der polnische Minderheitenvertrag vom 28. Juni 1919 als “Der kleine Vertrag von Versailles” bezeichnet. Dabei handelt es sich um den ersten völkerrechtlichen Vertrag mit konkret ausgearbeiteten Schutzrechtbestimmungen für nationale Minderheiten. 7 • Amtlicher Abdruck des Versailler Vertrages im Reichsgesetzblatt • Seite zum Vertrag von Versailles beim LeMO mit vielen Grafiken • Grafik: Die gemäß Versailler Friedensvertrag abgetretenen preußischen Ostgebiete • Vollständiger Vertragstext • Gekürzter Vertragstext Literatur • Manfred F. Boemeke, Gerald D. Feldman, Elisabeth Glaser (Hrsg.): The Treaty of Versailles. A Reassessment after 75 Years. Cambridge University Press, New York 1998, ISBN 0-521-62132-1. • Wolfgang Elz: Versailles und Weimar. In: APuZ. 5051/2008, S. 31–38. • Sebastian Haffner, Gregory Bateson: Der Vertrag von Versailles. Ullstein Verlag, Berlin 1988, ISBN 3-548-33090-8 (enthält den vollständigen Text des Versailler Vertrages). 12 • Tagesspiegel österreichischer Zeitungen vom 29. Juni 1919 • Informationen zum Versailler Vertrag speziell für Schulen auf dem Bildungsserver SwissEduc • SPIEGEL special 1/2004: Der Unfriede von Versailles • Ende und Anfang einer Katastrophe – Der Versailler Vertrag – Audiofeature auf Bayern2Radio, radioWissen 12 9 9 Einzelnachweise [1] Martin Schramm: Das Deutschlandbild in der britischen Presse 1912–1919. Berlin 2007, S. 509. [2] Henning Köhler: Novemberrevolution und Frankreich. Die französische Deutschland-Politik 1918–1919. Droste Verlag, Düsseldorf 1980, S. 310 f. [3] Hagen Schulze: Der Oststaat-Plan 1919. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. 18 (1970), S. 123–163. [4] Christian Gellinek: Philipp Scheidemann. Gedächtnis und Erinnerung. Waxmann, Münster 2006, ISBN 3-83091695-7, S. 44. [5] Justus H. Ulbricht (Hrsg.): Weimar 1919. Chancen einer Republik. Böhlau, Köln/ Weimar 2009, ISBN 978-3-41220359-7, S. 86. [6] Stephan G. Bierling: Geschichte der amerikanischen Außenpolitik. Von 1917 bis zur Gegenwart. Beck, München 2003, ISBN 3-406-49428-5, S. 75. [7] André Tardieu: La Paix. Paris 1921, S. 308. [8] Henning Köhler: Novemberrevolution und Frankreich. Die französische Deutschland-Politik 1918–1919. Droste Verlag, Düsseldorf 1980, S. 26–31. [9] Klaus Schwabe (Hrsg.): Quellen zum Friedensschluß von Versailles. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1997, ISBN 3-534-04822-9, S. 156 f. [10] Bruce Kent: The Spoils of War. The Politics, Economics, and Diplomacy of Reparations 1918–1932. Clarendon, Oxford 1989, S. 36–40. [11] Carola Stern, Thilo Vogelsang, Erhard Klöss, Albert Graff (Hrsg.): dtv-Lexikon zur Geschichte und Politik im 20. Jahrhundert. dtv-Verlag, München 1974, S. 647. EINZELNACHWEISE [18] Vgl. das Deutsch-polnische Abkommen über Staatsangehörigkeits- und Optionsfragen vom 30. August 1924 – Wiener-Abkommen – (RGBl. 1925 II, S. 33 f.) und den Minderheitenschutzvertrag zwischen den alliierten und assoziierten Hauptmächten und Polen vom 28. Juni 1919 (Text auf Clio-online / Themenportal Europäische Geschichte, abgerufen am 8. September 2012). [19] Helmut Lippelt: Zur deutschen Politik gegenüber Polen 1925/26. In: Hans Rothfeld, Theodor Eschenburg (Hrsg.): Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. 19. Jahrgang 1971 / 4. Heft / Oktober, Institut für Zeitgeschichte, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, S. 326 (PDF; 6,1 MB). [20] Jens Boysen: Die polnischen Optanten. Ein Beispiel für den Zusammenhang von Krieg und völkerrechtlicher Neuordnung. In: Bruno Thoß, Hans-Erich Volkmann (Hrsg.): Erster Weltkrieg – Zweiter Weltkrieg. Ein Vergleich. Krieg, Kriegserlebnis, Kriegserfahrung in Deutschland. Schöningh, Paderborn/ Wien 2002, ISBN 3-506-79161-3, S. 593–614, hier: S. 593, 604–607. [21] Friedensvertrag von Versailles Teil V Bestimmungen über Landheer, Seemacht und Luftfahrt Kapitel III Heeresergänzung und militärische Ausbildung Artikel 173 und 174 [22] Dan van der Vat: Schlachtfeld Atlantik. ISBN 3-45304230-1, S. 82. [23] Artikel 42 bis 42 [24] Deutsches Historisches Museum: 1920, abgerufen am 4. August 2009. [25] Reichs-Entwaffnungsgesetz vom 7. August 1920. [26] bundesarchiv.de [27] Friedensvertrag von Versailles. 28. Juni 1919. Kapitel III. Artikel 331. [12] Richard Blanke: Orphans of Versailles. The Germans in Western Poland 1918–1939. University Press of Kentucky 1998, S. 18 und 244 [28] Zitiert nach Henning Köhler: Deutschland auf dem Weg zu sich selbst. Eine Jahrhundertgeschichte. HohenheimVerlag, Stuttgart 2002, S. 161. [13] Frank-Lothar Kroll, Matthias Niedobitek: Vertreibung und Minderheitenschutz in Europa. Duncker & Humblot, Berlin 2005, S. 305. [29] Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Band 4, C.H. Beck, München 2003, S. 408. [14] Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Band 4: Vom Beginn des Ersten Weltkrieges bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten 1914–1949. 