Erasmus- Erfahrungsbericht von Lisa Brettschneider Im Sommer 2011 habe ich mich entschieden, ein Auslandssemester zu absolvieren. Zuerst wollte ich nach Schweden gehen. Dort waren dann allerdings schon alle Plätze belegt. Da ich sehr gerne Wintersport betreibe, fiel meine Wahl schließlich auf Salzburg in Österreich. Weitere Gründe für diese Entscheidung sind positive Berichte von der Stadt Salzburg und der Gefallen am österreichischen Dialekt. Die Vorbereitungen für das Semester in Österreich haben eine gewisse Zeit in Anspruch genommen. Ich war oft in Sprechstunden des International Office, musste entsprechende Formulare ausfüllen und vor allem das „learning agreement“ erstellen. Dazu habe ich das Curriculum der Pädagogischen Hochschule Salzburg durchgearbeitet und passende Kurse ausgewählt. Dann musste ich zu den jeweiligen Fachsprechern und abklären, ob meine gewählten Kurse passend sind und angerechnet werden. Im Nachhinein war dies sehr nützlich, da ich so zu Beginn des Semesters in Salzburg schon wusste, welche Kurse ich besuchen würde. Kurz vor Beginn des Semesters hatte das International Office der PH Salzburg Orientierungstage für alle Erasmus- Studenten angeboten. So lernte ich gleich die anderen Austauschstudenten kennen. Wir sind 10 Studenten und Studentinnen aus Luxemburg, Belgien, Finnland, Griechenland, Tschechien und Deutschland. Wir kamen schnell ins Gespräch und tauschten uns aus. Wir bekamen von Frau Giorgia vom International Office eine Führung durch die Pädagogische Hochschule und Hilfe bei der Stundenplanerstellung. Außerdem gab uns Frau Giorgia eine Führung durch die Stadt Salzburg und lud uns in dem bekannten Kaffeehaus Tomaselli auf ein Stück Torte ein. Die Festung Hohensalzburg und im Hintergrund der Gaisberg Inzwischen habe ich mich sehr gut in Salzburg eingelebt und bin froh, die Möglichkeit eines Auslandssemesters genutzt zu haben. Es ist sehr interessant und spannend Studenten aus anderen Ländern Europas kennenzulernen. Aufgrund unserer relativ kleinen Gruppe unternehmen wir sehr viel zusammen. Wir haben zum Beispiel angefangen, kulinarische Spezialitäten aus unserem jeweiligen Heimatland zu kochen. Jedes Wochenende ist jemand anderes an der Reihe und präsentiert ein spezielles Gericht aus seiner Heimat. Ich habe ein Weißwurstfrühstück für meine Kommilitonen gemacht. Sie fanden es komisch, zum Frühstück Würstchen zu essen. Des Weiteren unternehmen wir auch häufig Ausflüge zusammen. Wir waren zum Beispiel in Berchtesgaden bei der Sommerresidenz von Hitler und am Königssee. Toll sind auch die Aktivitäten, die das International Office für uns plant. Wir waren beispielsweise schon in den berühmten Salzbergwerken in Hallein und haben dort eine Führung bekommen. Das International Office hat sogar die Kosten dafür übernommen. Ich finde es toll, dass das International Office sich dafür einsetzt, dass Austauschstudenten die Umgebung und bestimmte Sehenswürdigkeiten und Attraktionen der Region kennenlernen. In dem Kurs „social and cultural field activities“ für Erasmus- Studenten haben wir zudem die Möglichkeit, Salzburg zu erkunden. Wir waren bereits im Museum der Moderne und im Zwergerlgarten. Geplant ist außerdem der Besuch einer Ballettaufführung im Landestheater. Des Weiteren gestalten wir in diesem Kurs einen Film zum Thema Gegensätze in Salzburg und spielen Szenen zu Gegensätzen zwischen Österreich und unserem Heimatland. Die Präsentation unserer Erfahrungen wird vor Studenten und Lehrenden der Pädagogischen Hochschule Salzburg gezeigt. Beim Zusammensein mit den anderen Austauschstudenten wird mir immer wieder bewusst, wie wichtig das Kennenlernen anderer Kulturen ist. Oft sind Denkweisen über Menschen anderer Länder durch Vorurteile geprägt. Lernt man jedoch Studenten aus anderen Ländern kennen, bekommt