Foyer-Kulturjournal

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3,10 Euro H12719
15.03.2012 bis 15.05.2012
foyer
Das Kulturjournal
für Bremen und den Nordwesten
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Bewegte Bronze – Tanzplastiken
von Bernhard Hoetger
in der Böttcherstraße
© VG Bild-Kunst, Bonn 2012
Bernhard Hoetger, Loïe Fuller, um 1901, Kunstsammlungen Böttcherstraße Bremen, Foto: freiraumfotografie, Bremen
inhalt
3 foyer
inhalt
Editorial
Konkurrenzdruck
Bremen hat, wer wollte das ernsthaft bestreiten, eine große Theater-Tradition. Bedeutende Intendanten, Regisseure und
Schauspieler haben hier gearbeitet, mitreißende Operninszenierungen sind
hier bejubelt worden. Und auch momentan stehen etliche Stücke auf dem Spielplan, die einen Besuch und somit eine
Reise wert sind. Etwa die beiden fesselnden „Blaubart“-Interpretationen, die ungemein eindringliche Britten-Oper „The
Turn of the Screw“ oder das originelle
Büchner-Schauspiel „Leonce und Lena“.
Kátja Kabanová
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Wer das gegenwärtige Geschehen im
Nordwesten aufmerksam beobachtet,
kommt jedoch nicht umhin, seinen Blick
immer häufiger auf die Bühnen in Oldenburg und Bremerhaven zu richten. Denn
dort machen die Intendanten Müller beziehungsweise Mokrusch mit immer neuen Paukenschlägen auf ihre Häuser aufmerksam, weshalb sich zunehmend auch
die Feuilletons überregionaler Medien für
das Geschehen in der vermeintlichen Provinz interessieren.
Da amüsiert sich das Publikum in der Seestadt wie Bolle „Im weißen Rössl“, leidet
mit der armen Violetta in „La Traviata“ und
erlebt mit „Lady Macbeth von Mzensk“ ein
„Opernereignis“ (so der Weser-Kurier). Und
da erhebt sich das Oldenburger Ensemble,
beflügelt vom Umbau des Hauses und den
Erfolgen in der Übergangs-Spielstätte Fliegerhorst, zu immer neuen Höhenflügen. Ob
„Anna Karenina“ oder „Die Zauberflöte“,
ob „Song of my Life“ oder als jüngster Husarenstreich die gefeierte „Kátja Kabanová“
– mit diesem Staatstheater lässt sich momentan wahrlich Staat machen!
Und in Bremen? Die Stadt, die vor gar nicht
so langer Zeit gern „Kulturhauptstadt Europas“ und „Musikstadt des Nordens“ werden wollte, muss aufpassen, nicht ins Hintertreffen zu geraten. Denn am Theater ist
in den vergangenen beiden Jahren ohne Intendanz zwar manches sehr gut, etliches
mehr jedoch grottenschlecht gelaufen. Auf
Michael Börgerding, den neuen starken
Mann am Goetheplatz, wartet also verdammt viel Arbeit!
Peter Schulz
Redaktionsleitung
BREMEn tanZt Festival „Tanz Bremen“
tanZ iM DOM Spektakuläres Brahms-Reqiuem
PRinZEn-PRÜFUnG Calderón-Stück in Bremen
all DiESE taGE Uraufführung am Goetheplatz
FROStiGES iM FUnDUS „Eistau“ in Bremerhaven
MaGiSCh Vanaev inszeniert „Carmina Burana“
lUStiGE WEiBER im Opern-Klassiker von Nicolai
VERSUChUnG DES antOniUS in Oldenburg
aBSURD-SURREal Komödie „Avanti Infantilitanti“
OlYMPia RUFt Nachrichten von der Company
SZEnE Neues von Bühnen der Region
WER KOMMt? Personalien vom Goetheplatz
KOlUMnE Da CaPO! Intendanten-Parade
OPERnPREMiEREn iM nORDWEStEn
SChaUSPiElPREMiEREn „Torquato Tasso“
MEnSChEn iM FOYER
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Musik
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im Internet lesen
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foyer-kulturjournal.de
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PORtRÄt Der Bratscher Nils Mönkemeyer
KUltURStaDt WilhElMShaVEn
BREMER PhilhaRMOniKER Mozarts Händel
aUSZEiChnUnG Kammersänger Loren Lang
KiRChEnMUSiK Bach für Einsteiger
KOnZERtE in DER GlOCKE
KOnZERttiPPS
JaZZahEaD Internationale Messe in Bremen
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ROllEnSPiEl
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litERatUR Buchbesprechungen
litERatUR Bühnenbildner Minks über seine Arbeit
BUCh UnD MUSiK José Carreras erinnert sich
KOlUMnE naChGEDaCht Wörter und andere Gäste
WiRtSChaFt Die DKV-Residenz in den Wallanlagen
PanORaMa WiSSEnSChaFt
KUnSt Kunsthalle Bremen zeigt Dürer-Sammlung
KUnSt Ausstellung über die Brüder Findorff
KUnSt Oldenburger Kunstverein zeigt Björn Dahlem
KUnStWERKE Neues aus Museen und Galerien
KinOtiPPS
KUltURKalEnDER Premierendaten
KUlinaRiSChES „ess.klasse“: Kochen als Erlebnis
KUltUR FORUM Kurz notiert
MUSiKFESt BREMEn mit Rolando Villazón
naChKlanG FOYER-aUtOREn iMPRESSUM
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FESTIVAL Tanz Bremen 2012
Internationales Festival „Tanz Bremen
2012“ vom 16. bis 25. März
Text: Peter Schulz
Von Trash bis Brahms
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Compagnien aus neun Ländern, 34 Produktionen, darunter eine Uraufführung
und eine Europa-Premiere – so sehen die
Rahmendaten des Festivals „Tanz Bremen 2012“ aus, das vom 16. bis 25. März
im Theater am Goetheplatz und in der
Schwankhalle, aber auch im Moks und im
St.-Petri-Dom stattfindet. Hinzu kommt
ein umfangreiches Rahmenprogramm, zu
dem Trainings, Workshops, Filme, Vorträge und Publikumsgespräche ebenso gehören wie mehrere Ausstellungen.
die Festivalleitung gern erneut erreichen,
wenn nicht gar toppen möchte, weshalb
Sabine Gehm und Honne Dohrmann viel
Arbeit investiert haben, um wieder international bekannte Choreographen für das
aktuelle Programm zu gewinnen.
Hause des Wirtschaftssenators, der 170.000
Euro zuschießt. Weitere 60.000 Euro fließen aus dem Kulturressort. Den Rest steuern Sponsoren wie die Sparkasse Bremen
bei, die auf diese Weise, so ihr Vorstandsvorsitzender Dr. Tim Nesemann, „dazu
beitragen möchte, Bremens Renommee als
Schließlich gilt es auch, den guten Ruf als
Tanzstadt zu erhalten.“ Man sei daher froh,
eines der wichtigsten Festivals für zeitgedass dies auch in den politischen Gremien
nössischen Tanz in Deutschland zu beso gesehen wird – ein deutlicher Hinweis
stätigen, mit
darauf, dass die
dem sich Bre- Liebe, Begierde und Kontrollverlust. Zukunft der „Tanz
men seit der
Bremen“ in jüngeersten, eher regional ausgerichteten Veran- rer Vergangenheit mehr als einmal auf des
staltung im Jahre 1988 zunehmend schmü- Messers Schneide stand.
Damit übertrumpft die Neuauflage dieser Tanz-Festspiele die zwei Jahre zurück- cken konnte. Kein leichtes Unterfangen,
liegende Veranstaltung mehr als deutlich. denn der Gesamtetat dieses Jahres wird
Doch zurück zum aktuellen Programm,
mit 315.000 Euro angegeben (2010: 290.000 das laut Festivalleitung eine „exquisite
2010 standen insgesamt 27 Produktionen
auf dem Programm, die von rund 5.500 Zu- Euro) und schließt die Einnahmen durch
Auswahl experimentierfreudiger Choreoden Kartenverkauf bereits ein.
schauern besucht worden waren. Das ergraphen, brillanter Compagnien und chagab unter dem Strich eine Platzauslastung
rismatischer Tänzer der internationalen
Das Geld kommt in erster Linie aus dem
von 95 Prozent. Ein stolzes Ergebnis, das
und regionalen Szene“ darstellt und dem
FESTIVAL Tanz Bremen 2012 5 foyer
Publikum „einen Einblick in das aktuelle Spektrum
tänzerischer Ausdrucksmöglichkeiten“ bieten soll. Im
Fokus stehen dabei als dominierende Themen Liebe,
Begierde und Kontrollverlust. „Hinzu kommen“, so Sabine Gehm, „Stücke, die den Körper als Träger von Erinnerung und Erfahrung thematisieren.“
Was darunter zu verstehen ist, soll gleich am Eröffnungswochenende deutlich werden, das durch den New Yorker
„Shooting-Star“ Andrea Miller sowie durch Dave St. Pierre geprägt wird, dem der Ruf des „Enfant terrible“ des
kanadischen Tanzes vorauseilt. Zum Auftakt am 16. März
(19.30 Uhr) stellt Millers Compagnie „Gallim Dance“ im
Theater am Goetheplatz die Europapremiere ihrer jüngsten Produktion „Wonderland“ vor, in der sich die Tänzer den Abgründen zwischen Zivilisiertheit und Instinkt
widmen. An den folgenden Tagen zeigt die Dave St. Pierre
Company im Neuen Schauspielhaus den Menschen als
von Reflexen und Begierden gesteuertes Wesen, das dennoch auf der Suche nach ein wenig Zärtlichkeit ist.
Zu den weiteren Höhepunkten des Festivals gehört zweifellos die Produktion der französischen Choreografin
Catherine Diverrès mit dem Titel „Encor“, die von Anstrengung, Erschöpfung und Glücksmomenten erzählt.
In „Alpha Boys“ demonstriert der „Club Guy & Roni“,
wie tragikomisch sich trashig-schräge Typen verbiegen müssen, um so richtig „hip“ zu sein. „Animal lost“,
eine Arbeit von Yossi Berg und Oded Graf, führt in eine
tragikomische Welt voll kultureller Phantasien und Repressalien. Und Britt Rodemund, Deutschlands Tänzerin
des Jahres, setzt sich in Helena Waldmanns Stück „revolver besorgen“ mit dem Thema Demenz auseinander.
Die hiesige Tanzszene ist durch Akteure des Bremer
Theaters vertreten, die einen Abend mit eigenen Stücken mit dem Titel „Short Cuts“ gestalten. Hinzu kommen unter anderem Helge Letonjas „Steptextdance
Project“, Birgit Freitag, Claudia Hanfgarn und Martin
Kemner. Vor einer besonderen Herausforderung steht
Gilles Welinski, der sich eine Woche lang in der Ostertorwache einschließen lässt, um mit einer Performance
das Thema Exil aufzugreifen. Besucher können ihn
abends besuchen – und durch den Spion seiner Zellentür beobachten.
Den Schlusspunkt der Festivals setzt die Uraufführung
von Urs Dietrichs Choreografie zu „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms im St.-Petri-Dom (siehe
nächste Seite). Im Rahmenprogramm zeigt die Kunsthalle die Ausstellung „TanzKunst“ (siehe nebenstehenden Beitrag), während in der Weserburg Filme von
Rebecca Horn laufen und in der Böttcherstraße Tanzplastiken von Bernhard Hoetger zu sehen sind (siehe
Rubrik „Kunstwerke auf den Seiten 60/61). Und das Kino
City 46 hat Filme über den Tanz im Programm, darunter „Maos letzter Tänzer“ nach einer Autobiographie des
Tänzers Li Cunxin.
www.tanz-bremen.com
Bewegungsrausch
(kom) Wie stellen Künstler Bewegung dar? Antwort gibt die Ausstellung „TanzKunst: Von der klassischen Ballerina zum Lichtballett“, die vom 25. März bis 28. Mai in der Kunsthalle Bremen zu
sehen ist. Werke wie die berühmten „Tänzerinnen“ von Edgar Degas, aber auch aktuelle Videoarbeiten versetzen die Besucher in
einen Kosmos aus Licht, Lust und Leichtigkeit.
70 Arbeiten der Kunsthalle Bremen plus eine Hoetger-Leihgabe
ergeben eine chronologische Lauflinie. Los geht’s in Frankreich
um 1900. Das Trauma des Deutsch-Französischen Kriegs war gerade verblasst. Vergnügungslokale wurden eröffnet. Es wurde viel
getanzt. Toulouse-Lautrec erfasste die exaltierten Posen der Variété-Tänzerinnen mit schnellem Strich. Jules Chéret zeigte Loïe
Fuller, die Pionierin des modernen Tanzes, farbig ausgeleuchtet,
den Kopf zurückgeworfen, in schillernden Gewändern – für die
Zuschauer ein absolut neues Erlebnis.
Jahrzehnte später ist diese Leichtigkeit weg. Max Beckmanns
„Großer Apachentanz“ von 1938 zeigt den Kampf der Geschlechter. Ein Mann hat eine Frau geschultert. „Beckmann spielte auf
die apaches, die Pariser Zuhälter, an“, sagt die Kuratorin Katja
Riemer. Dieses Milieu hatte seine eigenen Tanzformen entwickelt,
eine Anspielung auf das Treiben in den Etablissements.
Und wie wird Tanz heute dargestellt? Einfach nur die Videokamera drauf halten, wäre zu simpel. Otto Piene bringt mit seinem
„Salon de Lumière“ Lichter zum Tanzen. Zero-Künstler Günther
Uecker macht seinen „New York Dancer“ zur lärmenden Skulptur. Videokünstlerin Ulrike Rosenbach lässt eine Frau so lange zu
Walzerklängen tanzen, bis sie zusammenbricht. Es geht um eine
kritische Auseinandersetzung mit Leben und Vergänglichkeit.
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thEatER BREMEn Brahms-Requiem
tanz
im
dom
Das „Deutsche Requiem“ als Kooperationsprojekt zwischen Bremer Theater und den
Philharmonikern
Text: Stephan Cartier
Z
uerst war die Idee zur Musik da. Dann
kam der Ort. Die Vermutung, es wäre
andersherum, liegt bei einer Auf
Aufführung des „Deutschen Requiems“ von
Johannes Brahms im Bremer Dom immer
nah; so eng ist die Geschichte dieses Werkes mit dem Ort seiner Uraufführung am
Karfreitag 1868 verbunden. Für Brahms
war es der Durchbruch als junger Komponist; für Bremen sein wohl bedeutendster
Beitrag als Genius loci zur jüngeren Musikgeschichte.
seinesgleichen in der nachromantischen
Musik nicht findet, bietet Orchester, Chor,
Solisten und in der Bremer Fassung eben
auch Tänzern ein Tableau voller Ausdrucksmöglichkeiten. Dass es keinen besseren Ort für dieses Mammutprojekt von
Philharmonikern, Opernchor, Tanztheater
und Domchor geben könnte als erneut den
Bremer Dom, stand dann aber gleichwohl
auch schnell fest.
All dies steht bei Urs Dietrich und seiner
getanzten Fassung des Brahm‘schen Requiems auch nicht nur ansatzweise zu befürchten; weder für die Domgemeinde, noch das
Publikum. Zu feinsinnig und innerlich sind
die Arbeiten des Schweizers, der mit dem
„Deutschen Requiem“ zudem seine vorerst
letzte Arbeit in Bremen abliefern wird.
„Wir werden die Heiligkeit des Raumes
achten“, verspricht Patricia Stöckemann.
„Es galt aber zunächst, die verständlichen Zudem sei der Tanz im sakralen Raum
Ängste der Domgemeinde gegenüber eiauch nichts per se Ungewöhnliches oder
Doch nachdem Markus Poschner, Genenem solchen
Unpassendes. In der Antike und
ralmusikdirektor der Bremer PhilharmoProjekt mit „Wir werden die Heiligkeit im Mittelalter habe der Tanz
niker, und der Haus-Choreograph des Bre- Tanz in ihrer des Raumes achten“
durchaus seinen Platz bei religiömer Theaters, Urs Dietrich, sich zunächst Kirche ernst
sen Festen gehabt. „Im Laufe der
nicht auf ein Werk als Grundlage für ein
zu nehmen“, gesteht Stöckemann. Zu
Neuzeit ist er aber aus den Kirchen herausKooperationsprojekt einigen konnten,
frisch waren noch die Erinnerungen an
gedrängt worden. Vielleicht aus der Körwirkte der letzte, spontane Vorschlag, das den Versuch des Theaters im Jahr 2004,
perfeindlichkeit des christlichen Dogmas
„Deutsche Requiem“ zu nehmen, wie ein
das Stück „Die zehn Gebote“ im Dom von
heraus oder der Nähe des Tanzes zur Idee
Donnerschlag. „Es machte einfach ‚Popp‘, Johann Kresnik inszenieren zu lassen. Mit von Sünde und Laster“, so Stöckemann.
und die Idee hat alle sofort überzeugt“,
skandalisiertem Ende: nackte Frauen an
erinnert sich Patricia Stöckemann, Chefin Nähmaschinen, die der österreichische
Mit dem Bremer „Requiem“ wird also nicht
des Bremer Tanztheaters, mit einem
Spezialist für gezielte Provokationen hier
nur eine Brücke zwischen Chormusik
Schmunzeln an das Treffen.
auftreten lassen wollte, überspannten den und Tanz gespannt – dies gelang schon
künstlerischen Freimut der Gemeinde.
2007 bei „Infini“, als Dietrich zu Rossinis
Die überkonfessionelle Glaubensmusik des Das Projekt musste abgesagt und in einem „Petite Messe solennelle“ tanzen ließ und
Requiems, dieses Hin und Her zwischen
anderen Bremer Gotteshaus, der Friedens- dabei mit Philharmonikern und OpernHimmel und Grab, das in dieser Form
gemeinde, aufgeführt werden.
chor zusammenarbeitete. Vielmehr ist es
Theater bremen Brahms-Requiem 7 foyer
der Versuch, dem sakralen Raum wieder ein Verhältnis
zum bewegten Körper als Ausdruck von Spiritualität zu
geben, der aus der neuen Kooperation ein bundesweit
beachtenswertes Projekt machen wird.
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Das „Ausgangsmaterial“, Brahms eigenwillige Textzusammenstellung und seine hoch emotionale Musik,
bieten zu Exzessen ohnehin keinen Anlass. Unter dem
späten Eindruck des Todes Robert Schumanns, seines
großen Mentors, begann Brahms 1861 mit der Sammlung
von Bibelstellen über den Tod und die Erlösung. Es wurde
ein von protestantischer Zurückhaltung geprägter Textkorpus, der nichts mit der kanonischen Form der katholischen Totenmesse gemein hat. Vielleicht war auch dies
ein Grund für den Durchfall des Werkes beim Publikum
in seiner ersten Fassung im habsburgischen Wien.
DU 06.03.2012
Brahms ließ sich aber nicht entmutigen und schrieb
drei weitere Sätze für das Requiem. In dieser Fassung
wurde das Werk in Bremen zu einem überwältigenden
Erfolg, dessen Wirkung in die Musikwelt allein schon
durch den Besuch von Größen wie Clara Schumann,
Joseph Joachim und dem Musikverleger Jacob Melchior
Rieter gesichert war. Hier, in der Hansestadt, wurde der
33-jährige Brahms als begnadeter Komponist sichtbar
und schwenkte ästhetisch auf jene „neuen Bahnen“ ein,
die Robert Schumann schon nach ihrer ersten Begegnung an seinen Werken entdeckt hatte.
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Durch die erweiterte Dimension des Tanztheaters, die
Töne durch Bilder körperlicher Dynamik zu begleiten,
birgt das Projekt einen neuen Zugang zur Musik. Er
ermöglicht, sie nicht nur hören, sondern auch sehen
zu lassen. Zu guter Letzt könnte dieses besondere
„Deutsche Requiem“ im Bremer Dom, 144 Jahre nach
seiner Uraufführung am selben Ort, einlösen, was Clara
Schumann ihrem Freund und lebenslang verdrängten
Geliebten Johannes Brahms in einem Brief zu sagen versuchte: „Ich kann‘s, wie Du ja weißt, nie so recht in Worte fassen, aber ich empfinde den ganzen reichen Schatz
dieses Werkes bis ins Innerste, und die Begeisterung,
die aus jedem Stücke spricht, rührt mich tief, daher ich
mich auch nicht enthalten kann, es auszusprechen.“
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Unterstützung für seinen dynamischen Kontrapunkt
zur Musik verschafft sich der Choreograph Urs Dietrich
durch eine zweite „Bewegungslinie“ mit Filmeinspielungen. Auf der Höhe des Altarraums im Dom werden
auf einer Leinwand Video-Collagen zur Totenmesse
zu sehen sein, in der die Tänzer wie in Verdoppelung
auftreten. Montagen von Landschaften und Choreografien bieten eine erste Visualisierung Dietrichs zu
den biblischen Texten über das Leben mit dem Tod.
Zugleich werden die Tänzer aber auch im Realraum des
Doms eine zweite „Stimme“ tanzen und so gemeinsam
mit dem Orchester, den Chören und den Sängern eine
Polyphonie aus Ton und Bewegung in Gang setzen.
Foyer Bremen
Doch wie soll diese bewegende Musik durch Bewegung
kommentiert werden können? Musikalisch stehen mit
den Philharmonikern, dem Opernchor, dem Dom-Chor
und einem weiteren Chor sowie den Solisten rund 150 Interpreten für diese gewaltige Musik zur Verfügung. Tänzer dagegen wird es nur wenige geben: zehn. Die Balance
der Kräfte zu halten, wird die große Bewährungsprobe
dieses Projektes sowohl für die Tänzer aber auch für
Markus Poschner als musikalischer Gesamtleiter sein.
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theater bremen Das Leben ein Traum
PrinzenPrüfung
„Das Leben ein Traum“ von Calderón de
la Barca im Bremer Schauspielhaus
Text: Sven Garbade
Robert Schuster
W
enn der spanische Dichter Calderón de la Barca sein 1635 entstandenes Nacht-Stück mit dem Titel „Das Leben ist ein Traum“ überschreibt,
dann stellt dies bereits die erste Lüge dar.
Denn, und das zählt zu den genialen Doppeldeutigkeiten dieses Bühnenspiels: alles scheint ja völlig real, was dem Zuschauer vorgespielt wird. Illusionen werden
zunächst einzig seiner Hauptfigur aufgetischt: einem eingekerkerten Prinzen, dem
so manche Täuschung vorgegaukelt wird.
Das ist kein Traum, das ist Manipulation.
Kein Wunder, dass Calderóns Traumspiel dennoch beste Beziehungen zu einer traum-versessenen Kultur der Moderne
unterhält, wo sich seit Sigmund Freud beständig neue Räume im Spiegelkabinett der
menschlichen Seele auftun. Doch nicht das
Unterbewusste mit seinen Chiffren von unterdrückter Sexual- und Moralproblematik
stellen den Kern bei Calderón dar. Bei ihm
geht es zunächst vielmehr um eine handfeste Machtfrage. Genauer: um eine Überprüfung der Tauglichkeit zur Macht. Ist
Prinz Sigismund überhaupt fähig, als guter Herrscher zu regieren? Vorsichtshalber
macht man die Probe vor dem Exempel.
Und dies hat seine Gründe. Denn nicht
nur die Tragödien des berühmten Renais-
sance-Dichters Shakespeare hatten bekanntlich die Frage nach der Diensttauglichkeit diverser Potentaten zum
Theater-Thema gemacht. Auch in Spanien räsonierte man über die Frage von guten Herrschern, schlechten Herrschern.
Was könnte von höchster Stelle aus alles angerichtet oder sogar vernichtet werden, wenn ein auf Mord und Totschlag
abonnierter Emporkömmling zum Zepter greift?
Der spanischen Öffentlichkeit dürften zu
diesem Thema nicht nur die vorelisabethanischen Despoten eingefallen sein – sondern beispielsweise auch der spanische
Prinz Carlos, Sohn von König Philipp II. Bei
diesem Infanten hatten Zeitgenossen bereits hundert Jahre vor Calderon erhebliche
Zweifel an dessen Ratio und Güte reklamieren müssen. Wobei die Geistesschwäche des historischen Carlos‘ sich zudem
noch erheblich problematischer dargestellt
haben dürfte, als es jenes freundliche Bild
zeigt, das Friedrich Schiller später von ihm
erfand. Prinz Carlos war krank im Geiste –
und seine Thronbesteigung wäre ein Stück
aus dem Tollhaus geworden.
Ein Prinz muss also überprüft werden. In
Calderóns Stück kerkert man den jungen
Herrn also ein, vertröstet seinen Protest
mit dem Hinweis, er träume vermutlich
nur – um ihn dann (wie im Traum!) probehalber König spielen zu lassen. Und siehe: der Mensch ist tatsächlich nur da ganz
Mensch, wo er spielt – und so lebt Prinz Sigismund, der sich als König wähnt, sofort
seine gemeinen Gewaltphantasien aus.
Test verfehlt, oder besser: bestanden! Der
Mann sollte tunlichst kein König werden.
Bei dieser Mausefalle gerät nicht das Gewissen des Königs in die Schlinge, sondern
dessen charakterliche Qualifikation.
Dass nun für die Bremer Inszenierung im
Schauspielhaus noch weitere Schlenker zu
diesem romantisch philosophischen Illusions-Spiel hinzu addiert werden, gilt bereits als fest abgemacht. Regie führen wird
Robert Schuster, vielleicht der originellste
Theater-Erfinder, den das Bremer Schauspiel zur Zeit vorweisen kann. Zuletzt zeigte Schuster hier mit Ibsens „Volksfeind“
nicht weniger als einen ausfabulierten
Kommentar zum eigentlichen Stück; einen
philosophischen Diskurs, der die Ideen der
Vorlage in ein futuristisches Gedankenexperiment übertrug. Vielleicht kein schlechter Ansatz auch für Calderóns GedankenExperiment.
Premiere am 23. März im Bremer Schauspielhaus
theater bremen All diese Tage 9 foyer
Blick
in viele
Fenster
„E
s ist wie ein Spaziergang, bei
dem man in verschiedene Fenster hineinschaut“, sagt HansGeorg Wegner, Dramaturg der Zeitoper
„All diese Tage“, deren Uraufführung am
28. April im Bremer Theater am Goetheplatz stattfindet. Bis zum 12. Juli sind
insgesamt zehn Vorstellungen des 100
Minuten langen Werks geplant.
Die Zeitoper basiert auf Alltagsgeschichten
von Bremer Jugendlichen. Die Librettistin
Andrea Heuser ließ „viel Wortlaut und Originalsprache in den Text einfließen“. Die
Geschichten der Jugendlichen verwandelte
Heuser in 14 Szenen, die durch eine lockere
Klammer miteinander verbunden sind.
Der Komponist Moritz Eggert stellte den
Alltagstexten „große Opernmusik“ gegenüber. „Die Musik hat sehr viel Humor, sehr
viel Dynamik und Rhythmus“, schwärmt
Hans-Georg Wegner. Die Komposition verlangt ein „so großes Orchester, dass nicht
alle in den Graben passen“. Eingebunden
sind neben großem Schlagwerk auch EGitarre, E-Bass, Akkordeon und Sampler.
Für den Dramaturgen ist „All diese Tage“
etwas Besonderes. Im Musiktheater hätten
„junge Menschen normalerweise keine
Plattform. Von Jugendlichen gibt es kaum
Opern.“ Dabei sei die Pubertät „eine
Moritz Eggert
42 Jugendliche prägen die Zeitoper „All
diese Tage“ am Bremer Goetheplatz
Text: Berit Böhme
wahnsinnig spannende, dynamische Zeit“. reografen, Chor- und Musikdirektor zur
Bühnenreife geführt. „Wir dachten: 20 junEinerseits sei die Zeitoper „für die jungen
ge Leute halten durch. Doch alle 42 sind
Leute gemacht“. Andererseits richte sie
geblieben“,
sich an alle
freut sich
Generationen. „Die Musik hat sehr viel Humor, sehr viel
Hans„Es ist eine
Dynamik und Rhythmus“
Georg
Oper, die sich
Wegner. Im Laufe der Zeit sei die aus
mit Familien beschäftigt.“ Erwachsenen
böte sich die Möglichkeit, „Familienleben verschiedenen Stadtteilen und kulturellen Hintergründen zusammengewürfelte
aus der Sicht ihrer Kinder und Enkel“ zu
Truppe „eine schöne Gruppe geworden“.
sehen.
Anfang Februar begannen für die Jugend„Wir erfahren auch viel über die Sehnsucht lichen die eigentlichen Opernproben. „Die
kennen sich jetzt gut aus im Theater und
nach Nähe von jungen Menschen“, meint
scharren mit den Füßen, weil sie auf die
Wegner. „Sie möchten wahrgenommen
Bühne wollen.“
und gesehen werden.“ Die Szenen bieten
die ganze Bandbreite von Gefühlen. Sie
Moritz Eggert hat für die Jugendlichen eireichen von der euphorischen russischen
gene Parts „in die Noten reinkomponiert“.
Familienfeier über aggressive Momente
Durch Körperperkussion, chorisches
bis hin zur anrührenden Sehnsucht eines
Jungen nach einem Baumhaus. Die „Neuen Sprechen oder das synchrone Aufschlagen
von Zeitungen sind sie „Teil des KlangreMedien“ spielen zwar eine Rolle, doch
das Verlangen nach gemeinsam verbrach- gisters und voll in die akustische Wirkung
des Stückes eingebunden“. Auf der Bühne
ter Zeit dominiere. „Es sind die kleinen
wird es teilweise eng zugehen. „Zeitweise
Geschichten, in denen man die großen
Themen entdeckt. Man ist so nah dran am stehen 120 Akteure auf der Bühne: 25 im
Kinderchor, 42 Jugendliche, 40 im OpernLeben.“
chor, neun Solisten, sechs Extra-Schlagzeuger...“
Neben den Opernprofis agieren in fast
jeder Szene 42 Bremer Jugendliche auf der
Uraufführung am 28. April um 19.30 Uhr
Bühne. Seit Oktober 2011 wurden sie mit
im Theater am Goetheplatz.
Workshops von Theaterpädagogen, Cho-
foyer 10
thEatER BREMERhaVEn Eistau
frostigEs
im fundus
K
Stadttheater Bremerhaven zeigt „Eistau“
an außergewöhnlichem Spielort
Text: Karin Hiller
limawandel, Erderwärmung, Gletbeginnen und die Menschen achtlos mit
scherschmelze – Themen, die in der den Schönheiten der Natur umgehen. Er
täglichen Medienberichterstattung
gibt seine Arbeit als Forscher auf und heuzunehmend präsent sind und an Bedeuert als Expeditionsleiter auf einem Kreuztung gewinnen. Das allgemeine Interesse fahrtschiff an, das Touristen in die Antan Prozessen auf der Erde, die unsere Le- arktis bringt. Dort hofft er, die Menschen
bensbedingungen verändern, nimmt zu.
durch Vorträge und Ausflüge in die EisWissenschaftler informieren über den ak- landschaften für die Gefahren zu sensibilituellen Stand ihrer Forschungen und war- sieren, die der Natur drohen.
nen vor zunehmenden Extremereignissen.
Klimakonferenzen versuchen auf der poli- Der Schweizer Till Wyler von Ballmoos, der
tischen Ebene einen Konsens für die zu er- „Eistau“ in Bremerhaven inszeniert, sieht
greifenden Maßnahmen zu finden, welche in seinem Heimatland, wie real die Gefahr
eine Klimakatastrophe verhindern oder
des Abschmelzens der Gletscher ist: „Die
sie wenigstens so weit wie möglich abmil- Bedrohung ist nah, aber man versucht den
dern würde.
schönen
Kalt- und
„Die Bedrohung ist nah, aber man versucht Schein
Warmzeiaufrecht
den schönen Schein aufrecht zu erhalten.“
ten hat es
zu erhalimmer in der Vergangenheit der Erdgeten.“ Der Mensch hat Verlustangst, Angst
schichte gegeben. Das Außergewöhnliche davor seine komfortabel funktionierenan der zur Zeit beobachteten Erderwärde Welt aufzugeben, aber, so der Regisseur,
mung ist die Geschwindigkeit, mit der sich „wir müssen Verantwortung übernehmen
das Klima ändert. Und das hat durch Ein- und damit wir das können, müssen wir das
griffe in den globalen Kreislauf der Natur bestehende System verlassen.“ Die Frage ist,
auch der Mensch zu verantworten.
wie weit jeder bereit ist das zu tun. Und wie
man eine Balance findet zwischen den AnIn seinem Roman „Eistau“ erzählt der Au- sprüchen des Menschen an Lebensqualität
tor Ilija Trojanow von einem Glaziologen,
und Wohlstand und dem Schutz der Natur.
der sein Leben mit Leidenschaft und Besessenheit der Erforschung von Gletschern Dramaturgin Natalie Driemeyer hat zuwidmet. Mit Trauer und Zorn muss er ersammen mit Lorenz Langenegger die Thekennen, dass die Gletscher zu schmelzen
aterfassung des Romans „Eistau“ erarbei-
tet: „Ziel ist, dass der Zuschauer inhaltlich
etwas lernt, aber auch mit einer Geschichte nach Hause geht.“ Driemeyer nahm
schon vor Drucklegung des Romans Verbindung zu Trojanow auf und stand auch
während der Entwicklungszeit des Projekts
in ständigem Kontakt mit dem Autor.
