Jeden Tag habe ich den Blues Halleluja! - Wiley-VCH

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1 ➤ Jeden Tag habe ich den Blues ... Halleluja!
Jeden Tag habe ich den Blues ...
Halleluja!
In diesem Kapitel
 Die Ursprünge des Blues
 Die verschiedenen Teile der Gitarre und ihre Funktionsweise
1
 Der Unterschied zwischen akustischen und elektrischen Gitarren
 Wie ein echter Bluesmusiker aussehen
 Ein kleines Blues-Quiz
B
lues zu spielen ist eine sehr gesunde Art, Gefühle auszudrücken – geradezu therapeutisch. Ironischerweise macht Blues Spaß – lassen Sie sich nicht von den melancholischen
­Texten in die Irre führen. Blues zu erleben ist für den Musiker wie auch für den Zuhörer beste
Unterhaltung. Und weil der Blues so gesund und unterhaltsam ist, lockt er die Menschen zu
Jamsessions, in überfüllte Clubs und große Konzertsäle.
Bluesmusik zuzuhören bedeutet, geheilt zu werden. Blues selbst zu spielen bedeutet, der
­Heilende zu sein. Möchten Sie Menschen helfen? Vergessen Sie eine Karriere als Arzt, da können Sie jeweils nur einen Patienten behandeln. Und es gibt kein Rezept gegen ein kränkelndes
Mojo (im Blues so viel wie Lebensfreude, Sexualität). Werden Sie lieber Bluesmusiker und
helfen Sie gleichzeitig Tausenden von Menschen, indem Sie einfach ein rauchiges Bluesriff
durch den Verstärker jagen. Das nenne ich mal Medizin!
Der Blues enthält eine Reihe von Sounds, Gefühlen und Leidenschaften, und Menschen assoziieren mit dem Wort Blues ganz unterschiedliche Dinge. Einige verstehen unter Blues das
sparsame akustische Zupfen von Robert Johnson. Andere stellen sich eher den dreckigen Sound
von Muddy Waters in einem überfüllten Club an Chicagos South Side vor oder die rockige
Klangwand in einem Stadion bei einem Konzert von Led Zeppelin, Jimi Hendrix oder Johnny
Winter. Es ist aber ganz egal, welches Bild heraufbeschworen wird, all das ist Blues. Nachdem
Sie dieses Buch gelesen, die Beispiele nachgespielt und die CD angehört haben, werden Sie
vielleicht eine genauere Vorstellung davon haben, was Blues alles sein kann.
Die Reise des Blues von gestern bis heute
So perfekt die Gitarre und der Blues auch zusammenpassen, hat sich Blues dennoch zunächst
aus unbegleitetem Gesang entwickelt. Immer schon gab es traurige Musik, aber der Blues ist
diese besondere Art von Traurigkeit, die aus den Erfahrungen der Afroamerikaner zum Ende
des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts resultiert. Afroamerikanische Work Songs (bei der Arbeit
auf den Feldern gesungene Lieder) vermischten sich mit europäischen Volksliedern, mit Spi-
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rituals und Balladen zu einer einzigartigen Musikform, die weder afrikanisch noch europäisch
war, sondern ganz einfach amerikanisch.
Heute kann Blues alles sein, von simplen Akkorden auf einer akustischen Gitarre
bis hin zu Bigband-Sound mit Bläsern, Leadsänger und Background-Chor. So unterschiedliche Künstler wie die Blues-Diva Bonnie Raitt, der Rockabilly-Gitarrist
Brian Setzer, Rock-Held Eric Clapton oder die großen Traditionalisten B. B. King
und Buddy Guy spielen Blues. Egal, in welcher Stimmung Sie sind, Sie werden
einen passenden Bluesstil finden.
Der berühmte Ausspruch von Muddy Waters, »The blues had a baby and they called it rock
’n’ roll«, ist absolut richtig: Von allen Formen populärer amerikanischer Musik war der Blues
die erste.
Was ist charakteristisch für den Blues?
