Kompetenz und Leidenschaft

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Kompetenz und Leidenschaft
10 Jahre Hessisches Baumanagement
Vorwort
Ein starker Partner
Sehr geehrte Damen und Herren,
der Landesbetrieb „Hessisches Baumanagement (hbm)“ hat in den vergangenen
zehn Jahren den Wandel aus der klassischen Behördenorganisation in eine effizientere
und leistungsstärkere Betriebsstruktur umfassend vollzogen und seine unverzichtbare Rolle als kompetenter Know-how-Träger im „Baugeschäft“ eindrucksvoll und
erfolgreich unter Beweis gestellt. Dabei ist die Bandbreite seiner Aufgaben beeindruckend: von Baumaßnahmen im Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel mit Herkules
und Wasserspielen bis zum Besucherzentrum „Zeit und Messel Welten“, von der
„Keltenwelt am Glauberg“ bis zum „Newman Village“ in Wiesbaden, von der Neuordnung aller hessischen Hochschulstandorte bis hin zum Bundessozialgericht und
dem Deutschen Wetterdienst. Bei diesen und vielen anderen Baumaßnahmen ist
das hbm Garant für die einheitliche und qualitätsgesicherte Umsetzung baufachlicher, baurechtlicher und vergaberechtlicher Vorschriften sowie für den Erhalt des
hohen Niveaus der Baukultur in Hessen.
Aber Hessen hat sich weitere Ziele gesetzt – etwa die CO2-Neutralität der Landesverwaltung, das nachhaltige, energieeffiziente Bauen und die Barrierefreiheit der
Landesgebäude – die nur mit technischem Verständnis und fundierten Erfahrungen
umzusetzen sind. Für diese Zukunftsthemen brauchen wir den Landesbetrieb als
zentralen Dienstleister, damit diese Anforderungen nach einheitlichen Standards
qualitätsgesichert und wirtschaftlich umgesetzt werden.
Nun steht das hbm im Zuge des laufenden Strukturprojektes zur Zusammenführung
mit dem Hessischen Immobilienmanagement (HI) erneut vor einer großen Herausforderung. Ich bin der festen Überzeugung, dass dieses Projekt die Zukunftssicherheit des Immobilien- und Baumanagements stärken und damit zu einer höheren Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit führen wird, und sich der neue Betrieb, ebenso
wie in der Vergangenheit das hbm, als leistungsstarker und innovativer Partner der
Landesverwaltung etablieren kann.
In diesem Sinne möchte ich dem hbm zu seinem 10-jährigen Bestehen gratulieren
und mich für die geleistete Arbeit zum Wohle des Landes sehr herzlich bedanken.
Wiesbaden,
im Dezember 2014
Dr. Thomas Schäfer
Hessischer Minister der Finanzen
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Vorwort
„Man kann nicht in die Zukunft schauen, aber man kann den Grund für
etwas Zukünftiges legen – denn Zukunft kann man bauen.“
Antoine de Saint-Exupéry
4 hbm
10 Jahre Hessisches Baumanagement
Liebe Leserinnen und Leser,
zehn Jahre Hessisches Baumanagement stehen für Zuverlässigkeit in der Tradition
Staatlichen Bauens. Mit der Jubiläumsbroschüre möchten wir Ihnen anhand ausgewählter Bauprojekte einen Einblick in die vielfältigen Aufgaben und die Leistungsfähigkeit des hbm geben. Der Hochschulbau hat immens an Bedeutung gewonnen.
Das Ministerium für Wissenschaft und Kunst ist mit einem Investitionsvolumen von
vier Milliarden Euro bis zum Jahr 2025 unser größter Auftraggeber. Im Wettbewerb um
die besten städtebaulichen und architektonischen Lösungen führt das hbm klar strukturierte und transparente Architektenwettbewerbe durch, um die Qualität in den Planungs- und Vergabeprozessen sicher zu stellen. Sie sind Teil der Baukultur geworden.
Im Juni 2014 verpflichtete sich die Landesregierung zu einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Haushaltspolitik ohne Neuverschuldung ab dem Jahr 2019. Der
realistischen Veranschlagung der Baukosten kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Für jeden Planungs- und Realisierungsprozess ist eine sorgfältige Planung
unter enger Einbeziehung der Fachministerien und der Nutzer sowie eine zügige
Umsetzung der haushaltsrechtlich anerkannten Maßnahmen erforderlich. Das hbm,
mit seinen hochspezialisierten und leidenschaftlich motivierten Menschen, hat den
Anspruch, eine qualitätsvolle, ressourcenschonende und kostenbewusste Architektur
im öffentlichen Raum umzusetzen.
Anfang 2016 steht eine neue strukturelle Veränderung an, die Fusion mit dem Hessischen Immobilienmanagement. Die Leistungserbringung aus einer Hand bietet viele
Vorteile und vereinfacht die Verwaltungsabläufe. Durch intensive Mitgestaltung des
Wandels bieten sich Chancen wie die Erhöhung des Eigenleistungsanteils bei der
wirtschaftlichen Erledigung von Hochbaumaßnahmen und die Berücksichtigung der
Betreibererfahrung beim Bau, der Nutzung und dem Erhalt öffentlichen Eigentums.
Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei allen Kolleginnen und Kollegen des
hbm für ihr großes Engagement, bei unseren Auftraggebern und Partnern für die konstruktive Zusammenarbeit und ihr Vertrauen in unsere Leistungsfähigkeit.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und gute Erinnerungen im Rückblick auf
die gemeinsamen Bauprojekte.
Frankfurt am Main,
im Dezember 2014
Thomas Platte
Direktor des Hessischen Baumanagements
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Chronik
Höchste Qualität und Effizienz in allen
Planungs- und Bauprozessen
sowie weitreichende Expertise bei Nachhaltigkeitsthemen
Das Hessische Baumanagement betreute in seinem Jubiläumsjahrzehnt
2004 bis 2013 mit seinen rund 850 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
ca. 12.500 Projekte mit einem Volumen von ca. 5,6 Mrd. Euro Bauausgaben. Insgesamt wurden ca. 37.000 Bauverträge und Vergaben nach
VOB mit einem Volumen von ca. 4,1 Mrd. Euro und ca. 9.000 Verträge
mit Ingenieuren und freiberuflich Tätigen nach HOAI mit einem Volumen von ca. 675 Mio. Euro abgeschlossen.
Oberlandesgericht
und 1. Polizeirevier
Darmstadt
Zwei unter einem Dach –
die Architektur als Sinnbild demokratischer
Prinzipien [52].
Baubeginn ab 2006
Der neue Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt am Main mit dem historischen Poelzig-Ensemble setzt ästhetische
und funktionale Maßstäbe [26].
Baubeginn ab 2004
Das Unesco-Weltkulturerbe Bergpark
Wilhelmshöhe in Kassel verbindet Geschichte, Natur, Technik und Architektur in
einzigartiger Weise [10].
Baubeginn ab 2005
Das Hochsicherheitslabor
BSL-4-Labor in Marburg
ermöglicht wissenschaftliche Virenforschung auf
höchstem sicherheitstechnischen Niveau [42] .
Baubeginn ab 2005
Der Campus Riedberg (Science
City Frankfurt) der Goethe-Universität fördert die interdisziplinäre
Zusammenarbeit der naturwissenschaftlichen Fachbereiche und Disziplinen [30].
Baubeginn ab 2004
Hessischer Landtag, Wiesbaden
Das historische Stadtschloss und
der neu erbaute Plenarsaal bilden
heute das repräsentative Landtagsensemble der Landeshauptstadt
Wiesbaden [48].
Baubeginn ab 2005
Mit spektakulärem Baukörper und kräftiger Farbgebung hat das Biomedizinische Forschungszentrum Seltersberg in Gießen neue architektonische
Akzente für die interdisziplinäre Spitzenforschung
gesetzt [40].
Baubeginn ab 2007
Bei laufendem Betrieb sind auf dem
Campus Niederrad der Goethe-Universität mit zahlreichen Sanierungsund Erweiterungsmaßnahmen die
funktionstechnischen Grundlagen für
die universitätsmedizinischen Herausforderungen des 21. Jh. geschaffen worden [32].
Baubeginn ab 2004
2004
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Der Deutsche Wetterdienst in Offenbach
am Main sorgt in puncto Energieeffizienz und
nachhaltiges Bauen für ein gutes Klima [62].
Baubeginn ab 2005
2005
2006
2007
Als moderner, betriebswirtschaftlich ausgerichteter Landesbetrieb leistet
das Hessische Baumanagement einen wichtigen Beitrag für die zukunftsweisende Gestaltung öffentlicher Räume und zum verantwortungsvollen
Mitteleinsatz für staatliche Baumaßnahmen in Hessen. Eine bedachte, zeitlich ausreichend bemessene Planung und eine sorgfältige Veranschlagung
der Kosten sowie die kontinuierliche Verfolgung der Kosten und Termine
bieten die Gewähr für eine effiziente Abwicklung der Baumaßnahmen.
Darüber hinaus sichert das Hessische Baumanagement die Vorreiterrolle öffentlicher Auftraggeber beim energieeffizienten Bauen und der energetischen
Gebäudesanierung. Eine Vielzahl von Projekten zeigt auf, wie sich Klimaschutz
und Effizienz beim nachhaltigen Bauen bestens ergänzen.
Der Hessische Staatsgerichtshof in
Wiesbaden erhielt mit dem Umbau
eines Biedermeier-Ensembles ein repräsentatives Domizil für die höchste
Rechtsprechung [46].
Baubeginn ab 2008
Die Keltenwelt am Glauberg setzt Originalfunde in naturräumlichem Kontext spannungsvoll in Szene [14].
Baubeginn ab 2008
Der phantasievoll gestaltete Georg-Büchner-Platz in Darmstadt
eröffnet vielfältige Nutzungsmöglichkeiten [20].
Baubeginn ab 2009
Das Weltnaturerbe Grube Messel mit dem
Besucherzentrum „Zeit und Messel Welten“ zeigt sich als eindrucksvolles Fenster in
die Urzeit [18].
Baubeginn ab 2008
Im Zuge der Instandsetzung und Erweiterung
des Bundessozialgerichts in Kassel ist unter
Berücksichtigung des Denkmalschutzes die
architektonische Vergangenheit mit der Gegenwart zusammengeführt worden [58].
Baubeginn ab 2008
2008
Für die Hochschule Fulda ist ein Gebäude-Ensemble entstanden, das nicht
nur die Architekturlandschaft der hessischen Hochschulen und Universitäten prägt und bereichert, sondern auch in der Energieeffizienz neue
Maßstäbe setzt [38].
Baubeginn ab 2010
Das Hochhaus C10 auf
dem Campus der Hochschule Darmstadt ist nach
der Grundsanierung und
Erweiterung zu einem optischen Identifikationspunkt
der Hochschule und zu
einem weithin sichtbaren
Blickpunkt für Darmstadt
geworden [36].
Baubeginn ab 2009
Das Newman Village in Wiesbaden
ist in nur zweieinhalb Jahren als eine
40 Hektar große Housing Area mit 326
Wohneinheiten für die Familien der
amerikanischen Streitkräfte geplant,
erschlossen und erbaut worden [68].
Baubeginn ab 2009
Dem traditionsreichen Paul-Ehrlich-Institut in Langen ist es dank moderner
Gebäudetechnik und trotz energieintensiver Labore gelungen, die Energiekosten
massiv zu senken [66].
Baubeginn ab 2010
2011
2009
2010
2013
2012
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Kunst und Kultur
Mit individuellen Kunst- und Kulturbauten
eröffnet das Hessische Baumanagement neue
Dimensionen des Erlebens
Die Kulturlandschaft in Hessen ist so lebendig und vielfältig wie das Land selbst.
Staatstheater, Landesmuseen, Besucherzentren sowie Kultur- und Naturdenkmäler
laden dazu ein, die Schätze der Menschheit kennenzulernen und in die Welt der
schönen Künste einzutauchen.
Mit seinen individuellen Kunst- und Kulturbauten hat das hbm das
kulturelle Leben in Hessen mitgestaltet. Seine Bauwerke sind selbstbewusster Denkanstoß und geben Schauspiel, Gemäldesammlungen und
historischem Kunsthandwerk eine Heimat.
In seinem Jubiläumsjahrzehnt hat das hbm für zwei UNESCO-Welterbestätten die „passenden Räume“
geschaffen. Die preisgekrönte Architektur der Besucherzentren im Bergpark Wilhelmshöhe sowie der
Fossilienfundstätte Grube Messel sucht ebenso den Dialog mit den historischen Schauplätzen wie das
Keltenmuseum am Glauberg. Ihre innovativen Konzepte laden dazu ein, Kulturlandschaft, Geologie und
Archäologie einmal anders zu erleben.
8 hbm
Rund 3,8 Millionen Kunstgegenstände mit einem bilanzierten Wert von rund 4,7 Milliarden Euro hat das Land Hessen für Kulturinteressierte zu bieten
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Kunst und Kultur
Vom Herkulesdenkmal aus bahnt sich das Wasser eindrucksvoll seinen Weg über die barocken Wasserarkaden
10 hbm
Unter den Augen des Halbgottes Herkules:
Bergpark Wilhelmshöhe wird Weltkulturerbe
Seit dem 23. Juni 2013 zählen die Wasserkünste und die Herkulesfigur im Bergpark Wilhelmshöhe zum UNESCO-Weltkulturerbe. Damit steht der Bergpark auf Augenhöhe mit der Freiheitsstatue in New York, der Chinesischen Mauer und den Pyramiden von Gizeh. Im Kasseler
Bergpark werden Geschichte, Natur, Technik und Architektur in einzigartiger Weise erlebbar. In
die Parklandschaft barocken Ursprungs mit teilweise exotischem Baumbestand sind imposante
Zeugnisse fürstlicher Bautätigkeit eingebunden. Überragend dabei ist das Herkulesdenkmal,
dessen monumentaler Unterbau aus Tuffstein sich in einer aufwendigen Instandhaltung befindet. Die Instandsetzung der Herkulesfigur wurde 2008 mit dem Wiederaufsetzen des Kopfes
symbolträchtig beendet. Ausführliche Informationen über 300 Jahre Geschichte des höchstgelegenen Bergparks Europas erhält man im neu erbauten Besucherzentrum in Sichtachse zum
Herkulesbauwerk. Wie ein großer, bearbeiteter Findling liegt der Baukörper als landschaftliches Element am Übergang zwischen Grünraum und Parkplatz. Als Teil der Topografie besteht
das Gebäude innen wie außen aus Sichtbeton. Die Außenhaut nimmt mit ihrer groben Reliefstruktur das poröse Felsgestein des Herkulesbauwerkes und der natürlichen Umgebung auf,
während im Inneren des Gebäudes der Sichtbeton eine weiche und glatte Oberfläche aufweist.
Im Gespräch mit Prof. Dr. Bernd Küster,
Direktor der Museumslandschaft Hessen
Kassel (re.)
Kassel und stellte auf der Fahrt fest,
dass die Ernennung des Bergparks zum
Weltkulturerbe auf allen Radiosendern
Top-Thema war.
Welchen Stellenwert hatte die Architektur im Bergpark für den Titel als
Weltkulturerbe?
Das UNESCO-Komitee hat den Bergpark am 23. Juni 2013 zum Weltkulturerbe ernannt. Wie haben Sie dies persönlich erlebt?
Ich kann mich noch gut daran erinnern,
dass wir hier im Schloss Wilhelmshöhe
auf den Tag der Entscheidung inständig
gewartet haben. Als der 21. und 22. Juni
ohne Nachricht aus Phnom Penh vergingen, gönnte ich meinen zum Zerreißen
gespannten Nerven eine Auszeit. Ich war
also gerade 300 Kilometer weit weg von
Kassel, als mich am Sonntagmorgen die
Hessische Ministerin für Wissenschaft
und Kunst anrief und sagte: „Wir haben
es geschafft.“ Daraufhin machte ich
mich sofort auf den Weg Richtung
Ohne historische Architektur hätten wir
an einen Welterbe-Antrag überhaupt
nicht denken brauchen. Bekanntlich
nimmt die UNESCO eine Kulturstätte
nur dann in die Liste des Kulturund Naturerbes der Welt auf, wenn
sie die Kriterien der Einzigartigkeit,
Authentizität (historische Echtheit)
und der Integrität (Unversehrtheit) erfüllen. Das UNESCO-Komitee würdigte das Stück zwischen Herkules und
dem Neptunbecken als authentischen
Teil des Bergparks. Es gliedert den
Bergpark und wirkt durch seine Achse
bis tief in die Stadt hinein. Das eine solche noch intakte, barocke Anlage ein
Stadtbild dominiert, ist etwas ganz
Außergewöhnliches in Europa.
Haben die Bau- und Sanierungsarbeiten im Bergpark die Ernennung zum
Weltkulturerbe begünstigt?
In jedem Fall. Wenn man einen Antrag
für das UNESCO-Welterbe einreicht,
begutachten Experten auch Kriterien
wie die Besucherlenkung oder das
Tourismuskonzept. Vom ersten Tag an
nutzten unsere Gäste das Besucherzentrum so, wie wir uns das im Idealfall
gewünscht haben. Sie sehen die Einrichtung als erste Anlaufstelle, informieren sich über den Herkules, die Wasserkünste und den Bergpark, bevor sie
ihre Erkundungsreise im Parkgelände
beginnen. Unser Besucherzentrum hat
Vorbildfunktion für landesweit geplante, gleichgeartete Einrichtungen.
Ein Welterbe bleibt nur dann lebendig,
wenn es weiterentwickelt wird. Welche
Zukunftspläne haben Sie?
