Konsumentenverhalten und Marketingstrategie Modul M112 SKRIPT ZUR VORLESUNG SOMMERSEMESTER 2017 Univ.-Prof. Dr. Ingo Balderjahn Universität Potsdam Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, mit dem Schwerpunkt Marketing PFLICHTLITERATUR Lehrbuch: Balderjahn, I./Scholderer, J.: Konsumentenverhalten und Marketing, Stuttgart: Schäffer Poeschel 2007 (19,95 €; auch als e-book) Skript: zur Veranstaltung (als „download“ im Internet vorhanden) http://www.uni-potsdam.de/marketing_ls/ Benutzername: student Kennwort: Noraa Fachaufsätze: Ergänzende Liste der Fachbeiträge zu Marketing M112 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 2 1 VERTIEFUNGSLITERATUR Ergänzungs-/Vertiefungsliteratur Avery, J. et al.: Consumer Behavior, 2nd ed., Cincinnati 2008. Balderjahn, I.: Nachhaltiges Management und Konsumentenverhalten, München 2013. Blackwell, R.D./Miniard, P.W./Engel, J.F.: Consumer Behavior, 10th ed., 2006. Foscht, Th./Swoboda, B./Schramm-Klein: Käuferverhalten, 5. Auflage, Wiesbaden 2015. (http://link.springer.com/book/10.1007%2F978-3-658-08549-0) Hawkins, D.I./Best, R.J./Coney, K.A.: Consumer Behavior, 9th ed., Boston 2004. Kroeber-Riel, W./Gröppel-Klein, A.: Konsumentenverhalten, 10. Aufl., München 2013. Meffert, H./Burmann, Ch./Becker, Ch.: Internationales Marketing-Management, 4. Aufl., Stuttgart 2010. Peter, J.P./Olson, J.C.: Consumer Behavior and Marketing Strategy, 6th ed. , Boston et al. 2001. Sheth, J.N./Mittal, B.: Customer Behavior, 2nd, 2004. Solomon, M.R.: Consumer Behavior, 8th ed., New Jersey 2009. Trommsdorff, V./Teichert, Th.: Konsumentenverhalten, 8. Aufl., Stuttgart 2011. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 3 AKTIONSPUNKTE Konsumentenverhalten (M112) SoSe 2017 Name Datum Unterschrift Matr.Nr. Ausdrucken, ausschneiden, Name und Matr. Nr. eintragen und in jeder Vorlesung griffbereit haben. Abgabe nur am 27.07.17 Bei späterer Abgabe verfallen die Punkte. Gültigkeit 2 Semester. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 4 2 GLIEDERUNG 1. Grundlagen des Konsumentenverhaltens 1.1 Paradigmen der Konsumentenverhaltensforschung 1.2 Modelle der Konsumentenverhaltensforschung 2. Marketingrelevante Teilgebiete des Konsumentenverhaltens 2.1 Konsumentscheidungen und Konsumnutzen 2.2 Konsumwissen und Konsumerfahrungen 2.2.1 Wissensorganisation 2.2.2 Informations- bzw. Wissenserwerb 2.2.3 Lernen 2.3 Konsumbedürfnisse und Konsummotive 2.4 Konsumeinstellungen und -images 2.5 Konsumnormen 2.6 Konsumgewohnheiten und Konsumstile 2.7 Konsuminvolvement © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 5 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 6 GLIEDERUNG 3. Marketingstrategien und Konsumentenverhalten 3.1 Markt- und Benefitsegmentierung 3.2 Interkulturelles Marketing 3.3 Nachhaltiges Marketing 4. Marketinginstrumente und Konsumentenverhalten 4.1 Konsumentenverhalten und Produktpolitik 4.1.1 Produkt- und Qualitätsbeurteilung 4.1.2 Konsumentenverhalten und Markenpolitik 4.2 Konsumentenverhalten und Kommunikation 4.2.1 Kommunikation 4.2.2 Werbung und Aktivierung 4.3 Konsumentenverhalten und Preispolitik 4.4 Konsumentenverhalten und Geschäftsgestaltung 3 SEMESTERPLAN © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 7 1. KAPITEL Grundlagen des Konsumentenverhaltens 1.1. Paradigmen der Konsumentenverhaltensforschung 4 KONSUMENTENVERHALTEN Definitionen Konsumentenverhalten umfasst den Prozess der Auswahl, des Kauf, der Nutzung und Beseitigung von Produkten (Sach- und Dienstleistungen) zur Befriedigung persönlicher Bedürfnisse und Wünsche. Ganz allgemein gesagt, ist es das Verhalten der „Letztverbraucher“ von materiellen und immateriellen Konsumgütern. auch: Patienten eines Arztes Besucher eines Museums Wähler einer Partei Ziel Gewinnung von Erkenntnissen über das Verhalten von Konsumenten, damit marktbeeinflussende Techniken (Sozialtechniken) entwickelt und vom Marketing eingesetzt werden können. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 1 9 KONSUMENTENVERHALTEN ALS MENSCHLICHES VERHALTEN Entscheidungen über … Produkte die Zeit Politiker Kaufentscheidungen Quelle: Macinnis/Folkers: The disciplinary status of consumer behavior. A sociology of science perspective on key controversies, Journal of Consumer Research, Vol. 36 (2010), S. 906 Partner Jobs … Kapitel 1 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 10 5 WISSENSCHAFTSTHEORETISCHE ORIENTIERUNGEN Abgrenzung des Erkenntnisobjektes Wissenschaftsauffassung empirische Orientierung positivistischer Ansatz idealtypische Orientierung realwiss. Orientierung ökonomische Aspekte soziologische und psychologische Aspekte geisteswiss. Orientierung interpre- mikroökonotativer mischer Ansatz Ansatz © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Quelle: Behrens: Konsumentenverhalten, 2. A., 1991, S. 13 Kapitel 1.1 11 PARADIGMEN DER KONSUMENTENVERHALTENSFORSCHUNG S S I Gesetze/Funktion (Behaviorismus) Intervenierende Variable (Neo-Behaviorismus) Ziele (kognitiver Ansatz) R „Black-Box“-Modell: SR-Modell R Verhaltenswissenschaftlicher Ansatz: SOR-Modell V InformationsverarbeitungsModell S = Stimulus; I = Information; R = Reaktion; V = Verhalten Kapitel 1.1 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 12 6 AFFEKTIVE UND KOGNITIVE PROZESSE NACH DEM SOR-ANSATZ Außenreize Innenreize Aktivierende Prozesse Kognitive Prozesse Komplexe Prozesse Verhalten Quelle: in Anlehnung an: Kroeber-Riel/Gröppel-Klein, 2013, S. 52 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 1.1 13 STELLUNG DES KONSUMENTENVERHALTENS IM MARKETING Konsumentenverhalten als Teilgebiet der Produktpolitik (Markenwahl, Qualitätsurteil …) als verhaltenswissenschaftliche Grundlage für Marketingentscheidungen (Marktreaktionsfunktionen) als interdisziplinäre und verselbständigte Disziplin (Consumer Behavior) Kapitel 1.1 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 14 7 MARKETING UND KONSUMENTENVERHALTEN Konsumentenverhaltensforschung und -analyse Marketing: Strategieentwicklung und -implementierung Typische Fragestellungen des Marketing: Wie wird unser Produkt und wie die Konkurrenzprodukte von den Konsumenten wahrgenommen? Welches sind die Wünsche und Erwartungen unserer Kunden? Welche Produktmerkmale sind bei der Kaufentscheidung wichtig? Wie nutzen Konsumenten unser Produkt? Welchen Preis akzeptieren die Kunden? Welche Einstellung haben Konsumenten zu unserem Produkt und zu unserer Werbung? Quelle: in Anlehnung an Peter, J.P.; Olson, J.C.; Grunert, K.G., 1999, S. 11; Hawkins et al. S. 8 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 1.1 15 MARKETING UND KONSUMENTENVERHALTEN: BEISPIELE Marketingstrategie Konsumentenverhalten Marktsegmentierung Welche Konsumentenmerkmale sollen zur Marktsegmentierung eingesetzt werden? Produktpolitik Was erwarten die Konsumenten von unserem Produkt? Wie bewerten Konsumenten unser Produkt (Produktqualität)? Kommunikationspolitik Wie muss ein erfolgreicher Werbespot für unser Produkt aussehen? Wo erreichen wir unsere Zielgruppe? Preispolitik Welchen Effekt wird eine Preisänderung auf das Verhalten der Konsumenten haben? Wie hoch ist die Zahlungsbereitschaft innerhalb unserer Zielgruppe? Distributionspolitik Wo kaufen Konsumenten unser Produkt? Unter Wettbewerbsbedingungen muss ein Unternehmen ein Produkt anbieten können, das seinen Kunden einen höheren Nutzen (Customer Value) als den der Konkurrenzprodukte bereitstellt. Quelle: in Anlehnung an Peter, J.P.; Olson, J.C.; Grunert, K.G., 1999, S. 11 Kapitel 1.1 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 16 8 KONSUMENTENVERSTÄNDNIS ALS BASIS UNTERNEHMERISCHEN ERFOLGS Marktanalyse Marktsegmentierung Marketingstrategie/-maßnahmen Konsumentenentscheidungen „Understanding consumer behavior is a good business.“ (Solomon, 2009, S. 35) (finanzielles) Ergebnis © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Quelle: Hawkins 2004, S. 12 Kapitel 1.1 17 1. KAPITEL Grundlagen des Konsumentenverhaltens 1.2. Modelle der Konsumentenverhaltensforschung 9 EINFLUSSFAKTOREN DES KAUFVERHALTENS VON KONSUMENTEN Soziale Einflussfaktoren Kommunikation Aktivierung Wahrnehmung Meinungs- Wissen führung Urteilen Familie Kultur Psychische Einflussfaktoren Involvement Kaufentscheidung Subkultur Bedürfnisse Lernen Zufriedenheit Emotionen Motive Lebensstil Nutzen Einstellungen Milieu Gruppe Werte Normen Soziale Schicht © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Quelle: in Anlehnung an Fritz/v.d. Oelsnitz: Marketing, 4.A. 2006, S. 461 Kapitel 1.2 19 TYPOLOGIEN DES ENTSCHEIDUNGSVERHALTENS Extensive Kaufentscheidung Limitierte Kaufentscheidung Habitualisierte Kaufentscheidung choice set evoked set consideration set single unit Erfahrung Impulskäufe und Variety Seeking sehr groß sehr Ausmaß kognitiver Kontrolle/Informationsaufnahme gering Anzahl der betrachteten Alternativen Quelle: in Anlehnung an: Kuß/Tomczak: Käuferverhalten, 3 A., 2004, S. 102 Kapitel 1.2 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 20 10 DOMINANTE PSYCHISCHE PROZESSE UND ENTSCHEIDUNGSVERHALTEN Art der Entscheidung emotional / motivational kognitiv X X extensiv Dominante Prozesse limitiert reaktiv X habitualisiert X X Quelle: in Anlehnung an: Kroeber-Riel/Gröppel-Klein: Konsumentenverhalten, 2013, S. 460 X impulsiv © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.1 21 SYSTEMATISIERUNG VON KAUFVERHALTENSMODELLEN Stochastische Ansätze (S-R) Teilstochastische Ansätze (ökonometrische Modelle) Vollstochastische Ansätze (z.B. Markovprozesse) … Struktur-Ansätze(S-O-R) Totalmodelle - Howard & Sheth - EKB-Modell Partialmodelle InformationsverarbeitungsAnsätze Entscheidungsnetz-Ansatz Kognitives Prozess-Modell (POG) - Einstellungsmodell u.a. Kapitel 1.2 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 22 11 STRUKTURMODELL VON HOWARD UND SHETH Inputvariable Wahrnehmungskonstrukte Produktinformationen - Qualität - Preis - Eigenart - Service - Erhältlichkeit Lernkonstrukte Kaufabsicht Intention Sicherheit Confidence Suchverhalten Outputvariable Kauf + Kaufabsicht Symbolische Informationen - Qualität - Preis - Eigenart - Service - Erhältlichkeit Soziale Informationen - Familie - Bezugsgruppen - Milieu Reizmehrdeutigkeit Einstellung Attitude Aufmerksamkeit Motive + Einstellung Entscheidungskriterien Wahrnehmungsverzerrung + Aufmerksamkeit Zufriedenheit Rückkopplungseffekte Informationsfluss + Markenkenntnis Markenkenntnis + gemessene Werte © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Quelle: in Anlehnung an: Meffert,/Burmann/Kirchgeorg: Marketing, 11. A., 2012, S. 142 Kapitel 1.2 23 “CONSUMER DECISION PROCESS MODEL“ VON BLACKWELL ET AL. Informationsinput Informationsverarbeitung Entscheidungsphasen Problemerkenntnis Bewertungsvorgänge Allgemeine Motivierung Bewertungskriterien Wahrgenommene Umwelteinflüsse Ausgesetzt sein Gedächtnis Reize Aufmerksamkeit Information und Erfahrung Aufnahme Überzeugungen Motive Normen und Werte Einstellungen Persönlichkeit, Lebensstil Bezugsgruppen, Familie Verhaltensabsichten Übereinstimmung mit Normen Antizipierte Situationen Informationssuche Alternativenbewertung Entscheidung (Auswahl) Suchverhalten Nicht antizipierte Situationen Zufriedenheit Ergebnis Dissonanz Quelle: in Anlehnung an: Meffert/Burmann/Kirchgeorg: Marketing, 11. A., 2012, S. 141 Kapitel 1.2 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 24 12 INFORMATIONSVERARBEITUNGSANSATZ: MODELL VON BETTMAN Informationsverarbeitung (Information Processing) beschreibt eine Folge von interagierenden Aktivitäten der Wahrnehmung, des Verstehens und des Behaltens von Informationen. Informationsverarbeitungskapazität Gedächtnis Motivation Zielhierarchie Aufmerksamkeit Informationserwerb und -bewertung Orientierungsmodell Entscheidungsprozess Konsum- und Lernprozesse © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Quelle: in Anlehnung an: Howard: Consumer Behavior in Marketing Strategy, 1989, S. 114. Kapitel 1.2 25 ENTSCHEIDUNGSNETZE NACH BETTMAN AM BEISPIEL ZAHNPASTA Netz Konsument A 1 Y R Y R Y R N 4 R N Y R Methode „Protokoll lauten Denkens“ A Quelle: Bettman 1979, S. 231, zitiert nach Kroeber-Riel/ Weinberg: Konsumentenverhalten, 8. A., 2003, S. 375 7 Y N 3 N Y 1 N Y R 5 Y R 2 N N 6 N N Entscheidungskriterien Netz Konsument B Kapitel 1.2 1. Verhütet sie zufriedenstellend Zahnschäden? 