Presse-Informationen „berliner kindertheaterpreis 2016“ Die Special Edition PräsentiertimRahmeneinesGala-Abends mitSzenischenLesungen am9.Juli2016imGRIPSTheater EingemeinsamesProjektvon GRIPSundGASAG Presse-Informationen NachzehnJahrengemeinsamerEntwicklungdesNachwuchswettbewerbs „berlinerkindertheaterpreis“habenGRIPSundGASAGsichindiesemJahr ineinerSonderausgabeaufgemacht,einenBlickindieZukunftvonKindheit zuwerfen.Ineinemmehrtägigen„Zukunftslabor“habenExpertinnenund ExpertenausdenunterschiedlichstenwissenschaftlichenBereichenihre VisionenmitvierausgewähltenAutorinnenundAutorenundden Theaterleutengeteilt.DieFragewar:WiewirktsichdiesesWissenaufdas SchreibenfürKinderaus?KindertheaterhatschonheutedieAufgabe, inklusivfüralleSchichtenundKulturenzuseinundinseiner PublikumsstrukturdiegesamteStadtgesellschaftzurepräsentieren.Welche AnforderungenanAutorinnenundAutorenerwachsendaraus? InspiriertvonderZukunftswerkstatthabenCarstenBrandau,Reihaneh YouzbashiDizaji,MathildaFatimaOnurundKristoŠagor–allevier warenjeweilsfürdieEndrundendes„berlinerkindertheaterpreis“ nominiert–vierMinidramenfürKindergeschrieben.InalleTextesind ErkenntnisseoderMotivederZukunftswerkstatteingeflossen,auffälligist, dassallevierAutorinnenundAutoreninunterschiedlichenVariantendie EinsamkeitvonKindernbeschreiben.WasunsdasüberdenZustand unsererGesellschaftverrät? InderRegievonRobertNeumannpräsentiertedasGRIPS-Ensembleam9. Juli2016dieTexteimRahmeneinesGala-AbendsinSzenischenLesungen, ebensowurdendieErkenntnisseüberdieZukunftvonKindheitkurz vorgestellt. ZudiesemAbenderschiendasBuch„Abmorgen...ÜberTheaterfür KinderinderZukunft“,hrsg.VonStefanFischer-Felset.al.,VerlagTheater derZeit,Berlin2016. 2 Presse-Informationen Inhalt • GrußwortvonDr.JürgenSchmidberger(GASAG-Vorstand)............................S.4 • ÜberdenSinnundZweck,überZukunftnachzudenken(RaffaelaThen, StiftungZukunftFUTURZWEI).....................................................................................S.5 • „KindergierennachGeschichten“–GesprächmitStefanFischer-Fels......S.6 • ÜberdasSchreibenfürKinderinderZukunft(S.Fischer-Felsu.a.)........S.10 • DieAutorinnenundAutoren: CarstenBrandau..................................................................................................S.12 ReihanehYouzbashiDizaji..............................................................................S.14 MathildaFatimaOnur.......................................................................................S.16 KristoŠagor...........................................................................................................S.18 • 2005–2016:Chronik»berlinerkindertheaterpreis«.......................................S.20 • EinladungzurBuchpräsentation................................................................................S.22 HabenSienochFragenoderWünsche? AnjaKraus PR/PressearbeitimGRIPS 030–39747416 0151-59101545 [email protected] PRESSEDOWNLOAD(InformationenundFotos) www.grips-theater.de/unser-haus/presse 3 Presse-Informationen Grußwort von Dr. Jürgen Schmidberger, GASAGVorstandsmitglied Es gilt das gesprochene Wort! „DasGRIPSTheaterhatsichmitdem»berlinerkindertheaterpreis«dieFragenachder ZukunftdesKindertheatersgestellt.DaswirftbeimirdieFrageauf,wieichdieZukunft derGASAGsehe.WiedieGASAGderZukunftaussieht,kannichgarnichtsogenau sagen,dochmacheichmichstarkfüreinUnter-nehmen,indemdieEnkelund EnkelkinderunsererjetzigenMitarbeiterundMitarbeiterinneneinePerspektivehaben. IchmöchteunserHaussoaufstellen,dassesvielfältigeOptionenfürzukünftige Generationenbereithältundmindestensnochmalsoaltwird,wieesjetztschonist. DasgehtmeinesErachtensoftmalsnurmitkleinenSchritten.Essindnichtdiegroßen Dinge,diedieWendepunktebedeuten,sonderndiebehutsamen,manchmal schleichenddaherkommendenEntwicklungen. Unshilftdabei,dasswirinBerlinzuhausesindundunsmitderStadtundihrenBürge- rinnenundBürgernengverbundenfühlen.Insofernistesunseine Herzensangelegenheit,seitvielenJahrenmitPartnernausderBerlinerKulturszeneeng zusammenzuarbeiten,umpositiveAkzenteinderKulturförderungsetzenzukönnen undDingezuermöglichen,dieesohneunsnichtgäbe. EineKooperationwiediesemitdemGRIPSTheateristTeilunseresunternehmerischen SelbstverständnissesundAusdruckunsererRollealseinesderältestenund traditionsreichstenBerlinerUnternehmen.Einzigartigkeit,unternehmerischerMutund Beharrlichkeit,diesteteWeiterentwicklungvonIdeenundInitiativensowieeine nachhaltigeWertschöpfungfüralleBeteiligten–dassindgemeinhindieüblichen KennzeichenfüreinerfolgreichesProdukt.EssindzugleichEigenschaften,dieauch künstlerischesArbeitenauszeichnen–unddaslangjährigeEngagementderGASAGim BereichKultur. BedankenmöchtenwirunsganzherzlichbeiderLeitungunddemTeamdesGRIPS Theaters–insbesonderebeiStefanFischer-Fels–,dieunsmitvielSachverstandbei derFörderungdeskünstlerischenNachwuchsesberatenundunterstützen.Weiterhin gehtunserDankandievierAutorinnenundAutoren,diesichaufdasExperiment »berlinerkindertheaterpreis«eingelassenhaben,undanalle,dieinvielfältigerArtund