Der UNESCO-Status ist zuallererst einmal die Verpflichtung zum Erhalt des
Welterbes. Wir setzen daher alles daran, die gesamte originäre Substanz des
Bergparks zu bewahren. In der Praxis
bedeutet das, dass wir den facettenund artenreichen Landschaftspark, der
durch menschliches Zutun zur idealen
Natur geformt worden ist, bestmöglich
erhalten.
Verraten Sie uns Ihre persönliche Lieblingsstelle im Bergpark Wilhelmshöhe?
Das kann ich Ihnen genau sagen. Das
ist der Hexenstein, eine Stelle oberhalb des Neuen Wasserfalls. Auch
ohne Wasserinszenierung stellt diese
Attraktion eine imposante und anmutige
Kulisse dar.
hbm 11
Kunst und Kultur
„Unser Besucherzentrum am
Herkules hat Vorbildfunktion für
landesweit geplante, gleichgeartete Einrichtungen.“
Prof. Dr. Bernd Küster,
Direktor der Museumslandschaft
Hessen Kassel
12 hbm
Besucherzentrum am Herkules,
Bergpark Wilhelmshöhe, Kassel
ƒ Bauprojekt: Neubau Besucherzentrum
am Herkules
ƒ Rolle des hbm: Bauherrenvertretung,
Projektleitung
ƒ Architekt: Staab Architekten GmbH,
Berlin
ƒ Ausstellungsplaner: Fischer Ausstellungsgestaltung, Berlin
ƒ Landschaftsarchitekt: Levin Monsigny
Landschaftsarchitekten, Berlin
ƒ Bauzeit: 06/2009 – 06/2011
Auszeichnungen
ƒ Simon-Louis-du-Ry-Plakette 2013,
Auslober: Bund Deutscher Architekten
BDA im Lande Hessen
ƒ Architekturpreis Beton 2014 (Anerkennung), Auslober: Informationszentrum
Beton in Kooperation mit dem Bund
Deutscher Architekten BDA
Herkulesbauwerk,
Bergpark Wilhelmshöhe, Kassel
ƒ Bauprojekt: Sicherung und Instandsetzung des Herkulesbauwerkes mit
Herkulesfigur
ƒ Rolle des hbm: Bauherrenvertretung,
Projektleitung, Projektsteuerung und
Fachbauleitung
ƒ Fachplaner (Auswahl): HAZ GmbH,
Kassel (Tragwerksplanung Gebäude
und Figur, Fachbauleitung), Steinwerkstatt Regensburg (steinrestauratorische
Fachplanung und –Bauleitung)
ƒ Bauzeit: 2005 bis voraussichtlich 2016
UNESCO-Weltkulturerbe seit 2013
hbm 13
Kunst und Kultur
In Form eines monolithischen Bauwerks fügt sich das Keltenmuseum am Glauberg in die sanften Hügel ein und wird Teil der Landschaft
Fernrohr in die Vergangenheit:
Die Rückkehr der Kelten am Glauberg
Sie sind geheimnisumwittert wie kaum ein anderes europäisches Volk: die Kelten. Unsere sagenumwobenen Vorfahren hinterließen keine schriftlichen Zeugnisse. Deshalb sind Forscher
umso mehr auf Spuren ihrer Kultur angewiesen. Am Glauberg, in der östlichen Wetterau, haben
Kelten in Form einer Siedlungs- und Kultstätte ihren historischen Fußabdruck hinterlassen. Bei
Ausgrabungen stießen Forscher in den 1990er Jahren auf prunkvoll ausgestattete Fürstengräber aus dem 5. Jahrhundert vor Christus. Darunter ein einzigartiger Fund: Die nahezu unversehrte lebensgroße Sandsteinstatue eines keltischen Herrschers.
Mit einem monolithischen Baukörper, der einem archäologischen Fundstück gleich aus der
Landschaft ragt, wurde für den „Fürst vom Glauberg“ ein „Herrschaftssitz“ geschaffen. Wie ein
Fernrohr sind die Panoramafenster auf einen gegenüberliegenden Hügel mit einem freigelegten Keltengrab ausgerichtet. Das Museum, das gemeinsam mit dem archäologischen Park und
einem Forschungszentrum die „Keltenwelt am Glauberg“ darstellt, setzt die Grabbeigaben und
ihre Originalfundstätte spannungsvoll in Szene.
14 hbm
Im Gespräch mit dem stellvertretenden
Museumsleiter Thomas Lessig-Weller (li.)
Museen arbeiten heute im Spannungsfeld von Bildung, Unterhaltung und
Wissenschaft. In welcher Form lässt
sich unser kulturelles Erbe am besten
vermitteln?
Das Schlagwort heißt „Edutainment“,
eine Mischung aus Bildung und Unterhaltung. Hierbei leisten die Museen nach wie vor einen wichtigen
Beitrag. Denn nur hier können die
Bürger Kontakt mit den originalen
Hinterlassenschaften unserer Vorfahren aufnehmen. Doch die ausschließliche Präsentation von Kulturgut reicht
schon lange nicht mehr aus. Wir Museumsschaffenden sollten versuchen,
den Bildungsauftrag mit Unterhaltung
zu kombinieren. Wir müssen also den
Rahmen dafür schaffen, dass die Besucher gerne ins Museum gehen. Nur
wenn es uns gelingt, die Besucher zu
emotionalisieren, ihr Herz anzusprechen, wird der Kopf letztlich frei für
Faktenwissen und wissenschaftliche
Zusammenhänge.
Von welchem Wert sind die archäologischen Fundstücke, die im Keltenmuseum ausgestellt sind?
Archäologische Funde sind per se
schon wertvoll, weil sie einmalig und
Bestandteil der menschlichen Geschichte sind. Im Fokus der Archäologen steht zudem der ideelle Wert, also
die Bedeutung des Fundstücks für die
Wissenschaft. Und der ist im Falle der
Funde vom Glauberg unermesslich.
Hinzu kommt die Tatsache, dass die
Freilegung der „Fürstengräber“ vorbildlich in Wort und Bild festgehalten
wurde. Es ist nicht übertrieben, wenn
man sagt, dass das in vielen Ordnern
festgehaltene Wissen den eigentlichen Schatz darstellt.
Wie wichtig für Ihren Ruf als archäologisches Museum ist die preisgekrönte
und von Fachpublizisten gefeierte Architektur des Museumsbaus?
Besonders wertvolle Dinge haben es
natürlich verdient, in eine entsprechende Verpackung gehüllt zu werden. Die
Architektur des Hauses unterstreicht zudem die Einzigartigkeit und den Wiedererkennungswert der Keltenwelt am Glauberg. Kurz gesagt, der „Keltenfürst“ vom
Glauberg hat mit dem Museum eine ihm
gebührende neue Heimat erhalten. Ich
möchte all denen danken, die mit ihrem
Sachverstand, Wissen und nicht zuletzt
ihrem Herzen zum Erfolg der Keltenwelt
am Glauberg beigetragen haben.
hbm 15
Kunst und Kultur
„Besonders wertvolle Dinge haben es verdient, in
eine entsprechende Verpackung gehüllt zu werden.
Der Keltenfürst vom Glauberg hat mit dem Museum
eine ihm gebührende neue Heimat erhalten.“
Thomas Lessig-Weller,
stellvertretender Museumsleiter
16 hbm
Im archäologischen Park finden Besucher Wall-Grabensysteme und Wehranlagen aus frühkeltischer Zeit. Wie
fortschrittlich war die Bautechnik der
Kelten vom Glauberg?
Im Vergleich zu zeitgleichen Kulturen
am Mittelmeer mögen die bautechnischen Leistungen eher primitiv anmuten. Allerdings darf man dabei nicht
außer Acht lassen, dass sich vieles
dem Archäologen lediglich als spärlicher Überrest präsentiert. Aufgrund
des Fehlens von Bauhölzern wissen wir
daher nicht, wie komplex die Häuser
gebaut waren und wie repräsentativ
die den Glauberg umgebende Mauer
letztlich wirklich war. Bedenkt man jedoch, dass die überwiegende Bevölkerung vermutlich aus Bauern bestand,
muss ihre Bauleistung als außergewöhnlich betrachtet werden.
Im letzten Jahr haben Sie den zweihunderttausendsten Besucher seit der
Eröffnung des Hauses im Mai 2011 begrüßen dürfen. Worauf führen Sie die
große Publikumsresonanz zurück?
Natürlich zählt der Glauberg mit seiner Geschichte und den spektakulären
Funden zu den bedeutendsten archäologischen Stätten Deutschlands. Hinzu
kommt die Faszination, die der Begriff
„Kelten“ auf viele Menschen ausübt.
Aber vor allem ist es das, was die Besucher der Keltenwelt im Museum und im
archäologischen Park erwartet: Spektakuläre Funde in ihrem kulturellen und
naturräumlichen Kontext – und dies in
einem nach neuesten didaktischen und
ausstellungstechnischen Gesichtspunkten gestalteten Präsentationsraum.
Was ist Ihre Vision für die Keltenwelt
am Glauberg?
Die Keltenwelt am Glauberg soll sich
zu einer einzigartigen Einrichtung entwickeln, in der viele Menschen jeden
Alters ihren Einstieg in die Faszination
der Keltenforschung finden – und die
Einrichtungen immer wieder gerne besuchen. Die Keltenwelt am Glauberg hat
mit Museum, archäologischem Park und
angeschlossenem Forschungszentrum
das Potenzial, archäologische Arbeit in
all seinen Facetten erlebbar zu machen.
Dieses auch umzusetzen, ist die große
Herausforderung für die Zukunft.
Keltenmuseum am Glauberg, Glauburg
ƒ Bauprojekt: Neubau Keltenmuseum
am Glauberg
ƒ Rolle des hbm: Bauherrenvertretung,
Projektleitung, Projektsteuerung
ƒ Architekt und Szenographie:
kadawittfeldarchitektur gmbh, Aachen
ƒ Bauzeit: 07/2008 – 08/2010
Auszeichnungen
ƒ Auszeichnung vorbildlicher Bauten
im Lande Hessen 2011, Auslober:
Land Hessen vertreten durch das
Hessische Ministerium der Finanzen
und die Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen
ƒ Preis des Deutschen Stahlbaues 2012
(Auszeichnung), Auslober: bauforumstahl und Bundesministerium für
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
ƒ best architects 13 Award (Auszeichnung),
Initiator: »zinnobergruen« – Agentur für
Unternehmenskommunikation
hbm 17
Kunst und Kultur
Eintauchen in die Erdgeschichte:
Multimediale Reise durch
47 Millionen Jahre
Ein eindrucksvolles Fenster in die Urzeit und von der UNESCO zum Weltnaturerbe ernannt –
das ist die Grube Messel in der Nähe von Darmstadt. Sie gehört zu den bedeutendsten und
reichhaltigsten Fossilienfundstätten der Welt. Wissenschaftler stoßen hier fast täglich auf gut
erhaltene Fossilien aus dem Eozän vor rund 47 Millionen Jahren. Ein Ort mit ganz besonderer Anziehungskraft, der seit Fertigstellung des Besucherzentrums „Zeit und Messel Welten“
im August 2010 nicht nur die Fachwelt fasziniert. Architektur und Museumsausstellung sind
so aufeinander abgestimmt, dass die bauliche Umsetzung mit der spannungsreichen Entstehungsgeschichte korrespondiert und zu einem neuen geowissenschaftlichen Konzept führt.
Dabei dient die Schichtung des Ölschiefers als grafische Grundidee des Gebäudeentwurfes.
Auf knappem Raum und mit reduziert verwendetem Baustoff ist ein inszenierter didaktischer
Museumsrundgang entstanden, der als geologische Zeitreise durch die Schichten der Erdgeschichte die Besucher aus aller Welt in die Schätze des Erdreiches eintauchen lässt.
Vom Dach des Besucherzentrums aus lässt sich die der Schichtung des Ölschiefers nachempfundene Architektur besonders gut betrachten
18 hbm
Im Gespräch mit Dr. Marie-Luise Frey,
Geschäftsführerin der Welterbe Grube
Messel gGmbH
Wie viele Besucher hat das Besucherzentrum seit seiner Eröffnung zählen
können?
Wir haben seit der Eröffnung in 2010 bis
heute mehr als 200.000 Besucher begrüßen dürfen.
Das hbm war bei dem Bauprojekt für
die Projektleitung und -steuerung
verantwortlich. Wie haben Sie die Zusammenarbeit empfunden?
Im Besucherzentrum „Zeit und Messel
Welten“ setzt man auf ein modernes
Konzept mit medialer Inszenierung.
Passt das Ihrer Meinung nach zu Fossilien aus der Urzeit?
Viele Gäste erwarten bei ihrer Ankunft
eigentlich ein klassisches Museum. Das ist
das Besucherzentrum mit seinem innovativen Konzept nicht. Uns geht es um eine
zeitgemäße Präsentation des Schatzes
Grube Messel und seiner Ästhetik. In unserem Besucherzentrum „Zeit und Messel
Welten“ setzen wir auf eine künstlerische
Inszenierung geowissenschaftlicher Themen. Unser Konzept ist international einzigartig und kommt bei Fachkollegen aus
dem In- und Ausland positiv an.
Wie wichtig ist die Architektur bei einer Weltnaturerbestätte wie der Grube
Messel?
Eigentlich spricht eine Welterbestätte ja
für sich selbst. Allerdings gibt es Orte,
an denen außergewöhnliche Naturphänomene nicht augenscheinlich sind. In
diesen Fällen kann die Architektur eine
unterstützende Funktion übernehmen.
Das Besucherzentrum „Zeit und Messel
Welten“ setzt das Weltnaturerbe in Szene. Seine Architektur greift die Schichtung des Ölschiefers auf, macht neugierig und weist den Besucher darauf hin,
dass ihn etwas Besonderes erwartet:
eine wertvolle Fundstätte von einzigartigen Fossilien der Urzeit.
Ich habe die Zusammenarbeit mit dem
hbm zu jeder Zeit als konstruktiv und unterstützend wahrgenommen. Trotz aller
Schwierigkeiten, die bei einem Bauvorhaben dieser Dimension auftreten. Der
Neubau des Besucherzentrums war für
mich persönlich eine Herzensangelegenheit. Ich glaube aber auch im Sinne aller
Baubeteiligten zu sprechen, wenn ich nun
sage: Der Neubau ist ein Erfolgsprojekt!
Wie stark konnten Sie Ihre Vorstellungen in das Bauprojekt einbringen?
Wir freuen uns sehr, dass wir zu fast 100
Prozent unsere fachlichen Vorstellungen
und Wünsche einfließen lassen konnten.
In meiner bisherigen beruflichen Laufbahn stellte das Besucherzentrum „Zeit
und Messel Welten“ das erste Bauprojekt dar. Dementsprechend habe ich viele neue Erfahrungen sammeln können.
Dies ist ein Wissen, das von sehr hohem
Wert für weitere Vorhaben ist.
Wenn Sie aus Sicht der Geologin sprechen, können Planer, Ingenieure und
Architekten aus den Strukturen und
Formen der Natur Anregungen für das
heutige Bauen gewinnen?
Davon bin ich fest überzeugt. Die Natur
arbeitet seit Jahrmillionen mit energiesparenden und Ressourcen schonenden
Prinzipien. Der Mensch ist gut beraten,
sich die lebendige Natur als Vorbild zu
nehmen. Meiner Meinung nach gewinnt
das Thema Energieeffizienz und der
sinnvolle Einsatz von Ressourcen gerade
im Bausektor weiter an Bedeutung.
Besucherzentrum „Zeit und Messel Welten“
ƒ Neubau des Besucherzentrums „Zeit und
Messel Welten“
ƒ Rolle des hbm: Bauherrenvertretung,
Projektleitung, Projektsteuerung
ƒ Architekt: Landau + Kindelbacher
Architekten-Innenarchitekten GmbH,
München
ƒ Landschaftsarchitekt: Keller Damm
Roser Landschaftsarchitekten Stadtplaner GmbH, München
ƒ Szenographie: Holzer Kobler Architekturen GmbH, Zürich
ƒ Bauzeit: 09/2008 – 08/2010
Auszeichnungen
ƒ Auszeichnungvorbildlicher Bauten
im Lande Hessen 2011 (Besondere
Anerkennung), Auslober: Land Hessen
vertreten durch das Hessische Ministerium der Finanzen und die Architektenund Stadtplanerkammer Hessen
ƒ best architects 12 Award (Auszeichnung),
Initiator: »zinnobergruen« – Agentur für
Unternehmenskommunikation
UNESCO-Weltnaturerbe seit 1995
hbm 19
Kunst und Kultur
Die pilzförmige Gestaltung der Zugänge zur Tiefgarage auf dem Vorplatz bereitet dem Staatstheater Darmstadt ein würdiges Entrée
Inszenierung aus weißem Sichtbeton:
Staatstheater Darmstadt mit neuem
Vorplatz
Das Staatstheater Darmstadt zählt zu den größten Theaterbauten in Deutschland. Nach Abschluss
der umfassenden Sanierung des Theaters in 2006 wurde nach der Modernisierung der Tiefgarage
auch der in den 70er Jahren angelegte Vorplatz neu gestaltet. Die 10.000 Quadratmeter große
Tiefgaragendecke verwandelte sich von einem ehemals unattraktiven und nicht gepflegten Park
in eine klar gegliederte, übersichtliche Anlage mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten. In drei
Bereiche geteilt, die durch die Zugänge zur Tiefgarage definiert sind, lädt der Platz in den nördlichen und südlichen Bereichen zum Verweilen, Spielen und Flanieren ein. Eine freie, leicht terrassierte Mitte mit Rasenstreifen dient dem Staatstheater als repräsentativer Vorplatz und der offene,
mittlere Platzbereich stärkt die räumliche Verbindung des Staatstheaters zur Stadt. Als zentrales und markantes Gestaltungselement wurden pilzförmige, aus Sichtbeton gefertigte Schirme
platziert, die dem Witterungsschutz der Zugänge zur Tiefgarage dienen. Die Schirme, wie auch
die übrigen prägenden Gestaltungselemente, harmonisieren in perfekter Inszenierung mit dem
zuvor gebauten weißen Portal des Staatstheaters.
