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Geschichte und Geschehen
für berufsbildende höhere Schulen
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Vom Ersten zum Zweiten Weltkrieg
Fragen und Anregungen
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Der Erste Weltkrieg und die Folgen
1. Wichtige Faktoren: Reaktion der europäischen Großmächte auf den Zerfall des Osmanischen Reiches
(Versuch, daraus Kapital zu schlagen); Nichtbeachtung bzw. Unterdrückung nationalstaatlicher Bestrebungen,
v. a. auf dem Balkan; Wettrüsten der europäischen Großmächte; weit verbreitete Überzeugung, dass ein
gesamteuropäischer Krieg unvermeidlich und sogar wünschenswert sei.
2. Generell ist zu sagen, dass die Frage der „Kriegsschuld“ in der bundesdeutschen Geschichtswissenschaft
und Geschichtsschreibung über viele Jahrzehnte hinweg weitaus heftiger und emotionaler diskutiert worden
ist als etwa in Österreich. Wissenschaftsgeschichtlich hängt dies nicht zuletzt mit der Einsicht zusammen,
dass historische Einsichten und Darstellungen stets auch starke politische Implikationen aufweisen. Dies war
nicht zuletzt für die spezifische Art der Sozialgeschichte, die in der Bundesrepublik Deutschland seit den
1960er-Jahren forciert betrieben wurde, von erheblicher Bedeutung. In der (frühen) Historischen
Sozialforschung ging es nicht unwesentlich um die Frage nach dem „Deutschen Sonderweg“, der ganz
offensichtlich irgendwann eine Richtung genommen hatte, die direkt in die Verbrennungsöfen von Auschwitz
und Treblinka führte. Fritz Fischers „Griff nach der Weltmacht“ (11) steht für die Anfänge Historischer
Sozialforschung. Fischer gelangte darin zu dem Ergebnis, dass sämtliche politisch relevanten Gruppen des
Deutschen Kaiserreiches eine aggressive und expansionsorientierte Linie verfolgten und sich lediglich in
Ausmaß und Intensität der Kriegsziele unterschieden. Fischers These von der Militarisierung der deutschen
Gesellschaft und ihrem intensiven Kriegsstreben ist seit den frühen 1960er-Jahren vielfach untermauert
worden.
Ausgelöst wurde der Erste Weltkrieg durch Österreich-Ungarn, das Serbien ein unannehmbares Ultimatum
stellte und dann (nachdem das Deutsche Reich seine uneingeschränkte Unterstützung bekundet,
gewissermaßen einen „Blankoscheck“ erteilt hatte) den Krieg erklärte.
Österreich-Ungarn und das Deutsche Reich stehen also in einer virtuellen Reihe von Kriegsverursachern schon
aufgrund des Ereignisverlaufs ganz weit vorne. Rumplers Versuch (12), die serbische Politik für den
Kriegsausbruch verantwortlich zu machen, scheint hingegen dem Versuch geschuldet, die Repräsentanten
Österreich-Ungarns zu exkulpieren. Dies erhellt nicht zuletzt auch aus der polemischen, eher journalistischen
denn nüchtern-wissenschaftlichen Rede von „mörderische[r] Antwort auf eine mörderische Provokation“. Sie
übersieht zudem geflissentlich, dass die ursprüngliche Provokation vom österreichischen Thronfolger
Erzherzog Franz Ferdinand gesetzt wurde, als dieser in einer politisch maßlos aufgeheizten Stimmung auf
dem Balkan im annektierten Bosnien Truppenmanövern beiwohnte.
Die Frage wird also eher sein, ob Österreich-Ungarn und das Deutsche Reich in der Weise für den Ausbruch
des Ersten Weltkrieges verantwortlich waren, dass ohne die fatale Kriegserklärung an Serbien gar kein
solcher Krieg stattgefunden hätte oder ob nur die konkrete Entwicklung eine andere gewesen wäre. In
Europa bestand jedenfalls insgesamt eine Tendenz, schwelende Konflikte und Rivalitäten gewaltsam zu
„lösen“. Zu diesem Zweck investierten alle europäischen Großmächte schon seit den 1890er-Jahren viel Geld,
Zeit und Energie in Militärbündnisse und in Waffen.
Literaturhinweise:
Flasch, Kurt: Die geistige Mobilmachung. Die deutschen Intellektuellen und der Erste Weltkrieg. Ein Versuch.
Berlin: Fest 2000.
Ullrich, Volker: Die nervöse Großmacht 1871 – 1918. Aufstieg und Untergang des deutschen Kaiserreichs. 3.
