Traumdeutung Traumdeutung bzw. Oneirologie (von griech. oneiros, "der Traum") ist die Interpretation der meist im Schlaf symbolisch erlebten 'Handlungen' und Gefühle. So weit nach dem Erwachen in Erinnerung geblieben, wird der Traum mündlich oder schriftlich wiedergegeben und mit dem Vorhaben untersucht, eine in seinen Symbolen verborgene Botschaft zu entdecken. Ernstzunehmende Methoden der Traumdeutung erheben hierbei keinen Anspruch auf unfehlbare Auslegungen, sondern stellen sie dem Träumer zur Diskussion. Inhaltsverzeichnis • • • • • • 1 Traumanalyse o 1.1 Kurzbeschreibung zum Beginn einer Traumanalyse nach Freud o 1.2 C.G.Jung und Freud: Unterschied im Ansatz beider Methoden 2 Geschichte der Traumdeutung 3 Weitere Ansätze o 3.1 Gestalttherapie o 3.2 Daseinsanalyse o 3.3 Klientenzentrierte Psychotherapie o 3.4 Focusing 4 Literatur 5 Siehe auch 6 Weblinks Traumanalyse Träume galten in den Kulturen der Menschheit seit immer schon als die Mitteilungen eines geheimnisvollen Wesens, das vom Ich-Bewusstsein des Träumenden je nach dessen Einstellung entweder als feindselig oder als göttlicher Verbündeter eingestuft worden ist. So achtet und schätzte man ihn wie Sokrates sein nie irrendes "Daimonion", oder fürchtete und mied seine Forderungen wie die Kirche den Teufel 2000 lange Jahre. Erst heute - seit Nietzsche "Gott ist tot" verkündigte - gehen wieder viele Naturwissenschaftler davon aus, dass alle Menschen in der Lage sind oder sein könnten, die symbolischen Botschaften ihrer Träume zu enträtseln. Träume eignen sich dafür, mehr über Geist und Körper zu erfahren, jede Art von Gefühlen und überhaupt von der intuitiven Weisheit der Natur in ihren Lebewesen. Sigmund Freud entwickelte die Traumdeutung zu einer Methode, die für ihn zu dem wichtigsten Bestandteil seiner psychoanalytischen Lehre wurde, anhand dessen ihm vieles zu erfahren gelang, sowohl über das gesunde Empfinden und Verhalten als auch unsere psychischen Erkrankungen. Er hielt die Interpretation der Träume für den "Königsweg" in das Verständnis der sich im Unbewussten vollziehenden Phänomene. Seiner Theorie zufolge fließen zwar Reize der Organe mit ein in das Geschehen der Träume, ebenso auch Anteile von den Erlebnissen des vorherigen Tages und selbst Stücke bewusster Erwägungen. Vorwiegend aber handelt es sich bei unseren Träumen um von beiderlei Art 'äußerer' Vorkommnisse relativ unabhängige, seelische Produkte, die nur im Dienste der Selbsterkenntnis des jeweiligen Träumers stehen. Dafür berichten sie ihm von seinen teils ganz unbewusst gebliebenen Trieben, ihren lustvollen oder aggressiven Stimmungen und den sie nicht selten begleitenden, hemmenden Ängsten. Auch die lebensgeschichtlich bedingten Kränkungen während der frühen Kindheit, die die Entstehung letzterer Art Gefühle veranlasst, werde wieder aktuell in den Träumen, sie zu kleinen Dramen und gar "Albträumen" verwandelnd. Die psychoanalytische Traumdeutung verwendet zur Verwirklichung ihrer Aufgabe die Methode der Freien Assoziation, für die der Träumer aufgefordert wird, sowohl spontane, unkritische als auch gezielt beschreibende Einfälle über die Symbole seines Traumes zu gewinnen. Mithilfe dieser zusätzlichen Informationen, könne dann die unter Traumoberfläche verborgen gebliebene Botschaft ausfindig gemacht werden. Dazu würden vor allem die in das Unbewusste verdrängten Bedürfnisse des ES (- wie Freud die Seele nannte -) gehören und die hauptsächlich in der Kindheitserziehung vermuteten Ursachen der sog. Neurosen. Seiner Lehre zufolge liegt die Ursache jede Art psychischer Probleme in kränkenden Verletzungen des Lustprinzips unserer Seele, so auch die Störung des Urvertrauens, welche beim Säugling zum Beginn der narzißtischen Fixierung an das oft lebenslängliche Liebesnachholbedürfnis