2., durchges. Auflage. C.H. Beck, München 2003, S. 223. [15] Werner Conze: Die Weimarer Republik. In: Peter Rassow (Hrsg.): Deutsche Geschichte im Überblick. Stuttgart 1973, ISBN 3-476-00258-6, S. 645. [16] Peter Krüger: Die Außenpolitik der Republik von Weimar. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1985, S. 134 f. [17] Helmut Lippelt: Zur deutschen Politik gegenüber Polen 1925/26. In: Hans Rothfeld, Theodor Eschenburg (Hrsg.): Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. 19. Jahrgang 1971 / 4. Heft / Oktober, Institut für Zeitgeschichte, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, S. 331 (PDF; 6,1 MB). [30] Oskar Stillich: Der Friedensvertrag von Versailles im Spiegel deutscher Kriegsziele. Verlag O. Wachsen, Berlin 1921. (Eine soziologische Betrachtung über: Methoden seiner Bekämpfung, seine Gegner, seinen rechtlichen Charakter, seine materielle Erfüllbarkeit, seinen Einfluss auf die Neugestaltung der Welt) [31] Michael Salewski: Das Weimarer Revisionssyndrom. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. 2 (1980), S. 14–25. [32] Vater ist schuld. In: Der Spiegel. Nr. 21/1959 (online, abgerufen am 23. Juni 2014). [33] Ein typisches Beispiel für die Stimmung in der Professorenschaft liefert der Alttestamentler Otto Procksch an der Universität Greifswald 1924 in einer Rede „König und Prophet in Israel“, in der er, nicht gerade zum Thema gehörend, ausführt: Der Name Versailles, über dem einst eine Kaiserkrone schwebte, lässt heute das Blut gerinnen. 13 13 Denn aus Versailles haben wir nur die Narrenkappe heimgebracht; und wir sind heerlos, wehrlos, ehrlos. Wohl hat Frankreich vor einem Jahr selbst den Vertrag gebrochen, aber wir erfüllen, erfüllen, erfüllen. Wenn deutsche Art und christlicher Glaube sich verbinden, dann sind wir gerettet, dann wollen wir arbeiten mit unseren Händen und des Tages warten, bis der deutsche Held komme, er komme als Prophet oder König. So überliefert von Eschenburg, auch als Universitätsrede gedruckt. Pariser Vorortverträge Friedensvertrag von Versailles | Vertrag von SaintGermain | Vertrag von Neuilly-sur-Seine | Vertrag von Trianon | Vertrag von Sèvres Normdaten (Werk): 216082262 GND: 4063141-2 | VIAF: 14 14 10 TEXT- UND BILDQUELLEN, AUTOREN UND LIZENZEN 10 Text- und Bildquellen, Autoren und Lizenzen 10.1 Text • Friedensvertrag von Versailles Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedensvertrag_von_Versailles?oldid=144054419 Autoren: Riptor, Elian, Schewek, Tarquin~dewiki, Andre Engels, Opa~dewiki, Benedikt~dewiki, Aka, Stefan Kühn, Ulrich.fuchs, Hafenbar, Magnus, ErikDunsing, Langec, Adomnan, Head, Reinhard Kraasch, Nd, Crux, Hoss, Sansculotte, Karl Gruber, Andrsvoss, Asthma, HoLooks, Anathema, Larus1, Paddy, Zwobot, D, Kdwnv, HaeB, Glglgl, Southpark, Markus Schweiß, Karl-Henner, Triebtäter, Ciciban, MatthiasWieland, Backtrieb, Nankea, APPER, Stefan64, John1401, Alexander.stohr, Benowar, G, Frinck, Matthead, Nepomucki, Stefan Volk, Rolf48, Sinn, Peter200, Darkone, TW~dewiki, Stephan Brunker, HenHei, Wikinator, Scherge, Salzgraf, Martin-vogel, Mnh, Ot, Aloiswuest, AndreasE, KuK, Rybak, TimmiBerlin, Bhuck, C-M, Snipermatze, Doc Taxon, AlphaCentauri, Unscheinbar, Rolling Thunder, Q'Alex, FEXX, Ureinwohner, Michail, Tsui, Mogelzahn, Stefan h, Kam Solusar, Bytee, Kuli, MarkusHagenlocher, Bettenlager, Magnummandel, Brod, BWBot, Polarlys, Phi, Botteler, Heiko, RaSHaD, Ixitixel, AndreasPraefcke, T.a.k., Thorbjoern, Jossi2, BladeRunner99, Diba, Stade, PDD, He3nry, Jergen, Gulp, Anton-Josef, Florian.Keßler, Gerbil, KGF, Esco, GFJ, Cassandro, TA, Cethegus, Neuroca, Flominator, Frollo~dewiki, Langohr, Matze6587, Vonsoeckchen, RedBot, LIU, Talaris, Liesel, Lung, Nasiruddin, Francis McLloyd, O.Koslowski, RaSchl, GS, Werner Steven, Peter Steinberg, Sneecs, Gunther, Otberg, Buergi, Giro, Bernd aus Dahl, Frumpy, Wahldresdner, Jurgen Ruppel~dewiki, Alkibiades, Str1977, Nyks, Palica, Hansbaer, Cruccone, Florian Adler, Syrcro, Roxanna, ASM, H34d, Ulf-S., SPS, SCPS, Proofreader, NightBeAsT, ONAR, Mkill, Eisbaer44, STBR, -enzyklop-, Gonzzzo, GerdM, RobotQuistnix, Wikiferdi~dewiki, ChristianBier, Savin 2005, Einrotsch, Bzzz, Andy king50, Bärski, Punktional, Viktor82, PetrusSilesius, 5erpool, Die.keimzelle, Hgulf, Christophe Watier, WAH, TammoSeppelt, Roland Berger, Schlesinger, KnightMove, Staro1, Netnet, Mo4jolo, Tomreplay, Malexmave, FAFA, LKD, Manecke, OeLi, Ernstol, Andibrunt, Etagenklo, Uranus95, DHN-bot~dewiki, Logograph, Colognese, Cottbus, Wicket, Leppus, Init, Leit, König der Geister, Rlbberlin, Flo12, PodracerHH, Bahnpirat, Machahn, Coyote III, Pendulin, Sultanie12, Der Kolonist, Ge-Re, Harald Rossa, Interrex, Tönjes, Benatrevqre, Farewell~dewiki, D-Kuru, KraMuc, Armin P., Zaibatsu, Roo1812, Darev, TobiasKlaus, Thijs!bot, Chacruna, Summ, Fischkopp, Dissident~dewiki, YMS, Leider, Azog, Escarbot, Gustav von Aschenbach, 78maze, PhJ, Aufklärung, Notebook, Cibes, Pistazienfresser, MainFrame, Mojo1442, Rainer E., Sveriges fana, JAnDbot, Nicolas G., Arno Hakk, Nar wik, Wolfgang J. 