Inhaltsangabe

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Inhaltsangabe
1.
Einleitung
2.
Was sind Esstörungen? Die verscheidenen Arten der Esstörung
2.1
Anorexia nervosa ‒ Magersucht
2.1.1 Diagnostische Kriterien der Anorexia nervosa
2.1.2 Körperliche und psychische Folgeschäden der Anorexia nervosa
2.2
Bulimia nervosa ‒ Ess-Brech-Sucht
2.2.1 Diagnostische Kriterien der Bulimia nervosa
2.2.2 Körperliche und psychische Folgeschäden der Bulimia nervosa
2.3
Binge eating ‒ Essucht
2.3.1 Diagnostische Kriterien des Binge eatings
2.3.2 Körperliche und psychische Folgeschäden des Binge eatings
2.4
Esstörungen bei Männern
3.
Ursachen ‒ Warum treten Essstörungen in unserer Gesellschaft auf?
3.1
Biologische Faktoren
3.2
Soziokulturell - gesellschaftliche Faktoren
3.3
Familiäre Faktoren
3.4
Individuelle, persönlichkeitsspezifische Faktoren
4.
Therapien und Behandlungsmöglichkeiten
4.1
Die Psychoanalyse
4.2
Die Gesprächspsychotherapie
4.3
Die Verhaltenstherapie
4.4
Die Gruppentherapie
4.5
Das Psychodrama
Esstörungen
Iris Castelletto
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Essstörungen
1. Einführung
Das Essen, das Fasten, das Schlanksein und Dicksein sind Themen, die in den letzten
Jahren einen immer größer werdenden Stellenwert in unserer Gesellschaft eingenommen
haben. Damit verbunden zeichnet sich vor Allem in hochindustrialisierten Ländern eine
Entwicklung ab, im Zuge welcher die Nahrungsaufnahme nicht mehr der Befriedigung von
Hunger dient, sondern darüber hinaus eine Vielzahl von Bedürfnissen abdeckt. Das
Spektrum erstreckt sich vom Essen als besondere Genussquelle über die Schaffung sozialer
Kontakt bis hin zur Erfüllung von emotionalen Bedürfnissen.
Außerdem übt das, durch die Medien verbreitete Schönheitsideal, einen enormen Druck auf
anfällige Personen, im Bezug auf ein gestörtes Essverhalten, aus. Die gesellschaftlichen
Normen von Schlankheit, Dynamik und Vitalität wollen erreicht und eingehalten werden.
Es leiden zunehmend junge Frauen an einem gestörten Essverhalten, was verschiedene
Ursachen hat. Das Verhältnis zwischen Essgestörten Frauen und Männern wird auf ungefähr
10:1 geschätzt
Essstörungen sind durch ständige Gedanken um das Gewicht, die Waage und das Zählen
von Kalorien gekennzeichnet. Eine zwanghafte Kontrolle der Nahrungszufuhr, eine strenge
Auswahl der Nahrungsmittel und eine Einhaltung regelmäßiger Diäten sind weitere
Merkmale die auf eine Essstörung andeuten können. Die Betroffenen leiden an einer
beeinträchtigten Wahrnehmung ihres eigenen Körpers. Er wird als zu dick und schmutzig
empfunden. Herbeigeführtes Erbrechen oder der Gebrauch von Abführmitteln sind das
Resultat der Gedanken an eine innere Reinigung. Risikofaktoren, die die Entstehung von
krankhaften Essstörungen begünstigen sind abhängig von der Gesellschaft, der Familie und
von der eigenen Persönlichkeit. Die familiäre Situation spielt eine zunehmend große Rolle in
der Entstehung. Die Lieblosigkeit der Eltern, zu hohe Erwartungen an das Kind oder eine
gestörte Atmosphäre innerhalb der Familie tragen einen großen Teil zu der Entwicklung der
Kinder bei.
Essstörungen zählen zu den psychosomatischen Erkrankungen und werden zu den
Zivilisationskrankheiten gezählt. Sie treten insbesondere bei Mädchen und jungen Frauen
auf und stellen aufgrund ihrer schwerwiegenden körperlichen und psychischen Folgen ein
ernst zu nehmendes Gesundheitsproblem dar.
Besonders besorgniserregend an dieser Entwicklung ist die Tatsache, dass solche
Verhaltensweisen in immer jüngeren Jahren auftreten. Starke Unzufriedenheit mit der Figur
und ständiges Diätverhalten stellen häufig die „Einstiegsdroge in eine chronische
Essstörung dar. Der Verlauf dieser kann zu schweren körperlichen Schäden führen.
Die tatsächliche Anzahl der Menschen die an Essstörungen leide ist nicht genau messbar,
da sich viele Personen ihrer Krankheit nicht bewusst sind, oder sich aus scharmgefühl der
Öffentlich entziehen und nicht in Therapie begeben.
Die genaue Zahl der an Esstörung erkrankten Personen ist in Österreich nicht erfasst. Nimmt
man Statistiken der EU als Basis, so kann man von einigen 1.000 magersüchtigen Frauen,
einigen 10.000 Bulimiekranken und einigen 100.000 Binge-Eating-Kranken ausgehen.