WeisezumGelingendesProjektesbeitragen. WirgratulierensehrherzlichdenAutorinnenundAutorendes»berlinerkinderthea- terpreises«2016“ 4 Presse-Informationen Über den Sinn und Zweck, über die Zukunft nachzudenken EinImpulsvonRaffelaThen,FUTURZWEI „WasaktuellunddamitinnaherZukunftgesellschaftlichpassiert,dasistderErfah- rungshorizontfürdasPublikum,fürdasihrschreibt.IhrhabtindenletztenTagen schonvieldazugehörtunderlebt,wiesichdieseErfahrungsweltvielleicht unterscheidetvonder,diewirgewohntsind–oderwowirimmernochundweiter diegleicheWahrnehmungteilen.Dasallesnutzbarzumachen,kannvielleichtim FUTURZWEIleichterwerden:Werwerdeichgewesensein?Wiewerdeich geschriebenhaben?Waswirddazuförderlichoderhinderlichgewesensein? InmeinenAugengehtesdabeivorallemumeineHaltung:Wähleichdie»Katastro- phenperspektive«undsehedas,washeutedieLebensweltvonKindernprägtals VorlagefüreineschrecklicheZukunft(inderniemandmehrselbstdenkenkann, sondernnurnochzombiehaftanSmartphoneoderPChängt)?Versucheich,daszu kontrollierenoderzuverändern,wasbefremdlicherscheint?Hebeichden moralischenZeigefinger,versucheichmichinDidaktikundversuche,anderen meineeigeneWelt-Erfahrungaufzuprägen?WaslöstdieseVorstellungfüreinGefühl aus:dassichderbelehrendeMoralistgewesenseinwerde,dernurdie BegrenzungenundHindernissegesehenhat?Oderversucheich,meineeigenen FragenandieGegenwartzustellen,indemichmireineandereZukunftoderkleine »Gegengeschichten«vorstelle?Fangeichan,selbstzuspielen,spielerischzuschauen aufscheinbareGegebenheitenundZukunftsszenarien,diealternativlosscheinen? Undsuchedanach,woichdieErfahrungvonHandlungsspielraumgemachthabe,wo meineeigenenNischenunddiederanderenwaren,sindundseinkönnten? DannkanndramatischesSchreibenfürKindervielleichtauchzumLaborwerden,in demsichdie(vergangenen)eigenenErfahrungen,dieGegenwartsweltenderKinder unddievorstellbarenZukünfteeinerganzenGesellschaftzulebendigemTheater entwickeln.“ RaffaelaThen,Jahrgang1987,istSoziologin,systemischeBeraterin,TänzerinundAutorinund RedakteurinbeiFUTURZWEI.StiftungZukunftsfähigkeit.SieerforschtBewegungenauf gesellschaftlicher,individuellerundkörperlicherEbene. 5 Presse-Informationen Im Gespräch mit Stefan Fischer-Fels „KindergierennachGeschichten,diegenausokomplexsindwieihrLeben“ UmnichtswenigeralsumdieZukunftvonKindheitgingesdreiTagelangimFebruar2016imGRIPS Podewilinder„SpecialEdition“des„berlinerkindertheaterpreis2016“.VonGRIPSundGASAG warendazuExpertenausdenunterschiedlichstenDisziplineneingeladenworden,umvierAutoren plusvierTheatermachernihreSichtüberdiegravierendenTransformationsprozesseunserer Gesellschaftzuvermitteln.UmimnächstenSchrittzufragen:WelcheRückschlüsselassendiese BlickeindieZukunftaufdasSchreibenfürdasKindertheaterheutezu? WirhabenStefanFischer-Fels,dessenletztesProjektalsKünstlerischerLeiteramGRIPSdiese „specialedition“ist,dazubefragt. GRIPS: DreiTagehabtihrExpertenwissenüberTrendsfürdieZukunftvon Kindheitineuchaufgesaugt,kannstdumirkurzzusammenfassen, welcheErkenntnissedichammeistenbeeindrucktresp.beschäftigt haben? S.Fischer-Fels: DerZukunftsworkshopwarfüralle,diedaranteilgenommenhaben,ein enormesGeschenk,einFreiraum,umunsereArbeitindieZukunfthinein zuüberdenken.NachdemZukunftsworkshophabenwirdasGefühl:Vieles brauchteineNeueinordnung. Gleichvorab:Wirwissenleiderweiterhinnicht,wiedasTheaterinder Zukunftaussieht.DieersteErkenntnisklingtbanal,istaberfundamental: UnserkategorischeImperativistdieAussagegegenüberunseremjungen Publikum:»Wirwissenesauchnichtbesser.Wirhabengenausoviele Fragenwieihr.-AberwirnehmenEuchmitaufunsereReise!“ StattAufklärungdurchErwachseneistvielleichtinZukunftmehrdie ZusammenarbeitzwischenErwachsenenundKindernwichtig.Denn wichtigeralsetwasBestimmteszulernen,istvielleichtinZukunft: Selbstbestimmungzulernen,Freiheitauszuhaltenundzugestalten. Zusammenfassendstelltenwirfest:Kindheitistim21.Jahrhundertschon langekeinlinearer,sonderneinmultioptionalerProzess.Dasheißtfüruns, dasTheaterfürKinderinderZukunftwirdkomplexer,vielfältiger, internationaler,interkultureller,partizipativer,kollaborativer,digitaler– multioptionaler!-sein.Undeswirdpolitischerseinmüssen,wirdbohrende Fragenstellen,GegenbilderschaffenundinFormundInhalteineStörung derBetriebsabläufedargestellthaben.Eswirdseinegrößere VerantwortungalsTeilderZivilgesellschaftdieseGesellschaftmitgestalten, begreifenmüssen. Wennwirdas,waswirvondenExpertenerfahrenhaben,konsequent weiterdenken,müsstenwirabmorgenganzandersTheatermachen.Das machenwirdannauch.Abmorgen…! GRIPS: WelcheThesenwurdenkonkretentwickelt? S.Fischer-Fels: DerSozialwissenschaftlerManfredLiebelräumtemitderIdeeauf,dass das,waswirjetztalsPartizipationverstehen,letztendlichweitdavon 6 Presse-Informationen entferntsein.FürihnwarderWillezurechtenPartizipationwichtigerals derGedankederEmanzipation.DerPraxiserfahrungderKinderärzte,dass diedigitalenWeltenzueinerVerarmungdersozialenKontakteihrer Patientenführt,standendieTheoriendesMedienwissenschaftlers ChristianHubertsgegenüber,derunsdigitalenLaienindieDimension