20 hbm
Drei Fragen an
den Architekten
Prof. Arno Lederer,
Stuttgart
Sie sagten einmal: „Menschen mögen
Plätze in der Stadt, auf denen sie sich
treffen und zusammen sein können.“ Ist
Ihnen das beim Georg-Büchner-Platz
gelungen?
Es gab nicht wenige Kritiker, die voraussagten, kein Mensch wolle sich auf
dem von uns geplanten Platz aufhalten.
Nachdem dieser fertig war, bekamen wir
die Nachricht, auf dem Platz würden sich
zeitweise so viele Menschen aufhalten,
dass es einen Aufwand mache, den Ort
von Müllresten freizuhalten.
Das Erscheinungsbild des Georg-Büchner-Platzes ist geprägt durch die auffälligen Tiefgaragen-Ausgänge. Verraten Sie uns, was Sie zu den schlanken
Schirmstützen inspiriert hat?
Wie wichtig war die Neugestaltung des
Georg-Büchner-Platzes für das Staatstheater Darmstadt, das Sie in den Jahren 2002 bis 2011 saniert und erweitert
haben?
Es gibt sehr schöne Plätze, die sich im
Gedächtnis der Betrachter verankern,
auch wenn sie sie nur vom Bild her
kennen. Um ein ganz berühmtes und
unerreichbares Beispiel zu nennen: Taj
Mahal. Es ist wohl die Mischung aus
einem heiteren Anblick mit einer sehr
klaren Ordnung, die die Angst vor dem
durchaus mächtigen Bauwerk des Mausoleums nimmt und es in eine andere
Maßstäblichkeit bringt. Nun haben wir
es mit einer sehr viel bescheideneren
Aufgabe zu tun. Eigentlich mit dem
Dach einer Tiefgarage. Dennoch: Man
kann vom allseits bekannten und großen Beispiel lernen.
Von Anfang an bewegte uns die Frage,
wie das Staatstheater aktiver Mitspieler des öffentlichen Raums werden
kann. Wir sahen die Möglichkeit, die
Achse zwischen Ludwigs- und Luisenplatz um eine zusätzliche Achse zu bereichern. Der Obelisk, die Ludwigskirche und das neue Eingangsbauwerk
wurden dadurch in eine räumliche
Beziehung gebracht. So mutiert die
Grünanlage zu einem Theaterplatz der
Teil des urbanen Platz- und Straßensystems ist.
hbm 21
Kunst und Kultur
Drei Fragen an
Regierungspräsidentin
Brigitte Lindscheid, bis
2014 Bau- und Planungsdezernentin der Wissenschaftsstadt Darmstadt
Wie wichtig sind öffentliche Plätze für
unsere Gesellschaft und welche Rolle
spielen sie in der heutigen Stadtplanung?
Die Individualisierung unserer Gesellschaft entwickelt sich mit rasanter Geschwindigkeit. Entsprechend haben die
Anlässe für die Teilhabe am sozialen
Miteinander in den vergangenen fünfzig Jahren immer weiter abgenommen.
Da kommt dem öffentlichen Raum und
hier in besonderem Maß den Plätzen,
auf denen Menschen verweilen und
sich aufhalten, eine immer größere
Bedeutung zu. Sie bieten Gelegenheit
22 hbm
zum einander Treffen, zum Gespräch
oder auch nur zum Sehen und Gesehen
werden.
Städte sollen ihre Bewohner und Besucher emotional ansprechen. Welche
Rolle spielt dabei die Darstellung von
Kunst auf öffentlichen Plätzen?
Der Georg-Büchner-Platz hat in der
Fachwelt Anerkennung erfahren. Ist der
Ort auch von der Darmstädter Bevölkerung ins Herz geschlossen worden?
Eine wichtige Aufgabe von Kunst im
öffentlichen Raum ist der Abbau der
Schwellenangst, die beispielsweise
beim Besuch eines Museums oder eines
Theaters überwunden werden muss.
Der selbstverständliche und wie am
Pomodoro-Brunnen auch spielerische
Umgang mit Kunst kann dazu beitragen,
Menschen für Kunst und Kultur zu interessieren und zu begeistern. Die phantasievolle Gestalt des Georg-Büchner-Platzes erzählt vom Geheimnis des Theaters
und macht neugierig darauf, noch mehr
davon zu erfahren. Diese Eigenschaft
des Platzes reicht weit über das hinaus,
was die Gestaltung von öffentlichen
Räumen gemeinhin leistet und macht
ihn zu einem ganz besonders wertvollen
Ort in unserer Stadt.
Mein Eindruck ist, dass der Platz nach
wie vor polarisiert – seine Neugestaltung
regt noch immer Diskussionen zwischen
den Bürgerinnen und Bürgern an. Entscheidend ist für mich aber, dass der
Platz von sehr vielen Menschen sehr gut
angenommen wird. Eltern spielen mit
ihren Kindern am Pomodoro-Brunnen,
Jugendliche treffen einander auf den
Sitzstufen, ältere Menschen nutzen die
Ruhebänke im Schatten der Bäume. Der
Georg-Büchner-Platz gehört heute zu
den belebtesten Plätzen der Stadt. Dies
ist besonders bemerkenswert, weil es
an seinen Rändern keine kommerziellen
oder gastronomischen Angebote gibt.
„Der Georg-Büchner-Platz gehört heute zu den belebtesten Plätzen der Stadt. Seine phantasievolle Gestalt erzählt vom Geheimnis des Theaters und macht
neugierig darauf, mehr zu erfahren.“
Brigitte Lindscheid, ehemalige
Darmstädter Stadträtin
Georg-Büchner-Platz, Darmstadt
ƒ Bauprojekt: Gestaltung des GeorgBüchner-Platzes sowie Sanierung
der Tiefgarage
ƒ Rolle des hbm: Bauherrenvertretung,
Projektleitung
ƒ Architekt: Lederer Ragnarsdóttir Oei
GmbH & Co. KG, Stuttgart
ƒ Bauzeit: 01/2009 – 8/2010
Auszeichnungen
ƒ Auszeichnungvorbildlicher Bauten
im Lande Hessen 2011,
Auslober: Land Hessen vertreten durch
das Hessische Ministerium der Finanzen
und die Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen
ƒ Deutscher Städtebaupreis 2012 (Belobigung), Auslober: Deutsche Akademie
für Städtebau und Landesplanung
hbm 23
Forschung und Lehre
Zukunftsfähige Baukonzepte mit hoher Funktionalität
stärken den Wissenschaftsstandort Hessen
Bildung, Forschung und Wissenschaft sind der Schlüssel für Wohlstand,
Fortschritt und Wirtschaftswachstum. Mit gezielten Förderprogrammen
unterstützt die Hessische Landesregierung Universitäten, Hochschulen sowie außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und investiert damit in die
Zukunftsfähigkeit des Landes.
Wichtige Säule ist das vier Milliarden Euro umfassende
Hochschulbau-Investitionsprogramm HEUREKA (Hochschul Entwicklungs- und Umbauprogramm: RundErneuerung, Konzentration und Ausbau von Forschung und Lehre
in Hessen), das bis zum Jahr 2025 den Ausbau und die Erneuerung der universitären Infrastruktur in Hessen fördert
und Planungssicherheit für die Hochschulen bietet. Das
Programm soll helfen, die steigenden Studentenzahlen zu
bewältigen.
Die Ergebnisse des 2007 beschlossenen Investitionsprogramms sind
an den 13 hessischen Hochschulstandorten bereits deutlich sichtbar.
Die unter der Regie des Hessischen Baumanagements durchgeführten
Architektenwettbewerbe führen zu exzellenten städtebaulichen und
architektonischen Resultaten. Die Wettbewerbsbeiträge werden nach ihrer
städtebaulichen, gestalterischen und räumlichen Qualität sowie nach
Barrierefreiheit, Wirtschaftlichkeit und Energieeffizienz beurteilt.
24 hbm
Bibliotheksbereich der Hochschule Fulda
hbm 25
Forschung und Lehre
Ein offener und freizügig gestalteter Universitätscampus im Frankfurter Westend ist Anziehungspunkt nicht nur für Studierende
Auf dem Weg zur Spitze:
Urbaner Universitätscampus
setzt auf architektonische Klarheit
und Transparenz
„Tatsachen haben bei mir immer gestimmt.“ Diese Worte stammen von dem weltberühmten
Mediziner und Forscher Paul Ehrlich. Er zählt zu den Nobelpreisträgern, die die Goethe-Universität Frankfurt am Main in ihrer 100-jährigen Geschichte hervorgebracht hat. Tatsachen
schafft die Universität mit der Verwirklichung des Campus Westend. Rund um das historische
Poelzig-Ensemble im Frankfurter Westend entsteht seit 2006 ein neuer Campus, der ästhetische
und funktionale Maßstäbe setzt. In der Komposition der Baukörper behielt der expressionistische Poelzig-Bau auch nach der Entwicklung zum urbanen Universitätscampus seine zentrale
Funktion. Die architektonische und freiraumplanerische Qualität wurde aufgegriffen und konsequent fortgeführt. Klare Baukörper stehen in einem spannungsvollen Verhältnis zueinander
und erzeugen Urbanität und Dichte. Diese Konsequenz setzt sich auch in der Gestaltung der
Innenräume fort. Wenige ausgewählte Materialien und eine kunstvolle Lichtführung gestalten
die öffentlichen Räume. Wie die Fassaden suchen sie in ihrer Materialität und Detaillierung den
Bezug zu den bestehenden Gebäuden des Campus und dem Poelzig-Bau.
26 hbm
„Im Wettbewerb der Städte und Regionen untereinander sowie im Wettbewerb um die besten Köpfe
kommt den Frankfurter Hochschulen und insbesondere der Goethe-Universität eine herausragende
Rolle zu.“
Olaf Cunitz, Bürgermeister
und Planungsdezernent der
Stadt Frankfurt am Main
Im Gespräch mit Olaf Cunitz,
Bürgermeister und Planungsdezernent
der Stadt Frankfurt am Main
Frankfurts Oberbürgermeister Peter
Feldmann bezeichnete die Goethe-Universität einmal als „Motor der Stadtentwicklung“. Welche Rolle schreiben Sie
der Hochschule zu?
Im Wettbewerb der Städte und Regionen
untereinander und im Wettbewerb um
die besten Köpfe kommt den Frankfurter Hochschulen und insbesondere der
Goethe-Universität eine herausragende
Rolle zu. Denn Frankfurt am Main muss
sich noch stärker als bisher nicht nur als
Wirtschafts-, sondern auch als Wohn- und
Wissensstandort profilieren. In diesem
Zusammenhang ist die Goethe-Universität ein wesentlicher Standortfaktor.
Im Zusammenhang mit dem Kulturcampus wurden Sie von einer Tageszeitung folgendermaßen zitiert: „Die
Vorstellungen von Thomas Rietschel,
Präsident der Hochschule für Musik und
Darstellende Kunst, werden durch den
gnadenlosen Filter des Hessischen Baumanagements gedreht“. Ist dies als Lob
oder Kritik zu verstehen?
Das Hessische Baumanagement hat die
manchmal undankbare Aufgabe, zwischen Wünschenswertem und Machbarem unterscheiden zu müssen. Nach
meiner Erfahrung wird diese Aufgabe
effizient, kostenbewusst und hoch professionell erledigt.
hbm 27
Forschung und Lehre
Im Gespräch mit den Architekten
Ferdinand Heide, Thomas Müller
und Ivan Reimann
Herr Heide, der städtebauliche Masterplan für den Campus Westend aus
dem Jahr 2003 trägt Ihre Handschrift.
Was hat Sie an dem Projekt besonders
gereizt?
Es war die einmalige Gelegenheit, an einem außerordentlich attraktiven Standort
mitten in der Stadt, einen neuen zusammenhängenden Campus für die Geistes-,
Kultur- und Sozialwissenschaften zu planen. Eine herausragende städtebauliche
und hochbauliche Aufgabe, wie sie in
dieser Form in der deutschen Hochschullandschaft vermutlich nicht mehr auftreten wird.
Herr Müller, Herr Reimann, welcher
Konzeption folgt die Architektur Ihrer
Neubauten auf dem Campus Westend?
Unsere Bauten orientieren sich in Formensprache und Materialität an dem
zentralen IG-Farben-Haus Hans Poelzigs,
der es meisterhaft verstand, für eine
immense Baumasse eine wohlproportionierte zeitlose Form zu finden. Das
Gebäude der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften und das Gebäude der
Gesellschafts- und Erziehungswissenschaften variieren ein architektonisches
Grundbild. Aus einem Sockel, der Sonderfunktionen wie die Fachbereichsbibliotheken beherbergt, entwickeln sich
zwei zueinander versetzte Gebäudevolumen mit flexibel unterteilbaren Räumlichkeiten für die Fachbereiche. Der
Sockel bildet dabei nicht nur die archi-
tektonische, sondern mit der Bibliothek
auch die geistige Basis der Gebäude.
Durch eine gestaffelte Profilierung der
Fensterlaibungen und die horizontale
Lagerrichtung des Steines, bei beiden
Gebäuden ein Römischer Travertin, wird
die Plastizität der Volumina gestärkt. Das
deutlich kleinere Präsidiumsgebäude hat
seiner Funktion entsprechend durch eine
klare, kubische Volumetrie und großformatige Fensteröffnungen eine starke
Präsenz auf dem Campus. Den Mittelpunkt des Hauses bildet ein großzügiges, zentrales Atrium, welches bei wichtigen Anlässen als Versammlungs- und
Ausstellungsraum der Universität dient.
Herr Heide, wie würden Sie die räumliche und bauliche Identität des Campus
Westend beschreiben?
Der genius loci – wesentlich geprägt
durch das herausragende IG-FarbenHaus, das Casino und die Freianlagen
– wurde mit der Masterplanung konsequent weiterentwickelt. Der Campus ist
Teil des städtischen Gefüges und ein
öffentlicher Raum. Klare Baukörper von
einheitlicher Höhe begrenzen weitläufige Grünflächen, greifen die Materialität
der Poelzig-Bauten auf, stehen in einem
spannungsvollen Verhältnis zueinander,
erzeugen über Dichte Urbanität und
bilden ein Ensemble aus Neu und Alt.
Herr Müller, Herr Reimann, was sagt
die Architektur des Campus Westend über das Selbstverständnis der
Goethe-Universität aus?
Der Städtebau und die Architektur des
Campus und seiner einzelnen Gebäude
vermeiden bewusst den Bruch zwischen
Vergangenheit und Gegenwart. Sie betonen mit ihrem Bezug auf Hans Poelzigs
IG-Farben-Haus die architektonische
Kontinuität im Umgang mit Typologien
und gestalterischen Mitteln.
Welche Erfahrungen haben Sie mit dem
Hessischen Baumanagement gemacht?
Herr Heide: Ein derart großes öffentliches Projekt braucht auf der Auftraggeberseite eine Kompetenz, die auf Erfahrung, Weitsicht, Leistungsfähigkeit und
Durchsetzungsvermögen fußt. Die Projektleitung und die Mitarbeiter des hbm
haben maßgeblich zum Erfolg der ersten
zwei Bauabschnitte beigetragen.
Herr Müller, Herr Reimann: Bei einem Bauvorhaben dieser Größenordnung ist es für
uns als Planer ein Gewinn, mit einem fach-
28 hbm
lich kompetenten und erfahrenen Bauherren wie dem Hessischen Baumanagement zusammenarbeiten zu können.
Goethe-Universität, Campus Westend,
Frankfurt am Main
Bauprojekte 2004 bis 2008
ƒ Neubau House of Finance
ƒ Neubau Rechts- und Wirtschaftswissenschaften (Architekten: Thomas
Müller und Ivan Reimann, Berlin)
ƒ Neubau Hörsaalzentrum
(Architekt: Ferdinand Heide, Frankfurt)
ƒ Erweiterungsbau Casino
(Architekt: Ferdinand Heide, Frankfurt)
ƒ Neubau Kindertagesstätte
(Architekt: Ferdinand Heide, Frankfurt)
ƒ Neubau Interkulturelles Begegnungszentrum „Haus der Stille“
Bauprojekte 2006 bis 2013
ƒ Neubau Institutsgebäude für die Gesellschafts- und Erziehungswissenschaften und Präsidium
(Architekten: Thomas Müller und
Ivan Reimann, Berlin)
ƒ Neubau Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“
ƒ Erweiterung Kindertagesstätte
(Architekt: Ferdinand Heide, Frankfurt)
Rolle des hbm: Bauherrenvertretung,
Projektleitung
Auszeichnungen
ƒ Deutscher Städtebaupreis 2010
(Belobigung Sonderpreis) für den Masterplan/Städtebaulichen Rahmenplan
zur Erweiterung der Goethe-Universität
am Campus Westend, Auslober:
Deutsche Akademie für Städtebau und
Landschaftsplanung
ƒ Deutscher Naturstein-Preis 2011 für
den Neubau Rechts- und Wirtschaftswissenschaften (Besondere Anerkennung) und den Neubau House of Finance
(Lobende Erwähnung), Auslober:
Deutscher Naturwerkstein-Verband e.V.
gemeinsam mit dem Bund Deutscher
Architekten BDA
Foyer des Institutsgebäudes Gesellschafts- und Erziehungswissenschaften, Campus Westend, Goethe-Universität Frankfurt am Main
hbm 29
Forschung und Lehre
Naturwissenschaften im Mittelpunkt des Wissens:
Science City Frankfurt - Riedberg
Eine Eigenschaft der Wissenschaft ist es, stets zu neuen Ufern aufzubrechen. Neue Entwicklungschancen und Perspektiven eröffnet die Standortneuordnung den Naturwissenschaften der
Goethe-Universität Frankfurt am Main. Sie erhalten mit dem Campus Riedberg einen zentralen
Standort, der die interdisziplinäre Zusammenarbeit der naturwissenschaftlichen Fachbereiche
fördert. Im Verbund mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen bilden die Fakultäten Pharmazie, Biochemie, Chemie und Physik sowie Geowissenschaften/Geographie, Biowissenschaften und Teilbereiche der Biologie das Kompetenzfeld der „Science City Riedberg“. Ein prägnantes Erscheinungsbild erhält der dynamische Wissenschaftsstandort durch seine markanten
Institutsgebäude. Das Biologicum, ein Gebäudekomplex mit Kammstruktur und einer Fassade
aus großformatigen Betonelementen mit akzentuierenden senkrechten Fugen, ermöglicht eine
Bündelung aller biowissenschaftlichen Aktivitäten an einem Ort. Ein Forschungsgewächshaus
bietet optimale Rahmenbedingungen für Forschung und Lehre.