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Iris Castelletto
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2. W as sind Essstörungen? Die Verschiedenen Arten der Essstörung
Es gibt viele Formen der Essstörungen, aber eines haben sie alle Gemeinsam: den
unangemessenen Umgang mit dem Essen.
Dieses reicht von wahllosem, zwanghaftem Verschlingen großer Nahrungsmengen bis zur
totalen Verweigerung des Essens. Die Übergänge zwischen den einzelnen Störungen sind
fließend.
Essstörungen sind psychische Störungen, deren Kern im gestörten Selbstwert(-gefühl), im
niedrigen Selbstvertrauen, in Störungen der eigenen Identität liegt.
Essstörungen treten vor allem bei jungen Mädchen und Frauen in westlichen
Industrieländern auf. Inzwischen erkranken aber auch immer mehr Männer an Essstörungen.
Von all den Patienten, die an Essstörungen erkrankt sind, sind 5 bis 10% Jungen bzw.
Männer ‒ und die Zahl nimmt immer mehr zu.
Auffälligkeiten im Essverhalten, Unzufriedenheit mit der Figur und dem Gewicht sowie der
starke Wunsch einer Gewichtsabnahme werden bei pubertierenden Mädchen und jungen
Frauen relativ häufig beobachtet.
Allgemein gilt, dass von dem Vorliegen einer Essstörung auszugehen ist, wenn die
Beschäftigung mit Essen, Figur und Gewicht über das gesunde und natürliche Maß
hinausgeht, die Wahrnehmung des eigenen Körpers gestört ist und eine deutliche
Beeinträchtigung des gesamten Lebens besteht. Die derzeit am häufigsten auftretenden
Krankheitsbilder sind die Anorexia nervosa, die Bulimia nervosa und die „Binge-Eating ‒
Störung.
2.1 Anorexia nervosa - M agersucht
Anorexia nervosa bedeutet etwa soviel wie "nervlich bedingte Appetitlosigkeit". Diese
Definition ist jedoch nicht besonders gut, da sie auf Missverständnissen basiert. Menschen,
die an Anorexia nervosa leiden, haben alles andere als mangelnden Appetit, sie fürchten
sich einfach davor, zuzunehmen. Deshalb wäre der Ausdruck "Selbstaushungerung"
passender, oder noch besser ausgedrückt: "Gewichtsphobie".
Die Anorexia nervosa (Magersucht) ist eine schwere und manchmal lebensgefährliche
Erkrankung, bei der die Betroffenen so wenig essen, dass sie stark an Gewicht verlieren.
Charakteristisch für die Magersucht ist eine intensive Angst, an Gewicht zuzunehmen und
ein extremes Streben nach Schlanksein. Diese ist verbunden mit einer gestörten
Wahrnehmung des eigenen Körpers. Menschen, die an Magersucht leiden, finden sich meist
immer noch zu „fett , selbst wenn sie nur noch aus Haut und Knochen bestehen. Das heißt,
sie nehmen ihren Körper als zu dick wahr, egal wie viel sie wiegen. Um weiter abzunehmen,
ist ihnen jedes Mittel recht: Hungern, extremes Sporttreiben und Abführmittel. Viele sind
ständig aktiv, um Kalorien abzuarbeiten. Magersüchtige beschäftigen sich gedanklich sehr
stark mit Nahrung, Kochen und Backen für ihre Freunde und Familienmitglieder. Ihr Verzicht
auf das Essen gibt ihnen das Gefühlt von Unabhängigkeit und Kontrolle.
Im Verlauf der Erkrankung kommt es zu deutlichem Untergewicht. Die Gewichtsabnahme
kann dabei unterschiedlich schnell erfolgen: Ein Teil der Betroffenen nimmt langsam und
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kontinuierlich an Gewicht ab, während andere innerhalb weniger Monate bis zu 25% ihres
Ausgangsgewichts verlieren.
Als Folge des Gewichtsverlustes und der Mangelernährung kommt es zu einer Vielzahl von
somatischen Symptomen, die umso gravierender sind, je schneller die Gewichtsabnahme
stattfindet. So sind z.B. Kreislaufregulationsstörungen mit niedrigem Blutdruck (Hypotonie),
niedrige Körpertemperatur (Hypothermie), Magenfunktionsstörungen und viele mehr häufige
Begleiterscheinungen der Anorexie. Je chronifizierter das Krankheitsbild ist, desto
wahrscheinlicher werden schwer wiegende Komplikationen wie Menstruationsstörungen bis
hin zu Amenorrhoe, Knochenstoffwechselstörungen (Osteoporose), Haarausfall, trockene
Haut, Hirnatrophie und Veränderungen der Nierenfunktionen, die zur Entwicklung von
Arrhythmien und plötzlichem Tod führen können. Im Extremfall kann es durch eine totale
Nahrungsverweigerung zum Tod durch Verhungern kommen.