„In diesem Stück bewegt man sich immer
zwischen Gegensätzen“, erläutert Wyler
von Ballmoos, „Stille und Lärm, Lebensfreude und Abgeklärtheit, Weite und Enge.
Es ist ein Spiel mit Fiktion und Realität,
eine Zusammenarbeit von Experten für
Unterhaltung und Wissenschaft.“
Das Stadttheater, das in letzter Zeit mit
großem Erfolg Produktionen erarbeitete,
die eng mit der Stadt und ihren Institutionen verbunden sind, kooperiert bei „Eistau“ mit dem Alfred-Wegener-Institut für
Polar- und Meeresforschung (AWI), das in
räumlicher Nähe zum Theater liegt. Vom
Bühneneingang hat man einen direkten
Blick in Labore des Instituts.
Aus dem AWI sind drei Wissenschaftler
in das Projekt eingebunden. Einer von ihnen ist der Physiker und Ozeanakustiker
Dr. Lars Kindermann, der in der Antarktis die Geräusche des Ozeans aufzeichnet und erforscht. „Ich mische mich nicht
in die künstlerischen Aspekte ein, sondern
theater bremerhaven Im Weißen Rössl foyer 11
rede viel, erzähle, versuche Gefühle rüberzubringen.“ Kindermann war bereits sechs
Mal in der Antarktis und versteht es, seine Erfahrungen und Eindrücke bildhaft zu
vermitteln.
Dass die Wissenschaftler dann auch wirklich auf der Bühne stehen, kostete, wie
Driemeyer verrät, einige Überzeugungsarbeit. Sie spielen keine Rollen, sondern sich
selbst, referieren, in das Stück integriert,
über ihre Spezialgebiete.
Ein besonderes Projekt verlangt nach einem außergewöhnlichen Spielort. Der
wurde gefunden im Fundus des Stadttheaters, wo auf zwei Ebenen Stellwände, Ku-
lissen, Möbel und andere kuriose Dinge
vergangener Aufführungen lagern. Diese
Umgebung wird in den Spielverlauf einbezogen (Ausstattung: Emanuel Schulze) und
somit Teil des Szenenauf baus. „Der Fundus ist ein Archiv der Möglichkeiten“, so
Wyler von Ballmoos, „hier lagert Theatermüll im guten Sinne.“
Der Hornist Samuel Stoll, der die Musik
für die Produktion geschrieben hat, arbeitet mit einer Geräuschkulisse, die den Zuschauer atmosphärisch noch tiefer in die
Geschichte eintauchen lässt. Über mehrere
Lautsprecher sind Klänge, die bruchstückartig aus Musik und Sprache zusammengestellt sind, zu hören, ein Grundrauschen
Meine Versicherung
sponsert lieber
Action als Aktionäre.
Die Bremen Arena
heißt jetzt ÖVB Arena.
der Zivilisation. Instrumente wie Alphorn
und Signalhorn, die man mit der Bergwelt
assoziiert, werden eingesetzt und auch einen Teil der Geräusche, die Lars Kindermann aus den Tiefen des Antarktischen
Ozeans aufgenommen hat, nimmt Stoll in
seine Klangcollage auf.
„Die Aussage am Schluss ist: wir können
was verändern“, betont der Regisseur, „und
der Zuschauer soll mit der Frage an sich
selbst aus dem Stück gehen: was kann ich
als Einzelner tun?“
Premiere am 24. März im Fundus des
Stadttheaters Bremerhaven
foyer 12
thEatER BREMERhaVEn Carmina Burana
magischE
bildEr
Sergei Vanaev setzt die „Carmina Burana“ mit tänzerischen Mitteln um
Text: Karin Hiller
M
ächtige Chorszenen, formelhafte
Wiederholungen von musikalischen Themen und die treibende
Dominanz des Schlagwerks charakterisieren das wohl bekannteste Werk des
Münchener Komponisten Carl Orff, die
„Carmina Burana“. Die Texte dieser „Lieder aus Beuren“, die Orff vollständig neu
vertonte, stammen aus einer mittelalterlichen Handschrift des Klosters Benediktbeuren. Für Orff war der Rhythmus „die
einigende Kraft von Sprache, Musik und
Bewegung“ und er dachte sich die „Carmina Burana“ als szenische Aufführung
„mit magischen Bildern“.
Mit ironischer Gewinnerpose und einem
hämischen Lachen spielt er das Spiel der
Menschen mit. Der Tod ist in ihrer Mitte,
er fühlt sich als Sieger, wissend, dass sich
alles in eine Richtung bewegt, letztlich
zum Ende der Existenz.
Die Tänzer bewegen sich in einem großen
weißen Kreis, hier spielt sich das Leben der
Menschen ab. „Der Kreis wirkt wie eine
Arena“, beschreibt Vanaev, „dort findet der
Lebenszirkus statt. Der Tod ist immer dabei, beobachtet das Treiben der Menschen.
Er ist der beständigste Charakter des
Stücks, er steht als Symbol für Ewigkeit.“
Das Bühnenbild, das Vanaev zusammen
Orffs „Carmina Burana“, die in der Einmit Johannes Bluth entworfen hat, wird
fachheit der Rhythmik und Harmonik an
getragen von einem starken schwarz-weiß
die amerikanischen Minimalisten erinKontrast. Auf dem geschlosnert, inspirierten Choreographen immer wieder zu Liebe, Zärtlichkeit, senen Orchestergraben liegt
der weiße Kreis für die Tänzer,
neuen Gedanken und tän- Hoffnung.
dahinter, im weiten dunklen
zerischen Umsetzungen. So
Raum der Bühne, sitzen die Orchesterauch Sergei Vanaev, der mit Bewegungen
die gewaltige Energie der Musik verstärken musiker. Begrenzt wird der Bühnenraum
durch neun meterhohe Türme, auf denen
will: „Die Choreographie ist relativ abstrakt und sehr auf solistische Leistungen der Chor steht. 130 Menschen, die sich als
Teil des Bühnenbilds empfinden sollen.
der Tänzer ausgelegt.“
Die Türme können gleichzeitig als Projektionsfläche für Lichteffekte eingesetzt
Mit sinnlicher Körpersprache, tänzerisch
werden.
auf hohem Niveau, erzählt Vanaev – wie
auch die Texte der „Carmina Burana“ – von
den großen Emotionen des Lebens: Liebe, Sergei Vanaev regt mit der neuen Deutung
Zärtlichkeit, Hoffnung. „Dabei ist die Hoff- der „Carmina Burana“ zum Nachdenken
nung“, so Vanaev, „das gemeinste Spiel von an über Leben und Tod, über die Endlichkeit des Daseins und die Antwort auf
allen, weil die meisten Hoffnungen sich
nicht erfüllen. Wir geben bestimmten Ge- das, was wir nicht verstehen: „Es geht um
Schicksal, alles bewegt sich in eine Richfühlen einen Wert, den sie nicht haben.“
tung, in ein schwarzes Loch. Alles zerfällt
am Ende zu Asche in einer unendlich
In den „Carmina Burana“ wird die
schwarzen Kälte.“
Glücks- und Schicksalsgöttin Fortuna als
Herrscherin über die Welt besungen, sie
bestimmt das Rad des Lebens, entscheidet Premiere am 31. März im Großen Haus.
über Glück und Unglück. Bei Vanaev ist der Musikalische Leitung: Stefan Veselka,
Tod die dominante Figur, denn: „In jedem Leitung der Chöre: Ilia Bilenko, Werner
Moment des Lebens schwingt der Tod mit.“ Dittmann, Eva Schad.
thEatER BREMERhaVEn Die lustigen Weiber von Windsor
traurigEr
rittEr
falstaff
foyer 13
„Die lustigen Weiber von Windsor“
am Stadttheater Bremerhaven
Text: Karin Hiller
spacejunkie / photocase.com
O
tto Nicolais komisch-phantastische
Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“, die 1849 in Berlin uraufgeführt
wurde, hat in der heutigen Zeit einen eher
spießigen Ruf. Die Geschichte der beiden
Ehefrauen, die sich einen Spaß daraus machen, den verarmten Ritter Sir Falstaff als
Marionette für ihre Intrigen einzusetzen,
scheint überholt. Grund genug für den Regisseur Philipp Kochheim, in seiner Inszenierung am Stadttheater Bremerhaven einen radikalen Wechsel in der Bewertung
vorzunehmen: „Es ist eines der bösesten
Stücke, das ich je gelesen habe.“
Kochheim darin keine positive Entwickfinden sich hier zusammen und feiern ihre
lung sehen: „Die Ehepaare finden nicht
Rituale.“ Dort findet die endgültige Ausmehr in der Liebe, sondern nur noch in ge- treibung des Falstaff statt.
meinsamen Hass zueinander.“
Einen Rest Utopie sieht Kochheim in der
Die Inszenierung kippt ständig zwischen
jungen Anna, die sich gegen ihre Eltern
Lustspiel und Trauerspiel. Der Zuschauer
wehrt, sich den Mann wählt und heiratet,
soll begreifen, dass hier ein fataler Vorgang den sie liebt und so die Emotionen über
stattfindet. Das große Finale samt phantas- Vernunft und Berechnung siegen lässt.
tischem Verkleidungsspiel im Wald verlegt
Kochheim in eine moderne Wohnung: „Die Premiere am 21. April im Großen Haus.
Wohlhabenden, die in Accessoires leben
Musikalische Leitung: Stefan Veselka,
und selbst zum Accessoire geworden sind, Ausstattung: Barbara Bloch
Falstaff, der in die Jahre gekommene trinkfeste Genießer, trifft auf eine Welt, in der
Lust und Emotionen verdrängt werden.
„Eigentlich ist er nur ein Romantiker, der
die Frauen begehrt. Und dafür wird er aufs
Unangenehmste drei Mal abgestraft“, beschreibt Kochheim und verurteilt das Verhalten der Frauen aufs Schärfste: „Ein
grauenhafter Vorgang.“ Denn die Ehefrauen haben ihre zynische Freude daran, den
lebenslustigen Falstaff zum Gespött zu
machen und erteilen ihren Männer damit
gleichzeitig eine Lektion in grundloser Eifersucht. Da ist keine Liebe zu spüren, das
ist ein Kampf zwischen Mann und Frau.
Die Oper steht in der Tradition des Singspiels, in dem musikalische Nummern mit
gesprochenem Text verbunden werden. „Wir
haben die Texte behutsam modernisiert“,
erzählt der Regisseur, „denn das Stück hat
viel mit unserer Zeit zu tun, in der die Sinnlichkeit zunehmend verloren geht. Falstaff
wirkt hier wie ein letzter trauriger Ritter, der
gegen Windmühlen kämpft.“
Im letzten Akt werden die Ehemänner von
ihren Frauen eingeweiht und planen zusammen, den armen Falstaff ein letztes
Mal zu demütigen. In dieser Aktion sind
die Paare zwar wieder vereint, doch kann
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foyer 14
thEatER OlDEnBURG Die Versuchung des Heiligen Antonius
Uraufführung der Oper „Die Versuchung
des Heiligen Antonius“ in Oldenburg
Text: Till Knipper
Max Ernst: Die Versuchung des Heiligen Antonius, 1946
rEalität und imagination
M
it der „Versuchung des Heiligen
Antonius“ steht im Oldenburgischen Staatstheater eine Oper der
besonderen Art vor ihrer Uraufführung.
2009 hatten 15 begabte Theaterleute im
Rahmen des Förderprojekts „Akademie
Musiktheater heute“, finanziert durch
die Deutsche Bank Stiftung, ein Produktionsteam gebildet, um eine Oper von A
bis Z zu entwerfen und auf eine Bühne
zu bringen – mit allem, was dazugehört.
Über drei Jahre hinweg diskutierten die
Kulturmanager, Komponisten, Dramaturgen, Regisseure, Bühnenbildner und
Dirigenten ihre Ideen und Entwürfe, um
die neu gewonnenen Einsichten in einer
Opernproduktion umzusetzen.
räumlich gestaltete Form im Sinne Luigi
Nonos, sondern eine richtige Oper!“
auch zu einem kulturgeschichtlich vielfach
bearbeiteten Sujet. So lernte auch Gustave
Flaubert die Geschichte schon als Kind in
Aber was zeichnet einen Opernstoff über- Form eines Puppenspiels kennen, schrieb
haupt aus? Hahn: „Wir waren uns schnell
1849 eine erste Fassung seines anspieeinig, dass es ein Stoff sein müsse, der eine lungs- und bilderreichen, szenischen Rogewisse Fantastik beinhaltet, einen Über- mans und arbeitete 25 Jahre lang die Geschuss, der nur musikalisch aufgefüllt wer- schichte immer wieder von neuem um – so
den kann. Es sollte ein Stoff sein, der kulwichtig war ihm dieses Projekt geworden.
turgeschichtlich so aufgeladen ist, dass er
auch mit den geschichtlich aufgeladenen
Die gesamte Handlung ist verdichtet auf
Mitteln der Oper bearbeitet werden kann; eine Nacht, in der Antonius Versuchungen
ein Stoff, der viele heterogene Bestandteile ausgesetzt ist. Schon mit dem Sonnenunzulässt. So kamen wir auf Flauberts szeni- tergang gerät er in eine existenzielle Krischen Roman über den Heiligen Antonius, se, weil ihm mit dem Gebet sein Lebensinder uns geeignet erschien.“
halt abhanden gekommen ist. Es erscheint
sein früherer Schüler Hilarion – zunächst
Der Heilige Antonius, so die Überliefeals Kind, dann zum Vertreter der WissenPatrick Hahn, neben Martina Stütz und Se- rung, ist ein frühchristlicher Einsiedler in schaft heranwachsend, um schließlich Anbastian Hanusa einer der drei Dramaturder ägyptischen Wüste. Sein Hab und Gut tonius‘ teuflischer Gegenspieler zu wergen, erinnert sich: „Als Ausgangspunkt
schenkte er den Armen und lebte fortan
den, sein faustischer Advocatus Diaboli.
erhielten wir den Auftrag, eine Oper zu
enthaltsam mit einem Schwein als Beglei- Auch die erotische Schönheit der Königin
schreiben. Das ist heute natürlich eine He- ter in einer Hütte. Die Erzählung von Anvon Saba sucht Antonius auf, doch auch ihrausforderung: Kein postmodernes Musik- tonius wurde später nicht nur zum Vorren Offerten widersteht er.
theater entwerfen, keine experimentellbild des christlichen Mönchtums, sondern
THEATER OLDENBURG Die Versuchung des Heiligen Antonius 15 foyer
53°8‘N 8°13‘O
W W W. H O R S T - J A N S S E N - M U S E U M . D E
SAGENHAFT 2. März – 3. Juni 2012
MARKUS LÜPERTZ
Zeichnungen & Skulpturen
In einem „Jahrmarkt der Religionen“ treten
anschließend konkurrierende, frühchristliche Gruppierungen auf, die eine Stellungnahme von Antonius herausfordern. In einer sich anschließenden Götterprozession
verspeisen sich die Religionen selbst – eine
in der Oper als barockes Festmahl umgesetzte Szenerie, bei der auch musikalisch
jeder Gruppe eine eigene barocke Form zugeordnet ist. Auf den Flügeln des Teufels
Hilarion fliegt Antonius schließlich bis ans
Ende der Welt, um dort festzustellen, dass
es die Sphärenharmonie des Universums,
von der man ihm oft erzählte, gar nicht
gibt. Zuletzt wird es wieder Tag, Antonius erschrickt über sich und widmet sich erneut dem Gebet.
räuschhaften, feingliedrigen Texturen,
etwa in Antonius‘ Teufelsflug zum Universum. Andererseits semantisiert er das Geschehen durch Zitate, etwa aus Johann Sebastian Bachs Choral „Ich bin‘s, ich sollte
büßen“, dem Jazz-Klassiker „blue in green“
von Miles Davis oder mittels Live-Radios,
die eine kleine versteckte Türe aus der Antonius-Geschichte aufstoßen, hinein in
die mediale Aktualität. Warum beschäftigen sich junge Menschen mit einer alten
Geschichte über eine Entsagung menschlicher Triebe in Form eines rauschhaften Bilderbogens aus dem 19. Jahrhundert?
„Uns geht es letztlich um die Widersprüche, die man als Mensch in der Moderne
erlebt“, erklärt Patrick Hahn. „Es geht um
die Erfahrung, dass einem all diese religiösen Dinge keinen Sinn mehr versprechen.“
Dramaturg Sebastian Hanusa bekennt:
„Was Antonius macht, ist uns ja völlig
fremd: Er begibt sich auf die Suche nach
Die Situation des Heiligen Antonius gleiGott durch Entsagung von Essen, Trinken, che jener der postmodernen Welt. Hahn:
Schlaf und Sexualität. Die letzte Versu„Wir können an Buddha glauben, wir könchung ist die der Erkenntnis, das heißt der nen an Mammon glauben: alles ist mögSuche nach dem, was die Welt im Innerslich! Aber letztlich nimmt uns niemand
ten zusammenhält. Aus meiner Sicht bleibt die Entscheidung ab, wie wir unser Wissen
das Ende bei Flauüber die Welt mit dem
Altbacken oder langweilig abgleichen, was wir als
bert offen bezüglich
der Frage, ob Antoni- wird diese Vorstellung
Mensch auch als Glauus nicht doch der letzbensbedürfnis haben.
bestimmt nicht.
ten Versuchung der ErDarum ist dieser Stoff
kenntnis erliegt, aber durch die Erkenntnis bei all seiner Merkwürdigkeit noch brandkeine Befriedigung findet.“ Hatte Antoniaktuell. Die Vorstellung eines Eremiten ist
us anfangs noch versucht, sich der Körper- uns so fremd, dass sie uns die Auseinanlichkeit zu entziehen, musikalisch in der
dersetzung mit der hinter der GeschichOper umgesetzt durch eine allmählich ins te liegenden Kernfrage wieder ermöglicht:
Wanken geratende, „bodenständige“ Quin- Wie entscheide ich mich, zu leben?“
te, will er sich am Ende „in den Grund der
Materie senken – die Materie sein!“, wie es Den Auftrag, eine Oper zu schreiben, hat
zuletzt in der Oper heißt.
die Produktionsgruppe umgesetzt: Der inzwischen zur Tradition gewordenen NegaDie Metamorphose innerhalb dieser Nacht tion einer traditionellen, als zu bürgerlich
ist irgendwo zwischen Rausch, Traum, Vi- empfundenen Oper stemmt sie sich entgesion und Realität gelegen. „Wenn man am gen. Ihr Ziel war auch nicht die Erfüllung,
Ende nicht mehr weiß wo man ist, dann ist sondern die ungezähmte Übererfüllung
man genau richtig!“ ist die Losung des Pro- der Gattung. Bleibt nun noch die Aufgabe
jekts. Das ständige Gleiten zwischen Virdes Regisseurs Alexander Fahima, der mittualität und Realität kommt auch musiunter etwas pathetisch wirkenden Sprache
kalisch zum Ausdruck. „Es ist immer eine des 19. Jahrhunderts etwas entgegenzuEbene eingewoben, die nicht passt“, sagt
setzen. Man darf gespannt sein, denn altUlrich Kreppein, der gerade mit dem Förbacken oder langweilig wird diese Vorstelderpreis der Ernst-von-Siemens-Stiftung
lung bestimmt nicht.
ausgezeichnet wurde.
Musikalische Leitung: Lennart Dohms,
Der Komponist versteht es, sich zwischen
Barbara Kler (Assistenz). Ausstattung:
den Welten zu bewegen und damit vielge- Julia Schnittger. Premiere am 8. Mai im
staltig auf das Libretto zu reagieren. Er be- Großen Haus. Weitere Aufführungen: 12.,
herrscht die ästhetische Klaviatur der ge17. und 26. Mai sowie 1., 8. und 21. Juni
Die
Einladung
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foyer 16
theater oldenburg Avanti Infantilitanti
Marc Becker stellt mit „Avanti Infantilitanti“ eine absurd-surreale Komödie
beim PAZZ Festival vor
Text: Sven Garbade
knallgrün / photocase.com
Zaubertricks
und Aberwitz
E
inen fulminanten „Kindergeburtstag mit Musik“ verspricht das Oldenburger Staatstheater zum Auftakt
des PAZZ-Festivals. Hausautor Marc Becker wird für das Performance-Festival
eine absurd-surreale Komödie kreieren,
die, ähnlich wie seine Produktion „Kraut
und Käse“ in der Spielzeit 2007, ganz ohne
verständliche Worte auskommen könnte, dafür aber eine Fülle von turbulenten
Zwischenfällen, Zaubertricks, grotesken
Tanzeinlagen und aberwitzige Pointen
präsentiert. Thema ist diesmal die Verkindlichung der Gesellschaft – und die
wiederum will Marc Becker in einem großen Spektakel hochleben lassen.
Der aus Bremen stammende Dramatiker
len sowie die ganz allgemein auf Comedy
abonnierte Unterhaltungskultur sämtlicher Marc Becker (Jahrgang 1969) geht die Sache nun als große Satire an. Seine gewiss
Fernsehkanäle.
turbulente „Avanti Infantilitanti“-Produktion, die sogar zu einer Zone der „erlösenDoch auch in der Lebenskultur des Alltags leuchten die Chiffren von Jugend-Kult den Gruppeninfantilität“ ausarten dürfe, soll auf dem Vorplatz der Exerzierhalle
und Jugend-Wahn in immer dominantestattfinden – jenem Ort, an dem sämtliche
ren Farben. Dass dabei tradierte Lebensentwürfe von Reife und Verantwortlichkeit Aktivitäten das PAZZ-Festivals ihr Zentrum haben werden. Hier entsteht ein Conzu verschwinden drohen, könnte in Vergessenheit geraten. Matthias Grön: „Immer tainer-Dorf, wo das Oldenburger Theaterweniger Menschen können sich heute vor- und Performance-Fest der etwas anderen
Art heimisch wird.
stellen, dass ein selbst bestimmtes Leben
aus Tradition und Hingabe an geistige WerDenn so wie JAZZ für die freie Form in der
te, wie Respekt oder Verantwortung, für
Musik steht, so soll PAZZ (Performing Arts
das eigene Tun relevant werden könnte.“
Festival) für die freie Form im Theater steÜber Relevanz verfügt das Thema in jedem Forever young – tatsächlich scheinen viehen. Innovative Theater-Experimente soFall. Immer mehr Menschen würden heute le gesellschaftliche Vorzeichen den Trend
wie lautstarke Spektakel werden also anversuchen, ihre Jugend bis „hart an den Vor- zum Kindlichkeits-Kult zu belegen. Dennonciert, Grenzüberschreitungen und
ruhestand
gegenseitige Befruchtungen zwischen freiken und
zu verer Theaterszene und dem Stadttheater aviHandeln
Thema ist die Verkindlichung der Gesellschaft
längern“,
siert. Nichts weniger als das (Er)finden von
in langerläutert Dramaturg Matthias Grön den
neuen Theaterästhetiken ist dabei erklärfristigen Perspektiven ist immer weniger
Grundgedanken der Inszenierung. Unsetes Ziel. Symposien zu weiteren Theatergefragt, die Auseinandersetzung mit den
re Zeit sei auf vielen Ebenen geprägt von der eigenen kulturellen Wurzeln tritt bestänThemen, wie beispielsweise zu Fragen der
Weigerung des Einzelnen, erwachsen zu
dig zurück zugunsten von Ruhm, Geld und Übersetzung und des Umganges mit neuen
werden. Jugendkult bis zum Kindischen ist nicht enden wollender Unterhaltung. So
Medien, begleiten das einwöchige Festival
an zahlreichen medialen und gesellschaftvom 20. bis 29. April.
könnte auch der Titel des Erfolgsromans
lichen Orten zu beobachten. Zu den promi- von David Foster Wallace programmatisch Premiere „Avanti Infantilitanti“:
nentesten Beispielen dürften ewig-juvenile für diesen ewigen Kindergeburtstag ste21. April auf dem Platz vor der ExerzierShowstars wie Thomas Gottschalk zähhalle Oldenburg
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foyer 18
thEatER BREMEn bremer shakespeare company
Baustelle, Verstärkung und eine Reise: Neues
von der bremer shakespeare company
Text: Christian Emigholz
„Viel Lärm um nichts“, Foto: Marianne Menke
olymPia ruft
E
s geht voran bei der bremer shakespeare company: Der Teilabriss des
vorhandenen Gebäudes am Leibnizplatz ist erfolgt, die Pfahlgründung des
„halben“ Neubaus ebenso. Eine ausgiebige Fotostrecke auf der Homepage der
Company im Internet zeugt davon. Derweil hat das Ensemble sein Übergangsdomizil in der Concordia bezogen, die
Bühne aufgebaut und und den Spielbetrieb aufgenommen – überwiegend Stücke
aus dem Repertoire wie „Macbeth“, „Viel
Lärm um nichts“, „Verlorene Liebesmüh“
oder „Timon aus Athen“.
Für die Concordia wird aber zurzeit auch
eine Neuinszenierung geprobt: „Ein Sommernachtstraum“ in der Regie von Benno
Ifland (wir berichteten in der vorigen foyer-Ausgabe). Daran beteiligt sind auch zwei
neue Kräfte der Company. Die Schauspielerin Ulrike Knospe, die schon an den Theatern in Heidelberg, Mannheim, Lübeck
und Zürich engagiert war, aber auch regelmäßig für den Rundfunk und fürs Fernsehen arbeitet. Sie hat bereits eine Rolle im
Hamlet übernommen, im „Sommernachtstraum“ spielt sie nun ihre erste eigenständige Rolle, genauer gesagt, Rollen – wie bei
der Company üblich.
ble Aquabella, das schon mehrfach in Bremen aufgetreten ist.
Die bremer shakespeare company spielt
aber nicht nur in der Concordia, sondern
außerdem an diversen Orten in und um Bremen, darunter das Lagerhaus in der Schildstraße, wo John von Düffels „Shakespeare,
Mörder, Pulp & Fiktion“ immer mal wieder auf dem Programm steht. Ein besondere Produktion an einem besonderen Ort hat
im März Premiere: In Zusammenarbeit mit
der Universität Bremen findet im „Haus des
Reichs“ die vierte szenische Lesung der Reihe „Aus den Akten auf die Bühne“ statt.
In der Reihe, die sich mit der Entnazifizierung am passenden Ort beschäftigt (im
„Haus des Reichs“ fanden nach dem Krieg
die Verhöre der US-Militärregierung statt),
wird die Geschichte der Margarete Ries unter dem Titel „Im Lager hat man mich zum
Verbrecher gemacht“ erzählt. Es spielen und
lesen Peter Lüchinger, Franziska Mencz, Michael Meyer und Petra-Janina Schultz. Premiere am 27. März (19.30 Uhr), weitere Aufführungen am 17., 18. und 24. April.
Mit gewisser Vorfreude erwartet die bremer shakespeare company auch die Auf
Auftritte mit „Timon aus Athen“ bei der LonNeu ist auch Erika Spalke, die ebenfalls in
doner Kulturolympiade im Globe Theatre.
Benno Ilfands Inszenierung zu sehen sein Die wird im Vorfeld der Olympischen Spiewird (Premiere ist am 21. März, 19.30 Uhr) le veranstaltet, wobei sämtliche 37 Stüund die bereits eine Rolle in „Timon aus
cke von William Shakespeare gespielt werAthen“ übernommen hat. Erika Spalke hat den, und zwar in 37 Sprachen. So ist dort
nach fundierter Schauspielausbildung viel beispielsweise „Titus Andronicus“ in kanals freiberufliche Schauspielerin in Berlin
tonesischem Chinesisch zu erleben oder
gearbeitet, sich aber zugleich ihrer anderen „Ein Wintermärchen“ in Yoruba. SelbstverBegabung als Musikerin gewidmet: Sie ge- ständlich spielen die Bremer ihr Stück auf
hörte einige Jahre zum A-cappella-Ensem- Deutsch, und zwar am 31. Mai und 1. Juni.
BREMER thEatER Szene 19 foyer
VariEté
am
fluss
t
usch, Vorhang auf, die Show beginnt
– allerdings erst 2013. Dann will die
in Bad Oeynhausen angesiedelte
GOP Entertainment Group ein VarietéTheater in der Überseestadt eröffnen und
die Unterhaltungsszene in Bremen „auf
„aufmischen“. Dafür entsteht gegenwärtig in
direkter Nachbarschaft zum Weser-Tower
ein „Entertainmentkomplex“, eine Kombination aus Varieté-Theater, Restaurant,
Dance Club und dem Vier-Sterne-Superior-Hotel Steigenberger.
Neuheiten von Bühnen der Region
Text: Peter Schulz
Essen, Bad Oeynhausen, Münster und Mün- Hommage an die grandiose Sängerin und
chen ähnliche Einrichtungen betreibt.
Schauspielerin, deren Leben 1969 ein
tragisches Ende nahm. Am 20. April (19.30
Die Varieté-Besucher sollen laut VorstelUhr) findet die Premiere im Theater Alte
lungen der Betreiber „vor der Show im
Molkerei Worpswede statt. Dabei handelt
GOP Restaurant abwechslungsreiche und
es sich um die zweite Produktion, die eifrische Menükreationen genießen.“ Nach
gens für dieses Haus realisiert wird.
der Vorstellung könnten sie den Abend im
Dance Club mit „traumhaftem Blick auf
„End oft the Rainbow“ kreist um die turbudie Weser“ ausklingen zu lassen.
lenten letzten Monate im Leben der Judy
Garland, die ein Comeback anstrebt und
in London ein neues Leben beginnen will.
Hommage an Judy
Das Stück von Peter Quilter kombiniert die
Sie bekam einen Oscar und zahlreiche
komischen, tragischen und anrührenden
GOP Entertainment will in dem Theater mit Grammys, doch in Erinnerung ist Judy
Seiten von Garlands Privatleben mit ihren
400 Plätzen „fantasievolle und berührende Garland mit einem Lied geblieben, nämweltberühmten Songs. Die Titelrolle überShows mit weltweit renommierten Artisten lich „Somewhere over the Rainbow“. Der
und Entertainern, hochkarätigen Tänzern, Song aus dem Film „Der Zauberer von Oz“ nimmt Mary C. Bernet, die in Worpswede
einzigartigen Comediens und begnadeten
wurde zum Evergreen; Ella Fitzgerald, aber bereits als Edith Piaf für Begeisterung
Musikern für die ganze Familie präsenauch Keith Jarrett oder Eric Clapton haben sorgte. Regie führt Craig Simmons, der auf
dem Theaterschiff Bremen Erfolgsstücke
tieren.“ Gesellschafter des Unternehmens
ihn interpretiert.
wie „Suche impotenten Mann fürs Leben“
ist die Familie Grote, die seit mehr als 30
inszeniert hat.
Jahren in der Großgastronomie und Unter„End of the Rainbow – Judy Garland, ihr
haltung tätig ist und bereits in Hannover,
Leben, ihre Musik“ lautet der Titel einer
Max Kaus
Im Norden und ...
Max Kaus gehört zu den wichtigsten
Berliner Malern im 20. Jahrhundert.
Die Galerie OHSE zeigt Gemälde
aus den 50er und 60er Jahren,
die nach Reisen an die Nordsee und
nach Italien entstanden waren.
Contrescarpe 36, 28203 Bremen, Telefon 0421 327 550
[email protected], www.galerie-ohse.de
foyer 20
thEatER BREMEn Personalien vom Goetheplatz
Der künftige Intendant am Bremer Goetheplatz
krempelt das Ensemble um
Text: Peter Schulz
Welle: Asphaltkultur, Samir Akika / Unusual Symptoms
G
börgErding mischt auf
emunkelt wird viel, eindeutig war
(noch) nichts: Über dem Spielplan
für die kommende Saison lag Anfang
März bei Redaktionsschluss dieser foyer-Ausgabe der Schleier der Ungewissheit.
Dagegen ließ sich Michael Börgerding, der
mit Beginn der Spielzeit 2012/13 den seit
zwei Jahren vakanten Stuhl des Intendanten am Bremer Goetheplatz besetzen wird,
hinsichtlich seiner künftigen Mannschaft
bereits hier und dort in die Karten blicken.
nete, will zunächst eine „Auszeit“ nehmen
und strebt dem Vernehmen nach eine verantwortliche Position zur Spielzeit 2013/14
an. Ähnliches ist auch über Marcel Klett zu
hören, dessen Arbeit trotz beachtlicher Erfolge wie zuletzt „Leonce und Lena“ häufig
im Fokus der Kritik stand.
Komplett ausgewechselt wird das Ensemble des Tanztheaters. Michael Börgerding
hatte bereits im Vorjahr angekündigt, der
Tanzsparte „neue Impulse“ verleihen zu
wollen. Urs Dietrich, bislang künstlerischer
Dabei wurde deutlich: Der langjährige
Chefdramaturg am Hamburger Thalia-The- Leiter der Compagnie, steht also vor einer
Neuorientierung, was angesichts seines exater mischt nicht nur das Ensemble, sonzellenten Leumunds kein Problem darsteldern auch die Leitungsebene kräftig auf.
len dürfte.