Durch die Abstufung der Stahl-Glas-Konstruktion der Forschungsgewächshäuser wird den Pflanzen eine optimale Lichtausbeute ermöglicht
30 hbm
Im Gespräch mit
dem Landschaftsarchitekten
Robert Anton, technischer Leiter
Wissenschaftsgarten, GoetheUniversität Frankfurt am Main
Laufen, wie etwa das Eichenwald-Projekt
von Prof. Dr. Wolfgang Brüggemann. Der
Wissenschaftler untersucht die Entwicklung mediterraner Eichenarten unter hiesigen Klimabedingungen. Sollte der Klimawandel die Temperatur in Deutschland einmal weiter steigen lassen, könnten Bäume aus wärmeren Gegenden die
Zukunft der deutschen Waldlandschaft
sichern.
Was zeichnet die Architektur des Gewächshauses aus und wie viele Pflanzen beherbergt es?
Welche Bestrebungen gibt es, die Einheit
des Hochschulstandortes zu stärken?
Die Entscheidung für eine Standortneuordnung auf dem Campus Westend und
Riedberg hat die Einheit der Hochschule
maßgeblich gestärkt. Der neue Campus
Westend präsentiert sich bereits heute in
einer ganzheitlichen Qualität. Architektur,
Innen- und Gartenarchitektur bilden eine
Symbiose. Den Campus Riedberg möchten wir in einer anderen Art und Weise,
aber ebenso signifikant und übergreifend
gestalten. Da der Hochschulstandort mit
vielseitigen und individuellen Architekturkörpern bestückt ist, setzen wir auf
das „verbindende Element“ der Außenanlagen. Ein identischer Pflasterbelag,
homogene Beleuchtungen und Sitzgelegenheiten sowie eine Bepflanzung mit
„Wiedererkennungseffekt“ können zu
einem einheitlichen Gesamtbild beitragen. Besonders am Herzen liegen mir
die Grünanlagen, die ich gerne zu einem
Ort mit Anziehungscharakter entwickeln
möchte. Als Vorbild dient mir der Magnolienhain im Landschaftsgarten Schöntal in
Aschaffenburg, der zur Blütezeit immer
wieder zum Anziehungspunkt wird.
Welchen Stellenwert besitzt die „Pflanzenwelt“ für den Wissenschaftsstandort Riedberg?
Die Pflanzenwelt spielt für den Hochschulstandort Riedberg eine besondere
Rolle. Ist sie auf der einen Seite verbindendes Element, dient sie auf der anderen Seite den naturwissenschaftlichen
Fakultäten der Forschung und Lehre.
Ein Freigelände mit Glatthafer- und
Streuobstwiese, Buchenwald, Kalktrockenhang und Arzneipflanzengarten lädt
zum Studium der Pflanzenwelt ein. Zahlreiche Forschungsprojekte sind hier am
Das Gewächshaus passt sich perfekt der
Topografie des Geländes an. Auf dem
südlichen Campus-Abschnitt gelegen,
schmiegen sich die drei bogenförmigen
Glashallen unmittelbar an die Hanglage
des Riedbergs an. Das macht für mich den
besonderen Reiz der Gewächshausarchitektur aus. Da in den Glashallen unterschiedliche Klimabedingungen hergestellt werden können, bietet unser Forschungsgewächshaus eine große Artenvielfalt.
Campus Riedberg, Goethe-Universität
Frankfurt am Main
„Ich habe den schönsten
Arbeitsplatz der Universität.“
Landschaftsarchitekt Robert Anton
11.000 Pflanzen und circa 2.000 Arten
sind im Inneren beherbergt – sie bilden
das auf der Erde existierende Spektrum
der Pflanzentypen gut ab. Kurzum, wir
haben ein perfektes Gewächshaus, das
mir viel Freude bereitet.
Können Planer, Ingenieure und Architekten aus den Strukturen und Formen
der Natur Anregungen für das heutige
Bauen gewinnen?
Es gibt unzählige Funktionsweisen der
Natur, die vollkommen sind und uns
als Inspirationsquelle dienen können.
Wenn ich im Geist mal durch unsere
Gärten laufe, fällt mir beispielsweise
der Bambus ein. Er ist leicht, stabil und
erstaunlich belastbar und gilt damit als
Vorbild der Natur für Leichtbaukonstruktionen. Auch in puncto biologischer
Formen und Oberflächen sowie effizienter Nutzung von Sonnenenergie sind
Architekten und Ingenieure gut beraten,
wenn sie die vielfältigen Lösungen der
Natur auf sich wirken lassen.
Bauprojekte 2004 bis 2010
ƒ Neubau Physik
ƒ Neubau Geowissenschaften
ƒ Neubau Werkstattzentrale
Bauprojekte 2007 bis 2013
ƒ Neubau Biologicum mit Tierhaus und
Cafeteria
ƒ Neubau Hörsaalgebäude, Bereichsbibliothek und Cafeteria (Otto-SternZentrum)
ƒ Neubau Exzellenzcluster Makromolekulare Komplexe
ƒ Neubau Forschungsgewächshaus und
Anzuchtflächen (Architekt: Königs
Architekten, Köln)
Rolle des hbm: Bauherrenvertretung,
Projektleitung, Projektsteuerung (für das
Forschungsgewächshaus)
Auszeichnung
ƒ Martin-Elsaesser-Plakette 2008 für
den Neubau Physik, Auslober:
Bund Deutscher Architekten BDA im
Lande Hessen
hbm 31
Forschung und Lehre
Im Dienste der Gesundheit:
Neue Räume für interdisziplinäre
Zusammenarbeit
Mit einem großzügigen und urban geprägten Eingangsforum empfängt das Universitätsklinikum Patienten und Besucher
32 hbm
Das Universitätsklinikum in Frankfurt am Main, gegründet im Jahr 1914, zählt zu den führenden
Hochschulkliniken Deutschlands. Mit 25 Fachkliniken und 25 Forschungsinstituten setzt die Einrichtung bundesweit Impulse in Forschung, Lehre und Krankenversorgung. Zahlreiche Sanierungs- und Erweiterungsmaßnahmen, die alle im laufenden Betrieb und in mehreren Bauphasen erfolgten, sichern die funktionstechnischen Grundlagen für die universitätsmedizinischen
Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Als zentraler Bestandteil der gesamten Sanierungs-,
Um- und Neubaumaßnahmen vereint der große Erweiterungsbau Ost alle chirurgischen Kliniken und das neue operative Zentrum unter einem Dach. Hier haben die Kliniken und Institute
nunmehr die Möglichkeit, Untersuchungs- und Behandlungseinheiten interdisziplinär zu nutzen.
Nach außen präsentiert sich der Baukörper mit einer hinterlüfteten Metallverkleidung zurückhaltend als kompaktes Volumen mit einer durch die Fensterbänder gegliederten Fassade. Die
gestalterische Leitlinie hat das Innere des Gebäudes auf das Wesentliche reduziert und somit
komplexe räumliche Zusammenhänge übersichtlicher gemacht, um Menschen in schwierigen
Situationen auf einfache Weise Orientierung zu ermöglichen. Die neue zentrale Eingangshalle
markiert die Schnittstelle zwischen Krankenhausbetrieb und Universität.
Im Gespräch mit
Prof. Dr. rer. nat. Frank Nürnberger,
Anatomieprofessor und ehemaliger
Studiendekan der Medizinischen
Fakultät der Goethe-Universität
Herr Professor Dr. Nürnberger, in Ihrer
Zeit als Studiendekan haben Sie die
baulichen Maßnahmen für den Fachbereich Forschung und Lehre maßgeblich mitbetreut. Was macht einen guten
Wissenschaftsbau aus und welche Vorteile haben sich für Sie aus der Zusammenarbeit mit dem hbm ergeben?
Zunächst möchte ich betonen, dass ich
mich als Studiendekan in erster Linie den
Lehrbauten verpflichtet gefühlt habe.
Meine Mitbetreuung der Wissenschafts-
bauten war sicher nicht „maßgeblich“, aus
den Klinikbauten habe ich mich – bis auf
die Belange der Lehre – „herausgehalten“;
die klinischen Anforderungen sind wirklich
nicht mein Metier. Das Wesentliche bei allen Bauvorhaben, gleichgültig ob Klinik,
Wissenschaft oder Lehre, ist eine klare Vorgabe seitens der Nutzer. Dazu ist ein gut
durchdachtes Raumprogramm notwendig, das allen Funktionalitäten der späteren Gebäudenutzung Rechnung trägt. Für
die von mir mitbetreuten Baumaßnahmen
haben wir diese Vorgaben vollständig erfüllt und die Zusammenarbeit mit dem
hbm konnte absolut reibungslos verlaufen.
Durch dessen Sachkenntnis und durch den
steten Kontakt, der sehr zeitnahe Lösungsmöglichkeiten bei allen auftretenden Problemen eröffnete, konnte die Planung der
komplexen Gebäude mit ihren zum Teil
hochspezialisierten Anforderungen sehr
zügig zur endgültigen Ausführung gebracht werden.
Die Gebäude auf dem Klinik-Areal dienen ganz unterschiedlichen Instituten
und Fachkliniken. Was passiert, wenn
sich die Nutzungen ändern?
Alle Einrichtungen für den Unterricht
wurden so erstellt, dass z.B. mit gerin-
gem Aufwand jedwede zurzeit denkbare Medientechnik gegen die eingebaute Technik ausgetauscht werden
kann. Auch umfangreiche räumliche
Variationsmöglichkeiten sind – durch
mobile Wände – bereits jetzt gegeben.
Aufgrund der Konstruktionsmerkmale
lassen sich jedoch auch größere räumliche Veränderungen allein durch Umgestaltung der Trockenbau-Architektur
verwirklichen.
In einem Universitätsklinikum arbeiten
Menschen für Menschen. Wie wichtig
sind die neuen Arbeitsbedingungen für
das Klinikpersonal und die Studenten?
Aufgrund der Optimierung aller mir bekannten Bereiche hinsichtlich der Funktionsabläufe für Krankenversorgung, Forschung und Lehre werden sich für die
Lehrenden, Studierenden und sonstigen
Bediensteten die Arbeitsbedingungen verbessern. Die Schaffung eines angenehmen Ambientes sollte die Komponente
„Wohlfühlen am Arbeitsplatz“ bei Personal und Studierenden nachhaltig fördern.
Dies gilt gleichermaßen für die Patientinnen und Patienten, die sich nicht mehr
in abweisenden „Provisorien“ behandeln
lassen müssen.
hbm 33
Forschung und Lehre
Im Gespräch mit
Dipl.-Ing. Hans-Dieter Möller,
Baudezernent am Universitätsklinikum Frankfurt am Main
Der mehrstufige Masterplan zur Modernisierung des Universitätsklinikums
zielt darauf ab, mit neuen, konzentrierten Gebäudestrukturen Prozesse zu optimieren und Wege zu verkürzen. Was
sagen Sie als Baudezernent, ist das bis
dato gelungen?
Ja, absolut. Die baulichen Maßnahmen
am Klinikum stehen ja unter dem Titel
„Medizin der kurzen Wege“ und daran
arbeiten wir kontinuierlich. Zukünftig
werden fast alle somatischen Kliniken in
einem Gebäudekomplex beziehungsweise in angebundenen Gebäudekomplexen untergebracht sein. Für die Patienten bedeutet das kurze Wege zu
Diagnostik und Therapie. Insbesondere für den Krankentransport gewährleistet die „Klinik der kurzen Wege“
einen würdevollen Umgang mit den
Patienten.
Inwieweit konnten Sie bei den Neubauten die Wünsche einzelner Kliniken und
Institute einbringen und welche Vorteile haben sich für Sie aus der Zusammenarbeit mit dem Hessischen Baumanagement ergeben?
Das Baudezernat ist die Schnittstelle
zwischen dem Nutzer und dem Hessischen Baumanagement. Wir bündeln
die Nutzerinteressen, hinterfragen sie
und bringen die Resultate dann eins zu
eins in den Projekten unter. Aus meiner
Sicht ist ein Bauherr mit hoher fachlicher Kompetenz Voraussetzung für das
Gelingen von Bauprojekten. Mit den
zuständigen Vertreterinnen und Vertretern des Hessischen Baumanagements
ist das Klinikum gut beraten.
34 hbm
Herr Möller, in diesem Jahr feiert das
Universitätsklinikum Frankfurt am Main
sein 100-jähriges Bestehen. Zählen die
umfassenden Baumaßnahmen zu den
Meilensteinen der Geschichte des Klinikums?
Ja, ich denke schon. Das Land Hessen
hat für Krankenversorgung, Forschung
und Lehre am Klinikum Frankfurt am
Main Investitionen in Höhe von 750 Millionen Euro getätigt. Das wirkt sich natürlich auf das ganze Klinikgelände aus.
So entsteht ein Klinikum, das mit architektonisch anspruchsvollen Neubauten und urbanen Qualitäten aufwartet.
Die unmittelbare Stadtnähe macht das
Universitätsklinikum Frankfurt am Main
zu einem Cityklinikum mit besonderer
Standortqualität.
Universitätsklinikum, Campus Niederrad,
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Baumaßnahmen für die klinischen
Zentren und Einrichtungen
ƒ Erweiterung und Sanierung Sockelgeschosse, Haus 23,
1. Bauphase: Erweiterungsbau Ost
ƒ Erweiterung und Sanierung Sockelgeschosse, Haus 23,
2. Bauphase: Sanierung Sockelgeschosse und Bettenhausfassade
ƒ Technikzentralen für die Energieversorgung, Haus 50 und 72
Baumaßnahmen für die Forschung und
Lehre
ƒ Umbau Schwesternwohnheim in
Studierendenwohnhaus, Haus 56
ƒ Umbau Laborgebäude zum Neuroscience Center, Haus 89
ƒ Sanierung der Forschungs- und Laborgebäude, Haus 74 / 75
ƒ Forschungsbau European Cardiovascular Science Center Frankfurt (ECSCF),
Haus 25 B
Rolle des hbm: Bauherrenvertretung,
Projektleitung
„Offene, lichtdurchflutete Gebäude sorgen für eine angenehme
Krankenhausatmosphäre, die positiven Einfluss auf das Wohlbefinden
der Patienten nehmen kann.“
Dipl.- Ing. Hans-Dieter Möller,
Baudezernent am Universitätsklinikum
Frankfurt am Main
hbm 35
Forschung und Lehre
Im Blickpunkt:
Starke Hülle
für die
Hochschule
Darmstadt
Durch die geometrische Ausgestaltung des feststehenden Sonnenschutzes gewährt das revitalisierte Gebäude der
Hochschule Darmstadt spannungsreiche Ein- und Ausblicke
36 hbm
Fassaden sind das Spiegelbild des Fortschritts und reflektieren den Zeitgeist einer
Epoche. Das Hochhaus C10
auf dem Hochschulcampus
Darmstadt ist nach seiner
abgeschlossenen Grundsanierung und Erweiterung zu
einem optischen Identifikationspunkt der Hochschule und
zu einem weithin sichtbaren
Blickpunkt für Darmstadt geworden. Das neue „Gewand“
zieht sich als einheitliches
System über den bereits bestehenden Baukörper sowie
über den neu hinzu gekommenen Anbau. Die Eigenheit
der markanten, preisgekrönten Architektur ergab sich aus
energetischen Gesichtspunkten und aus der Ausrichtung
des bestehenden Gebäudes
nach den Himmelsrichtungen. So wurde die Südseite
mit dreidimensional gefalteten Fassadenelementen aus
eloxiertem Aluminium als
feststehender Sonnenschutz
ausgestattet. Die der Innenstadt zugewandte Nordseite
hingegen erhielt eine elegante, großflächige Glasfassade
mit vertikalen Lisenen.
Der Berliner Architekt Volker Staab im
Gespräch
Aspekte eines Gebäudes, aber auch eines Ortes, mit seinen kulturellen Bezügen
zu verarbeiten.
Sie konnten mit der Neuen Galerie und
dem Besucherzentrum am Herkules
in Kassel sowie dem Hochhaus C10 in
Darmstadt drei wichtige Projekte für das
Land Hessen umsetzen. Welchen Stellenwert haben diese in Ihrem Gesamtwerk?
Bevor sich der Bauherr für eine Revitalisierung des Hochhauses aussprach,
wurde auch über einen Abriss diskutiert.
Wäre das die bessere Entscheidung gewesen?
Für die Hochschule mit Sicherheit nicht,
denn ein Gebäude in dieser Höhe wäre
heute voraussichtlich kaum noch möglich
gewesen. Doch gerade die Höhe macht
dieses Gebäude zum weithin sichtbaren
zentralen Identifikationspunkt für den
Campus der Hochschule Darmstadt.