Aufl. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag 1999 (= Fischer TB11694).
3. Seit Ende des 19. Jahrhunderts gab es in verschiedenen europäischen Ländern pazifistische Bewegungen.
Ein programmatischer Text in diesem Zusammenhang war Bertha von Suttners bereits 1889 erschienener
Roman „Die Waffen nieder“. Gegenüber der allgemeinen Kriegseuphorie in den meisten europäischen Staaten
waren Kriegsgegner chancenlos. Der Philosoph, Historiker und Politiker Jean Jaurès etwa, der sich
wortgewaltig und öffentlichkeitswirksam gegen den drohenden Krieg engagierte, wurde am 31. Juli 1914 in
einem Pariser Café von einem französischen Nationalisten ermordet, drei Tage nach der Kriegserklärung
Österreich-Ungarns an Serbien und einen Tag vor der Kriegserklärung Deutschlands an Russland.
Von Seiten der politischen Eliten wurden keinerlei Bemühungen gesetzt, den Kriegsausbruch zu verhindern.
Deren Verhalten im Verlauf der „Julikrise“ ist jedenfalls nicht geeignet, als Beispiel für Friedensbemühungen
© Österreichischer Bundesverlag Schulbuch GmbH & Co. KG, Wien 2010 | www.oebv.at | Geschichte und Geschehen für berufsbildende höhere Schulen, Band 1 | ISBN 978-3-209-06279-6
Alle Rechte vorbehalten. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet.
Autor: Gerhard Donhauser
Geschichte und Geschehen
für berufsbildende höhere Schulen
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herzuhalten.
Literaturhinweise:
Afferbach, Holger (Hg.): An improbable war? The outbreak of World War I and European political culture
before 1914. New York et al.: Berghahn Books 2007.
Byles, Joan Montgomery: War, women and poetry. British and German writers and activists. Newark, Del.:
University of Delaware Press 1995.
Geiss, Immanuel: Die Julikrise 1914. Eine Dokumentensammlung. 2 Bde. Hannover: Verlag für Literatur und
Zeitgeschehen 1963, 1964.
Rioux, Jean-Pierre: Jean Jaurès. Paris: Perrin 2008.
Wiltsher, Anne: Most dangerous women. Feminist peace campaigners of the great war. London et al.:
Pandora 1985.
4. Der anfänglichen Kriegseuphorie, die von Politikern und Militärs auch lange aufrechtzuerhalten gesucht
wurde, kontrastierten auf den Kriegsschauplätzen ungeahnte Schrecknisse. Neuartige Waffentechniken, der
Einsatz von Giftgas und ähnliches mehr trugen zu einer sehr raschen Ernüchterung der Betroffenen bei; auch
mit der langen Kriegsdauer war nicht gerechnet worden. Die Zivilbevölkerung „hinter den Linien“ hatte sehr
bald mit Nahrungsmittelengpässen zu kämpfen, und dies über mehrere Jahre hinweg. Die Hoffnung auf einen
kurzen, ruhmvollen Krieg erfüllte sich für niemanden.
5. Zu beachten sind jedenfalls das enorme Pathos der Rede, weiters Schlüsselbegriffe wie „Ehre“, die „Lieben
in der Heimat“, „heldenmütige Soldaten“, der „bis ins Mark getroffene Feind“, „Weltmacht“. Die Rede versucht
Emotionen anzusprechen und wird von den Zuhörern auch erwartungsgemäß mit „Hoch-Rufen“ quittiert.
Demgegenüber musste vielen Zuhörern und insbesondere dem General bereits klar sein, dass die Rede
Wunschdenken widerspiegelte, da Österreich-Ungarn und seine Verbündeten den Krieg bereits definitiv
verloren hatten.
6. Wichtige Elemente: Kriegsausbruch, Entstehung unterschiedlicher Fronten, vom deutschen Generalstab
ermöglichte Oktoberrevolution, Niederlage der Mittelmächte, wie im VT auf S. 211–213 des Schülerbandes
dargestellt.
7. Vor allem die hohen Reparationszahlungen, zu denen Deutschland verpflichtet worden war, lieferten
Konfliktpotential für die Zukunft. Hinzu kamen Demütigungen im militärischen Bereich sowie
Gebietsabtretungen.
8. Diese Arbeitsaufgabe ist zu lösen, indem die Aussagen 16a) und 16b) in eigenen Worten zusammengefasst
werden. Sie bringen ein sehr unnachgiebiges Verhalten der besiegten einstigen Großmacht gegenüber zum
Ausdruck.