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Ursprünglicher Schöpfer: Bain News Service, publisher • Datei:Mass_demonstration_in_front_of_the_Reichstag_against_the_Treaty_of_Versailles.jpg Quelle: https://upload.wikimedia. org/wikipedia/commons/8/87/Mass_demonstration_in_front_of_the_Reichstag_against_the_Treaty_of_Versailles.jpg Lizenz: Public domain Autoren: http://www.europeana.eu/portal/full-doc.html?query=versailles+treaty+1919&start=27&startPage=25&uri=http: //www.europeana.eu/resolve/record/03903/8AD81207A26E4805D890FEF626DBA6991696CF10&view=table&pageId=bd Ursprünglicher Schöpfer: Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz • Datei:Oberschlesien_1921.png Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1d/Oberschlesien_1921.png Lizenz: CC BY 3.0 Autoren: Eigenes Werk, redrawn from http://www.gemeindeverzeichnis.de/gem1900/gem1900.htm?gem1900_2.htm , where it is no more available Ursprünglicher Schöpfer: Ulamm • Datei:Palais_des_nations.jpg Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/73/Palais_des_nations.jpg Lizenz: CC-BYSA-3.0 Autoren: Uploaded by Yann (Diskussion · Beiträge) with text "© Yann Forget" Ursprünglicher Schöpfer: Yann Forget • Datei:The_signing_of_the_peace_treaty_of_Versailles.webm Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/29/The_ signing_of_the_peace_treaty_of_Versailles.webm Lizenz: Public domain Autoren: This media is available in the holdings of the National Archives and Records Administration, cataloged under the ARC Identifier (National Archives Identifier) 24746. Ursprünglicher Schöpfer: Produced by the Department of Defense • Datei:There_remains,_then,_only_the_fifteenth_point.jpg Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/ca/There_ remains%2C_then%2C_only_the_fifteenth_point.jpg Lizenz: Public domain Autoren: Dieses Bild ist unter der digitalen ID cai.2a14570 in der Abteilung für Drucke und Fotografien der US-amerikanischen Library of Congress abrufbar. Diese Markierung zeigt nicht den Urheberrechtsstatus des zugehörigen Werks an. Es ist in jedem Falle zusätzlich eine normale Lizenzvorlage erforderlich. Siehe Commons:Lizenzen für weitere Informationen. Ursprünglicher Schöpfer: William Allen Rogers, 1854-1931, artist. • Datei:Treaty_of_Versailles_in_the_Hall_of_Mirrors.jpg Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f9/Treaty_of_ Versailles_in_the_Hall_of_Mirrors.jpg Lizenz: Public domain Autoren: The Library od Congress Prints & Photographs Online Catalog; http://hdl.loc.gov/loc.pnp/ppmsca.07634 Ursprünglicher Schöpfer: Photographs by Helen Johns Kirtland (1890-1979) and Lucian Swift Kirtland (died 1965) • Datei:Versailler_Vertrag.png Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a2/Versailler_Vertrag.png Lizenz: CC BYSA 3.0 Autoren: Eigenes Werk, Based upon dtv-Atlas zur Weltgeschichte, Illustrierte Deutsche Geschichte, Leisering Historischer Weltatlas, Blank_map_of_Europe_1914.svg, Blank_map_of_Europe_1929-1938.svg Ursprünglicher Schöpfer: Matthias Küch • Datei:William_Orpen_-_The_Signing_of_Peace_in_the_Hall_of_Mirrors,_Versailles.jpg Quelle: https://upload.wikimedia.org/ wikipedia/commons/f/fe/William_Orpen_-_The_Signing_of_Peace_in_the_Hall_of_Mirrors%2C_Versailles.jpg Lizenz: Public domain Autoren: Imperial War Museum Collections: Website Webpage Ursprünglicher Schöpfer: William Orpen • Datei:Wwilson.jpg Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/65/Wwilson.jpg Lizenz: Public domain Autoren: ? Ursprünglicher Schöpfer: ? 10.3 Inhaltslizenz • Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 16 Deutsche Reparationen nach dem Ersten Weltkrieg Auf Grund des Kriegsschuldartikels 231 des Versailler Vertrages musste Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg Reparationen zahlen. Die endgültige Höhe und Dauer der Reparationen war im Versailler Vertrag nicht festgelegt, sondern sollte von einer mit weitreichenden Kontrollfunktionen ausgestatteten Reparationskommission ohne deutsche Beteiligung festgesetzt werden, die die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Deutschlands überwachen sollte. land, Frankreich, Italien) gewährt hatten, interessiert. In den USA wurde der Vertrag von Versailles kritisiert. Da der Großteil der Reparationen als Rückzahlung von Kriegskrediten letztendlich in die USA floss, hatten sie den größten Einfluss auf die Entwicklung der Zahlungen. Die USA zogen sich aus Europa zurück und traten auch nicht dem von Wilson initiierten Völkerbund bei. 1923 beendeten die Vereinigten Staaten ihre freiwillige Isolation und gaben im Rahmen des Dawes-Plans, an dem sie maßgeblich beteiligt waren, Kredite an Deutschland. 