Physik I Bachelorstudiengänge Wirtschaftsingenieurwesen Physikalische Technologien, Technische Orthopädie, Chemieingenieurwesen & Wirtschaftsingeningenieurwesen Chemietechnik Prof. Dr. Hans-Christoph Mertins Die Veranstaltung Physik I besteht aus dem Zusammenspiel der folgenden Komponenten: Vorlesung: hier hören Sie die Grundlagen der Physik und lernen an Schauexperimenten die wichtigsten Effekte kennen. Dieses Script stellt den Stoff der Vorlesung dar, wobei die Beispielaufgaben in der Vorlesung vorgerechnet und von Ihnen nachgetragen werden müssen. Das Script ersetzt nicht den Besuch der Vorlesung, sondern soll Ihnen die Mitschrift ersparen. Die Vorlesung orientiert sich an den Büchern „Physik“ von Haliday, Resnick, Walker, VCH-Viley und „Prüfungstrainer Experimentalphysik“ von Mertins, Gilbert, Spektrum Akademischer Verlag Elsevier. Jeder Abschnitt der Vorlesung wird durch das entsprechende Kapitel des Buches „Prüfungstrainer Experimentalphysik“ noch einmal in Volltext zusammengefasst und anhand der Prüfungsfragen können Sie Ihr aktuelles Wissen schon während des Semesters und nicht erst vor der Prüfung testen. Übung & Hausaufgaben: in den Übungen, den Tutorien und den wöchentlichen Hausaufgaben lernen Sie die Theorie in die Praxis umzusetzen und berechnen konkrete Anwendungen . Praktikum: hier lernen Sie, wie das theoretische Wissen an Messgeräten und Maschinen im späteren Berufsalltag zum tragen kommt. www.fh-muenster.de/physiklabor hier finden Sie alle wichtigen Informationen wie die Lösungen der Hausaufgaben, Praktikumsanleitungen, Formelsammlungen, die Bilder in höherer Auflösung und andere Hinweise. Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Inhalt Geometrische Optik 1. Maßeinheiten 2. Elektromagnetische Wellen 3. Strahlenoptik, Brechung & Reflexion, Dispersion 4. Optische Abbildung 5. Optische Geräte Mechanik 1. Kinematik 2. Vektoren 3. Dreidimensionale Bewegung 4. Kraft und Bewegung 5. Arbeit, Energie, Leistung, Energieerhaltung 6. Impuls, Stoßprozesse 7. Rotationsbewegungen, Drehmoment, Drehimpuls 8. Fluid-Dynamik Schwingungen & Wellen 1. Harmonische Schwingung, 2. Erzwungene Schwingung , Dämpfung, Resonanz 3. Wellen 4. Interferenz, Stehende Wellen Elektrostatik & Dynamik Wellenoptik 1. Elektrische Ladung, Elektrische Felder 1. Lichtausbreitung 2. Elektrische Felder 2. Interferenz, Beugung am Spalt & Gitter Spektrometer, Einzelspalt 3. Elektrischer Dipol 3. Laser 4. Elektrisches Potenzial, 5. Kapazität 6. Strom & Widerstand (Wellenoptik ist nicht klausurrelevant für 7. Magnetfelder, Lorentzkraft Chemiker / WiIng-Chemie) 8. Induktion 2 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 1. Maßeinheiten Um einen Vorgang zu verstehen und mitzuteilen, muss man ihn beschreiben und mit etwas allgemein Bekanntem vergleichen. Dazu sind Maße und Messvorschriften nötig. 1) Vergleich einer Größe mit einem „Normal“ z.B. Länge eines Stabes (Ur-meter) 2) Normal hat eine Einheit, z.B. Meter [m] 3) weltweit gültig, für alle zugänglich 4) unabhängig vom Beobachter u. äußeren Umständen, unveränderlich 5) Verfahren entwickeln, um alle entsprechenden Größen mit dem Normal zu vergleichen 1.1 Internationales Einheitensystem System (SI) Größe Einheit Zeichen Länge Meter m Zeit Sekunde s Masse Kilogramm kg Bilden Basis für weitere Einheiten, Geschw. [v] = m/s etc. 1971 festgelegt, entsprechen menschlichem Maßstab, weitere Einheiten später: Temp [K], elektr. Ladung [C] 1.2 Länge Definition des Meters [m] Präzision 1792: 1 m = (Entfernung Nordpol – Äquator)/(10.000.000) 1 m = Urmeter, eingraviert in Platin-Iridium Stab (Paris) ? 10-4 m 1960 1 m = 1.650.763,73 fache der Wellenlänge orangen Lichtes von 86Kr ~10-9 m 1983 1 m = Strecke von Licht im Vakuum in 1/299.792.458 s < 10-9 m 1.3 Zeit jedes Zeitnormal muß definieren können: - wann ist ein Ereignis passiert ? Rückdatierung möglich - über welche Zeitdauer fand ein Ereignis statt 3 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 1.4 Masse Urkilogramm Platin-Iridium Zylinder (Paris), Kopie weltweit verschickt Masse des Kohlenstoff 12C-Atoms: m = 12u u = 1.6605402 x 10-27 kg 1.5 Einheiten umwandeln multipliziere geschickt mit Umrechnungsfaktor 1 Bsp. (1 min)/(60 s) = (60 s)/(1 min) = 1 1 min = 60 s, aber 1 60 ! Zahl und Einheit gleichzeitig umformen und Einheiten wie Zahlen behandeln. z.B. 2 min = (2 min)*1 = (2 min)*((60 s)/(1 min)) = 120 s Bsp. Pheidippides läuft 490 v.Ch. von Marathon nach Athen und überbringt den Sieg der Griechen über die Perser. Er läuft mit der Geschwindigkeit 23 Riden/h. 1 Ride = 4 Stadien, 1 Stadion = 6 Plethren, 1 Plethron = 30.8 m. Frage Wie schnell lief er in m/s ? Lsg. 4 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins GEOMETRISCHE OPTIK 2 Elektromagnetische Wellen Licht ist eine elektromagnetische Welle (EM-Welle), wovon nur ein Teil des Spektrums ist für das menschliche Auge sichtbar ist. 2. 1 Eigenschaften Elektrisches (E) und magnetisches (B) Feld wechseln periodisch ihre Richtung Wir betrachten nur die ebene Welle, d.h. keine Krümmung der Front • transversal: E c , B c , d.h. senkrecht auf Ausbreitungsrichtung • EB k • kann sich ohne Medium ausbreiten • Lichtgeschwindigkeit c = 299 792 459 m/s • Wellenlänge gibt Farbe bzw. Energie des Lichtes an sichtbarer Anteil 400 nm < λ < 700 nm (von blau bis rot) 2. 2 Erzeugung a) Thermische angeregte Strahlung in schwarzem Körper (siehe Physik II), Sternen, Sonne b) Quantenmechanisch: Übergang zwischen Energieniveaus in Atomen (siehe Physik II) c) Beschleunigte elektrische Ladung strahlt EM Wellen ab (Röntgenröhre, Antenne) Antenne / Mikrowellensender Energieversorgung - Oszillierender elektrischer Strom in Antenne - LC-Schwingkreis und Energieversorgung - Antenne wird induktiv eingekoppelt - Details später im Teil Elektrodynamik 2. 3 Polarisation linear polarisiert E-Feld schwingt immer in gleicher Ebene Polarisationsrichtung = E-Feldrichtung 5 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Hertzscher Dipol Ist im Prinzip eine Antenne strahlt linear polarisierte Wellen ab Strahlt Wellen Quer zur Antenne, aber nie längs der Antenne Unpolarisiert viele Wellenzüge mit beliebigen Schwingungsebenen der E-Felder Vektorielle Aufteilung aller Komponenten in gleiche x- y-Anteile Sonne, Glühlampe unpolarisiert, da statistisch emittierte Wellenzüge jeder Polarisation Polarisationsmessung Beweis, dass Licht transversale EM Welle ist Polarisationsfilter Polaroidfolien: Kunststoffe mit parallel angeordneten, langkettigen Molekülen Prinzip: Absorption des lin. Pol. Lichtes, wenn E-Feld parallel zu Molekülen Langes Molekül wirkt wie Hertzscher Dipol, Anregung der Elektronen Wellen mit E quer zum Molekül werden nicht aborbiert Nomenklatur: Pol-Filter absorbiert Welle mit E quer zur Polarisationsrichtung des Filters Exp. Mikrowellensender und Drahtnetz, 2 Polfilter Polarimeter Aufbau zur Messung von Effekten mit linear polarisiertem Licht, Anwendung: Biologie, Chemie, Physik Lin pol. Licht fällt auf Pol-Filter unter Pol-Winkel θ => Durchgelassene Komponente => I = Ex2 = E02sin2θ Ex = E0sinθ Intensität hinter Analysator Polarisator Messung: Polarisator & Analysator 90° verdreht => Lichtabsorption Probe steht in der Mitte, dreht die Polarisation des Lichtes => Analysator drehen, bis wieder Lichtauslöschung => Drehwinkel: Drehung der Polarisation durch die Probe Exp. Rohrzuckergehalt bestimmen, Laser + 2 Polfilter Exp. Flüssigkristallanzeige 6 Probe Analysator Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 3 Strahlenoptik 3.1 Reflexion & Brechung geometrische Optik: Lichtausbreitung wird durch Lichtstrahlen behandelt Betrachte Übergang zwischen zwei Medien (z.B. Luft / Glas) Einfallsebene: definiert durch einfallenden, reflektierten, gebrochenen Strahl Normale: senkrecht zur Grenzfläche Lichtweg: von Medium 1 nach Medium 2 Reflexion 1 1 ` Einfallswinkel = Ausfallswinkel Brechung n1 sin 2 n2 sin 1 Snellius-Gesetz Exp. Reflexion / Brechung am Glasmodell zeigen Brechungsindex n1, n2 Materialkonstanten, ohne Einheit; Interpretation als optische Dichte des Mediums n c cmat c: Lichtgeschwindigleit, im Vakuum / Material cmat: Lichtgeschwindigkeit im Material (ist kleiner, da n > 1) Material Vakuum Luft Quarzglas Kronglas Diamant n (589 nm) 1 1,00029 1,46 1,52 2,42 c (m/s) 3.108 3.108 2,05.108 1,97.108 1,24.108 Brechungsfälle: sin 2 n1 sin 1 n2 Luft 1) n1 = n2 => 1 2 keine Brechung 2) n1 < n2 => 1 2 Brechung zum Lot hin 3) n1 > n2 => 1 2 Brechung vom Lot weg Exp. Lichtbrechung / Reflexion Fälle 1), 2), 3) Totalreflexion, Glas Glas Luft 7 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 3.2 Totalreflexion Lichtübergang vom optisch dichteren ins dünnere Medium (z.B. Wasser (n1) => Luft (n2)) Grenzwinkel 1 krit => Totalreflexion, Licht geht nicht vom dünnen ins dichte Medium n2 sin 2 n1 aus sin 1 => sin krit n2 n sin 90 2 n1 n1 Wenn Grenzwinkel überschritten wird, d.h 1 krit dann Totalreflexion => Licht geht nicht vom dichten ins dünne Medium Exp. Totalreflexion, Lichtleiter, Fasern Führung im Wasserstrahl ! Anwendung: Lichtleiter in der Medizintechnik, Magenspiegelung, beachte: Lichtleiter ist außen nicht notwendigerweise verspiegelt !! Halbleiterlaser: Strahlführung durch Brechungsindexprofil, Datenübertragung 3.3 Dispersion Lichtfarbe: definiert durch Wellenlänge des Lichtes Weißes Licht: Summe aller sichtbaren Komponenten Dispersion: „Brechungsindex des Mediums (nicht bei Vakuum) hängt von der Wellenlänge des Lichtes ab“. Quarzglas Exp. chromatische Dispersion am Glasprisma Dispersion n(λ): n2(blau) > n2(rot) Snells Gesetz sin 2 Übergang Luft n1 = 1 => Glas n2 > 1 n1 n sin 1 => 2 ~ 1 n2 n2 2 (blau ) 2 (rot ) Anwendung: Prismen-Spektrometer, Materialanalyse 8 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins (Sir D. Brewster 1812) 3.4 Brewster-Polarisatoren „Wird Licht unter dem Brewsterwinkel reflektiert, so ist es teilweise polarisiert mit der Schwingungsrichtung des E-Feldes senkrecht zur Einfallsebene.“ Prinzip: Reflexion = Strahlung der Moleküle wie Hertzscher Dipol Anregung der Moleküle durch einfallendes E-Feld Hertzscher Dipol strahlt nicht in Längsrichtung => wenn B 2 90 => kein E-Feld parallel sondern nur senkrecht zur Einfallsebene => Exp. sin B n2 n n sin 2 2 sin(90 B ) 2 cos B n1 n1 n1 tan B n2 n1 Polfilter kann Reflexion an Glasplatte auslöschen Anwendung: Brillen mit Polfilter-Schicht zur Reflexverminderung n2 Bsp. Blaues Licht mit λ=400 nm fällt senkrecht auf rechtwinkliges Quarzglasprisma mit n = 1,455 (Prisma in Luft). Frage wie groß darf Φ sein, damit an der Seite ac Totalreflexion auftritt? Lsg. Frage Was passiert, wenn einfallendes Licht nicht blau sondern weiß ist? Lsg. 9 n1 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 4 Optische Abbildung 4.1 reelle / virtuelle Bilder Bildtypen zur Beschreibung von Abbildungsoptiken (Spiegel, Lupe Fernglas, Mikroskop): a) Reell: lassen sich wirklich auf einer Fläche (Photoplatte) abbilden b) virtuell: entstehen durch Verlängerung der Strahlen, die zum Betrachter laufen; sind aber nicht dort abbildbar, wo sie erscheinen Exp. Spiegel, Foto hinter dem Spiegelglas nicht möglich 4.2 Ebene Spiegel Reflexion des Strahls in eine Richtung (keine diffuse Streuung) G g b B Bildkonstruktion des leuchtenden Gegenstandes: Gegenstand: G: Größe (Höhe) , Bild g: Gegenstandsweite B: Größe des Bildes b: Bildweite i) betrachte 2 Strahlen eines Objektpunktes, die das Auge erreichen ii) verlängere reflektierte Strahlen bis zum Schnittpunkt => virtuelles Bild iii) beachte spezielle Optik, hier ebener Spiegel: -b = g Spiegelfläche 4.3 Kugelspiegel (sphärisch) Ausschnitt einer verspiegelten Kugel mit Radius r Θ r Konkav: Θ´ nach innen gewölbt zum Krümmungsmittelpunkt C Brennpunkt: Parallele Strahlen werden in F gebündelt, reell Brennweite: f 1 r 2 Konvex: nach außen gewölbt Brennpunkt: F Verlängerung der reflektierten Strahlen hinter dem Spiegel Brennweite: 1 f r 2 neg., virtueller Fokus Exp. parallele Lichtstrahlen an konkav / konvexem Spiegel reflektieren, Papier in Brenn- punkt halten, zeigen virtuell / reell 10 Opt. Achse Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 4.4 Abbildung mit dünnen Linsen 4.4.1 Grundlage wir betrachten nur dünne Linsen, d.h. Materialdicke klein gegen Brennweite Sammel-Linse (konvex) Zerstreuungs-Linse (konkav) Geometrie Mitte dicker Mitte dünner Brennpunkt reell virtuell Brennweite f>0 f<0 Linsengleichung: 1 1 1 f b g Brechkraft D 1 f b: Bildweite, g: Gegenstandsweite [D] Dioptrien 1dpt = 1/m Brillengläser: 1 – 5 Dioptrien. Linsenkombination: D D j (j dicht hinter einander stehende, dünne Linsen) Brechkraft, nicht Brennweite addieren! Bildkonstruktion 1) Strahlen parallel zur opt. Achse werden durch Brennpunkt gebrochen 2) Brennpunktstrahl wird parallel zur opt. Achse gebrochen 3) Mittelpunktstrahl wird nicht gebrochen => Bildpunkt = Schnittpunkt der Hauptstrahlen Fälle für Sammellinsen: a) 2f < g < f reelles, vergrößertes Bild (siehe Abb.) b) g >> f Bild im Brennpunkt der Linse c) g > 2f verkleinertes, reelles Bild d) 0<g<f virtuelles Bild, Linse als Lupe Exp. optische Bank mit Dia, verschiebbarer Linse u. Schirm um Linsengleichung zu zeigen 11 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 4.4.2 Vergrößerung Abbildungsmaßstab m m Bildgröße Gegens tan dsgröße B G m b g (ohne Beweis folgt: ) Vorzeichen pos.: Bild aufrecht, neg: Bild steht Kopf Bild reell => b positiv, virtuell => b negativ Vergrößerung: m 1 , Verkleinerung: m 1 1 Abbildungsmaßstab: m 2) Winkelvergrößerung: B b G g v Größenverhältnis Bild B / Gegenstand G 0 bezogen auf Sehwinkel des menschl. Auges v>1 v=1 v<1 Gegenstand 25 cm vor dem Auge => v = 1 (Min. Abstand zum Scharfstellen) Ziel optische Geräte: Sehwinkel ε vergrößern Auflösung: Bsp. Netzhaut trennt 2 Punkte, wenn Sehwinkel α ~ 1` = 1/60° Eine Kamera mit Brennweite 75 mm nimmt eine 1,8 m große, 27 m entfernt stehende Person auf. Frage Wie groß ist das Bild der Person? 12 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 5 Optische Geräte 5.1 Lupe virtuelles Bild 0<g<f Arbeitsbereich Winkel ohne Lupe tan 0 0 G , 25 cm Winkel mit Lupe tan Vergrößerung max. g=f Vergrößerung v G g => tan G f 25 cm 0 f Bsp. Lupe mit f = 3 cm vergößert υ = 8,3 fach 5.2 Mikroskop Ziel: Beobachtung von kleinen, nahen Gegenständen nahe am Gegenstand Objektiv fob Gegenstand g > fob mit g f ob Okular fok Bild B1 Tubuslänge am Auge reell, vergrößert nahe bei fok s Abstand der Fokuspunkte FOb, FOk meist 16 cm Scharf stellen: s variieren so dass Bild nahe bei fok liegt Bild B2 virtuelles Bild des vom Objektiv erzeugten (reellen) Bildes (seitenverkehrt) B1 s f ob s G g f ob Abbildungsmaßstab m Vergrößerung vm (mit s s f ob , g f ob ) s 25 cm 0 f ob f ok Zusammenfassung: Prüfungstrainer Kapitel 5.1, Fragen 5.1.1 – 5.1.16, und Kapitel 5.2 ohne opt. Aktivität, Fragen 5.2.1 – 5.2.2, 5.2.7 – 5.2.9 13 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins MECHANIK 1. Kinematik Wir betrachten nur einfache, geradlinige Bewegungen. Das bewegte Objekt ist ein punktförmiges Teilchen, oder nur den Schwerpunkt betrachten. 