Michael Nyman War Work Samstag 8. November 2014 21:00 Bitte beachten Sie: Ihr Husten stört Besucher und Künstler. Wir halten daher für Sie an den Garderoben Ricola-Kräuterbonbons bereit und händigen Ihnen Stofftaschentücher des Hauses Franz Sauer aus. Sollten Sie elektronische Geräte, insbesondere Mobiltelefone, bei sich haben: Bitte schalten Sie diese unbedingt zur Vermeidung akustischer Störungen aus. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind. Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir Sie um Verständnis, dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns, Ihnen so schnell wie möglich Zugang zum Konzertsaal zu gewähren. Ihre Plätze können Sie spätestens in der Pause einnehmen. Bitte warten Sie den Schlussapplaus ab, bevor Sie den Konzertsaal verlassen. Es ist eine schöne und respektvolle Geste gegenüber den Künstlern und den anderen Gästen. Mit dem Kauf der Eintrittskarte erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihr Bild möglicherweise im Fernsehen oder in anderen Medien ausgestrahlt oder veröffentlicht wird. Hilary Summers Alt Michael Nyman Band Michael Nyman Klavier und Leitung Samstag 8. November 2014 21:00 Keine Pause Ende gegen 22:10 PROGRAMM Michael Nyman *1944 War Work (2014) für Stimme, Ensemble und Film Texte von August Stramm, David Bomberg, Ernst Stadler, Guillaume Apollinaire, Géza Gyóni, Isaac Rosenberg und Alfred Lichtenstein 1. 2. 3. 4. 5. Urtod (Primal Death) 6. What’s left of the Soldier-man? 7. Kinder vor einem Londoner Armenspeisehaus 8. Haidekampf. Heath Combat 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. L’Adieu du Cavalier 16. For Just One Night 17. Louse Hunting 18. Abschied. Leaving for the Front Kompositionsauftrag von Cité de la musique (Paris), KölnMusik, La Comète (Châlons en Champagne), L’Arsenal (Metz) und Palace of Arts (Budapest) Deutsche Erstaufführung Der Film, der in diesem Konzert zu sehen ist, zeigt teilweise schockierende Bilder von Verwundeten aus dem Ersten Weltkrieg. 2 DIE TEXTE Michael Nyman War Work (2014) für Stimme, Ensemble und Film Texte von August Stramm, David Bomberg, Ernst Stadler, Guillaume Apollinaire, Géza Gyóni, Isaac Rosenberg und Alfred Lichtenstein 5. Urtod (Primal Death) Text: August Stramm (1874 – 1915) Raum Zeit Raum Wegen Regen Richten Raum Zeit Raum Dehnen Einen Mehren Raum Zeit Raum Kehren Wehren Recken Raum Zeit Raum Oingen Werfen Würgen Raum Zeit Paum Fallen Sinken Stürzen Raum Fallen Sinken Stürzen Raum Zeit Raum Wirbeln Raum Zeit Raum Wirren Raum Zeit Raum Flirren Raum Zeit Raum Irren Nichts. 3 6. What’s left of the Soldier-man? Text: David Bomberg (1890 – 1957) What’s left of the soldier-man, killed on patrol, some months back? Only a shrapnel hat, turned upsidedown; – lying apart, some sun-burnt bones, a hard tanned hairy hide, Was bleibt von dem Soldaten, der auf Patrouille fiel, vor Monaten? Nur ein Stahlhelm, umgedreht – etwas entfernt, sonnengebleichte Knochen, eine behaarte Haut, ledrig, gebräunt, und modernde Lumpen zwischen der blühenden Distelwolle. and rags mouldering in the flowering thistle-down. When the battle was cleared up miles ahead, round the old canal, Als das Schlachtfeld geräumt war, suchten am alten Kanal, Meilen entfernt, die Einheimischen nach ihren Häusern; wie hoffnungsvoll! – Doch was sie fanden war: verlassene Vorposten, Stollen im Erdreich, wo die Frontschützengräben waren – zwischen den deutschen Drahtverhauen und unseren – im Niemandsland. the natives tried to find their homes; what hope! – Instead, abandoned outposts – burrows in the earth they found; where the front line trenches used to be – between the German wire and ours – in no man’s land. Deutsch: Sebastian Viebahn 7. Kinder vor einem Londoner Armenspeisehaus Text: Ernst Stadler (1883 – 1914) Ich sah Kinder in langem Zug, paarweis geordnet, vor einem Armenspeisehaus stehen. Sie warteten, wortkarg und müde, bis die Reihe an sie käme, zur Abendmahlzeit zu gehen. Sie waren verdreckt und zerlumpt und drückten sich an die Häuserwände. Kleine Mädchen preßten um blasse Säuglinge die versagenden Hände. Sie standen hungrig und verschüchtert zwischen den aufgehenden Lichtern, Manche trugen dunkle Mäler auf den schmächtigen Gesichtern. Ihr Anzug roch nach Keller, lichtscheuen Stuben, Schelten und Darven, Ihre Körper trugen von Entbehrung und früher Arbeitsfrohn die Narben. Sie warteten: gleich wären die andern fertig, dann würde man sie in den großen Saal treten lassen, Ihnen Brot und Gemüse vorsetzen und die Abendsuppe in den blechernen Tassen. Oh, und damm würde Müdigkeit kommen und ihre verkrümmten Glieder aufschnüren, Und Nacht und guter Schlaf sie zu Schaukelpferden und Zinnsoldaten und in wundersame Puppenstuben führen. 