2. Ist die hinreichend sparsam im Gebrauch? 3. Stellt sie Kinder zufrieden? 4. Ist sie im Laden vorrätig? 5. Ist ihr Geschmack angenehm? 6. Erfrischt sie genügend den Atem? 7. Sorgt sie hinreichend für weiße Zähne? 4 Y R A © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 26 13 KOGNITIVES PROZESSMODELL ZUR KAUFENTSCHEIDUNG VON PETER ET AL. Konsumumwelt: Exposure Kognitiver Prozess 1. Interpretationsprozess Aufmerksamkeit Involvement Verständnis 2. Gedächtnis Wissen, Bedeutungen, Schemata und Vorstellungen 3. Integrationsprozess Einstellungen Kaufabsichten Kaufentscheidungen “People often buy products not for what they do but for what they mean.” (Solomon 2009, S. 40) Konsumverhalten Quelle: in Anlehnung an: Peter, J.P.; Olson, J.C.; Grunert, K. G.: Consumer Behaviour and Marketing Strategy, 1999, S. 45 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 1.2 27 INFORMATION PROCESSING: ZENTRALE PROZESSE Exposure Attention Interpretation Memory Action Kapitel 1.2 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 28 14 BEWERTUNGSKRITERIEN VON MODELLEN (THEORIEN) Erklärungs- und Prognosekraft Generalisierbarkeit Prüfbarkeit Heuristischer Wert Originalität Praxisrelevanz Komplexität Interne Konsistenz Plausibilität © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 1.2 29 2. KAPITEL Marketingrelevante Teilgebiete des Konsumentenverhaltens 2.1. Konsumentscheidungen und Konsumnutzen 15 MODELL DER KAUFENTSCHEIDUNG VON BALDERJAHN (RATIONAL CHOICE) D E F G H I C + Nutzen des Konsums (CustomerValue) Konsumrestriktionen D E F G Konsumkosten H Auswahl einer Konsumalternative C B Konsumpräferenzen Kaufentscheidung B A Konsumbedürfnisse und –motive (Benefits) Verständnis Informationen über Konsumalternativen A I © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.1 31 KONSUMNUTZEN Der Nutzen eines Produkts ist ein Maß der vom Konsumenten (vor dem Kauf) erwarteten oder tatsächlich (nach dem Kauf) eingetretenen Bedürfnisbefriedigung durch dieses Produkt und der Wichtigkeit der befriedigten Bedürfnisse (auch Kundennutzen, Customer Value). Bestimmungsfaktoren: Dringlichkeit und Wichtigkeit der zu befriedigenden Bedürfnisse Knappheit des Gutes (ökonomisches Kriterium) Theoretische Ansätze Nationalökonomie : Nutzenmaximierung & Rationalitätsprinzip: → Betriebswirtschaftliche Entscheidungstheorie : Zielerreichungsgrad bzw. Grad der Bedürfnisbefriedigung Absatzwirtschaftliche Nutzenlehre : Grundnutzen / Zusatznutzen Kapitel 2.1 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 32 16 NUTZENARTEN Grundnutzen: Utilitaristischer Nutzen (Funktionsnutzen) Wirtschaftlicher Nutzen (Preis-/Leistungsverhältnis) Zusatznutzen: Sozialer Nutzen (soziale Anerkennung, Geborgenheit …) Ästhetischer Nutzen (Formen, Farben ...) Hedonistischer Nutzen (emotionales Erlebnis, Genuss, Luxus …) Ethischer Nutzen (Befriedigung moralischer Bedürfnisse) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.1 33 KONSUMNUTZEN Theoretische Ansätze Nationalökonomie Betriebswirtschaftliche Entscheidungstheorie Absatzwirtschaftliche Nutzenlehre Marketingorientierte Ansätze und Einsatzgebiete (Customer Value!): - Nutzenarten (Bedürfnisarten) - Neuproduktplanung und Produktpositionierung - Marktsegmentierung (Benefitsegmentierung) Kapitel 2.1 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 34 17 FORMALE NUTZENMODELLE Präskriptives Nutzenmodell (bei Sicherheit) Multi-Attribute-Utility-Model (MAUT): (Scoringmodell) j i uij gi = Handlungsalternative = Handlungsmerkmale/Kriterien/Ziele = Zielbeiträge/Teilnutzenwerte uij = f(eij) = Kriterien-/Zielgewichtung I U j u ij g i i 1 Deskriptives Nutzenmodell (bei Risiko) Subjectively-Expected-Utility-Model (SEU): j = Handlungs-/Konsumalternative i = Handlungs-/Konsumkonsequenzen uijk = Teilnutzenbeiträge der Handlungskonsequenzen wik = subjektive Eintrittswahrscheinlichkeiten k = Konsument I U jk u ijk w ik i 1 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 35 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 36 Kapitel 2.1 METHODEN DER NUTZENMESSUNG Kompositionelle Verfahren (z.B. Einstellungsmessung) uij Uj Dekompositionelle Verfahren (Conjoint Measurement) Uj uij Kapitel 2.1 18 2. KAPITEL Marketingrelevante Teilgebiete des Konsumentenverhaltens 2.2. Konsumwissen und Konsumerfahrung 2.2.1 Wissensorganisation Umweltreize (Expusure) WISSENSORGANISATION: DAS (HEURISTISCHE) DREISPEICHERMODELL KOGNITIVER PROZESSE Sensorischer Speicher (Attention) visuell wahrnehmen auditiv erkennen Reize haptisch auswählen gustatorisch olfaktorisch Langzeitspeicher/ Gedächtnis (Memory) Kurzzeitspeicher/ Arbeitsspeicher (Interpretation) lernen Wissen, interpretieren Bedeutungen, verstehen bewerten erinnern Vorstellungen entscheiden Verhalten Der Informationsverarbeitungsansatz erklärt Vorgänge, die das Verhalten der Menschen gedanklich kontrollieren und willentlich steuern. Quelle: in Anlehnung an Bettman, 1979, S. 140; zitiert nach Kuß/Tomczak: Konsumentenverhalten, 2004, S. 23 Kapitel 2.2.1 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 38 19 PROZESS DER SELEKTIVE WAHRNEHMUNG Beschränkte Informationsaufnahme- und -verarbeitungskapazität Reize, Informationen Aufmerksamkeit bewusstseinsfähig Bewusstsein Wissenstrukturen Selektive Wahrnehmung u.a. abhängig von: - AAM - Reiz-Aktivierungspotenzial - Gewohnheiten - Motive - Involvement - Schemakongruenz © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.2.1 39 WAHRNEHMUNGSTHEORIEN Elementpsychologie Gestaltpsychologie/Gestaltgesetze Figur-Grund-Prinzip Gesetz der Guten Gestalt / Prägnanzgesetz Gesetz der Nähe Irradiation Theorie der sozialen Wahrnehmung (motivgesteuert) Ganzheitspsychologie (Wahrnehmungsprozess: Aktualgenese, Tachistoskop) Kapitel 2.2.1 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 40 20 IRRADIATIONSPHÄNOMEN (HALO-EFFEKT) • • • • © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.2.1 41 ARTEN VON INFORMATIONS- BZW. WISSENSKATEGORIEN Prozedurales Gedächtnis Deklaratives Gedächtnis Semantisches Gedächtnis Episodisches Gedächtnis Fakten/Begriffe sprachlich persönliche Erlebnisse visuell, … Kleinste im Gedächtnis abgelegte Bedeutungseinheiten, die einen Sachverhalt beschreiben, werden als Propositionen bezeichnet („Mercedes - ist teuer“) Kapitel 2.2.1 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 42 21 MODELLE ASSOZIATIVER NETZWERKE: PROPOSITIONALES ZWEI-EBENEN-MODELL KOGNITIVER STRUKTUREN Modelle der Wissenspräsentation: Produkt- und Markenwissen Produktwissen = information chunk Produkt Kanten = Assoziationen Preis Farbe Größe Qualität Funktion Produktmerkmale = Knoten © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Quelle: Grunert: Kognitive Strukturen in der Konsumforschung, 1988, S. 11 Kapitel 2.2.1 43 SEMANTISCHES GEDÄCHTNIS: ASSOZIATIVES NETZ AM BEISPIEL DER MARKE „PORSCHE“ Ausbreitende Aktivierung Beschleunigung Geschwindigkeit Freiheit Carrera schnell dynamisch 911 Cabrio Fahrspaß teuer sportlich Prestige viel PS rot Sportwagen Traumauto Spoiler Motorensound Ledersitze Cayenne Rennsport Quelle: Esch/Bräutigam: Corporate Brands versus Product Brands? in: Texis 18. Jg. (2001), Nr. 4, S. 31 Kapitel 2.2.1 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 44 22 BEISPIEL FÜR EBENEN UND IHRE VERNETZUNG (ASSOZIATIVES NETZWERK) Kariesvorsorge Blendamed Signal Fluorgehalt Odol Kalziumgehalt Odol Blendamed frischer Atem weiße Zähne Kariesvorsorge Fluorgehalt Kariesvorsorge Fluorgehalt Minzegeschmack Blendamed Quelle: in Anlehnung an: Grunert: Kognitive Strukturen in der Konsumforschung, 1988 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.2.1 45 GEORDNETE GEDÄCHTNISSTRUKTUREN: DREI EBENEN IM ASSOZIATIVEN NETZWERK Teilnetze „type“-Knoten Zeitung Kommunikationsmedium Material „type“-Knoten Name Zeitung kaufen Print online PNN MAZ „token“-Knoten Zeitung Kauf Gang zur Arbeit heute Morgen Haus verlassen Gehen Kiosk anhalten Quelle: in Anlehnung an: Grunert: Kognitive Strukturen in der Konsumforschung, 1988 Zeitung kaufen Kapitel 2.2.1 Gehen Arbeitsplatz ankommen © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 46 23 SCHEMATA UND SKRIPTEN Beim Interpretieren werden die wahrgenommenen Reize im Gedächtnis vorhandenen Bedeutungskategorien (z.B. Objektwissen) zugeordnet. Bedeutungskategorien können in Form von Schemata vorliegen. Ein Schema ist eine stark verfestigte, standardisierte Vorstellung über einen Sachverhalt, der im Gedächtnis sprachlich (semantisch) und „bildlich“ (episodisch) repräsentiert ist. Schemata dienen der schnellen, effizienten Entschlüsselung und Interpretation von Reizen und einer damit verbundenen schnellen Reaktion auf Reize. Schemata, die sich auf Ereignisse (Handlungsfolgen) beziehen, werden als Skripten bezeichnet. Sie dienen der Identifikation von Situationen, lösen Handlungen aus und rufen diese in der richtigen Reihenfolge ab. Quelle: Kroeber-Riel/Weinberg 2009, S. 283f. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 47 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 48 Kapitel 2.2.1 SPEZIELLE SCHEMATA a c d a) Baumschema b) Personenschema c) Kindchenschema d) Schemainkongruenter Reiz Kapitel 2.2.1 24 KONSUM-SCHEMATA UND KONSUM-SKRIPTE Schemata mit sprachlichen Vorstellungen verbunden Personen und Sachverhalte mit bildlichen Vorstellungen verbunden Ereignisse (Skripte) Produktschema Einkaufsskript Personen und Sachverhalte Ereignisse (Skripte) Markenschema Markenschema Einkaufsskript als Lageplan (Mental map) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Quelle: Kroeber-Riel/Weinberg 2003, S. 235 Kapitel 2.2.1 49 BEISPIEL: MARKENSCHEMA FÜR MILKA SCHOKOLADE Alpenwelt Lila Pause natürlich Lila Schokoriegel Lila Verpackung kakaohaltig „Die zarteste Versuchung“ Süßigkeiten Schokotafel süß Kalorien macht dick Quelle: Esch: Strategie und Technik der Markenführung, München 2005, S. 66 aus Milch gemacht Schokolade Kapitel 2.2.1 braun schmeckt gut „Betthupferl“ © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 50 25 2. KAPITEL Marketingrelevante Teilgebiete des Konsumentenverhaltens 2.2. Konsumwissen und Konsumerfahrung 2.2.2 Informations- bzw. Wissenserwerb INFORMATIONSAUFNAHME Fragestellungen: Wie viele Informationen werden zu einer Kaufentscheidung nachgefragt? (Informationsmenge; Kaufrisiko) Unter welcher Bedingung findet die Informationsaufnahme statt? (Involvement) Welche Informationen werden zu einer Kaufentscheidung nachgefragt? (Art der Informationen) Wie wirkt sich die Informationsmenge auf die Güte der Kaufentscheidung aus? (Entscheidungsqualität) Wie werden die Informationen aufgenommen (z.B. Reihenfolge)? (Informationsstrategie) Welche Informationsquellen werden genutzt? (Informationsquellen) Kapitel 2.2.2 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 52 26 DIE INFORMATIONS-DISPLAY-MATRIX Produktalternativen Produkteigenschaften A1 A2 ... ... Aj ... ... An E1 e11 e12 ... ... e1j ... ... e1n E2 e21 e22 ... ... e2j ... ... e2n ... e.1 ... ... ... e.j ... ... e.n Ei ei1 ei2 ... ... eij ... ... ein ... e.1 ... ... ... e.j ... ... e.n ... ... emj ... ... emn Em em1 em2 Messung der Informationsaufnahme: Methode lauten Denkens Tachistoskopische Verfahren Blickaufzeichnung (Eye Tracking) IDM Es wird das Informationsangebot in einer Entscheidungssituation simuliert. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Quelle: in Anlehnung an: Kroeber-Riel/Weinberg: Konsumentenverhalten, 8. A.,2003, S. 282 Kapitel 2.2.2 53 ALTERNATIVENWEISE STRATEGIE DER INFORMATIONSAUFNAHME Produkteigenschaften Produktalternativen A1 A2 ... ... Aj ... ... An Urteil Urteil Urteil Urteil Urteil Urteil Urteil Urteil E1 E2 ... Ei ... Em Präferenzordnung: Produkturteile Kapitel 2.2.2 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 54 27 ATTRIBUTWEISE STRATEGIE DER INFORMATIONSAUFNAHME Produkteigenschaften Produktalternativen A1 A2 ... ... Aj ... ... An E1 Vergleich E2 Vergleich ... Vergleich Ei Vergleich ... Vergleich Em Vergleich Ordnung nach Wichtigkeit aspektweise Elimination © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.2.2 55 STRATEGIE DES PAARWEISEN VERGLEICHS Produkteigenschaften Produktalternativen A1 A2 A3 ... Aj ... ... An E1 E2 ... Ei ... Em Vergleich Vergleich alternativenweise Elimination Kapitel 2.2.2 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 56 28 ANALYSE VON DREIERTRASITIONEN Produktalternativen Produkteigenschaften A1 E1 X E2 X ... x A2 X A3 Aj ... ... x x x x An x x Ei x ... x Em x Quelle: Hofacker, Th.: Entscheidung als Informationsverarbeitung, 1985, S. 145 ... x x x © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 57 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 58 Kapitel 2.2.2 Quelle: Schweiger/Schrattenecker: Werbung, 5. A., 2001, S. 287Kapitel 2.2.2 29 Quelle: Kroeber-Riel, Esch: Strategie und Technik der Werbung, 5. A., 2000, S. 189 Fixationen und Saccaden Eye Tracking © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 59 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 60 BLICKAUFZEICHNUNG: GÜNSTIGER BLICKVERLAUF 6 11 4 7 1 3 12 10 5 8 2 13 9 Quelle: Schweiger/Schrattenecker 2005, S. 325 Kapitel 2.2.2 30 Anzahl „richtiger“ Entscheidungen EXPERIMENT ZUR INFORMATION-OVERLOAD-HYPOTHESE Entscheidungsqualität =: |Rijk - Ijk| Rijk 10 Ijk = Merkmalsausprägung j der von Konsument k gewählten Alternative i = Idealausprägung von Merkmal j für Konsument k (vorab erfragt!) 