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Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Sonntag, 10.06. 2012 · 18.00 Uhr
So klingt nur Dortmund.
Symphonieorchester
des Bayerischen Rundfunks
Esa-Pekka Salonen Dirigent
Yefim Bronfman Klavier
Eric Terwilliger Horn
Thomas Ruh Horn
Norbert Dausacker Horn
Ralf Springmann Horn
Abos: Expedition Salonen
Orchesterzyklus II – Meisterkonzerte
In unserem Haus hören Sie auf allen Plätzen gleich gut – leider auch Husten, Niesen und Handyklingeln. Ebenfalls aus Rücksicht auf die Künstler bitten wir Sie, von Bild- und Tonaufnahmen
während der Vorstellung abzusehen. Wir danken für Ihr Verständnis!
2,50 E
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Johannes Brahms
Robert Schumann (1810 – 1856)
Konzertstück für vier Hörner und Orchester F-Dur op. 86 (1849)
Lebhaft
Romanze. Ziemlich langsam, doch nicht schleppend
Sehr lebhaft
Esa-Pekka Salonen (geb. 1958)
»Nyx« für Orchester (2011)
– Pause ca. 18.45 Uhr –
Johannes Brahms (1833 – 1897)
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur op. 83 (1881)
Allegro non troppo
Allegro appassionato
Andante
Allegretto grazioso
– Ende ca. 20.00 Uhr –
Einführung mit Prof. Dr. Holger Noltze um 17.15 Uhr im Komponistenfoyer.
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Programm
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Kurz vor dem Konzert
Himmel un Äd
Werke von Schumann, Salonen und Brahms
Esa-Pekka Salonen »Nyx« für Orchester
»Ich höre der Hörner Schall«, singt die Titelheldin in »Tristan und Isolde« von Richard Wagner.
Hornklänge, romantische Sehnsucht, jubelnde Freude, Blechbläserglanz – dies sind Leitmotive
des heutigen Konzertprogramms, das mit Robert Schumanns Solitär für vier Hörner und Orchester eröffnet wird. Aber auch im zeitgenössischen Werk »Nyx« des gelernten Hornisten und jetzigen
Komponisten und Dirigenten Esa-Pekka Salonen spielt die Horngruppe im Orchester eine besondere klangliche Rolle. Das zweite Klavierkonzert von Johannes Brahms wird sehnsuchtsvoll und
zutiefst romantisch von einem Hornruf erweckt, der in verschiedenen Variationen eine innere
Klammer des ersten Satzes dieses Werkes darstellt.
Zu seinem neuesten Orchesterwerk schreibt der Komponist im Oktober 2011: »›Nyx‹ ist meine Rückkehr zum Genre der reinen Orchestermusik seit der Komposition von ›Helix‹ (2005). Es ist für großes
Orchester geschrieben und weist ausgedehnte Passagen für Klarinette solo und die Horngruppe auf.
Anstelle des Prinzips der kontinuierlichen Variation, wie in meinen vorherigen Werken, folgt ›Nyx‹
einem anderen Kompositionsprinzip. Während die Themen und Ideen im Verlauf der Komposition ihre
wesentlichen Eigenschaften beibehalten, verändert sich ihre Umgebung ständig. Ein gerade noch
hörbares Flüstern steigert sich zu einem Getöse; aus einer intimen Linie der Soloklarinette entwickelt
sich bis zum Ende des 18-minütigen Werks eine langsam atmende, breite Melodie der Streicher.
Hornjubel
Bei dieser Komposition habe ich mich einer besonderen Herausforderung gestellt, etwas, das
ich zuvor noch nicht gemacht hatte: einen komplexen Kontrapunkt für fast hundert Musiker zu
Robert Schumann Konzertstück für vier Hörner und Orchester F-Dur op. 86
1849, kurz vor den revolutionären Mai-Kämpfen in Dresden, überrascht Robert Schumann seinen
Verleger Simrock mit einem sinfonischen Werk, das durch vier Solohörner seine hochromantische
Krönung erfährt. Schumann weiß um die Exklusivität dieses Werkes, das er für die Horngruppe
des Leipziger Gewandhausorchesters schreibt. Er charakterisiert es seinem Verleger gegenüber
als etwas »ganz Curioses, was bis jetzt, glaub ich, nicht existiert«. Dass das Werk lange Zeit
nicht ernst genommen wird und heute auch eher selten zur Aufführung gelangt, hat nicht mit
seiner Qualität, sondern eher mit seinem aufführungspraktischen Anspruch zu tun. Denn neben
den zwei Orchesterhornisten bedarf es vier herausragender Hornvirtuosen, die in diesem Werk
schutzlos allen erdenklichen instrumentaltechnischen Schwierigkeiten und Horntönen hinauf bis
ins ewige Eis ausgesetzt sind. Auch der Orchesterpart erfordert Reaktionsschnelligkeit, den blitzschnellen Wechsel zwischen sinfonischem Führungsanspruch und zarten Begleitmustern.