Unglück, Treulosigkeit und schlechtes Karma – das sind die Themen, die Bluesmusik weitestgehend ausmachen. Der große W. C. Handy, bekannt als »Vater des Blues«, sagte einmal,
der Blues sei mit schmerzendem Herzen entstanden, aber man kann schlecht sagen, wie man
bei Herzleid am besten Gitarre spielt. Allerdings gibt es ein paar Merkmale, anhand derer Sie
eine Blues-Gitarre identifizieren können – inklusive Songstruktur, Harmonik, Skalen und
Phrasierung.
Formen und Akkordfolgen beschreibe ich in Kapitel 6, Sie sollten aber die Songstruktur kennen, die den Blues zum Blues macht. Vom Inhalt mal abgesehen ist die Form einfach und leicht
zu verstehen. Klassischer Blues besteht aus zwei Zeilen gleicher Länge mit gleichem Text,
gefolgt von einer dritten sich unterscheidenden Zeile. Hier ein kleines Beispiel:
Woke up this mornin’ and I’m feelin’ so blue
Woke up this mornin’ and I’m feelin’ so blue.
My baby left me and I don’t know what to do.
Ob Sie es glauben oder nicht, das ist es. Denken Sie an Stücke wie »Kansas City« oder »Hound
Dog«, und Sie erkennen diese Form wieder.
Die Geburtsstätte des Blues
Blues entstand im Süden der Vereinigten Staaten und war Ende des 19. und Anfang des
20. Jahrhunderts Ausdruck der Lebensumstände der Afroamerikaner, die auf Feldern und in
Arbeitslagern arbeiteten. Obwohl es viele parallele Entwicklungen gab, kam einem bestimmten
Teil des amerikanischen Südens bei der Entstehung des Blues die größte Bedeutung zu – der
Gegend im Bundesstaat Mississippi, die als Delta bekannt ist.
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Das Wort »Delta« in Delta Blues bezieht sich nicht auf das Delta des Flusses Mississippi, das sich in Süd-Louisiana befindet, sondern auf eine Ebene einige hundert
Meilen weiter nördlich in Nordwest-Mississippi. Aus diesem Baumwollanbaugebiet
stammten viele großartige Musiker.
Das Delta ist kein Delta in streng geologischem Sinn und auch nicht auf den Staat
Mississippi begrenzt, denn es gab viele wichtige Entwicklungen und Beiträge von
Musikern aus Arkansas, Texas und Louisiana. Meistens wird unter Delta Blues ein
Stil und nicht eine geografische Angabe verstanden.
Mehr als 100 Jahre Blues:
Wie sich das Genre verändert hat
Amerikanischer Blues ist nun ungefähr 100 Jahre alt und zu zeitloser Musik geworden. Der
Erfolg im letzten halben Jahrhundert ist zum Teil den Bluesrock-Musikern zu verdanken, die
das »Bluesfeuer« nicht ausgehen ließen und nachfolgende Generationen in Clubs, Konzertsäle
und Plattenläden lockten.
Der Blues hat nach wie vor große Bedeutung, weil die Musik menschliche Gefühle in einer
Art und Weise anspricht, wie das Popmusik oder elektronische Musik nicht kann. Blues ist die
handgemachte, live gespielte Musik real existierender Menschen.
Ein Grund, warum es so viele Bluesrock-Stars gab, mag sein, dass Blues maßgeschneiderte
Musik für sechs Saiten ist. Jede Weiterentwicklung der Gitarre, technischer oder stilistischer
Art, färbte auch auf den Blues ab. Es gibt zwar viele Bluesbands mit schlechten Sängern, aber
eine Bluesband mit einem Gitarristen, der sein Handwerk nicht versteht, werden Sie lange
suchen müssen. Die Gitarre kann die Seele des Blues auf eine Art und Weise wiedergeben, wie
es keinem anderen Instrument möglich ist. Blues ist einfach perfekte Gitarrenmusik.
Die jüngere Generation (nach 1970 geboren) hat auch schon ihren Platz gefunden.