4 8. Haidekampf. Heath Combat Text: August Stramm (1874 – 1915) Sonne Halde stampfen keuche Bange Sonne Halde glimmet stumpfe Wut Sonne Halde sprenkeln irre Stahle Sonne Halde flirret faches Blut Blut Und Bluten Blut Und Bluten Bluten Bumpfen tropft Und Dumpfen Siegt und krustet Sonne Halde flackt und fleckt und flackert Sonne Halde blumet knosper Tod. 15. L’Adieu du Cavalier (Der Abschied des Kavalleristen) Text aus der Sammlung Lueurs de Tirs (1913 – 1918) von Guillaume Apollinaire (1880 – 1918) Ah Dieu! Que la guerre est jolie Avec ses chants ses longs loisirs Cette bague je l’ai polie Le vent se mêle à vos soupirs Ah Dieu! Gott ist Krieg doch schön viel Mußezeit und viel Gesang diesen Ring habe ich poliert in Ihren Seufzern Wind mitklang Adieu! Voici le boute-selle Il disparut dans un tournant Adieu! Das Horn ruft Sattelt auf die Wende ihn aus dem Blickfeld brachte er starb dort dieweil sie dem Los das jähe kam entgegenlachte Et mourut là-bas tandis qu’elle Riait au destin surprenant Deutsch: Sebastian Viebahn Oh God! what a lovely war With its songs its long leisure hours I have polished and polished this ring The wind with your sighs is mingling Farewell! the trumpet call is sounding He disappeared down the winding road And died far off while she Laughed at fate’s surprises Englisch: Anne Hyde Greet 5 16. For Just One Night (Csak egy éjszakára / Nur für eine Nacht) Text: Géza Gyóni (1884 – 1917) Send them along for just one bloody night – Your zealous heroes spoiling for a fight. – For just one bloody night: Their former boast within our memories ring As rending shells of shrapnel scream and sing, As mists of strangling poison slowly rise, And leaden swallows swoop across the skies. Schickt nur für eine Nacht sie all ins Feld, jeder angeblich kampfbereit, ein Held, – nur eine Nacht: Wie sie einst prahlten, uns im Ohr noch klingt, dieweil über uns Schrapnell birst und singt, sacht Gift- und Würgenebel uns umschließen und bleierne Schwalben durch die Lüfte schießen. Send them along for just one bloody night – Your men of gross, gargantuan appetite. – For just one bloody night: When thund’ring cannons start their ravishment, And red earth groans with belly gouged and rent, And bursting bullets break in glittering hate, And ancient Vistula flows red in spate. Schickt nur für eine Nacht sie all ins Feld, Vielfraße voller Gier, die nichts vergällt, – nur eine Nacht, wenn malmend der Geschützdonner anhebt, der Erde Leib rot klafft, ächzt, bebt, Gewehrkugeln von Hass schillernd zerschellen, der alten Weichsel Ströme blutrot quellen. Send them along for just one bloody night – The money-sucking leech, the parasite. – For just one bloody night: When shell volcanoes‹ fire the mud upheaves And flings torn bodies eddying like leaves To crumbling earth the crisping corpses thresh, Mere blackened heaps of bones instead of flesh. Schickt nur für eine Nacht sie all ins Feld, Blutsauger, Parasiten geil auf Geld, – nur eine Nacht, wenn Bomben Schlamm Vulkanen gleich hochwirbeln, verzerrte Körper, die wie Laub sich zwirbeln, noch schmoren, dann zu Erdkrumen zerschlagen, aus denen bloß verkohlte Knochen ragen. Send them along for just one bloody night – The patriots of tongue, of speech and spite, – For just one bloody night: That, as the blinding star-shells leap the dark, And cheeks reflect the terror of their spark, And reeking mists are made of Magyar gore, They may scream out in tears, »My God, no more!« Schickt nur für eine Nacht sie all ins Feld, für die die Heimat nur dem Wort nach zählt, – nur eine Nacht: sodass, wenn Leuchtgranatenblitze sausen und sie mit eigenen Augen voller Grausen verdampfen sehen stinkend Ungarns Blut, in Tränen sie flehen: »Gott, jetzt ist es gut!« 6 Send them along for just one bloody night – That they may call their mothers in their fright. – For just one bloody night: That they may cower low in fear and cold And grovelling gasp, their guilt so manifold; That they may rend their clothes, and beat their breasts, And cry: »My Christ, what are thy dread behests?« Schickt nur für eine Nacht sie all ins Feld, bis ihr Ruf nach der Mutter angstvoll gellt, – nur eine Nacht: bis dass geduckt sie frierend, aus auf Schutz tief schuldbewusst, nach Luft ringend im Schmutz die Brust sich schlagen und das Hemd zerreißen: »Herr Jesus mein, was willst du mir geheißen? Christ, My, what dost thou ask? My blood demands They shall vow to cleanse their greedy hands That now oppress these lands: That brazen infidels who blindly trod May trust in Christ and put their faith in God, And nevermore the Magyar nation blight. Send them along for just one bloody night –! Mein Christ, was forderst du?« – »Mein Blut verlangt: Reinige, schwör, von Raffgier deine Hand, die würgt dies Land!