1.1 Ort & Verschiebung Referenzpunkt: Nullpunkt auf x-Achse Verschiebung: x = x2 – x1 Wechsel von Ort x1 nach x2 Richtung: x positiv: x2 > x1 , neg. x2 < x1 Bewegung von x1 => x2 => x1 dann x = 0 berücksichtigt nur Anfang- Endpunkt, nicht die zurückgelegte Strecke Betrag: Abstand zwischen x2 und x1 Vektor: Betrag, Richtung Bsp. Frage: welche Paare ergeben neg. Verschiebung (x1, x2): (-2m, 1m), (2m, 0m) => Zeichnen Lsg x1 =-2 0 x2=1 x2 =0 x (m) x1=2 1.2 Geschwindigkeit 1.2.1 Mittlere Geschwindigkeit Beschreibe Position des Teilchens durch x(t), Ort als Funktion der Zeit t x x 2 x1 t t 2 t1 Geschwindigkeit v gem Einheit [v] = m/s Startzeit t1 = 0, Mittelwert Strecke / Zeit Exp. Laufband, 5 Studenten stoppen Zeit t, die sie braucht von Punkt x1 nach x2. 5 verschiedene Streckenlängen ausmessen; x(t) auftragen und v berechnen Messung Start x1 (m) Ziel x2 (m) 14 Δx = x2–x1(m) Δt (s) v (m/s) Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Δx(m) Strecke Darstellung Daten in x(t)-Diagramm eintragen Deutung v = Steigung der Geraden x(t) Zeit Δt (s) Steigung der Geraden in x(t) zwischen Koordinaten (x1, t1) u. (x2, t2) Anschauung: vgem pos.: Gerade steigt nach rechts vgem neg.: Gerade fällt nach rechts Startwert x1 , t1 auf 0 setzen => v Praktisch x x 2 0 x t t 2 0 t Bsp. Igel bewegt sich auf geradlinigem Weg von x1 => x2 in der Zeit t Blitzfotos 4s 3s 0s In ein Bild zeichnen Bsp. mittlere Geschwindigkeit des Igels zwischen Koordinaten (x1,= -4m, t1 = 1s) u. (x2,= 2m, t2 = 4s) v gem m x x 2 x1 2m (4)m 6m 2 t 2 t1 s t 4 s 1s 3s x Typische Funktionen a) x(t) = konst Teilchen bewegt sich nicht Δx = 0 t x b) x(t) = v t Teilchen hat konstante Geschwindigkeit t c) x(t) beschleunigt, konstante Geschwindigkeit, stoppt, x kehrt um, stoppte t Vektor Betrag und Richtung, z.B. Tachometer mißt nur Betrag 15 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 1.2.2 Momentangeschwindigkeit Sie fahren mit dem Auto von Münster nach Steinfurt und benötigen für 30 km ½ Stunde, dann => v gem x 30km 1000m km m 60 60 16,7 t 0,5h 3600s h s 2 Wochen später erhalten Sie Post vom Polizeipräsidenten mit Blitzfoto und Rechnung => v = 135 km/h wie kann das sein? Frage Geschwindigkeit zur Zeit des Blitzfotos ? Lsg. Momentangeschwindigkeit Mittelwert: vgem für längeren Zeitraum t x(m) 1) Mittlere Geschwindigkeit 100 für Zeitraum Δt = t5 – t1 v gem x 100 0m m km 16,7 60 t 6 0s s h 50 für Zeitraum Δt = t4 – t2 v gem x 45 18m m km 33,8 121 t 3,3 2,5s s h => Geschwindigkeit hängt selbst vom Zeitpunkt ab 25 t1 0 0 t2 1 2 t3 t4 3 4 Blitzfoto 2) Momentangeschwindigkeit zum Zeitpunkt t3 des Blitzfotos => v bei t3 : Zeitraum muss zum Zeitpunkt schrumpfen: Δt => 0 x dx v lim t 0 t dt Momentangeschwindigkeit ist die aktuelle Steigung der Kurve x(t) zur Zeit t, also mathematisch gesehen die Ableitung der Kurve am Punkt t. 16 t5 5 6 t (s) Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie 1.3 Differenzieren Regeln zum Differenzieren einfacher Funktionen dx 0 denn a hängt nicht von t ab dt 1) x(t ) a = konstant => 2) x(t ) a t => dx a dt 3) x(t ) t m => dx m t m 1 , mit m = konstant dt 4) x(t ) e t => dx et dt 5) x(t ) ln t => dx 1 dt t 6) x(t ) sin t => dx cos t , dt x(t ) cos t => Summenregel: d u (t ) v(t ) du dv dt dt dt Produktregel: d u (t ) v(t ) u dv v du dt dt dt Kettenregel: d f g t df dg dt dg dt Bsp dx sin t dt Frage Ableitung von x(t ) 24 6t 3 Lsg. dx 0 3 6t 31 18t 2 dt Bsp: Ort x(t) Geschwindigkeit v(t) a) Aufzug steht, a) -b) fährt los mit wachsender Geschw. bis zur Maximalgeschw. c) bremst am Ziel ab, d) steht Frage Geschwindigkeit v(t) = ? Lsg. a) steht für t = 0s bis 1s, t > 9s: x(t) = konst => v = dx/dt = 0 b) t = 3s bis 8s: linearer Weggewinn x(t) = v0*t => v = dx/dt = (24m – 4m)/(8s – 3s) = 4 m/s v ist pos, Gerade x(t) steigt an 17 Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 1.4.1 Beschleunigung Rate der Änderung der Geschwindigkeit mit der Zeit Mittelwert agem = v / t = (v1 - v2 ) / (t2 – t1) für geradlinige Bewegung Momentan. a = lim (v/t) = dv/dt Ableitung v(t) nach t Deutung Steigung der Kurve v(t) t 0 a = dv/dt = d/dt(dx/dt) = d2x/dt2 Einheit [a] = m/s2 , Länge/(Zeit*Zeit) Vektor Betrag, Richtung Vorzeichen Vorzeichen von a und v gleich => Betrag von v nimmt zu, Teil wird schneller Vorzeichen von a, v verschieden => Betrag v nimmt ab, Teil wird langsamer Bsp. Trage Beschleunigung in Bild oben ein v(t) = konst => a = dv/dt = 0 Beschleunigung dv/dt > 0, Bremsen dv/dt < 0 Beschleunigungsdauer = doppelte Abbremsdauer => aBeschl = ½aBrems Beschleunigungsgefühl Figuren in Abb oben eintragen: Lift fährt nach oben => Beschleunigung = Person nach unten gedrückt, a > 0 Abbremsen => Person hoch gezogen, a < 0 Körper funktioniert wie ein Beschleunigungsmesser, aber nicht als Geschwindigkeitsmesser Auto v = 50 km/h oder Flugzeug v = 900 km/h nicht unterscheidbar, nur Geschwindigkeitswechsel => Reiz der Achterbahn 18 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 1.4.2 Gleichmäßig beschleunigte Bewegung Sonderfall: konstante Beschleunigung (Auto Start / Bremsen vor Ampel) Start: Zeit t0 = 0 Ort x(t0) = x0 Geschw. v(t0) = v0 Beschl. a = konstant a = (v – v0)/(t - 0) => v(t) = v0 + a t v = (x –x0)/(t - 0) => x(t) = x0 +v(t) t Durchschnitt vgem = ½(v0 + v) => v gem zwischen t und t=0 1 v0 v0 at v0 1 at 2 2 x(t ) x0 v(t )t x0 (v0 => x0 v0 t 1 at )t 2 1 2 at 2 Übersicht: Gleichmäßig beschleunigte Bewegung Gleichung Fehlende Größe u. Bedeutung 1. v(t) = v0 + at x – x0 Verschiebung zum Anfangspunkt 2. x – x0 = v0*t + ½ at2 v aktuelle Geschwindigkeit aus Gl.1. & Gl.2. folgt: 3. v2 = v02 +2a(x –x0) t Zeitpunkt, Dauer 4. x – x0 = ½(v0 + v)t a Beschleunigung 5. x – x0 = vt - ½ at2 v0 Anfangsgeschwindigkeit (Gl.1 in Gl.2) Beweis von Gl.3.: aus 1.=> t = (v-v0)/a in 2. => x – x0 = v0[(v-v0)/a] + ½ a[(v-v0)/a]2 = v0v/a-v02/a + ½v2/a-vv0/a + ½v02/a => 2a(x – x0) = -2v02 + v2 + v02 => v2 = v02 + 2a(x – x0) 19 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 1.4.3 Freier Fall eine typische konstant beschleunigte Bewegung ist der freie Fall Exp. Wassertropfen fallen im Takt von ca. 3Hz aus einem Tropf. Stroboskop erzeugt ein stehendes Bild der Wassertropfen. Δx Δx Beobachtung: Abstand der Wassertropfen Δx wird größer. Tab. Schrittweise ausfüllen Tropfen, Zeit, Ort Deutung: zurückgelegter Weg der Tropfen bei Blitzfolge 1. Blitz t1 = 1Δt, 2. Blitz t2 = 2Δt Weg x = v0t + ½ at2 , => Δx ~ t2 Vergleich unbeschleunigt Geschwindigkeit v0 = 0 in unserem Exp. wächst quadratisch mit der Zeit a = 0 => x = v0t v(t) = v0 + at = at wächst linear mit der Zeit (in Tab eintragen) Gravitationsbeschleunigung a = -g = -9.81 m/s2 - konstante Beschleunigung in Erdnähe Richtung Erdmittelpunkt - Gravitation wird negativ gerechnet (zeigt nach unten) Exp. a) Fallrohr mit Luft: Papier, Kugel fallen lassen, Kugel fällt schneller – warum? b) Fallrohr evakuiert: Papier und Kugel fallen gleich schnell Gilt in Erdnähe: g ist unabhängig von den Eigenschaften des Gegenstandes, sofern kein Luftwiderstand herrscht. 20 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Bsp. Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Ein Ball wird (entlang einer y-Achse) mit Anfangsgeschwindigkeit v0 = 12 m/s senkrecht in die Luft geworfen. Der Luftwiderstand sei 0. v = 0 m/s Frage Wie lange braucht der Ball bis zur maximalen Höhe? Lsg. a = -g a = -g v >0 v<0 v nimmt ab vwächst Frage Wie hoch ist die maximale Höhe über dem Ausgangspunkt? Lsg. Frage Wie lange braucht der Ball um 5 m hoch zu fliegen? y0 = 0 Lsg. 2 Vektoren Hilfsmittel zur Darstellung von gerichteten Größen im Ortsraum Skalar: Betrag ohne Richtung Bsp. Masse, Temperatur, Druck, Energie etc. Vektor: Betrag mit Richtung Bsp. Verschieb. x, Geschw. v, Beschl a, Kräfte z.B. Verschiebung a von Ort A nach Ort B Darstellung: Pfeil a Betrag: a = a = Länge Vektoren können B a A B` A` a parallel verschoben werden, ohne dass sie sich ändern, denn Betrag und Richtung bleiben erhalten 21 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 2.1 Vektoraddition Summe der einzelnen Verschiebungen a und b a s = a + b Vektorsumme b s ist keine algebraische Summe! Methode: Pfeile parallel verschieben, so dass Spitze an Anfang passt Kommutativgesetz: s = a + b = b + a s b→ → a s a→ b Assoziativgesetz: → s = (a + b) +c = a + (b +c) a b b→+c→ a→+b→ s c s = a - b = a + (-b) Subtraktion: -b -b→ s b → a→ Richtungsumkehr von b Darstellung Vektor geht in die Papierebene hinein Vektor kommt aus der Papierebene heraus 2.2 Trigonometrische Funktionen nötig, um Vektorkomponenten zu bestimmen a) Winkelmaße voller Kreis = 360o = 2 rad 1 rad = 360 / 2 = 57,296o θ 1o = 0,01745 rad b) Vorzeichen Winkel pos. wenn gegen Uhrzeigersinn 22 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie c) Winkelseiten Hypothenuse h Prof. Dr. H.-Ch. Mertins g Gegenkathete a Ankathete d) Winkelfunktion sin = g/h cos = a/h tan = g/a = sinθ/cosθ e) Inverse trigonom. Funktion, nötig, um θ zu berechnen Umkehrfunktion arcsin(g/h) = θ, arccos(a/h) = θ, arctan(g/a) = θ prüfe Ergebnisse, meist gibt der Taschenrechner nur den Wert aus erstem Quadranten Bsp. Frage bestimme θ aus sin = 0.5 Lsg. 2.3 Vektorkomponenten bisher geometrische Addition von Vektoren, besser ist die analytische Addition der Komponenten im rechtwinkligen x-y-Koordinatensystem y a Projektion des Vektors auf Kordinatenachse x-Komponente: ax = a cos() ay y-Komponente: ay = a sin() ax a→ ax x Mit den Vektorkomponenten besitzt man die vollständige Information über den Vektor. 23 ay Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Darstellung von a für definiertes Koordinatensystem: 1) x-y-Komponenten a = (ax, ay) 2) Betrag a = (ax2 + ay2)½ & Winkel 2 Angaben tan() = ay/ax 2 Angaben Wie baut man nun aber den Vektor korrekt aus den x-y-Komponenten auf? 2.4 Einheitsvektoren ex, ey, ez - spannen ein Koordinatensystem im 3-dimensionalen Raum auf - geben Richtung vor - stellen eine Basis dar. ey Betrag = 1 = ex = ey = ez ex ez keine Einheit Anordnung: rechtshändig Darstellung beliebiger Vektoren durch Einheitsvektoren und Vektorkomponenten möglich: a = ax ex +ay ey + az ez a = (ax , ay , az ) Vektorkomponenten - hängen von Einheitsvektoren ab - ändern sich z.B. wenn Basissystem gedreht wird - der Vektor bleibt aber unverändert im Raum 2.5 Vektoren komponentenweise addieren Wenn Vektorkomponenten bzgl. den Einheitsvektoren bekannt sind, dann kann man die Vektoren “Achse für Achse” addieren bzw subtrahieren. r =a +b rx ax bx = ry = ay + by = az bz rz ax + bx ay + by az + bz also: Vektoren sind gleich, wenn ihre entsprechenden Komponenten gleich sind. 24 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Bsp gegeben Frage Lsg: Prof. Dr. H.-Ch. Mertins = (4,2 m) ex - (1,5 m) ey = (-1,6 m) ex +(2,9 m) ey = (-3,7 m) ey = a + b +c ist zu berechnen a b c r 2.6 Vektormultiplikation Vektormultiplikationen entsprechen nicht den herkömmlichen Zahlenmultiplikationen. 2.6.1 Multiplikation mit Skalar Produkt zwischen Vektor und einer Zahl m (Skalar). Es wird komponentenweise multipliziert: ma = m ax ex + m ay ey + m az ez ma ma = (m ax , m ay , m az ) -1a a Vektor wird länger (m > 0) oder ändert die Richtung (m = -1), die Orientierung (Winkel) bleibt aber! 2.6.2 Skalarprodukt Das Skalarprodukt von zwei Vektoren ergibt eine Zahl (Skalar). Regen . Berechnung: a b = axbx + ayby + azbz . . a b = a bcos a = a b cosθ Projektion von a auf b acos trocken 25 b Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie . Prof. Dr. H.-Ch. Mertins . a) a b = b a Kommutativgesetz Es gilt . b) a b = maximal, wenn = 0o , bzw. = n180o . c) a b = 0, wenn = 90o , bzw. = 90o + n180o => Test ob 2 Vektoren senkrecht zueinander stehen. Bsp. Frage estimme den Winkel zwischen zwei Vektoren. Lsg. 2.6.3 Kreuzprodukt (Vektorprodukt) Das Kreuzprodukt von zwei Vektoren a , b ergibt einen neuen Vektor c. c = a x b Berechnung a x b = (aybz - byaz)ex + (azbx - bzax)ey +(axby - bxay)ez c Es gilt 1) c = ab sin , kleinerer Winkel 2) c senkrecht auf a und b 3) rechte Hand Regel: Daumen a , Zeigefinger b , Mittelfinger c b a Die Anfangspunkte der Vektoren berühren sich Kreuzprodukt ist a) maximal, wenn a senkrecht auf b b) 0, wenn a parallel (antiparallel) zu b Deutung: c = c Flächeninhalt der von a und b aufgespannten Fläche und c definiert Lage der Fläche im Raum, da c senkrecht auf der Fläche Beachte a x b = -(b x a) wegen rechter-Hand-Regel 26 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 3. Bewegung im 3-dimensionalen Raum neu: Darstellung beliebiger Bewegungen im Raum möglich. 3.1 Ort & Verschiebung Ortsvektor: r(t) = rx(t) ex + ry(t) ey + rz(t) ez Bewegung: Zeitabhängigkeit von r(t) steckt in den Komponenten rx(t), ry(t), rz(t) Die Einheitsvektoren sind zeitlich konstant Teilchenbewegung zeigt vom Ursprung (0, 0, 0) zum aktuellen Ort Verschiebung: r = r2 - r1 in der Zeit t1 bis t2 = rx ex + ry ey + rz ez Bsp. Der Ortsvektor eines Teilchens wird gegeben: Zu Zeit t1: r1 = (-3m) ex + (2m) ey + (5m) ez Zu Zeit t2: r2 = (9m) ex + (2m) ey + (8m) ez Frage: Verschiebung r in der Zeit von t1 bis t2 ? Lsg.: 3.2 Geschwindigkeit Durchschnittsgeschwindigkeit: v = r/ t = [rx / t ]ex + [ry / t]ey + [rz / t]ez Merke: a) Zeitabhängigkeit von r(t) steckt in den Komponenten rx(t), ry(t), rz(t), Einheitsvektoren (ex ey ez) sind zeitlich konstant. b) Eine 3-dim. Bewegung läßt sich nicht mehr im Ort-Zeit Koordinatensystem darstellen, da wir keine 4-te Dimension zum Zeichnen besitzen. Momentangeschwindigkeit: r dr v lim t 0 t dt Ableitung bedeutet: lim t 0 zur Zeit t1, damit folgt: 27 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 1) r läuft gegen 0 also läuft r2 auf r1 zu 2) die Richtung von v = r/ t nähert sich der Tangente im Punkt r1 3) Durchschnittsgeschwindigkeit nähert sich der Momentangeschwindigkeit Gilt: Richtung der Momentangeschwindigkeit eines Teilchens verläuft immer tangential zur Bahnkurve des Teilchens am momentanen Ort des Teilchens. v = dr/dt = [drx /dt ]ex + [dry /dt]ey + [drz /dt]ez = vx ex + vy ey + vz ez mit den Geschwindigkeitskomponenten: vx = drx/dt, Vorsicht: vy = dry/dt, vz = drz/dt Ortsvektor zeigt vom Koordinatenursprung zum Ortspunkt r (Verschiebung r ) Geschwindigkeitsvektor zeigt die momentane Richtung an 3.3 Beschleunigung tritt auf bei Änderung der Geschwindigkeit eines Teilchens in der Zeitspanne t: a) im Betrag und / oder b) in der Richtung von v1 auf v2 Durchschnitt a = v/ t Momentan Δv→ v→1 v→2 (zwischen Orten r1, r2) a = dv/dt = [dvx /dt ]ex + [dvy /dt]ey + [dvz /dt]ez = ax ex + ay ey + az ez ax = dvx/dt, ay = dvy/dt, az = dvz/dt (Beschleunigungskomponenten) Beschleunigungsvektor a: - kein Verschiebungsvektor - zeigt die Richtung der Beschleunigung an, d.h. Richtung der Geschwindigkeitsänderung - der Betrag von a gibt die Größe der Beschleunigung an - wenn nur Betragsänderung von v: dann ist a tangential zur Bahn - wenn nur Richtungsänderung von v: dann steht a senkrecht auf der Bahntangente 28 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 4. Kraft Wenn ein Teilchen seine Geschwindigkeit ändert (Betrag oder Richtung) dann wissen wir, daß irgendetwas dies bewirkt haben muß. Erste wissenschaftl. Beobachtung der Verbindung zwischen Kraft und Beschleunigung durch Newton. (1642 – 1727)) Newtonsche Mechanik gilt nicht wenn: a) Geschwindigkeiten nahe Lichtgeschwindigkeit => Relativitätstheorie b) Mikrokosmos der Atome betrachtet wird => Quantenmechanik 4.1. Erstes newtonsches Gesetz (Trägheitsgesetz) „Ein sich selbst überlassener Körper, auf den keine äußeren Kräfte wirken, bewegt sich geradlinig mit konstanter Geschwindigkeit. Ändert er seinen Bewegungszustand, so wird er beschleunigt und es muss eine Kraft auf ihn wirken.