Viele der jungen Gitarristen erwähne ich in den Kapiteln 12 und 13. Wenn ich sehe,
wie diese jungen Musiker üben, wie sie sich mit der Geschichte des Blues beschäftigen und älteren Musikern Respekt entgegenbringen, habe ich keine Sorge, dass
der Blues auch bei kommenden Generationen gut aufgehoben ist.
Nicht nur Leid und Schmerz –
Die leichtere Seite des Blues
Bluesmusik zeichnet sich durch einen ganz eigenen Sinn für Ironie und sogar Humor aus. Wie
sonst könnte man von so großem Leid singen, wenn man sich nicht einen gewissen Sinn für
Humor bewahrt hätte? Es ist nichts Ungewöhnliches, wenn Künstler mit einem Lächeln auf
den Lippen von Verlust und Herzschmerz singen und dennoch völlig glaubwürdig wirken. Der
Bluesmusiker nimmt eine objektive Perspektive ein – neben der Hoffnung auf Vergeltung –,
die ihn trotz seiner Leiden aufrechthält.
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Blues-Gitarre für Dummies
Der Blues ist auch vor Parodie nicht gefeit, außerdem wird genau geschaut, wer »den Blues
haben darf« und wer nicht. Sie haben auf jeden Fall kein Recht, Blues zu haben und zu singen,
wenn Sie in einem 200 Quadratmeter großen Penthouse in München wohnen und »my baby
done me wrong« für Sie bedeutet, dass Sie Ihre Villa in der Toskana als Abfindung an Ihre
ehemalige Verlobte verlieren.
Zu Beginn verwendeten afroamerikanische Bluessänger das Wort Baby in der
Bedeutung von Boss oder Herr. So konnten sie sich beispielsweise über Aufseher
beklagen, ohne dass diese es bemerkten. Die schwarzen Zuhörer verstanden natürlich, worum es ging.
Das Mittel, um Musik zu machen:
Die Gitarre in all ihrer Pracht
Sobald die Menschen die prototypische Bluesform verinnerlicht hatten, versuchten sie auch
schon, ihre stimmlichen Anstrengungen durch Instrumente zu unterstützen. Leider wurden
die Fender Stratocaster und die Verstärkertürme von Marshall nicht direkt erfunden, weshalb
die Leute das taten, was Bluesmusiker am Anfang der Geschichte des Blues immer taten: Sie
nahmen das, was gerade da war. Und das war im ländlichen Süden um die Jahrhundertwende
vom 19. zum 20. Jahrhundert nicht viel.
Zu den ersten Bluesinstrumenten gehörten die einsaitige Diddley Bow, das Banjo und etwas
später die Harmonika. Gitarren tauchten erst nach Ende des Bürgerkriegs auf, als Soldaten
der Nordstaaten die Instrumente im Süden zurückließen.
Alle Gitarren haben sechs Saiten (bis auf zwölfsaitige Gitarren natürlich) und
Bünde, egal ob es sich um akustische oder um E-Gitarren handelt. Akkorde, Riffs
und Single-Note-Melodien können Sie praktisch auf jeder Gitarre spielen. Als Mitte
der 1930er-Jahre E-Gitarren in Serie produziert wurden, stürzten sich Blues- und
Jazzmusiker gleichermaßen auf die Instrumente, ohne dass besonders darauf geachtet wurde, welche Gitarre sich für welchen Stil am besten eignete.
Die akustische Gitarre
Die ersten Bluesmusiker waren keine Profis. Sie waren Arbeiter, die ihre Instrumente aus Haushaltsgegenständen bastelten: Waschbretter, Löffel, Eimer usw. Mit etwas Geschick konnte man
aus einem Stück Draht, einem Besenstiel und einer Zigarrenbox selbst eine Gitarre herstellen.
Diejenigen, die sich eine Gitarre kaufen konnten, besaßen ein billiges akustisches Instrument.