9. Auch diese Arbeitsaufgabe kann umgesetzt werden, indem man die Texte 17a) bis 17c) in eigenen Worten
zusammenfasst. Entscheidend ist hier der von den Alliierten unterbundene Wunsch nach einer „Vereinigung“
von „Deutschösterreich mit dem deutschen Mutterland“.
10. Für den Kriegsverlauf bedeutete die Oktoberrevolution das Ausscheiden Russlands aus dem Ersten
Weltkrieg. Deutschland entledigte sich damit eines wichtigen (seines ersten) Kriegsgegners. Im ehemaligen
Zarenreich selbst führte sie zu einem sukzessiven Umbruch der gesamten Gesellschaftsstruktur.
11. Facetten: Gesellschaftlicher Aufbruch, Modernität, ökonomischer Aufschwung in Europa (mit regionalen
Unterschieden) und den USA. Jäh und schmerzhaft beendet wurden die „Goldenen Zwanzigerjahre“ durch die
Weltwirtschaftskrise, die 1929 begann. Zu dieser sei auch verwiesen auf einen Beitrag in: Donhauser, Gerhard
et al.: Geschichte und Geschehen. Themenheft: Wirtschaft • Macht • Politik. Wien: öbv 2009, S. 23–25.
2
Der Staat, den keiner wollte: die Erste Republik
1. Republikanisches Prinzip: Das Staatsoberhaupt (Bundespräsident) wird gewählt und nicht – wie in einer
Monarchie üblich – auf dem Weg der Erbfolge bestimmt. Vgl. Art. 1 Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG).
Demokratisches Prinzip: Das politische System Österreichs ist in institutioneller Hinsicht als parlamentarische
Demokratie gestaltet. Vgl. ebenfalls Art. 1 B-VG.
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Autor: Gerhard Donhauser
Geschichte und Geschehen
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Rechtsstaatliches Prinzip: Verwaltung und Gerichtsbarkeit dürfen nur auf der Grundlage gesetzlicher
Regelungen tätig werden. Diese Grundlagen müssen einigermaßen bestimmt sein. Zudem sind Institutionen
erforderlich, die Rechtsschutz gewährleisten, beispielsweise der Verfassungs- und der
Verwaltungsgerichtshof. Vgl. Art. 18 B-VG.
Bundesstaatliches Prinzip: Österreich besteht aus neun Bundesländern, die auch Kompetenzen gegenüber
dem Bund haben. Vgl. Art. 19 u. 34 B-VG.
Zum Ganzen vgl. auch Band 2 des Lehrwerks, S. 82 f.
2. Diese Arbeitsaufgabe ist zu lösen, indem die Darstellung zu den politischen Parteien im VT auf S. 223 f. des
Schülerbandes in eigenen Worten zusammengefasst wird. Die Wahlplakate (16–18) und die Wahlergebnisse
(28) können ergänzend herangezogen werden.
3. Das Wahlplakat setzt vor allem auf religiös motivierten Antisemitismus, spielt aber auch auf die Wahnidee
an, Juden seien Angehörige einer bestimmten „Rasse“. Ersteres wird dadurch deutlich, dass „Deutsche
Christen“ als Adressaten des Machwerks genannt werden. Zudem verweist die Schlange auf eine negativ
konnotierte biblische Symbolik (Schlange als Verführerin im Buch Genesis). Die Gesichtszüge der Schlange
entsprechen jedoch in hohem Maße den stereotypen Darstellungen „rassisch“ motivierter Antisemiten, die
auf solche Weise vorgeben, Jüdinnen und Juden wiesen auffällige physiognomische Gemeinsamkeiten auf, die
sie als Angehörige einer gemeinsamen „Rasse“ kenntlichen machen würden.
4. Ideologie: Antiliberale, antikommunistische und antidemokratische sowie ausgeprägt katholische
Grundhaltung. Ziele: Errichtung einer berufsständisch organisierten Gesellschaft mit paramilitärischem
Gepränge unter Einbeziehung der katholischen Kirche und ihrer Lehren. Regierung: Verabschiedung der
Gewaltenteilung, Demontage des Verfassungsgerichtshofs. Die Gesetzgebung sollte „sachkundigen“ Gremien
obliegen, denen Vertreter einzelner „Berufsstände“ angehörten. Damit wurde ein zentraler Gedanke der
katholischen Soziallehre aufgegriffen.