“ 4.2. Zweites newtonsches Gesetz Unsere Erfahrung ist, dass eine gegebene Kraft bei verschiedenen Körpern verschiedene Beträge der Beschleunigung bewirken. Worin unterscheiden sich die Körper? Exp. 2 Bälle werden mit einem Tritt (gleiche Kraft) zur Wand geschossen => Experiment Beobachtung Deutung Trägheit a) Ball mit Luft gefüllt große Beschleunigung Masse klein klein b) Ball mit Wasser kleine Beschleunigung Masse groß groß a ~ 1/m Beschleunigung ist invers proportional zur Masse m FOLIE (1974, John Massis, Belgien zieht 2 Eisbahnwaggons) Exp. Bleistift steht auf Papierstreifen (am Ende), schnell wegziehen, Stift bleibt stehen Zweites newtonsches Gesetz „Die auf einen Körper wirkende Gesamtkraft ist gleich dem Produkt aus Masse und Beschleunigung des Körpers.“ F ma, F m F kg2m N Newton s Definition der Kraft durch Beschleunigung einer Masse möglich. 29 a Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Masse [m] = kg - Intrinsische Eigenschaft des Körpers, erfaßt seine Trägkeit - Verbindet Beschleunigung und Kraft, die der Körper erfährt - Wir spüren Masse eines Körpers nur, wenn wir versuchen ihn zu beschleunigen Superpositionsprinzip Kräfte sind Vektorgrößen; wirken mehrere Kräfte, so können diese vektoriell addiert werden zur resultierenden Kraft: F = Fx ex + Fy ey + Fz ez Fx = max , Fy = may , Fz = maz Einzelkomponenten sind unabhängig voneinander Bsp. Körper auf reibungsfreier Unterlage. Zwei Kräfte ziehen horizontal. 3N Frage Welche dritte Kraft wirk, wenn a) Körper in Ruhe, b) v = konstant nach links? Lsg. 4.3 Inertialsystem „Ein Inertialsystem ist ein System, in dem die newtonschen Gesetze gelten. Es gibt keine Scheinkräfte.“ Kennzeichen: Inertialsysteme ruhen oder bewegen sich mit v = konstant. Sind nicht beschleunigt und rotieren nicht! Bsp. Ball wird im LKW fallen gelassen und LKW beginnt zu beschleunigen mit a LKW 1) Bezugssystem Straße, v = 0 (Inertialsystem) Beobachter sieht Ball senkrecht nach unten fallen LKW fährt unter dem Ball weg mit Beschl. a LKW F mg Kraft: 2) Bezugssystem beschleunigter LKW (Nicht-Inertialsystem) Beobachter sieht Ball nach links unten fallen F ma LKW mg Kraft: Scheinkraft: ma LKW (Trägheitskraft) 30 5N Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Bsp. Prof. Dr. H.-Ch. Mertins F2 Puck auf Eisfläche F1 Puck hat Masse m = 0,20 kg x F2 = 2N, F1 = 5N, je parallel zur x-Richtung Frage Beschleunigung in x-Richtung? Lsg. 4.4 Gravitationskraft Massen ziehen sich an . Die Gravitationskraft auf den Körper A (Mond, Rakete, Satellit) wird durch die Masse eines zweiten Körpers B (Erde) im Abstand r erzeugt, der den ersten zu sich hin zieht. A FA mm F G 12 2 r Gravitationsgesetz G = 6,67x10-11 m3/(kg s2) g G in Erdnähe: m Erde m 9,81 2 2 rErde s F = m g r -FB= FA B m2 m Erde m = m1 Gravitationskraft wirkt immer, auch wenn Körper in Ruhe sind. Gewicht W Gewicht eines Körpers entspricht der Kraft, die ich aufwenden muss, um den Körper am freien Fall zu hindern. Bsp. Ball übt Kraft von 2 N nach unten aus Ich übe Kraft von 2 N nach oben aus => Ball ruht => Ball wiegt 2N, ist 2N schwer, ein anderer Ball übt 3N aus => dieser ist schwerer Gewicht W eines Körpers ist der Betrag der Gravitationskraft , die auf den Körper wirkt: W = mg Beachte: i) Gewicht ist nicht gleich Masse, ist keine intrinsische Eigenschaft 31 m2 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Bsp. auf Erde: m= 1kg, => Gewicht WE = 1kg*9,81m/s2 = 98,1 N WM = 1kg*1,7m/s2 = 17 N auf Mond: m= 1kg, => ii) Gewicht darf man nur messen, wenn keine zusätzliche Beschleunigung auf den Körper senkrecht zum Erdboden wirkt, z.B. Personenwaage benutzen im Zimmer, Zug, aber nicht im beschleunigten Fahrstuhl. Exp: Körper (Masse m) hängt am Faden, gleicher Faden hängt am Körper nach unten i) lansam ziehen am unteren Faden mit Fz => reißt oberhalb des Körpers F = mg + Fz m ii) schnell ziehen am unteren Faden => reißt unterhalb des Körpers Trägheit des Körpers trennt oben / unten oben wirkt mg, unten wirkt Fz > mg 4.5.1 Normalkraft N Wenn ein Körper nach unten gegen eine Oberfläche drückt, so verformt sich diese und wirkt auf den Körper mit der Normalkraft N entgegen. N N mg F = mg 4.5.2 Zugspannung T Wenn eine Kraft F über eine Schnur auf einen Körper übertragen wird, dann wirkt eine Zugspanung T auf die Schnur Ideale Schur: masselos, dehnt sich nicht ist nur eine Verbindung zum Körper T T 4.6 Drittes newtonsches Gesetz (actio = reactio) Wenn zwei Körper miteinander wechselwirken, dann besitzen die Kräfte, welche die Körper aufeinander ausüben, denselben Betrag aber entgegengesetzte Richtung. Kraft Buch => Kiste F BK Buch Kiste Kraft Kiste => Buch F KB Gilt: F BK = - F KB F KB Kräfte bilden ein Kraft – Gegenkraft – Paar 32 F BK Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Exp. Kräfte auf hängenden Block 28o Mit Federn aufbauen mK T1 Bsp. Block mB = 15 kg 47o Knoten T2 T3 Knoten mK = 0 kg Frage: Zugspannung T in den Seilen ? Block mB Lsg: 4.7 Reibung Reibung ist unvermeidbar, aber auch unverzichtbar. Ein Auto verbraucht ca. 20% des Benzin`s um Reibung zu überwinden, aber ohne Reibung würden die Räder durchdrehen, man könnte sich nicht fortbewegen, so wie auf dem Eis. Exp. Block liegt auf einer horizontalen Tischplatte und wird mit von 0 ansteigender Kraft in x-Richtung gezogen. Federkraftmesser zeigt wirkende Kraft. Trage Kraft über der Zeit auf. N f ReibungsF F Kraft f fs fk a mg Zeit Block löst sich 33 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 4.7.1 Eigenschaften der Reibung Haftreibung bewegt sich der Körper bei Kraftanwendung (horizontal) nicht, so heben sich Haftreibung fS und die parallel zur Oberfläche wirkende Kraft Fx und auf, d.h. fS = - Fx Maximalbetrag von fS = - Fx berechnet sich aus fSmax = S N S: statischer Haftreibungskoeffizient N: Normalkraft - Mikroskopische Berührungsfläche ca. 10-4 der totalen Fläche - Haftreibung durch Kaltverschweißung der berührenden Flächenteile und durch „Anheben“ Gleitreibung Beginnt der Körper zu gleiten, so verringert sich die Reibungskraft auf den Wert fk = k N k : kinetischer Reibungskoeffizient k < S Beachte: - die Normalkraft N stellt ein Maß für den Andruck des Körpers auf die Fläche dar. - f immer parallel zur Oberfläche und N immer senkrecht zur Oberfläche - Koeffizienten sind dimensionslos, gelten zwischen 2 Flächen z.B. S: zwischen Ei & Teflonpfanne = 0.04, zwischen Bergschuh & Fels = 1,2 Bsp. ABS-System Bremsweg kürzer, da fs > fk und Kurvenfahrt bei Bremsvorgang möglich Bsp. Ein Kind zieht einen mit der Masse m = 75 kg beladenen Schlitten mit konstanter Geschwindigkeit über horizontale Eisfläche. Gleitreibungskoeffizient zwischen Kufen & Eis k = 0,10, Seil im Winkel von 42o. y Frage Kraft (Zugspannung) des Seils auf Schlitten? Lsg. N fk Fg 34 42o T x Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Frage Zugspannung wird über 91 N vergrößert. Wie verhält sich der Betrag von fk? Lsg Zusammenfassung: Prüfungstrainer Kapitel 1.1, Fragen 1.1.1 – 1.1.15 4.8 Gleichförmige Kreisbewegung bedeutet: a) Bahn des Teilchens ist ein Kreis b) Betrag der Geschwindigkeit v ist konstant c) Richtung von v zeigt immer tangential zur Kreisbahn 4.8.1 Zentripetalbeschleunigung (1) a = a = v2 / r, (2) a zeigt immer auf Kreismittelpunkt r = Radius 4.8.2 Zentripetalkraft Eine Zentripetalkraft beschleunigt einen Körper auf eine Kreisbahn, indem sie nur die Richtung seiner Geschwindigkeit, nicht aber den Betrag ändert. F = mv2/r Betrag der Zentripetalkraft 35 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 4.8.3 Zentrifugalkraft: Ist eine Trägkheitskraft (Fliehkraft), resultiert aus drittem Newton`schen Gesetz F-Zentrifugal actio = reactio und ist der Zentripetalkraft entgegengesetzt. Exp. a) Fliehkraftregler F-Zentripetal b) Erdabplattung c) fliegende Kugeln in rotierender Schiene, Kugelhöhe ist unabh. von der Masse d9 Zentrifuge Bsp. Auto fährt durch Kurve: Zentripetalkraft: Reibung zwischen Reifen und Straße zwingt das Auto auf die Kreisbahn Zentrifugalkraft: Fahrer rutscht zur Seite (Trägheit), weil Reibung zwischen Sitz / Fahrer für notwendige Zentripetalkraft zu gering => rutscht bis an Autowand Zentripetalkraft: Wand drückt auf Fahrer, zwingt ihn auf den Kreis Bsp. Auto der Masse 1300 kg fährt in Kurve mit Radius r = 15 m und Reibung μk = 1,1. Frage wie schnell darf es maximal durch die Kurve fahren, ohne wegzurutschen? Lsg Frage wohin bewegt sich das Auto, wenn die Bodenhaftung verloren geht? Lsg 5 Arbeit & Energie Die Newton`schen Gesetze ermöglichen uns die Analyse beliebiger Bewegungen. Oft ist die Analyse aber kompliziert und man kennt nicht alle Details der Bewegung, z.B. Berg-Talfart. Eine effektive Technik ist die Betrachtung der Energie dieses Systems. Sie läßt sich auf chemische oder biologische Funktionen ausdehnen. 36 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 5.1 Kinetische Energie Ein Objekt der Masse m und Geschwindigkeit v besitzt die kinetische Energie K EKin = ½ mv2 EKin [EKin] = kg*m2/s2 = 1J, Joule m v Die kinetische Energie ist eine skalare Eigenschaft eines bewegten Körpers. 5.2 Arbeit W wenn eine Kraft auf das Objekt wirkt, so dass es beschleunigt (gebremst) wird, so verändert sich seine kinetische Energie. Die Kraft hat dann Arbeit an diesem Objekt verrichtet. - Arbeit ist übertragene Energie - skalare Größe wie die Energie - Einheit [W] = [EKin] = Joule Beachte: i) Energie wird zu / abgeführt, ohne dass Materie zu / abgeführt wird. ii) alltäglicher Arbeitsbegriff beinhaltet jede Form der mentalen, körperlichen Anstrengung, ist aber meist nicht Arbeit im physikalischen Sinn. Bsp. gegen eine Hauswand drücken kostet Arbeit, man wird müde, aber es wird keine Energie auf die Wand übertragen, da sie sich nicht bewegt => physikalisch keine Arbeit. 5.3 Arbeit & kinetische Energie Ring gleitet reibungsfrei über einen Draht Konstante Kraft beschleunigt Ring entlang x-Richtung F v0 v Fx = max Fx x1 von Anfangsgeschwindigkeit v0 nach v über Strecke d v2 = v02 + 2axd (aus Kapitel 1.4.2) => a = (v2 - v02 )/2d => Fx = m(v2 - v02 )/2d => Fxd = ½ mv12 – ½ mv02 Endenergie Energietransfer, Anfangsenergie durch Kraft verursacht 37 d x x2 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins W = Fcos d (mit Fx = F cos) . W = F d (Skalarprodukt) Arbeit W berechnet sich nur aus der Kraft entlang des Weges der Verschiebung d. Beschleunigungsarbeit ist als kinetische Energie in der Masse gespeichert. Vorzeichen: i) W > 0 wenn F Komponente in Richtung der Verschiebung d besitzt Objekt gewinnt Energie ii) W < 0 wenn F Komponente entgegen der Verschiebung d besitzt Objekt gibt Energie ab iii) W = 0 wenn F senkrecht auf d Bsp. F Auto rollt über Straße, Motor ist aus y d Wind bläst mit konstanter Kraft x F = 2N ex - 6N ey dagegen Frage Arbeit des Windes am Auto auf der Strecke d = -3m ex + 0 ey Lsg. 5.4 Arbeit durch Gravitationskraft Tomate wird mit Anfangsgeschwindigkeit v0 nach oben geworfen => EKin-0 = ½ mv02 d v Gravitation bremst auf der Strecke (Verschiebung) d ab => . W = mg d = mg d cos mg von Gravitation verrichtete Arbeit 38 v0 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins = 180o => W = mgd(-1) => W < 0 : Energie der Tomate wird abgeführt Aufwärts: Tomate wird langsamer = 0o => Abwärts: W = mgd(1) => W > 0 : Energie wird der Tomate zugeführt Tomate wird schneller Bsp: zwei identische Bälle werden über unterschiedliche Rampen auf gleiche Höhe gezogen. Frage Bei welcher Rampe wird mehr Arbeit verrichtet? 45o 30o g d Lsg. 5.5 Arbeit durch konstante und veränderliche Kräfte Fall 1: Kraft F(x) = konstant über dem Weg x F(x) . W=F x = Fd, mit F parallel x W Interpretation: Fläche unter Kurve F(x) 0 Fall 2: Kraft-Betrag F(x) ändert sich mit dem Ort d x F(x) aber Richtung konstant und F zeitlich konstant W = Fläche unter der Kurve F(x) W W = Integral über F(x) (kommt später in Mathe) 39 x Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 5.6 Federkraft Dehnt oder staucht man eine Feder um Strecke d, so wirkt eine entgegen gesetzte Kraft mit F = -kd Hook`sches Gesetz k = Federkonstante Exp. 1) Block an Feder, ziehen / stauchen Arbeit durch Federkraft Feder wird um Strecke d gestaucht oder gedehnt W = Fläche unter der Kurve F(x) 1 1 W F d F d da Kraft und Weg parallel 2 2 1 W kd 2 2 E Feder 1 2 kd 2 F W mit F = kd , Dreiecksfläche d Federenergie ist gespeicherte Dehnungsarbeit 5.7 Leistung P Ein Bauunternehmer möchte Dachziegel vom LKW auf das Dach eines Hauses befördern. Dazu benutzt er eine Seilwinde, welche die nötige Kraft zum Heben der Ziegel aufbringt. Wir können die Arbeit der Seilwinde bestimmen. Wichtiger für den Unternehmer ist aber die Rate, also Arbeit pro Zeit, d.h. ob er 5 min. oder 5 Tage benötigt. P = W/t durchschnittliche Leistung = Arbeit pro Zeit P = dW/dt momentane Leistung [P] = J/s = W Watt 1 PS = 735 W Pferdestärken Deutung: W = Pt (James Watt) P Arbeit = Leistung x Zeit 1 Kilowattstunde = 1 kW x h W = 1000 W x 3600s = 3,60 MJ t (Mega-Joule) W Interpretation: Leistung = Ableitung der Arbeit nach der Zeit Leistung ist die Rate, mit der die angelegte Kraft Arbeit verrichtet. 40 t x Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Leistung & Kraft P = dW/dt = (F cos dx)/dt (wenn F, θ zeitlich konstant, dann) = F cos v . => P = F v Bsp. ein Klotz ist am Seil befestigt und bewegt sich in gleichförmiger Kreisbewegung (Skalarprodukt) Frage Wie groß ist die von der Kraft bewirkte Leistung auf den Klotz? Lsg. v F 5.8 Energie-Erhaltung 5.8.1 Potenzielle Energie Epot System: Teilchen bewegt sich im Kraftfeld von x1 nach x2 Ziel: Energieerhaltungssatz so aufstellen, dass Umwandlung von kinetischer in gespeicherter, potenzieller Energie des Systems möglich wird Ziel Geht, wenn potenzielle Energie definieren Kraft F ( x) zeitlich konstant, und Prozesse umkehrbar (reversibel) geht nicht, wenn Energie in Reibungswärme gewandelt und verloren wird Dann Arbeit W = Epot = Änderung der potenziellen Energie des Systems W E pot E pot ( x 2 ) E pot ( x1 ) Arbeit hängt nur von Anfangs (x1) und Endpunkt (x2) ab, nicht aber vom Weg, der von x1 nach x2 führt 5.8.2 Potenzielle Energie der Gravitation System: Ball – Erde: Gravitation verrichtet Arbeit am Ball auf dem vertikalen Weg y1 => y2, Die potenzielle Energie ändert sich um: Epot = mg(y2 – y1) = mg y y2 Epot (y) = mg y y Referenzpunkt y1 = 0, y2 = y y1 mg 41 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Die potenzielle Energie Epot (y) des Systems Teilchen – Erde hängt nur von der vertikalen Position (Höhe y) des Teilchens relativ zum Referenzpunkt y1 = 0 ab, nicht von der horizontalen Position. 3 y 2 => Arbeit unabhängig vom Weg (1), (2), (3) 1 5.8.3 Elastische potenzielle Energie Ziehen oder Stauchen der Feder ändert ihre elastische potenzielle Energie Epot = EFeder um: Epot (x) = ½ kx2 Referenzpunkt: Feder entspannt bei x = 0 5.8.4 Energieerhaltung am Pendel Exp. kleines Pendel schwingt über Stop hinaus Qualitative Diskussion der Energieumwandlung Ekin = 0, Epot = max oben: Gravitationskraft beschleunigt Weg nach unten: Ekin wächst, Epot nimmt ab unten: Ekin = maximal, Epot = 0 Weg nach oben: Ekin nimmt ab, Epot nimmt zu, Gravitationskraft bremst ab 5.8.5 Energie-Erhaltungssatz Wenn gilt: 1) System ist abgeschlossen 2) Umwandlung der Energieformen durch reversible Prozesse => Dann ist die mechanische Energie eines Systems eine Erhaltungsgröße: Emech = Ekin + Epot = konstant Also Emech-1 = Ekin-1 + Epot 1, Emech-2 = Ekin-2 + Epot 2 Emech = Ekin + Epot = 0 Ist die mechanische Energie eine Erhaltungsgröße, so kann man Ekin & Epot zu allen Zeiten verbinden, ohne die dazwischen liegende Bewegung u. Kräfte zu berücksichtigen. 