digitalerSpieleweltenentführte:Werweißschon,dassesalleindasSpiel LEGUEOFLEGENDSaufeineOnline-Spieldauervonmittlerweile5 MillionenJahrenbringt?DigitaleSpielegehörenzurAlltagskulturder jetzigen„GenerationGame“,wirTheaterschaffendensolltendieseSprache nichtnurlernen,sondernsogarbeherrschen.Konkrethabenwirdiesen GedankendannmitGrundschülernimKlassenzimmergetestet.Undsiehe da:DieGeschichtederKinder,diesieselbstentwickeln,entsprechenzwar erstmaldengängigenKlischees:Zombies,Hexen,Killerfische,Heldenund PrinzessinnenbevölkernihreFantasiewelt.Dannaber,wennesdarum geht,ausdenComputerspiele-PlotsStoriesinderrealenWeltzumachen, mitallemDrumundDranwieEbenen,mehrereLebenundLevels,dann wirdesplötzlichkomplex.KindergierennachGeschichten,diegenauso komplexsindwieihrLeben.WirTheatermachernotierten:Mehrund intensiverepartizipativeElementesollteninZukunftzudenGrundlagen desSchreibensfürKindergehören. JugendlicheundjungeKulturschaffendevon‚JugendTheaterBüro’haben unsdasBündnis‚Mindthetrap’vorgestellt,dasdieTheatermitdenFragen konfrontiert:„WasmachenBilderindenMedienmitunseremBlickaufdie Welt?Werwirddargestellt?UndwerhatdieMacht,anderedarzustellen? WerspieltdenVerbrecher,werdieKommissarin?Wiekönnenwir herrschenden(Welt-)Bildernetwasentgegensetzen?-Undwasist kulturelleHegemonie?“Und„Wersprichthiereigentlichüberwen?“.Wir notiertenhier:WieernstmeinenesdieTheaterheutewirklichdamit,ein OrtfürdieMenschenausallenSchichtenderGesellschaftseinzuwollen? BildenwirwirklichunseregegenwärtigeStadtgesellschaftab? GRIPS: Könntestdubeschreiben,vonwelchenGedankenundErkenntnissen desZukunftsworkshopssichdievierAutorenhabenleitenoder inspirierenlassen? S.Fischer-Fels: DieAutorenhabensicheinfachwieSchwämmemitInformationenund Eindrückenvollgesaugt.Wirhabensieausdrücklichgebeten,inihren Arbeitennichtirgendein„Thema“abzuarbeiten.Digitalisierung, Einwanderungsgesellschaftetc.warenInformationundAnregung.Dabei sindbeiallenvierAutorenBilderentstanden,dieaufgeschriebenwerden mussten.IchbinsehrbegeistertvondenTexten,diedabei herausgekommensind. GRIPS: Ichfandessehrauffällig,dassallevierStückeinVariantendie EinsamkeitvonKindernbeschreiben–istdaseinZufalloderwar auchdaseinErgebniseuresZukunftslabors? 7 Presse-Informationen S.Fischer-Fels: EinThemaodereinErgebniswardasnicht.EheristesderDuktusdes TastensundSuchens,derunserenWorkshopmitdenKurzdramen verbindet.EsgehtinderTatindenStückenvielumEinsamkeitund Verlorenheit,auchumAbschiede.EsgehtumdasFremdseinunddas Neubeginnen,umVergangenheit,GegenwartundZukunft.Esgehtaber auch,beiKristoSagorzumBeispiel,umSprachbilder,dieauslängst vergangenenZeitennochwieFossileindieGegenwartheutigerKinder ragen.AllevierAutorenscherensichnichtbesondersumdramatische Konventionen.AberdieNamenunddieAuswahlderFigurensindinallen TextenuniversellundsiespiegelnverschiedenekulturellePerspektiven. GRIPS: DieNachwuchsarbeitwargenerelleinSchwerpunktdeinerArbeitam GRIPS,den„berlinerkindertheaterpreis“hastduzurChefsache erklärt-verrätstduuns,wasesbraucht,damiteinAutorenWettbewerbwirklichfunktioniertzurNachwuchsförderung? S.Fischer-Fels: Esbraucht:DasVertrauenderAutoren.DasVertrauendesSponsors.Gute VernetzunghineinindieTheaterszene,umherausragendeLeutezufinden undfürsSchreibenfürKinderzugewinnen.EineguteNase,umTalentezu entdecken.EinefreundlicheEinladung,mitunszuarbeiten.Manmuss einengemeinsamenForschungsraumkreieren.Darfnichtsbesserwissen. UndletztlichbrauchtesauchKontakte,umdasErarbeitetedannzu verbreiten.Der„berlinerkindertheaterpreis“hatinzwischen deutschlandweiteinenhervorragendenRuf.Underfunktioniertjaauch ganzkonkretfürArbeitdesGRIPSTheaters,PhilippHarpain,mein NachfolgerhatdieletztenbeidenGewinnerinnen,KirstenFuchsund MilenaBaisch,mitzweiStückaufträgeninseinererstenSpielzeitbetraut! DasInterviewistzurVeröffentlichunghonorarfrei. ZumZukunftslaborwarenfolgendeExperteneingeladen: • RaffelaThen,FUTURZWEI-StiftungZukunftsfähigkeit • ChristianHuberts,Medienwissenschaftler(Expertefür„Gaming“) • Prof.Dr.ManfredLiebel,Leiterdes„M.A.ChildhoodStudiesandChildren’sRights“ anderFUBerlin(„Partizipation“) • NilsErhardundJanaBöhm,vomJugendTheaterBüro„KulTürauf“(„Rassismus“, „Teilhabe“) • Dr.UlrichFegelerundDr.ElkeJäger-Roman,Kinder-undJugendärzteinBerliner Brennpunkt-Bezirken • StefanSchöbinger,HochschulefürTechnikundWirtschaftBerlin(„Virtual Reality“) 8 Presse-Informationen Über das Schreiben für Kinder in der Zukunft (ausdemEDITORIALzu„Abmorgen...