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Die Sonatenform des ersten Satzes arbeitet mit Signal- und Jagdmotiven, die Schumann aber
kunstvoll in eine sinfonische Großform einarbeitet. Dieser Satz enthält die absoluten Höchstschwierigkeiten für die vier Gladiatoren des Hornspiels. Robert Schumann reagiert mit diesem
Werk auf die spieltechnischen Möglichkeiten des (neuen) Ventilhorns. Die Romanze ist ein
Kleinod von sehnsuchtsvoll zarter Naturromantik, gänzlich unkitschig, vielmehr von liedhafter
Klarheit und übrigens – entgegen üblicher Klischees – von ausgesuchter Orchestrierungskunst.
Der dritte Satz wird von den Hornisten buchstäblich im Sturm genommen, Schumanns Marschund Schnell-Polka-Rhythmen sorgen für überschäumende Spielfreude und instrumentale Ausgelassenheit. Das Konzertstück gehört zu Schumanns besten Werken und stellt einen Höhepunkt
der romantischen Orchester- und Konzertliteratur dar.
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Werke
Re c ht s a nwä lte u nd Not a r e
schreiben, die im Tutti mit voller Lautstärke spielen, ohne dass die Klarheit der einzelnen Stimmen verloren geht – Strauss und Mahler beherrschten das perfekt. Keine leichte Aufgabe, aber
eine faszinierende. Ich überlasse es dem Zuhörer, zu beurteilen, wie gut es mir gelungen ist.
Nyx ist eine Figur aus dem Schattenreich der griechischen Mythologie. Am Anfang war das
Chaos, aus dem Gäa, die (Mutter) Erde, entsteht. Sie bringt Uranus zur Welt, den gestirnten
Himmel, und Pontos, das Meer. Nyx war angeblich ein weiteres Kind von Gäa, ebenso Erebos.
Die Vereinigung von Nyx und Erebos lässt den Tag entstehen. Eine andere Version besagt, dass
Chronos (die Zeit) am Anfang war. Das Chaos entstand aus der Zeit. Nyx war nach dieser Variante
als eine Art das Chaos umgebende Membran zugegen, in dessen Zentrum Phanes (Licht) stand.
Die Vereinigung von Nyx mit Phanes führte zu Himmel und Hölle. Alles in allem ist Nyx eine
äußerst nebulöse Figur, wir haben keine Vorstellung von ihrem Charakter oder ihrer Persönlichkeit. Genau diese Qualität hat mich schon lange fasziniert und führte zu der Entscheidung, mein
neues Orchesterstück nach ihr zu benennen. Ich versuche nicht, diese mythologische Göttin in
irgendeiner Art und Weise musikalisch präzise zu beschreiben. Der konstant flackernde und
schnelle Wechsel der Strukturen und Stimmungen sowie ein gewissermaßen schwer fassbarer
Charakter vieler musikalischer Gesten kann aber im Zusammenhang mit der Figur der Nyx gesehen werden.
Die Kunst liegt im
Zusammenspiel.
Ich habe stets den Dynamikbereich des großen Sinfonieorchesters genossen, aber »Nyx«
scheint in eine etwas andere Richtung im Vergleich zu meinen vorherigen Orchesterwerken zu
gehen: Es gibt viele sehr zarte und lichte Texturen. Anstatt detailverliebt im Sonnenschein zu baden, stehen hier Hell-Dunkel-Kontraste. Wahrscheinlich ist das symptomatisch für das Älterwerden – wir erkennen, dass es keine einfachen Wahrheiten gibt, dass es keine reinen Schwarz-WeißSichtweisen, sondern eine unendliche Vielfalt differenzierter Farbtöne sind, auf die es ankommt.«
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»Nyx« wurde von Radio France, dem Barbican Centre, dem Atlanta Symphony Orchestra, der
Carnegie Hall und dem finnischen Sender YLE in Auftrag gegeben. Die Uraufführung erfolgte
im Februar 2011 im Théâtre du Châtelet in Paris. Esa-Pekka Salonen dirigierte das Orchestre
Philharmonique de Radio France.