42 Epot (y) = mgy Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 5.8.6 Energieerhaltung bei Federkräften Exp. Luftkissenbahn, Wagen zwischen 2 Federn gespannt, schwingt um die Nullposition, F Potenzielle Energie Epot = ½ kx2 Kinetische Energie Ekin = ½ mv2 Gesamtenergie Emech = Ekin + Epot = konstant v F 0 x Epot Emech Epot Ekin x 5.8.7 Energieerhaltung & abgeschlossene Systeme „Die Gesamtenergie Emech eines abgeschlossenene Systems kann sich nicht verändern. Emech = Ekin + Epot-elas + Epot-grav + Etherm + Eint Lösungsstrategie zur Energieerhaltung: - welche Objekte gehören zum System ? - sind die Prozesse umkehrbar (reversibel), d.h. gibt es keine Reibung, Strömungswiderstand ? - ist das System abgeschlossen? - was sind Anfangs- und Endzustand des Systems ? - was ist der Referenzpunkt der potenziellen Energie? Bsp. Bunjeespringerin, m = 61 kg, Höhe über Fluß 45 m Seil L = 25 m (entspannt), erfüllt Hook`sches Gesetz mit k = 160 N/m L Frage: Abstand ihrer Füße vom Wasser, wenn sie am tiefsten Punkt ankommt? Lsg d h 43 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Zusammenfassung: Prüfungstrainer, Kapitel 1.2, Fragem 1.2.1 – 1.2.11 6 Impuls 6.1 Ein Teilchen Ein Teilchen mit der Masse m und Geschwindigkeit v hat den Impuls: p = m v , p immer parallel zu v was ist die zeitliche Änderung des Impulses? dp d dv mv m ma , dt dt dt dp => F dt wenn Masse m = konstant Zweites Newton`sches Axiom Wenn eine Kraft auf das Teilchen Wirkt, ändert sich sein Impuls. 6.2 Impulserhaltung Betrachte System aus n Teilchen, die untereinander in Wechselwirkung treten können und äußere Krafteinwirkung erfahren können. Der Gesamtimpuls des Systems ist: P = p1 + p2 + ...... + pn = m1 v1 + m2 v2 + ......... + mn vn 44 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins „Wirkt keine äußere Kraft auf ein geschlossenes & isoliertes Teilchensystem und ist die Teilchenzahl (Gesamtmasse) konstant, dann ist auch der Gesamtimpuls konstant“ P kons tan t d.h. Pi = Pf Beweis => Anfangsimpuls i) gleich Endimpuls f) (i: initial, f: final) wenn keine äußere Kraft vorhanden ist dP 0F P = konstant dt Beachte: 1) innerer Kräfte zwischen den Teilchen eines System ändern zwar die einzelnen Impulse pi, nicht aber den Gesamtimpuls P. 2) Bei Rechnung wird Impulserhaltung komponentenweise betrachtet. Bsp. Weltraumtransporter sprengt Lastmodul ab vi Bewegen sich geradlinig auf die Sonne zu Gesamtmasse M, Lastmodul m = 0,2 M vLM vRT Anfangsgeschwindigkeit: vi= 2100 km/h relativ zur Sonne Nach Abtrennung: Transporter ist um 500 km/h schneller als das Lastmodul Frage: Wie schnell ist der Raumtransporter relativ zur Sonne? Lsg. FOLIE 6.3 Stoßprozesse Man beobachtet nur Verformungen als Folge des Stoßes, der Prozess selbst läuft zu schnell ab. Fast alles Wissen über Elementarteilchen (Kerne, Protonen, Quarks) hat man aus Stoßprozessen gewonnen. Die Spielregeln der Stoßprozesse sind Energie- & Impulserhaltungssatz. Hier nur geschlossene & isolierte Systeme (kein Massenaustausch, keine äußere Kraft) 45 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 6.3.1 Inelastischer Stoß Exp. Tischtennisball, Golfball, Knete auf den Boden fallen lassen. Inelastischer Stoß: Die kinetische Energie der Teilchen ändert sich (wird meist reduziert und in andere Formen überführt). Benutze nur Impulserhaltung Alle Bewegungen laufen entlang einer Achse, betrachte nur Komponenten Impulserhaltung => Bsp: Pi = Pf p1i + p2i = p1f + p2f m1v1i + m2v2i = m1v1f + m2v2f Endgeschwindigkeiten sind berechenbar Körper haften nach Stoß mit ruhendem Objekt zusammen, z.B. Torwart fliegt mit dem Ball in das Tor, besitzen hinterher gemeinsame Geschwindigkeit v => => m1v1i + m2 *0 = (m1 + m2)v v = v1i * m1 / (m1 + m2) v < v1i da Impuls auf größere Masse verteilt wird Exp. Luftkissenbahn a) Stoß gleicher Massen elastisch, b) Stoß gleicher Massen inelastisch 6.3.2 Elastische Stöße dieses Kapitel freiwillig für Interessierte Stoß mit ruhendem Objekt Exp. Pendelgestell: 1 Kugel schwingt gegen die linke Seite, rechts hebt sich 1 Kugel 2 Kugeln stoßen links => 2 Kugeln heben sich rechts „Beim elastischen Stoß bleibt die gesamte kinetische Energie des Systems erhalten, die kinetische Energie der einzelnen Teilchen kann sich ändern.“ Bei elastischen Stößen nutzt man immer Energie- & Impulserhaltung! Frage Warum ruht die erste Kugel (Billiard) ? 46 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Lsg. a) Impulserhaltung Prof. Dr. H.-Ch. Mertins m1v1i + m2 0 = m1v1f + m2v2f v1i b) Energieerhaltung ½ m1v1i2 = ½ m1v1f2 + ½ m2v2f2 v2i = 0 m2 m1 v1f aus a) => aus b) => m1/m2 * (v1i - v1f ) = v2f m1(v1i + v1f )(v1i - v1f ) = m2v2f2 v2f ersetzen m1(v1i + v1f )(v1i - v1f ) = m2 [m1/m2 * (v1i - v1f )] 2 (aus a) => m1(v1i + v1f ) = m12/m2 * (v1i - v1f ) => m2(v1i + v1f ) = m1(v1i - v1f ) => v1f = v1i (m1 - m2 ) /(m1 + m2) v2f (Bin. Formel) Kugel 1 aus a) => v1f = 1/m1 * (m1v1i - m2v2f ) in b) setzen m12v1i2 = m1m2 v2f2 + (m1v1i )2- 2m1m2 v1iv2f + (m2v2f )2 => 0 = m1m2 v2f - 2m1m2 v1i + m22v2f ; durch v2f teilen => v2f = 2m1v1i / (m1+ m2 ) Kugel 2 Spezialfälle: 1) Gleiche Massen m1 = m2 => v1f = 0, v2f = v1i unser Experiment, Billiard 2) schweres Ziel m2 >> m1 => v1f - v1i , v2f v1i*2m1/m2 Perle gegen Kanonenkugel 3) schweres Geschoß m1 > m2 => v1f v1i , v2f 2v1i Faktor 2 in 2) durch Richtungsumkehr des leichten Balls v => -v, in 3) von v = 0 => 2v Bsp. Zwei Schlittschuläufer stoßen zusammen und halten sich fest y (inelastischer Stoß) Paul mP = 83 kg, viP = 6,2 km/h in x-Richtung mP Barbara mB = 55 kg, viB = 7,8 km/h in y-Richtung Frage: Geschw. des Paares nach Zusammenstoß ? (mB + mP) x S Lsg: mB System ist abgeschlossen (kein Massenverlust) und isoliert (keine Reibung) mPvPi + mBvBi = (mP + mB)vf x-Achse mPvPi + mB 0 = (mP + mB)vf cos y-Achse mP 0 + mBvBi = (mP + mB)vf sin => tan = mBvBi / mPvPi = 0,834 => = 39,8o 47 vf = gemeinsame Geschw. Gl. durcheinander teilen da 2 Unbekannte Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins aus y-Richtung => vf = mBvBi /(mP + mB)sin= 4,86 km/h Frage wie läuft der Schwerpunkt vor / nach dem Stoß ? Lsg. keine äußere Kraft, also vS identisch vor / nach dem Stoß => Umgekehrtes Billiardproblem Zusammenfassung: Prüfungstrainer Kapitel 1.3, Fragen 1.3.1 – 1.3.7 7. Rotation Alle Bewegungsformen lassen sich aus Translations- und Rotationsbewegungen aufbauen. Wir betrachten hier nur starrer Körper mit fester Drehachse (keine Bowlingkugel). Beschreibung: Translationsbewegung ist eindeutig beschrieben durch Ort x(t) => Rotationsbewegung ist eindeutig beschrieben durch Winkel (t) Drehachse Körper 7.1 Drehwinkel = s/r wenn klein [] = rad Bogenmaß r 360o = 2 rad s < 0 im Urzeigersinn s > 0 gegen Urzeigersinn Beschreibung gilt nicht nur für einen Punkt des starren Körpers, sondern für alle Punkte! Beachte: Winkel müssen immer in rad angegeben werden, auch wenn die Bezeichnung rad meist nicht mitgeschrieben wird. 7.2 Winkelgeschwindigkeit = d/dt 2 zu t2 d [] = rad / s, Umdrehungen / min 1U/min = 2π/60s 7.3 Winkelbeschleunigung = d/dt = d2/dt2 [] = rad / s2 48 1 zu t1 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Bsp. Drehende Scheibe sei: (t ) 1 0,6t 0.25t 2 , Prof. Dr. H.-Ch. Mertins [t] = s, [θ] = rad Frage: Zeichne θ(t) für -3s < t < 6s und Bezugslinien Lsg. Frage: Winkelgeschwindigkeit als Funktion der Zeit Lsg. 7.4 Rotation bei konstanter Winkelbeschleunigung Rotationen bei konstanter Winkelbeschleunigung lassen sich analog den Gleichungen von Translationsbewegungen mit konstanter Beschleunigung ausdrücken. 1 Translations- Unbekannte v(t) = v0 + at x – x0 2 - 0 Rotations-Gleichung (t) = 0 + t - 0 = 0 t + ½t Lernen! 2 2 x – x0 = v0t + ½ at v 3 v2 = v02 +2a(x –x0) t t 2 (t) = 02 + 2( - 0) 4 x – x0 = ½(v0 + v)t a - 0 = ½ (0 + ) t 5 x – x0 = vt - ½ at2 v0 0 - 0 = t – ½ t2 Bsp Frage: können obige Gleichungen angewendet werden auf: Lsg . herleiten (t) = -5t3 + 27t2 – 4, (t) = -5t2 + 27t +1, nein, denn = 2(t)/dt2 = -15t + 54 ja, denn 2(t)/dt2 = -10 = konstant 7.5.1 Rotation & Translation Bei Rotation eines starren Körpers um eine Drehachse legen alle Punkte den selben Winkel pro Zeiteinheit zurück. Die zurückgelegte Strecke, Geschwindigkeit steigt aber mit dem Umfang also mit dem Abstand vom Zentrum (Drehachse). Beispiel Karussell Exp. rotierende Scheibe mit Klötzen Bei Anstieg von rutschen zuerst die äußeren Klötze 1) Bezugssystem Raum 2) Bezugssystem Scheibe, Kamera dreht mit 49 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Gesucht: Zusammenhang zwischen Rotations- und Translationsgrößen. d , , Rotation & Vektoren Größe Vektorrichtung Orientierung Geschwindigkeit Drehachse rechte Hand Regel Beschleunigung Drehachse rechte Hand Regel Winkel nur kleines d Drehachse rechte Hand regel Drehachse r dθ s Problem: Für große Winkel ist kein Vektor, denn das Kommutativgesetz gilt nicht bei Addition der Drehwinkel. Die Reihenfolge der Rotationen ist wichtig! Ort Punkt r r cos e x sin e y Kreisbogen dr = r1 - r2 dr = d r Betrag dr = dθ r r = Radius d in Richtung der Drehachse, nur kleines d Bezeichnung in Büchern oft s dr Geschwindigkeit Vektor v = dr/dt = r Betrag v = ωr (ohne Beweis) konstant für alle Punkte des Körpers, aber v nimmt mit Abstand von der Drehachse zu. Beschleunigung Vektor a = dv/dt = d/dt( r) Skalar a = (d/dt)r + (dr/dt) (Produktregel) = (d/dt) r + (r d/dt) a = r + 2r a = tangentiale + radiale Beschleunigung atangential Proportional Geschwindigkeitsänderung aradial tritt auch bei konstanter Geschwindigkeit auf mit ω = v/r => 2r = v2/r Zentripetalbeschleunigung 50 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Bsp. Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Astronaut soll Linearbeschleunigung von 11 g aushalten. Dazu trainiert er in einer mit konstanter Geschwindigkeit rotierenden Zentrifuge mit Radius 15 m. Frage Winkelgeschwindigkeit der Zentrifuge? Lsg Frage wie groß ist die tangetiale Beschleunigung, wenn Zentrifuge in 20 s auf Null abbremst Lsg. 7.6 Kinetische Rotations-Energie Exp. a) 2 Dosen leer/voll rollen die Schräge hinunter Worin unterscheiden sich die Dosen? b) Ring + Holzrolle mit identischer Masse Problem: Ein rotierendes Kreissägeblatt besitzt offensichtlich kinetische Energie. Wie groß ist diese? Bekannte Form E = ½ mv2 für das Sägeblatt als Ganzes, d.h. Betrachtung des Schwerpunktes hilft nicht weiter, denn vSchwerpunkt = 0. Lsg. betrachte jeden Massenpunkt mi des Sägeblatts mit individueller Geschwindigkeit vi Ekin = ½ mivi2 vi =ri individuelle Geschw. vi abhängig vom Abstand zur Drehachse, Winkelgeschw. ist aber für alle Punkte gleich Ekin = ½ mi (ri)2 = ½ miri2 2 ERot = ½ I 2 (ähnliche Form wie Ekin = ½ mi v2) Trägheitsmoment: I = miri2 gibt die Massenverteilung bzgl. einer Drehachse an [I] = kgm2 51 r m Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Translationsbewegung: Ekin ~ träge Masse m Rotationsbewegung: Ekin ~ Trägheitsmoment I Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Je kleiner das Trägheitsmoment, desto leichter läßt sich ein Körper drehen Drehachse a Bsp. Trägheitsmoment einer Stange I a > Ib Drehachse b ra rb Bsp. Frage Ordne die Trägkeitsmomente nach ihrer Größe 1m Lsg 36 kg 2m 9 kg 3m 4 kg Drehachse 7.7 Trägheitsmoment Die Berechnung des Trägheitsmomentes eines beliebigen Körpers ist nicht trivial. Man muss über alle einzelnen Punkte summieren, also das Integral I = ri2dm bilden. Meist nutzt man Tabellierte Werte. Exp. a) Buch dreht erst um Achse mit höchstem Trägheitsmoment I. Buch ändert die Dreh- Achse, rotiert später um Achse mit kleinstem Moment I (Energieminimierung). a) Messung Trägheitsmoment aus Praktikum, schwingender Aluklotz 7.8 Drehmoment Warum ist die Türklinke möglichst weit vom Scharnier der Tür entfern? In welche Richtung muß ich ziehen, um die Tür am leichtesten zu öffnen? F T = r F T = r F sin F sin [T] = Nm, nicht mit Arbeit verwechseln! r nur Kraftkomponente senkrecht auf r bewirkt Drehmoment 52 . T = Drehachse Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Hebelarm: Komponente von r , die senkrecht auf F steht T senkrecht auf r und F T Fläche, von F, r aufgespannt Idee: Die Lage der Drehachse wird durch die Kraft und ihre Orientierung zum Hebelarm festgelegt. Das Drehmoment spielt für die Rotation die gleiche Rolle, wie die Kraft für die Linearbewegung. Das resultierende Drehmoment ist die Summe der einzelnen Drehmomente. Bsp. Ordne die Drehmomente nach ihrer Größe (alle Kräfte sind betragsmäßig gleich) Lsg Exp. Drehmomentenschlüssel, Balkenwaage m1 Bsp. Hebelgesetz T1 + T2 = 0 => r1 N r2 m2 F1 r1 F1= - r2 F2 F1+F2 Wie muss man einen Körper stützen, auf dessen Massenpunkte mi die Schwerkraft wirkt? sei Fges = mig = 0 => T1ges = mi r1 g = -g mi r1 = 0 => mi r1 = 0 => Ursprung der Vektoren muß im Schwerpunkt liegen. 7.9 Zweites Newton`sches Axiom für die Rotation Kraft zieht Masse m auf Kreisbahn mit Radius r, Teilchen rotiert um Drehachse, aber wie wird die Massehen beschleunigt? Nur tangentiale Kraftkomponente wirkt 53 F2 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Ft = Fsin = mat mit T = (F sin) r => T = mat r Prof. Dr. H.-Ch. Mertins at: lineare Tangentialbeschleunigung mit at = r, : Winkelbeschleunigung = m(r) r = mr2 => T=I ( im Bogenmaß) Das Drehmoment ergibt sich aus Trägheitsmoment und Winkelbeschleunigung. Vergleiche mit linearer Bewegung F = ma. Bsp. Scheibe mit M = 2,5 kg, r = 20 cm, einheitliche Dicke M r Horizontale Drehachse, masseloses Seil hält Block m = 1,2 kg FS Frage a) Beschleunigung des fallenden Blocks FS b) Seilkraft FS m c) Winkelbeschleunigung mg Lsg Exp. Kugel rollt durch Looping Fz Bsp. h Frage a) v am tiefsten Punkt des Loopings ? R Frage b) aus welcher Höhe h muß die Kugel starten, damit sie den Looping durchlaufen kann? 54 2R Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 7.10 Arbeit und Leistung Welche Areit dW ist nötig, um eine Masse mit der Kraft F eine kleine Strecke dr auf dem Kreis zu bewegen, bzw. um einen kleinen Winkel dθ zu drehen? . dW = F dr , . . dW = F (d r) = (r F) d => . W = T d F dr als Kreissegment Vertauschung im Spatprodukt dr r2 r1 T = (r F) Die gesamte Arbeit ist dann die Summe der Teilarbeiten. Leistung P = dW/dt d r F d dt => P => d P rF dt P T wenn Kreisradius r und F konstant, dann T dθ, dω Arbeit, Leistung sind maximal, wenn T paralel zur Drehachse F ideal F ungünstig 55 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Übersicht Translation Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Rotation feste Richtung feste Achse Winkel . Ort x Geschwindigkeit v = dx/dt = d/dt Beschleunigung a = dv/dt = d/dt Masse m Trägheitsmoment Kraft F = ma Drehmoment Arbeit dW = F dx dW = T d Kin. Energie Ekin = ½ mv2 Ekin = ½ I2 Leistung (F konst) P = F v . . I T=I . (T konst.) . P = T 7.11.1 Drehimpuls eines Teilchens Analog zum Impuls p der Translation gibt es den Drehimpuls L der Rotation L = (r p) L = r mv sin [L] = kg m2/s Konstruktion: rechte Hand-Regel, Bezugspunkt notwendig L senkrecht auf der Rotationsebene 2tes Newton`sches Axiom T =dL / dt (ohne Beweis) Die Vektorsumme aller Drehmomente, die auf ein Teilchen wirken, ist gleich der zeitlichen Änderungsrate des Drehimpulses. 