Ein weiters wesentliches Merkmal des Krankheitsbildes ist die ausgeprägte Störung der
Körperwahrnehmung (Körperschemastörung). So beschreiben sich die Betroffenen ‒ trotz
ihres stark abgemagerten Zustandes und Untergewichts ‒ immer noch als zu dick.
2.1.1 Diagnostische Kriterien der Anorexia nervosa
•
Tatsächliches Körpergewicht mindestens 15 Prozent unter dem erwarteten BMI (Body
Mass Index) von 17,5 oder weniger
•
Der Gewichtsverlust ist selbst herbeigeführt, Vermeidung von hochkalorischen Speisen
und eine oder mehrere der folgenden Verhaltensweisen:
- Selbstinduziertes Erbrechen
- Selbstinduziertes Abführen
- Übertriebene Körperliche Aktivitäten
- Gebrauch von Appetitzüglern
•
Körperschema-Störung in Form einer spezifischen psychischen Störung: die Angst zu
dick zu werden
• Eine endokrine Störung auf der Hyptohalamus-Hypophysen-Gonadoen-Achse.
Sie manifestieren sich bei Frauen als Amenorrhö und bei Männern als Libido- oder
Potenzverlust.
•
Bei Beginn der Erkrankung vor der Pubertät ist die Abfolge der pubertären
Entwicklungsschritte
verzögert
oder
gehemmt
(Wachstumsstopp;
fehlende
Brustentwicklung und primäre Amenorrhö bei Mädchen; bei Knaben bleiben Genitalien
kindlich).
2.1.2 Körperliche und psychische Folgeschäden der Anorexia nervosa:
Da bei Magersucht eine chronische Unterernährung vorherrscht, reagiert der Körper
irgendwann darauf, in dem er den Grundumsatz, die Pulsfrequenz, den Blutdruck und die
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Körpertemperatur auf ein niedriges Niveau herabsenkt. Dies hat zur Folge, dass die
Betroffenen ständig müde sind, sehr stark frieren und unter Verstopfungen leiden. Aufgrund
der Mangelernährung kommt es auch zu hormonellen Veränderungen. Diese sind anhand
der häufig trockenen Haut und brüchigen Haaren bei Magersüchtigen erkennbar. Durch die
Hormonveränderungen kann es außerdem zu stark negativer Stimmung (Depressionen)
kommen. Bei Frauen setzt die Periode häufig aus und schwere Formen der Anorexie können
Unfruchtbarkeit zur Folge haben. Weiteres extremes Hungern führt zu Kräfteverfall und
schließlich lebensgefährlichem Untergewicht.
Die Gedanken der Magersüchtigen kreisen nach und nach nur noch ums Essen bzw. NichtEssen und die Vermeidung jeglicher Gewichtszunahme. Sie ziehen sich häufig von anderen
Menschen zurück und werden, je länger die Krankheit andauert, apathisch und matt.
2.2 Bulim ia nervosa ‒ Ess-Brech-Sucht
Im Unterschied zu Magersüchtigen, die man leicht an ihrer dünnen Figur erkennen kann,
sind die meisten Menschen, die an Bulimia nervosa (Ess-Brech-Sucht) leiden,
normalgewichtig. Sie sind jedoch, ebenso wie Magersüchtige, davon überzeugt, „zu dick zu
sein und versuchen, Diät zu halten und sich Lebensmittel mit vielen Kalorien wie z.B.
Schokolade oder Pommes Frittes zu verbieten. Irgendwann bricht diese Kontrolle des
Essverhaltens jedoch zusammen und es kommt zu Heißhungeranfällen. Bei diesen essen
die Betroffenen sehr große Mengen an kalorienreichen Nahrungsmitteln, wobei sie dabei das
Gefühl haben, mit dem Essen nicht mehr aufhören und dieses nicht kontrollieren zu können.
Um eine dadurch entstehende Gewichtszunahme zu verhindern, erbrechen sie sich im
Anschluss an solche „Fressanfälle oder nehmen Abführmittel. Sowohl durch das viele Essen
als auch durch das Erbrechen kommt es zu Schuld- und Schamgefühlen.
Weitere zentrale Krankheitsmerkmale der Bulimie sind die extreme Sorge um die Figur und
Angst vor einer Gewichtszunahme sowie die übermäßige Abhängigkeit des
Selbstwertgefühls von körperlicher Attraktivität und Gewicht. Viele Betroffene leiden unter
Gefühlen der Wertlosigkeit, Schamgefühlen, Schuld- und Suizidgedanken, die häufig in
direktem Zusammenhang mit einem Essanfall stehen. Ebenso wie bei der Anorexie ist die
Wahrnehmung des eigenen Körpers stark verzerrt: Die Betroffenen empfinden sich, trotz
ihres Normalgewichts, als zu dick und sind mit ihrer Figur unzufrieden.
Die Bulimie ist außerdem mit einer Reihe von körperlichen Folgeschäden verbunden, die
sich den einzelnen Störungen des Elektrolythaushaltes führen. Der starke Kaliummangel
stellt ein Risiko für Herzrhythmusstörungen, Nierenversagen und Muskellähmungen dar.