« Jetzt scham- und gottlos, aus dem blindem Trott nun wechsele und bau auf Christ und Gott, sodass dein Freveln Ungarn nie mehr quält … – schickt nur für eine Nacht sie all ins Feld! Przemysl, november 1914 Przemysl, November 1914 Dem ungarischen Original von Géza Gyóni englisch nachgedichtet von Watson Kirkconnel Übersetzung von Watson Kirkconnels englischer Nachdichtung ins Deutsche: Sebastian Viebahn 7 17. Louse Hunting (Läusejagd) Text: Isaac Rosenberg (1890 – 1918) Nudes – stark and glistening, Yelling in lurid glee. Grinning faces Nackte – deutlich und glänzend – johlend voll frivoler Freude. Gesichter grinsen, rasende Glieder And raging limbs Whirl over the floor one fire. For a shirt verminously busy wirbeln Feuer über den Boden. Denn ein geschmeißwimmelndes Hemd, das sich jener Soldat über den Kopf riss, derart fluchend, dass wohl ein Gott zusammenzucken würde, doch nicht die Läuse, es loderte bald über der Kerze, die er entzündet hatte, als wir anderen dösten. Yon soldier tore from his throat, with oaths, Godhead might shrink at, but not the lice. And soon the shirt was aflare Over the candle he’d lit while we lay. Then we all sprang up and stript Wir sprangen darauf alle auf, zogen uns aus, um diese Ungezieferbrut zu jagen. Im Nu war der gesamte Raum in Rage, als spielten hier Dämonen Pantomime. Sieh die Silhouetten mit offenem Mund, sieh die schnatternden Schatten sich mengen mit geschundnen Waffen an der Wand! Sieh die gigantischen, gekrümmten Finger in höherem Fleische suchend picken, um höchste Kleinheit zu zerquetschen! Sieh hitzig die fidelen Glieder Highland Fling dort tanzen, weil Wunderungeziefer aus Stille diese wilde Feier heraufbeschwor, als unsre Ohren schon halb eingeduselt waren von der dunklen Musik aus Schlafs Trompete. To hunt the verminous brood. Soon like a demons’ pantomime The place was raging. See the silhouettes agape, See the gibbering shadows Mixed with the battled arms on the wall. See gargantuan hooked fingers Pluck in supreme flesh To smutch supreme littleness. See the merry limbs in hot Highland fling Because some wizard vermin Charmed from the quiet this revel When our ears were half lulled By the dark music Blown from Sleep’s trumpet. Deutsch: Sebastian Viebahn 8 18. Abschied. Leaving for the Front Text: Alfred Lichtenstein (1889 – 1914) Vorm Sterben mache ich noch mein Gedicht. Still, Kameraden, stört mich nicht. Wir ziehn zum Krieg. Der Tod ist unser Kitt. Oh, heulte mir doch die Geliebte nit. – Was liegt an mir. Ich gehe gerne ein. Die Mutter weint. Man muß aus Eisen sein. Die Sonne fällt zum Horizont hinab. Bald wirft man mich ins milde Massengrab. Am Himmel brennt das brave Abendrot. Vielleicht bin ich in dreizehn Tagen tot. 9 ZUM WERK Michael Nyman: War Work Musik als Mahnmal, als komponierte Erinnerung wider das Vergessen, als künstlerische Äußerung gegen Krieg, hat eine lange Tradition. Die im Kunstwerk artikulierte Trauer ist womöglich noch nicht so alt, wie Menschen Menschen sinnlos töten, um Macht und Besitz zu mehren – zu den ältesten wiewohl leider ewig gültigen Wahrheiten gehört die lateinische Sequenz »homo homini lupus est« –, doch schon Guillaume Dufay vertont Anfang des 15. Jahrhunderts den Wunsch nach Frieden, den 200 Jahre danach Heinrich Schütz erneuert. Und beide gedenken, noch nicht expressis verbis, der Toten, der Opfer brutaler Kriege. Ihre Friedensrufe warnen mit den Mitteln des Künstlers, mit der Kraft und Eindeutigkeit der Wörter, die sie ihrer Musik zugrunde legen, vor nahenden Kriegsgefahren. Markanter hallen dann im 20. Jahrhundert die Klänge gegen Inhumanität, Brutalität, Vernichtung. Und sie verhallen oft – bis heute: Hanns Eislers Chorwerk Gegen den Krieg (1936) oder Benjamin Brittens War Requiem (1962) beispielsweise. Andere Musikwerke, die emphatisch an die Gräuel der Vergangenheit, zumal aus Deutschland kommende, erinnern, sind etwa Luigi Nonos 1956 in Köln uraufgeführte Kantate Il canto sospeso, in der Fragmente aus Abschiedsbriefen von zum Tode verurteilter Widerstandskämpfer gegen den Faschismus zitiert werden, oder Arnold Schönbergs 1947 fertiggestellte Kantate Ein Überlebender von Warschau. Auch Herbert Eimerts Komposition Epitaph für Aikichi Kuboyama, die der Gründer des WDR-Studios für elektronische Musik zwischen 1960 und 1962 in eben seinem »Kölner Labor« realisiert, ist Einspruch und Warnung. Der Japaner Kuboyama ist das erste Todesopfer des ersten Wasserstoffbombentest gewesen, den die USA 1954 beim BikiniAtoll im Südpazifik exerziert haben. Und 1960 beklagt Krzystof Penderecki mit seinem wenig zarten Orchesterstück Threnos die Opfer von Hiroshima, wo am 6. August 1945 die erste Atombombe der Menschheitsgeschichte eingeschlagen und ihre letale Kraft freigesetzt hat. Diese kleine Auswahl nur, die mit George Crumbs Streichquartett Black Angels, 1970 zu Zeiten des Vietnam-Krieges gegen diesen komponiert, und mit Mauricio Kagels 1979 geschriebenen Ensemble­stück 10 Märsche, um den Sieg zu verfehlen noch 10 um zwei exponierte Beispiele erweitert sein soll, mag zeigen, wie gegenwärtig das Thema Krieg (und Frieden) in der Musikgeschichte ist. Daran hat sich nichts geändert; wie auch: Die Vernichtungs­maschinerien greifen weiter