Ein ganz kleines Klavierkonzert
Johannes Brahms Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur op. 83
»Eines der allerbesten Werke von Brahms« nennt kein Geringerer als Franz Liszt das zweite
Klavierkonzert. Brahms gelingt mit diesem von ihm am 09. November 1881 in Budapest uraufgeführten Opus nicht mehr und nicht weniger als die Quadratur des romantisch-sinfonisch-kon-
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Werke
zertanten Kreises. Die für ein Solo-Konzert ungewöhnliche viersätzige Form ist an die Sinfonie
angelehnt. Der Kontrast aus herben Moll-Tönen gepaart mit der Wucht des romantisch besetzten Orchesters zu den zarten Kammermusiktönen des dritten Satzes, die klaviertechnischen
Höchstschwierigkeiten des ersten Satzes, die sogar diejenigen der Rachmaninow-Konzerte
übertreffen – all dies sind Bestandteile, die der formal brillant schreibende Brahms zu vielleicht
dem Klavierkonzert des 19. Jahrhunderts schlechthin formt.
Der erste Satz dauert ca. 19 Minuten und hat so Ausmaße wie bis dahin nur die ersten Sätze
der Violinkonzerte von Beethoven und Brahms. Was mit dem unschuldig anmutenden Hornruf
tastend und fragend beginnt, wächst schnell zu einem gewaltigen konzertant-sinfonischen Gebirge, in dem Klavier und Orchester um die Vorherrschaft streiten.
»Erzählen will ich, dass ich ein ganz kleines Klavierkonzert geschrieben habe mit einem ganz
kleinen zarten Scherzo...«, so schreibt Johannes Brahms am 07. Juli 1881 an Elisabeth von
Herzogenberg. Brahms ist sich der Ironie seiner Zeilen durchaus bewusst, denn dieses Scherzo
ist in Wirklichkeit kein Scherz – das Allegro appassionato in d-moll ist ein wuchtiges Stück mit
leidenschaftlicher Kraft und Orchestereinschüben, die einer Sinfonie zur Ehre gereichen. Dramaturgisch gelingt Brahms hier noch eine Steigerung zum ersten Satz.
Der langsame Satz ist ein Wunder an kammermusikalischen Stimmungen, Klangfarben und
liedhafter Motivik, eingeleitet von einer Melodie des Solocellos. Wie im Violinkonzert versagt es
der Komponist in diesem Satz dem Soloinstrument, auch nur ein einziges Mal das Thema zu
intonieren, und doch ist das Klavier auch hier Katalysator des musikalischen Fortschreitens und
darf feine Melodiegirlanden improvisatorischer Natur weben. Einen solchen langsamen Satz gibt
es in der Konzertliteratur der Romantik nicht. Wieder riskiert Brahms den konsequenten Weg
nach innen und zieht den Hörer in seine musikalische Vision von Romantik, hier verstanden als
Kammerkonzert im Wortsinne.
Das abschließende Allegretto grazioso überrascht mit einer federnden Leichtigkeit, einem
geradezu heiteren Melodienreigen. Brahms nimmt hier bewusst Gewicht und Schwere von den
Schultern dieses Konzerts, lässt Trompeten und Pauken schweigen und beendet das Werk in
heiterer Gelassenheit – auch dies eine Überraschung im Kontext der vorherigen Sätze. Die Qualität dieses Werkes ist seine Einheitlichkeit in der Verschiedenheit der vier Sätze. Vier große
Charaktere finden dank Brahms zu einer großen Form zusammen.