führt. (Nähere hierzu siehe unter Narzisstische Kränkung.) Kurzbeschreibung zum Beginn einer Traumanalyse nach Freud Träume stellen symbolische Botschaften des Unbewussten dar, die über die innere Situation des Träumers berichten, die aber ausgelegt werden müssen; so ist es erforderlich, den Patienten zu einer Bestimmung der Symbole zu bewegen, die in seinem Traum erscheinen, und ihn beschreiben zu lassen was sie seiner Ansicht nach machen oder wie sie funktionieren. Außerdem: Träume stellen kleine Dramen dar, so soll dem Trauminhalt eine gefühlsmäßig passende Überschrift aufgesetzt werden. Hierbei ein Beispiel: Ein Junge träumte, dass er von 3 Ärzten untersucht wurde. Sie stellten fest: ein Organ liegt schief und sollte operiert werden. Davor aber schickten sie ihn ein Stockwerk höher zu einem anderen Arzt, der seine Nase untersuchte. Er entdeckte Polypen; sie sollten vorher operiert werden. Dieser Traum enthält 5 Symbole, die vom Träumer definiert und mit Kommentaren versehen werden sollen. Dabei soll er schreiben, was er glaubt. Ob es wissenschaftlich richtig ist oder nicht, ist unwichtig. Auf keinem Fall im Lexikon nach einer Erklärungen der Symbole suchen. Ärzte: a) Sie verfügen ueber Gesundheitsmodelle. Gesundheit: Naturzustand b) Sie erkennen Abnormitäten und beheben sie zwecks Heilung. Organ: Körperteil mit Fähigkeiten, die der Lebenserhaltung dienen. Leben: ... Operieren: Eingriffe machen, die den Körper bei seiner Genesung unterstützen. Nase: ein Organ a) zum Luft holen. Luft : ein lebensnotwendiger Stoff. b) zum Riechen. Riechen: Qualität der Nahrung prüfen. Nahrung : ... Polypen: verstopfen die Nase. Wie man sieht, beim Kommentieren tauchen neue Symbole auf/ Gesundheit, Leben, Luft, Riechen, Nahrung..), die auch beschrieben und definiert werden sollen. Je mehr "Freie Assoziationen" dem Patienten zu seinem Traum einfallen, um so besser... Diesem Traum gab der Junge die Überschrift: "Überraschende unangenehme Entdeckung"... (Mit dankenswerter Genehmigung J. Gruenerwalds, entnommen von Traumdeutung für Einsteiger) C.G.Jung und Freud: Unterschied im Ansatz beider Methoden [Bearbeiten] Gemäß Sigmund Freuds Theorie liegt jeder Art psychischer Störung eine Verletzung des Lustprinzips zugrunde. Aufgabe des Traumanalytikers wird entsprechend, diese innere Situation zu erkennen und eine erste versuchsweise Diagnose zu deren Erklärung zu entwerfen. Diese stellt er dem Träumer zur Diskussion, um sie im weiteren Gespräch nach Möglichkeit zu vertiefen oder auch zu verwerfen, falls sie sich als unhaltbar erweist. Gemäß Freuds Anspruch auf Wissenschaftlichkeit, sollen nur die zutreffenden Diagnosen dem Träumer dienlich sein können, weitere therapeutisch wirksame Änderungen seines Verhaltens einzuleiten; erst durch deren Eintreten werde die Diagnose endgültig bestätigt. (Siehe auch Verifikation und Empirie.) Hierbei ist zu bedenken, dass Freud Zeit seines Lebens an der Verbesserung seiner Theorie gearbeitet, insbesondere aber weder seine Das Unbehagen in der Kultur auslösende Frage nach dem Sinn der Instinktreduktion bzw. Unsinn der Neurosen des heutigen Menschen zu klären vermocht hat, noch die nach Herkunft und Berechtigung des Narzissmus (Vgl. auch Narzisstische Kränkung). Insofern legte er hohen Wert auf das wache kritische Vermögen seiner Patienten zur prüfenden Hinterfragung der durch die Psychoanalyse erstellten Diagnosen. Carl Gustav Jung, ein ehemaliger Musterschüler Freuds, verstand den Traum als unmittelbar deutlich werdende Darstellung der inneren Wirklichkeit des Träumenden. Eine Untersuchung nach den Methoden Freuds eigne sich kaum zur Ergründung des Unbewussten. Abgesehen vom Entwurf einer eigenen, nach seiner Ansicht besser geeigneten Methode/s.u.), prägte Jung auch den Begriff