Presse‐Informationen So lonely Theaterstück nach dem schwedischen Roman von Per Nilsson (Dt. Jugendliteraturpreis) Dramatisierung von Michael Müller Uraufführung am 12. Mai 2011 im „GRIPS Podewil“ Inhalt Bitte beachten Sie: Die Informationen dieser Pressemappe entsprechen dem Stand des Uraufführungstermins! Aktuelle Vitae der Ensemblemitglieder finden Sie unter www.grips‐theater.de o Besetzung o Synopsis o Praktische Informationen o Vita Franziska Steiof o Hintergrundinformationen o IKARUS 2011 – Laudatio von Christian Rakow o Pressestimmen PR im GRIPS Anja Kraus und Ute Volknant 030 – 397 47 416 pr@grips‐theater.de 2 Besetzung Uraufführung am 12. Mai 2011, 18.00 Uhr, im „GRIPS Podewil“ Altersgruppe 15+ So lonely nach dem schwedischen Roman von Per Nilsson (Dt. Jugendliteraturpreis 1997) Dramatisierung von Michael Müller Regie ............................................................................................................. Franziska Steiof Bühne und Kostüme ............................................................................. Jan A. Schroeder Dramaturgie ....................................................................................... Regine Bruckmann Es spielen: Jennifer Breitrück....................................................................................... „Ann‐Kathrin“ Robert Neumann ........................................................................................................„Junge“ Die Uraufführung von SO LONELY war die letzte Produktion unter der Künstlerischen Leitung von Volker Ludwig Alle Rechte bei Verlag für Kindertheater Uwe Weitendorf GmbH 22397 Hamburg, Poppenbütteler Chaussee 53 3 Synopsis Es ist Samstagabend; ein 16­jähriger Junge sitzt allein vor einer Reihe von Erinnerungsstücken, neben ihm ein schweigendes Telefon. Station für Station lässt der Junge die Geschichte seiner unglücklichen Liebe zu dem rothaarigen Mädchen Ann­Kathrin Revue passieren. In der Nachschau überprüft er seine Gefühl, geht alle Stationen des Kennenlernens durch: War alles nur ein Missverständnis? Wann hat er was überhört? Was hat er falsch gedeutet? Stück für Stück zerstört er all die Symbole, die ihn mit ihr verbinden: eine Busfahrkarte, ein Buch, ein Bettlaken ... zuletzt wäre sein Leben an der Reihe, aber ein Klingeln des Telefons könnte ihn retten. Die erste Liebe: Eine neue Welt tut sich auf, eine alte stürzt ein, Gefühle sind so groß, dass sie von hier bis zum Horizont reichen. Ein 16‐jähriger Junge gibt sich hoffnungsvoll und ungeschützt dieser neuen Erfahrung hin und steht am Ende wie einst Werther vor seinen Gefühlstrümmern. Es bleibt ihm die Frage: Wie kann, wie soll mein Leben weitergehen? "Ein Buch, das Liebe und Liebesleid buchstabiert: von Angst bis Zorn, von Zärtlichkeit bis Alleinsein. Ein Buch, das tiefe Glückseligkeit und tragisches Leiden nachempfinden lässt. Nicht zuletzt ein Buch, das den seltenen Blick in das Liebesjammertal eines männlichen Protagonisten gewährt." (aus der Jurybegründung zum „Deutschen Jugendliteraturpreis 1997“) Der Autor Per Nilsson, geboren 1954 im Malmö, arbeitete zunächst als Lehrer für Mathematik und Musik. Seit 1986 schreibt er Romane und Drehbücher. 