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Schardts Plattenschrank
Robert Schumanns Konzertstück ist im Katalog kaum häufiger als im Konzertsaal vertreten. Ich
empfehle hier die DVD »Berliner Philharmoniker – Staatsoper Unter den Linden« (Arthaus Musik)
mit Daniel Barenboim und den Hornisten Dale Clavenger (Chicago Symphony Orchestra), Stefan
Dohr (Berliner Philharmoniker), Ignacio Garcia (Staatskapelle Berlin) und Georg Schreckenberger
(Berliner Philharmoniker). Der Gipfel des Blechs! Esa-Pekka Salonen hat »Nyx« jüngst in Helsinki
eingespielt. Die Aufnahme wartet noch auf ihre Veröffentlichung. Brahms’ Doppeloktaven-Koloss darf mit Rudolf Serkin (Szell/Cleveland Orchestra/Sony Classical), einer Vladimir-HorowitzVersion, Swjatoslaw Richter oder aktueller mit Krystian Zimerman (Leonard Bernstein/Wiener
Philharmoniker) oder Maurizio Pollini (Claudio Abbado/Wiener Philharmoniker) gehört werden
(beide Deutsche Grammophon). Nicht zu unterschätzen sind auch Gerhard Oppitz mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Sir Colin Davis (BMG/RCA) und der großartige
Emanuel Ax mit dem Boston Symphony Orchestra unter Bernard Haitink (Sony Classical). Unbedingt hören muss man den Tasten-Titan des heutigen Abends Yefim Bronfman in einer Aufnahme
mit dem Israel Philharmonic Orchestra unter Zubin Mehta (Helion).
Werke
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Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Schon bald nach seiner Gründung 1949 durch Eugen Jochum entwickelte sich das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks zu einem international hochgeschätzten Orchester, dessen Ruhm sich nicht zuletzt durch die intensive Reisetätigkeit schnell verbreitete. Die weltweite
Wertschätzung des Symphonieorchesters schlägt sich regelmäßig bei Kritikerumfragen nach den
besten Orchestern der Welt nieder, so zuletzt 2008 beim Orchesterranking der britischen Fachzeitschrift »Gramophone« (Platz 6) und 2010 im japanischen Musikmagazin »Mostly Classic«
(Platz 4).
Den verschiedenen programmatischen Schwerpunkten der bisherigen Chefdirigenten sowie
der großen Flexibilität und Stilsicherheit jedes einzelnen Musikers verdankt das Orchester sein
außergewöhnlich breit gefächertes Repertoire und sein beeindruckendes Klangspektrum. Besonders die Pflege der Neuen Musik hat beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks lange
Tradition; die Auftritte im Rahmen der 1945 von Karl Amadeus Hartmann gegründeten »musica
viva« gehörten von Beginn an zu den zentralen Aufgaben. Hier erlebte das Münchner Publikum
legendäre Aufführungen zeitgenössischer Werke, bei denen die Komponisten meist selbst am
Pult des Orchesters standen, so etwa Igor Strawinsky, Darius Milhaud, Paul Hindemith, Pierre
Boulez sowie in jüngerer Zeit Hans Werner Henze, Karlheinz Stockhausen, Mauricio Kagel, Luciano
Berio und Péter Eötvös. Viele renommierte Gastdirigenten wie Clemens Krauss, Erich und Carlos
Kleiber, Otto Klemperer, Karl Böhm, Günter Wand, Sir Georg Solti, Carlo Maria Giulini, Kurt Sanderling und Wolfgang Sawallisch haben das Symphonieorchester in der Vergangenheit nachhaltig
geprägt. Heute sind Riccardo Muti, Bernard Haitink, Esa-Pekka Salonen, Daniel Harding und Andris Nelsons wichtige Partner, die häufig in München am Pult stehen. Seit einigen Jahren verfolgt
das Symphonieorchester neue Ansätze in der Interpretation Alter Musik und arbeitet regelmäßig
mit Experten der historischen Aufführungspraxis wie Thomas Hengelbrock und Ton Koopman
zusammen.