Eine Entwicklung, die allgemein erwartet
worden war, gilt am Theater ja durchweg
Seine Nachfolge wird der in Algier gebodie Regel: Wenn ein neuer Chef kommt,
rene und in Paris aufgewachsene Samir
müssen „die Alten“ (meistens) gehen. In
diesem Fall trifft es mit Ausnahme von Re- Akika antreten, dessen Produktionen internationales Aufsehen erregen und vielbecca Hohmann (Moks) und des künstlerischen Betriebsdirektors Martin Wiebcke fach ausgezeichnet wurden. Der Choreograph, einst von Pina Bausch gefördert,
die verbleibenden Mitglieder der „Fünferrealisiert gern Bühnenprojekte mit Jugendbande“, die das Haus in den vergangenen
lichen und gründete 2009 gemeinsam mit
zwei Jahren überaus engagiert, aber nicht
Alexandra Morales das Ensemble „Unusual
immer mit Fortune geleitet haben.
Symptoms“. Börgerding hatte ursprünglich
Laurent Chétouane favorisiert, was dem
Eine neue Aufgabe hat bereits Patricia StöVernehmen nach an zu hohen Gagen- und
ckemann gefunden. Die Leiterin des Tanzweiteren Forderungen scheiterte.
theaters wechselt ans Stadttheater Osnabrück, wo sie künftig als Dramaturgin und
Managerin der dortigen Dance Company ar- Akika, der sich noch nie fest an ein Stadtbeiten wird (siehe foyer 93). Ihre Büros räu- theater gebunden hat und sechs Tänzer mitmen müssen zudem Chefdramaturg Hans- bringen wird, dürfte schon wegen seiner
Vorliebe für eine karge Bühnenausstattung
Georg Wegner und Marcel Klett, der Leiter
des Schauspiels. Wegner, der 2007 mit Hans- besser in den finanziell eng gesteckten Bremer Rahmen passen. Mit der Entscheidung
Joachim Frey aus Dresden nach Bremen
für den 41-jährigen entspricht Börgerding
kam und zuletzt auch als Geschäftsführer
zudem seiner Ankündigung, gezielt ein jündes Bremer Theaters verantwortlich zeich-
geres Publikum ansprechen zu wollen, das
Akikas stark an Hip-Hop und Rap orientierte Arbeiten eher goutieren dürfte. Als „Artist in Residence“ wird zudem Monika Gintersdorfer in Bremen arbeiten, renommiert
als Regisseurin von Tanz- und Theaterprojekten zwischen Westafrika und Europa.
Beiden soll mit dem umgebauten Schauspielhaus eine adäquate Spielstätte zur Verfügung gestellt werden.
Doch Börgerding, seit 2005 Direktor der
Theaterakademie Hamburg und nicht allein deshalb bestens in der Szene vernetzt,
hat noch weitere Asse im Ärmel. Nämlich
Benjamin von Blomberg (Jahrgang 1978)
und den ein Jahr älteren Benedikt von Peter. Blomberg, der vom Thalia-Theater
kommt, soll als Chefdramaturg für Oper
und Schauspiel zuständig werden, Peter,
laut Börgerding „einer der hoffnungsvollsten Regisseure unserer Zeit“, ist als „Hausregisseur“ vorgesehen und soll mindestens
zwei Inszenierungen pro Spielzeit abliefern. Beide haben bereits in zahlreichen
Produktionen zusammengearbeitet; beide
„können“ miteinander, wie es heißt.
Benjamin von Blomberg, der historische
Musikwissenschaften, Germanistik und
Betriebswirtschaftslehre (!) studiert hat,
arbeitete mit Ulrich Khuon und betreute auch Opernprojekte, unter anderem mit
Christof Loy. Mit Benedikt von Peter realisierte er beispielsweise 2008 an der Oper
Frankfurt Verdis „Die Räuber“.
Benedikt von Peter, Assistent bei Peter Konwitschny und Peter Mussbach, kommt mit
der Empfehlung des Deutschen Theater-
theater Bremen Personalien vom Goetheplatz
Benedikt von Peter
21 foyer
Sebastian Baumgarten
Und die „Berliner Morgenpost“ warf von Pe- Guido Gallmann und Siegfried W. Maschek
vor allem versierte Kräfte, die das Publiter gar „Opernschändung“ vor.
kum aus vielen Produktionen kennt und
Auf das Debüt der beiden neuen „Vormän- schätzen gelernt hat. Die Lücken sollen
junge Absolventen der Theaterakademie
ner“ in Sachen Oper am Goetheplatz darf
man also gespannt sein, wobei sie sich auf sowie einige „gestandene“ Schauspielerindas bewährte, viel gelobte Ensemble stüt- nen und Schauspieler schließen. Michazen können. Denn Michael Börgerding hat el Börgerding drückt dem Theater Bremen
also auch hier bereits seinen Stempel auf.
seine bereits in der foyer-Ausgabe 92 veröffentlichte Ankündigung wahr gemacht
Das gilt auch für die Regisseure, die künfund nahezu alle Sängerinnen und Sänger
auch für die nähere Zukunft vertraglich an tig in Bremen arbeiten werden. Zu ihnen
wird unter anderem Klaus Schumacher gedas Haus gebunden.
hören. Der frühere Chef des Moks leitet
Das genaue Gegenteil war sein Lohn für eine
„Fidelio“-Regie an der Komischen Oper Ber- Ganz anders sieht es dagegen beim Schau- mittlerweile das Kinder- und Jugendtheater
lin. Der „Tagesspiegel“ senkte den Daumen spiel aus, das vor einer umwälzenden Ver- des Hamburger Schauspielhauses. Für das
änderung steht. Zwei Drittel des Ensemb- Schauspiel ist zudem Alexander Riemenmit den Worten: „Benedikt von Peter zieht
schneider vorgesehen, während in der Oper
les müssen dem Vernehmen nach gehen,
… die Summe allen Trashs. Warum gibt es
wobei es sich durchweg um jüngere Akteu- Sebastian Baumgarten zum Zuge kommen
an einem programmatisch so ehrgeizigen
Haus niemanden, keinen Intendanten, kei- re handelt. Wie es heißt, bleiben mit Irene soll, der im vergangenen Jahr in Bayreuth
Kleinschmidt, Gabriele Möller-Lukasz und eine höchst umstrittene „Tannhäuser“-Innen einzigen Dramaturgen, der Einspruch
szenierung abgeliefert hat.
Susanne Schrader sowie Martin Baum,
erhebt und so viel Schlimmes verhindert?“
preises „Der Faust“ nach Bremen, den er im
vergangenen Jahr für seine Inszenierung von
Luigi Nonos „Intolleranza 1960“ an der
Staatsoper Hannover erhalten hat. Hier gelang ihm in der noch laufenden Spielzeit
auch mit Verdis „La Traviata“ ein durchweg
bejubelter Erfolg. Foyer-Kritiker Markus
Wilks urteilte darüber im „Weser-Kurier“:
„Dank Benedikt von Peters ungewöhnlicher
Inszenierung ein singuläres Opernereignis.
Stehende Ovationen, auch für das Regieteam,
am Ende einer denkwürdigen Premiere.“
Max Kaus
... im süden
Max Kaus gehört zu den wichtigsten
Berliner Malern im 20. Jahrhundert.
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foyer 22
KOlUMnE Da capo!
intEndantEn-ParadE
Da capo!
Erinnerungen des foyer-Kritikers
Simon Neubauer
Michael Börgerding
i
n diesen Wochen und Monaten hört
man ihn oft, den hässlichen Klageruf „Kündigung!“ Er kommt aus dem
Mund enttäuschter Schauspieler und gekränkter Damen und Herren des Leitungsteams. Genau genommen handelt es
sich um ein Auslaufen oder eine Nichtverlängerung des Vertrags, was den Betrof
Betroffenen schon inmitten der Saison kundgetan worden ist. Freilich, der Existenz
bedrohende Effekt bleibt der gleiche.
Diese Zäsuren in den Ensembles sind seit
alters her üblich, besonders dann, wenn,
wie jetzt in Bremen, ein Intendantenwechsel ansteht. Und wer wollte es einem kommenden Bühnenchef verübeln, wenn er sich
mit Mitarbeitern seines Vertrauens umgibt,
um möglichst seine eigenen künstlerischen
Ziele verwirklichen zu können. Nur einmal
lief dieses Revirement am Bremer Theater
ohne großen internen Protest ab: Als Kurt
Hübner der Stuhl vor die Tür gesetzt wurde, nahm er fast sein gesamtes, bekanntlich
sehr potentes Schauspielensemble mit nach
Berlin. Ein schmerzlicher Verlust!
In den vergangenen 50 Jahren meiner kritischen Tätigkeit in Bremen bin ich acht
Generalintendanten begegnet – das gegenwärtige Leitungsteam der „Fünferbande“ und die Interimsherrschaft von
Rolf Rempe nicht mitgezählt; er hatte es
schwer, das von Hansgünther Heyme angerichtete Chaos zu entwirren.
Doch erstmal zurück zum 1. Januar 1962.
Damals amtierte Albert Lippert nur noch
Hans Joachim Frey
wenige Monate seiner fünfjährigen Bremer
Intendanz. Er war vom Deutschen Schauspielhaus Hamburg gekommen, wo ihn
Gustav Gründgens beerbte. Und nun – Ironie des Schicksals – warf erneut ein kompetenter Nachfolger, nämlich Kurt Hübner,
mächtige Schatten auf Lipperts Schaffen,
dem man immerhin den bis zum heutigen
Tag letzten „Ring des Nibelungen“ in der
Hansestadt verdankt.
Nachfolger Dr. Peter Stoltzenberg, der einen guten lokalen Ruf hatte, sollte wieder friedliches Theater bieten. Aber wann
ist denn schon mal im Schatten eines Felsen ebenso kreativ Großartiges geglückt?
Gleichwohl hatte Stoltzenberg (1973/74 bis
1977/78) durchaus Erfolge vorzuweisen.
Immerhin verpflichtete der im Wesen umgängliche Mann Peter Brenner an die Spitze der Oper, der dann zusammen mit dem
neuen Generalmusikdirektor Peter Schneider bedeutendes Musiktheater garantierte,
blieb ferner Hans Kresnik treu, band etwa
Barbara Sukowa und Evelyn Hamann ans
Haus und ließ George Tabori im Concordia
ein Theaterlabor einrichten.
Aber nun lautete das rigorose, einem
frechen Musical entnommen Motto:
„Die alten Zeiten sind vorbei“. Das waren sie wirklich ganz und gar. Die theatergeschichtlichen Taten Kurt Hübners
(1962/1963 bis 1972/73) und seiner über„Guru“ Tabori wollte einen neuen Schauaus kreativen Mitarbeiter sind in vielerspielertyp kreieren: Darsteller, sollten sich
lei Dokumenten und Büchern fest verankert. Zusammenfassend lässt sich über die ihre Rollen nicht nur körperlich aneignen, sondern sich
Vielzahl der damaligen
Interpretationen sagen, „Die alten Zeiten sind vorbei“ auch psychisch
in die Figur verdass Darstellungskunst
aus dem Rahmen der Ferne und Erhaben- senken. Die wochenlangen Bemühungen,
bei Tag und Nacht vollzogen, wurden jeheit herausgelöst und ebenso vehement
wie intensiv in gegenwartsnaher Mensch- doch von der Politik als „Seelenkotze“ verunglimpft.
lichkeit neu erschaffen wurde.
Wie immer, wenn sich ungewohnt Neues
offenbart, spaltete sich das Publikum. Dem
Jubel der Begeisterten standen die nicht
minder laut explodierenden Protestler gegenüber, die schon gar Kulturbolschewismus zu erkennen glaubten. Letztere fanden
wohl mehr Gehör bei Senator Thape und
vor allem bei seinem Mann für Kultur, Dr.
Eberhard Lutze: Hübner musste, trotz Sympathiemärschen und Fackelzügen, gehen.
Künstlerische Fortune leuchtete während der Regentschaft Arno Wüstenhöfers
(1978/79 bis 1984/85) hell auf. Dabei hatte
er, ein Gentleman, der kühne Träume und
vernunftbegabten Pragmatismus verbinden konnte und zugleich den Finanzrahmen (Spitzname: Sparno) genau beachtete, es besonders schwer. Denn er trieb den
Neubau eines Schauspielhauses mit Energie voran und überstand eine äußerst be-
kolumne Da capo!
Klaus Pierwoß
drohliche Situtation: Die potenten Schauspieler mit Frank-Patrick Steckel an der
Spitze, euphorisch gestimmt nach dem
spektakulären Erfolg der Schlachthof-Inszenierung von Shakespeares „Richard III“,
und dem Musiktheater bis zur Grußverweigerung mit Neid begegnend, verlangten
kategorisch einen eigenen, nur von ihnen
verwalteten Etat, eine ihnen überlassene
Stückwahl plus entsprechender Terminierung. Da konnte Wüstenhöfer, laut Vertrag
als Generalintendant gesamtverantwortlich, nicht nachgeben, worauf das gesamte
Schauspielensemble auszog. Wüstenhöfer, in der deutschen Theaterlandschaft
ein Mann von Rang und Namen, schaffte schnell das als unmöglich Erscheinende
und holte sehr gute Ensemble für En-suiteAufführungen nach Bremen.
Tobias Richter, damals der jüngste Generalintendant Deutschlands, ein kultivierter, musikalisch gebildeter Mensch,
sorgte von1985/86 bis 1991/92 mit eigenen
Inszenierungen und mit Arbeiten anderer gefragter Regisseure auch dadurch für
Aufsehen, dass er berühmten bildenden
Künstlern wie etwa Jörg Immendorf die
Ausstattung anvertraute. Außerdem holte
er den Dirigentensohn András Fricsay Kali
Son als Leiter des Schauspiels, nachdem
die bis zum lautstarken Krach hoch gesteigerten Reibereien mit Günter Krämer zur
unweigerlichen Trennung geführt hatten.
Das war wohl manchen wieder zu ruhig,
weil anschließend ausgerechnet Hansgünther Heyme berufen wurde, obwohl genü-
Hansgünther Heyme
gend andere Bewerber bereitstanden. Hatte
man sich vorher wirklich nicht schlau gemacht? Der Flop ließ jedenfalls nicht lang
auf sich warten. Heyme und sein bevorzugter Adlatus benahmen sich nach Gutsherren-Manier, wollten den Bremern zeigen, was Luxus im Theater bedeutet und
hinterließen schon nach einem Jahr ein Defizit von einer dreiviertel Million Mark.
Nachdem der finanzielle Theatertod unter
tatkräftiger Mithilfe von Rolf Rempe verhindert worden war, kam mit Klaus Pierwoß die richtige Kämpfernatur. Und er zögerte nicht einen Moment, sich die roten
Boxhandschuhe anzuziehen, zumal sich
die Schwierigkeiten, die schon manchem
seiner Vorgänger den Schlaf geraubt hatten, nun geradezu bündelten: Die ständige
Unterfinanzierung eines anspruchsvollen
Theaters, das nun fünf Spielstätten (Goetheplatz, Schauspielhaus, Concordia, Moks
und Brauhauskeller) aufwies, der Umzug
ins Musicaltheater wegen dringender Renovierungen des Hauses am Goetheplatz,
und nicht zuletzt die mitunter sträfliche
Inkompetenz der politisch Verantwortlichen. Erst in jüngster Zeit trat mit Staatsrätin Carmen Emigholz Besserung ein.
Trotzdem, die zwölfjährige Pierwoß-Regentschaft (1994/95 bis 2006/07) war von
künstlerischem Ethos geprägt, vollzog
sich, wenn auch mitunter angefeindet, auf
hohem Niveau, das mehrere Uraufführungen und die Freizügigkeit des zeitgenössisch wuchernden Regietheaters umschloss. Jedenfalls sicherte sich Klaus
23 foyer
Tobias Richter
Pierwoß einen Ehrenplatz in der Bremer
Theatergeschichte und hinterließ seinem
Nachfolger zumindest im künstlerischen
Bereich ein geordnetes Haus.
Nachfolger Hans Joachim Frey, ein hoffnungsfroher Optimist mit vielen Ideen,
wollte verständlicherweise andere Ziele
möglichst im Hochglanzrahmen ansteuern, damit ein anderes Wunder an
der Weser auch auswärtige Kritiker und
(Theater)-Besucher anlockt. Doch bald
störte der enorme Schuldenberg, den vor
allem Musical-Verschwenderin „MarieAntoinette“ weiter aufgestockt hatte: Hals
über Kopf wurde schon nach zwei Jahren
die Notbremse gezogen.
Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Einiges hatte Frey zumindest gut gewollt:
Versuch der Etablierung einer Seebühne an der Weser oder die regelmäßige Veranstaltung hochkarätiger Liederabende,
die allerdings nur die stets weiter schwindende Zahl der Gourmets hoch erfreuten.
Die gegenwärtig noch amtierende Leitung des Bremer Theaters konnte nicht
verhindern, dass die Besucher-, vor allem
auch die Abonnentenzahl einbrach. Einige Flops sind der Schauspielsparte, aber
auch schwachen Inszenierungen des Märchens und der noch immer laufenden Operette geschuldet.
Aber nun steht Michael Börgerding ante
portas. Große Hoffnungen richten sich auf
ihn. Wird er sie erfüllen können? In ein
paar Monaten wissen wir mehr.
foyer 24
thEatER in nORDEn Opernpremieren
Neue Inszenierungen auf
norddeutschen Bühnen
Herzog Blaubarts Burg/Blaubart; Foto: Jörg Landsberg
Theater Bremen
Herzog Blaubarts Burg/
Blaubart
Soll man die Bremer Oper für ihren Sachverstand loben, nach Brittens „Turn of the
screw“ nun auch Béla Bartóks „Herzog
Blaubarts Burg“ in einer exzellenten Produktion vorgestellt zu haben? Oder sollte
man zugleich betonen, dass das Theater in
den letzten Monaten seinem Stammpublikum, das im Durchschnitt eher an italienischer Oper oder Mozart interessiert sein
dürfte, wenig geboten hat? Wie auch immer man die aktuelle Situation individuell beurteilt, die 60 Minuten lange Neuproduktion von Bartóks „Blaubart“ sollte jeder
Interessierte gesehen haben, wohingegen
der zweite Teil des Kombinationsabends
(Franz Hummels „Blaubart“) eher Spezialisten empfohlen werden kann.
ler Spannung, wurde beim finalen Mord
und der Erscheinung der Toten leider allzu
konkret. Nadja Stefanoff vereint als Judith
im Kampf um Blaubarts Seele Präsenz und
Sinnlichkeit; mit ihrem dramatisch weiter
gereiften Mezzo gelang ihr erneut ein bestechendes Rollenporträt, das vom Schrei beim
Öffnen der fünften Tür gekrönt wurde.
Doch am Ende „gewinnt“ der als Figur vergleichsweise undurchsichtig angelegte Blaubart, der für Judiths Therapieversuche noch
nicht weit genug ist und sie eiskalt ermordet.
Für George Stevens liegt die Partie des Blaubarts etwas zu tief, doch bekam er hinreichend viele Gelegenheiten, seinen klangvollen Bariton wirkungsvoll einzusetzen.
GMD Markus Poschner ließ die Bremer Philharmoniker spätromantisch aufblühen und
gab den oft zart intonierten Dissonanzen
eine besondere Wirkung. Damit gelang dem
Theater Bremen eine mustergültige BarIn Béla Bartóks Oper verfolgt man die frisch tók-Produktion, zumal man entgegen dem
verheiratete Judith, wie sie nach dem BeTrend publikumsfreundlich auf Deutsch
treten von Blaubarts Schloss fast schon be- singen ließ. Eigentlich hätte der Abend nach
sessen Türen öffnen und mit der Kraft der
diesem Ereignis zu Ende sein müssen.
Liebe sein Herz erleuchten will. Ein Psychodrama mit Todesfolge und beängstigenden Bei einer Spieldauer von nur rund 60 MiEinblicken in Blaubarts Seele. Fast schon
nuten entscheiden sich die meisten Theasurreal das Bühnenbild (Ausstattung: Carl
ter dafür, Bartóks Oper mit einem weiteFriedrich Oberle) mit den im Raum schweren Werk zu kombinieren. In Bremen gab
benden Türen, die sich nach dem jeweiligen es mit Franz Hummels „Blaubart“ eine ErÖffnen gespenstisch drehen und die Fanta- gänzung, die es neben Bartoks Monolith
sie der Zuschauer anregen.
schwer hat. 1984 kam Hummels Ballettoper für Streichquintett zur Uraufführung,
Rosamund Gilmore pflegte einen Inszenun hat der Komponist das Werk orchesnierungsstil mit minimalen, aber hochprä- tral um das Streicherkollektiv erweitert.
zise choreographierten Bewegungen volDie Bremer Philharmoniker brachten die
Partitur differenziert, expressiv und sehr
flexibel spielend zum Klingen; die Solisten Loren Lang (Sigmund), Barbara Buffy
(Emmi), Kejia Xiong (Herr K) und Christian-Andreas Engelhardt (Vater) sangen und
spielten engagiert.
Das junge Ensemblemitglied Steffi Lehmann (geboren im Uraufführungsjahr der
Oper) präsentierte in der zentralen Rolle
der Dora einen höhensicheren, hellen Sopran voller Mitteilungskraft und würde vermutlich eine vorzügliche Lulu abgeben. Als
Dora war sie fast schon zu sicher und präsent, denn immerhin ist Dora Hysteriepatientin bei Sigmund Freud, der ihre traumatischen Erlebnisse zu behandeln versucht.
Diese Therapiesitzung, basierend auf einem realen Fall Freuds, ist denn auch Gegenstand der Oper, die intellektuell jedoch
kaum anregt oder einen sinnlich packenden Theaterabend ermöglicht.
Und Blaubart? Der märchenhafte Frauenmörder tritt gar nicht auf. Blaubart soll für
Doras Krankheitsbild stehen und für ihre
Auseinandersetzung mit Freud, aus der sie
quasi als Siegerin hervorgeht, weil sie sich
aus seinen Fängen befreien kann. Damit
der Bezug zum Blaubart-Mythos nicht allzu fern erscheint, hat Librettistin Susan
Oswell unter anderem Passagen aus Georg
Trakls Blaubartfragment ergänzt. Über die
Sinnhaftigkeit dieses Arrangements lässt
sich trefflich diskutieren.
Rosamund Gilmore, die bereits die Uraufführung inszeniert hatte, zeigte mit
der Wahl der Gesten und Requisiten inte-
theater in norden Opernpremieren
25 foyer
Im weißen Rössl
ressante Parallelen zwischen den beiden
„Blaubart“-Opern auf, konnte die Hummel-Oper aber nicht aus der Nische für
Spezialisten befreien.
Markus Wilks
locktem Haarschopf. Wenn er seine Wirtin Josepha, energisch und sympathisch
verkörpert von Judith Kuhn, verliebt mit
Dackelblick ansingt, fragt man sich, wie
sie diesem Charmeur so lange widerstehen
kann. Publikumsliebling ist ohne Zweifel Jürgen A. Verch, der den ewig nörgelnStadttheater Bremerhaven
den Berliner Trikotagenfabrikanten GiesIm weißen Rössl
ecke, Erfinder der Hemdhose Apollo, gibt.
Ein echtes Berliner Original mit KodderWer Operetten grundsätzlich in die Kateschnauze und immer für einen Lacher gut.
gorie „Generation 60+“ packt, sollte sich
Auch die anderen Charaktere sind hinreischnellstens nach Bremerhaven ins Stadtßend herausgearbeitet: der Kaiser als lietheater begeben. Dort hat Regisseur Ralf
benswerte Witzfigur im SpielzeugschiffNürnberger das „Weiße Rössl“ aus der Motchen (Christine Dorner), Rechtsanwalt Dr.
tenkiste gehoben und daraus eine witzige,
Siedler als Golf spielender Beau im weirasante Schlager-Revue gebastelt.
ßen Anzug (Ziad Nehme), Gieseckes hübsche Tochter im eleganten Sommerkleid
Im Vorfeld hatte er schon angekündigt,
(Lilli Wünscher), der schöne Sigismund
dass er bei seiner Inszenierung auf keinen
mit Glatze (Jan-Friedrich Schaper) und das
Fall ins Kitschambiente abdriften werde.
süße lispelnde Klärchen (Pinelopi ArgyUnd in der Tat umschifft Nürnberger, der
ropoulou). Herrlich auch der immer spielauch das Bühnenbild entworfen hat, gefreudige Chor, der als Touristengruppe mit
schickt die Schmalz-Fallen. Schon das AlKamera, Sonnenbrille und Mundschutz (!)
penpanorama ist jenseits aller Romantik:
in das Weiße Rössl einfällt.
eine schwarze Leinwand, auf der mit wenigen weißen Pinselstrichen die Berge an- Den Showcharakter der Inszenierung vergedeutet sind, ein knallblaues Haus mit
stärkt das Ballettensemble des Stadttheaweißen Fensterläden, davor quietschgelbe ters, für das Sergei Vanaev temperamentBänke. Dazu die Akteure in leuchtend roten volle Tanzeinlagen irgendwo zwischen
Dirndln und Lederhosen, echte Hingucker. Folklore und Jazzdance erdacht hat. Das
Alpengrün sucht man hier vergebens, da
Städtische Orchester unter der Leitung von
blitzt Ironie durch, die ganze Szene wirkt
Hartmut Brüsch setzt die Ohrwürmer von
fast wie ein Comic.
Ralph Benatzky, Robert Gilbert und Robert
Stolz mitreißend um, fast möchte man mitIn dieser Kulisse können die Sänger und
singen. Viel Applaus für einen unterhaltsamen Spaß – auch für Nicht-Operettenfans.
Tänzer sich austoben, allen voran PeKarin Hiller
ter Kubik als Zahlkellner Leopold mit ge-
Inhaberin: Hildegard Christiansen
Fon 0421 - 25 57 35
Oberneulander Heerstraße 26 - 28
28355 Bremen
Mo. - Fr. 10.00 - 18.30 Uhr
Sa. 10.00 - 13.30 Uhr
foyer 26
thEatER in nORDEn Schauspielpremieren
Neue Inszenierungen auf
Idomeneo
norddeutschen
Bühnen
Foto: Jörg Landsberg
Theater Bremen
„Torquato Tasso“
Alles sollte etwas leichter gespielt werden.
So hatte es das Team um Nora Somaini
im Vorfeld versprochen. Vor allem viel
Lebendigkeit wünschte man mit dem
Goethe-Text herbei zu zaubern, bloß nicht
in Ehrfurcht vor dessen Heiligkeit erstarren. Doch der nun gezeigte „Torquato
Tasso“ im Bremer Schauspielhaus kann
dieses Versprechen nicht recht einlösen.
Vor allem durch die oftmals seltsamen
Verkleinerungen der Figuren wirkt dieser
„Tasso“ unscharf bis albern.
Am auffälligsten ist diese gewollte Umdrehung der Abhängigkeiten in der Figur des
Antonio. Jenem bei Goethe so provozierend
sonor und machtbewusst geerdeten Gegenspieler des Tasso. Antonio, der Machtpolitiker, der Fels, an dem der kriselnde Künstler
am Ende wie ein Ertrinkender Schiffbruch
erleiden soll. Zwei Seelen aus Goethes
Brust kommen in diesen beiden Männern
ja ureigentlich zu Wort – bei Somaini wird
jedoch einer der beiden zur Witzfigur.
kräftet Somaini dessen Gegenspieler Antonio, indem sie diesem die Attribute einer
volkstümlichen Scherzfigur verpasst: Bedenklich bräunlich sind Hemd und Hose,
ledernde Hosenträgern schnüren den Rest
des Männleins zusammen. Ist das nicht die
Uniform des ewigen Protofaschisten? Oder
zumindest die krachlederne Kostümierung
eines kleingeistigen Dörflers? Gegen so
einen lässt sich leicht Stimmung machen.
Diese Parteinahme zugunsten des Künstlers Tasso bekommt der Gesamt-Balance
des Stückes nicht gut. Wobei ja auch der
Rest des Hofstaates (unter der Herrschaft
von Martin Baum als Herzog) zudem wie
Von dem wortgewaltig ausgetragenen
eine puppenlustige Bande Teenager daher
Konflikt zwischen Künstler und Sponsokommt. Mit scheußlich bunten Bommeln
ren, wie man die Mäzene heute nennen
sind gleich beide Leonoren (Franziska
muss, bleibt hier nur ein etwas nervös
Schubert und Varia Linnéa Sjöström) veraufgekratzter Mischmasch übrig. Grelle
Dass Tasso hier wie ein zwar angespannter, unstaltet, beide sind kaum in ihrer sozialen
Kostüme einerseits, diffuse Beziehungen
aber ansonsten recht braver Student der
Stellung, ihrem Wollen und Sollen kenntzwischen den Figuren andererseits. Wer ist
Kreativwirtschaft daher kommt (Thomas
lich gemacht. Ein sonderbarer Jugendclub,
hier von wem abhängig? Man weiß es nicht
Hatzmann), der zeitweise sogar in ein
dem irgendwie das passende Stück zum
genau an diesem Abend. Für einen „Tasso“
Lorbeer-Gewächshaus eingesperrt wird,
Konzept abhanden gekommen scheint.
ist das jedoch fatal.
wirkt noch stimmig. Doch gleichzeitig ent- Sven Garbade
Denn dieser Antonio (gespielt von Alexander Swoboda) ist auf ganz betriebsame
Art dem Künstler zu Diensten, reicht ihm
Espresso und muss am Ende für ihn sogar
Frondienst am Fotokopierer leisten. Der
Künstler ist eben höchst gefragt, so die
Botschaft.
Liebe, Sehnsucht, Hoffnung …
Wir wünschen allen Besuchern der romantischen Operette „Das Land des Lächelns“
einen Abend voller bewegender Momente.
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foyer 30
PORtRÄt Nils Mönkemeyer
Nils Mönkemeyer: Die Bratsche spricht die
leisen Dinge aus
Text: Stephan Cartier
E
hang zur
sElbstironiE
r lacht gern, und sein Ernst leidet darunter nicht. Vielmehr hat man hat
den Eindruck, dass Nils Mönkemeyers Nachdenken über Musik von diesen
vielen Lach-Einsätzen im Gespräch profitiert. Seine neue CD mit Aufnahmen barocker Kompositionen heißt – nur nebenbei
bemerkt – „Folia“. Im Portugiesischen
bedeutet dies „lärmende Lustbarkeit“, die
Komponisten für Bratsche geschrieben
Franzosen übersetzten es knapper mit
haben.“ Das Viola-Konzert Béla Bartóks ist
„Wahnsinn“.
das dramatischste Beispiel. Er hinterließ
Mönkemeyer, 1978 in Bremen geboren, ist das Werk nur auf Zetteln, so dass es postein unkomplizierter Star aus der „posthe- hum ergänzt werden musste.
roischen“ Generation mit Hang zur Selbstironie. Auf seiner Homepage bietet er unter Mönkemeyer, mittlerweile mehrfacher
„Echo Klassik“-Preisträger, hat es zu seianderem den Blog „Bratschen-Bäckerei“
nem Lieblingsstück gemacht: „Trotz seiner
an, mit Rezepten für unverschämt leckeDramatik ist es kein Endzeitwerk, und der
re Kuchen. Unbedingt anklicken! (www.
zweite Satz, das Adagio religioso, gehört
nilsmoenkemeyer.de)
zum Schönsten, was es für das Instrument
Er kann aber auch anders. Das Programm, gibt.“ Ausgerechnet dieses Werk in seiner
Heimatstadt spielen zu können, sah der
mit dem der derzeit wohl erfolgreichste
deutsche Bratscher unlängst in der Bremer 33-Jährige als Geschenk an. „In der Glocke
habe ich meine ersten Konzerte gehört. In
Glocke gastierte, spielt am anderen Ende
den Rängen hinter dem Klavier habe ich
der Gefühlsskala. Schon der Titel „BeMartha Argerich zugehört. Da wusste ich:
rühmte letzte Worte“ klingt nur mäßig
lustig. „Da ist schon etwas dran“, kommen- Hier willst du auch mal spielen.“
tiert Mönkemeyer die Beziehung zwischen
der Bratsche und dem dunklen Sentiment. Das konnte er nun; auf dem Programm
standen neben Bartóks Viola-Konzert
„Es sind häufig ihre letzten Werke, die
die „Polowetzer Tänze“ von Alexander
Borodin und die „Symphonischen Tänze“
Sergej Rachmaninows – zwei weitere Werke mit dem Charme des Finalen. Die Noten
der Polowetzer Tänze zieren das Grabmal
Borodins, und Rachmaninow schrieb nach
diesen Orchester-Tänzen kein weiteres
Werk mehr.
Ob es ein Zufall ist, dass alle drei Komponisten eines Programms über „letzte
Worte“ aus dem slawischen Kulturkreis
stammen? Nach dem Lachen folgt eine
Pause. „Da ist was dran“, meint Mönkemeyer. Er muss es wissen, Erfahrungen
mit Russland und melancholischen Tönen
hat der junge Mann reichlich, der aus einer
Musikerfamilie stammt und an der Hochschule für Künste in Bremen sein Studium
begann und dann in Hannover, München
und Salzburg fortsetzte.
PORTRÄT Nils Mönkemeyer 31 foyer
tradingopportunities!