ÜberTheaterfürKinderinderZukunft“,hrsg.VonStefan Fischer-Felset.al.,VerlagTheaterderZeit,Berlin2016) „IneinerAusgabederWochenzeitungDIEZEITvomFebruar2016wurdeeine großeStudiezurZukunftderDeutschenveröffentlicht. DieFragelautete:Waswollenwirweitergeben?DeutlichwurdeinderZEITStudiemitdembezeichnendenTitel»DasVermächtnis«,dassTraditionenund NormeninAuflösungbegriffensind–unddassnurdiewenigstendarüber jammern.DennochgibtesdieBefürchtung,künftigeGenerationenwürdenes nichtleichthaben,wasSicherheitundPartnerschaftenangeht,aberauchwas sozialenZusammenhaltundpersönlicheAufstiegschancenbetrifft.DieZukunft machtdochAngst.MehrundmehrWeltsickertindasvergleichsweisegeschützte LebeninWohlstandsdeutschland:FluchtundVertreibung,alteundneue rassistischeDenkmusterveränderndieseOase.Kindheitbildetseismografisch dieBruchstellenderGesellschaftab.Aberwie?WelcheErfahrungenmachen KinderineinersichrasendveränderndenGesellschaft?Undwelchemachensie vielleichtnicht?VerstehenwirErwachsenennochansatzweise,wasgerade geschiehtimglobalvillage? WirTheatermachersinddieGeneration,dieeinmaldasFallenvonGrenzen miterlebtunddasZusammenwachsenEuropasbegrüßthat,nunaberdabei zuschaut,wieEuropaseineGrenzendichtmachtunddieWertevonFreiheit, Gleichheit,BrüderlichkeitnurnochfürWesteuropäergelten.Werwill,kann entdecken,dassunserLebenunddasAufwachsenunsererKinderinFrieden, FreiheitundWohlstandglobalgesehenaufStrukturenderUngleichheit aufgebautist,aufeinemeurozentristischenBlick,dernichtmehrzeitgemäßist. Wiegehenwirdamitum? DerSchamaneDaviKopenawa,einYanomami,sagt:»DieWeißenschlafenviel, abersieträumennurvonsichselbst.«Wiekönnenwirleistungsstarke »Weltempfänger«werden(einWort,dasLutzHübnereinmalbenutzthat)?Und wiekönnenwirdabeiauchdenfremden,anderenBlickinunsereTräume einbeziehenundunsereeigeneRolleselbstkritischbetrachten?Inwieweit könnenwirKindermitdiesenkomplexenFragenkonfrontieren?Welche Dramaturgieneignensichdafür,dienichtdidaktisch,abermultiperspektivisch dieDramenderWeltgesellschaftsezierenundinunserBewusstseinrücken?Wie verändernsichKommunikation,dasVerhältnisderGenerationen, dieInstitutionSchule?WaswissenwirvonähnlichenEntwicklungeninanderen Ländern? (...) Und–diesalleszusammendenkend:WieverändertsichdasGeschichtenerzählen fürKinder?TheaterfürjungesPublikumistdieeinzigeKunstform,diesichmit derZukunftsfragepermanentbeschäftigt:Waswollenwirder»jungen Generation«erzählenvonderWelt?Waswissenwirüberhauptselbstüberdie 9 Presse-Informationen gravierendenTransformationsprozesseunsererGesellschaft?Wiekönnenwir alsoalsKünstler»Zeitgenossenschaft«herstellen? (...) EineAntwortaufdieFragelautet:dieimmergleichen.DennKinderliebengute Stories.EgalobMythos,Fabel,Legende,Märchen,Novelle,Epos,Tragödie, Drama,Komödie–zuallenZeiten,inallenGesellschaftenundinallenKulturen. KeineKulturfürKinderohneErzählungen.DerHomosapiensistvorallemein Homonarrans,undKindersinddiestorytellinganimalsschlechthin.Kinder wollennachdenkenüberWünsche,HoffnungenundÄngste.Siewollenverstehen, wasder,dieandereimSchildeführt,werFreundistundwersichverstellt. Erzählungenvermittelnundversöhnen.SiestiftenSinn.SiegebenAuskunftüber AnfangundEnde,AufbruchundErlösung,FluchtundNiederlage.Siedienender VerständigungmitanderenundderSelbstversicherungimProzessdes Aufwachsens.StückeausdemGeistedesErzählenswerdenimmerAbbildvon Weltsein,werdenFiguren,ihreKonflikteundHandlungenindenMittelpunkt stellen.DieandereAntwortlautet:ThemenundFormendesTextessindSpiegel derZeit,unddahersindguteGeschichtenvonheuteundmorgenauchneuund andersalsdieGeschichtenvongestern.WasgeradeimTheater,auchim Kindertheater,ontopentsteht,sindErweiterungen,Ergänzungen:einegroße BandbreiteanErzähl-undErlebnisformen,verändertenRollenderAutorenund derTheatermachereingeschlossen. (...) DasNachdenkenüberdieFrage,wieundfürwenmanschreibt,führtzu unterschiedlichenErgebnissen.EsistdasbewussteZusammendenkenvonSpiel- undZuschauerraum,dasdabeidieMöglichkeitendesTheatersfürjunges Publikumerweitertundherausfordert.DieFragederRepräsentation–wer erzähltwelcheGeschichtefürwen?–spieltindenDebattenumdasMorgenim KindertheatereineentscheidendeRolle.DieinterkulturelleÖffnungdes SchreibensfürKinderistzentralesThemadafür.DieAngelegenheitendes FremdseinsinderWelthabenvieleDimensionen:Einwanderung,Identität, Postkolonialismus,RassismussindnureinigeStichworteausdemaktuellen Diskurs.KindertheaterhatschonheutedieAufgabe,inklusivfüralleSchichten undKulturenzuseinundinseinerPublikumsstrukturdiegesamte Stadtgesellschaftzurepräsentieren.WelcheAnforderungenanAutoren erwachsendaraus?WirmüssennichtAnpassungantradiertedeutsche Theaterkunstpostulieren,sondernunsselbständern.EineweltoffeneIdentität istnichtanethnischeHerkunft,nichteinmalandiedeutscheSprachegebunden. DasTheaterkanneinLaborfüreinezukünftigeGesellschaftsein.DieAutoren werdendabeieineentscheidendeRollealsImpulsgeberspielen!Esistweltoffen fürunterschiedlicheMenschen,Geschichten,ästhetischeHandschriften.Eslädt dieWelteinundgehtindieWelt.EsfeiertdieVielfalt.Essucht,forschtund nimmtdieZuschauerdabeimit,lädtsieein,dieselbenFragenzuteilen.Esist nichtklügeralsseinPublikum,eshathöchstenseinwenigmehrErfahrung.Aber wasistschonErfahrungineinerWelt,diesichrasendwandelt?(...)