56 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 7.11.2 Drehimpuls eines starren Körpers L risin Alle Teilchen des starren Körpers drehen um die selbe Drehachse mit gleicher Winkelgeschwindigkeit, aber unterschiedlichen Geschwindigkeiten v und mi unterschiedlichem L, je nach Abstand zur Drehachse. Gesucht ist nun das L des gesamten Körpers bzgl. seiner Drehachse. Lösung: pi r i summiere die Drehimpulse Li aller Massenelemente mi L = Li = (ri sin mi vi) = [(ri sin) mi (ri sin)] , Komponenten senkrecht zur Achse: ri sin mit ( ri sin) 2 mi Trägheitsmoment bzgl. Rotationsachse L=I Bsp. Scheibe, Ring, Kugel mit gleicher Masse und Radius werden tangential über gleiche Zeit dt mit gleicher Kraft aus der Ruhe um zentrale Drehachse beschleunigt. Frage Ordne nach a) Drehimpuls L, b) Winkelgeschw. Scheibe Ring Kugel F Lsg. 7.11.3 Drehimpulserhaltung Wirkt auf das System kein äußeres Drehmoment T, so ist der Drehimpuls konstant: dL/dt = T = 0 => L konstant Was bedeutet die Drehimulserhaltung praktisch? Exp. Person auf Drehstuhl ändert den Abstand der Hanteln vom Körper => ändert sich Es wirkt kein äußeres Drehmoment, also gilt der Drehimpulserhaltungssatz. 57 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins r r groß => I = miri2 groß r klein => I = miri2 klein Drehimpulserhaltung: L = konstant => = L / I klein => = L / I groß => ω ändert sich mit der Massenverteilung über das Trägheitsmoment Bsp. Pyroette beim Eistanz oder Salto beim Turmsprung L - Beim Absprung erzeugt der Springer einen Drehimpuls. - Nach Absprung: System isoliert, wirken keine Drehmomente => Drehimpulserhaltung - Zieht er Beine, Arme an, so verkleinert sich I => dreht sich schneller (Salto) Exp. Person sitzt auf Drehstul (in Ruhe) und hält drehendes Rad in der Hand. Achsen von Stuhl / Rad sind parallel. Dann dreht er das Fahrrad um 180o. Damit beginnt der Stuhl sich zu drehen. Am Trägheitsmoment hat sich nichts geändert, was ist passiert? Frage Warum dreht sich die Person auf dem Stuhl? Lsg: System: Rad + Person betrachten Drehimpulserhaltungssatz gilt, da kein äußeres Drehmoment wirkt (Reibung = 0) LRad-i + LPers-i = LRad-f + LPers-f = konstant LRad-i + 0 = -LRad-i + LPers-f => 2LRad-i = LPers-f 2Rad-i IRad = IPers Pers-f LPers LRad-i Trägheitsmomente konstant Pers = (2 IRad /IPers) Rad-i Frage Wie schnell dreht sich die Person? Lsg. 58 -LRad-i Beginn Ende Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Übersicht Translation Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Rotation Kraft F Drehmoment T = r F Impuls p Drehimpuls L = r p Impuls P = Mv S Drehimpuls L = I , für starren Körper 2.newt. Axiom F = dP/dt T = dL/dt Erhaltungssatz P = konstant L = konstant (isoliert, abgeschl.) Anwendung: a) Stabilisierung freier Bewegung, z.B. Diskuswerfen Exp. Kreisel b) künstlicher Horizont im Flugzeug c) Schiffsstabilisator: Kreisel mit senkrechter Achse verhindert Schlingern Zusammenfassung: Prüfungstrainer Kapitel 1.4 -1.5, Fragen 1.4.1-9, 1.5.1-8 8 Fluid-Dynamik 8.1 Druck und Dichte Fluide sind Substanzen, die strömen können, wie Flüssigkeiten, Gase. Daher Beschreibung nicht durch Masse / Kraft sondern durch Dichte und Druck. Dichte Druck = m/V für homogenes Medium [] = kg/m3 Skalar Druck des Fluids bewirkt eine Kraft F auf den Kolben der Fläche A p = F/A Skalar ohne Richtungsabhängigkeit [p] = N/m2 = Pa (Pascal) Atmosphärendruck 1 atm = 1,013 bar = 1,013 *105 Pa = 760 Torr Merkhilfe: Bleistiftdruck der Spitze größer als der der Rückseite Anwendung: Druckmessung durch Messung der Kraft auf Feder Im Federmanometer 59 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Bsp. Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Frage: Welche Masse hat die Luft in einem Zimmer der Größe 3,5m x 4,2m x 2,4 m bei Atmosphärendruck p = 1,013 bar? Lsg. Exp. Magdeburger Halbkugel (1654, Otto von Guericke). Wenn man der Luft einen Druck zuordnen kann, dann muss sie auch eine Druckkraft bewirken. Kiste Wasser hängt an evakuierte Kugel. Kräfte auf Kugel: F = pA, Radius r = 5 cm => F = 1,013 *105 Pa * (0,05m)2 = 796 N 8.2 Hydrostatischer Druck in ruhenden Fluiden Erfahrung: Taucher: Wasserdruck nimmt mit steigender Wassertiefe zu Bergsteiger: Luftdruck nimmt mit steigender Höhe ab Gesucht: Druck als Funktion der Tiefe in Becken mit ruhendem Wasser, d.h. Gleichgewicht Betrachte zylinderförmiges Wasservolumen V = A(y1 – y2) y Wasser y1 Luft A y2 p p1 p2 Kräfte auf Testvolumen: F1 = p1 A durch Wasser oberhalb des Zylinders F2: = p2 A durch Wasser unterhalb des Zylinders mg = A(y1 – y2)g F1 mg F2 Gravitation auf Wasser im Zylinder, A(y1 – y2) = Verdrängung F2 = F1 + mg => p2 = p1 +(y1 – y2)g (A gekürzt) Wasserdruck in Tiefe h Wasseroberfläche bei y1 = 0, Luftdruck an Wasseroberfläche p1 = p0 => p = p0 + gh => Der Druck an einem Punkt in einem Fluid im statischen Gleichgewicht hängt nur von der Tiefe des Punktes ab, aber nicht von den Abmessungen des Behälters. 60 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Bsp. Alle Behälter sind mit Öl gefüllt. Ordne nach Größe des Drucks auf der Bodenfläche h Bsp. Für alle, die Omas Weihnachtsgeld beim Tauchen im roten Meer verprassen: Ein Anfänger im Scuba-Tauchen nimmt in einer Tiefe h aus dem Atemgerät ausreichend Luft zu sich um seine Lungen so weit zu füllen wie es geht. Dann schwimmt er nach oben an die Wasseroberfläche aber hört nicht auf seinen Lehrer und atmet nicht aus. Oben angekommen wirkt ein Druckunterschied zwischen Luft und Lunge von 9,3 kPa. Aus welcher Tiefe ist er gestartet? Lsg. => p = p0 + gh Druck in Tiefe h auf Lunge und Blut p0 Luftdruck an Oberfläche p = p - p0 = gh Überdruck der Lunge nach aussen & gegenüber Blut h = p/ g = 9300 Pa/(998kg/m3 9,81m/s2) = 0,95 m => Problem: Lungen reißen und Luft wird in`s Blut gepresst, Luft wandert zum Herzen. Anwendung: Quecksilberbarometer Glasröhre mit Hg gefüllt, kopfüber in Hg-Bad gestellt, Hg fließt in`s Bad, => oberer Raum Vakuum (Hg-Dampf ist vernachlässigbar) p2 = 0 gesucht: Abhängigkeit Hg-Säulenhöhe von Luftdruck p0 => p1 = p2 +gh mit y1 = 0, p1 = p0 (Luftdruck) (Formel aus 8.2) y2 p0 p1 y2 = h, p2 = 0 => p0 = gh y2 = h Hg y1 = 0 Druck abh. von Temp über (T), Ort auf der Erde über g Hg-Höhe in mm entspricht dem Druck in Torr, wenn T = 0oC, g = 9,80665m/s2 61 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 8.3 Pascalsches Prinzip Eine Druckänderung in einem abgeschlossenen inkompressiblen Fluid wird unvermindert auf jeden Teil des Fluids sowie die Wände abgegeben. p = pext +gh => p = pext Druckänderung für Punkt in konstanter Tiefe h nur möglich, wenn sich der externe Druck ändert Exp. Wagenheber, Hydraulikpresse F1 Anwendung: Hydraulik-Presse F2 Kräfte: Druck auf beide Flächen ist gleich groß A1 => p = F1 /A1 = F2/A2 A2 d1 Öl => F2 = F1 *A2 /A1 Kräfte und Flächen verhalten sich invers Arbeit: Hebelbewegungen verdrängen das selbe Volumen V = d1A1 = d2A2 => d2 = d1 A1 /A2 => W = F2d2 = (F1 *A2 /A1) (d1 A1 /A2) = F1d1 Kleine Kraft, die auf langem Weg wirkt, wird umgewandelt in große Kraft, die auf kleinem Weg wirkt. Verhalten folgt direkt aus der Energieerhaltung, d.h. Kraft x Weg = konstant. 8.4 Archimedisches Prinzip Exp. a) Masse hängt in Luft an Federwaage, b) Masse wird in Wasser gehängt => F sinkt F = mg FAuf mg mg Prinzip: „Die Auftriebskraft auf einen schwimmenden Körper entspricht dem Gewicht des verdrängten Fluids.“ Der Auftrieb beruht auf dem mit steigender Wassertiefe ansteigenden Druck. 62 d2 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Auftriebskraft A) gewichtslose, mit Wassermasse mF gefüllte, in Wasser schwebende Tüte, befindet sich im statischen Gleichgewicht => FA Kräftegleichgewicht mFg = FA Umgebungsasser übt Druck-Kräfte auf das Wasser in der Tüte aus Summe der horizontalen Kräfte = 0 Summe der vertikalen Kräfte = FA nach oben gerichtet, da untere Kräfte größer als oberen B) selbe Tüte gefüllt mit Sand: Tüte verdrängt selbe Menge Wasser => selbe Auftriebskraft aber größeres Gewicht => mSg > FA => Sand sinkt C) selbe Tüte gefüllt mit Holzsägespänen: => mHg < FA => Holz steigt auf Generell: Die Auftriebskraft auf einen Gegenstand in einem Fluid hat den Betrag mFg = FA , Auftrieb, wenn mFg > mKörperg, also wenn m Körper m Fluid Körper V Körper 1 Fluid V Fluid Exp. 1 Kartesischer Taucher, vorführen, danach beschreiben lassen, pext geändert Exp. 2 Auftrieb einer luftgefüllten Glaskugel an Waage entfällt im Vakuum, Bsp. Sie wetten einen schweren Stein heben zu können. Zeigen Sie das unter Wasser, dann hilft Ihnen der Auftrieb. Anwendung: Aräometer zur Dichtebestimmung von Flüssigkeiten. Gerät sinkt so weit ein, bis Auftriebskraft = Schwerkraft im Gleichgewicht, also bei mg = ρFluidVg 63 mFg Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 8.5 Strömung idealer Fluide wir betrachten nur die Strömung vereinfachter, idealer Fluide unter folgenden Annahmen: 1) Laminar: gleichmäßige Strömung, in festem Punkt ist die Geschwindigkeit konstant (ruhiger Fluß: laminar, Stromschnellen: turbulent) 2) Inkompressibel: Dichte des Fluids überall konstant 3) Nichtviskos: ohne Energieverlust, 4) Wirbelfrei: kein Energieverlust, rotationsfrei (Teilchen in der Strömung dreht sich nicht um seinen Schwerpunkt) Stromlinien - Stromlinien beschreiben den Weg eines kleinen Fluidelements in der Strömung - können durch Tracer sichtbar gemacht werden - Geschwindigkeit tangenial zur Bahnkurve - schneiden sich nie, sonst gäbe es an einem Punkt verschiedene Geschw. 8.6 Kontinuitätsgleichung Beobachtung: die Geschwindigkeit des aus einem Gartenschlauch austretenden Wasserstrahls kann man erhöhen, wenn man das Schlauchende zudrückt, d.h. den Querschnitt verkleinert. Fluid strömt in Zeit t durch verengtes Rohr gilt: eintretendes = austretendes Volumen (da inkomressibel) x2 = v2 t strömendes Volumen: V = A1 v1 t = A2 v2 t => A1 v1 = A2 v2 x1 = v1 t Kontinuitätsgleichung Flußröhre Kontinuitätsgleichung gilt auch für imaginäre Flußröhre, d.h. Rand wird nur durch Stromlinien gebildet. Möglich, da Stromlinien sich nicht kreuzen können. Volumenflussrate RV = Av = konstant [RV] = m3/s Massenflussrate RM = RV = Av = konstant [RM] = kg/s 64 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 8.7 Bernoulli-Gleichung Zusammenhang zwischen Druck und Geschwindigkeit. Bildet Grundlagen der Luftfahrt. identisches Volumen strömt von links nach rechts durch Röhre mit variblen Querschnitt Dann gilt: p1 => p mit (D. Bernoulli, ~ 1700) 1 1 v12 g y1 p 2 v 22 g y 2 p0 kons tan t 2 2 1 v 2 g y p 0 kons tan t 2 v: Fließgeschwindigkeit p: statischer Druck in Fluid ½v2: Staudruck gy: hydrostatischer Druck (abh. von Fluidtiefe) p0 = konst.: Luftdruck über der Flüssigkeit, d.h. Gesamtdruck, der entsteht, wenn v = 0 u. wenn y = 0) wenn y = konst: => p1 + ½v12 = p2 + ½v22 = p0 d.h. wenn die Geschw. bzw. Staudruck ½v2 eines Volumenelements in einer horizontalen Stromline zunimmt, muss der statische Druck p abnehmen. Exp. konisches Rohr hinter Windmaschine mit Drucksensoren längs der Stömungsachse Kleiner Querschnitt => hohe Geschw. => kleiner Druck (Unterdruck) p1 < p2 Exp. Tragflächenprofil im Windkanal Interpretation: Stromliniendichte groß: v groß => p klein p2 p Luft läuft oben schneller als unten wegen Wirbelbildung an Hinterkante (kompliziert) Bsp. Laminare Strömung fließt nach rechts Ordne, beginnend mit dem größten: a) Volumenrate b) Geschw. v c) Wasserdruck 65 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Anwendung: Venturi-Rohr Gesucht Strömungsgeschwindigkeit Gemessen Druckdifferenz weites / enges Rohr Formel aus Bernoulli + Kontinuitätsgleichung folgt v1 = …… selber rechnen v = Ballgeschwindigkeit Exp. Magnuseffekt Fliegender und rotierender Ball beschreibt eine gekrümmte Bahn Ursache: Balloberfläche ist rauh und nimmt Luftschicht mit vLuftschicht = ω r F Ball v 1 > v2 p1 < p2 => v1 = v + vL , v2 = v - vL => Unterdruck Δp = p1 – p2 => Kraft F = pA Hydrodynamisches Paradoxon Ausströmendes Fluid mit hoger Geschw. v erzeugt Unterdruck z.B. Durchzug => Tür knallt zu, Staudruck öffnet die Tür F Exp. zwischen zwei gewölbten Flächen durchpusten => Unterdruck zieht sie zusammen Zusammenfassung: Prüfungstrainer Kapitel 1.6, Fragen 1.6.1-1.6.14 66 vLuftschicht v2 p2 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins SCHWINGUNGEN & WELLEN 1. Schwingungen Fast alles schwingt, d.h. der Zustand ändert sich periodisch mit der Zeit wie in Kreisbewegung. Bsp. Uhr, Kolben im Automotor, wippende Boote auf dem Wasser 1.1 Harmonische Schwingung die einfachste Schwingung ist die harmonische Schwingung Exp. physikalisches Pendel, Federpendel, Torsionspendel, Wagen zwischen 2 Federn auf Luftkissenbahn, Ball, Stimmgabel Frequenz: f = Anzahl der Schwingungen pro Sekunde [f] = 1 Hertz = 1 Hz = 1 Schwingung / s = 1 s-1 Periode: Schwingunsdauer für vollständigen Durchlauf T=1/f Bewegung: x(t): [T] = s x(t) = x0 cos(t + ) Auslenkung, Ort ändert sich mit Zeit t t + : Phase x0 Amplitude, maximale Auslenkung = 2f Kreisfrequenz : Phasenkonstante / Verschiebung Konstant Kreisfrequenz Frequenz f Alter Ort muss nach voller Periode T wieder erreicht werden x(t) = x(t + T) x0 cost = x0 cos(t + T) cos-Funktion wiederholt sich nach voller Umdrehung, wenn Argument um 2 zunimmt, d.h. Periode T entspricht 2π der Kreisbewegung => (t + T) = t + 2 => T = 2 = 22f beachte: immer in rad, in 1 / s 67 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Bsp. Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Teilchen führt harmonische Schwingung aus und befindet sich zur Zeit t = 0 bei –x0. Frage Wo befindet es sich zur Zeit t = 2T ? t = ½T, t = ¾T ? Lsg Exp. 2 identische Feder-Masse Systeme schwingen phasenverschoben Geschwindigkeit v(t) = dx(t)/dt = d/dt[x0 cos(t + )] = - x0 sin(t + ) v(t) = v0 sin(t + )] mit v0 = - x0 Beschleunigung a(t) = dv(t)/dt = d/dt[- x0 sin(t + )] = - x0 2 cos(t + ) a(t) = a0 cos(t + ) mit a0 = - x0 2 a(t) = - 2 x(t) Harmonische Schwingung heißt: also, Beschleunigung ist proportional zur Auslenkung und immer zur Ruhelage gerichtet 1.2 Harmonischer Oszillator Federkraft F = -kx Beschleunig. F = ma => F = -kx m ma + kx = 0 x (m) aktueller Ort x(t) 0 DGL d 2x k x0 dt 2 m Lösung: x(t ) x0 cos( 0 t ) Lsg. in DGL x0 02 cos( 0 ) => 0 k m (Differentialgleichung) Lsg. ist Funktion, die jederzeit die DGL erfüllt k x0 cos( 0 ) 0 m Eigenfrequenz, charakterist. für System, unabh. von Amplitude 68 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Harmonischer, linearer Oszillator, da F ~ x (nicht ~ x2, √x,..) Generell: jedes oszillierende System hat etwas „Rücktreibendes“ (k) und etwas „Träges“ (m). Bsp. Ein Astronaut will im schwerelosen Weltraum seine Masse mA ermitteln. Frage: Wie macht er das? Federwaage funktioniert nicht! Lsg. Frage: Maximalauslenkung sei 8 cm nach 0,2s. Gebe Schwingungsgleichung an. Lsg. Frage: zeichne x(t) Lsg Frage Maximale Geschwindigkeit des Astronauten und wo tritt sie auf? Lsg. Bsp. Sie sollen auf einem Mikrochip 100 ng einer Substanz aufdampfen Frage wie messen Sie solch eine kleine Masse? Lsg. 69 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 1.3 Energie der Schwingung Die potenzielle Energie eines linearen Oszillators hängt allein vom Zustand der Feder ab Epot = ½ kx2 = ½ k x02cos2(t +) Beachte cos2A = (cosA)2 aber cosA2 = cos(A2) Die kin. Energie hängt allein vom Zustand der Masse, also von der Geschwindigkeit ab Ekin = ½ mv2 (der Reihe nach zeichnen) = ½ m x022 sin2(t +) mit = (k/m)½ = ½ x02 k sin2(t +) Gesamtenergie E = Ekin + Epot = ½ k x02 [cos2(t +) + sin2(t +)] mit cos2() + sin2() = 1 E = ½ k x02 Ort: -x0 < x(t) < x0 Energie: 0 < E(t) < E0 beachte (immer positiv) Linearen Oszillator: - Rücktreibendes Element (Feder) speichert die potenzielle Energie, - träges Element (Masse) speichert die kinetische Energie -kx(t) v(t) 2. Erzwungene Schwingung m 2.1 Dämpfung -bv(t) Exp. gedämpfte Schwingung x(t) x (m) 0 Ort zur Zeit t Schwingung : periodische Wandlung von kin. in pot. Energie Dämpfung: Reibung verbraucht Energie, die der Schwingung entzogen wird Bild: Masse schwingt nach rechts, wird aber gebremst durch Reibung und Feder Feder F = -kx Reibungskraft FR = -bv (gilt nur für langsame Bewegung) b , [b] = kg/s Reibungskoeffizient Kräftegleichung => ma = -bv - kx m(d2x/dt2) + b(dx/dt) + kx = 0 70 mit Dämpfung = b/2m Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie => DGL (d2x/dt2) + 2(dx/dt) + (k/m) x = 0 x(t) = x0 . exp{-t}. cos(´t + ) Lsg: Amplitude Prof. Dr. H.