Bauen im Bestand Vorhandene Qualitäten nutzen Aus Alt mach Neu – Ein Leitfaden für private Bauherren 02 | Vorwort Vorwort | 03 Vorwort Jeder kennt und schätzt historische Bauten, den Charme alter Stadtviertel und Ortschaften. Die Anziehungskraft schöner Fassaden, alter Plätze, winkeliger Gassen und schöner Baumalleen ist groß. Alles erscheint abwechslungsreicher, überschaubarer und lange nicht so monoton wie in Neubauvierteln. Die Faszination für die gewachsenen und lebendigen Strukturen alter Wohnviertel lässt viele Bauherren über den Erwerb einer Gebrauchtimmobilie nachdenken. Doch bleibt meist ein Quäntchen Unsicherheit und die Frage, ob sich solch eine Investition lohnt. Das geht auch denjenigen so, die bereits im Besitz eines alten Hauses sind und über einen Umbau nachdenken. Wir als Architektenkammer schätzen das Engagement von Bauherren, alte Bausubstanz erhalten zu wollen oder gar wieder nutzbar zu machen. Wir möchten Bauherren unterstützen und bei den zahlreichen Überlegungen und Entscheidungen, die sich im Zuge eines Bauvorhabens im Bestand ergeben, eine Hilfestellung bieten. „Bauen im Bestand | Vorhandene Qualitäten nutzen“ nennen sich die Materialien und die Workshops für private Bauherren, in denen Ihnen Architekten, Innen- und Landschaftsarchitekten die recht komplexen Schritte im Umgang mit Gebrauchtimmobilien vorstellen. Dieses Arbeitsbuch begleitet Sie mit kleinen Übungsaufgaben, Fragen und vielen Informationen. Ziel ist es, dass Sie sich über Ihre Bedürfnisse bewusst werden, die Bauabläufe und die Fachsprache auf dem Bau verstehen lernen. Die vorliegenden Unterlagen geben Ihnen viele Anregungen mit auf den Weg, wie Sie Ihre Ideen und Planungen kostengünstig und qualitätsbewusst umsetzen können. Sie erhalten Vorschläge und Antworten auf Fragen, wie Sie eine für Sie geeignete Immobilie finden können, vor allem, was alles zu einer guten Planung gehört und wie sich Bauträume verwirklichen lassen. Außerdem bekommen Sie wichtige Informationen über die Beurteilung alter Bausubstanz und möglicher Schäden, über Haustechnik, Gartenplanung sowie Einblicke in ganz unterschiedliche Erfahrungen von Bauherren. Verweise auf die umfangreichen Informations-Blätter des Kompetenzzentrums der Initiative „Kostengünstig qualitätsbewusst Bauen“ im IEMB, die Sie im Internet unter www.kompetenzzentrum-iemb.de abrufen können, runden die grundlegenden Sachinformationen zu einem kompakten Materialpaket für private Bauherren ab. Die hier in Kooperation zwischen der Architektenkammer Niedersachsen und der Bundesarchitektenkammer mit Unterstützung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) ausgearbeiteten Lehr- und Arbeitsmaterialien sind Bestandteil der Initiative „Kostengünstig qualitätsbewusst Bauen“. Sie sind für potenzielle Bauherren nützlich, die sich mit dem Thema „Bauen im Bestand“ beschäftigen. Unser Ziel ist es, Sie als Bauherren kompetent und stark zu machen, damit Sie Ihre Entscheidungen bewusst treffen können, lernen, kritische Fragen zu stellen und um den geeigneten Partner am Bau zu finden. Architektenkammer Niedersachsen 04 | Grusswort Grusswort | 05 Grußwort Grusswort Der Wunsch in der Stadt zu wohnen nimmt wieder zu. Gerade die zentrumsnahen Bereiche erleben eine Renaissance. Doch nicht überall lassen sich Neubauten errichten, Bauten im Bestand dagegen gibt es en masse. Viele Bauherren nutzen diese Chance und erwerben eine Bestandsimmobilie. Wohnhäuser werden dem heutigen Standard entsprechend umgebaut und alte Gewerbeimmobilien und Bürobauten in Wohnnutzungen überführt. Dabei gewinnen neue Wohnformen zusehends an Beachtung – von der Baugemeinschaft über das Mehrgenerationenhaus bis hin zur Senioren-Wohngemeinschaft. Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden ist in der Bevölkerung ungebrochen vorhanden. Zahlreiche Familien entscheiden sich alljährlich für Wohneigentum. Die Bundesregierung wird dies auch in Zukunft nachhaltig unterstützen. Das Interesse am Altbau wächst und die daraus resultierenden urbanen Entwicklungen können einen großen baukulturellen und Identifikation stiftenden Wert haben, wie der Niedersächsische Staatspreis für Architektur 2006, der sich mit dem Thema Wohnen und Arbeiten im Quartier auseinandersetzte, eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Ich freue mich, dass die Architektenkammer Niedersachsen mit diesen Materialien nun bereits das zweite vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung geförderte Projekt umsetzt und bin überzeugt, dass wir auf diesem Wege vielen privaten Bauherren eine Hilfestellung geben können. Die gute Resonanz seitens der Bauherren auf das erste Projekt, die Seminarreihe „Vom Traum zum Haus“, sowie die verstärkte Nachfrage nach Informationen zum Thema Bauen im Bestand haben diese Broschüre ermöglicht. Vielfältige Fachinformationen und interessante Beispielprojekte schildern die Thematik „Umbau“ in ansprechender Weise und zeigen die Risiken und vor allem die Chancen, die sich aus einer Baumaßnahme im Bestand ergeben können. Ich wünsche allen Lesern viel Freude bei der Lektüre und allen Bauherren viel Erfolg bei der Umsetzung ihrer Bauvorhaben. Wolfgang Schneider Präsident der Architektenkammer Niedersachsen Dabei muss es nicht immer Neubau sein. Das Bauen im Bestand gewinnt zunehmend an Bedeutung. Mit ihm können neue Wohnformen für Menschen verschiedener Alters- und Einkommensgruppen und unterschiedlicher Herkunft in attraktiven, zentralen Lagen geschaffen werden. Wir müssen angesichts der demografischen Entwicklung die Weichen für eine altersgerechte und das Zusammenleben der Generationen stärkende Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik stellen. Es gilt, alle Chancen zu nutzen, das Erscheinungsbild und die Qualität der gebauten Umwelt im positiven Sinn zu verändern. Das betrifft sowohl unsere Innenstädte, Dorfkerne und die bislang gestalterisch eher vernachlässigten Vorortbereiche als auch die Großwohnsiedlungen sowie die städtischen und ländlichen Randgebiete. Mit praxisorientierten Hilfestellungen, umfassenden Fachinformationen, erfolgreichen Vorzeigeprojekten und einer Schärfung des baukulturellen Bewusstseins ist zu verdeutlichen, welche Chancen und Entwicklungsperspektiven bei der Wohneigentumsbildung im Bestand bestehen. Ganzheitliche Betrachtung des Baubestandes, Fachkompetenz und ein kostengünstiges und qualitätsbewusstes Bauen sind gerade bei der Sanierung von Bestandsimmobilien wichtige Voraussetzungen für ein gutes Ergebnis. Gestalterische, technische und finanziell gute Lösungen verlangen nach kompetenten Partnern am Bau. Hier haben die Architekten die Chance ergriffen, sich stärker als Partner im Dialogprozess anzubieten, den Dialog aktiv zu gestalten, an den Verfahren mitzuwirken und über Fachgrenzen hinaus zu kooperieren und zu kommunizieren. Angesichts der Komplexität des Bauens im Bestand besteht bei Bauinteressierten ein erheblicher Informationsbedarf. In Seminaren und durch gute Beispiele für qualitätvolle Umbauprojekte sollen Bauinteressierte ermutigt werden, in eine Bestandsimmobilie zu investieren und diese umzubauen. Die in diesen Seminaren vermittelten Kenntnisse zu Grundsätzen, Materialien und technischen Details sollen die Bauherren darüber hinaus in die Lage versetzen, Überlegungen für die Planung des eigenen Umbaus anzustellen. Bauherrschaften tragen Mitverantwortung für unsere gebaute Umwelt. Die Lehr- und Arbeitsmaterialien zum Thema Bauen im „Bestand | Vorhandene Qualitäten nutzen” sind ein wichtiger Beitrag zur Stärkung der Kompetenz der Bürgerinnen und Bürger, um eigenverantwortlich die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Karin Roth Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung 06 | Impressum Inhalt Impressum 1 Herausgegeben von der Architektenkammer Niedersachsen Texte Benita Albrecht, Angelika Blencke, Martin Duthweiler, Jens P. Fehrenberg, Meike Kubiak, Ute Maasberg, Lars Menz, Oliver Platz, Markus Prause, Bernd Rokahr, Susanne Witt, Petra Zymara 2 Didaktische Beratung Michaela Krey Redaktionsbeirat Angelika Blencke, Barbara Chr. Schlesinger 3 Organisation und Redaktion Meike Kubiak, Ute Maasberg, Lars Menz Korrektorat Marlies John 4 Grafik Design DesignCentrale, Hannover Das Projekt ist gefördert durch das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung im Rahmen der Initiative „Kostengünstig qualitätsbewusst Bauen“. 5 1. Auflage, Dezember 2006 6 Dank an die Bauherren: an die Architekten, Innenarchitekten und Landschaftsarchitekten: Catherine Bennecke Michaela und Rüdiger Diedrich Familie Duthweiler Martina Goller und Rainer Stommann Familie Gottstein Dietrich Heumann Carmen und Henning Jung Klasing Karacay Klasing GbR und die Mieter Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung gGmbH Aline Methfessel und Jörg Gumnior Renate und Uwe Porwich Katinka Reller und Bertram Abele Bauherrengemeinschaft WABE Architekt Ralf Grünewald Architekturbüro Albrecht Architekturbüro pk nord Baumgart, Wockenfuß & Partner gruppeomp architekten Innenarchitektin Michaela Diedrich Kleine + Assoziierte Architekten Koch Panse Architekten Kronsberg Achtzig Landschaftsarchitektur Landschaftsarchitektin Petra Urban Prof. Bernd Rokahr Innenarchitekten Runge Vorrink Wagner Architekten Steffen Architektur team 3 Architekturbüro zymara und loitzenbauer architektur 7 | 07 Welche Chancen bieten Altbauten? 08 1.1 1.2 1.3 1.4 11 11 13 15 Bedürfnisse entdecken Gewachsene Qualitäten aufspüren Überlegungen im Vorfeld Ressourcen suchen Wie bewerte ich den Bestand? 18 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 Zeiterscheinungen Bausubstanz ist nicht gleich Bausubstanz Abwägen und Einschätzen Kaufpreise richtig beurteilen Schritt für Schritt Kosten ermitteln 21 43 45 45 47 Wer unterstützt mich bei der Realisierung? 50 3.1 3.2 3.3 3.4 53 55 57 57 Sie sind nicht allein! Die Suche nach dem richtigen Architekten Das Architektenhonorar Verträge und Versicherungen geben Sicherheit Welches Potenzial bietet mein Altbau? 62 4.1 Alt und trotzdem nicht aus der Mode 4.2 Aus Alt mach Neu! Zwölf Fallbeispiele 65 67 Wie erfahre ich, was alles zu sanieren ist? 92 5.1 Aller Anfang ist schwer 5.2 Schäden erfassen mit der bauteilgebundenen Bestandsaufnahme 5.3 Energetische Bestandsaufnahme 5.4 Gesundes Material 5.5 Gartengestaltung 95 95 105 107 109 Wie läuft der Bau ab? 110 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 113 113 113 113 Skizze und Entwurf Baugenehmigung und Ausführungsplanung Ausschreibung Abnahme Von der Suche bis zum Einzug – Ein Bauherrentagebuch 115 Anhang 120 7.1 7.2 7.3 7.4 122 129 130 131 Fachbegriffe Abkürzungen Abbildungsverzeichnis/Quellen Verwendete und weiterführende Literatur 08 | Welche Chancen bieten Altbauten? Welche Chancen bieten Altbauten? | 09 1 Welche Chancen bieten Altbauten? 1.1 1.2 1.3 1.4 Bedürfnisse entdecken Gewachsene Qualitäten aufspüren Überlegungen im Vorfeld Ressourcen aufspüren 11 11 13 15 Eine Grunddevise für alle, die sich mit dem Thema Bauen, Umbauen oder dem Erwerb einer Gebrauchtimmobilie beschäftigen, ist, sich zunächst zu überlegen, was man eigentlich möchte. Das beginnt bei der generellen Entscheidung, ob Sie lieber in einem Altbau oder in einem Neubau leben möchten. Nehmen Sie sich Zeit und Muße bei der Suche nach einem geeigneten Objekt oder Grundstück und bei der Frage nach den eigenen Vorstellungen vom Wohnen. 10 | Welche Chancen bieten Altbauten? Welche Chancen bieten Altbauten? | 11 Entscheidungen reifen lassen Übung Sich Zeit zu nehmen beim Planen heißt, schon früh über die Art des Hauses, in dem Sie wohnen möchten, nachzudenken. Eine grundsätzliche Entscheidung zu Beginn der ersten Planungen ist, ob Sie einen Neubau oder lieber ein Haus oder eine Wohnung aus „Zweiter Hand“ wollen. Manche Menschen investieren in den Kauf eines neuen Autos oftmals mehr Zeit als in ein Bauprojekt – und das, obwohl es um mehr Geld und um langfristigere Entscheidungen geht. Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Überlegungen und lassen Sie sich frühzeitig von einem kompetenten Partner beraten. Bis die Baumaßnahmen beginnen, sollten Sie für alle zu treffenden Vorbereitungen etwa ein Jahr einplanen. Das Vergleichen von Häusern, das Abwägen und Wiederverwerfen von gefassten Entschlüssen braucht eben Zeit bis man sich sicher ist: Das soll's sein! 01 | Die Suche nach einem geeigneten Haus ist ein Abenteuer und macht Spaß. Sie durchstöbern regelmäßig die Zeitungsinserate, schauen beim Immobilienberater ins Schaufenster oder suchen nach Objekten im Internet? Vergessen Sie bei Sonntagsausflügen nicht Ihren Fotoapparat. Sammeln Sie Ihre Eindrücke, z. B. in Form einer Ideenmappe, Collage oder Fotosammlung. Eine solche Dokumentation dient Ihnen zur Konkretisierung Ihrer Wünsche und ist eine schöne Erinnerung an die Zeit vor dem Einzug. Bedürfnisse entdecken 1.1 Info | Siehe dazu die Informationen unter www.kompetenzzentrum-iemb.de Infoblatt Nr. 1.1 | Haus- und Grundstückskauf Infoblatt Nr. 1.3 | Kauf einer Eigentumswohnung Forschungsbericht | Chancen und Risiken des Erwerbs von Wohneigentum im Bestand « Die Bauherren wollten der Enge des Altbaus mit einem Anbau entkommen. Die räumliche Aufteilung, die sich die Familie überlegt hatte, haben wir nach einigen Überlegungen gemeinsam verworfen. Statt des vorgesehenen Schlafzimmers befindet sich jetzt das Wohnzimmer mit dem Essbereich im neuen Anbau. So öffnen sich die öffentlichen Bereiche des Hauses zum Garten, während die privaten Räume im Altbau untergebracht sind. Durch die Pultdachkonstruktion konnten wir Wo will ich, wo wollen wir wohnen? Auf dem Land mit eigenem Garten und einem ruhigen, kinderfreundlichen Umfeld? In direkter Nachbarschaft zur Natur? Oder lieber mitten in der Stadt: Keine langen Fahrten zum Einkaufen, Arbeit, Kindergarten und Schule sind schnell zu erreichen und um die Ecke gibt es jede Menge Auswahlmöglichkeiten für das Feierabendprogramm. Diese ersten Überlegungen begleiten alle Bauherren auf dem Weg ins eigene Heim. Doch damit nicht genug. Ganz am Anfang eines Bauprojekts stellt sich unabhängig ob Neubau oder Umbau die Frage, wie viel Platz Sie benötigen. Für wie viele Bewohner soll (um)gebaut werden? Möchten Sie alleine wohnen oder zu zweit? Haben Sie Kinder, Eltern, die mit einziehen wollen? Denken Sie über ein gemeinschaftliches Wohnen mit mehreren Generationen nach? Ist ein Minimum an Quadratmetern für den Anfang ausreichend oder sind viel Platz und Raum von Beginn an notwendig? Muss es unbedingt ein Neubau sein? Oder ist der Umbau eines alten Hauses, einer bestehenden Wohnung oder der Ausbau eines Dachgeschosses spannender, weil sich alter und neuer Charme miteinander verbinden lassen? Wollen Sie von Grund auf etwas Neues schaffen oder lieber etwas Bestehendes verändern und nach eigenen Vorstellungen neu nutzen? Beide Alternativen bieten Vor- und Nachteile, die gründlich abgewogen werden wollen. So können bei Umbauten im Bestand immer unvorhersehbare Dinge passieren, die unter Umständen auch zu Mehrkosten führen, aber Sie bekommen dafür eine gewachsene Umgebung und ein Zuhause mit Charme und Geschichte. alle baurechtlichen Vorgaben einhalten und trotzdem viel Platz schaffen. Jörn Schrader Architekt « Gewachsene Qualitäten aufspüren 1.2 Noch vor einigen Jahren wurden in Deutschland mehr Neubauten erstellt als bestehende Häuser umgebaut. Mittlerweile hat sich dieses Verhältnis umgekehrt. Das sogenannte „Bauen im Bestand“ hat Konjunktur. Diese aktuelle Entwicklung lässt sich in allen Ländern Westeuropas ablesen. Eine immer kleiner werdende Bevölkerung steht einer ausreichenden Anzahl von Wohnungen und Häusern gegenüber. Warum also neu bauen, wenn wir auf vorhandene, gut funktionierende Strukturen zurückgreifen können. Doch die Entscheidung, ob Neu oder Alt, erfordert immer ein Abwägen zwischen Potenzialen und Risiken. Der Vorteil sogenannter Bestandsgebäude ist, dass viele von ihnen in bereits funktionierenden städtischen oder dörflichen Arealen liegen. Es gibt Straßen, Fußwege, belebte öffentliche Plätze, Einrichtungen sozialer, kultureller und medizinischer Art sowie Geschäfte für den täglichen Bedarf. Diese Strukturen sind über Jahre gewachsen und haben sich den Bedürfnissen der Bewohner angepasst. Das geht nicht immer behutsam und ohne Brüche vor sich. Während manche Stadtviertel ihren ursprünglichen Charme erhalten können, sind andere über die Jahre vernachlässigt worden. Doch bergen gerade Straßenzüge mit alten Häusern und bröckelnder Fassade nicht nur die Chance, einen günstigen Kaufpreis zu erzielen, sondern darüber hinaus die Möglichkeit, ein unscheinbares Mauerblümchen in eine Perle zu verwandeln. Ähnlich sieht es mit dem Baum- und Pflanzenbestand öffentlicher Flächen und privater Gärten in gewachsenen Vierteln aus. Meist sind wertvolle, den Ort prägende Grüninseln entstanden, die nicht nur für unser ökologisches Gleichgewicht wichtig sind, sondern uns Freude machen und Erholung bieten. In anderen Vierteln dagegen sind wunderbar angelegte alte Grünanlagen und Gärten verkommen und warten auf das Engagement der öffentlichen Hand und privater Bauherren, um wieder aus dem Dornröschenschlaf geweckt zu werden. Neubaugebiete, seien es Einfamilienhaus- oder Geschosswohnungsbaugebiete, wirken in ihrer Architektur und in ihrem Grünanteil zwar geordneter, aber dafür oft gleichförmig. Sie brauchen erst viele Jahre, um ein lebendiges Gesicht entfalten zu können. Ähnliches betrifft auch die Bewohnerstrukturen. Eine „Lebendigkeit durch Vielfalt“, das heißt eine Mischung aus jungen und alten Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen, fehlt meist. Tatsächlich leben dort eher Menschen zusammen, die sich in ähnlichen Lebenssituationen befinden. In diesen Gebieten altern die Bewohner in der Regel gemeinschaftlich. Das ist in bereits gewachsenen Quartieren anders. Hier sind kulturelle, Alters- und Sozialstrukturen meist vielfältiger und der Generationenwechsel erlebbarer. Was spricht dagegen, sich diese Stärken nutzbar zu machen? 12 Übung | Welche Chancen bieten Altbauten? Welche Chancen bieten Altbauten? Wie auch beim Neubau bieten sich gleichermaßen gute Möglichkeiten zur Bildung einer Bauherrengemeinschaft, gemeinschaftlichem oder Mehrgenerationenwohnen. Im Verbund mit anderen Bauherren lassen sich Wohnvorstellungen, die Sie nicht unbedingt in einem Neubaugebiet vorfinden, wie die Chancen zur Bildung einer Bauherrengemeinschaft, gemeinschaftlichem oder Mehrgenerationenwohnen. Im Verbund mit anderen Bauherren lassen sich Wohnvorstellungen umsetzen, die allein nicht finanzierbar wären. Dieser Trend zu mehr Gemeinschaftlichkeit setzt sich aufgrund der immer älter werdenden Bevölkerung, in der die Mechanismen der Großfamilie längst nicht mehr greifen, immer häufiger durch. Gerade für ältere Bewohner ist ein Umfeld, in dem Geschäfte, kulturelle Angebote, eine medizinische Versorgung und die Freunde in der Nähe sind, besonders wichtig. Diese Voraussetzungen sind insbesondere in der Stadt gegeben. 02 | Denken Sie an ein Wohngebiet, in dem Sie gerne wohnen würden. Was macht dieses Viertel aus, welche Atmosphäre, welche Infrastruktur- und Freizeitangebote finden sich dort? Listen Sie auf, was für Sie den Reiz ausmacht. Lieblingshäuser – in jeder Stadt, in jedem Dorf gibt es diese Häuser, in die sich Träume vom Leben und Wohnen hineinprojizieren lassen: Von der „Villa Kunterbunt“ bis zum verträumten Gartenhaus und der idyllisch gelegenen Bauernkate. Haben Sie nicht auch als Kind oder als Heranwachsender das eine oder andere Haus um die Ecke als Wunschhaus vor Augen gehabt? Oftmals wird argumentiert eine energetische Gebäudesanierung sei sehr teuer und wirtschaftlich nicht lohnend. Entscheidend ist die Frage nach der Priorität. Haben Sie sich einmal die Mühe gemacht, auszurechnen, was es kostet eine Stunde auf dem Sofa zu sitzen oder das Gästezimmer 300 Tage im Jahr leer stehen zu lassen. Entscheidend ist, wie viel Ihnen die Sache wert ist. Die Was kostet eine Stunde . . . ? Gegenstand Tabelle zeigt einen Vergleich der Nutzungskosten einiger Konsumgüter. Anschaffung Haltbarkeit lfd. Kosten tägl. Nutzung Jahresnutzung Kosten pro Std. Euro Jahre Euro/Jahr Stunden Stunden Euro/h 15.000 km/Jahr 22.000 10 3.000 1,00 300 17,33 3.000 km/Jahr 1.000 10 100 1,00 300 0,80 1 h/Tag 2.000 8 0 1,00 300 0,83 Gästezimmer 2 mal/Monat 20.000 30 500 2,00 600 1,94 Einbauküche 3 h/Tag 10.000 15 100 3,00 900 0,85 11,11 Autofahren Fahrradfahren Sofa spez. Nutzung 3 mal/Jahr 500 5 0 0,03 9 Urlaubsreise 4 Wochen 3.000 1 0 1,80 540 5,56 Solaranlage therm. 6 m2 5.000 20 - 200 5,00 1.500 0,03 Solaranlage PV, 4 kWp 25.000 20 - 1.000 5,00 1.500 0,17 Abendkleid Die Möglichkeiten, ein geeignetes Objekt zu finden, sind zahlreich. Scheuen Sie sich nicht davor, direkt vor Ort in der Nachbarschaft zu fragen, ob jemand ein in der ersehnten Lage zu verkaufendes Haus kennt. Unterstützend wirken Kontakte zu Bekannten, Freunden und Familie, die die Nachbarschaft befragen können. Neben regelmäßiger Lektüre von Immobilienseiten der Zeitungen, dem Studieren der Schaufensterangebote von Immobilienberatern und Maklern bietet das Internet vielfältige Hilfen bei der Suche an. Doch sobald Sie ein interessantes Haus Ihrer Wahl gefunden haben, sollten Sie sich den Rat von Experten einholen. Guter Rat ist bereits bei der Beurteilung der Lage eines Gebäudes wichtig, denn der Wert eines Gebäudes wird vor allem durch diesen Faktor bestimmt. Mit Blick auf einen möglichen Wiederverkaufswert sollte gut überlegt werden, welches Budget für den Erwerb und den Umbau maximal eingesetzt wird. Bei der Standortfrage ist auch die Nähe zum Arbeitsplatz zu berücksichtigen. Der höhere Preis für das Gebäude mit der näheren Lage zum Arbeitsplatz muss mit dem eines weiter abseits gelegenen Hauses verglichen werden. Berücksichtigen Sie hierbei, dass durch die Entfernung zum Arbeitsplatz eventuell ein Auto angeschafft und unterhalten werden muss. Ebenfalls sollte bereits vor dem Kauf geklärt werden, ob die Umbauten, die Sie anstreben, genehmigungspflichtig sind und sich Ihre Träume in dieser Immobilie verwirklichen lassen. 13 Unterstützung und Rat können Sie bei freischaffenden Architekten, öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen oder auch bei einer Verbraucherzentrale einholen. Genehmigungspflicht von Umbauten Ob eine Baugenehmigung oder eine Bauanzeige erforderlich ist oder nicht, hängt vom Einzelfall ab. Dabei ist u. a. die Art der Nutzung wichtig. Hier gibt es unterschiedliche Maßgaben bezüglich einer erforderlichen Baugenehmigung oder einer Bauanzeige. Diese Fragen sind jedoch zusammen mit einem Architekten und Ihrer Baubehörde abzuklären. Die Vorgaben, die eine Genehmigungspflicht erfordern, unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland. Ob Ihr Vorhaben unter die Genehmigungspflicht fällt, können Sie beim zuständigen Bauamt erfragen oder durch Ihren Planer abklären lassen. 1.3 Den richtigen Ort finden | Überlegungen im Vorfeld Fachleute wie Architekten, Innenarchitekten, öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige und Ingenieure können das Gebäude und das Grundstück, den veranschlagten Preis und die Verwirklichung Ihrer Wohnträume anhand verschiedener Kriterien ganzheitlich und kompetent beurteilen. Suchen Sie bei diesen Experten Rat, wenn Sie den Zustand der von Ihnen ausgewählten Immobilie einschätzen wollen. Ansprechpartner können Sie bei der Architektenkammer Ihres Bundeslandes oder einer Industrieund Handelskammer Ihrer Region erfragen. Fachleute können Ihnen vor allem bei der Beantwortung folgender Fragen helfen, die Sie als Bauherr im Vorfeld eines möglichen Kaufes überdenken sollten: In welchem Verhältnis stehen die Erwerbskosten und die Umbaukosten des Hauses zum Wert der Grundstückslage und zur Bausubstanz? In welchem Zustand ist die Bausubstanz? Muss saniert werden? Wenn ja, in welchem Umfang? Ist eine Erweiterung/ein Umbau baurechtlich zulässig? Birgt die Bausubstanz Risiken oder Gefahren? Sei es aus Sicht der Statik, Gebäudetechnik, Kontaminierung o. ä. Sind meine/unsere Wohnwünsche zu verwirklichen? Wie könnte das Gebäude meinen/unseren Bedürfnissen angepasst werden? Lassen sich Haus und Garten altengerecht umbauen? Welche Kosten sind durch den Umbau zu erwarten? 14 | Welche Chancen bieten Altbauten? Welche Chancen bieten Altbauten? Wer unterstützt mich/uns bei der Umsetzung der verschiedenen Umbauschritte? Übung 03 | Ermitteln Sie Ihren Wohnbedarf. Notieren Sie Welche Ämter müssen beteiligt werden? die Räume, die Sie brauchen in qm und benennen ihre Nutzung. Beziehen Sie Ihre zukünftige Welche Fördermaßnahmen können einbezogen werden? Gibt es steuerliche Abschreibungen, zinsgünstige Darlehen oder Zuschüsse aus besonderen Programmen? Wohnsituation ruhig mit ein. Kommen Kinder dazu? Was passiert, wenn die Kinder wieder ausziehen und wie wollen Sie im Alter wohnen? Machen Sie sich Ihre Lebensgewohnheiten Positiv: bewusst! Mit der Entscheidung, ein Haus umzubauen, können Sie Ihrem ganz persönlichen Lebensstil Ausdruck verleihen. Führen Sie eine Ist-Analyse durch. Wie wohnen Sie derzeit? Was genau stört Sie und was gefällt Ihnen besonders gut? Listen Sie alles genau auf. Aus Negativ: Auch wer bereits ein Haus besitzt und sich verändern möchte, ist mit diesen Fragen konfrontiert. Als unabhängige Partner des Bauherrn vertreten z. B. Architekten Ihre Interessen und prüfen den Bestand kritisch nach vielfältigen Kriterien in Ihrem Sinne. Sie geben Ihnen eine realistische Einschätzung der erforderlichen Maßnahmen und Kosten. | 15 heran. Gut erhaltene Häuser in interessanten Lagen sind wiederum für viele unerschwinglich. Doch anstelle einer Villa gibt es sehr gut erhaltene Häusersubstanz in bester Lage, der man beim ersten Hinsehen ihre baulichen Qualitäten nicht ansieht. Die Möglichkeiten, aus einem Haus etwas zu machen, sind beim Bauen im Bestand unerschöpflich. Man muss sich nur trauen, sie zu suchen! Sie als Bauherr sollten Ihren Wünschen, Überlegungen und Ansprüchen an ein Wohnen Ihrer Wahl genügend Raum lassen. Neben der Qualität der über Jahre gewachsenen Grundstückssituation, die sich von einer zunächst gesichtslosen Neubauparzelle grundsätzlich unterscheidet, bietet der bestehende Altbau den Vorteil, dass Sie durch das Gebäude selbst eine unmittelbare Modellwirkung im Maßstab 1:1 vor sich haben und viele Ideen direkt nachvollziehen und ablesen können. diesen Aufzeichnungen lässt sich der zukünftige Soll-Zustand entwickeln. Info | Siehe dazu die Informationsblätter unter www.kompetenzzentrum-iemb.de Infoblatt Nr. 3.1 | Bedarf, Funktion, Gestaltung « Wir wollten so viel wie möglich vom Altbau erhalten und gleichzeitig Mitunter mag der Abriss und Neubau eines Hauses effizienter erscheinen als eine aufwendige Sanierung. Ist das der Fall, so klären Sie im Vorfeld, ob durch den dadurch entstehenden Verlust des Bestandsschutzes ein Neubau an gleicher Stelle genehmigungsfähig wäre. Experten helfen Ihnen dabei, ungewöhnliche Wege aufzuzeigen, wie Probleme gelöst werden können und welche vielfältigen Möglichkeiten es in der Planung und Umsetzung gibt. Bestehende Gebäude erlauben sehr individuelle Lösungen. Barrierefreies Leben, Kombination von Arbeiten und Wohnen oder ein Mehrgenerationenwohnen sind auch im Bestand denkbare Optionen. Auch bei der Entscheidung für ein denkmalgeschütztes Haus können Räume gestaltet werden, die dem heutigen Wohnkomfort entsprechen. Ein Architekt oder Innenarchitekt hilft Ihnen bei der Auswahl der in Frage kommenden Objekte, analysiert die Substanz und macht Vorschläge zur Umgestaltung, die Ihren Bedürfnissen und Vorstellungen entspricht. Aus den vorgefundenen Bedingungen lassen sich oftmals ganz neue Lösungen für die Belichtung oder die Zugänge zum Haus und in den Garten entwickeln. Die Geschosse können z. B. durch Galerien untereinander verbunden werden. 1.4 Die Sinne schärfen Ressourcen aufspüren Trotz vieler guter Gründe, die für einen Altbau sprechen, schrecken viele aus wirtschaftlichen Gründen zurück. Zahlreiche Bauherren sind verunsichert und trauen sich aus Kostengründen nicht an eine Umbaumaßnahme Lassen Sie sich inspirieren! Eine alte Mühle oder ein Stall können zu einem charmanten Wohnhaus, ein einfaches Einfamilienhaus zu einem individuellen Zuhause oder ein verlassener Gewerbebau zu einer spannenden Wohnung mit Loftcharakter umgebaut werden. Vielleicht haben Sie noch gar nicht in Erwägung gezogen, dass sich neben einem klassischen Wohnhaus auch andere Gebäude nach einer Umnutzung hervorragend als Wohnhäuser eignen. deutlich mehr Platz gewinnen. Uns schwebte ein Anbau rechts oder links vom Haus vor. Die Idee des Architekten, den Bau nach hinten in den Garten zu ziehen und den Eingang an die Seite Wunschliste: Ziele der Hauserneuerung zu verlagern, fanden wir aber deutlich überzeugender. Mich freut, dass man von der Küche, die sich im Altbau Wunsch Zielsetzung Wohnraumerweiterung es sind mehr Räume notwendig, die vorhandenen Räume sind einfach zu klein oder wirken zumindest so Komfortverbesserung z. B. thermischer Komfort (... keine kalten Füße mehr); endlich eine automatische Heizungsregelung Schimmelschäden beseitigen hygienische Verbesserung; Verringerung weiterer Durchfeuchtung; optische Auffrischung innen Fassadenerneuerung und Änderung des optischen Charakters man möchte endlich ein zeitgemäßeres Erscheinungsbild des Hauses bekommen Elke Gottstein Energieverbrauchsminimierung aus grundsätzlichen, energetischen und betriebswirtschaftlichen Gründen Bauherrin Einsatz neuer Technologien weil man selber auch in den Genuss umweltfreundlicher Technologien kommen möchte Werterhaltung und -verbesserung in Verbindung mit ohnehin periodisch notwendigem Erhaltungsaufwand befindet, durch die Treppenfuge und den Neubau bis hinaus in den Garten gucken kann. So sehe ich immer, was die Kinder gerade machen. « 16 | Welche Chancen bieten Altbauten? Welche Chancen bieten Altbauten? | 17 Für Alternativen, die bei den meisten Bauherren auf den ersten Blick wenig Beachtung finden, gibt es viele Beispiele: Übung 04 | Denken Sie eine Generation weiter! Schmuckstücke im Hinterhof Wie wollen Sie in der Zukunft wohnen? In der klassischen Blockrandbebauung verdichteter Innenstädte wurden die Innenhöfe zunächst oft gewerblich genutzt, bevor sie als Abstellflächen für PKW und später als begrünte Aufenthalts- und Erholungsflächen der Bewohner neu entdeckt wurden. Zahlreiche Innenhöfe sind mittlerweile zu ruhigen Oasen geworden, in welche ein lauter Handwerks- oder Industriebetrieb nicht mehr hineinpasst. Die ehemals gewerblich genutzten Gebäude eignen sich teilweise hervorragend zur Umnutzung in ein privates Wohngebäude, wenngleich eine Umnutzung des geschützten Bestandes in der Regel eine Ausnahmegenehmigung mit Zustimmung der Nachbarn erfordert. Weitere Vorteile sind z. B. große Raumhöhen sowie die Möglichkeit flexibler Grundrisseinteilung durch robuste Tragwerke mit guter Belastbarkeit der Decken. Ob offener Loftgrundriss, Zonierung in Individual- und Gemeinschaftsbereiche oder eine Verbindung von Wohnen und Arbeiten unter einem Dach – mittlerweile gibt es zahlreiche Beispiele qualitätvoll zum Wohnen umgenutzter Gewerbearchitektur. Jetzt suchen Sie Räume für Ihre derzeitigen Bedürfnisse, aber was ist später? Wollen Sie das Haus nur bewohnen, bis die Kinder ausziehen, suchen Sie ein Zuhause für das Alter? Info | Siehe dazu die Informationsblätter unter www.kompetenzzentrum-iemb.de Infoblatt Nr. 7.1 | Wohngebäudebestand und Nutzungsperspektiven Weitere Anregungen finden Sie unter derselben Internetadresse in den Informationen zur Ausstellung „Neues Bauen in alten Häusern“. « Trotz der kurzen Planungsphase haben die Architekten versucht, Kleinod auf dem Lande Die Umstrukturierung des ländlichen Raumes hat Dörfer mit großen Neubaugebieten entstehen lassen. In den Dorfkernen finden sich nur noch zum Teil landwirtschaftlich genutzte Hofgebäude. Durch die Größe und Gruppierung von Wohnhaus, Ställen und Scheunen bieten sich oftmals leer stehende Resthöfe zum Kauf an. Und das nicht nur für Pferdeliebhaber, sondern z. B. als Raum für Formen des gemeinschaftlichen Wohnens, wie dem Mehrgenerationenwohnen. In solch einer Gebäudegruppe können sich Wünsche nach einem Wohnhaus mit integrierter Mietwohnung, einem Büro oder einer kleinen Pension erfüllen. unsere weitere Familienplanung gleich mit zu bedenken. Im Schlafzimmer haben wir aufgrund eines vorhandenen Sturzes gleich zwei Türen eingebaut, so können wir später das Zimmer ganz einfach teilen, falls wir noch weiteren Nachwuchs bekommen. Bertram Abele Bauherr « Prunkstück über der Stadt Wohnen im Dachgeschoss hat gerade in der Stadt seinen besonderen Reiz – lichtdurchflutete Räume mit weitem Ausblick, großzügige Dachterrassen, introvertierte Rückzugsecken unter schrägen Wänden. Aber auch die Aufstockung auf bestehende Flachdachbauten als „Einfamilienhaus über der Stadt“ ist eine interessante Alternative. Wenn neuer Wohnraum in bzw. auf einer vorhandenen Bebauung geschaffen wird, müssen in der Regel zahlreiche bau- und eigentumsrechtliche Fragen geklärt werden. Unter energetischen Gesichtspunkten sind meist ein sehr hoher Dämmstandard und die Nutzung von Solarenergie mit vertretbarem Aufwand zu realisieren. Um Überhitzung zu vermeiden, ist unbedingt auf einen guten sommerlichen Wärmeschutz zu achten. Nicht zuletzt ist die vertikale Erschließung der Wohneinheit ein wichtiges Kriterium: Nehme ich das Treppensteigen langfristig in Kauf oder ist ein Aufzug vorhanden oder nachträglich installierbar? Diese Fragen sollten der Entscheidung einer solchen Lösung unbedingt vorausgehen. Juwel im öffentlichen Raum Heute können aufgrund von Verwaltungsreformen ungenutzte Gebäude wie Schulen, Kindergärten, Gemeindebüros, Polizeistationen oder kleine Bahnhöfe erworben werden. Viele dieser Bauten sind mit ca. 40 Jahren sogar noch relativ jung. Oftmals ist eine Sanierung und Umnutzug eine sinnvollere Alternative zum Abriss. Sie entsprechen spontan nicht immer den Vorstellungen vom Altbaucharme mancher Bauherren. Doch lassen sich auch bei diesen Gebäuden vorhandene Raum- und Materialqualitäten aufspüren. In einer Bauherrengemeinschaft können solche Immobilien je nach Lage und Größe mitunter relativ preiswert erworben werden. Diese meist in Skelettbauweise errichteten Gebäude erlauben große Freiheiten im Zuschnitt von Wohnund Gemeinschaftsflächen. Die alten Fassaden, die dem Gebäude meist nur vorgesetzt sind, können ausgetauscht und neu gegliedert werden. Ein solches Gebäude kann durch einen Umbau ein gänzlich neues Gesicht erhalten. Auf den zweiten Blick macht's klick Der Gebäudebestand der letzten hundert Jahre birgt ein großes Potenzial zur Realisierung neuer und unkonventioneller Wohnformen: Ressourcen, welche manchmal erst auf den zweiten Blick ihre Chancen und ihren Charme offenbaren. Je nach Bestandssituation kann durch Instandhaltung oder -setzung, Umnutzung, Umbau, energetische Sanierung, Aus- und Anbauten aus Altem Neues geschaffen werden. Das „Weiter-Bauen“ kann dabei durchaus ablesbar sein und der daraus resultierende Kontrast zwischen Alt und Neu den besonderen Reiz des fertiggestellten Gebäudes ausmachen. 18 | Wie bewerte ich den Bestand? Wie bewerte ich den Bestand? | 19 01 2 Wie bewerte ich den Bestand? 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 Zeiterscheinungen Bausubstanz ist nicht gleich Bausubstanz Abwägen und Einschätzen Kaufpreise richtig beurteilen Schritt für Schritt Kosten ermitteln 21 43 45 45 47 Eine gründliche Bestandsaufnahme ist die Voraussetzung für den Kauf eines Altbaues, den Umbau oder die Sanierung eines Hauses. Sie bildet die Grundlage für alle weiteren Planungsschritte und ist für eine realistische Kostenschätzung der Umbaumaßnahme unerlässlich. 