Für das Hochhaus C10 haben Sie den
Deutschen Fassadenpreis VHF 2013 erhalten. Was zeichnet Ihre Fassade aus?
„Es wird zunehmend deutlich,
dass spannende Fassaden dann
entstehen, wenn sie in der Lage
sind, viele Aspekte eines Gebäudes, aber auch eines Ortes, mit
seinen kulturellen Bezügen zu
verarbeiten.“
Architekt Volker Staab, Berlin
Die Fassade ist aus der spezifischen Lage
des Gebäudes entwickelt. So different
die Himmelsrichtungen der Fassadenseiten sind, so different sind auch ihre
dahinterliegenden Nutzungen. Während
an der Süd- und Nordseite die eigentlichen Nutzräume liegen, sind die Ostund Westfassade Stirnseiten. Aus dieser
spezifischen Ausrichtung entwickeln die
einzelnen Fassadenflächen ihre Identität.
Am prägnantesten ist dies sicher bei der
Südfassade, die aus der Geometrie des
Sonnenverlaufs eine Geometrie der Fassadenhaut entwickelt, die eine Verschattung in den Sommermonaten bewirkt
und es ermöglicht, auf außenliegenden,
beweglichen Sonnenschutz zu verzichten. Zeichenhaftigkeit und Funktion bedingen sich hier gegenseitig.
Die Fassaden von heute sollen unter ästhetischen, funktionalen und energetischen Gesichtspunkten höchste Ansprüche erfüllen. Werden diese zunehmend
zum autonomen Architekturobjekt?
Ja, dies scheint ein unheilvoller Trend zu
sein, das Haus nur noch auf seine Oberfläche zu reduzieren. Wenn wir aber das
Gebäude nicht ganzheitlich begreifen
als ein Zusammenspiel von Innen und
Außen, wird die Halbwertzeit seiner Fassaden gering sein. Es wird zunehmend
deutlich, dass spannende Fassaden dann
entstehen, wenn sie in der Lage sind, viele
Alle drei Projekte haben ihre spezifische
Eigenart und auch ihre ganz individuelle
Lösung gefunden. Damit entsprechen sie
beinahe exemplarisch unserer Entwurfsphilosophie, aus den Eigenheiten des
Ortes und der Aufgabe eine ganz spezifische Lösung zu entwickeln.
Für das hbm als öffentlicher Auftraggeber arbeiten Sie stets unter der Prämisse,
Wirtschaftlichkeit und hohe gestalterische Qualität zu verbinden. Ist das für
Sie eine Aufgabe mit besonderem Reiz?
Genau diese Verbindung von gestalterischem Anspruch und wirtschaftlicher Realisierbarkeit ist generell zentraler Parameter unserer Arbeit. Natürlich freuen wir
uns, wenn der öffentliche Auftraggeber
mit seiner baukulturellen Vorbildfunktion
auch beide Aspekte gleichermaßen im
Auge behält.
Hochhaus C10, Hochschule Darmstadt
ƒ Bauprojekt: Grundinstandsetzung und
Erweiterung des Hochhauses C10
ƒ Rolle des hbm: Bauherrenvertretung,
Projektleitung
ƒ Architekt: Staab Architekten GmbH,
Berlin
ƒ Bauzeit: 08/2009 – 11/2011
Auszeichnungen
ƒ Deutscher Beitrag für die 13. internationale Architektur-Biennale, Venedig
2012
ƒ Deutscher Fassadenpreis für vorgehängte hinterlüftete Fassaden (VHF)
2013, Auslober: Fachverband Baustoffe und Bauteile für vorgehängte
hinterlüftete Fassaden e.V. (FVHF)
ƒ Deutscher Architekturpreis 2013
(Auszeichnung), Auslober: Bundesministerium für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung (BMVBS) und die
Bundesarchitektenkammer (BAK)
hbm 37
Forschung und Lehre
Bereit für die Zukunft:
Energieeffiziente Neubauten schaffen
Raum für optimale Studienbedingungen
Der Wettlauf um eine ökologisch nachhaltige Zukunft prägt die Baubranche. Immer häufiger
werden Architekten dazu angehalten, neben Ästhetik, Funktionalität, Wirtschaftlichkeit und
städtebaulicher Integration, insbesondere auch Energieeffizienz-Anforderungen in Einklang zu
bringen. Diese anspruchsvolle Aufgabe stellte sich auch für die Planung der Neubauten für die
Bibliothek, die Mensa und das Student Service Center der Hochschule Fulda. Die Fokussierung
auf drei Baukörper legte dabei den Grundstein für die Energieeffizienz. Die thermisch stabilen
Gebäudehüllen mit einer Muschelkalkfassade, die gute Dämmung und ein haustechnisches
Konzept mit Synergieeffekten führen zu einer Unterschreitung der Anforderungen der Energieeinsparverordnung um 30 Prozent. Damit ist nach dreijähriger Bauzeit ein Gebäude-Ensemble
entstanden, das nicht nur die Architekturlandschaft der hessischen Hochschulen und Universitäten prägt und bereichert, sondern auch in der Energieeffizienz neue Maßstäbe setzt.
Bibliothek, Mensa und Student Service Center bilden eine Mitte und fungieren zugleich als Vermittler im bestehenden Gelände
38 hbm
Im Gespräch mit dem Kasseler
Architekten Ole Creutzig (re.)
Die Unterschiede stecken hinter der
Fassade. Zu der thermisch stabilen Gebäudehülle und der guten Dämmung
der Außenbauteile gesellt sich ein ausgefeiltes haustechnisches Konzept. Die
Bibliothek, die Mensa und das Student
Service Center unterschreiten die Anforderungen der aktuellen Energieeinsparverordnung um 30 Prozent.
Welche nachhaltige und energieoptimierte Architektur hat Vorbildcharakter
für Sie?
Wie haben Sie die EnergieeffizienzAnforderungen im Wettbewerbsverfahren um den Neubau der Bibliothek, der
Mensa und des Student Service Centers
der Hochschule Fulda umgesetzt?
Unser Konzept zielte darauf ab, dem
Campus ein neues Zentrum zu geben
und zugleich die zwei Campusteile unterschiedlicher Couleur und Konzeption
miteinander zu verbinden. Bibliothek,
Mensa und Student Service Center definieren eine neue Mitte und fungieren
zugleich als Vermittler im bestehenden
Gelände. Der Entschluss zur Fokussierung auf drei Baukörper legte den
Grundstein für die Energieeffizienz der
Gebäude. Dank der Funktionsteilung
konnten die einzelnen Gebäude mit individuellen, haustechnischen Konzepten
ausgestattet werden, die Synergiepotenziale mit sich bringen. Die kompakte
Form der Neubauten ermöglichte eine
luftdichte und thermisch stabile Gebäudehülle.
Ich messe dem Thema „Low-Tech“ eine
steigende Bedeutung zu. Sinnvolle Konzepte zu erarbeiten, die technisch nicht
bis an die Obergrenze ausgereizt sind,
erachte ich als wichtig.
In welcher Rolle sehen Sie das hbm als
Bauherrenvertreter bei der Entwicklung von nachhaltigen und energieeffizienten Gebäuden?
Wir alle haben uns der Verantwortung
gegenüber unserer Zukunft zu stellen.
Ein intelligenter und verantwortungsbewusster Umgang mit natürlichen Ressourcen ist eine wichtige Zukunftsaufgabe. Daher finde ich es sehr wichtig,
dass das Hessische Baumanagement
als großer Auftraggeber, Projektsteuerer sowie Know-how-Träger in puncto
nachhaltiger und energieeffizienter Architektur eine Vorreiterrolle einnimmt.
Ich befürworte, dass das ökologische
Denken von einer zentralen Stelle vorangetrieben wird.
Wie empfinden Sie die Arbeit mit unserer Fachverwaltung?
Einen fachlich kompetenten Bauherren
oder Bauherrenvertreter an seiner Seite
zu haben, bringt viele Vorteile mit sich.
Steuern Fachleute wie die des Hessischen Baumanagements ein Bauprojekt
mit, lässt es sich leichter und effizienter
arbeiten. Gemeinsam kann man Sorge
dafür tragen, dass Termine und Kosten eingehalten und Qualitätsstandards
durchgesetzt werden.
Hochschul- und Landesbibliothek,
Mensa und Student Service Center,
Hochschule Fulda
ƒ Bauprojekt: Neubau Hochschul- und
Landesbibliothek, Mensa, Student
Service Center und Außenanlagen
ƒ Rolle des hbm: Bauherrenvertretung,
Projektleitung
ƒ Architekt: ATELIER 30 Architekten
GmbH, Kassel
ƒ Bauzeit: 12/2010 – 07/2013
Der Hessische Finanzminister Dr. Thomas
Schäfer stellte die Neubauten der Hochschule Fulda auf dem Hessischen Energiegipfel als beispielhaftes Projekt vor.
Was unterscheidet Ihre Gebäude von
anderen?
hbm 39
Forschung und Lehre
Kurze Wege:
Interdisziplinäre Spitzenforschung
in markanter Architektur
Die Lebenswissenschaften haben sich zu einem der dynamischsten Forschungsfelder unserer Zeit entwickelt. Mit dem Neubau des Biomedizinischen Forschungszentrums Seltersberg
(BFS) hat die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) adäquate Rahmenbedingungen geschaffen und eine interdisziplinäre Zusammenarbeit ermöglicht. Seit 2012 arbeiten in dem Lehr- und
Forschungszentrum Mikrobiologen, Mediziner, Veterinäre, Pharmakologen und Virologen aus
sechs Instituten und weiteren Lehrstühlen, Forschergruppen und Universitätseinrichtungen Tür
an Tür. Mit seinem spektakulären Baukörper und der kräftigen Farbgebung hat das markante Gebäude neue architektonische Akzente gesetzt. Hinter der schuppenartig angeordneten
Fassade und verschiedenfarbigen Sonnenschutzgläsern verbirgt sich im Innern eine komplexe
Technik, wie sie für Sicherheitslabore zur Forschung mit Influenza-Viren unabdingbar ist. Die
fünf Finger des Gebäudes, die durch ein gemeinsames offenes Atrium miteinander verbunden
sind, stehen als sichtbares Zeichen für die Vernetzung der Lebenswissenschaften mit der Biomedizin.
Der spektakuläre Baukörper und die kräftige Farbgebung machen sichtbar, für was Wissenschaft steht: Transparenz und Zugänglichkeit
40 hbm
Im Gespräch mit dem Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Joybrato Mukherjee,
Gießen
dem BFS ist ein Ort geschaffen, an dem
Spitzenforschung unter hervorragenden
Rahmenbedingungen möglich ist.
Hochschulen befinden sich im Wettbewerb um Reputation, Studierende, Wissenschaftler und Ressourcen. Welche
Rolle spielen neue Hochschulgebäude
in diesem Zusammenhang?
Unsere Berufungspolitik wird nur dann
langfristig erfolgreich sein, wenn wir
den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sehr gute Rahmenbedingungen bieten können. Dazu gehören angenehme Arbeitsplätze, hochtechnisierte
Labore, eine gute Infrastruktur, Möglichkeiten zur Vernetzung.
Das BFS hat architektonische Akzente
gesetzt. Wie kommt die Architektur des
Gebäudes bei den Forschern und in der
Bevölkerung an?
Das farbenfrohe BFS ist mit seiner ungewöhnlichen Form ohne Zweifel eines der
markantesten Gebäude in Gießen. Die
fünf Finger mit dem gemeinsamen offenen Atrium stehen symbolisch für die
Vernetzung der Lebenswissenschaften
mit der Biomedizin. Die Rückmeldungen
sowohl von den Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftlern als auch aus der
Bevölkerung sind sehr positiv. Die Möglichkeit, in einem so modernen und zukunftsweisenden Gebäude zu forschen
und zu lehren, wirkt auf jeden Fall beflügelnd und inspirierend.
Die Bauherren und Planer haben besonders viel Wert auf die Funktionalität
des Gebäudes gelegt. Welches sind die
besonderen Stärken des BFS?
Ein großer Gewinn für die Nutzerinnen
und Nutzer sind ganz klar die kurzen
Wege innerhalb des BFS, die die interdisziplinäre Forschung erleichtern.
Labore und andere Einrichtungen können gemeinsam genutzt werden, das
schafft Synergieeffekte. Wissenschaft
muss heutzutage mehr denn je transparent und für alle zugänglich sein. Die
Öffnung der Büros zur halböffentlichen
Halle in den oberen Etagen symbolisiert
das gut. Deutlich vom halböffentlichen
Bereich abgetrennt, in den „Fingerspitzen“ des BFS, befinden sich Labore, die
einer hohen Sicherheitsstufe unterliegen. Auch das ist ein wichtiger Anspruch
an die Funktionalität: Ein modernes
Forschungsgebäude braucht ein gut
durchdachtes Sicherheitskonzept. Mit
Welche Erfahrungen haben Sie mit dem
Hessischen Baumanagement als baufachlichem Dienstleister gemacht?
Wir sind den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des hbm sehr dankbar, dass
sie beim BFS in der Planungs- und Bauphase sowie in der aktuellen Optimierungsphase mit uns an einem Strang
gezogen haben bzw. ziehen und immer
wieder nach konstruktiven Lösungen
suchen. Zahlreiche größere und kleinere Projekte wurden in den vergangenen Jahren erfolgreich gemeinsam
umgesetzt, darunter die Sanierung des
Uni-Hauptgebäudes, Projekte in der Veterinärmedizin und die Fassaden-Neugestaltung des Physik-Gebäudes. Im
Rahmen des Landesbauinvestitionsprogramms HEUREKA werden derzeit weitere wegweisende bauliche Großprojekte der Universität realisiert. Auch auf
dem Weg zum geistes- und kulturwissenschaftlichen „Campus der Zukunft“
am Philosophikum sind bereits wichtige
Meilensteine erreicht.
Biomedizinisches Forschungszentrum
Seltersberg, Justus-Liebig-Universität,
Gießen
ƒ Bauprojekt:
Neubau des Biomedizinischen
Forschungszentrums Seltersberg
ƒ Rolle des hbm: Bauherrenvertretung,
Projektleitung und Oberbauleitung/
Bauleitung Gründung/Rohbau
ƒ Architekt: Behles & Jochimsen Gesellschaft von Architekten BDA mbh, Berlin
ƒ Bauzeit: 04/2007 – 6/2012 u. 06/2013
hbm 41
Forschung und Lehre
Mit Sicherheit:
Virenforschung
auf höchstem Niveau
Die Virenforschung hat in Marburg Tradition. Vor über 45 Jahren entdeckte man in der Wissenschaftsstadt das gefährliche Marburg-Virus. Seitdem ist das Virologische Institut der Philipps-Universität Marburg diesem und anderen tödlichen Erregern auf der Spur. Im Hochsicherheitslabor
der Stufe vier (BSL-4-Labor) nehmen Wissenschaftler der renommierten Forschungseinrichtung
Ebola-, Marburg- und Lassa-Viren unter die Lupe. Um für die gefährlichen Krankheitserreger
neue Diagnosemethoden, Impfstoffe und Therapien entwickeln zu können, bedarf es höchster
Sicherheitsanforderungen und einer darauf abgestimmten Architektur. So sind die Anforderungen an das Raumkonzept eng mit dem Nutzer abgestimmt. Neben der Sandwichstruktur des
Laborbereiches, einer sogenannten Haus-im-Haus Struktur, ist auch die autarke Versorgung des
Gebäudes sowie eine strikte Zugangskontrolle aus Sicherheitsgründen gefordert, die durch
aufwendige technische Einrichtungen realisiert wurde.
„Die Sicherheitsmaßnahmen der neu gebauten Labore sind
sehr ausgefeilt. Innerhalb des Gebäudes existiert ein weiteres
Gebäude, das wir als Containment bezeichnen.“
Prof. Dr. Stephan Becker,
Direktor des Marburger Instituts
für Virologie
42 hbm
Im Gespräch mit
Prof. Dr. Stephan Becker, Direktor des
Marburger Instituts für Virologie
Das Hochsicherheitslabor ist das erste
deutsche Labor, das in der höchsten
biologischen Schutzstufe vier gebaut
und genehmigt wurde. Was ist die Besonderheit bei einem BSL-4-Labor?
Das Besondere an einem BSL-4-Labor
ist ja, dass Wissenschaftler mit hochgefährlichen Viren arbeiten. Daher genießen der Schutz des Laborpersonals und
der Umwelt oberste Priorität. Um ein
Höchstmaß an Sicherheit gewährleisten
zu können, bedarf es baulicher und organisatorischer Vorsorgemaßnahmen.
Welche Rolle spielt die Architektur bei
der Gestaltung des Gebäudes?
Einerseits spielt die Architektur bei einem BSL-4-Labor eine sehr große Rolle, denn nur durch die besondere Bauweise wird die Virenforschung in dieser
Form möglich. Auf der anderen Seite
muss sich die Architektur auch ein Stück
weit zurücknehmen, um die Wissenschaft nicht einzuschränken. Wichtig ist
für meine Begriffe, dass Architekten, Ingenieure und der Nutzer in diesen Punkten an einem Strang ziehen, sprich – auf
eine enge Zusammenarbeit setzen. Bei
unserem Bauprojekt hier in Marburg hat
das gut geklappt.
Wie groß ist die Gefahr, dass sich – ausgehend vom BSL-4-Labor in Marburg –
ein gefährliches Virus in Deutschland
ausbreitet?
Die Gefahr halte ich für sehr gering. Die
Sicherheitsmaßnahmen der neu gebauten Labore sind sehr ausgefeilt. In Sicherheitslaboren wird immer mit Netz
und doppeltem Boden gearbeitet. Das
will ich an einem Beispiel deutlich machen. Würde im BSL-4-Labor in Marburg
etwa der Strom ausfallen, gäbe es eine
dreifache Sicherung, die gewährleistet,
dass die Wissenschaftler ihre Arbeit sicher beenden und das Labor geregelt
verlassen können.