1931 ging vom amerikanischen Präsidenten Herbert C. Hoover das Hoover-Moratorium aus. Die Position der USA und der Versailler Vertrag wurden (zum Beispiel von John Maynard Keynes) kritisiert, da es keine Regelungen zum wirtschaftlichen Wiederaufbau Europas gab. Großbritannien unter Premierminister David Lloyd George hatte eine ähnliche Position. Es wollte Deutschland als Schutz gegen den Kommunismus, ein europäisches Mächtegleichgewicht und brauchte die Reparationen, um die Kredite an die USA zurückzahlen zu können. Der Versailler Vertrag wurde in Großbritannien abgelehnt. Es beteiligte sich nicht an der Ruhrbesetzung, sondern verurteilte sie als Vertragsbruch. Die Verringerung, Verschiebung und endgültige Beendigung der Reparationszahlungen war das vorrangige Ziel der deutschen Außenpolitik. Vor allem Gustav Stresemann und Heinrich Brüning brachten Deutschland dem Ziel näher. Als aber die deutsche Regierung 1932 auf der Konferenz von Lausanne das Ende der Reparationsfrage erreichte, war Stresemann bereits tot, und Brüning war kurz zuvor entlassen worden. In der modernen Geschichtsschreibung dominiert die Auffassung, dass die tatsächlichen deutschen Reparationsleistungen selbst in den schwersten Jahren der Weimarer Republik kein wirkliches Hindernis für einen wirtschaftlichen Wiederaufbau nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg dargestellt hätten.[1][2] Da die Reparationen jedoch im Zusammenhang mit der deutschen Kriegsschulddebatte standen und gleichzeitig die deutsche Wirtschaft von Krediten der USA abhängig machten, versuchten die Regierungen der Weimarer Republik die Forderungen zu mindern beziehungsweise zu beseitigen. Aus politischen Erwägungen heraus wurde von den deutschen Reichsregierungen nie ernsthaft in Erwägung gezogen, die gesamten Reparationszahlungen auch tatsächlich zu leisten.[3] So wurden sie zu einer fortwährenden politischen Belastung, weil sowohl die Parteien und Verbände der extremen politischen Rechten als auch die KPD sie zur Agitation gegen die Weimarer Republik einsetzten. Dies legt den Schluss nahe, dass die Reparationen eher politisch als ökonomisch zur Instabilität der ersten deutschen Demokratie beigetragen haben. 1 Frankreich unter Ministerpräsident Raymond Poincaré war primär an einer Schwächung Deutschlands und einer Stärkung der eigenen Position in Europa interessiert; es erhob hohe Forderungen und plädierte für hartes Durchgreifen. Frankreich wollte auch die Kontrolle über die Industriegebiete im Westen Deutschlands. Seit dem Deutsch-Französischen Krieg herrschte in Frankreich – aus Frustration über die (schnelle) Niederlage – ein Revanchismus; auch die gezahlten fünf Milliarden Francs (= 1.450 Tonnen Feingold) waren nicht vergessen. In Frankreich standen sich Poincaré mit einer kompromisslosen Haltung und Aristide Briand, der sich für eine Verständigung mit Deutschland einsetzte, gegenüber. Bei der Ruhrbesetzung war Frankreich unter Poincaré die treibende Kraft. Von 1925 bis 1929 arbeitete Briand als Außenminister eng mit Gustav Stresemann zusammen und es entstand der Vertrag von Locarno. Die Bevölkerung war für einen harten Kurs gegenüber Deutschland, so dass Briand keine großen Zugeständnisse machen konnte, die Stresemann den Rücken gegenüber den radikalen Parteien gestärkt hätten. 1931 war Frankreich als einziges Land gegen das Hoover-Moratorium (20. Juni 1931). Frankreich fühlte sich dagegen von den USA übergangen, da es vor- Positionen der Siegermächte Die USA unter Präsident Thomas Woodrow Wilson wollten Deutschland als Bollwerk gegen den Kommunismus, und eine stabile Situation in Europa (siehe: 14Punkte-Programm). Sie waren aber auch an einer Rückzahlung der Kriegskredite, die sie den Europäern (Eng1 17 2 3 EINIGUNG MIT DER SOWJETUNION her nicht konsultiert worden war; erst nach wochenlangen Verhandlungen stimmte die französische Regierung unter Ministerpräsident Pierre Laval zu. Am 13. Juli brach das deutsche Bankensystem zusammen. 2 Erste Forderungen Bereits im Versailler Vertrag wurde festgelegt, dass Deutschland 20 Milliarden Goldmark – dies entsprach zum damaligen Zeitpunkt über 7.000 Tonnen Gold – bis April 1921 zahlen musste, außerdem musste auch der größte Teil der Handelsflotte übergeben werden. Der Verlust der Handelsflotte führte zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Exportgeschäfte, einer wichtigen Grundlage seiner Wirtschaftskraft. Im April 1920 stellte der Oberste Alliierte Rat fest, dass Deutschland mit den Kohlelieferungen und mit den Zahlungen in Rückstand war. Im Juni 1920 forderten die Alliierten auf der Konferenz von Boulogne 269 Milliarden Goldmark in 42 Jahresraten. Sachlieferungen auf Reparationskonto an Frankreich (1920) 1920 kam es zu mehreren Konferenzen (San Remo im April, Hythe und Boulogne-sur-Mer im Juni), bei denen auch die Reparationsfrage besprochen wurde. Auf der Konferenz von Spa im Juli 1920 durften erstmals Vertreter aus Deutschland teilnehmen. Auf dieser Konferenz wurde ein Verteilerschlüssel festgelegt, um zu klären, welchen Anteil die verschiedenen Länder von den Reparationszahlungen erhalten sollten. Demnach sollte Frankreich 52 %, England 22 %, Italien 10 % und Belgien 8 % bekommen. Die Alliierten drohten weiterhin mit der Besetzung des Ruhrgebiets, falls die Forderungen nicht erfüllt würden. Im Dezember trafen sich Sachverständige zur Diskussion über die Reparationen in Brüssel. 