Durch das häufige Erbrechen werden Erosionen des Zahnschmelzes verursacht und es
kommt zu Schwellungen und Entzündungen der Speicheldrüse.
Die für den Körper gefährlichste Essstörung ist die Diabulimie. Sie bezeichnet das Verhalten
von Diabetikerinnen mit Essstörungen, sich selbst bewusst niedrig dosierte Insulingaben zu
verabreichen, um das Gewicht besser halten zu können.
Insulin ist im Körper dafür zuständig, Glukose vom Blut in die Zellen zu transportieren. Ohne
Insulin „verhungern die Zellen, während der Organismus vom ohen Glukosegehalt des
Blutes belastet wird. Die körperlichen Folgen von Diabulimie sind äußerst bedrohlich, sehr
häufig treten schwere und irreversible Folgeschäden an Augen, Nieren oder anderen
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Iris Castelletto
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Organen auf. Jede dritte weibliche Diabetikerin unter 30 Jahren kann laut amerikanischen
Studien als Diabulimikerin bezeichnet werden.
2.2.1 Diagnostische Kriterien der Bulim ia nervosa
•
Es besteht eine andauernde Beschäftigung mit der Nahrungsaufnahme, verbunden mit
einer unwiderstehlichen Gier nach (hochkalorischen) Nahrungsmitteln
•
Essattacken in großer Menge und sehr kurzer Zeit mit dem gleichzeitigen Drang die
zugeführte Nahrung zu neutralisieren.
•
Es besteht eine Körperschema-Störung mit einer krankhaften Angst dick zu sein oder es
zu werden, wobei das tatsächliche Gewicht und die tatsächliche Figur gänzlich falsch
eingeschätzt werden.
•
Bulimische Störungen sind häufig mit folgenden Persönlichkeitsmerkmalen assoziiert:
- Störungen der Impuls- und Affektkontrolle
- Störungen der Selbstwertregulation
2.2.2 Körperliche und psychische Folgeschäden der Bulim ia nervosa:
Bulimia nervosa kann aufgrund des häufigen Erbrechens und der Mangelernährung zu
Schwellungen der Speicheldrüsen, Zahnschmelzschäden, Speiseröhrenrissen sowie zu
Kalium- und Magnesiummangel führen, die ihrerseits zu Nierenschäden und
Herzrhythmusstörungen führen.
Der Teufelskreis aus Diäthalten, Fressanfällen und Erbrechen ist für die Betroffenen mit sehr
unangenehmen Gefühlen verbunden. Sie fühlen sich während eines Essanfalls frustriert
darüber, dass sie nicht in der Lage sind, den strikten Diätplan, den sie für sich erstellt haben,
einzuhalten. Die drohende Gewichtszunahme löst starke Angstgefühle bei ihnen aus. Daher
ist das Erbrechen zunächst mit einer gewissen Erleichterung verbunden, weil ja so einem
Gewichtsgewinn entgegengewirkt wird. Später stellen sich aber schnell Schamgefühle und
Selbstekel ein, die mit dem Erbrechen verbunden sind. Deshalb versuchen Bulimikerinnen
häufig, die Krankheit so lange wie möglich vor ihrer Umwelt geheim zu halten.
2.3 Binge-Eating ‒ Esssucht
Von einer „Binge-Eating ‒Störung spricht man, wenn jemand keine Kontrolle mehr über
sein Essverhalten hat und es zu häufigen Fressanfällen kommt. Der Begriff „to binge kommt
aus dem Amerikanischen und heißt übersetzt „ein Fressgelage abhalten .
Der Unterschied zur Bulimia nervosa ist, dass diesen Fressanfällen keine
Gegenmaßnahmen (z.B. Erbrechen) um die aufgenommenen Kalorien wieder abzubauen
folgen. Daher sind Menschen mit dieser Essstörung häufig übergewichtig oder adipös
(=extrem übergewichtig). Des Weitern herrscht eine größere Unzufriedenheit mit Figur und
Gewicht sowie Angst vor Kontrollverlust beim Essen vor und es werden Versuche
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Iris Castelletto
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unternommen, das Essverhalten zu zügeln. Vielfach schämen sich Patientinnen mit „BingeEating ‒Störung, beim Essen gesehen zu werden und beschäftigen sich in ausgeprägterem
Maße mit Nahrungsmitteln, Essen und Kalorien als Patientinnen mit reiner Adipositas.
Patientinnen leiden außerdem häufiger unter komorbider Psychopathologie und verfügen nur
über ein gering ausgeprägtes Selbstwertgefühl.
Aber: Nicht jeder übergewichtige Mensch ist ess-süchtig! Ess-Süchtige haben das Gefühl
von Sattsein verloren, können Hunger nicht mehr differenzieren, was bedeutet, dass sie nicht
mehr spüren ob sie körperlichen oder seelischen Hunger haben. Auf Ärger, Überforderung
und Konflikte oder Einsamkeit reagieren sie mit Essen. Sie fühlen sich ihrem Essen hilflos
ausgeliefert und können die Nahrungszufuhr häufig nicht mehr kontrollieren.