Nachdem der Blues populärer geworden war, tingelten viele Musiker von Plantage zu Plantage
und Juke Joint zu Juke Joint (einfache Lokale am Straßenrand, wo getrunken, gespielt und
getanzt wurde und wo manchmal auch Prostituierte arbeiteten) und verdienten ihren Lebensunterhalt, indem sie für die ermatteten Arbeiter Blues sangen und Gitarre spielten.
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Die halbakustische Gitarre
Die Bedürfnisse der Jazz- und Bluesmusiker begannen mit der Zeit, auseinanderzugehen.
Jazzmusiker bevorzugten die tieferen Instrumente mit großem Hohlraum, und Bluesmusiker
wählten die schlankeren hohlen Gitarren sowie die halbakustischen Instrumente (die Solid­
body-Gitarre, bei der der Korpus zum größten Teil aus massivem Holz besteht, war noch nicht
erfunden). Viele Leute halten die halbakustische Gibson ES-335 für die ideale Blues-Gitarre.
Der Grund dafür ist, dass schlankere Gitarren weniger rückkoppeln (aus dem Verstärker kommen unerwünschte schrille Töne) als voluminösere Gitarren, und da Bluesmusiker in der Regel
lauter spielen wollen als Jazzer, waren Rückkoppelungen ein echtes Problem.
E-Gitarren
Obwohl Pioniere der Rockgitarre wie beispielsweise Scotty Moore (mit Elvis) weiter bei ­Gitarren
mit hohlem Korpus blieben, spielten mit dem Aufkommen des Rock ’n’ Roll Mitte der 1950erJahre einige Gitarristen, auch Blues-Gitarristen, auf Solidbody-Gitarren mit massivem Korpus.
Zwei der beliebtesten Modelle, die Fender Stratocaster (siehe Abbildung 1.1a) und die Gibson
Les Paul (Abbildung 1.1b), die zwei verschiedene Arten von Solidbody-Gitarren repräsentieren,
kamen Mitte der 1950er-Jahre auf den Markt und sind heute noch so begehrt wie damals.
Abbildung 1.1: Die Fender Stratocaster und die Gibson Les Paul
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Blues-Gitarre für Dummies
Zwei Welten treffen aufeinander:
Akustisch vs. elektrisch
Seit Ende der 1930er-Jahre gab es elektrische Gitarren, allerdings nur für die, die sie sich
auch leisten konnten. Viele Bluesmusiker blieben zunächst bei der akustischen Gitarre, auch
nachdem die E-Gitarre immer beliebter geworden war. Von den 1940er-Jahren an wurde die
E-Gitarre jedoch zum bevorzugten Instrument im Blues, während die akustische Gitarre in
anderen Stilrichtungen (hauptsächlich Folk und Country) zum Einsatz kam.
Heute gibt es sowohl auf der akustischen Gitarre gespielten Blues wie auch E-Gitarren-Blues.
Dazu gehören einige Subgenres, auf der akustischen Seite sind das
4 Bottleneck- oder Slide-Gitarre
4 Instrumental Blues
4 Singer-Songwriter-Blues
Electric Blues hat zwei wichtige Abkömmlinge:
4 Traditioneller Electric Blues, wie er heute von Robert Cray, Buddy Guy und B. B. King
gespielt wird
4 Bluesrock, den britische Gitarristen in den 1960er-Jahren entwickelten und den beispielsweise Eric Clapton und John Mayer spielen
Auf akustischer wie auf elektrischer Gitarre kann großartiger Blues gespielt werden. Der Blues lässt sich nicht auf ein bestimmtes Instrument festlegen.
Akustischer und elektrischer Blues haben eine jeweils eigene Geschichte und ein eigenes Repertoire, spezielle Stile, Instrumente, Techniken und Vorbilder. Gitarristen stehen heute nicht
mehr vor der Wahl, ob sie »fortschrittlich elektrisch oder rückständig akustisch« sein wollen,
wie es in den 1930er-Jahren der Fall war. Viele E-Gitarristen, wie beispielsweise Eric Clapton,
spielen auch exzellenten akustischen Blues und haben bei Konzerten den akustischen Wurzeln
des Blues ihre Reverenz erwiesen.