“ (vonStefanFischer-Fels,KirstinHessundHenrikAdler) 10 Presse-Informationen Die ausgewählten Autorinnen und Autoren 11 Presse-Informationen Carsten Brandau GedankenzurZukunft: Wirwerdenschreiben AnderZukunftkommenwirnichtvorbei.Vorunsstehtsie,stehtunsbevor.Wirim Schlepptau.Immerhinterher,ewigeinenSchrittzuspät.Bleibenwirinder Gegenwarthängen.ImHierundJetzt.UnddasMorgenundDort,dasistnureinBild, daswirunsmachen.EineVersuchsanordnung.EinWunschdenken.Ein Horrorszenario.DemwirmitAngstundLustundVorfreudehinterherhinken.Und ewighinterherhinkenwerden.DenndieZukunftkenntkeineZeit. Zeitistjetzt.Jetztlebenwir,jetztgestaltenwir,jetztsitzenwirdaundmachenuns einBildvomGesternundvomMorgen.Waswarundwasseinwird,dasformtdie Gegenwart.Denndieistjetzt,undwirverantwortensie.Undalles,waswiruns wünschen,waswirunsvorstellen,ersehnenundfürchten,daswirdunsdieZukunft nichtbringen.Dasmüs-senwirselbstbringen.Hierundjetzt. Unddeshalbbringenwir.Deshalbtunundmachenwir.Deshalbgreifenwirins Heuteein,aufdassdasMorgeneinandereswird.Einbesseres.WenndasMorgen dannheuteseinwird.DannsolldieWelteinebesseresein.DasLeben.Deshalb schreibenwir.UnddeshalbgibtesTheater. KinderseienunsereZukunft,heißtes.Aberstimmtdas?IstunsereZukunftnicht vielmehrunsereZukunft,undsindKindernichteinfachnurKinder?Wennesso einfachwäre.IstaberaufjedenFallvielzueinfach,alleindenKinderndieLastdes MorgensaufihreSchulternzulegen.AuchwenndieserSatzetwasvölliganderes meinensollte.Warumsagterdasdannnicht? Unddeshalbsageich,dassdieZukunftdesSchreibensseineGegenwartist.Dass allesandereeinVersteckspielist.EinWeg-ducken,einSich-aus-derVerantwortung-Zie-hen,einWir-wissen-es-bessergepaartmit:Morgenistauch nocheinTag!Könnenwirunsdasosichersein?Dassmorgenwirklichauchnochein Tagkommenwird? Unddeshalbsageich,dassdasSchreibenimmernurdasSchreibenist.Dassdasdie Geschichtensind,dieerzähltwerden.Undzwarjetzt.Wiesieauchgesternschon erzähltwurden.WeilunsereGeschichtenunsereGeschichtensind.Diehabenuns durchschaut.Unddeshalbwerdenwirsieauchmorgennocherzählen. Unddeshalbsageich,dassdasTheaterimmernurdasTheaterist.DemistdieRolle derRegieganzegal.DiskursoderPartizipation.DasistihmallesnurModeund gegenwärtigeSuchbewegung,AusbaudesFüllhorns.DenndasTheateristaufdem MarktplatznureinumgedrehterPappkarton.Dawirdsichdraufgestelltund losgespielt.UndwenndannvornehmlichKinderstehenbleiben,dannnennenwires 12 Presse-Informationen Kindertheater.BleibtdassilbergraueBildungsbürgertumstehen,Theater. UnddasistdasBild,dasichmirvonderZukunftmache.DassgenaudiesesZielgrup- pen-undNischentheatereinEndehat.DasseskeinKindertheatermehrgibt.Einfach nurTheater.KeinAnspruchaufelitäreVollwer-tigkeitinAbgrenzungzu HandbremsenkunstfürausgegrenzteDreckspatzen.KeinÜ40-,keinLinksträger-, keinDauerwellentheater.TheateristTheater.DasistdasBild,demich hinterherhinke.DasistdieGeschichte,dieichheuteschreibe.Zumindestversuche iches.IchgebemirwirklichMühe.Jetzt. ZumAutorundseinemStück: SAGTDERWALFISCHZUMTHUNFISCH DerdeutscheTheater-undHörspielautorCarstenBrandauwurdeam22.April 1970inHamburggeboren.WennihmseineMutterzumGeburtstaggratuliert, erzähltsieimmersehrvielüberdieUhrzeit,dasWetterusw.beiseinerGeburt, aberdasvergissterdannimmerganzschnell.»Daichüberhauptliebervergesse alsmicherinnere.DasVergessengibtdenDingeneineEigenständigkeit.Kehren siedannirgendwannzurück–nichtimSinnevonErinnern,sondernimSinne vonRückfahrt–,dannweißich:Jetztwerdensiebleiben.« CarstenBrandauerinnertunsandasVergessene:angelebtesLeben–magsein, dassestausendJahrevorunsererGeburtliegt.»SagtderWalfischzum Thunfisch«isteineReisedurchdieErinnerung.DieReisebeginntdort,woalles beginnt.AmAnfang.AmAnfangwarDU.NichtICH.ICHwarnochimSchatten undhörtedenHerzschlagvonDU.AmAnfangwarICH,derDUhörte.DUsHerz, dasimselbenTaktwieICHsschlägt.DUhörtICH.DUwirdaufmerksamaufICH. AbererstnachdemICHaufmerksamaufDUgewordenist.Spieltesüber-haupt eineRolle?WerzuerstdenAnderenentdeckte?Nein.Eigentlichnicht,dennam AnfangwarwederDUnochICH,sondernBumm.UndBummwardasWort.Der KlangdesHerzens.AlsoamAnfangwardasHerz,dasbummte. DasGanzekennenwir.Wir,diewirunsmitunserenNamenein-ander vorstellen.Wirstehendaundstellenfest,dasswirauchniemehrwarenalsDU undICH,undwirhattenesnichteinfach.DUundICHsindnichtgleich,aber auchnichtsounterschiedlich,besonderswennbeideunterRegenstehen.Inder ZeitderSintflutwünschenDUundICHsichnichtsmehr,alsgerettetzuwerden. BrandaunimmtdieSintflutalsUrbildallermenschlichenÄngsteunddieArche NoahalseineMetapherderSchutzsucheunderzähltunsdiealteGeschichteaus einerneuenPerspektive.Gefragtwird,waseigentlichmitalldenanderen passiertist,dienichtmitaufdieArchegekommensindundgleichzeitiggehtes darum:Wielebeichdamit,dassichzudenGerettetengehöre,währendandere nichtmehrreinkommen? (MatinSoofipour) 13 Presse-Informationen Reihaneh Youzbashi Dizaji GedankenzurZukunft: Mitberührt WenneinMenschsichentschließt,einaussichherausentwickeltesProduktmit ande-renausderGesellschaftzuteilen,mitderErwartung,mitdemZiel,dass sichdasPro-duktinderGesellschaftweiterverbreitet,sostehtdieserMensch ineinerVerantwortunggegenüberdemProduziertenundderGesell-schaft,die daranteilhabensoll.Wieichesauchdreheundwende,kommeichpersön-lich nichtumhin,dieseVerantwortlichkeitinmirzufühlen. ImTheaterfürjungesPublikumistdieseVerantwortungbesondersgefordert, dennfürmichstehtdortschlichtmehraufdemSpiel.AneinemTag,andemdie