19 ➜ 22 April 2012
Messe Bremen
Jazzahead! meets
Glocke JAZZNights
Tomatito sextet
›Luz de Guía‹ (ES)
fr 20 april / 20 Uhr
Die Glocke
Seinen internationalen Durchbruch erlebte er in Moskau 2006, als er den ersten
Preis beim Yuri-Bashmet-Wettbewerb
gewann. Die ersten drei CD-Einspielungen, die allesamt zu großen und „Echo“preisgekrönten Erfolgen wurden, sprechen
in einem melancholischen Ton: „Ohne
Worte“, „Weichet nur, betrübte Schatten“
und „In dunklen Träumen“ heißen sie. Um
den Radius seines Instruments zu erweitern, hat Mönkemeyer, der mittlerweile als
Professor für Bratsche an der Hochschule
für Musik Carl Maria von Weber in Dresden unterrichtet, Lieder unter anderem
von Schumann und Brahms adaptiert.
„Sie ist eine Liebeserklärung
der Musik an sich selbst“
Es muss eine Affinität der Unbeschwertheit zur Melancholie geben, anders ließe
sich die Kombination zwischen diesem gelöst wirkenden Interpreten und seiner Auswahl an leicht tragischen Werken schwer
erklären. Sein Instrument, die Bratsche, ist
der gemeinsame Nenner. Denn sie ermögliche ihm besondere Dinge: „Mit ihrem
dunklen Klang kann man musikalisch
etwas erzählen, was man nicht laut sagen
möchte. Sie ist eine Liebeserklärung der
Musik an sich selbst“, sagt er. Und lacht; er
muss es ernst meinen.
Spanish Night
Do 19 april
➜ kulturzentrum schlachthof / ab 20 Uhr
Alborada: tribute to Ramón Montoya with Dani de Morón /
Benavent-Di Geraldo-Pardo / Dead Capo / Filthy Habits Ensemble /
Gutierrez
GErman Jazz Expo
fr 20 april
➜ Messe bremen / ab 14:30 Uhr
Carsten Daerr Trio / Céline Rudolph / Florian Weber: Minsarah
electric / Lebi Derya / Lisbeth Quartett / Mo’ Blow / Omer Klein /
schultzing feat. Mateusz Smoczynski / Sebastian Gille
Quartett / Trio 120
Vocal Jazz
➜ maritim hotel / ab 20 Uhr
Cécile Verny Quartett (ger) / Coda (es) / Kolektif Istanbul (tur) /
Sara Colman Quintett (uk) / Simin Tander Quartett (af, nl)
Overseas Night
➜ kulturzentrum schlachthof / ab 20 Uhr
Edmar Castaneda Trio (usa, ger) / François Bourassa Quartett
(ca) / Oran Etkin (usa) / Trio Corrente (br) / Vinx (usa)
European Jazz Meeting
Sa 21 april
➜ Messe bremen / kulturzentrum schlachthof / ab 14:30 Uhr
Defekt (fi) / Émile Parisien Quartett (fr) / Fattigfolket (no) /
François Corneloup Trio (fr) / Hildegard lernt Fliegen (ch) /
Journal Intime (fr) / Just East (uk) / Kepera Trio +
Yoram Lachish ›Levantasy‹ (nl) / Kit Downes Group (uk) /
Malcom Braff Trio (ch) / Marius Neset Golden Xplosion (dk) /
Slo Motive (fi) / Solveig Slettahjell/Morten Qvenild (no) /
Spinifex Quintett (nl) / Trondheim Jazz Orchestra (no)
jazzahead! škoda clubnight ➜ 17 clubs / ab 17 Uhr
Tickets und Infos
www.jazzahead.de
veranstalter: messe bremen / wfb gmbh; glocke veranstaltungs gmbh;
kulturzentrum schlachthof e.v.
Foyer_programm_93x270.indd 1
21.02.12 11:17
foyer 32
KULTURSTADT WILHELMSHAVEN Sinfoniekonzerte
Wellenbuchhaltung
(sk) Parallel zur Jubiläumsschau mit
Landschaftsmalerei um 1900 von Otto
Modersohn, Walter Leistikow, Paul Baum
und Johann-Georg Siehl-Freystett stellt
die Kunsthalle Wilhelmshaven im
Kulturstadt Wilhelmshaven: Spannende
Ausstellungen, ein Konzert mit Weltstar
Sol Gabetta und ein buntes Veranstaltungsprogramm
Texte: Peter Schulz
Sol Gabetta
„SCHAUfenster der Region“ eine Gegenwartskünstlerin vor: Natascha Kaßner,
die bei Valie Export in Berlin studiert hat
und heute in Oldenburg lebt.
Im Kabinett der Kunsthalle sind zwei Bleistiftgruppen zu sehen, die beide poetisch
analytisch wirken. In der Serie „Formen
des Nordens“ hat Kaßner alle 16 Bundesländer zeichnerisch erfasst, allerdings
jeweils nur das obere Drittel jeden Bundeslandes. Dadurch entwickeln die schraffierten Formen ein Eigenleben. Bisweilen
erinnern sie an Tiere und Pflanzen.
Kaßners zweiter Zyklus heißt „Wellenbuchhaltung“. Als Stipendiatin in Venedig
hatte die Künstlerin die Bewegungen der
Wellen mit dem Stift in Linien übersetzt.
Etwa alle drei Minuten war eine neue
Zeichnung entstanden, die sie später im
Atelier einem buchhalterischen Prozess
unterworfen hat. Wie eine Wissenschaftlerin hat Kaßner dort Linien nummeriert,
nachgezeichnet, geordnet, verkleinert,
neu kombiniert. Mit einem Faden hat sie
einzelne Linien nachgemessen und als
„Trockenwellenkonzentrat“ eingetütet.
Chaos wurde zu Ordnung.
Ein Auslöser für diesen Zyklus sei in Venedig ihr winziges Zimmer im Palazzo der
Deutschen Studienstiftung gewesen, sagt
sie. „Da musste ich manchmal die Flucht
antreten und bin zum Lido gefahren, wo
ich völlig frei und ohne Zwang mit dem
Stift und den Wellen tanzen wollte.“
Bis 9. April, Kunsthalle Wilhelmshaven
Die Sonne
geht auf
W
o immer sie auftritt, ob mit dem
Kammerorchester Basel, dem
Münchner Kammerorchester
oder dem Tokyo Philharmonic Orchestra,
erobert sie ihr Publikum im Sturm. Sol
(„die Sonne“) Gabetta besitzt die Gabe,
Menschen auf Anhieb für sich einzunehmen – nicht nur dank ihres exzellenten
Cellospiels, sondern auch wegen ihrer
charmanten Ausstrahlung. Am 8. Mai
(20 Uhr) tritt die junge Argentinierin in
der Stadthalle Wilhelmshaven mit dem
BBC Philharmonic Orchestra unter der
Leitung von Juanjo Mena auf.
Das Konzert setzt den Schlusspunkt
unter eine an Höhepunkten reiche Saison
2011/12, die Künstler von Weltrang wie
Neeme Järvi, Martin Fröst oder Arcadi
Volodos sowie Orchester wie Le Cercle de
l’Harmonie oder die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen geprägt haben.
Nun also Sol Gabetta, die 1981 als Tochter
französisch-russischer Eltern im argenti-
nischen Córdoba geboren worden ist.
Die dreifache Echo-Klassikpreisträgerin
von 2011, die sechs Sprachen spricht,
versteht sich als Weltbürgerin und lebt
heute in der Schweiz. Noch während ihres
Studiums bei David Geringas an der Hanns
Eisler Musikhochschule in Berlin war ihr
2004 mit den Wiener Philharmonikern
beim Lucerne Festival der internationale
Durchbruch gelungen.
Sol Gabetta spielt ein Guadagnini-Cello von
1759 und wird in Wilhelmshaven mit dem
Konzert Nr. 1 Es-Dur op. 107 für Cello und
Orchester von Dmitri Schostakowitsch zu
hören sein. Nach der Pause steht mit der
Sinfonie Nr. 5 eines der bekanntesten Werke
von Gustav Mahler auf dem Programm,
nicht zuletzt deshalb, weil das Adagietto im
Filmklassiker „Tod in Venedig“ von Luchino
Visconti gleich mehrmals erklingt.
www.sinfoniekonzerte-wilhelmshaven.de
KULTURSTADT WILHELMSHAVEN Küstenmuseum 33 foyer
Imponierende Soulstimme
„Mir so nah“ lautet der Titel des aktuellen
Albums, mit dem Cassandra Steen auf
Tournee geht. Die Pop- und R&B-Sängerin
mit der prägnanten Soulstimme machte
zunächst mit der Gruppe „Glashaus“ auf
sich aufmerksam, arbeitete mit Szenegrößen wie Bushido und Xavier Naidoo
zusammen und schaffte es 2009 mit ihrer
Single „Stadt“ bis auf Platz zwei der deutschen Charts. „Mir so nah“ ist ihr drittes
Solo-Album.
22. März, 20 Uhr,
Stadthalle Wilhelmshaven
Text: Berit Böhme
Martenstein liest
Eiszeit und
Container
K
üstenmuseum Wilhelmshaven – eintauchen in die Geschichte der Stadt
Wilhelmshaven, der Nordseeküste
und der Seeschifffahrt. Die 1951 gegründete, interaktive Einrichtung ist seit der
Jahrtausendwende in einer ehemaligen
Marine-Exerzierhalle an der Maritimen
Meile zu Hause und gleichermaßen für
Freunde der Naturkunde wie der Kulturgeschichte interessant.
Im Erdgeschoss erwartet die Besucher die
Dauerausstellung „Siedlungsgeschichte an
der Küste“. Sie spannt den Bogen von der
Entstehung der Küste seit der Eiszeit über
Wissenswertes zum Naturraum Nordsee
bis hin zu frühen Besiedlungsspuren. In
einem „Labor“ können die Besucher selber
in die Rolle von Küstenforschern schlüpfen
und chemische und physikalische Experimente durchführen.
Ein Bereich der Dauerausstellung dreht
sich um die Entwicklung der Marinestadt
Wilhelmshaven. Zudem sind unter dem
Motto „Souvenirs von fremden Küsten“ die
Mitbringsel von Seefahrern zu bewundern.
Wer sich für Containerschiffe, Hafenlogistik und die Arbeitsabläufe des bald in
Betrieb gehenden Jade-Weser-Ports interessiert, wird im Küstenmuseum ebenfalls
fündig. Dem einzigen Tiefwasserhafen
Deutschlands ist eine separate Abteilung
mitsamt Schiffsmodellen gewidmet.
Das Museum kooperiert auch mit anderen
Kultureinrichtungen. Für die noch bis zum
15. April laufende Sonderausstellung „Juden
in Deutschland heute“ arbeitete das Wilhelmshavener Team mit der „Stiftung Haus
der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ zusammen. Zu sehen sind Fotografien
des US-Amerikaners Edward Serotta, der
„die Vielfalt jüdischen Lebens im Deutschland der 1990er Jahre“ dokumentiert hat.
Öffnungszeiten Di.-So. 11-17 Uhr (März)
bzw. 11-18 Uhr (ab April). Eintritt: 4,70
Euro (Erw.), 2,10 Euro (ermäßigt). Telefon
04421 - 400940. www.kuestenmuseum.de
Witzig, nachdenklich, manchmal auch
wütend – die Kolumnen von Harald
Martenstein in der „Zeit“ und im Berliner
„Tagesspiegel“ thematisieren den deutschen Alltag, balancieren dabei häufig
zwischen Literatur und Nonsens. Im Buch
„Ansichten eines Hausschweins“ sind
seine besten Glossen aus den vergangenen
Jahren zusammengefasst.
29. März, 20 Uhr, Pumpwerk
Uraufführung
Die Landesbühne Nord setzt ihre viel
beachtete Serie von Uraufführungen fort.
Mit „Die Jüdin von Toldeo“ erlebt nun ein
Stück von Kristo Šagor seine Weltpremiere, dessen Werke hierzulande mittlerweile
zu den meistgespielten gehören. Der im
niedersächsischen Stadtoldendorf geborene Autor griff für seine neueste Arbeit
einen Roman von Lion Feuchtwanger auf.
Premiere 5. Mai, 20 Uhr, Stadttheater
Wilhelmshaven
Verlängert
Werbung auf Blechdosen, Emailschildern
und Spielzeug stehen im Mittelpunkt
einer Sonderausstellung des Küstenmuseums Wilhelmshaven, die jetzt bis
zum 20. Mai verlängert worden ist. „Bunt
verpackt“ lautet der Titel der Präsentation,
die unter anderem ein Wiedersehen mit
Werbefiguren wie dem Sarotti-Mohr oder
dem Rüger-Hansi ermöglicht.
Geöffnet Di. bis So. jew. 11-17 Uhr (im
März) bzw. 11-18 Uhr (ab April)
foyer 34
musik Bremer Philharmoniker
1788 oder
Mozarts Händel
Doppelkonzert der Bremer Philharmoniker
wird zum krönenden Finale der Zusammenarbeit mit Christopher Hogwood
Text: Markus Wilks
Christopher Hogwood
M
an müsste ins Jahr 1788 reisen
können! Sicherlich wären auch
andere Zeitsprünge interessant,
doch 1788 ist ein bedeutendes Jahr im
kurzen Leben des Wolfgang Amadeus
Mozart: Er komponierte in diesen zwölf
Monaten unter anderem seine drei großen Sinfonien und bekam Aufträge zur Beschäftigung mit den Werken Händels.
Aber er erlebte in dieser Zeit auch seelische und finanzielle Achterbahnfahrten.
1788 ist quasi auch das Jahr des nächsten
Doppelkonzertes der Bremer Philharmoniker in der Glocke, die mit Mozarts Sinfonie Nr. 39 und seiner Bearbeitung von
Händels „Ode auf St. Caecilia“ zwei Werke
aus dieser Zeit vorstellen (Sonntag, 15.
April, 11 Uhr/ Montag, 16. April, 20 Uhr).
Ein spannendes Programm, an dem sich
exemplarisch nachvollziehen lässt, wie eigentlich Konzertprogramme entwickelt
werden. Denn Intendant Christian KötterLixfeld zielte darauf ab, einen Kontrast zu
den anderen Konzerten zu finden, die in
diesem Frühjahr veranstaltet werden und
mit Mahlers 4., Schostakowitschs 5. und
Chaussons 1. Sinfonie im weitesten Sinne
spätromantische Züge aufweisen.
Ein Programm mit Werken aus der Klassik lag vor diesem Hintergrund nahe. Christopher Hogwood, einer der großen Meister
der historischen Aufführungspraxis und
gern gesehener, regelmäßiger Gast bei den
Philharmonikern, war erste Wahl für dieses
Konzert. „Wir freuen uns, dass Christopher
Hogwood uns bei seinem Abschiedskonzert
mit einem so festlichen Programm für die
langjährige Zusammenarbeit dankt“, erzählt Christian Kötter-Lixfeld.
Der unermüdliche Maestro will sich nämlich zumindest teilweise zur Ruhe setzen
und auf seine editorischen Tätigkeiten konzentrieren. Als Herausgeber von wissenschaftlich überarbeiteten Partituren hat
der inzwischen 70-jährige Musiker freilich
gut zu tun und beschränkt sich auch nicht
auf das barocke oder klassische Repertoire,
wie seine jüngste Arbeit beweist, die Urtextausgabe von Brahms‘ Horntrio op. 40.
543) ist das festlichste der drei Werke. Bezüge der drei letzten Sinfonien zu Mozarts
persönlicher Situation sind immer wieder
gesucht, aber nicht konkret gefunden worden. Immerhin büßte der Komponist in
seiner Wahlheimat Wien zunehmend seine gesellschaftliche Bedeutung ein, konnte seinen aufwändigen Lebensstil nicht
halten, verlor erneut eines seiner Kinder
und war wohl depressiv.
Allerdings trug das Jahr 1788 für Mozart
auch positive Züge. Baron Gottfried van
Swieten war in Wien so etwas wie ein Minister für kulturelle Angelegenheiten und
zugleich ein Förderer Mozarts. Er regte
ihn zum Studium der damals als unmodern geltenden Werke von Bach und Händel an und leitete damit die Erweiterung
In Bremen dirigiert Hogwood nun ein Movon Mozarts kompositorischem Handwerk
zart-Programm, das zum Abschluss seiner
ein. Außerdem übertrug van Swieten ihm
hiesigen Gastspiele entsprechend festlich
ausfallen sollte. So kam man laut Christian 1788 das Direktorium der durchaus wichtigen Privatkonzerte und beauftragte ihn,
Kötter-Lixfeld auf die große Es-Dur-Sinfoeinige große Werke Georg Friedrich Hännie aus dem Sommer 1788. In dieser Zeit
schrieb Mozart seine drei letzten Sinfonien, dels zu bearbeiten, also für den Zeitgeschmack attraktiver zu machen.
die von Musikwissenschaftlern auch deshalb als besonders wertvoll eingestuft werMozart begann 1788 mit der Kurzoper
den, weil sie abwechslungsreich Mozarts
kompositorische Errungenschaften bündel- „Acis und Galatea“, es folgten recht bald
der „Messias“ sowie 1790 das „Alexanderten und zugleich als Wegbereiter zur Mofest“ und schließlich die „Ode auf St. Caederne, sprich Beethoven, gelten.
cilia“. Dieses knapp einstündige Werk
steht nach der Pause auf dem Programm
Jede dieser Sinfonien hat ihren eigenen
des Philharmoniker-Doppelkonzerts. Mit
Charakter, ihre eigene Klangwelt. Die für
drei Gesangssolisten, einem Chor und
Bremen ausgewählte Sinfonie Nr. 39 (KV
Musik Bremer Philharmoniker
35 foyer
Limburger Domsingknaben
dem Orchester ist die „Caecilien-Ode“
groß besetzt, spieltechnisch anspruchsvoll
und damit genau richtig für die gewünschte Zusammenstellung.
Nach welchen Kriterien wählt man eigentlich die Besetzung für ein solches Werk
aus? Christian Kötter-Lixfeld erklärt, dass
man einen Knabenchor engagieren wollte,
so wie es zu Mozarts Zeiten üblich war.
„Die Bremer Philharmoniker beschäftigen
sich ja seit mehreren Jahren mit der historisch informierten Aufführungspraxis, was
wir zu einem Teil auch Christopher Hogwood zu verdanken haben. So sind wir auf
die Limburger Domsingknaben gekommen, die erfahren sind, die nötige Qualität
besitzen und das Konzert sicherlich bereichern werden“, sagt der Intendant.
Bei den Solisten gibt es ein Wiedersehen
mit dem Tenor Benjamin Bruns, der seinerzeit das Theater Bremen als Sprungbrett bis hin zur Wiener Staatsoper und in
diesem Sommer auch zu den Bayreuther
Festspielen genutzt hat. Die Sopranistin
Marisol Montalvo habe man auf eine Empfehlung hin engagiert und den Bariton Dominik Köninger kennt man bereits aus
einem Sonderkonzert.
Für Christian Kötter-Lixfeld gehört es jedoch zur Vielseitigkeit des Orchesters,
häufig, aber eben nicht immer Kooperationen mit Bremer Musikern einzugehen,
stattdessen regelmäßig neue Gäste einzuladen und so „einen bewährten Mix“ aus
bekannt und unbekannt zu komponieren.
Zu erleben sind die genannten Gäste in
der Ode zu Ehren der Caecilia, die als
christliche Patronin der Musik gilt. Ihr
wurde traditionell in England der Caecilien-Tag gewidmet – mit der Musik als
Zeichen für göttliche Schönheit und Harmonie und mit Kompositionen von Purcell bis Händel. Im Wien des ausgehenden
19. Jahrhunderts erfreute man sich nun an
prachtvollen und groß besetzten Werken.
Mozarts Bearbeitung von Händels rund
50 Jahre zuvor uraufgeführter Ode zeichnet sich dementsprechend durch eine umfangreichere Besetzung und damit mehr
Klangfarben aus. Zudem wurde das Original gekürzt und ins Deutsche übertragen.
Dabei ging Mozart erwartungsgemäß gezielt vor und veränderte kaum die Grundstruktur des Werkes, auch wenn Händels
„englische“ Musik an den deutsch-österreichischen Geschmack angepasst wurde. Christopher Hogwood, der Dirigent
der Bremer Aufführung, hat Mozarts HänVielleicht fragen sich nun manche Musidel eingespielt und wird seine Erfahrung
kliebhaber, warum die Philharmoniker
auswärtige und nicht hiesige Solisten ein- ganz sicher gewinnbringend an die Bremer
laden, zumal im Ensemble des Theaters si- Philharmoniker und damit das Publikum
cherlich geeignete Solisten zu finden sind. der Glocke weitergeben.
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foyer 36
musik Kammersänger Loren Lang
Bremer Bass-Bariton Loren Lang
als Kammersänger ausgezeichnet
Text: Peter Schulz
photoca
Szenenbild: Loren Lang mit Steffi Lehmann
Mama wird
stolz sein
E
va Gilhofer und Maria Sandulescu
haben ihn, Katherine Stone, Karsten Küsters, Hermann Schnok und
Mihai Zamfir ebenso. Nur sieben Mal ist
in Bremen während der vergangenen 50
Jahre der Titel „Kammersänger“ vergeben
worden. Nun ist mit Loren Lang ein weiteres Mitglied des Goetheplatz-Ensembles
hinzugekommen.
Damals kam Lang aus Braunschweig, wo
er nach seinem Würzburger Bühnendebüt 1982 als Ottone in der „Krönung der
Poppea“ engagiert war. Zuvor hatte er an
der Hochschule für Musik und Theater
in Hannover sein in den USA aufgenommenes Gesangsstudium abgeschlossen.
In Bremen hat er seither etliche Rollen
mit Bravour gemeistert, etwa zuletzt den
Biterolf in Wagners „Tannhäuser“ oder mo-
Seine nächste Herausforderung stellt der
schurkische Scarpia in der Puccini-Oper
„Tosca“ dar, die am 26. Mai ihre Premiere
feiert. „Eine Rolle, die mich schon immer
gereizt hat“, bekennt Loren Lang, der
Mozarts Figaro als seine Lieblingspartie
bezeichnet.
Vor der heißen Probenphase für die
„Tosca“ geht es aber erst noch in die alte
Damit gerechnet habe er nicht, sagt der im
Heimat, in die USA. Mama
US-Bundesstaat Washington unweit der
„eine wirklich hohe Auszeichnung für wird 90 – Lang will zusammen
kanadischen Grenze geborene Bass-Barimit seinem Sohn persönlich
jahrelange gute Leistungen.“
ton. „Als ich plötzlich zu Geschäftsführer
gratulieren. Wie er ihr den
Wegner ins Büro kommen sollte, habe
mentan den Siegmund Freud in „Blaubart“ Titel „Kammersänger“ erklären soll, weiß
ich nur gedacht: ‚Was haben die nun mit
von Franz Hummel.
er noch nicht, die Bezeichnung ist in den
mir vor?’ Als es dann hieß, man habe eine
Staaten nicht geläufig. „Ich werde es wohl
tolle Nachricht für mich, bin ich fast vom
Zu seinem Repertoire gehören aktuell
damit belassen, dass es eine wirklich hohe
Stuhl gefallen“, bekennt der sympathische Partien wie der Sharpless in „Madama
Auszeichnung für jahrelange gute LeistunSänger, der vor 23 Jahren vom damaligen
Butterfly“, der Besenbinder in „Hänsel und gen ist.“ Und darauf kann er mit Fug und
Intendanten Tobias Richter nach Bremen
Gretel“, der Kotschubai in „Mazeppa“ oder Recht stolz sein. „Mama sicher auch!“
geholt worden war.
Nono in der Uraufführung von „Kryos“.
kirchenmusik 37 foyer
Wenn Licht singt
Veranstaltungsreihe „FensterKlänge“ erinnert an das Werk
von Alfred Manessier
Text: Ulrich Matyl
ase
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Dobbenweg 3
28203 Bremen
Telefon 0421- 70 09 31
E
r gehört zu den bedeutenden Malern
der modernen Abstraktion in Frankreich, seine Gemälde finden sich in
Museen auf der ganzen Welt. Aber nicht
nur das, in Zusammenarbeit mit dem Glasatelier von Chartres schuf Alfred Manessier darüber hinaus einzigartige Fensterzyklen für französische, schweizerische
und deutsche Kirchen.
Sein erster monumentaler Fensterzyklus
und eines seiner Hauptwerke entstand zwischen 1965 und 1979 für die alte Bremer
Marktkirche Unser Lieben Frauen. Die 20
abstrakten Kirchenfenster gelten mit ihrer ausdifferenzierten Farbigkeit und spirituellen Konzentration als ein Meisterwerk
europäischer Glaskunst.
Am 5. Dezember 2011 wäre Alfred Manessier
100 Jahre alt geworden. Grund genug für die
Kirchengemeinde Unser Lieben Frauen, zusammen mit Bremer Kulturinstitutionen ein
ganzes Jahr mit Veranstaltungen und Veröffentlichungen den Künstler und die Fenster
zu feiern. So gibt es am 18. März, 29. April
und 20. Mai jeweils um 12 Uhr eine musikalische Matinée unter dem Motto „FensterKlänge“ mit dem Organisten Jörg Jacobi und
Vorträge zum Thema „Macht der Bilder“ von
Arnd Brummer (26. 3.), Eugen Drewermann
(19. 4.) und Ingrid Riedel (2. 5.).
Das „Jahr der Kirchenmusik“ mit der Musik Martin Luthers findet mit zahlreichen
Motetten, Orgelkonzerten und Gottesdiensten seine Fortführung. Einer der Höhepunkte wird der Bremer Orgelsonntag
am 13. Mai sein: Unter dem „Orgel pedaliter“ haben sich die Kirchenmusiker eine
geführte Fahrradtour durch den grünen
Bremer Osten zu vier Konzerten mit Johann Sebastian Bachs Choralbearbeitungen von Luther-Liedern ausgedacht. Stationen sind die Kirche in Oberneuland, die
Christuskirche in der Vahr, die Alt-Hastedter Kirche und schließlich die St. Remberti-Kirche. Es spielen Katja Zerbst, Prof.
Wolfgang Baumgratz, Jürgen Marxmeier
und Rolf Quandt.
Weitere ausgewählte
Kirchenmusiktermine:
18. März, 17 Uhr: Variationen zu Psalm 130
in Wort und Musik, Kirche Oberneuland
18. März, 18 Uhr: Cherubini-Requiem,
Martin-Luther-Kirche Findorff
18. März, 20 Uhr: J. S. Bach: JohannesPassion, Kulturkirche St. Stephani
25.-29. März, 20 Uhr: Brahms: „Ein
Deutsches Requiem in Szene gesetzt“,
St. Petri Dom (siehe Seite 6)
29. April, 17 Uhr: Isabella Leonarda:
Marienvesper (1678),
Kirche Unser Lieben Frauen
foyer 38
MUSiK Glocke
glockE
John Malkovich (Foto Bernd Preiml)
Geschichten eines Liebhabers
John Malkovic ist Casanova in
„The Giacomo Variations“
(hip) Der alte Casanova, der nostalgisch
und weise auf sein Leben zurückblickt,
ist eine beliebte Figur in den darstellenden Künsten. In Ettore Scolas „Flucht
nach Varennes“ wurde er etwa von Marcello Mastroianni verkörpert. In diesem Film
aus dem Jahr 1982 war er auf dem Weg zu
seinem Altersruhesitz, dem Schloss seines
Gönners, des Grafen von Waldstein, in dem
er 1790 seine Memoiren unter dem Titel
„L’Histoire de ma vie“ verfasste.
In „The Giacomo Variations“ ist er nun dort
angekommen, erholt sich von einem Schlaganfall und erinnert sich als 70-Jähriger an
seine Abenteuer, Eroberungen, Sünden und
Sinnesfreuden. Die Lebenserinnerungen
des berühmtesten Liebhabers aller Zeiten
sind die Basis für dieses Singspiel in zwei
Akten, das im Rahmen der Reihe „GLOCKE
Spezial“ zur Aufführung kommt. Dabei
lässt der Autor und Regisseur Michael Sturminger den gealterten Verführer auf die
deutsche Schriftstellerin Elisa von der Recke treffen, die ihn als attraktive Stichwortgeberin zu pikanten und geschliffen formulierten Reminiszenzen ermuntert.
„The Giacomo Variations“ ist bereits die
zweite Zusammenarbeit zwischen Malkovich und Sturminger. Der in Wien lebende Autor, Theaterregisseur und Filmema-
Thomas Tatzl
cher schrieb und inszenierte 2010 das Musiktheaterprojekt „The Infernal Comedy“,
bei dem Malkovich den österreichischen
Serienmörder Jack Unterweger verkörperte.
Schon für dieses Projekt wählte Martin Haselböck, österreichischer Dirigent und Spezialist für Barockmusik, als musikalischer
Leiter Kompositionen von Vivaldi, Haydn,
Gluck und Mozart aus. Bei „The Giacomo Variations“ war es nun fast schon zwingend, für das musikalische Konzept Kompositionen von Wolfgang Amadeus Mozart
zu verwenden. Casanova war 1787 bei der
Uraufführung von „Don Giovanni“ in Prag
anwesend, er war ein guter Freund von Mozarts Librettisten Lorenzo da Ponte, und
die Parallelen zwischen Don Giovanni und
Casanova haben über die Jahrhunderte zu
vielen Legenden und Spekulationen Anlass
gegeben. So etwa bei Hanns-Josef Ortheils
Roman „Die Nacht des Don Juan“, in dem
Casanova selber insgeheim das Libretto für
Mozarts Oper verfasst.
Für „The Giacomo Variations“ bedient
sich Haselböck bei den Opern „Così fan
tutte“, „Le nozze di Figaro“ und „Don Giovanni“. Bei den Arien verstärken auch die
Texte von Lorenzo da Ponte die dramatische Wirkung des Geschehens auf der
Bühne. Gesungen werden sie von dem Bariton Thomas Tatzl und der Sopranistin
Sophie Klußmann, die als musikalische
Doubles immer dann in den Vordergrund
treten, wenn die vom Orchester Wiener
Akademie gespielte Musik anhebt.
Sophie Klußmann (Foto: Rainer Spitzenberger)
Malkovich und die litauische Schauspielerin Ingeborga Dapkunaite, die neben Elisa von der Recke noch drei ehemalige Geliebte von Casanova spielt und bei den
vielen Kostümwechseln eindeutig den arbeitsintensivsten Part dieses Stückes bewältigen muss, fügen sich dann möglichst homogen in das Bühnengeschehen
ein, indem sie etwa zärtlich miteinander schmusen. Einige Passagen singt Malkovich aber auch selber, und dabei wird
dann aus der Not seiner nicht trainierten
und eher brüchigen klingenden Stimme
eine Tugend gemacht, wenn er etwa am
Ende des Stückes als Casanovas Schwanengesang das „Deh, vieni alla finestra“
aus „Don Giovanni“ anstimmt.
Seit seinem Auftritt als intriganter Verführer in dem 1988 entstandenen Spielfilm „Gefährliche Liebschaften“ gilt John
Malkovich als einer der wenigen zeitgenössischen Schauspieler, die mit einer gepuderten Perücke auf dem Kopf nicht im
Geringsten lächerlich wirken. Die Rolle des Casanova scheint nicht nur für ihn
maßgeschneidert zu sein, sie ist es auch.
Gesungen wird in Italienisch, gesprochen
in Englisch, beides ist deutsch übertitelt.
Das Bühnenbild beherrschen drei riesige
Reifröcke, unter die sich die Akteure zurückziehen können, um so die Liebesszenen, auf die man bei einem Stück über Casanova nicht verzichten kann, zumindest
anzudeuten.
27. April, 20 Uhr, Glocke
MUSiK Glocke
39 foyer
Weitere Veranstaltungen
in der Glocke
So., 1. 4. 2012 | 19.30 Uhr | Großer Saal
Matthäus-Passion
Gesangssolisten
Bremer Kinder- und Jugendkantorei
Bremer RathsChor
Bremer RathsOrchester
Wolfgang Helbich, Leitung
J. S. Bach: „Matthäus-Passion“ BW V 244
Sa., 7. 4. 2012 | 19.30 Uhr | Kleiner Saal
Bremen Chamber Orchestra
Dr. Henning Scherf, Rezitation
J. Haydn: „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“
„OsterGLOCKE“
OsterGLOCKE –
Bühne frei für Kids
Osterferien-Programm für Teilnehmer
von 7 bis 13 Jahren
(cp) Kinder haben ein natürliches Bedürfnis nach Musik. Sie singen, musizieren und bewegen sich gerne und längst
sind dabei auch die positiven Effekte klassischer Musik wissenschaftlich erwiesen.
Neurobiologen, Mediziner und Musikpädagogen sind sich einig, dass die Auseinandersetzung mit klassischer Musik nicht
nur den musikalischen Talenten von Kindern und Jugendlichen dient, sondern sie
vielmehr in ihrer ganzen Persönlichkeit,
Kreativität, Lernfreude und ihren sozialen
Fähigkeiten gefördert werden.