Auch wenn Sie immer nach der besten Gitarre schauen sollten, die Sie sich leisten
können, bedenken Sie, dass Blues-Gitarristen, angefangen mit Robert Johnson, oft
auf billigen Instrumenten spielen. Hound Dog Taylor spielte unvergessene SlideGitarren-Klassiker auf japanischen Gitarren aus den 1960ern.
Verstehen, wie die Gitarre funktioniert
Um zu begreifen, warum die Gitarre und der Blues so gut zusammenpassen, müssen Sie erst
einmal verstehen, wie eine Gitarre funktioniert. In den kommenden Abschnitten erkläre ich
Ihnen, wie auf der Gitarre Töne erzeugt werden und wie Sie diese Töne mit Leben füllen.
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Benutzen Sie Ihre Hände – und zwar beide
Natürlich spielen Sie jedes Instrument mit Ihren Händen, aber bei der Gitarre übernehmen
Ihre beiden Hände unterschiedliche Aufgaben – im Gegensatz zum Klavier beispielsweise. Beim
Gitarrenspiel schlägt eine Hand die Saiten (normalerweise die rechte Hand), und die andere
entscheidet durch die Positionierung der Finger auf den Bünden über die Tonhöhe. Das war es
aber noch nicht für die linke Hand. Sie übernimmt auch Aufgaben, wenn es darum geht, Töne
zu binden (siehe Kapitel 10). Die linke Hand ist außerdem für zwei wichtige Blues-Techniken
verantwortlich: das Vibrato und das Bending (ebenfalls in Kapitel 10 behandelt).
Die rechte Hand ist der Motor, der die Musik antreibt. Rhythmus und Dynamik liegen in der rechten Hand, und ohne eine gute Technik der rechten Hand (mehr Infos
in Kapitel 5) können Sie nicht sauber und noch nicht einmal in moderatem Tempo
spielen. Rechte und linke Hand werden durch unterschiedliche Übungen trainiert.
Damit letztendlich Musik entsteht, bedarf es der Koordination beider Hände (in
Kapitel 4 finden Sie weitere Informationen zu Übungen für die linke Hand).
Tonerzeugung: Das Schwingen der Saiten und die Tonhöhe
Die Gitarre ist ein Saiteninstrument, das der Geige oder dem Cello insofern ähnelt, als dass die
Töne bei all diesen Instrumenten durch schwingende Saiten entstehen. Die Saite wird durch
Schlagen oder Zupfen in Schwingung versetzt und erzeugt einen Ton. Damit das menschliche
Ohr den Klang wahrnehmen kann, muss er verstärkt werden. Bei akustischen Gitarren dient
der Korpus als Resonanzraum oder akustischer Verstärker. Bei E-Gitarren hat der Korpus gar
keine verstärkende Funktion, das übernimmt ein Verstärker, mit dem die Gitarre über ein
Kabel verbunden ist.
Folgende Faktoren beeinflussen die Tonhöhe:
4 Greifen der Saiten (Fretting): Sie können die Tonhöhe ändern, indem Sie die Saite verkürzen, oder, was praktischer ist, indem Sie das tatsächlich vibrierende Stück der Saite
verkürzen. Genau das machen Sie, wenn Sie die Saite an einem bestimmten Bund auf
dem Griffbrett herunterdrücken. So können Sie jeden Ton des gesamten Tonumfangs der
Gitarre spielen. In Kapitel 4 finden Sie mehr zum Fretting.
4 Dicke: Die Stärke der Saiten beeinflusst die Tonhöhe. Je dicker die Saite ist, desto tiefer
klingt sie. Daher sind die tiefen Saiten dicker als die hoch klingenden.
4 Spannung: Sie können die Tonhöhe auch durch den Grad der Saitenspannung ändern.
Mehr Spannung bedeutet höhere Töne. Sie lösen und ziehen die Saiten auf der Gitarre
an den Stimmschlüsseln oder Wirbeln – ein Mechanismus oben an der Kopfplatte. Durch
Drehen der Wirbel stimmen Sie die Gitarre (mehr dazu in Kapitel 3).