Neben zahlreichen Auftritten in München sowie in anderen Städten des Sendegebiets sind
ausgedehnte Konzertreisen heute wichtiger Bestandteil des Orchesteralltags. Tourneen führen
das Orchester durch nahezu alle europäischen Länder, nach Asien sowie nach Nord- und Südamerika. Dabei gastiert es regelmäßig in der New Yorker Carnegie Hall und in den bedeutenden
japanischen Musikzentren. Seit 2004 ist das Symphonieorchester zudem Orchestra in Residence
bei den Osterfestspielen des »Lucerne Festivals«. Ein weiterer Aufgabenschwerpunkt ist die Förderung des musikalischen Nachwuchses. Im Rahmen des »Internationalen Musikwettbewerbs
der ARD« begleitet das Symphonieorchester seit 1952 junge Musiker sowohl in den Finalrunden
als auch im sinfonischen Schlusskonzert der Preisträger. Im Oktober 2001 begann die Akademie
des Symphonieorchesters ihre pädagogische Arbeit, indem sie angehende Orchestermusiker auf
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ihren Beruf vorbereitet. Außerdem engagiert sich das Symphonieorchester im Rahmen seines
Jugendförderprogramms mit zahlreichen Aktivitäten dafür, dass klassische Musik auch einer jüngeren Generation nähergebracht wird. Die Geschichte des Symphonieorchesters verbindet sich
auf das Engste mit den Namen der bisherigen Chefdirigenten, die immer zugleich auch Chefdirigent des Chores des Bayerischen Rundfunks sind: Eugen Jochum, Rafael Kubelík, Sir Colin Davis
und Lorin Maazel hatten diese Position inne. Ein neuer und für beide Seiten äußerst glücklicher
Abschnitt in der Geschichte des Symphonieorchesters hat im Oktober 2003 begonnen, als Mariss
Jansons sein Amt als Chefdirigent von Symphonieorchester und Chor des Bayerischen Rundfunks
antrat. Mit zahlreichen CD-Veröffentlichungen führt Mariss Jansons die umfangreiche Diskografie des Orchesters fort. Die Aufnahme der Sinfonie Nr. 13 von Dmitri Schostakowitsch erhielt
2006 den »Grammy« in der Kategorie »Beste Orchesterdarbietung«. Seit 2009 veröffentlicht das
Symphonieorchester herausragende Konzertmitschnitte und historische Aufnahmen beim neu
gegründeten Label des Bayerischen Rundfunks: BR-KLASSIK.
Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks im KONZERTHAUS DORTMUND
Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks gibt heute sein fünftes Gastspiel im KONZERTHAUS DORTMUND. In den Jahren 2004 bis 2007 gestaltete das Orchester Konzerte unter
den Dirigenten Iván Fischer, Paavo Berglund, Mariss Jansons und Riccardo Muti.
Esa-Pekka Salonen
Der Dirigent und Komponist Esa-Pekka Salonen ist seit September 2008 Principal Conductor und
Artistic Advisor des Philharmonia Orchestra London und seit 2003 Artistic Director des »Baltic Sea
Festivals«. Nach 17 Jahren als Music Director des Los Angeles Philharmonic Orchestra wurde er
vom Orchester 2009 mit dem Titel des Ehrendirigenten ausgezeichnet.
Esa-Pekka Salonens Zusammenarbeit mit dem Philharmonia Orchestra begann im September
1983, als er im Alter von 25 Jahren sein Londoner Debüt gab: Sein kurzfristiges Einspringen bei
einem Konzert des Philharmonia Orchestra ist inzwischen legendär. Die Saison 2011/12 eröffneten Salonen und das Philharmonia Orchestra mit der Aufführung von Bartóks »Herzog Blaubarts
Burg« als Teil des Projekts »Infernal Dance: Inside the World of Béla Bartók«, das im Januar 2011
seinen Auftakt hatte. Mit 20 Konzerten in 11 europäischen Städten widmete sich das Projekt dem
Einfluss und der Musik Bartóks.
In der Zusammenarbeit mit dem Philharmonia Orchestra und in anderen Projekten richtet sich
Esa-Pekka Salonens Fokus immer wieder auf interdisziplinäre Produktionen und multimediales
Lernen und damit nicht zuletzt auf die Neuentdeckung und Wiederbelebung klassischer Musik für
Biografien
die heutige Zeit. Als Artistic Director des »Baltic Sea Festivals«, das jedes Jahr renommierte Orchester, Dirigenten und Solisten einlädt und die Einheit und das ökologische Bewusstsein der baltischen
Staaten in den Mittelpunkt stellt, zollt Esa-Pekka Salonen dem reichen künstlerischen Vermächtnis
Skandinaviens Anerkennung und lädt die namhaftesten Klangkörper der Region ein. Seit Gründung
des Festivals zählten hierzu u. a. das Finnish Radio Symphony Orchestra, das Helsinki Philharmonic Orchestra und das Swedish Radio Symphony Orchestra. In der Zusammenarbeit mit dem
Los Angeles Philharmonic während seiner Zeit als Music Director von 1992 bis 2009 und als
dessen Ehrendirigent seit 2009 geht Salonens künstlerischer Einfluss weit über Abonnementkonzerte und internationale Tourneen hinaus. Die Entwicklung von einzigartigen Festivals und Projekten beinhaltete u. a. das »Tristan«-Projekt (2004), die Residenz bei den »Salzburger Festspielen« mit »Saint François d’Assise« (1992) und die Residenz im Théâtre du Châtelet im Rahmen
des »Strawinsky-Festivals« in Paris (1996). Neben seiner Tätigkeit als Dirigent steht Esa-Pekka
Salonens Name auch für einen Komponisten, dessen Werke weltweit aufgeführt werden. Seine
Kompositionen »Floof« und »LA Variations« sind inzwischen zu modernen Klassikern avanciert.