2.3.1 Diagnostische Kriterien des Binge Eatings
•
Übermäßige Nahrungsaufnahmen (Hyperphagie) ohne gegenregulatorisches Verhalten.
•
Essanfälle mit folgeenden Merkmalen
- In einem abgrenzbaren Zeitraum wird eine Nahrungsmenge gegessen, die deutlich
größer ist
als die Menge, die andere Menschen im selben Umfang unter den gleichen Umständen
essen
würden.
- Während des Essanfalls wird der Verlust der Kontrolle über das Essen empfunden
•
Die Essanfälle sind mit mind. 3 der folgenden Merkmale verbunden:
- Es wird wesentlich schneller gegessen als normal
- Es wird gegessen, bis man sich unangenehm voll fühlt
- Es werden große Mengen gegessen, obwohl man sich nicht körperlich hungrig fühlt
- Es wird allein gegessen, weil es einem peinlich ist, wie viel man isst
- Nach dem Überessen fühlen sich die Betroffenen von sich selbst angeekelt, depressiv
oder sehr
schuldig
2.3.2 Körperliche und psychische Folgeschäden des Binge Eatings:
Aufgrund des Übergewichts, das mit der „Binge-Eating ‒Störung (Ess.Sucht) häufig
verbunden ist, kann es zur Überbelastung des Herzens und des Kreislaufs (Bluthochdruck)
sowie des Skeletts kommen. Dies kann zu Leberschäden, Diabetes, Gelenkleiden und
Wirbelsäulenschäden führen. Übergewichtige, die an einer Esssucht leiden, schämen sich
meistens ihres mäßig oder massiv übergewichtigen Körpers und träumen davon, schlank zu
sein. Immer wieder (leider zumeist erfolglos) bemühen sie sich um ein gezügeltes
Essverhalten. Häufig wollen sie vor anderen den Zusammenhang zwischen ihrem
Essverhalten und ihrem Gewicht herunterspielen und essen in der Öffentlichkeit nur kleinste
Portionen.
Esstörungen
Iris Castelletto
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Aufgrund der schweren körperlichen und psychischen Folgen, die mit Essstörungen
verbunden sind, sind Therapie und Prävention sehr wichtig. Da von Seiten der Betroffenen
häufig zunächst kein Leidensdruck besteht, werden Therapeuten zu spät oder gar nicht
aufgesucht. Bleiben Essstörungen unbehandelt, ist es jedoch sehr unwahrscheinlich, dass
Heilung eintritt.
2.4 Essstörungen bei M ännern
Zunehmend wird auch Männern, die unter Essstörungen leiden, medizinische und
therapeutische Aufmerksamkeit zuteil. Der Anteil der Männer an den magersüchtigen
Patienten ist mit zwei Prozent seit Jahren etwa gleich bleibend, der Anteil der Männer an den
Bulimie-Patienten hingegen wurde früher auf weniger als 5 Prozent geschätzt, während er
nach neueren Studien heute im Bereich von bis zu 25 Prozent vermutet wird.
Gründe für die steigende Zahl männlicher Betroffener bei Essstörungen sind zwei Faktoren:
• Einerseits der so genannte Com ing-Out-Effekt. Demnach könnten Essstörungen bei
Männern schon immer existiert haben, die Männer trauen sich allerdings erst jetzt, auch
professionelle Hilfe anzunehmen.
•
Andererseits scheint der Adonis-Kom plex überhand zu nehmen. Heute sehen sich
immer mehr Männer dem Ideal des schlanken, trainierten Mannes unterworfen. Sie
pilgern in Fitness-Center und hoffen auf die Wirkung von Diäten.
Immer öfter posieren durchtrainierte und knackige Männer auf Medienplakaten. Das weckt
natürlich den Wunsch, auch den eigenen Körper muskulöser machen zu wollen. Dagegen ist
natürlich nichts einzuwenden, wenn sich das Ganze in einem gesunden Rahmen abspielt.
Wird der Wunsch nach Muskeln und körperlicher Fitness jedoch zwanghaft und versucht, mit
allen Mitteln zu erreichen, sieht das schon wieder anders aus.
Männer mit der Adonis-Komplex-Störung beurteilen sich als schmächtig, auch wenn sie
schon trainiert sind und versuchen mit übermäßigem Sport, legalen Produkten oder aber
auch mit Anabolika mehr Muskeln aufzubauen. Ein strikter Ernährungsplan soll helfen, führt
aber oft zu Fressanfällen, die wiederum durch noch mehr Sport kompensiert werden sollen.
Ein Teufelskreis, aus dem schwer auszubrechen ist. Die betreffenden Personen weisen
häufig einen starken Vitamin- und Calciummangel auf, der später häufig zu Gelenks- und
Knochen-Problemen führen kann.
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3. Ursachen ‒ W arum treten Essstörungen in unserer Gesellschaft auf?