5. Bereits bei Gründung der Republik waren die politischen Eliten aber auch große Teile der Bevölkerung
davon überzeugt, dass der neue Staat „nicht lebensfähig“ sei und eine Vereinigung mit Deutschland
anstreben müsse. Diese Einschätzung blieb während des gesamten Bestehens der Ersten Republik
vorherrschend. Dies hat zweifellos zu einer breiten Zustimmung gegenüber dem „Anschluss“ im Jahr 1938
beigetragen. Allerdings haben dazu ebenso zweifelsfrei auch noch andere Faktoren beigetragen, nicht zuletzt
auch die verbreitete Sehnsucht nach einem „starken Staat“, den die Nationalsozialisten noch pointierter
anboten als die Vertreter des Ständestaates. Nicht zuletzt kann kaum übersehen werden, dass die
nationalsozialistische Ideologie, insbesondere der ausgeprägte Antisemitismus, gerade in Österreich auf nicht
geringe Gegenliebe stieß.
6. Die „Opferthese“ war nach 1945 lange Zeit so etwas wie eine offizielle österreichische Lesart. Dass sie im
Wesentlichen verfehlt ist, indizieren schon der hohe Anteil an NSDAP-Mitgliedern österreichischer Herkunft
und die zahlreichen aus Österreich stammenden Schergen der SS, vor allem im Bereich reiner
Vernichtungslager. Nach 1945 wurde eher wenig unternommen, um österreichische NS-Verbrecher zu
belangen. Insbesondere antijüdische und antisemitische Ressentiments, viel älter als der
Nationalsozialismus, aber doch konstitutiver Bestandteil von dessen Ideologie, existierten in der breiten
Bevölkerung ungebrochen weiter. Deutlich wurde dies vor allem im Zusammenhang mit der „WaldheimAffäre“. In deren Gefolge wandte sich auch erstmals ein österreichischer Bundeskanzler, Franz Vranitzky, von
der „Opferthese“ ab, moderat zwar, aber doch sehr deutlich. Vgl. zu alledem näher Bd. 2 des Lehrwerks, S. 60,
72 sowie Text 10 auf S. 247 von Band 1.
3
Die NS-Diktatur: „Machtergreifung“ und Machtsicherung
1. Die ersten Diktaturen nach 1918 entstanden in der Sowjetunion, Ungarn und Italien. Anhand der Karte 8 ist
der weitere Verlauf sehr schön nachzuvollziehen. Empfohlen wird ein Raster aus Jahreszahlen auf der einen
und den einzelnen Ländern, in denen diktatorische Systeme etabliert wurden, auf der anderen Seite.
2. Am Anfang standen, und das ist doch einigermaßen erschreckend, demokratische Wahlen und die
Betrauung Hitlers mit der Regierungsbildung. Es folgten sukzessive Maßnahmen zur Abschaffung der
demokratischen Strukturen, zunächst allerdings mit legalen Mitteln, zu denen letztlich auch noch das
„Ermächtigungsgesetz“ (11) zählte. Dieses war aber wohl verfassungswidrig, weil es die Exekutive mit den
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Autor: Gerhard Donhauser
Geschichte und Geschehen
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Aufgaben der Legislative betraute. Regulative fehlten und das Regime bearbeitete die öffentliche Meinung
von Anfang an mit manipulativen Methoden. Vielen Menschen ging es schlecht, die Arbeitslosigkeit war hoch
(12), viele waren bereit, jedem zu folgen, der ihnen Besserung versprach. Dennoch: Wer wissen wollte, konnte
auch wissen, welche Ziele das nationalsozialistische Regime anstrebte – und mit welchen Mitteln. 1925 war
erstmals „Mein Kampf“ erschienen und die Reden diverser NS-Funktionäre, insbesondere des
Propagandaministers, ließen auch wenig Zweifel an kommenden Katastrophen.
Die Quellenüberschrift „Keine Privatheit mehr“ bezieht sich wohl auf das Ziel der Nationalsozialisten, alle
Lebensbereiche in nationalsozialistischem Sinn auszurichten („Gleichschaltung“) (s. VT, S. 236).
3. 17a) Biologistischer Ansatz, Entmenschlichung von Menschen; diese werden zu „Parasiten“ erklärt. Die
Ausführung ist insgesamt banal und inhaltsleer, sie ersetzt Argumente durch Behauptungen und Aussagen
durch Metaphern („Spreu“ / „Weizen“ usw.).
