Der Versailler Friedensvertrag 3

Werbung
Der Versailler Friedensvertrag – 1919
Die Friedenskonferenz, an deren Ende der Versailler Friedensvertrag stand, wurde am 18.01.1919
ohne Beteiligung Deutschlands eröffnet. Die wichtigsten Entscheidungen traf der RAT DER VIER:
WOODROW WILSON (USA), DAVID LLOYD GEORGE (England),
GEORGES CLEMENCEAU (Frankreich), VITTORIO ORLANDO (Italien)
Die Sieger waren unterschiedlicher Meinung, wie Deutschland behandelt werden sollte.
Frankreich (CLEMENCEAU) sah die Chance,
• sich für die Schmach von 1871 durch die Aufteilung Deutschlands in Teilstaaten, die
Abschaffung der deutschen Staatsbürgerschaft und die Angliederung der linksrheinischen
Gebiete rächen zu können.
•
die eigene Sicherheit durch eine dauerhafte Schwächung Deutschlands mittels
Gebietsabtretungen, Reparationszahlungen und Rüstungsbeschränkungen, zu erhöhen.
Amerika (WILSON) wünschte eine neue Weltfriedensordnung im Sinne seines 14-PunkteProgrammes, um
• einen Völkerbund zu Stande zu bekommen ,
• die Unabhängigkeit und Integrität der Völker zu schützen und durch zu setzen, u.a. um
keine Gründe für spätere Rache zu schaffen,
• Deutschland nicht der Gefahr einer kommunistischen Revolution auszusetzen.
England (GEORGE) wollte Deutschland stark genug erhalten, um
• ein gewisses Gleichgewichts auf dem Kontinent zu erhalten, d.h. keine französische
Hegemonie entstehen zu lassen,
• den Deutschen keine Gründe für spätere Rache zu schaffen,
• Deutschland nicht der Gefahr einer kommunistischen Revolution auszusetzen und
• die Kosten des Krieges von den Deutschen zahlen lassen zu können,
Mit den Worten: „ Die Stunde der Abrechnung ist da ...“ überreichte der französische
Ministerpräsident Clemenceau am 07.05.1919 den deutschen Abgesandten ein von den
Siegermächten ausgehandelten Friedensvertrag.
Der Inhalt des Vertrages schockierte die Deutschen. Von den insgesamt 440 Artikeln erregte
besonders Artikel 231 ihren Unmut. In Artikel 231 wird den Deutschen die Alleinschuld am
Kriegsausbruch zugesprochen.
Nach teilweise erbitterten Diskussionen entschied sich am 23.06.1919 die Mehrheit der
Nationalversammlung für die Annahme des Vertrages, den die Deutschen als Schandvertrag
empfanden.
Festlegungen des Friedensvertrages
(siehe Karte)
territoriale F.
wirtschaftliche F.
militärische F.
finanzielle F.
Verlust u.a.
aller Kolonien,
von Elsass-Lothringen,
von Westpreußen,
der oberschlesischen Gebiete,
des Memelgebietes
Reparationslieferungen
von Kohle, Maschinen,
Lokomotiven, Waggons,
Unterseekabel,
Vieh, Eiern, Fleisch,
1/4 der Fischfangflotte
Handelsschiffe
Reduzierung
der Reichswehr auf
100.000 Berufssoldaten,
Auslieferung des Kriegsmaterials,
Entmilitarisierung der
linksrheinischen Gebiete
Reparationszahlung von
226 Milliarden Goldmark
in
42 Jahresraten
Der Versailler Friedensvertrag – 1919
John H.
Die Auswirkungen des Versailler Friedensvertrages auf das Wahlverhalten der
deutschen Bevölkerung
Der Vertrag von Versailles hatte weit reichende Folgen für Europa und die ganze Welt. Für die alliierten
Siegermächte waren vor allem die Wiederherstellung des Mächtegleichgewichts in Europa und die Deckung
ihrer Kriegskosten, also vor allem die außenpolitischen Aspekte von großer Bedeutung. Für das besiegte
Deutschland waren diese zwar auch wichtig aber mehr noch die innenpolitische Änderungen, welche durch
das Abkommen hervorgerufen wurden. Besonders gut lassen sich die Auswirkungen des Vertrags anhand
der Wahlsituation in der jungen Republik fest machen. Auffällig ist, dass mit dem Einsetzen der Gültigkeit
des Vertrags ein starker Abfall der Wählerstimmen für die demokratisch-orientierten Parteien zu
verzeichnen ist und eine Radikalisierung der Wählerschaft einsetzt. Hieran lässt sich eine Unzufriedenheit
des Volkes erkennen.