Wie stellen Sie sicher, dass keine Viren
aus dem Labor nach draußen gelangen?
Es gibt verschiedene Schutzvorkehrungen, die den sicheren Betrieb des
BSL-4-Labors gewährleisten. Zum einen
verfügen wir über ein technisch dichtes
Labor, das heißt: Innerhalb des Gebäudes existiert ein weiteres Gebäude, das
wir als Containment bezeichnen. Dieser
Komplex besteht aus Edelstahl und ist
virenundurchlässig. In dem Labor selbst
herrscht ein ständiger Unterdruck. Somit ist sichergestellt, dass die Luft nur
in eine Richtung strömt - nämlich in das
Labor hinein und nicht hinaus. Um bei allen Betriebszuständen eine Gefährdung
der Umwelt und der Wissenschaftler
auszuschließen, wird die Zu- und Abluft
des Sicherheitslabors über ein mehrstufiges Filtersystem keimfrei gehalten.
Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit
dem hbm erlebt?
Die Zusammenarbeit zwischen dem
Hessischen Baumanagement und uns
als Nutzer ist hervorragend gelaufen.
Alle hbm-Beteiligten zeigten sich außergewöhnlich engagiert und wiesen eine
hohe Identifikation mit dem Bauprojekt
auf. Natürlich ist so eine Planungszeit
auch immer sehr anstrengend. Wir haben viele, viele Stunden zusammengesessen – aber es hat sich gelohnt.
BSL-4- Labor,
Philipps-Universität, Marburg
ƒ Bauprojekt: Biomedizinisches
Forschungszentrum, 3. Baustufe,
BSL-4-Labor
ƒ Rolle des hbm: Bauherrenvertretung,
Projektleitung, Projektsteuerung
ƒ Architekt: kister scheithauer gross
architekten und stadtplaner GmbH,
Köln
ƒ Bauzeit: 09/2005 –11/2007
hbm 43
Politik und Verwaltung
Moderne Architektur schafft
Bürgernähe und Transparenz
Gebäude für Politik und Verwaltung spiegeln die Gesellschaft, ihre Werte und Normen der jeweiligen Epoche wider. Seit
den Anfängen der Demokratie haben sich die Anforderungen an die Gebäude der Staatsorgane gewandelt. Ihre Architektur
ist heute einladend und offen, funktional und flexibel.
Die Repräsentationsbauten der Moderne sind Ausdruck der demokratischen Kultur und schaffen Raum für den Dialog
und die politische Auseinandersetzung.
44 hbm
Das Hessische Baumanagement bietet moderne bauliche Konzepte an, die für eine bürgernahe und effiziente Politik,
Gerichtsbarkeit und Verwaltung stehen. Der neue Plenarsaal in Wiesbaden, ein Haus der Begegnung und des Gesprächs,
ist ein gelungenes Beispiel dafür. Jedes Jahr nutzen 50.000 Gäste die Gelegenheit, Einblick in das parlamentarische
Geschehen zu nehmen.
hbm 45
Politik und Verwaltung
Repräsentative Eleganz für höchste Rechtsprechung:
Hessischer Staatsgerichtshof bekommt eigenes Domizil
Nach langer Zeit ohne dauerhafte Bleibe konnte der Hessische Staatsgerichtshof im Jahr 2010
in das ebenso repräsentative wie elegante Gebäudeensemble in der Wiesbadener Luisenstrasse 9 und 11 einziehen. Ein Glücksfall nicht nur für das Gericht, sondern auch für die beiden
Biedermeier-Gebäude aus dem frühen 19. Jahrhundert. In zweijähriger Restaurations- und
Sanierungsphase wurde der ursprüngliche Charakter der in Wiesbaden seltenen Zeugnisse
klassizistischer Baukunst wieder vollständig freigelegt. Nach Abschluss der Arbeiten, zu denen
auch die Wiederherstellung der ursprünglichen Fassadenfarbe zählt, konnte das hbm den Hütern der Hessischen Verfassung eigene Räume übergeben, die ganz auf ihre Bedürfnisse und
die Würde des Staatsgerichtshofs zugeschnitten sind.
Die besondere Gestaltung des Staatsgerichtshofs verbindet Würde und Bescheidenheit des Staatsorgans mit dem Stolz, Hüter der Hessischen Verfassung zu sein
46 hbm
Im Gespräch mit Dr. Günter Paul, Präsident
des Staatsgerichtshofs des Landes Hessen
Das hbm schafft Räume für Kunst, Kultur, Wissenschaft und Rechtsprechung.
Welchen Anforderungen müssen diese
„Räume“ aus Ihrer Sicht genügen?
Ich denke, ein Gebäude für ein Staatsorgan sollte vor allem zwei Gesichtspunkten Rechnung tragen. Auf der einen Seite ist es dazu bestimmt, die Würde und
Bescheidenheit des Staatsorgans widerzuspiegeln. Auf der anderen Seite darf
es ruhig auch ein bisschen Stolz zeigen,
den Mut zur Außendarstellung bekunden.
Schließlich ist ein solches Gebäude auch
dazu bestimmt, die Verbindung und Identität zwischen dem Volk und dem Staatsorgan zu festigen.
Erstmals steht dem Hessischen Verfassungsgericht ein eigener Gebäudekomplex zur Verfügung. Wie hat sich das auf
das Selbstverständnis des Hessischen
Staatsgerichtshofs ausgewirkt?
Der Staatsgerichtshof ist natürlich der
gleiche geblieben. Trotzdem spüre ich
bei meinen Kollegen, dass sie sich in einer besonderen Weise mit den Räumlichkeiten identifizieren. Eine eigene
Wirkungsstätte ist aber nicht nur für uns
Richter, sondern auch für die Stärkung
der Außenwahrnehmung von besonderer Bedeutung. Das wird uns immer wieder am Tag der offenen Tür bewusst. Sie
glauben gar nicht, wie viele Leute zu dieser Veranstaltung kommen und erstmals
begreifen, dass es den Staatsgerichtshof
überhaupt gibt.
Insbesondere das Gebäude mit der
Hausnummer 11 ist speziell für die Zwecke des Gerichts umgebaut worden.
Inwieweit konnten Sie bei der Struktu-
rierung des Gebäudes, der Gestaltung
und Einrichtung der Räume Ihre Wünsche einbringen und wie haben Sie die
Zusammenarbeit mit dem hbm erlebt?
Ich war von Anfang an mit dem Hessischen Baumanagement im Gespräch.
Eigentlich fanden alle meine Wünsche
Beachtung. Jedes Detail ist gemeinsam
entschieden worden – von der Farbe
über die Materialien bis hin zu den Türklinken. Und ich durfte daran mitwirken. Für mich ist etwas Wunder-Wunder-Schönes entstanden. Das verdanken
wir auch dem Architekten Prof. Turkali
und seinem Mut zur Farbe. Mein Präsidentenzimmer etwa erstrahlt in einem
ganz kraftvollen Rot, die Bibliothek in
einem satten Grün, der Raum für die
mündlichen Verhandlungen ist in einer
behutsamen, gedämpften Sandfarbe
gehalten. Ich habe schon verschiedene
Bauten betreut, aber noch nie eine so intensive, interne Abstimmung erlebt.
Wie findet sich Kunst am Bau im neuen Gebäude des Hessischen Staatsgerichtshofs wieder?
Drei Figuren des renommierten Bildhauers Prof. Stephan Balkenhol stehen
im Staatsgerichtshof und begleiten den
Besucher durch das Gebäude. Die erste Skulptur, ein rechtsuchender Bürger,
begrüßt den Gast, eine zweite, eine
rechtsuchende Frau, leitet ihn weiter.
Vor dem Verhandlungssaal erwartet
den Besuch ein Justizius, die männliche
Personifikation der sonst nur als weiblich bekannten Gerechtigkeit. Schöner
kann man Kunst gar nicht in einen Bau
integrieren.
Staatsgerichtshof des Landes Hessen,
Wiesbaden
ƒ Bauprojekt: Instandsetzung der
Gebäude Luisenstraße 9-11 für den
Staatsgerichtshof des Landes Hessen
ƒ Rolle des hbm: Bauherrenvertretung
ƒ Architekt: Turkali Architekten,
Professor Zvonko Turkali Architekt
BDA, Frankfurt am Main
ƒ Bauzeit: 05/2008 – 05/2010
hbm 47
Politik und Verwaltung
Zwischen alt und neu:
Raum für Debatte und Dialog
Herzog Adolph von Nassau, Kaiser Wilhelm II. und Dr. Hans Wagner – die Liste der „Staatsmänner“, die im ehemaligen Stadtschloss der Landeshauptstadt Wiesbaden Politik machten,
ist lang. Hinter den Türen des klassizistischen Gebäudes wird seit 1817 diskutiert, geplant und
beschlossen. Allerdings ist erst mit dem Einzug des Hessischen Landtags im Jahr 1946 das
Traditionshaus demokratisches Zentrum des Bundeslandes Hessen geworden. Das ist es bis
heute – allerdings um neuen Raum für die Volksvertretung ergänzt. Das historische Stadtschloss
und der neu erbaute Plenarsaal bilden heute das repräsentative Landtagsensemble. Licht und
Durchlässigkeit sowie die Einfachheit seiner Großform sind die Merkmale des neuen Gebäudes, das sich mit seiner Natursteinfassade mit wechselnden Steinformaten dialogisch in die
vorhandene historische Bebauung einfügt. Große Fensterflächen ermöglichen freie Sicht und
stehen für Offenheit und Transparenz. Die kreisförmige Anordnung, dem sogenannten runden
Tisch nachempfunden, bringt symbolhaft das gleichzeitige Miteinander und Gegenüber der
Parlamentarier zum Ausdruck und verdeutlicht die gemeinsame Verantwortung. Das Gleiche
gilt auch für die Besucher auf der Galerie, die durch die kreisrunde Öffnung ebenfalls in den
dialogischen Raum mit einbezogen werden.
Licht und Durchlässigkeit sowie die Einfachheit seiner Großform prägen das Bild des neu erbauten Plenarsaals des Hessischen Landtags
48 hbm
Im Gespräch mit Norbert Kartmann,
Präsident des Hessischen Landtags
Das neue Plenarsaalgebäude soll Raum
für politische und parlamentarische
Debatten bieten, zugleich aber auch
ein Ort der Begegnung mit den Bürgerinnen und Bürgern sein. Welches sind
aus Ihrer Sicht die größten Verbesserungen, die durch den Neu- und Umbau
erreicht wurden?
Zu den größten Pluspunkten zählt, dass
wir nun über ausreichend Platz verfügen.
Die früheren Räumlichkeiten des Verwaltungsgerichts führen für unsere Abgeordneten und Verwaltungsmitarbeiter
zu einer erheblichen Verbesserung der
räumlichen Situation. Auch der neue
Plenarsaal – das „Herzstück des Parlaments“ – bringt positive Entwicklungen
mit sich. Während sich Regierung und
Abgeordnete einst im Parlament frontal
gegenübersaßen, entschieden wir uns
im neuen Plenarsaal für eine kreisrunde
Bestuhlung. Sie fördert die Kommunikation und kommt den heutigen Bedürfnissen des parlamentarischen Geschehens weitaus näher.
Die Entstehung eines Plenarsaalgebäudes und die Sanierung der angrenzenden Bereiche erlebt man nicht alle
Tage. Wie ist es, „Bauherr“ in einer Demokratie zu sein?
Grundsätzlich ist der Bauherrenauftrag
für einen Menschen, wie ich es bin, eine
besondere Herausforderung. Nicht jeder bekommt so eine Chance und erst
recht nicht für ein Schloss und Funktionsgebäude zugleich.
Was würde Sie an der Arbeit eines Architekten reizen?
Das ist eine Frage, die ich Ihnen nach
meinen Erfahrungen sehr gut beantworten kann. Als Architekt würde ich eine
Symbiose aus architektonischer Kreativität und Funktionalität anstreben. Dieses
Zusammenspiel entpuppte sich bei den
Arbeiten hier im Schloss als eine echte
Herausforderung. Seit dieser Zeit bin
ich mir noch mehr darüber im Klaren,
dass der Funktionalität in der Architektur eine höhere Priorität zustehen sollte,
als der Eigenkreativität – zumindest bei
solch einem Gebäude. Wenn ich die Rolle eines Architekten einnehmen könnte,
würde ich auf diesen Punkt mein besonderes Augenmerk legen.
Für Ihre Freude am Kontakt mit den
Menschen sind Sie bekannt. Welcher
Moment mit den Architektinnen und
Architekten des Hessischen Baumanagements ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?
Ich persönlich habe bei dem Projekt
„Neubau des Plenarsaalgebäudes“ mit
dem Hessischen Baumanagement nur
die besten Erfahrungen gemacht. Sie
wissen, dass das Hessische Baumanagement als öffentlicher Auftraggeber immer kritisch betrachtet wird. Ich kann
nur sagen, dass die Zusammenarbeit
sehr gut verlief. Natürlich ist die Zufriedenheit auch immer ein Stück weit von
den Personen abhängig, die vor Ort
sind. Mit den zuständigen Vertreterinnen und Vertretern des Hessischen Baumanagements war der Landtag bestens
beraten.
Plenarsaalgebäude Hessischer Landtag,
Wiesbaden
ƒ Bauprojekt: Neubau des Plenarsaalgebäudes des Hessischen Landtags
ƒ Rolle des hbm: Bauherrenleistung,
Ansprechpartner für den Hessischen
Landtag
ƒ Architekt: Waechter + Waechter
Architekten BDA, Darmstadt
ƒ Bauzeit: 04/2005 – 04/2008
Auszeichnungen
ƒ Auszeichnungvorbildlicher Bauten im
Lande Hessen 2008 (Besondere Anerkennung), Auslober: Land Hessen
vertreten durch das Hessische Ministerium der Finanzen und die Architektenund Stadtplanerkammer Hessen
ƒ Johann-Wilhelm-Lehr-Plakette 2008,
Auslober: Bund Deutscher Architekten
BDA im Lande Hessen
ƒ Deutscher Naturstein-Preis 2009
(Besondere Anerkennung), Auslober:
Deutscher Naturwerkstein-Verband e.V.
gemeinsam mit dem Bund Deutscher
Architekten BDA
hbm 49
Politik und Verwaltung
„Während sich Regierung und
Abgeordnete einst im Parlament frontal gegenübersaßen, entschieden wir uns
im neuen Plenarsaal für eine
kreisrunde Bestuhlung. Sie
fördert die Kommunikation
und kommt den heutigen Bedürfnissen des parlamentarischen Geschehens weitaus
näher.“
Norbert Kartmann,
Präsident des Hessischen Landtags
50 hbm
hbm 51
Politik und Verwaltung
Funktional und bürgerfreundlich präsentiert sich der Neubau für das Oberlandesgericht und das 1. Polizeirevier
52 hbm
Zwei unter einem Dach:
Neubau für das Oberlandesgericht und
das 1. Polizeirevier in Darmstadt
Bauten für die Justiz „angemessen“ umzusetzen, ist ein Kunststück. Ihre Architektur soll den demokratischen Prinzipien
Ausdruck verleihen, die Transparenz demokratischer Entscheidungsprozesse widerspiegeln und zugleich den Anforderungen einer funktionalen und bürgerfreundlichen Justiz gerecht
werden. Erst recht, wenn in einem Neubau zwei Nutzer untergebracht werden sollen, die nach der Verfassung strikt getrennt
fungieren. Dieser Herausforderung haben sich die Architekten
gestellt und für das Oberlandesgericht und das 1. Polizeirevier in
Darmstadt ein helles und großzügiges Justizgebäude gebaut.
Durch eine Glaswand getrennt, sind Judikative und Exekutive
zwar unter einem Dach vereint, aber voneinander separiert.
Großzügigkeit, hochwertige Materialien und Ordnung prägen
den Eindruck. Eine zentrale, lichtdurchflutete Halle als Mittelpunkt und Orientierung sowie vielfältige Sichtbeziehungen
und spannungsreiche Raumsequenzen gewährleisten eine
Atmosphäre der Offenheit und Kommunikation.
hbm 53
Politik und Verwaltung
Im Gespräch mit
den Darmstädter Architekten
Felix und Sibylle Waechter
Kontext zu verankern. Wie im Altbau
bildet die zentrale Halle das „Herz“ und
den Orientierungspunkt des Gebäudes.
Damit entstehen helle Erschließungswege statt dunkler zweibündiger Flure.
Einige Architekten bringen der „Kunst
am Bau“ eine große Wertschätzung
entgegen, andere sehen sie als Anhängsel ihrer Architektur. Ihr Gebäude ist mit
der Kunstinstallation „Leitfäden“ von
Kazuo Katase ausgestattet. Was bedeutet „Kunst am Bau“ für Sie?
Das Gelände rund um den Mathildenplatz zeigt eine heterogene Bebauungsstruktur. Wie tritt Ihr Neubau in den Dialog mit der Umgebung?
Frau Waechter: Der Baukörper vermittelt
zwischen den unterschiedlichen Maßstäben der Umgebung – der Mollerstadt
wie auch dem Johannesviertel. Durch
plastische, teils mehrgeschossige Einschnitte entsteht ein vielfach gegliederter Baukörper, der sowohl als gleichwertiger Solitär die Reihe von Amts- und
Landgericht fortsetzt, als auch Bezüge
zu der kleinteiligeren Bebauung jenseits
der Bismarckstraße aufnimmt.
Judikative und Exekutive – mit dem
Oberlandesgericht und dem 1. Polizeirevier sind zwei Nutzer in Ihrem Neubau
untergebracht, die streng voneinander
getrennt bleiben sollten. Wie haben Sie
dem Prinzip der Gewaltenteilung in Ihrer Architektur Rechnung getragen?