20 | Wie bewerte ich den Bestand? Wie bewerte ich den Bestand? Übung 05 | Was sind für Sie besonders wichtige Aspekte in der Umbauphase? Nennen Sie einige Punkte, die für Sie persönlich bedeutend sind und setzen Sie Prioritäten. Je sorgfältiger die Bestandsaufnahme durchgeführt wird, desto größer sind Planungs- und Kostensicherheit und die Gewissheit, später ein Bauergebnis zu erhalten, welches den eigenen Vorstellungen und Wünschen entspricht. Eine Bestandsaufnahme setzt sich mit allen Gegebenheiten des Hauses auseinander und beginnt bereits bei der ersten Besichtigung des Objektes: Wie sieht das Haus aus? Aus welchen Materialien ist es gebaut? In welchem Zustand scheint es zu sein? 1. Vertrauen Sie auf Ihr Bauchgefühl! Horchen Sie in sich hinein: Wie fühlen Sie sich in den Räumen? Gibt Ihnen die Atmosphäre Geborgenheit, ein Gefühl der Weite oder eher der Enge? Sind es Räume, die zum Durchatmen anregen? Passt das Gebäude zu Ihren Wünschen und Bedürfnissen? Können Sie sich ein Leben in diesen Räumen vorstellen? Soll es wirklich Ihr neues Zuhause werden? Können Sie sich die Ergebnisse baulicher Veränderungen bereits vorstellen? Haben Sie das Gefühl, dass aus dem Objekt Ihr Traumhaus entstehen könnte? 2. 3. 4. 5. | Meistens wird durch eine erste und ganz persönliche Einschätzung bereits deutlich, ob das Objekt wirklich das Richtige für Sie sein könnte. Bei der ersten Hausbesichtigung sollten Sie schon auf viele Dinge achtgeben, die Ihnen als Indizien für zu erwartende Sanierungsmaßnahmen dienen können. 2.1 Zeiterscheinungen Vergleichbar mit der Mode, hat jede Zeit ganz typische bauliche Merkmale und Erkennungszeichen. Das können bauliche Konstruktionen sein, aber auch Materialien und Bauteile. Entsprechend lassen sich heute für bestimmte Bauzeiten typische Schäden finden, die hier in einer kurzen Übersicht aufgelistet sind. Dieser Überblick kann Ihnen helfen, eine erste grobe Einschätzung der Bausubstanz bei einem Hausrundgang festzustellen. Eine pauschale Beurteilung nach Erstellungszeitraum oder Bautypus ist jedoch kaum sinnvoll. Von der Gründerzeit bis zum Ende des 1. Weltkriegs: Baujahre 1890 bis 1920 01 | Innenansicht Kellerwand mit Aus- Bauteile und bautechnische Details Typische Schäden Gründung – sehr selten Streifenfundamente – meist direkt auf dem gewachsenen Erdreich breit angelegtes und dann nach oben abgetrepptes Mauerwerk aus Natursteinen oder Backsteinen – Mauerwerk ist feucht/nass und transportiert Wasser und gelöste Salze nach oben – vereinzelte Steinauflösungen blühungen und abgeplatztem Putz. 01 Abdichtungen (früher „Isolierung“) – keine, eventuell Putzschicht, meist aus Zement außen auf der Kellerwand – gelegentlich Teer- oder Bitumenanstriche Info | Siehe dazu die Informationsblätter unter www.kompetenzzentrum-iemb.de – Kellerräume sind leicht feucht, sofern sie ständig belüftet sind, trocknet die Feuchtigkeit wieder ab – eventuell haben sich Teer- oder Bitumenanstriche fast vollständig aufgelöst Infoblatt Nr. 4.1 | Baukonstruktion Infoblatt Nr. 4.2 | Lebensdauer von Bauteilen und Bauteilschichten Infoblatt Nr. 7.1 | Wohngebäudebestand und Nutzungsperspektiven Infoblatt Nr. 7.2 | Bestandsaufnahme und bauteilbezogene Gebäudeaufnahme Infoblatt Nr. 7.3 | Instandhaltung von Gebäuden und der technischen Gebäudeausrüstung Infoblatt Nr. 8.1 | Instandsetzung, Modernisierung, Umbau Kellerwände – meist dicke Mauerwerkswände aus Natur- und/oder Backsteinen (auch Mischmauerwerk) – häufig zweischalig mit einer Füllung aus mit Kalk gemischtem Bauschutt Kellerfußboden – festgestampfter Lehm direkt auf dem gewachsenen Boden – häufiger dünne Estrichschicht auf verdichtetem Bauschutt – vereinzelt auch Backsteine, flach verlegt auf dem Erdreich zwischen den Wänden Kellerlichtschächte und -fenster – meist keine Lichtschächte, da Fensteröffnungen oberhalb des Geländes, sonst massiv gemauerte Schächte mit Stahlrosten – Holzfenster mit Drahtgitter, davor Eisenstäbe 21 – Mauerwerk ist feucht und transportiert Wasser und gelöste Salze nach oben – „Ausblühungen“ (schaumige Gespinste auf der Wandoberfläche) – Mörtel sandet aus den Fugen aus – vereinzelt Steinauflösungen – – – – Gefahr von Mäuse- und Rattenbesuch Risse im Belag Absenkungen des Fußbodens ständige Feuchte und Salzausblühungen – Bauteile meist komplett desolat – Funktionsmängel 22 | Wie bewerte ich den Bestand? Wie bewerte ich den Bestand? Bauteile und bautechnische Details Kellerdecken – preußische Kappendecken (zwischen Stahlträgern aus Backsteinen gemauerte Gewölbebögen) 01 | Mehrfamilienwohnhaus, dreigeschossig, Baujahr 1912. Sockel – Natur-/Klinkermauerwerk, meist nach außen vorstehend, Formsteine (auch aus anderem Material) mit oberer Schräge | 23 Typische Schäden – Träger (besonders Unterflansche oder Auflager) sind angerostet, daher Tragfähigkeit prüfen lassen – Gewölbe sind zu flach geworden (Gefahr!) – Mörtel sandet aus den Fugen aus – Risse, Frostschäden, Salzausblühungen, Steinzerfall, Algen- und Moosbefall 02 | Einfamilienwohnhaus, zweigeschossig, Baujahr 1910. 03 | Gefachte Außenwand Fachwerk. 04 | Sockel aus Natursteinen mit Außenwände – meist dickes Mauerwerk (38 - 42 cm) aus Backsteinen (Vollziegel) mit Außenputz aus Kalkzement (2 cm) oder Mauerwerk im Verband mit äußerer Schale aus Klinkern – Verfugung aus Zementmörtel – Mörtel sandet aus den Fugen aus – Putz hat Risse, besonders an den Ecken von Fensteröffnungen – einzelne Verblendsteine zeigen Verfall Außenflächen – Klinkerfassaden mit Formziegeln – obere Geschosse manchmal mit Fachwerk – Fensteröffnungen mit Ziergewände – Putzfassaden mit Ziergesimsen und Friesen – – – – Innenwände – ein- und halbsteiniges Backsteinmauerwerk – Fachwerkwände mit Lehmputz – Lehmputz hat sich flächig vom Untergrund abgelöst – Holzständer sind unten angefault Rissbildung. 01 04 02 03 Geschossdecken – klassische Holzbalkendecken (belüftet) mit Füllungen aus regionalem Material (Sand, Lehm, Schlacke) Bodenbeläge – Hauseingänge und repräsentative Räume: Natursteinplatten/Fliesen, Eichen-Stabparkett – normale Wohnräume: Dielung (Nadelholz), im EG auf Lagerhölzern im Sandbett, profilierte hohe Holzfußleisten – Küchen, Bäder, Sanitär-Räume: Terrazzo (geschliffener Estrich mit Zuschlagsstoffen) Türelemente – Haustüren: meist aufwendige zweiflügelige Anlagen – Zimmertüren (meist unterschiedliche Türgrößen): massive Rahmentüren mit verschiedenen Füllungen, teilweise aufwendige Zierbekleidungen, Verbindungstüren als Schiebetüren mit unterschiedlichen Füllungen flächige Verschmutzung Formziegel lösen sich vereinzelt auf Gewände sind gerissen Putzschäden – Balkenauflager an den Wetterseiten durch Feuchtigkeitseinwirkungen angefault – Balken durch Holz zerstörende Pilze geschwächt, daher untersuchen und ggf. Tragfähigkeit prüfen lassen – Brandschutz prüfen – Schallschutz eingeschränkt – – – – Fußböden abgenutzt Platten/Fliesen lose Parkett unansehnlich oder größere Trockenfugen normale Wohnräume: Dielung rau/rissig, abgenutzt, stellenweise verfault – Küchen, Bäder, Sanitär-Räume: kreuz und quer laufende Risse in der Fläche, ausgebrochene Ecken – stumpfe Oberflächen – Funktionsmängel – Haustüren: mangelhafte Einbruchsicherheit – Zimmertüren: meist kleinere Beschädigungen, Defekte an Bändern, Schlössern, Schließblechen, unterschiedliche Türgrößen 24 | Wie bewerte ich den Bestand? Wie bewerte ich den Bestand? Bauteile und bautechnische Details Fensterelemente – Holzfenster mit Einfachverglasung, meist mit Sprossen und Drehbeschlägen – separate Oberlichte, fest stehend/zum Kippen – in kälteren Gegenden: Kastenfenster (mitunter als Winterfenster herausnehmbar, im Sommer auf dem Dachboden gelagert) Dachwerke/-stühle – sehr individuell gestaltete aufwendige Pfettenkonstruktionen aus Nadelholz mit Einzelgauben, Schleppgauben, Erkern, Türmchen, Lukarnen – tragende Holzquerschnitte eher gut bemessen Dacheindeckungen/Dachabdichtung – Ziegel auf Lattung, regional unterschiedliche Eindeckungsarten 01 02 Dachausbauten – meist nur unbeheizte Kammern 03 04 01 | Zweifamilienwohnhaus, zweigeschossig, Baujahr 1900. 02 | Dacheindeckung mit einer S-Pfanne auf Lattung ohne Folie oder Dämmung. 03 | Holzfenster in Elementen verfault. 04 | Bauernhaus, zweigeschossig, Baujahr 1880. Treppenhäuser/Treppen – Treppe vom Hauseingang zum EG meist als massive Konstruktion mit Natursteinstufen – teilweise aufwendig gestaltete Treppenräume mit Schmuckelementen – Geschosstreppen als in die Wände eingespannte Blockstufen aus Natur- oder Werkstein – Podeste als Stahl-/Holz-Konstruktion Beheizung – Ofenheizungen mit verschiedenen Kachelöfen – gemauerte Einzel- und Sammelschornsteine Sanitäre Installation – Kaltwasserversorgung aus Stahlrohren – „Aborte“ außerhalb des Gebäudes, später auf „halber Treppe“ – Abwasserleitungen aus Grauguss Elektroinstallation – Zähler und Sicherungen in Holzkästen – Stromkreise für Lichtstrom und Steckdosen – Kabel (zweiadrig) in Rohren auf Putz liegend – sehr selten noch Gasleitungen für Raumbeleuchtung | Typische Schäden – – – – – – – meist kleinere Beschädigungen Defekte an Bändern Klemmen durch Verziehen oder zu viel Farbauftrag Wetterschenkel verfault Fensterbleche schadhaft Wärmeschutz mangelhaft Schallschutz unzureichend – Schädlingsbefall (Pilze, Insekten) möglich – – – – – – Ziegel mürbe oder schadhaft Lattung morsch Verstrich herausgefallen Dachfenster verrottet Schornsteinköpfe kaputt Blechteile und -andichtungen verrostet – für heutige Anforderungen unbrauchbar – Abnutzungsschäden – mangelnder Schallschutz – mangelhafter Komfort – Schornsteine versottet – mangelhafter Komfort – – – – mangelhafter Komfort nicht ausreichende Stromleistung für Geräte Brandgefahr mangelhafte Sicherheit 25 26 | Wie bewerte ich den Bestand? Wie bewerte ich den Bestand? | 27 Die „Goldenen Zwanziger“ bis in die Notjahre der Nachkriegszeit: Baujahre 1920 bis 1950 Bauteile und bautechnische Details Gründung – Streifenfundamente, gemauert, aber auch aus Beton 02 01 | Einfamilienwohnhaus, zweigeschossig, Baujahr 1938. Abdichtungen (früher „Isolierung“) – Bitumenpappen waagerecht auf der ersten Steinlage, um aufsteigende Bodenfeuchtigkeit zu stoppen – später auch eine Papplage auf der letzten Schicht unterhalb der Kellerdecke, Wände im erdberührten Bereich erhalten einen bituminösen Anstrich („Schwarzanstrich“) Typische Schäden – Bodenfeuchtigkeit steigt nach oben – Fußboden im Randbereich nass – erste Steinlage (unter der Pappe) ist nass – vereinzelt Steinauflösung – Schwarzanstrich hat sich stellenweise aufgelöst, Bodenfeuchte und Sickerwasser dringen seitlich ins Mauerwerk ein 02 | Verrosteter Kellerlichtschacht aus Stahl. 03 | Innenansicht einer durch- Kellerwände – meist noch dicke Mauerwerkswände aus Backsteinen, später auf 30 cm reduziert feuchteten Kellerwand. – Mauerwerk ist feucht und transportiert Wasser und gelöste Salze nach oben – „Ausblühungen“ – Mörtel sandet aus den Fugen aus 04 | Klinkersockel und Kellerfenster mit Vermoosung und verwitteten Elementen am Holzfenster. 01 Kellerfußboden – dünne Estrichschicht auf verdichtetem Bauschutt oder Packlage, oben mit Zement glatt abgerieben Kellerlichtschächte und -fenster – sofern Fensteröffnungen unterhalb des Geländes: massiv gemauerte Schächte mit Stahlrosten, Holzfenster, später auch Stahlfenster mit separaten Mäusegittern Kellerdecken – Stahlbetondecken oder Ziegelhohlsteindecken (Stahloder Betonträger mit zwischengelegten Ziegelkörpern, mal mit, mal ohne tragende Estrichschicht) Sockel – oberhalb des Erdreichs außen einige Schichten aus Klinkern – seltener Zementputz 03 Außenwände – einschalige massive Mauerwerkswände aus Backsteinen oder Hochlochziegeln (40 cm) – oder zweischalige Mauerwerkswände mit Luftschicht, Verbindung durch quer eingebundene Steine oder verzinkte Drahtanker Außenflächen – aus Klinkern oder Kalk-Zement-Putz – mehrere Erker, oben manchmal als Balkon endend 04 – Risse, kreuz und quer im Belag – Ausbruchstellen – stellenweise Feuchtigkeits-/Salzflecken – Lichtschächte meist komplett desolat – Gitterrosten, Kellerfenster sind verrostet – Funktionsmängel – rostende Bewehrung hat Betonüberdeckung, stellenweise abgesprengt – wenn bei Stahlträgern die Auflagerbereiche eventuell angerostet sind, unbedingt auf Tragfähigkeit prüfen lassen – – – – Risse Frostschäden Steinzerfall Putzablösungen – eventuell Risse – quer liegende Steine sind Wärmebrücken! – vereinzelt Schäden an Ziegeln und Formziegeln – Putzschäden (Haftung prüfen lassen!) – Balkonabdichtung schadhaft 28 | Wie bewerte ich den Bestand? Wie bewerte ich den Bestand? Bauteile und bautechnische Details Innenwände – halbsteiniges Mauerwerk (oft auch bei tragenden Wänden!) aus Backsteinen oder auch Lochziegeln – nicht tragende Wände auch aus Anwurfwänden („Lugino“, nur ca. 5 cm dick) oder auch Langlochziegeln – Türstürze häufig aus Holz Geschossdecken – klassische Holzbalkendecken, später auch Ziegelhohlsteindecken (mitunter gemischt) Bodenbeläge – Hauseingänge: Fliesen, Steinzeug, Betonwerksteinplatten – normale Wohnräume: Eichen-/Buchenstabparkett, Dielung, Linoleum – Küchen, Bäder, Sanitär-Räume: Terrazzo, Fliesen 01 02 03 01 | Durch das Öffnen der Innen- Türelemente – Haustüren: massive Holzrahmentüren mit Füllungen aus Holz, Glas; Gitter und andere Schmuckteile – Zimmertüren (meist gleich groß): Futter und Bekleidungstüren, schlichte glatte Türblätter – Verbindungstüren meist als Schiebetüren mit „Eisblumen-Glas“ und Sprossen – Terrassentüren: verglaste Hebetüren | 29 Typische Schäden – eventuell Risse – prüfen lassen, was tragend und aussteifend ist, bevor umgebaut wird! – Balkenauflager an Wetterseiten durch Holz zerstörende Pilze geschwächt, daher untersuchen und ggf. Tragfähigkeit prüfen lassen – Brandschutz prüfen – Schallschutz eingeschränkt – – – – Fußboden abgenutzt Platten/Fliesen lose Parkett unansehnlich oder größere Trockenfugen Dielung rau/rissig, evtl. unterhalb von Kunststoffbelägen angefault – Terrazzo/Fliesen gerissen – Fliesen lose – Verfugungen mit Schwarzschimmelbefall – mangelhafte Einbruchsicherheit – Funktionsmängel – Defekte an Bändern, Schlössern, Schließblechen wand kommt ein verfaulter Fachwerkständer zum Vorschein. 04 02 | Häuserzeile mit 50er-JahreGebäuden in Hannover. Fensterelemente – Holzfenster mit Einfachverglasung – oft mit Sprossen, Drehbeschläge – separate Oberlichte zum Kippen/Klappen – in kälteren oder lauteren Gegenden Kastenfenster 03 | Ausblühungen in den Fugen von Terrassenfliesen. 04 | Das Holz des Fensterelements ist teilweise morsch und verfault. Dachwerke/-stühle – Sattel-, Zelt- und Pyramidendächer mit eher knapp bemessenen Holzquerschnitten – einfache Gauben – – – – – – – meist kleinere Beschädigungen Defekte an Bändern Klemmen durch Verziehen oder zu viel Farbauftrag Wetterschenkel verfault Fensterbleche schadhaft Wärmeschutz mangelhaft Schallschutz unzureichend – – – – Schädlingsbefall (Pilze, Insekten) möglich Holzquerschnitte häufig knapp bemessen tragende Teile durch Feuchtigkeitseinwirkung geschädigt Holzimprägnierungen möglicherweise mit gesundheitsgefährdenden Stoffen ausgeführt 30 | Wie bewerte ich den Bestand? Wie bewerte ich den Bestand? Bauteile und bautechnische Details Dacheindeckungen/Dachabdichtung – Ziegel auf Lattung – vereinzelt Betondachsteine – Gauben mit Bitumenpappen-Abdichtung Dachausbauten – meist nur Teile des Daches ausgebaut mit Holzwolleleichtbauplatten unter den Sparren als Dämmung, darauf Putz – Wände halbsteinig 02 01 01 | Reihenhaus. zweigeschossig, Baujahr 1926. Treppenhäuser/Treppen – Treppe vom Hauseingang zum EG meist als massive Konstruktion mit Natursteinstufen – Geschosstreppen aus Holz als halbgestemmte Bauart mit Trittstufen aus Buche Heizungsanlagen/Warmwasserbereitung – Ofenheizungen mit Kachelgrundöfen an gemauerten Sammelschornsteinen – Warmwasser mit Kohlebadeofen im Bad oder Warmwasser-Zentralheizungen mit Kohlebefeuerung (Heizraum und Lager im Keller) – Gussheizkörper – Warmwasser durch Speicher, teilweise schon gasbefeuert 31 Typische Schäden – – – – – – – – Ziegel teilweise mürbe oder gerissen Lattung morsch, Verstrich herausgefallen Gaubendächer undicht Gaubenwangen verwittert Dachfenster verrottet Schornsteine versottet Schornsteinköpfe kaputt Blechteile und -andichtungen verrostet – Wärmeschutz völlig unzureichend – Setzungsrisse wegen mangelnder Gründung – Stufen (Vorderkanten) ausgetreten – Knarrgeräusche – mangelhafter Komfort – Schornsteine versottet – mitunter noch Schwerkraftbetrieb als „offene Anlagen“ (Rostgefahr!), Steuerung über einen Raumthermostat – mangelhafte Wärmedämmung des Verteilungsnetzes Lüftungsanlagen – innen liegende Bäder mit Schachtlüftungen oder über Speisekammern hinweg – Speiseschränke an Außenwänden mit Lüftersteinen – mangelhafte Funktion – mangelhafter Schallschutz zwischen einzelnen Wohnungen Sanitäre Installation – Kaltwasserversorgung aus Bleileitungen oder verzinkten Stahlrohren – Abwasserleitungen aus Grauguss – Anschlüsse/Übergänge aus Bleirohren – eventuell Gesundheitsgefahr – Rost am Leitungsnetz – Vermischung von Kupfer und Zink, dadurch Korrosionsschäden 02 | Defekter Schornsteinkopf. Elektroinstallation – einige Stromkreise für Lichtstrom – Zähler und Sicherungen in Holzkästen – Kabel in Rohrnetzen – Steckdosen ggf. noch ohne Schutzkontakte (zweiadrige Verlegung) | – mangelhafter Komfort – Brandgefahr – mangelhafte Sicherheit 32 | Wie bewerte ich den Bestand? Wie bewerte ich den Bestand? Die Wirtschaftswunderjahre: Baujahre 1950 bis 1970 02 Bauteile und bautechnische Details Typische Schäden Gründung – Streifenfundamente aus Beton oder Stahlbeton – meist ohne Mängel Abdichtungen (früher „Isolierung“) – Bitumenpappen waagerecht auf der ersten Steinlage, um aufsteigende Bodenfeuchtigkeit zu stoppen – später auch eine Papplage auf der letzten Schicht unterhalb der Kellerdecke, Wände im erdberührten Bereich erhalten einen bituminösen Anstrich („Schwarzanstrich“) Kellerwände – Mauerwerkswände aus Hochlochziegeln oder Kalksandsteinen, meist 37 cm dick 01 03 01 | Sanierte Häuserzeile aus den 50er Jahren. 02 | Algenbildung an der wetter- – erste Steinlage (unter der Pappe) ist nass – Schwarzanstrich hat sich stellenweise aufgelöst, Bodenfeuchte und Sickerwasser dringen seitlich ins Mauerwerk ein – Mauerwerk ist feucht – stellenweise „Ausblühungen“ von Salzen Kellerfußboden – dünne Estrichschicht auf verdichtetem Bauschutt oder Packlage, oben mit Zement glatt abgerieben – später Unterbeton mit Verbundestrich – Risse im Belag – Estrich sandet ab Kellerlichtschächte und -fenster – sofern Fensteröffnungen unterhalb des Geländes: massiv gemauerte Schächte mit verzinkten Stahlrosten – später Lichtschächte aus Beton-Fertigteilen – Stahlfenster mit separaten Mäusegittern – Lichtschächte vielfach desolat – Rostschäden – Funktionsschäden seitigen Außenwand mit Wärmedämmverbundsystem. Kellerdecken – Stahlbetondecken oder Ziegelhohlsteindecken – eventuell Risse durch Bauwerksbewegungen 03 | Fliesensockel der Außenwand mit Rissbildung. 04 | Mit Bitumenklinker verkleidetes Fachwerk. Die einzelnen Verkleidungselemente lösen sich von Sockel – oberhalb des Erdreichs außen einige Schichten aus Vormauerziegeln – seltener auch Zementputz, häufiger etwas nach außen vorstehend der Außenwand. – – – – – Risse Frostschäden Steinzerfall Putzschäden Moosansatz auf vorstehenden Teilen 04 Außenwände – einschalige massive Mauerwerkswände aus Hochlochziegeln oder zementgebundenen Mahlgutsteinen (Dicken 30 bis 40 cm) – oder zweischalige Mauerwerkswände mit Luftschicht, Verbindung durch verzinkten Drahtanker Außenflächen – aus Klinkern, Vormauerziegeln oder Kalk-Zement-Putz – Fensterfaschen – auskragende Balkone Innenwände – einsteiniges und halbsteiniges Mauerwerk aus Hochlochziegeln oder Kalksandlochsteinen – eventuell Risse – unzureichender Wärmeschutz – Gefahr von Schimmelbildung in Außenecken – vereinzelt Schäden an Ziegeln – Putzschäden – Wärmebrücken, Schimmelgefahr – eventuell Risse | 33 34 | Wie bewerte ich den Bestand? Wie bewerte ich den Bestand? Bauteile und bautechnische Details Geschossdecken – klassische Holzbalkendecken, später auch Ziegelhohlsteindecken (mitunter gemischt) Bodenbeläge – Hauseingänge: Fliesen, Steinzeug, Betonwerksteinplatten – normale Wohnräume: Eichenmosaikparkett, Linoleum – Küchen, Bäder, Sanitär-Räume: Terrazzo, Fliesen | Typische Schäden – bei dünnen Balkenquerschnitten unangenehme Schwingungen der Decken – Brandschutz prüfen – Schallschutz eingeschränkt – – – – Fußboden abgenutzt Platten/Fliesen lose Parkett unansehnlich oder größere Trockenfugen Verfugungen schadhaft oder mit Schwarzschimmelbefall Türelemente – Haustüren: massive Holzrahmentüren mit Füllungen aus Holz, Glas; Gitter und andere Schmuckteile – Zimmertüren: Futter und Bekleidungstüren, schlichte glatte Türblätter – Verbindungstüren meist als Schiebetüren – – – – – mangelhafte Einbruchsicherheit Funktionsmängel Abnutzungsmängel Defekte an Bändern und/oder Schlössern defekte Schiebebeschläge Fensterelemente – Holzfenster mit Einfachverglasung – oft noch mit Sprossen, Drehbeschläge – separate Oberlichte zum Kippen/Klappen – später Dreh-/Kippbeschläge mit Eckhebel – in kälteren oder lauteren Gegenden Verbundfenster – erste „Thermopane“-Verglasungen – – – – – – Funktionsmängel fehlende Kipp-Sicherungen Kondensatbildung im Scheibenzwischenraum Wetterschenkel verfault Fensterbleche schadhaft Wärme- und Schallschutz unzureichend Dachwerke/-stühle – einfache Sparren- und Pfettendächer mit eher knapp bemessenen Holzquerschnitten – Schleppgauben – eventuell Schädlingsbefall – Holzimprägnierungen möglicherweise mit gesundheitsgefährdenden Stoffen ausgeführt 01 02 01 | Mehrfamilienwohnhaus, dreigeschossig, Baujahr 1966. 02 | Eine offene Naht einer bitu03 Dacheindeckungen/Dachabdichtung – Ziegel oder Betondachsteine auf Lattung – stellenweise Unterspannbahnen – Gauben mit Bitumenpappen-Abdichtung minen Flachdachabdichtung kann zu schweren Feuchtigkeitsschäden führen. 03 | Holzfenster morsch und verfault. 35 Dachausbauten – Dachgeschosse zunehmend ausgebaut mit Holzwolleleichtbauplatten als Dämmung unter den Sparren, darauf Putz – eventuell Glaswolle als Wärmedämmstoff – Wände halbsteinig Treppenhäuser/Treppen – Treppe vom Hauseingang zum EG meist als massive Konstruktion mit Natursteinstufen – Geschosstreppen aus Holz als halbgestemmte Bauart mit Trittstufen aus Buche – – – – – – Ziegel teilweise mürbe oder gerissen Betondachsteine oben vermoost Gaubendächer undicht Dachfenster verrottet Schornsteinköpfe kaputt Blechteile und -andichtungen verrostet – Wärmeschutz unzureichend – vorgelagerte Treppenanlagen häufig mit Rissen durch Setzungen – Stufen (Vorderkanten) ausgetreten, Knarrgeräusche 36 | Wie bewerte ich den Bestand? Wie bewerte ich den Bestand? 01 | Mehrfamilienhaus mit typischen 50er-Jahre-Balkonen. 02 | Die aufsteigende Nässe in der Kellerwand ist deutlich sichtbar. | Bauteile und bautechnische Details Typische Schäden Heizungsanlagen/Warmwasserbereitung – Warmwasser-Zentralheizungen mit Kohleund Ölbefeuerung (Heizraum) – Gussheizkörper – Warmwasser zentral durch Speicher, teilweise öl- oder gasbefeuert oder gasgefeuerte Durchlaufwasserheizer – seltener Ofenheizungen – mitunter noch Schwerkraftanlagen (ohne Umwälzpumpe) – einfache Steuerungen durch Witterungsaußenfühler – mangelhafte Wärmedämmung von Anlage und Rohrleitungsnetz Lüftungsanlagen – innen liegende Bäder mit Schachtlüftungen – Speiseschränke an Außenwänden mit Lüftersteinen – mangelhafter Schallschutz zwischen einzelnen Wohnungen Sanitäre Installation – Kalt- und Warmwasserversorgung aus verzinkten Stahlrohren – Abwasserleitungen aus Grauguss, Asbestzement oder hellgrauem(!) Kunststoff – Anschlüsse/Übergänge aus Kunststoff – Warmwasserleitungen oft innen verkalkt – Schallschutz oft unzureichend – hellgraue PVC-Leitungen nicht beständig durch Waschmaschinenlaugen 01 Elektroinstallation – Zähler und Sicherungen in Holzkästen – mehrere Stromkreise für Lichtstrom und Steckdosen – elektrischer Herdanschluss in der Küche – Kabel im Putz liegend – Steckdosen ggf. noch ohne Schutzkontakte (zweiadrige Verlegung) 02 37 – eingeschränkter Komfort (wenig Steckdosen) – mangelhafte Sicherheit Technikzeitalter: Baujahre 1970 bis 2000 Bauteile und bautechnische Details Typische Schäden Gründung – Streifenfundamente aus Beton oder Stahlbeton – meist ohne Mängel Dränagen – Ton- oder Kunststoffrohre außen am Fundamentfuß zur Ableitung von Stauwasser Abdichtungen (früher „Isolierung“) – Bitumenbahnen waagerecht auf der ersten Steinlage, um aufsteigende Bodenfeuchtigkeit zu stoppen – eine Bahn auf der letzten Schicht unterhalb der Kellerdecke – Wände im erdberührten Bereich erhalten einen bituminösen Anstrich oder Bitumenbahnen, später zunehmend häufig Bitumenspachtelung (Dickbeschichtung) Kellerwände – Mauerwerkswände aus Kalksandsteinen oder Hochlochziegeln, meist 37 cm dick – Leitungen verschlammt – fehlende Kontroll- oder Reinigungsmöglichkeit – fehlende Rückstausicherung – erste Steinlage ist feucht oder nass – Schwarzanstrich hat sich stellenweise aufgelöst, Bodenfeuchte und Sickerwasser dringen seitlich ins Mauerwerk ein – Bitumen-Spachtelschicht löst sich oben ab, Wasser läuft dahinter – Mauerwerk ist stellenweise feucht wegen Schäden an der Abdichtung 38 | Wie bewerte ich den Bestand? Wie bewerte ich den Bestand? Bauteile und bautechnische Details Typische Schäden Kellerfußboden – Unterbeton mit Verbundestrich oder Estrich auf Trennschicht, bei neueren Bauten darunter auch schon flächige Abdichtungen – Belag aus Beschichtung oder Fliesen – Risse im Estrich – Abdichtung nicht mit Wandabdichtungen verbunden – Belag abgenutzt Kellerlichtschächte und -fenster – sofern Fensteröffnungen unterhalb des Geländes: Lichtschächte aus Beton-Fertigteilen oder Kunststoff mit verzinkten Stahlrosten – Stahlfenster mit separaten Mäusegittern Kellerdecken – Stahlbetondecken oder Ziegelhohlsteindecken Sockel – oberhalb des Erdreichs außen einige Schichten aus Vormauerziegeln oder Zementputz 01 Außenwände – einschalige massive Mauerwerkswände aus Hochlochziegeln, seltener aus Kalksandsteinen (meist 37 cm dick), beidseitig geputzt oder zweischalige Mauerwerkswände mit Verblendern und Luftschicht oder mit innen liegender Putzschicht oder mineralischer Dämmschicht (Kerndämmung) oder mit Luft- und Wärmedämmschicht – Verbindung der Schalen durch verzinkte Drahtanker 02 – Kunststoffschächte eingerissen – meist ohne Mängel – Risse – Frostschäden – Putzschäden – – – – – eventuell Risse möglicherweise unzureichender Wärmeschutz Gefahr von Schimmelbildung in Außenecken Hohlstellen in der Putzschicht Durchfeuchtungen an der Wetterseite – – – – – eventuell Risse Schäden an der Verfugung vereinzelt Schäden an Verblendsteinen Putzschäden Wärmebrücken, Schimmelgefahr 03 01 | Verfugungen der Balkon- Außenflächen – aus Klinkern, Vormauerziegeln oder Kalk-Zement-Putz – Fensterfaschen – auskragende Balkone fliesen sind durch einen falschen Aufbau schadhaft. 02 | Außenwandsockel aus Putz mit Rissbildung. Innenwände – einsteiniges und halbsteiniges Mauerwerk aus Hochlochziegeln oder Kalksandlochsteinen – eventuell Risse Geschossdecken – Stahlbetondecken – seltener auch Ziegelhohlsteindecken – Schallschutz mitunter eingeschränkt 03 | Starke Rissbildung in der Außenwand. | Bodenbeläge – Hauseingänge: Fliesen, Natur- und Werksteinplatten – normale Wohnräume: Textilbelag, PVC, Linoleum – Küchen, Bäder, Sanitär-Räume: Fliesen, PVC – Fußboden abgenutzt – Platten/Fliesen gerissen – Verfugungen schadhaft 39 40 | Wie bewerte ich den Bestand? Wie bewerte ich den Bestand? Bauteile und bautechnische Details Türelemente – Haustüren: Alu-Türen mit Füllungen aus Holz, Glas; Gitter und andere Schmuckteile – Zimmertüren: Futter- und Bekleidungstüren, schlichte glatte Türblätter gestrichen oder holzfurniert – Balkontüren: Dreh-/Kipptüren mit Verglasung Fensterelemente – Einfachfenster aus Holz – PVC-Fenster – Alu-Fenster oder Holz-Alu-Fenster – Dreh-/Kippbeschläge – „Isolierverglasung“ – umlaufende Dichtungen – Fensterbleche aus Aluminium Dachwerke/-stühle – Sparren- und Pfettendächer in verschiedenen Varianten – verschiedene Gaubenarten – Flachdächer: oberste Decke aus Holz oder Stahlbeton Dacheindeckungen/Dachabdichtung – Ziegel oder Betondachsteine auf Lattung – Konterlattung und Unterspannbahnen – Gauben mit Bitumenbahnen-Abdichtung – Flachdächer mit Dachbahnenabdichtung Typische Schäden – begrenzte Einbruchsicherheit, Funktionsmängel – Abnutzungsschäden – – – – Anstriche schadhaft Vergrauung, Versprödung Funktionsmängel Wärme- und Schallschutz nur begrenzt vorhanden – Gaubenwangen schlecht gedämmt – – – – – – Betondachsteine oben vermoost Gaubendächer undicht Dachfenster verrottet Schornsteinköpfe kaputt Blechteile und -andichtungen verrostet Bitumen- oder Kunststoffbahnenmaterial mürbe 01 01 | Bungalow, Baujahr 1982. Dachausbauten – Dachgeschosse meist ausgebaut mit Dämmung zwischen den Sparren, darauf Gipskartonplatten – Wände halbsteinig gemauert oder Ständerwände aus Metall oder Holz mit Gipskartonbekleidungen – Wärmeschutz nur begrenzt vorhanden – Trockenausbauten gerissen 02 | Holzfenster mit einer Blechfensterbank und üblichen 02 Verwitterungen. Treppenhäuser/Treppen – Treppe vom Hauseingang zum EG meist als massive Konstruktion mit Natursteinstufen – Geschosstreppen in Einfamilienhäusern als Stahl-/HolzKonstruktion mit Trittstufen aus Buche – im Geschosswohnungsbau als massive Betontreppen mit PVC-Belägen Heizungsanlagen/Warmwasserbereitung – Warmwasser-Zentralheizungen mit Gas- und Ölbefeuerung (Heizraum) oder Gasetagenheizungen – Nachtstrom-Speicherheizungen – Steuerungen durch Witterungsaußenfühler und/oder Raumthermostate – Blechheizkörper, später mit Thermostatventilen – Warmwasser zentral durch Speicher, teilweise öl- oder gasbefeuert oder elektrische oder gasgefeuerte Durchlaufwasserheizer | – – – – eventuell Risse durch Setzungen Holzoberflächen abgenutzt PVC-Beläge abgenutzt Schallschutz häufig unzureichend – Kesselleistungen häufig zu groß, daher Wirkungsgrade zu gering – Dämmungen der Anlagenteile mangelhaft 41 42 | Wie bewerte ich den Bestand? Wie bewerte ich den Bestand? Bauteile und bautechnische Details Typische Schäden Lüftungsanlagen – innen liegende Bäder mit Schachtlüftungen, meist mit zusätzlichen elektrischen Abluftventilatoren – Funktionsmängel durch unzureichende Zuluft (Fenster sind sehr dicht) Sanitäre Installation – Kalt- und Warmwasserversorgung aus verzinktem Stahl oder Kupferrohren – Abwasserleitungen aus Asbestzement, PVC oder Stahlrohren Elektroinstallation – Zähler und Sicherungen in speziellen Verteilungskästen – mehrere Stromkreise für Lichtstrom und Steckdosen – Absicherungen für größere Einzelgeräte – elektrischer Herdanschluss in der Küche – Kabel im Putz liegend – Schutzkontakte – Erdungen Info | Siehe dazu die Informationsblätter unter 2.2 www.kompetenzzentrum-iemb.de Jedes Haus ist anders und muss individuell betrachtet und behandelt werden. Es gibt grundsätzlich keine Patentrezepte für die Bewertung und den Umbau eines Hauses. Die dargestellten Tabellen können helfen eine erste grobe Einschätzung der Bausubstanz bei einem Hausrundgang festzustellen. Viele Häuser wurden mit der Zeit verändert und somit beispielsweise die statische Belastung für das Gebäude. Es empfiehlt sich daher, Pläne aus alten Akten zu studieren, die Aufschluss über die Konstruktion und Bemessung der Bauteile geben. Sofern keine Akten bzw. Pläne vorhanden sind, kann das Archiv des Bauamtes oftmals weiterhelfen. In der Regel lohnt sich diese detektivische Arbeit, zumal oftmals sehr interessante und historische Dokumente zum Vorschein kommen, die für einen Umbau einen hohen ideellen Wert haben können. Nicht selten hängen in umgebauten oder sanierten Gebäuden die Pläne aus „Großmutters Zeiten“ in einem Bilderrahmen an der Wand. Sollten Pläne nicht mehr vorliegen oder die Konstruktion aus anderen Gründen nicht klar ersichtlich sein, müsste bereits in diesem frühen Stadium ein Statiker hinzugezogen werden. Im Zweifelsfall ist es notwendig, Bauteile zu öffnen, um Klärung herbeizuführen. Infoblatt Nr. 3.2 | Bauen im Lebenszyklus « Dieses Haus wurde, wie die anderen Häuser im Quartier, vom Eisenbahner-Beamtenverein gebaut. Das hatte den großen Vorteil, viele Details, die diesem Haus über die Jahre verloren gingen, in anderen Häusern des Quartiers wiederzuentdecken und als Vorlage zur Wiederherstellung nutzen zu können. Die Substanz der Häuser ist grundsolide und mit viel Liebe zum Detail gebaut. Innere serielle Details stehen angenehm im Kontrast zu äußerer Individualität. Beides macht den Charme dieser Altbausubstanz und damit ihren heutigen Wert aus. Christian Kleine Architekt « | 43 – Warmwasserleitungen aus Stahlrohren oft innen verkalkt – Schallschutz häufig unzureichend – meist ohne Mängel Bausubstanz ist nicht gleich Bausubstanz Wenn massive Eingriffe in die Bausubstanz vorgenommen werden, lohnt sich auf jeden Fall ein Blick „hinter die Kulissen“. Holzschutzmittel in Konstruktionshölzern, giftige Substanzen in Dichtungs- und Dämmmaterialien sowie Klebstoffen sind nur einige Beispiele dafür, wo Schadstoffe gefunden werden können. Gerade die Fertighäuser der 60er bis 80er Jahre sind neben Formaldehyd in den Elementwänden durch vielfältige schädliche Substanzen belastet. Schimmel, ob nun durch falsches Nutzerverhalten oder Baumängel hervorgerufen, erfordert eine fachgerechte Sanierung. Bei der ersten Begehung und Durchsicht vorliegender Bauunterlagen können erfahrene Baufachleute wie Architekten, Fachplaner für Umwelt- und Gesundheitsschutz, Ingenieure oder öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige gesundheitlich problematische Bauteile und Materialien erkennen und im Hinblick auf mögliche Gefährdungspotenziale bewerten. Dies ist bereits für den Arbeitsschutz während der Sanierungsarbeiten von Bedeutung und wird umso wichtiger, damit ein schadstofffreies, gesundes Wohnumfeld entsteht. Besteht ein Verdacht, z. B. auf giftige Holzschutzmittel im Dachstuhl, sollten Laboranalysen vorgenommen und genau auf den Einzelfall abgestimmte Sanierungsmaßnahmen, einschließlich der entsprechenden Schutzvorkehrungen und Entsorgung, in die Wege geleitet werden. Durch die fachgerechte Beurteilung der Bausubstanz bleiben Ihnen als Bauherr unnötige Kosten erspart, die bei einer nachträglichen Sanierung – vielleicht sogar aufgrund gesundheitlicher Beschwerden – anfallen würden. 44 | Wie bewerte ich den Bestand? Wie bewerte ich den Bestand? 2.3 Info | Einmal angenommen . . . Um herauszufinden, ob der Preis einer Altimmobilie gerechtfertigt ist, können Sie eine einfache Rechnung zu Hilfe nehmen, in der Sie ermitteln, was ein vergleichbarer Neubau kosten würde. 120.000 EUR die Sanierung kostet 80.000 EUR Investitionssumme: 200.000 EUR Der Altbau kostet Nach der Sanierung des Altbaus steht Ihnen beispielsweise eine Wohnfläche von 160 qm mittleren Kauf eines vergleichbaren Grundstücks mehr ausgeben müssten. Um die Kosten des Neubaus zu ermitteln, legen Sie Kosten von 1.000 EUR pro qm Wohnfläche zugrunde. Dieses entspricht in der Regel einem mittleren Standard. 