5 8 16 24 32 48 42 Anzahl der Informationseinheiten (Marken×Attribute ) Quelle: Jacoby/Speller/Kohn: Brand Choice Behavior as a Function of Information Load, Journal of Marketing Research, Vol. 11 (1974), S. 66 72 612 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.2.2 61 2. KAPITEL Marketingrelevante Teilgebiete des Konsumentenverhaltens 2.2. Konsumwissen und Konsumerfahrung 2.2.3 Lernen 31 KONSUMERFAHRUNG UND LERNEN: LERNEN UND LERNPROZESSE Lernen wird allgemein definiert als relativ dauerhafte Veränderung des Verhaltens aufgrund von Erfahrung, Beobachtungen, Denk- und Interpretationsprozesse (nicht Reifung!). Durch Lernen verändert sich die Wahrscheinlichkeit, mit der Verhaltensweisen in bestimmten Reiz- bzw. Umweltsituationen auftreten. Lernen i.e.S. ist ein kognitiver Vorgang, der nicht unbedingt zu Verhaltensänderungen führen muss, sondern als eine Erweiterung des individuellen Verhaltensrepertoires aufgefasst werden kann. Folgende Lernprozesse werden unterschieden: restringierte (Prägung) automatische kognitive, elaborierte © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.2.3 63 URSACHEN UND WIRKUNGEN DES LERNENS Kultur Werte Subkultur Normen Soziale Klasse Überzeugungen Familie Einstellungen Freunde Lernen Geschmack Konsum Präferenzen Institutionen Fähigkeiten Erlebnisse Gefühle Massenmedien Bedeutungen Werbung Verhalten Hawkins et al. 2004, S. 317 Kapitel 2.2.3 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 64 32 LERNTHEORIEN Konditionierung (Lernen durch Belohnung/Bestrafung oder Verstärkung; behavioristische Lerntheorien) Lernen am Modell (Imitationslernen, Nachahmung) Assoziationslernen (Verknüpfung; Low-Involvement) Kognitives Lernen (Lernen durch Einsicht und Erkenntnis; High-Involvement) Konstruktivistisches Lernen (Lernen durch Erfahren, Erleben und Interpretieren) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.2.3 65 LERNPROZESS NACH DEM MODELL DER KLASSISCHEN KONDITIONIERUNG Bei der klassischen Konditionierung werden angeborene Reflexe mit neutralen Umweltreizen in der Weise verknüpft, dass diese Umweltreize selbst die entsprechende Reaktion auslösen können. Unkonditioniert Unkonditionierter Reiz Kontiguitätsprinzip Lernender Reaktion neutraler Reiz Konditionierter Reiz Konditioniert Kapitel 2.2.3 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 66 33 KONDITIONIERUNG DURCH REIZWÖRTER © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.2.3 67 LERNPROZESS NACH DEM MODELL DER OPERANTEN KONDITIONIERUNG Unter operanter Konditionierung versteht man die Erhöhung der Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Verhaltensweise durch einen verstärkenden Effekt (Verstärkungsprinzip). Lernender Handlungsauslöser Handlung Handlungskonsequenzen Belohnung/ Bestrafung Verstärker Rückkopplungsprozess Kapitel 2.2.3 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 68 34 LERNPROZESS NACH DEM MODELL SOZIALEN LERNENS Modellierte Ereignisse Unter Lernen am Modell versteht man die Übernahme von in der sozialen Umgebung wahrgenommenen (beobachteten) Verhaltensweisen (soziales Lernen). Üblicherweise in Low-Involvement Situationen! Wahrnehmung Aufmerksamkeit Gedächtnisprozesse motorische Prozesse NachbildungsLeistung/ Imitation Motivationsprozesse stellvertretende Verstärkung Quelle: Behrens: Konsumentenverhalten, 2. A., 1991, S. 282 externe Selbstverstärkung Verstärkung © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.2.3 69 PROZESS DES MODELLERNENS Attention Modell wird beobachtet Retention Verhalten des Modells wird gemerkt. Process Konsument hat die Fähigkeit, beobachtetes Verhalten auszuüben. Lernen i.e.S. Motivation Performance Verhalten ist in einer bestimmten Situation sinnvoll. Verhalten wird ausgeübt. Ausübung Marketing? Marketing liefert „Konsummodelle/Konsumstile“ Testimonial- und Celebrity-Werbung Quelle: Solomon 2009, S. 129 Kapitel 2.2.3 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 70 35 KOGNITIVES LERNEN: ERWERB VON PRODUKT- UND MARKENWISSEN Beim kognitiven Lernen führen Denk- und Informationsverarbeitungsprozesse zu neuen Einsichten und Erkenntnissen. Es werden Gedächtnisinhalte und –strukturen aufgebaut und verändert (z.B. Wissenserwerb, Problemlösungen). Assoziationslernen ohne klassische Konditionierung (Wiederholungen) z.B. „iPhone“ „cool“ resultiert in Überzeugungen zu einzelnen Produkteigenschaften und Marken (auch Konstruktion) Lernen durch Nachdenken, Analogiebildung und Schlussfolgern. Bestehendes Wissen (Kognitionen und Assoziationen) wird konfiguriert, strukturiert, kombiniert und zusammengefasst (Information Chunks) und neue Informationen werden integriert. Einsatz vorhandenen Wissens zum Verständnis, zu Transferleistungen und zur Problemlösung. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.2.3 71 ARTEN KOGNITIVER LERNVORGÄNGE DARGESTELLT AM BEISPIEL Größe Erwerb Mercedes Design Clusterung/ Konfiguration Restrukturierung / Typologisierung/ Schemabildung Preis Farbe PS PS Größe Preis Preis/ Leistung Design Farbe Aussehen Mercedes Mercedes A-Klasse Mercedes E-Klasse Quelle: in Anlehnung an Peter/Olson/Grunert: Consumer Behaviour and Marketing Strategy, London u.a. 1999, S. 55 Kapitel 2.2.3 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 72 36 KONSTRUKTIVISTISCHES LERNEN Das individuelle Erleben, Erfahren und Interpretieren steht hier im Vordergrund. Nicht die Information ist entscheidend, sondern die individuelle Interpretation davon. Aus der Wahrnehmung konstruiert sich ein Mensch seine Sichtweise von der Wirklichkeit. Wissen entsteht hiernach als Konstruktion (persönliche Theorie). © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.2.3 73 2. KAPITEL Marketingrelevante Teilgebiete des Konsumentenverhaltens 2.3. Konsumbedürfnisse und Konsummotive 37 PHASEN DER BEDÜRFNISKONKRETISIERUNG Bedürfnis Antriebsebene (Motivation) Bedarf Objektausrichtung (Einstellung) Nachfrage Beschaffungsdisposition (Budget) Kauf Transaktionsebene (Austausch) Zufriedenheit Beziehungsebene (Konsum) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.3 75 BEDÜRFNIS, BEDARF, NUTZEN Bedürfnis ist das mit dem Streben nach Beseitigung eines wahrgenommenen Mangels verbundene Gefühl. Bedarf ist das auf ein Wirtschaftsgut konkretisierte Bedürfnis. Motive sind Ursachen des Verhaltens. Nutzen eines Produkts ist ein Maß der erwarteten (Vor-Kauf) oder tatsächlich eingetretenen (Nach-Kauf) Bedürfnisbefriedigung durch dieses Produkt. Bedürfnisse in den Wissenschaften Merkmale von Bedürfnissen Mangelerlebnis (Problem) Anmutungsmoment (Bedeutung, Anziehungskraft) Antriebsmoment (Energie) Richtungsmoment (Ziel) Plastizität (Bedürfnisentfaltung) Anwendung im Marketing Marketing zielt darauf, durch marktliche Austauschprozesse Bedürfnisse zu befriedigen. Suche nach und Weckung, Prägung, Formung, Verstärkung sowie Konkretisierung von Konsumbedürfnissen. Kapitel 2.3 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 76 38 BEDÜRFNISPYRAMIDE VON MASLOW Abnahme der Dringlichkeit Selbstverwirklichung Anerkennung Zuwendung/Liebe Sicherheit/Geborgenheit Physiologische Bedürfnisse © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.3 77 KONSUMMOTIVE Motive sind die Ursachen des Verhaltens. Sie treiben das Handeln an (aktivierende Komponente) und richten es auf ein Ziel aus (kognitive Komponente). Messung: Motivationstheorien: sozialpsychologisch-kognitiver Ansatz lernpsychologischer Ansatz emotionspsychologischer Ansatz psychoanalytischer Ansatz klassifikatorischer Ansatz Tiefeninterviews Gruppendiskussionen Tests Motivationskonflikte Konsummotive/-ziele: Wirtschaftlichkeit/Sparsamkeit Prestige/Status/soziale Anerkennung Macht und Einfluss Lust/Erregung/Neugier, Sex/Erotik Leistung Kapitel 2.3 Spaß/Abenteuer Sicherheit/ Geborgenheit Gesundheit Mobilität/Freiheit Kommunikation/Kontakt Unterhaltung/Abwechslung © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 78 39 GRUNDSTRUKTUR NEUERER (SOZIAL-PSYCHOLOGISCHER) MOTIVATIONSTHEORIEN Rückkoppelung Zielsetzung Bildung einer Zielintention Handlungsplan: Handlungsplan: Bildung von Ausführungsintentionen Motivation (Zweck-Mittel) Handlungs initiierung und Kontrolle Zielerreichung? Willenskraft (Volition) Handlungsregulation/Handlungskontrolle (Selbstwirksamkeit: Self-efficacy) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Quelle: in Anlehnung an Bagozzi/Dholakia 1999, S. 20 Kapitel 2.3 79 2. KAPITEL Marketingrelevante Teilgebiete des Konsumentenverhaltens 2.4. Konsumeinstellungen und Konsumimages 40 KONSUMEINSTELLUNGEN Einstellung (attitude) ist eine erlernte und relativ dauerhafte Bereitschaft (Prädisposition), gegenüber dem betreffenden Objekt konsistent positiv oder negativ zu reagieren.* Einstellung erfasst die subjektiv wahrgenommene Eignung eines Objektes zur Befriedigung einer Motivation.** * vgl. Trommsdorff/Teichert 2011, S. 126 ** vgl. Kroeber-Riel/Weinberg 2003, S. 169 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.4 81 BEDEUTUNG VON EINSTELLUNGEN IM MARKETING 1. Die E-V-Hypothese Möglichkeiten der Beeinflussung und Veränderung der Produkteinstellungen: Einstellungen schaffen, verändern, gestalten oder in ihrer Intensität erhöhen. 2. Einstellung als Diagnose- und Aktionsinstrument Marktsegmentierung (nach Einstellungen) Marktpositionierung Marktkommunikation (Schaffung von Überzeugungen) 3. Einstellung als Ziel- und Kontrollgröße 4. Einstellungsänderung Erzeugen von Dissonanzen Argumentation und Präsentation Kapitel 2.4 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 82 41 EINSTELLUNGSTHEORIEN Drei-Komponenten-Theorie Konsistenz- und gleichgewichtstheoretische Ansätze (Theorie kognitiver Dissonanz) Kommunikations- und informationstheoretische Ansätze Wahrnehmungstheoretische Ansätze (Theorie sozialer Urteile) Funktionale Ansätze (Einstellungen üben Funktionen aus) Multiattributive Absätze (Einstellungen ergeben sich aus der Bewertung von einzelnen Produkteigenschaften) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn * vgl. Trommsdorff/Teichert 2011, S. 126 ** vgl. Kroeber-Riel/Weinberg 2003, S. 169 Kapitel 2.4 83 DAS DREI-KOMPONENTENMODELL DER EINSTELLUNG: ZWEI MODELLE Einstellung kognitive Komponente Umweltreize Verhalten affektive Komponente intentionale Komponente Einstellung Umweltreize kognitive Komponente affektive Komponente Kapitel 2.4 intentionale Komponente Verhalten © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 84 42 VOM MEHRDIMENSIONALEN EINSTELLUNGSKONSTRUKT ZUR MESSUNG Konstrukt Merkmalsklassen (Dimensionen) Theoretisch-begriffliche Ebene Einstellung Affektive Dimension Kognitive Dimension Intentionale Dimension Art der Indikatoren EinzelIndikatoren Skala Empirisch-methodische Ebene Physiologische Reaktion Kognitive Reaktion Intentionale Reaktion PGR 1 1 2 2 Frage 1 Frage 2 3 Frage 3 3 4 4 Kauf 5 5 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.4 85 THEORIE DER KOGNITIVEN DISSONANZ Nach den Theorien kognitiver Konsistenz hat jedes Individuum ein Bedürfnis, auftretende Widersprüche (Inkonsistenzen) in seinem kognitiven System (Gedanken) zu beseitigen oder von vornherein zu vermeiden. Allgemein können Inkonsistenzen sowohl zwischen den Komponenten einer Einstellung als auch zwischen verschiedenen Einstellungen auftreten. Dissonanzen entstehen insbesondere nach Kaufentscheidungen, Aufnahme widersprüchlicher Informationen, unbestätigten Erwartungen, Abweichungen von bisherigen Kaufentscheidungen, einstellungsdiskrepantem Verhalten. Marketing: Einstellungsänderung (Erzeugen von Dissonanzen) Einstellungsstabilisierung (Reduktion von Dissonanzen) Kapitel 2.4 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 86 43 DISSONANZREDUZIERENDE EINSTELLUNGSÄNDERUNGEN Marketingstrategie: 1. Gezieltes Erzeugen von Dissonanzen. 