Herr Waechter: Die innere Organisation
gewährleistet eine klare Trennung der
Nutzungsbereiche. Gleichzeitig symbolisieren vielfältige Sichtbezüge über die
zentrale Halle und die eingeschnittenen
Höfe die wechselseitigen Beziehungen.
Umlaufende Galerie, Stiegenhaus mit
Flügeltreppen – Ihre Architektur nimmt
Bezug auf klassische Motive deutscher
Gerichtsgebäude und interpretiert diese neu. Würden Sie sagen, dass Ihre Architektur zwischen Tradition und Moderne vermittelt?
Herr Waechter: So wie wir den städtebaulichen Raum analysiert und aus der
Umgebung heraus den Baukörper moduliert haben, haben wir auch die räumliche Typologie der historischen Gerichtsgebäude aufgegriffen und transformiert, um den Baukörper so im
54 hbm
Frau Waechter: Wir sehen die Arbeit mit
Künstlern als besondere Herausforderung und Chance für einen baukulturellen Mehrwert. In einem intensiven Dialog
mit Kazuo ist es gemeinsam gelungen,
dass Kunst und Architektur eine untrennbare Symbiose bilden.
Ihnen ist zusammen mit dem Hessischen
Baumanagement für das neue Justizzentrum am Mathildenplatz die JosephMaria-Olbrich-Plakette 2013 verliehen
worden. Was sind Ihrer Meinung nach
die Voraussetzungen für ein gut funktionierendes Zusammenspiel zwischen Architekturbüro und Bauherrenvertreter?
Herr Waechter: Ein fachlich kompetenter
und bauerfahrener Bauherr ist Voraussetzung für das Gelingen guter Architektur. Wir haben uns daher immer für eine
starke Bauverwaltung eingesetzt als Voraussetzung für eine konstruktive und faire Zusammenarbeit – die Vertretung des
Bauherren kann nicht delegiert werden.
Oberlandesgericht und 1. Polizeirevier,
Darmstadt
ƒ Bauprojekt: Erweiterungsneubau für
die Justizbehörden am Mathildenplatz
in Darmstadt, 2. BA
ƒ Rolle des hbm: Bauherrenvertretung,
Projektleitung
ƒ Architekt: Waechter + Waechter
Architekten BDA, Darmstadt
ƒ Bauzeit: 09/2006 – 12/2009
Auszeichnung
ƒ Joseph-Maria-Olbrich-Plakette 2013,
Auslober: Bund Deutscher Architekten
BDA im Lande Hessen
Oberlandesgericht und 1. Polizeirevier Darmstadt
hbm 55
Bundesbauten
Baukultur auf höchstem Niveau
Zeitgemäße Architektur schafft Raum für Dialog, Rechtsprechung und Wissenschaft
in unserer Gesellschaft.
Als öffentlicher Bauherr trägt der Bund eine besondere Verantwortung für die Baukultur
in unserem Land, die sich in seinen baupolitischen Zielen widerspiegelt. Dazu zählen unter
anderem die Planungswettbewerbe, die Qualität der Architektur, der Denkmalschutz, die
Nutzungsflexibilität und die Wirtschaftlichkeit, aber auch das energieeffiziente, nachhaltige
und barrierefreie Bauen.
Die Verwirklichung dieser Ziele erfordert moderne bauliche Konzepte. Das Hessische Baumanagement
realisiert für den Bund die zivilen und militärischen Bauvorhaben in Hessen. Als moderner, leistungsstarker
Landesbetrieb setzt das hbm mit seinen vielseitig spezialisierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die
hohen, vielfältigen Qualitätsanforderungen des Bundes um.
Die daraus entstehende Architektur schafft Identität, prägt die lebendigen Kultur- und Wissenslandschaften und dient
vor allem den Bürgerinnen und Bürgern.
56 hbm
hbm 57
Bundesbauten
Historische Architektur als Ort für die Wahrung demokratischer Werte und der unabhängigen Rechtsprechung im Dienste des sozialen Rechtsstaats
58 hbm
Funktional erweitert:
Historische Architektur
demokratisch belebt
Das Gebäude des Bundessozialgerichts (BSG) in Kassel ist ein
Symbol für die wechselvolle Geschichte Deutschlands. In den
1930er Jahren als monumentaler Wehrmachtsbau errichtet,
steht es heute für die Wahrung demokratischer Werte. Im Zuge
der Instandsetzung und Erweiterung des Bundessozialgerichts
ist die architektonische Vergangenheit mit der Gegenwart zusammengeführt worden. In nur 22 Monaten wurde der Altbau
einer kompletten Grundsanierung mit Beseitigung der baulichen Defizite und zeitgemäßen Ausbaustandards unterzogen.
Aufgrund funktionaler Anforderungen und in Anbetracht des
Denkmalschutzes entstand für die Unterbringung des Sitzungssaals ein aus dem Altbau herausgelöster, separater Baukörper im Innenhof des Gebäudes. Durch seine organische, freie
Gestaltung stellt der neue, teilbare Sitzungssaal einen Kontrast
zur markanten Architektur der 30er Jahre dar. Im Gegensatz
zur achsialsymmetrischen und quadratischen Bauweise des
Bestandsgebäudes symbolisiert die ovale Architektur eine
freiheitliche Denk- und Lebensweise.
hbm 59
Bundesbauten
Im Gespräch mit Peter Masuch,
Präsident des Bundessozialgerichts
Wie verträgt sich die monumentale
30er-Jahre-Architektur mit der Sozialgerichtsbarkeit einer modernen Gesellschaft?
Das Bundessozialgericht hat bewusst
die historische Herausforderung, die
diese Architektur bedeutet, angenommen. Allein die Weiternutzung − und
dann noch als ein zentraler Ort für die
Wahrung demokratischer Werte, der unabhängigen Rechtsprechung im Dienste
des sozialen Rechtsstaates − eröffnet uns
die Chance, zugleich als Ort der Erinnerung und Mahnung, Geschichte für kommende Generationen wach zu halten.
Als Sie im Jahr 2008 in das Präsidentenamt berufen wurden, warteten vielseitige Herausforderungen auf Sie. Unter
anderem stand die komplexe Instandsetzung und Erweiterung Ihres Dienstgebäudes auf dem Programm. Mit welchen Erwartungen und Wünschen sind
Sie an das Bauprojekt herangegangen?
Mein größter Wunsch war es, ein für das
oberste deutsche Sozialgericht würdiges Gebäude zu schaffen, in dem für die
Angehörigen des Bundessozialgerichts
räumliche und technische Voraussetzungen realisiert werden, um „gute Arbeit“
verrichten zu können.
Wenn Sie die knapp zweijährige Bauphase in Gedanken noch einmal Revue
passieren lassen, was würden Sie als Ihr
persönliches Highlight bezeichnen?
Die Entstehung des neuen Sitzungssaales im Innenhof. Ein Bauwerk, das
sich bewusst von der vorhandenen Architektur absetzt und dennoch nicht als
störend empfunden wird.
Was symbolisiert für Sie der neu entstandene Verhandlungssaal, der im
deutlichen Kontrast zum Altbau steht?
Der nach der Kasseler Juristin und Politikerin Elisabeth Selbert benannte große
Sitzungssaal ist das Herz des Bundessozialgerichts. Mit ihm wird der „neue“
Inhalt des Gebäudekomplexes am deutlichsten gezeigt, die Sozialrechtsprechung. Rechtsuchende Bürgerinnen
und Bürger, unter denen oft Menschen
mit Behinderungen sind, können ihn
barrierefrei erreichen – ein weiterer Baustein auf dem Weg in eine inklusive Gesellschaft.
60 hbm
Welche Rolle spielt der neue Auftritt
des Bundessozialgerichts für das Image
als oberste Sozialgerichtsbarkeit in
Deutschland?
Das Image des Bundessozialgerichts
wird natürlich durch seine Rechtsprechung geprägt. Ich möchte aber nicht
verleugnen, dass das modernisierte und
sanierte Gerichtsgebäude einen überaus positiven Einfluss auf den Gesamteindruck der Institution „Bundessozialgericht“ hat.
Welche Vorteile haben sich für Sie aus
der Zusammenarbeit mit dem Hessischen Baumanagement als Bauherrenvertreter ergeben?
Die Präsenz der Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter des Hessischen Baumanagements vor Ort und ihre Kompetenz haben sich als besonders vorteilhaft erwiesen.
Bundessozialgericht Kassel
ƒ Bauprojekt: Modernisierung des
Bundessozialgerichts Kassel
ƒ Rolle des hbm: Bauherrenvertretung,
Projektleitung
ƒ Architekten und Generalplaner: PGS
Generalplanung Bundessozialgericht:
Junk & Reich Architekten BDA
Planungsgesellschaft mbH, Weimar
und Hartmann + Helm Planungsgesellschaft mbH, Weimar
ƒ Bauzeit: 02/2008 – 12/2009
„Das Image des Bundessozialgerichts wird natürlich durch seine Rechtsprechung geprägt. Ich möchte aber nicht verleugnen, dass das modernisierte und sanierte Gerichtsgebäude
einen überaus positiven Einfluss auf den Gesamteindruck der
Institution ‚Bundessozialgericht‘ hat.“
Peter Masuch,
Präsident des Bundessozialgerichts
hbm 61
Bundesbauten
Klimafreundlich und im Grünen:
Das Wetter immer im Blick
Über das Wetter redet man gern und leidenschaftlich – insbesondere in Offenbach am Main. Die einstige Leder- und Letternstadt ist seit den 1950er Jahren Sitz der Zentrale des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Der meteorologische Dienst der
Bundesrepublik Deutschland liefert Wetter- und Klimainformationen aus einer Hand. So gibt der Wissenschaftsbetrieb jährlich rund 90.000 Vorhersagen und 30.000 Wetter- und Unwetterwarnungen heraus. Um den stetig wachsenden Aufgaben
gerecht zu werden, hat der Deutsche Wetterdienst eine neue
Zentrale für seine rund 900 Mitarbeiter am Standort Offenbach gebaut. Der drei- bis siebengeschossige Neubau wurde
in eine parkähnliche Anlage eingebettet, die sich der nachbarschaftlichen durchgrünten Wohnbebauung aus der Gründerzeit harmonisch anpasst. Architektonisch spiegelt das Gebäude die technisch-wissenschaftliche Kompetenz des DWD
wider und in puncto Energieeffizienz und nachhaltiges Bauen
ist die Zentrale ebenfalls vorbildlich aufgestellt. So kann der
Wärmebedarf bis zu 80 Prozent aus der vom Großrechenzentrum erzeugten Wärme gedeckt werden. Sensorgesteuerte Jalousien und Fenster sorgen durch Ausnutzung der Nachtauskühlung und der Belüftung für ein gutes Klima.
„Das Gelände der Deutschen Wetterdienst-Zentrale mit seiner anspruchsvollen
Landschaftsgestaltung und den Einzelbauten
mit unterschiedlichen Fassadenaufteilungen
und -materialien wirkt überaus identitätsstiftend. Der Deutsche Wetterdienst hat inzwischen seinen Platz im gesellschaftlichen
Leben Offenbachs gefunden.“
Hans-Gerd Nitz,
Mitglied des Vorstands des DWD
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Bundesbauten
Im Gespräch mit
dem Architekten Michael Frielinghaus
und Hans-Gerd Nitz, Vorstandsmitglied
des Deutschen Wetterdienstes (v.r.n.l.)
Herr Frielinghaus, der Deutsche Wetterdienst ist eine offene Wissenschaftsbehörde, die aktuelle Wetterdaten in
die ganze Welt liefert. Wie haben Sie
das in Ihrem Architekturkonzept aufgegriffen?
Von Beginn an war ein zentrales Thema bei der Planung, die interdisziplinäre Arbeitsweise und die Weltoffenheit
des DWD baulich und architektonisch
auszudrücken. Das Gebäudeensemble
gruppiert sich um den parkähnlichen Mittelpunkt des Grundstücks, der schon in
den 50er Jahren wichtiges Argument für
die Ansiedlung des DWD an dieser Stelle
war. Die „Landschaft“ inmitten von lichtdurchfluteten Räumen, in denen die wissenschaftlichen Grundlagen nicht nur für
die Wettervorhersage, sondern auch für
Aussagen zum Klimawandel, Warnmeldungen vor Unwettern und dergleichen
erarbeitet werden, wird zum Zeichen für
die Wirkungsweise des DWD.
Regen oder Sonne zum Wochenende –
Herr Nitz, erklären Sie uns bitte, wie
die Wettervorhersagen heutzutage gemacht werden und wie genau sie sind?
Basis moderner Wettervorhersagen sind
zunächst alle weltweiten Wettermessungen und -beobachtungen. Wir benötigen
den Ausgangszustand für den nächsten
Schritt, die Simulation des Wettergeschehens mit Hilfe unseres Meteorologischen
Rechenzentrums. Mit großer Rechnerleistung und „viel Mathematik“ rechnen
wir vom Ausgangszustand in die Zukunft.
Etwa drei Rechenstunden werden benötigt, um für sieben Tage im Voraus das
Wetter für jeden Punkt der Erde zu berechnen. Danach beginnt der Rechner
von vorn mit den jeweils neuesten Daten.
Im dritten Schritt ist es schließlich Aufgabe unserer Vorhersage- und Beratungszentrale sowie unserer Niederlassungen
daraus maßgeschneiderte Vorhersagen
zu machen, die jeweils auf die Bedürfnisse unserer Nutzer zugeschnitten sind.
Die Vorhersagequalität und der Grad der
Details konnten im Laufe der letzten Jahrzehnte stetig gesteigert werden. Vorhersagen für die nächsten zwei Tage sind zu
über 90 Prozent korrekt, danach nimmt
die Trefferquote mit jedem weiteren Vorhersagetag ein wenig ab.
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Für den Neubau waren sehr klare Funktionen vorgegeben. Wie haben Sie zwischen Funktionalität und Ästhetik vermittelt?
Die verschiedenen Anforderungen an
die einzelnen Funktionsbereiche führten zu unterschiedlichen Bauteilen, die
sich zu einem Ganzen zusammenfügen.
Bestimmte funktionale Anforderungen
waren beispielsweise der Anlass, die Laboreinrichtungen und das Rechenzentrum in der Löwenstraße kleinteilig mit
Natursteinfassaden auszubilden. Die
Bauweise geht dort gleichzeitig auf die
Maßstäblichkeit der Nachbarbebauung
ein. Zur Frankfurter Straße hin öffnet
sich dagegen die grüne Mitte des DWD
mit ihrem alten Baumbestand, flankiert
von den beiden höheren Gebäuden,
die weitgehend Büronutzung enthalten.
Diese kleine „Stadt in der Stadt“ bildet
die verschiedenen Nutzungsanforderungen ab und wird in ihrer Maßstäblichkeit untrennbarer Bestandteil der umgebenden Stadtlandschaft.
Herr Nitz, Herr Frielinghaus, eine abschließende Frage: Das Hessische Baumanagement als zentraler baufachlicher Dienstleister des Landes Hessen
wurde mit der Durchführung der Baumaßnahme beauftragt. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Herr Nitz: Es ist schon eine besondere
Partnerschaft, wenn das Land für den
Bund baut. Wir haben sehr kollegial und
partnerschaftlich zusammengearbeitet,
um am Ende befriedigt festzustellen, dass
Zeitplan und Budget zu hundert Prozent
eingehalten wurden. Ein größeres Kompliment kann man dem hbm eigentlich
gar nicht machen, und deshalb tue ich es
an dieser Stelle sehr gerne.
Herr Frielinghaus: Zur Zeit beobachten
wir in Deutschland eine heftig geführte
Diskussion über Großprojekte der öffentlichen Hand. In der Zusammenarbeit mit
dem hbm konnten bei diesem Projekt für
den Deutschen Wetterdienst sowohl die
Kosten als auch die Terminvorgaben eingehalten werden. Die kompetenten Mitarbeiter des hbm ermöglichten präzise und
rechtzeitige Bauherrenentscheidungen
auf der Grundlage der Arbeit eines interdisziplinär besetzten Planerteams. Das
hbm sichert generell hohen Sachverstand
auf Bauherrenseite und bezieht die Nutzer ganz selbstverständlich mit ein. Das
ist eine wesentliche Voraussetzung für
die erfolgreiche Planung und Ausführung
öffentlicher Gebäude. Nur so können alle
Beteiligten an einem solchen Projekt ihrer
großen Verantwortung gegenüber der
Öffentlichkeit gerecht werden.
Deutscher Wetterdienst,
Offenbach am Main
ƒ Bauprojekt: Neubau des Dienstgebäudes der Zentrale des Deutschen
Wetterdienstes
ƒ Rolle des hbm: Bauherrenvertretung,
Projektleitung
ƒ Architekt: BLFP Frielinghaus Architekten Planungs GmbH / Bauleitungs
GmbHArchitekten BDA, Friedberg
ƒ Bauzeit: 07/2005 – 09/2008
Foyer des Deutschen Wetterdienstes
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Bundesbauten
Energiekosten gesenkt:
Moderne Gebäudetechnik für eine
Wissenschaftsbehörde mit Tradition
1.668 Photovoltaik-Module auf acht Gebäuden leisten einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz
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Für eine gute gesundheitliche Versorgung sind biomedizinische Arzneimittel unverzichtbar.
Geprüft und zugelassen werden sie im Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Langen, der ältesten Zulassungsbehörde weltweit. Mehr als 800 Beschäftigte sorgen für einen hohen Standard bei Qualität,
Wirksamkeit und Sicherheit der Medikamente. Dies bedeutet aber auch hohe Energiekosten
durch den Betrieb energieintensiver Laborbereiche. Seit 1981 arbeitet das Hessische Baumanagement bei der Realisierung der Gebäudetechnik mit dem Paul-Ehrlich-Institut zusammen.