1999 erhielt er den Astrid‐Lindgren‐Preis für sein Gesamtwerk. SO LONELY ist bereits die sechste Inszenierung der Regisseurin Franziska Steiof für das GRIPS Theater. Für sie geht es in SO LONELY mehr als nur um die Liebe: „Es geht um die Frage: Ist das Leben lebenswert, wenn meine Fragen nicht beantwortet, wenn meine Gefühle nicht erwidert, wenn meine Selbstzweifel nicht durch Bestätigung von außen gelindert werden? Bin ich, weil ich bin und weil ich fühle, was ich fühle oder bin ich nur, weil ich in meinem So‐ Sein beantwortet und bestätigt werde? Diese Frage weist über die Pubertät hinaus und nicht wenige scheitern daran.“ 4 Praktische Informationen Spielort: GRIPS Podewil, Klosterstraße 69, 10179 Berlin, direkt U‐Bhf. „Klosterstraße“ Vorstellungstermine: Alle aktuellen Vorstellungstermine und Kartenpreise finden Sie auf www.grips‐theater.de Kartenreservierung: 030 – 397 47 477 für Nachmittagsvorstellungen (GRIPS‐Kasse, täglich 12 – 18 Uhr) 030 – 397 47 40 für Vormittagsvorstellungen (GRIPS‐Büro, werktags 9 – 17 Uhr) Fotos: Wir können Ihnen gerne Inszenierungsfotos zur Verfügung stellen, Sie können diese auch direkt bei unserem Produktionsfotografen David Baltzer bestellen. Wenn die Fotos der Bebilderung redaktioneller Beiträge dienen, sind sie honorarpflichtig, bei Verwendung zu Werbezwecken wir Programmhinweisen, sind sie honorarfrei. Das Copyright liegt bei David Baltzer/bildbuehne.de Haben Sie Fragen und/oder Wünsche? Die PR‐Abteilung des GRIPS Theaters erreichen Sie werktags unter 030 ‐ 397 47 416 von 10 – 17 Uhr Ihre Ansprechpartner: Anja Kraus und Ute Volknant 5 Vita Franziska Steiof Franziska Steiof (*1962) arbeitet als Regisseurin und Autorin aktuell für das Schauspielhaus Düsseldorf, das Schauspielhaus Hamburg, das Theater im Zentrum Wien, und dem Theater Kiel, wo auch die Produktionen ihrer freien Gruppe DeichArt zu sehen sind. SO LONELY ist ihre sechste Regiearbeit für das GRIPS, ihre Inszenierungen ROSA (Regie und gemeinsame Autorenschaft mit Volker Ludwig), NORWAY TODAY und BADEN GEHN wurden für den Friedrich‐Luft‐Preis nominiert, NELLY GOODBYE mit dem Ikarus‐Preis 2006 ausgezeichnet. In der nächsten Spielzeit wird Franziska Steiof u.a. am Schauspielhaus Hamburg arbeiten, sie wird auch zum Team des zukünftigen Künstlerischen Leiters des GRIPS Theaters, Stefan Fischer‐Fels, gehören. Als Dozentin lehrt Franziska Steiof an der Bundesakademie Wolfenbüttel und an der UdK Berlin. Danben ist sie auch als Personal‐ und Managementtrainerin für diverse Unternehmen tätig (siehe: www. coaching‐steiof.de) 6 Hintergrundinformationen „Broken Heart Syndrome“ Eine der wenigen humanbiologischen Studien zum Thema „Broken‐ Heart‐Syndrome“ wurde Ende der 90er‐Jahre am Ludwig‐ Boltzmann‐Institut für Stadtethnologie an der Universität Wien durchgeführt. Der Verhaltensforscher Michael Bechinie untersuchte die Gefühle und das Verhalten zahlreicher von Liebeskummer geplagter Menschen. Für Bechinie ist Liebeskummer eine schlimme psychische Ausnahmesituation und ähnelt der Reaktion bei der Trauer um einen engen Verwandten. Immerhin 45 Prozent der Studienteilnehmer plagten sogar Selbstmordgedanken.