Nur für E-Gitarren: Pickups und Verstärker
Wenn Sie Ihrer E-Gitarre Töne entlocken und die jubelnden Massen erreichen wollen, müssen
Sie sich nicht nur mit Ihrer Spieltechnik und Ihrer Ausstrahlung beschäftigen, sondern auch
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mit den technischen Merkmalen und Funktionen Ihrer Gitarre. Zwei wichtige Merkmale von
E-Gitarren (oder verstärkten Akustik-Gitarren) sind die Pickups und die Verstärkung.
Pickups (Tonabnehmer) sind die kleinen Metallleisten, die den Ton von der
v­ ibrierenden Saite abnehmen. Sie sind wichtig, weil sie den Sound in die Anlage
transferieren. Der Verstärkung kommt die Aufgabe zu, den fast unhörbaren Klang
so zu verstärken, dass er hörbar wird.
Eine akustische Gitarre (oder unverstärkte Gitarre) ist im Wesentlichen ein What-you-see-iswhat-you-get-Instrument. Wenn jetzt aber Elektrizität ins Spiel kommt, wird es kompliziert.
Wenn Sie die Saiten einer akustischen Gitarre anschlagen, entsteht der Klang im Korpus und
entweicht durch das Schallloch; wenn Sie hingegen auf der E-Gitarre spielen, wird der Sound
durch einen Verstärker bis zu den schreienden Massen im Madison Square Garden übertragen.
Der Klang entsteht durch die Pickups unterhalb der Saiten. Durch die Bewegung der Saiten im
Magnetfeld des Pickups entsteht eine elektrische Spannung, die elektrischen Signale werden
durch das Kabel aus der Gitarre zum Verstärker geschickt (in Kapitel 15 erfahren Sie mehr
über Verstärker).
Spielen und aussehen wie ein echter Bluesmusiker
Vergessen Sie nie, dass Blues spielen unterhaltsam sein soll – und wenn auch nur für Sie selbst.
Und nachdem Sie nun in die Unterhaltungsbranche gegangen sind, müssen Sie sich auch
entsprechend verhalten. Also denken Sie wie ein Star! Die nächsten Abschnitte helfen Ihnen
dabei, ein richtiger Bluesmusiker zu werden.
Füttern Sie Ihr Gehirn mit Know-how
Von der Tatsache abgesehen, dass Sie eine Gitarre und ein Exemplar von Blues-Gitarre für
Dummies besitzen, können Sie noch einige andere Maßnahmen ergreifen, um ein besserer
Bluesmusiker zu werden.
4 Hören Sie ein paar Stücke: Sich Bluesmusik anzuhören, und zwar nicht beiläufig, sondern
mit den Ohren eines Musikers, ist das Beste, was Sie tun können, wenn Sie gerade nicht
auf Ihrer Gitarre üben.
4 Stecken Sie Ihre Nase in Bücher: Lesen Sie Bücher und Artikel über den Blues, seine
Geschichte und bedeutende Bluesmusiker. In den Kapiteln 11, 12, 13 und 17 finden Sie
Informationen zur Historie des Blues und zu einflussreichen Blues-Gitarristen.
4 Gehen Sie in den Proberaum: Egal wie viel Sie lesen oder hören, das Beste für Ihre musikalische Entwicklung ist das Zusammenspiel mit anderen Musikern. Laden Sie Freunde,
die auch Gitarre spielen, zu Jamsessions in Ihrer Garage oder in Ihrem Keller ein.
4 Holen Sie sich Unterstützung: Es ist wichtig, Unterricht zu nehmen, denn ein Lehrer
kann Ihnen einerseits bei der Wahl des Instruments helfen (mehr dazu in Kapitel 14) und
Sie andererseits durch Tipps und gezielte Übungen musikalisch vorwärts bringen.