17b) Auch hier wird bloß behauptet, nicht argumentiert. Angepriesen wird der Versuch, einer zivilen
Gesellschaft die hierarchischen Strukturen einer Armee mit ihrer zentralen Bedeutung von Befehl und
Gehorsam überzustülpen.
4. Kunst sollte ideologische Grundhaltungen des Nationalsozialismus zum Ausdruck bringen und gleichzeitig
einen schlichten Kunstgeschmack bedienen, nämlich ein sehr einfaches Bedürfnis nach Naturalismus
befriedigen.
Literaturhinweis:
Fleckner, Uwe (Hg.): Angriff auf die Avantgarde. Kunst und Kunstpolitik im Nationalsozialismus. Berlin:
Akademie-Verlag 2007.
5. Positiv besetzt waren Lagerfeuerromantik, Kameradschaftskult, Heldenverehrung. Dagegen: All dies läuft
auf Untergraben des eigenständigen Denkens hinaus; „Kameradschaft“ wird gegen Individualität mobilisiert,
und Helden sind immer gefährlich, vor allem wenn sie unkritisch und unreflektiert bewundert werden. Auf
diese Weise wird lediglich der Manipulation Tür und Tor geöffnet.
6. Einerseits waren Maßnahmen zur Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit gar nicht finanzierbar und
machten auf diese Weise von vornherein Eroberungszüge erforderlich, andererseits zielten viele dieser
Maßnahmen bereits auf eine Wiederbelebung der Kriegsindustrie, was ebenfalls in neuerliche Kriege münden
musste. Außerdem wurden erwerbstätige Frauen gezielt und systematisch von ihren Arbeitsplätzen
verdrängt, um arbeitslose Männer beschäftigen zu können. Auch Arbeitsplätze von Menschen, die den
„Nürnberger Gesetzen“ der Nationalsozialisten zufolge als Jüdinnen und Juden zu gelten hatten, gingen an
Männer, die ihren Status als „Arier“ nachweisen konnten.
Literaturhinweis:
Aly, Götz: Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus. Frankfurt am Main: Fischer
Taschenbuch Verlag 2006 (= Fischer Taschenbuch 15863).
7. Nach Ansicht der Nationalsozialisten sollten Frauen in traditionelle und reproduktive Tätigkeiten gedrängt
werden.
Literaturhinweis:
Gehmacher, Johanna (Hg.): Frauen- und Geschlechtergeschichte des Nationalsozialismus. Fragestellungen,
Perspektiven, neue Forschungen. Innsbruck et al.: Studienverlag 2007.
4
Die NS-Diktatur: Expansion und Zweiter Weltkrieg
1. Während unausgesetzt friedliche Absichten bekundet wurden, erfolgten laufend Kriegsvorbereitungen.
Europäer und US-Amerikaner wurden mit Propaganda-Aktionen wie den Olympischen Spielen 1936 in Berlin
zu beruhigen gesucht. Erste Agressionshandlungen (etwa der Einmarsch in das entmilitarisierte Rheinland)
waren offensichtlich, wurden aber von den „Westmächten“ hingenommen.
Die Appeasement-Politik muss im Nachhinein wohl unzweifelhaft als kontraproduktiv betrachtet werden. Sie
ermöglichte es den Nationalsozialisten nicht nur, in aller Ruhe aufzurüsten und eine schlagkräftige Armee
aufzustellen, sondern auch, ihre erklärten Feinde im Inneren zu verfolgen und deren kollektive Vernichtung
zu planen. Ob es heute so etwas wie Appeasement-Politik gibt, ist jeweils im Einzelfall zu beurteilen, es ist
aber Vorsicht angeraten, weil viele autoritäre Regime heute zwar unbestreitbar menschenverachtend und
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Autor: Gerhard Donhauser
Geschichte und Geschehen
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aggressiv agieren, deshalb aber nicht auf eine Ebene mit den Nationalsozialisten gestellt werden können.
2. Der erste Brief verbindet Persönliches mit der Intention, den „faschistischen Schrecken“ von der Tochter
fernzuhalten, also einem politischen Motiv. Im Brief des deutschen Soldaten verbindet sich grundsätzliche
Ablehnung von dem Schreiber aufgezwungenem Krieg und Soldatentum mit deutlichen Eindrücken
alltäglichen Elends. Der Verfasser identifiziert sich weder mit dem Regime noch mit dessen Kriegszielen. Der
Wehrmachtsbericht färbt naturgemäß schön; er wendet sich ja auch primär an das zivile Publikum „im Reich“
und bemäntelt notdürftig eine vernichtende Niederlage.