160.000 EUR Grundstückskosten 75.000 EUR Investitionssumme 235.000 EUR Neubau 160 qm Um einen direkten Vergleich zwischen saniertem Altbau und Neubau zu gewährleisten, ziehen Sie nun die Sanierungskosten des Altbaus von den Gesamtkosten des Neubaus ab. Investitionssumme Neubau Sanierungskosten Altbau Differenz 235.000 EUR 80.000 EUR 155.000 EUR Bei vielen Gebäuden sind Sie sich bereits nach der Baubeurteilung sicher, ob das Gebäude für Ihre Ziele geeignet ist. Bei anderen werden Sie aufgrund zu vieler offener Fragen erst nach einer gründlichen Bestandsaufnahme Ihre Entscheidung für einen Kauf, Umbau oder eine Sanierung treffen und die Möglichkeiten der Veränderungen und der Erweiterungen sowie eine verlässliche Einschätzung der zu erwartenden Baukosten ersehen können. Um eine Bestandsaufnahme durchzuführen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die auf das Objekt und Ihre Wünsche als Bauherr abzustimmen sind. Es sollte weder zu viel noch zu wenig Aufwand betrieben werden. Kosten und Nutzen müssen miteinander abgewogen werden. Sie können mit Ihrem Architekten gemeinsam vorab besprechen, wie umfangreich und genau die Bestandsaufnahme gestaltet werden muss. So sind z. B. Gebäudevermessungen für die Renovierung eines üblichen Wohnhauses aus dem 20. Jahrhundert nur in seltenen Sonderfällen erforderlich. In der Regel sind die Baupläne mit allen Konstruktionsbestandteilen und Maßen erhalten. Ist das nicht der Fall, sind hier zentimetergenaue Aufmaße erforderlich. Für die Planung von Schönheitsreparaturen reicht jedoch oft die Erstellung einfacher Aufmaße über Länge, Breite, Diagonale und Höhe eines Hauses aus. Bei Sanierungen und Umbaumaßnahmen, die in die Bausubstanz eingreifen, sind detaillierte Aufmaße notwendig. Je stärker ein Haus mit der Zeit verändert wurde, desto aufwendiger wird das Aufmaß. Das ursprüngliche Tragwerk ist verändert und über die Jahre sind Verformungen, d. h. Ausdehnungen, Ausbeulungen, Absackungen hinzugekommen. Hier sind exakte Bestandspläne erforderlich und die einzige Möglichkeit, wirklich zuverlässig planen und baukonstruktive Erfordernisse risikominimiert kalkulieren zu können. Man sollte sich nicht scheuen, schon im Vorfeld an geeigneter Stelle Verkleidungen oder andere Bauteile aufzubrechen. Je genauer das Gebäude im Vorfeld erfasst wird, desto sicherer kann geplant und umso genauer können die Kosten berechnet werden. Anhand dieser Beispielrechnung sehen Sie, dass der angesetzte Preis des Altbaus von 120.000 EUR den ermittelten Vergleichsbetrag zu einem gleichwertigen Neubau von 155.000 schreitet. EUR sogar unter- 45 Abwägen und Einschätzen Standards zur Verfügung. Entscheidend ist, ob Sie für einen gleich großen Neubau zuzüglich dem | Denkmalschutz klären Vor Beginn konkreter Planungsmaßnahmen sollte geklärt werden, ob das Haus unter Denkmalschutz steht. In den Denkmalschutzgesetzen der Bundesländer ist ein öffentliches Interesse am Erhalt von Kulturdenkmälern festgeschrieben, die von Denkmalbehörden erfasst, erforscht und im weiteren Werdegang betreut werden. Ob Ihr Gebäude bereits ein in der Denkmalliste 1 eingetragenes Objekt ist, können Sie bei Ihrer zuständigen kommunalen Denkmalbehörde erfahren. Vielleicht handelt es sich bei Ihrem Wunschhaus aber auch noch um einen unentdeckten kulturhistorischen Schatz. Hier bieten Ihnen die Denkmalbehörden wertvolle Unterstützung bei der Erkundung und der angemessenen Behandlung. Eine frühzeitige Kontaktaufnahme und Abstimmung mit den für Ihr Baudenkmal zuständigen Denkmalbehörde ist in jedem Fall ratsam, um schon vor einer intensiven Bestandsaufnahme und Planungsphase zu erfahren, worauf es bei Ihrem Objekt im Sinne der Denkmalerhaltung ankommt. Welche Teile Ihres Hauses sind in welcher Form zu schützen und zu erhalten? Wie weit dürfen Ihre Veränderungs- und Ergänzungswünsche gehen? Wie kann die wertvolle Substanz noch besser hervorgehoben werden? Was muss mit den Denkmalbehörden heute oder in Zukunft abgestimmt werden? Welche Sanierungstechniken bewahren das Gebäude vor späteren Bauschäden? 2.4 Kaufpreise richtig beurteilen Viele Bauherren sind beim Kauf eines Hauses unsicher, ob es tatsächlich dem veranschlagten Verkaufswert entspricht. Um den Preis für ein Bestandsgebäude beurteilen zu können, ist es hilfreich, sich die Gesamtkosten für die mögliche Sanierung des Hauses deutlich zu machen und diese mit den Kosten für einen Neubau zu vergleichen. Bei diesen Abwägungen sollte auf die Vergleichbarkeit der Qualitätsstandards geachtet werden. Bei einer ersten groben Schätzung, die Sie gemäß der Beispielrechnung ( > S.44) erstellen können, gilt es zu bedenken, dass sie Faktoren wie die Lage oder den Wert eines gewachsenen Gartens unberücksichtigt lässt. Je mehr Informationen Sie dieser Schätzung hinzufügen, desto aussagekräftiger werden die Zahlen und ein zunächst als überteuert eingeschätztes Gebäude kann sich mitunter als Schnäppchen erweisen. Lage bewerten Das wichtigste Kriterium zur Beurteilung eines Kaufpreises ist die Lage des Hauses. Die sachlich oft schwer zu fassende Beurteilung einer guten oder weniger guten Lage kann dazu führen, dass die Beurteilung des Kaufpreises deutlich nach oben oder unten korrigiert werden muss. Einflussfaktoren sind z. B. Zustand und Qualität der Nachbarbebauung, Straßen und Plätze, der Standort im Verhältnis zum Stadtteil, Dorf und Landstrich, die Anbindung an öffentliche Einrichtungen wie Kindergarten, Schule, Museum und an Einkaufsmöglichkeiten. Weitere Einflussfaktoren sind auch die Lage des Hauses auf dem Grundstück, die Ausrichtung zur Sonne und Blickrichtungen über die Landschaft oder die Stadt. Diese für Laien nur schwer einzuschätzende und zu berechnende Bewertung sollten Sie in jedem Fall mit einem Experten aus dem Baubereich, mit einem öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen, einem Architekten oder einem Innenarchitekten besprechen. Bereits vorab können Sie die Bodenrichtwerte bei den entsprechenden Vermessungs- und Katasterämtern in Erfahrung bringen. 1 Die Denkmalliste ist öffentlich zugänglich. Einige Denkmalschutzämter haben sogenannte „Denkmaltopografien“ von Städten und Landkreisen erstellt. Diese geben grundlegende Auskünfte über Bau- und Bodendenkmale und geschichtliche Zusammenhänge. Diese Denkmaltopografien können Sie in öffentlichen Bibliotheken ausleihen. 46 Übung | Wie bewerte ich den Bestand? 06 | Welche Materialien haben Sie in Ihrem Haus vorgefunden? Gefallen sie Ihnen? Machen sie den Reiz des Hauses aus? Überdenken Sie genau, ob Sie bestehende Materialqualitäten erhalten und aufwerten möchten oder ob Sie die Oberflächen in aktuelle Materialien umwandeln möchten! Wie bewerte ich den Bestand? | Nähere Infos zur Kostensicherheit finden Sie im Handbuch Bauteam der Architektenkammer Rheinland-Pfalz und Architektenkammer Baden-Württemberg . . . sowie in den Informationsblättern unter www.kompetenzzentrum-iemb.de Infoblatt Nr. 2.1 | Baufinanzierung Infoblatt Nr. 2.2 | Staatliche Förderung beim Erwerb von Wohneigentum Infoblatt Nr. 2.3 | Eigentumserwerb im Rahmen der sozialen Wohnraumförderung/Wohngeld Infoblatt Nr. 2.4 | Staatliche Förderung bei Instandsetzung, Modernisierung und Energieeinsparmaßnahmen « Ich habe mich mit meinen Reparaturen viel zu stark am Bestand orientiert, ohne zu erkennen, was alles möglich ist. Mir fehlte die Gesamtstrategie. Die Architekten sehen das frei und mit anderen Augen. Die Architekten haben mir gezeigt, was alles geht, wie es geht und in welcher Zeit es möglich ist. Jetzt läuft das! « Dietrich Heumann Bauherr 47 Rechtzeitig prüfen 2.5 Üblicherweise liegt die Bestandsaufnahme zeitlich vor der Planungsphase, ggf. auch schon vor dem Erwerb des Objektes. Gelegentlich ist es angemessener, Teile der Bestandsaufnahme erst parallel mit der Planung oder gar der Bauphase durchzuführen. Anlass hierfür kann sein, dass ein Gebäudeteil erst aufgrund einer bestimmten Umbauplanung auf die Machbarkeit hin untersucht werden muss oder erst während der Bauphase erreicht werden kann. Weiterhin können durch freigelegte Konstruktionen Gegebenheiten zum Vorschein kommen, die eine Improvisation auf der Baustelle erforderlich machen. Um Terminverzögerungen und höhere Kosten zu vermeiden, muss in einem solchen Fall schnell und kompetent gehandelt werden. Dann ist es gut, wenn der Planer alle Informationen zu dem Gebäude im Blick hat, und die betreffenden Handwerker informieren und rechtzeitig zu ergreifende Maßnahmen vor Ort absprechen kann. Mit den gesammelten Informationen zu Ihrem Haus kann der nächste Schritt beginnen. Der Architekt fertigt unter Berücksichtigung Ihrer Vorgaben und der Vorbesprechungen ein erstes Konzept und stellt Ihnen dies anhand von Zeichnungen vor. Eventuell zeigt er schon Alternativlösungen auf, sofern dies nicht schon im Vorfeld geschehen ist. Die ersten Schritte sind bekanntlich die schwierigsten, aber auch die bedeutendsten. Hier werden die Weichen für das ganze Bauvorhaben gestellt, vor allem im Hinblick auf die Kosten. Wichtig ist es deshalb in der Vorplanung, dass Sie sich offen äußern und klar aussprechen, was Ihnen gefällt und was nicht. Ergebnisse koordinieren Info | Wichtig ist, immer Kosten und Nutzen abzuwägen. Alle für Gestaltung und Kosten relevanten Punkte stimmt der Architekt zusammen mit Ihnen als Bauherr ab. Er prüft außerdem die während der Bauphase von den Handwerkern gestellten Rechnungen und leitet sie an den Bauherrn weiter. Bei größeren Umbauten sollten alle wesentlichen Details und Schäden Zimmer für Zimmer in sogenannten Raumbüchern festgehalten werden. Wer meint, darauf verzichten zu können, wird schnell eines Besseren belehrt. 80 % aller Folgekosten aus Termingründen sowie überteuerte Preise für Sonderlösungen sind auf eine mangelnde und unzureichende Bestandsaufnahme im Vorfeld zurückzuführen. Besonders verändert hat sich die Situation bei genehmigungspflichtigen Umbauten, für die die Festlegungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) gelten und somit ein Energiebedarfsausweis bzw. Energieausweis erforderlich wird. Es ist deshalb sinnvoll, die Koordinierung der verschiedenen erforderlichen Bestandsaufnahmen in einer Hand zu belassen, sodass deren Ergebnisse effizient aufeinander aufbauen. Kosten überschlagen Nach einer sorgfältigen Erstbegehung des Objektes und Sondierung der Bauherrenvorstellungen kann Ihnen ein Architekt die wesentlichen Problemstellen benennen und Sie zu den notwendigen Bestandsaufnahmen beraten. Bei unkomplizierten Gebäuden und üblichen Sanierungsmaßnahmen können in der Regel die Kosten unter Ausschluss der noch zu verifizierenden Risikobereiche überschlägig benannt werden. Eine größtmögliche Planungs- und Kostensicherheit ist aber erst nach Durchführung der erforderlichen Bestandsaufnahmen gegeben. Die Kosten für qualifizierte Bestandsaufnahmen zahlen sich in der verlässlichen Kalkulierbarkeit des Projektes aus – im Regelfall um ein Mehrfaches. Schritt für Schritt Kosten ermitteln In diesem Stadium erarbeitet Ihr Planer eine Kostenschätzung, die Ihnen einen ersten Annäherungswert der zu erwartenden Kosten gibt. Im Gegensatz zum Neubau, bei dem je nach Standard ein qm-Preis für die Berechnung zugrunde gelegt wird, werden bei der Kostenschätzung einer Umbaumaßnahme bereits differenziertere Maßnahmen wie Abbrucharbeiten, Staubwände, Instandsetzungsarbeiten, Erneuerung der Gebäudetechnik sowie die eigentlichen Kosten für Um- und Erweiterungsbau erfasst. Mit Fortschritt der Planungsphasen wird diese Kostenschätzung immer weiter detailliert und fortgeführt. Es folgt eine Kostenberechnung auf Grundlage des gemeinsam erarbeiteten Entwurfes. Werden die Gewerke ausgeschrieben und die eingehenden Angebote ausgewertet, kann ein Kostenanschlag erstellt werden. Auf die Höhe der Abweichung haben Sie großen Einfluss. Während des ganzen Prozesses müssen Sie sich die immer weiter verdichtenden Kosten vor Augen führen und diese gemeinsam mit Ihrem Architekten steuern! Die entscheidenden Grundlagen für die zu erwartenden Kosten legen Sie aber mit Ihren Wünschen an Wohnfläche, Ausstattungsstandard und Komfort zu Beginn fest. Während die Kostensicherheit also im Zeitverlauf steigt, nimmt gleichzeitig die Möglichkeit ab, die Kosten noch zu beeinflussen. Bei einer Berechnung nach der Elementemethode können Sie aber eine spätere Kostenabweichung minimieren. Wenn Sie auf eine hohe Kostensicherheit angewiesen sind, empfiehlt es sich, mit einem Architekten zusammenzuarbeiten, denn dieser weiß die Kostenrisiken zu minimieren und kann Ihnen eine hohe Sicherheit geben. Parallel zur fortschreitenden Entwicklung der Planungen müssen die zu erwartenden Kosten dem jeweiligen Planungsstand angeglichen und konkretisiert werden. Im Projektablauf sollten Kosten und Termine daher regelmäßig mit dem tatsächlichen Stand abgeglichen werden. Etwaige unerwartete Kostenverursacher, zeitliche Engpässe oder Leerlauf können so erkannt und rechtzeitig gebannt werden. Eine gute zeitliche Organisation ermöglicht effektives Arbeiten in der Planung und der Ausführung und wirkt sich direkt positiv auf die Kosten aus. 48 | Wie bewerte ich den Bestand? Wie bewerte ich den Bestand? | 49 Was beeinflusst die Kosten? Info | Grundlage der Kostenermittlung und der Kostengliederung ist die „DIN 276: Kosten im Hochbau“. Sie definiert die gängigen Kostenbegriffe, bestimmt die Elemente der Kostenermittlung und gibt eine Struktur für die Kostengliederung vor. Internet-Adressen zum Thema Finanzierung und Förderung: BINE Informationsdienst, Fachinformationszentrum Karlsruhe Bei der Kostenermittlung werden durch die Kostenschätzung, die Kostenberechnung und den Kostenanschlag die entstehenden Kosten im Voraus berechnet. Erst nach der Baumaßnahme werden in einer Kostenfeststellung die tatsächlich entstandenen Kosten zusammengestellt. Für Baumaßnahmen im Bestand ist eine exakte Kostenermittlung aufgrund der vielen verschiedenen und zum Teil unbekannten Einflussfaktoren ungleich schwerer zu erstellen als für vergleichbare Neubauten. www.bine.info Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, Eschborn www.bafa.de www. ausfuhrkontrolle.info Kreditanstalt für Wiederaufbau, Frankfurt/M. www.kfw.de Bei der Kostenermittlung sollte bedacht werden, dass in frühen Planungsphasen von pauschalen Werten, beispielsweise für Ausstattungen wie Armaturen oder Bodenbeläge, ausgegangen wird und diese erst durch die spätere konkrete Auswahl eines Produktes mit definitiven Preisen versehen werden können. Diese Preise können im Einzelfall deutlich über oder unter dem veranschlagten Wert liegen und werden allein durch den Bauherrn bestimmt. Gemeinsame Planung hilft Kosten sparen « Wir haben das Haus im Februar gekauft und sind bereits im August eingezogen. Davor hatten wir anderthalb Jahre nach einer geeigneten Immobilie gesucht. Durch die Schwangerschaft haben sich dann unsere Prioritäten bei der Suche verändert und wir waren bereit, uns schneller zu entscheiden. Da wir schnell festlegen mussten, was wir genau möchten, aber das Budget klar feststand, haben wir uns regelmäßig mit unseren Architekten zusammengesetzt, um die Kosten immer im Blick zu haben. Von Anfang an offen über das Geld zu sprechen, war für uns eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Katinka Reller und Bertram Abele Bauherren « Wenn Sie die Materialien und Bauteile für Ihren Umbau fast ausschließlich erst im Laufe der Sanierung auswählen und dabei über dem veranschlagten Mittelwert liegen, wird dies zu einer erheblichen Kostensteigerung führen. Um diesbezüglich Fehleinschätzungen zu vermeiden, ist es wichtig, dass Sie bereits bei der ersten Kostenschätzung mit Ihrem Planer besprechen, welche Qualität den angenommenen Werten zugrunde liegen soll. Oft werden bei der Kostenermittlung im Bestand die erforderlichen Arbeiten und daraus resultierende Kosten in Einzelpositionen festgehalten. Individuelle Kostenverursacher, die bei einer Sanierung zwangsläufig anfallen, können in die Struktur der Einzelpositionen aufgenommen und leicht sichtbar werden. Hierzu zählen beispielsweise der hohe Grad an Handarbeit, der oft schwierige Einsatz von großen Maschinen, der notwendige Einsatz unterschiedlicher Baustoffe, die erschwerte Arbeit in ungewöhnlich großen oder ungewöhnlich kleinen Räumen, der erhöhte Aufwand durch aufwendig ornamentierte Fassaden oder Innenausbauten sowie der oft nötige Schutz der bestehenden Elemente während der Bauphase. Zur umfassenden Beurteilung der Kosten einer Sanierungsmaßnahme sollten die zu erwartenden Betriebskosten, der Aspekt der Dauerhaftigkeit und der Qualität der verwendeten Baustoffe mit in Betracht gezogen werden. Bei einem eng geschnürten Budget für Ihre Baumaßnahme sollten Sie zusammen mit Ihrem Architekten darauf achten, dass die auszuführenden Leistungen einfach bleiben. Vorausschauende Planung – so zeigt die Praxis immer wieder – ermöglicht nicht nur die Einhaltung des Kostenrahmens, sondern auch einen reibungslosen Ablauf auf der Baustelle. Gefördertes Budget Bauen wird in Deutschland nach wie vor gefördert – besonders energiesparendes. Die wichtigste Stelle für Förderprogramme im Bereich Bauen, Wohnen und Energie sparen ist die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit Sitz in Berlin. Zudem gibt es diverse Förderprogramme der Bundesländer und Gemeinden, die sich am besten im Internet recherchieren lassen. Für das Bauen im Bestand gibt es allein bei der KfW diverse Fördermöglichkeiten: vom Erwerb eines Hauses, über das Modernisieren von Wohneigentum bis zum energetischen Sanieren. Klären Sie auf jeden Fall mögliche Förderungen der Umbaumaßnahmen vor Baubeginn ab. Es ist nicht nur von Vorteil für die eigene Finanzierung, frühzeitig zu wissen, welche finanziellen Anteile unter Umständen zu geförderten Bedingungen aufgenommen werden können. Es gibt einige Programme, die nur gewährt werden, wenn nicht vor der Zusage der Förderung mit den Arbeiten begonnen wurde. Ebenso sind die Bedingungen zur Gewährung von Fördergeldern genauestens zu studieren, um zu vermeiden, dass für Sie Mehrkosten in der Erbringung von Nachweisen, z. B. bei der Erstellung eines Energiebedarfsausweises, anfallen. Der Erhalt eines Baudenkmals wird indirekt gefördert, indem der Eigentümer Maßnahmen, die in Art und Umfang zum Erhalt des Baudenkmals beitragen, erhöht steuerlich abschreiben kann. Bedingung für die Inanspruchnahme der erhöhten Abschreibung ist eine Abstimmung dieser Maßnahmen mit den zuständigen Denkmalbehörden, die ggf. zu direkten Förderprogrammen Auskunft geben können. Auch bei anderen Umbauten kann eventuell eine erhöhte Abschreibung erfolgen. Fragen Sie hierzu am besten Ihre Hausbank oder Ihren Steuerberater. 50 | Wer unterstützt mich bei der Realisierung? Wer unterstützt mich bei der Realisierung? | 51 Wer unterstützt mich bei der Realisierung? 3.1 3.2 3.3 3.4 Sie sind nicht allein! Die Suche nach dem richtigen Architekten Das Architektenhonorar Verträge und Versicherungen geben Sicherheit 3 53 55 57 57 Egal, ob Sie einen Anbau planen, energetisch sanieren, das Dachgeschoss ausbauen oder ein Bestandsgebäude völlig umbauen möchten; in jedem Fall stehen Sie nicht alleine da. 52 | Wer unterstützt mich bei der Realisierung? Wer unterstützt mich bei der Realisierung? 3.1 Übung benennen Sie im Gespräch mit Ihrem Architekten Ihre persönlichen Vorstellungen vom Leben und Wohnen. Welche sind das? Handwerker – Die Praktiker Internet-Adressen der Architektenkammern: Info | Siehe dazu die Informationsblätter unter www.kompetenzzentrum-iemb.de www.bak.de www.aknds.de www.akbw.de www.byak.de www.ak-berlin.de www.ak-brandenburg.de www.architektenkammer-bremen.de www.ak-hh.de www.akh.de www.architektenkammer-mv.de www.aknw.de www.diearchitekten.org www.aksaarland.de Infoblatt Nr. 3.3 | Individuelle Planung mit Architekten und Ingenieuren Handwerker sind die Baufachleute, mit denen fast jeder schon einmal zu tun hatte. Beim Bauen im Bestand leisten sie die praktische Arbeit und als Bauherr sollte man die fachliche Kompetenz von Maurern, Tischlern, Elektroinstallateuren, Malern und Lackierern, Klempnern, Gasund Wasserinstallateuren gezielt einsetzen. Erfahrene Handwerker verfügen über einen reichhaltigen Wissensschatz, der zuweilen auch spontan helfen kann, einfache und schnelle Lösungen zu finden. So können Sie durch gute Handwerker eventuell sogar Geld sparen. Die Handwerksbetriebe sind in Deutschland in Handwerkskammern und Berufsgenossenschaften organisiert. Über die lokalen Kammern können Handwerkerlisten bezogen werden, wenn es darum geht, die für die Baumaßnahme benötigten Gewerke auszuschreiben und Angebote einzuholen. Fachingenieure – Die Spezialisten Fachingenieure sind Spezialisten, die zur Lösung bestimmter Baufragen zurate gezogen werden und die aus den verschiedensten Fachrichtungen wie Architektur, Bauingenieurswesen, Biologie, Geologie oder auch Gesundheitswesen kommen können. Haustechniker planen beispielsweise die Lüftungsanlage eines Hauses, Bauphysiker wiederum untersuchen u. a. die Gebäudehülle zu Optimierungszwecken. www.aksachsen.org www.ak-lsa.de www.aik-sh.de www.architekten-thueringen.de 53 Sie sind nicht allein Im Bauamt wird man Ihnen die Verordnungen erklären und so lassen sich in einem Beratungsgespräch bereits manche Unklarheiten aus dem Weg räumen. Auch in der Denkmalschutzbehörde sitzen Fachleute, die Ihnen kompetent Auskunft geben. Bei manchen Gebäuden kann es notwendig sein, einen Restaurator in die Sanierung mit einzubeziehen. Helfen können Ihnen auch Baufachleute, wie Handwerker oder Fachingenieure. Architekten und Innenarchitekten können Ihnen für das Gebäude und Landschaftsarchitekten für den Garten Informationen einholen und klären, ob und wie sich die Verordnungen und Auflagen der Behörden auf die Realisierung Ihrer Bauwünsche auswirken. Sie schätzen zudem die Kosten für die gewünschte Baumaßnahme ab und werden dabei immer bemüht sein, die beste Lösung für Sie zu finden. Experten wie öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige geben Ihnen wertvolle Tipps, die Sie im Entscheidungsprozess für oder gegen den Kauf eines Hauses unterstützen. 07 | Lassen Sie sich von Freunden und Verwandten nicht in Ihre Wünsche reinreden, sondern | Fachingenieure sind aber auch für Gutachten und bei konstruktiven Planungen die richtigen Ansprechpartner. Statiker berechnen Traglasten und weisen eindeutig nach, ob Ihre Umbauplanung oder der Anbau überhaupt möglich sind. Fachingenieure werden also immer dann hinzugezogen, wenn es um komplexe Sachverhalte und hoch spezialisierte Lösungswege geht. Der Architekt, der die gesamte Bau- aufgabe begleiten sollte, weiß, zu welchem Problem welcher Fachingenieur hinzugezogen werden muss und wird dies rechtzeitig mit Ihnen besprechen. Architekten – Ihre Interessenvermittler Viele Menschen haben nur eine ungefähre Vorstellung von den Aufgabenbereichen dieser Berufsgruppe. Nicht alle, die sich mit Bauplänen beschäftigen und das Baugeschehen organisieren sind Architekten. Neben Handwerkern, Hochbautechnikern, Bauzeichnern, Bauingenieuren etc. bilden sie eine am Baugeschehen beteiligte Berufsgruppe. Um eine Abgrenzung zu den übrigen Beteiligten vornehmen zu können und um den Verbraucherschutz zu stärken, hat der Gesetzgeber die Berufsbezeichnung „Architekt“ unter einen besonderen Schutz gestellt. „Architekt“ darf sich demnach nur nennen, wer in die Architektenliste eines Bundeslandes eingetragen ist. Das gleiche gilt für die Bezeichnungen „Innenarchitekt“ und „Landschaftsarchitekt“. Sie alle stehen für eine besondere Qualität beim Bauen und Planen, auf die Sie sich als Bauherr verlassen können. Bei der Aufnahme in die Kammer wird geprüft, ob der Bewerber die erforderlichen Qualifikationen wie ein Studium, ausreichend Berufspraxis sowie spezielle Fortbildungsnachweise besitzt, um seinen Beruf auszuüben. Als Kammermitglieder verpflichten sich Architekten dazu, regelmäßig an Fortbildungen teilzunehmen und bei der Ausübung des Berufs darauf zu achten, dass das Leben und die Gesundheit Dritter, ferner die natürlichen Lebensgrundlagen und bedeutende Sachwerte nicht gefährdet werden. Freischaffende Architekten, Innenarchitekten und Landschaftsarchitekten sind allein dem Bauherrn verpflichtet und handeln stets in seinem Auftrag. Sie arbeiten nicht mit vorgefertigten Plänen und Grundrissen. Stattdessen entwickeln sie aus Ihren Wünschen und Vorstellungen und mit Rücksicht auf die besonderen Bedingungen des Bestandes und des Ortes einen individuellen Entwurf für Ihr Bauvorhaben. Sie sind Ihre Treuhänder und besprechen mit Ihnen gemeinsam sämtliche Planungsvorstellungen. Architekten vertreten die Interessen des Bauherrn gegenüber den Handwerkern, Behörden und anderen Beteiligten, um die bestmögliche Erfüllung Ihrer Wünsche zum vorgegebenen Budget zu erreichen. Auf Wunsch beraten sie ihre Bauherren bereits bei der Wahl des Gebäudes und entwickeln mit ihnen ein Bau- und Raumprogramm, welches ihrem Budget entspricht. Außerdem kümmern sich Architekten um die Baugenehmigung, Koordinierung, Ausschreibung und die Vergabe der verschiedenen am Bau beteiligten Gewerke wie Maurer, Zimmerleute, Betonbauer, Dachdecker, Gerüstbauer und später beim Innenausbau Estrich-, Fliesenleger, Tischler, Sanitärbauer, Elektriker, Maler. Sie übernehmen ferner die regelmäßige Überwachung dieser Arbeiten am Bau und sorgen dafür, dass Mängel 54 Übung | Wer unterstützt mich bei der Realisierung? Wer unterstützt mich bei der Realisierung? beseitigt und Termine eingehalten werden. Ein entscheidender Aspekt für eine Zusammenarbeit ist, dass freischaffende Architekten eine Unabhängigkeit von Produktund Firmeninteressen garantieren und durch firmenneutrale Ausschreibungen der Gewerke die Baukosten verringern helfen. Dadurch können sie Ihnen besonders kostengünstige Alternativen bieten. 08 | Welcher Typ Bauherr sind Sie? Ich/Wir möchte(n) möglichst viele Entscheidungen an den Architekten abgeben. Ich/Wir habe(n) immer viele Fragen, möchte(n) viel lernen und möglichst Einblick in alle Prozesse erhalten. Ich/Wir wollen alles mitentscheiden und alle Bauprozesse eigenhändig prüfen. Info | Das erste Gespräch mit einem Architekten. Was sollten Sie wissen? Sie sollten Ihr Budget kennen, Ihre Vorstellungen benennen können und im Vorfeld eine Bedarfsanalyse Ihres zukünftigen Zuhauses gemacht haben. Erkundigen Sie sich im ersten Gespräch nach einer Referenzliste ausgeführter Objekte und fragen Sie nach, ob Sie eventuell eines der Objekte besichtigen Ich/Wir wollen möglichst viel in Eigeninitiative mitbauen. können. Prüfen Sie, ob er Erfahrungen mit Bauten im Bestand besitzt und vergewissern Sie sich, welchen Stellenwert Ihr Bauvorhaben für das Architekturbüro hat. Hat der Architekt Zeit und Lust für Ihren Umbau oder stehen gerade andere Ich/Wir wollen möglichst alle Arbeiten abgeben und nichts in Eigeninitiative bauen. Prjekte an, die Ihrem übergeordnet sind. Im Gespräch sollte für Sie deutlich werden, ob Sie ihm vertrauen und ob die Chemie zwischen Ihnen stimmt! Bei Umbaumaßnahmen im Bestand sind Innenarchitekten und Architekten gleichfalls qualifiziert. Je nach Bundesland unterscheidet sich aber die Bauvorlageberechtigung. Das bedeutet, dass in einigen Bundesländern Innenarchitekten Umbaumaßnahmen nur bis zu einer bestimmten Größe bzw. Genehmigungspflicht ausführen dürfen. Innenarchitekten sind nicht in allen Bundesländern befugt, eine Baugenehmigung zu stellen. Genauere Informationen erhalten Sie hierzu direkt bei den Architektenkammern der Länder. | 55 Sachwalter des Bauherrn keine Provisionen oder sonstige Vergünstigungen von Handwerkern entgegennehmen. Sie handeln alleine in Ihrem Interesse! Welcher Architekt über den freischaffenden Status verfügt, kann bei der jeweiligen Architektenkammer erfragt werden. Eine gute Methode, sich von den Leistungen verschiedener Architekten ein Bild zu machen, ist der bundesweite „Tag der Architektur“. Zum Tag der Architektur erscheinen in jedem Jahr Broschüren, die Sie bei Ihrer zuständigen Architektenkammer bestellen oder im Internet einsehen können. Der Blick lohnt sich, denn neben Kurzbeschreibungen und Fotos der Objekte erhalten Sie Informationen über Baujahr und Baukosten sowie den Standort des Objekts. Am Tag der Architektur können Sie die aktuell vorgestellten Projekte besichtigen und sich unverbindlich an den gebauten Beispielen einen Eindruck der Arbeiten verschaffen und mit Bauherren und Architekten über den Bauablauf sprechen. Eine Partnerschaft auf Zeit Beim Bauen mit einem Architekten sind Sie als Bauherr fest in die Bauaufgabe eingebunden, denn Sie entwickeln gemeinsam den Entwurf und müssen immer wieder Entscheidungen treffen. Sie erhalten so regelmäßig Einblick in die Vorgänge Ihres Bauvorhabens. Im Gegensatz zum Käufer eines Fertighauses sind Sie als Bauherr gefordert. Sie beauftragen die Gewerke und sind bei den Bauabnahmen vor Ort – natürlich mit fachlicher Unterstützung Ihres Architekten. Er berät Sie jederzeit und spricht Empfehlungen aus, Entscheider aber bleiben immer Sie. Dadurch sind Sie über alle Schritte am Bau informiert und erleben keine Überraschungen. Ihre Termine und Gespräche mit Ihrem Architekten dienen ausschließlich dem Ziel, Ihr Haus bis in alle Einzelheiten Ihren Wünschen entsprechend auszubilden. Das heißt, dass Sie bei Planung der Details zusammen mit Ihrem Architekten die Kosten steuern können. 3.2 Die Suche nach dem richtigen Architekten Während andere Berufsgruppen verstärkt Werbung betreiben, halten sich Architekten mit Werbekampagnen eher zurück. Wie aber finden Sie den für Sie „richtigen“ Architekten? Eine erste Möglichkeit, an Adressen zu gelangen, ist der Blick ins Branchenbuch oder rufen Sie bei Ihrer örtlich zuständigen Architektenkammer an und lassen Sie sich eine Liste der eingetragenen Mitglieder aus Ihrer Region zukommen. Im Internetangebot der jeweiligen Kammern finden Sie ebenfalls Informationen über Architekten aus Ihrer Region. Über eine Stichwortsuche erhalten Sie bei einigen Architektenkammern auch Einsicht in die Schwerpunkte der Architekturbüros. Neben Anschriften und Telefonnummern bieten viele Büros Fotos bereits realisierter Projekte, sodass Sie sich ein erstes Bild von den Leistungen machen können. Ein Suchkriterium sollte darin bestehen, auf die Beauftragung eines freischaffenden Architekten zu achten. Freischaffende Architekten dürfen als unabhängige Die Chemie muss stimmen Wenn Sie mit einem Architekten bauen wollen, lernen Sie ihn kennen und besichtigen Sie die Häuser, die er bislang geplant hat. Sprechen Sie mit anderen Bauherren über deren Erfahrungen. Sollten Sie bei Ihrer Suche auf ein Haus stoßen, dessen Sanierung, Anbau oder Umbaumaßnahme Ihnen besonders gefällt, klingeln Sie ruhig und fragen, wer es umgebaut hat und wie die Zusammenarbeit war. Vergessen Sie nicht, sich bei dieser Gelegenheit über das Einhalten der Kosten und über die Koordinierung am Bau zu informieren. Lernen Sie ruhig mehrere Architekten kennen, um sich wirklich bewusst zu entscheiden. Über dieses Vorgehen lässt sich offen bei einem ersten Gespräch mit einem Architekten reden, er wird diese Ehrlichkeit schätzen und Ihre Motive verstehen. Das Vertrauensverhältnis zwischen Bauherr und Architekt ist das wichtigste Element für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Im Laufe der Planung entsteht eine enge Arbeitsbeziehung und Sie werden mit ihm über Ihre Lebensgewohnheiten und Wünsche sprechen. Dafür brauchen Sie ein starkes gegenseitiges Vertrauen. Die „Chemie“ muss stimmen. So kann nichts schiefgehen! In einem ersten Beratungsgespräch können Sie den Architekten kennenlernen, über Ihr Vorhaben sprechen und viele Fragen stellen. Wie bei jedem anderen Serviceunternehmen sollten Sie klären, ob mit dieser Leistung Kosten für Sie anfallen. Wenn Sie von den Leistungen und der Kompetenz überzeugt und zu einer Zusammenarbeit bereit sind, wird der Architekt von Ihnen mit der Planung beauftragt. Dieses geschieht durch den Abschluss eines Architektenvertrages. Eine bestimmte Form ist für die Ausgestaltung des Vertragsverhältnisses nicht vorgeschrieben. Der Abschluss kann sowohl mündlich als auch schriftlich erfolgen. Aus Klarstellungs- und Beweisgründen wird jedoch 56 Info | Wer unterstützt mich bei der Realisierung? | Wer unterstützt mich bei der Realisierung? der Abschluss eines schriftlichen Architektenvertrages empfohlen. Inhaltlich sollten in dem Vertrag insbesondere die wesentlichen Eckdaten zu Ihrem Bauvorhaben (z.B. Baukosten, Raumbedarf ), die beauftragten Architektenleistungen und das Honorar geregelt sein. Die beauftragten Leistungen müssen nicht den gesamten Bauablauf umfassen. Sie können beispielsweise bei der Suche nach einer geeigneten Immobilie einen Architekten beratend hinzuziehen und ihn dafür nach Stundenaufwand bezahlen. Anrechenbare Baukosten Für Nicht-Fachleute ist die Einschätzung der Kosten eines Bauvorhabens keine einfache Angelegenheit. Um eine Übersicht über die gesamten anstehenden Kosten für ein Bauwerk zu bekommen, gibt der Gesetzgeber ein besonderes Schema in Form einer DIN-Vorschrift vor. Diese DIN 276 unterteilt die anfallenden Kosten in sieben Kostengruppen (KG) und dient als Grundlage für die Kostenschätzung, die Kostenberechnung, den Kostenanschlag und die Kostenfeststellung. Zur Berechnung des Architektenhonorars sind die anrechenbaren Baukosten ausschlaggebend, das sind insbesondere die Kostengruppen 300 und 400. 3.3 Die Honorarberechnung nach HOAI bezieht sich jedoch noch auf die alte DIN. Lassen Sie Ein großer Teil der Leistungen, die der Architekt erbringt, unterliegt einer verbindlichen Preisvorgabe und ist in der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure, abgekürzt HOAI, zusammengefasst. sich nicht verwirren und fragen Sie Ihren Architekten, wie die Kostengruppen nach alter DIN der DIN 276 zugeordnet werden. Die DIN 276 gliedert sich in folgende Kostengruppen (KG): 100 Baugrundstück 200 Erschließung 300 Bauwerk/Baukonstruktion 400 Technische Anlagen zur Ver- und Entsorgung des Bauwerks 500 Außenanlagen des Bauwerks 600 Zusätzliche Maßnahmen 700 Baunebenkosten Info | Leistungsphasen (LP) nach der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) LP 1 Grundlagenermittlung LP 2 Vorplanung LP 3 Entwurfsplanung LP 4 Genehmigungsplanung LP 5 Ausführungsplanung LP 6 Vorbereitung Vergabe LP 7 Mitwirkung Vergabe LP 8 Bauüberwachung LP 9 Dokumentation Das Architektenhonorar Die in der HOAI enthaltenen Preise sind für die jeweiligen Leistungen zwingend. Preisabsprachen oberhalb oder unterhalb dieser Vorgaben sind in der Regel unwirksam. Das Honorar wird auf Basis verschiedener Faktoren berechnet. Es ist insbesondere orientiert an den in Auftrag gegebenen Leistungsphasen, den Kosten der Baumaßnahme und dem Schwierigkeitsgrad der Planung, welcher über eine sogenannte Honorarzone erfasst wird. Es gibt fünf verschiedene Honorarzonen. Die Honorarzone I wird bei einem sehr leichten Schwierigkeitsgrad angewandt, aufsteigend bis zur Honorarzone V, einem sehr aufwendigen Schwierigkeitsgrad. Einfamilienhäuser fallen in der Regel in die Honorarzone III, also in einen durchschnittlichen Schwierigkeitsgrad. In Abhängigkeit von den anrechenbaren Baukosten und der Honorarzone ist dann über Tabellen der HOAI (Honorartafeln) das Architektenhonorar (ohne Mehrwertsteuer) ablesbar. Die in den Honorartafeln angegebenen Werte weisen das Honorar für einen Auftrag über alle Leistungsphasen aus. Wird der Architekt nur mit einzelnen Leistungsphasen betraut, erhält er einen festgelegten Prozentanteil des Honorars, das er bei Beauftragung aller Leistungsphasen erhalten würde. Weiterhin ist zu beachten, dass die HOAI nicht einen festen Wert, sondern einen Vergütungsrahmen mit Mindest- und Höchstsätzen vorgibt, innerhalb dem Sie das Honorar mit dem Architekten aushandeln können. Für einige spezielle Planungsleistungen (insbesondere Statik, Außenanlagen und technische Ausrüstung des Gebäudes) sieht die HOAI gesonderte Honorierungen vor, wobei diese Leistungen häufig durch Fachplaner erbracht werden. Bei Umbauten fällt in der Regel noch ein Umbauzuschlag an, der ca. 20 bis 33 Prozent des Ausgangshonorars beträgt. Bei Umbaumaßnahmen ist ein erhöhter Koordinationsaufwand seitens der Planer zu leisten, das Gebäude ist nicht wie bei Neubauten frei zugänglich, die vorhandene Substanz muss berücksichtigt werden und teilweise müssen Planungen spontan geändert werden, da das Freilegen von Bauteilen unvorhersehbare Risiken bergen kann. | 57 Sprechen Sie offen über die Vergütung und die Grundsätze bei der Berechnung des Honorars. Legen Sie Ihre finanziellen Möglichkeiten und Erwartungen dar. Auch bei Architekten ist es möglich, das Honorar innerhalb der Mindest- und Höchstsätze pauschal zu vereinbaren. Beauftragung „Step by Step“ Es gibt neun Leistungsphasen, die den Bauablauf von Anfang bis Ende umschreiben. Diese beginnen mit einer Ermittlung der Grundlagen. Im Anschluss folgt eine Vorplanung in Form erster Skizzen, die bis zur Genehmigungsplanung für den Bauantrag weiter ausgeformt werden. Daran schließen sich die Ausführungs- bzw. Detailplanung sowie die Angebotseinholung und Vergabe der Bauleistungen an. Danach folgt die Realisierung, in der dem Architekten die Bauleitung bis hin zur Bauabnahme obliegt. Nach Fertigstellung des Umbaus kann eine Objektbetreuung und Dokumentation folgen. Diesen Schritten hin zu einem fertigen Bau sind sogenannte Leistungsphasen in der HOAI zugeordnet, mit denen Architekten ihre Arbeit für den Bauherrn beschreiben und ihr Honorar ermitteln. Daneben gibt es weitere spezielle Leistungen, wie z. B. ein Aufmaß bei Bauprojekten im Bestand, Statikerleistungen, ggf. eine Bauvoranfrage, die Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordination. Sie sind als Bauherr dem Architekten gegenüber nicht verpflichtet, bei einer Beauftragung alle Leistungsphasen als Paket zu vergeben. Sie können diese ebenfalls einzeln „Step by Step“ beauftragen. 