um sich; nicht mehr wie einst in Europa; gewollte Angst und gebilligter Schrecken, tausendfacher Tod und millionenfacher Schmerz finden nun anderswo statt. Alle ästhetischen Einsprüche, so wichtig sie sind, können diese bestialischen Zustände nicht aufhalten. Jedenfalls zurückblickend vermochten es die Antikriegs-Kompositionen nicht, das Toben des Grauens zu beenden. Aber sie vermögen es, unaufhörlich auf das Schlimme und Schlimmste hinzuweisen, immer wieder erneut zu mahnen und zu warnen. Vielleicht, es sei uns und der Nachwelt gewünscht, werden sie dereinst wahrhaftig erhört – mit Folgen. Als Mahnmal gegen den Krieg hat der englische Komponist Michael Nyman in diesem Jahr, in dem sich der Ausbruch des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal jährt, mit War Work ein Amalgam von Film und Musik geschaffen. Beide Ebenen dieses einstündigen Multimediawerks, die sicht- wie die hörbare, hat er selbst komponiert bzw. montiert. Und zwar mit einer Vielzahl von Zitaten und Verweisen. Für den Film hat Nyman vor allem konkretes, dokumentarisches Material des Ersten Weltkriegs ausgewählt, das er in deutschen, französischen und amerikanischen Archiven gesichtet hat. Dabei erinnerten ihn manche Fundstücke an die nur wenige Jahre nach dem Weltkriegsende entstandenen russischen Stummfilme Panzerkreuzer Potemkin (1925) von Sergej Eisenstein und Ein Sechstel der Erde (1926) von Dziga Vertov sowie an den kurzen, ebenfalls tonlosen Dokumentarfilm Manhatta (1921), eine Gemeinschaftsarbeit des amerikanischen Fotografen Paul Strand und des New Yorker Malers Charles Sheeler. Die für ihre Zeit revolutionären Montagetechniken, die an eine nachrichtenhafte Chronik erinnernde Dramaturgie, die die Handlung ersetzende Abfolge von thematischen Kapiteln hat Nyman in War Work für sich produktiv interpretiert. Auch er arbeitet mit assoziativen Feldern, die mal die Kriegseuphorie zentrieren, dann die Waffenausbildung oder Aspekte des Kolonialismus, mal die Technik-Faszination des Messens und Erkundens in den Mittel­ punkt rücken, dann die namenlosen Opfer. Auch das eigene Werk integriert der 1944 in London geborene Michael Nyman, 11 der zunächst Musikgeschichte, dann Komposition und Klavier studierte, in sein War Work. Es gibt konkrete und latente Referenzen zu seinen Opern The Man who Mistock his Wife for A Hat (1986), Facing Goya (2000) und Love Counts (2005) sowie zu seinen Liederzyklen Body Parts Songs (2010) und I sonetti lussuriosi (2007), in denen er das Phänomen Körper als Maschine oder eben als Nicht-Maschine thematisiert. Doch damit ist das Pano­ rama von historischen Bezugnahmen in War Work längst nicht erschöpft. Nyman, der sich nach dem Studium zunächst einen Namen als Musikkritiker für verschiedene britische Zeitungen und Zeitschriften machte, dann mit seinem 1974 erschienenen Buch Experimental Music. Cage and Beyond eine der bemerkenswertesten und zentralsten Publikationen zur grenzgängerischen Musikavantgarde veröffentlichte – bis heute übrigens nicht ins Deutsche übersetzt – begegnet 1972 dem Komponisten Steve Reich, spielt zeitweise in dessen Gruppe und ist von dessen Minimal Music so begeistert, dass er kurze Zeit später selbst zu komponieren beginnt. Und in seiner Musik geht Nyman nun auch minimalistische Wege: Wiederholung, Addition, Phasenverschiebung, Materialbeschränkung verbindet er mit vor allem mit klaren harmonischen Strukturen und Klangfarben, ostinaten Kadenzfolgen, rhapsodischen Lineaturen über oft kurzatmigen Rhythmen und – das ist wohl Resultat des Studiums und innerhalb der Minimal Music sein Markenzeichen – mit mehr oder weniger deutlich erkennbaren Zitaten (oder Als-Ob-Zitaten) aus der Musikgeschichte, was oft einen Hauch von Ironie mit ins Geschehen bringt. Zuweilen äußern sich diese Referenzen nur in kleinen Fragmenten, melodischen oder rhythmischen oder akkordischen Partikeln, die zahllos identisch oder leicht variiert wiederholt werden. Die musikhistorischen Quellen, die Nyman in War Work aufgreift – und zwar in den insgesamt acht Songs –, stammen aus dem Kyrie von Gioacchino Rossinis Petite Messe solenelle (1863 – 67) – Song 1 –, aus dem zweiten Satz Larghetto von Beethovens Violinkonzert D-Dur op. 61 (1806) – Song 2 –, aus Orlando Gibbons Cembalomusik Pavan & Galliard ›Lord Salisbury‹ (um 1610) – Song 3 –, aus dem zweiten Satz Andante sostenuto von Schuberts B-Dur-Klaviersonate D 960 (1828) – Song 4 und Song 8 –, aus John Bulls Cembalostück Doctor Bull’s Goodnight (um 1612), aus 12 dem Mittelteil des sogenannten »Regentropfenprélude«, der Nr. 15 in Des-Dur von Chopins 24 Préludes op. 28 (1836 – 39) – Song 6 – sowie aus dem ersten Satz Allegretto ben moderato von César Francks Violinsonate A-Dur (1886) – Song 7. War Work ist ein Liederzyklus, der aus zwei Teilen à vier Liedern besteht, wobei dem ersten vier instrumentale Sätze vorausgehen, dem zweiten Teil sechs. Die vertonten Texte