Schullei-tungbeschlossenhat,eineKlassefürdenVormittagvonderSchulezu befreien,alsoihreVerantwortungzumTeilaufzuheben,umdieKlasseinein Theaterzuentlassen,indemmeinProduktsichverbreitendarf,mussichdavon ausgehen,dasssiedavonbeeinflusstwerdenkönnen.Icherinneremichandie MenschenausmeinenjungenJahrensehrgenau,diemichbeeinflussthaben,die nichtunmittelbarverantwortlichfürmichwarenunddietrotzdem rückblickendfürmichvie-lesinGanggesetzthaben,impositivenwieim negativenSinne.Siehabenmichberührtundmichnichtmindermitgeformt. IchverstehealsomeineArbeitalsTheaterschaffendefürjungesPublikuminder VerantwortungfürdieZukunfteinerGesellschaft. ZurAutorinundihremStück: TORDREI AlswirnachunseremWorkshopdieNeuköllnerSchuleverlassen,steht plötzlicheinkleinerJungevoruns.ErstrecktunseinenZettelentgegen.Die Schulpauseistvorbei,keineweiterenKinderundLehrermehrda.DerJunge sprichtnicht,gestikuliertnur:RuftdieseTelefonnummeran! InunserenGesprächenspieltdieseSzeneimmerwiedereineRolle.Siegeht auchindasStück»Tordrei«ein.ReihanehYouzbashiDizajiwaracht,alssieaus demIrannachDeutschlandkam,wohinihrVaterhatteemigrierenmüssen.Die Ohnmacht,vonallem,wasKindermit-einandermachten,abgeschnittenzusein, beschreibtsiealseinederamstärkstenprägendenErfahrungen.Weileben alles,dieSpielederKinder,ihreVerabredungen,Streite,überSpracheabliefen. 14 Presse-Informationen Sprechenzulernenhieß:DieMachtüberdaseigeneLebenzurückzubekommen. Seit2010schreibtsieStücke,indenensiedentragischenMomenteninden BegegnungenvonKindernnachgeht.FreundschaftundEinsamkeit,die AnnäherungeinanderWildfremder,FamilieundihrePrägungen,dassindihre Themen.DieDramenspielensichaufderEbenederSpracheab:imSchweigen, imVersprechen,imWorte-Suchen,imEinander-Festlegen.Inauthentischen, konzentriertenDialogenerschafftsieSituationen,dieunmittelbarberühren. KnappeSprachemitemotionalerWucht. EsistkeinZufall,dasssieüberdasFilmemachenzumStückeschreibengefunden hat.DieAngewohnheitgenauesterBeobachtungausihrer»sprachlosen«Zeitist ihrgeblieben.SiesaugtaufundschöpftausderBegegnungmitKindern.Dabei, sosagtsie,schreibtsienursolange,wiesieschreibendzuerzählenweiß.Als Schauspielerin,Filmemacherin,RegisseurinundSängerinnutztsieeinbreites ArsenalanAusdruckformen. (HenrikAdler) 15 Presse-Informationen Mathilda Fatima Onur GedankenzurZukunft DieSehnsuchtnachdemUnnötigen Wennichdarandenke,wasGeschichtenfürmichalsKindbedeutethaben,dann denkeichansiealsGegengewichtzudersichtbarenWirklichkeitderErwachsenen, diemichumgaben. DieErwachsenenummichherumhattenDingezutun,siewarenNotwendigkeiten unterworfen.Siemusstenarbeiten,schlafen,Zeitpläneeinhalten,sozialen Verpflichtungennachkommen.Siewarennichtimmerda.DieGeschichtenwarenda. SieöffnetenihreTüren.Siesagten:HiersinddieGeräuscheanders.Siewaren Reisen,Alternativen.SiewarenRettungsboote,tröstendeHändeundübermütige Freunde. ManchmalschlugensiemirauchmitderflachenHandaufdenHinterkopfund sagten:Los!Lache!Spiele!Stelldirwasvor!Weine,ärgeredich!Seigespannt!Aber werdnichtstillvoninnen. DieGeschichten,dieichmochte,versuchtennicht,sichmiranzubiedern.Sie strengtensichnichtan,empirischmeinesoziologischeLebenswirklichkeitzu erfassen,hattenkeineAngstvordemErfahrungsunterschiedzwischenmeinerund ihrerWelt. ImGegenteil:Ichwusste,dasshierErwachsenezumirsprachen,ausihrereige-nen Wirklichkeitheraus,abersiesprachensoanders,alsErwachsenedasimAlltag taten,siesprachenauseinemanderenTeilvonsichheraus:Daredetenichtihre VernunftoderihrErziehungsauftrag.EsredetennichtihreBelehrungenoder Verbote,nichtihrWissens-vorsprungoderihrZeitdruck,dieökonomischenund sozialenNotwendigkeiten,denensieunterworfenwarenundvondenenichbiszu einembestimmtenGradnochbefreitwar. AufeinmalerzähltenErwachseneausihremÜbermutheraus,ausihremHumorund ihrerPhantasie.AusihrerSchrägheitoderausihremWunschnachAbenteuerund Lebendigkeit. UndsieschriebenBücher,spieltenThea-terfürmich,dasmussteheißen:Sie wolltenbesondersgernemitmirredenundnichtmitdenanderenErwachsenen. Siemusstenglauben,dassdieser»andereTeil«,ausdemheraussiesichhier erlaubtenzusprechen,beimirbesseraufgehobenwaralsbeiihrenAltersgenossen. JedesBild,daswirmalen,jedeGeschichte,diewirschreiben–unabhängigvom Inhalt–istimmereinAktderRebellion,dennesbringtdas»Un-Nötige«imbesten SinnediesesWortes,indieWelt. UnsereUmweltfordertvonuns,dasswirVerpflichtungennachkommen.Dasswir unseinkleiden,ernähren,arbeitengehen,Aufgabenerfüllen. 