FABIAN – DER GANG VOR DIE HUNDE Uraufführung Schauspiel nach dem Roman von Erich Kästner Bühnenfassung von Gero Vierhuff Premiere: 8. April 2016 | 19:30 Uhr | Großes Haus Aufführungsdauer: ca. 2 Stunden 30 Minuten, inklusive einer Pause 11 zum Autor: Erich Kästner Geboren am 23. Februar 1899 in Dresden als einziges Kind des Sattlermeisters und späteren Industriearbeiters Emil Kästner und Ida Kästner. Schulzeit in Dresden, 20.6.1917 Kriegsabgangszeugnis, anschließend als "Einjährig-Freiwilliger" bei der Fußartillerie, dessen Ende er mit Herzleiden im Lazarett verbrachte. 1919 König-Georg-Gymnasium in Dresden, das er mit einem exzellenten Abitur und einem Stipendium beendete. Studium in Leipzig zum Wintersemester 1919: Germanistik, Geschichte, Philosophie, Zeitungskunde und Theaterwissenschaften. 1921 je ein Semester in Rostock und Berlin, seit 1922 wieder in Leipzig. Doktorarbeit 1925. Schreibt und veröffentlicht seit Beginn des Studiums Leitartikel, Rezensionen etc. 1924 für ein paar Monate Redakteur bei der „Neuen Leipziger Zeitung“. 1927 Übersiedelung nach Berlin: schreibt für verschiedene Zeitungen und Magazine, Rundfunk und Film, erster Gedichtband 1928: "Herz auf Taille". Erstes Kinderbuch 1929: „Emil und die Detektive“. Erster Roman 1931: „Fabian“. Erstes Film-Drehbuch 1931: „Dann schon lieber Lebertran“. 1933 Bücherverbrennung, erste Verhaftung. Kästner bleibt in Deutschland, publiziert nur noch im Ausland. Gelegentlich schreibt er mit Sondergenehmigung unter Pseudonym oder ganz ohne Namensnennung für die UFA. Ab 1943 endgültiges Verbot schriftstellerischer Tätigkeit. 1945 bis 1948 Feuilletonchef der amerikanischen „Neuen Zeitung“ in München, daneben Herausgeber der Jugendzeitschrift „Pinguin“, Kinderbücher, Texte für das Kabarett „Schaubude“ etc. Seit 1948 freier Schriftsteller, bleibt in München. Äußert sich auch politisch, z.B. 1958 gegen die atomare Bewaffnung der Bundeswehr, 1961 für die OstermarschBewegung 1957 Geburt des Sohnes Thomas, mit Friedhilde Siebert Seit 1970 betrachtete Kästner sich als Schriftsteller im Ruhestand, stirbt am 29.7.1974 in München an Krebs. Der Roman: FABIAN Geschrieben von September 1930 bis Juni 1931. Ein Kapitel (Blinddarmnarbe des Chefs), die Fahrt Fabians und Labudes durch Berlin und diverse erotische Stellen musste Kästner streichen. Unter dem Titel „Fabian. Geschichte eines Moralisten“ erschienen 1931. Das Buch war bis zur Bücherverbrennung 1933 ein Publikumserfolg. Verfilmung 1979, deutscher Filmpreis 1980. Ursprüngliche Fassung erst 2013 von Sven Hanuschek veröffentlicht. 2 Neue Sachlichkeit Zeitgeschichte Unter dem Begriff „Neue Sachlichkeit" setzte sich nach dem Ende des Ersten Weltkriegs in der Weimarer Republik eine neue Kunst- und Literaturepoche durch, nicht nur in der bildenden Kunst sondern auch im Film, in der Fotografie, der Architektur und der Literatur. Vorherrschend in der Zeit ab 1910 war der Expressionismus gewesen. Von seiner leidenschaftlichen Ausdruckskraft grenzt sich die Neue Sachlichkeit ab durch Nüchternheit und Realismus. in der Literatur auf Fakten und Tatbestände konzentriert, soll die Darstellung aus der Beobachterperspektive objektiv und wahrheitsgemäß sein sachliche Ausdrucksweise, Verzicht auf ornamentale sprachliche Elemente Gefühle werden nicht oder kaum beschrieben alles sollte leicht verständlich sein und somit geeignet für jeden sprachlich in der Nähe zum journalistischen Schreiben: Montage, episodenhaftes Erzählen Es geht um Menschen der modernen kapitalistischen Massengesellschaft: die Nachwirkungen des Ersten Weltkrieges, die Inflation, die Armut, den Alltag, kurz die politische und wirtschaftliche Wirklichkeit der Weimarer Republik typische Literaturgattungen dieser Zeit: der so genannte Zeitroman und die von Bertolt Brecht 1927 so benannte Gebrauchslyrik. einige bekannte AutorInnen der Neuen Sachlichkeit (die zum Teil aber vorher oder hinterher in einem anderen Stil schrieben): Vicki Baum („Menschen im Hotel“ 1929), Hans Fallada (z. B. „Kleiner Mann — was nun?