(...) „Ich habe vor allem zwei Gefühle in ihrer denkbar stärksten Ausprägung gesehen: Wut und Verzweiflung“, sagt die amerikanische Anthropologin Helen Fisher. Bis dahin nie erlebte Gefühle von Ohnmacht, Hilflosigkeit, Antriebslosigkeit, angeschlagenes Selbstbewusstsein, Schwermütigkeit, Angst und Hass breiten sich aus. Eine nachweisbare physiologische Veränderung ist der Rückgang des „Glückshormons“ Serotonin im Gehirn. „Während einer anfänglichen Protestphase versucht der Verlassene, mit allen Mitteln wieder zu gewinnen“, sagt Fisher. „Das Ende der Beziehung aktiviert den Liebesbotenstoff Dopamin zu Höchstleistungen, weil die Belohnung ausbleibt.“ Je mehr sich unser Partner von uns abkehrt, desto intensiver wird unsere Leidenschaft. Der Ex‐Partner wird nochmals zum Mittelpunkt allen Handelns, die Liebe aktiviert sich noch. Irgendwann spürt der verlassene Partner, dass er aufgeben muss, und verfällt in Verzweiflung oder wird sogar depressiv. Depressive haben einen niedrigen Dopamin‐Level im Gehirn. (...) „Verliebte sind wie Drogensüchtige“, sagt Fisher. „In ihren Gehirnen treten die gleichen Aktivitätsmuster auf.“ Die gleichen Schritte, die Süchtigen helfen, erleichtern eine Trennung: Alle Bindungen zu dem früheren Partner müssen abgebrochen werden, da er die Droge für den Liebeskranken ist. Geschenke und Briefe sollte man wegpacken und keinen Ort aufsuchen, der an den Partner erinnert. Auch wenn es schwerfällt, sollte man versuchen, neue Dinge zu unternehmen: Neues lenkt ab und erhöht den Dopaminspiegel. (aus: www.welt.de/gesundheit/psychologie/article3286526/Liebeskum mer‐setzt‐Koerper‐enorm‐unter‐Stress.html) 7 „Resignation“ Jugendliche sind stark gefordert, wenn sie an der Schwelle zum Erwachsenwerden stehen. In dieser Zeit gilt es, Lebensziele zu finden, Pläne zu entwerfen, wie die Zukunft einmal aussehen soll, heraus zu finden, was man von seinen Wünschen und Idealen verwirklichen könnte. So entwickelt sich allmählich die Persönlichkeit, und diese entwickelt sich selten ohne starke Verletzungen des Selbstwertgefühls. Der sogenannte Liebeskummer ist für viele Menschen ein ernstzunehmendes Problem, hat aber eben auch sehr häufig mit Störungen im Selbstgefühl des jungen Menschen zu tun, mit Störungen in seiner Beziehung zu sich selbst. Oft entsteht der Liebeskummer, weil Schwierigkeiten wie Schüchternheit, Hemmungen, mangelndes Selbstgefühl oder dergleichen bestehen, die den Weg zum geliebten Menschen erschweren oder gar unmöglich machen, weil die geliebte Person die Liebe nicht erwidert oder untreu wird. Oftmals fallen die Betroffenen in eine tiefe Resignation oder fühlen sich auf ein Abstellgleis geschoben. Dies führt dann meist zu einer Panikhandlung, dem Selbstmord als letzten Ausweg. (aus: Freunde fürs Leben e.V., Dr. Med. Hans H. Dickhaut: „Selbstmord bei Kindern und Jugendlichen“, Beltz Verlag Weinheim, 1995) 8 Berliner Kinder­ und Jugendtheaterpreis IKARUS 2011 Laudatio von Christian Rakow Es ist schön, herauszuragen – nicht wo Ebene ist, sondern aus einer Landschaft von Gipfeln. Die Spielzeit, auf die wir heute mit den diesjährigen Ikarus‐ Preisträgern zurückblicken, war für Berliner Kinder und Jugendliche eine Spielzeit auf höchstem Niveau. Wir erlebten das Aufblühen eines Theater für die Allerjüngsten, am Theater o. N. etwa im Prenzlauer Berg oder auch hier an der Parkaue in der bezaubernden Sternenromanze „Lichterloh“ von United Puppets. Wir sahen junges postmigrantisches Theater am Heimathafen Neukölln und am Ballhaus Naunynstraße. Und es gab hochenergetische Kids live auf der Bühne zu entdecken im großen Lebensreise‐Stück „Before Your