3.4 Verträge und Versicherungen geben Sicherheit Die beste Grundlage für eine gute und problemlose Zusammenarbeit mit einem am Bau Beteiligten sind gute und vollständige Verträge. Darin müssen sämtliche, die Parteien berührende Dinge geklärt sein. Zweideutige und nicht allen gleichermaßen einleuchtende Dinge erweisen sich gerade im Verlauf eines Baugeschehens als Schwierigkeit. Nicht selten hat das einen Baustopp und damit eine Bauverzögerung zur Folge. Meinung steht gegen Meinung; es kann sogar zum Prozess kommen. Grundsätzlich sind die folgenden Verträge am Bau zu unterscheiden: Kaufverträge zum Erwerb eines Gebäudes oder einer Wohnung Planungsverträge mit Architekten und Ingenieuren Bauverträge mit Handwerkern Private Bauherren sind nach einer Studie im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) meist zu gutgläubig. Sie sichern sich unzureichend gegen Risiken beim Bauen ab. Fast die Hälfte der Bauherren versäumte es, einen Fertigstellungstermin vertraglich zu fixieren. Ebenso viele hielten es für unnötig, die Endabnahme mit einem schriftlichen Protokoll abzusichern. 58 | Wer unterstützt mich bei der Realisierung? Wer unterstützt mich bei der Realisierung? | 59 Der Architektenvertrag Eine bestimmte Form ist für die Ausgestaltung des Vertragsverhältnisses zwischen Bauherrn und Architekten nicht vorgeschrieben. Der Abschluss kann sowohl mündlich als auch schriftlich erfolgen. Aus Klarstellungs- und Beweisgründen wird jedoch der Abschluss eines schriftlichen Architektenvertrages empfohlen. Inhaltlich sollten in dem Vertrag insbesondere die wesentlichen Eckdaten zu Ihrem Bauvorhaben (z. B. Baukosten, Raumbedarf ), die beauftragten Architektenleistungen und das Honorar geregelt sein. Finanzierung/Kaufvertrag Der Kaufvertrag stellt in der Regel erst das Produkt eines Kauf-Prozesses dar. Am Anfang eines jeden Immobilienerwerbs sollte die Klärung des Finanzrahmens stehen. Noch bevor überhaupt ein konkretes Objekt ins Auge gefasst wird, empfiehlt sich die Aufstellung eines Finanzplanes, denn was nützt das schönste Haus, wenn es nicht finanzierbar ist. Bei der Ermittlung des finanziellen Rahmens können Banken behilflich sein. Im Finanzplan sind neben dem eigentlichen Kaufpreis eine Reihe weiterer Kosten und eventuell auch Zuschüsse zu berücksichtigen. Hierzu können beispielsweise zählen: Maklerkosten (ca. 3 bis 7% des Kaufpreises) Notar- und Gerichtsgebühren (ca. 1,5 bis 2,5% des Kaufpreises) Grunderwerbssteuer (3,5% des Kaufpreises) Darlehenszinsen Umbau-, Instandhaltungs- und Unterhaltungskosten Sachverständigenkosten Förderprogramme und Zuschüsse Info | Was ist ein Mangel? Wer eine Leistung beauftragt, geht davon aus, dass diese vereinbarungsgemäß ausgeführt wird. Weicht die erbrachte Leistung von der vereinbarten ab, spricht man von einem Mangel. Es werden offene Mängel, verdeckte Mängel und arglistig verschwiegene Mängel unterschieden. Ein offener Mangel muss bereits bei der Abnahme der Leistung vorhanden und für jedermann erkennbar sein. Ist ein Mangel zwar vorhanden, aber bei der Abnahme nicht erkennbar, spricht man von einem verdeckten Mangel. Bei arglistig verschwiegenen Mängeln handelt es sich um verdeckte Mängel, die dem Auftragnehmer bei der Abnahme bekannt sind und dieser sie absichtlich verschweigt, um sich Ist der Finanzrahmen geklärt, geht es auf die Suche nach dem passenden Objekt, ggf. über einen Makler. Ist die passende Immobilie gefunden, sollte sie zunächst genauer unter die Lupe genommen werden. Hierbei empfiehlt sich eine Untersuchung der Gebäudesubstanz durch einen Sachverständigen, damit sich das Traumhaus nicht später zum Albtraum entwickelt. Wichtig ist zudem ein Blick ins Grundbuch beim zuständigen Amtsgericht. Aus dem Grundbuch ist erkennbar, ob das Objekt belastet ist (z. B. mit Hypotheken, Grundschulden, Leitungs-, Wohn- oder Wegerechten, Vormerkungen). Besteht die Absicht, das Haus nach dem Kauf umzubauen, sollte vorab die baurechtliche Situation geklärt werden. Hierzu kann über das Bauamt erfragt werden, welche Vorgaben insbesondere durch Bebauungspläne bestehen, die einer Erweiterung oder Veränderung des Hauses im Wege stehen könnten. einen Vorteil zu erschleichen. Nach Auftreten eines Mangels wird vom Auftraggeber bzw. seinem Architekten eine Mängelrüge mit Fristsetzung erteilt, woraufhin das ausführende Unternehmen, den Mangel und bei schuldhaftem Handeln einen eventuell daraus hinaus entstandenen Schaden beheben muss. Bleibt es auch nach diesen „Voruntersuchungen“ beim Kaufentschluss, sind die wesentlichen Bedingungen mit dem Verkäufer zu verhandeln. Zudem ist die Finanzierung nunmehr konkret mit der Bank abzuklären. Für den Verkauf einer Immobilie genügt die bloße Vereinbarung der Beteiligten nicht. Nach § 311 b BGB ist der Kaufvertrag über ein Grundstück – hierunter fallen auch Eigentumswohnungen – notariell zu beurkunden. Der Gang zum Notar ist also unumgänglich. Allerdings sollte der Notar nicht als „notwendiges Übel“ betrachtet werden. Der Notar ist kompetenter Berater der Parteien und kann bereits im Vorfeld der Vertragsunterzeichnung viele offene Detailfragen beantworten, beispielsweise zu den steuerrechtlichen Konsequenzen eines Immobilienkaufs oder zur Sicherung der Rechte des Käufers durch die Eintragung einer Vormerkung ins Grundbuch. Auf Basis der Einigung der Beteiligten fertigt der Notar dann einen Entwurf des Kaufvertrages, den er beiden Seiten zur Durchsicht zur Verfügung stellt. In dem Vertrag sollten insbesondere folgende Punkte geregelt werden: Höhe und Fälligkeit des Kaufpreises Besitzübergang des Objektes Klärung der eventuellen Lasten oder Nutzen des Grundstücks, ggf. Übernahme der Lasten/Schulden Versicherung des Verkäufers, dass ihm erhebliche Baumängel nicht bekannt sind Versicherung des Verkäufers über die Altlastenfreiheit des Grundstücks Rücktrittsrechte Übergang bestehender Versicherungen ggf. Regelung zu noch bestehenden Mietverhältnissen Besteht Änderungsbedarf, berücksichtigt der Notar diesen, bis ein abgestimmter Vertragsentwurf vorliegt. Im Anschluss werden die Beteiligten zum Beurkundungstermin geladen. In dem Termin verliest der Notar den gesamten Vertragstext, sodass eine letzte Gelegenheit für Fragen und Änderungswünsche besteht. Im Anschluss erfolgt die Unterzeichnung unter Beurkundung des Vorgangs durch den Notar. Jede Partei erhält eine Ausfertigung des Vertrages. Danach veranlasst der Notar die Eintragung des Eigentümerwechsels im Grundbuch. Frühestens mit der Eintragung geht das Eigentum auf den Käufer über. Zur Sicherung, dass der Verkäufer in der Zwischenzeit das Grundstück nicht auf einen Dritten übertragen kann, besteht die Möglichkeit, vorab eine Vormerkung in das Grundbuch zugunsten des Käufers einzutragen. Hierdurch wird die Rechtsstellung des Käufers abgesichert. Gegebenenfalls kümmert sich der Notar noch um sonstige Eintragungen oder Löschungen im Grundbuch (z. B. Grundschuld zugunsten der Bank zur Sicherung des Darlehens). Er nimmt auch die notwendige Meldung an das zuständige Finanzamt vor. Für die Kaufpreiszahlung kann der Notar die Abwicklung über ein sogenanntes Notaranderkonto, welches der Notar treuhänderisch verwaltet, anbieten. Der Notar überwacht also insgesamt die Abwicklung des Kaufes. 60 | Wer unterstützt mich bei der Realisierung? Wer unterstützt mich bei der Realisierung? Die Gebühren des Notars und des Amtsgerichtes (Grundbuchamt) richten sich nach einer staatlich verbindlichen Kostenordnung. Beispiele für die Berechnung der Notargebühren und der Text der Kostenordnung können auf der Homepage der Bundesnotarkammer unter www.bnot.de nachgelesen werden. | 61 Die vorstehend genannten Versicherungen beziehen sich auf die Absicherung der „fertigen“ Immobilie. Im Zusammenhang mit der Durchführung umfangreicher Baumaßnahmen an einem Objekt sind noch zwei weitere Versicherungen zu nennen: Bauherren-Haftpflichtversicherung Versicherung Eine eigene Immobilie birgt eine Reihe von Risiken. Diese Risiken können durch entsprechende Versicherungen minimiert werden. Folgende Versicherungen kommen insbesondere in Betracht: (Wohn-) Gebäudeversicherung Die Gebäudeversicherung deckt Schäden am Objekt, vor allem durch Feuer, Explosion, Sturm, Leitungswasser, Überschwemmung, Hagel, Überspannung, Stein- und Blitzschlag. Glasversicherung Zumeist sind Glasschäden vom Versicherungsumfang der Gebäudeversicherung ausgenommen, sodass diese gesondert versichert werden müssen. Hausratversicherung Die Hausratversicherung bezieht sich auf die Einrichtung des Hauses (z. B. Möbel, Teppiche, Elektrogeräte) und deckt in diesem Bereich ähnliche Risiken ab, wie die Gebäudeversicherung. Haus- und Grundbesitzerhaftpflichtversicherung Der Eigentümer einer Immobilie ist dafür verantwortlich, dass Gefahrenquellen auf dem Grundstück für Dritte (z. B. durch rutschige Fußwege, Stolperkanten) ausgeschaltet werden. Verletzt der Eigentümer eine solche Verkehrssicherungspflicht, ist er dem Geschädigten zum Schadensersatz verpflichtet. Derartige Risiken werden über die Haus- und Grundbesitzerhaftpflichtversicherung abgedeckt. Haus- und Wohnungsrechtsschutzversicherung Immobilienkauf-Versicherung Der Immobilienkauf bildet eine extreme finanzielle Belastung. In der Regel verschuldet sich der Käufer hoch. Für die Tilgung des Darlehens wird das zukünftige Gehalt verplant. Doch was passiert bei Verlust des Arbeitsplatzes oder im Falle einer Berufsunfähigkeit? Das Haus kann nicht weiter abbezahlt werden. Zur Absicherung dieser Risiken bietet die Versicherungsbranche seit kurzem eine eigene Versicherung, die Immobilienkauf-Versicherung, an. Bei größeren Baumaßnahmen müssen die Unfallgefahren auf der Baustelle gesondert über eine Bauherren-Haftpflichtversicherung abgesichert werden. Bauleistungs- oder Bauwesenversicherung Bei der Durchführung einer Baumaßnahme ist das Gebäude selbst diversen Gefahren ausgesetzt, beispielsweise durch Frost, Sturm, Vandalismus, Diebstahl oder Fehler im Baugrund. Die Bauleistungsversicherung schützt vor Beschädigungen und Zerstörungen von Baumaterialien oder von bereits fertiggestellten Gewerken bis zur Vollendung der Gesamtbaumaßnahme. Allein die Fülle der Versicherungen verdeutlicht die Risiken. Der Bauherr ist gut beraten, das Thema „Versicherung“ nicht stiefmütterlich zu behandeln. Die Angebote der verschiedenen Versicherer können jedoch zum Teil inhaltliche und vor allem auch deutlich preisliche Abweichungen aufweisen, sodass es sich häufig lohnt, verschiedene Angebote eingehend zu vergleichen. 62 | Welches Potenzial bietet mein Altbau? Welches Potenzial bietet mein Altbau? | 63 Welches Potenzial bietet mein Altbau? 4.1 Alt und trotzdem nicht aus der Mode 4.2 Aus Alt mach Neu! Zwölf Fallbeispiele 65 67 Da die Flächen für Neubauten immer knapper werden, erwerben immer mehr Bauinteressenten einen Altbau. Wer sich allerdings mit dem Thema Altbau beschäftigt oder schon länger im eigenen und in die Jahre gekommenen Gebäude wohnt, wird feststellen, dass die meisten älteren Häuser den heutigen Anforderungen und Bedürfnissen nicht mehr genügen. 4 64 | Welches Potenzial bietet mein Altbau? Welches Potenzial bietet mein Altbau? 4.1 Übung Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich vor der Umbau sei fertig. Was genau sehen Sie vor Ihrem inneren Auge? Welche Farben und Materialien hat das Haus? Wie sehen die Räume von innen aus, sind sie sehr hell, groß oder klein? Wie wirkt die Atmosphäre des Hauses? Gemütlich oder funktional? Beschreiben Sie, wie Sie die Räume und Atmosphäre wahrnehmen. Info | Etwa 3/4 aller Wohnungen und Wohngebäude in Deutschland wurden vor 1978 errichtet, ein großer Teil davon in den 50er und 60er Jahren. Während der überwiegende Teil der Bauten, die vor 1960 entstanden, schon einmal modernisiert wurde, steht nunmehr die Erneuerung und Veränderung der späteren Bauten im Vordergrund. Die meisten Wohnungen aus dieser Zeit entsprechen nicht mehr den heutigen Anforderungen an Wärmeschutz, Heiztechnik und Komfort. Siehe dazu die Informationsblätter unter www.kompetenzzentrum-iemb.de Infoblatt Nr. 7.1 | Wohngebäudebestand und Nutzungsperspektiven Infoblatt Nr. 8.1 | Instandsetzung, Modernisierung, Umbau Gleichwohl gibt es keine einheitliche Formel für notwendig gewordene Umbau- oder Anbaumaßnahmen. Hier ist ein Info | 65 Alt und trotzdem nicht aus der Mode Auch Gebäude unterliegen Alterungs- und Abnutzungsprozessen. Wie jedes Auto, jeder Computer wird ein Haus zu dem Zeitpunkt, an dem es fertiggestellt wird, nach den zur Entstehungszeit gültigen anerkannten Regeln der Technik gebaut und mit den damals üblichen Ausstattungsstandards eingerichtet. Dieser Standard veraltet mit der Zeit und sollte wieder angepasst werden. Bauten müssen laufend kontrolliert und in Schuss gehalten werden. 09 | Nehmen Sie sich die Zeit und erforschen Sie Ihre momentanen Wohnvorstellungen. | Bauen gefragt, das Rücksicht auf die Bewohner, auf das Haus, seine Gestalt, Technik und Funktion nimmt. Gestalterisch, technisch und finanziell befriedigende Lösungen lassen sich nur erreichen, wenn Fachleute eingeschaltet werden. Längst haben die Anbieter diesen Markt entdeckt, und in der Flut von Offerten ist es für Sie als Bauherr schwierig, den Überblick zu behalten. Oftmals verbirgt sich hinter gut gemeinten Ratschlägen und vermeintlichen Fachtipps eigennützige Produktwerbung, die nicht der Vergleichbarkeit dient. Gerade beim Bauen im Bestand, beim Umbauen und Modernisieren sind aber Sensibilität und Kreativität besonders wichtig. Die aufgeführten Fallbeispiele versuchen, ein möglichst breites Spektrum an Umbau- und Anbaumaßnahmen abzudecken. Sie sind jedoch nicht allgemeingültig. Es gibt viele Lösungsmöglichkeiten, genauso wie es unterschiedliche Bestandsimmobilien gibt. Hilfreich ist es aber in jedem Fall, wenn Sie so offen und unbefangen wie möglich an Ihr Projekt herangehen, um alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Was sind die „allgemein anerkannten Regeln der Technik“? Die allgemein anerkannten Regeln der Technik sind technische In diesem Zusammenhang ist der Auftraggeber vollumfänglich über Regeln bzw. Technikklauseln für den Entwurf und die Ausführung die geplante Abweichung zu informieren und auf die daraus resultie- von baulichen Anlagen oder technischen Objekten. Es sind Regeln, renden Folgen hinzuweisen. Die allgemein anerkannten Regeln der die in der Wissenschaft als theoretisch richtig erkannt sind und fest- Technik sind nicht identisch mit den DIN und anderen Normen. stehen, in der Praxis bei dem nach neuesten Erkenntnisstand vorge- Vielmehr gehen sie über die allgemeinen technischen Vorschriften, bildeten Techniker durchweg bekannt sind und sich aufgrund fort- wozu auch die DIN-Normen gehören, hinaus. Für gültige DIN-Normen dauernder Erfahrung in der Praxis bewährt haben. Sie stellen nach besteht nur die Vermutung, dass sie den allgemein anerkannten Werkvertragsrecht für den Sollzustand eine Minimalforderung dar Regeln der Technik entsprechen. und bei Nichteinhaltung liegt ein Mangel vor, soweit die Abweichung nicht zuvor mit dem Auftraggeber vereinbart worden ist. 66 | Welches Potenzial bietet mein Altbau? Welches Potenzial bietet mein Altbau? 4.2 | 67 Aus Alt mach Neu! Zwölf Fallbeispiele Selbst mit anpacken Viele Bauherren wünschen sich, einen Teil der anstehenden Bauarbeiten selbst zu erledigen. Die einen, um eine sinnvolle Beschäftigung im Ruhestand zu haben, die anderen, weil sie sich gerne selbst mit einbringen möchten oder aber schlichtweg, um Kosten zu sparen. Lassen Sie sich fachlich beraten, was, wie und in welcher Zeit Sie selbstständig bewerkstelligen können. Ihre Eigenleistungen lassen sich in die Entwurfs-, Detail-, Bauzeiten- und Kostenplanung einbeziehen. Sie haben verschiedene Möglichkeiten der Selbstbeteiligung, vom eigenen Einsatz auf der Baustelle, bis hin zur Mitarbeit von Familienmitgliedern. Auch eine Baugemeinschaft bietet eine gute Basis, um Baukosten zu kompensieren. Die von Bauherren erbrachten Arbeiten haben in der Regel einen höheren Zeitbedarf als die Umsetzung durch professionelle Handwerker. Bei wesentlichen Eigenleistungen sollte die Bauzeitenplanung genügend Puffer für den in der Regel schwerer einzuschätzenden Zeitbedarf der „Selberbauer“ berücksichtigen. Bei einer Sanierung, wie der des Bauernhauses in Niederbüren, war die realistische Einschätzung der Eigenleistungen in Quantität und Qualität Grundvoraussetzung für eine reibungslose Bauphase. Wenn Sie sich für ein „Selberbauen“ entscheiden, müssen Übung 10 | Sie wollen möglichst viel in Eigen- Projektdaten initiative mitbauen? Welche Tätigkeiten Bauernhaus, Niederbüren würden Sie übernehmen wollen? Für von gruppeomp architekten welche Tätigkeiten sind Sie kompetent und wie viel Zeit können Sie über Wohnfläche: 120 qm einen längeren Zeitraum regelmäßig Nutzfläche: 370 qm zur Verfügung stellen? Baujahr: 1880 Baujahr Umbau: 2005/2006 Umbauzeit zzgl. Planungsphase: 15 Monate Baukosten brutto (KG 300+400): 200.000 Euro Konkrete Maßnahmen: Veränderungen im Grundriss durch Abbruch einiger Innenwände, Innendämmung im Wohnbereich (Mineraldämmplatten), Sohlplatte, Dämmung und Dielen im Wohnbereich neu, Dämmung der Decken zwischen Wohnbereich und Boden, Heizungs- und Sanitärinstallationen neu, Elektroinstallationen neu, Sanierung der Ziegelfassade, Dacheindeckung neu, Sanierung der Innentüren, Bad neu. Sie in jedem Fall die Schnittstelle der Eigenleistungen zu den Leistungen der Handwerksfirmen im Auge haben. Hier ist eine klare Trennung vorzunehmen. Das ermöglicht die eindeutige Zuordnung der Verantwortlichkeiten, gerade bei Fragen bezüglich der Verjährung von Mängelansprüchen. Muten Sie sich als Laie nicht jede bauliche Aufgabe in Eigenregie zu. Bauherren aus dem handwerklichen Berufsfeld kennen das Thema Verjährung von Mängelansprüchen aus dem Effeff und wissen, dass zusätzliche Probleme und erhebliche Kosten entstehen, wenn z. B. Handwerkerleistungen durch verzögerte Eigenleistungen der Bauherren ins Stocken geraten. Selbst nach dem Bau können noch weitere Probleme auf Sie zukommen, denn bei baulichen Maßnahmen, die Sie in Eigenregie übernommen haben, entfällt die Verjährung von Mängelansprüchen, die Sie bei der Abnahme handwerklicher Qualitätsarbeit für eventuell auftauchende Mängel erhalten. Besprechen Sie mit Ihrem Architekten, welche Aufgabenbereiche Sie sinnvollerweise übernehmen können. Für einen Laien bieten sich Arbeiten an, die wenig gewährleistungsrelevant sind, z. B. Aushubarbeiten im Außenbereich, das Putzabschlagen im Rohbau oder das Verlegen der Bodenbeläge. 68 | Welches Potenzial bietet mein Altbau? Welches Potenzial bietet mein Altbau? | 69 Wohnen ohne Hindernisse Das allgemeine Verständnis vom barrierefreien Bauen und Wohnen hat sich im Zuge der letzten Jahre gewandelt und wird nicht nur einseitig als behindertengerechtes Bauen betrachtet. In den Vordergrund ist stattdessen vielmehr ein Bauen und Wohnen für alle, speziell alte Menschen gerückt, die sich in ihren eigenen vier Wänden frei von Sperren, Hindernissen, Stufen usw. bewegen wollen oder müssen. Viele Anbieter haben sich mittlerweile auf diesen Sektor spezialisiert und bieten Lösungen an, die nicht mehr an das Ambiente eines Krankenhauses oder eines Pflegeheims erinnern, sondern modern und wohnlich sind. Voraussetzungen für ein barrierefreies Wohnen zu schaffen, beschränkt sich aber nicht auf die Auswahl der Badezimmereinrichtung oder die Festlegung der Türbreite. Ein Wohnen ohne Hindernisse beginnt im Grundriss, der flexibel auf die Veränderungen Ihrer Bedürfnisse reagieren kann. Planen Sie möglichst wenig tragende Wände, sind Sie in der Raumaufteilung flexibel. So lässt sich auf alle zukünftigen Veränderungen gut reagieren. Durch variable Grundrisse und Info | technische Anpassungen lassen sich bestehende Wohnungen und Häuser jederzeit barrierefrei umbauen und ermöglichen den Bewohnern möglichst lange, einen selbstständigen Haushalt in der Wohnung führen zu können. Verzichten Sie dabei nicht auf eine qualifizierte Wohnberatung, die Ihnen z. B. ein Innenarchitekt geben kann. Auch ein benötigter Abstellplatz für einen Kinderwagen kann Teil einer barrierefreien Planung sein. Bauherren, die barrierefreie und generationsüberschreitende Umbauten im Auge haben, sollten beim Erwerb eines Hauses oder einer Wohnung auf jeden Fall auf das Wohnumfeld achten. Die sozialen Kontakte zu Nachbarn und zum Umfeld sind sowohl für junge Familien mit Kindern, aber besonders für ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen, z. B. Rollstuhlfahrer, wichtig. Die gesetzlichen Anforderungen an eine barrierefreie Wohnung sind in einer Planungsnorm definiert. Sie können diese DIN für Ihren Umbau als Empfehlung betrachten, als eine Grundlage für Kompromisslösungen. Zur Umsetzung dieser Norm bedarf es in der Regel einer strukturellen Wohnungsanpassung mit größeren Eingriffen in die Bausubstanz. Siehe dazu die Informationsblätter unter www.kompetenzzentrum-iemb.de Infoblatt Nr. 3.1 | Bedarf, Funktion und Gestaltung Projektdaten Infoblatt Nr. 2.3 | Eigentumserwerb im Rahmen der sozialen Wohnraumförderung/Wohngeld Beispiel Umbau und Erweiterung eines Stadthauses, Weitere Informationen zum Thema „Wohnen ohne Hindernisse” unter www.mbv.nrw.de Broschüre | Wohnen ohne Barrieren – Komfort für alle. Hannover von Kleine + Assoziierte Architekten Nutzfläche Kindergarten: ca. 310 qm Wohnfläche Dachgeschoss: ca. 132 qm Baujahr: Anfang 20. Jh Baujahr Umbau Kindergarten: 2006 Baujahr Umbau Dachgeschoss: 2005 Umbauzeit Kindergarten zzgl. Planungsphase: 5 Monate Umbauzeit Dachgeschoss zzgl. Planungsphase: 4 Monate Baukosten brutto (KG 300+400) Kindergarten: 345.000 Euro Baukosten brutto (KG 300+400) Dachgeschoss: 478.000 Euro Konkrete Maßnahmen: Umbau und Erweiterung eines integrativen Kindergartens, Ausbau Dachgeschoss zu Wohnungen für Behinderte, Rekonstruktion der denkmalgeschützten Zwerchgiebel. Die Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung gGmbH betreibt seit 1975 eine Wohnstätte für Menschen mit geistiger Behinderung. Seit 1986 ist dieses Haus die Adresse im Stadtteil für die gemeinsame integrative Betreuung und Erziehung behinderter und nicht behinderter Kinder unterschiedlichster Nationalitäten bis zur Schulreife. Um dem sozialen Brennpunkt Rechnung zu tragen, entschloss man sich, das typische, unter Denkmalschutz stehende Stadthaus von Beginn des 20 Jahrhunderts grundsätzlich zu sanieren und durch einen rekonstruktiven Wiederaufbau der im Kriege zerstörten Giebel um fünf Wohnplätze zu erweitern. In Folge wurde der integrative Kindergarten erweitert und völlig umgebaut. Alle Planungen wurden unter der Maßgabe eines barrierefreien Wohnens angelegt, das sich nicht nur auf bauliche Veränderungen, wie breite Türen und Flure ohne Schwellen beschränkt, sondern auch über die Gestaltung mit Farben Orientierung schafft. 70 | Welches Potenzial bietet mein Altbau? Welches Potenzial bietet mein Altbau? | 71 Wohnen im Fachwerkhaus Die Entscheidung für ein Bestandsgebäude fällen manche Bauherren erst im zweiten Schritt. Für andere gab es nie eine Option, weil sie das Haus oder das Quartier, in dem sie aufgewachsen sind oder das sie bereits lange bewohnen, nicht verlassen möchten. Für zahlreiche Bauherren spielen die besondere Atmosphäre des Ortes und der Charme des Hauses eine entscheidende Rolle beim Erwerb und Umbau. Sie wünschen sich, dass der Charakter der Bewohner und der des alten Hauses bei optimaler Wohnqualität zusammenwachsen mögen. Das erfordert von Bauherr und Planer ein besonderes Einfühlungsvermögen und fachliche Kenntnisse. Bei einem Fachwerkhaus sind die Komplexität und der Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz für einen Laien nicht zu meistern, denn viele Fragen stellen sich: Wie dämme ich ein Fachwerkhaus? Wie überbrücke ich statisch einen großen Raum, ohne den Fachwerkcharakter zu zerstören? Projektdaten Fachwerkhaus, Celle Übung 11 | Was verbinden Sie mit einem guten von Baumgart, Wockenfuß & Partner Wohngefühl? Nennen Sie ganz spontan Wohnfläche: 136 qm Baujahr: ca. 1650 Baujahr Umbau: 2000 Umbauzeit zzgl. Planungsphase: 10 Monate Planungsphase: 4 Monate Baukosten brutto (KG 300+400): ca. 80.000 Euro ein paar Begriffe. Konkrete Maßnahmen: Bestandsaufnahme, Entkernung, Sanierung und Umbau des Bestandes zzgl. neuem Anbau. Wie bringe ich Licht in ein schmales Haus, das in der Substanz nur kleine Fensteröffnungen aufweist? Wie saniere ich optimal ein Dach, ohne Traufdetails zu verändern? Wie gestalte ich die Erschließung neu, ohne in die bestehende Fachwerkstruktur zu stark einzugreifen? Wie gehe ich mit der maroden Fachwerkfassade um? Gerade bei Umbaumaßnahmen und Sanierungen in enger städtischer Nachbarschaft ist es wichtig, frühzeitig mit den Nachbarn über die geplanten Veränderungen zu sprechen, denn mitunter werden Einverständniserklärungen, z. B. bei Änderungen der Abstandsverhältnisse, notwendig. Besprechen Sie zusammen mit Ihrem Architekten, ob eine fotografische Bestandsaufnahme des Nachbarhauses sinnvoll ist, um gegen mögliche Forderungen Ihrer Nachbarn wegen Folgeschäden am Haus gewappnet zu sein. 72 | Welches Potenzial bietet mein Altbau? Welches Potenzial bietet mein Altbau? | 73 Mitten im Quartier Das Wohnumfeld war in früheren Zeiten der Spielplatz „Nummer eins“ und nachbarschaftlicher Treffpunkt. Das ist längst Vergangenheit. Ein familienfreundliches Wohnumfeld gibt es vielerorts nicht mehr, der allgegenwärtige Straßenverkehr schränkt das Wohnen und Leben zum Teil massiv ein und das nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land. großzügigen Geschossebenen einmalige Nutzungs- und Wohnmöglichkeiten. Wohnungen, Ateliers und Büroeinheiten unterschiedlicher Größe lassen sich zum Hof als lebendigen Mittelpunkt hin orientieren. Vorhandene Gebäudestrukturen ermöglichen flexible Grundrisseinteilungen, z. B. einen durchgehenden Wohnbereich mit offener Küche und weiteren Räumen. Das Wohnen in einem umgenutzten Gewerbebau mit großem Hof bietet sich deshalb geradezu für Familien mit Kindern an, denn hier ist ungestörtes Spielen in Sichtweite zu der elterlichen Wohnung möglich. Wie das Beispiel zeigt, bieten ehemalige Gewerbebauten mit ihren hohen und Die Menschen, die sich für ein derartiges Wohnen entscheiden, suchen kein heimeliges Häuschen, in das man sich vom rauen Stadtleben zurückzieht, sondern eher einen offenen, dennoch geschützten Raum, von dem aus man das Stadtleben souverän genießen kann. Projektdaten Umnutzung Hahn Druckerei, Hannover von zymara und loitzenbauer architektur Grundstücksgröße: 1.264 qm Bruttogeschossfläche: 2.182 qm Nutzfläche: 805 qm Büro-/Atelierfläche in sechs Einheiten im Erdgeschoss und im ehemaligen Verwaltungsflügel der Druckerei « Seit eineinhalb Jahren wohnen wir in der umge- im Süden (zwischen 48 qm und 268 qm) Wohnfläche: 865 qm bauten Fabrik als Mieter. Eingezogen sind wir, weil uns die Wohnfläche in sechs Lofts und einer Maisonette in offenen Räume und die Badgestaltung zwei Obergeschossen (zwischen 112 qm und 153 qm) überzeugt haben. Die Wohnung ist Baujahr: 1920 klasse. Wir fühlen uns nicht begrenzt Baujahr Umbau: 2005 und wohnen sehr entspannt. Umbauzeit zzgl. Planungsphase: 14 Monate Der Kubus trennt die Küche zwar vom Planungsphase: 9 Monate Wohnbereich, aber durch die obere Baukosten brutto (KG 300+400): 1.250.000 Euro Lichtfuge verbinden sich beide Räume gleichzeitig wieder. Außerdem harmo- Konkrete Maßnahmen: nisieren unsere Möbel mit dem Dämmung Wände und Dach, neue Fenster, innen Altbauflair, der durch moderne Ele- komplett entkernt und neue Einteilung geschaffen, mente wie Sichtbetonwände perfekt Schallschutz Decken und Wände erhöht, ergänzt wird. Treppenhäuser neu, Lofts und Büros komplett saniert (Parkett, Oberflächen, Bäder). Jörg Gumnior Mieter « 74 | Welches Potenzial bietet mein Altbau? Welches Potenzial bietet mein Altbau? | 75 Anders wohnen Nicht mehr genutzte Werkstätten und Gewerbe- oder Bürobauten bieten viele interessante Möglichkeiten zu Nutzungsmischungen. Hier können lang gehegte Wünsche nach einem gemeinsamen Wohnen und Leben möglich werden. Über die Zielsetzungen und Wohnwünsche, Gartengestaltung, Haustechnik usw. entscheiden Bauherrenund Eigentümergemeinschaften miteinander. Auf diese Weise können sich ganz unterschiedliche Gruppen und Motivationen zusammenfinden. Die einen suchen in der Baugruppe eher die Gelegenheit, sich kostengünstig ein neues und spannendes Wohnklima im Loft zu realisieren. Andere haben dagegen die Vorstellung, die Grenzen zwischen Wohnung und Nachbarschaft durchlässiger zu gestalten oder wünschen sich ein Leben mit mehreren Generationen unter einem Dach, bei dem sich die Bewohner gemeinschaftlich im Alltag helfen. Die Umnutzung ehemaliger Gewerbe- oder Bürobauten in einer Bauherrengemeinschaft hat den Reiz, dass unterschiedliche Lebens- Info | Siehe dazu die ExWoSt-Informationen unter www.bbr.bund.de ExWoSt-Info 28/1 | Modelle genossenschaftlichen Wohnens – Erschließen von Genossenschaftspoten- Projektdaten Bauherrengemeinschaft Wabe, Hannover von Runge Vorrink Wagner Architekten zialen. Kurzportrait der Modellvorhaben. Wohnfläche: 950 qm Baujahr: ca. 1890 – Genossenschaftliche Lösungen beim Baujahr Umbau: 2000 Verkauf von Wohnungsbeständen. Umbauzeit zzgl. Planungsphase: 11 Monate Baukosten brutto (KG 300+400): ca. 1.200.000 Euro ExWoSt-Info 28/3 | Modelle genossenschaftlichen Wohnens Und das Informationsblatt unter Konkrete Maßnahmen: www.kompetenzzentrum-iemb.de Infoblatt Nr. 3.2 | Bauen im Lebenszyklus Sanierung Sichtmauerwerk, Innendämmung mit Lehmputz, Sanierung übrige Außenwände mit Wärmedämmverbundsystem, neue Fenster und Türen, zum Teil Aufarbeitung historischer Türen, aufgrund von Schwammbefall zum großen Teil Austausch der situationen zusammenkommen, jeder für sich wohnen kann, aber auch Platz für Gemeinschaft vorhanden ist. Alleinstehende, junge und alte Paare, Wohngemeinschaften, Familien und Alleinerziehende können so zu ganz individuellen und gleichzeitig gemeinschaftlichen Wohnlösungen kommen. Die Standardwohnung mit viel zu kleinen Kinderzimmern und festgelegten Funktionen für die Wohnräume entspricht nicht mehr den heutigen Bedürfnissen. Was Bauherren heute brauchen, sind flexible, funktional eingeteilte Grundrisse, die sich den wechselnden Anforderungen anpassen lassen. Das sind manchmal nur kleine Eingriffe, z. B. ein offener Übergang zwischen Küche und Wohnoder Kinderzimmer. Das kann die parallele Organisation von Kinderbetreuung und Hausarbeit erleichtern. Immer häufiger werden Gemeinschafts- und Kommunikationsräume im Haus oder im Wohnblock gewünscht, in denen Zusammenkünfte und gemeinsame oder abwechselnde Kinderbetreuung stattfinden können. Die Bebauungsformen werden von Architekten für und mit den Bauherren im Dialog entwickelt. Dass die Verbindung historischer und moderner Architektur keinen Widerspruch bilden muss, zeigt das Beispiel des Wabe-Projekts aus Hannover. Hier wurde für den Neubau ein Bausystem gefunden, das die sehr unterschiedlichen Wohnungsaufteilungen und Grundrisse im Rahmen einer einheitlichen Struktur zulässt. Alle Wohnungstrennwände bestehen aus massiven Bauteilen und werden für die Tragkonstruktion herangezogen. Die Wände innerhalb der einzelnen Wohnungen sind als nicht tragende Wände ausgebildet und können versetzt werden. Die gesamte Wohnanlage erreicht den Niedrigenergiestandard. In diesem Beispiel hat sich die Bauherrengruppe fünf Jahre vor Baubeginn zusammengefunden. Bis zu dieser Baumaßnahme wurden verschiedene Grundstücke besichtigt und beplant. Die Bauherrengemeinschaft ist gleichzeitig als Bauträger für die vier Sozialwohnungen aufgetreten, die in das Projekt integriert sind. Holzbalkendecken durch Betondecken, neue Fußböden, Erneuerung der Dachbeläge und Einbau von Zellulosedämmung, neue Bäder und Küchen, kombiniertes Blockheizkraftwerk (BHKW) mit Spitzenlastkessel als Gasbrennwertgerät, gemeinsame Fotovoltaik-Anlage und gemeinsame Versorgung durch das BHKW. Der Nachbarschaftsgedanke dieser Bauherrengemeinschaft reichte bis zur Gründung eines kleinen Energieversorgungsunternehmens, einem Blockheizkraftwerk, das Heizung und Fotovoltaik-Anlage besitzt und betreibt. So sparen die Bewohner gemeinsam Energie. 