In drei großen Retrospektiven seiner Arbeit (kürzlich beim »Festival Présences Paris« im Februar
2011, beim »Stockholm International Composer Festival« im Oktober 2004 und bei »Musica Nova«
in Helsinki im März 2003) wurden seine Werke mit großem Erfolg aufgeführt. Neben Aufnahmen
seiner eigenen Kompositionen hat Salonen zahlreiche CDs bei Signum, DG und Sony eingespielt.
Esa-Pekka Salonen im KONZERTHAUS DORTMUND
Im September 2010 begann Esa-Pekka Salonen seine dreijährige Residenz am KONZERTHAUS
DORTMUND. Unter dem Titel »Expedition Salonen« ist er als Exklusivkünstler mit einem repräsentativen Querschnitt seines interpretatorischen und schöpferischen Œuvres in mehreren Konzerten und Veranstaltungen präsent. In der kommenden Saison tritt Esa-Pekka Salonen in persona
oder vertreten durch seine eigenen Werke auf und dirigiert unter anderem einen konzertanten
»Wozzeck« und ein Programm mit amerikanischer Filmmusik.
Yefim Bronfman
Yefim Bronfman wurde 1958 in Taschkent in der damaligen Sowjetunion geboren. Er studierte
zunächst an der Rubin Academy of Music in Tel Aviv, später an der Juilliard School, der Marlboro
Music School und am Curtis Institute bei berühmten Lehrern wie Rudolf Firkusny, Leon Fleisher und Rudolf Serkin. Bronfman gastiert bei den bekanntesten Orchestern der Welt, darunter
die Berliner und Wiener Philharmoniker, das Cleveland Orchestra, Israel Philharmonic Orchestra,
Philharmonia Orchestra, London Symphony Orchestra, Los Angeles und New York Philharmonic,
Orchestre de Paris und das Koninklijk Concertgebouworkest Amsterdam. In der Saison 2007/08
war er »Perspectives-Artist« in der Carnegie Hall und im Sommer 2009 »Artiste étoile« beim
»Lucerne Festival«.
Yefim Bronfman arbeitet regelmäßig mit den namhaftesten Dirigenten, darunter Daniel Barenboim, Herbert Blomstedt, Christoph von Dohnányi, Charles Dutoit, Christoph Eschenbach, Valery
Gergiev, Mariss Jansons, Lorin Maazel, Kurt Masur, Zubin Mehta, Esa-Pekka Salonen, Franz
Welser-Möst und Sir Simon Rattle. Er gibt Klavierabende in allen großen Konzerthäusern der USA,
in Europa und im Fernen Osten sowie bei den Festivals in Aspen, Luzern, Salzburg, Saratoga,
Tanglewood, Verbier sowie beim »Mostly Mozart Festival« und beim »White Nights Festival« in St.
Petersburg.
Höhepunkte der Saison 2011/12 sind Konzerte mit den großen Orchestern in Chicago, Philadelphia, Toronto, Portland und Kansas City sowie eine Residenz beim Cleveland Orchestra, die Werken
von Brahms gewidmet ist. Eine Recital-Tournee im Winter fand ihren krönenden Abschluss in der
Carnegie Hall, gefolgt von der Uraufführung des für Bronfman geschriebenen Klavierkonzerts von
Magnus Lindberg mit dem New York Philharmonic. In Europa vollendet er einen auf zwei Spielzeiten
angelegten und in London, Spanien und Brüssel zur Aufführung gebrachten Bartók-Zyklus mit dem
Philharmonia Orchestra unter Esa-Pekka Salonen. Er spielt Klavierabende in Amsterdam, Frankfurt,
Mailand, Wien und Luzern und widmet sich einem Kammermusikprojekt mit Emmanuel Pahud.
Als Kammermusiker hat Bronfman mit dem Emerson String Quartet, Cleveland Quartet, Guarneri
String Quartet und dem Juilliard String Quartet zusammengearbeitet. Langjährige Partner sind
Yo-Yo Ma, Joshua Bell, Lynn Harrell, Shlomo Mintz, Jean-Pierre Rampal und Pinchas Zukerman.