Very Eyes“ von Gob Squad im Hebbel‐Theater. Wahrlich, Berlin hat eine weite und vitale Kinder‐ und Jugendtheaterszene, der diese beiden wunderbaren Inszenierungen entstammen, die heute den Ikarus‐ Preis 2011 erhalten: „So lonely“, dieses so einfühlsame und schwebend leichte Pubertätsstück vom Grips Theater; und „Radau“, das funkelnde Live‐Hörspiel‐ Spektakel für Kinder, hier an der Parkaue. Es sind, bei aller unterschiedlichen Färbung, beides großartige Schauspielerstücke. Und den Akteuren gilt zuallererst der Dank von uns, ihrem Publikum: Jennifer Breitrück und Robert Neumann als Spieler einer ersten zarten Liebesfreundschaft in „So lonely“; Johannes Hendrik Langer als furioser Kasperl in „Radau“, der gehetzt wird von diversen aberwitzig weltwirren Ordnungshütern, gespielt von Anton Berman, Lutz Dechant, Valerie Oberhof und Andrej von Sallwitz. Es ist eine moderne Theatersprache, die sie alle uns schenken. Was macht sie aus? Von meiner Freundin, die Lehrerin ist, höre ich, dass es ein neues Modeschmähwort an Schulen gibt: „Übertrieben“. Übertrieben, das ist das Gegenteil von lässig oder cool, wie das einmal hieß. Übertrieben ist der äußerliche Auftritt, das Forcierte und Gekünstelte – das aufdringliche Herausstellen einer Botschaft. Was wäre das 9 Gegenteil davon? Nun, so etwas wie das Direkte und Persönliche, das Understatement, das Beiläufige.Ich denke, genau diese Beiläufigkeit steckt im modernen Schauspiel. Die Bühnenkünstler in „So lonely“ und „Radau“ lassen ihre Persönlichkeit aufscheinen in der Rolle, sie belehren uns nicht, sie berühren. Und wenn sie gelegentlich für Momente aus ihrem Spiel heraustreten und mit einem winzigen Augenaufschlag die Komplizenschaft mit ihrem Publikum suchen, dann tun sie das nicht, um eine Figur zu entblößen. Sondern sie artikulieren damit ein persönliches Verhältnis zu ihrem Stoff, sie setzen sich und uns wie anstrengungslos in ein Verhältnis zu dem Geschehen. Theaterspiel ist ja nie nur Abbild der Natur, sondern ihre freie und komplexe Verarbeitung. Es geht ihm um die Selbstverortung des Menschen in der Welt, um nichts weniger. Und weil diese wunderbaren Akteure vom Grips Theater und von der Parkaue uns beiläufig spielerisch solche Freiräume zur Selbstverortung öffnen, gebührt ihnen das größtmögliche Lob: Sie sind nicht „übertrieben“! Mit „So Lonely“ und „Radau“ werden wir an zwei Wurzeln des Theaters erinnert: auf der einen Seite in „So Lonely“ an die erzählerische, an die Kraft des Theaters, Sinn zu stiften, Orientierungslosigkeit zu dämpfen. Im Erzählen bündeln und strukturieren wir diffuse Erfahrungen. Auf der anderen Seite in „Radau“ passiert eigentlich das genaue Gegenteil. Da feiert sich der Unsinn, das Komische, das sinnfreie, reine Spiel. Da glänzt der Zirkus. Beides braucht unser Theater: die erzählerische Konzentration und die performative Zerstreuung von Sinn. „So lonely“, wir werden es später am Grips Theater Mitte im Podewil sehen, ist die Geschichte einer ersten Liebe, die wenigstens für einen der beiden jugendlichen Partner eigentlich nur eine Freundschaft hätte sein sollen. Ein Prickeln, ein Aufwallen, Erschütterungen, Absturz, Schmerz – das alles durchleben wir mit den Figuren. Das Stück schildert die erste, große innere Zerreißprobe in den Jugendjahren, wenn sich die Gefühlswelt zu weiten beginnt. Regisseurin