2. Nachfolgend psychische Prozesse der Dissonanzreduktion können zur Einstellungsänderung führen. Reaktionen auf Dissonanzen Selektive Wahrnehmung Umwertungen/Re-Interpreationen Rationalisierung „stop thinking“ © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.4 87 KOMMUNIKATIONSTHEORETISCHER ANSATZ: EINSTELLUNGSÄNDERUNG: DAS ELABORATION LIKELIHOOD MODELL VON PETTY UND CACIOPPO Kommunikation Periphere Einstellungsänderung Ja Nein Zur Verarbeitung motiviert? Positiver oder negativer Affekt, Peripherer Hinweisreiz präsent? Nein Ja ZurVerarbeitung Verarbeitung fähig? Zur fähig? Ja Valenz der kognitiven Reaktionen Bereitschaft zur gedanklichen Nein Voreinstellung, Qualität der Argumente, Vertrauenswürdigkeit der Quelle Auseinandersetzung? Nein keine Beachtung KognitiveStrukturänderung? Strukturänderung? Kognitive Nein Persönliche Kommunikation Ja (positiv) zentrale positive Einstellungsänderung Werbung Ja (negativ) zentrale negative Einstellungsänderung zentraler Weg (stabil) Quelle: in Anlehnjung an Petty/Cacioppo 1986, S. 126 peripherer Weg (instabil) Kapitel 2.4 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 88 44 Einstellungsänderungsmotivation EINSTELLUNGSÄNDERUNG NACH DER ASSIMILATIONS-KONTRASTTHEORIE (THEORIE SOZIALER URTEILE) Assimilation Kontrastierung Kontrastierung Kontrastierun Urteilsanker Ablehnungs- Indifferenzbereich bereich Akzeptierungsbereich Indifferenz- Ablehnungsbereich bereich © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.4 89 MULTIATTRIBUTIVE EINSTELLUNGSMODELLE: DAS EINSTELLUNGSMODELL VON ROSENBERG K A ij Iijk Vik Means-end Chains k 1 Aij = Einstellung von Person i zu Produkt j Iijk = wahrgenommene Eignung von Produkt j, Bedürfnis k (1…K) von Person i zu befriedigen (Perceived instrumentality) Vik = Bedeutung von Bedürfnis k für Person i (Value Importance) I: Befriedigt ein Golf mein Bedürfnis, sicher zu fahren? Kritik V: Sicher zu fahren, finde ich gut/schlecht bzw. wichtig/unwichtig Bezug zu Bedürfnissen, nicht zu Produkteigenschaften Ermittlung von Bedürfnissen schwierig © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 90 45 DAS EINSTELLUNGSMODELL VON FISHBEIN A ij K Expectancy Value Model Bijk a ijk k 1 Aij Bijk = = aijk = Einstellung von Konsument i zu Produkt j von Konsument i wahrgenommene Wahrscheinlichkeit dafür, dass Produkt j das Merkmal (Attribut) k (1…K) besitzt (Belief, Überzeugung) Bewertung (gut/schlecht) von Merkmal k bei Produkt j durch Konsument i (Evaluation) Kritik Operationalisierung der Überzeugungen als Wahrscheinlichkeit Bewertung durch gut-schlecht © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.4 91 OPERATIONALISIERUNG DES MODELLS VON FISHBEIN AM BEISPIEL DES MERKMALS SICHERHEIT EINES PKW Überzeugung (Belief) Dass ein „VW Lupo“ sicher ist, ist ... sehr wahrscheinlich 4 3 2 1 0 sehr unwahrscheinlich -1 -2 sehr schlecht Bewertung (Evaluation) Wenn ein Pkw sicher ist, so ist das ... sehr gut 2 1 0 Kapitel 2.4 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 92 46 DIE THEORIE DES ÜBERLEGTEN HANDELNS (TRA: THEORY OF REASONED ACTION) Bijk beliefs about consequences aijk definierter Zusammenhang Attitude toward the behavior Aij evaluations of consequences empirischer Zusammenhang w1 Behavioral intention Iij NBijl normative beliefs Subjective norm SNij MCijl Behavior Bij w2 motivation to comply © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.4 93 DIE THEORIE DES ÜBERLEGTEN HANDELNS Das Modell kann wie in folgender Weise formalisiert werden: I ij w 1 A ij w 2 SN ij I ij ~ Bij mit: A ij K Bijk a ijk k 1 R und SN ij nb ijr mc ijr r 1 Iij: Bij: Aij: Bijk: Absicht von Konsument i, Produkt j zu kaufen (Handlungsintention) Kauf von Produkt j durch Konsument i Einstellung von Konsument i zum Kauf von Produkt j Subjektive Wahrscheinlichkeit, mit der durch den Kauf von Produkt j Konsequenz k für Konsument i eintritt (belief) aijk: Bewertung der durch den Kauf von Produkt j erwarteten Konsequenz k durch Konsument i w1, w2: empirische Gewichte, die aus Daten geschätzt werden SNij: von Konsument i wahrgenommene soziale Erwartung (soziale Norm), dass er Produkt j kaufen soll nbijr: vom Konsument i wahrgenommene Wahrscheinlichkeit dafür, dass Referenzgruppe r den Kauf von Produkt j von ihm erwartet (normativ belief) mcijr: Bereitschaft von Konsument i, dem wahrgenommenen sozialen Einfluss von r zu folgen (motivation to comply) Kapitel 2.4 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 94 47 THEORIE GEPLANTEN VERHALTENS NACH AJZEN (TPB: THEORY OF PLANNED BEHAVIOR) Einstelllung zum Kauf Verhaltensabsicht, Entscheidung TRA Verhalten Soziale Norm Zum Kauf Verhaltenskontrolle © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Quelle: in Anlehnung an Kroeber-Riel et al. 2009, S. 214 Kapitel 2.4 95 IDEALPUNKTMODELLE DER EINSTELLUNG Idealpunktmodell K (Bijk Iik ) A ij 2 A ij k 1 Aij = Bijk = Iik Trommsdorff-Modell = K | Bijk Iik | k 1 Einstellung von Konsument i zu Produkt j von Konsument i wahrgenommene Ausprägung von Eigenschaft (Attribut) k (1…K) bei Produkt j von Konsument i als ideal eingeschätzte Ausprägung der Eigenschaft k bei Produkten innerhalb der jeweiligen Produktklasse Kritik Operationalisierung der Idealposition Kapitel 2.4 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 96 48 DAS ADÄQUANZ-WICHTIGKEITS-MODELL K Aij Bijk aijk k 1 Aij = Bijk = aijk = Einstellung von Konsument i zu Produkt j von Konsument i wahrgenommene Ausprägung von Eigenschaft (Attribut) k bei Produkt j Wichtigkeit der Eigenschaft k bei Produkt j für Konsument i B: Wie sicher ist ein Golf? a: Sicher zu fahren, ist mir wichtig/unwichtig. Würdigung: Gut verständlich für Probanden. Enger Bezug zum Marketing. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.4 97 PRÄMISSEN MULTIATTRIBUTIVER EINSTELLUNGSMODELLE Prämissen zur inneren Modellstruktur Multiplikationsprämisse Additionsprämisse Rationalitätsprämisse (überlegtes Handeln, keine Emotionen) Linearitätsprämisse (Eindruckswerte wirken linear auf Einstellung) kompensatorische Modellstruktur komponierendes Messmodell Inhaltliche Prämissen (TRA) Einstellung einziger Verhaltensprädiktor (+ Soziale Norm) keine Berücksichtigung von Konkurrenzbeziehungen bzw. Trade-offs (auch TPB) Verhalten wird als singulärer Akt interpretiert (Handeln, nicht TPB) Verhalten unterliegt der vollständigen willentlichen Kontrolle des Individuums (nicht TPB) Kapitel 2.4 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 98 49 KRITISCHE BETRACHTUNG: METAANALYSE ZUM EINSTELLUNGS-VERHALTENSZUSAMMENHANG IM UMWELTSCHUTZ „Verhaltenslücke“ Einstellung t Verhalten t+1 Unabhängige Variable Korrelation mit Umweltverhalten Verhaltensintention Kontrollerwartung Allgemeine Einstellung Umweltwissen Bildungsabschluss Einkommen Alter Geschlecht Quelle: Hines/Hungerford/Tomera: Analysis and Synthesis of Research on Responsible Environmental Behaviour. A Meta Analysis. Journal of Environmental Education, Vol. 18, 1987, S. 1-8. 1984 Anzahl der Studien .49 .37 .35 .30 .19 .16 .15 .08 6 14 51 17 11 10 10 4 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.4 99 KONSUMIMAGES Als Image wird das Gesamtbild, das sich eine Person von einem Objekt macht, bezeichnet. Es bringt die in einer sozialen Gemeinschaft geteilten Vorstellungen zu einem Objekt zum Ausdruck. Es ist ein stereotypisiertes Gesamtbild, das einem Objekt „anhaftet“. Funktion: Entscheidungskriterium (Schlüsselinformation) Reduktion von Entscheidungsunsicherheit und –komplexität Zusatznutzen (Value added) Schafft Präferenzen und reduziert die Preissensibilität Arten: Produkt-/Markenimage Firmenimage Länderimage Messung: Marketing: Imagewettbewerb, -werbung Imagetransfer (via Celebrities) Produktpositionierung Kapitel 2.4 Semantisches Differential Bilderskalen © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 100 50 IMAGE Einstellung Image Das Image ist damit eine mit anderen geteilte Einstellung. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 101 MESSUNG DES IMAGES: DAS SEMANTISCHE DIFFERENTIAL Das Semantische Differential besteht aus einer Menge von bipolaren Eigenschaftsaussagen (zweipolige Ratingskalen), die semantisch abgestuft sind und sowohl kognitive als auch affektive Einschätzungen erfassen. schwach stark rauh glatt Auswertung aktiv passiv jung alt sanft wild Marke A Eigenschafts- bzw. Imageprofile Eigenschaftsdimensionen Positionierung Marke B Kapitel 2.4 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 102 51 2. KAPITEL Marketingrelevante Teilgebiete des Konsumentenverhaltens 2.5. Konsumnormen DIE SOZIALE „KONSUMUMWELT“ Kultur Subkultur Soziale Schicht Familie Soziales Milieu Bezugsperson, -gruppe Lebensraummodell von Lewin: V = f(U,P) Kapitel 2.5 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 104 52 KONSUMNORMEN Normen sind Erwartungen der sozialen Umwelt hinsichtlich spezifischer Verhaltensweisen, deren Einhaltung kontrolliert und sanktioniert werden. Normen beeinflussen das Konsumverhalten: schränken die Wahlfreiheit ein („soziale Konsumfreiheit“) dienen bei der Auswahl von Produkten steuern den Kaufprozess. Marketing kann Konsumnormen verbreiten, verstärken oder neu schaffen: direkter Hinweis auf Konsumnormen Hinweis auf soziale Belohnungen und Bestrafungen Rollenverfestigung durch Ausübung sozialer Kontrolle und Macht © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.5 105 BEZUGSGRUPPEN UND BEZUGSPERSONEN Mehrzahl von Personen, die in wiederholten und nicht zufälligen wechselseitigen Beziehungen zueinander stehen. Soziale Kategorie Soziales Aggregat Primär-Gruppe Bezugsgruppe Informationen Bewertungen Sanktionen Konformität in der Produktbeurteilung und -nutzung Kapitel 2.5 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 106 53 EINFLUSS VON BEZUGSGRUPPEN AUF DIE KAUFENTSCHEIDUNG Öffentlicher Konsum (sozial auffällig) + Geringe soziale Bedeutung (Alltagsgüter) - mittelstarker Einfluss z.B. Autos Herrenanzüge starker Einfluss z.B. Golfclub Segelboot schwacher Einfluss z.B. Matratzen Kühlschrank mittelstarker Einfluss z.B. Antiquitäten Espressomaschinen Privater Konsum (sozial unauffällig) Quelle: in Anlehnung an: Kroeber-Riel et al.: Konsumentenverhalten, 9. A.,2009, S. 520 Hohe soziale Bedeutung (Luxusgüter) + © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.5 107 2. KAPITEL Marketingrelevante Teilgebiete des Konsumentenverhaltens 2.6. Konsumgewohnheiten und Konsumstile 54 MODELL ZUR KONSUMENTENSOZIALISATION Interaktionssituation/Lebensphase formative Zeit Interaktion/sozialer Einfluss (Kommunikation) Sozialisationsagenten Lernprozesse Sozial Lernender (Internalisierung, Habitualisierung) Sanktionsmacht Art des Expertenmacht Persönlichkeit IdentifikationsmachtLernprozess Macht und Identifikation Informationsmacht Legitimierte Macht Konsumentenrolle/Konsumstile Unter Sozialisation versteht man den Erwerb von Prädispositionen und Verhaltensweisen durch Prozesse sozialer Interaktionen. Unter Interaktion versteht man den Prozess gegenseitiger Einwirkung (überwiegend durch Kommunikation). © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.6 Quelle: Kuhlmann: Verbraucherpolitik, 1990 109 ARTEN SOZIALER EINFLUSSNAHME: MACHT & MANIPULATION Unter sozialer Macht versteht man die Fähigkeit einer Person, auch gegen den Willen einer anderen Person diese zu einem bestimmten Verhalten zu bewegen, das im Interesse des Machtausübenden liegt. Einflusshandlungen werden erkannt ja direkter Einfluss bewusste Einflusshandlungen finden statt ja (z.B. Anleitungen, Befehle) nein (z.B. vorauseilender Gehorsam) Antizipation Quelle: in Anlehnung an Kuhlmann: Verbraucherpolitik, 1990, S. 51 Kapitel 2.6 nein Manipulation (z.B. unterschwellige Werbung) Assimilation (z.B. Modeling) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 110 55 WIRKUNGSBEREICHE DER SOZIALISATION Übernahme von Konsumpräferenzen und –gewohnheiten, Konsumnormen und –werten, Konsumleitbildern und sozialen Konsumrollen von Sozialisationsagenten (z.B. Eltern). Beeinflussung durch Werbung mittels gezieltem Einsatz von attraktiven „Konsummodellen“ (z.B. Celebrities), von „Experten“ und sozialen Gruppen. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.6 111 LEBENS- UND KONSUMSTILE Unter Lebensstil wird eine Menge miteinander verbundener Einstellungen (z. B. zum Essen) und Aktivitäten (z. B. in der Freizeit) verstanden, durch die das Verhalten der Konsumenten ein spezifisches Profil (Muster) bekommt (Kroeber-Riel). Nach Wind und Green (1974) beziehen sich Lebensstile auf “ ... the overall manner in which people live and spend time and money”. Lebensstile sind habitualisierte und situationsbezogene Denk- und Wahrnehmungsprozesse, die typische, für Individuen bzw. Gruppen charakteristische und von anderen Gruppen abgrenzbare Konsumverhaltensmuster hervorbringen (Grunert). Kapitel 2.6 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 112 56 DAS AIO-KONZEPT Aktivitäten bezüglich Interessen Meinungen bezüglich betreffend Demographische Merkmale Arbeit Familie sich selbst Alter Hobbys Zuhause soziale Belange Geschlecht soziale Ereignisse Beruf Politik Ausbildung Urlaub Erholung Wirtschaft Einkommen Kultur Mode Erziehung Beruf Unterhaltung Essen Bildung Familiengröße Verein Medien Produkte Wohnverhältnisse Sport Leistung Zukunft Nationalität Kultur Lebensabschnitt Gemeinschaften Einkaufen Quelle: Plummer: The Concept and Application of Life-Style Segmentation, in: Journal of Marketing, 1974, S. 34 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.6 113 BEZUGSRAHMEN ZUM LEBENSSTILKONZEPT Werte, Normen und Persönlichkeitsbezüge (z.B. Gewohnheiten) widergespiegelt in Aktivitäten (A) - Interessen (I) - Meinungen (O) gegenüber (z.B.) Freizeit - Arbeit - Familie - Konsum - Politik einer Person allein und mit anderen zusammen in Bezug auf allgemeines Verhalten und Konsum Quelle: Freter 2001, S. 900 Kapitel 2.6 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 114 57 DAS VALSTM – KONSUMENTENTYPOLOGIE (DIAMANTENMODELL) Innovators Ideals Thinkers Believers Achievement SelfExpression Achievers Experiencers Strivers Survivors Quelle: SRI Consulting Business Intelligence 2002; Kroeber-Riel et al. 2009, S. 588 High Resources High Innovation Makers Dieser Ansatz geht davon aus, dass Motivationen/Ziele und Ressourcen das Konsumverhalten bestimmen. Low Resources Low Innovation © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 115 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 116 Kapitel 2.6 DIE SINUS-MILIEUS® IN DEUTSCHLAND 2016 Soziale Schicht Wertorientierung Quelle: http://www.sinus-institut.de/sinus-loesungen/sinus-milieus-deutschland/ Kapitel 2.6 58 2. KAPITEL Marketingrelevante Teilgebiete des Konsumentenverhaltens 2.7. Konsuminvolvement KONSUMINVOLVEMENT Im Involvement drückt sich das Engagement aus, mit dem sich jemand einem Objekt, einer Person, einer Aktivität oder einer Situation zuwendet (vgl. Kroeber-Riel/Weinberg, 2003, S. 345). Involvement ist der Aktivierungsgrad bzw. die Motivstärke zur objektgerichteten Informationssuche, -aufnahme, -verarbeitung und speicherung (Trommsdorff/Teichert 2011,S. 49). Involvement ist ein hypothetisches Konstrukt, von dem das gedankliche Entscheidungsengagement abhängt (vgl. KroeberRiel/Weinberg 2003, S. 371). Das Involvement drückt sich in der Stärke einer Person-ProduktBeziehung aus. Es verbindet Produkteigenschaften und Produktkonsequenzen mit persönlichen Werten und Zielen (Peter/Olson/Grunert 1999, S. 77). Subjektive Wichtigkeit eines Objekts für eine Person. Kapitel 2.7 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 118 59 MEANS-END-MODELL ZUM INVOLVEMENT Wissen über sich selbst (Self knowledge) Produktwissen Produktattribute funktionale Konsequenzen psychologische Konsequenzen Werte Produkt Person Involvement: Stärke der Beziehung Identifikation, Interesse Quelle: Peter/Olson/Grunert: Consumer Bahaviour and Marketing Strategy, 1999, S. 78 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.7 119 INVOLVEMENTMODELL Intrinsische Bedeutung Produkt Situation Situative Bedeutung Involvement Medium Kommunikative Bedeutung Informationsverarbeitung Konsument Botschaft Quelle: in Anlehnung an: Trommsdorff/Teichert: Konsumentenverhalten, 8. A., 2011, S. 50ff. und Peter/Olson/Grunert: Consumer Kapitel Behaviour ..., 1999, S. 79 2.7 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 120 60 INFORMATIONSVERARBEITUNGSWIRKUNG DES INVOLVEMENTS High-Involvement Low-Involvement Aktive Informationssuche Passive Informationsaufnahme Aktive Auseinandersetzung Passieren lassen Hohe Verarbeitungstiefe Geringe Verarbeitungstiefe Geringe Persuasion („Souveräner Konsument“) Vergleichende Bewertung vor dem Kauf Viele Merkmale beachtet Wenige akzeptable Alternativen Hohe Persuasion („geheime Verführung“) Viel sozialer Einfluss Wenig sozialer Einfluss Ziel „Optimierung“ Ziel „keine Probleme“ Markentreue durch Überzeugung Markentreue durch Gewohnheit Bewertung allenfalls nach dem Kauf Wenige Merkmale beachtet Viele akzeptable Alternativen Stark verankerte, intensive Einstellung Gering verankerte, flache Einstellung Hohe Gedächtnisleistung Geringe Gedächtnisleistung Quelle: Trommsdorff/Teichert: Konsumentenverhalten, 8. A., 2011, S. 50 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2.7 121 3. KAPITEL Marketingstrategien und Konsumentenverhalten 3.1 Markt- und Benefitsegmentierung 61 MARKTSEGMENTIERUNG Unter Marktsegmentierung wird die Aufteilung des relevanten Marktes in einige wenige, relativ homogene Käufergruppen (Marktsegmente), die untereinander deutlich unterschiedlich auf den Einsatz der Instrumente des Marketing reagieren, verstanden. Schritte der Marktsegmentierung: Markterfassung (Identifikation und Beschreibung) Marktauswahl (Bewertung, Prüfung, Entscheidung) Marktbearbeitung (Strategien) Die Benefitsegmentierung © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 3.1 123 FRAGMENTARISIERUNGS- UND PLURALISIERUNGSTENDENZEN Fragmentarisierungsprozess: Segmente differenzieren sich weiter aus. Individualisierung Pluralisierungsprozess: Mehrere Lebensstile werden gleichzeitig „gelebt“. Hybridisierung Kapitel 3.1 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 124 62 3. KAPITEL Marketingstrategien und Konsumentenverhalten 3.2 Interkulturelles Marketing KONSUMKULTUR Kulturen sind soziale Ordnungs- und Deutungssysteme, die das Denken und Handeln grundlegend ausrichten. Sie umfassen einen Komplex allgemein akzeptierter (geteilter) Grundannahmen bzw. Leitvorstellungen (Shared values), die das Zusammenleben von Menschen erst ermöglichen. Es wird unterschieden zwischen der Kultur wird „sichtbar“ im Verhalten, materiellen Kultur (z.B. Architektur, Produkte), sozialen Kultur (z.B. soziale Normen, Rituale) und in der Kommunikation/ mentalen Kultur (z.B. Werte). Sprache Internationales / interkulturelles Marketing unterscheidet Kultur als Wirkkomponente (Rahmenfaktor) und Kultur als Gestaltungskomponente. Kapitel 3.2 in Symbolen in den Artefakten. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 126 63 KULTURKONZEPTION Kultur Grundannahmen Manifestationen (Concepta) (Percepta) Verhaltensursachen Verhalten Verhaltenskonsequenzen Mentale Kultur Soziale Kultur Materielle Kultur Werte, persönliche Normen, Einstellungen, Ideologien, Religion Sitten, Gebräuche Rituale soziale Normen Sozialstrukturen Sprache … Architektur Bekleidung Einrichtung Kunstgegenstände Produkte … © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Quelle: in Anlehnung an Meffert et al. 2010, S. 108 Kapitel 3.2 127 KULTURTHEORIEN Theorie von Hall: Kontextorientierung Low-context cultures: Bedeutung der Kommunikation liegt auf dem Gesprochenen bzw. Geschriebenen (Sprache, Text). u.a. Schweiz, Deutschland High-context cultures: Bedeutung der Kommunikation liegt auf den non-verbalen Elementen (Kontext der Kommunikation) und der sozialen Bedeutung/Position der Kommunizierenden. u.a. Japan Ein direktes „Nein“ ist verpönt. Zieht das Gegenüber die Luft durch die Zähne ein, deutet das auf Schwierigkeiten hin. Das Gleiche gilt für eine in den Nacken gelegte Hand. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 128 64 KULTURTHEORIEN Kulturdimensionen von Hofstede: Wahrnehmung und Interpretation zwischen Kulturen unterscheiden sich entlang der vier Dimensionen: Machtdistanz : Akzeptanz von Machtausübung, Hierarchie und Unterwerfung Unsicherheitsvermeidung: Risikopräferenzen/-verhalten Individualismus: Verhältnis Individuum zur Gruppe / zum Kollektiv Maskulinität: Beziehung der Geschlechter. Kulturelle Homogenität versus Pluralität © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 129 MENSCHLICHE WERTE Werte sind durch soziales Lernen erworbene, innerhalb eines Kulturkreises von vielen geteilte (shared values), wenige und relativ stabile Vorstellungen über wünschenswerte, anzustrebende Lebensziele, die hierarchisch im kognitiven System der Menschen organisiert sind. Values as defined by Schwartz and Bilsky (1987, p. 551) “are concepts of beliefs, pertaining to desirable end states, which transcend specific situations, guide selection or evaluation of behavior and events, and are ordered by relative importance.” Kapitel 3.2 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 130 65 WERTTHEORIEN Postmaterialismustheorie von Inglehard (intergenerationeller Wertewandel) Ansätze von Rokeach und Howard (hierarchisches WertEinstellungssystem) Modell von Vinson et al. (individuelles Überzeugungssystem) List of Values (LOV: interkulturelles Messmodell) Wertetypen von Schwartz (Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Kulturen) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 3.2 131 DAS MODELL DER PRODUKTBEURTEILUNG VON HOWARD Belief 1 about product class B Terminal Values Choice criteria for product classes Belief 2 about product class B Attitude toward product class B Purchase of product class B Belief 3 about product class B Choice criteria for brands Belief 2 about brand 1 Belief 3 about brand 1 Quelle: Howard: Consumer Behavior in Marketing Strategy, 1989, S. 56 Kapitel 3.2 B1 ... Bn Product class B Belief 1 about brand 1 Instrumental Values Product class A Attitude toward brand 1 Purchase of brand 1 B1 ... Bn © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 132 66 WERTKATEGORIEN IM INDIVIDUELLEN HIERARCHISCH ORGANISIERTEM ÜBERZEUGUNGSSYSTEM (VINSON ET AL.) Bereichsspezifische Werte Globale Werte z.B. Ziel- und Instrumentalwerte -Wohlstand -Glück … Anzahl: Dutzende zentral verankert Quelle: nach Vinson et al. 1977 z.B. Bereiche wie - Konsum - Freizeit - Sport - Familie - Essen Anzahl: Hunderte Einstellungen Bewertungen von Produktattributen (Beliefs) z.B. Preis Qualität Anzahl: Tausende Tiefe der kognitiven Verankerung peripher verankert © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 3.2 133 LIST OF VALUES Zugehörigkeit, Geborgenheit (Sense of belonging) Die Welt und das Leben genießen (Fun and enjoyment in life) Enge Beziehungen zu anderen Menschen (Warm relationships with others) Selbstverwirklichung, Weiterentwicklung (Self-fulfilment) Anerkannt und respektiert werden (Being well respected) Ein aufregendes, abwechslungsreiches Leben (Excitement) Leistungsfähig sein, etwas erreichen (A sense of accomplishment) Sichere Lebensumstände (Security) Selbstachtung, Selbstvertrauen (Self-respect) Quelle: Grunert et al. 1992 Kapitel 3.2 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 134 67 MODELL DER BEZIEHUNGSSTRUKTUR ZWISCHEN DEN ZEHN MOTIVATIONALEN WERTETYPEN VON SCHWARTZ Offenheit für Wandel Humanistisch (Openness) (Self-transcendence; Welfare of others) zirkuläres Modell Selbst-Erhöhung Bewahrung (Self-enhancement; Self-interest) Quelle: Schmidt et al. 2007, S. 265 (Conservation) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 3.2 135 DIE ZEHN WERTE-TYPEN, DIE IHNEN ZUGRUNDE LIEGENDEN MOTIVATIONALEN ZIELE SOWIE DIE SIE REPRÄSENTIERENDEN EINZELWERTE MACHT: Sozialer Status und Prestige, Kontrolle oder Dominanz über Menschen und Ressourcen. (soziale Macht, Autorität, Reichtum, mein öffentliches Ansehen wahren) LEISTUNG: Persönlicher Erfolg durch die Demonstration von Kompetenz bezüglich sozialer Standards. (erfolgreich, fähig, ehrgeizig, einflussreich) HEDONISMUS: Vergnügen und sinnliche Belohnungen für einen selbst. (Vergnügen, das Leben genießen) STIMULATION: Aufregung, Neuheit und Herausforderungen im Leben. (wagemutig, ein abwechslungsreiches Leben, ein aufregendes Leben) SELBSTBESTIMMUNG: Unabhängiges Denken und Handeln, schöpferisch tätig sein, erforschen. (Kreativität, Freiheit, unabhängig, neugierig, eigene Ziele auswählen) UNIVERSALISMUS: Verständnis, Wertschätzung, Toleranz und Schutz des Wohlergehens aller Menschen und der Natur. (tolerant, Weisheit, soziale Gerechtigkeit, Gleichheit, eine Welt in Frieden, eine Welt voll Schönheit, Einheit mit der Natur, die Umwelt schützen) Quelle: Schmidt et al. 2007, S. 262 Kapitel 3.2 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 136 68 DIE ZEHN WERTE-TYPEN, DIE IHNEN ZUGRUNDE LIEGENDEN MOTIVATIONALEN ZIELE SOWIE DIE SIE REPRÄSENTIERENDEN EINZELWERTE BENEVOLENZ: Bewahrung und Erhöhung des Wohlergehens der Menschen, zu denen man häufigen Kontakt hat. (hilfsbereit, ehrlich, vergebend, treu, verantwortungsbewusst) TRADITION: Respekt vor, Verbundenheit mit und Akzeptanz von Gebräuchen und Ideen, die traditionelle Kulturen und Religionen für ihre Mitglieder entwickelt haben. (fromm, meine Stellung im Leben akzeptieren, demütig, Achtung vor der Tradition, gemäßigt) KONFORMITÄT: Beschränkung von Handlungen, Neigungen und Impulse, die andere beleidigen oder verletzten könnten oder gegen soziale Erwartungen und Normen verstoßen. (Höflichkeit, Gehorsam, Selbstdisziplin, ehrerbietig gegenüber Eltern und älteren Menschen) SICHERHEIT: Sicherheit, Harmonie und Stabilität der Gesellschaft, von Beziehungen und des Selbst. (familiäre Sicherheit, nationale Sicherheit, soziale Ordnung, sauber, niemandem etwas schuldig bleiben) Kulturen unterscheiden sich in der Dominanz einzelner Wertetypen. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Quelle: Schmidt et al. 2007, S. 262 Kapitel 3.2 137 EINFLUSSEBENEN DER KULTUR/WERTE AUF DEN KONSUM Geteilte Werte Soziale Normen Kultur persönliche Normen /Leitbilder persönlicher Lebensstil persönlicher Konsumstil Quelle: in Anlehnung an Meffert et al. 2010, S. 112 Kapitel 3.2 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 138 69 WERTDIMENSIONEN UND IHRE RELEVANZ FÜR DEN KONSUM Werttypen Relevanz für das Konsumverhalten Konservatismus traditionelle Produkte, Produkte, die Recht und Ordnung fördern, Produkte, die in der selben sozialen Klasse genutzt werden Emotionale Selbstbestimmung Produkte, die ein genüssliches, aufregendes und vielseitiges Leben fördern Intellektuelle Selbstbestimmung Produkte, die Kreativität fördern, Freizeitprodukte Hierarchie Produkte, die den sozialen Status und Macht demonstrieren können Selbstbehauptung Innovative Produkte, Produkte zur Lebenshilfe Verantwortung Berücksichtigung sozialer Aspekte von Produkten Harmonie umweltverträgliche Produkte, natürliche, gesunde Lebensmittel Quelle: in Anlehnung an Peter/Olson/Grunert: Consumer Behaviour and Marketing Strategy, London u.a. 1999, S. 275 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 3.2 139 ANSATZ DER INTERKULTURELLEN MARKTSEGMENTIERUNG Welt Europa GB restliche Welt Italien Länderübergreifend identische Zielgruppe Kapitel 3.2 Frankreich cross-cultural groups © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 140 70 LÄNDERÜBERGREIFENDE SINUS-META-MILIEUS® Higher Established 1 Intellectual Middle Modern Mainstream 2 Traditional Lower ConsumerMaterialistic 3 Social Status Basic Values Modern Performing A B Tradition Modernization Sense of Duty and Order Individualization, Self-actualization, Pleasure Sensation Oriented C Re-orientation Multiple Options, Experimentation, Paradoxes © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Quelle: www.sinus-sociovision.de Kapitel 3.2 141 GFK ROPER CONSUMER STYLES 8 interkulturelle Lebensstiltypen Kapitel 3.2 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 142 71 3. KAPITEL Marketingstrategien und Konsumentenverhalten 3.3 Nachhaltiges Marketing FORMEN ETHISCHEN KONSUMS Konsum Egoistischer Konsum Ethischer Konsum (Obligation for Myself) (Obligation for Others) … LuxusKonsum Lebensnotwendiger Konsum Genügsamkeit Umweltverträglicher Konsum Sozialer und fairer Konsum Tierschützender Konsum Nachhaltiger Konsum (Obligation for future Generations) Quelle: Balderjahn 2013 Kapitel 3.3 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 144 72 DAS BEDÜRFNIS-GELEGENHEITS-FÄHIGKEITSMODELL ZUM KONSUMENTENVERHALTEN Makro-Ebene Technologie Wirtschaft Gesellschaft Umwelt Gelegenheiten (Angebote) Bedürfnisse Präferenz Kultur Fähigkeiten (Ressourcen) Verhaltenskosten Nutzen/Entscheidung privater Konsum Mikro-Ebene Persönliche, soziale und ökologische Konsequenzen privaten Konsums © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Quelle: Gatesleben/Vlek 1998, S. 146 (eigene Übersetzung) Kapitel 3.3 145 DETERMINANTEN NACHHALTIGER KONSUMSTILE Individuelle Determinanten Demografische Merkmale Bedürfnisse/Motive Einstellungen/Bewusstsein Persönliche Normen Persönliche Handlungskontrolle persönliche Fähigkeiten Soziale Determinanten umweltfreundlicher Konsum Konsumbereiche Soziale Normen Kultur Medien Konsumoptionen Situative Determinanten Anreiz-Konstellation (z.B. Preis) Konsumgelegenheiten Kaufsituation Quelle: Balderjahn 2013 Kapitel 3.3 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 146 73 NACHHALTIGE HANDLUNGSOPTIONEN Konsumverzicht (anti-consumption) bzw. genügsamer Konsum (voluntary simplicity) Bevorzugung von umweltverträglich hergestellten und vertriebenen Produkten und Dienstleistungen (Effizienz-Option). Kollaborativer Konsum Nachhaltige Verwertung (Recycling-Option). Boykott/Buycott (politische Option) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 147 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 148 Kapitel 3.3 UMWELTBEWUSSTSEIN IN DEUTSCHLAND Kapitel 3.3 74 NACHHALTIGER KONSUM IM DILEMMA KONFLIKTÄRER ANREIZE Nutzen für die Umwelt/ für andere persönlicher Nutzen - Nutzen + Kosten Nutzen Kosten ? „Nutzen-Verrechnung“ © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 3.3 Quelle: Balderjahn 2013 149 DIE LOW-COST-HYPOTHESE Einflussstärke des Umweltbewusstseins Bewusstsein Verhalten Niedrigpreissituation hoch gering Verhaltenskosten gering hoch “(Netto)Kosten” des ökologischen Handelns Quelle: Diekmann 1996, S. 105ff.; Balderjahn 2013 Kapitel 3.3 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 150 75 BEEINFLUSSUNGSMÖGLICHKEITEN ZUR FÖRDERUNG NACHHALTIGER KONSUMSTILE Anreizschwerpunkte Nutzenanreiz Kostenanreiz Anreize zur Förderung nachhaltiger Konsumstile persönlichen Nutzen des nachhaltigen Konsums erhöhen! persönliche Kosten des nachhaltigen Konsums senken! Beschränkungen opportunistischer Konsumstile persönlichen Nutzen opportunistischer Konsumstile verringern! persönliche Kosten opportunistischer Konsumstile erhöhen! Strategietyp © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Quelle: Balderjahn 2013 Kapitel 3.3 151 4. KAPITEL Marketinginstrumente und Konsumentenverhalten 4.1 Konsumentenverhalten und Produktpolitik 4.1.1 Produkt- und Qualitätsbeurteilung 76 EINFLUSSFAKTOREN AUF DIE PRODUKTBEURTEILUNG Produktinformationen Umfeldinformationen Produktinformationen Umfeldinformationen gespeicherte Informationen aktuelle Informationen Produkt-/Markenwissen Produktbeurteilung Programme zur Informationsverarbeitung: Wie werden Informationen zu einem Gesamturteil integriert? einfache Programme: „Denkschablonen“ Heuristiken Quelle: in Anlehnung an: Kroeber-Riel/Gröppel-Klein: Konsumentenverhalten, 10. A.,2013, S. 370 komplexe Programme: „kognitive Algebra“ Elaboration © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 4.1.1 153 EINFACHE HEURISTIKEN DER PRODUKTBEURTEILUNG Verwendung von Schlüsselinformationen P (auch Endorsement) E1 E2 Irradiations-Effekt P E1 E2 Halo-Effekt P „Markeneffekt“ Quelle: in Anlehnung an: Kroeber-Riel/Gröppel-Klein: Konsumentenverhalten, 10. A.,2013, S. 399f. Kapitel 4.1.1 E1 E2 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 154 77 KOMPLEXE PROGRAMME DER PRODUKTBEURTEILUNG UND ENTSCHEIDUNG Linear kompensatorische Heuristik Additive Differenzheuristik Attribut-Dominanzheuristik Konjunktive Heuristik Disjunktive Heuristik Lexikographische Heuristik nicht-kompensatorische Prozesse (Partialurteile) (Choice by Aspects) kompensatorische Prozesse (Gesamturteile) Sequentielle Eliminierung (Elimination by Aspects) Quelle: Kuß/Tomczak: Käuferverhalten, 2004, S. 127ff. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 4.1.1 155 LINEAR-KOMPENSATORISCHES URTEILSMODELL U ik Extensiver Bewertungsprozess J xijk j 1 yijk Uik = Qualitätsurteil des Konsument k über Produkt i xijk = Wichtigkeit der (Teil-)Qualität von Eigenschaft j am Produkt i für Konsument k yijk = vom Konsument k wahrgenommene (Teil-)Qualität der Eigenschaft j von Produkt i verfestigte Einstellung © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 156 78 HEURISTIKEN: BEISPIEL SPORTSCHUHE konjunktiv: A Preis Gewicht Polsterung Haltbarkeit B C D Niveau Anspruchsniveau = 3 Rang EBA B 6 4 6 6 1 6 5 5 2 1 3 4 2 5 7 1 4 2 4 4 2 5 2 4 disjunktiv: Anspruchsniveau = 7 C lexikographisch nach Preis: A, C, D nach Haltbarkeit: D EBA nach Preis: Elimination von B nach Haltbarkeit: Elimination von C nach Gewicht: Elimination von D A Bewertungsskala: 1 = sehr schlecht ... 7 = sehr gut © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Quelle: Behrens: Konsumentenverhalten, 2. A., 1991, S. 168 Kapitel 4.1.1 157 PRODUKTBEURTEILUNG DURCH WERTE: GRUNDSTRUKTUR DER MEANS-END CHAINS Werte / Ziele Beispiel: Öko-Textilien terminale Werte persönlicher Erfolg instrumentelle Werte Leistungsfähigkeit Konsequenzen / Nutzen psycho-soziale Konsequenzen Wohlbefinden funktionale Konsequenzen gutes Aussehen Attribute abstrakte Attribute konkrete Attribute modisch Naturstoff Werte Urteile Kauf Werte Kapitel 4.1.1 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 158 79 LADDERING-INTERVIEW AM BEISPIEL ÖKO-TEXTILIEN Interviewer: Interviewer Konsument: Interviewer:: Konsument: Interviewer: Konsument: Interviewer: Konsument: Interviewer: “Sie haben vorhin gesagt, daß Sie Öko-Textilien in erster Linie mit naturbelassenen, unbehandelten Stoffmaterialien verbinden. [konkretes Attribut] Ich würde nun gerne wissen, inwiefern naturbelassene, unbehandelte Stoffe für Sie von Bedeutung sind.” “Ich möchte solche Stoffe nicht tragen, Naturstoffe finde ich furchtbar unmodisch.” [abstraktes Attribut] "Warum ist es für Sie wichtig, modisch gekleidet zu sein?" "Tja, weil ich eben gerne gut aussehen möchte." [funktionale Konsequenz] “Warum ist es wichtig für Sie, daß Sie gut aussehen?" “Ich fühle mich dann einfach wohler.” [psycho-soziale Konsequenz] “Und warum ist das wichtig für Sie?” “Also, wenn ich mich wohl fühle, dann bin ich leistungsfähiger.” [instrumenteller Wert] “Und warum ist das so?” “Wenn ich mehr Leistung bringe, habe ich mehr Erfolg im Leben.” [terminaler Wert] “Und warum ist Ihnen das wichtig?” Konsument: “Na das ist eben so.” Konsument: © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 4.1.1 159 HIERARCHICAL VALUE MAP (HVM) AM BEISPIEL ÖKO-TEXTILIEN Werte Bessere Materieller Wohlstand Lebensqualität Leistungs- Gesundheit/ Gutes SelbstGewissen bewusstsein fähigkeit langes Leben Konsequenzen Kein Geld für andere Dinge Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen Öko-TrullaImage Wohlbefinden (-) Nicht gut aussehen Beitrag zum Umweltschutz Knappes Budget Ressourcen BequemeUnmodische Kleidung Kleidung sparen Attribute Hautverträglichkeit teuer Naturstoffe Quelle: Balderjahn/Will, 1998, S. 70 Keine Allergien Kapitel 4.1.1 erhöhter (Zeit)aufwand beim Einkauf Schwer zu erhalten Gefahr von ÖkoSchwindel Fehlende Transparenz beschränkte Keine Verfügbarkeit des Informationen Angebots © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 160 80 HIERARCHICAL VALUE MAP FÜR FAZIALE FALTENUNTERSPRITZUNG Soziale Anerkennung persönliche Eitelkeit Selbstbestimmung Selbstwertgefühl Wohlstand Werte einfachere gesellschaftliche Integration Erfolg Wohlbefinden Konsequenzen Attraktives Erscheinungsbild Vitalität, Aktivität ausstrahlen positive Ausstrahlung entspanntes Aussehen junges Aussehen Faltenreduktion Attribute © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Quelle: Kunze/Balderjahn 2007 Kapitel 4.1.1 161 4. KAPITEL Marketinginstrumente und Konsumentenverhalten 4.1 Konsumentenverhalten und Produktpolitik 4.1.2 Konsumentenverhalten und Markenpolitik 81 GRUNDLAGEN DER MARKENPOLITIK (BRANDING) Die Markenpolitik umfasst alle mit der Markierung von Produkten zusammenhängenden Entscheidungen, Strategien und Maßnahmen. Markenartikel versprechen, die auf einen bestimmten Kundennutzen ausgerichtete Leistung in gleichbleibend hoher Qualität anzubieten. Als Markenartikel werden alle Leistungen bezeichnet, die neben einer unterscheidungsfähigen Markierung durch ein systematisches Ansatzkonzept im Markt ein Qualitätsversprechen geben. Eine Marke (brand) ist ein auf einer Ware angebrachtes Zeichen, das der Differenzierung bzw. Individualisierung dient. Die „Marke ist ein in der Psyche des Konsumenten ... fest verankertes, unverwechselbares Vorstellungsbild von einem Produkt oder einer Dienstleistung“. (verhaltensorientierte Definition) • Meffert et al.: Markenmanagement, 2002, S. 6. