674 Schneider, Embryobildung und -entwicklung der Cyperaceen usw. Ergebnisse. Die auffällige Asymmetrie der Embryonen vom Cyperus- und Scirpus-Typ, die die Wurzel merkwürdigerweise aus ihrer gewöhn­ lichen Lage zur Mikropyle hin zur Seite verdrängt zeigt und die Stammknospe die Stelle der Wurzel einnehmend, ist nicht von vornherein angelegt, sondern wird im Verlauf der Embryobildung und -entwicklung an dem ursprünglich normal angelegten Embryo durch Herausbildung einer Zone mit vermehrter Zellteilung und einer allmählichen seitlichen Verschiebung der Wurzel und Nach­ rücken der Stammknospe in die ursprüngliche Lage der Wurzel bewirkt. Dieser Vorgang liegt allein im Embryo selbst beschlossen. Das Endosperm ist gänzlich unbeteiligt dabei. Die Anheftung des Embryos an das Endosperm erfolgt erst nach vollendeter Verschiebung der Organanlagen des Embryos. Ein Vergleich von fertigen Cyperaceen- und GramineenEmbryonen ergibt prinzipielle Unterschiede, was ihre Gestalt und Struktur angeht. In ihrer ersten Anlage und Bildung stimmen sie weitgehend überein. Dann aber entwickeln sich beide in ver­ schiedenen Richtungen, so daß die fertigen Embryonen durchaus verschieden aussehen. Die Gramineen bilden eine Reihe von Organen aus, die am Cyperaceen-Embryo überhaupt nicht angelegt werden (Epikotyl, Epiblast, Coleorrhiza), die Cyperaceen dagegen zeigen in einer Unterfamilie Embryonen von ganz asymme­ trischem Bau. Die Keimung der Cyperaceen-Embryonen erfolgt bei allen Typen in gleicher Weise. Die Zone zwischen Saugorgan und Stammknospe schiebt durch vermehrte Zellteilung langsam Stamm­ knospe und Wurzel aus dem Samen heraus. Stammknospe und Scheide zeichnen sich durch schnelles Wachstum aus. Die Wurzel erscheint dagegen gehemmt. Sie bildet sehr früh einen charakte­ ristischen Kranz von Wurzelhaaren an ihrem oberen Teil aus, die die Wurzel selbst an Länge überragen. Cyperus und Scirpus entwickeln erst während der Keimung eine Wurzelhaube. Das Saugorgan wird bei der Keimung vergrößert und schiebt sich schraubig in das Endosperm hinein. Das Saugorgan der Cyperaceen-Embryonen scheidet bei der Keimung Amylase aus. Dieses Enzym verwandelt die Stärke des Endosperms in aufnahmefähigen Zucker genau wie bei den Gräsern. Ich möchte nicht versäumen, an dieser Stelle meinem hoch­ verehrten Lehrer, Herrn Geheimrat v o n G ö b e l , meinen Dank auszusprechen für seine immer bereite Anteilnahme und Förderung meiner Arbeit. Ebenso möchte ich Herrn Dr. E s e n b e c k für die An­ regung und Hilfe, die er mir zu einem Teil meiner Arbeit gab, danken, und Herrn Professor K u p p e r für die Mühe, mir die zahlreichen Sämereien für meine Kulturen zu beschaffen.