76 | Welches Potenzial bietet mein Altbau? Welches Potenzial bietet mein Altbau? | 77 Das Haus wächst mit! Die Entscheidung zum Planen, Bauen und Umbauen beginnt oft mit dem Wunsch nach mehr Platz, aus veränderten Lebenssituationen heraus oder durch eine Unzufriedenheit mit der derzeitigen Wohnsituation. Möglicherweise spielen die Energiekosten eine wichtige Rolle. Bei manchem ist einfach der Wunsch da, endlich schön gestaltete, eigene Räume bewohnen zu wollen. Vielleicht verändert sich aber auch Ihre persönliche Situation und eine größere Wohnung oder ein Haus muss her, weil die Familie wächst. Beim Bauen müssen dann viele Entscheidungen getroffen werden. Während sich die Fertigstellung des neuen Zuhauses nähert, ein Termin aber noch nicht endgültig feststeht, muss die alte Wohnung gekündigt werden. Häufig entsteht gerade in solchen Situationen der Anspannung ein unzumutbarer Stress für die Bauherren, der mitunter in Konflikte ausartet. Das muss nicht sein, Sie können solchen Problemen vorbauen. Nach einer angemessenen Bestandsaufnahme und einer ersten Einschätzung der gewünschten Umbaumaßnahmen lassen sich ein verlässlicher Projekt- und ein Bauzeitenplan aufstellen. Das gibt Ihnen als Bauherr Sicherheit, macht einen definierten Einzugs- « Entscheidend bei diesem Umbau war, dass die Bauherrin schwanger war Projektdaten und Planung und Umbau maximal bis Reihenhaus, Bremen zur Geburt dauern durften. Als Folge mussten sehr von gruppeomp architekten schnell und konsequent Entscheidungen getroffen werden. Diese Erforderlichkeit haben wir den Bau- Wohnfläche: 125 qm herren gleich zu Beginn erklärt und sie haben das Nutzfläche: 50 qm sehr gut umgesetzt. Sehr wichtig beim Umbau eines Baujahr: 1926 Reihenhauses ist das Verhältnis zum Nachbarn. Bei Baujahr Umbau: 2006 einer so dichten Bauweise sollten sie in den Prozess Umbauzeit zzgl. Planungsphase: 4 Monate eingebunden werden, da sie vom Lärm und den Baukosten brutto (KG 300+400): 60.000 Euro Baumaßnahmen auch gestört werden. Nicht zuletzt können durch die Umbaumaßnahmen auch Risse in Konkrete Maßnahmen: der Wand zum Nachbarn entstehen, weshalb die Veränderungen im Grundriss durch Abbruch einiger Wände zum Nachbarn von beiden Seiten geprüft Innenwände, neue Innenwände im Trockenbau, werden sollten. Innentüren neu, Heizungs- und Sanitärinstallationen « teilweise erneuert, Dielenbelag im ganzen Haus neu, Oliver Platz Elektroinstallationen teilweise erneuert, Fenster Architekt teilweise neu, Bäder neu. termin möglich und lässt Sie ruhiger schlafen. Besonders wichtig kann so ein Einzugstermin werden, wenn wie in unserem Beispiel die Geburt eines Kindes bevorsteht und vorher der Umzug geschafft sein muss. Eine von vielen Bauherren ersehnte kurze und effektive Bauphase kann sich in der Regel nur dann verbindlich realisieren lassen, wenn möglichst alle Entscheidungen frühzeitig vor Baubeginn getroffen werden. Das ist nur mit einer guten und umfassenden Planung möglich. Mit ihr werden die Weichen für eine vollständige Vorbereitung und ungestörte Durchführung des Bauablaufs gestellt. Steht beispielsweise für die Planungsphase nicht allzu viel Zeit zur Verfügung, sind Bauherren gefordert, innerhalb kurzer Zeit viele kleine und wesentliche Entscheidungen zur zukünftigen Wohnsituation zu treffen. Diese Fähigkeit ist neben einer professionellen Durchführung der Sanierung für das Gelingen einer Baumaßnahme gerade unter Zeitdruck wesentlich. Generell erfordert eine Sanierung jedoch einen höheren Zeitbedarf als ein entsprechend großer Neubau. 78 | Welches Potenzial bietet mein Altbau? Welches Potenzial bietet mein Altbau? | 79 Alte Schätze wiederentdecken In den 70er Jahren wurden viele schöne Wohnungen und Häuser aus der Gründerzeit und dem Jugendstil nicht fachgerecht saniert. Räume wurden geteilt, Decken abgehängt und der Stuck an den hohen Decken abgerissen. Dabei wurde in vielen Fällen weder auf die vorhandenen Materialien noch auf die ursprüngliche Struktur Rücksicht genommen. Die hohen Türen mit kunstvoll gestalteten Türblättern und Zargen wurden durch schlichte Türen ersetzt, die gegliederten Holzfenster durch einflügelige Kunststofffenster erneuert. Die wertvollen Bodenbeläge, wie Parkett oder Terrazzo wurden überklebt oder gegen Spanplatte und Teppich ausgetauscht. In großen Teilen wurden Qualitäten zerstört, die die besondere Atmosphäre und Gestaltung dieser Wohnungen ausgemacht haben. Solch eine Wohnung oder ein Haus den modernen Ansprüchen an eine junge Familie mit Kind anzupassen und 01 gleichzeitig den großzügigen Charakter wieder zu beleben, bedeutet für Architekten, zum einen die verlorenen Qualitäten der Gründerzeit zurückzuerobern und gleichzeitig neue Standards zu schaffen. Hierzu müssen die „alten Schätze“ wieder hervorgeholt werden, d. h. die Struktur der Räume wird wieder hergestellt. Parkettfußböden werden freigelegt, Holztüren und Zargen mühevoll rekonstruiert. Auch die Beschläge der Türen und Fenster und die Gestaltung der Fußleisten beeinflussen den Gesamteindruck der Wohnung. Neue Elemente werden dabei deutlich abgesetzt. Mit Hilfe von Lichtgestaltung, wie einer umlaufenden Lichtfuge in der abgehängten Decke oder mit neuen Materialoberflächen oder Farben lässt sich eine angenehme Wohnatmosphäre schaffen. Gerade in den großzügigen Räumlichkeiten der Gründerzeitenhäuser lassen sich eine Menge Besonderheiten einbauen, wie z. B. Höhlen und Bettnischen in den Kinderzimmern als private Rückzugsbereiche. 02 Projektdaten Rückbau und Sanierung Jugendstilvilla, Hannover von Kleine + Assoziierte Architekten Wohnfläche: ca. 270 qm Nutzfläche: ca. 110 qm 03 Baujahr: 1903 04 Baujahr Umbau: 2001 Jahren in drei Wohnungen Umbauzeit zzgl. Planungsphase: 10 Monate aufgeteilt und in den « Das Haus ist in den 20er 60ern nochmals stark umgebaut 01 | Wohnraum, Jugendstilvilla. 02 | Treppenhaus, Stadtvilla. 03 | Kinderzimmer, Stadtvilla. 04 | Kubus Küche, Stadtvilla. Konkrete Maßnahmen: worden. Wir hatten am Anfang deshalb Rekonstruktion des nach historischem Bildmaterial drei Küchen und drei Bäder. Wir haben belegten Zustandes, Rückbau der Grundrisse, Stürze, versucht, so weit es möglich war, das Balkone und des Daches, Anfertigung und Einbau Haus in seinen Ursprungszustand rekonstruierter Holzfenster, Neudeckung des Daches, zurückzuversetzen. Die Türstürze Rekonstruktion historischer Holzbauteile wie Balken- beispielsweise waren viel niedriger, köpfe, Windfedern und Geländer sowie der Gaube als es dem Ursprungszustand entspro- Südseite, der historischen Türen und Treppenaustritte. chen hätte. Beim Rückbau haben wir Die energetische Sanierung des Dachbodens, von Teilen die alte Höhe wiederhergestellt. Im der Wandflächen und der Fenster erfolgte in Abstimmung Kohlenkeller fanden wir alte Türblätter, mit dem Denkmalschutz. die aber leider nicht zu restaurieren waren, aber wir hatten zumindest eine Projektdaten Vorlage, nach der wir die neuen Türen Umbau Wohnung Stadtvilla, Hannover bauen lassen konnten. von Koch Panse Architekten « Swantje und Martin Duthweiler Wohnfläche: 120 qm Baujahr: 1912 Baujahr Umbau: 1998 Umbauzeit zzgl. Planungsphase: 6 Monate Baukosten brutto (KG 300+40): ca. 215.000 Euro Bauherren und Landschaftsarchitekten 80 | Welches Potenzial bietet mein Altbau? Welches Potenzial bietet mein Altbau? | 81 Himmel über der Stadt Wo vorher nur ein verstaubter und mit vielen Trennwänden versehener Spitzboden existierte, kann im Dachgeschoss ein hoher, heller und gleichzeitig introvertierter Wohnbereich entstehen. Das Raumvolumen unter dem bestehenden Dach mit seiner komplexen Geometrie lässt sich durch einen Umbau vollständig freilegen und nutzen. Mit großflächigen First- und Gratverglasungen wird der Raum nach oben geöffnet, der Himmel über der Stadt wird sichtbar. Ein- und Ausblicke zur dichten seitlichen Nachbarbebauung sollten allerdings vermieden werden. Eingestellte, sichtbare Stahlrahmen erlauben eine von Stützen oder Balken unbeeinträchtigte Sicht und Nutzung. Der neue Wohnraum profitiert von den Faltungen der Dachhaut und die sich darauf abzeichnenden tages- und jahreszeitlichen Lichtveränderungen lassen sich von den Bewohnern erleben. Die Weite des Raumes kann durch weitere teilweise mit Glasscheiben abgetrennte Schlaf- und Arbeitsbereiche, eine Terrasse sowie das Bad ergänzt werden. Info | Siehe dazu unter www.kompetenzzentrum-iemb.de Dokument | Nachträgliche Wärmedämmung von Dachgeschossdecken Berücksichtigen Sie bei der Planung eines Dachgeschosses die Möglichkeiten der Solartechnik und achten Sie auf eine ausreichende Wärmedämmung. Gut gedämmt ist halb geheizt. Gerade in Zeiten steigender Energiepreise sind eine optimale Dämmung und die Nutzung natürlicher Ressourcen, wie der Sonne, wichtig. Mit einer guten Wärmedämmung im Dach wird der Grundstein gelegt für den späteren Wohnwert: Je besser der Wärmeschutz, desto Projektdaten Dachgeschossausbau, Hannover-Waldhausen von zymara und loitzenbauer architektur Wohnfläche: 950 qm Umbauter Raum: 690 qm Baujahr: 1901 Baujahr Umbau: 2005 Umbauzeit zzgl. Planungsphase: 6 Monate Planungsphase: 6 Monate Baukosten brutto (KG 300+400): 236.500 Euro Konkrete Maßnahmen: Sommerlicher und winterlicher Wärmeschutz an Dach, Drempel und Giebel, Schallschutz Decke, Sanierung Hausschwamm, Heizung zentralisiert, Fußbodenheizung, Fenster neu, Wohnung entkernt, Wände, Dielenboden, Bad und WC neu. behaglicher das Wohnklima, desto geringer die späteren Heizkosten und damit der Ausstoß von Verbrennungsschadstoffen in die Atmosphäre. Für die Sanierung können verschiedene Fördermöglichkeiten in Anspruch genommen werden. Unbedingt zu beachten ist auch der sommerliche Wärmeschutz. Ist im Winter eine wärmespeichernde Hülle wichtig, die zudem keine Kälte hineinlässt, ist es im Sommer wichtig, eine Überhitzung durch übermäßige Sonneneinstrahlung zu vermeiden. Dies geschieht u. a. über Maßnahmen zur Beschattung, wie Markisen. Auch beim Dachgeschossausbau ist die Beachtung des Baurechts und die Einbeziehung der Nachbarn wichtig. In den meisten Fällen lassen sich trotz baurechtlicher Zwänge mit sensiblen Eingriffen überzeugende Lösungen realisieren. Für einige Ideen, z. B. das Einfügen einer zweiten Ebene mit Aufenthaltsräumen oder den Einbau von Dachterrassen, kann die nachbarliche Zustimmung erforderlich sein. Die Frage der Einverständniserklärungen Ihrer Nachbarn sollten Sie bereits in einem frühen Planungsstadium zusammen mit Ihrem Architekten bedenken und die Vorgehensweise besprechen. Binden Sie Ihre Nachbarn von Anfang an mit ein, so wissen sie immer, wann welche Lärm- und Schmutzbelästigung auf sie zukommt und Sie können versuchen, Rücksicht auf bestimmte Befindlichkeiten zu nehmen und sich einen Nachbarschaftsstreit vor dem Einzug ersparen. 82 | Welches Potenzial bietet mein Altbau? Welches Potenzial bietet mein Altbau? | 83 Neues Siedlerglück Die Siedlerhäuser der 30er, 50er und 60er Jahre haben meist eines gemeinsam: sie sind in Zeiten knapper Kassen und größtenteils in Selbst- und Nachbarschaftshilfe gebaut. Die Grundstücke waren mit rund 1000 qm groß genug, um die Versorgung mit eigenem Gemüse zu gewährleisten. In der Regel war noch ein kleines Nebengebäude für Kleintierzucht oder eine kleine Werkstatt auf dem Gelände untergebracht. Waren diese Bauten ursprünglich eher am äußersten Rande der Stadt errichtet, so befinden sie sich heute durch Eingemeindungen in attraktiven, stadtnahen Einzugsgebieten und sind aufgrund des niedrigen Energiestandards und der architektonischen Unattraktivität relativ kostengünstig zu erwerben. Nicht ausgeschöpfte Grund- und Geschossflächenzahlen lassen 01 Info | den weiteren Ausbau zu. Das Grundstück bietet, soweit man den großen Garten nicht ausnutzen will, u. a. den Vorteil der Teilung bzw. die Möglichkeit, noch einen Neubau zu errichten. Natürlich bringen Umbau und Ausbau oder eine Radikalsanierung dieser Bestandsbauten eine grundsätzliche energetische Erneuerung mit sich. Die ursprünglichen Siedlungshäuser entsprechen nicht mehr den heutigen Ansprüchen an Wohnkomfort und sind unter aktuellen Gesichtspunkten regelrechte Energieschleudern. Dass eine energetische Sanierung nicht gleichzeitig zu einer Verunstaltung des Hauses durch Dämmplattenschichten führt, können Sie mit fachlicher Beratung erreichen. 02 Siehe dazu die Informationsblätter unter www.kompetenzzentrum-iemb.de Projektdaten Erweiterung Einfamilienhaus, Pattensen Infoblatt Nr. 8.3 | Gebäudeerweiterungen von Architekturbüro Albrecht Forschungsbericht | Modernisierung von selbstgenutztem Wohneigentum in Ein- und Zweifamilienhäusern sowie Mehrfamilienhäusern der 50er und 60er Jahre 03 Wohnfläche: 223 qm Nutzfläche: 288 qm Baujahr: 1956 Baujahr Umbau: 2006 Umbauzeit zzgl. Planungsphase: 8 Monate Baukosten brutto (KG 300+400): 180.000 Euro 01 | Einfamilienhaus, Pattensen. Mit neuem Anbau. Konkrete Maßnahmen: Ausführung nach EnEV, 94 qm Wohnfläche wurden 02 | Anbau von innen, Wohnhaus neu geschaffen und 60 qm Wohnfläche im Bestand Pattensen. « Wir haben gerne Gäste vollständig umgebaut. und wollten die engen 03 | Treppenhaus, Wohnhaus Räume des Altbaus end- Projektdaten Springe. Umbau und Erweiterung Wohnhaus, Springe von Innenarchitekt Prof. Bernd Rokahr 04 | Wohnhaus Springe. 04 lich erweitern. Die Öffnung der Küche zum Anbau und der angrenzende neue Essbereich sind zentrale Orte unseres Wohnfläche vorher: 107 qm Wohnfläche nachher: 210 qm Nutzfläche: 30 qm Baujahr: 1963 Baujahr Umbau: 2003 Umbauzeit zzgl. Planungsphase: 10 Monate Hauses geworden. Das Wohnzimmer ist modern und klar gestaltet und trotzdem fügen sich unsere alten Möbel gut ein. Auf der Galerie versteckt sich ein heller und ruhiger Arbeitsplatz, der zwar separat erscheint, aber dennoch ans Leben im Haus angebunden ist. Konkrete Maßnahmen: Westseitiger Anbau in EG und OG, Ausbau DG, energetische Sanierung, Bestandsgebäude unterkellert. Catherine Bennecke Bauherrin « 84 | Welches Potenzial bietet mein Altbau? Welches Potenzial bietet mein Altbau? Die Aufgabe von Fachleuten ist es, die Gesamtheit des Hauses zu betrachten, architektonische Details und Besonderheiten zu bewahren und dabei funktionsgerechte und gestalterisch ansprechende Lösungen zu schaffen. Auch wenn nicht überall ein uneingeschränkter Blick in die Weite der Landschaft möglich ist, so birgt jede Altbausanierung und jeder Umbau die Chance, Aus- und Einblicke zu optimieren. Das 1934 erbaute Kleinsiedlungshaus erfuhr durch den inneren Umbau eine völlige Neuorganisation. In Verbindung mit einem großzügigen, ergänzenden Neubau wurde es zu einer neuen Einheit erweitert. Verbindendes Element zwischen Altbau und dem gleichberechtigt danebenstehenden Neubau ist das verglaste Treppenhaus. | Das Wechselspiel von satinierten, fest verglasten Feldern und klaren Fenster- und Türflügeln ergibt interessante Einund Ausblicke, ohne die Privatsphäre preiszugeben. So entstand ein einheitlich gestaltetes Haus, das einerseits den Bedürfnissen der heutigen Eigentümer Rechnung trägt, andererseits den Altbau aber noch immer erkennen lässt. Alt- und Neubau treten nicht in Konkurrenz zueinander, sondern ergänzen sich. Selbst in energetischer Hinsicht lässt sich aus den Siedlerhäusern Erstaunliches machen. Sie sehen das z. B. bei dem gezeigten Beispiel in Oldenburg. Hier ist durch den Umbau der Architekten ein Niedrigenergiehausstandard erreicht worden, dessen Werte unter denen vieler gleichwertiger Neubauten liegen! 01 02 03 04 05 Projektdaten Projektdaten Umbau Einfamilienhaus, Oldenburg Umbau und Erweiterung Wohnhaus, Hannover von team3 Architekturbüro 01 | Wohnhaus Hannover. 02 | Treppenhaus, von Architekt Jan Steffen und Architektin Ulrike Steffen Wohnfläche: 170 qm Nutzfläche: 30 qm Baujahr: 1957 Baujahr Umbau: 2004 Umbauzeit zzgl. Planungsphase: 7 Monate Baukosten brutto (KG 300+400): 260.000 Euro Wohnfläche: 185 qm (inkl. DG) Baujahr: 1934 Baujahr Umbau: 2002 Konkrete Maßnahmen: Wohnhaus Hannover. 03 | Küche, Einfamilienhaus Oldenburg. Dämmung der Außenwände, Aufdoppelung und Dämmung des Daches, neue Fenster mit Wärme- 04 | Altes Treppenhaus, Einfamilienhaus Oldenburg. schutzverglasung, neue Brennwert-Heizungsanlage mit solarer Brauchwassererwärmung, Regenwassernutzung, Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, 05 | Einfamilienhaus Oldenburg. Altbau: Dämmung inkl. Keller, Dachausbau, Ergänzung durch Neubau. Konkrete Maßnahmen: Zentralstaubsauger, Niedrigenergiehaus-Standard. 85 86 | Welches Potenzial bietet mein Altbau? Welches Potenzial bietet mein Altbau? | 87 Geheimnisvoll wohnen Wohnen in der Stadt ist attraktiv, nicht nur für Singles. Leute, die vor Jahren noch die Stadtflucht angetreten und ein Haus im Grünen bezogen haben, finden heute das ewige Pendeln beschwerlich und zeitraubend. Gerade für Familien mit Kindern gibt es heute immer mehr Möglichkeiten, in direkter Nachbarschaft zum Stadtkern ein geeignetes Objekt zu finden. Allerdings gehört auch ein bisschen Fantasie und Mut dazu, sich auf die mitunter beim ersten Blick ungewöhnlichen und fremden Bestandsgebäude einzulassen. Das ehemalige Sezierhaus in Engesohde ist ein solches Objekt. Dieses unter Denkmalschutz stehende ehemalige Friedhofsgebäude wurde in acht Monaten Bauzeit saniert und zu einem ansprechenden Wohnhaus gebaut. Das architektonische Konzept war durch den klassischen Grundriss des Gebäudes und der denkmalpflegerischen Auflagen nahezu vorgegeben und sehr gradlinig. Im Erdgeschoss befindet sich eine typische Gewölbesituation mit niedriger Decke und kleinteiligen Räumlichkeiten, im Obergeschoss öffnen sich lichtdurchflutete Räume. Dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll, dass bei der Suche nach einer geeigneten Immobilie nicht nur nach Wohnhäusern Ausschau gehalten werden sollte. Mit etwas Vorstellungskraft, Mut und Lust lassen sich sehr spannende Häuser und Umbaulösungen finden! « Das Gebäude von 1888 wurde bis 1918 als Sezierhaus des nebenan Projektdaten Umbau Sezierhaus, Hannover-Engesohde liegenden Friedhofs genutzt. Das Haus von Innenarchitektin Michaela Diedrich musste vollständig entkernt werden und wurde im Inneren komplett saniert. Wohnfläche: 120 qm Dabei haben wir uns eng mit der Denk- Baujahr: ca. 1888 malschutzbehörde abgestimmt und Baujahr Umbau: 2006 durften den alten Leichenfahrstuhl, der Umbauzeit zzgl. Planungsphase: 8 Monate ins heutige Wohnzimmer führen würde, Baukosten brutto (KG 300+400): ca. 300.000 Euro schließlich entfernen. Das Haus hat einen besonderen Charme, ohne dabei Konkrete Maßnahmen: morbide zu sein. Komplette Kernsanierung unter Berücksichtigung des « Denkmalschutzes, Planung und Objektüberwachung in Michaela Diedrich Eigenleistung, da die Bauherrin Innenarchitektin ist. Bauherrin und Innenarchitektin 88 | Welches Potenzial bietet mein Altbau? Welches Potenzial bietet mein Altbau? | 89 Wiederentdeckte Moderne Das Flachdach war bereits mit dem Beginn der Moderne in den 20er Jahren ständiger Zankapfel zwischen Traditionalisten und Erneuerern. Die Wogen haben sich mittlerweile ein wenig geglättet, aber die überwiegende Mehrheit der Bebauungspläne schreibt nach wie vor ein Satteldach vor. Das muss aber die Liebhaber einer modernen und zurückhaltenden, funktionalen Bauweise nicht weiter tangieren, denn gerade Flachdach-Bungalows aus den 60er Jahren lassen sich heute vielfach erwerben. Diese Bauten haben häufig den Vorteil, von einem schönen Garten umgeben zu sein, der die reduzierte Schlichtheit des Baus mit seinen weichen, natürlichen Formen rahmt. Ein idyllisches Bild, das aber nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass heute nach 30, 40 Jahren eine Sanierung fällig ist. Wer glaubt, auf diese Pflege verzichten zu können, wird durch einen steigenden Nachholbedarf und dessen Mehrkosten schnell eines Besseren belehrt. In der Regel muss bei einer heute üblichen Lebenszeit eines Gebäudes von 80 bis 100 Jahren mit drei bis vier Sanierungen gerechnet werden. Das aufgeführte Beispiel zeigt die hohe gestalterische Qualität, die das Haus, wie viele Bungalows dieser Zeit, schon zur Projektdaten Siedlungshaus von Otto Haesler, Hannover umgebaut von Architekt Ralf Grünewald Wohnfläche: 48 qm (1931); 115 qm (1995); 95 qm (2000) Nutzfläche: 32 qm (1931); keine (seit 1995) Grundstück: 1.000 qm (seit 1931); 470 qm (2000) Baujahr: 1931 Baujahr Umbau: 2000 Umbauzeit: 1995 bis 2000 in Eigenleistung Planungszeit: Bau begleitend Baukosten brutto (KG 300+400): 55.000 Euro Konkrete Maßnahmen: Einige Wände wurden entfernt, Sanitäranlagen erneuert. Flachdach, Heizung, Wasser und Elektrik wurden vollständig erneuert. Die vorhandene Innendämmung wurde verstärkt, die Sohle entfernt, die Grundleitungen erneuert und der Fußboden mit 10 cm Dämmung erneuert. Die Fenster wurden durch Holzfenster ersetzt, die den Originalen nachempfunden sind. Entstehung hatte. Die Raumaufteilung vieler Bungalows entspricht bereits den heutigen Vorstellungen von modernen offenen Grundrissen. Die Architektur der klassischen Moderne zu erhalten, war deshalb auch oberstes Anliegen des Bauherrn, der zugleich Architekt ist. Nichtsdestotrotz ändern sich die Ansprüche und Anpassungen werden notwendig. Bei dem Haus handelt es sich um ein denkmalgeschütztes Siedlungshaus des Architekten Otto Haesler. Gewohnt wurde ursprünglich im Obergeschoss des kubischen Hauses. Im Erdgeschoss befanden sich lediglich Vorratsräume und ein überdeckter Freibereich. Anbauten und Umbauten hatten mit der Zeit das Erscheinungsbild stark verändert. Diese wurden so weit entfernt, dass der originäre Bau wieder erlebbar wurde. Der alte Freibereich wurde rückgebaut und mit einer raumhohen Fassade versehen. Durch das Entfernen einiger Innenwände entstanden im Erdgeschoss ein Bad und eine große Wohnküche. Um die kleinen Räume optimal zu nutzen, sind nahezu alle Möbel angefertigt worden. Die Umbauten wurden weitgehend in Eigenarbeit vorgenommen, während das Haus von der dreiköpfigen Familie weiter bewohnt wurde. 90 | Welches Potenzial bietet mein Altbau? Welches Potenzial bietet mein Altbau? | 91 Grün macht selig Übung 12 | Den eigenen Garten genießen, das wollen wohl so gut wie alle Bauherren. Es sollen grüne Nischen, Winkel und kleine Plätze entstehen. Manche wünschen sich eine schöne Aussicht, Offenheit nach außen und trotzdem Geborgenheit. Oft sind es gerade die bestehenden Außenanlagen, ob Nutzgarten, Hausgarten, Innenhof, Waldgarten, Naturgarten, Wohngarten, die Bauherren überhaupt zum Erwerb eines Bestandsgebäudes animieren und weniger das Gebäude selbst. Ein Garten ist Zufluchtsort und Ruhepol, Kommunikationszentrum, Spielplatz für die Kinder und ein entspannendes Hobby oder ein Ort zum Relaxen. Wie möchten Sie Ihren Garten nutzen? Wollen Sie sich zurückziehen, brauchen Sie Spielfläche für die Kinder, möchten Sie Gemüse anbauen oder haben Sie Spaß an einem Irrgarten? Machen Sie sich bewusst, wie Sie den Garten nutzen möchten und ordnen Sie die Nutzung nach ihrer Priorität. Selbst ein Dachgarten ist besonders in der Stadt ein hervorragender Platz, um zu allen Tageszeiten wohnungsnah die Natur und Jahreszeiten erleben zu können. Allerdings sind umfangreiche Planungs- und Vorbereitungsarbeiten nötig, bevor sich dort der Feierabend genießen lässt. Gerade bei Altbauten ist die Dachkonstruktion meist nicht auf Begrünung und Begehbarkeit ausgelegt. Immerhin muss gegenüber einem herkömmlichen Dach mit 100 kg und mehr zusätzlichem Gewicht pro qm gerechnet werden. Der Umbau zum Dachgarten ist sicher keine Arbeit für Laien. Fragen der Baugenehmigung, des Unfallschutzes, der Dichtigkeit und der Wasserabführung klären Sie am besten mit einem Landschaftsarchitekten. Jeder Garten, den Sie bei einem Bestandgebäude vorfinden, ist anders und natürlich nach den Wünschen und Bedürfnissen des Vornutzers gewachsen. Gärten entstehen immer im Zusammenhang mit dem Bau eines Hauses und strahlen den 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Geschmack und die Grünplanung einer bestimmten Zeitepoche aus. Wegeführung und Mauern gehört z. B. zum Grundkonzept der Gärten aus den 30er bis 60er Jahren. Die Mauern aus Stein, als berankte, senkrechte Flächen oder als reine Hecken bilden Raum, der Behaglichkeit und Geborgenheit vermittelt. Ihr Weglassen kann einen gewachsenen Garten plötzlich nackt dastehen lassen. Außerdem ist es reizvoll, wenn die umgebende Landschaft in den Gartenraum einbezogen ist. Die Neuanlage eines Gartens sollten Sie mit einem Fachplaner, z. B. einem Landschaftsarchitekten, besprechen, der Sie nach Ihren Wünschen befragen und mit Ihnen zusammen ein Konzept erarbeiten wird. Dabei kann die Einbindung des historischen Bestands, sei es ein Staudengarten oder ein klassischer Bauerngarten, berücksichtigt und mit modernen Elementen kombiniert werden. Stauden sind besonders erhaltenswert, denn sie haben unter Umständen sehr lange gebraucht, um ihre Größe zu erreichen! Für Wege, Mauern, Treppen, Teiche gilt gleichermaßen, dass abgewogen werden muss, ob sie erhalten bleiben können oder nicht. Ein Kriterium ist, ob eine besondere Atmosphäre erzeugt wird oder ob es sich um edle Materialien oder um eine besondere handwerkliche Leistung handelt. Trifft eines davon zu, sollte man sich mit dem Abriss etwas Zeit lassen und versuchen, sich auf den Bestand einzulassen. Die Auseinandersetzung mit einem vorhandenen oder neu anzulegenden Garten ist immer ein Lernprojekt, das ebenso wie die Pflanzen Zeit zum Wachsen benötigt. 01 02 03 01 | Wohngarten Hannover. 02 | Plan Hausgarten Porwich 03 | Hausgarten Porwich. Projektdaten Projektdaten Hausgarten Porwich, Burgdorf Wohngarten, Hannover von Landschaftsarchitektin Petra Urban von Landschaftsarchitekten Kronsberg Achtzig Grundstücksgröße: 60 qm (o. Terr.) Grundstücksgröße: 1.000 qm Terrasse: 15 qm Baujahr: 1903 angelegt, Baujahr: 1983 1960 stark Baujahr Umgestaltung: 2005 verändert Umbauzeit zzgl. Planungsphase: Baujahr Umgestaltung: 2002-2007 Herbst 2005: Rodungsarbeiten, Pflasterarbeiten, Was- Umbauzeit inkl. Planungsphase: 2002-2007 serspiel, Zaunbauarbeiten, 1. Teil Bepflanzung, Rasen. Planungsphase: ca. 12 Monate Frühjahr 2006: 2. Teil Bepflanzung Baukosten brutto (KG 300+400): 25.000 Euro Konkrete Maßnahmen: Konkrete Maßnahmen: Roden bzw. Versetzen von Sträuchern und Stauden, Sträucher entfernen, Bodenmodellierung, Bepflanzung, Rasen aufnehmen, Wegplatten entfernen, Wasserspiel Anlage Teich, Teichbepflanzung mit rund 150 verschie- entfernen, Herstellung Weg und Sitzplatz in Granit- denen Irisarten, Pflanzung historischer Obstbäume, Kleinpflaster, Einfassung Rasen und Staudenbeete mit Anlage Rasen, Bepflanzungen und Planung in Eigen- Granit-Läuferreihe, Wasserspiel herstellen, Stauden- leistung, da die Bauherren Landschaftsarchitekten sind. und Rosenbeete anlegen, Errichtung neuer Zaun. 92 | Wie erfahre ich, was alles saniert werden muss? Wie erfahre ich, was alles saniert werden muss? | 93 Wie erfahre ich, was alles saniert werden muss? 5.1 Aller Anfang ist schwer 5.2 Schäden erfassen mit der bauteilgebundenen Bestandsaufnahme 5.3 Energetische Bestandsaufnahme 5.4 Gesundes Material 5.5 Gartengestaltung 5 95 95 105 107 109 94 | Wie erfahre ich, was alles saniert werden muss? Wie erfahre ich, was alles saniert werden muss? 5.1 Info | Siehe dazu die Informationsblätter unter www.kompetenzzentrum-iemb.de Infoblatt Nr. 4.1 | Baukonstruktion Infoblatt Nr. 4.2 | Lebensdauer von Bauteilen und Bauteilschichten Infoblatt Nr. 7.2 | Bestandsaufnahme und bauteilbezogene Gebäudeaufnahme Infoblatt Nr. 7.3 | Instandhaltung von Gebäuden und der technischen Gebäudeausrüstung 95 Aller Anfang ist schwer Unser Lebensstil hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert und damit auch unsere Wohnvorstellungen. Die Ansprüche, sei es an die Wohnfläche oder die Ausstattungsstandards, an die Gestaltung eines Hauses oder einer Wohnung, sind andere als früher. Sollen wir unser Gebäude sanieren oder sind die Kosten so hoch, dass es besser ist, das Haus abreißen zu lassen? Reichen vielleicht ganz einfache Eingriffe, um alles wieder in Schwung zu bringen? Was brauchen wir an Neuerungen, um uns in Zukunft wohlzufühlen? Diese Fragestellungen können so manchem Bauherrn oder Käufer einer Gebrauchtimmobilie Kopfzerbrechen bereiten. Einerseits möchten Sie die Bausubstanz erhalten, andererseits dürfen die notwendigen Sanierungsmaßnahmen nicht den Kostenrahmen sprengen. Lassen Sie sich Zeit für Ihre Überlegungen, treffen Sie keine überstürzten Entscheidungen. Um eine grundlegende Kenntnis aller Unwägbarkeiten und möglicher Fallen zu bekommen, ist eine Bestandsaufnahme unumgänglich, d. h. die Aufnahme der Baulichkeit unter Berücksichtigung der Struktur, Einbauten, Bauphysik, Zustand und Alter des Gebäudes. Diese Erkenntnis bildet die Basis für alle weiteren Schritte und Entscheidungen beim Bauen im Bestand. Auf Grundlage der Bestandsaufnahme sollten ein Maßnahmenkatalog und eine Kostenberechnung erstellt und um die Maßnahmen und Kosten der individuellen Wünsche und Träume erweitert werden. Eine gründliche Bestandsaufnahme bildet den Grundstein zu einer verlässlichen Kostenaussage: Je besser die Bestandsaufnahme, desto größer Ihre Kostensicherheit. Eine solche Bestandsaufnahme kann für Sie ein erfahrener Architekt, Innenarchitekt oder Ingenieur vornehmen. Beauftragen Sie einen Planer auf der Basis der HOAI mit der Planung Ihres Gebäudes, ist es für Sie wichtig zu wissen, dass die Bestandsaufnahme extra vergütet wird. Die normalen Leistungen der HOAI beginnen erst mit der Grundlagenermittlung (LP 1), der die Bestandsaufnahme vorausgegangen sein muss. Eine solche Bestandsaufnahme wird am besten bauteilgebunden durchgeführt und berücksichtigt sowohl das Haus als auch das Grundstück. 5.2 | Schäden erfassen mit der bauteilgebundenen Bestandsaufnahme Gebäude bestehen aus Bauteilen und Bauteile bestehen aus Baustoffen. Ein grundlegendes Verständnis der Baustoffe ist oft der Schlüssel zum Verständnis möglicher Schadensursachen und damit zu technisch einwandfrei funktionierenden Sanierungsmaßnahmen. Beim Bauen im Bestand müssen Baustoffe in ihren Eigenschaften und Zusammensetzungen je nach Herstellung, Einbauzustand und Alterung begutachtet werden. Keineswegs zeigen sie immer dieselben Materialeigenschaften auf. Folglich muss bei der Beurteilung möglichst gewissenhaft abgewogen werden, ob und wie die Baustoffe zukünftig einzusetzen sind. Bauschäden entstehen in der Regel aus komplexen Ursachen, von daher ist eine genaue Kenntnis des Zusammenwirkens von Baustoffen, Bauteilen und Konstruktionen notwendig. Zu den einzelnen Baustoffen gibt es in der Regel eine Vielzahl an Produktinformationen, Normen, Test-Ergebnissen und Verarbeitungsrichtlinien. Viele Baustoffe erfahren zurzeit durch die Einführung internationaler Normen Veränderungen in Bezeichnungen, Anforderungen und Qualitätskontrolle. Ein gründliches Abwägen der Eigenschaften der Baustoffe für einen speziellen Einsatz am oder im Gebäude ist eine Grundvoraussetzung für eine qualitätvolle Sanierung. Eine exakte Kenntnis der Baustoffe, Bauteile, Bauschäden usw. ist ohne Fachwissen kaum möglich. Sie ist aber Voraussetzung für die Planung und Ausführung einer erfolgreichen Sanierung. Im Rahmen einer bauteilgebundenen Bestandsaufnahme werden Bauteile und Konstruktionen ganz genau auf Zustand, Qualität, Funktionsfähigkeit und Wärmeleitfähigkeit eingeschätzt. Besonders geachtet wird z. B. auf Schadstoffreste durch vergangene Nutzungen, Wärmebrücken, Schimmelbildung, Schädlingsbefall und die Dichtigkeit des Bauwerks. Die Anschlusspunkte der Bauteile müssen geprüft werden, wie z. B. der Übergang vom Balkon zur Außenwand und zur Geschossdecke. Manche Bauteile lassen sich nicht durch einen Blick von außen beurteilen. Manchmal müssen Bauteile geöffnet werden oder Untersuchungen wie eine Thermografie oder ein BlowerDoor-Test (Drucktest) durchgeführt werden. Wenn die Konstruktion eines Hauses ergänzt oder erweitert wird, kann sich das gesamte Gebäudegefüge verändern. Hier sind die Übergänge von der neuen zur alten Konstruktion fachkundig zu planen. Zudem sind Aspekte wie WärmeSpeicherfähigkeit von Bauteilen sowie Feuchtigkeits- und Temperaturverhältnisse zu beachten, denn jeder bauliche Eingriff bedeutet auch eine Veränderung dieser Aspekte. All das macht nicht nur die Aufnahme von Schäden bei der Bestandsanalyse sehr komplex, sondern vor allem die daraus abzuleitenden Baumaßnahmen. Sie lassen sich in ihrer Vielfältigkeit und Unterschiedlichkeit nur vage in einer schematischen Auflistung erfassen. Im Folgenden werden wir Ihnen einzelne Bauteile kurz erläutern und Ihnen Hinweise auf typische Mängel und mögliche Folgen darstellen. Wichtig ist jedoch: Lassen Sie sich nicht abschrecken! Es ist ganz natürlich, dass ein gealtertes Gebäude nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik entspricht und Mängel aufweist. Außerdem stellt jeder behobene Mangel eine wertvolle Verbesserung Ihres Gebäudes dar! 96 | Wie erfahre ich, was alles saniert werden muss? Wie erfahre ich, was alles saniert werden muss? | 97 Fundamente und Sohlen Fundamente und Sohlplatten sind aufgrund ihrer erdigen Lage häufig durchfeuchtet. Die genaue Untersuchung ist schwierig, aber gelegentlich notwendig, um Kenntnis über Konstruktionen, Baustoffe und Baustoffdicken des Gebäudes zu erhalten. Bei Fundamenten und Sohlplatten können z. B. die nötigen Abdichtungsebenen fehlen, um aufsteigende Feuchtigkeit zu verhindern. Ein weiterer Schwachpunkt kann bei beheizten Kellern eine fehlende Dämmung der Sohlplatte sein. Häufig werden dann entsprechende Materialschädigungen festgestellt. Eine mangelhafte Abdichtung der Fundamente und der Sohlplatte kann dazu führen, dass Wasser in die Bauteile eindringt und sie durchfeuchtet. Typische Schadensbilder auf der Innenseite von Kellerwänden sind Abplatzungen der Putzschicht, Salze und Schimmel. Weitere Schwachstellen sind möglicherweise fehlerhaft ausgeführte oder schadhaft gewordene Abdichtungen. Bei der Bestandsaufnahme sollte zudem eine Einschätzung der Tragfähigkeit des Bauteils getroffen werden. Außenwände Die Sanierung von Außenwänden ist abhängig vom vorliegenden Schadensfall, von der Konstruktion und den Baustoffen der Außenwand. Ferndiagnosen helfen wenig – eine direkte Inaugenscheinnahme ist notwendig. Abhängig von der Konstruktion eines Hauses ist jede Außenwand unterschiedlich aufgebaut. Ältere Häuser haben andere Wandaufbauten als jüngere. Demnach ist ein Holzbau anders zu behandeln, als ein massives Gebäude. Außerdem ist für die Bestandsaufnahme die Orientierung zur Himmelsrichtung sowie die direkte Sonneneinstrahlung auf die Fassade mit entscheidend. Eine frei dem Wetter ausgesetzte Südwestfassade altert anders als eine Nordostfassade in einer Gasse. Bei einer Erneuerung der Außenwände sollten nach Möglichkeit Baustoffe, Aufbau, Oberflächen, Tragverhalten, Feuchtigkeit und die Fassadenausführung mit einer möglichen Ornamentik und Farbgestaltung ermittelt werden. Die meisten Ursachen für Schäden an der Fassade sind Einflüsse aus der Umwelt: Feuchtigkeit, Strahlung, Keime, Gase, Staub, Aerosole und vom Menschen ausgehende Beschädigungen, wie mechanischer Abrieb oder unsachgemäße Farbaufträge. Hinzu kommen tragwerksbedingte Einflüsse durch den Baugrund oder sich verändernde Baukonstruktionen. Fassaden sind dem Wetter ausgesetzt und müssen das Regenwasser gezielt abführen oder bedingt aufnehmen können. Fehlerhafte oder nicht existierende Anschlussdetails der Außenwände an anderen Bauteilen, wie beispielsweise defekte Balkonanschlüsse, sind häufig Ursachen für Schäden. Risse können sich durch baukonstruktive Ursachen bilden oder durch unterschiedliches Schwinden und Quellen von Baustoffen, was oft durch temperaturbedingte Formveränderungen oder Verän- derungen der Statik ausgelöst wird. Bei Rissen ist grundsätzlich einzuschätzen, ob die Ursache für die Rissbildung noch aktiv ist. Entsprechend der erwarteten zukünftigen Entwicklung müssen dann die Sanierungsmaßnahmen ausgewählt werden. Kondensat auf der Innenseite einer flächig verputzten dünnen Außenwand kann sich z. B. durch ein Wärmedämmverbundsystem sanieren lassen. Bei einer reich ornamentierten Fassade wäre diese Lösung wahrscheinlich nicht möglich. Hier müsste geprüft werden, ob ein zweischaliges Mauerwerk eine Kerndämmung ermöglicht, oder ob eine technisch anspruchsvolle Innendämmung ausgeführt werden kann. Fenster und Türen Fenster und Außentüren gehören durch ihre unterschiedlichen und komplexen Materialeigenschaften und ihre mechanischen Anforderungen zu den sensibelsten Bauteilen der Sanierung. Lassen Sie die Fenster und Außentüren Ihrer Gebrauchtimmobilie untersuchen, d. h. nicht nur den Zustand des Materials der Rahmen, Flügel sowie Türblätter, sondern auch die Qualität des Glases. Aspekte wie Art und Zustand der Anstrichsysteme und die Qualität der Dichtigkeit sind wichtig. Alte Türen und Fenster entsprechen in der Regel nicht mehr heutigen Wärmeschutzanforderungen. Lassen Sie die Innentüren nicht nur auf ihre Funktionstüchtigkeit, sondern ebenso auf Beschaffenheit überprüfen, wie z. B. Türfutter, Stahlzarge, Türblatt und Bänder. Wie steht es um den Schließmechanismus und die Griffe, ist die Türschwelle noch in Ordnung, funktioniert die Mechanik der Schiebetüren? Nicht selten sind Innentüren verzogen, mechanisch beschädigt und schließen nicht mehr dicht, Kellertüren können durch Feuchtigkeit nicht mehr funktionstüchtig sein, alte Stahltüren sind oft nicht mehr ausreichend