-Ch. Mertins . Funktion des Ortes x(t) des Teilchens Schwingung k 2 02 2 m Eigen-Frequenz bei Dämpfung Neu bei Dämpfung: Amplitude x0 exp{-t} fällt exponentiell mit Zeit t Eigenfrequenz ´< 0 Periode (kleiner Effekt) T´= 2π/´ Abklingzeit: τ = 1/ => x(1/) = x0/e 0,37x0 Verhältnis: x(t)/x(t +T`) = exp{-T} = konstant typischer Test ob exp-Funktion (siehe Praktikum) Dämpfungsfälle gegeben durch ` k m 2 1) Schwingfall: 2 k m => ` > 0 2) aperiodischer Grenzfall: 2 k m => = 0 3) Kriechfall: 2 k m => imaginär Gesamtenergie nimmt mit der Zeit exponentiell ab => E(t) = ½ k x(t)2 = ½ k x02 e-2t nimmt schneller ab als Amplitude, da E ~ x2 P = dE/dt = -2 E(t) Verlustleistung Bsp: Frage Wie sollte das Federsystem eines Motorrades ausgelegt sein? Lsg 71 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 2.2 Resonanz Energieverlust der gedämpften Schwingung kann durch Energiezufuhr von außen kompensiert werden, wenn sie im richtigen Takt erfolgt, also bei erzwungener Schwingung. Eine Schaukel muss im richtigen Takt angestoßen werden, dann genügen auch kleine Amplituden. Neu: zwei schwingende Systeme a) Schaukel mit eigener Kreisfrequenz ´ b) äußere anregende Kraft Fa mit Kreisfrequenz a => m(d2x/dt2) + b(dx/dt) + kx = Facos(a t) Beschleunigung => Reibungs- Rückstellkraft kraft Kräftegleichung Externe Kraft Bewegungsgleichung beschreibt die Schwingung (d2x/dt2) + 2(dx/dt) + (k/m) x = Fa/m cos(a t) Lsg: (Differentialgleichung) x(t) = x0 cos(at - ) Ort des Teilchens für t >> 1/ x0 = Fa/[m2(02 - a2)2 + b2a2]½ Amplitude 0 = (k/m)½ Eigenfrequenz ohne Dämpfung ´= (02 - 2)½ Eigenfrequenz mit Dämpfung = arctan{2a /(02 - a2)} Phasenverschiebung System zu Anregung Neu: - System schwingt nicht mit Eigenfrequenz 0 sondern mit externer Frequenz a , - System und externe Anregung schwingen phasenverschoben, abh. von (02 - a2) - Amplitude hängt stark von (02 - a2) ab, ist maximal bei 0 ≈ a (Resonanz) 72 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Exakte Position des Resonanzmaximums folgt aus gilt: Prof. Dr. H.-Ch. Mertins dx0 0 zu res 02 2 2 d a res 02 2 , d.h. etwas kleiner als Eigenfrequenz für gedämpfte Schwingung Für uns reicht näherungsweise: res 0 Halbwertsbreite Aus der Halbwertsbreite der Amplitudenkurve lässt sich die Dämpfung ermitteln 0 1/√2 b 0 m 2 3. Wellen Wellen übertragen Information und Energie auch ohne Massentransport. Wellentypen a) Mechanische Wellen (Seil, Schall, Wasser) b) Elektromagnetische Wellen (Funk, Licht, Röntgen) kein Medium notwendig c) Wahrscheinlichkeitswellen (Elektronen, Protonen, Photonen) 3.1 Wellenprinzip Die Störung eines deformierbaren Mediums (Seil, Luft) breitet sich im Medium aus. Diesen zeitl. und räuml. veränderlichen Zustand bezeichnet man generell als Welle. Exp. Seil / Feder durch Hörsaal spannen und Wellen anregen, Impuls läuft über das Seil Wellenberg y Exp. Wellenmaschine c Seil x Wellental A) Transversale Welle: Auslenkung senkrecht zur Ausbreitungsrichtung B) Longitudinale Welle: Auslenkung in Ausbreitungsrichtung (Schallwellen, Physik II) Exp. Feder in Längsrichtung anregen Beachte: nur die Welle (Störung) breitet sich aus, nicht das Material selbst ! 73 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 3.2 Wellenlänge & Frequenz Schwingung eines Seilelementes am Ort x zur Zeit t Welle y(x,t)=sin(kx -t) Fots zu Zeiten: Ausbreitungsrichtung t1 = 2,0 s 1,0 y(x, t) = y0 sin(kx - ωt) t2 = 3,3 s Auslenkung = Amplitude x Schwingungsterm t3 = 4,6 s Amplitude y0 Phase kx – ωt Argument der Sinusfunktion Auslenkung y 0,5 max. Auslenkung aus Gleichgewicht 0,0 -0,5 -1,0 Wellenlänge wächst linear mit t für festen Ort x 0 1 2 3 4 5 6 7 Ort x Wellenlänge λ räumlicher Abstand zwischen zwei Wiederholungen der Wellenformen Bestimmung Zeit festhalten und Foto der räumlichen Auslenkung machen Wellenzahl k = 2π/λ [k] = rad/m Bestimmung: feste Zeit z.B. t = 0 wählen und Periodizität nutzen => y(x, t = 0) = y(x + λ, t = 0) y0sin(kx) = y0 sin(kx +kλ) => Periode Argumente des sin müssen gleich sein kλ = 2π T zeitlicher Abstand zwischen zwei Wiederholungen der Wellenfront Bestimmung: Film drehen an festem Ort (Stab im Wasser bei x = 0) Kreisfrequ. ω = 2π/T [ω] = rad/s Bestimmung: festen Ort, z.B. x = 0 wählen und Periodizität ausnutze => y(0, t) = y(0, t + T) y -y0 sin(ωt) = -y0 sin(ωt + ωT) => Frequenz y0 t ωT = 2π T f = 1/T = ω/2π beachte: ist nicht die Wellenform ! Die Frequenz einer Welle ist die Schwingungsfrequenz eines beliebigen Seilelementes, wie beim harmonischen Oszillator. Alle Seilelemente haben die gleiche Frequenz 74 8 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 1 3 Bsp. 2 Momentaufnahmen von Wellen mit Phasen: x a) 2x-4t, b) 4x-8t, c) 8x-16t. Frage Welche Phase entspricht welcher Welle ? 1-c, 2-a, 3-b Lsg. 3.3.1 Phasengeschwindigkeit der Welle Wellenflächen: Flächen einer Welle, die mit gleicher Phase (kx - ωt) schwingen Kugelwellen: punktförmige Anregung breitet sich in alle Richtungen gleichartig aus Ebene Wellen: Anregung der Kugelwelle liegt im Unendlichen Exp. Wasserwanne & Kreiswellen Mit welcher Geschwindigkeit breitet sich die Wellenfläche (Störung) aus? Wellenfront => y(x,t) = y0 sin(kx - ωt) = konstant kx – ωt = kons. Phase x, t dx c ändern sich gleichermaßen x d/dt((kx - ωt) = d/dt(kons.) => k dx/dt - ω = 0 => c = dx/dt = ω/k Bsp. Gl. nach t ableiten c: Phasengeschwindigkeit der Welle (nicht Teilchengeschwin.) c = f mit ω = 2π/T, k = 2π/ c = /T Welle bewegt sich in einer Schwingungsperiode um ihre Wellenlänge Welle läuft ein Seil entlang mit y(x, t) = 0,0327 sin(72,1 x – 2,72 t) Frage Amplitude der Welle? Lsg. Frage Wellenlänge, Periode, Frequenz der Welle? Lsg. Frage Phasengeschwindigkeit der Welle? Lsg. 75 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Frage Auslenkung der Welle am Ort x1 = 22,5 cm und Zeit t1 = 18,9 s ? Lsg. 4. Interferenz von Wellen 4.1 Superpositionsprinzip Zwei Wellen y1(x, t) und y2(x, t) breiten sich gleichzeitig auf dem selben Seil (Medium) aus => y(x, t) = y1(x, t) + y2(x, t) (Superpositionsprinzip) Die Überlagerung von Wellen entspricht algebraischen Summe der einzelnen Wellen und ergibt eine resultierende Welle. y1(x, t) => y2(x, t) Überlappende Wellen beeinflussen x sich bei ihrer Ausbreitung nicht. y(x, t) 4.2 Einfache Interferenz zwei identische Wellen y1(x, t) = y2(x, t) breiten sich in gleiche Richtung aus y1(x, t) = y0 sin (kx - ωt) y2(x, t) = y0 sin (kx - ωt + ) einziger Unterschied: Phasenkonstante Was passiert bei der Überlagerung (Interferenz) gleicher Wellen? y(x, t) = y0sin (kx - ωt) + y0sin (kx – ωt + ) mit sin + sin = 2 cos ½ ( - ) sin½( + ) folgt => y(x, t) = [2 y0 cos ½] * sin (kx – ωt + ½) Auslenkung => Amplitude Schwingungsterm Überlagerung ist eine Sinus-Welle y(x, t) mit: 1) Phasenkonst. ½ 2) Amplitude 2y0cos½ stark abhängig von der Phase der beiden Wellen ! 76 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Fall a) = 0 beide Wellen in Phase => y(x, t) = 2 y0 * sin (kx – ωt) doppelte Amplitude, konstruktive Interferenz Fall b) = 180 beide Wellen außer Phase => y(x, t) = 0 da cos (½ *180) = 0 immer & überall Null, destruktive Interferenz Phasendifferenz und Gangunterschied Der Gangunterschied ist die Phasendifferenz von zwei gleichen Wellen gemessen in der Wel- lenlänge Welle wiederholt sich exakt: = 2 = Interferenz konstruktiv: = 0, 2, 4, ... n(2) = 0, , 2, 3, .... n Interferenz destruktiv = , 3, ... (2n+1) = ½, 3/2 , ... (2n+1)/2 Exp. Interferenz in Wasserwanne mit zwei Wellenzentren Exp. 2 Folien mit Kreisen auf Overheadprojektor Bsp. 2 Wellen mit folgenden Gangunterschieden überlagern sich Δ= 0,2λ, 0,45λ, 0,6λ, 0,8λ Ordne die resultierende Amplitude nach der Größe 4.3 Stehende Wellen was passiert bei einem eingespannten, räumlich begrenztem Seil, wenn sich 2 sinusförmige Wellen in entgegen gesetzte Richtung ausbreiten? Es bildet sich eine stehende Welle aus! Exp. 1) Gitarrensaite, 2) stehende Welle am langen gespannten Seil Ton der schwingenden Gitarrensaite = Resonanzfrequenz der stehenden Welle Exp. FOLIE 17-17 oder Film über stehende Welle 77 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Bei stehenden Wellen: - schwingendes Medium ist räumlich begrenzt - Schwingungs-Knoten: Ort x, wo Seil immer in Ruhe ist - Schwingungsbäuche: Ort x, wo Seil mit max. Amplitude schwingt - Knoten bzw. Bäuche stehen, sie wandern nicht in x-Richtung, nur Bewegung in y-Richtung Berechnung: Überlagerung entgegen laufender Wellen: y1(x, t) = y0 sin (kx - ωt) y2(x, t) = y0 sin (kx + ωt) y`(x, t) = y1(x, t) + y2(x, t) => y`(x, t) = 2 y0 sin (kx) * cosωt Auslenkung (mit sin + sin = 2 cos ½ ( - ) sin½( + )) Amplitude Schwingungsterm Neu - Ort x und Zeit t sind entkoppelt - Amplitude 2y0sin(kx) hängt vom Ort x ab, (laufende Wellen hat für alle x gleiches y0) y` Knoten: sin(kx) = 0 Bauch Knoten Bauch 2y0` => kx = nπ , n = 0, 1, 2, 3, ….. => x = nλ/2, Abstand benachbarter Knoten = λ/2 x λ/2 λ Bäuche: sin(kx) = 1 => kx = (n + ½ )π, => x = (n + ½ )(λ/2) n = 0, 1, 2, 3, …… Abstand benachbarter Bäuche: ½λ 4.4 Resonanz stehender Wellen oben haben wir stehende Wellen betrachtet, aber unter welchen Bedingungen bildet sich überhaupt eine stehende Welle aus? Betrachte: zwischen 2 Wände eingespanntes Seil wird periodisch angeregt Anregung der Welle läuft zur Wand, wird reflektiert läuft zurück, reflektiert usw. Interferenz aller gegenläufigen Wellen ergibt resultierende Welle => nur bei bestimmten Resonanzfrequenzen bildet sich eine stehende Wellen aus! L 78 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Bedingung für Resonanz / stehend Welle Schwingungs-Knoten an Befestigungspunkten L = λ/2 1 Bauch: einfachster Fall => L=λ/2 2 Bäuche: zweite Wellenform => L=λ 3 Bäuche: dritte Form => L = (3/2) λ L = 2 λ/2 L = 3 λ/2 stehende Wellen bilden sich aus, wenn: Wellenlänge: λ = 2L/n, n = 1, 2, 3, ….. Frequenz: f = c/λ = nc/(2L), n = 1, 2, 3, …. Bezeichnung n = 1: Grundschwingung (1. Harmonische) n = 2: erste Oberschwingung (2. Harmonische) usw. Beachte: Wellenlänge hängt nur von Seillänge L ab Frequenz (Ton) hängt von der Seillänge & Wellengeschwindigkeit c ab Exp. Gitarrensaite stimmen heißt Spannung ändern, d.h. Geschwindigkeit c ändern c f Exp. FS c FS: Spannungskraft, μ: lineare Dichte der Saite FS n => f ~ FS 2L Stehende Welle auf Pauke Zusammenfassung: Prüfungstrainer Kapitel 2.1 – 2.2, Fragen 2.1.1-11, 2.2.1-3, 2.2.5-7 79 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Elektrostatik & Dynamik Die Bedeutung der Elektrizität für unser Leben wurde überdeutlich, als das elektrische Netz von New York für einen Tag ausfiel. Stellen Sie sich Ihren Haushalt ohne Strom vor! Erste Berichte der Griechen: geriebener Bernstein (gr. Elektron) zieht Strohhalme an. Es gibt Gestein (Magnetit), das Eisen anzieht. 1820 beobachtet Oerstedt erstmals den Zusammenhang zwischen elektrischen Strömen und Magnetismus. Seit dem arbeitete man an der Vereinheitlichung beider Gebiete, vor allem Michael Faraday und James Clerk Maxwell. 1.1 Elektrische Ladung q Sie ist eine intrinsische Materialeigenschaft aber keine Substanz, ebenso wenig wie die Masse a) b) c) Es gibt 2 Ladungen: Positive Ladung (+q), Negative Ladung (-q) Neutraler Körper: Q = (+q) + (-q) = 0 Geladener Körper: Q = (+q1) + (-q2) ≠ 0 also gleich viel pos. wie neg. Ladung also Ladungsungleichgewicht Ladung ist quantisiert: Elementarladung e = 1.6x10-19 C Ladungsmenge Q = ne, n = ±1, ±2, ±3, …. Aber nie q = 3,8e ! Elektronenladung (Einheit Coulomb) Ladung ist eine Erhaltungsgröße, wie Energie, Impuls, Drehimpuls Man kann Ladung nicht einzeln vernichten oder erzeugen d) Nur trennen: Ionisation H => H+ + e- Kraftwirkung: Ladungen mit gleichem Vorzeichen stoßen sich ab, Ladungen mit unterschiedlichem Vorzeichen ziehen sich an. Exp. Glasstab aufladen, Elektroskop, Kraftwirkung gleicher Ladungen, drehbarer Stab Selbst aufladen, Haare abstehen lassen Tischtennisbälle (Graphitüberzug) stoßen sich ab Generator & Funkenentladung, Gasflamme mit Funken entzünden 80 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 1.2 Influenz & Elektrische Leitung Exp. Influenz: 2 kontaktierte Kugeln werden in E-Feld gebracht – Ladungsverschiebung – Kugeln trennen = Ladungstrennung. Man kann mit jeder Kugel ein Elektroskop laden + + + + + + + + + + + + - + + + q=0 - + Exp. Wasserstrahl mit aufgeladenem Glasstab ablenken - - +++++- Exp. Luftballon laden und an Tafel / Wand kleben Influenz und Polarisation hält den Ballon + + + - +++++- + + + + + Polarisation + + + + + + + + Polarisation: Verzerrung der Ladungsverteilung im neutralen Körper durch externe elektrische Kraft 1.3 Leitung Je nach Material sind Elektronen nur locker an Rumpf gebunden und quasi frei beweglich => elektrischer Leiter => pos. Ionen bleiben fest, neg. Elektronen tragen Strom Isolator: Elektronen sind fest an Atomrumpf gebunden, nicht beweglich Halbleiter: zwischen Isolator & Leiter, Leitung bei höherer Temperatur Supraleiter: elektrische Leitung ohne Stromverlust, d.h. Widerstand ist nicht nur klein sondern Null! Leitung durch Cooper-Paare (gekoppelte Elektronen) 1.4 Coulombsches Gesetz Zwei kleine Teilchen stehen im Abstand r und tragen die Ladungen q1 und q2. Dann wirkt zwischen ihnen die abstoßende / anziehende elektrostatische Kraft F 1 r q1 q 2 4 0 r 2 ε0 = 8,85 10-12 C2/(Nm2) Dielektrizitätskonstante -F +q1 +q2 F -F -q1 -q2 F Das Gesetz gilt makroskopisch & im atomaren Bereich! +q1 F -F -q2 Superpositionsprinzip Für n geladene Teilchen überlagern sich die Kräfte unabhängig voneinander wie Vektoren F→1res = F12→ + F13→ + F14→ + ….. + F1n→ F14→ : Kraft auf Teilchen 1, ausgehend von Teilchen 4 81 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Gleichverteilung: Bringt man Ladung auf eine elektrisch leitende Fläche, so verteilt sie sich homogen. (die Ladung stößt sich gegenseitig ab, bis sich maximaler Abstand einstellt) 2 Elektrische Felder Es wirken Kräfte zwischen zwei elektrischen Ladungen, aber woher weiß Ladung q1 von Ladung q2 ? Wie kann die Kraft wirken, obwohl sich die Teilchen nicht berühren? Wer vermittelt die Kraft? Idee: die elektrische Ladung