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 163 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 164 Kapitel 4.1.2 BEISPIELE FÜR MARKENSIGNETS Bildmarken Wortmarken Buchstabenmarken Wort-Bild-Marken Kapitel 4.1.2 82 DIE WIRKUNG VON MARKENPRÄFERENZEN IM TEST (ANGABEN IN PROZENT) Quelle: Perrey, J., MCKinsey&Company 2005; Original: Chernatony/McDonalds 2003 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 4.1.2 165 MARKE ALS „GEDÄCHTNISBILD“ AM BEISPIEL BMW Innere Bilder sind gelernte, visuelle Eindrücke des Menschen, die im Gedächtnis abgelegt sind. Reize: Beispiel: interne Repräsentation Verarbeitungssystem Sprachlicher Reiz visueller Reiz weitere nichtsprachliche Reize Markenname Bilder reale Eindrücke Fahrerlebnis BMW sprachliche Repräsentation verbales System Quelle: in Anlehnung an Kroeber-Riel et al. 2013, S. 440 Wahrnehmungsbild (Schema) kein äußerer Reiz interne Instruktionen Gedächtnisbild bildliches System Kapitel 4.1.2 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 166 83 MARKENWISSEN: SPRACHLICHE ASSOZIATIONEN ZUR MARKE PORSCHE Beschleunigung Geschwindigkeit Freiheit Carrera schnell dynamisch 911 Cabrio Fahrspaß teuer sportlich Prestige viel PS rot Traumauto Sportwagen Spoiler Motorensound Ledersitze Rennsport Quelle: Esch/Bräutigam: Corporate Brands versus Product Brands? in: Texis 18. Jg. (2001), Nr. 4, S. 31 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 4.1.2 167 DIE WIRKUNG VON BILDERN automatische Wahrnehmung hohe Aktivierung hoher Unterhaltungs- und Erlebniswert leicht zu behalten bzw. zu erinnern fördern Assoziationen lösen Reaktionen aus Kapitel 4.1.2 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 168 84 EBENEN DER BILDWIRKUNG Modalitätsbereiche Wirklichkeitsebenen Objektebene (Realität) visuell akustisch Darstellungsebene (subj. Wahrnehmung Sinneseindrücke) „Bild“ Sprache … „inneres Bild“ sprachliche Vorstellung Assoziationen, Schema Emotionen psychische Ebene (Gedächtnis & subj. Interpretation) Quelle: in Anlehnung an: Kroeber-Riel: Bildkommunikation, 1993, S. 37 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 4.1.2 169 IMAGERY-FORSCHUNG Die Imagery-Forschung untersucht die nicht-verbalen Informationsverarbeitungsprozesse. Hemisphärentheorie (Gehirnhälften sind unterschiedliche spezialisiert) - links: verbale Prozesse - rechts: non-verbale Prozesse Theorie der „Dualen Kodierung“ Wort-Bild-Assoziationen (z.B. „frisch“) Farbassoziationen Kapitel 4.1.2 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 170 85 MERKMALE VON GEDÄCHTNISBILDERN/MARKENBILDER Wirkungen kognitiv (z.B. räumliche Bilder, „mental maps“) emotional Wirkungsbestimmende Eigenschaften Lebendigkeit Gefallen Komplexität Messung Bewusstseinsprobleme Modalitätsprobleme Marketingimplikation Beeinflussungsstrategien Markenpolitik (gedankliche Präsenzsignale) integrierte Kommunikation © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 4.1.2 171 4. KAPITEL Marketinginstrumente und Konsumentenverhalten 4.2 Konsumentenverhalten und Kommunikation 4.2.1 Kommunikation 86 KOMMUNIKATION UND MASSENKOMMUNIKATION Die Kommunikationspolitik umfasst alle Maßnahmen eines Unternehmens, die dazu dienen, das Unternehmen und seine Produkte den relevanten Zielgruppen darzustellen. Kommunikation dient allgemein der Übermittlung von Informationen, Bedeutungsinhalten und Bewertungen zum Zweck der zielorientierten Beeinflussung von Überzeugungen, Einstellungen, Erwartungen und Verhaltensweisen. Massenkommunikation ist öffentlich, wird durch Medien verbreitet, richtet sich an ein disperses Publikum und ist eingleisig. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 4.2.1 173 ELEMENTE UND ERFOLGSBEDINGUNGEN EINES KOMMUNIKATIONSPROZESSES: DAS LASSWELL´SCHE KOMMUNIKATIONSMODELL Who says what Testimonials Celebrities ablenkende Werbung Sponsoring Sender in which channel to whom with what effect? Reichweite Involvement Glaubwürdigkeit Medium Botschaft/Mittel ökonomisch psychologisch Situation Empfänger Wirkung Einstellung Glaubwürdigkeit Vertrauen Sympathie Attraktivität Identifikation Ähnlichkeit Aufmerksamkeit Prägnanz Verständnis Inhalt Zweck Kapitel 4.2.1 Involvement (high/low) Unique Selling Proposition Natürlichkeit Sportlichkeit Technische Kompetenz Exklusivität Marke … © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 174 87 WERBEZIELE: ABLEITUNG AUS EINFACHEN STUFENMODELLEN DER WERBEWIRKUNG high-involvement Awareness Einstellung Urteil Awareness Intention low-involvement Interest Verstärkung Desire Action Trial wiederholter Kauf © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Quelle: Brassington/Pettitt: Essentials of Marketing, 2005, S. 284 Kapitel 4.2.1 175 WIRKUNG DER MASSENKOMMUNIKATION Informationswirkung Beeinflussungswirkung - Verstärkungshypothese (selektive Wahrnehmung und kognitive Dissonanz) - Überzeugungshypothese (High-Involvement Situation) - Thematisierungshypothese (Agenda Setting) Vermittlungswirkung - Konsumleitbilder (z.B. Schönheit, Jugend, schlank sein, Erfolg, Sauberkeit, Freiheit, Abenteuer, Rationalität) - Konsumstile (z.B. Gesundheit, Tradition, materialistisch/ nachhaltig) - Konsummodelle (Testimonials, Celebrities, Meinungsführer) Kapitel 4.2.1 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 176 88 MEINUNGSFÜHRER Meinungsführer besetzen bestimmte Positionen innerhalb sozialer Strukturen (Gruppen), die durch bestimmte Formen der Kommunikation gekennzeichnet sind. Meinungsführer übertragen Botschaften der Massenmedien in persönliche Kommunikation. Sie sind die „Schaltstellen“ der Kommunikation in Gruppen. Messung der Meinungsführerschaft: - Auskunft von Schlüsselinformanten (namentliche Feststellung, B2B) Soziometrischer Test (auch eher B2B) Selbsteinschätzung (z.B. „Sprechen Sie gern über Kosmetik mit ihren Freundinnen?“) © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 4.2.1 177 MODELL DER ZWEISTUFIGEN KOMMUNIKATION Massenmedien Meinungsführer Publikum High-Involvement beim Publikum Verstärkungsfunktion Quelle: Kroeber-Riel et al. 2009, S. 547 Kapitel 4.2.1 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 178 89 EINSATZ VON BEZUGSGRUPPEN/-PERSONEN IN DER WERBUNG Symbolische Meinungsführer (Endorser-Kommunikation): Produktverwender (Testimonials) Stars (Celebrities) Experten/Testurteile Leitbildwerbung: Darstellung attraktiver Gruppen und Hinweis auf qualifizierte Gruppen/Mehrheit sowie Gruppennormen. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 4.2.1 179 KLASSIFIKATION NONVERBALER AUSDRUCKSFORMEN Kommunikationselemente nonverbal vokale (40%) verbal (10%) non-vokale non-vokale (50%) Sprachstil Intonation körperliche Lautstärke Stimmfrequenz Sprechgeschwindigkeit materielle dynamisch statisch Körperbau Gesichtsform Hautfarbe Quelle: in Anlehnung an: Kroeber-Riel et al., 2009, S. 559 Argumentationsstil Mimik Gestik Blickkontakt Körperbewegung Körperberührung Körperhaltung Körperentfernung Kapitel 4.2.1 zur körperlichen Erscheinung des Kommunikators gehörende Gegenstände zum persönlichen Gebrauch des Kommunikators verwendete Gegenstände im Interaktionsprozess vom Kommunikator eingesetzte Gegenstände aus der Umwelt des Kommunikators stammende Stimuli © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 180 90 MESSUNG DES AUSDRUCKSVERHALTENS (FAST) Augenbrauen - Augen - Mund - - Heute zunehmend computergestützte Bilderkennung und –verarbeitung. Quelle: Kroeber-Riel et al., 9. A., 2009, S. 126 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 4.2.2 181 STATISCH: STEREOTYPISCHE SCHLÜSSE VON GESICHTSMERKMALEN AUF DIE PERSÖNLICHKEIT volles, rundes Gesicht - fröhlich schmales Gesicht - ernsthaft volle Lippen - sinnlich (bei Frau) schmale Lippen - gewissenhaft, pedantisch hohe Stirn - intelligent hervorstehende Augen - nervös, reizbar glanzlose Augen - geistig träge Kapitel 4.2.1 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 182 91 DYNAMISCH: AUSGEWÄHLTE BEISPIELE VON KÖRPERHALTUNGEN c) b) a) e) f) d) Quelle: in Anlehnung an: Kroeber-Riel/Weinberg: Konsumentenverhalten, 8. A., 2003, S. 547 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 4.2.1 183 4. KAPITEL Marketingstrategien und Konsumentenverhalten 4.2 Konsumentenverhalten und Kommunikation 4.2.2 Werbung und Aktivierung 92 AKTIVIERUNG UND AUFMERKSAMKEIT Aktivierung = zentralnervöse Erregung (zentrales Nervensystem) Aufmerksamkeit = Bereitschaft, Reize der Umwelt selektiv bewusst aufzunehmen und sich auf diese zu konzentrieren. Ist begleitet von einer kurzzeitigen Erhöhung der Aktivierung zur Reizwahrnehmung und -verarbeitung (phasische Aktivierung). Orientierungsreaktionen = Reflexartige Zuwendungen zu einem „neuen bzw. relevanten Reiz“. Kopfdrehung Pupillenerweiterung Blickzuwendung - durch intensive Reize durch Schlüsselreize © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 2 185 AKTIVIERENDE WERBUNG Aktivierung ist die Intensität der physiologischen Erregung des Zentralnervensytems. Das retikuläre Aktivierungssystem (RAS) übt Antriebskraft auf alle psychischen und motorischen Aktivitäten aus, ohne dass dabei Kognitionen eine Rolle spielen.* Verwandte Konstrukte: Aufmerksamkeit Orientierungsreaktion Involvement Ursache: Physische Reize Kognitive Reize Schlüsselreize Messung: physiologisch subjektiv motorisch Wirkung: Die Lambda-Hypothese * vgl. Trommsdorff/Teichert 2011, S. 42 Anwendung im Marketing: Aktivierungstechniken Kapitel 4.2.2 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 186 93 DIE LAMBDA-KURVE Die Stärke der Aktivierung ist ein Maß für die Reaktions- und Leistungsfähigkeit des Organismus. Leistung Aktivierung (EDR) Schlaf entspannte wache Wachheit Aufmerksamkeit Quelle: in Anlehnung an: Kroeber-Riel et al. 2013, 10. A., S. 87 starke Erregung Panik © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 4.2.2 187 PHASISCHE UND TONISCHE AKTIVIERUNG Zeit Stimulusdauer tonische Aktivierung (a) phasische Aktivierung (b) (a) Erste Amplitude (b) Halbwertszeit Reaktion (EDR) Quelle: in Anlehnung an: Kroeber-Riel/Weinberg , 2003, 8. A., S. 67 Kapitel 4.2.2 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 188 94 EMOTIONALE WERBUNG Emotionen sind innere Erregungen (Gefühlsstärke), die unangenehm oder angenehm empfunden (Gefühlsrichtung, Valenz) und mehr oder weniger bewusst erlebt (Gefühlsart) werden. Messung physiologisch (z.B. Pupillometrie) verbal (z.B. Emotionsprofile) Gesichtsausdruck (z.B. FACS-Technik) Anwendung im Marketing Schaffung von Konsumerlebnissen (erlebnisorientiertes Marketing) gefühls- und erlebnisbetonte Werbung emotionale Produktdifferenzierung © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 189 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 190 Kapitel 4.2.2 INFORMATIVE VS. EMOTIONALE WERBUNG Kapitel 4.2.2 95 INFORMATIVE VS. EMOTIONALE WERBUNG © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 4.2.2 191 EMOTIONSTHEORIEN 1. Biologische Theorien / klassifikatorische Ansätze: Emotionen sind in den Erbanlagen verankert, sind Teil eines angeborenen Überlebensmechanismus der Menschen und beeinflussen die Mimik und bestimmte physiologische Reaktionen. Ausdrucksklassifikation von Izard und Plutchik: Basisemotionen - Interesse, Erregung Freude, Vergnügen Überraschung, Schreck Kummer, Schmerz Zorn, Wut Ekel, Abscheu