stammen von den deutschen Dichtern August Stramm (1874 – 1915) und Alfred Lichtenstein (1889 – 1914), von dem Elsässer Ernst Stadler (1883 – 1914), von dem in Paris lebenden Guillaume Apollinaire (1880 – 1918), von dem ungarischen Dichter Géza Gyóni (1884 – 1917) sowie von den britischen Lyrikern und Malern Isaac Rosenberg (1890 – 1957) und David Bomberg (1890 – 1957). Mit Ausnahme von Bomberg sind alle Schriftsteller während des Ersten Weltkriegs gestorben, der für das Deutsche Kaiserreich am 11. November 1918 mit dem Waffenstillstand von Compiègne bei Paris endet. Alle Gedichte erklingen in War Work in ihrer jeweiligen Originalsprache: englisch, deutsch, französisch – mit Ausnahme des ungarischen Poems Csak egy éjszakára von Géza Gyóni, das in englischer Übersetzung gesungen wird. Dazu und auch die Texte mit Musik(fragmenten) verschiedener nationaler Provenienzen zu verbinden – von italienischen, deutsch-österreichischen, französischen, polnischen Komponisten des 19. Jahrhunderts sowie englischen Tonkünstlern des 17. Jahrhunderts (Nyman hat eine große Vorliebe für die Musik des Barocks) –, inspirierte Michael Nyman ein Gedichtband des belgischen Dichters und Luftwaffenpiloten Gaston de Ruyter, dessen Flugzeug im Oktober 1918 abgeschossen wurde; er starb dabei, nur 22 Jahre alt. Von de Ruyter erschien im Januar 1918 die kleine Gedichtsammlung Chansons vieilles sur d‘autres airs (Alte Lieder über andere Melodien). Gegen Ende von War Work ergänzt Michael Nyman, der sein multimediales Stück mit der 1977 gegründeten Michael Nyman Band aufführt, diese von ihm neuinterpretierte Idee der »Alten Lieder« mit weiteren Texten verschiedener zeitgenössischer Autoren, die als Schrifttafeln in die dokumentarischen Bewegtbilder des Filmes integriert sind und so eine zusätzliche Ebene der poetisch-archivalischen Annäherung an den Ersten Weltkrieg bilden. War Work ist eine vielschichtige, assoziationsreiche Film-Musik-Komposition, die die weltumspannende Grausamkeit dieser vier Jahre 13 währenden Globalschlacht zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die die darauffolgenden Zeiten und die Welt vollends verändert hat, mit zahllosen kombinatorischen Mitteln zu fassen sucht. 1924 publizierte der deutsche Pazifist Friedrich Ernst das Fotobuch Krieg dem Kriege, in dem er die brutalen Folgen und das wahre Gesicht des Krieges zeigte – Bilder von Verwundeten und Verstümmelten, von Hinrichtungen und Massengräbern, vom Elend und Leiden. Jedes dieser erschütternden Bilder kommentierte er – viersprachig: deutsch, englisch, französisch und niederländisch – mit einem kurzen mahnenden Satz oder mit einem Originalzitat aus dem Munde der großen Kriegstreiber jener Zeit. Kurt Tucholsky empfahl damals in der Weltbühne, Ernsts Buch, das bald große Auflagen erzielte und in über fünfzig weitere Sprachen übersetzt wurde, »in einem oder mehreren Exemplaren zu kaufen und für seine Verbreitung zu sorgen«. Denn: »Die Fotografien der Schlachtfelder, diese Abdeckereien des Krieges, die Photographien der Kriegsverstümmelten gehören zu den fürchterlichsten Dokumenten, die mir jemals unter die Augen gekommen sind. Es gibt kein kriminalistisches Werk, keine Publikation, die etwas Ähnliches an Grausamkeit, an letzter Wahrhaftigkeit, an Belehrung böte.« In dieser Dringlichkeit steht auch Michal Nymans War Work. Stefan Fricke 14 BIOGRAPHIEN Hilary Summers Die Kontra-Altistin Hilary Summers studierte an der University of Reading bei Peter Wishart, an der Royal Academy of Music bei Patricia Clark sowie am National Opera Studio in London. Einen besonderen Namen hat sie sich im Bereich der zeitgenössischen Musik gemacht. 1999 sang sie die Stella in der Uraufführung von Elliott Carters Oper What Next? an der Staatsoper Unter den Linden unter der Leitung von Daniel Barenboim. Es folgten Aufführungen in der New Yorker Carnegie Hall und in Chicago mit dem Chicago Symphony Orchestra sowie unter der Leitung von Peter Eötvös, Oliver Knussen und Kent Nagano. Sie übernahm 2002 in der Uraufführung von Peter Eötvös’ Oper Le Balcon beim Festival in Aix-en-Provence die Rolle der Irma und ging 2003/2004 mit dieser Produktion auf Europatournee. Seit 2002 hat sie Aufführungen von Pierre Boulez’ Le Marteau sans maître in ganz Europa gesungen, mit dem Ensemble intercontemporain unter der Leitung des Komponisten, aber auch mit anderen Ensembles und Dirigenten, zuletzt u. a. 2012 bei den BBC Proms mit Mitgliedern des West-Eastern Divan Orchestra unter der Leitung von Franz-Xavier Roth. Mit Pierre Boulez hat sie Le Marteau sans maître auch auf CD aufgenommen. Die Aufnahme wurde mit einem Grammy Award ausgezeichnet. Im Rahmen der Feierlichkeiten zu Boulez’ 80. Geburtstag sang sie unter der Leitung des Komponisten und mit dem Chicago Symphony Orchestra Le visage nuptial. In Großbritannien hat sie eine besonders enge Verbindung zu dem Komponisten Michael Nyman aufgebaut, dessen