1997 gewann Bronfman einen »Grammy« für seine Aufnahme der Bartók-Konzerte mit dem
Los Angeles Philharmonic unter Esa-Pekka Salonen. Seine Diskografie beinhaltet unter anderem
alle Klaviersonaten und -konzerte von Prokofiew sowie Rachmaninows zweites und drittes Klavierkonzert. Unter seinen letzten Veröffentlichungen sind die Recital-CD »Perspectives« und die
Einspielung der Klavierkonzerte von Beethoven begleitet vom Tonhalle-Orchester Zürich unter
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Biografien
David Zinman für Arte Nova /BMG. Im Herbst 2008 wurde Tschaikowskys Trio in a-moll mit Gil
Shaham und Truls Mørk als Ensemblepartner veröffentlicht. Esa-Pekka Salonens Klavierkonzert,
geschrieben für Bronfman, erschien bei der Deutschen Grammophon im Frühjahr 2009.
1991 erhielt Yefim Bronfman den »Avery Fischer Prize«, eine der höchsten Ehren für amerikanische Musiker.
Yefim Bronfman im KONZERTHAUS DORTMUND
Yefim Bronfmans erster Auftritt im Konzerthaus fand im Oktober 2005 statt. Mit dem TonhalleOrchester Zürich unter David Zinman spielte er Beethovens zweites Klavierkonzert.
Eric Terwilliger
Eric Terwilliger wurde 1954 in Bloomington/Indiana geboren und bekam im Alter von drei Jahren
ein Stierhorn geschenkt, dem er sofort Töne entlockte. Mit zehn Jahren trat er zum ersten Mal öffentlich auf, mit 18 begann er sein Hornstudium an der Indiana University bei Philip Farkas. 1975
übersiedelte er nach Deutschland und setzte sein Studium bei Michael Höltzel in Detmold und am
Mozarteum in Salzburg fort. Noch im selben Jahr wurde er Solo-Hornist am Staatstheater Kassel,
ein Jahr später, 1976, übernahm er dieselbe Position bei den Münchner Philharmonikern. Nach
Preisen bei Wettbewerben in Genf 1976 und Lüttich 1981 trat er als Solist weltweit mit führenden
Orchestern auf, u. a. mit den Wiener und den Berliner Philharmonikern. Seit September 2007 ist
er Solo-Hornist des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks. Von 1977 bis 1991 war
er Mitglied der Münchner Philharmonischen Solisten, von 1991 bis 2010 spielte er regelmäßig
im Wiener Kammerensemble. Auch als Pädagoge genießt er einen ausgezeichneten Ruf. 1994
übernahm er eine Professur für Horn an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, 1998
wechselte er zum Richard-Strauss-Konservatorium in München. Seit 2007 ist er Professor an der
Hochschule für Musik und Theater in München, seit 2011 Gastprofessor am Conservatorio de las
Islas Baleares in Palma de Mallorca und an der Escuela de Altos Estudios Musicales in Santiago
de Compostela.
Thomas Ruh
Geboren 1972 in Tübingen, erhielt Thomas Ruh 1981 seinen ersten Hornunterricht an der Tübinger Musikschule bei Peter Hoefs. 1992 begann er sein Studium bei Erich Penzel an der Hochschule für Musik Köln. Er gewann mehrere Preise bei »Jugend musiziert« und war Mitglied im
Bundesjugendorchester, in der Jungen Deutschen Philharmonie, im Schleswig-Holstein Festival
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Orchester und im Gustav Mahler Jugendorchester. Thomas Ruh spielte zahlreiche Solokonzerte,
u. a. mit der Polnischen Kammerphilharmonie. Nach einer Praktikantenzeit bei den Duisburger
Sinfonikern war er 1995/96 Hornist bei den Essener Philharmonikern und wechselte dort in der
folgenden Spielzeit in die Position des Solo-Hornisten, bis er 1997 vom Niedersächsischen
Staatsorchester Hannover zum Ersten Solo-Hornisten berufen wurde. Seit Sommer 1999 spielt
Thomas Ruh im Orchester der Bayreuther Festspiele. Seit April 2005 ist er Mitglied im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks.