Allen Süchten voran geht der Wunsch nach Zuwendung und Liebe, meistens auch ein
niedriges Selbstwertgefühl. Essstörungen sind ein Hilfeschrei und ein Mittel um innere
Spannungen abzubauen und Gefühle zu unterdrücken. Grundsätzlich wird angenommen,
dass es nicht einen einzigen Auslöser für die Entstehung einer Essstörung gibt, sondern
dass mehrere Faktoren zusammenwirken.
Anthropologische (Studien in verschiedenen Kulturen) und psychiatrische Untersuchungen
zeigten, dass Essstörungen ganz wesentlich auch durch gesellschaftliche Normen und
Einflüsse mitbestimmt werden. Sie entstehen besonders in Ländern, in denen die
Gesellschaft besonderen Wert oder Wertschätzung auf Schlankheit als ein anzustrebendes
Ziel legt.
Es ist also kein Zufall, dass Essstörungen heute in den westlichen Industriestaaten immer
häufiger vorkommen, wo viele Mädchen, erwachsene Frauen, aber auch Männer an einer
Form der Essstörung leiden, während in China, dem indischen Subkontinent, Afrika,
Ozeanien und vielen arabischen Staaten diese Problematik nahezu noch keine Rolle spielt.
Die genauen Ursachen von Essstörungen sind noch nicht geklärt. Eine wichtige Rolle spielt
sicherlich das herrschende Schönheitsideal. „Schlank = attraktiv = beliebt lautet die
vermeintliche Formel zum Glück. Der Traum von der perfekten Bikinifigur kann sich jedoch
rasch in einem Albtraum um Leben und Tod entwickeln. Die erbliche Veranlagung hat
Einfluss auf eine mögliche Entwicklung einer Essstörung. Es ist auch anzunehmen, dass
gewisse Persönlichkeitsstrukturen anfälliger für Essstörungen machen. So sind z.B.
magersüchtige Menschen meist zwanghaft, genau und weisen ein hohes Maß an
Selbstkontrolle auf. Personen, die an Bulimie leiden, sind eher impulsiv und unkontrolliert
(dies spiegelt sich auch in den Fressattacken wider).
3.1 Biologische Faktoren
Die Untersuchungen, die zum Thema Genetik und Essstörungen gemacht wurden, sind bis
jetzt sehr widersprüchlich ausgefallen. Eindeutige wissenschaftliche Erkenntnisse gibt es
noch nicht, aber man kann jedoch jetzt schon davon ausgehen, dass Essstörungen keine
rein erblichen Krankheiten sind.
3.2 Soziokulturell - gesellschaftliche Faktoren
Bei den Ursachen von Essstörungen spielen der Schlankheitswahn und der Diätkreislauf
eine erhebliche Rolle, sie können jedoch nicht allein für das Krankheitsbild der Essstörungen
verantwortlich gemacht werden. Besonders bei Frauen kommt neben den Ansprüchen nach
einem schlanken Körper auch noch mit eine Vielzahl von anderen Anforderungen hinzu:
Erfolg und Durchsetzungsfähigkeit lassen sich nur schwer mit den als typisch weiblich
zugeordneten Eigenschaften wie Sensibilität, Einfühlungsvermögen, Warmherzigkeit und
Nachgiebigkeit vereinbaren. Die Verbindung von Kindern und Karriere steht in starkem
Konflikt zu den alten Rollenverteilungen und -vorstellungen.
Esstörungen
Iris Castelletto
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Je weniger eine Frau ihre eigenen Bedürfnisse kennt und je schlechter ihr Selbstbewusstsein
ausgebildet ist, desto mehr versucht sie, die Erwartungen Anderer zu erfüllen. Um den
Vorstellungen der Familie, des Mannes, der Kinder und der Gesellschaft zu entsprechen und
die dazugehörigen Konflikte auszuhalten, flüchten Frauen oft in die Essstörungen.
3.3 Fam iliäre Faktoren
Von großer Bedeutung, ob Menschen Essstörungen bekommen oder nicht, ist die jeweilige
psychische Entwicklung innerhalb der Herkunftsfamilie. Abgesehen von den
Essgewohnheiten einer Familie (z.B. häufige Diäten der Mutter) können auch andere
Faktoren die Entstehung von Essstörungen begünstigen.
Magersüchtige Mädchen entwickeln z.B. ihre Essstörung häufig in der Pubertät als
Abgrenzungskampf gegen ihre Eltern, und wollen unter keinen Umständen so werden wie
die eigene Mutter. In erster Linie wird der eigene Körper abgelehnt. In der sogenannten
"anorektischen" Familie gibt es in der Regel keine offenen Konflikte, die Probleme werden
"unter den Teppich gekehrt". Nach außen herrscht harmonische Eintracht. Zwischen den
Familienmitgliedern gibt es wenig Distanz und Eigenständigkeit. Das Magern betrachten die
Mädchen und jungen Frauen als einzige Möglichkeit, wenigstens über den eigenen Körper
Autonomie zu besitzen.