beschichtet und partiell verrostet. Im Zuge der Bestandsaufnahme der Fenster müssen die Fensterbänke innen und außen sowie eventuell vorhandene Schutzelemente wie Fensterläden oder Rollläden erfasst werden. Wichtig ist, in welche Himmelsrichtung Fenster und Außentüren weisen. Griffe, Fensterbänder und Schließmechanismen sind oft beschädigt und nur noch bedingt funktionsfähig. Auch der Anschluss der Blendrahmen an die Außenwand kann schadhaft sein. In den Fensterlaibungen auf der Innenseite finden Sie häufig Feuchtigkeit, die z. B. bei Holzfenstern zur Fäulnisbildung führen kann. Während bei Holzfenstern meist alte Anstriche zu bemängeln sind, zeigen Kunststofffenster ganz andere Probleme. Sie werden im Laufe der Jahre häufig stumpf und vergilben. Beim Einbau neuer Fenster müsste darauf geachtet werden, dass sie möglichst luftdicht montiert und korrekt in der 98 | Wie erfahre ich, was alles saniert werden muss? Wie erfahre ich, was alles saniert werden muss? bestehenden Laibung verankert werden. Oft kommt es nach dem Einbau bei nicht ausreichender Raumlüftung zur Bildung von Kondensat. In den meisten Fällen können in die Laibung geklebte, harte Wärmedämmmaterialien, wie beispielsweise Calcium-Silikatplatten, Abhilfe schaffen. Werden alte Fenster durch neue ausgetauscht, können diese in ihrer Form, Farbe und Gestaltung an den Bestand angeglichen werden. Manche Bauherren wünschen sich den Erhalt der ursprünglichen Fenster, vor allem aus denkmalpflegerischen Erwägungen, und entscheiden sich für eine Überarbeitung oder Restaurierung. Dann kann es sinnvoll sein, eine neue dünne Wärmeschutzverglasung in die bestehenden Flügel einzubauen. Möglich ist auch, ein weiteres, energetisch wirksames Fenster als Kastenfenster auf der Innenseite der Laibung zu ergänzen. Innenwände Innenwände eines Hauses haben mitunter eine tragende Funktion und dürfen nicht ohne weiteres eingerissen werden. Nicht tragende Innenwände fungieren als Raumteiler und lassen sich bei Bedarf entfernen. Bei der Bestandsuntersuchung werden der Aufbau der Innenwände und ihr Anschluss an angrenzende Bauteile wie Sohlplatten, Decken, Außenwände und andere Innenwände erfasst. Die häufigsten Schäden bei Innenwänden entstehen durch aufsteigende Feuchtigkeit. Deshalb werden zunächst die Oberflächen und Feuchtzustände der Wände geprüft und dann die Verkleidungen und das Brandverhalten der Materialien eingeschätzt. Schäden an Innenwänden können außerdem das Resultat von tragkonstruktiven Veränderungen sein. Bei der Sanierung sollte darauf geachtet werden, ob sich eventuelle tragkonstruktive Bedingungen, die beispielsweise zu Rissen in den Innenwänden geführt haben, noch entwickeln, oder ob sie ein neues stabiles Gleichgewicht gefunden haben. Wenn sich eine stabile Situation eingestellt hat, können die Risse mit einem entsprechenden Verfahren saniert werden. Bei neu zu erstellenden, nicht tragenden Innenwänden werden aus statischen Gründen oft Leichtbauwände oder aus leichten Steinen gemauerte Wände gezogen. Treppen Bei Treppen ist der Blick auf die Konstruktion zu richten. Wie sind die oberen und unteren Auflagepunkte beschaffen, wie die Materialien, Oberflächen, Setz- und Trittstufen, Beläge, Wangen, Bekleidungen von der Unterseite, Geländer und Handläufe? Liegt bei der Holztreppe vielleicht Schädlingsbefall vor? Häufig sind Treppen durch den Gebrauch über die Jahre nicht nur durchgetreten und die Oberflächen abgenutzt, sondern zusammen mit den Geländern und Handläufen instabil geworden. Die Läufe von Betontreppen sind in der Regel weniger anfällig als die Läufe von Holztreppen. Die Sanierung einer bestehenden Holztreppe | 99 braucht meist mehr Zeit und ist entsprechend kostenintensiv. Zuerst muss die nötige Stabilität einer Treppe hergestellt werden. Bei Holzschädlingen wären anerkannte Verfahren des Holzschutzes anzuwenden. Das Knarren alter Stufen lässt sich am einfachsten durch einen weich aufgelegten Trittbelag oder durch eine Neuvernagelung verhindern. Fußböden Fußböden bestehen selten aus einer einheitlichen Schicht und Konstruktion oder stammen gar aus einer Zeit. In der Bestandsaufnahme sollte festgestellt werden, aus welchen Materialien die Fußbodenschichten bestehen und in welchen Dicken sie ausgeführt wurden. Meistens finden sich in älteren Wohnräumen Holzdielenfußböden. Weitere Bodenbeläge sind z. B. Naturstein, Fliesen, Mosaik, Parkett, Linoleum, Estrich und Teppich. Fußböden sind Bereiche, die stark beansprucht werden. Dielen sind über die Jahre ausgetreten, Fliesen- oder Natursteinplattenbeläge und Estriche können gerissen oder ebenfalls ausgetreten sein. Besonders in Küchen und Bädern machen sich Schäden durch Feuchtigkeit bemerkbar. Die meisten Bauherren wünschen sich ebene Böden sowie einen guten Trittschallschutz und lassen zuerst den Fußboden ausgleichen. Wenn der ursprüngliche Fußboden nicht wiederhergestellt werden kann oder soll, kommen in der Regel Ausgleichsspachtelungen, Trockenunterböden oder Estriche, ggf. auf einer Trittschalltrennlage, zur Ausführung, um darauf einen neuen Bodenbelag montieren zu können. Liebhaber ursprünglicher Fußbodenfassungen und alter Dielen müssen hingegen schiefe Böden und einen schlechten Schallschutz akzeptieren, wenn sie den Charme des Alten erhalten möchten. Decken Die Bestandsaufnahme muss beispielsweise die Decken eines Gebäudes erfassen. Wo befinden sich Holzbalkendecken und wo massive Decken, wie steht es um das Tragverhalten und insbesondere die sogenannte Deckenspannrichtung? Der Zustand an den Auflagerpunkten, die schallschutzrelevanten Eigenschaften sowie die Wärmedämmeigenschaften sind fachkundig zu betrachten. Holzbalkendecken können von Ungeziefer und Schimmelpilzen befallen sein. Insbesondere die in der Außenwand aufliegenden Balkenköpfe sind oft durch erhöhte Feuchtigkeit gefährdet und unter Umständen in ihrer Tragfähigkeit beeinträchtigt. Leckagen der Heizungs- und Sanitärinstallationen oder undichte Nassbereiche verursachen häufig langfristige Schäden an Deckenbalken. Bei Massivdecken können sich Korrosionsschäden an den Stahlträgern in Kellergeschossen finden. Die Sanierung beschädigter Geschossdeckenbalken kann durch das im Fachjargon genannte „Anlaschen“ von Holzbohlen, aber ebenso 100 | Wie erfahre ich, was alles saniert werden muss? Wie erfahre ich, was alles saniert werden muss? durch den Einbau von verstärkenden Stahlbauteilen, den Einbau von Wechseln oder durch die Reparatur mit Kunstharzprothesen erfolgen. Trittschalldämmmaßnahmen und zusätzliche Unterdecken helfen, die Übertragung von Geräuschen zu minimieren. Meist bietet sich bei Dachbodendecken eine Wärmedämmung zwischen den Deckenbalken oder auf der vorhandenen Holzbalkenlage an. Kellerdecken lassen sich dagegen von unten durch eine neu zu montierende Unterdecke dämmen. Mitunter ist es auch möglich, Hohlräume zwischen den Balken von Holzbalkendecken mit eingeblasenem Dämmmaterial zu füllen. Dachwerke können unterschiedliche Konstruktionsweisen haben, z. B. als Pfetten- oder Sparrendächer ausgebildet sein. Der Fachmann hilft zu erkennen, was statisch tragend und aussteifend ist; gerade dann, wenn die Möglichkeit eines Ausbaus erwogen wird. Der Zustand der Hölzer ist zu untersuchen: Sind sie von tierischen oder pflanzlichen Schädlingen befallen? Kann eine Behandlung durchgeführt werden oder sind Teile auszutauschen? Neue Gauben oder Dachflächenfenster bringen Licht in den Dachraum und vielleicht interessante Ausblicke. Info | Siehe dazu die Informationsblätter unter www.kompetenzzentrum-iemb.de Infoblatt Nr. 6.1 | Gebäudeheizung und Trinkwassererwärmung Infoblatt Nr. 6.3 | Elektrotechnik Dächer Ein Dach muss von innen und von außen begutachtet werden, um Aussagen über Oberfläche, Aufbau des Daches, Dacheindeckung, Dachrinnen, Fallrohre, Attiken, Traufen, Firstpunkte, Dachaustiege und sonstige Sonderbauteile treffen zu können. Dächer sind durch Wind und Wetter stark beansprucht. Undichte Dacheindeckungen, nicht fachmännisch ausgeführte Dachausbauten und fehlerhafte Anschlusspunkte können bei geneigten Dächern zu Schimmelbildung an den Holzbauteilen führen. Flachdächer sind häufig durch Feuchtigkeit beschädigt, was im Hausinneren sichtbar wird, sobald die Nässe ins Dach eingedrungen ist und sich im Mauerwerk verteilt hat. Die Verbesserung der Wärmedämmung von geneigten Dächern kann prinzipiell durch die Dämmung oberhalb des Sparrens, zwischen den Sparren oder unterhalb des Sparrens erfolgen. Beim nachträglichen Ausbau von Dachräumen sollte auf eine genaue Ausführung der Luftdichtigkeit geachtet werden. Haustechnik und Installationen Für die Dokumentation der diversen Installationen in einem Gebäude wie Gas- und Heizleitungen, Heizflächen (Heizkörper), Heizungszentrale sowie Warm-, Kalt- und Abwasser empfiehlt es sich, entsprechende Installationspläne anzulegen. Für Elektroinstallationen gilt dies meist nur für die Verteilung und die Position der Schalter, Steckdosen und Auslässe, da eine Bestandsaufnahme der Leitungsverteilung in der Regel zu aufwendig und für die Sanierung | 101 nur von untergeordneter Bedeutung ist. Installationen entsprechen vielfach nicht mehr den heutigen Sicherheitsund Komfortstandards. Es macht Sinn, bei der Planung neuer Installationen die notwendigen Leitungen in gemeinsamen Installationssträngen zusammenzufassen. Veranlassen Sie bei Ihrer Sanierung, dass die „installationsintensiven“ Einheiten wie Küche, Bad und WC möglichst dicht beieinander geplant werden. Bäder und Leitungen Hier geht es um den Zustand der Warm- und Kaltwasserinstallationsleitungen der Sanitärobjekte, wie Duschtassen oder Badewannen, Armaturen, Abwasserleitungen, Grundleitungen und Bodeneinläufe, Pumpensümpfe, Abwasserhebeanlagen und Regenwassernutzung. Die Warmwasserbereitung kann elektrisch oder durch die Heizung erfolgen und wird durch die geplante Energieversorgung mitbestimmt. Oft werden Objekte und Armaturen aus ästhetischen Gründen ausgetauscht, was zu umfangreichen Neuinstallationen in Bädern und Küchen führt. Häufig sind zudem zu wenige Bäder im Haus vorhanden oder aber die vorhandenen Bäder nicht genügend ausgestattet. Bei offensichtlichen Beschädigungen der Abflussleitungen im Erdreich besteht der größte Anteil des Sanierungsaufwandes darin, die Grundleitungen freizulegen. Anschließend ist es ratsam, die Leitungen komplett gegen ein aktuell dem Stand der Technik entsprechendes System an Grundleitungsrohren auszutauschen. Im Zuge der Sanierungsplanung müsste abgewogen werden, inwieweit eine Nutzung von Regenwasser möglich und sinnvoll ist. Elektrik Bei den Elektroinstallationen sollten die folgenden Elemente betrachtet und bewertet werden: Haupt- und Unterverteilung mit ihren Bestandteilen, wie beispielsweise FI-Schaltern, Geräte-, Steckdosen- und Drehstrom-Stromkreisen, Zähler und Anschlussleitungen, Elektroleitungen, Schalter und Steckdosen, Klingelanlagen, TV-Leitungen und Dosen, TVEmpfangsgeräte wie Antennen, SAT-Anlagen oder Kabelanschlüsse und Fernmeldeanlage mit ihrer Verteilung im Gebäude und der Anzahl der Dosen. Weitere Elektroinstallationen wie Netzwerkeinrichtungen und Photovoltaikanlagen müssen ggf. aufgenommen und eingeschätzt werden. Bestehende Elektroinstallationen entsprechen sehr häufig nicht den heutigen Anforderungen an Ausstattung und Sicherheit. Die Sicherungssysteme sind meist veraltet und nur noch bedingt funktionsfähig. Gerade bei Wohnräumen und Küchen sind die alten Leitungen nicht ausreichend dimensioniert oder nicht fachgerecht verteilt. Hier lauern erhebliche Brandgefahren! 102 | Wie erfahre ich, was alles saniert werden muss? Wie erfahre ich, was alles saniert werden muss? Selbst bei Elektroinstallationen, die nach der ersten Einschätzung intakt sind, können scheinbar kleinere Änderungswünsche zu einer kompletten Neuinstallation führen. In der Regel sparen Sie bei einer Neuinstallation Kosten, denn eine Bestandsaufnahme und Analyse des bestehenden Systems mit anschließenden Reparatur- und Ergänzungsmaßnahmen ist oft aufwendiger. Zudem erlischt bei Änderungen der bestehenden Elektroinstallation in der Regel der Bestandsschutz und in der Folge die derzeit geltenden Sicherheits- und Brandschutzanforderungen. Hausanschlüsse Die Hausanschlüsse für Trinkwasser, Strom, Fernmeldetechnik, Abwasser und ggf. Regenwasser und Gas wären noch einmal separat zu betrachten. Oft sind die Leitungen und Übergabestellen für Wasser, Gas und Strom älter als die entsprechende Verteilung im Haus und heute nicht mehr zulässig, wie beispielsweise Trinkwasserleitungen aus Blei. Feuchtigkeit ist eine der Hauptursachen für Schäden an Rohrdurchführungen. Ähnliches gilt für den Anschluss der Abwasser- und Regenwasserleitungen an das öffentliche Kanalnetz. Info | Siehe dazu die Informationsblätter unter www.kompetenzzentrum-iemb.de Infoblatt Nr. 5.4 | Schallschutz Infoblatt Nr. 8.4 | Verbesserung des Schallschutzes von Wohngebäuden im Bestand Bei der Sanierung der Hausanschlüsse sollten Sie die entsprechenden Vertreter der zuständigen Versorgungsunternehmen ansprechen, um die Tauglichkeit der Hausanschlüsse einschätzen zu lassen. Bei den oft sehr umfassenden Sanierungen der Installationen bietet es sich an, die Hausanschlüsse dem derzeitigen Stand der Technik anzupassen. Viele lokale Versorger bieten kombinierte Hausanschlüsse für Gas, Wasser und Strom an, die nach der Sanierung gemeinsam durch nur ein Element in das Haus geführt werden können. Akustik Der angestrebte Standard an die akustischen Qualitäten Ihres Hauses müsste von Beginn an in die Planungen eingebunden sein. Oft ist es im Bestand sehr schwierig, durch Umbauten einen Schallschutzstandard zu erfüllen, der bei Neubauten üblich ist. Wenn Sie einen hohen Anspruch an den Schallschutz stellen, kann aber immer eine Lösung gefunden werden, solange der Denkmalschutz dem nicht entgegensteht. Je nach Qualität des Bestandes können dafür starke Eingriffe in die Bausubstanz notwendig werden. Gerade beim Schallschutz hängt es davon ab, welche Qualitäten das Haus bereits besitzt und wie empfindlich die Bewohner auf Geräusche reagieren. Besonders wichtige Punkte bei der Überprüfung der derzeitigen Qualitäten sind Innenwände, Decken und Installationen, da sie die Hauptfaktoren zur Übertragung von Schall bilden. Um die akustischen Qualitäten von Innenwänden zu erhöhen, gibt es zwei verschiedene Methoden, die je nach Bestand | 103 abgewogen werden müssen. So können leichte, akustisch wirksame Bauteile an der Innenwand aufgehängt oder schwere schallschutzverbessernde Elemente vor die Innenwand gestellt werden. Zur Verbesserung der Trittschalleigenschaften der Decke stehen diverse Optionen mit unterschiedlichen Effekten zur Verfügung. Es kann ein weich federnder Gehbelag aufgebracht werden oder aber das Eigengewicht der Decke wird erhöht. Eine weitere denkbare Maßnahme wäre das Einziehen einer neuen Unterdecke, was sich besonders bei hohen Räumen anbietet. Außerdem bietet diese Lösung den Vorteil, dass sämtliche Leitungen dahinter versteckt werden können. Selbstverständlich sind Kombinationen dieser Maßnahmen denkbar. Bei Installationen wie Kabeln und Leitungen ist es wichtig, sie von den Bauteilen zu entkoppeln. Das bedeutet, dass beispielsweise ein Heizungsrohr nicht direkt an der Wand liegt, da so Geräusche übertragen werden, sondern die Rohre abgesetzt von der Wand verlaufen. Da bei größeren Umbaumaßnahmen in der Regel ohnehin neue Elektro-, Heizungsund Sanitärinstallationen verlegt werden, kann der Standard ohne größeren zusätzlichen Aufwand an die heutige akustische Qualität von Neubauten angeglichen werden. Statik Werden bei der bauteilgebundenen Bestandsaufnahme alle Bauelemente für sich geprüft, gibt es Bereiche, die ganzheitlich betrachtet werden müssen. Dazu gehören die Statik und die energetische Situation eines Hauses. Zur Beurteilung der vorhandenen Statik müssen alle für die Tragfähigkeit relevanten Teile fachmännisch geprüft und die Eigenschaften der Bauteile, gemessen an ihren statischen Aufgaben, untersucht werden. Die Lasten, die durch die Bauteile abgetragen werden müssen, lassen sich am besten nachvollziehen, indem man sie von oben nach unten, d. h. vom Dach in den Keller verfolgt. Dabei werden neben den tragenden Bauteilen und deren Konstruktionen vor allem auffällige Überlastungserscheinungen wie Risse, Abplatzungen, Setzungen und auffällige Schwächungen wie ein mit Pilz befallener Dachstuhl begutachtet und eingeschätzt. Wichtig ist, inwieweit die ursprüngliche Lastabtragung bereits durch Umbauten verändert worden ist. Wurde im Laufe der Zeit eine Schiefereindeckung gegen Betonpfannen ausgetauscht, kann das höhere Gewicht der Dacheindeckung zu einer Überlastung der Statik führen. Sie müssen bedenken, dass vorgefundene funktionierende Tragsysteme oft nicht den heutigen Anforderungen gerecht werden. Es muss also nicht nur eine für den Bestand funktionierende Statik hergestellt werden, sondern eine, die die zukünftige Nutzung des Gebäudes berücksichtigt. Beispielsweise kann 104 | Wie erfahre ich, was alles saniert werden muss? Wie erfahre ich, was alles saniert werden muss? der Wunsch nach einem Wasserbett bedeuten, dass Sie die Tragfähigkeit des Bodens verstärken müssen. Eine Verbesserung der Tragfähigkeit lässt sich durch drei Verfahren herstellen: durch die Verstärkung der Konstruktion, durch die Entlastung der Konstruktion oder durch die Aufwertung des Materials. 5.3 Energetische Bestandsaufnahme Für Neubauten gilt schon lange die Energieeinsparverordnung (EnEV). Sie bietet rechnerisch die Möglichkeit einer ganzheitlichen Betrachtung von Gebäudehülle und Anlagentechnik durch die zusätzliche Berechnung des Jahres-Heizenergiebedarfs und des Jahres-Primärenergiebedarfs. In der Verordnung ist festgesetzt, wie viel Energie ein Gebäude, abhängig von Größe und Volumen, an Energie pro Jahr maximal abgeben und verbrauchen darf. Die EnEV gilt nicht nur für Neubauten, sondern greift auch dann, wenn Sie bei Ihrem Altbau größere Veränderungen an der Gebäudehülle vornehmen. Durch eine verbesserte Wärmedämmung und eine höhere Dichtigkeit des Gebäudes lässt sich teure Heizenergie einsparen. Wohnhäuser beanspruchen in Deutschland immerhin 30 Prozent der Gesamtenergie, die in Gebäuden verbraucht wird. Im Wesentlichen wird die Heizungsenergie nach wie vor aus fossilen Brennstoffen gewonnen. Guter Wärmeschutz und eine moderne Heizung bedeuten nicht nur Entlastung für die Haushaltskasse, sondern ebenso für das Klima. Außerdem steigern Sie durch diese Maßnahmen den Wert Ihrer Immobilie. Info | Siehe dazu die Informationsblätter unter www.kompetenzzentrum-iemb.de Infoblatt Nr. 5.1 | Energieeinsparverordnung Infoblatt Nr. 5.2 | Energieausweise und Kennwerte Infoblatt Nr. 5.3 | Wärmeschutz und Behaglichkeit Infoblatt Nr. 8.2 | Energetische Bewertung und Modernisierung Forschungsbericht | Nachhaltiges Bauen für Ein- und Zweifamilienhäuser Der Wärmeschutz wird unterschieden in den sommerlichen und den winterlichen Wärmeschutz. Bei einer energetischen Betrachtung des Gebäudes müssen beide berücksichtigt werden, um den Energiebedarf des Hauses über das ganze Jahr ermitteln und optimieren zu können. Die Erfassung der Daten sollte so durchgeführt werden, dass die Bewertungskriterien der Energieeinsparverordnung (EnEV) erfüllt werden. Bei einer energetischen Bestandsaufnahme nach EnEV werden vor allem die Gebäudehülle sowie die Anlagen der Heizung, der Lüftung und der Warmwasserbereitung betrachtet. Alle Flächen und Geometrien der Räume und Dachformen werden erfasst und die Bauteile und Installationen im Einzelnen energetisch unter die Lupe genommen. Neben diesen Betrachtungen ist es sinnvoll, bauliche Besonderheiten und die Nutzung von Keller und Dachgeschoss zu beschreiben. Nun folgt eine Auswertung der gesammelten Daten. Sprechen Sie zur Erfassung und zur Bearbeitung des komplexen Berechnungsvorgangs einen zertifizierten Energieberater an. Viele Architekten, Innenarchitekten, Ingenieure und Handwerker haben sich bereits zum Energieberater ausbilden lassen. Die Auswertung der Daten kann nach zwei Methoden erfolgen: dem vereinfachten Verfahren (Heizperiodenbilanz- | 105 verfahren) und dem ausführlichen Verfahren (Monatsbilanzverfahren). Sie unterscheiden sich grundsätzlich in der Ausführlichkeit ihrer Berechnung. Beim Kurzverfahren werden die geometrischen Daten der Bauteile nach einem vereinfachten Verfahren erfasst und zur Berechnung notwendige bauphysikalische Daten aus Tabellen ergänzt. Diese Tabellenwerte treffen generelle Aussagen über den energetischen Zustand beispielsweise bestimmter Wandaufbauten. Das Kurzverfahren kann erste Hinweise auf den Zustand des Gebäudes geben und Entscheidungshilfe zum Kauf sein. Wird das ausführliche Verfahren angewandt, werden die exakten geometrischen Daten des Gebäudes ermittelt und die bauphysikalischen Kerndaten nicht aus Tabellen entnommen, sondern die durch die Bestandsaufnahme festgestellten Daten verwendet. Beim ausführlichen Verfahren erhalten Sie exakte Daten zu Ihrem Gebäude und direkte Handlungsempfehlungen, was mit welchem Aufwand zu tun ist, um einen besseren Energiestandard zu erreichen. Dabei können Sie auch klären, ob sich Ihr Haus zu einem Passivhaus umbauen lässt. Mit dem Wissen, an welchen Stellen ein Gebäude, wodurch und in welchem Maße Energie verliert, können optimierte energetische Sanierungsmaßnahmen entwickelt werden. Betrachten Sie im Zuge der Untersuchung die letzten Heizkostenabrechnungen, denn diese können Ihnen im Verhältnis zu den Wetterbedingungen während der Heizperiode einen Anhaltspunkt für die Energieeffizienz des Gebäudes geben. Heizungsanlage Wenn Sie Energie sparen wollen, ist eine gute Heizungsanlage unumgänglich. Deshalb gebührt ihr bei der Feststellung der derzeitigen Standards besondere Aufmerksamkeit. Hierbei ist festzustellen, welche Heizungsart derzeit in Betrieb ist: eine Einzelfeuerstätte oder eine Heizungszentrale mit Brenner, Heizkessel und ggf. Warmwasserspeicher. Außerdem sind das Baujahr und die Energiequelle festzustellen sowie zu klären, ob es Ausdehnungsgefäße gibt und ein Brennstofflager vorhanden ist. Es wird untersucht, ob die Leitungen auf der Wand oder in der Wand verlaufen, sie bereits gedämmt sind und ob sie Geräusche verursachen. Sind alle Erkenntnisse gesammelt, werden der Verlauf der Leitungen und die dazugehörigen Heizflächen geklärt. Die Heizflächen werden raumweise ermittelt und beinhalten die Art des Heizkörpers, das Material, die Größe und den Zustand. Oftmals führen nicht vorhandene oder defekte Leitungen, veraltete Heizungszentralen oder Abgassysteme und nicht vorhandene oder ungenügend dimensionierte Warmwasserspeicher zu hohen Energieverlusten. Der gehobene Anspruch an die Leistungsfähigkeit und den Wirkungsgrad von Heizungen und Heizkörpern begründt in den meisten Fällen den Austausch der Heizungsanlagen. Nachbesserungen 106 | Wie erfahre ich, was alles saniert werden muss? Wie erfahre ich, was alles saniert werden muss? an veralteten Heizungsanlagen sind in der Regel nur indirekt, beispielsweise an der Abgasanlage, möglich. Schadhafte Heizleitungen müssten ausgetauscht, nicht isolierte Leitungen wärmegedämmt werden. Planen Sie, die Heizkörper gegen neue, mit regelbaren Thermostaten versehene Elemente auszutauschen, zieht das in den meisten Fällen einen Austausch der Leitungen nach sich. Schornstein Im Zuge eines Heizungsumbaus muss auch der Schornstein überprüft werden. Vor Baubeginn erläutert der Schornsteinfeger, ob der Querschnitt für die gewünschte Kesselart ausreichend ist. Bei den niedrigen Abgastemperaturen heutiger Heizungen müssen die Schornsteine mit innen liegenden Edelstahl- oder Formziegelrohren ausgekleidet werden, damit sie nicht versotten. Die Erwärmung des Brauchwassers sollte in die Modernisierung mit einbezogen werden. Interessant ist dabei die Tatsache, dass zusätzliche Wärmegewinne für die Heizungstechnik aus sekundären Energiequellen, beispielsweise durch eine solarthermische Anlage oder Wärmepumpen-Erdwärme Ihr Heizsystem ergänzen können. Gesamtenergieeffizienz Grundsätzlich unterliegt der Gebäudebestand immer dann der Energieeinsparverordnung, wenn zum Bestand beheizbare Räume an- oder eingebaut werden. In der Verordnung werden auch die Möglichkeiten einer Ausnahme genannt, z. B. für Baudenkmäler und besonders erhaltenswerte Bausubstanz. Forderungen der energetischen Sanierung dienen oft nicht nur der Optimierung des Energieverbrauchs des Gebäudes, sondern helfen in der Regel, durch funktionsfähige Wandaufbauten oder Minimierung von Wärmebrücken Bauschäden zu vermeiden. Info | Siehe dazu die Informationsblätter unter www.kompetenzzentrum-iemb.de Infoblatt Nr. 6.2 | Wohnungslüftung Infoblatt Nr. 3.2 | Bauen im Lebenszyklus Eine Optimierung der Gesamtenergieeffizienz lässt sich zusammenfassend häufig durch eine Kombination der folgenden Maßnahmen erreichen: Herstellung einer möglichst lückenlosen Dämmung der gesamten Gebäudehülle durch die Verbesserung der energetischen Eigenschaften der Bauteile, wie beispielsweise der Fenster, der Außentüren, der Außenwände, der Kellerdecken, der obersten Geschossdecken und der Dächer, Erneuerung der Heizungsanlage, Nutzung von regenerativen Energiequellen, Abdichtung von Fugen und eventuell durch die Integration einer kontrollierten Lüftungsanlage. Lüftung Ein typisches Problem, das nach dem Austausch von Fensterelementen in Altbauten häufig auftritt, ist die Feststellung von Schimmelflecken an Fensterlaibungen und -stürzen sowie an Raumecken der Außenwände im Deckenbereich. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Fenster dichter, also besser sind als die alten. Die alten Fenster haben durch | 107 ihre relative Undichtigkeit für eine „unkontrollierte“ natürliche Lüftung des Raumes und damit Abführung der Luftfeuchtigkeit gesorgt, aber auch zu einem erhöhten Wärmeverlust und zu Zugerscheinungen geführt. Dies wird bei den neuen Fenstern unterbunden, sodass die Räume regelmäßig durch Öffnen der Fenster gelüftet werden müssen. Wird dies vernachlässigt und ist zudem der Altbau gar nicht oder unzureichend wärmegedämmt, kondensiert die Raumluftfeuchtigkeit an kalten Stellen und bildet den Nährboden für Schimmelpilze. Wird der Altbau wärmegedämmt, kann dies größtenteils ausgeschlossen werden, sofern nicht anderweitig hohe Luftfeuchtigkeit hervorgerufen wird. Bei der Bestandsaufnahme wäre zu dokumentieren, wo und in welchem Umfang im oder am Haus Feuchtigkeit vorhanden ist. In diesem Zuge wird ferner ermittelt, welche Auswirkung diese auf das Gebäude hat, ob beispielsweise Schimmel oder Salzausblühungen zu erkennen sind. Neben der augenscheinlichen und messbaren Feuchtigkeit sollte bei der Bestandsaufnahme auch überlegt werden, an welchen nicht sichtbaren Stellen unter Umständen Feuchteschäden vorhanden sein könnten. Bei der Untersuchung der Feuchtigkeit im Haus sind unbedingt die Witterungsbedingungen zu bedenken. So können eine steigende Luftfeuchtigkeit oder hohe Temperaturen, Schnee, Regen oder eine direkte Sonneneinstrahlung dazu führen, dass feuchte Stellen nicht immer gleich sichtbar sind. Einige der häufigsten Ursachen für feuchte Wände sind fehlerhafte Konstruktionen, Leckagen, zu hohe Regenbeanspruchung, aufsteigende Feuchtigkeit aus dem Erdreich und Kondensation. Wichtig ist deshalb, die Bestandsaufnahme und die Sanierungsmaßnahmen als Einheit zu betrachten und die bauphysikalischen Zusammenhänge zu erkennen und zu berücksichtigen. 5.4 Gesundes Material Während statische Systeme von Gebäuden anhand von Bauunterlagen nachvollziehbar sind, ist besonders die ökologische und gesundheitliche Verträglichkeit von Baumaterialien nicht immer einfach zu prüfen. Einige Baustoffe und Oberflächenmaterialien mit technisch hervorragenden Eigenschaften sind in ihrer gesundheitlichen Verträglichkeit kritisch zu betrachten. Weichmacher in Kunststoffen, Dichtungsmaterialien und PVC-Belägen können für Ihre Gesundheit von Nachteil sein. Hinzu kommen in zahlreichen Wohnungen die vielfältigen Materialien der Einrichtungsgegenstände und vor allem elektrische Geräte, die teilweise Flammschutzmittel in ihre Umgebung ausgasen. Hier kann sich der Anspruch an eine größtmögliche Gebäudedichtigkeit rächen. Zwar steht diese für eine hohe Energieeffizienz, doch verhindert sie ein Weglüften der Schadstoffe. Obwohl die Industrie ständig an der Verbesserung der Produkt- 108 | Wie erfahre ich, was alles saniert werden muss? Wie erfahre ich, was alles saniert werden muss? eigenschaften feilt, lassen sich ideale raumklimatische Bedingungen nicht ausschließlich durch manuelles Lüften schaffen. Deshalb sollte zu jeder Planung ein durchdachtes Lüftungskonzept in Verbindung mit schadstofffreien, wohngesunden Bau- und Werkstoffen gehören. Die beste Möglichkeit für eine effektive Lüftung ist der Einsatz einer Lüftungsanlage. Für die neu einzubauenden Materialien ist die Gesundheitsverträglichkeit durch entsprechende Nachweise oft nachzuvollziehen. Schwieriger ist es bei den bereits im Bestand verbauten Baustoffen. Manche der Bestandsgebäude haben bereits einen Eigentümer- und Nutzungswechsel hinter sich, und nicht immer ist dem Käufer klar und bewusst, welche Materialien sich im Bau befinden. Bis spät in die 80er Jahre wurden vermehrt bauchemische Produkte wie Holzschutzmittel, Asbest und Parkettkleber eingesetzt, die heute als allergie-, reiz- und krebsauslösend bekannt sind und vermieden werden müssen. Altlasten, die sich gesundheitsschädigend auswirken, sind aber nicht der Regelfall! Besonders Allergiker müssen ein Auge auf die verwendeten Materialien haben. Im Zweifelsfall kann eine Laboruntersuchung oder ein Gutachten Sicherheit geben und könnte bei einem negativen Befund gleich als Basis der einzuleitenden Sanierungsmaßnahmen genutzt werden. 5.5 Übung 13 | Welche Pflanzen und Bäume sollen in Ihrem Garten stehen? Über die Auswahl der Pflanzen prägen Sie das Ambiente Ihres Gartens. Bambus und klare Formen der Beete beispielsweise lassen den Garten asiatisch wirken, « Der Garten wurde völlig neu geordnet. eine Auswahl südlicher Pflanzen eher Es entstanden neue Bereiche wie ein mediterran. Besuchen Sie botanische Sitzplatz und ein Wasserspiel, der Gärten oder machen Sie einen Spazier- Verlauf des Weges wurde verändert, gang im Park oder im Wald, um sich neue Materialien verwendet, die einen einen Überblick zu verschaffen. Machen stärkeren Bezug zum Haus herstellen. Sie Fotos von Ihren Lieblingsblumen Durch ein abgestimmtes Pflanzkonzept oder sammeln Sie Blätter von Bäumen, entstanden Beete, die dauerhaft sind die Ihnen besonders gefallen. So stellen und deren Pflanzen durch die Blüten- Sie eine Auswahl an Pflanzen zu- farben und Blattformen das ganze sammen, die Sie mit einem Land- Jahr über die Blicke auf sich ziehen. schaftsarchitekten für Ihren Garten entsprechend sortieren, anordnen und Petra Urban auswählen können. Landschaftsarchitektin « Gartengestaltung Entscheiden Sie sich für ein Haus im Bestand, so erhalten Sie häufig – sofern die Parzellen nicht neu zugeschnitten werden – ein wesentlich größeres Grundstück, als es heute in den Neubaugebieten ausgewiesen wird. Viele Menschen träumen von einem schönen, alten Garten: große Bäume, Vogelgezwitscher, Blütenwiesen. Doch in der Realität sieht das oft anders aus. Gärten erfüllen mitunter lediglich Ansprüche an Sichtschutz und Pflegeleichtigkeit. In jedem Fall lohnt es sich, einen vorhandenen Garten näher zu betrachten, ihn zu bewerten und zu überlegen, ob er das gewünschte Potenzial bietet. Machen Sie sich Gedanken, wie Sie den Garten nutzen möchten. Soll er Rückzugsort, Spielfläche für die Kinder oder Nutzgarten sein. Unter Umständen kann eine Kaufentscheidung für das gesamte Objekt von dieser Prüfung abhängen. Zunächst wäre der Boden zu prüfen. Wurde die Fläche früher einmal nicht als Garten, sondern beispielsweise als Tankstelle genutzt? In diesem Fall wären sogenannte Altlasten, also Schadstoffe im Boden, zu befürchten. Das beschränkt sich jedoch auf Einzelfälle. Bei Zweifeln hilft eine Schadstoffanalyse. Bei Neubauten kann die Grundstückseinteilung so vorgenommen werden, dass sich Haus und Garten ergänzen. Bauen Sie im Bestand, liegen die Gartenform und die Beziehung zum Haus fest. Zuschnitt und Ausrichtung des Gartens sind wichtige Kriterien für die Auswahl des Wohnhauses, insbesondere wenn Sie einen Anbau oder eine Aufstockung | 109 andenken. Dabei geht es nicht nur um gestalterische Überlegungen, wie z. B. schöne Sichtbezüge von innen nach außen herzustellen, sondern ebenso um praktische und technische Fragen, die die Planung und den Bauablauf Ihres Bauvorhabens betreffen. Sie sollten sich früh über die prinzipielle Herangehensweise klar werden: Ist der vorhandene Garten so zu verändern, dass er Ihren Ansprüchen genügt oder wäre es besser, das Vorhandene abzuräumen und grundlegend neu anzufangen. Ist eine Entscheidung gefallen, kann die Umgestaltung beginnen. Bevor man aber mit dem Spaten loslegt oder eine Firma beauftragt, empfiehlt es sich, alle erreichbaren Informationen zu sammeln und einen genauen Plan zu erstellen. Oft gibt es in den alten Unterlagen zum Haus auch Dokumente zum Garten, vielleicht sogar noch alte Pläne. Pflanzenbestand Alte Gärten können grüne Schätze enthalten, die auf den ersten Blick kaum zu erkennen sind. Neben großen, alten Parkbäumen sind das z. B. seltene, langsam wachsende Solitärgehölze oder Stauden. In solchen Fällen wird Expertenrat benötigt, der hilft, die richtigen Entscheidungen über Erhalt oder Entfernung zu fällen. Zudem wäre der Boden zu prüfen. Je nach Region, Pflege und Bewuchs ist er sehr unterschiedlich zusammengesetzt. Beispielsweise verrotten unter Hasel, Esche oder Erle die Blätter schnell, während Eichenlaub nur schwer vergänglich ist und sich unter Nadelbäumen oft eine dicke Schicht sogenannten Rohhumus bildet, in dem fast nichts mehr wächst. Die Bodenqualität kann ein Landschaftsarchitekt oft schon an der Art der Wildkräuter und an einer Fingerprobe erkennen. Je nachdem, ob der bestehende Garten genutzt werden soll oder nicht, kann es sinnvoll sein, den Pflanzenbestand als Kernstück der Bestandsaufnahme aufzunehmen, d. h. zu kartieren. Hier kommt es nur direkt im Bereich von geplanten Änderungen, z. B. bei einer vorgesehenen Terrasse, auf Genauigkeit an. Wichtig ist auch der Stammumfang der einzelnen Gehölze. Dürfen die alten Bäume einfach gefällt werden oder benötigen Sie eine Genehmigung? Erkundigen Sie sich im Zweifelsfall bei Ihrer zuständigen Gemeinde oder unteren Naturschutzbehörde. Gerade große Bäume, ihre Standorte, Höhen und Kronendurchmesser sind für Ihre Entscheidung bei Umbau, Anbau und Sanierung des Wohnhauses mit entscheidend. Oft überschatten Bäume Teile des Gebäudes, was entsprechend der Lage von Vor- oder Nachteil für die Fassade, für etwaige Dämmmaßnahmen sein kann. Insgesamt ist eine ausgewogene, gründliche und einfallsreiche Planung die Grundlage für die künftige Gartengestaltung. Mit einer guten Planung im Vorfeld von Gestaltungsmaßnahmen können die Stärken einer vorhandenen Anlage genutzt und die Schwächen beseitigt werden. 110 | Wie läuft der Bau ab? Wie läuft der Bau ab? | 111 6 Wie läuft der Bau ab? 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 Skizzen und Entwurf Baugenehmigung und Ausführungsplanung Ausschreibung Abnahme Von der Suche bis zum Einzug – Ein Bauherrentagebuch 113 113 113 113 115 Ist das Haus gefunden und der Entschluss gefasst, es umzubauen, ist der Bauprozess vom Ablauf her grundsätzlich immer der gleiche. Wenn Sie Grundrisse und Ansichten, eventuell auch Bebauungspläne und Flächennutzungspläne beim Bauamt gesichtet haben, wenn also sichergestellt ist, dass Sie beispielsweise anbauen dürfen, kann der Planungsprozess beginnen. 