Norbert Dausacker
Norbert Dausacker, geboren 1965 in Saarbrücken, absolvierte sein Studium zunächst bei Martin
Oheim an der Musikhochschule Saarbrücken, später bei Erich Penzel an der Musikhochschule
Köln. 1986 wurde er Mitglied im Bundesjugendorchester und im Jugendorchester der Europäischen Gemeinschaft. Ebenfalls seit 1986 ist er beim Symphonieorchester des Bayerischen
Rundfunks engagiert. Norbert Dausacker konzertiert mit zahlreichen Kammermusikensembles,
darunter die Deutschen Bläsersolisten, das Linos Ensemble, die Bläsersolisten des Bayerischen
Rundfunks und die Münchner Bläsersolisten. Seit 1993 ist er Mitglied im Bayreuther Festspielorchester.
Ralf Springmann
Ralf Springmann, geboren 1959, wuchs in Radolfzell am Bodensee auf. Dort erhielt er seinen ersten Unterricht im Alter von elf Jahren. Beim Wettbewerb »Jugend musiziert« erhielt er zwischen
1971 und 1975 mehrere Erste Preise in der Gruppen- und Solowertung. 1977 ging Ralf Springmann nach München. Dort machte er das Abitur und studierte bei Jack Meredith am RichardStrauss-Konservatorium. In den folgenden Jahren führte ihn eine rege Konzerttätigkeit durch
Deutschland und Europa, mehrere Rundfunkaufnahmen entstanden, und er gewann den Ersten
Preis bei den »Konzerten junger Künstler«.
Nach Abschluss des Studiums 1982 erhielt er seine erste Festanstellung als Zweiter Hornist an
der Deutschen Oper Berlin. Seit September 1985 ist Ralf Springmann Zweiter und Vierter Hornist
im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Als Kammermusiker war er u. a. bei den
Deutschen Bläsersolisten, dem Linos Ensemble und den Bläsersolisten des Bayerischen Rundfunks tätig. Zahlreiche Schallplatten- und Fernsehaufzeichnungen begleiten seine Laufbahn. Seit
1995 unterrichtet Ralf Springmann an der Hochschule für Musik in Augsburg, 2001 wurde er dort
zum Professor ernannt.
Biografien
Junger Klangkörper
Das Orchesterzentrum|NRW bereitet Absolventen nordrhein-westfälischer Musikhochschulen mit
dem Masterstudiengang »Orchesterspiel« auf eine Karriere als Orchestermusiker vor. Dazu gehört natürlich auch die regelmäßige Arbeit in Orchesterprojekten. Unter der Leitung international
renommierter Dirigenten trainieren die Studenten in diesen Studienphasen, auf unterschiedliche
Anforderungen zu reagieren, genau aufeinander zu hören und sich in den Orchesterverbund einzuordnen. Gleichzeitig bauen sie ihre stilistische Kompetenz und ihr Repertoire aus.
Durch die Sinfoniekonzerte, die einmal im Semester im Konzerthaus Dortmund stattfinden,
sammeln die Studierenden als Sinfonieorchester Orchesterzentrum|NRW zudem wertvolle Auftrittserfahrung. Der junge Klangkörper hat keine feste Besetzung, sondern wird für jede Arbeitsphase neu zusammengesetzt.
Seinen nächsten Auftritt im Konzerthaus bestreitet das Orchester unter Lothar Zagrosek. Der
ehemalige Chefdirigent des Berliner Konzerthausorchesters führt die angehenden Profimusiker
durch ein reines Strauss-Programm: die Sonatine für Holzbläser »Fröhliche Werkstatt« und das
Vorspiel zur Oper »Ariadne auf Naxos«.
Fr 15.06. 2012 · 20.00
Musik ist wie ein Puzzle aus Tönen: Viele Elemente fügen sich zusammen
zur Erfolgsmelodie des KONZERTHAUS DORTMUND. Unterstützen auch
Sie hochkarätige Konzerte und profitieren durch Kartenvorkaufsrecht,
exklusive Einladungen, kostenlosen Bezug von Broschüren etc. Werden
Sie Teil der Gemeinschaft der »Freunde des Konzerthaus Dortmund e.V.«
Infos: T 0231- 22 696 261· www.konzerthaus-dortmund.de
Weiterhören
Texte Ulrich Schardt
Fotonachweise
S. 04 © Sonja Werner · Konzerthaus Dortmund
S. 08 © Dario Acosta
S. 16 © Bayerischer Rundfunk
Herausgeber KONZERTHAUS DORTMUND
Brückstraße 21 · 44135 Dortmund
T 0231-22 696 200 · www.konzerthaus-dortmund.de
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