q1 baut ein elektrisches Feld auf, das am Punkt P im Raum eine elektrische Kraft auf eine andere Ladung bewirkt. y 2.1.1 Skalares Feld: z.B. Temperaturfeld im Raum 40 42 45 55 55 Jedem Punkt (x, y) des Raumes wird eine Temperatur zugeordnet 35 35 35 38 38 30 30 25 25 25 20 20 20 20 20 18 15 15 15 12 T hoch an Heizung, T klein am Fenster x 2.1.2 Vektorfeld: z.B. Gravitationsfeld y P Erdnähe jedem Punkt P (x, y) des Raumes wird ein Vektor g→ (x, y) zugeordnet, Pfeillänge = │g→│ g→ Kraft auf Masse m im Gravitationsfeld: F→ (x,y) = mg→(x,y) = mg→, da g = konstant x 2.1.3 Gravitations-Kraftfeld wird erzeugt durch Masse y mE= Erde, m = Satellit im Abstand r F G m mE r2 Gm E g r2 mg r1 r2 Kraft auf Satelliten 2 x Pfeillänge = Kraftbetrag, Kräfte zeigen radial zum Erdmittelpunkt an jedem Punkt (x, y) 2.1.4 Feldmessung Messung der Kraftwirkung des Feldes auf eine kleine Probemasse Probemasse m << mE beeinflusst Gravitationsfeld der Erde nicht, kann g-Feld testen 82 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 2.1.5 Elektrisches Feld E→ F q0 E Kraftwirkung auf Probeladung q0 durch Feld E übermittelt Vektorfeld E-Feld existiert auch ohne Probeladung q0 Probeladung q0 ist so klein, dass sie das E-Feld nicht stört, testet E-Feld aus 2.2 Elektrische Feldlinien - Elektrische Felder werden erzeugt durch Ladungen - Feldlinien beginnen bei positiver Ladung und enden bei negativer Ladung - beschreiben die elektrische Kraftverteilung im Raum - sind nur ein Modell, sie existieren nicht wirklich - Die Tangente an der Feldlinie gibt die Richtung des Feldes - Dichte der Feldlinien ist proportional zur Feldstärke - Feldlinien kreuzen sich nie 2.2.1 E-Feld einer Punktladung E-Feld der Punktladung q wird getestet durch dessen Kraft auf Probeladung q0 mit q0 << q F Kraftbetrag E Feld 1 q q0 4 0 r2 y r = (x2 + y2)½ 1 q F q 0 4 0 r 2 y x x E→ maximal im Ladungszentrum bei r = 0 Eigenschaften: E→ zeigt radial nach außen E fällt mit Abstand wie 1/r2 Das Feld E, das sich aus vielen Punktladungen qi aufbaut, ist die Summe der Einzelfelder Ei Kraft Feld F→ = F1→ + F2→ + …. + Fi + … → (vektorielle Addition) → E = F1 /q0 + F2/q0 + …. + Fi/q0 + … = E1→ + E2 + …. + Ei + … 2.2.2 zwei gleiche (pos) Punktladungen Feldlinien enden bei neg. Ladungen im Unendlichen Rotationssymmetrisch um Achse durch die beiden Ladungen (Äquipotenziallinien: siehe Kapitel 4.4) 83 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 2.2.3 Geladene, nichtleitende Platte E -Feld-Rechnungen möglich bei: Feldlinien sind senkrecht auf der Platte http://www.pk-applets.de/phy/efeld/efeld.html Exp. E-Feldlinien sichtbar machen durch Fasern in Öl im E-Feld 2.2.4 Punktladung im E-Feld Die elektrostatische Kraft F auf ein geladenes Teilchen im E-Feld ist F qE q pos. => F parallel E, q neg. => F antiparallel E (bei Elektronen) Bsp. Tintenstrahldrucker - Tintentropfen werden mit Ladung q belegt - fliegen in konstantes E-Feld, werden abgelenkt, je nach q y - Druckmuster steuert Ladung q der Tropfen ++++++++ F qE Frage: Ablenkung y des Tropfens als Funktion der Ladung ? x=L --------- Lsg. Exp. 1) Braunsche Röhre, Ablenkung von Elektronen im E-Feld 2) Oszilloskop 3) Leuchtstoffröhre neben Teslatrafo, Elektronenanregung ohne Kontakt durch E-Feld 84 x Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 3.1 Elektrischer Dipol wichtig für Atome, Antenne, Abstrahlcharakteristik , Optik berechne: E-Feld im Punkt P auf der Ladungsachse Abstand z von Ladungszentrum Ladungen q(+), q(-) erzeugen je ein E-Feld E = E(+) - E(-) = q 4 r 2 0 q 4 0 r2 = …….. = qd 2 0 z 3 p E 2 0 z 3 Dipolmoment: E für Punkt auf der Dipolachse p qd Gibt Orientierung des Dipols (Achse) an, Richtung von neg. zu pos. Ladung Feldmessung ergibt nur p, nicht aber q oder d isoliert Merke Punktladung: E ~ 1/z2 Dipol E ~ 1/z3 , da Dipolladungen sich gegenseitig schwächen 3.2. Dipol im E-Feld Dipol misst die Orientierung des E-Feldes, stellt sich wie eine Kompassnadel ein. Wichtig für Bindung von Molekülen an Oberflächen (Katalyse), Orientierung von Atomen im Festkörper x + Typ. Beispiel ist Wasser im E-Feld x sinθ p - Homogenes Feld nur Drehmoment T um Schwerpunkt Keine Kraft, da Dipolgesamtladung q = 0 Drehmoment T = Fx sinθ + F(d – x) sinθ = Fd sinθ Dipolmoment p = qd Kraft F = qE => => (mit T = Fdsin ) T T = pEsinθ T pE Merke: Punktladung wird im E-Feld verschoben, Dipol wird im homogenen E-Feld gedreht 85 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Exp. polarisierte Fasern in Öl richten sich im externen E-Feld aus (Drehung der Dipole) Anwendung: Dipole der Flüssigkristalle werden im E-Feld ausgerichtet, absorbieren polari- siertes Licht. Durch Anlegen/Abschalten eines E-Feldes wird es hell/dunkel 4. Elektrische Spannung & Potenzial Welche Arbeit hat die elektrische Kraft an dem geladenen Tropfen im elektrischen Feld des Tintenstrahldruckers geleistet? Die Betrachtung erfolgt analog zum Verschieben einer Masse im Gravitationsfeld der Erde. 4.1 Mechanische Verschiebe-Arbeit Masse m soll auf einen Berg gebracht werden g y y2 Bewegung durch Gravitationsfeld dW F dr Arbeit Weg (a) W dW mg ( y 2 y1 ) mg h dr y (Höhe) Potenzialdifferenz h y 2 y1 h y1 nur Streckenanteil parallel zu g ist relevant Potenzial (b) x1 x2 x ist proportional zur Arbeit ! Äquipotenziallinien: Höhenlinien, y = konstant Arbeit ist unabh. vom Weg, gleiche Arbeit für Wege a) , b), abh. nur von Höhendifferenz (y2 – y1), also Differenz in g-Richtung pot. Energie Epot = mgh Energie der Masse, gewonnen durch Anheben im g-Feld 4.2 Elektrische Verschiebe-Arbeit Ladung q wird durch ein konstantes elektrisches Feld bewegt, Integraldarstellung umgehen! E y -q Weg dr (dx, dy ) dxe x dye y y1 dW F dr qE dr Arbeit Nur Weg dx parallel zu E ist relevant => Arbeit W = qE(x2 – x1) + _ y2 x1 x2 x ist unabhängig vom Weg, pot. Energie Eel = W, Energie der Ladung, gewonnen durch Verschieben im E-Kraftfeld 86 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 4.3 Elektrische Spannung Ziel: Berechnung der Arbeit beim Bewegen der Ladung q im E-Feld um Weg dr dW qE dr Zweckmäßig: Trennung von Ladung q und Eigenschaft des Feldes E dr Definiere Definiere Definiere Elektrisches Potenzial (r ) E r (hier Spezialfall für E = konstant) Potenzialdifferenz zwischen den Punkten r1 und r2: (r2 ) (r1 ) E r2 r1 Spannung als Potenzialdifferenz zwischen 2 Punkten r2 , r1 U (r2 ) (r1 ) , [U] = Volt = J/C Dann lässt sich die Arbeit zur Verschiebung der Ladung zwischen den Punkten berechnen, zu: Arbeit W qU (daher die Einheit der Spannung J/C) -unabhängig vom Weg, nur abh. von Spannung U zwischen Punkten r1 und r2 - Spannung U spielt für E-Feld gleiche Rolle wie Höhe h im g-Feld - es ist meist einfacher mit Spannung U als mit E-Feld (Vektor) zu rechnen beachte: nur Spannung zwischen zwei Punkten macht Sinn, so wie Strom durch eine Leitung 4.4 Äquipotenzialflächen wie kann man eine Ladung q durch ein E-Feld bewegen, ohne dass sie Energie gewinnt oder verliert, bzw. ohne Arbeit an ihr zu verrichten? 0 dW F dr qE dr => Weg dr muss senkrecht auf E sein Arbeit W q (r2 ) (r1 ) 0 => Potenzial (r ) kons tan t Äquipotenzialflächen sind - Flächen im Raum mit konstantem Potenzial Φ(r) - stehen immer senkrecht auf dem E-Feld - je dichter sie liegen, desto größer ist das E-Feld Homogenes E-Feld Punktladung 87 zwei Punktladungen Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 4.5 Berechnung des E-Feldes aus Potenzial Φ(r) wenn 3-dimensionales Potenzial (r ) mit r ( x, y, z ) bekannt, dann kann man Äquipotenz- ialflächen zeichnen und senkrecht dazu das E-Feld eintragen. Welchen Betrag hat aber das EFeld? Dazu muss man das Potenzial nach dem Ort r, also den Koordinaten (x, y, z) ableiten. Für den einfachen, eindimensionalen Fall erhalten wir aus: Potenzial d ( x) E dx E-Feld E d / dx Bsp. E-Feld ist die räumliche Änderungsrate des Potenzials Zwei gegenüberliegende Metallplatten (Plattenkondensator) im Abstand d und mit der Spannung U zwischen den Platten E d 2 1 U dx x 2 x1 d q+ von x1 = 0 nach x2 = d bringen kostet Arbeit q+ bei x2 los lassen: potentielle Energie wird frei 4.6 Potenzial eines (isolierten) Leiters a) Eine Überschussladung verteilt sich auf einem Leiter gleichmäßig über die Oberfläche. b) Alle Punkte auf dem Körper und auch in seinem Inneren haben gleiches Potenzial. Bew. Wenn Ladung gleichmäßig verteilt ist, wirken keine elektrischen Kräfte, also E = 0 => 2 1 E ( x 2 x1 ) 0 also Φ1 = Φ2 für alle Orte x Anwendung: Faraday Käfig (Abschirmung) Prinzip: neutraler geschlossener Leiter (Metallkäfig, Kugel) wird in ein E-Feld gebracht. Das äußere E-Feld verschiebt die Ladung (Influenz) so, dass ein Gegenfeld im Inneren herrscht, das das äußere Feld kompensiert. Exp. Neonröhre gegen Funksender abschirmen 88 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 4.7 E-Felder an Spitzen Spitze q An Metall-Spitzen bilden sich sehr hohe elektrische Feldstärken E d dx E Radius dx der Spitze klein machen => E steigt => Entladungserscheinungen in Luft (Mast eines Segelschiffs, bei Gewitteranzug) => Feldemissionsmikroskop: Elektronen können leichter austreten, Flachbildschirm Exp. Überschlag an Spitze - Platte, an Kugel – Platte Zusammenfassung Prüfungstrainer Kapitel 4.1, Fragen 4.1.1-5, 4.1.7, 4.1.10-11 5 Kapazität Mechanische Energie lässt sich speichern durch Federkompression, Gasdruck, Anheben von Masse im Gravitationsfeld. Elektrische Energie lässt sich durch Laden eines Kondensators speichern. Im Computer speichern Mikrokondensatoren Information in Form von Ladung. 5.1 Kondensator Definition: Ein Kondensator besitzt zwei voneinander isolierte Leiter beliebiger Form. Zeichen: ┤├ (Ursprung Plattenkondensator) Ladung: Q+, Q- betragsmäßig gleich, befindet sich je auf den beiden Platten Spannung: U zwischen den Platten Kapazität: C Q U [C] = F = C/V Farad (Faraday) Maß für Fassungsvermögen der Ladung q bei gegebener Spannung zwischen Platten Kapazität ist nur abh. von der Bauform des Kondensators Unterschied: Kondensator / Batterie Batterie hält Spannung aufrecht wenn Strom fließt, elektrochem. Prozess wie Pumpe Kondensator lässt die gespeicherte Ladung fließen, Spannung fällt dann auf U = 0 Kapazität C q 0 A U d nur abh. von Bauart, d.h. Fläche A, Abstand d 89 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Bsp. Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Plattenkondensator wird mit Batteriespannung U geladen, dann Batterie abgeklemmt und Plattenabstand d verkleinert. Frage Wie ändert sich die Spannung U zwischen den Platten? Lsg. Exp. 1) Plattenkondensator mit variablem Plattenabstand d 2) Drehkondensator mit variabler Fläche A 3) Zylinderkondensator aus Alu / Kunststofffolie selbst rollen, Prinzip zeigen 4) Kapazitive Schalter einer PC-Tastatur 5.2 Energie des Kondensators Wird ein ungeladenen Kondensator aufladen, so muss dazu Ladung in kleinen Portionen von einer Platte zur anderen wandern, wobei sich ein E-Feld aufbaut, gegen das der Ladungstransfer statt findet. Mit wachsender Ladung wächst auch die Gegenkraft. Die geleistete Arbeit wird als potenzielle Energie gespeichert und kann in einer Entladung abgerufen werden. Gesamtladung Q dq Ladungselement dq Arbeit pro Element dW = Udq = q dq C dq Mit jeder neuen Ladung dq steigt aber die Spannung U und damit die zu leistende Gesamtarbeit 1 W UQ 2 Q+ U Q- (Dreiecksfläche) mit C=Q/U folgt für die gespeicherte potenzielle elektrische Energie => E el 1 Q2 2 C => E el 1 CU 2 2 Exp. Blitzlampe, Kondensator laden und über Lamettafaden entladen Bsp. Elektroschocktherapie im Krankenwagen ohne Anschluß an`s Stromnetz: im Kondensator gespeicherte Energie fließt durch die Brust von Elektrode zu Elektrode. Frage Leistung der Kondensatorentladung? Lsg. 90 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 5.3 Energiedichte Wo steckt die Energie, d.h. wer hat sie gespeichert? Betrachte 2 geladene, getrennte Platten der Fläche A und Abstand d mit dem Zwischenraum V = Ad Energiedichte el E el 1 2 CU 2 V dA => 1 U el 0 2 d => el 0 E 2 1 2 2 mit C 0A d mit E = U/d „Die elektrische Energie eines Kondensators ist im E-Feld zwischen den Platten gespeichert.“ => deshalb existieren elektromagnetische Wellen (Licht), Energie breitet sich im Raum aus, Materie als Energieträger ist nicht nötig, das Feld selbst trägt die Energie. 5.4 Dielektrika Dielektrika sind elektrisch nicht leitende Materialien, wie z.B. Kunststoffe. Exp. Plattenkondensator mit Q aufladen und Spannung U messen Spannungs- quelle abtrennen, Q = konstant, Dielektrische Platte einbringen, U fällt => U = Q/C => C => ε = C / Cvac 0A d => Kapazität muss vergrößert worden sein ε: Dielektrizitätskonstante des Materials ε = 1 für Vakuum, Luft, ε > 1 für Dielektrika => Ist der Kondensators vollständig mit dem Dielektrikum gefüllt (isolierendes Material), so muss in allen elektrostatischen Gleichungen ε0 durch ε0ε ersetzt werden. Fall 1: Spannungsquelle abgetrennt, Q = konstant, Einbringen des Dielektrikums schwächt das E-Feld: E = U/d = Q/(Cd) = Q/ (ε0 εA) Wo bleibt die Energie? Dielektrikum wird in den Kondensator 91 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins gezogen und Ladungen werden im Dielektrikum verschoben bzw. werden die Dipole gedreht. Fall 2: Spannungsquelle angeschaltet lassen, so dass U = konstant E = U/d = konstant aber Q steigt E = U/d = Q/(Cd) = Q/ (ε0 εA) und die gespeicherte Energie steigt E el Q2 1 CU 2 2 2C Exp. Batterie ab, dielektrisches Flüssigkeit wird zwischen Kondensatorplatten gezogen Deutung: 1) System minimiert Energie Eel=Q2/2C, also wenn Q = konst. muss C steigen 2) Polarisation des Dielektrikums, Ladungen werden vom E-Feld angezogen 5.5 Piezoeffekt a) Dielektrikum drücken => Atome verschieben => E-Feld entsteht b) E-Feld an Dielektrikum anlegen => Ladungs- & Atomeverschiebung im Kristall Materialien: typischerweise Isolatoren mit einer Kristallachse (siehe Physik II) (Quarz, Bariumtitanat, Perowskite, Ferroelektrika) Funktion: a) Stauchung / Dehnung des Kristalls in Achsrichtung um kleine Länge Δx bezogen auf Kristalllänge x ändert das E-Feld b) Spannung in Kristallachsenrichtung anlegen und Kristall staucht / dehnt sich E x , oder U = δΔx , x δ ~ 1010 V/m piezoelektrischer Koeffizient Anwendung: Schwingquarz in Resonanz, Quarzuhr, Ultraschallsender, Raster-Mikroskop Justage im Nanometerbereich, Montage von Molekülen möglich Zusammenfassung: Prüfungstrainer, Kapitel 4.2, Fragen 4.2.1-6, 4.2.8 92 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 6 Elektrischer Strom 6.1 Strom Strom I ist der effektiver Ladungstransport q in einer Zeit t durch eine Fläche A dq dt Strom I Ladung Q I t [I] = C/s = A (Ampere) wenn I = konstant Technische Stromrichtung: von Plus nach Minus (beachte: e- laufen entgegengesetzt) Stromdichte Strom I pro durchflossene Fläche A I A Stromdichte j Strom I jA wenn j = konstant 6.2 Widerstand Potenzialdifferenz U am Leiter erzeugt E-Feld und damit Strom I, Leiter bildet Widerstand R R=U/I [R] = V/A = Ω (Ohm) I=U/R hoher Widerstand drückt den Strom U + - R Widerstand eines bestimmten Bauteils ρ Spezifischer Widerstand als Materialeigenschaft R I V /m V mm A / m2 A Fläche A L A I L Material Silber Kupfer -8 -8 ρ (Ωm) 1,62x10 1,69x10 Leiter Leitfähigkeit Eisen -8 9,68x10 Si-p-dotiert Si (rein) Quarz 2,8x10-3 Halbleiter 1 93 2,5x103 1016 Isolator R Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie 1 betrachte => R Prof. Dr. H.