Filmmusiken sie aufnahm und mit dessen Band sie weltweite Tourneen unternahm. Darüber hinaus arbeitet sie regelmäßig mit dem Komponisten Joby Talbot (u. a. in dessen Soundtrack zu dem Film Hitchhiker’s Guide to the Galaxy). Auch als Barockinterpretin machte Hilary Summers auf sich aufmerksam. Regelmäßig arbeitet sie mit Barockensembles wie der Academy of Ancient Music, dem Gabrieli Consort, Les Talens Lyriques, dem Balthasar-Neumann-Ensemble und The 15 English Concert. Zusammen mit Les Arts Florissants nahm sie – in der Rolle des Medoro – Händels Orlando auf. In Wien und anschließend in vielen Städten der Welt war sie als Sorceress in Purcells Dido and Aeneas zu hören. Oft arbeitet sie auch mit dem King’s Consort zusammen, mit dem sie zwei CDs mit geistlicher Musik von Vivaldi aufnahm. Mit Christian Curnyn und der Early Opera Company nahm sie in der Rolle der Rosmira Händels Partenope und als Juno/Ino das Oratorium Semele auf. Im Bereich der Oper verkörpert sie Heldenpartien wie Händels Giulio Cesare oder Mars in Legrenzis Il divisione del mondo, aber auch Rollen wie Mescalina in Ligetis Le grand macabre, Hippolyta in Brittens A Midsummer Night’s Dream, die Baba in Strawinskys The Rake’s Progress, Gaea in Strauss’ Daphne und Mrs. Sedley in Brittens Peter Grimes. 2006 wirkte sie in den ersten Aufführungen von George Benjamins Oper Into the Little Hill in Paris mit, die anschließend auch in New York und mehreren europäischen Städten aufgeführt wurde. Zu den Engagements der jüngsten Zeit gehörten Konzerte beim Aldeburgh Festival und beim Holland Festival sowie Auftritte am Liceu in Barcelona und an der Oper Frankfurt. Zusammen mit dem Los Angeles Philharmonic brachte sie in der Rolle der Miss Prism Gerald Barrys The Importance of Being Earnest zur Uraufführung. Bei den diesjährigen Salzburger Pfingst- und den Sommerfestspielen war sie an der Seite von Cecilia Bartoli als Tisbe in La Cenerentola zu erleben. In der Kölner Philharmonie war Hilary Summers zuletzt im September 2005 zu hören. 16 Michael Nyman Das Œuvre des britischen, 1944 in London geborenen Komponisten Michael Nyman umfasst sowohl Opern als auch Streichquartette, Soundtracks für den Film und Orchesterkonzerte. Neben dem Komponieren ist Michael Nyman auch erfolgreich als Performer, Dirigent, Bandleader, Pianist, Autor, Musikwissenschaftler sowie als Fotograf und Filmemacher tätig. In der Musikwelt trat er erstmals in den späten 1960er Jahren in Erscheinung. Zwischenzeitlich hatte er das Komponieren aufgegeben und war längere Zeit als Librettist, Herausgeber und Musikkritiker tätig. 1969 verfasste er das Libretto für Harrison Birtwistles Oper Down by the Greenwood Side. 1974 erschien sein schnell zum Standardwerk gewordenes Buch Experimental Music. Cage and beyond. 1976 schrieb Nyman Arrangements von venezianischen Gondoliereliedern für eine Produktion von Carlo Goldonis Il Campiello, woraus auch sein eigenes Ensemble, die Campiello Band, die heute als Michael Nyman Band auftritt, hervorging. Besondere Bekanntheit erlangten seine Filmmusiken, darunter die Soundtracks zu Peter Greenaways The Draughtman’s Contract und The Cook, the Thief, his Wife and her Lover, Michael Winterbottoms Wonderland und A Cock and Bull Story, der HollywoodBlockbuster Gattaca sowie seine Musik zu Jane Campions The Piano. Zudem schrieb er zusammen mit Damon Albarn die Filmmusik zu dem 1999 fertiggestellten Film Ravenous. Zuletzt fand seine Musik Eingang in den mit dem BAFTA Award ausgezeichneten und für den Oscar nominierten Film Man on Wire. 2009 erschien das in Zusammenarbeit mit David McAlmont und der Michael Nyman Band aufgenommene Album The Glare. 2010 brachte Michael Nyman mit NYman with a Movie Camera seinen ersten Spielfilm heraus, eine Art Remake von Dziga Vertovs Film Der Mann mit der Kamera mit eigenem Filmmaterial. Der Film wurde u. a. beim Toronto Film Festival, beim internationalen Filmfestival in Turin, im Barbican in London und im Museum of 17 Modern Art in New York gezeigt. Das Jahr 2014 steht auch im Zeichen seines 70. Geburtstages. Zu den Höhepunkten zählte u. a. die Aufführung seiner Symphony No 11: Hillsborough Memorial, die von der Liverpool Biennale 2014 anlässlich des 25. Jahrestages des Unglücks von Hillsborough in Auftrag gegeben wurde. Michael Nyman war zuletzt im November 2012 in der Kölner Philharmonie zu Gast. 18 Michael Nyman Band Die Michael Nyman Band ging aus der Campiello Band hervor, die 1976 für eine Produktion von Carlo Goldonis Il Campiello (1756) gegründet wurde. Nach dieser Produktion begann Michael Nyman, Musik für diese Formation zu komponieren (u. a. In Re Don Giovanni), wodurch sie über den ursprünglichen Gründungsanlass hinaus weiter auftrat. Ursprünglich neben einigen modernen Instrumenten auch mit alten Instrumenten wie Rebek (Vorläufer der Violine), Barockposaune oder Schalmei besetzt, entschied sich das Ensemble später für ein vollständig verstärktes Lineup mit Streichern (inklusive Kontrabass), Klarinette, drei Saxophonen, Horn, Trompete, Bassposaune, Bassgitarre und Klavier, das jedoch immer wieder projektweise verändert und erweitert wird. Das erste bei einem professionellen Label aufgelegte Album mit dem Titel Michael Nyman erschien 1981 und enthält überwiegend Musik, die für die frühen Filme Peter Greenaways entstand. Auf dem 1992 erschienenen Album The Essential Michael Nyman Band finden sich überarbeitete Konzertversionen verschiedener 19 Filmmusiken sowie Ausschnitte aus der Filmmusik zu Zed and Two Noughts. 