16 Presse-Informationen Siefordertnicht,dasswireinenKopf-standmachenundmitfalschherumgehal- tenerTrompeteMusikspielenoderdasswireineGeschichteerfinden,inderjemand dastut. Vielleichtistgeradejetzt,ineinerWirklichkeit,diepermanentnachNutzenund Verwertbarkeitfragt,dieses»MehralsNot-wendige«unbedingtnotwendig–alsein Gegengewicht. Ichglaube,dassdieSehnsuchtnachdemUnnötigen,Übermütigen,den Erfahrungsun-terschiedüberbrückenkann.Unser»Ureigens-tes«ineine Wirklichkeit,dienachunserem»Ureigensten«absolutnichtgefragthat,istfürmich daswirkungsvollste,glaubhafteste,vielleichtdaseinzigeBand,daszwischeneinem ErwachsenenundeinemKindzuzie-hentatsächlichmöglichist. WirhabendieMöglichkeit,dieFreudezuumarmen,dieinderUnnötigkeitdes Erzählensliegt,unddiesesBandzuknüpfen.HiersinddieGeräuscheanders. ZurAutorinundihremStück: LAYLAZIEHTUM MathildaFatimaOnurwurde1987inMünstergeboren.Siehatvon2008bis2012 SzenischesSchreibenanderUniversitätderKünsteinBerlinstudiertundwirdvom VerlagderAutorenvertreten.Siehat,zumTeilbereitswährendihresStudiums, AuftragsarbeitenfürdasStaatsschauspielDresden,dasDeutscheTheaterBerlin,das Thea-terBaden-BadenunddasRoyalCourtTheatreLondongeschrieben.IhrStück »BlindePunkteSterne«wurde2011ausgewähltfürdieAutorentheatertageam DeutschenTheaterBerlinundmitdemSchiller-Gedächtnis-FörderpreisdesLandes Baden-Württembergausgezeichnet.MathildaFatimaOnurnahmamWorkshopdes fünften»berlinerkindertheaterpreises«vonGASAGundGRIPSTheaterteilund schriebindiesemRahmenihrerstesKinderstück»DerroteElefant«.Mit»Meine SchwesterSheherazade«verfasstsiedenTextderEröffnungsproduktiondesJungen SchauspielhausesDüsseldorfzurSpielzeit2016/17.IhreTextesindvollerPoesie, Humor,Lebendigkeit,miteinergroßenPortionSchrägheitundVerrücktheit gemischt.Unddochmeintsieessehrernst.DieKinder,diesiebeschreibt,tragen Verletzungeninsich,verspielen,vertuschenihrenSchmerz,ihreOhnmacht, Verluste.OderihreLiebe.EssindgroßeThemen,dieMathildaleichterzählt.Siewill etwasbewirken.SieisteinevielzuguteSchreiberin,umeszuzeigen. (StefanFischer-Fels) 17 Presse-Informationen Kristo Šagor GedankenzurZukunft jetzt,hier EsgibtkeineVergangenheitundkeineZukunft.EsgibtnurdasNachdenkenüber dieVergangenheitunddieZukunftinderGegenwart.WennichmireineZukunft wünsche,sageichdamitnichtsüberdieZukunft.Ichsageetwasübermich–jetzt, hier. DasisteinalterHut,aber:IchwünschemirfürdieZukunfteinKindertheater,das Kinderernstnimmt.Immerwennichdar-überspreche,projiziereich:Welchen Kindheitsbegriffhabeich?WelcheKinder,welcheKindheitwünscheichmir,und washalteichdeshalbfürkindgerecht?KindgerechtesTheatersetztvoraus, Kinderzubeobachten–unddasistnichtsanderes,alseinTheaterfürMenschen zumachenundMenschengutzubeobachten. KindersindjüngereMenschenmitwenigerWeltwissenundmehrWeltfragen.Ich alsErwachsenersolltemirmeinesWissensvorsprungsimmerbewstsein.Der kindlicheBlickistimmeraucheinfragenderBlick.IndemichKindernund Jugendlicheermögliche,Fragenzustellen,erlaubeichihneninsbesondere,die GesellschaftderErwachsenenmitallihrenKonventionenundRoutinenzu befragen.KindersinddienächsteGeneration,unddieStaffelübergabeist absehbar.IndemichKinderundihrenfra-gendenBlickaufdieWelternstnehme, helfeichihnen,sichselbsternstzunehmenundsofrühwiemöglichihre verantwortungs-volleRollealsSubjektezubegreifen–undzuergreifen. KinderzuverkitschenisteingroberFeh-ler.KindersindPersonen.AmAnfang ihresLebenszwar,aberPersonenmitÄngstenundHoffnungen.Theaterkann sichmitdiesenÄngstenundHoffnungenundFragenbeschäftigenals Menschheitsthemen. ZumAutorundseinemStück: DASKINDMITDEMBADEAUSSCHÜTTEN ÜberKristoŠagorsSchaffenalsAutorgibtesvielzuerzählen,vielleichtabernicht soviel,wasnichtbereitsimInternetleichtauffindbarwäre.Lübeck-Buntekuh.Da isteraufgewachsen.Klingtstädtischundroman-tisch,nordischundwarm.Nach BuchtundMarzipan.Freundlichblickteran,wemerbegegnet.Ichhabemehr ZeitmitdemLesenseinerTexteverbrachtalsdamit,ihnpersönlichzutreffen– unddennochhabeichdasGefühl,ihnbereitseinwenigzukennen.Sowieer 18 Presse-Informationen einenanblickt,lässterauchsichanblicken.Erbrauchtkeinen Schutzmechanismus,erverbirgtsichnicht.Dasistinteressant,isterdochein MannderWörter.(UndhatGottdemMenschennichtdieWortegegeben,um seineGefühlezuverbergen?) KristoistmitdenWörternbefreundet.SiebewegensichinseinenStücken selbstbewusst.PräziseeingesetztkreierensieBildervordenAugender Zuschauer. Viele–viele!–TheaterspielenseineTexte.InDeutschlandundinanderen Ländern.KristoŠagorschafftuniverselleTheaterstückevonRelevanzundvoller Sprachpoesie.ImRahmendes»berlinerkinder-theaterpreises«2013entstand dasStück»PatricksTrick«–eswurdenominiertfürden»Deutschen Kindertheaterpreis«,eingeladenzudenMülheimer»KinderStücken«undmit demBaden-Württembergischen»Jugendtheaterpreis«ausgezeichnet. KristoschreibtStücke,inszeniert,lehrt,schreibtjournalistisch.Hierlegtersein drittesTheaterstückfürKindervor:NaggaundJokakönntendarunterspringen. Siekönntenhierleben.Aberauchdort.Siekönntenweiblichsein.Undmännlich? JedenfallstreffensieaufOma.Keinerhatsieerwartet,eigentlichhabendie beidennichtmalgewusst,dassesOmagibt.Esentspinntsichinabenteuerlichem TempoeinSpiel,indemWorteineinergänzlichverändertenBedeutung erscheinen,sobaldsiesichineinemanderenZusammenhangbefinden.Undnach undnachkönnenNaggaundJokaPhrasenverstehenundeinsetzen.Fastganz nebenbeihabensieeingroßesGeheimnisgelüftet. (KirstinHess) 19 Presse-Informationen Chronik „berliner kindertheaterpreis“ 2005 bis 2016 DieJurymitgliederimLaufderJahre: StefanFischer-Fels|LutzHübner|Franziska Steiof|FrankPanhans|AxelPrahl|Rüdiger Schaper|VolkerLudwig|HelmaFehrmann| RegineBruckmann|HenrikAdler|KirstinHess| MatinSoofipour DerWettbewerbwirdimgesamten