112 | Wie läuft der Bau ab? Wie läuft der Bau ab? 6.1 Skizzen und Entwurf Siehe dazu die Informationsblätter unter www.kompetenzzentrum-iemb.de Infoblatt Nr. 8.1 | Instandhaltung, Modernisierung, Umbauen Infoblatt Nr. 8.2 | Energetische Bewertung und Modernisierung Infoblatt Nr. 8.3 | Gebäudeerweiterung Infoblatt Nr. 8.4 | Verbesserung des Schallschutzes von Wohngebäuden im Bestand Infoblatt Nr. 8.5 | Denkmalgeschützte Gebäude Infoblatt Nr. 8.6 | Instandsetzungs- und Modernisierungskosten Infoblatt Nr. 9.1 | Gebäudedokumentation (neu in 2006) ... und die Dokumentationen zum Download unter www.kompetenzzentrum-iemb.de Mindestanforderungen an Bau- und Leistungsbeschreibungen für Ein- und Zweifamilienhäuser Checkliste zur Auswertung von Bau- und Leistungsbeschreibungen für Ein- und Zweifamilienhäuser Abnahme Sobald Sie die Aufträge vergeben haben, geht es los! Jetzt sind von Ihrem Architekten die Leistungen der Handwerker untereinander zeitlich zu koordinieren und die Ausführung ihrer Arbeiten zu überprüfen. Sind die Leistungen eines Gewerkes erbracht, wird eine Abnahme durchgeführt. Bei einer Abnahme müssen alle Vertragspartner vor Ort sein, mindestens also Sie als Bauherr und der verantwortliche Handwerker. Der Bauherr ist nun gefordert, die ausgeführte Qualität zu beurteilen und etwaige Mängel anzuzeigen. Für Laien wird diese Aufgabe nicht zu leisten sein, weshalb es ratsam ist, den Architekten hinzuzuziehen. Er berät und unterstützt Sie, aber Sie als Bauherr bleiben derjenige, der die Leistung vertraglich abnehmen muss. Das Ergebnis wird in einem Protokoll festgehalten. 6.2 Diese Abnahmeprotokolle sind besonders für spätere Ansprüche auf Mängelbeseitigung sehr wichtig. Sobald Sie eine Arbeit abgenommen haben, sind Sie verpflichtet, dem Handwerker nachzuweisen, dass er den Mangel verursacht hat. Vor der Abnahme sind die Handwerker verpflichtet, zu beweisen, dass sie ihre Leistung mangelfrei erbracht haben. Also schauen Sie genau hin! Sollten bei der Abnahme Mängel festgestellt werden, wird eine Frist gesetzt, bis zu der die Fehler zu beseitigen sind. Bei wesentlichen Mängeln kann eine Abnahme verweigert werden. 6.3 | 113 In den ersten Gesprächen wird der Architekt mit Ihnen gemeinsam Ihre Ideen in Form von Skizzen aufs Papier bringen. Grundrisse werden gezeichnet, wieder verworfen, bis der Entwurf genau Ihren Vorstellungen entspricht. Bereits in dieser frühen Phase ist es sinnvoll, verschiedene Planer an einen Tisch zu holen. In Absprache mit Fachingenieuren und guten, erfahrenen Handwerkern können schnelle Lösungen herbeigeführt und durch eine professionelle Zusammenarbeit sogar Kosten eingespart werden. Nach einer Besichtigung vor Ort können erfahrene Handwerker meist sofort einschätzen, ob die vorgeschlagene Maßnahme gut auszuführen ist und ob die veranschlagten Kosten stimmig sind. Durch diese Kommunikation erhöht sich die Kostensicherheit für Sie enorm! Baugenehmigung und Ausführungsplanung Die Skizzen werden immer weiter verfeinert bis hin zu Plänen im Maßstab 1:100, die dem Bauamt mit einer textlichen Baubeschreibung zur Baugenehmigung eingereicht werden. In der Folge wird eine Ausführungsplanung erstellt: Die Pläne werden jetzt im Maßstab 1:50 bis zum Maßstab 1:1 gezeichnet und beschriftet, sodass die Handwerker die Planungen auf der Baustelle umsetzen können. Info 6.4 | Ausschreibung Die Pläne bilden zusammen mit einer Beschreibung, in der die Qualitäten aller Bauteile vom Hersteller bis zur Farbe der Haustür beschrieben sind, die Basis der Ausschreibung. Neben den Qualitäten sind die erforderlichen Mengen hinterlegt. Jedes Gewerk ist einzeln beschrieben. Aufgrund dieser Beschreibungen werden von den Handwerkern Angebote eingeholt. Das Verfahren nennt man Ausschreibung. Ihr Architekt macht Vorschläge, welche Handwerker angefragt werden können. Sie können diese Vorschläge ergänzen und entscheiden, wem letztlich die Ausschreibung zugesendet wird. Sind die Angebote eingeholt, prüft der Architekt ihre Richtigkeit: Sind alle Qualitäten eingehalten? Sind alle Positionen vorhanden und sind die Preise angemessen? Wenn alles stimmt, gibt der Planer Ihnen eine Empfehlung für die Beauftragung aller einzelnen Gewerke, die für Ihren Umbau notwendig sind. Vom Rohbauer über den Tischler bis zum Elektriker werden nun die Firmen beauftragt. Die Erstellung eines Leistungsverzeichnisses, in dem alle Leistungen und vom Handwerker eingesetzte Produkte in einzelne Positionen gegliedert sind, ist sehr aufwendig. Manchmal reicht es aber auch aus, weil die Maßnahme klein, das Auftragsvolumen sehr gering oder die Zeit knapp ist, einen Handwerker direkt auf die Baustelle zu holen, ihn aufgrund der Besprechung der Bauaufgabe ein Angebot machen zu lassen und auf dieser Grundlage zu beauftragen. Zum Schluss aller Baumaßnahmen erfolgt die große Schlussabnahme. Und danach ist Ihr Traumhaus fertig – Sie können einziehen! Hausakte Halten Sie alle Unterlagen wie Fotos, Pläne, Protokolle, Gesprächsnotizen oder ein persönliches Bautagebuch in einer Akte zusammen. So haben Sie alle Dokumente rasch im Blick und können bei Bedarf schnell auf bestimmte Pläne oder Abnahmeprotokolle zurückgreifen. Die Hausakte ist das ideale Dokumentationssystem für Planungs-, Bauund Nutzungsphase eines Gebäudes. 114 | Wie läuft der Bau ab? Wie läuft der Bau ab? 6.5 Von der Suche bis zum Einzug – Ein Bauherrentagebuch Ein Bauherr hat für die Zeit seines Umbaus ein Bautagebuch geführt. Heute sind das für die Bauherrenfamilie tolle Erinnerungen und für Sie ist es ein konkretes Beispiel aus der Praxis. Das Besondere an dem Beispiel dieser Familie ist, dass die Eltern, von Beruf Landschaftsarchitekten, den Umbau gemeinsam mit einem Architekten und einer Innenarchitektin geplant haben. Dass alle drei Berufsgruppen an einem Umbau beteiligt sind, ist nicht die Regel, führt aber zu ganz besonderen ganzheitlichen Lösungen. 01 Chronologie eines Umbaus: 24. Juni 2000 Fund in der Zeitung: Kurz vor dem Sommerurlaub ist eine Chiffre-Anzeige in der Zeitung: Unser gewünschter Stadtteil – Baujahr 1903. Das können nur wenige, besonders schöne Straßenzüge sein. Wir antworten sofort – eher zufällig, handschriftlich. 17. Juli 2000 Drei Wochen später: Die Antwort kommt. Wir werden zum Gespräch mit einem der Eigentümer eingeladen. Es gibt 20 Antworten auf die Anzeige, davon 15 von Maklern und fünf von privaten Interessenten. Die ältere Dame und ihre Söhne suchen für ihr denkmalgeschütztes Elternhaus keinen Investor, sondern eine Familie. Wir stehen an erster Stelle, da wir handschriftlich und sehr persönlich geantwortet haben. 02 03 18. Juli 2000 04 01 | Ein Umbau beginnt – zuerst Altes raus. 02 | Durchbrüche entstehen und . . . 03 | Eine Fotografie des Gebäudes, Erster Blick von außen: Mit dem Foto in der Hand suchen wir das mögliche Objekt auf und begutachten es von außen. Es hat offensichtlich schon bessere Tage erlebt und durch unsensible Modernisierungsmaßnahmen seine noch zu erahnende ursprüngliche Atmosphäre verloren. Wir sind begeistert – genau so etwas haben wir gesucht! Nach vielen zuvor gesehenen, nicht nach unserem Geschmack fertig renovierten anderen Angeboten endlich ein Haus, bei dem man sich noch selbst verwirklichen kann! Bj. 1903, aus den 50er Jahren. | 115 31. August 2000 Termin beim Notar: Jetzt ist es soweit, wir erwerben das Haus von der Eigentümergemeinschaft. In diesem Stadtteil ist das sehr selten, wie uns die bisherigen Eigentümer berichten. Meist werden hier die Häuser vererbt oder ohne Anzeige direkt verkauft. 9. September 2000 Besichtigung mit einigen Freunden und Verwandten: Alle scheinen sehr ernüchtert über den aktuellen Zustand. Wir sind trotzdem begeistert und lassen uns nicht entmutigen. Ab September 2000 Erste Pläne: Der Architekt erstellt genaue Bestandspläne von allen Etagen und den Fassaden. Wir fangen an zu planen und sammeln grundlegende Wohnwünsche – eine Garderobe, eine Speisekammer, vier Kinderzimmer, eine Möglichkeit, die Wäsche auch in der oberen Etage störungsfrei waschen und trocknen zu können. Vielleicht auch eine später abtrennbare Einliegerwohnung, wenn die Kinder ausgezogen sein werden... Erste Möbelgrundrisse werden auf den Hausplänen hin und her geschoben. 9. Oktober 2000 Genaue Raumplanung: Unsere Innenarchitektin berät uns bei der Raumaufteilung und plant Küche und Bäder. Der Architekt erstellt Pläne, die in gemeinsamen Gesprächen in ihre endgültige Fassung gebracht werden. Anschließend werden Angebote von geeigneten Baufirmen eingeholt. Wir müssen auf eine Ausschreibung verzichten, da der Leistungsumfang an vielen Stellen nicht im Einzelnen vorhersehbar ist. 16. November 2000 Treffen mit der Vorbesitzerin: Wir besuchen die frühere Hausbesitzerin im Altersheim. Sie erzählt uns viele Anekdoten über die Geschichte des Stadtteils, die Erbauung des Hauses, frühere Besitzer und Mieter und wesentliche Details durchgeführter Umbaumaßnahmen. Die historischen Fotos bestätigen uns, wie wunderschön Fassade und Garten einmal waren. Jetzt haben wir ein Leitbild für die Wiederherstellung. 27. Juli 2000 04 | . . . Wände werden geglättet. Erste Begehung mit unserem Architekten: Überall PVCFußböden und zugeklebte Treppen, ungünstige Aufteilung des Hauses in drei Wohnungen, alte Bäder, unzeitgemäße Heizung und vor allem veraltete Küchen. Doch der Architekt bestätigt: Die Bausubstanz und der Preis sind in Ordnung. Der Keller, die Wände und die Statik scheinen der Zeit entsprechend gealtert, aber ohne große Mängel. Wir prüfen unser Budget, sprechen mit der Bank und rechnen die erforderlichen Maßnahmen mit dem Architekten durch. Dann entscheiden wir uns für das Haus. November/Dezember 2000 Kontakt mit der Denkmalschutzbehörde: Nachdem wir uns für die Baumaßnahmen und die passenden Firmen entschieden haben, erstellt der Architekt die Unterlagen aus einer Beschreibung, den Umbauplänen und den Angeboten der Baufirmen für die Denkmalpflege und reicht sie ein. Viele von unseren Wiederherstellungswünschen gehen sogar weiter, als es die Denkmalpflege erwarten würde. Die Zusammenarbeit ist freundlich und hilfreich. Nach der Freigabe durch die Denkmalpflege kann es losgehen. 116 | Wie läuft der Bau ab? Wie läuft der Bau ab? 1. Januar 2001 Hausübergabe und Zahlung des Kaufpreises: Jetzt können die eigentlichen Arbeiten beginnen. Wir fangen an verschiedenen Stellen selbst an, sehen unter die Einbauten und legen alte Fußböden frei. Februar 2001 Entdeckungen: Die Baufirma beginnt, unbrauchbare Holzteile, alte Teppiche, PVC-Beläge und alle nachträglich eingebauten Innentüren zu entfernen. In den oberen Stockwerken sind die Dielenböden noch vollkommen intakt. In einer 60erJahre-Trennwand finden wir eine völlig vergilbte Zeitung von 1962. Vielleicht ist hier noch irgendwo ein vergessener Schatz versteckt. 13. Februar 2001 Wir sind überrascht: Die Küche wirkt ohne die Einbauten und eingefügten Flurbereiche riesig! Es wird entschieden, im Erdgeschoss die hohen Decken unwesentlich abzuhängen, um im entstehenden Zwischenraum Heizungsrohre und Elektroleitungen unterzubringen. 01 19. Februar 2001 Wir lernen die ersten neuen Nachbarn kennen: Für alle ist es spannend, wie das Wohnzimmer in ähnlichen Proportionen wie das eigene freigestellt von Wänden wirkt. Ein Jahr später wird die benachbarte Familie auch ihre Zwischenwände öffnen ... 27. Februar 2001 02 Noch eine Überraschung: Im Erdgeschoss befindet sich unter dem fest verklebten Fußboden ein fast tadellos erhaltener Terrazzo mit schönen Ornamenten. Wir reichen das Angebot der Terrazzo-Firma für die Restaurierung bei der Denkmalpflege nach. 03 04 01 | Die fertige Gaube in Kinderhand. 02 | Original Türbeschlag. 28. Februar 2001 Ein zweiter Kaminzug wird entdeckt: Der Architekt hat die gute Idee, in ihm die Kabelstränge zwischen den Etagen verlaufen zu lassen. 03 | Die Gaube wird rekonstruiert. 16. April 2001 04 | Rekonstruierter Drachenkopf für den Giebel. Die Rekonstruktion der Treppe: Im Zuge der Freilegung des historischen Zustandes entschließen wir uns, die nachträglich eingefügte Treppenführung auf den Urbestand zurückzubauen. Die Treppen waren umgebaut worden, um die einzelnen Etagen vom Flur trennen zu können und so in jeder Etage eine eigene Wohnung einzurichten. In einigen Nachbarhäusern besteht dieselbe Situation. Wieder werden Angebote bei der Denkmalpflege nachgereicht. Später bestätigt uns der darunter vorgefundene Terrazzo mit randlichem Musterband die vermutete Proportion der historischen Treppe. | 117 26. April 2001 Historische Funde: Lange haben wir uns gefragt, wie die ursprünglichen Türen im Erdgeschoss ausgesehen haben mögen. Jetzt haben wir sie gefunden: Sie teilen – in Stücke zersägt – die ehemaligen Kohlenverschläge im Keller. Wir nehmen sie als Muster zur Rekonstruktion und finden sogar historische Türklinken. 24. mai 2001 Es wird Sommer und die Fassade eingerüstet: Wir ersetzen die schmucklosen Kunststofffenster gegen Holzfenster, die den Aufteilungen auf alten Fotografien entsprechen. Die Fensterfugen zum Mauerwerk werden anstelle von Montageschaum mit Kokosfasern gedichtet. Die Maurer lächeln nur müde über unsere baubiologischen Wünsche. Die Kokosfasern müssen wir selbst besorgen und den Arbeitern beim Einsetzen von Türen und Fenstern immer wieder in die Hand drücken, damit sie überhaupt Verwendung finden. Ab Mai 2001 Der Betonbalkon zur Straße wird abgerissen und der neue Holzbalkon nach historischen Fotos rekonstruiert: Unsere Kinder würden gerne mal am Baugerüst hochklettern. Wir behalten sie vorsichtshalber in den nächsten Wochen gut im Auge ... 16. Juni 2001 Die Haustür und die alten Innentüren des ersten Obergeschosses werden abgebeizt: Die alten Beschläge bekommen einen viel schöneren Glanz. Wir lassen alles im Naturzustand. Juni 2001 Wir entscheiden uns gegen Tapeten: Alle Wände werden gründlich verputzt und oberflächlich angeschliffen. Die ersten Nachbarkinder toben mit unseren Töchtern durch die hallenden Zimmer. 22. August 2001 Glück im Unglück: Leider werden während der fensterlosen Zeit aus dem Keller verschiedene historische Elemente gestohlen, eine Sitzgruppe alter Holzmöbel, die wir für die Pausen der Mitarbeiter dort gelassen haben, und die letzten historischen Türdrücker. Wir sind sehr enttäuscht. Zum Glück haben wir sie fotografiert. Genau passende Türklinken finden wir auf dem Flohmarkt – sogar einschließlich Schilde und in so großer Zahl, dass wir das ganze Haus damit ausstatten können. 118 | Wie läuft der Bau ab? Wie läuft der Bau ab? Ab August 2001 Das Dach wird neu: Das in der Vergangenheit offenbar immer wieder sehr reparaturbedürftige Dach wird in Angriff genommen, die Deckung komplett entfernt. Nach einer Isolierung wird die Unterspannbahn und Verlattung aufgebracht. Dann erfolgt die Neueindeckung. Außerdem wird eine Gaube in die ursprüngliche, geschwungene Form zurückgebaut. Es ist eine Herausforderung für die beteiligten Gewerke. August 2001 Die Entscheidung der Hausaußenfarbe birgt viele Diskussionen: Der Architekt und die Innenarchitektin schlagen verschiedene Varianten vor. Nach vielen Überlegungen und Betrachtungen vergleichbarer Häuser steht unsere Entscheidung fest: nicht zu kühl oder gar elegant soll es sein, eher ein warmer Ton, der an Süden und Urlaub erinnert. Dennoch brauchen wir drei verschiedene kleinflächige Probeanstriche auf der tatsächlichen Putzstruktur, bis wir uns trauen und die Farbe endgültig freigeben. Bis zum letzten Pinselstrich ein echtes Abenteuer! 30. August 2001 Noch eine Entscheidung: Auf einer Seite des Hauses entdecken wir noch einen der alten, auf Fotos deutlich erkennbaren Drachenköpfe in den Windfedern. Sie werden originalgetreu rekonstruiert und angebracht. 6. september 2001 Ein Unfall: Die Sohlbänke werden geschnitten und montiert. Dabei stürzt einer der Mitarbeiter der ausführenden Firma vom Gerüst und bricht sich den Oberschenkel. Ein Schreck für alle. 10. September 2001 Die Treppenläufe werden jetzt in ihre ursprüngliche Form zurückgebaut: Teilweise waren noch die alten Stufenauflager erhalten. Die fehlenden Docken werden nach den vorhandenen Vorbildern rekonstruiert. Wir sind froh, denn es ist kein Unterschied zu erkennen. September 2001 Immer wieder neue Überlegungen, wo man die Grenze zwischen Wiederherstellung und neuen Elementen setzt: Der große Rahmen wird rekonstruiert, auch Fenster und Türen. Die meisten Lampen werden modern eingefügt. Die Bäder werden gefliest und mit neuen Installationen versehen. Immer wieder müssen wir uns schnell und spontan entscheiden: Welche Badewanne? Welche Fußbodenfliesen? Welche Wandfliesen? Welcher Waschtisch und Toilettenkörper? Alles muss vorher angesehen und bis ins Materialdetail festgelegt werden. Ohne die Beratung der Innenarchitektin hätte diese Phase wesentlich länger gedauert. Zeitgleich wird eine energiesparende Heizungsanlage installiert. | 119 24. September 2001 Die Küche wird eingebaut: Wir bringen sie zum größten Teil mit. Ein paar Schränke lassen wir ergänzen. Auch die ersehnte Speisekammer ist verwirklicht worden. 14. Oktober 2001 Nun ist das Haus fast bezugsfertig: Die Maler sind noch nicht ganz aus dem Haus. Wir können aber nicht mehr länger warten, da eine neue Familie in unser altes Haus möchte, und müssen schnell umziehen – wir leben im Staub zwischen Kartons, die mit Folie abgedeckt sind. 22. Oktober 2001 Mitten in der ersten Nacht im neuen Heim eine unliebsame Überraschung: Wasser strömt aus den Einbauleuchten und Zwischendecken, läuft in Schlafzimmer und Bad die Wand herunter, sammelt sich auf dem Fußboden und versickert weiter. Schnell stellen wir den Haupthahn ab. Später stellt sich heraus, dass bei der Installation eine Muffe nicht richtig fixiert und die Leitung nicht abgedrückt worden war. Das Wasser ist aus der zweiten Etage durch Schächte und Decken bis in den Keller gelaufen. Nun leben wir drei Wochen mit dröhnenden Raumtrocknern in allen Etagen. Zum Glück ist es ein Versicherungsschaden und nicht zu unseren Lasten. 20. dezember 2001 Geschafft: Der vorerst letzte Handwerker und die Raumtrocknungsgeräte verlassen das Haus. Die Vorbereitungen für Weihnachten können beginnen. 18. April 2002 Einladung der früheren Hausbesitzerin und ihrer Söhne: Die Besucher sind überrascht, wie grundlegend wir das Haus wieder in den historischen Zustand gebracht haben. Die ältere Dame, die das Haus noch von der Zeit vor dem ersten Umbau kannte, erinnert sich an viele alte Geschichten. 17. September 2006 Heute: Nun leben wir schon fünf Jahre in dem Haus und freuen uns immer noch jeden Tag über die großzügigen Räume und die fast schlossähnliche Atmosphäre. Und dennoch ist das Haus funktional auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten. Wir fühlen uns einfach richtig wohl! 120 | Anhang Anhang | 121 7 Anhang 7.1 7.2 7.3 7.4 Fachbegriffe Abkürzungen Abbildungsverzeichnis/Quellen Verwendete und weiterführende Literatur 122 129 130 131 122 7.1 | Fachbegriffe Fachbegriffe A A/V-Verhältnis Verhältnis von der Außenfläche des Gebäudes zum Innenraumvolumen. Abnahme Billigung einer vertraglichen Leistung als im Wesentlichen vertragsgerecht. Voraussetzung für den Vergütungsanspruch von Bauunternehmern oder Architekten. Beginn der Verjährung von Mängelansprüchen, Beweislast für das Bestehen eines Mangels wird vom Unternehmer auf den Bauherrn verlagert. Anlaschen Das Anlaschen von Holzbalken/-bohlen empfiehlt sich bei schadhaften Balkenteilen. Dabei wird der schadhafte Teil abgetrennt und durch neue, seitlich angelaschte Holzbohlen ersetzt. Anwurfwände Putz lässt sich maschinell oder von Hand auftragen. Bei einer Anwurfwand ist mineralischer Putz von Hand in einer dickeren Schicht angeworfen und kann so als Ausgleichsschicht für Unregelmäßigkeiten in der Oberfläche genutzt werden. Attika Niedriger Aufbau über dem Hauptgesims eines Gebäudes. Auflager Stelle eines Tragwerks, auf welcher das Tragwerk auf einer Unterkonstruktion oder einem Fundament aufliegt. Ausblühung Kristallbildung – hervorgerufen durch Salze – auf Putzen und Mauerwerken. Auskragung Bauteil, das ohne Stütze weit über einen Auflagerpunkt hinausragt. Außenbereich Bezeichnet die Fläche eines Gemeindebezirks, die außerhalb des gültigen räumlichen Geltungsbereichs eines Bebauungsplans und außerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile liegt. Fachbegriffe Baugenehmigung Nach Auftrag erteilte Erlaubnis der Bauaufsicht zum Neubau bzw. Um- oder Anbau. Bauzeitenplan Darstellung des zeitlichen Ablaufs und der Abfolge der verschiedenen, für ein Bauvorhaben notwendigen Gewerke. Bauherr, Bauherrengemeinschaft/Baugemeinschaft Person, in deren Auftrag und auf deren Kosten ein Bauvorhaben geplant und ausgeführt wird. Ein Zusammenschluss von Bauherren nennt sich Bauherren- bzw. Baugemeinschaft. Bebauungsplan Regelt die Art der baulichen Nutzung von Grundstücken, das Maß der baulichen Nutzung und die Bauweise. Baulast Freiwillig übernommene öffentlich-rechtliche Verpflichtung des Grundstückseigentümers gegenüber der Bauaufsichtsbehörde. Bauphase/Bauzeit Die Bauphase/Bauzeit bezeichnet die Baudurchführung von Beginn der Bauarbeiten bis zur Schlussabnahme. Baustoffe Baustoffe werden für das Errichten von Bauwerken benutzt. In den meisten Fällen werden Baustoffe aus natürlichen oder künstlichen Werkstoffen hergestellt, die für die speziellen Anforderungen als Baustoff noch weiterbearbeitet, kombiniert oder veredelt werden. Bausubstanz Ein Gebäude hat eine Einrichtung und ein Inventar, das nach Bedarf geändert werden kann, und eine Bausubstanz, die zunächst einmal die nicht beweglichen Einzelteile eines Gebäudes umfasst: Fundament, Bodenplatte, Decken, alle Wände und das Dach. Der Begriff Bausubstanz wird verwendet, wenn ermittelt werden soll, ob und in welchem Umfang ein bestehendes Gebäude renoviert oder saniert werden kann. Bauteil Einzelne Teile, aus denen ein Bauwerk zusammengesetzt wird, wie z. B. Wände, Stützen, Decken. Gebäudeteile sind einzelne Teile des fertigen Bauwerks, z. B. Gründung, Keller, Erdgeschoss, Obergeschoss, Dachgeschoss. Bauweise Art und Weise, wie Gebäude einander zugeordnet sind: geschlossene, offene, gemischte Bauweise. Bauwich Abstand einzelner Häuser zu den seitlichen Grundstücksgrenzen oder anderen Gebäuden. Gängigere Begriffe sind Abstandsfläche oder Grenzabstand. B Bauflucht Gerade, horizontale Begrenzungslinie von Bauwerken. Werden im Bebauungsplan durch Baulinien vorgegeben. Bauzeichnung Architekturzeichnung, Bauplan. Betriebskosten Betriebskosten sind Kosten, die dem Eigentümer/Erbbauberechtigten durch den Gebrauch des Grundstücks oder des Gebäudes laufend entstehen. Hierzu zählen u. a. die Kosten für die Wasserversorgung, Heizungsanlagen, Straßenreinigung, Entwässerung, Müllabfuhr, Beleuchtung, Gartenpflege, Sach- und Haftpflichtversicherung. Bewehrung Bei Beton werden Bewehrungen zur Übernahme der Zugkräfte, die im Bauteil aus äußeren Lasten bestehen, eingebaut. Bei Putzen werden Bewehrungen, z. B. aus Draht oder Glasgittergewebe eingebaut, um z. B. die Rissgefahr zu mindern. Beweislastumkehr Bis zur Abnahme eines Bauwerks muss der Bauunternehmer die ordnungsgemäße Leistung beweisen, nach der Abnahme geht die Beweislast von Mängeln auf den Käufer des Hauses über. | 123 Blockrandbebauung Eine verdichtete Anlage von Häusern in der Stadt, bei der der Rand eines durch Straßen oder Wege abgegrenzten Blocks (nahezu) vollständig überbaut ist. Blower-Door-Test Luftdichtheitsprüfung der Gebäudehülle. Bruttorauminhalt Der Bruttorauminhalt ist das gebaute oder geplante Volumen (Rauminhalt) eines Gebäudes in m3. C Calcium-Silikatplatten Aus natürlichen Rohstoffen gewonnener Baustoff für den Trockenbau mit Diffusionsoffenheit, kapillarer Leitfähigkeit und hohem pH-Wert. Nehmen Feuchtigkeit auf. D Dachform Die Formen der Dächer werden nach der Anordnung der geneigten Dachflächen bestimmt, z. B. Pultdach, Sattelbzw. Giebeldach, Walmdach, Tonnendach. Dampfsperre Eine dampfdichte Schicht, die verhindert, dass Wasserdampf in das dahinter liegende Bauteil gelangt. Beweissicherungsverfahren Hiermit wird der Ist-Zustand einer Baumaßnahme, einer Ausführung, festgestellt. Dabei wird ein Antrag an das jeweilige Amtsgericht zur Beweissicherung gestellt. Dauerhaftigkeit Bedeutet, dass Bauwerke oder Bauteile über eine vorgesehene Nutzungsdauer bei ausreichender Wartung und Instandhaltung genügend beständig sind. Bitumen Natürlich vorkommende und durch Erdöl-Aufbereitung gewonnene Masse, die zäh fließend bis fest sein kann, aber schmelzbar ist. Bitumen wird zur Abdichtung von Bauteilen und für Dachplatten verwendet. Denkmalschutz/Denkmalpflege Bauwerke und andere bauliche Objekte, deren Erhaltung von öffentlichem Interesse ist, werden als Denkmale bezeichnet. Diese sind in Listen erfasst und gesetzlich geschützt. Staatliche, städtische und kirchliche Behörden sind zuständig für die Erhaltung und Einhaltung des Schutzes. Als Denkmalpflege bezeichnet man die geistigen, technischen, handwerklichen und künstlerischen Maßnahmen, die zur Er- und Unterhaltung eben dieser Kulturdenkmäler notwendig sind. Blendrahmen Der Blendrahmen (auch Blindrahmen genannt) ist eine bestimmte Bauart des Fenster- bzw. Türrahmens. Er wird dem Baukörper vorgeblendet und nicht in die Wandöffnung hineingeschoben. Er dient der Befestigung der Fensterflügel oder des Türblatts. Blockheizkraftwerk Anlage zur lokalen Erzeugung von Energie nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung. Docken Docke ist auch ein alter Ausdruck für Puppe, gemeint sind balusterförmig gedrechselte Streben für die Treppenbalustrade. Dreh-/Kippbeschläge Beschläge aus Metall für Fenster oder Fenstertüren aus Holz, Kunststoff und Aluminium. Durch den Beschlag wird vorgegeben, wie sich ein Fenster öffnen lässt. 124 | Fachbegriffe E Elementwand Auch Hohlwandelement genannt. Sie besteht aus zwei vorgefertigten, ca. 5 bis 7 cm dicken bewehrten Stahlbetonschalen aus porenarmem Beton, die durch Gitterträger verbunden sind und nach der Montage am Bau mit Ortbeton gefüllt werden. Endenergie Energie, die »ins Haus reingeht« (ohne Haushaltsstrom wie Kochen, Licht etc.), setzt sich zusammen aus Heizwärme- und Warmwasserbedarf, Heizwärme- und Warmwassererzeugungs- und -verteilerverlusten und Speicherverlusten. Energiebedarfsausweis/ Energieeinsparverordnung (EnEV) Die Energieeinsparverordnung (EnEV) gilt seit dem Jahre 2002. Sie ersetzt die bis dahin gültige Wärmeschutzverordnung und regelt auch für die Altbaumodernisierung wesentliche Teile des konstruktiven Wärmeschutzes und der Heizungsanlage. Der Energieausweis ist ein Teil der EnEV. Er trifft eine Aussage über den Energieverbrauch des Hauses. Entwurf Zeichnerische Lösung einer Bauaufgabe als Grundlage für die Planung eines Bauwerks. Erbbaurecht Früher auch Erbpacht. Bezeichnet Grundstücke, die nicht verkauft, sondern in der Regel auf 99 Jahre verpachtet werden. Estrich Teil des Fußbodenaufbaus, schafft einen ebenen Untergrund für den abschließenden Bodenbelag. F FI-Schalter Fehlerstromschutzschalter, kurz FI-Schalter genannt (F steht für Fehler, I für das Formelzeichen des Stroms), ist eine Schutzeinrichtung, die den angeschlossenen, überwachten Stromkreis vom restlichen Netz abtrennt bzw. ausschaltet, wenn der Strom den überwachten Stromkreis auf falschem Weg, z. B. über den Körper einer Person, verlässt. Fachwerk Traditionelle Holzbauweise. Skelettkonstruktion, bei der die Druckkräfte durch Holzbalken übertragen werden. Die Balkenkonstruktion wird durch Baumaterialien ausgefüllt: Ziegel, Mauersteine, früher: Holzgeflecht, Stroh und Lehmbewurf. Fachbegriffe Fassade Die Hauptansicht eines Gebäudes. Fensterlaibung Seitliche Begrenzung eines Fensters. Fensterfaschen Umrandung von Fenstern auf der Fassade, hervorgehoben durch Putz, Farbe, Holz oder andere Materialien. Fertigteile Vorgefertigte Bauteile, z. B. aus Holz für die Holzrahmenbauweise. Flansch Ein Flansch ist ein aus der Fläche herausragendes Bauteil, z. B. im Stahlbau ein Teil eines Trägers, aber auch als Ansatz an Rohren, Maschinenteilen oder Gehäusen zur Verbindung, Kupplung, Abdichtung oder zum Verschließen. Flächennutzungsplan Vorbereitender Bauleitplan, auf dessen Grundlage Bebauungspläne entstehen. Gibt Auskunft z. B. über Naturschutzgebiete, Baugebiete, Verkehrsflächen und Grünanlagen. First/Firstpunkt Obere waagerechte Schnittlinie zweier ansteigender Dachflächen, der Firstpunkt ist der Punkt, wo beide Flächen zusammentreffen. Die untere waagerechte Begrenzung nennt man Traufe. Formaldehyd Chemische Verbindung der Aldehyde, umgangssprachlich für Methanal. Formstein Ziegelstein, der in einer besonderen Form gebacken wurde, um eine spezielle Funktion zu erfüllen, z. B. als Firststein oder für einen Mauerwerksbogen. Fries Waagerechter, gemalter, geschnitzter oder gemeißelter Streifen mit Ornamenten oder figürlichen Darstellungen, dient in der Architektur als Gliederung und Schmuck einer Wand. Fundamentfuß Eine Fundament bezeichnet die Gesamtheit des Unterbaus eines Gebäudes. Der tiefste, im Boden liegende Teil ist der Fuß des Fundaments, das kann z. B. bei einer Flachgründung die Sockelplatte sein oder bei einer Pfahlgründung das unterste im Boden verborgene Segment einer Betonpfahles. G Gaube oder Gaupe Dachaufbau, bei dem die Dachfenster senkrecht stehen. Es gibt unterschiedliche Arten: Rund-, Fledermaus-, Schlepp-, Tonnen- und Walmgauben. Gebäudehülle Als Gebäudehülle versteht man die Gesamtheit der Bauteile, die das Gebäude abschließen. Geschoss Ein durch Decken begrenzter Ausschnitt eines Gebäudes. Gesims Ein aus der Fassade hervortretender waagerechter Streifen, der eine Außenwand in einzelne Abschnitte gliedert. Entsprechend der Lage am Gebäude wird unterschieden in Sockel-, Fuß-, Stockwerk-, Fensterbank- und Dachgesims. Gewerke Einzelne Bereiche des Bauhandwerks, z. B. Maurer-, Zimmerer-, Malerarbeiten. | 125 Hausform Unterscheidung von Häusern nach Form der Baukörper, z. B. Rund-, Terrassen-, Punkt-, Stern- oder Giebelhaus. Heizwärmebedarf Wärmebedarf für das beheizbare Innenvolumen ab dem »Heizkörper« bzw. der Wärmequelle. HOAI Honorarordnung für Architekten und Ingenieure, bundesweit einheitliche, gesetzliche Regelung bezüglich der Honorare von Architekten und Ingenieuren, an die sich diese Berufsgruppen bei ihrer Honorar-Rechnungsstellung für ihre Tätigkeiten halten müssen. Holzbalkendecke Geschossdecken, deren tragende Elemente aus Holz sind. Neben der Holzbalkendecke aus Vollholz oder Konstruktionsvollholz werden auch Balkendecken aus Brettschichtholz, Furnierschichtholz oder Furnierstreifenholz hergestellt. Holzständer Vertikaler Holzbalken beim Fachwerkhaus. Gewerbebau Gebäude mit gewerblicher Nutzung, z. B. Industriebauten, Geschäfts- und Bürobauten, Läden. Gratverglasung Dachverglasung, die sich über die obere, meist waagerechte Schnittlinie zweier Dachflächen, den First, zieht und dabei die Räume im Dach- bzw. Obergeschoss belichtet. Grauguss Aus Graueisen hergestelltes Gusseisen mit hoher Druckfestigkeit und geringer Rostneigung, das sich nicht schmieden lässt. Findet sich in der Haustechnik, z. B. bei Entwässerungsrohren, Badewannen, Waschbecken, Bodeneinläufen, Sinkkästen und Schachtabdeckungen. Grundriss Waagerechter Schnitt durch ein Gebäude bzw. dessen Geschosse. Hieraus lassen sich die Raumgrößen und die Anordnung der Räume erlesen. Grundleitungen Grundleitungen sind im Erdreich oder in der Grundplatte des Hauses unzugänglich verlegte Leitungen, die beispielsweise das Abwasser dem Anschlusskanal zuführen. H Heizflächen Im Allgemeinen Heizkörper genannt. K Kastenfenster Fenster mit einem fest stehenden Flügelrahmen und einem dahinter liegenden zweiten Flügelrahmen, der entweder ebenfalls fest montiert ist oder der sich öffnen lässt. KfW-40-/KfW-60-Haus, Jahresprimärenergiebedarf Der Jahresprimärenergiebedarf beziffert, wie viel Energie im Verlauf eines durchschnittlichen Jahres für Heizen, Lüften und Warmwasserbereitung benötigt wird. Für jedes Gebäude ist, abhängig von Nutzfläche und Volumen des Gebäudes, ein zulässiger Höchstwert vorgegeben. Das gilt für Neubauten wie auch für Umbauten, für die die EnEV gilt. Bei einem KfW-40-Haus beträgt dieser Wert 40 kWh/a und bei einem KfW-60-Haus entsprechend 60 kWh/a pro qm Nutzfläche. Konstruktionshölzer Konstruktionsvollholz (KVH) ist die Bezeichnung für ein nach Tragfähigkeit, Holzfeuchte, Einschnittart und Maßhaltigkeit sortiertes, besonders hochwertiges Bauholz aus einheimischer Fichte, Tanne, Lärche oder Kiefer. Konterlattung Diese wird beim Dachaufbau quer zur Traglattung genagelt oder geschraubt. Eine Konterlattung gleicht u. a. Unebenheiten aus oder schafft Platz für Wärmedämmung oder Elektroinstallation. 