1993 spielte die Michael Nyman Band mit MGV (Musique à Grand Vitesse), ein Auftrag anlässlich der Eröffnung einer TGV-Linie in Frankreich, erstmals eine Einspielung in größerer orchestraler Besetzung ein (The Michael Nyman Band and Orchestra). Seither ging die Michael Nyman Band immer wieder im größer besetzten Michael Nyman Orchestra auf. Unter dieser Bezeichnung folgten Filmmusik-Alben wie Practical Magic, Ravenous, The End of the Affair, The Claim und The Libertine. Eine wichtige Rolle spielte das Ensemble auch in Aufführungen der Bühnenwerke Michael Nymans, darunter Noises, Sounds and Sweet Airs (1992), Facing Goya (2002), Man and Boy: Dada (2004) und Love Counts (2005). Bei uns war die Michael Nyman Band zuletzt im November 2012 zu hören. 20 Die Besetzung der Michael Nyman Band Violine Charles Mutter Chris Clad Horn Paul Gardham Posaune Andy Fawbert Viola Katie Wilkinson Bassposaune Nigel Barr Violoncello Adrian Bradbury Bassgitarre Martin Elliott Saxophon David Roach Brad Grant Andy Findon Klavier und Leitung Michael Nyman 21 KölnMusik-Vorschau November DO 13 21:00 Stadtgarten SO 09 TRIPCLUBBING 20:00 Studio Musikfabrik – Jugendensemble des Landesmusikrats NRW Georg Conrad DJ Quatuor Diotima Yun-Peng Zhao Violine Guillaume Latour Violine Franck Chevalier Viola Pierre Morlet Violoncello Werke von Rebecca Saunders, Tōru Takemitsu, Harrison ­Birtwistle und Jo Kondo Anton Webern Fünf Sätze für Streichquartett op. 5 Sechs Bagatellen für Streichquartett op. 9 SO 16 Steve Reich WTC 9/11 für Streichquartett und elektronische Zuspielungen 15:00 Filmforum Franz Schubert Streichquartett d-Moll D 810 »Der Tod und das Mädchen« Der Lieblingsfilm von Anna Prohaska Gladiator USA / Großbritannien, 2000, 155 Min. Regie: Ridley Scott Quartetto 2 KölnMusik gemeinsam mit Kino Gesellschaft Köln Medienpartner: choices MI 12 Karten an der Kinokasse 20:00 Martha Argerich Klavier SO Russian National Orchestra Mikhail Pletnev Dirigent 16 Robert Schumann Ouvertüre c-Moll aus: Genoveva op. 81 Oper in vier Akten für Soli, Chor und Orchester. Libretto nach Ludwig Tieck und Friedrich Hebbel 20:00 Antoine Tamestit Viola Orchestra Sinfonica Nazionale della Rai Juraj Valčuha Dirigent Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 54 Ottorino Respighi Fontane di Roma P 106 Poema sinfonico für Orchester Peter Iljitsch Tschaikowsky Sinfonie Nr. 4 f-Moll op. 36 ČS 24 Pini di Roma Poema sinfonico für Orchester Olga Peretyatko hat ihre Teilnahme an diesem Konzert abgesagt. Wir freuen uns, dass die Pianistin Martha Argerich kurzfristig für dieses Konzert gewonnen werden konnte. Für die damit verbundene Programmänderung bitten wir um Verständnis. Luciano Berio Voci (Folk Songs II) für Viola und 2 Instrumentalgruppen Francesco Antonioni Ballata für Streicher Internationale Orchester 2 22 extra mit Deutschlandfunk 3 Philharmonie für Einsteiger 2 Mittwoch 19. November 2014 20:00 Anna Prohaska Sopran Eric Schneider Klavier Hinter den Linien Foto: Deutsche Grammophon/Holger Hage 1914 begann mit dem Ersten Weltkrieg die erste große Katastrophe des 20. Jahrhunderts. An den 100. Jahrestag des Kriegsausbruchs erinnert die österreichische Sopranistin Anna Prohaska. Doch erzählen nicht nur die von ihr ausgewählten Lieder von Ives, Eisler und Rihm von Krieg, Tod, Vertreibung und Trauer, die auch auf den Erfahrungen der Kriege des 20. Jahrhunderts fußen. Mit Soldatenliedern etwa von Schumann, Wolf und Mahler reicht die Auseinandersetzung mit dem Thema bis ins 19. Jahrhundert zurück. sa SO 22 23 20:00 18:00 Lionel Peintre Bariton Johannette Zomer Sopran Bogna Bartosz Alt Jörg Dürmüller Tenor Klaus Mertens Bass Remix Ensemble Peter Rundel Dirigent Igor Strawinsky Histoire du soldat Suite für Klarinette, Violine und Klavier Amsterdam Baroque Orchestra & Choir Ton Koopman Dirigent Wolfgang Amadeus Mozart / Franz Xaver Süßmayr Requiem d-Moll KV 626 für Soli, Chor und Orchester Christian Wolff Exercise Nr. 26 – Peace March Nr. 1 Exercise Nr. 27 – Peace March Nr. 2 für Snare Drum Wolfgang Amadeus Mozart »Ave verum corpus« KV 618 Motette für gemischten Chor, Streicher und Orgel Arnold Schönberg Ode to Napoleon Buonaparte op. 41 für Streichquartett, Klavier und Sprecher. Text von Lord Byron Missa C-Dur KV 317 für Soli, Chor und Orchester »Krönungsmesse« Claude Debussy Berceuse héroïque L 132 für Klavier Kölner Sonntagskonzerte 2 Georges Aperghis Le Soldat inconnu für Bariton und Ensemble. Text nach »Das Stadtwappen« von Franz Kafka DI 25 Gefördert durch die Europäische Kommission 20:00 Matthew Hunt Klarinette Higinio Arrué Fortea Fagott 18:00 Lengfeld’sche Buchhandlung Blickwechsel Musik und Literatur: »Krieg und Frieden« Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen Paavo Järvi Dirigent Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 21 Richard Strauss Duett-Concertino F-Dur TrV 293 für Klarinette und Fagott mit Streichorchester und Harfe Johannes Brahms Sinfonie Nr. 4 e-Moll op. 98 19:00 Einführung in das Konzert durch Oliver Binder Klassiker! 