1921 verlangten die Siegermächte auch, dass die beiden neuen DELAG-Verkehrsluftschiffe LZ 120 und LZ 121 ausgeliefert werden. Teils auf ausdrückliches Verbot der Alliierten hin kam so die deutsche Zeppelin-Luftfahrt vorübergehend zum Stillstand. 1924 lieferte Deutschland das Amerikaluftschiff an die USA – ebenfalls als Reparation. Am 29. Januar 1921 forderten die Alliierten in Paris 269 Mrd. Goldmark in 42 Jahresraten, davon 226 Mrd. als unveränderliche Hauptsumme, außerdem musste Deutschland 12 % des Wertes seiner jährlichen Ausfuhren abgeben. Am 27. April 1921 folgte der Londoner Zahlungsplan. Der Reichstag lehnte diese Forderungen ab und die Alliierten besetzten, nachdem sie in London einen Vorschlag Deutschlands von 50 Mrd. abgelehnt hatten, am 8. März Ruhrort, Duisburg und Düsseldorf. Es kam zu einer schweren Regierungskrise, die am 4. Mai im Rücktritt der Regierung Fehrenbach gipfelte. Fehrenbach hatte den Londoner Zahlungsplan als inakzeptabel abgelehnt und machte den Weg für eine Nachfolgeregierung frei, welche das Abkommen unterzeichnen konnte. David Lloyd George übergab am 5. Mai 1921 dem deutschen Botschafter in London die neuen Forderungen der Alliierten von 132 Mrd. Goldmark (ungefähr 47.000 Tonnen Gold mit einem derzeitigen Wert von grob 700 Milliarden Euro) in 66 Jahresraten. Die Raten dazu betrugen 2 Mrd. Goldmark. Deutschland musste außerdem 26 % des Wertes seiner Ausfuhr an die Alliierten abgeben. Die Forderungen waren begleitet vom Londoner Ultimatum der Alliierten. Bei Nichtannahme der Forderungen innerhalb von sechs Tagen drohten die Alliierten darin, das Ruhrgebiet zu besetzen. Im Ultimatum wurde außerdem die im Versailler Vertrag festgeschriebene Auslieferung von Kriegsverbrechern und Demilitarisierung gefordert. Die Regierung unter Reichskanzler Joseph Wirth sah sich gezwungen die Forderungen einen Tag nach Amtsübernahme am 11. Mai zu akzeptieren. Diese „Erfüllungspolitik“ wurde von den Rechten heftig kritisiert. Wirth knüpfte damit an die Bemühungen Matthias Erzbergers an, der als Finanzminister Ende 1919/Anfang 1920 eine Finanzreform zur Bewältigung der antizipierten Zahllast durchgeführt und durch die damit einhergehende Unitarisierung die fiskalische Stellung des Reiches gegenüber den Ländern maßgeblich gestärkt hatte. Erzberger wurde 1921 von Mitgliedern der Organisation Consul als Erfüllungspolitiker ermordet, 1922 wurde der Außenminister Walther Rathenau getötet. Die USA ratifizierten den Versailler Vertrag nicht und erhoben keinen einseitigen Anspruch auf Reparationen. Aufgrund des Berliner Vertrages von 1921 wurde eine German American Mixed Claims Commission bestehend aus je einem Schiedsrichter benannt von den USA und einem vom Deutschen Reich eingesetzt, die Schadenersatzansprüche feststellten. 3 Einigung mit der Sowjetunion Die Grundsatzentscheidung unter Reichskanzler Joseph Wirth, den Forderungen nachzukommen, um dadurch ihre Unerfüllbarkeit zu zeigen, löste aber nicht die Reparationsfrage. Ende 1921 konnte Rathenau ein Abkommen 18 3 mit Frankreich erreichen, dass Frankreich mehr Sachlieferungen statt finanzieller Leistungen erhielt. 1922 erreichte Deutschland mit britischer Unterstützung einen Zahlungsaufschub. Großbritannien wollte die deutsche Kaufkraft und industrielle Produktion schützen, damit Deutschland weiterhin britische Waren kaufen und Reparationen zahlen könnte. Dies war ein erster Erfolg bei dem Bemühen, dem Ausland die Grenzen der deutschen Zahlungsfähigkeit zu zeigen. Die Briten wollten ihr Ziel eines Ausgleichs in Europa durch die Konferenz von Genua (1922) über Finanz- und Weltwirtschaftsfragen voranbringen; die 34 teilnehmenden Staaten erreichten aber keine nennenswerten Ergebnisse. Am Rande der Konferenz von Genua schlossen Deutschland und die Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik am 16. April 1922 den Vertrag von Rapallo. In ihm verzichteten Deutschland und die Sowjetunion darauf, von der anderen Seite Entschädigungen zu fordern, und er brachte eine Annäherung der beiden ansonsten isolierten Staaten. Der Vertrag verärgerte die Westmächte. 4 Ruhrbesetzung Die Reparationsfrage war weiterhin ungelöst, und während nach der Meinung der deutschen Regierung die starke Inflation die rechtzeitige Zahlung verhinderte, warfen die Westmächte nicht unbegründet Deutschland vor, es lasse die Inflation bewusst auf hohem Niveau. Die Westmächte waren nur zu einzelnen, kurzen Zahlungsaufschüben bereit, eine längere Aussetzung lehnten sie ab. Da die Erfüllungspolitik keine nennenswerten Erfolge vorweisen konnte, wurde sie in Deutschland zunehmend abgelehnt, die Regierung unter Wilhelm Cuno beendete sie im November 1922. französische und belgische Truppen Anfang 1923 das Ruhrgebiet. Die deutsche Regierung und Bevölkerung reagierte mit passivem Widerstand, das heißt, Befehle der Besatzungstruppen wurden ignoriert, ein Generalstreik wurde ausgerufen, und vor allem die Transportzüge mit der Kohle, die Franzosen und Belgier als Reparationen abtransportieren wollten, wurden umgelenkt und blockiert. Daraufhin entließen die Besatzer alle deutschen Bahnarbeiter, die wie die Streikenden von der Reichsregierung finanziell unterstützt wurden. 