man ein Bild von Ihnen und wirft manche Voreingenommenheit über Bord. Ich freue mich über die Vielfältigkeit unserer Erasmus- Gruppe und habe bereits Freunde aus anderen Ländern gefunden. Ich empfinde die Internationalität als Bereicherung und bin der Meinung, dass Austauschprogramme wie Erasmus, den Respekt vor Menschen anderer Länder und den Frieden zwischen Menschen verschiedenster Nationen fördern. Besonders interessant ist für mich der Kontakt zu den griechischen Austauschstudenten. Das Verhältnis von Deutschland und Griechenland würde ich aufgrund der schwierigen Lage in Griechenland und entsprechenden Reaktionen in Deutschland als angespannt bezeichnen. Ich habe oft Gespräche mit den Austauschstudenten aus Griechenland und interessiere mich dafür, wie sie die Situation in ihrem Land und die Handlungen der anderen europäischen Länder empfinden. So habe ich eine Einschätzung von deren tatsächlicher Situation. Die beiden Studenten aus Griechenland werden im Sommer mit ihrem Studium fertig sein und haben Bedenken eine sichere Anstellung als Lehrer in Griechenland zu finden. Oft wird von Medien ein Bild geschaffen, welches zur Folge hat, dass von den Griechen und den Deutschen im Allgemeinen gesprochen wird und alle über einen Kamm geschoren werden. Unser Zusammensein, Gespräche und gemeinsames Arbeiten in Seminaren zum Beispiel helfen uns gegenseitig, Klischees, wie zum Beispiel der Vorwurf alle Griechen seien untätig und bequem, abzubauen und die Menschen selbst zu sehen. Ich denke, dies ist eine wichtige Erfahrung, die in jungen Jahren als „unbefangener“ Student gemacht werden sollte. Darüber hinaus, finde ich die Berichte der anderen Austauschstudenten über ihr jeweiliges Schulsystem und die Lehrerausbildung interessant. Ich bin der Meinung, dass man durch Anregungen der Schulsysteme anderer europäischer Länder im Vergleich mit dem eigenen Schulsystem viel lernen und seinen Horizont erweitern kann. Saraa aus Finnland hat zum Beispiel erzählt, dass der Umgang mit den Dozenten und Professoren an ihrer Universität sehr persönlich ist. Man duzt sich und verzichtet auf die Anrede mit Titeln. Das ist in Deutschland anders und auch in Österreich. Hier in Salzburg habe ich die Erfahrung gemacht, dass man jeden mit seinem Titel anspricht und anschreibt. Außerdem hat Saraa erzählt, dass wenn in der Schule die Schulglocke läutet, nicht alle Kinder aus dem Klassenzimmer stürmen. An finnischen Schulen werden die Geschehnisse des Tages, wichtige Inhalte und Anliegen nochmals besprochen, bevor die Kinder nach Hause gehen. Bei meiner zukünftigen Tätigkeit als Lehrerin möchte ich den Unterricht auch gerne auf diese Weise beenden. Ein weiterer Aspekt, den ich hinsichtlich meiner Erfahrungen aufführen möchte, ist die Konfrontation mit verschiedenen Sprachen. Wir Austauschstudenten sprechen untereinander hauptsächlich Englisch. Daher verbessere ich mein Englisch und es wird Routine, sich auf Englisch zu unterhalten. Da aber fast alle unserer Gruppe auch Deutsch sprechen und dies verbessern möchten, unterhalten wir uns oft auch auf Deutsch. Ich helfe den anderen Austauschstudenten häufig bei ihren Hausaufgaben oder verbessere Fehler beim Sprechen. Ich selbst profitiere davon, indem ich versuche, Erklärungen für die deutsche Grammatik und bestimmte Wörter zu geben. Außerdem lerne ich von den anderen einige tschechische, luxembourgische und griechische Wörter. Ich finde es toll, dass wir uns gegenseitig etwas beibringen. Neben dem Kontakt zu den internationalen Studenten, habe ich auch mit Österreichern zu tun. Einmal aufgrund meiner österreichischen Mitbewohner und außerdem zu den Studenten der Pädagogischen Hochschule Salzburg. Meine Mitbewohner bringen mich aufgrund ihres netten Dialekts oft zum Lachen und erklären mir spezielle österreichische