Geringschätzung, Verachtung Furcht, Entsetzen Scham, Schüchternheit, Erniedrigung Schuldgefühl, Reue 2. Kognitive Emotionstheorien (Appraisal-Theorien): Eine Emotion entsteht erst dann, wenn ein Ereignis (kognitiv) bewertet und interpretiert wird. Gedankliche Prozesse können auch Emotiven auslösen. Quelle: Kroeber-Riel et al., 9. A., 2009, S. 105ff. Kapitel 4.2.2 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 192 96 EXPERIMENT VON Aktivierung informativer Faktor SCHACHTER & SINGER 1962 Injektion der Versuchsteilnehmer Informierte Gruppe Uninformierte Gruppe Die Versuchspersonen erhielten richtige Angaben über die Wirkung der Injektion Den Versuchspersonen wurde gesagt, dass durch die Injektion keine Nebenwirkungen eintreten. situativer Faktor Euphorie Ärger Euphorie Ärger Wirkung keine Emotionen keine Emotionen euphorisch ärgerlich © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Quelle: Behrens: Konsumentenverhalten, 2. A., 1991, S. 72 Kapitel 4.2.2 193 VERMITTLUNG EMOTIONALER ERLEBNISSE: ERLEBNISMARKETING Erlebniswert: Subjektiv erlebter, durch ein Objekt (z.B. Produkt) vermittelter Beitrag zur Lebensqualität der Konsumenten (Weinberg/Gröppel 1988). Als angenehm empfundene Reizstimulanz. Erlebnisse sind sinnlich vermittelte positive Gefühlszustände. Erlebnis als Zusatznutzen. Ziel: Stimulierung des Einkaufs/der Nutzung durch ... Schaffung emotionaler Erlebniswerte (z.B. Spaß haben) und Erlebniswelten (Shopping Center). emotionale Positionierung von Produkten auf gesättigten Märkten. Verstärkung emotionaler Bindungen des Kunden zum Anbieter. Erlebniswirkung durch ... Bilder (Werbung, Produktdesign, Verpackung) Akustik und Musik (Sounddesign, Werbung, Hintergrundmusik) Duft (Produktparfümierung, Beduftung von Kaufhäusern, Apotheken) Geschmack und Haptik (z.B. Textilien) Erlebnisorientierte Geschäftsgestaltung Kapitel 4.2.2 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 194 97 TYPEN AFFEKTIVER REAKTIONEN Typen Stärke der physiologischen Aktivierung Emotionen hoch Gefühlsstärke stark spezifische Gefühle Stimmungen Bewertungen gering Quelle: Peter/Olson/Grunert: Consumer Behaviour and Marketing Strategy, 1999, S. 36 schwach Beispiele Spaß, Liebe Furcht, Angst Schuld, Zufriedenheit, Herzlichkeit Anerkennung Langeweile, Enttäuschung, Entspannung gut-schlecht mögennicht mögen © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 4.2.2 195 INVOLVEMENT ALS RAHMENFAKTOR DER WERBEWIRKUNG: DAS ELABORATION LIKELIHOOD MODEL (ELM) zentraler Weg hohes Involvement Elaboration Wirkung: Überzeugungen (beliefs) Kommunikationsmittel - Argumentation - Präsentation peripherer Weg geringes Involvement keine Elaboration Wirkung: nicht produktbezogene Überzeugungen Einstellung zum Werbemittel Markeneinstellung Markeneinstellung Kaufabsicht Quelle: in Anlehnung an Peter/Olson/Grunert: Consumer Behaviour and Marketing Strategy, 1999, S. 379 Kaufabsicht © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 196 98 4. KAPITEL Marketingstrategien und Konsumentenverhalten 4.3 Konsumentenverhalten und Preispolitik VERHALTENSWISSENSCHAFTLICHE ANSÄTZE DER PREISPOLITIK Preiserlebnisse Preisinteresse Aktivierende Prozesse Preiswahrnehmung Preislernen/-kenntnisse Kognitive Prozesse Preisbeurteilung Preisverhalten Preisbereitschaft Preispräferenzen Preisintention Preiszufriedenheit Preisvertrauen Quelle: Diller 2000, S. 105 Kapitel 4.3 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 198 99 ARTEN VON PREISURTEILEN Preisurteile eindimensional mehrdimensional nichtkompensatorisch PreisIndikatorgeleitete günstigkeitsPreisurteile urteile sehr niedrig kompensatorisch Preiswürdigkeitsurteile innerhalb begrenzter Preisund Qualitätszonen Sukzessive Preis- und Qualitätsschwellenprüfung Urteilskomplexität Unbeschränkte Preiswürdigkeitsurteile sehr hoch © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 4.3 Quelle: Diller 2000, S. 153 199 PREISSCHWELLENMODELL Preisgünstigkeitsurteil „sehr billig“ „billig“ „normal“ „teuer“ „sehr teuer“ p1 p2 MPE p3 p4 pob aktueller Preis MPE: Mittleres Preisempfinden dient als Maßstab für den Preisvergleich Quelle: in Anlehnung an Diller 2000, S. 137 Kapitel 4.3 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 200 100 GRUNDMODELL ZUM KONSTRUKT DER PREISBEREITSCHAFT erwartete Beschaffungskosten (außer Preis) wahrgenommene Qualität des Produkts wahrgenommener Wert des Produkts (Nutzen) Ist die Bereitschaft eines Nachfragers, in einer zukünftigen Kaufsituation für eine Leistung höchstens einen bestimmten maximalen Preis zu zahlen. Preisbereitschaft Preisreaktion aktueller Preis des Produkts © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Quelle: Balderjahn 2003 Kapitel 4.3 201 INDIVIDUELLE UND AGGREGIERTE PREISABSATZFUNKTIONEN Aggregierte Preisabsatzfunktion Individuelle Preisabsatzfunktion Kauf einer Einheit x 1 Rente Rente 0 pmin pakt pmax Preis Kapitel 4.3 pakt p © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 202 101 4. KAPITEL Marketingstrategien und Konsumentenverhalten 4.4 Konsumentenverhalten und Geschäftsgestaltung UMWELTPSYCHOLOGISCHE ANSÄTZE Die Umweltpsychologie fragt nach den dynamischen Wechselbeziehungen zwischen Menschen und ihrer physischen Umwelt. Diese Disziplin versucht, Mensch-Umweltbeziehungen zu beschreiben und zu erklären. Unterteilung der Umwelt in physische Umwelt (umweltpsychologische Ansätze) soziale Umwelt (soziologische Ansätze wie Gruppen, Normen etc.) Kapitel 4.4 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 204 102 UMWELTPSYCHOLOGISCHE ANSÄTZE Unterteilung theoretischer Modelle in: Kognitive Ansätze (perceptional mapping): Entstehung und Veränderung von „gedanklichen Lageplänen“ (mental maps), die der Mensch zur räumlichen Orientierung benötigt (z.B. Ladengestaltung, Leitsysteme). Emotionspsychologische Ansätze: Emotionale Wirkung der physischen Umwelt. Fragestellungen: 1. Wie wirkt die physische Umwelt auf das Konsumverhalten? 2. Wie kann die physische Umwelt zielorientiert gestaltet werden? © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 4.4 205 UMWELTPSYCHOLOGISCHES MODELL VON MEHRABIAN & RUSSELL überfüllte Räume enge Gänge Musik, Düfte etc. Umwelt (S) • Sinn-Modalität • Informationsrate Primäre emotionale Reaktion (I) • Pleasure • Arousal Persönlichkeitstyp (P) • Dominance Verhaltensreaktionen (R) Annäherungs-/ VermeidungsVerhalten Persönlichkeitsspezifische Charakteristika von Emotionen Quelle: Kroeber-Riel et al., 2009, S. 469 Kapitel 4.4 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 206 103 DIE PAD-SKALA Drei Dimensionen umweltdeterminierter emotionaler Zustände: P = Pleasure - Displeasure (Vergnügen, Spaß, Lust) A = Arousal - Nonarousal (Erregung) D = Dominance – Submissiveness (Dominanz/Unterwerfung) Items: stimulierend spannend voller Leben abwechslungsreich erfreulich dynamisch beeindruckend interessant ungezwungen unbeeinflusst - monoton gelassen etwas tot langweilig ärgerlich träge lässt mich kalt uninteressant einengend beeinflusst © Prof. Dr. Ingo Balderjahn Kapitel 4.4 207 ZIELHIERARCHIE DER ERLEBNISBETONTEN LADENGESTALTUNG Erlebnisorientierte Ladengestaltung Schaffung eines individuellen Profils der Einkaufsstätte Aufbau von Kundenpräferenzen Erhöhung der Ladentreue Erhöhung der Besuchshäufigkeit Steigerung des Bekanntheitsgrades Imageverbesserung Erhöhung der Einkaufsbequemlichkeit Erhöhung der Kundenanzahl Quelle: in Anlehnung an Diller/Kusterer 1986 Bild: www.klauser-pelz-leder.de Kapitel 4.4 Verlängerung der Verweildauer Anregung von Impulskäufen Erzeugung von Kauflust Förderung von Nachfrage bzw. Bedarfsverbundkäufen Unterstützung der von der Ware ausgehenden Werbewirkung Erhöhung der Einkaufssumme pro Kunde © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 208 104 WISSENSFRAGEN Welche Wissenschaftsauffassungen unterscheiden wir? Warum legen wir nicht das Leitbild des Homo oeconomicus unserer Forschung zugrunde? Welche drei Paradigmen der Konsumentenverhaltensforschung unterscheiden wir? © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 209 WISSENSFRAGEN Begründen sie die Bedeutung der Konsumentenverhaltensforschung für das Marketing. Was ist ein Total- und was ein Partialmodell? Erläutern Sie knapp das Modell von Howard & Sheth. Welches ist das zentrale Merkmal des Modells von Blackwell et al.? Welche kognitiven Prozesse unterscheidet das Modell von Bettman? © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 210 105 WISSENSFRAGEN Welche kognitiven Prozesse unterscheidet das Modell von Peter et al.? Erläutern Sie das Modell der Kaufentscheidung nach dem Rational Choice-Ansatz. Erläutern Sie die Begriffe „choice set“, „consideration set“ bzw. „evoked set“. Welche Theorien setzen sich mit dem Nutzenbegriff auseinander? © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 211 WISSENSFRAGEN Welche Prozesse finden im Kurzzeitspeicher des Menschen statt? Welche Gedächtnisarten unterscheiden wir? Welches Modell wird zur Erklärung der Wissensspeicherung verwendet? Was ist ein Schema und was ein Skript? Wozu dienen Schemata? Welches Bezüge gibt es zum Marketing? © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 212 106 WISSENSFRAGEN Was ist ein Markenschema? Welche Fragestellungen sind mit der Informationsaufnahme von Konsumenten verbunden? Welche Möglichkeiten gibt es, die Informationsaufnahme von Konsumenten zu messen? Welche Strategien der Informationsaufnahme können unterschieden werden? Erläutern sie die Information Overload-Hypothese und nehmen zu Bezug auf das zugrundeliegende Experiment. © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 213 WISSENSFRAGEN Wie ist Lernen definiert? Welche Lerntheorie kennen sie? Erläutern Sie die klassische Konditionierung und eine Übertragung auf das Marketing. Grenzen Sie die klassische Konditionierung vom Assoziationslernen ab. Erläutern Sie die operante Konditionierung und eine Übertragung auf das Marketing. Erläutern Sie Arten kognitiven Lernens © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 214 107 WISSENSFRAGEN Definieren Sie Bedürfnis, Bedarf und Nutzen. Erläuterns Sie den kognitiven Ansatz unter den Motivationstheorien. Was ist nach neueren Motivationstheorien neben der Motivation zur Zielerreichung erforderlich? Erläutern Sie das Drei-Komponentenmodell der Einstellung. Was ist die Grundannahme multiattributiver Einstellungsmodelle? © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 215 WISSENSFRAGEN Was ist eine Einstellung? Was sagt die Assimilations-Kontrast-Theorie aus? Was ist ein multiattributives Einstellungsmodell? Erläutern Sie das Einstellungsmodell von Fishbein. Erläutern Sie das Adäquanz-Wichtigkeits-Modell. Wodurch zeichnet sich das Modell geplanten Verhaltens von Ajzen aus? Kapitel 2.4 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 216 108 WISSENSFRAGEN Was wird unter einem Image verstanden? Was sagt das Lebensraummodell von Lewin aus? Was sind Konsumnormen? Was ist eine Bezugsgruppe und welche Funktionen übt sie aus? Was sind Sozialisationsagenten? Bei welchen Gütern ist der soziale Einfluss am stärksten? © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 217 WISSENSFRAGEN Was ist ein Lebensstil? Erläutern sie das AIO-Lebensstilkonzept. Was wird unter Involvement verstanden? Erläutern sie das Means-End-Modell zum Involvement. Was werden unter Fragmentarisierungs- und Pluralisierungsprozesse verstanden? Was wird unter einer Kultur verstanden? © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 218 109 WISSENSFRAGEN Was sind menschliche Werte? Erläutern Sie die Werttheorie von Rokeach. Von welchen drei Hauptfaktoren sind nachhaltige Konsumstile abhängig? Erläutern Sie die Dilemma-Situation beim Kauf umweltfreundlicher Produkte? Welches sind einfache Heuristiken der Produktbeurteilung? © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 219 WISSENSFRAGEN Erläutern Sie die Dilemma-Situation beim Kauf umweltfreundlicher Produkte? Welches sind einfache Heuristiken der Produktbeurteilung? Welche Urteilsverzerrungen kennen wir? Erläutern Sie eine komplexe Heuristik der Produktbeurteilung. Kapitel 2.4 © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 220 110 WISSENSFRAGEN Was sagt die Lambda-Hypothese aus? Welche beiden Arten der Aktivierung unterscheiden wir? Was wird unter einer Attrappe verstanden? © Prof. Dr. Ingo Balderjahn 221 111