5 Inflation und Ende des Ruhrkampfs Die Reparationen trugen zur Inflation in Deutschland insofern bei, als mehr Geld gedruckt wurde, um zum Beispiel den Ruhrkampf zu unterstützen: Von Januar bis Oktober 1923 hatten sich die Ausgaben des Reichs im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres verdoppelt, während die Einnahmen stark zurückgingen: Während des Ruhrkampfes waren nur 19,62 % der Ausgaben des Reichs durch Einnahmen gedeckt, der Rest wurde über die Notenpresse finanziert. Hinzu kam die trotz Verbot um sich greifende Ausgabe von Notgeld, die die Hyperinflation weiter anheizte.[4] Nach Ende des Ruhrkampfs war die Währungsstabilisierung durch Bindung der Reichsmark an den Golddevisenstandard eine Vorbedingung für die Neuverhandlung der Reparationsforderungen. Das Ende des Kampfes gegen die Besetzung des Ruhrgebiets und der Beginn des Kampfes gegen die Inflation kamen mit dem neuen Reichskanzler Gustav Stresemann im Sommer 1923, der den Widerstand anfangs mitgetragen hatte, aber jetzt Wege zur Beseitigung der Krise vermisste. Deutschland hatte mehrere Kompromissvorschläge gemacht, Großbritannien war aber nur nach Abbruch des passiven Widerstandes zu einer Neuregelung bereit. Stresemann hoffte auf einen Abzug der ausländischen Truppen nach dem Ende des Widerstands, Frankreich war aber zu keinen Kompromissen bereit, da es um die Ausweglosigkeit Deutschlands wusste. Das Ende des Widerstands am 26. September brachte anfangs keine Besserung der Lage, es kam zu separatistischen Bewegungen, die von Frankreich unterstützt wurden. Am 28. September wurde gemäß MICUM-Abkommen die Ableistung der Reparationen wieder aufgenommen. Szene aus dem Ruhrkampf 1923 Nach der Konferenz von Genua hatte Frankreich wieder die Initiative in der Deutschlandpolitik der Westmächte ergriffen und forderte „produktive Pfänder“. 1922 wurde die Übergabe deutscher Industrieanteile an die Reparationskommission durch Großbritannien verhindert. Als Deutschland mit den Reparationszahlungen wieder in einen vergleichsweise kleinen Rückstand kam, besetzten 6 Dawes-Plan Erst auf Druck Großbritanniens, das auch durch die französische Unterstützung der Separatisten seine Position geändert hatte, und der USA lenkte Frankreich im Herbst 1923 nach der Währungsreform und Beendung der Inflation ein und es entstand 1924 der Dawes-Plan. In ihm 19 4 8 wurde unter anderem die Höhe der Forderungen (anfangs 1 Mrd. pro Jahr, später 2,5 Mrd. pro Jahr) gesenkt, die wirtschaftlichen Faktoren traten gegenüber den politischen mehr in den Vordergrund. Ein Ende der Zahlungen wurde noch nicht festgesetzt. Zur Regelung der Reparationen wurde ein „Reparationsagent“ mit Sitz in Berlin eingesetzt. Es flossen Kredite aus den USA nach Deutschland. Bereits im Brief von Stresemann an Kronprinz Wilhelm vom 7. September 1925 schreibt er, dass Deutschland ab 1927 nicht mehr in der Lage sein wird, die Reparationsforderungen zu erfüllen. 7 ENDE DER REPARATIONSZAHLUNGEN Der Volksentscheid half Adolf Hitler in die Politik zurückzukehren und in der Bevölkerung an Popularität zu gewinnen, ohne dass der Volksentscheid selbst letztendlich von Erfolg gekrönt war. Bei der Feier zur Räumung des Rheinlandes (die vorzeitige Räumung war Teil des Young-Plans) wurde Gustav Stresemann nicht erwähnt. 8 Ende der Reparationszahlungen Young-Plan Heinrich Brüning, Reichskanzler 1930–1932 Der Namensgeber des Young-Plans Owen D. Young (rechts) 1924 in Berlin 1926 diskutierten der französische Außenminister Aristide Briand und sein deutscher Kollege Gustav Stresemann in Thoiry unter anderem über die Räumung des Rheinlandes und eine vorzeitige Zahlung von Reparationen, die Frankreich die Möglichkeit gab, seine Finanzkrise zu bekämpfen. Vor allem Briand konnte seine Vorstellungen zu Hause nicht durchsetzen. 1929 wurde im Young-Plan die Dauer der Reparationszahlungen auf 59 Jahre (also bis 1988) festgesetzt. Insgesamt sollte Deutschland nach diesem Plan 112 Mrd. Goldmark bis 1988 zahlen. Die Rechte versuchte den Young-Plan mit einem Volksentscheid zu verhindern. Nach Verabschiedung des Young-Plans versuchte das erste Präsidialkabinett unter Heinrich Brüning, den deutschen Export anzukurbeln, um genug Devisen zur Zahlung der Reparationen zu bekommen. Kredite, wie man sie in den Jahren 1924 bis 1929 zu diesem Zweck hereingenommen hatte, waren nach dem New Yorker Börsenkrach nicht mehr zu erhalten. Brüning hoffte, dass diese Ausweitung des deutschen Exports den Gläubigerländern so unangenehm werden würde, dass sie innerhalb einiger Jahre von sich aus eine Revision des Young-Plans vorschlagen würden. Die deutsche Exportoffensive