Ausdrücke. Ich mag den Dialekt in Salzburg sehr und schmunzle immer wieder über die Wörter, die hier verwendet werden. Ein Mülleimer wird zum Beispiel als Mistkübel bezeichnet, ein Stuhl als Sessel und ein Bonbon als Zuckerl. Mit den österreichischen Studenten spreche ich oft über die unterschiedlichen Systeme der Lehrerausbildung an der PH in Salzburg und an den PHs in Baden- Württemberg. An der PH in Salzburg entscheidet man sich für das Studium des Lehramts für die Volksschule (Grundschule) oder für die Hauptschule. Wenn man Volksschullehrer werden möchte, wählt man keine bestimmten Fächer. Das System ist im Gegensatz zu unserer Ausbildung eher verschult. Es gibt Klassen und einen vorgegebenen Stundenplan. In der Volksschullehrerausbildung belegen die Studierenden Kurse aller Fächer und bekommen damit eine sehr breite Ausbildung. Sie haben Seminare in Mathematik, Deutsch, Englisch, Werken, Musik, Bewegungserziehung, Psychologie und so weiter. Das Studium ist also nicht fachspezifisch, sondern sehr breit ausgelegt. Dies hat, finde ich, Vor- und Nachteile. Da man später in der Grundschule meist Klassenlehrer ist und daher in der Regel alle Fächer unterrichtet, macht eine grundlegende Ausbildung in allen durchaus Sinn. Andererseits ist das Fachwissen dann natürlich geringer und die Qualität des Unterrichts in bestimmten Fächern vielleicht teilweise niedriger als wenn eine Fachlehrerausbildung absolviert wurde. In Sport ist mir das aufgefallen. Da ich bereits Sportwissenschaft an der Universität in Tübingen studiert habe und Sport als Hauptfach an der Pädagogischen Hochschule in Weingarten studiere, habe ich recht viel Ahnung von diesem Fach. Hier in Salzburg belegen die Studierenden für die Volksschule ein oder zwei Kurse mit dem Thema Bewegungserziehung in ihrem gesamten Studium und können sich daher natürlich nur oberflächlich mit diesem Fach auseinandersetzen. Studierende für das Lehramt an Hauptschulen, wählen wie bei uns der PH bestimmte Fächer. Die Kombination besteht meist aus einem Hauptund einem Nebenfach. Eine beliebte Kombination ist zum Beispiel Sport und Mathematik oder Deutsch und Musik. Das Studium der Hauptschulstudenten ist unserer Ausbildung also sehr ähnlich. Ich belege hier in Salzburg Kurse aus dem Volksschul- und Hauptschulcurriculum, da mein Studienschwerpunt Grundschule ist, ich aber trotzdem bestimmte Fächer studiere. Dies ist für mich interessant, da ich dadurch Studenten der Haupt- und Volksschule kennenlerne und auch Seminare beider Studiengänge kennenlerne. Wie gesagt sind die Hauptschulkurse fachspezifisch und sind daher den Kursen an der PH in Weingarten sehr ähnlich. Die Volksschulkurse sind sehr praxisorientiert. Das finde ich super. Insgesamt, ist das System des Studiums hier an der PH Salzburg sehr praxisorientiert. Die Studenten haben schon vor dem Studium in der so genannten Eingangsphase Kontakt mit Schülern und sind dann ab dem ersten Semester immer ein Mal in der Woche in einer Schule. Anfangs werden hauptsächlich Schüler beobachtet und dann immer mehr und mehr unterrichtet. Die Kurse an der Hochschule sind immer auf die Schule bezogen und die Thematik, die in einem Semester Schwerpunkt ist, soll immer gleich in der Schule umgesetzt werden. Die Studenten hier haben quasi jedes Semester Tagespraktikum und zusätzlich zwei Mal 2wöchige Blockpraktika in der vorlesungsfreien Zeit. Dafür arbeiten die Lehramtsabsolventen hier gleich nach ihrem Studium als Lehrer. Sie absolvieren also nicht, wie wir in Baden- Württemberg, ein Referendariat nach dem Studium. Ich bin derzeit ein Mal die Woche in der Schulpraxis in einer 3. Klasse der Volksschule Hallein. Ich profitiere von meinen Beobachtungen in der Klasse und den Erfahrungen beim Unterrichten. Das Schulsystem ist dem in Deutschland sehr ähnlich.