Doch trotz des hohen Stellenwertes, den
man der musikalischen Bildung in der Theorie beimisst, ist Musikvermittlung für
Kinder und Jugendliche längst nicht mehr
selbstverständlicher Bestandteil der Schulbildung in Deutschland. Hier sind mehr
denn je Konzerthäuser, Orchester und Weiterbildungsinstitutionen gefragt – und da
setzen die Angebote der Musikvermittlung der Glocke an. Seit Jahren konzipiert
das Team der Abteilung „Musik im Ohr“ der
Glocke verschiedene Veranstaltungsformen,
um junge Menschen nachhaltig mit klassischer Musik, mit Musikern und Instrumenten vertraut machen. Das beliebte Ferienprogramm „OsterGLOCKE – Bühne frei
für Kids“ gehört in Bremen mittlerweile zu
den Osterferien wie die Osterwiese oder die
Schoko-Osterhasen und findet in diesem
Jahr bereits zum 13. Mal statt. Und so haben
in der ersten Ferienwoche von Dienstag, 27.
März, bis Donnerstag, 29. März, erneut Teilnehmer von 7 bis 13 Jahren das Sagen im
Bremer Konzerthaus.
Von 9.30 Uhr bis 13 Uhr erobern sie die
Glocke und erleben vielfältige Einblicke in
die Welt der Musik. Im Mittelpunkt steht
mit Hilfe von kundigen Instrumentenbauern das Kennenlernen und Ausprobieren
unterschiedlicher Instrumente. Außerdem
treffen die Teilnehmer auf Berufsmusiker
der Bremer Philharmoniker, schauen hinter die Kulissen und machen in vielen verschiedenen Workshops mit versierten Profis selber Musik – von Gospel-Gesang über
Breakdance und Samba-Trommeln bis hin
zu den erstmals angebotenen Themen Improtheater, Schwarzlicht-Tanz und Harfe.
Die drei Tage des Osterferienprogramms
sind nach Themenschwerpunkten geordnet: Am ersten Tag stehen die Holz- und
Blechblasinstrumente im Mittelpunkt, am
zweiten die Streichinstrumente und abschließend am dritten Tag die Familie der
Schlaginstrumente. Parallel zum Kinderprogramm können Eltern und Großeltern
an einer Sonderführung durch das Konzerthaus teilnehmen und dabei ebenfalls einen
Blick hinter die Kulissen der Glocke werfen.
27. bis 29. März, 9.30 Uhr, Glocke
Mi., 11. 4. 2012 | 20 Uhr | Kleiner Saal
7. Philharmonisches Kammerkonzert
Nils Mönkemeyer & Friends
Werke von M. R. Delalande, A. Corelli,
G. Brunetti, D. Speer, J. S. Bach u. a.
Fr., 13. 4. 2012 | 20 Uhr | Großer Saal
Meisterkonzert – Martin Stadtfeld
Martin Stadtfeld, Klavier
Philharmonisches Kammerorchester
München
Lorenz Nasturica-Herschcovici, Leitung
Werke von J. S. Bach, C. P. E. Bach und
F. Mendelssohn
So., 15. 4. 2012 | 20 Uhr | Großer Saal
Landesjugendorchester Bremen
Stefan Geiger, Dirigent
Werke von G. Mahler und F. Schubert
Fr., 20. 4. 2012 | 20 Uhr | Großer Saal
jazzahead! meets GLOCKE JAZZnights
Tomatito Sextet
„Luz de Guía“
Mi., 30. 5. 2012 | 19 Uhr | Großer Saal
GLOCKE Sonderkonzert:
„Eine Sommernacht“
Schüler managen – Schüler musizieren
Mit Schülerinnen und Schülern des
Wahlpflichtkurses Musik 9 des
Gymnasiums Horn
So., 3. 6. 2012 | 11 Uhr | Kleiner Saal
GLOCKE Familienkonzert:
„Vier auf einen Streich oder warum das
Pferd über die Brücke läuft“
Geigen- und Bratschenklassen der Hochschule für Künste Bremen
foyer 40
MUSiK Konzerttipps
konzErttiPPs
LJO stemmt Mahler
Spannender Dialog
Zweimal Alte Musik
(mw) Nur junge Leute, die sich an großer
Musik versuchen… Falsch gedacht! Wenn
das Landesjugendorchester Bremen (LJO)
auftritt, darf man professionelles Niveau
erwarten. Rund 90 junge Leute treffen sich
regelmäßig in den Osterferien, um unter der
Leitung von Stefan Geiger Werke der musikalischen Weltliteratur einzustudieren.
(mpg) Der aus Hamburg stammende Geiger
Christian Tetzlaff (Foto) gilt als führender
Interpret wichtiger Werke vom Barock bis in
die Gegenwart. Er wird regelmäßig zu den
bedeutendsten Musik-Festivals weltweit
eingeladen. Für den Pianisten Lars Vogt gilt
das gleiche, er hat sich als einer der bekanntesten Pianisten seiner Generation etabliert.
(hil) Die „Tage Alter Musik“, jährlich von
Eva Schad (Foto) organisiert, sind fester
Bestandteil des musikalischen Lebens in
der Christuskirche Bremerhaven. Unterschiedliche Kammermusikensembles und
Solisten präsentieren in historischer Auf
Aufführungspraxis Konzerte von Komponisten
des 16. bis 18. Jahrhunderts.
Zunächst kümmern sich Dozenten, allesamt erfahrene Mitglieder in Ensembles
wie dem NDR-Sinfonieorchester oder der
Bremer (Kammer-)Philharmoniker, in
Stimmproben um die Schulung der einzelnen Orchestergruppen. Danach sorgt Prof.
Stefan Geiger, seines Zeichens Soloposaunist beim NDR, für den Zusammenbau.
Wenn die beiden Musiker neben ihren vielfältigen weltweiten Konzertverpflichtungen
die Zeit finden, gemeinsam aufzutreten, so
darf man sich auf feinfühlige Interpretationen freuen. Sie kennen sich mittlerweile so
gut, dass der Begriff Dialog angemessener
wäre.
Selten Aufgeführtes gibt es am 22. April mit
dem Trompetenensemble Jürgen Hartmann zu entdecken: „Festliche Musik der
Trompeter- und Paukerzunft“, die für die
Fürstenhöfe Europas geschrieben wurde.
Auf historischen Instrumenten sind Werke
unter anderem von Telemann, Torri und
Pezel zu hören. Die Musiker spielen in der
Kirche verteilt aus verschiedenen Richtungen, um für den Zuhörer einen besonders räumlichen Klang zu erzeugen. Ein
Erlebnis für Leib und Seele verspricht das
Konzert am 13. Mai, wenn „Cembalomusik und Kulinarisches aus sieben Ländern
Europas“ zelebriert wird. Kreiskantorin
Eva Schad spielt unter anderem Werke von
Dowland, Frescobaldi, Rameau, Bach und
Mozart auf dem Nachbau eines Cembalos
von 1710. Für das leibliche Wohl sorgen
in den Pausen kleine Köstlichkeiten aus
verschiedenen Regionen Europas.
22. April, 18 Uhr/13. Mai, 20 Uhr, Christuskirche Bremerhaven
Mit Mahlers 5. Sinfonie hat man sich nun
einen besonders schweren Brocken ausgewählt, der den Musikern ein Maximum an
Konzentration und Spielkunst abverlangen
und dem Publikum sicher einige Schauer
über den Rücken jagen wird. Vom spektakulären Trompetensolo zu Beginn über das unvergleichlich romantische Adagietto bis zum
ergreifenden Finale ein echter Orchesterreißer. Vielleicht das perfekte Stück für die LJOMusiker, die in Mahlers komplexe Gefühlswelten mit jugendlicher Lust an Emotionen
und Gefühlen eintauchen werden.
15. April, 20 Uhr, Glocke Bremen
Wie auch schon bei ihrem Konzert im vergangenen Jahr im Bremer Sendesaal stehen
auch diesmal Werke von Robert Schumann
und Wolfgang Amadeus Mozart auf dem
Programm. Besonders interessant dürfte die
Interpretation der Sonaten für Violine und
Klavier von Mozart werden. Mozarts Kompositionen für diese Besetzung sind nicht so
oft zu hören. Für Liebhaber zu schwer, für
Profis zu leicht – das ist eine Formel, die unterschlägt, dass Mozarts Violinsonaten eine
besonders akribische Herangehensweise
erfordern. Dies in Kombination mit Schumanns Werken kann nur spannend werden.
25. April, 20 Uhr, Sendesaal Bremen
MUSiK Konzerttipps
Erstaunliche Stimme
Mittelalter-Folk
(hip) Sie verfügt über eine der erstaunlichsten Stimmen unserer Tage, die vier
Oktaven umfasst, in den Höhen ebenso
ausdrucksstark wie in den Tiefen ist und so
unmittelbar wirkt, dass man die Virtuosität
von Rebekka Bakken (Foto) gleich nach den
ersten Tönen vergisst. In Oslo geboren ging
sie in den 90er Jahren nach New York, wo
sie ihre Gesangskarriere begann und erste
Songs schrieb. Bekannt wurde sie zuerst
durch die Zusammenarbeit mit dem Gitarristen Wolfgang Muthspiel und der Pianistin
Julia Hülsmann.
(che) Um die Beziehungen zwischen europäischer, arabischer und jüdischer Musik
des Mittelalters kümmern sich mittlerweile
etliche Ensembles. Gemeint ist dabei die
Musik aus dem damals unter arabischer
Herrschaft stehenden Andalusien, wo die
drei Religionen vertreten waren und es zu
einem fruchtbaren künstlerischen Austausch kam.
Dennoch versteht sie sich nicht als Jazzmusikerin: „Ich kenne keinen einzigen
Standard, kann nicht improvisieren und
keinen Bebop phrasieren“, sagte sie vor
kurzem in einem Interview. So ist der Jazz
eine der vielen Stilformen, die sie zu einer
ganz eigenen Melange verarbeitet. Ohne
je auf Klischees zurückgreifen zu müssen,
mischt sie Pop, Folk und Rhythm & Blues
in ihren eigenen Kompositionen sowie
souverän interpretierten Coverversionen.
So singt sie Songs von Bruce Springsteen
und Alphaville und überraschte bei ihren
letzten Konzerten mit einer wunderschön
elegischen und auf deutsch gesungenen Version von „Der Schnee draußen
schmilzt“ von Ludwig Hirsch.
20. April, 21 Uhr, Musik Hall Worpswede
In den 1960er Jahren hatte die „Schola
Cantorum Basiliensis“ mit dieser Musik
Akzente gesetzt, der sich jetzt auch das
deutsch-spanische Ensemble „Al Andaluz
Project“ (Foto) widmet. Ein Oktett, das
neben den typischen Instrumenten des
Mittelalters wie Drehleier und Blockflöte
auch diverse arabische wie Ud, Qanun und
Saz spielt. Das „Al Andaluz Project“ ist aus
dem Zusammenschluss der spanischen
Gruppe „L’Ham de Foc“ mit dem Münchener Ensemble „Estampie“ entstanden. Kopf
des Ganzen ist der Multiinstrumentalist
Michael Popp, der lässig zwischen den
Stilen pendelt: Er war früher Mitglied in der
Dark-Wave-Band „Deine Lakeien“, betreibt
heute noch die Mittelalter-Avantpopband
„Qntal“, ist aber auch Spezialist für historische Aufführungspraxis. Herzstück des „Al
Andaluz Projects“ sind die drei Sängerinnen
aus Spanien, Marokko und Deutschland.
26. März, 20 Uhr, Sendesaal Bremen
41 foyer
foyer 42
MUSiK Jazzahead
Messe Jazzahead vom 19. bis 22. April:
Erstklassige Bands und ein üppiges
Rahmenprogramm
Text: Christian Emigholz
Siggi Loch
Céline Rudolph
wEnn brEmEn jazzt
W
enn den Besuchern der Jazzahead
in diesem Jahr manches spanisch
vorkommen sollte, so ist das kein
Wunder. Spanien ist nämlich Partnerland
der Bremer Messe rund um das Thema
Jazz. Die Idee eines Partnerlandes wurde
bereits im vorigen Jahr geboren – da war
es die Türkei – und bedeutet, dass es
neben dem eigentlichen Messegeschehen
noch ein Rahmenprogramm gibt, das
rund um die Messe gelegt wird, teils schon
im Vorfeld stattfindet, teils nach deren
Ende. Zu diesem Rahmenprogramm
gehören Ausstellung, Lesung, ausgewählte spanische Filme im City 46 sowie ein
Tanzprojekt in der Schwankhalle.
in der Glocke, zu dem der Gitarrenvirtuose Rolle, während bei der fünften Band der
Tomatito erwartet wird (siehe nebensteFlamenco-Jazz ganz ohne Gitarre erforscht
henden Jazz-Tipp).
wird. Im Zentrum des Abends steht das
achtköpfige Filthy Habits Ensemble, zu
Jazzahead geht in diesem Jahr ins – hofdem gleich fünf Bläser gehören und das
fentlich nicht verflixte – siebte Jahr, und
auch Stücke von Frank Zappa im Prodie Messe ist allen Unkenrufen zum Trotz gramm hat.
ein Erfolgsmodell, das längst weltweit Interesse geweckt hat, da sie in Sachen Jazz die Am 20. April kommt es dann knüppeldick:
einzige ihrer Art ist. Von Beginn an haben Gleich morgens um 11 Uhr wird Siggi Loch,
die künstlerischen
dem Labelchef von ACT
Leiter Uli Beckerhoff Der Jazz regiert die Stadt! Music, der 7. Jazzaheadund Peter Schulze
Skoda-Award verliehen,
und das Team der Messe Bremen um Hans und direkt im Anschluss spielen das fabelPeter Schneider und Sybille Kornitschky
hafte Londoner Lighthouse Trio und das
dabei kontinuierlich und konsequent an
Jens Thomas Duo den Tusch dazu. Nahezu
der Veränderung von Jazzahead gearbeitet: pausenlos geht es in den neuen Baustein
Was nicht passte, wurde beim nächsten
Aber natürlich ist Spanien auch bei der
„German Jazz Expo“ über, bei dem sich zehn
Mal herausgenommen, und immer wieder deutsche Bands mit halbstündigen Sets im
Messe selbst prominent vertreten. Das
beginnt schon mit dem kleinen spanischen Neues eingefügt. Auch in diesem Jahr gibt schnellen Wechsel in zwei Sälen der Messe
es zwei Neuerungen, zwei neue Bausteine: präsentieren (wer jede hören will, hat für
Stier, der das Programmheft der Messe
„German Jazz Expo“ heißt der eine, der
ziert, die vom 19. bis 22. April stattfinjede nur knapp 15 Minuten Zeit). Darunter
andere trägt den Titel „Vocal Jazz“.
det. Und gleich zur Eröffnung findet im
ist die Sängerin Céline Rudolph, Florian
Schlachthof eine spanische Nacht statt, die
Weber mit seinem Trio, das im vorigen Jahr
Aber der Reihe nach: Am 19. April wird
in der international gültigen englischen
beim JazzFest Berlin gefeierte Lisbeth QuarDiktion von Jazzahead natürlich „Spanish Jazzahead von der „Spanish Night“ im
tett und das Carsten Daerr Trio.
Schlachthof eröffnet. Bei Spanien denkt
Night“ heißt und bei der bis tief in die
man zuerst an die Gitarre, und so spielt
Nacht insgesamt fünf Bands zu erleben
Am Abend muss sich der Jazzfan entscheiauch bei den ersten beiden der fünf Bands den zwischen dem neuen Baustein „Vocal
sind. Und noch einmal steht Spanien im
die Flamenco-Gitarre eine entscheidende Jazz“, der in der Brasserie des Maritim
Mittelpunkt, nämlich beim Galakonzert
jazztipps
43 foyer
Jazztipps
Flinkes „Tomätchen“
Kreative Partnerschaft
Flamenco-Jazz mit dem Tomatito Sextett
bei Jazzahead meets Glocke
Susanne Menzel & Klaus Ignatzek jazzen
im Vegesacker KITO
(che) Spanier haben durchaus einen
eigenwilligen Humor: Weil sein Vater und
Hotels zu erleben ist oder der „Overseas
Großvater als Musiker jeweils den Beinamen
Night“ im Schlachthof, die gleichzeitig
El Tomate, also die Tomate, trugen, wird José
stattfindet. Jeweils sind fünf Acts zu hören, Fernández Torres kurzerhand Tomatito, also
beim „Vocal Jazz“ ist neben anderen die
„Tomätchen“, genannt. Die liebevolle Verwundervolle Sängerin Cécile Verny mit
kleinerung erfolgte allerdings nicht grundihrem Quartett zu erleben, sowie das
los, denn Tomatito stand schon als Zehnjähsechsköpfige Kollektif Istanbul und die
riger mit seiner Gitarre auf der Bühne.
sechs Spanierinnen der A-cappella-Gruppe
Coda. Bei der „Overseas Night“ darf man
Der 1958 in Almeria geborene Gitarrist ist
sich auf den fabelhaften Sänger und Perkussionisten Vinx freuen. Wie er kommen nach und nach zu einem der Erneuerer des
auch die vier anderen Bands aus Amerika, Flamencos geworden, gewissermaßen als
und zwar den USA, Kanada und Brasilien. Nachfolger seines berühmten Landsmannes
Paco de Lucia, der gut zehn Jahre älter ist.
Dem Flamenco Nuevo und dem FlamencoAm 21. April findet das „European Jazz
Jazz hat sich Tomatito dabei besonders
Meeting“ mit 16 Bands aus sieben Längewidmet, lange Zeit gemeinsam mit dem
dern in zwei Teilen statt: Zunächst sind
nachmittags zehn Bands in zwei Sälen der legendären Flamenco-Sänger Camarón
de la Isla, der 1992 mit nur 42 Jahren starb.
Messe in schnellem Wechsel zu erleben,
darunter als Größte das furiose Trondheim Gemeinsam mit Camarón hat Tomatito eine
Jazz Orchestra. Am Abend findet dann der Reihe wegweisender Alben aufgenommen.
Inzwischen ist der famose Virtuose häufig
zweite Teil im Schlachthof statt, wo noch
in Solo-Konzerten zu erleben.
einmal sechs Bands zu erleben sind, von
denen die norwegische Sängerin Solveig
Slettahjell mit ihrem Pianopartner am
bekanntesten sein dürfte. Zeitgleich findet
derweil in 17 Clubs in Bremen und umzu
die Jazzahead Clubnight statt mit geradezu
unzählbar vielen Bands: Der Jazz regiert
an diesem Abend die Stadt!
Zu seinem Gala-Konzert im Rahmen der
Messe Jazzahead bringt Tomatito sein
Sextett mit, zu dem neben einem weiteren
Gitarristen, einem Perkussionisten, auch
zwei Sänger und ein Tänzer gehören.
20. April, 20 Uhr, Glocke Bremen
(hip) „In-Tandem“ nannten Susanne Menzel und Klaus Ignatzek vor sechs Jahren
ihre erste gemeinsame Studioproduktion.
Die Sängerin schrieb die Texte, der Pianist
komponierte, und seitdem spielen die
beiden immer wieder in verschiedenen
Formationen und Projekten. 2007 gaben sie
im Bremer Schlachthof ein viel beachtetes
Konzert mit den Streichern der Bremen
Philharmonic Strings.
Im „Jazzpodium“ wurde das „von eindrucksvoller Individualität geprägte
jazz-vokalistische Format“ der jungen
Musikerin gelobt. Der 1954 in Wilhelmshaven geborene Ignatzek ist dagegen ein
alter Hase der norddeutschen Jazzszene.
Der ehemalige Student der Oldenburger
Uni lehrt jetzt dort Jazz-Theorie und Klavier. Seit den späten 70-er Jahren hat er in
verschiedenen Formationen gespielt und
war mit internationalen Jazzgrößen wie
Joe Henderson, David Liebman und Bobby
Watson auf Tournee.
Mit mehr als 200 eigenen Kompositionen
und über 50 Plattenaufnahmen ist Ignatzek ein sehr produktiver Musiker. Doch auf
der Bühne ist er in seinem Element, seine
Spielfreude ist mitreißend, er improvisiert
mit subtilen Läufen und überzeugt mit
einem immensen Einfallsreichtum.
14. April, 20 Uhr, KITO Vegesack
foyer 44
ROllEnSPiEl
Schauspielrätsel
(SN) Das Stück basiert auf einer wahren Begebenheit, über die nicht nur ganz
Deutschland herzlich lachte. Da möchte
ein herumgestoßener, eben aus dem Knast
entlassener Mann endlich ein guter Bürger werden. Aber er braucht zunächst eine
Aufenthaltsgenehmigung, die er jedoch
nur bekommt, wenn er Arbeit nachweisen kann. Und die kriegt er nur, wenn er
eine Aufenthaltsgenehmigung besitzt. In
der Not, aus dem Teufelskreis behördlicher Willkür heraus zu kommen, hat er eine
Idee: Er geht zu einem Trödler und kauft
sich eine Uniform. Nicht eben die eines
einfachen Soldaten, sondern die eines respektablen Offiziers.
rollEnsPiEl
Kaum auf der Straße, sieht die Welt gleich
anders aus. Den schnarrenden Kommandoton und überhaupt militärisches Ritual hat er im Zuchthaus gelernt, denn dort
“geht es zu wie beim Militär”. Schließlich
marschiert er in einen Vorort der Hauptstadt, um diesen Pass zu bekommen –
aber im dortigen Stadtamt kann man sie gar
nicht ausstellen. Also wieder in den Knast.
Der Autor dieses “preußischen Märchens”
hat die Geschichte gegenüber dem späspä
teren Rühmann-Film für die Bühne weswes
entlich vereinfacht, denn hier geht es dem
“zackigen Offizier” nicht um das Geld der
Stadtkasse, sondern, wie gesagt, um einein
en Pass.
Auch mit einem kurz nach dem letzten
Weltkrieg viel gespielten, jedoch ernsten
Stück war der Autor sehr erfolgreich. Wie
heißt er, wie lautet der Titel dieser die UniUni
form als Fetisch entlarvenden Komödie?
Antworten bitte bis zum 15. April 2012 an
foyer, Roland Verlag GmbH, Schlachte 43,
28195 Bremen. Die Teilnahme ist auch onon
line möglich:
www.rolandverlag.de (Publikationen/Foyer)
Zu gewinnen sind 5 x 2 Karten für das
Bremer Schauspiel.
Die Auflösung des Schauspielrätsels in
foyer 93 lautet: „Medea“ von Euripides
Gewonnen haben:
Bärbel Bartels, Bremen
Sibylle Hoberg, Bremen
Katharina Matthes, Achim
Klaus Stühn, Alsbach-Hähnlein
Horst Weege, Oldenburg
(kh) Der Physiker Lars Kindermann, der
am Alfred-Wegener-Institut für Polarund Meeresforschung arbeitet, ist nicht
nur begeisterter Wissenschaftler, sondern
bringt die Ergebnisse seiner Forschungen
mit Leidenschaft und großem Engagement
in Kulturprojekte ein. Sein Spezialgebiet ist die Ozeanakustik. Auf der Messstation „Palaoa“ in der Antarktis zeichnet er
Geräusche von Walen, Robben und Eisbergen auf, um sie für Forschungszwecke
auszuwerten. An diesen Klangteppichen
haben Künstler, die sich mit besonderen
Formen von Komposition und Soundgenerierung auseinandersetzen, großes Interesse. So setzte Kindermann die Gesänge von Robben in der Unterwasseroper
„AquAria Palaoa“ ein, die 2011 in Berlin
uraufgeführt wurde.
(ps) Der Akademische Senat der Hochschule für Künste Bremen (HfK) hat „mit
klarer Mehrheit“ einen neuen Rektor für
die Einrichtung gewählt. Professor Dr.
Herbert Grüner soll die Nachfolge von
Professor Dr. Manfred Cordes antreten,
dessen fünfjährige Amtszeit am 15. Mai
2012 endet. Grüner, geboren 1959, lehrt
derzeit als Professor für Wirtschaftswissenschaften mit dem Fachgebiet Theorie
und Geschichte an der Kunsthochschule
Berlin-Weißensee und ist zugleich Rektor
der bbw Hochschule Berlin. Schwerpunkte seiner aktuellen Forschungstätigkeiten sind die berufliche Selbständigkeit von
Kreativen und Unternehmensgründungen
in der Kreativwirtschaft. Dazu hat Grüner
bereits zahlreiche wissenschaftliche Publikationen vorgelegt.
Bei der „Ruhr 2010“ gestaltete Dr. Kindermann mit dem Künstler Andreas Kaiser zusammen die Insel „Iceberg“ auf dem
Baldeneysee in Essen. Zum Festival „Hydrophonia“ in Barcelona, das die Bereiche
Musik und Wasser miteinander verknüpfte, holte man sich Kindermann als wissenschaftlichen Berater. Aktuell sind seine
Aufzeichnungen von Robbengesängen in
die Produktion „Eistau“ des Stadttheaters
Bremerhaven eingebunden (siehe Seite 10).
Sein Vorgänger Manfred Cordes hatte sich
neben seiner Leitungstätigkeit an der HfK
vielfältigen Konzerttätigkeiten gewidmet,
insbesondere mit dem von ihm begründeten Ensemble „Weser-Renaissance“. Zudem initiierte Cordes zahlreiche Konzerte
und CD-Produktionen mit Studierenden der HfK. Seiner Leidenschaft für die
musikalische Lehre und neue KonzertProjekte wird er künftig noch stärkere Bedeutung schenken.
ROllEnSPiEl 45 foyer
Opernrätsel
(SN) Zugegeben, den Verfechtern des Regietheaters ist die Frage, was in der Oper wichtiger ist, die Musik oder das Libretto, völlig
egal, weil sie ohnehin die eigene Meinung
dem zu inszenierenden Werk überstülpen.
Andererseits gab es in früheren Jahrhunderten über die Frage „Prima la musica, poi
le parole“ heftige Debatten, nicht nur wenn
eine Premiere anstand.
Hier nun sollte just zum Geburtstag der
ebenso charmanten wie kunstsinnigen
Gräfin ein Stück über dieses Thema aufgeführt werden. Der Theaterdirektor, den eine Entscheidung in diesem Falle überhaupt
nicht interessiert – Hauptsache, die Kasse
stimmt! – hat zwei junge Männer mit aufs
Schloss gebracht, einen Poeten und einen
Komponisten. Beide stellen sich und ihre
Künste mit dem Feuer der Jugend vor, der
eine mit Gedichten, der andere mit Liedern.
Nun waren die beiden Kunstjünger durch
ihre heftige Liebe zur Gräfin auch noch
Rivalen, warteten jeder für sich auf die
gräfliche Gunst. Weil es schon spät geworden war, bittet die Gräfin für nächsten Morgen jeden der Beiden getrennt zu
einem Rendezvous zur gleichen Zeit und
am gleichen Ort.
(kom) Henrike Weyh ist neue Leiterin
des Bremer Dom-Museums. „Klein, aber
fein“ sei der Schatz, den sie dort betreut,
sagt die 40-jährige Kunsthistorikerin:
„Die Sammlung ist unglaublich facettenreich mit all den wunderbaren Textilien, den spannenden Altargeräten, den
Bildern, die eine intensive Auseinandersetzung lohnen.“ Sie verweist auf Kostbarkeiten wie den „Schmerzensmann“ von
Lucas Cranach dem Älteren. Und sie hat
viel vor mit dem Museum, das vom Dom
aus zu betreten ist. Wie schon unter ihrer
Vorgängerin Ingrid Weibezahn soll es
regelmäßige Sonderausstellungen geben,
die Künstler des 20. Jahrhunderts in den
Mittelpunkt rücken.
(ps) Die Universität Bremen hat Dr. Heiko
Staroßom die Honorarprofessur „Corporate Finance” verliehen, die er im Fachbereich Wirtschaftswissenschaft wahrnehmen wird. Staroßom betritt damit kein
Neuland: Bereits seit mehreren Jahren lösen seine Vorlesungen und Projektveranstaltungen zu seinem Spezialgebiet großes
Interesse bei Studierenden aus.
Heiko Staroßom gehört seit Oktober 2001
dem Vorstand der Sparkasse Bremen an
und ist für die Bereiche Marktfolge, Kreditmanagement, Firmenkunden (Corporate
Finance) und Treasury verantwortlich. Zuvor war er unter anderem Leiter der Kreditabteilung der WestLB in New York, Filialleiter der deutschen Niederlassung der
Darüber hinaus würde sich die neue Chefin Banque Paribas und Bereichsleiter „Firmen
gern mit Norddeutschland, den Niederland- und Kommunen“ bei der Sachsen LB.
en und Dänemark auseinandersetzen. Was
hat diese Länder verbunden, was getrennt? Auf wissenschaftlichem Gebiet beschäftigt
sich Staroßom, der sich auch bei den „uniWie wurden in diesem Raum religiöse Mofreunden“ und der Wolfgang-Ritter-Stiftive weitergereicht? Klar, dass es in diesem
tung engagiert, mit dem Umgang der Bank
Kontext auch um die Rembrandt-Zeit gemit Schuldnerkrisen. Dieses Thema hatte
hen würde, eine hochproduktive Phase
er bereits in seiner Dissertation „Die Bank
der Kunst. Henrike Weyh, Mutter von zwei
in der Krise ihres Schuldners – Eine entscMädchen, will zudem den Bereich der Muheidungsorientierte Analyse“ aufgegriffen.
seumspädagogik ausbauen. Mit MitmachWeitere Arbeitsschwerpunkte gelten dem
Aktionen und speziellen Führungen sollen
Themenfeld Unternehmensfinanzierung.
Kinder egal welcher Religion an die Kirchenschätze herangeführt werden.
In dieses amüsante Geschehen sind noch
weitere Gedanken über das Theater eingeeinge
woben, so dass sich eine kapriziöse, alleraller
dings nicht sehr oft inszenierte Oper erergibt, von einem Komponisten, der bis dadahin schon Furore gemachte hatte. Wie
heißt er, wie lautet der Titel dieser Oper?
Bitte schreiben Sie Ihre Antwort bis zum
15. April 2012 an foyer, Roland Verlag
GmbH, Schlachte 43, 28195 Bremen. Die
Teilnahme ist auch online möglich:
www.rolandverlag.de (Publikationen/Foyer)
Zu gewinnen sind 5 x 2 Karten für das TheThe
ater Bremen, das Stadttheater BremerhaBremerha
ven und das Oldenburgische Staatstheater.
Die Auflösung des Opernrätsels in foyer
92 lautet: „Rusalka“ von Antonín Dvorák.
Gewonnen haben:
Hans Bühler, Bremen
Mario Eisbrich, Delmenhorst
Gudrun Huskamp, Bremerhaven
Dr. Angela Mikosch, Bremen
Jürgen Meier, 29223 Celle
Agnes Möhr, Oldenburg
Hans Neukam, Varel
Gerhard Primus-Frerichs, Nordholz
Randi Sander, Oldenburg
Manfred Scheuermann, Bremerhaven
Kurt Schmerbach, 28816 Stuhr
Jürgen Schwerte, Bückeburg
Wieland Schmidtke, Friedrichsfehn
Gisela Stockem, Oldenburg
Heide Strechel, Bremerhaven
foyer 46
literatur Katzentisch / Das geheime Prinzip der Liebe
literatur
Text: Inge Zenker-Baltes
Die wundersame Reise des
jungen M.
Michael Ondaatjes Roman mit autobiografischem Hintergrund
Durch seinen verfilmten Bestseller „Der
englische Patient“ gelangte Michael Ondaatje zu Weltruhm. Buch und Film hätten, wie er launig erzählt, sein Leben verändert, kann er doch seitdem von seiner
Schriftstellerei leben. Auf seine farbige
Herkunft verweisend sei er „ein Mischling
im Hinblick auf Ort, Rasse, Kultur, auf alles Mögliche.“ Und in der Tat repräsentiert
Ondaatje, der sowohl Lyrik als auch Prosa verfasst, mehrere Kulturen: 1943 in Sri
Lanka, dem damaligen Ceylon, geboren,
lebt er, nach einigen Kindheitsjahren in
England, heute in Toronto, ist kanadischer
Staatsbürger.
Sein jüngstes Werk erzählt die Geschichte einer Schiffsreise Anfang der fünfziger
Jahre. Der kleine Michael, genannt Mynah,
muss Ceylon verlassen, um bei seiner Mutter in London zu leben. Der Autor selbst
hat diese Reise mit elf Jahren angetreten,
nachdem seine Eltern sich getrennt hatten.
Die Erinnerung daran sei verschwommen,
kokettiert Ondaatje mit seiner Vergangenheit, die Handlung sei reine Erfindung und
Autobiographisches im Roman gebe es
nicht. Und doch waren es Michael Ondaatjes Kinder, die ihn zu diesem Buch inspirierten, weil sie mehr über die Kindheit ihres Vaters wissen wollten.
Michael Ondaatjes „Katzentisch“ ist ein
von Melanie Walz wunderbar übersetztes
Buch voller Höhepunkte, ein Feuerwerk lebendiger Ideen, ein realistisches Märchen
von geradezu explodierender erzähleriDem Knaben Mynah werden auf seiner
scher Brillanz. Seine erwachsen gewordene
Überfahrt nach England zwei gleichaltrige Hauptfigur lässt Ondaatje sagen: „Wir haJungen an die Seite gestellt, Ramadhin mit ben alle einen alten Knoten im Herzen, den
dem schwachen Herzen und der wilde Cas- wir gern lockern und auflösen würden.“
sius. 21 Tage lang sind sie sich selbst über- Michael Ondaatje: Katzentisch. Ü: Melalassen, erobern „wie ausgelaufenes Queck- nie Walz. Hanser, 301 S.,Euro 19,90
silber“ das Schiff, nehmen die Mahlzeiten
am „Katzentisch“ ein, stecken neugierig
Liebe, Hass und Leidenschaft
ihre Nasen in Geheimnisse, die Mitreisen- Ein Debütroman wird zum Bestseller
de zu verbergen suchen und erleben dabei
manches Abenteuer.