Die Ursachen für diese sind Vielschichtig auf der einen Seite steht der Aspekt der sich verschlechternden
wirtschaftlichen Situation, hauptsächlich hervorgerufen durch die Reparationszahlungen an die alliierten
Kräfte, auf der anderen Seite ist ein Erstarken der radikalen, besonders aber der rechten Gruppierungen zu
verzeichnen. Zur wirtschaftlichen Unsicherheit ist zu sagen, dass aufgrund des Zusammenspiels zwischen
der, durch den Krieg, geschädigten Wirtschaft und deren zusätzlicher Belastung, durch die verordnete
Reparationszahlung in Deutschland eine inflationäre Entwicklung einsetzt. Durch die schwache
Produktivität liegt nun eine Mangelwirtschaft vor, daher steigt der Preis für die wenigen Erzeugnisse rasant
in die Höhe. Um mit diesem Trend überhaupt mit halten zu können, veranlasst die Regierung das Drucken
von neuem, da allerdings kein Wert hinter diesem Geld steckt, werden die Produzenten wiederum
veranlasst die Preise zu steigern. Eine Inflation setzt ein. Der Mangel an Lebensmitteln und deren
utopischer Preis (1 kg Brot kostete 1923 201.000.000,- Mark) sowie der Verlust von gesparten Geld war für
viele Bürger, vor allem für Rentner und kleine Lohn-, oder Fürsorgeempfänger ein harter Rückschlag. Viele
der Betroffenen waren dazu geneigt, der propagandistischen Verhetzung der Republik, durch die radikalen
Randgruppen, Glauben zu schenken. Damit ist belegt, dass die schlechte wirtschaftliche Situation,
hervorgerufen durch den Versailler Friedensvertrag sich negativ auf das Wahlverhalten der Bevölkerung
auswirkte.
Betrachtet man die innenpolitischen Änderungen, ist auffällig, dass trotz der durch die Revolution
hervorgerufenen Umstrukturierung zu einer Republik, der Einfluss der erzkonservativen Kräfte immer noch
enorm war. Besonders deutlich ist dies an dem Zuspruch des Volkes für die Meinungen und Äußerungen
der Obersten Heeresleitung, welche ihre antirepublikanischen Äußerungen mit Hilfe der schlechten
wirtschaftlichen Situation bekräftigten. Die junge Republik war einem ständigen Angriff der rechten Kräfte
ausgesetzt, welche versuchten mit Hilfe von Propaganda und militärischer Gewalt die Führung zu
übernehmen und sowie die liberalen als auch die linken Kräfte auszumerzen. Besonders die
Dolchstoßlegende fand bei großen Teilen der frustrierten Bevölkerung Anklang. Sie besagt, dass die
Linkskräfte durch ihre Revolution dem „im Felde unbesiegten Heer" in den Rücken gefallen sind und somit
die Niederlage Deutschlands verursacht haben.
Die SPD und das Zentrum wurden als Erfüllungspolitiker verhetzt da Hermann Müller (SPD) und Hans Bell
(Zentrum) den Vertrag von Versailles unterschrieben und somit die schlechte Situation verursacht haben.
Außerdem haben sie damit den Kriegsschuldparagraphen bestätigt, welcher besagt: „Die alliierten und
assoziierten Regierungen erklären und Deutschland erkennt an, dass Deutschland und seine Verbündeten
als Urheber aller Verluste und aller Schäden verantwortlich sind, welche die alliierten und assoziierten
Regierungen und ihre Angehörigen infolge des ihnen durch den Angriff Deutschlands und seiner
Verbündeten aufgezwungen Krieges erlitten haben:- Für die Alliierten war dies lediglich ein Mittel zur
Legitimation ihrer Reparationsansprüche, für den Großteil der deutschen Bevölkerung war dies allerdings
eine direkte Provokation und man konnte nicht verstehen wie ein solcher Knebelvertrag unterzeichnet
werden kann. Daher erfolgte eine Annäherung der Wähler gegen rechts. Die unzureichende politische
Neuordnung des Landes äußerte sich auch durch die zahlreichen Putschversuche und Gewaltanwendungen
der Militärs, z.B.: der Kapp–Lüttwitz Putsch, der Hitler Putsch oder die Ermordung des Finanzpolitikers
Erzberger und des Außenministers Rathenau.
Aber nicht nur von rechter sondern auch von linker Seite ging eine Bedrohung für die Republik aus. In ganz
Deutschland fanden gewaltsame und gewaltsam niedergeschlagene Aufstände, organisiert durch die KPD
oder die Arbeiterschaft selbst, statt. So zum Beispiel die Ausschreitungen der Roten Ruhrarmee oder die
vom Kommunisten Max Hölz organisierten Aufstände in Thüringen und Sachsen. Diese Entwicklung zeigt,
dass besonders die durch die Inflation stark belastete Arbeiterschaft zur Wahl linksradikaler Kräfte geneigt
war und sich bereit zeigte, ihnen Folge zu leisten.
Zusammenfassend kann man sehr deutlich erkennen, dass die zunehmende Radikalisierung der
Wählerschaft auf einem Zusammenspiel zwischen wirtschaftlicher Notlage und einer ständige
Beeinflussung durch radikale Randgruppen basiert. Und dass ohne Beseitigung der wirtschaftlichen
Probleme auch keine Besserung in Sicht kommen würde.
Herunterladen