Franziska Steiof hat diese bittersüße Tortur des Erwachsenwerdens mit Jennifer Breitrück und Robert Neumann ebenso leicht und humorvoll wie reif und existenziell dringlich eingerichtet. Aber mehr noch – die drei Künstler schaffen auf Basis des Romantextes von Per Nilsson eine ganz eigene jugendliche Poesie für diese Freundschaftsromanze. Wir erleben, was es heißt, wenn jemand „intensiv schweigt“, also nicht „stumpf“ oder „aufgeregt“ oder „stur“ oder wie man auch immer schweigen könnte, in naheliegenden Metaphern ausgedrückt, sondern eben: „Er schweigt intensiv“. Der Abend ist voll von solchen Zwischentönen. Ich möchte Sie bitten, nachher im Grips Theater darauf zu achten, wie Robert Neumann das ultimative Kompliment seines Helden für seine Angebetete herausbringt: „Du bist auch nicht gerade potthäßlich.“ Definitiv nicht „übertrieben“, möchte man sagen. (...) 10 Pressestimmen Berliner Zeitung Besser kann die Ära Volker Ludwig am Grips nicht zu Ende gehen, als mit diesem intelligenten, berührenden, schauspielerisch so leichten Jugendstück. Und besser noch, hier kündigt sich zugleich die künftige Intendanz höchst vielversprechend an. Denn die Regisseurin dieses Abends, Franziska Steiof, hat nicht nur für den scheidenden Gripsgründer Ludwig mit Stücken wie „Rosa“ oder „Nelly Goodbye“ Erfolge eingefahren. Sie ist auch eine feste Größe im Team des kommenden Grips‐Intendanten Stefan Fischer‐Fels. Der Tagesspiegel Die letzte Produktion der Ära Volker Ludwig, und noch einmal ein Beweis für die Klasse seines Hauses. Regisseurin Franziska Steiof erzählt mit Herz und ohne Pathos vom Sturz ins Bodenlose. Vom Liebeskummer, der immer schmerzt, aber beim ersten Mal Vernichtung bedeutet. First cut is the deepest, wie Cat Stevens sang. Sie muss dafür keinen großen Aufwand betreiben. Die Bühne ist leer, nur einiges Klebeband kommt zum Einsatz. Womit die beiden Schauspieler beispielsweise ihre Jugendzimmer auf dem Boden markieren, ein schönes Spiel mit dem Pubertätsgefühl des Provisorischen. (...) Der Fokus liegt ganz auf den Schauspielern, und die machen ihre Sache großartig. Robert Neumann spielt den namenlosen Jungen, er lässt die Verunsicherung des Heranwachsenden zwischen Himmelsstürmerei und Bruchlandung in allen Facetten leuchten, er ist briefeschreibender Schwärmer, Hanswurst beim Kondomkauf, ungeschickter Komplimentemacher und aufrichtig Verliebter. Alles ganz lebensnah. Gut getroffen. Ebenso überzeugend: Jennifer Breitrück als Ann‐ Kathrin. Ein Mädchen mit Vorsprung an Erfahrung und Selbstbewusstsein, mit Witz und Schlagfertigkeit, der nicht die Rolle der Bösen in diesem Stück zufällt, nur die der Freundin auf eigener Orientierungssuche. ... Eine bemerkenswert unverkrampfte Inszenierung. Nicht mal eine Nacktszene im Gegenlicht führt im jugendlichen Publikum zu Übersprungskichern. Das muss man erst mal hinbekommen. Berliner Morgenpost Michael Müller hat aus dem gleichnamigen schwedischen Jugendbuch von Per Nilsson eine 90‐minütige Bühnenfassung mit pointierten Dialogen kondensiert. Regisseurin Steiof erzählt die Geschichte der zart erblühenden und mit dem Auftreten eines Nebenbuhlers scheiternden Liebe in Rückblenden. Der Junge, der keinen Namen trägt, verarbeitet seinen Frust, indem er dem Publikum sein Drehbuch der Beziehung 11 präsentiert. Jennifer Breitrück