deutschsprachigenRaumseit2005im Zweijahres-Turnusausgeschrieben.Beiden Preisvergaben2007und2009wurdenThemen vorgegeben. »berliner kindertheaterpreis 2007« 80Einsendungen Thema:»Fremdundnah.Zusammenlebenund KonfliktevonKindernverschiedenerKulturen« ErsterPreis »OlameineSchwester« vonMagdalenaGrazewicz UraufführungGRIPSTheater2008 ZweiterPreis »schwarzweißlila«vonVolkerSchmidt UraufführungGRIPSTheater2007 Nominierungen • TorstenBöhm • AndreasJungwirth • AnnettevonderMülbe • JörgIsermeyer »berliner kindertheaterpreis 2009« 60Einsendungen Thema:»Werkannsichdasleisten?Die wachsendeKluftzwischenarmundreich« ErsterPreis »OhneMoosnixlos« vonJörgIsermeyer UraufführungGRIPSTheater2011| eingeladenzu»KinderStücke«Mülheim 2011|DasausdemStückentwickelteBuch »Allesandrealsnormal«:Nominierung Deutsch-FranzösischerJugendliteraturpreis 2014,»LeipzigerLesekompass«,2015von derStiftungLesen ZweiterPreis »Flaschengeld«vonLisaSommerfeldt UraufführungLandesbühneBruchsal 2015/16|FavoritenrundeKathrin-TürcksPreis2012|Einladungzuminternationalen Festival»SchöneAussicht«2016 Nominierungen • »Abstellgleis«vonKarlaErnst • »AngriffderKiller-Ameisen«vonCarsten Brandau • »OhneTitel«vonKatharinaSchlender »berliner kindertheaterpreis 2011« 50Einsendungen AbdiesemJahrgangwirdmitdemAutornach »seinem«Themagesucht,Altersgruppeoder BesetzungsindfreivomAutorwählbar. ErsterPreis »LeonundLeonie« vonThiloReffert UraufführungamGRIPSTheater2012| nachgespieltamSchnawwl,Nationaltheater MannheimundTheaterJungeGeneration Dresden|eingeladenzumSächsischen Thea-tertreffen2016|alsHörspielmit demzweitenMDR-Kinderhörspielpreis ausgezeichnet ZweiterPreis »Selberschuld–Katapult« vonAnkeStelling Nominierungen • »IchFisch,DuFisch«vonAgnes 20 Presse-Informationen • Gerstenberg|vonderAutorinzumStück »Monster-fische«weiterbearbeitet »DieperfekteWelt«vonTheoPlakoudakis »berliner kindertheaterpreis 2013« 75Einsendungen ErsterPreis »DiePrinzessinundderPjär« vonMilenaBaisch UraufführungGRIPSTheater2013| Mülheimer»KinderStückePreis«2014| eingeladenzumHeidelbergerStückemarkt 2015undzuminternationalen TheaterfestivalCaracasnachVenezuela| nachgespieltinLinzundRegensburg Nominierungen • »Spinne«vonReihanehYouzbashiDizaj, UraufführungTheaterKonstanz2015/16 • »MeinNameistPeter«vonJanFriedrich, nominiertfürdenDeutschen Kindertheaterpreis2014|Uraufführungin »DieSchotte«Erfurt2014/15 • »PatricksTrick«vonKristoŠagor| nominiertzumDeutschen Kindertheaterpreis2014|ausgezeichnet mitdemBaden-Württembergi-schen Jugendtheaterpreis2014|nominiertfür denMülheimer»KinderStückePreis«2015| UraufführungTheaterderJungenWelt Leipzig2014/15|nachgespieltamJungen SchauspielDüsseldorf,TheaterRudolstadt, JESStuttgart,TheaterhausFrankfurt| eingeladenzu»StarkeStücke«2015 »berliner kindertheaterpreis 2015« 120Einsendungen ErsterPreis »TagHicksoderfliegenfürvier« vonKirstenFuchs UraufführungGRIPSTheater2016| Brüder-Grimm-PreisdesLandesBerlin 2015|UraufführungamGRIPSerhältdie NominierungfürdenBerlinerTheaterpreis Ikarus2016 Förderpreis »WennPinguinefliegen«vonSarahTrilsch UraufführungHansOttoTheaterPotsdam 2016/17|DeutschlandradioKultur produziertdasgleichnamigeHörspiel Nominierungen • »DerroteElefant«vonMathildaFatima Onur • »Waswirbrauchen«vonStefanWipplinger 21 Presse-Informationen JULI 2016 THEATERHÄUSER Theater für Kinder in der Zukunft Kindertheatermacher wagen, unterstützt von Experten, einen forschenden Blick in die Zukunft. Welche Zukunft von Kindheit zeichnet sich in der Gegenwart ab? Was wissen wir über Digitalisierung, Einwanderung, gesellschaftliche Ungleichheit und wie wirken sich solche Entwicklungen auf Kindheit aus? Aus der Zukunft betrachtet: Welche Geschichten werden wir erzählt haben? „AB MORGEN …!“ versammelt Gedanken und Gespräche zur Zukunft des szenischen Schreibens und Theatermachens für junges Publikum und zu Entwicklungen der Kindheit. Neue Texte der ausAB MORGEN …! Über Theater für Kinder in der Zukunft Herausgegeben von Stefan Fischer-Fels Broschur mit 120 Seiten Mit zahlreichen farbigen Abbildungen Format 210 x 210 mm gewählten Autoren des Berliner Kindertheaterpreises am GRIPS Theater, Carsten Brandau, Reihaneh Youzbashi Dizaji, Mathilda Fatima Onur und Kristo Sagor, werden präsentiert und verschiedene Modelle zukunftsweisender Autorenförderung beleuchtet. Mit Beiträgen u."a. von Henrik Adler, Stefan Fischer-Fels, Kirstin Hess, Nora Hoch, Christian Huberts, Thomas Irmer, Dr. Gerd Taube, Raffaela Then"/"FUTURZWEI Stiftung Zukunftsfähigkeit, Christian Schönfelder. Stefan Fischer-Fels studierte Schauspiel, Erziehungswissenschaften, Psychologie, Soziologie und hat eine Ausbildung zum Fußballtrainer. Er ist noch bis zum Sommer 2016 Künstlerischer Leiter des GRIPS Theaters Berlin und wechselt dann mit Wilfried Schulz ans Düsseldorfer Schauspielhaus, wo er die Leitung des Jungen Schauspiels übernimmt. Erscheint im Juli 2016 ISBN 978-3-95749-085-8!EUR 15,00 Buchpremiere am 10. Juli 2016, Theaterbuchhandlung Einar & Bert, Berlin 20 22