Häufig finden sich in der Biographie der Patientinnen Ereignisse, die auf sexuellen
Missbrauch hinweisen, wobei die Täter meist aus dem Bekanntenkreis oder der Familie
kommen. Kinder, die kein gesundes Selbstwertgefühl aufbauen konnten, versuchen um
jeden Preis, die Erwartungen der Familie zu erfüllen und auf diesem Weg Anerkennung und
Liebe zu bekommen. Sie wagen nicht, Grenzen zu ziehen und zu widersprechen und werden
damit zu idealen Opfern.
3.4 Individuelle, persönlichkeitsspezifische Faktoren
Als Grundkonflikt bei Essstörungen wird die Suche nach der eigenen Identität angesehen.
Häufig ist sie begleitet von langjährigen inneren Kämpfen zwischen Abhängigkeit und
Selbstbestimmung. Anfangs innerhalb der Familie, später in Beziehungen zu Partnern und
im öffentlich-gesellschaftlichen Leben. Esssüchtige haben meist ein äußerst instabiles
Selbstwertgefühl und versuchen, sich Liebe und Anerkennung durch Leistung oder
Anpassung zu verdienen. Frauen mit Essstörungen sind oft perfektionistisch veranlagt, denn
sie haben das Gefühl, sich anderen ständig beweisen zu müssen und nichts, was sie tun, ist
gut genug. Ziele, die erreicht wurden, werden entweder konsequent verleugnet und ignoriert
oder durch neue, höhere ersetzt. Die Ansprüche, die die Betroffenen sich selbst gegenüber
haben, sind in der Regel völlig übertrieben und können daher gar nicht erreicht werden. Der
eigene Körper wird konsequent abgelehnt und alle Versuche, sich mit ihm
auseinanderzusetzen und anzufreunden, werden genauso abgeblockt wie positive
Kommentare von anderen Menschen. Viele Betroffene erwecken den Eindruck, sich gar
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nicht helfen lassen zu wollen. Die Sucht ist das einzige, worauf sie sich verlassen können,
denn nur hier erleben sie hin und wieder ein Gefühl von Macht und Kontrolle über ihr Leben.
4. Therapien und Behandlungsm öglichkeiten
Die Schwierigkeit bei der Behandlung von Essstörungen liegt darin, eine Balance zu finden
zwischen der Beachtung der physischen Probleme, die jede Art von Aufmerksamkeit und
Konzentration unmöglich machen und vor allem schnell lebensbedrohlich werden können,
und der Richtung des Augenmerks auf das, was hinter der Sucht liegt.
Bei schlechter physischer Verfassung kann eine ärztliche Behandlung oder sogar die
Einweisung in ein Krankenhaus notwendig sein. Erzwungene Maßnahmen berücksichtigen
jedoch nicht, dass die Betroffenen die Situation selbst meistern können sollte und behindern
somit vorerst die Möglichkeit, allmählich eine eigene Kontrolle aufzubauen.
Eine Behandlung, die sich nur auf die körperlichen Symptome der Betroffenen konzentriert,
kann natürlich nicht die Sucht selbst beseitigen. Magersüchtige Patienten, die in einem
Krankenhaus künstlich ernährt werden, haben dadurch noch lange nicht ihre Essverhalten
geändert und erleiden nach der Entlassung oft sofortige Rückfälle. Als Ergänzung zu
anderen Maßnahmen helfen auch Medikamente, die Heißhungeranfälle und depressive
Verstimmungen dämpfen können, welche oft Begleiterscheinungen von Essstörungen sind.
4.1 Die Psychoanalyse
Die Psychoanalyse geht davon aus, dass unbewusste und unbewältigte Konflikte der
Kindheit die Ursache psychischer Störungen sind. Dies ist zumindest teilweise auch bei
Essstörungen der Fall. Ziel dieser therapeutischen Behandlung ist es, Beziehungsmuster
und unverarbeitete Probleme bewusst zu machen und dadurch zu verarbeiten. Die akuten
Symptome (z.B. die Sucht ) werden außer acht gelassen, da man davon ausgeht, dass sie
automatisch verschwinden, wenn die Verletzungen der Vergangenheit bewältigt sind und alte
Verhaltensmuster erkannt wurden.
4.2 Die Gesprächspsychotherapie
Die Gesprächspsychotherapie, z.B. die klientenzentrierte Ausprägung bei Rogers,
beschäftigt sich im Gegensatz zur Psychoanalyse mit den aktuellen Problemen der
Patientinnen. Der Therapeut verbalisiert regelmäßig, wie die Erzählungen und die
Körpersprache der Betroffenen auf ihn wirken und vermittelt ihr dadurch eine Art Spiegelbild,
sodass die Betroffenen in die Lage sind, sich praktisch "von außen" zu betrachten. Dieser
veränderte Blickwinkel bringt es oft mit sich, dass die Klientin ihr Handeln und Erleben
besser versteht, sie es aber auch ändern kann. Der Therapeut gibt jedoch grundsätzlich
keine Handlungsanweisungen, denn die Änderung der problematischen Verhaltens -weisen
soll durch Selbsterkenntnis erfolgen.