3 24 Foto: Henrik Jordan Samstag 22. November 2014 20:00 Lionel Peintre Bariton Remix Ensemble Peter Rundel Dirigent Musik und Krieg Werke von Igor Strawinsky, Christian Wolff, Arnold Schönberg, Claude Debussy und Georges Aperghis In der Reihe »Musik und Krieg« zum Gedenken an den Beginn des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren ist das auf zeitgenössische Musik spezialisierte portugiesische Remix Ensemble unter Dirigent Peter Rundel mit einem Konzertprogramm von Strawinskys »Geschichte vom Soldaten« über Schönbergs »Ode to Napoleon Buonaparte« bis zum Auftragswerk »Le Soldat inconnu« von Georges Aperghis für Bariton und Ensemble nach Franz Kafkas Erzählung »Das Stadtwappen« in der Kölner Philharmonie zu Gast. Um 18 Uhr gibt es in der Lengfeld’schen Buchhandlung aus der Reihe »Blickwechsel Musik und Literatur« die Begleitveranstaltung »Krieg und Frieden«. SO DI 30 02 16:00 20:00 Nicolas Altstaedt Violoncello tenThing Tine Thing Helseth Trompete und Leitung Arcangelo Jonathan Cohen Cembalo und Leitung In ihrem Programm widmen sich die Musikerinnen von tenThing nicht nur schwungvoll arrangierten Gassenhauern, die sie ebenso virtuos wie humorvoll interpretieren. Auch komplexe Kantaten und Choräle Bachs sowie norwegische Traditionals setzen die Zehn gleichermaßen einfühlsam und schmetternd in Szene. Carl Philipp Emanuel Bach Konzert für Violoncello und Streicher B-Dur Wq 171 Sinfonie G-Dur Wq 180 für Streicher und Basso continuo Joseph Haydn Sinfonie d-Moll Hob. I:26 »Lamentatione« Konzert für Violoncello und Orchester C-Dur Hob. VIIb:1 MI Sonntags um vier 2 03 20:00 Dezember Martin Mitterrutzner Tenor Gerold Huber Klavier Robert Schumann Liederkreis op. 24 MO 01 sowie weitere Lieder von Felix Mendelssohn Bartholdy, Franz Liszt und Hugo Wolf mit Texten von Heinrich Heine 20:00 Solisten des BalthasarNeumann-Chores Balthasar-Neumann-Chor Balthasar-Neumann-Ensemble Thomas Hengelbrock Dirigent Liederabende 3 FR Johann Sebastian Bach Messe h-Moll BWV 232 05 Baroque ... Classique 3 20:00 super konzert Patrice Gesang, Gitarre Kwame Yeboah Keyboard, Gitarre Philip »Soul« Sewell E-Bass Mickel Boswell Schlagzeug Cosmopolitan Quartet Lison Favard Violine Clara Danchin Violine Jordan Bergmans Viola Maia Collette Violoncello plus »very special guests« 26 Freitag 26. Dezember 2014 20:00 Foto: Jason Alden Kit Armstrong Klavier Szymanowski Quartet Agata Szymczewska Violine Grzegorz Kotów Violine Vladimir Myktka Viola Marcin Sieniawski Violoncello In den Weihnachtstagen des Jahres 1914 sollen an der Westfront improvisierte Weihnachtsfeiern zwischen englischen und deutschen Truppen stattgefunden haben. An diese Momente menschlicher Nähe in den Zeiten des Krieges erinnert das Konzert. Johann Sebastian Bachs und Johannes Brahms’ feierliche Choralvorspiele zitieren Weihnachtslieder und kontrapunktieren in Kriegszeiten entstandene Kompositionen wie Karol Szymanowskis 1. Streichquartett und Edward Elgars Klavierquintett aus den Jahren 1917 und 1919. Kit Armstrongs Arrangement von Dona nobis pacem aus William Byrds Messe für vier Stimmen aus dem Jahr 1593 wiederholt die immer noch aktuelle Bitte um Frieden. Philharmonie-Hotline 0221 280 280 ­koelner-­philharmonie.de Informationen & Tickets zu allen Konzerten in der Kölner ­Philharmonie! Kulturpartner der Kölner Philharmonie Herausgeber: KölnMusik GmbH Louwrens Langevoort Intendant der Kölner Philharmonie und Geschäftsführer der KölnMusik GmbH Postfach 102163, 50461 Köln ­koelner-­philharmonie.de Redaktion: Sebastian Loelgen Corporate Design: hauser lacour kommunikationsgestaltung GmbH Textnachweis: Der Text von Stefan Fricke ist ein Original­­­beitrag für dieses Heft. Fotonachweise: Martin Elliot S. 19; Claire Newman-Williams S. 15; Sheila Rock S. 17 Gesamtherstellung: adHOC ­Printproduktion GmbH Mittwoch 12. November 2014 20:00 Foto: Adriano Heitman Martha Argerich Klavier Russian National Orchestra Mikhail Pletnev Dirigent Robert Schumann Ouvertüre c-Moll aus: Genoveva op. 81 (1847/48) Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 54 (1841 – 45) Peter Iljitsch Tschaikowsky Sinfonie Nr. 4 f-Moll op. 36 ČS 24 (1876/77) koelner-philharmonie.de 0221 280 280