des kollektiven Unbewussten, ein Bereich, aus dem Menschen Kulturunabhängig gleiche Grundassoziationen gewännen - z.B. Animus und Anima als Archetypen von Der Verstand und Die Vernunft, welche sich oft in Gestalt genitaler Symbole repräsentiere und auch in dem Verhältnis von Intuition (Natürlichkeit) und Ratio (Künstlichkeit) zu finden sei. Diese Annahme deckt sich mit vielen Ergebnissen der Freudschen Traumanalyse, jedoch unterscheiden sich die Ansätze C.G. Jungs und Freuds in vor allem zweierlei Hinsicht: • Dadurch, dass Jung die von ihm als archetypisch angenommenen Symbole zu einem Katalog zusammenstellte, in dem den Symbolen eine tendenziell feste Bedeutung beigeordnet wird. Traumdeutung nach Jung erfolgt dann über die Hinzuziehung seines Kataloges. • Für Freud waren hingegen nicht seine eigenen, sondern die Freien Assoziationen seiner Patienten maßgeblich für die Auslegung derer Träume, wenngleich ihm die gewissermaßen archetypische Strukturierung seines Modells der Psyche unerlässlich für diese Arbeit gewesen ist. Insofern war er äußerst zurückhaltend hinsichtlich seiner Annahmen, welche der verschiedenen Symbole eines Traumes entweder als angeborene Archetypen des ES verstanden werden könnten, oder als solche, die Kulturkreis-spezifischer Herkunft sind, d.h. angelernt oder anerzogen wurden. Um hierüber größere Klarheit zu gewinnen, verließ Freud sich jedoch nicht nur auf die Befunde der Traumdeutung, sondern setzte auch große Hoffnung in die künftige Primatenforschung. Es ist wenig bekannt, daß Freuds Erkenntnis des Phänomens der Projektion Konrad Lorenz maßgeblich beinflußte, als er die zu deren Unterbindung dienende ethologische Methode der modernen Verhaltensforschung entwickelt hat. (http://people.freenet.de/Traumdeutung-Laien-Psychoanalyse/home.html) Geschichte der Traumdeutung Seit den Anfängen der Menschheit spielt die Deutung der im Schlaf erlebten, eindringlich als Realität empfundenen, oft von Stimmen, taktilen und geruchlichen Empfindungen begleiteten 'Filme' eine große Rolle in den mythischen und religiösen Überlieferungen, aber auch bei der Bewältigung von alltäglichen Situationen. Die der mythischen Epoche des "Goldenen Zeitalters" zuzuordnenden Träume kennen kein Böses, kein Leiden. Erst ab den darauffolgen Phasen des kulturellen Werdegangs der Menschheit sind Träume bekannt, die vom Wesen her unterschiedlich aufgefasst wurden — verdammt und gefürchtet als Trugbilder des Bösen, verehrt als göttliche Botschaften. Die älteste schriftliche Überlieferung einer geistigen Auseinandersetzung mit dem Traum ist an die 4.000 Jahre alt. Die bewußt angestrebte Deutung erinnerter Trauminhalte ist seit der Antike bekannt; sie wurde besonders von den Babyloniern und Assyrern hoch geschätzt. Das 1. Buch Mose berichtet von dem besonders begabten Traumdeuter Josef. Noch älter sind die von Enkidu vorgenommenen Deutungsversuche der Träume seines Freundes Gilgamesch, bzw. die epische Darstellung der Beziehung beider Männer, die unter den Dichtern im präantiken Mesopotamien eine weite Verbreitung gefunden hat. Im Hellenismus bildete sich ein regelrechtes Streben, in Träumen Zukunftsprognosen zu erblicken. Die christliche Kirche dämonisierte die Träume als teuflische Versuchungen, so daß auch die Zeit der Aufklärung den Träumen relativ wenig Beachtung schenkte bzw. nicht wagte, sie der wissenschaftlichen Erörterung zuzuführen. Erst die Romantik - nach Kants Rückzug auf die Bastion der "reinen Vernunft" - entdeckte die Beziehung der Träume zum Märchen und zum Unbewussten. Aus der Sicht der Psychoanalyse stellt die Bewegung des Positivismus im 19. Jahrhundert einen Rückfall dar; sie führte Träume auf rein organisches Körpergeschehen (Leibreize, Hirnsekrete u. a.) zurück und sah die Träume als "Schäume". Heute gibt es neben den geschilderten tiefenpsychologischen Auffassungen auch ein neuropsychologisches Verständnis des Traums, das im Traum entweder unkontrollierte elektrische Entladungen der Nervenzellen sieht oder ihn als Möglichkeit der Verarbeitung von Tagesresten versteht, wiewohl in jüngster Zeit auch Freuds Theorien hinzugezogen werden, um die Messbefunde anhand seines in drei Instanzen unterteilten Modells der Psyche zu erklären. Auch die Theorie der "Triebökonomie" - des Wirkens der Triebenergie zwischen den Zellen des Gehirns kommt zunehmend ins Gespräch. Bemerkenswert ist, dass die akademische Psychoanalyse den Schwerpunkt ihrer Arbeit ggenwärtig auf die reine "Gesprächsanalyse" gelegt hat, die Traumdeutung, welche Freud als den "Königsweg in das Unbewußte" bezeichnete, in der Regel in den Hintergrund rückend. Weitere Ansätze Gestalttherapie In der Gestalttherapie werden Träume als existenzielle Botschaften des Träumenden betrachtet. Die bekannte psychoanalytische Traumdeutung (rein verbale Arbeit mit den Symbolen und Erforschen des latenten Trauminhalts) wird ersetzt durch die szenische Darstellung des Traumes sowie durch Dialoge mit ausgewählten Traumteilen. Der Träumer kann die vorkommenden Personen und Gegenstände als enteignete Teile von sich und seiner Umwelt erforschen, erkennen und integrieren. Die Problemverarbeitung ist vergleichbar derer, die die Künstler beim Entwurf ihrer Dramen und Tragödien erfahren. Daseinsanalyse Träumen ist eine Art In-der-Welt-sein wie der Wachzustand. Der Unterschied zeichnet sich dadurch aus, dass dem Träumer nur das erscheint, was seiner stimmungsgemäßen Befindlichkeit in hohem Maße entspricht. Träume geben Aufschluß über Offenheit und Verschlossenheit gegenüber den eigenen Seinsmöglichkeiten. Es gibt keine Sinnsuche hinter der erinnerten Traumoberfläche, es werden nur die erkennbaren Bedeutungsgehalte erfragt. Bei der Interpretation des Manifesten (Erinnerten) werden Analogien zwischen Traumgeschehen und Verhaltensweisen, Emotionen und Konflikten in der Wachwelt gesucht. Im Gegensatz zu Freud, der das Unbewusste in Triebwünschen verwurzelt sieht, lehnt Binswanger diese Sicht und Herangehensweise ab und setzt dem eine Ganzheit der Person entgegen, die er mit der Terminologie Heideggers und der Methode Husserls fundiert. Klientenzentrierte Psychotherapie Dieser Ansatz orientiert sich am manifesten Trauminhalt. Bei der Interpretation werden Traumstimmung, -wahrnehmung und -handlung aufgegriffen und als Möglichkeit zur Selbstaktualisierung eingesetzt. Als Selbstaktualisierung wird die innere Kraft zum Wachstum und zur Selbstverwirklichung verstanden. Focusing Der Begründer des Focusing, Eugene T. Gendlin, sieht in der Traumarbeit einen Zugang zu bewusstseinsfernen Persönlichkeitsanteilen. Gedeutet werden körperliche Reaktion, wenn der Träumer im Wachzustand ein weiteres mal in die Traumbilder eintaucht. Die Befragung über die körperliche Resonanz, dem sog. Felt Sense ermöglicht dabei neue Bedeutungsaspekte. Der Träumer kann auch die Rolle von Teilen seines Traums einnehmen, ähnlich wie bei der Traumarbeit in der Gestalttherapie. Literatur • C. G. Jung: Traum und Traumdeutung. dtv, ISBN 3423351233 • Holger Bertrand Flöttmann: Träume zeigen neue Wege- Systematik der Traumsymbole, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2. Aufl., 2005 • Sigmund Freud: Die Traumdeutung., Psychologie Fischer, ISBN 359610436X • Andreas Baumgarten: Das Superbuch der Traumdeutung. ISBN 3809411140 • Eugene T. Gendlin: Dein Körper, Dein Traumdeuter. Otto Müller, Salzburg 1987, ISBN 3701307253 • Gustavus Hindman Miller: Traumsymbole ,10000 Träume erklärt und gedeutet, ISBN 3778736205 • Michael H. Wiegand (Hg.) : Schlaf & Traum.Stuttgart 2006, Schattauer Verlag