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4.3 Die Verhaltenstherapie
Bei der Verhaltenstherapie geht es darum, unerwünschtes Verhalten zu erkennen und
Alternativen zu entwickeln. Es wird davon ausgegangen, dass jedes erlernte
Verhaltensmuster auch wieder verlernt werden kann. Bei einer Essstörung analysiert man,
unter welchen Bedingungen sich das gestörte Essverhalten entwickelt hat und warum es
aufrechterhalten wird. Da die Essstörung in vielen Fällen als Ersatz für fehlende Konzepte
zur Lösung von Problemen und Konflikten dient, werden neben der "Symptombehandlung"
andere Konfliktlösungsstrategien erarbeitet, die auf Dauer eine Stabilisierung der Fortschritte
bewirken sollen. Zu Beginn der Therapie werden kurz -, mittel - und langfristige Ziele
festgelegt und es wird gemeinsam erarbeitet, wie man sie erreichen kann. Es werden Regeln
entwickelt, die zum Aufbau eines gesunden Essverhaltens beitragen sollen, z.B. mit Hilfe von
Selbstbeobachtungsprotokollen die von der Patientin geführt werden müssen. Sie helfen,
Auslöser, Art und Schwere der Erkrankung zu erkennen und Therapieziele zu kontrollieren.
Situationen, in denen es zu einer Verschlimmerung der Symptome kommt, werden auf
diesem Weg erkannt und alternative Verhaltensweisen können entwickelt werden.
4.4 Die Gruppentherapie
In einer Gruppentherapie fördert die ähnliche Problematik aller Teilnehmerinnen das Gefühl,
in der Sucht nicht alleine zu sein. Die Selbstexploration wird gefördert; man hat die
Möglichkeit, sich in den Geschichten der anderen selbst wieder zu entdecken. Die Gruppe
wirkt häufig als Gegengewicht zu den sehr engen und verstrickten Beziehungen innerhalb
der Familie. Bei Gruppen mit Essstörungen haben sich besonders Körperübungen bewährt.
Berührungen, Massagen und Wahrnehmungsübungen fördern das Vertrauen zwischen den
Betroffenen und helfen, das verzerrte Bild des eigenen Körpers realistischer einzuschätzen
und zu korrigieren. Probleme entstehen vor allem dann, wenn die Betroffenen beginnen,
miteinander zu konkurrieren. Besonders magersüchtige Frauen vergleichen sich ständig mit
anderen und versuchen, weniger zu wiegen, wie ihr Umfeld.
Da die Ursachen oder Auslöser von Essstörungen oft im familiären Bereichliegen und diese
Ausdruck für die Konflikte sind, die in der Familie existieren, kann eine Familientherapie
angebracht sein, denn jedes Mitglied wird damit zu einem mehr oder weniger großen Teil der
Sucht und wird in die Behandlung mit einbezogen. Oft ist nicht klar, wie viel eine Person im
Familiensystem mit seinem eigenen Verhalten zur Entstehung und Beibehaltung einer Sucht
beiträgt, daher kann das mit Hilfe einer Familientherapie analysiert und verändert werden.
Alte, unbewusste Strukturen werden auf diesem Weg aufgebrochen und es wird klar, dass
die Essstörung oft nur ein Symptom für ein Problem ist, das die gesamte Familie betrifft und
unbewusst oder bewusst totgeschwiegen wird.
4.5 Das Psychodram a
Im Psychodrama werden Gefühle und Ereignisse nicht nur beschrieben und analysiert,
sondern aktiv ausgedrückt. Es gibt dabei keine Zuschauer; auch die anderen
Gruppenmitglieder sind in der Regel an der Darstellung der einzelnen, persönlichen
Problematik beteiligt. Konflikte können auf diesem Weg aufgearbeitet werden. Alte
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Verhaltensmuster kristallisieren sich deutlich heraus und können mit Hilfe der Gruppe durch
neue ersetzt werden. Festgefahrenes Verhalten kann durch die Methodik des
Rollentausches erkannt und verändert werden. Das Psychodrama bietet die Möglichkeit, sich
selbst von anderen darstellen zu lassen und damit einen tieferen Einblick in die eigene
Persönlichkeit zu gewinnen. Betroffene können in Rollen schlüpfen, die ihnen bisher fremd
waren und damit zum Beispiel lernen, Aggressionen und Gefühle besser zu äußern. Da das
Psychodrama die verbale Kommunikation überschreitet, und den Akzent auf das handelnde
Moment legt, bedient es nicht das Verlangen nach Versorgung, das mit einer jeden Sucht
verbunden ist, sondern das Geheimste und Stummste einer Esssüchtigen wird öffentlich und
erhält Sprache.
Quellenangaben:
http://www.studentenberatung.at/
http://www.ess-stoerung.eu/
http://www.depression.at/
http://www.psychotherapiepraxis.at/
http://www.ernaehrung.de/
Esstörungen
Iris Castelletto
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