Die große Herausforderung dabei ist, die technischen Anlagen jeweils dem aktuellen Stand der
Zeit anzupassen. Dazu wurden zahlreiche Baumaßnahmen zur energetischen Sanierung durchgeführt, wie beispielsweise der Einsatz von regenerativen Energien. In einer Bauzeit von acht
Monaten wurden 1.668 Photovoltaik-Module auf acht Gebäuden installiert, die rund 300 KW
peak leisten können und bis Februar 2014 bereits 447 Tonnen CO2 eingespart haben.
Im Gespräch mit
Ulf-Rainer Graichen, Projektleiter im Referat
für Bau und Betrieb, Paul-Ehrlich-Institut
Dadurch konnte ein Ausstoß von 447
Tonnen umweltbelastenden Kohlendioxids
vermieden werden.
Die Anforderung an die Planung und
Konzeption von Laborgebäuden nimmt
stetig zu. Vor welchen technischen Herausforderungen steht das PEI zukünftig?
Wie hoch ist der Wartungsaufwand für
die Photovoltaik-Anlage?
Aufgrund der sich stetig ändernden gesetzlichen Bestimmungen sind wir immer
wieder gefordert, die technischen Anlagen an den heutigen Stand der Technik
anzupassen. In den letzten Jahren haben
wir uns mit den gestiegenen Anforderungen in der Trinkwasserhygiene, den
Bestimmungen des Gentechnikgesetzes
sowie der Tierschutz- und Biostoff-Verordnung auseinandergesetzt. Die Anpassung der technischen Systeme wird auch
zukünftig einen Teil unserer Arbeit im Referat Bau und Betrieb ausmachen.
Sehr gering. Wir gehen derzeit von einem
Aufwand von circa einem Mann-Tag pro
Jahr aus.
Welche Gesamtleistung hat die Photovoltaik-Anlage des PEI?
Jedes der Photovoltaik-Module kann 180
Watt leisten. In der Spitze erreicht die Anlage eine Gesamtleistung von rund 300
Kilowatt.
Verraten Sie uns, wie viel Strom seit der
Installation der Photovoltaik-Anlage
erzeugt wurde und welche CO2-Einsparungen erzielt werden konnten?
Seit Fertigstellung der Photovoltaik-Anlage haben wir annähernd 895 Megawattstunden Strom durch unsere Module
erzeugt und direkt vor Ort verbraucht.
Das PEI gehört aufgrund der energieintensiven Labore und Tierhaltungsbereiche zu den Bundeseinrichtungen mit den
höchsten Energiekosten. Welche Maßnahmen ergreift das PEI, um den Energieverbrauch zu reduzieren?
Wir haben diverse Baumaßnahmen zur
energetischen Sanierung aus dem Bauprogramm der Bundesregierung in Angriff genommen. An erster Stelle ist die
Ausstattung mit Photovoltaik-Modulen
zu nennen. Darüber hinaus haben wir
dafür gesorgt, dass Labore bedarfsabhängig mit Luft versorgt werden können, um Primärenergie einzusparen.
Beispielhaft möchte ich zudem den Austausch von Fenstern zum Zwecke der
Energieeinsparung benennen. Diese
und viele weitere Baumaßnahmen führen zu einer Reduzierung des Energieverbrauchs.
Paul-Ehrlich-Institut, Langen
ƒ Projekt:
Installation einer Photovoltaik-Anlage
ƒ Rolle des hbm: Bauherrenvertretung
ƒ Bauzeit: 04/2010 – 12/2010
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Streitkräfte
Willkommen in Newman Village: Wohnquartier mit
besonderem Charakter
Die Landeshauptstadt Wiesbaden und die Amerikaner verbindet eine lange gemeinsame Geschichte. Die von der Wiesbaden Air Base aus gelenkte Berliner Luftbrücke legte den Grundstein der deutsch-amerikanischen Freundschaft. Nun ist ein neuer Meilenstein hinzugekommen. Der Umzug des Hauptquartiers der U.S. Army Europe von Heidelberg nach Wiesbaden ist
weitgehend abgeschlossen. Damit ist die Garnison auf knapp 20.000 Angehörige angewachsen. Um neuen Wohnraum für die U.S.-Gaststreitkräfte zu schaffen, ist unter der Federführung
des Hessischen Baumanagements innerhalb von zweieinhalb Jahren eine 40 Hektar große
Housing Area mit 326 Wohneinheiten geplant, erschlossen und erbaut worden. Das städtebauliche Konzept der 2012 fertig gestellten Siedlung sieht sechs Quartiere vor, die durch Ringstraßen an die Hauptstraße angebunden sind. Die Wohneinheiten sind als Reihen-, Doppel- und
Einzelhäuser konzipiert, deren besonderer Charakter sich aus der Vereinbarkeit von typisch
amerikanischen Elementen mit den effektiv organisierten europäischen Reihenhausgrundrissen ergibt. Insbesondere mussten im Bewertungssystem der U.S. Army für nachhaltiges Bauen
der Anforderungskatalog „SPiRiT Gold“ für nachhaltiges Bauen erfüllt und bei der Planung der
Generalshäuser spezielle Sicherheitsanforderungen (Force Protection) berücksichtigt werden.
Typisch amerikanische Elemente verbinden sich auf der Housing Area mit effektiv organisierten europäischen Reihenhausgrundrissen
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Im Gespräch mit der Architektin Sibylle Ballnath
(EUD - U.S.-Bauverwaltung) und Roger Gerber,
Leiter der Stationierungs- und Umstrukturierungsmaßnahmen der U.S.-Garnison Wiesbaden
Was zeichnet die Zusammenarbeit mit
der deutschen Bauverwaltung und dem
Hessischen Baumanagement aus?
Frau Ballnath: Die Planung und Bauausführung des Projektes „Newman Village
Housing“ zusammen mit der deutschen
Bauverwaltung, insbesondere mit dem
Hessischen Baumanagement, verlief sehr
kooperativ und lösungsorientiert. Gemeinsam haben wir Wege gefunden, die
326 Wohneinheiten rechtzeitig, innerhalb
des bereitgestellten Budgets und allen
Anforderungen entsprechend der Garnison zur Verfügung zu stellen.
Das Hessische Baumanagement führte die Baumaßnahme im Auftragsbauverfahren durch. Welche Vorteile hatte
dies für die U.S.-Streitkräfte?
die guten Beziehungen des hbm zu den
anderen Bereichen des deutschen Bauverwaltungsapparates und den Ver- und
Entsorgungsunternehmen von großer
Hilfe. Eine weitere Besonderheit dieses
Projektes waren die umfangreichen Abstimmungen und Maßnahmen zum Naturund Denkmalschutz vor und während der
Baumaßnahme. Durch die Unterstützung
des Hessischen Baumanagements und
den vom hbm beauftragten Fachplanern
konnten die notwendigen Schutzmaßnahmen mit den Bauarbeiten koordiniert
werden, sodass kein Zeitverzug entstand.
Für amerikanische Familien ist mit dem
Newman Village eine neue Heimat geschaffen worden. Fühlen sich Ihre Landsleute dort und in unserer Region gut aufgehoben?
Mr. Gerber: Yes, Americans feel at home
in Newman Village and in Wiesbaden.
Most families are delighted to be living
in a Community that features up-to-date
homes, central playgrounds and gathering areas, a running track, sports fields
and garages for vehicles. Additionally, the
location allows Newman Village residents
to ride their bike or walk to work, a fact
that has helped reduce the impact of increased traffic on local communities.
Mr. Gerber: hbm provides all of the coordination with German authorities as well
as providing project management and
design and construction supervision.
Working cooperatively with the Corps of
Engineers and Garrison team, hbm provides the design and construction that best
meets the user’s requirements as well as
all U.S. and German codes, within the project budget.
Was waren Ihrer Meinung nach die besonderen Herausforderungen bei der
Planung des Newman Village?
Frau Ballnath: Bei einem Projekt dieser
Größenordnung gibt es natürlich viele
Herausforderungen. Besonders zu erwähnen sind hier die damals noch nicht abgeschlossene Landumwidmung zur Nutzung
durch die U.S.-Streitkräfte, wie auch die
Anbindung an die öffentlichen deutschen
Ver- und Entsorgungsnetze. Hierbei waren
Newman Village, Lucius D. Clay Kaserne,
Wiesbaden
ƒ Bauprojekt: Neubau der Wohnsiedlung „Newman Village“
ƒ Rolle des hbm: Projektleitung,
Projektentwicklung
ƒ Architekt: Junghans+Formhals GmbH,
Weiterstadt
ƒ Bauzeit: 12/2009 – 05/2012
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hbm im Überblick
10 Gründe …
… die für das hbm
sprechen
4 Kompetente Beratung
1 Leistungsfähiger Landesbetrieb
Das hbm ist ein kaufmännisch eingerichteter Landesbetrieb und untersteht der
Dienst- und Fachaufsicht des Hessischen
Ministeriums der Finanzen sowie bei Bundesaufgaben den zuständigen Bundesministerien und der Oberfinanzdirektion
Frankfurt am Main. Der Betrieb besteht
aus der Zentrale in Frankfurt am Main und
fünf Regionalniederlassungen in Kassel,
Gießen, Wiesbaden, Darmstadt und
Frankfurt am Main.
Umfassende BaumanagementDienstleistungen
Das hbm übernimmt die operativen Aufgaben im Bereich des Staatlichen Hochbaus.
Der moderne, betriebswirtschaftlich ausgerichtete Landesbetrieb erbringt hochwertige, zuverlässige und individuelle Baumanagement-Dienstleistungen im Auftrag
des Landes, des Bundes und Dritter. Zu den
Kernkompetenzen zählen die Bauherrenleistungen in Form von Projektleitung und
-steuerung, baufachliche Tätigkeiten (Hochbau, Ingenieurbau und Haustechnik) sowie
gutachterliche und beratende Leistungen.
2
3
Vielfältige Expertise
Für die zeitnahe und verlässliche Realisierung eines breiten Spektrums an Bauaufgaben ist das hbm verantwortlich. Die
große Bandbreite Staatlichen Bauens reicht
von Bildungsbauten für Universitäten und
Hochschulen über Gebäude für Kunst und
Kultur, Verwaltungs- und Versorgungsgebäuden bis hin zu Bauwerken für militärische Zwecke.
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Intensiver Dialog, enge Abstimmung und
individuelle Lösungen kennzeichnen den
Beratungsansatz, bei dem das hbm seine
Kunden bei der Umsetzung ihrer Bauvorhaben, von der Formulierung des Baubedarfs
bis zur Übergabe der Baumaßnahme, begleitet.
5
Hoher Anspruch
Mit Kompetenz und Know-how erbringen wir unsere Leistungen, um unseren
anspruchsvollen Auftraggebern die bestmöglichen Lösungen anzubieten. Unser
Handeln ist von Verlässlichkeit und Fairness
bestimmt. Das Wissen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und das gemeinsame Erreichen unserer Ziele im Team machen uns erfolgreich.
6 Zuverlässige Vergabeverfahren
Mit hoher fachlicher Kompetenz erfüllt das
hbm die Anforderungen an Zuverlässigkeit
und Rechtssicherheit bei öffentlichen Ausschreibungen und stellt sicher, dass die
notwendigen Verfahren und Inhalte so vorbereitet, durchgeführt und dokumentiert
sind, dass sie jederzeit einer Überprüfung
standhalten.
7
Energieeffizientes Bauen
Bis zum Jahr 2030 soll eine CO2-neutrale
Landesverwaltung erreicht werden. Mit eigens ausgebildeten Koordinatoren, die mit
ihrem Spezialwissen über Energieeffizienz
und nachhaltiges Bauen die Projektteams
vor Ort unterstützen, ist das hbm bestens
aufgestellt, die Nachhaltigkeitsstrategie der
Hessischen Landesregierung auch bei komplexen baulichen Maßnahmen umzusetzen.
8
Attraktiver Arbeitgeber
Das hbm bietet seinen rund 850 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen sicheren
und interessanten Arbeitsplatz mit persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten. Gezielte
Fortbildungsmaßnahmen und ein eigenes
Gesundheitsmanagement sichern die Qualifizierung und die betriebliche Gesundheitsförderung. Das Prädikat „Gütesiegel Familienfreundlicher Arbeitgeber Land Hessen”
spiegelt die familienfreundliche Personalund Organisationspolitik des hbm wider.
9 Ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb
Mit großem Erfolg bildet das hbm regelmäßig Hochschulabsolventinnen und -absolventen für den höheren technischen Dienst
in den Fachrichtungen Architektur sowie
Maschinen- und Elektrotechnik in der Verwaltung aus und bereitet sie auf die Führungs- und Managementaufgaben vor. Darüber hinaus bieten wir jungen Menschen
eine qualifizierte, von der IHK ausgezeichnete Berufsausbildung zur Bauzeichnerin
und zum Bauzeichner Architektur im dualen System an. Damit übernehmen wir Verantwortung und unterstützen die Landesregierung, die Berufsausbildung in Hessen
weiter voranzubringen.
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Erfolgreiches Jahrzehnt
Wir können auf ein erfolgreiches Jahrzehnt
als Staatliche Hochbauverwaltung zurückblicken, die vor langer Zeit aus der preußischen Bauverwaltung heraus entstanden
ist. Mit der Neugründung des Landesbetriebes Hessisches Baumanagement zum
1. Januar 2004 wurde die Staatsbauverwaltung zu einem modernen Baudienstleister reformiert. Diese tief greifende
Neuausrichtung staatlicher Bautätigkeit
zielte auf eine kostengünstigere und straffere Abwicklung der Bauprojekte.
Bildnachweis
Jan Bitter Fotografie, Berlin; S. 7, S. 18, S. 19 (oben rechts, unten links, unten Mitte)
Marcus Bredt, Berlin; Umschlagseite 1, S. 6, S. 40, S. 41 (oben rechts)
Michael Brunner; S. 37 (oben Mitte)
Christian Eblenkamp, Rietberg; S. 7, S. 46, S. 47 (rechts)
Goethe-Universität Frankfurt / Uwe Dettmar; S. 28 (unten links)
Goethe-Universität Frankfurt / Elke Födisch; S. 6, S. 26 - 27 (oben)
H. Goll, Keltenwelt am Glauberg; S. 9, S. 16 (oben rechts, Mitte links), S. 17 (Mitte rechts)
Roland Halbe, Stuttgart; S. 22 - 23 (oben)
Eva Hartmann, München; S.7, S. 58 - 59, S. 61
hbm; S. 5, S. 7, S. 11, S. 15 (Mitte), S. 19 (oben links, unten rechts), S. 20 - 21 (oben),
S. 31, S. 33, S. 34 (oben links), S. 39 (oben), S. 49 (oben), S. 54, S. 69 (unten rechts), Umschlagseite 4
Udo Hesse, Berlin; S. 28 (oben)
Hessischer Landtag, Kanzlei - Hermann Heibel; S. 6, S. 48, S. 49 (unten), S. 50 - 51
Hessisches Ministerium der Finanzen; S. 3
Werner Huthmacher, Berlin; S. 7, S. 14 - 15 (oben), S. 16 (unten links, Mitte rechts), S. 17 (oben),
S. 25, S. 36, S. 37 (Mitte links), S. 38 - 39 (unten)
Junghans+Formhals GmbH, Weiterstadt; S. 69 (oben und Mitte rechts)
JLU-Pressestelle / Franz Möller; S. 41 (Mitte rechts)
JLU-Pressestelle / Norbert Leipold; S. 41 (unten rechts)
Illustrationen Carmen Sigurd-Kraus, Peter Kraus; S. 64
Laackman Fotostudios Marburg, www.psl-online.de; S. 43 (oben links)
Pia Malmus Fotografie; S. 60
Klaus Mellenthin; S. 21 (Mitte links)
Stefan Müller, Berlin; S. 29
Stefan Müller-Naumann, München; S. 6, S. 32, S. 34 - 35
Museumslandschaft Hessen Kassel; S. 6, S. 10, S. 12, S. 13
P. Odvody, Keltenwelt am Glauberg; S. 16 (oben links)
Thomas Ott Fotografie, www.o2t.de; S. 6, S. 52, S. 53, S. 55
Paul-Ehrlich-Institut; S. 7, S. 66, S. 67
Planungsdezernat der Stadt Frankfurt am Main; S. 27 (unten links)
Jonas Ratermann; S. 41 (oben links)
Christian Richters, Berlin; S. 6, S. 30
Thomas Strecker, Philipps-Universität Marburg; S. 6, S. 42, S. 43 (rechts)
Studio THD - Georg Jirasek, Ladislav Dolezal; S. 6, S. 62 - 63, S. 65
Waechter + Waechter Architekten BDA, Darmstadt; S. 44 - 45
Wissenschaftsstadt Darmstadt; S. 22 (links Mitte)
Ed. Züblin AG; S. 7, S. 68
1xpert/fotolia.com; S. 57
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Hessisches Baumanagement
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Impressum
Herausgeber
Hessisches Baumanagement, Pressestelle, Zum Laurenburger Hof 76, 60594 Frankfurt am Main, Tel.: +49 (0) 69 58 00 58 - 400,
Fax: +49 (0) 69 58 00 58 - 198, Email: [email protected]
Konzeption und Redaktion
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Gestaltung
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Druck
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Urheber
Hessisches Baumanagement, Pressestelle, Dezember 2014. Diese Broschüre ist urheberrechtlich geschützt. Ihre Vervielfältigung oder Verwertung in anderen gedruckten
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ISBN 978-3-00-048152-9, 1. Auflage Dezember 2014
Danksagung
Unser herzlicher Dank gilt all denjenigen, die mit ihrem Wissen und besonderen Engagement die Entstehung der Jubiläumsbroschüre unterstützt haben.
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