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1 ➤ Jeden Tag habe ich den Blues ... Halleluja!
Gut aussehen
Viele Leute wollen Blues spielen, weil sie auftreten wollen. Das kann bei einer Session im Keller
sein oder auf einer großen Bühne. Wie auch immer, auf jeden Fall wollen Sie auf der Bühne
gut aussehen und »locker rüberkommen«.
Wenn Sie ein echter Bluesmusiker sein wollen, brauchen Sie auf jeden Fall eine
akustische und eine E-Gitarre, um unterschiedliche Stile spielen zu können. Das
kann unter Umständen teuer werden, aber Sie können Ihrer Frau, Freundin etc.
immer sagen: »Liebling, ich muss diese Gitarre haben, sie wird in diesem Buch
erwähnt.«
Von einem guten Instrument abgesehen ist die beste Art, wie ein Bluesmusiker auszusehen,
auch wie einer zu spielen. Hier ein paar Tipps:
4 Bewegen Sie sich zur Musik. Bewegung lässt Sie nicht nur cool aussehen, sondern unterstützt auch Ihr Rhythmusgefühl.
4 Öffnen und schließen Sie Ihre Augen und kneifen Sie sie ab und zu zusammen.
4 Verziehen Sie Ihr Gesicht so wenig wie möglich.
Was Ihre Garderobe angeht, sollten Sie auf der Bühne auf jeden Fall etwas anderes
tragen als im Alltag, vor allem wenn Sie als Versicherungsmakler arbeiten. So
unterstützen Sie das Gefühl, dass es etwas Besonderes ist, aufzutreten.
Blues-Quiz für Dummies
Was wissen Sie über die Blues-Gitarre? Machen Sie diesen einfachen Test, um es herauszufinden. Anhand der folgenden fünf Fragen können Sie Ihre Blues-Kenntnisse überprüfen. Wenn
Sie die richtigen Antworten nicht kennen, machen Sie sich keine Sorgen – lesen Sie dieses
Buch und werden Sie eine gefühlvolle, groovende »Blues-Maschine« (nicht dass Sie das nicht
auf gewisse Art schon sind).
Die Fragen
1. Wie nannte B. B. King seine sechssaitige Freundin (also seine Gitarre)?
A. Bessie
B. Maybellene
C. Lucille
D. Lola
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Blues-Gitarre für Dummies
2. Wo genau befindet sich das berühmte Mississippidelta, die Geburtsstätte des Blues?
A. An der Mündung des Mississippi im Süden von Louisiana
B. Im Nordwesten des Staates Mississippi und im Südwesten von Arkansas
C. In der Mitte von Mississippi, rund um die Hauptstadt Jackson
D. In Süd-Mississippi und West-Louisiana, entlang der Golfküste
3. Was beschreibt die Blues-Legende von den »Crossroads«?
A. Die Geburtsstätte des Blues
B. Die Entscheidung von Bluesmusikern, Blues zu spielen
C. Den Ort, wo Robert Johnson den Teufel traf und ihm im Gegenzug für sein Talent seine
Seele verkaufte
D. Eine Kreuzung in Memphis, die berühmt wurde, weil sich dort die Wege vieler Bluesmusiker kreuzten
4. Was sind »Blue Notes«?
A. Töne, die Sänger zwischen »wirklichen Noten« platzieren
B. Traurige Noten, die Dur-Klänge zu Moll-Klängen werden lassen
C. Die erniedrigte Terz, die erniedrigte Quinte und die erniedrigte Septime
D. Alle Antworten sind richtig.
5. Was ist »Mojo«?
A. Die Fähigkeit, auf dem Aktienmarkt lukrative Investitionen zu tätigen
B. Eine Eigenschaft, die das andere Geschlecht unwiderstehlich findet
C. Eine Abänderung des französischen »mot juste«, was »richtige Wortwahl« bedeutet
D. Schwarz gebrannter oder geschmuggelter Alkohol
Die Antworten
1. C
2. B
3. C
4. D
5. B
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