spielt Ann‐Katrin als keckes Mädchen. Robert Neumanns Junge braucht eine Weile, bis er sich traut, seine Gefühle in Worte zu fassen. Regisseurin Steiof weicht dabei allen drohenden Rührselig‐ und Peinlichkeitsfallen geschickt aus. RBB Kulturradio Mit viel Humor hat Franziska Steiof inszeniert, wie es sich anfühlen kann, wenn Liebe ins Spiel kommt, da wo vorher Coolness ihren Platz hatte. Jetzt werden keine Sprüche mehr geklopft, jetzt wird gestammelt. Robert Neumann spielt ihn sehr überzeugend, den verunsicherten Kerl, der von Fettnapf zu Fettnapf tappst. Bis eben schlief er noch mit den Händen über der Bettdecke, bekennt er dem Publikum, inzwischen aber hat Ann‐ Kathrin die Hauptrolle in seinem Kopfkino inne. Und so unbefangen, kokett und sexy wie Jennifer Breitrück die Rolle des rothaarigen Mädchens im Katzen‐T‐Shirt füllt, hat jeder im Publikum Verständnis dafür. Es geht nicht nur um das holprige erste Mal. Es geht um das gleiche große, schmerzende Ganze, wie schon damals bei Goethe. Aber am GRIPS ist der junge Werther mit viel Selbstironie im Jahr 2011 angekommen und dieses Mal macht der Ausgang der Geschichte Mut. Der Applaus an diesem Abend ist üppig. tip 2012/11 Mit Jennifer Breitrück als das erfahrene Mädchen und Robert Neumann als der kummervoll verliebte Junge sind zwei tolle junge Schauspieler zu sehen, die selbst notgedrungen peinliche Manifestationen larmoyanter Adolesenz völlig unpeinlich umspielen. (Prädikat „Sehenswert!“) Märkische Allgemeine Wer das Grips darstellerisch und erzählerisch auf der Höhe erleben will, wende sich an „So lonely“, diese Liebeserkundung für Heranwachsende, zu Musik von Leonard Cohen und Pink Floyd. Es ist Theater der kleinen Mittel mit größter Glücksausschüttung. Ossietzky, Anja Röhl Die hochkonzentrierte Stille, die wieder mal im Grips‐Theater herrschte, die nicht verordnet werden kann, der danach lostobende Beifall, beides macht deutlich, wie gut hier wieder mal die Zielgruppe getroffen wurde, Jennifer Breitrück und Robert Neumann vom Gripsensemble haben sich hier wieder mal selbst übertroffen, genial die Körpersprache des Robert Neumann, mit der er sämtliche Gefühle wie auf einer Klaviertastatur, in 12 tausenderlei Variationen wie ein Musikstück, zwar dem Publikum, aber nicht seinem Mädchen auszudrücken imstande ist. Man lacht sich kaputt, aber nicht über den Jungen im Stück, sondern über sich selbst, weil man das auch schon genauso erlebt hat. Wunderschön die kurzen, aber lang empfundenen Sequenzen des Verstehens, als Kernstück gelungener Annäherung, die hier choreografisch im Tanz ausgedrückt werden. Keine Minute langweilig! Ein modernes Aufklärungsstück. Aber nicht über Sex wird aufgeklärt, darüber wissen Jugendliche meist schon genug, sondern über den beschwerlichen Weg hin zu einer Frau, in die man verliebt ist. Wieso ist da dann plötzlich so viel Angst? Wie spricht man mit ihr, wie offenbart man sich, was verschweigt man, wieviel verbirgt man, und wie schwachsinnig ist das, wie idiotisch stellt man sich an? ... Lohnenswert! Nicht nur für zur Zeit gerade Verliebte, auch für solche, bei denen es schon etwas länger her ist, oder die glauben, dass sie sowas nicht mehr erleben werden. Das stimmt natürlich nicht, als Volltrottel kann man sich immer wieder erweisen. Hat auch was Gutes, das lernt man im Grips. 13