“ 1932), Lion Feuchtwanger („Erfolg“ 1930), Hermann Hesse („Siddharta“ 1922, „Der Steppenwolf“ 1927), Erich Kästner („Fabian“, 1931), Heinrich Mann („Ein ernstes Leben“ 1932), Erich Maria Remarque („Im Westen nichts Neues“ 1928), Joseph Roth („Die Flucht ohne Ende“ 1927), Kurt Tucholsky („Schloss Gripsholm“ 1931) 3 Besetzung Inszenierung: Gero Vierhuff Ausstattung: Marcel Weinand Musik: Felix Gebhard Dramaturgie: Astrid Reibstein Rollen: Mitwirkende: Fabian Cornelia u. a. Labude u. a. Frau Moll, Die Hohlfeld u. a. Kellner, Direktor Breitkopf, Justizrat Labude u. a. Herr Moll, Fischer, Die Selow u. a. Die Magere, Die Kulp u. a. Thomas Strecker Katharina Wilberg Moritz Nikolaus Koch Simone Mende Gotthard Hauschild Dennis Habermehl Julia Gebhardt 4 Biografien Regieteam Gero Vierhuff (Regie) Gero Vierhuff, Jahrgang 1972, studierte angewandte Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis an der Universität Hildesheim. Ab 2001 arbeitete er als Regieassistent am Thalia Theater Hamburg, am Staatstheater Kassel und am Deutschen Theater in Göttingen. Seit 2003 inszeniert er u.a. für das Staatstheater Kassel, das Deutsche Theater Göttingen, das TfN Hildesheim und das Oldenburgische Staatstheater. Außerdem ist er mit „vierhuff theaterproduktionen“ regelmäßig als Produzent und Regisseur in der freien Theaterszene in Niedersachsen und Hamburg tätig. 2006 und 2007 war Vierhuff künstlerischer Leiter beim KALTSTART Theater-Festival im Haus III&70 in Hamburg. Gemeinsam mit der Kinder- und Jugendtheatergruppe Fata Morgana gewann Gero Vierhuff für die Inszenierung „Die Reise nach Brasilien“ von Daniil Charms Preise für freies Kinder- und Jugendtheater der Niedersächsischen Lottostiftung 2006 sowie beim Hamburger Kindertheaterpreis 2007. Das Theaterprojekt „Zwischen. Morgens Deutschland – abends Türkei“ war u. a. zum 24. Norddeutschen Theatertreffen NTT 2007 in Göttingen eingeladen. 2010 war er mit der Produktion „Brave New Age“ zum Herzrasen-Festival am Schauspielhaus Hamburg eingeladen. Gero Vierhuff war mit seiner Produktion „Hundstage“ beim Festival „150% made in Hamburg“ für den Wettbewerb nominiert und seine Produktion „Gummi-T.“ erhielt 2013 einen Hamburger Kindertheaterpreis. Am TfN inszenierte Gero Vierhuff bereits Goethes „Die Leiden des jungen Werther“, Tennessee Williams‘ „Die Glasmenagerie“ und Wannie de Wijns „Der gute Tod“. Vergangene Spielzeit eröffnete Vierhuffs Inszenierung „Macbeth“ die Schauspielsaison. Diese Spielzeit inszeniert Gero Vierhuff mit ROMEO UND JULIA eine weitere Shakespeare-Tragödie für das TfN sowie Kästners FABIAN - DER GANG VOR DIE HUNDE. Mit dem Kinderstück KAI AUS DER KISTE steht diese Saison eine weitere Produktion von Gero Vierhuff auf dem TfN-Spielplan. Marcel Weinand (Bühne und Kostüme) Marcel Weinand studierte Visuelle Kommunikation in Offenbach. Seit 1994 lebt und arbeitet er in Hamburg. Dort ist er als freier Bühnen- und Kostümbildner sowie als Regisseur tätig. Für das TfN entwarf er die Bühnenbilder zu den Kindertheaterstücken „An der Arche um Acht“, „Der Sängerkrieg der Heidehasen“, stattete die Komödie „Feelgood“ sowie die Komödie „Außer Kontrolle“, das