Ernährung während der Schwangerschaft: Was ist tabu?

Werbung
Ernährung während der Schwangerschaft: Was ist tabu?
Ernährung Meine Tochter achtet in der Schwangerschaft sehr auf gesunde Ernährung. Der Arzt sagte
ihr, sie solle auf Rohmilch verzichten (sehr viele Käse), auf rohes Fleisch, (nicht durchgebraten oder
Rohschinken), kein Wild, keinen Wein und Kaffee. Ihre Freundin hat einen anderen Arzt, und der
sagte, sie solle nicht so «hysterisch» sein. Alles mit mass essen sei in Ordnung. Was stimmt nun?
F. O. in H.
Dr. med. Annette Peyer, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Hirslanden Klinik
St. Anna Luzern
Eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung aus Frischkost mit hohen Nährwerten ist sicher die
optimale Voraussetzung für einen guten Schwangerschaftsverlauf. Ebenfalls wichtig ist eine gute
Hygiene im Umgang mit den Lebensmitteln, um Lebensmittelinfektionen zu vermeiden.
Erhöhtes Risiko
Bei gewissen Lebensmitteln besteht in der Schwangerschaft aber ein erhöhtes Risiko, und diese
sollten daher vermieden werden: Der Erreger Toxoplasmosa gondii ist ein Parasit, welcher vor allem
Katzen befällt, der Mensch kann sich als Zwischenwirt anstecken. Etwa die Hälfte der Schweizer
Bevölkerung hat sich in ihrem Leben einmal mit dem Erreger angesteckt und ist daher immun
und nicht mehr gefährdet. Die Frauen, welche noch keinen Kontakt mit dem Erreger hatten, sollten in
der Schwangerschaft den Kontakt mit Katzen und deren Kot meiden, um eine Übertragung auf das
Kind zu verhindern. Hände und Gemüse gut waschen und auf den Konsum von rohem oder
ungenügend gekochtem Fleisch (Übertragung der Parasiteneier) verzichten. Ob Toxoplasmose in der
Schwangerschaft für die Schwangere und ihr Baby eine Gefahr darstellt, kann der Arzt ineinem Bluttest
leicht nachweisen.
Keine Produkte aus Rohmilch
Es wird geraten, in der Schwangerschaft auf Produkte aus Rohmilch zu verzichten, um nicht an einer
Listeriose, das ist eine Infektionskrankheit durch Bakterien, zu erkranken, da diese Infektion in der
Schwangerschaft eventuell zu einer Fehlgeburt oder zu einer Infektion des Neugeborenen führen kann.
Listerien werden meist über Rohmilch übertragen, können aber auch auf Fleisch, Fisch oder Gemüse
vorkommen. Sie werden durch Kochen, Braten, Sterilisieren und Pasteurisieren abgetötet. Wildfleisch
sollte wegen möglichen Bleigehalts höchstens zweimal pro Woche konsumiert werden.
Auf Alkohol ganz verzichten
Auf den Konsum von Alkohol oder andere Suchtmittel (u. a. Zigaretten) sollte man verzichten, da es
keinen Grenzwert gibt, bis zu dem der Alkoholkonsum völlig bedenkenlos wäre. Kaffee oder koffeinhaltige Getränke zwei- bis dreimal täglich sind in der Schwangerschaft aber kein Problem. Sollte eine
schwangere Frau an einer speziellen Erkrankung leiden, durch welche gewisse Nährstoffe nicht
aufgenommen werden, oder sich vegan oder streng vegetarisch ernähren, wird der behandelnde Arzt
mit ihr die Einnahme zum Beispiel von zusätzlichen Vitaminen besprechen.
Dr. med. Annette Peyer
Quelle: Neue Luzerner Zeitung 18. November 2013
Herunterladen