Hélène Grémillons literarisches Debüt hat
Doch inmitten der zum Teil schrulligen
Passagiere und trotz seiner Freunde ist der
heimwehkranke kleine Junge auf dem Weg
in ein unbekanntes Land zu der ihm fremd
gewordenen Mutter voller Angst, „ob sie
da sein würde.“ Viele Jahre später versucht
Myah, den rebellischen Cassius von einst
in dessen berühmt gewordenen Gemälden wiederzufinden und stellt bewegt fest,
dass eines der eindringlichsten Erlebnisse von damals, die Fahrt durch den Suezkanal, von dem arrivierten Maler aus dem
„subjektiven Blickwinkel des kleinen Jungen“ festgehalten worden war.
alles, was einen guten Roman ausmacht:
Es ist elegant geschrieben, spannend, voller Poesie und raffinierter Dramaturgie. In
Frankreich eroberte die 1977 in Poitou geborene Autorin damit auf Anhieb die Bestsellerlisten.
Das fesselnde Geschehen wird rückblickend als eine 1975 angesiedelte Rahmenhandlung erzählt. Camille Werner, eine
junge Verlegerin, ist schwanger von Nicolas, der eigentlich keine Kinder möchte.
Soeben hat sie ihre geliebte Mutter durch
einen Autounfall verloren, kramt wie betäubt in den zahlreichen Kondolenzschreiben und stößt auf einen dicken Brief ohne
literatur Der wandernde Turm
Anrede und ohne Absender. Ein Mann namens Louis erzählt darin von seiner bis in
die Kindheit zurückreichenden Liebe zur
etwa gleichaltrigen Annie. Camille glaubt
zunächst an eine Verwechslung und geht,
als die Geschichte dann jeden Dienstag in
immer ausführlicheren Briefen ihre Fortsetzung findet, davon aus, ein anonymer
Autor wolle ihr auf diesem Wege sein Manuskript aufzwingen.
Der Unbekannte berichtet vom Schicksal der Malerin Annie, die von der wohlhabenden Madame M. in eine ungleiche
Freundschaft verstrickt wird und sich, voller Mitgefühl angesichts deren ungewollter Kinderlosigkeit, anbietet, für sie ein
Kind zu empfangen, es heimlich auszutragen und dann ihrer Gönnerin zu überlassen. Vor dem Hintergrund des Zweiten
Weltkrieges und Hitlers Einmarsch in Paris gerät das Leben der an diesem Komplott
Beteiligten aus den Fugen. Die Beziehung
zwischen den beiden Frauen wird schleichend vergiftet, schlägt schließlich in Hass
um, und diabolische Intrigen der einen
richten bald die andere zugrunde.
Immer tiefer gerät Camille in den Sog der
in wöchentlichen Briefen mit viel Herzblut
geschilderten Tragödie, mutmaßt schließlich erschreckt, sie selbst sei darin verwoben
und macht sich zögernd auf Spurensuche.
Perfekt beherrscht Hélène Grémillon die
Klaviatur
unerwarteter
Wendungen
und
Anz_allge_184x70
20.10.11
09:11 Seite
1
dramatischer Höhepunkte. Ihr Roman ist
Liebesgeschichte, Thriller und historisches
Dokument zugleich. Nur eine Handvoll
subtil gezeichneter, in sich stimmiger Figuren trägt die mitreißende Handlung, die
noch auf den letzten Seiten in einen Eklat
mündet.
Hélène Grémillon: Das geheime Prinzip
der Liebe. Ü: Claudia Steinitz. Hoffmann
und Campe. 256 S., Euro 19,99
47 foyer
und Riten auf, mokiert sich über die sogenannten ehrenwerten Leute, über Selbstgerechtigkeit, menschliche Schwächen
und Eitelkeiten.
Ein brillanter Gelehrter aus Paris, der über
den Wolken schwebt und sich fühlt „wie ein
Koffer, dem man die Geige entnommen hat“,
der fliegende Eiffelturm und die wandernde
Pyramide samt aus der Zeit gefallenem Pharao, ein von seiner „furchtbar süßen Lili“
nur scheinbar betrogener Ehemann, mit einem Herzen „so leer wie die Wüste Gobi“,
Komponist und Poet dazu
der Uhrmacher in der Hölle, ein sprechenProkofjevs neu entdeckte Erzählungen
der Fliegenpilz, Arthur Schopenhauer und
„Eine Weltpremiere“, jubelt der Verlag und sein Pudel, der Mann ohne Knochen, und
bezeichnet die Entdeckung der seit 5. März dann die Geschichte vom Abt und dem mysteriösen Dentisten, der so perfekt das Fagott
erhältlichen geschmackvoll illustrierzu bedienen weiß – das ist der Stoff, aus dem
ten Erzählungen von Sergej Prokofjev als
Sergej Prokofjevs Prosa ebenso feinsinnig
„kleine Sensation“. Lucian Plessner, Kölwie süffisant gesponnen ist.
ner Konzertgitarrist von internationalem
Rang, Herausgeber und Mitübersetzer des
Lauter kleine Tragikomödien, sauber nach
Bändchens, fand die bislang unveröffentlichten Geschichten unter anderem in der dem klassischen Vorbild durchkomponiert.
Moskauer Wohnung – heute Museum – des Sie lesen sich so, wie seine Musik sich anhört: mal samtig weich und märchenhaft,
großen Regisseurs Sergej Eisenstein und
mal bewusst gegen den Strich gebürstet,
erkannte sofort deren Brisanz.
mal angefüllt mit zarten, dann wieder leidenschaftlich kräftigen Tönen, und immer
Denn die literarische Hinterlassenschaft
von wunderbarer Musikalität auch sie – ein
des 1953 mit 61 Jahren gestorbenen Komponisten ist nicht nur ob ihrer bloßen Exis- wahres Kleinod.
tenz etwas ganz Besonderes, auch schrift- Sergej Prokofjev: Der wandernde Turm.
Ü: Lucian Plessner und Alexandra
stellerische Qualität, poetische Kraft und
Kravtsova. Edition Elke Heidenreich bei
Fantasiereichtum sind begeisternd. HuC. Bertelsmann, 192 S.,Euro 16,99
morvoll, skurril und mitunter surreal
spießt Prokofjev gesellschaftliche Normen
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foyer 48
LITERATUR Wilfried Minks – Bühnenbauer
Text: Christian Emigholz
Der groSSe
Bühnenbauer
D
ieser Titel kommt sehr handwerklich und ausgesprochen bodenständig daher: „Wilfried Minks –
Bühnenbauer“ steht auf dem Buch über
Deutschlands vielleicht bekanntesten
Bühnenbildner, der sich auch als Regisseur einen guten Namen gemacht hat. Auf
dem Umschlag ist das Bühnenbild zu sehen, das Minks für Zadeks Bremer Inszenierung von Shakespeares „Maß für Maß“
im Jahr 1967 schuf: Ein Kasten mit zahlreichen bunten Glühbirnen; eines der
Bühnenbilder von Minks, die den so genannten Bremer Stil mitprägten, jene damals neue, aufregende Form des Theaters.
mit dem Kabarettisten Peter Ensikat, daraus wird dann jeweils ein Buch. Dieser Fall
liegt aber anders, denn Ulrike Maack ist
vom Fach, will sagen, sie ist selbst Regisseurin, war früher Assistentin von Minks,
der auch für eine ihrer Inszenierungen ein
Bühnenbild „gebaut“ hat.
um und erste Arbeiten als Bühnenbildner
in Ulm, bevor die Bremer Zeit mit Hübner,
Zadek und all den anderen begann. Natürlich enthält der Band – beinahe überflüssig zu erwähnen – zahlreiche Abbildungen
seiner Bühnenbilder (teils farbig, teils in
schwarz-weiß), aber auch Skizzen.
Folglich erinnert ihr Gespräch über das
Wilfried Minks erzählt freimütig von seiTheater und seine Entwicklungen ein we- nen Erfolgen, aber auch seinen Niedernig an Truffauts berühmtes Gesprächslagen, außerdem verrät er viel von seiner
buch mit Hitchcock („Mr. Hitchcock, wie
räumlichen Vorstellung von einem Thehaben Sie das gemacht?“). Bei allem Bioaterraum. Seine humorvolle Antwort auf
graphischen, das Minks/Maack in ihrem
die Schlussfrage, warum er Theater mache,
Werkstattgespräch auch behandeln – besoll nicht verschwiegen werden: „Warum
handeln müssen, sonst wäre die Entwicklebt man? Warum spielt ein Kind? Man will
Bis heute hat Minks mit seinem ganz eige- lung von Wilfried Minks kaum nachzuetwas erfahren über das Spiel, will etwas
vollziehen
nen Stil und seiner überbordenden Phantasie ganze Generationen von Bühnenbild- – geht es „Wie haben Sie das gemacht?“, an die sich folgerichtig
nern beeinflusst – auch weil er viele Jahre hier auch die Frage nach dem „Warum“ anschließt.
um die
an der Hamburger Akademie der Künste
Bühnenbild gelehrt hat. Der „Bühnenbau- Frage „Wie haben Sie das gemacht?“, an die ausprobieren: wie es ist, ein König zu sein
er“ im Buchtitel kommt also nicht von un- sich folgerichtig die Frage nach dem „War- oder ein Indianer.“ Ein sehr aufschlussreium“ anschließt.
gefähr, denn das Bauen ist für Minks von
ches und liebevolles Buch über einen grogroßer Bedeutung.
ßen Theatermann, der im Februar 82 Jahre
Das Buch streift die Kindheit von Minks,
alt geworden ist.
der 1930 in dem kleinen, damals deutschDie Biographie basiert auf einem Geböhmischen Dorf Binai geboren wurde, die Ulrike Maack & Wilfried Minks: Wilfried
spräch, das Ulrike Maack mit Wilfried
Vertreibung daraus am Ende des Krieges,
Minks geführt hat. Nun sind solche GeMinks – Bühnenbauer. Suhrkamp, 274 S.,
sprächsbücher zurzeit sehr beliebt: zu Gut- Minks’ Lehr- und Wanderjahre als Pro39,90 Euro.
spektmaler an kleinen Theatern, Studitenberg redet mit di Lorenzo, Egon Bahr
BUCh UnD MUSiK Aus vollem Herzen
bilanz
EinEs
startEnors
D
er Inhalt beglaubigt ausführlich, was
der Titel verspricht: „Aus vollem Herzen“ berichtet José Carreras über „das
Geschenk des Lebens und die Kraft der Musik“. Sicher findet er überall offene Ohren,
in diesem Falle genügend Leser. Die Opernfreunde bejubeln ihn ohnehin, seit er als
Riccardo („Ein Maskenball“) den bekannt
rigorosen Publikumstest in der Mailänder
Scala triumphal überstanden hatte; die Anhänger des Fußballs freuen sich über Carreras Leidenschaft für diesen Sport. Und
nicht zuletzt bewundern ihn viele gesunde,
kranke und wohltätige Menschen, weil er
geradezu heldenhaft seine schwere Leukämie überstanden hat.
49 foyer
Text: Simon Neubauer
gen Chemotherapien verkürzte er sich die
Zeit mit dem Durchgehen seiner Lieblingspartien vom „Eiskalten Händchen“ über die
Blumenarie seines Namenvetters José aus
„Carmen“ bis zu Kalafs „Nessun dorma“.
Aber es halfen ihm nicht nur die Ärzte,
sondern auch die tausende Genesungswünsche aus aller Welt und natürlich auch
von seinen Kollegen Placido Domingo und
Luciano Pavarotti; nicht zuletzt trug die
stete Anwesenheit von Bruder und Schwägerin, die sich in einem benachbarten Hotel eingemietet hatten, zur Gesundung bei.
Die größte Sorge „Kehrt meine Stimme
wieder?“ war schließlich überholt, als er,
kaum gesund, große Feste feiern konnte:
Als Carreras Dank für die „Wiedergeburt“
Die Rückkehr unter dem Triumphbogen in
gründete er die inzwischen mit großen
Summen ausgestattete José-Carreras-Stif
José-Carreras-Stif- Barcelona, wo ihn hunderttausend Landstung, die vornehmlich bei der Beschaffung leute begrüßten, das 30jährige Jubiläum
seiner Auftritte an der Wiener Staatsoper,
des Heilung versprechenden Knochendie Feier der in 25 Jahren mit Montserrat
marks hilft und der weiteren Erforschung
einer zum Tode führenden Krankheit dient. Caballé gemeinsamen 300 Auftritte; sie
hatte ihm ja schon geholfen, die ersten Erfolge am heimatlichen Gran Teatre Liceu
Das Schicksal traf Carreras auf dem ersBarcelona einzuheimsen.
ten Höhepunkt einer Karriere, die ihn an
die bedeutendsten Opernhäuser der Welt
führte. Die Leukämie wurde in seiner Hei- Mitautor Màrius Carol schreibt journalistisch die Etappen und Begegnungen Carmatstadt Barcelona gottlob von kundigen
Ärzten rasch festgestellt, die den Erkrank- reras vor, der Star gesteht dann, wie bewegt
er nach der Zustimmung von Publikum
ten in das berühmte Hutchinson-Krebsforschungszentrum in Seattle überwiesen. und Persönlichkeiten war. Aber so richtig
Wie es ihm dort erging, hat er schon in ei- lernt man José Carreras erst in einem Interview am Ende des Buches kennen, das
nem früheren Buch geschildert.
der Journalist nach einem Treffen mit den
Doch auch jetzt liest man hoch interessiert, Freunden aus alten Tagen geführt hat.
wie man den Prominenten nach einer neuen, damals noch unerprobten Methode be- José Carreras, Màrius Carol: „Aus vollem
handelte, nachdem sich die Blutkörperchen Herzen“. Über das Geschenk des Lebens
und die Kraft der Musik. Siedler Verlag.
nach der ersten Knochenmark-Übertra256 Seiten, Euro 19,99.
gung nicht vermehrten. Während der lan-
LITERATUR
KUNST
KINDERBÜCHER
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Als die Stadtmusikanten
in Bremen ankamen ...
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WE SER-KU RIER vom
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Unser digitales Zeitungsarchiv – das Gedächtnis Bremens
KOlUMnE Nachgedacht
51 foyer
Nachgedacht:
Text: Stephan Cartier
luxuz / photocase.com
wörtEr und andErE gästE
D
ie Zukunft spricht englisch. Computer und Smart-Phones, die ja selbst
sprachlich Zugereiste sind, gaukeln
uns zwar mildtätig vor, dass auch Anhänger des deutschen Wortreinheitsgebotes
sie bedienen könnten. So kann man Dateien noch anstandshalber „herunterladen“ statt „downloaden“. Aber irgendwann ist es vorbei mit der umständlichen
Übersetzung ins Deutsche. Spätestens
beim „Chatten“, „Simsen“ oder „Twittern“
wäre die Grenze zur sprachpuristischen
Albernheit überschritten. Wer will sich
schon tatsächlich gegenseitig etwas „zwitschern“? Klingt doch besoffen.
det Dateien“. Da schmuggelt man eben die
entsprechende Endung an das unschuldige Fremdwort, das solche kosmetische Behandlung aus seiner Heimatsprache nur
ganz dezent kennt.
Hart an den Rand der Spracheleganz gerät man aber unversehens mit dem Partizip,
der ultimativen Einbürgerungsurkunde eines jeden Wortes: „Ich habe etwas downgeloadet.“ Das schmerzt, ehrlich gesagt. Umso
mehr, da nicht gänzlich geklärt ist, ob es
nicht „gedownloadet“ heißen müsste – oder
sicherheitshalber gleich: „gedowngeloadet“?
Wählt man dann auch noch die Frageform
und zieht das Wort auseinander zu: „LoaDer erbitterte Widerstand gegen die Eindest Du etwas down?“, kippt die Harmowanderung fremder, vor allem englischer
nie zwischen Heim- und Fremdidiom vollWörter in den aktiven Sprachschatz des
ends. Aber wer sagt auch, dass Integration
deutschen Volkes, der zu den Lieblingshob- leicht sei?
bys pensionierter Studienräte zählt, muss
also aufgegeben werden. Vielmehr sollte an Niemand! Einer der größten Schleuser für
einer Integrations-Agenda für solche BeFremdwörter in den Geltungsbereich des
griffe gearbeitet werden, damit sie sich bei Duden hat sich sogar vehement für die
uns wohlfühlen. Denn wie unumgänglich
Nichteinbürgerung solcher Exoten ausgesolche verbalen Zuwanderer sind, zeigt sich sprochen. Theodor W. Adorno, gefürchallerspätestens, wenn wir nicht mehr umtet für seine durch alle greif baren Fremdhin können, sie mit allen Konsequenzen
wörter angereicherte Philosophenprosa,
grammatikalisch zu betreuen, sprich zu
wusste gut zu begründen, warum „kontindeklinieren und zu konjungieren. Oder ty- gent“ etwas anderes bedeutet als „zufälpisch deutsch gesprochen: sie zu beugen!
lig“, oder Soirée“ eben etwas anders meint
als „Abendgesellschaft“: „In jedem FremdDer „download“ als Substantiv passt sich
wort steckt der Sprengstoff von Aufklänoch vergleichsweise geschmeidig in den
rung“, schrieb er 1959 in seinem RadiovorSprachalltag ein. Schwieriger wird es dann trag „Wörter aus der Fremde“. Stets führten
aber beim Verb, wenn es heißt: „Ich muss
Fremdwörter einen Überschuss an Bedeuetwas downloaden“. Oder „Er downloatung mit sich, der sie von ihren vermeint-
lichen Übersetzungen unterscheide. Darum, so schob er in einem Aufsatz später
nach, gelte es, bei den Wortneuzugängen aus anderen Sprachen „deren Fremdes
nicht zu leugnen, sondern zu nutzen.“
Die heilsamste Wirkung des Fremdwortes
sah Adorno darin, die Gesellschaft zu erinnern, dass „in seinem kontrollierten Gebrauch das Wissen, dass Unmittelbares
nicht zu sagen, sondern nur durch alle Reflexion und Vermittlung hindurch noch
ausgedrückt sei“ vermittelt wird. Wörter
bezeichnen generell nicht einfach nur Dinge, sondern stets den kulturell gelenkten
Prozess ihrer Entstehung gleich mit. Bei
Fremdwörtern fällt dies nur deutlicher auf
als bei eingeborenen Begriffen.
Vor allem dann, wenn das fremde Wort etwas ausdrückt, was es bislang in der eigenen Sprache nicht gab. Klar wird dies,
wenn man einmal vice versa den Blick auf
die Auswandererwörter aus deutschen
Landen richtet, die in anderen Sprachen
als Gäste aufgenommen wurden wie beispielsweise im Englischen „the bratwurst“,
„the sauerkraut“ und „the blitzkrieg“. Eben
typisch deutsches Kulturgut.
Wenn wir Glück haben, erleben wir also
in Deutschland noch den ganz selbstverständlich dahingesagten Satz: „Ich habe
gerade eine Ladung Sand vom Laster downgeloadet.“ Und wenn wir darüber lächeln
können, wissen wir, dass die Aufklärung an
uns nicht spurlos vorbei gegangen ist.
foyer 52
WiRtSChaFt DKV-Residenz
Die elegante DKV-Residenz in den Wallanlagen überzeugt auch durch hochklassige
kulturelle Veranstaltungen
wohnEn
mit ansPruch
V
ersierte Musikfreunde wissen den
Termin schon seit langem zu schätzen: Jeweils am letzten Sonntag im
Monat wird immer um 17 Uhr in der Bremer DKV-Residenz ein Kunstgenuss der
besonderen Art geboten. Im Rahmen der
Reihe „Weltklassik am Klavier!“ geben talentierte Pianisten, die vor dem Sprung
an die Weltspitze stehen, in dem exklusiv eingerichteten Gebäude an der Contrescarpe eine Kostprobe ihres Könnens.
wohnern immer wieder neue Gelegenheiten, recht. Das bedeutet: Leben in einer angeinteressante Menschen kennenzulernen und nehmen, vitalen Atmosphäre, in der sich
Alleinstehende und Paare gleichermaßen
anregende Gespräche zu führen.
wohlfühlen können. Alle Wohnungen sind
Doch auch jenseits dieser Veranstaltunmit einem Notrufsystem ausgestattet, das
gen sind Gäste in der DKV-Residenz stets
Haus ist rund um die Uhr mit Fachpersonal
gern gesehen. So wird an jedem Dienstag
besetzt. Allen Mitarbeitern liegt das Wohl
um 15 Uhr eine Führung durch das archi- der Bewohner am Herzen, denen zudem ein
tektonisch ansprechende und hochwertig sehr gut funktionierendes Ärztenetzwerk
gestaltete Haus angeboten, das in Bremens zur Seite steht.
bester Innenstadtlage in den Wallanlagen
errichtet worden ist. Ein Zuhause für Men- Zur Ausstattung der natürlich barrierefreiDie Konzertserie ist mit gutem Grund in
en Wohnungen gehören unter anderem Parschen, die selbständig und weltanschauder 2004 eröffneten Residenz etabliert workettböden, Einbauküchen,
lich ungebunden
den. Denn sie ergänzt nicht nur das umfang- in ihrer eigenen Leben in einer angenehmen, Loggien und – nicht selbstreiche Programmangebot für die Bewohverständlich in EinrichWohnung leben vitalen Atmosphäre ...
ner des Hauses, sondern fügt sich zudem
tungen dieser Art – eigene
und dabei das sihervorragend in den Reigen der vielen kulchere Gefühl haben möchten, jederzeit die Briefkästen. Die bodentiefen Fenster ermögturellen Veranstaltungen ein, die – ob Ausnötige Unterstützung abrufen zu können. lichen einen ungehinderten Blick auf die
stellung, Vortrag oder Gesprächsforum – naWallanlagen. Bewegliche Lamellen-Wände
Die insgesamt 138 hochwertigen Mietwoh- vor den Fenstern verhindern eine eventuell
türlich auch für die Öffentlichkeit gedacht
sind. Und genau dadurch bieten sich den Be- nungen werden höchsten Ansprüchen geunerwünschte Sonneneinstrahlung.
WIRTSCHAFT DKV-Residenz
53 foyer
neue optik
In fußläufiger Entfernung zur Innenstadt verbindet die Residenz die Vorzüge des Stadtlebens mit hoher Lebensqualität und fürsorglicher Pf lege. Die Bewohner
genießen Einrichtungen wie den Laden,
das gepf legte „Rosencafé“ mit der schönen Terrasse oder die Diskussionen im Kaminzimmer, wo beispielsweise unter der
Leitung von Magda Venzke der offene Gesprächskreis „Kriegskinder“ über eigene Erfahrungen aus der Vergangenheit
spricht.
Abgerundet wird das Angebot der hausinternen Einrichtungen durch einen Friseursalon, Physiotherapie, Fitnessraum,
Schwimmbad und Sauna. Der ambulante
Pflegedienst miCura kümmert sich mit großem Engagement um die professionelle und
liebevolle Unterstützung der Bewohner in
ihren Wohnungen. So ist es grundsätzlich
möglich, auch bis zur Pflegestufe III in den
eigenen vier Wänden zu bleiben. Ergänzt
wird dieses Angebot durch eine stationäre
Pflegeabteilung mit insgesamt 29 Plätzen in
ansprechend eingerichteten Einzelzimmern
oder auch Pflegeappartements.
In der hauseigenen Küche wird – auch dietätisch – auf hohem Niveau gekocht, was
auch verwöhnte Gaumen mehr als zufrieden stellt. Besucher wissen das öffentliche
Rosencafé zu schätzen, das auch für spezielle Ereignisse wie Geburtstage, Jubiläen oder andere Feierlichkeiten gebucht werden kann.
DKV-Residenz an der Contrescarpe
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foyer 54
PANORAMA WISSENSCHAF
Text: Stephan Cartier
Luca Lombardi
„Mare“ und mehr
Der Islam und seine Geschichte Guter Rat für die Wissenschaft
Die Beziehungen zwischen Wissenschaft
– dies heißt in der Regel noch immer:
Naturwissenschaft – und Kunst stehen
seit gut zwei Jahrzehnten an Universitäten
und Akademien unter verschärfter Pflege.
Die Rückwirkungen der einen auf die
andere und vice versa zählen zum großen
Einmaleins der Interdisziplinarität. Der
italienisch-israelische Komponist Luca
Lombardi wird seine Auseinandersetzung
mit der Meereswissenschaft nun in einem
Stück präsentieren, das in Oldenburg seine
Uraufführung erlebt. Der Titel: „Mare“.
Die Alternative klingt ziemlich hart: „Zivilisation oder Barbarei?“ Doch sein neues
Buch, das Alexander Flores, Professor für
Wirtschaftsarabistik an der Hochschule
Bremen, im honorigen Verlag der Weltreligionen unter dem Dach des Hauses
Suhrkamp publiziert hat, bildet damit nur
das schizophrene Bild des Islam ab, das in
westlichen Ländern existiert. Hier ist der
Autor Realist, nicht Extremist.
Flores trägt mit seiner Arbeit seit 1995
in Bremen als Spezialist für die Kultur,
Geschichte und das Wirtschaftsleben
Die Wurzeln – oder sollte man besser sagen: des arabischen Raumes ganz praktisch
Quellen? – des einsätzigen, etwa 20-minüzur Verständigung bei. Er weiß, wovon er
tigen Orchesterwerks für große Besetzung
schreibt und lehrt: Mehrere Jahre arbeitete
liegen an einem Ort, der der Begegnung
er auch im palästinensischen Gebiet an der
verschiedener Disziplinen und der Kunst
Universität Birzeit bei Ramallah.
programmatisch verpflichtet ist: dem
Hanse-Wissenschaftskolleg (HWK) in DelAlexander Flores verschließt in seinem
menhorst. Lombardi, 1945 in Rom geboren, Buch nicht die Augen vor dem Auseinanzählt zu den einflussreichsten Komponisten derleben der westlichen und der islamiItaliens und war als Fellow mehrfach Gast
schen Welt. Pointenreich dreht er dabei
des HWK. Hier ließ er sich auch zu der Aufdie übliche Perspektive auf den Konflikt
tragskomposition des Oldenburger Staatsmit dem Islam um und sieht in Europa
theaters inspirieren. Aufgeführt wird das
und dem Westen die eigentlichen Störenaufwändige Werk in Kooperation mit dem
friede des Weltfriedens. Spätestens seit
Orchester der Stadt Bielefeld.
der Eroberung Ägyptens durch Napoleon
1798 sei die wirtschaftliche und politische
Kolonialisierung des arabischen KulturDer Meisterschüler Paul Dessaus, der einen sehr variantenreichen Stil als Mixtum kreises so weit vorangetrieben worden,
Compositum ehemals streng getrennter
dass die islamischen Länder in eine wirtSchulen von der Atonalität bis zur Seschaftliche Rückenlage gerieten und so
fundamentalistische Strömungen mit ihrer
rialität entwickelt hat, bietet in „Mare“
Europakritik gefördert wurden. „Der Islam
keine Lautmalerei, wie Lombardi betont.
Vielmehr forscht er marinen Strukturen
im historischen Kontext“, so der Untertitel
wie Wellenbewegungen nach und bindet
von Flores Buch, erscheine dagegen viel
sie zu einer großen musikalischen Collage friedlicher als das Bild, das wir uns von
ihm gemacht haben.
zusammen. Als terrestrisches GegengeAlexander Flores: Zivilisation oder Barwicht gibt es zusammen mit „Mare“ die
„Alpensinfonie“ von Richard Strauss.
barei? Der Islam im historischen Kontext.
25. März, 11.15 Uhr/26. März, 19.30 Uhr,
Verlag der Weltreligionen, 260 Seiten,
18 Euro
Weser Ems-Halle Oldenburg
Nicht nur zu den letzten, sondern auch
klügeren Entscheidungen des ehemaligen
Bundespräsidenten Christian Wulff zählt
die Berufung des Bremer Soziologen Steffen
Mau in den Deutschen Wissenschaftsrat.
Für drei Jahre gehört Mau nun dem erlesenen Gremium an, das die Bundesregierung
und die Länderkabinette bei ihren Entscheidungen zur Forschung und Lehre berät.
Die Auszeichnung, die zwar viel zusätzliche administrative Arbeit mit sich bringt,
aber schlussendlich ein wissenschaftspolitischer Ritterschlag ist, hat sich Mau durch
seine umfassenden Arbeiten im Bereich
der Wohlfahrtsforschung und Gesellschaftsanalyse verdient. 2003 als Juniorprofessor nach Bremen berufen, wechselte er schon zwei Jahre später auf einen
„Senior“-Lehrstuhl für politische Soziologie. Damit führt der 1968 geboren Mau die
Tradition engagierter und politisch aktiver
Soziologie an der Bremer Universität fort.
Auch als Wissenschaftsmanager hat Mau
Meriten gesammelt. So gründete er als
Dekan die Bremen International Graduate
School, die immerhin das Kunststück fertig
bringt, von der öffentlichen Universität
Bremen und der privaten Jacobs University
gemeinsam getragen zu werden. Steffen
Maus Schwerpunkt bildet die Forschung
zur sozialen Ungleichheit. Neben der Berufung in den Wissenschaftsrat ist das Frühjahr 2012 auch für Maus wissenschaftliche
Arbeit ertragreich. In Kürze erscheint sein
neues Buch „Lebenschancen. Wohin driftet
die Mittelschicht?“ im Suhrkamp Verlag.
foyer 56
KUnSt Dürer-Zeit
VErlorEnEs
kEhrt zurück
Dürer-Zeit: Die bewegte Geschichte der DürerSammlung in der Kunsthalle Bremen
Text: Maike Rotermund
E
ine fröhliche Gesellschaft zu Pferd in
einer hügeligen Landschaft. Albrecht
Dürer hat sie im Jahr 1489 zu Papier
gebracht; es handelt sich also um eine
sehr frühe Arbeit des Nürnbergers, der
darin das ganze Spektrum seines zeichnerischen Könnens präsentiert: Landschaft,
Figuren im Bezug zueinander, Perspektive, auch Bildnisse sind hier zu finden, ist
doch in der Figur mit Federbusch auf der
rechten Seite ein verkapptes Selbstbildnis
zu sehen.
„Es ist ein kleines Kunststück. Dürer zeigt,
was er kann“, erläutert die Kunsthistorikerin Dr. Anne Röver-Kann die Funktion
dieser virtuosen, querformatigen Federzeichnung in braunschwarzer Tusche als
Demonstrationsobjekt für potentielle
Auftraggeber. Die langjährige Kustodin
des Kupferstichkabinetts der Bremer
Kunsthalle hat die Ausstellung „DürerZeit“ kuratiert, die bis zum 13. Mai in den
erweiterten Räumen des Kabinetts zu
sehen ist.
„Ich möchte mit dieser Ausstellung einen
sehr wichtigen Teil der alten Sammlung
aus der Vergangenheit holen“, lenkt die
Kunsthistorikerin den Blick auf die wechselvolle Geschichte des Bremer Kabinetts,
das im 19. und frühen 20. Jahrhundert
eine der umfangreichsten Sammlungen
an Dürergrafik umfasste. Der kostbarste
Teil der insgesamt rund 1750 Zeichnungen
umfassenden Bestände ging allerdings
1945 verloren. Wurde doch das Depot im
Brandenburgischen, wohin die Bremer
Sammlung ausgelagert worden war, nach
Kriegsende geplündert.
„Damit ist es keine Beutekunst, sondern
Diebstahlgut“, verweist die Kustodin auf
die rechtliche Seite als wichtige Verhandlungsbasis für die Rückführung der Blätter.
Dennoch müsse bei den Kunstwerken, die
inzwischen auf ganz unterschiedlichen
Wegen den Museen angeboten werden,
immer wieder neu verhandelt werden. „Es
gibt Finderlohn“, sagt die Kustodin und
fügt hinzu: „Es ist eine Frage der Geduld.“
Dabei erweist es sich als Vorteil, dass die
Blätter allesamt gestempelt sind, so dass
sie auf dem freien Kunstmarkt gar nicht zu
veräußern sind. Im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte haben so rund 250 Blätter
den Weg zurück an die Weser gefunden.
Darunter auch das farbenfrohe Aquarell
„Trient von Norden“, das 1495 während
Dürers erster Italienreise entstand.
ab Ende der 1820er Jahre sehr weitsichtig
Dürers Graphiken, obwohl der Nürnberger
Maler zu dieser Zeit überhaupt nicht „en
vogue“ war. Neben zahlreichen druckgraphischen Werken konnte Klugkist auch 61
Zeichnungen von und nach Dürer erwerben, darunter rund 40, die sicher aus der
Hand dieses Ausnahmekünstlers stammen.
„Es ist ein Wunder, dass diese Werke
damals verkauft wurden“, freut sich die
Kustodin. Hinzu kam ein weiterer Glücksfall: Der ehemalige Direktor Gustav Pauli
ließ später sehr gute Lichtdrucke der Bremer Zeichnungen herstellen, so dass die
Sammlung besonders gut dokumentiert
ist. Diese bilden nun auch die Vorlagen für
die Faksimiles, die in der Schau zum Teil
die – noch – verlorenen Blätter ersetzen.