schlug aber fehl, weil in der beginnenden Weltwirtschaftskrise alle Länder ähnliche Maßnahmen ergriffen und die Zölle erhöhten. Das Ende der Reparationen kam von einer ganz anderen Seite, mit der Brüning gar nicht gerechnet hatte. Der Versuch einer Zollunion mit Österreich und Brünings nationalistische Propaganda, mit der er versuchte, den 20 5 lung von drei Milliarden Goldmark (in Devisen) aufhob. Das Deutsche Reich übergab der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel Schuldverschreibungen in dieser Höhe, die innerhalb von 15 Jahren als Anleihe auf den Markt gebracht werden oder, falls das nicht gelinge, vernichtet werden sollten. Kanzler Brüning, der auf die vollständige Streichung der Reparationen gesetzt hatte, um damit seine innenpolitische Stellung zu verbessern, war zu diesem Zeitpunkt schon durch Franz von Papen abgelöst worden. Der Vertrag von Lausanne wurde von den beteiligten Staaten nie ratifiziert, weswegen die deutschen Schuldverschreibungen 1948 in Basel feierlich verbrannt wurden.[5] Herbert Hoover, US-amerikanischer Präsident 1928–1932 Nationalsozialisten innenpolitisch das Wasser abzugraben, verunsicherten die ausländischen Gläubiger, bei denen sich die deutsche Wirtschaft und der deutsche Staat in den zwanziger Jahren verschuldet hatten. Im Frühjahr 1931 wurden immer mehr noch verbliebene kurzfristige Kredite abgezogen, sodass Deutschland am Rande der Zahlungsunfähigkeit stand. In dieser Situation machte US-Präsident Herbert C. Hoover den Vorschlag, alle zwischenstaatlichen Schulden für ein Jahr ruhen zu lassen, um das Vertrauen der Kreditmärkte in die deutsche Wirtschaft zu beruhigen. Dies misslang, weil die Franzosen das Inkrafttreten dieses Hoover-Moratoriums durch wochenlange Verhandlungen verzögerten. Am 13. Juli 1931 mussten alle deutschen Banken für mehrere Tage schließen, Devisentransfer ins Ausland wurde verboten, Deutschland war zahlungsunfähig. In dieser Situation erkannten die ausländischen Privatgläubiger, allen voran die Amerikaner und die Briten, dass die einzige Chance, ihre nach Deutschland geliehenen Milliarden je wiederzusehen, die Streichung der Reparationen war. Denn selbst wenn die deutsche Wirtschaft sich wieder erholte, würden nach Ablauf des Hoover-Moratoriums nicht genug Devisen vorhanden sein, um Reparationen und private Schulden zahlen zu können. In zwei Gutachten vom Herbst 1931, dem LaytonBericht und dem Beneduce-Bericht, wurde die Zahlungsunfähigkeit Deutschlands nach dem Ende des HooverMoratoriums von internationalen Finanzexperten bescheinigt. Diese Berichte waren die Grundlage für die Konferenz von Lausanne im Sommer 1932, die die deutschen Reparationsverpflichtungen gegen eine Restzah- In der älteren Literatur findet man oft die These, dass das Ende der Reparationen auf Brünings Deflationspolitik zurückzuführen, ja deren eigentlicher Zweck gewesen sei. Dieser Meinung wird in der neueren Forschung widersprochen: Demnach glaubten Brüning und seine Mitarbeiter, dass die Deflationspolitik ein geeignetes Mittel wäre, Deutschland aus der Weltwirtschaftskrise herauszuhelfen. Zwar spielte Brünings Deflationspolitik beim Ende der Reparationen insofern eine Rolle, als sie in den erwähnten Expertenberichten ausdrücklich gelobt wurde (die privaten Gläubiger hofften nämlich, dass Deutschland dadurch wieder genug Devisen verdienen würde, um die Privatschulden zurückzahlen zu können); tiefere Ursache für das Ende der Reparationen war aber der Zusammenbruch der deutschen Banken, der durch Brünings ungeschickte Außenpolitik und die französische Weigerung ausgelöst wurde, dem zahlungsunfähigen Deutschland rasche und vertrauensstabilisierende Finanzhilfe zu gewähren.[6] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im Londoner Schuldenabkommen die Rückzahlung der privaten deutschen Auslandsverschuldung geregelt. Dazu gehörte auch ein Teil der Reparationen, die 1930 auf Anleihenbasis vorfinanziert und damit in Privatschulden umgewandelt worden waren. Ihre Höhe wurde halbiert. Bis etwa 1983 zahlte die Bundesrepublik 14 Mrd. DM Schulden zurück. Allerdings wurden Zinsen in Höhe von 251 Millionen Mark aus den Jahren 1945 bis 1952 bis zur Wiedervereinigung Deutschlands ausgesetzt und schließlich ab 3. Oktober 1990 wieder fällig. Die Bundesregierung gab darauf Fundierungsanleihen aus, die aus dem Bundeshaushalt getilgt wurden, die letzten am 3. Oktober 2010. Tilgung und Zinsen betrugen für 2010 etwa 56 Millionen Euro.[7][8][9] 9 Reparationsleistung des Deutschen Reichs Die Gesamtsumme der durch das Deutsche Reich erfolgten Zahlungen beträgt nach deutschen Angaben 67,7 Milliarden Goldmark, nach den alliierten Berechnungen aber nur 21,8 Milliarden Goldmark. Die Differenz erklärt sich 21 6 12 durch eine unterschiedliche Bewertung zahlreicher Leistungspositionen. Selbst wenn die Gesamthöhe der erfolgten Zahlungen unklar bleibt, steht fest, dass das Deutsche Reich erhebliche Sachleistungen und Geldbeträge erbracht hat.