-Ch. Mertins A U A U L E , L I L I A j j E das E-Feld treibt den Strom an Ohmscher Widerstand Def. „Ein ohmscher Widerstand ist unabhängig von Betrag und Polarität der angelegten Spannung, d.h. R = U/I gilt unabhängig von Strom & Spannung.“ Test: Strom-Spannungskennlinie I(U) gibt den Typ des Leiters an (T konstant halten) Ohmscher nicht-ohmscher Widerstand Beachte: die moderne Mikroelektronik basiert hauptsächlich auf elektronischen Bauelemen- ten, die nicht dem ohmschen Gesetz gehorchen ! 6.3 Elektrische Leistung Verbraucher (Motor, Lampe, Toaster) sitzt in einem Stromkreis dEel = dq U = Idt U transportierte Ladung x Potenzialdifferenz dE el IU dt umgewandelte Leistung am Verbraucher P P AV C J W s C Exp: Stromkette -Fe-Cu-Fe-Cu-Fe- mit R=U/I folgt P=RI2 und mit I = konstant => Draht ist heiß bei großem R 6.4 Stromkreise Eine Spannungsquelle hält die Potenzialdifferenz (Spannung U) aufrecht und liefert somit die Energie, die nötig ist um einen Strom laufen zu lassen. 94 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Maschenregel Die Summe aller Potenzialänderungen beim Durch- laufen eines geschlossenen Weges in einem Stromkreis (Masche) ist Null. (Folge der Energieerhaltung) U0 = U1 + U2 (I ist identisch für beide Widerstände) 6.4.1 Reihenschaltung von Widerständen Reihenschaltung heißt: es gibt nur einen Weg für den Stromfluß. Durch jeden Widerstand fließt der gleiche Strom. Die Potenzialdifferenzen der Einzelwiderstände summieren sich zu U. Gesucht: Ersatzwiderstand R Lsg. Maschenregel anwenden U = IR1 + IR2 + IR3 U U R1 R2 R3 R => I => R Ri 6.4.2 Parallelschaltung Über allen Widerständen besteht die selbe Potenzialdifferenz. Der Gesamtstrom ist die Summe der Einzelströme. I1 =U/R1, I2 = U/R2, I3 = U/R3 I = I1 + I2 + I3 = U (1/R1 + 1/R2 +1/R3) I = U/R => n 1 1 R i 1 Ri Ersatzwiderstand Zusammenfassung Prüfungstrainer Kapitel 4.3, Fragen 4.3.1-6, 4.3.10-13 95 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 7 Magnetfelder Nutzung: Elektromotoren, Permanent- & Elektromagnete, magn. Datenspeicher, Medizin: Kernspintomographen Alle Materialien reagieren auf magnetische Kräfte, aber nur wenige sind permanent magnetisch (Fe, Co, Ni, seltene Erden Gd,… ). Erklärung des Magnetismus in Permanentmagneten nur durch Quantenmechanik möglich (Physik II) Exp. Stabmagnet, Nord-Südpol, Elektromagnet 7.1 Magnetische Flussdichte & Lorentzkraft „Die magnetische Flussdichte B wird über die Lorentz-Kraft auf bewegte Ladung q mit der Geschwindigkeit v definiert“ Lorentzkraft FL qv B q F F senkrecht zu B und zu v v Rechte-Hand-Regel UVW Flussdichte Typ. Werte: B T = N/(A m), 1 T = 104 Gauß B [B] = T (Tesla) B oft als Magnetfeldstärke bezeichnet Erdfeld 10-4T = 1 Gauß, Elektromagnet 1T, Supraleitende Magnete 5-10 T, Neutronenstern 108 T Exp. Braunsche Röhre + Magnet Lorentz-Schaukel, umpolen –> Richtungswechsel, Strom parallel zu B –> kein Effekt Magnetische Feldlinien Da ein Magnet über seine Kraftwirkung definiert wird, macht es Sinn ein B-Feld zu definieren B : Tangente an B-Feldlinie, Feldrichtung: Nord => Süd B ~ Feldliniendichte es gibt nur magn. Dipole, keine Monopole wie in Elektrostatik! Ungleichnamige Pole ziehen sich an, gleichnamige stoßen sich ab Exp. Feldlinien sichtbar machen 96 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Frage Warum richten sich Eisenspäne im B-Feld aus? Lsg. 7.2 Ladungen auf Kreisbahnen & Massenspektrometer Generell gilt für ein Teilchen mit konstanter Geschwindigkeit v auf einer Kreisbahn: - Zentrifugalkraft FZ = F ist im Gleichgewicht mit einer anderen Kraft F v - Betrag F konstant - Kraft-Richtung immer zum Kreismittelpunkt Bsp. Hammerwerfer Satellit um Erde Ladung im B-Feld FZ F FZ = FS Seilspannkraft, FZ = Fg Gravitationskraft FZ = FL Lorentzkraft Ladung q tritt mit Geschw. v senkrecht in ein homogenes B-Feld FZ mv 2 r FL = qvB => r m v q B Zentripetalkraft, betragsgleich mit Zentrifugalkraft Lorentzkraft Kreisradius Exp. Wehneltzylinder, e/m-Versuch aus Praktikum Massenspektrometer Werden eingesetzt, um unbekannte Substanzen zu bestimmen, z.B. die Elemente eines unbekannten Gasgemisches. Dazu werden die Atome / Moleküle ionisiert, in ein homogenes Magnetfeld geschossen und die Ablenkung gemessen Bsp. q = +1,6x10-19 C einfach ionisierte Atome U = 1000 V Beschleunigungsspannung B = 80 mT B-Feld senkrecht zu v r = 0,8127 m Detektion: Fotoplatte Frage welche Masse haben die Ionen und welches Material ist es? Lsg. 97 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 7.3 Magnetische Kraft auf stomdurchflossenen Leiter gerader Draht der Länge L senkrecht im homogenen B-Feld L mit Geschwindigkeit vD vD F qv B α = Winkel B zum Draht q It I Ladung Lorentzkraft => F ILB sin Kraft auf stromdurchflossenen Draht Anwendung Elektromotor T Drahtschleife im B-Feld eines Permanentmagneten FL - Kräfte an kurzer Seite zeigen in Richtung => T ILB θ => T ILB b sin pro Längsseite FL Drehachse Hebelarm: ½bsinθ b sin 2 I I - Kräfte an Längsseite erzeugen Drehmoment F ILB Leiterschleife B L der Drehachse, erzeugen kein Drehmoment => b ( T = F x r) für beide Seiten für ebene Spule mit N Windungen und A = Lb = Fläche der Spule => T ( N I A) B sin Gilt für jede ebene Spule im homogenen B-Feld, unabhängig von ihrer Form! Im Elektromotor wird der Strom nach ½ Umdrehung umgepolt damit er in die gleiche Richtung weiterdreht. Exp. 1) Elektromotor, Batterie mit Drahtschleife + Magnet, 2) Spulenzeigerinstrument 98 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie 7.4 Hall-Effekt => (Hall 1879, Quanten-Hall-Effekt, v. Klitzing 1985 Nobelpreis) vD Elektronendriftgeschw. FL = evDB Ablenkung => baut E-Feld auf U = Ed Hallspannung durch Ladungsverschiebung eE = evDB Gleichgewicht der Kräfte mit vD = j/ne = I/(neA) => n BI eU A d Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Ladungsträgerdichte Messgerät für Magnetfelder B ne A d U I (Messung der Hallspannung U) 7.5 Magnetfelder von Strömen Bisher haben wir gesagt, Kräfte auf Ströme im Magnetfeld sind Lorentzkräfte. Man kann aber auch sagen, dass Ströme Magnetfelder erzeugen, die mit anderen Magnetfeldern in Wechselwirkung treten, so wie zwei Stabmagneten. Exp. Stromdurchflossener Leiter über Kompassnadel, Nadel wird ausgelenkt Exp. B-Feldlinien um unendlich langen geraden Leiter, Kompassnadel 7.5.1 Magnetfeld des geraden Leiters => Kreisförmige Feldlinien um den Draht als Zentrum => Rechte-Hand-Regel: Zeigt der Daumen in Stromrichtung dann zeigen die Finger in Richtung des erzeugten magnetischen B-Feldes. => B 0 I 2 R im Abstand R senkrecht zum Leiter μ0 = 1,26 x10-6 Tm/A Permeabilitätskonstant 7.5.2 Magnetfeld einer Spule innen: B-Felder addieren sich, B groß, nahezu homogen Rechte-Hand-Regel: Finger in Stromrichtung => Daumen in Feldrichtung außen: B-Felder löschen sich nahezu aus, inhomogen gegeben: Spule mit Länge l >> Radius r 99 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie gesucht: B i Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Vektorsumme der Felder aller Windungen i => B 0 I N l (n = N/l = Windungsdichte) Exp. Magnetfeld einer Spule mit Eisenspänen auf Overheadprojektor sichtbar machen Magnetfeld mit Hallsonde ausmessen 7.6 Magnetfeld in Materie Materie verändert das Magnetfeld; Ursache: Spins der Atome (siehe Quantenphysik nächstes Semseter) Phänomenologische Beschreibung durch Permeabilitätskonstante (ohne Einheit), Vakuum μ = 1 Praktisch: 0 durch 0 ersetzen Typische Werte Ferromagnete: Eisen, Co, Ni, seltene Erden 10 10000 Paramagnete: fast alle anderen Elemente 10 6 Diamagnet: Bsp. Bismut, Edelgase 10 6 Laborspule 2000 Windungen, 20 cm lang, 5 cm Durchmesser, Kupferdraht r = 0,3mm Frage Welcher Strom ist nötig, um B = 200 mT zu erzeugen? Lsg. Frage Welche Wärmeleistung wird in der Spule erzeugt? Lsg Frage Welcher Strom ist nötig, wenn Eisenkern mit 20 die Spule ganz ausfüllt? Lsg 100 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Frage Wärmeleistung? Lsg. Frage Betriebskosten der Spule für 24 h Einsatz bei 0,35 €/kWh ? Lsg Zusammenfassung: Prüfungstrainer Kapitel 4.4 + 4.5, Fragen 4.4.1-12, 4.5.1-3 8 Induktion Bisher war das Magnetfeld zeitlich konstant. Was passiert aber, wenn das Magnetfeld sich zeitlich ändert? Exp. Änderung des Magnetfeldes durch eine Leiterschleife i) Strom tritt auf bei Relativbewegung Magnet Schleife ii) schnelle Bewegung => großer Strom iii) Magnetfeld umpolen => Strom ändert sein Vorzeichen => Prozess: Strom bzw. Spannung wird induziert Ia Exp. zwei gegenüberliegende Schleifen, berühren sich nicht Schleife a) Strom fließt aufgrund UBat, Ia = UBat /R => B-Feld Ib Schleife b) Strom Ib wird induziert nur wenn Ia sich ändert (an / aus) Wenn Ia konstant => Ib = 0 Frage: Strom / Spannungsinduktion tritt auf bei Änderungen – was ändert sich genau? 101 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 8.1 Faradaysches Induktionsgesetz Strom / Spannung wird induziert, wenn die Zahl der Magnetfeldlinien durch die Schleife sich zeitlich ändert. Wie wird das berechnet? B B A Magnetischer Fluss durch Fläche A [ΦB] = Tm2 = Wb = Weber (W.E. Weber 1804 – 1891) B maximal wenn B parallel zu A B = 0 wenn B senkrecht zu A „Die in einer Leiterschleife induzierte Spannung Ui ist gleich der zeitlichen Änderung des Flusses durch die Schleife.“ Induzierte Spannung: U i d B , dt U i N d B dt für Spule mit N Windungen Flussänderung d B dt ist möglich durch: i) Magnetfeldstärke B ändern ii) Fläche A ändern iii) Winkel zwischen Fläche / Magnetfeld ändern Exp. zu ii) Bsp. Praktikumsversuch, zu iii) Dynamo 1) lange Zylinderspule : n1 = N/h = 200/cm = 2.104 /m , I1 = 1,5A, r1 = 16 mm 2) Testspule: N2 = 130, r2 = 10,5 mm im Zentrum der Spule-1 Spule 2 Spule 1 I1 ändert sich mit konst. Geschw. in 25 ms auf 0A Frage welche Spannung U2 wird in Spule2 induziert? B, ΦB Lsg. U2 B Bsp. Magnetfeld durch Leiterschleife, B(t) ändert sich t Wie läuft die induzierte Spannung Ui(t) ? Ui t 102 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie 8.2 Lenzsche Regel Prof. Dr. H.-Ch. Mertins (H.F.E. Lenz 1804 – 1865) „Ein induzierter Strom ist so gerichtet, dass das von ihm erzeugte B-Feld der Änderung des magnetischen Flusses entgegenwirkt.“ (Trägheitsprinzip, Energieerhaltung) v Exp. Abstoßung eines Alu-Ringes durch Stromanschaltung Beobachtung: Spulenstrom ISp anschalten => Ring wird abgestoßen BSpule Bi-Ring Ursache: ISp steigt => BSp in Spule steigt => dΦB/dt > 0 => Ui = -dΦB/dt Induzierte Spannung => -Ii => -Bi im Ring, Richtung entgegen dem B-Feld der Spule nach Lenzscher Regel soll ansteigendes Feld kompensiert werden => entgegen gerichtete B-Felder stoßen sich ab => Ring wird abgestoßen b) Spulenstrom abschalten => Ring wird angezogen c) Strom fließt konstant in der Spule, keine Induktion, Ring bleibt auf Stab dΦB/dt = 0 => Ui =0 => Ii = 0 => Bi = 0 im Ring Beachte: Ein veränderliches Magnetfeld induziert immer ringförmige E-Felder - auch wenn keine Materie existiert. Die Leiterschleife erlaubt nur die Spannungsmessung. Induktion der E-Felder ist Grundlage für elektromagn. Wellen. E-Gitarre Exp. Gitarre an Oszilloskop Akustik-Gitarre: Ton durch akustische Resonanz des Klangkörpers mit schwingender Saite E-Gitarre: kein Resonanzkörper, Frequenz der schwingenden Saite wird direkt erfasst u. an Verstärker weitergegeben Prinzip: Permanentmagnet in Spule erzeugt B-Feld in Stahl-Saite Saite schwingt mit Frequenz f als eigener Magnet => Fluss durch Spule: ΦB-Permanent + ΦB-Saite => Flußänderung in der Spule mit Frequenz f => Induktion Ui = -dΦB/dt in Spule mit Saiten-Frequenz f Frage: Die Saite der E-Gitarre reißt und wird durch die Nylonsaite einer akustischen Gitarre ersetzt. Wie ändert sich der Ton dadurch? 103 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Prof. Dr. H.-Ch. Mertins 8.3 Wirbelströme & Energietransfer Exp. Wirbelstrombremse mit Metallplatte a) geschlossener Platte: Warum bremst die Platte im B-Feld, obwohl unmagnetisch? b) geschlitzter Platte: warum ist die Bremswirkung reduziert? Deutungsmodell: Leiterschleife wird durch ein B-Feld gezogen, so dass Ui d B 0 => Ii dt Strom fließt durch Schleife (im B-Feld) => Lorentz-Kraft überwinden, um Schleife mit Geschw. v zu ziehen => Arbeit & Energieverbrauch Wo steckt die Energie? => Ii wird am Widerstand der Leiterschleife R in Wärme gewandelt Beweis P = Fv Leistung um Schleife zu ziehen, hier F und v parallel ΦB = BA = BLx Lx: von B durchsetzte Fläche Ui d B d BLx BLv dt dt v=dx/dt: Geschw. der Schleife U i BLv R R F Ii L B R: Widerstand der Leitung F2 + F3 = 0, bleibt nur F = F1 = IiLB sin90° Ii Kraft auf Leiter => B 2 L2 v F R => B 2 L2 v 2 BLv = I i2 R PF v R R R elektr . Leistung 2 mechan. Leistung Anwendung: - Wirbelstrombremse in Eisenbahn, Induktionskochfelder - Wirbelstromtachometer: rotierender Permanentmagnet in Metallzylinder - Zerstörungsfreie Prüfung von Metallen auf feine Risse, Wirbelströme ererzeugen B-Felder, abh. vom Widerstand R im Material = Maß für Risse Exp. Magnete fallen durch Metallrohr, geschlitztes Metallrohr, Kunststoffrohr. Unterschiedliche Fallzeiten, Vergleiche auch Fallzeiten: Magnet, Metallstück 104 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie Deutung: Prof. Dr. H.-Ch. Mertins Wirbelströme im Rohr bremsen indem sie Magnetfeld erzeugen, das dem des fallenden Magneten entgegengesetzt ist 8.7 Transformator Windungen Primärspule: NP , Sekundärspule NS Eisenkern führt den Fluss durch beide Spulen mit ΦP = ΦS Prinzip: Primärspule P läuft mit Wechselstrom => erzeugt Wechsel B-Feld => d S d P dt dt => U S N S => US NS UP NP Fluss ändert sich zeitlich, also gibt es Induktion in beiden Spulen d , dt U P N P d dt => Spannungs-Verstärkung: Sekundärspule mit NS >> NP Idealer Transformator: kein Energieverlust, d.h. auch idealer Leistungstransfer PP = UPIP = USIS = PS => IS UP NP IP US NS => Stromverstärkung: Primärspule große Wicklungszahl NP >> NS Anwendung: - Spannung transformieren, Stromverstärkung, - kontaktloser Leistungstransfer zur Aufladung von Akkus, Rasierer Exp. Nagel schmelzen: Stromverstärkung: Windungszahl der Primärspule NP >> NS Hochspannung erzeugen im Hörnerblitzableiter: Sekundärspule NS >> NP 8.6 Induktivität L und Selbstinduktion - Kondensator wird durch Kapazität C charakterisiert, beschreibt E-Feld im Kondensator - Spule durch Induktivität L charakterisiert, erfasst Magnetfeld in der Spule 105 Physik I für WiIng Phys. Tech / Chemie / WiIng Chemie / Orthopädie L N B , I [L] = Tm2/A = H = Henry Prof. Dr. H.-Ch. Mertins (J.Henry, 1797 – 1878, USA) N: Spulenwindungen, I: Spulenstrom, ΦB: Fluss durch Spule Zylinderspule => NΦB = (nl)(BA) n = N/l Windung / Länge, Länge l >> Durchmesser B = μ0In B Feldstärke im Inneren der Spule L N B (nl )( 0 In) A I I L 0 n 2 lA nur bauart-abhängig (wie Kondensator) Spule mit Kern: L 0 n 2 lA Exp. Glühbirne im RL-Kreis: Verzögertes Aufleuchten bei An- / Nachleuten bei Abschalten Deutung: Eine induzierte Spannung entsteht in jeder Spule, in der sich der Strom ändert. mit NΦB = LI => Ui dN B dI L dt dt also: nicht Strom, sondern Stromänderung ist wichtig Richtung der Induktionsspannung folgt aus Lentz`scher Regel: Induktion wirkt der Ursache entgegen, Ui erzeugt Ii, der versucht der Strom-Änderung dI/dt entgegen zu wirken Zusammenfassung: Prüfungstrainer Kapitel 4.6, Fragen 4.6.1-5, 4.6.7, 4.6.10 106