Zur Ausstellung, die insgesamt 100 Arbeiten von und nach Dürer sowie aus dessen
Umkreis zeigt, erscheint ein umfangreicher Katalog, in dem die einzelnen Blätter
von der Provenienz bis zur Ikonographie
umfassend besprochen werden. Die Publikation, die auf langjährigen Recherchen
der Kustodin beruht, präsentiert zudem
Die Bremer Dürer-Sammlung geht zurück zahlreiche Vergleichsabbildungen: eine
auf den Gründer des Bremer Kunstvereins, fundierte Dokumentation mit schönen
Hieronymus Klugkist. Er sammelte bereits Bildern.
KUnSt Kunstschau Wümme-Wörpe-Hammen
malErEi
und
moor
57 foyer
Doppelausstellung in Lilienthal
erinnert an die Brüder Findorff
Text: Berit Böhme
Altargemälde in der Hofkirche Ludwigslust
a
Johann Dietrichs „auffälligstes Werk“ ist
uf dem Worpsweder Weyerberg erinnert ein Obelisk an ihn, in Bremen das Altargemälde in der Hofkirche Ludwigslust, obwohl er vor dessen Fertigstellung
sogar ein ganzer Stadtteil. Jürgen
Christian Findorff (1720-1792) entwässerte starb. Von Findorff selber stammt das obere
Drittel, seine Schüler vollendeten die Arbeit
das Teufelsmoor, schuf Lebensraum für
Tausende von Siedlern. Dass er einen talen- nach Findorffs Skizzen. In der Ausstellung
tierten Bruder hatte, ist hierzulande kaum ist der Entwurf des Kirchenbildes zu sehen.
Anbekannt. Die „Kunstschau Wümme-Wör- Dass er einen talentierten Bruder hatte, sonsten
stellt
pe-Hamme“ erinnert ist hierzulande kaum bekannt.
das
jetzt an beide – an
den Moorkommissar und an den Hofmaler Staatliche Museum Schwerin den Lilienthalern 17 Gemälde und zehn Radierungen
Johann Dietrich Findorff (1722-1772).
zur Verfügung. In Schwerin seien insgesamt noch 60 Findorffsche Werke erhalten,
„Jürgen Christian Findorff ist für uns die
erzählt Cordes.
bedeutendste Persönlichkeit in der ElbeWeser-Region der letzten 250 Jahre“, sagt
Johann Dietrich malte neben LandschafHans Adolf Cordes, Vorsitzender der Lilienthaler Kunststiftung. In der Ausstellung ten, Tieren und Stillleben auch ausdrucks„Erinnerungen an die Brüder Findorff“, die starke Porträts einfacher Leute. Seine
vom 18. März bis zum 30. September im Li- Arbeiten sind detailreich und spielen mit
lienthaler Ortsteil Trupe zu sehen ist, wird Licht und Schatten. Im Gegensatz zum
ihr Lebenswerk erstmals gegenübergestellt. Moorkommissar war der ebenfalls als
Kammerdiener tätige Johann Dietrich verheiratet, die Ehe blieb kinderlos. Über das
Johann Dietrich war Tischlergeselle,
Verhältnis der Brüder ist nichts überliefert.
seine Wanderschaft führte ihn bis an
„Angeblich hatten sie noch Kontakt, aber
den herzoglichen Hof von Schwerin. Dort
es gibt keine Dokumente dazu.“
zeigte er neben der Tischlerei „Neigung
und Können zum Malen und Zeichnen.“
Der Herzog förderte Findorff und entsand- Hans Adolf Cordes gerät ins Schwärmen,
wenn er über den Moorkommissar spricht.
te ihn zur Akademie nach Dresden. Mit
dem Kommentar „den Menschen könne er „Findorff hat Schulen und Kirchen gebaut
nichts mehr lehren“ soll ihn der Lehrmeis- und sich stark um die sozialen Belange der
Moorbauern gekümmert. Er galt als Vater
ter wieder zurückgeschickt haben.
der Moorkolonisten.“ Der französische
Reiseschriftsteller Jean André de Luc habe
ihn 1778 trefflich charakterisiert: „Welchen
Glücks darf sich Herr Findorff erfreuen.
Alle Gesichter beleben sich, wenn er sich
nähert.“
Findorffs Schaffensdrang war unermüdlich, er gründete Dörfer bis hinauf in den
Bremervörder Raum. Die Ausstellungsmacher trugen Dokumente aus regionalen
Archiven und Museen zusammen. Auf
rund 80 Tafeln sind neben Landkarten
einige Baupläne zu sehen, darunter die der
Gnarrenburger Kirche. Auch das ausgeklügelte Geflecht von Gräben und Kanälen
wird dargestellt. Gemälde und historische
Fotografien spiegeln außerdem den harten
Alltag der Moorbauern.
Zur Ausstellung erscheint ein 135 Seiten starkes Buch. Zudem organisiert die
Kunststiftung ein umfangreiches Rahmenprogramm. Es reicht von Torfkahnfahrten über Vorträge und Filmabende bis
hin zu Freiluft-Aufführungen des Musicalthrillers „Das Geheimnis des Schwarzen Vogts“. Die Ausstellung ist dienstags
bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
Erwachsene zahlen 5 Euro Eintritt,
Kinder und Jugendliche 1 Euro. Informationen sind unter der Telefonnummer
04298/ 907641 erhältlich.
foyer 58
kunst Oldenburger Landesmuseum
Oldenburger Kunstverein zeigt
die Videosequenz „Silencio“ von
Björn Dahlem in neuer Form
Text: Sabine Komm
Alchimist
im Bankhaus
E
s ist eine verrückte Geschichte. Vor
zehn Jahren gewinnt Künstler Björn
Dahlem den Wettbewerb einer Bank.
Die Videoinstallation „Silencio“ entsteht,
eine künstlerische Auseinandersetzung
mit dem, was in solchen Geldinstituten
vor sich geht. Doch kaum ist die Arbeit in
der Eingangshalle der Londoner Filiale
installiert, wird dieser Standort geschlossen. „Silencio“ verschwindet im Depot.
Neun Jahre später ist die Videosequenz
jetzt erstmals wieder zu entdecken: im
Oldenburger Kunstverein, wo sie vom 30.
März bis zum 20. Mai zu sehen ist.
Entstehungsgeschichte dieser fast verges- Ein anderes Mal läuft Dahlem wie in
einem Agentenfilm mit Aktenkoffer durch
senen Arbeit. Mehrmals sei er dafür nach
die Gänge der Londoner Bank. Dort durfte
London gereist und durch das neo-neoer nur nach Dienstklassizistischluss drehen,
sche Bank- „Silencio“ wird aus dem Depot
gebäude
geholt und endlich wieder gezeigt. erzählt der 37-Jährige,
ohne Publikumsvergelaufen. In
den Büros habe er Menschen gesehen, die kehr, und auch dann nur in bestimmten
Bereichen. So eine Bank sei eben wie ein
an ihren Computern sitzen und etwas an
Heiligtum.
der Börse machen, was ihm weit entfernt
schien von jeder Realität. „Das hat mich
spontan an Leute erinnert, die in Las Vegas „Silencio“ heißt Dahlems Arbeit. Denn sie
kommt ohne Ton aus, wie ein Stummfilm.
an Spielautomaten sitzen“, sagt Dahlem.
„Und genau das interessiert mich: das Irra- Irritierend auch, wie unscharf die Bilder
wirken. Auch das ein Kunstgriff. Dahlem
tionale im Materialismus.“
Der Coup ist der Kunstvereinsvorsitzenden
spielt auf die mäßige Videoqualität vieler
Gertrude Wagenfeld-Pleister gelungen.
Überwachungskameras an.
Für die „Silencio“-Videos ist der Künstler
Seit längerem beobachtet sie den inzwiin rätselhafte Rollen geschlüpft. Wie ein
schen gefeierten Berliner Künstler und
Alchimist sitzt er an einem Tisch und hält Um Kritik an Börsenpoker und Finanzposeine raumgreifenden Installationen aus
litik gehe es ihm in seinen sieben Kurzfilsich schwarze Spielkarten vors Gesicht.
Neonröhren, Dachlatten und Styropor, die Unheimlich erscheinen auch Baumkronen, men aber nicht, betont Dahlem: „Kunst
von außerirdischen Welten erzählen. Irdie sich vor einem Nachthimmel bewegen steht über der Politik. Sie verleibt sich alles
gendwann ist es dann beschlossene Sache: und so wie eine lebendige Tapete wirken.
ein und schwebt darüber.“ Er habe nur die
„Silencio“ wird aus dem Depot geholt und Und dann sind da noch all die flirrenden
Atmosphäre spürbar machen wollen, die
endlich wieder gezeigt. Diesmal mit Unter- Zahlen und eine Kamerafahrt durch einen er in der Bank als so seltsam empfunden
stützung der Bremer Landesbank.
habe, schon damals, lange vor der großen
klaustrophobischen Gang, die bei einer
Dahlem, der in Düsseldorf studiert hat,
Bankenkrise.
mysteriösen Figur endet.
erzählt in einem Interview mit foyer die
Wissen ist ein Gut,
das wir täglich transportieren.
Weltweit liefern wir unseren Kunden genau das Wissen und die Erfahrung,
die sie benötigen. Manchmal reicht es bis ins 15. Jahrhundert zurück.
Für alles Weitere gibt es unsere Mitarbeiter.
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THINKING AHEAD – MOVING FORWARD
foyer 60
KUnSt Ausstellungen
Text: Sabine Komm
kunstwErkE
Unbekannter Radziwill
Federn tanzen
Eben erst war das Werk von Franz Radziwill (1895-1983) in fünf norddeutschen
Ausstellungshäusern zu sehen. Trotzdem
gibt es jetzt Neues: unbekannte Kunst vom
Meister. Das Künstlerhaus Franz Radziwill
in Dangast zeigt 40 Werke, 27 davon waren
noch nie öffentlich zu sehen, einige galten
als verschollen.
Anlässlich des Festivals Tanz Bremen zeigt
die Weserburg Bremen die Ausstellung „Rebecca Horn: Federn tanzen auf den Schultern“. Zu sehen sind frühe Fotos, Zeichnungen und so noch nie gezeigte Collagen aus
dem Privatbesitz der Künstlerin. Darunter
das Motiv „Federn tanzen auf der Schulter“,
nach dem die Ausstellung benannt ist.
Für die Ausstellung „Entdeckungen – Zum
25-jährigen Jubiläum des Künstlerhauses
Franz Radziwill“ hat Kuratorin Birgit Denizel in Werkverzeichnissen, bei Kunstvereinen, Auktionshäusern, Kunstsammlern
und deren Nachkommen recherchiert. Zu
ihren Überraschungsfunden zählen fünf
bisher unbekannte Postkarten. Radziwill
hatte sie 1921 und 1922 einer befreundeten
Fotografin geschickt. Eines dieser kleinen
Aquarelle zeigt Akte am Strand. Eine Entdeckung ist auch das Stillleben, das Wegerich und Pfingstrosenknospe vor schwarzem Hintergrund zeigt. Das Großformat
„Bahnübergang bei Düsseldorf“, ein Bild
im Stil des Magischen Realismus, war zuletzt 1937 in Hamburg zu sehen.
In ihren Fotos, Performances und Filmen
lotet Rebecca Horn (geb. 1944) die Grenzen
des menschlichen Körpers aus. Seit Beginn
der 70er Jahre filmt sie ihre Performances.
Bei ihrem „Handschuhfinger“ (1972) reichen die mit Hilfe von Stäben verlängerten
Finger bis zum Boden. Der Mensch wird
zum sinnlichen Spinnenwesen. In einer
anderen Performance schreitet eine nackte
Frau mit gigantischem „Einhorn“ auf dem
Kopf durch ein Kornfeld. Es gibt Inszenierungen wie ein Federkleid, das sich wie zur
Balz öffnet und so einen Einblick ermöglicht auf einen unbekleideten Körper. Eine
Frau zeichnet mit ihrer „Bleistiftmaske“
mechanisch hin und her – ein Sinnbild für
Zwanghaftigkeit.
Und dann ist da noch das frühe Aquarell
„Ostfriesische Landschaft“, darin Menschen, eine Häusergruppe und ein Segel,
auf dem eine Rückenfigur ohne Hose zu
sehen ist. Wohl eine Anspielung auf ihn
selbst. 1921 schreibt Radziwill: „Jeden Tag
ziehe ich 2-4 Stunden hinaus mit dem abziehenden Wasser aufs Watt ganz nackt...
Das Watt ist sehr elastisch und mit mir
fällt Sonne und Mond.“
25. März bis 13. Januar. Künstlerhaus
Franz Radziwill in Dangast.
Später ersetzt Rebecca Horn den menschlichen Körper durch rätselhafte Objekte.
Da ist der Tango tanzende Tisch in ihrem
Spielfilm „Der Eintänzer“ von 1978. Tatsächliches und Tagtraum gehen ineinander über. Ergänzt werden diese wandfüllenden Projektionen durch Installationen
wie „Dialog der Silberschaukeln“, die seit
Gründung des Museums permanent in den
Sammlungen zu sehen ist.
Bis 1. Juli. Weserburg – Museum für moderne Kunst in Bremen.
Kunst Ausstellungen61 foyer
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Bewegte Bronze
Antike Provokation
In seinem bildhauerischen Werk hat sich
Bernhard Hoetger (1874-1949) auf intensive
Weise von Tanz und Tänzerinnen inspirieren
lassen. Parallel zum Festival Tanz Bremen
zeigt das Paula Modersohn-Becker Museum
deshalb die Ausstellung „Bewegte Bronze –
Tanzplastiken von Bernhard Hoetger“.
Nach Jörg Immendorff oder Sigmar Polke widmet sich das Horst-Janssen-Museum wieder einer großen Persönlichkeit:
dem 70-jährigen Malerfürsten Markus Lüpertz. Neben Zeichnungen und Druckgrafiken sind ausgewählte Plastiken zu sehen.
Kleinformatige Modelle für seine Figuren, sogenannte Bozzetti, spiegeln die „sagenhafte“ Welt der antiken Mythologie. Sie
treten in der Oldenburger Inszenierung in
Dialog zu Lüpertz’ grafischen Arbeiten. In
beiden Gattungen fasziniert die grobe, gestische Umsetzung klassischer Vorbilder.
„Der moderne Tanz hat damals eine ebenso rasante Entwicklung durchgemacht wie
die Kunst“, sagt Kuratorin Simone Ewald.
Früh setzt sich Hoetger mit der amerikanischen Tänzerin Loïe Fuller auseinander.
Ihr wirbelnder Tanz inmitten von Musik
und Lichteffekten ist um 1900 die Sensation auf den Pariser Bühnen. Hoetger lässt
in seiner Plastik „Loïe Fuller“ das Kleid wie
ein stürmisches Meer um die Tänzerin toben. Geprägt von Jugendstil und der impressionistischen Bildhauerei Rodins, ermöglicht die lebendige Oberfläche ein Spiel
von Licht und Schatten. Andere HoetgerBronzen wirken voluminöser, erinnern an
Aristide Maillol und asiatische Plastiken.
Eine andere künstlerische Form wählt Hoetger später für seine Darstellung der Sent
M’Ahesa. Die Schöne aus dem Baltikum
bringt damals altägyptische Tänze auf die
Bühne. Ihr nähert sich der Bildhauer mit
einer expressiven, sehr ägyptisch anmutenden Formensprache. Das klar komponierte Porträt erinnert an Nofretete. Wer
diese Ausdruckstänzerinnen waren, die
Hoetger so faszinierten, macht das Paula Modersohn-Becker Museum mit Texten,
Fotos und Filmen deutlich.
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Lüpertz, der Mann mit dem Hang zum Genialischen, hat seine Leidenschaft für antike Themen stets auf seine Art ausgelebt.
So respektlos übersetzt er die Antike in die
Gegenwart, dass einige Betrachter angesichts solch körperprallen Figuren befremdet sind.
Lüpertz, vor kurzem noch Leiter der Kunstakademie Düsseldorf, liebt Plastiken, die
provozieren. Seine mythologische Figuren
besitzen exzentrische Proportionen und
gewaltige Muskelpakete. Ihre bunte Fassung signalisiert Dynamik. So hatte auch
seine große „Aphrodite“ die Stadt Augsburg
gespalten, bis die Bronze schließlich aus
dem öffentlichen Raum entfernt wurde –
Skandal und Armutszeugnis zugleich. Jetzt
ist das Modell für die Plastik dieser Göttin
der Liebe und Schönheit ein Höhepunkt in
der Oldenburger Lüpertz-Ausstellung.
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KinO Dame, König, As, Spion
kinotiPPs
Warum Ali Alexander hilft
Text: Wilfried Hippen
sich zusammenraufen, der Titel verrät auch
schon, ob diese Annäherung gelingt. Sympathisch an diesem Debütfilm ist, wie anrührend und intensiv der aus Russland
stammende Leo Khasin seine KerngeDieser Film ist fast schon zu politisch reschichte inszeniert. Immer wenn er sich
levant. Seine Prämisse mutet wie ein Fallbeispiel an für kluge Diskussionen über die auf seine beiden Protagonisten konzentriert, ist sein Film sehenswert. Hier inszeSituation von Emigranten in der Bundesrepublik und den Konflikt zwischen Palästi- niert er authentisch und es gelingt ihm,
glaubwürdig den Prozess zu dramatisienensern und Juden. Erzählt wird von dem
ren, der die beiden dazu bringt, ihre Vorvierzehnjährigen Ali, der in einem palästiurteile und religiösen Dogmen in Frage
nensischen Flüchtlingslager aufgewachsen
zu stellen und zu überwinden. Dafür finist und nun in Berlin-Kreuzberg lebt.
det er einen ruhigen Erzählrhythmus, der
den beiden Darstellern viel Freiraum bieSein Nachbar ist der 84-jährige russische
tet. Ryszard Ronczewski und Neil BelakJude Alexander, ein ideales Hassobjekt für
hdar gelingt es, diese außergewöhnliche
Ali und seine arabische Jugendgang. DieFreundschaft eben nicht wie eine polise bringt ihn für eine Mutprobe dazu, bei
tische Parabel, sondern wie eine gelebte
Alexander einzubrechen. Nachdem die Jugendlichen dessen Wohnung verwüstet ha- Utopie wirken zu lassen, die nie die Bodenhaftung dieser beiden authentisch in
ben, wird Ali als einziger vom alten Mann
ihren Kulturen geerdeten Figuren verliert.
erwischt. Da ihm bei dem drohenden Ärger mit der Polizei die Abschiebung droht,
Da verzeiht man gerne die dramaturmuss er irgendwie Alexander dazu bewegischen Ungeschicklichkeiten. Teilweigen, seine Anzeige zurückzuziehen.
se mäandert die Geschichte zu sehr zwischen den Milieus umher, und die NebenAlexander hat Schwierigkeiten mit dem
figuren wirken unausgegoren. So werden
Sozialamt, das ihn in ein Altersheim stedie arabischen Altersgenossen von Ali arg
cken will. Ein junger Mann, der ihm bei
den alltäglichen Besorgungen helfen wür- klischeehaft dargestellt (müssen sie unbedingt auch noch die blonden, deutschen
de (nachdem er erst einmal die mit Hassparolen beschmierten Zimmerwände neu Mädchen anpöbeln?), sein Vater ist zu eindimensional in seiner ständigen Wut, und
gestrichen hat), würde ihm aus der Patdie deutschen Behördenmenschen sind
sche helfen. So entsteht eine zuerst nur
genau so gezeichnet, wie man es erwartet.
auf Ablehnung und Misstrauen basierenSo ist dies kein durchgängig gelungener
de Zweckgemeinschaft zwischen den beiFilm, aber es blitzten in ihm immer wieden. Der Film erzählt nun davon, wie sie
„Kaddisch für einen Freund“
von Leo Khasin
der Momente auf, bei denen Khasin sowohl mit dem Drehbuch wie auch bei der
Inszenierung genau trifft, sodass man auf
keinen Fall sagen kann, „Kaddisch für einen Freund“ sei besser gemeint als gemacht. Kinostart: 15. März
Verhängnisvolle Affäre
„Die Königin und der Leibarzt“
von Nikolaj Arcel
Fast jede Monarchie wurde einmal von
einem verrückten König regiert. Die Bayern hatten ihren geliebten „Kini“ Ludwig,
die Briten George III. und die Dänen Christian VII. Von ihren Regentschaften können natürlich die schönsten Geschichten
erzählt werden, an ihren Mythen wird
auch heute noch kräftig gestrickt. In der
skandinavischen Version ist der König allerdings eher eine Nebenfigur, wie auch
schon der Titel des Romans „Der Besuch
des Leibarztes“ belegt, den Per Olov Enquist über diese Phase der dänischen Geschichte geschrieben hat.
Tatsächlich ist der deutsche Mediziner Johann Friedrich Struensee die faszinierende Person in dieser Geschichte, die 1957
schon einmal unter dem Titel „Herrscher
ohne Krone“ mit O.W. Fischer als Struensee und Horst Buchholz in der Rolle des
wirren Königs verfilmt wurde. Struensee
wurde wegen seiner originellen Behandlungsmethoden zum Vertrauten des Königs, der von den anderen Ärzten mit ih-
KinO Faust
63 foyer
Wohnen
Essen
den dafür eher die Kulisse. Doch Arcel gelingt es, beiden Ebenen gerecht zu werden,
indem er immer nah an den handelnden
Figuren bleibt. Und da er zudem sehr klar
und pointiert erzählen kann, gehen auch
solche Details wie die historisch verbürgte
„fanmail“ von Voltaire an den König nicht
verloren. Ein romantischer Ausritt von
Königin und Leibarzt endet etwa in einer
brutalen Szene, in der sie auf die blutige
Leiche eines Leibeigenen stoßen, der von
seinem Herren für eine Bagatelle auf dem
Die mussten für ihre Intrigen überhaupt
nicht allzu raffiniert vorgehen, denn Stru- „hölzernen Pferd“ zu Tode gepeitscht wurde. Auch wegen solcher geschickt gesetzensee machte es ihnen einfach. Er beten Wendepunkte wurde der Film auf der
gann eine Liebesaffäre mit Königin CaBerlinale für das beste Drehbuch prämiert.
roline Mathilda, und als dies öffentlich
Mikkel Boe Folsgaard bekam einen zweiten
bekannt wurde, war sein Ende unausBären für seine Darstellung des Königs. Die
weichlich. Er wurde auf das Rad geflochten, gevierteilt und geköpft. Während En- Irren und Seltsamen sind halt die dankquist in seinem Buch diese Tortur fast un- barsten und höchstprämierten Rollen…
erträglich realistisch schildert, erspart der
Regisseur Nikolaj Arcel dem Zuschauer in Dabei tragen Alicia Vikander und vor
„En Kongelig Affaere“ dieses schreckliche allem Mads Mikkelsen den Film. Sie als eine sensible, moderne Aristokratin, die vom
Ende und beendet die Hinrichtungs-Seweltgewandten britischen Hof in die düquenz schon nach dem schnellen Schnitt
stere dänische Provinz verheiratet wird
des Fallbeils. Dies entspricht seinem Erund in Struensee einen Seelenverwandzählstil, der eher klug distanziert als melodramatisch daherkommt. So beginnt der ten erkennt; er als ein liberaler Geist, dessen Idealismus droht, durch Macht und
Film mit der todkranken Königin, die einen Brief an ihre vom Hof verbannten Kin- Sex korrumpiert zu werden. Übrigens beder schreibt, die sie nie wieder sehen wird. ginnt der Film in Altona, das damals zum
In diesem Brief schildert sie die Vorkomm- dänischen Königreich gehörte. Und am
nisse, die dann in einer Abfolge von Rück- Schluss wird die Königin dann ausgerechnet nach Celle in die Verbannung geblenden erzählt werden. Aus ihrer Perspektive steht natürlich die illegitime Lie- schickt. Niedersachsen scheint damals das
Sibirien Dänemarks gewesen zu sein.
besgeschichte im Mittelpunkt, und die
politischen Umwälzungen des Landes bil- Kinostart: 19. April
ren ständigen Aderlässen enttäuscht war.
Zwischen 1770 und 1772 hatte der Mediziner quasi als Regent das Sagen im Lande
und begann eine Reihe von Reformen, die
das damals noch nahezu mittelalterlich
wirkende Land zu einem Modell der Aufklärung und bürgerlichen Freiheiten werden ließ. Damit schuf Struensee sich natürlich Feinde am Hof und in den konservativen Adelskreisen.
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kulturkalender
KULTUR
TERMINE
FORUM
...................................................
Bremerhaven
Premierendaten
15. März bis 15. Mai 2012
...................................................
Bremen
15. 3.
23. 3. 25. 3. 30. 3. 21. 4. 28. 4 (S) Anton Tschechow: Platonow. Neues Schauspielhaus
(S) Pedro Calderón de la Barca: Das Leben ist Traum. Theater am Goetheplatz
(M/T) Johannes Brahms: Ein deutsches Requiem.
St. Petri-Dom
(S) Stephan Seidel: Wenn du mir meine Stimme nimmst. Brauhauskeller
(S) Ein Projekt von Gintersdorfer/Klaßen. Moks
(M) Moritz Eggert: All diese Tage (UA).
Theater am Goetheplatz
24. 3. 30. 3. 31. 3. 14. 4. 20. 4. 21. 4. 12. 5. (S) nach Ilja Trojanow: Eistau (UA). Theater-Fundus
(M) Für mich soll’s rote Rosen regnen. Kleines Haus
(T) Sergei Vanaev: Carmina Burana. Großes Haus
(S) Paul Schurek: De kloke Anna. Kleines Haus
(S) Martin Kemner/Alexandra Luise Gesch:
Charra – ich bin dann immer noch da (UA). die theo
(M) Otto Nicolai: Die lustigen Weiber von Windsor. Großes Haus
(S) Anton Tschechow: Die Möwe. Großes Haus
...................................................
Oldenburg
15. 3. 21. 4. 8. 5. (T) Igor Strawinsky: Die Geschichte vom Soldaten. Kleines Haus
(S) Marc Becker: Avanti Inflagranti (UA). Exerzierhalle
(M) Ulrich Kreppein: Die Versuchung des heiligen Antonius (UA). Großes Haus
(Abkürzungen: M = Musiktheater, S = Schauspiel, T = Tanztheater)
Abkürzungen:
P = Premiere
WA = Wiederaufnahme
z.l.M. = zum letzten Mal
w.n.a.a. = wenn nicht anders angegeben
Terminschluss: 1. Mai
Bremen
Theater Bremen
Tel. 04 21 – 36 53 – 3 33
......................................
Theater am Goetheplatz
(Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h)
Tanz Bremen Gallim Dance März 16.
Das Land des Lächelns März 17.; April 7.;
Mai 13. (18 h)
Der Rosenkavalier März 18. (15.30 h);
April 8. (15.30 h), 20. (18 h)
Das Leben ein Traum März 23. (P), 25. (18
h), 29.; April 4., 14., 21., 27., 29. (18 h); Mai 3.
Gastspiel Gayle Tufts März 24.
Herzog Blaubarts Burg/Blaubart März
30.; April 1. (15.30 h), 15., 22. (15.30 h)
Perpetuum Mobile März 31.
Die Zauberflöte April 5., 9. (18 h), 13.; Mai
6. (15.30 h), 11.
AltArmArbeitslos April 12.
All diese Tage (UA) April 28.; Mai 2., 5., 12.
Der Gott des Gemetzels Mai 4.
......................................
St. Petri-Dom
Ein deutsches Requiem März 25., 26., 27.,
28., 29. (jew. 20 h)
......................................
Neues Schauspielhaus
(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)
Platonow März 15. (P), 25. (18.30 h), 29.;
April 14., 18., 21., 29. (18 h)
Frühlings Erwachen März 16.
Tanz Bremen Dave St. Pierre Company
März 17., 18.
Tanz Bremen Compagnie Catherine Diverres März 20.
Tanz Bremen Helena Waldmann März 21.
(19.30 h)
Tanz Bremen Club Guy & Roni März 22.
(19.30 h)
Tanz Bremen Yossi Berg und Oded Graf
März 23.
Tanz Bremen Louise Lecavalier März 24.
Hauptsache Arbeit! März 27.; April 13., 22.
(18.30 h)
Torquato Tasso März 28.; April 9. (18.30 h),
12., 26.
Leonce und Lena März 30.; April 20., 25.
Endspiel März 31.; April 27.
Ein Volksfeind April 1. (18.30 h), 19.
Blaumeier April 4., 5., 7., 8. (18 h)
Die Glasmenagerie April 15. (18.30 h)
Glaube Liebe Hoffnung (WA) April 17., 28.
KUlinaRiSChES „ess.klasse“
65 foyer
Wie Guido Albrecht in der „ess.klasse“
Kochen als gemeinsames Erlebnis inszeniert
EinE klassE
für sich
D
er Blick ins tägliche TV-Programm
beweist es: Kochen ist „in“. Ausgewiesene Könner wie Johann Lafer
oder Vincent Klink zeigen in ihren mal
mehr, mal weniger turbulenten Sendungen mit Witz und Ideenreichtum auf, dass
man in der Küche mehr erleben kann als
nur eine Tiefkühlpizza in den Ofen zu
schieben oder Tütensuppen anzurühren –
vor allem, wenn man in fröhlicher Gesellschaft kocht.
Auf dem Programm stehen dann beispielsweise Kochabende wie „1001 Nacht“, „La
dolce vita“ oder „Spaniens Tapas“, wobei
Guido Albrecht natürlich auch auf spezielle Wünsche eingeht oder jahreszeitliche
Themen und Klassiker der internationalen
Küche aufgreift. Doch die Räumlichkeiten
in der von zwei knallroten Kücheninseln
Ein Konzept, das rundum gelungen ist, zu- dominierten und von Albrechts Geschäftspartner Ronald Schlockermann/Küchenmal es nicht allein für Hobbyköche gestudio „Küchen und Kochen“ in Horn-Lehe
dacht ist, die etwas Neues lernen wollen.
Denn Guido Albrecht inszeniert die Koch- gestalteten „ess.klasse“ können auch für
Guido Albrecht, Spitzenkoch aus LeidenFeiern, Jubiläen oder private Anlässe wie
abende und -seminare in der „ess.klasse“
schaft und Überzeugung, setzt genau an
als gemeinsame Erlebnisse, um etwa eine beispielsweise eine Hochzeit genutzt werdiesem Punkt an. Der weit gereiste KüAbteilung aus einem Unternehmen abseits den. Darüber hinaus hält Guido Albrecht
chenmeister, der auf Kreuzfahrtschiffen
auch ein Catering-Angebot bereit.
des Arbeitsalltags stärker zusammenzuund in Sterne-Restaurants ein enormes
führen und als Gruppe zu etablieren.
Wissen über sein Metier erworben hat, verHoch im Kurs stehen auch die regelmäßig
sammelt in seiner Kochschule „ess.klasse“ „Teambuilding Events“ heißen diese Firauf Nachfrage ausgerichteten „Basiskurim Bremer Stephaniviertel bis zu 30 Perso- menveranstaltungen, die der frühere Küse Wein“ oder die „Weinreisen durch drei
nen um sich, die gleichzeitig arbeiten, eschenchef internationaler Spitzenhotels mit Kontinente“, bei denen sich alles um die
sen und sich in jeder Hinsicht wahrhaft
viel Geschick und großem Einfühlungsver- wichtigsten Rebsorten dreht, die selbstreköstlich amüsieren können.
mögen leitet. Denn er verfügt über eine jah- dend stets von den passenden Speisen berelange Erfahrung im Umgang mit den un- gleitet werden. Und das heißt: Lernen mit
Arbeiten ist dabei wörtlich zu nehmen,
Auge, Nase und Gaumen – eine „Klasse“, in
terschiedlichen Persönlichkeiten und der
denn Guido Albrecht kocht nicht vor, son- Dynamik in einer Gruppe. Ein Seminar in
die man mit Vergnügen geht!
dern bezieht seine Gäste vom ersten Moder 2011 im Breparkhaus am Doventor eress.klasse
ment an ins Geschehen ein. Wie schneiöffneten „ess.klasse“ hat schon so manche
Doventorstraße 9
de ich eine Schalotte richtig, was muss ich zerstrittene Abteilung wieder zusammenbeim Anbraten beachten, warum ist ein
geführt und quasi zwischen Gemüseschnip- 28195 Bremen
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guter Fond die „Seele“ einer Sauce – der ge- peln und Sauceabschmecken ein besseres
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bürtige Wangerooger erklärt, wie es geht,
Verständnis unter den Kollegen bewirkt.
gibt Tipps, zeigt Tricks – und zieht sich
dann von „Pott un Pann“ zurück, um auf
Nachfragen und „für alle Fälle“ bereit zu
stehen. „Mir ist es wichtig, dass die Kursteilnehmer Spaß am Kochen haben und die
Angst vor angeblich schwierigen Zubereitungsarten verlieren“, sagt er.
foyer 66
KUltURKalEnDER
...................................... ......................................