[10] 10 [2] Albrecht Ritschl, Deutschlands Krise und Konjunktur, 1924-1934: Binnenkonjunktur, Auslandsverschuldung und Reparationsproblem zwischen Dawes-Plan und Transfersperre. Berlin: Akademie Verlag, 2002. [3] vgl. John Singleton: „Destruction… and Misery“. The First World War. in: Michael J. Oliver/Derek H. Aldcroft (Hg.): Economic Disasters of the twentieth Century. Edmund Elgar, Cheltenham 2008 ISBN 978-1-84844-158-3 S. 9-50, hier S. 34. Literatur • Robert E. Bunselmeyer: The cost of the war 1914– 1919. British economic war aims and the origins of reparations. Archon Books, Hamden CT 1975, ISBN 0-208-01551-5. [4] Bruce Kent: The Spoils of War. The Politics, Economics, and Diplomacy of Reparations 1918–1932. Clarendon, Oxford 1989, S. 220–223. [5] Harold James, Deutschland in der Weltwirtschaftskrise 1924–1936, Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1988, S. 382. • Philipp Heyde: Das Ende der Reparationen. Deutschland, Frankreich und der Youngplan 1929–1932. Schöningh, Paderborn 1998, ISBN 3-506-77507-3. [6] Philipp Heyde, Das Ende der Reparationen, Paderborn: Schöningh 1998, 463–469. • Bruce Kent: The Spoils of War. The Politics, Economics, and Diplomacy of Reparations 1918–1932. Clarendon, Oxford 1989, ISBN 0-19-822738-8. [7] Bundeswertpapierverwaltung: 27. Februar 2003 – 50 Jahre Londoner Schuldenabkommen. In: Monatsbericht 02.2003 Bundesministerium der Finanzen. Bundesministerium der Finanzen, Februar 2003, S. 91, 94, 95, abgerufen am 25. Juli 2008 (PDF). • John Maynard Keynes: Krieg und Frieden. Die wirtschaftlichen Folgen des Vertrages von Versailles. Herausgegeben und mit einer Einleitung von Dorothea Hauser. Berenberg-Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-937834-12-5. • Peter Krüger: Deutschland und die Reparationen 1918/19. Die Genesis des Reparationsproblems in Deutschland zwischen Waffenstillstand und Versailler Friedensschluß. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1973, ISBN 3-421-01620-8. [8] Deutschland zahlt noch immer Kriegsschulden. [9] Der lange Schatten von Versailles. [10] Eberhard Kolb, Der Frieden von Versailles, München: C.H.Beck Wissen, 2005, S. 100. • Werner Link: “Die amerikanische Stabilisierungspolitik in Deutschland 1921-32.” Droste Verlag, Düsseldorf 1970. • Albrecht Ritschl: Deutschlands Krise und Konjunktur 1924–1934. Binnenkonjunktur, Auslandsverschuldung und Reparationsproblem zwischen Dawes-Plan und Transfersperre. Akademie-Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-050-03650-8. 11 Weblinks • Artikel der Berliner Zeitung über die Reparationen • Helmut Braun: Reparationen (Weimarer Republik). In: Historisches Lexikon Bayerns. 20. August 2010, abgerufen am 9. März 2012. 12 EINZELNACHWEISE Einzelnachweise [1] Stephen Schuker, American „Reparations“ to Germany, 1919-33: Implications for the Third-World Debt Crisis. Princeton Studies in International Finance, 1988. 22 7 13 13.1 Text- und Bildquellen, Autoren und Lizenzen Text • Deutsche Reparationen nach dem Ersten Weltkrieg Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Reparationen_nach_dem_Ersten_ Weltkrieg?oldid=147031701 Autoren: Schewek, Jed, Aka, IGEL, Langec, Markobr, Crux, Seewolf, Sansculotte, Muijz, Zwobot, Hadhuey, Intertorsten, Svencb, Hytrion, Hokuzai, Galaxy07, G, ChristianGlaeser, Res-berlin, Ot, ALE!, K v n e, Cornischong, Pischdi, Karima~dewiki, Teiresias, HenrikM, Michail, Cepheiden, Mogelzahn, Onkelkoeln, S.K., Leipnizkeks, Phi, ElRaki, Tlatosmd~dewiki, Zahnstein, He3nry, Batrox, Laza, Florian.Keßler, Philipp Claßen, Cor, Achim Raschka, Mandavi, Leser, -dw-, AF666, Scooter, Itti, Ist nicht wichtig, Otberg, UrLunkwill, LiBot, Kresspahl, SoulProvider, -enzyklop-, Trutzi, Katty, Lynax, GerdM, Hoschi72, Fabbes, Xenos, A.M., Video2005, Botulph, JGalt, Ro-, Steevie, Leppus, Dukat, HJJHolm, Machahn, Mac ON, Drdoht, Tönjes, Beek100, Christian Specht, Thijs!bot, Belua, Horst Gräbner, Vrumfondel, Sebbot, Wolfram von Eschenbach, Louis Bafrance, Ticketautomat, Thomas Maierhofer, Zollernalb, Cr0nite, Dirk.schmitt, House1630, Lemmageier, VolkovBot, Florian Fuchs, Fecchi, Regi51, Nikolaus Vocator, Tobias1983, Schwer13, Duckundwech, AFrayMo, Avoided, Berntie, Afghanistan Bananastan, Pittimann, Se4598, Woches, Dansker, Steinbeisser, Informatik, Numbo3-bot, MystBot, Rognituj, Fewskulchor, Blauer Kobold, EmausBot, SigmaB, Pp.paul.4, ZéroBot, Neun-x, Prüm, Ares33, CherryX, Goliath613, L. aus W., Hkoeln, Richard Lenzen, Göte, Addbot, PFK54 und Anonyme: 102 13.2 Bilder • Datei:Bundesarchiv_Bild_102-00660A,_Berlin,_Owen_Young_und_Rufus_Gutten_Dawes.jpg Quelle: https://upload.wikimedia. org/wikipedia/commons/a/a5/Bundesarchiv_Bild_102-00660A%2C_Berlin%2C_Owen_Young_und_Rufus_Gutten_Dawes.jpg Lizenz: CC BY-SA 3.0 de Autoren: Dieses Bild wurde im Rahmen einer Kooperation zwischen dem Bundesarchiv und Wikimedia Deutschland aus dem Bundesarchiv für Wikimedia Commons zur Verfügung gestellt. 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