126 | Fachbegriffe Korrosion Veränderung von Metallen, Beton, Kunststoffen oder anderen, Werkstoffen durch chemische oder witterungsbedingte Angriffe. Diese führen mitunter zur völligen Zerstörung eines Bauteils. Kostenanschlag Summe der Kosten der einzelnen Gewerke, ermittelt anhand der Angebotssummen zuzüglich der zu erwartenden Nebenkosten. Kondensat/Kondensation Wenn feuchtwarme Umgebungsluft auf kältere Teile in einem Raum trifft, kommt es zur Kondensation. Das in der Raumluft enthaltene Wasser kondensiert. Dabei fällt Wasser aus, das sich z. B. in Bauteilen sammeln kann. L Langlochziegel/Lochziegel Der Lochziegel ist ein Mauerziegel mit Löchern. Diese dienen der Gewichtsersparnis, zur wärmetechnischen Dämmung und manchmal auch zur Belüftung. Beim Hochlochziegel sind die Löcher senkrecht zur Lagerfläche, beim Langlochziegel verlaufen sie parallel zur Lagerfläche. Leckage Ein weiterentwickelter Begriff für Leck oder Loch. Beschreibt beim Bau einen Mangel, bei dem etwas austritt, z. B. Wasser in ein Bauteil. Lichte Maße Die freien Abstände zweier einander entsprechender Bauteile. Die lichte Höhe eines Raumes ist die Raumhöhe zwischen Fußbodenober- und Deckenunterkante. Lüftungswärmeverluste Wärmeverluste, die durch die normale und notwendige Lüftung entstehen (bei Fensterlüftung höher als bei kontrollierter Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung) und Verluste, die durch Ritzen in der Außenhülle verloren gehen. Lukarne Auch Zwerchhaus genannt, an die Außenwand gerückte Gaube. M Maisonette Wohnung, die über zwei Etagen verteilt ist. Mehrgenerationenhaus Mehrere Generationen von Jung bis Alt wohnen unter einem Dach. Fachbegriffe N Neu- und Umbau gem. EnEV In Abhängigkeit von dem Verhältnis Außenfläche/Volumen (A/V) erforderlicher Primärenergiebedarf und Transmissionswärmeverluste gem. EnEV sind eingehalten; entspricht Niedrigenergiehausstandard. Niedrigenergiehaus (NEH) Gebäude, das die Vorgaben der EnEV erfüllt. Je nach Gebäudegeometrie höchstens 7 bis 9 l Heizöl-Verbrauch. Heizwärmebedarf 35 bis 75 kWh/m2a. Niedrigenergiehaus im Bestand Durch energetische Sanierungsmaßnahmen bei einem bestehenden Gebäude wird der Neubaustandard gem. EnEV erreicht. Nullenergiehaus Versorgung erfolgt autark ohne Nutzung fossiler Energie – benötigte Energie wird aus regenerativen Energien erzeugt. Preisspiegel Übersichtliche Darstellung von Angeboten nach einer Ausschreibung. Preußische Kappendecke Eine Kappendecke – auch preußische Kappendecke genannt – ist eine massive Deckenkonstruktion, die aus parallelen Trägern aus Stahl, manchmal auch ausgemusterten Eisenbahnschienen besteht, die durch flache Kreissegmentbögen aus Ziegelsteinen verbunden sind. Primärenergie Energieträger/Rohstoff, der in der Natur vorkommt und technisch noch nicht umgewandelt und transportiert worden ist. Putz Überzug aus Mörtel, Außenputz, Innenputz (Stuck). Je nach Beimengungen unterscheidet man zwischen Zement-, Kalk-, Gips- oder Lehmputz. Nutzfläche Ist derjenige Teil der Netto-Grundfläche, der der Nutzung des Bauwerks aufgrund seiner Zweckbestimmung dient. R P Rohbau Umfasst die Gewerke, Erd-, Maurer-, Stahlbetonarbeiten inklusive Dachstuhl. Nach Beendigung des Rohbaus erfolgt das Richtfest. Packlage Unterbau, z. B. aus Bruchsteinen, Schotter, Schlacke als Trag- und Frostschutzschicht für befestigte Flächen im Freien (z. B. Straßen, Wege, Höfe, Terrassen). Passivhaus Haus, das ohne aktive Heizanlage auskommt und passive Solargewinne nutzt. Heizwärmebedarf 15 kWh/m2a, entspricht etwa 1,5 l Heizöl. Perimeterdämmung Wärmedämmung, die das Bauwerk im Bodenbereich von außen umschließt. Pfettendach/Pfettenkonstruktion Eine Pfette ist Teil der Tragkonstruktion eines Pfettendachs. Pfetten sind waagerechte Längsträger (Holzbalken), auf welche die Sparren gelagert werden. Photovoltaik Technik, mit deren Hilfe Sonnenenergie durch Solarzellen in elektrische Energie umgewandelt wird. Planungsphase Die Planungsphase dient der weiteren Konkretisierung und Detaillierung der Planung der Vorprojektphase. Raumlufttechnische Anlage Lüftungs- oder Klimaanlage Rohhumus Humus bezeichnet das gesamte im Boden enthaltene tote organische Material. Rohhumus wird gebildet aus schwer zersetzbaren Vegetationsrückständen. Rohrdurchführung/Leitungsdurchführung Die Durchführung von Kabeln, Rohren und Leitungen durch Wände und Decken ist ein besonderer Schwachpunkt im Falle eines Brandes. Fachleute sprechen dabei von einer Rohrabschottung. Mit einer Kabelbox, einer Rohrbox oder mit anderen Rohrabschottungssystemen wird das schnelle Übergreifen des Feuers, und je nach Art der Abschottung auch die Weiterleitung von Brandgasen vom unteren in das obere Geschoss verhindert. S Sanierputz Nimmt aufgrund seines Gefüges Feuchtigkeit und die darin gelösten Salze auf, lagert sie in den Poren ein und hält sie langfristig von der Putzoberfläche fern. | 127 Schornsteinkopf Ein Schornsteinkopf ist Teil des (Haus-)Schornsteins, sozusagen ein konstruktiver Aufbau. Durch Zuluftkopfplatte und Abströmkonus werden Zuluft und Abgas sicher voneinander getrennt. Schwarzanstrich Isolieranstrich zum Schutz vor Feuchtigkeit. Setzungsriss/Setzriss Setzrisse durchziehen im Gegensatz zu Putzrissen das gesamte Tragwerk bzw. Mauerwerk. Sie werden verursacht durch Setzungen, verlaufen fast ausschließlich vertikaldiagonal und klaffen, je höher sie verlaufen, immer breiter auseinander. Sockel Unterbau eines Gebäudes. Sohlbank Die Sohlbank ist der untere waagrechte Abschluss der Fensteröffnung im Mauerwerk. Hier trifft der Regen auf, daher sollte sie möglichst fugenlos sein, meist aus NaturKunststein oder Blech. Sohlplatte/Fundamentplatte Eine Sohl- oder Fundamentplatte ist eine unter dem ganzen Bauwerk durchgehende Stahlbetonplatte. Sie wird notwendig bei hohen Lasten, vergleichsweise geringer Tragfähigkeit des Baugrundes oder bei Baugrund aus unterschiedlichen Bodenarten. Solartechnik Technisch nutzbar gemachte, aus der Umwelt entnommene, überleitete, direkt genutzte oder im Speicher gesammelte Energie aus Sonnenstrahlung. Es wird unterschieden in Solarthermie und Photovoltaik. Solitärgehölze Einzeln stehender Baum oder Strauch. Sparren/Sparrendach Schräg ansteigende Hölzer einer Dachkonstruktion, meist paarweise angeordnet. Stufenauflager Fläche, auf der ein tragendes Bauglied, das Trittbrett einer Stufe, aufliegt. Sturz Gerader oberer Abschluss einer Tür oder eines Fensters. 128 | Fachbegriffe T Abkürzungen 7.2 Wetterschenkel Wetterschenkel sind meist Metallprofile bzw. Bleche an Haustüren und Fenstern. Sie haben an der Unterseite eine Wassernut, die oben abgeschrägt ist, damit das Niederschlagswasser abfließen kann und nicht an der Fassade runterläuft. Wetterschenkel sind heutzutage nicht mehr zugelassen, dafür werden Wetterschutzschienen verwendet. AWF Außenwandfläche Transmissionswärmeverluste Wärmeenergie, die von innen nach außen durch die Außenbauteile verloren geht, wie Wände, oberste Geschossdecke, Dach und Fußboden/Kellerdecke. Windfang Vorraum oder Vorbau an einer Außentür, der das Haus gegen Kälte schützt. BauGB Baugesetzbuch Türlaibung Quer zur Mauerfläche eingeschnittene, seitliche Begrenzung einer Tür. Wohnfläche Fläche aller Räume eines Hauses oder einer Wohnung, die ausschließlich dem Wohnen dienen. Taupunkt Bezeichnet den Zustand, bei dem Wasserdampf zu flüssigem Wasser kondensiert. Der Taupunkt ist abhängig von der Sättigung der Luft mit Wasserdampf und der Temperatur an der betrachteten Stelle. U U-Wert Wärmedurchgangskoeffizient in W/m2 K. Der U-Wert gibt an, wie viel Wärmeenergie durch einen Quadratmeter eines Bauteils bei einem Temperaturunterschied von einem Grad zwischen Innen- und Außenseite dringt. Je kleiner der U-Wert, desto besser die Wärmedämmung. Bezeichnungen: Fenster = Uw; Glas = Ug; Rahmen = Uf V Verkehrsfläche Teil der Netto-Grundfläche, dient dem Zugang zu den Räumen, also dem Verkehr innerhalb eines Gebäudes. W Wärmebrücken Stellen in der Außenhülle eines Bauwerks, an denen die Wärme aus dem Gebäudeinneren leichter abfließen kann als bei der umgebenden Fläche: Raumecken, Fensterlaibungen, Rolladenkästen. Wärmedämmung Verringert die Abgabe thermischer Energie von Bauwerken oder Bauteilen an ihre Umgebung durch den Einsatz von dämmenden Baustoffen. Wasseraufnahme Kann Bauteile in flüssiger Form, beispielsweise durch Sickerwasser, oder als Dampf, beispielsweise durch Kondensat, beeinträchtigen. Weiße Wanne Kellergeschoss aus wasserdichtem Beton. Abkürzungen LP Leistungsphase m2 , m3 m2 = Quadratmeter m3 = Kubikmeter, Maßeinheit für das Volumen BauNVO Baunutzungsverordnung BGB Bürgerliches Gesetzbuch NEH Niedrigenergiehaus OG Obergeschoss BGF Brutto-Grundfläche BRI Brutto-Rauminhalt DG Dachgeschoss DIN Deutsches Institut für Normung e.V., Berlin DIN 276 Technische DIN zur Ermittlung der Baukosten qm qm = Quadratmeter rF Relative Luftfeuchte UR Umbauter Raum VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen EG Erdgeschoss VF Verkehrsfläche GF Geschossfläche W Abkürzung für Watt GFZ Geschossflächenzahl W/m2, W/m2K W/m2 = Watt pro Quadratmeter W/m2 K = Watt pro Quadratmeter und Kelvin GRZ Grundflächenzahl HOAI Honorarordnung für Architekten und Ingenieure KG Kellergeschoss KG Kostengruppe nach DIN 276 kWh Kilowattstunde = 1.000 Watt kWh/m2a Kilowattstunde pro Quadratmeter und Jahr WDVS Wärmedämm-Verbundsystem WF Wohnfläche WLG Wärmeleitfähigkeitsgruppe WO Wohnung WoFlV Wohnflächenverordnung DIN 277 II. BV Zweite Berechnungsverordnung | 129 130 7.3 | Abbildungsverzeichnis/Quellen Abbildungsverzeichnis Titelbild: Frîa Hagen: Einfamilienhaus Pattensen von Architekturbüro Albrecht S. 2 Frîa Hagen: Jugendstilvilla Hannover von Kleine + Assoziierte Architekten; S. 6 Frîa Hagen: Hahn Druckerei von zymara und loitzenbauer architektur; S. 8 photocase.com: Kind mit Seifenblasen; S. 9 photocase.com: Flur mit Seifenblasen; S. 10 Frîa Hagen: Einfamilienhaus Pattensen von Architekturbüro Albrecht, Porträt; S. 12 Jürgen Voss: Wohnhaus von Architekt Peter Hübotter; S. 14 Frîa Hagen: Wohnhaus Hannover von Architekt Jan Steffen und Architektin Ulrike Steffen, Porträt; S. 16 Frîa Hagen: Sezierhaus Engesohde von Innenarchitektin Michaela Diedrich, Reihenhaus Bremen von gruppeomp architekten, Porträt; S. 18 Frîa Hagen: Reihenhaus Bremen von gruppeomp architekten; S. 19 Michaela Diedrich: Sezierhaus Engesohde von Innenarchitektin Michaela Diedrich; S. 20 IngramPublishing.com: Frau am Fenster, Jens P. Fehrenberg: Bild 1; S. 22 Jens P. Fehrenberg: Bild 1 - 4; S. 24 Jens P. Fehrenberg: Bild 1 - 3, gruppeomp architekten: Bauernhaus Niederbüren von gruppeomp architekten; S. 26 Jens P. Fehrenberg: Bild 1 -4; S. 28 Jens P. Fehrenberg: Bild 1 /3/4, Ute Maasberg: Bild 2; S. 30 gruppeomp architekten: Reihenhaus Bremen (Bild1) von gruppeomp architekten; Jens P. Fehrenberg: Bild 2, Michaela Diedrich: Sezierhaus Engesohde (Bild3) von Innenarchitektin Michaela Diedrich; S. 32 Ute Maasberg: Bild 1, Jens P. Fehrenberg: Bild 2 -4; S. 34 Jens P. Fehrenberg: Bild 1 -3; S. 36 Ute Maasberg: Bild 1, Jens P. Fehrenberg: Bild 2; S. 38 Jens P. Fehrenberg: Bild 1 -3; S. 40 Ute Maasberg: Bild 1, Jens P. Fehrenberg: Bild 2; S. 42 Swantje und Martin Duthweiler: Jugendstilvilla Hannover von Kleine + Assoziierte Architekten, Frîa Hagen: Porträt; S. 44 gruppeomp architekten: Bauernhaus Niederbühren von gruppeomp architekten; S. 46 Frîa Hagen: Bauernhaus Niederbühren (Wandmalerei) von gruppeomp architekten, Porträt, Claus Uhlendorf: Frau Besprechung; S. 48 gruppeomp architekten: Reihenhaus Bremen von gruppeomp architekten, Besprechung, Frîa Hagen: Porträt; S. 50 Frîa Hagen: Bauernhaus Niederbühren von gruppeomp architekten, Michaela Diedrich: Sezierhaus Engesohde von Innenarchitektin Michaela Diedrich; S. 51 Frîa Hagen: Sezierhaus Engesohde (Skizze) von Innenarchitektin Michaela Diedrich; S. 52 Frîa Hagen: Bauherrengemeinschaft Wabe von Runge Vorrink Wagner Architekten; S. 54 gruppeomp architekten: Besprechung, Claus Uhlendorf: Architekten mit Modell; S. 56 Michaela Diedrich: Sezierhaus Engesohde von Innenarchitektin Michaela Diedrich, Frîa Hagen: Einfamilienhaus Oldenburg von team3 Architekturbüro; S. 58 Jürgen Voss: Wohnhaus von Architekt Peter Hübotter, Ute Maasberg: Steiger; S. 60 Kleine + Assoziierte Architekten: Graffiti, photocase.com: Glasbruch, Frîa Hagen: Wohnhaus Springe von Innenarchitekt Prof. Bernd Rokahr; S. 62 Claus Uhlendorf: Fachwerk-Reihenhaus, Michaela Diedrich: Sezierhaus Engesohde von Innenarchitektin Michaela Diedrich; S. 63 Frîa Hagen: Bauernhaus Niederbühren von gruppeomp architekten; S. 64 zymara und loitzenbauer architektur: Dachgeschossausbau Waldhausen von zymara und loitzenbauer architektur, Frîa Hagen: Wohnhaus Springe von Innenarchitekt Prof. Bernd Rokahr; S. 66 Frîa Hagen: Bauernhaus Niederbühren von gruppeomp architekten; S. 68 Kleine + Assoziierte Architekten: Stadthaus Hannover von Kleine + Assoziierte Architekten; S. 70 Frîa Hagen: Fachwerkhaus Celle (Innenansichten) von Baumgart, Wockenfuß & Partner, Baumgart, Wockenfuß & Partner: Fachwerkhaus Celle (Außenansicht) von Baumgart, Wockenfuß & Partner; S. 72 zymara und loitzenbauer architektur: Hahn Druckerei (Außenansichten) von zymara und loitzenbauer architektur, Frîa Hagen: Hahn Druckerei (Innenansichten) von zymara und loitzenbauer architektur; S. 73 Frîa Hagen: Porträt; S. 74 Frîa Hagen: Bauherrengemeinschaft Wabe von Runge Vorrink Wagner Architekten; S. 76 Frîa Hagen: Reihenhaus Bremen von gruppeomp architekten, gruppeomp architekten: Reihenhaus Bremen (Bad im Umbau) von gruppeomp architekten; S. 78 Frîa Hagen: Jugendstilvilla Hannover (Bild 1) von Kleine + Assoziierte Architekten, Koch Panse Architekten: Stadtvilla Hannover (Bild 2 - 4) von Koch Panse Verwendete und weiterführende Literatur Architekten; S. 79 Frîa Hagen: Porträt; S. 80 zymara und loitzenbauer architektur: Dachgeschossausbau Waldhausen (Küche, Innenansicht groß, Flur Bestand) von zymara und loitzenbauer architektur, Frîa Hagen: Dachgeschossausbau Waldhausen (Dachfenster, Fachwerk) von zymara und loitzenbauer architektur, S. 82 Frîa Hagen: Wohnhaus Springe (Bild 1 + 2) von Innenarchitekt Prof. Bernd Rokahr, Einfamilienhaus Pattensen (Bild 3 + 4) von Architekturbüro Albrecht, S. 83 Frîa Hagen: Porträt; S. 84 Frîa Hagen: Wohnhaus Hannover (Bild 1 + 2) von Architekt Jan Steffen und Architektin Ulrike Steffen, Frîa Hagen: Einfamilienhaus Oldenburg (Bild 3) von team3 Architekturbüro, team3 Architekturbüro: Einfamilienhaus Oldenburg (Bild 4 + 5) von team3 Architekturbüro; S. 86 Frîa Hagen: Sezierhaus Engesohde (Küche, Eingangsbereich) von Innenarchitektin Michaela Diedrich, Michaela Diedrich: Sezierhaus Engesohde (Außenansicht und Kellergeschoss Bestand) von Innenarchitektin Michaela Diedrich; S. 87 Frîa Hagen: Porträt; S. 88 Ralf Grünewald: Siedlungshaus von Otto Haesler, Bestandsbild von 1931 im Besitz der Otto Haesler Stiftung; S. 90 Frîa Hagen: Wohngarten Hannover (Bild 1) von Landschaftsarchitekten Kronsberg Achtzig, Petra Urban: Hausgarten Porwich (Bild 2 + 3) von Landschaftsarchitektin Petra Urban; S. 92 Michaela Diedrich: Sezierhaus Engesohde von Innenarchitektin Michaela Diedrich; S. 93 Frîa Hagen: Sezierhaus Engesohde von Innenarchitektin Michaela Diedrich; S. 94 Frîa Hagen: Bauernhaus Niederbühren von gruppeomp architekten, photcase.com: Kalender; S. 96 Michaela Diedrich: Sezierhaus Engesohde (Fenster) von Innenarchitektin Michaela Diedrich, gruppeomp architekten: Bauernhaus Niederbühren (Eigenleistung) von gruppeomp architekten; S. 98 Swantje und Martin Duthweiler: Jugendstilvilla Hannover von Kleine + Assoziierte Architekten; S. 100 Swantje und Martin Duthweiler: Jugendstilvilla Hannover (Toilette) von Kleine + Assoziierte Architekten, Michaela Diedrich: Sezierhaus Engesohde (Dachstuhl) von Innenarchitektin Michaela Diedrich, gruppeomp architekten: Bauernhaus Niederbühren (Heizung, Elektro) von gruppeomp architekten; S. 102 Frîa Hagen: Hahn Druckerei von zymara und loitzenbauer architektur, photocase.com: Mädchen mit Seifenblasen, gruppeomp architekten: Galerie mit Familie; S. 104 Frîa Hagen: Hahn Druckerei von zymara und loitzenbauer architektur, team3 Architekturbüro: Einfamilienhaus Oldenburg von team3 Architekturbüro; S. 106 Frîa Hagen: Jugendstilvilla Hannover (Esszimmer) von Kleine + Assoziierte Architekten, Koch Panse Architekten: Stadtvilla Hannover (Schiebetür) von Koch Panse Architekten; S. 108 Claus Uhlendorf: Wohngarten von Andreas Ackermann, Petra Urban: Hausgarten Porwich von Landschaftsarchitektin Petra Urban; S. 110 Rainer Bölts: Umzug; S. 111 Frîa Hagen: Sezierhaus Engesohde (Skizze) von Innenarchitektin Michaela Diedrich, Claus Uhlendorf: Baustelle; S. 112 Jürgen Voss: Wohnhaus von Architekt Peter Hübotter, Frîa Hagen: Diedrich Heumann, AKNDS: Hausakte; S. 114 Swantje und Martin Duthweiler: Jugendstilvilla Hannover von Kleine + Assoziierte Architekten; S. 116 Frîa Hagen: Jugendstilvilla Hannover (Bild 1 +4) von Kleine + Assoziierte Architekten, Swantje und Martin Duthweiler: Jugendstilvilla Hannover (Bild 2 + 3) von Kleine + Assoziierte Architekten; S. 118 Frîa Hagen: Jugendstilvilla Hannover (Außen- und Gartenansicht) von Kleine + Assoziierte Architekten, Swantje und Martin Duthweiler: Jugendstilvilla Hannover (Esszimmer) von Kleine + Assoziierte Architekten; S. 120 Frîa Hagen: Jugendstilvilla Hannover (Außen- und Gartenansicht) von Kleine + Assoziierte Architekten, Sezierhaus Engesohde von Innenarchitektin Michaela Diedrich; S. 131 Frîa Hagen: Einfamilienhaus Pattensen von Architekturbüro Albrecht; S. 132 Frîa Hagen: Dachgeschossausbau Waldhausen von zymara und loitzenbauer architektur Quellen S. 12/S. 15 Tabellen: Vom Altbau zum NiedrigEnergieHaus, hg. Ingo Gabriel und Heinz Ladener, ökobuch Verlag Der Herausgeber hat sich nach besten Kräften bemüht, die erforderlichen Reproduktionsrechte für alle Abbildungen einzuholen. Für den Fall, dass dabei etwas übersehen wurde, sind wir für einen Hinweis dankbar. 7.4 | 131 Verwendete und weiterführende Literatur Bauen, Wohnen & Renovieren Ratgeber ÖKO-TEST Nr. 08, hg. ÖKO-TEST Verlag, Frankfurt 2006 Hauskauf – Neu oder gebraucht. Vom Bauträger oder aus zweiter Hand hg. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2006 Kauf eines gebrauchten Hauses. Besichtigung, Kaufvertrag, Übergabe hg. Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen e.V., Düsseldorf 2005 Infoblätter des Kompetenzzentrums siehe unter www.kompetenzzentrum-iemb.de Planen und bauen mit dem Architekten. Vertragsfragen, Bauplanung und -ausführung hg. Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen e.V. und Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 2004 Vom Altbau zum NiedrigEnergieHaus hg. Ingo Gabriel und Heinz Ladener, ökobuch Verlag, Staufen bei Freiburg 2004 Was Bauherren wissen müssen. Das Handbuch für Neubau, Umbau und Sanierung hg. Architektenkammer Rheinland-Pfalz, Mainz 2004 132 | Anhang Im Interesse der Leserinnen und Leser dieser Broschüre wird einer guten Lesbarkeit höchste Priorität eingeräumt. Die verwendeten Formulierungen „Architekt“ und „Bauherr“ schließen die männliche wie auch die weibliche (Berufs-) Bezeichnung mit ein. Ebenfalls schließt die Formulierung „Architekt“ in den Texten auch die Berufsgruppe der „Innenarchitekten“ mit ein, die für Bauaufgaben im Bestand in der Regel ebenso geeignet sind. 110 | Wie läuft der Bau ab? Wie läuft der Bau ab? | 111 6 Wie läuft der Bau ab? 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 Skizzen und Entwurf Baugenehmigung und Ausführungsplanung Ausschreibung Abnahme Von der Suche bis zum Einzug – Ein Bauherrentagebuch 113 113 113 113 115 Ist das Haus gefunden und der Entschluss gefasst, es umzubauen, ist der Bauprozess vom Ablauf her grundsätzlich immer der gleiche. Wenn Sie Grundrisse und Ansichten, eventuell auch Bebauungspläne und Flächennutzungspläne beim Bauamt gesichtet haben, wenn also sichergestellt ist, dass Sie beispielsweise anbauen dürfen, kann der Planungsprozess beginnen. 112 | Wie läuft der Bau ab? Wie läuft der Bau ab? 6.1 Skizzen und Entwurf Siehe dazu die Informationsblätter unter www.kompetenzzentrum-iemb.de Infoblatt Nr. 8.1 | Instandhaltung, Modernisierung, Umbauen Infoblatt Nr. 8.2 | Energetische Bewertung und Modernisierung Infoblatt Nr. 8.3 | Gebäudeerweiterung Infoblatt Nr. 8.4 | Verbesserung des Schallschutzes von Wohngebäuden im Bestand Infoblatt Nr. 8.5 | Denkmalgeschützte Gebäude Infoblatt Nr. 8.6 | Instandsetzungs- und Modernisierungskosten Infoblatt Nr. 9.1 | Gebäudedokumentation (neu in 2006) ... und die Dokumentationen zum Download unter www.kompetenzzentrum-iemb.de Mindestanforderungen an Bau- und Leistungsbeschreibungen für Ein- und Zweifamilienhäuser Checkliste zur Auswertung von Bau- und Leistungsbeschreibungen für Ein- und Zweifamilienhäuser Abnahme Sobald Sie die Aufträge vergeben haben, geht es los! Jetzt sind von Ihrem Architekten die Leistungen der Handwerker untereinander zeitlich zu koordinieren und die Ausführung ihrer Arbeiten zu überprüfen. Sind die Leistungen eines Gewerkes erbracht, wird eine Abnahme durchgeführt. Bei einer Abnahme müssen alle Vertragspartner vor Ort sein, mindestens also Sie als Bauherr und der verantwortliche Handwerker. Der Bauherr ist nun gefordert, die ausgeführte Qualität zu beurteilen und etwaige Mängel anzuzeigen. Für Laien wird diese Aufgabe nicht zu leisten sein, weshalb es ratsam ist, den Architekten hinzuzuziehen. Er berät und unterstützt Sie, aber Sie als Bauherr bleiben derjenige, der die Leistung vertraglich abnehmen muss. Das Ergebnis wird in einem Protokoll festgehalten. 6.2 Diese Abnahmeprotokolle sind besonders für spätere Ansprüche auf Mängelbeseitigung sehr wichtig. Sobald Sie eine Arbeit abgenommen haben, sind Sie verpflichtet, dem Handwerker nachzuweisen, dass er den Mangel verursacht hat. Vor der Abnahme sind die Handwerker verpflichtet, zu beweisen, dass sie ihre Leistung mangelfrei erbracht haben. Also schauen Sie genau hin! Sollten bei der Abnahme Mängel festgestellt werden, wird eine Frist gesetzt, bis zu der die Fehler zu beseitigen sind. Bei wesentlichen Mängeln kann eine Abnahme verweigert werden. 6.3 | 113 In den ersten Gesprächen wird der Architekt mit Ihnen gemeinsam Ihre Ideen in Form von Skizzen aufs Papier bringen. Grundrisse werden gezeichnet, wieder verworfen, bis der Entwurf genau Ihren Vorstellungen entspricht. Bereits in dieser frühen Phase ist es sinnvoll, verschiedene Planer an einen Tisch zu holen. In Absprache mit Fachingenieuren und guten, erfahrenen Handwerkern können schnelle Lösungen herbeigeführt und durch eine professionelle Zusammenarbeit sogar Kosten eingespart werden. Nach einer Besichtigung vor Ort können erfahrene Handwerker meist sofort einschätzen, ob die vorgeschlagene Maßnahme gut auszuführen ist und ob die veranschlagten Kosten stimmig sind. Durch diese Kommunikation erhöht sich die Kostensicherheit für Sie enorm! Baugenehmigung und Ausführungsplanung Die Skizzen werden immer weiter verfeinert bis hin zu Plänen im Maßstab 1:100, die dem Bauamt mit einer textlichen Baubeschreibung zur Baugenehmigung eingereicht werden. In der Folge wird eine Ausführungsplanung erstellt: Die Pläne werden jetzt im Maßstab 1:50 bis zum Maßstab 1:1 gezeichnet und beschriftet, sodass die Handwerker die Planungen auf der Baustelle umsetzen können. Info 6.4 | Ausschreibung Die Pläne bilden zusammen mit einer Beschreibung, in der die Qualitäten aller Bauteile vom Hersteller bis zur Farbe der Haustür beschrieben sind, die Basis der Ausschreibung. Neben den Qualitäten sind die erforderlichen Mengen hinterlegt. Jedes Gewerk ist einzeln beschrieben. Aufgrund dieser Beschreibungen werden von den Handwerkern Angebote eingeholt. Das Verfahren nennt man Ausschreibung. Ihr Architekt macht Vorschläge, welche Handwerker angefragt werden können. Sie können diese Vorschläge ergänzen und entscheiden, wem letztlich die Ausschreibung zugesendet wird. Sind die Angebote eingeholt, prüft der Architekt ihre Richtigkeit: Sind alle Qualitäten eingehalten? Sind alle Positionen vorhanden und sind die Preise angemessen? Wenn alles stimmt, gibt der Planer Ihnen eine Empfehlung für die Beauftragung aller einzelnen Gewerke, die für Ihren Umbau notwendig sind. Vom Rohbauer über den Tischler bis zum Elektriker werden nun die Firmen beauftragt. Die Erstellung eines Leistungsverzeichnisses, in dem alle Leistungen und vom Handwerker eingesetzte Produkte in einzelne Positionen gegliedert sind, ist sehr aufwendig. Manchmal reicht es aber auch aus, weil die Maßnahme klein, das Auftragsvolumen sehr gering oder die Zeit knapp ist, einen Handwerker direkt auf die Baustelle zu holen, ihn aufgrund der Besprechung der Bauaufgabe ein Angebot machen zu lassen und auf dieser Grundlage zu beauftragen. Zum Schluss aller Baumaßnahmen erfolgt die große Schlussabnahme. Und danach ist Ihr Traumhaus fertig – Sie können einziehen! Hausakte Halten Sie alle Unterlagen wie Fotos, Pläne, Protokolle, Gesprächsnotizen oder ein persönliches Bautagebuch in einer Akte zusammen. So haben Sie alle Dokumente rasch im Blick und können bei Bedarf schnell auf bestimmte Pläne oder Abnahmeprotokolle zurückgreifen. Die Hausakte ist das ideale Dokumentationssystem für Planungs-, Bauund Nutzungsphase eines Gebäudes. 114 | Wie läuft der Bau ab? Wie läuft der Bau ab? 6.5 Von der Suche bis zum Einzug – Ein Bauherrentagebuch Ein Bauherr hat für die Zeit seines Umbaus ein Bautagebuch geführt. Heute sind das für die Bauherrenfamilie tolle Erinnerungen und für Sie ist es ein konkretes Beispiel aus der Praxis. Das Besondere an dem Beispiel dieser Familie ist, dass die Eltern, von Beruf Landschaftsarchitekten, den Umbau gemeinsam mit einem Architekten und einer Innenarchitektin geplant haben. Dass alle drei Berufsgruppen an einem Umbau beteiligt sind, ist nicht die Regel, führt aber zu ganz besonderen ganzheitlichen Lösungen. 01 Chronologie eines Umbaus: 24. Juni 2000 Fund in der Zeitung: Kurz vor dem Sommerurlaub ist eine Chiffre-Anzeige in der Zeitung: Unser gewünschter Stadtteil – Baujahr 1903. Das können nur wenige, besonders schöne Straßenzüge sein. Wir antworten sofort – eher zufällig, handschriftlich. 17. Juli 2000 Drei Wochen später: Die Antwort kommt. Wir werden zum Gespräch mit einem der Eigentümer eingeladen. Es gibt 20 Antworten auf die Anzeige, davon 15 von Maklern und fünf von privaten Interessenten. Die ältere Dame und ihre Söhne suchen für ihr denkmalgeschütztes Elternhaus keinen Investor, sondern eine Familie. Wir stehen an erster Stelle, da wir handschriftlich und sehr persönlich geantwortet haben. 02 03 18. Juli 2000 04 01 | Ein Umbau beginnt – zuerst Altes raus. 02 | Durchbrüche entstehen und . . . 03 | Eine Fotografie des Gebäudes, Erster Blick von außen: Mit dem Foto in der Hand suchen wir das mögliche Objekt auf und begutachten es von außen. Es hat offensichtlich schon bessere Tage erlebt und durch unsensible Modernisierungsmaßnahmen seine noch zu erahnende ursprüngliche Atmosphäre verloren. Wir sind begeistert – genau so etwas haben wir gesucht! Nach vielen zuvor gesehenen, nicht nach unserem Geschmack fertig renovierten anderen Angeboten endlich ein Haus, bei dem man sich noch selbst verwirklichen kann! Bj. 1903, aus den 50er Jahren. | 115 31. August 2000 Termin beim Notar: Jetzt ist es soweit, wir erwerben das Haus von der Eigentümergemeinschaft. In diesem Stadtteil ist das sehr selten, wie uns die bisherigen Eigentümer berichten. Meist werden hier die Häuser vererbt oder ohne Anzeige direkt verkauft. 9. September 2000 Besichtigung mit einigen Freunden und Verwandten: Alle scheinen sehr ernüchtert über den aktuellen Zustand. Wir sind trotzdem begeistert und lassen uns nicht entmutigen. Ab September 2000 Erste Pläne: Der Architekt erstellt genaue Bestandspläne von allen Etagen und den Fassaden. Wir fangen an zu planen und sammeln grundlegende Wohnwünsche – eine Garderobe, eine Speisekammer, vier Kinderzimmer, eine Möglichkeit, die Wäsche auch in der oberen Etage störungsfrei waschen und trocknen zu können. Vielleicht auch eine später abtrennbare Einliegerwohnung, wenn die Kinder ausgezogen sein werden... Erste Möbelgrundrisse werden auf den Hausplänen hin und her geschoben. 9. Oktober 2000 Genaue Raumplanung: Unsere Innenarchitektin berät uns bei der Raumaufteilung und plant Küche und Bäder. Der Architekt erstellt Pläne, die in gemeinsamen Gesprächen in ihre endgültige Fassung gebracht werden. Anschließend werden Angebote von geeigneten Baufirmen eingeholt. Wir müssen auf eine Ausschreibung verzichten, da der Leistungsumfang an vielen Stellen nicht im Einzelnen vorhersehbar ist. 16. November 2000 Treffen mit der Vorbesitzerin: Wir besuchen die frühere Hausbesitzerin im Altersheim. Sie erzählt uns viele Anekdoten über die Geschichte des Stadtteils, die Erbauung des Hauses, frühere Besitzer und Mieter und wesentliche Details durchgeführter Umbaumaßnahmen. Die historischen Fotos bestätigen uns, wie wunderschön Fassade und Garten einmal waren. Jetzt haben wir ein Leitbild für die Wiederherstellung. 27. Juli 2000 04 | . . . Wände werden geglättet. Erste Begehung mit unserem Architekten: Überall PVCFußböden und zugeklebte Treppen, ungünstige Aufteilung des Hauses in drei Wohnungen, alte Bäder, unzeitgemäße Heizung und vor allem veraltete Küchen. Doch der Architekt bestätigt: Die Bausubstanz und der Preis sind in Ordnung. Der Keller, die Wände und die Statik scheinen der Zeit entsprechend gealtert, aber ohne große Mängel. Wir prüfen unser Budget, sprechen mit der Bank und rechnen die erforderlichen Maßnahmen mit dem Architekten durch. Dann entscheiden wir uns für das Haus. November/Dezember 2000 Kontakt mit der Denkmalschutzbehörde: Nachdem wir uns für die Baumaßnahmen und die passenden Firmen entschieden haben, erstellt der Architekt die Unterlagen aus einer Beschreibung, den Umbauplänen und den Angeboten der Baufirmen für die Denkmalpflege und reicht sie ein. Viele von unseren Wiederherstellungswünschen gehen sogar weiter, als es die Denkmalpflege erwarten würde. Die Zusammenarbeit ist freundlich und hilfreich. Nach der Freigabe durch die Denkmalpflege kann es losgehen. 116 | Wie läuft der Bau ab? Wie läuft der Bau ab? 1. Januar 2001 Hausübergabe und Zahlung des Kaufpreises: Jetzt können die eigentlichen Arbeiten beginnen. Wir fangen an verschiedenen Stellen selbst an, sehen unter die Einbauten und legen alte Fußböden frei. Februar 2001 Entdeckungen: Die Baufirma beginnt, unbrauchbare Holzteile, alte Teppiche, PVC-Beläge und alle nachträglich eingebauten Innentüren zu entfernen. In den oberen Stockwerken sind die Dielenböden noch vollkommen intakt. In einer 60erJahre-Trennwand finden wir eine völlig vergilbte Zeitung von 1962. Vielleicht ist hier noch irgendwo ein vergessener Schatz versteckt. 13. Februar 2001 Wir sind überrascht: Die Küche wirkt ohne die Einbauten und eingefügten Flurbereiche riesig! Es wird entschieden, im Erdgeschoss die hohen Decken unwesentlich abzuhängen, um im entstehenden Zwischenraum Heizungsrohre und Elektroleitungen unterzubringen. 01 19. Februar 2001 Wir lernen die ersten neuen Nachbarn kennen: Für alle ist es spannend, wie das Wohnzimmer in ähnlichen Proportionen wie das eigene freigestellt von Wänden wirkt. Ein Jahr später wird die benachbarte Familie auch ihre Zwischenwände öffnen ... 27. Februar 2001 02 Noch eine Überraschung: Im Erdgeschoss befindet sich unter dem fest verklebten Fußboden ein fast tadellos erhaltener Terrazzo mit schönen Ornamenten. Wir reichen das Angebot der Terrazzo-Firma für die Restaurierung bei der Denkmalpflege nach. 03 04 01 | Die fertige Gaube in Kinderhand. 02 | Original Türbeschlag. 28. Februar 2001 Ein zweiter Kaminzug wird entdeckt: Der Architekt hat die gute Idee, in ihm die Kabelstränge zwischen den Etagen verlaufen zu lassen. 03 | Die Gaube wird rekonstruiert. 16. April 2001 04 | Rekonstruierter Drachenkopf für den Giebel. Die Rekonstruktion der Treppe: Im Zuge der Freilegung des historischen Zustandes entschließen wir uns, die nachträglich eingefügte Treppenführung auf den Urbestand zurückzubauen. Die Treppen waren umgebaut worden, um die einzelnen Etagen vom Flur trennen zu können und so in jeder Etage eine eigene Wohnung einzurichten. In einigen Nachbarhäusern besteht dieselbe Situation. Wieder werden Angebote bei der Denkmalpflege nachgereicht. Später bestätigt uns der darunter vorgefundene Terrazzo mit randlichem Musterband die vermutete Proportion der historischen Treppe. | 117 26. April 2001 Historische Funde: Lange haben wir uns gefragt, wie die ursprünglichen Türen im Erdgeschoss ausgesehen haben mögen. Jetzt haben wir sie gefunden: Sie teilen – in Stücke zersägt – die ehemaligen Kohlenverschläge im Keller. Wir nehmen sie als Muster zur Rekonstruktion und finden sogar historische Türklinken. 24. mai 2001 Es wird Sommer und die Fassade eingerüstet: Wir ersetzen die schmucklosen Kunststofffenster gegen Holzfenster, die den Aufteilungen auf alten Fotografien entsprechen. Die Fensterfugen zum Mauerwerk werden anstelle von Montageschaum mit Kokosfasern gedichtet. Die Maurer lächeln nur müde über unsere baubiologischen Wünsche. Die Kokosfasern müssen wir selbst besorgen und den Arbeitern beim Einsetzen von Türen und Fenstern immer wieder in die Hand drücken, damit sie überhaupt Verwendung finden. Ab Mai 2001 Der Betonbalkon zur Straße wird abgerissen und der neue Holzbalkon nach historischen Fotos rekonstruiert: Unsere Kinder würden gerne mal am Baugerüst hochklettern. Wir behalten sie vorsichtshalber in den nächsten Wochen gut im Auge ... 16. Juni 2001 Die Haustür und die alten Innentüren des ersten Obergeschosses werden abgebeizt: Die alten Beschläge bekommen einen viel schöneren Glanz. Wir lassen alles im Naturzustand. Juni 2001 Wir entscheiden uns gegen Tapeten: Alle Wände werden gründlich verputzt und oberflächlich angeschliffen. Die ersten Nachbarkinder toben mit unseren Töchtern durch die hallenden Zimmer. 22. August 2001 Glück im Unglück: Leider werden während der fensterlosen Zeit aus dem Keller verschiedene historische Elemente gestohlen, eine Sitzgruppe alter Holzmöbel, die wir für die Pausen der Mitarbeiter dort gelassen haben, und die letzten historischen Türdrücker. Wir sind sehr enttäuscht. Zum Glück haben wir sie fotografiert. Genau passende Türklinken finden wir auf dem Flohmarkt – sogar einschließlich Schilde und in so großer Zahl, dass wir das ganze Haus damit ausstatten können. 118 | Wie läuft der Bau ab? Wie läuft der Bau ab? Ab August 2001 Das Dach wird neu: Das in der Vergangenheit offenbar immer wieder sehr reparaturbedürftige Dach wird in Angriff genommen, die Deckung komplett entfernt. Nach einer Isolierung wird die Unterspannbahn und Verlattung aufgebracht. Dann erfolgt die Neueindeckung. Außerdem wird eine Gaube in die ursprüngliche, geschwungene Form zurückgebaut. Es ist eine Herausforderung für die beteiligten Gewerke. August 2001 Die Entscheidung der Hausaußenfarbe birgt viele Diskussionen: Der Architekt und die Innenarchitektin schlagen verschiedene Varianten vor. Nach vielen Überlegungen und Betrachtungen vergleichbarer Häuser steht unsere Entscheidung fest: nicht zu kühl oder gar elegant soll es sein, eher ein warmer Ton, der an Süden und Urlaub erinnert. Dennoch brauchen wir drei verschiedene kleinflächige Probeanstriche auf der tatsächlichen Putzstruktur, bis wir uns trauen und die Farbe endgültig freigeben. Bis zum letzten Pinselstrich ein echtes Abenteuer! 30. August 2001 Noch eine Entscheidung: Auf einer Seite des Hauses entdecken wir noch einen der alten, auf Fotos deutlich erkennbaren Drachenköpfe in den Windfedern. Sie werden originalgetreu rekonstruiert und angebracht. 6. september 2001 Ein Unfall: Die Sohlbänke werden geschnitten und montiert. Dabei stürzt einer der Mitarbeiter der ausführenden Firma vom Gerüst und bricht sich den Oberschenkel. Ein Schreck für alle. 10. September 2001 Die Treppenläufe werden jetzt in ihre ursprüngliche Form zurückgebaut: Teilweise waren noch die alten Stufenauflager erhalten. Die fehlenden Docken werden nach den vorhandenen Vorbildern rekonstruiert. Wir sind froh, denn es ist kein Unterschied zu erkennen. September 2001 Immer wieder neue Überlegungen, wo man die Grenze zwischen Wiederherstellung und neuen Elementen setzt: Der große Rahmen wird rekonstruiert, auch Fenster und Türen. Die meisten Lampen werden modern eingefügt. Die Bäder werden gefliest und mit neuen Installationen versehen. Immer wieder müssen wir uns schnell und spontan entscheiden: Welche Badewanne? Welche Fußbodenfliesen? Welche Wandfliesen? Welcher Waschtisch und Toilettenkörper? Alles muss vorher angesehen und bis ins Materialdetail festgelegt werden. Ohne die Beratung der Innenarchitektin hätte diese Phase wesentlich länger gedauert. Zeitgleich wird eine energiesparende Heizungsanlage installiert. | 119 24. September 2001 Die Küche wird eingebaut: Wir bringen sie zum größten Teil mit. Ein paar Schränke lassen wir ergänzen. Auch die ersehnte Speisekammer ist verwirklicht worden. 14. Oktober 2001 Nun ist das Haus fast bezugsfertig: Die Maler sind noch nicht ganz aus dem Haus. Wir können aber nicht mehr länger warten, da eine neue Familie in unser altes Haus möchte, und müssen schnell umziehen – wir leben im Staub zwischen Kartons, die mit Folie abgedeckt sind. 22. Oktober 2001 Mitten in der ersten Nacht im neuen Heim eine unliebsame Überraschung: Wasser strömt aus den Einbauleuchten und Zwischendecken, läuft in Schlafzimmer und Bad die Wand herunter, sammelt sich auf dem Fußboden und versickert weiter. Schnell stellen wir den Haupthahn ab. Später stellt sich heraus, dass bei der Installation eine Muffe nicht richtig fixiert und die Leitung nicht abgedrückt worden war. Das Wasser ist aus der zweiten Etage durch Schächte und Decken bis in den Keller gelaufen. Nun leben wir drei Wochen mit dröhnenden Raumtrocknern in allen Etagen. Zum Glück ist es ein Versicherungsschaden und nicht zu unseren Lasten. 20. dezember 2001 Geschafft: Der vorerst letzte Handwerker und die Raumtrocknungsgeräte verlassen das Haus. Die Vorbereitungen für Weihnachten können beginnen. 18. April 2002 Einladung der früheren Hausbesitzerin und ihrer Söhne: Die Besucher sind überrascht, wie grundlegend wir das Haus wieder in den historischen Zustand gebracht haben. Die ältere Dame, die das Haus noch von der Zeit vor dem ersten Umbau kannte, erinnert sich an viele alte Geschichten. 17. September 2006 Heute: Nun leben wir schon fünf Jahre in dem Haus und freuen uns immer noch jeden Tag über die großzügigen Räume und die fast schlossähnliche Atmosphäre. Und dennoch ist das Haus funktional auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten. Wir fühlen uns einfach richtig wohl!