Schauspiel „Der gute Tod“ und die ShakespeareTragödie Macbeth aus. 5 Diese Spielzeit zeichnet er verantwortlich für das Bühnenbild und Kostüme des Schauspiels FABIAN - DER GANG VOR DIE HUNDE sowie der Kindertheaterproduktion KAI AUS DER KISTE. Für DON QUIJOTE entwirft er das Bühnenbild. Felix Gebhard (Bühnenmusik) Felix Gebhard ist in Berlin lebender und arbeitender Musiker und Fotograf. Viele Jahre Sänger, Gitarrist und Songschreiber in der 2012 aufgelösten Band „Home Of The Lame“, beschäftigt er sich dieser Tage hauptsächlich mit experimenteller und instrumentaler Musik. Letzte Veröffentlichungen waren unter anderem „Im Merzbau“, eine CD mit vier Ambientstücken, die thematisch um Gebhard‘s Heimatstadt Hannover und die Kunst Kurt Schwitters‘ kreisen, sowie „Gone For Walks“, eine audio-visuelle Installation und CD, basierend auf Fotografien und Field Recordings, entstanden auf Spaziergängen in und um den wendländischen Ort Langendorf. Am TfN komponiert Felix Gebhard bereits die Musiken zu Gero Vierhuffs Inszenierung „Macbeth“ und ist nun für FABIAN – DER GANG VOR DIE HUNDE wieder da. www.felixgebhard.com 6 Pressemitteilung Mit der freundlichen Bitte um Beachtung und Veröffentlichung Hildesheim, 6. April 2016 Ein Moralist geht vor die Hunde Am Theater für Niedersachsen feiert am Freitag, 8. April 2016, um 19.30 Uhr das Schauspiel „Fabian – Der Gang vor die Hunde“ Premiere. In der Textfassung und Regie von Gero Vierhuff sowie im Bühnen- und Kostümbild von Marcel Weinand kommt nun, 85 Jahre nach seiner Entstehung, die Originalfassung von Erich Kästners Roman erstmals auf die Bühne. Erich Kästner beschreibt in seinem Roman das Berliner Großstadtleben während des Zerfalls der Weimarer Republik. Im Mittelpunkt steht die Konfrontation des Germanisten Jakob Fabian, der sich als Werbetexter durchs Leben schlägt, mit einer zielund zügellosen Gesellschaft. Fabian zieht durch das dauerberauschte und frivole Nachtleben der Metropole. Zwischen Bordellen, wilden Partys und dem bitteren Kampf zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten möchte er in dieser Welt Beobachter bleiben und sucht nach Anstand und Sinn. Dabei stellt sich immer wieder die Frage: Was soll man tun in einem solchen Zustand gesellschaftlicher Verunsicherung? „Normalerweise sucht das Theater nach Texten für den Spielplan, die auf die Wirklichkeit reagieren. Hier scheint es eher so, als würde die Realität auf uns reagieren“, sagt Regisseur Vierhuff, der bereits mehrfach für das Hildesheimer Theater gearbeitet und auch die Theaterfassung dieser messerscharfen Satire erarbeitet hat. „Die Zeit der Weimarer Republik kann man mit dem heutigen Deutschland natürlich nicht gleichsetzen“, ergänzt Chefdramaturgin Astrid Reibstein zur Aktualität der Geschichte, „aber es überrascht schon, dass einen Jakob Fabian genau dieselben Fragen bewegen würden, wenn er heute hier wäre.“ Das Theater für Niedersachsen zeigt ab dem 8. April die Uraufführung der Originalfassung von Kästners erstem Roman für Erwachsene. Diese Originalversion erschien erst 2013 unter dem Titel „Der Gang vor die Hunde“ und enthält Szenen und Dialoge, die für die damalige Zeit – Kästner veröffentlichte den Roman im Herbst 1931 – als zu radikal und anstößig galten und somit vor der Erstveröffentlichung gestrichen wurden. Karten für die Premiere am Freitag, 8. April, um 19.30 Uhr im Großen Haus kosten zwischen 8,00 und 26,00 Euro und sind im TfN-ServiceCenter (Theaterstraße 6, 31141 Hildesheim), unter Telefon 05121 1693 1693 und im Internet unter www.tfn-online.de erhältlich. Medienpartner: 7