TATORT BÜRGERSTEIG: STREET-ART Wem gehört der öffentliche Raum? Der Begriff Street-Art bezeichnet eine künstlerische Ausdrucksform im öffentlichen Raum. Seit dem 20. Jahrhundert sind Fassaden der Metropolen beliebtes Medium und Inspirationsquelle für den kulturellen Ausdruck. Die Street-Art stellt neben der architektonischen Formsprache der Städte, dem Graffiti Writing und der Kommunikationsebene der Werbung eine weitere Form des visuellen Dialogs im öffentlichen Raum dar und greift wesentlich in die kulturelle Stadtentwicklung ein. Wie bei jeder anderen Avantgardekultur droht ihr revolutionärer Charakter zu verblassen, sobald sie sich den Strukturen der öffentlichen Marktwirtschaft fügt, indem die Werbung sich die Straßenkunst zu Nutze macht. Entgegen dieser Tendenz versuchen Künstler wie z.B. ZEVS den werbeverhangenen Straßen den Kampf anzusagen. Street-Artist: ZEVS Werbung: Der Street-Artist Kommerzielle Bilder der Werbewirtschaft sind im ZEVS gespr. [Zeus] Stadtraum omnipräsent. Mit der Expansion der Kom- ist französischer munikationsträger wird nicht nur der Kunde über- Staatsangehöriger. reizt, auch die öffentlichen Stadtflächen werden in vi- Seine künstleri- raler Weise zunehmend privatisiert. Das wieder- schen Wurzeln lie- spricht der Intention der Street-Artists, die das städti- gen in der Pariser sche Umfeld als freien Raum zur kreativen und auto- Graffiti-Szene. Sein Spiegel, 2002 Liquid Logo 1 Visual Kidnapping2 Aktion und Reaktion4 nomen Mitgestaltung betrachten und es sich deshalb 5 Ziel ist die Rücker- zur Aufgabe machen, die Werbepräsenz konsumkri- oberung der Straße gegen die Überflutung und tisch zu stören. Wenn aber wie bei den Cut-Outs Dominanz kommerzieller Bilder im urbanen Raum. (Lavazza /Coca Cola Zero) die betroffenen Firmen Im Allgemein greifen Street-Akteure auf eine Viel- durch gesteigerte Aufmerksamkeit und Medienprä- zahl an künstlerischen Gestaltungsmöglichkeiten senz der Aktionen profitieren, wird der Kampf zu ei- zurück. Als ein besonders Charakteristikum seiner nem intransparenten Kreislauf. Die Fronten werden Arbeit mit einem hohen Wiedererkennungswert scheinbar aufgelöst, wenn Marketingfirmen Street- sind ZEVS „Liquid Logos“ zu nennen. Aber auch das Art instrumentalisieren und mit sogenanntem Gueril- Nachziehen der Schatten von diversen Gegenstän- lamarketing in urbane Subkulturen eintauchen. Hier- den des öffentlichen Raums wie z.B. von einer Am- bei werden stilistische Mittel und die Popularität der pel gehören mit zu seinem künstlerischen Werken. Street-Art benutzt, um Werbung zu tarnen. Gerade Eine seiner spektakulärsten Aktionen war das He- dabei verschwinden die Grenzen von kommerzieller rausschneiden (Cut-Out) einer 10m großen Werbe- Werbung und jugendkultureller Identität. Sich Kom- figur aus einer Werbeplane. Das kuriose an diesem munikationsfreiräume im Urbanen Raum zu erkämp- Akt an- fen, bleibt einseitig. Straßenkunst oder Marketing- schließende Lösegeldforderung von ZEVS. Um sei- strategien müssen, als veränderliche Strukturen die ner Forderung Nachdruck zu verleihen schickte er im Stadtbild wirkmächtig sind, voneinander getrennt einen Finger der Werbefigur an die Firma des Wer- untersucht werden. des „Visual Kidnapping“ war die beplakats. Teilweise veröffentlicht ZEVS Filme seiner Aktionen auf YouTube. Fazit: Die vielen Facetten der Street-Art ergeben keine eindeutige Klassifizierung. Es existieren keine Richtlinien, daher ermöglicht sie eine Vereinigung künstlerischer, politischer, subkultureller, sozialer und aktionistischer Bewegungen. Trotzdem konnte ein globales Netzwerk geschaffen werden, wobei die Verbreitung durch diverse Medien erfolgt, welche das Prestige der Street-Art gesteigert haben. Man kann nicht klar festlegen, wer Kunst im öffentlichen Raum benutzen kann und darf, ob nun zu Marketingzwecken oder als Kommunikationsmittel von Bürgern und um das Stadtbild damit zu verschönern. Doch eines steht fest, alle Formen tragen zum individuellen Stadtbild bei. Simon Fechner Angelique Ohlinger Dennis Danowski Melanie Möbius Anna Siegismund Bibliographische Angaben: Bildquellen: Jakob, Kai: Street Art in Berlin, Berlin 2008 Reinecke, Julia: Street-Art. Eine Subkultur zwischen Kunst und Kommerz, Bielefeld 2007 Klitzke, Katrin: Street Art. Legenden zur Straße, Berlin 2009 Vgl.1 http://killefit.net/blog/wp-content/uploads/2008/08/zevs03.jpg Vgl.2 http://s-o-g-o-o-d.net/doodle/wp-content/uploads/2009/09/zevs05klj.jpg Vgl.3http://culturalhacking.wordpress.com/2009/09/06/visual-kidnapping-zevs/ Vgl.4 Jürgen Große: Urban Art Photography, Berlin 2008 Vgl.5 http://www.kai-juenemann.com/fotos/Zevs.jpg