Moks
Glocke
Glocke Ferienprogramm „Oster-Glocke“
März 27.+28.+29. (9.30 h)
Chai v dvoem März 29. (19.30 h)
(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)
Tel. 04 21 – 33 66 99
Swing Dance Orchestra März 30.
Struwwelpeter März 16.+19.+22. (10.30 h), (Beginn, w.n.a.a.: 20 h)
Bremer RathsChor April 1. (19.30 h)
17.+18. (16 h)
Hans Liberg März 15.
Bremen Chamber Orchestra April 7. (19.30 h)
Moks Box März 31. (19 h)
Glocke Kindertag März 17. (9.30 h/Foyer)
7. Philharmonisches Kammerkonzert Nils
Weiße Magie April 27. (P), 29., 30. (10.30 h) Glocke Backstage März 17. (14 h); April 14.
Mönkemeyer & Friends. April 11.
(14 h)
5. Meisterkonzert Martin Stadtfeld,
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8. Philharmonisches Konzert Bremer
Klavier. April 13.
Brauhauskeller
9. Philharmonisches Konzert Bremer
Philharmoniker; Markus Poschner, DiriPhilharmoniker; Christopher Hogwood,
(Beginn, w.n.a.a.: 20.30 h)
gent + Solisten. März 19., 20.
Das ist! März 16.; April 22. (19 h)
5nachSechs Bremer Philharmoniker; Mar- Dirigent, Limburger Domsingknaben +
Die Bürgschaft März 17., 18. (19 h);
kus Poschner, Dirigent + Solisten. März 21. Solisten. April 15. (11 h), 16.
Landesjugendorchester Bremen Stefan
April 20., 25.
(18.05 h)
Mein Kampf März 24.; April 5., 23.
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bre- Geiger, Dirigent. April 15.
Die Deutsche Kammerphilharmonie BreWenn du mir meine Stimme nimmst
men Pekka Kuusisto, Violine; Paavo Järvi,
men Martin Grubinger, Perkussion; David
März 30. (P); April 1. (19 h), 18., 29. (19 h)
Dirigent. März 23.
Afkham, Dirigent. April 19.
Drei Sekunden April 2., 9. (19 h)
Wiener Klassik Konstanze Jarczyk, Harfe;
Jazzahead! Tomatito Sextet April 20.
Klassische Philharmonie Bonn; Heribert
Die Durstigen April 12. (20 h), 13. (10.30
Ralf Schmitz April 21.
Beissel, Leitung. März 24.
h), 14. (20 h)
Glocke Jazznights Chucho Valdés & The
musica viva März 25. (15.30 + 19.30 h)
Eisberg voraus! April 15. (19 h)
Afro-Cuban Messengers April 22.
Glocke Spezial The Giacomo Variations
April 27.
Mathias Riechling Mai 1.
musica viva Mai 5. (19.30 h), 6. (15.30 +
19.30 h)
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen Maria Joao Pires, Klavier; Trevor Pinnock, Dirigent. Mai 8.
Florian Krumpöck Mai 12.
10. Philharmonisches Konzert Xavier de
Maistre, Harfe; Bremer Philharmoniker;
Michel Plasson, Dirigent. Mai 14., 15.
METEORITEN
EINSCHLAG
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bremer shakespeare company
© Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Außerirdische Steine im
Landesmuseum Oldenburg
31. März bis
16. September 2012
Niedersächsische Landesmuseen Oldenburg
Landesmuseum Natur und Mensch Damm 38–44, 26135 Oldenburg, www.NaturundMensch.de
Niedersächsisches Ministerium
für Wissenschaft und Kultur
Förderverein
Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg
Tel. 04 21 – 50 03 33
(Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h)
Spielort Concordia
Der Kaufmann von Venedig März 16.;
April 20.
Ende gut, alles gut März 17.; April 21.
Ein Sommernachtstraum März 21. (P), 23.,
24., 29.; April 9., 14., 27.
Autorenlesung Max Goldt März 27., 28.
Timon aus Athen März 30.
Verlorene Liebesmüh März 31.
Gastspiel Alvaro Solar April 5., 7.
Mario und der Zauberer April 11., 12. (13
+ 19.30 h)
Viel Lärm um nichts April 13.
Kabale und Liebe für zwei April 16.
kulturkalender
Macbeth April 19.
Williams Montag April 23.
Gastspiel Volksvernichtung oder meine
Leber ist sinnlos April 25., 26.
Hamlet April 28.
Spielort Kulturzentrum
Lagerhaus
Shakespeare, Mörder, Pulp & Fiction
März 25.; April 22., 29. (jew. 20 h)
Haus des Reichs
Szenische Lesung „Im Lager hat man
mich zum Verbrecher gemacht“. März 27.;
April 17., 18., 24.
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Verlorene Liebesmüh April 15. (15 + 18 h)
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24., 27., 29., 30., 31.; April 3., 4., 5. (jew. 19.30 h)
Nana Mouskouri April 11.
3. Bremer Hochzeitsball April 14.
Jazzahead! Skoda Clubnight April 21. (23 h)
Musical Rocks April 26.
Max Raabe April 28. (20 h), 29. (18 h)
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Stefan Gwildis Mai 11.
Lachen Machen Mai 12.
Tommy – Das Musical Mai 26.
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Mordvinov. März 25., 17 h
Children’s Corner: Kinderszenen & Träumerei Mit Mizuka Kano. April 29., 17 h
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Gulliver in Lilliput März 15., 16., 20., 21.,
22. (jew. 10 h), 17., 18., 24., 25. (jew. 15 h),
20., 21. (jew. 16 h)
Aschenputtel März 31. (15 h), April 1. (15 h)
Henriette April 7., 8. (15 h)
Hexe Lisbet April 14., 15., 21., 22., 28. (jew.
15 h), 17., 18., 24., 25., 26., 27. (jew. 10 h),
17., 18., 24., 25. (jew. 16 h)
Ellis Biest April 29. (15 h)
Freunde – Abenteuer in Mullewapp Mai
5., 6., 12., 13. (jew. 15 h), 8., 9., 10., 11., 15.
(jew. 10 h), 8., 9., 15. (jew. 16 h)
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Musical Theater Bremen
Tel.: 0421 – 3337 590
Tickets: www.musicaltheater-bremen.de
(Beginn, w.n.a.a.: 20 Uhr)
Elisabeth – Das Musical Bis 25. März (Di.Fr. 19.30 h; Sbd. 15 u. 19 h; So. 14.30 u. 19 h)
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kulturkalender
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Kultur Forum
(ps) Ein lange verschollenes Werk von
Fritz Overbeck ist wieder aufgetaucht.
Es handelt sich um das 1906 entstandene
Bild „Mondnacht VII“ (Foto), das ein Jahr
später nach St. Petersburg verkauft wurde.
Dort verlor sich die Spur des Gemäldes.
Nun erhielt das Bremer Overbeck-Museum die Nachricht, dass die „Mondnacht“
im Depot des Staatlichen Kunstmuseums
im russischen Nischni Nowgorod entdeckt
worden ist. Das lückenhafte Werkverzeichnis des Künstlers kann somit an
einem Punkt ergänzt werden.
153.000 Besucher haben die Munch-Sonderausstellung in der Kunsthalle Bremen
(Foto) gesehen. Damit wurde die selbst
gesetzte Zielzahl erreicht.
16 kulturell interessante Projekte in der
Region hat die Stiftung Kunst und Kultur
der Landessparkasse zu Oldenburg (LzO)
2011 gefördert. Dafür standen 117.000 Euro
bereit. In den 25 Jahren ihres Bestehens
hat die Stiftung damit 377 Kulturprojekte
mit insgesamt 5,2 Mio. Euro begleitet.
„Zum Nullpunkt der Bildhauerei“ führt
bis zum 10. Juni eine Ausstellung von Yuji
Takeoka im Bremer Gerhard Marcks-Haus.
(Foto) Präsentiert werden fünf markante
Werkzyklen aus dem bisherigen Schaffen
des Künstlers, darunter frühe Terrakottaund Bronzearbeiten, lackierte Holzskulpturen und neueste Werke aus Plexiglas,
Kunststein und vergoldetem Edelstahl.
Im Ostfriesischen Landesmuseum Emden
sind ab dem 18. März in der Sonderausstellung „Marilyn Monroe – Hinter den
Kulissen“ u.a. Akt- und Modefotografien
aus dem legendären „Last Sitting“ von
Bert Stern sowie die vollständige Fotoserie „Drei Tage mit Marilyn“ von Manfred
Linus Kreiner zu sehen.
nismus im Norden zählte, sind vom 1. April
bis 3. Juni im Vegesacker Overbeck-Museum zu sehen. Der Titel: Farblandschaften.
Die Oldenburger Pianistin Elena Nogaeva
spielt am 17. April (19 Uhr) „Musikalische
Reisebilder“ im Atrium der Kunsthalle
Emden.
Über 70 Künstlerinnen und Künstler aus
dem In- und Ausland nehmen an der
4. Kap-Hoorn-Art am 12./13. Mai teil.
Auf 2000 qm Fläche in zwei Lagerhallen
präsentieren sie ihre Arbeiten zum Thema
„TRAgweite“. (Kap-Hoorn-Straße 9 im
Hafengebiet Übersee/Gröpelingen)
Das 16. Internationale Musikfestival
„Oldenburger Promenade“ findet vom 2.
bis 10. Juni statt. Vorgesehene Spielorte:
Der Schlosssaal, der Marmorsaal und die
Lambertikirche.
Helge Letonja bringt sein neues Ensembletanzstück „The Drift“ nach der Uraufführung in Ludwigshafen auch in der Bremer
Schwankhalle auf die Bühne (Termine
Seine Strandszenen haben den Berliner
siehe Kulturkalender). Dazu gibt’s ein RahMaler Max Kaus in den 1920-er Jahren
menprogramm aus Vorträgen, Workshops,
bekannt gemacht. Die Bremer Galerie Ohse Kunstaktionen und Diskussionen.
zeigt nun vom 24. März bis 31. Mai seine
Reisebilder der 50er und 60er Jahre. Titel:
Der Theaterfotograf Jörg Landsberg hat zu
„Im Norden und im Süden.“
Ehren des Choreographen Urs Dietrich,
der das Bremer Theater verlässt, einen FoKlassiker der Opernwelt stehen auf dem
toband mit dem Titel „Da war plötzlich…“
Programm der nächsten „Musica viva“zusammengestellt. Das Buch enthält MoKonzerte in der Bremer Glocke. Am 25.
mentaufnahmen aus den 27 Tanzwerken,
März ist ein konzertanter Querschnitt aus die Dietrich in seinen 18 Jahren mit dem
Verdis Frühwerk „I Lombardi alla prima
Bremer Ensemble geschaffen hat.
crociata“ zu hören (zwei Vorstellungen:
15.30 und 19.30 Uhr). Am 5. Mai (19.30 Uhr) Das Computerspiel „Vom fehlenden Fisch“
und 6. Mai (15.30 und 19.30 Uhr) kommt es der Kunsthalle Bremen ist für den Deutzum „Festival der Opernchöre“.
schen Computerspielpreis 2012 nominiert
worden. Das Abenteuerspiel führt Kinder
„mundart“ im Alten Fundamt Bremen
in die „geheimnisvolle Welt der Gemälde.“
zeigt vom 31. März bis 6. Mai Gemälde der
Künstlerin Marion Heuer unter dem Titel
In einer Abstimmung unter 35 japanischen
„sichtbar“. Die Kunsthistorikerin Britta
Musikjournalisten wurde die Deutsche
Petersen eröffnet die Ausstellung am 30.
Kammerphilharmonie Bremen noch vor
März um 18 Uhr.
den Berliner Philharmonikern zum besten
deutschen Orchester des vergangenen
Bilder von Willi Oltmanns, der zu den he- Jahres gewählt.
rausragenden Malern der Nachexpressio-
kulturkalender
Yuris-Night 2012 Raumfahrtenthusiasten
feiern an diesem Tag weltweit. Party mit
Infos und Ausstellungen. April 12. (19 h)
Jazzmoments: Session Moderation: Klaus
Fey; Rhythm Section: Maxi Suhr (dr), Moritz Zopf (bass), Jan Olaf Rodt (git), Olice
Poppe (Piano). April 20. (21 h)
Jazzahead! clubnight April 21. (19 h).
Karsten Jahnke Konzertdirektion GmbH
mit einem Jazznights Special. Ab ca. 24 h
offene Jam-Session
Mark Scheibe Weserlust-Revue: Boogie
Woogie, Chanson, Expressionismus.
April 23.
Radio Bremen/Nordwestradio präsentiert Vijay Iyer Trio April 26.
Jazzmoments: Konzert der MIB Mai 9.
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Tel. 04 21 - 83 11 41 (LeseArt)
Tel. 04 21 - 4 49 08 (energiejazz)
Tel. 04 21 - 34 31 70 (bremer hörkino)
LeseArt (19 h):
März 15.: Prof. Dr. Thomas Rommel liest
aus „Das Tagebuch des Samuel Pepys“
April 19.: Dr. Hanno Rauterberg liest aus
„Und das ist Kunst?!“
hörkino (20 h):
April 4.: „Familienbande“ von Detlef Michelers
Mai 2.: „Erste Garnitur Blau“ von Regina
Leßner
energiejazz (20.15 h / Lemon Lounge, Am
Wall 164)
März 22.: Oliver Kuiper und Elke Glatzke.
Blues & Beyond
April 5.: Julia y Rodrigo. Latin-Jazz-Weltmusik-Fusion aus der Hauptstadt
April 19.: Atmospheres. Himmlisch moderne und individuelle Musik-Konzeptionen
Mai 3.: Reimhaus. Norddeutscher Folk-Blues
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Schwankhalle
69 foyer
Mischa-Sarim Verollet „Das Leben ist keine Waldorfschule“.
Lesung Mai 1. (18 h)
Baila España Tanzgastspiele im Rahmen
von „dancing roads compact“. 3. bis 5. Mai
Wolfgang Müller Ein Abend über Valeska
Gert.
Mai 11.
Oliver Uschmann „Überleben auf Festivals“.
Lesung. Mai 14.
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Reformation und Musik Kulturgottesdienst
zum Luther-Jahr. April 15. (18 h)
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Ausstellung Kunst trotzt Demenz 18. April
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bis 30. Mai (11-18 h, außer Mo.); Vernissage
Tel. 0421 – 700 141
18. April (19 h)
(Beginn, w.n.a.a.: 20 Uhr)
Danziger Kirchenmusik Psalmen – MotetReinhold Beckmann & Band März 30.
ten – Konzerte. Ensemble Weser-RenaisThe Drift Neue Ensembletanzproduktisance. April 19. (20 h)
on von Helge Letonja.
April 12., 13., 14., 15., Jazzahead! Clubnight Blues Company Aku21., 22.
stisch April 21. (19+21+23 h)
Christiane Rösinger & Band „Liebe wird
Gevatter Tod – Ein Figurenspiel Mai 3.
oft überbewertet“.
Konzert, Multimedia(19.30 h)
show & Lesung April 24.
Mo’ Blow (Berlin) & GOMO Park (Stuttgart).
Doppelkonzert im Rahmen der Jazza- . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
head! Clubnight. April 21. (20.30 h)
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Theater-Gastspiel des Monats Nackt unter Rotes Kreuz Krankenhaus
Kokosnüssen von Stéphane Bittoun. April Tel. 04 21 - 55 99-0, Tägl. 7.15-19.30 h
25., 27., 28.
Raum. Ergreifend Bilder von Helmut
Jasmin Ramadan „Das Schwein unter den Helmes, Skulturen von Dietrich Heller.
Fischen“.
Lesung. April 30. (18 h)
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Céline Rudolph & Marie Séférian April 21. Worpswede
Schné Ensemble April 27.
Songs and Whispers Mai 2.
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Bremen-Überseestadt, Kap-Horn-Straße 9 Lutz von Rosenberg Lipinsky Mai 4.
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Das Blaue Haus
Dave Goodman Mai 5.
Kunst in der Halle „Die Vierte“ „TRAgKunstverein e.V. Worpswede
Lyambiko Mai 11.
weite“ mit über 70 Künstlern aus dem In- Podium Gitarre Mai 13. (Beginn 11 Uhr)
Findorffstr. 9
und Ausland. 12. Mai (15-22 h), 13. Mai
Fr. 10-18 h, Sa. + So. 9-18 h
Kulturbahnhof
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Retrospektive Uwe Hässler Bilder + ZeichRichard Rogler März 22.
nungen aus den Jahren 1970-2010. Bis 20. Mai
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Shakespeare Company April 13.
Shakespeare Company April 14.
Overbeck-Museum
Verden
Frau Jahnke April 28.
Tel. 04 21 – 66 36 65
Horst Schroth Mai 12.
Tägl. 11-18 h außer Mo
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„Farblandschaften“ 1. April bis 3. Juni
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Kap-Hoorn-Art 2012
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . CasarettoArt
Brückstr. 4-6, Tel. 0 42 31 – 21 44
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Armin Müller-Stahl „Menschenbilder“. 9.
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(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)
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Tel. 04 21 – 65 14 38
Wind, Wasser und Mee(h)r
Arbeiten von
Bärbel Kock mit regelmäßig
wechselnden
Künstlern. 9.30 – 20 h
Show Of Hands März 15.
Jean Claude Séférian März 16.
Stephan Bauer März 17.
Frank Grischek März. 23.
Podium Gitarre März 25. (Beginn 11 Uhr)
Songs and Whispers April 4.
Andreas Krämer April 5.
Hans Scheibner April 13.
Klaus Ignatzek April 14.
Die Dreigroschenoper April 20.
Oldenburg
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Lilienthal
Oldenburgisches Staatstheater
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tel. 04 41 – 22 25 111
(Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h)
Kunstschau
Trupe 6
www.kunststiftung-lilienthal.de
Tägl. 11-18 h außer Mo.
Die Findorffbrüder 18. März bis
30. September
ALL
DIESE
März bis 7. April
Hamlet März 15., 22.; April 13., 27.; Mai 5.
Kátja Kabanová März 16., 21., 28.; April
12., 28.; Mai 11.
Die Zauberflöte März 17.; April 17., 21.; Mai
6., 13.
TAGE
Uraufführung Zeitoper von Moritz Eggert
Musikalische Leitung: Florian Ziemen
Regie: Michael Talke
Premiere 28.04.2012 Theater am Goetheplatz
www.theaterbremen.de
kulturkalender
3. Familienkonzert März 18. (11.15 h)
Faust (Margarethe) März 18. (WA), 23.,
27.; April 11., 22.
Song of my Life März 20.; April 15.; Mai 3.
Anna Karenina März 25. (z.l.M.)
6. Sinfoniekonzert April 15. (11.15 h), 16.
Aida April 20.
I Capuleti e i Montecchi (konzertant)
April 29.
Die Versuchung des heiligen Antonius
(UA) Mai 8. (P), 12.
Exerzierhalle
Kleines Haus
Spielraum
(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)
Die Geschichte vom Soldaten März 15.
(P), 17.; April 18.; Mai 13.
Niederdeutsches Schauspiel Betahlt
warrt nich! März 18., 22., 28.
Biedermann und die Brandstifter März
23., 25. (z.l.M.)
Aus der Mitte der Gesellschaft März 24.;
April 14., 17., 28.; Mai 9.
Polar Bears März 27.; April 11., 13., 15.,
22., 26.; Mai 5.
4. Kammerkonzert Mai 6. (11.15 h)
Niederdeutsches Schauspiel Charleys
Tante Mai 12. (P)
Konzert Große Pianisten im Kleinen
Haus: Andreas Staier. Mai 13. (11.15 h)
(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)
Extra-Nacht März 16. (22.30 h)
Full Body März 17., 20.
Go West Der (kommende) Aufstand März
21., 22.; April 13., 14.
Niederdeutsches Schauspiel Die Wanze
März 23. (22 h)
Die Allbeschenkten – Die Tür März 24.,
25.+26. (jew. 18 h)
Avanti inflagranti (UA) April 20. (P/19.30 h)
Erwin und Frosch (WA) März 18. (11.30 h),
20.+21.+22. (jew. 10 h)
Ein Schaf fürs Leben April 13.+16. (10.30
h), 15.+22. (11.30 h), 20. (10 h)
Offizierscasino Fliegerhorst
Der Kirschgarten Mai 4., 10., 11. (jew.
19.30 h)
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Oldenburger Kunstverein
Tel. 04 41 – 27 109
www.kunstverein-oldenburg.de
Björn Dahlem „Silencio“. 30. März bis 20. Mai
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Landesmuseum für Kunst
und Kulturgeschichte
Oldenburg, Schloss
Tel. 04 41 – 2 20 73 00
www.landesmuseum-oldenburg.niedersachsen.de
Di-So 10-18 h
Jugendstil im Taschenformat Ausgewählte
Miniaturen aus der Sammlung Giorgio Silzer. Bis 29. Mai. Marmorsaal im Schloss
Zwanzig Jahre: Das Gefäß und sein Bild
Keramische Arbeiten von Martin McWilliam.
25. März bis 3. Juni.
Dachgeschoss des
Schlosses
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Landesmuseum Natur und
Mensch
Tel. 04 41 – 92 44-300
www.naturundmensch.de
Di-Fr 9-17 h, Sa + So 10-18 h
Sonderausstellung Meteoriteneinschlag
Außerirdische Steine im Landesmuseum.
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Horst-Janssen-Museum
Tel. 04 41 – 2 35 28 91
www.horst-janssen-museum.de
Di-So 10-18 h
Markus Lüpertz „Sagenhaft“. Zeichnungen & Skulpturen. Bis 3. Juni
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Stadtmuseum Oldenburg
Tel. 04 41 – 2 35 28 81
www.stadtmuseum-oldenburg.de
Di-So 10-18 h
Heiner Meyer „Private Eyes“. Bis 9. April
Rolando Villazón beim
23. Musikfest Bremen
(ps) Rolando Villazón – ein Name, der nicht nur
Musikfreunde elektrisiert, sondern auch Lesern
der Klatschpresse ein Begriff ist. Galt doch der
stimmgewaltige Tenor gemeinsam mit Anna Netrebko als das „Traumpaar der Oper“, was auch zu
einer Fülle mehr oder weniger erfundener Nachrichten führte. Schließlich lieferten die gemeinsamen Auftritte – etwa bei den Salzburger Festspielen – immer neuen Stoff für allerlei Spekulationen.
Mitterweile hat sich der Hype etwas gelegt. Gleichwohl dürfte die – offiziell bestätigte – Nachricht,
dass der 40-jährige zu den Gästen beim 23. Musikfest Bremen vom 1. bis 22. September 2012 zählt,
für gebührendes Aufsehen sorgen. Villazón gehört
damit zu den erklärten Weltstars des Festivals, das
zudem durch renommierte Interpreten wie Diana
Damrau und François Leleux bereichert wird. Unklar war bei Redaktionsschluss noch der geplante
Auftritt der Sopranistin Christine Schäfer.
Zu den weiteren Höhepunkten des Musikfestes
zählen neben dem traditionellen Eröffnungsabend
in der Bremer Innenstadt das Arp-Schnitger-Festival sowie aller Voraussicht nach eine konzertante
Aufführung von Mozarts „Le nozze di Figaro“ mit
Le Cercle de l’Harmonie und Jérémie Rhorer. Angekündigt werden zudem die deutsche Erstaufführung von Pascal Dusapins szenischem NietzscheLiederzyklus „O Mensch!“ mit Georg Nigl sowie
Konzerte der Ensembles wie Les Talens Lyriques
und Les Musiciens du Louvre-Grenoble.
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Edith-Russ-Haus für Medienkunst
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Das Digitale Unheimliche/The Digital Uncanny. Bis 20. Mai
Bad Zwischenahn
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Galerie Moderne
Am Delft 37, Tel. 0 44 03 – 54 29
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Verborgene Schätze 20 Künstler zeigen Bilder, Grafiken und Plastiken.
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Andreas Decke Bilder. Leonard Wübbena Eisenplastiken. 20. April bis
Mitte Juni
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Die vier Jahreszeiten Vivaldi trifft E.T.A. Hoffmann, Tucholsky, Heine
u.a. Trio LiMUSiN. April 14. (19 h)
Heinrich Heine Stationen eines Lebens. Lesung mit Juraj Sivulka, Gitarrenduo BalDür. Mai 5. (19 h)
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Manuela Karin Knaut „Wie lange dauert Glück“. Malerei, Collagen, Objekte und Rauminstallationen. Bis 22. April
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Gennady Karabinskiy „Spaziergänge in
Einsamkeit“. Malerei und Grafik. 13. Mai
bis 8. Juli
Emden
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Kunsthalle Emden
Tel. 0 49 21 – 97 50 0
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Di-Fr 10-17 h (jeder 1. Di 10-21 h). Sa, So,
Feiertage 11-17 h
Karl Hofer „Von Lebensspuk und stiller
Schönheit“. Bis 17. Juni
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Ostfriesisches
Landesmuseum Emden
Tel. 0 49 21 – 87 20 58
www.landesmuseum-emden.de
Di-So 10-18h
Karfreitag, Ostersonntag u. Ostermontag
geöffnet
Sonderausstellung: Marilyn Monroe –
Hinter den Kulissen 18. März bis 24. Juni
Durchgehend: Sammlungsausstellung
und Emder Rüstkammer
Wilhelmshaven
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Kunsthalle Wilhelmshaven
Tel. 0 44 21 – 4 14 48
www.kunsthalle-wilhelmshaven.de
Di 14-20 h, Mi-So 11-17 h. Karfreitag und
über Ostern geöffnet.
Zwischen Kaiseranspruch und Secession Paul Baum, Walter Leistikow, Otto Modersohn, Johann-Georg Siehl-Freystett.
Bis 9. April
SCHAUfenster der Region
seit 12. Februar: Natascha Kaßner
22. April bis 10. Juni (Hauptausstellung)
Dangast
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Franz Radziwill Haus
Sielstr. 3, Tel. 0 44 51 – 27 77
www.radziwill.de
Do-Sa 15-18 h, So u. Feiertage 11-18 h
„Entdeckungen“ Unbekannte Werke zum
25-jährigen Bestehen des Künstlerhauses.
Ab 25. März
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Kirchenkreis Bremerhaven
Christuskirche Bremerhaven, Schillerstraße 1, Tel. 04 71 – 20 02 90
Passionskantate „Der sterbende Heiland“ von Johann Wilhelm Hertel im RahBremerhaven
men eines Passionsgottesdienstes. Bremerhavener Kammerchor, Bremerhavener
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kammerorchester + Solisten; Leitung: Eva
Stadttheater Bremerhaven
Schad. April 6. (17 h)
Tel. 0471 – 49 00 1
Tage alter Musik, 3. Konzert: Musik für
vier Trompeten, Pauken und Orgel Trompetenensemble Jürgen Hartmann. April
Großes Haus
22. (18 h). Eintritt: Euro 7,– (6,–)
(Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h)
Im weißen Rössl März 15., 17., 30.; April 8. Tage alter Musik, 4. Konzert: Cembalomusik aus sieben Ländern Europas Werke
(15 h), 28. (15 h); Mai 4.
6. Sinfoniekonzert März. 19. (20 h), 20., 21. von Sweelinck, Dowland, Frescobaldi,
Lady Macbeth von Mzensk März. 24.; April Rameau, Bach u.a. Cembalo: Eva Schad.
Mai 13. (20 h). Eintritt: Euro 5,–
13., 26.; Mai 13.
Carmina Burana März. 31. (P); April 14.,
15. (15 h), 22., 25.; Mai 3., 5. (15 h)
La traviata April 4., 9.
Verbrennungen April 5., 20.
Die lustigen Weiber von Windsor April 21.
(P); Mai 2. (15 h), 6. (15 h)
7. Sinfoniekonzert Mai 14. (20 h), 15.
Kleines Haus
100 Watt und ein bisschen Meer März. 15.,
29.; April 15., 18., 26.
Die 39 Stufen März. 16., 31.; April 4., 21.,
27.
Der goldene Drache März 18.
Für mich soll’s rote Rosen regnen März
30. (P), April 9.
Pferdestall
Feiert! Facebooked! Folgt! (UA) März. 20.,
21. (10 h), 23.; April 24., 25., 26. (10 h)
Andere Spielorte
Eistau (UA) März. 24. (P), 26.; April 10., 11.,
28., 29. (16 h)
Charra – Ich bin dann immer noch da
April 20. (P/20 h), 26. (20 h), 27. (20 h)
......................................
Kunsthalle Bremerhaven
Tel. 0471 – 4 68 38
www.kunstverein-bremerhaven.de
Di-Fr 11-18 h, Sa+So 11-17 h
Beat Zoderer „Sæulen nach Athen“. 13.
Mai bis 24. Juni
FOYER-tiPP
für Konzert-Freunde
Man kennt ihn aus dem Fernsehen, er inszeniert mit Jugendlichen aus dem Bremer Problem-Stadtteil Tenever die „Melodie des Lebens“. Nun ist der Pianist und
Entertainer Mark Scheibe mit seinem Programm „Weserlust“ zu erleben, einer Mischung aus „Konzert, Orgie und Andacht“
mit Orchester und Gästen. Am 23. April
(20 Uhr) im Bremer Club „Moments“.
1
15
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Herausgeberin
Marie-Clothilde Kronenberg (v.i.S.d.P.) 1
Redaktionsleitung Peter Schulz 2
Kfm. Leitung Sonja Chrobok 14
Anzeigenverkauf Martina Ch. Radeke 23,
Inge Sasse 25
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Autoren dieser Ausgabe
Berit Böhme 22, Dr. Stephan Cartier 16,
Christian Emigholz 3, Sven Garbade 17,
Michael Pitz-Grewenig 11, Karin Hiller 4,
Wilfried Hippen 5, Till Knipper 19
Dr. Sabine Komm 6, Christine Krause 7,
Dr. Ulrich Matyl 8, Simon Neubauer 15,
Carsten Preisler 10, Dr. Meike Rotermund 18,
Ute Schalz-Laurenze 9, Peter Schulz 2,
Markus Wilks 24, Inge Zenker-Baltes 12
Bremen-Loriot
Nachdem Präsident Wulff zurückgetreten
ist und definitiv feststeht, dass Werder in
dieser Saison keinen Titel holt, können wir
in Bremen wieder zu den wichtigen Themen zurückkehren. Nämlich zur Frage einer wirklich angemessenen Huldigung für
Herrn von Bülow. Schließlich haben sich
bislang alle Vorschläge als minderwertig erwiesen. Parkplatz, Vorstadt-Denkmal, Kneipen-Deko – nicht mehr als klägliche Versuche, den großen Humoristen zu ehren.
Höchste Zeit also für den richtig großen
Wurf. Nicht ein Platz, nicht eine Straße –
nein, für Loriot sollte es schon ein Stadtteil sein, nämlich: Bremen-Nord! Eine Region mit dem Charme des Mauerblümchens, weil „man“ da weder wohnt noch
einkaufen geht. Und wenn tatsächlich mal
ein Sack Reis umfällt, ist das dem Lokalteil der hiesigen Gazette höchstens eine
Kurzmeldung wert.
Würde dagegen der beliebteste Künstler
der Deutschen statt der simplen Himmelsrichtung im Namen stehen, ergäben sich
ungeahnte Möglichkeiten. Bremen-Loriot – ja, das klingt, das hat Stil, das würde
Aufsehen machen und den Tourismus beflügeln! Man stelle sich nur die Schilder
an den Autobahn-Abfahrten vor!
Natürlich müssten dafür einige Lokalitäten
nach den Protagonisten der Loriot’schen
Geschichten benannt werden. Der Sedanplatz heißt künftig Evelyn-Hamann-Quartier, das Haven Höövt (versteht ohnehin
kein Mensch) erhält die Bezeichnung Müller-Lüdenscheid-Mall. Und der Vegesacker
Junge könnte endlich in Rente gehen, weil
Wum und Wendelin seine Rolle als Maskottchen übernehmen.
Allerdings müssen sich die Leute jenseits
der Lesum jetzt ziemlich sputen, sonst
schnappt ihnen ein Aspirant weiter nördlich den Loriot glatt weg: Bremerhaven.
Peter Schulz
imPrEssum
Verlag, Vertrieb, Redaktion und
Anzeigenverwaltung Roland Verlag GmbH,
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Basislayout Haase & Knels, Bremen
Druck ASCO STURM DRUCK Bremen
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Vertriebsstruktur Theater- und Vorverkaufsstellen Bremen, Bremerhaven und Oldenburg,
Theater, Museen, Konzerthäuser und -büros,
Ticket-Service-Center, Hotels, Abonnementvertrieb, Fach-Zeitschriftenhandel Bremen,
Bremerhaven und Oldenburg
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Gestaltung und Satz
Birgit Holtkötter 20, Carl
designbüroholtkötter
Telefon 025 32 - 200 709
www.bueroholtkoetter.de
Bezugspreis Einzelpreis 3,10 Euro
Jahresabonnement 15,00 Euro
Auflage 10.000 Exemplare
Erscheinungsweise zweimonatlich
Nächste Ausgabe 15. Mai 2012
Redaktionsschluss 15. April 2012
ISSN-Nr. 1618-0852
Titelmotiv Bernhard Hoetger, Loïe Fuller, um
1901, Kunstsammlungen Böttcherstraße Bremen
Foto: freiraumfotografie, Bremen
© VG Bild-Kunst, Bonn 2012
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