3. Das Flugblatt wirft dem nationalsozialistischen Regime vor, hunderttausende Menschen in einen sinnlosen
Krieg zu hetzen und dort zu verheizen. Zudem würden gerade die Begriffe „Freiheit“ und „Ehre“ mit
besonderer Emphase von den Nazis gebraucht, die eben diese Begriffe verhöhnen und schänden würden.
4. Literaturhinweise und Links:
Weiße Rose:
Bald, Detlef: Die Weiße Rose. Berlin: Aufbau 2003.
Beuys, Barbara: Sophie Scholl. Biographie. München: Hanser 2010.
Zankel, Sönke: Mit Flugblättern gegen Hitler. Der Widerstandskreis um Hans Scholl und Alexander Schmorell.
Köln et al.: Böhlau 2008.
20. Juli 1944:
Finker, Kurt: Der 20. Juli 1944. Militärputsch oder Revolution? Berlin: Dietz 1994.
Hoffmann, Peter: Stauffenberg und der 20. Juli 1944. München: Beck 1998 (= BsR 2102).
Gruppe O5:
Neugebauer, Wolfgang: Widerstand und Opposition. In: Tálos, Emmerich / Hanisch, Ernst / Neugebauer,
Wolfgang / Sieder, Reinhard (Hg.): NS-Herrschaft in Österreich. Ein Handbuch. Wien: öbv εt hpt 2000, S. 187–
212. (Enthält weiterführende Literatur.)
KZ Mauthausen:
Mauthausen Studien. Schriftenreihe der KZ-Gedenkstätte Mauthausen. Wien: Bundesministerium für Inneres
2000 ff.
http://www.mauthausen-memorial.at/
Österreichische Opfer des Nationalsozialismus:
Sima, Valentin: Kärntner Slowenen unter nationalsozialistischer Herrschaft. In: Tálos, Emmerich / Hanisch,
Ernst / Neugebauer, Wolfgang / Sieder, Reinhard (Hg.): NS-Herrschaft in Österreich. Ein Handbuch. Wien: öbv
εt hpt 2000, S. 744–766. (Enthält weiterführende Literatur.)
Freund, Florian / Safrian, Hans: Die Verfolgung der österreichischen Juden 1938–1945. Vertreibung und
Deportation. In: Tálos, Emmerich / Hanisch, Ernst / Neugebauer, Wolfgang / Sieder, Reinhard (Hg.): NSHerrschaft in Österreich. Ein Handbuch. Wien: öbv εt hpt 2000, S. 767–794. (Enthält weiterführende Literatur.)
Witek, Hans: „Arisierungen“ in Wien. Aspekte nationalsozialistischer Enteignungspolitik 1938–1940. In: Tálos,
Emmerich / Hanisch, Ernst / Neugebauer, Wolfgang / Sieder, Reinhard (Hg.): NS-Herrschaft in Österreich. Ein
Handbuch. Wien: öbv εt hpt 2000, S. 795–816. (Enthält weiterführende Literatur.)
Schwarz, Peter / Ganglmair, Siegwald: Emigration und Exil 1938–1945. In: Tálos, Emmerich / Hanisch, Ernst /
Neugebauer, Wolfgang / Sieder, Reinhard (Hg.): NS-Herrschaft in Österreich. Ein Handbuch. Wien: öbv εt hpt
2000, S. 817–849. (Enthält weiterführende Literatur.)
http://www.historikerkommission.gv.at/
5. Die Sprache des SS-Schergen ist kalt und technokratisch. Ohne jede Emotion wird ein Vorgang geschildert,
der nichts weniger bedeutet als die industrielle Ermordung unzähliger Menschen. Was die Opfer mitgemacht
haben, lässt sich aus den Berichten Überlebender erahnen (vgl. S. 250 f. des Schülerbandes).
6. Hier wird eine Diskussion anhand von Text 10 angeregt. Voraussetzung dafür ist, dass der Text vorweg
genau gelesen wird. Sinnvoll ist es auch, wenn sich die Schülerinnen und Schüler wichtige Aspekte dieses
Textes stichwortartig zusammenschreiben, um die darin angeführten Argumente besser nachvollziehen zu
können.
© Österreichischer Bundesverlag Schulbuch GmbH & Co. KG, Wien 2010 | www.oebv.at | Geschichte und Geschehen für berufsbildende höhere Schulen, Band 1 | ISBN 978-3-209-06279-6
Alle Rechte vorbehalten. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet.
Autor: Gerhard Donhauser
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