Westfälische Wilhelms-Universität Münster Schriftliche Hausarbeit zum 1. Staatsexamen für das Lehramt Sek. II/I Analyse und Weiterentwicklung eines Seminars über Problemlösen in der Zahlentheorie für Lehramtsstudierende Themensteller: Prof. Dr. H. Möller Dem Staatlichen Prüfungsamt für Erste Staatsprüfungen für Lehrämter an Schulen, Münster, vorgelegt von: Stefan Krämer Hansastraße 12 B, 59425 Unna Fächer: Mathematik und Geschichte Matrikel-Nr.: 249314 Abgabetermin: 04.04.2001 1 Inhaltsverzeichnis: 1. Einleitung ............................................................................................ 3 2. Heuristik der Zahlentheorie ................................................................ 5 2.1 Allgemeine Methoden....................................................................... 6 2.1.1 Beweis durch Widerspruch ....................................................... 7 2.1.2 Fallunterscheidung.................................................................... 8 2.1.3 Extremalprinzip ........................................................................ 9 2.1.4 Beweis durch vollständige Induktion ...................................... 11 2.1.5 Problemabwandlung ............................................................... 12 2.2 Strategien für die Zahlentheorie..................................................... 13 2.2.1 Das Invarianzprinzip............................................................... 15 2.2.2 Das Schubfachprinzip ............................................................. 16 2.2.3 Parität ausnutzen ................................................................... 17 2.2.4 Systematisches Probieren........................................................ 18 2.3 Sätze aus der Zahlentheorie ........................................................... 21 2.4 Einsatz eines Fragenkataloges........................................................ 24 2.5 Zusammenfassung .......................................................................... 29 3. Aufbau und Strukturen ..................................................................... 31 3.1 Pólyas Ansatz für ein Seminar im Aufgabenlösen .......................... 31 3.2 Modifizierter Vorschlag .................................................................. 33 4. Elemente der Seminararbeit.............................................................. 35 4.1 Vermitteln der Heuristik ................................................................ 35 4.2 Aufgabenmaterial........................................................................... 36 4.3 Anmerkungen zum Vortrag............................................................ 38 4.4 Gestaltung der Seminarsitzung ...................................................... 42 4.4.1 Entdeckenlassendes Fragen..................................................... 43 4.4.2 Tips zum Unterrichten............................................................ 45 4.5 Erfahrungen aus dem durchgeführten Seminar .............................. 47 5. Fazit .................................................................................................. 50 2 6. Anhang von Aufgaben ....................................................................... 52 7. Literaturverzeichnis .......................................................................... 60 Abbildungsverzeichnis: Abb. 1: Ineinandergreifen von Methoden, Strategien und Sätzen ............. 14 Abb. 2: Abläufe beim Problemlösen.......................................................... 30 3 1. Einleitung An expert problem solver must be endowed with two incompatible qualities, a restless imagination and a patient pertinacity. Howard W. Eves1 De rTi t e lde rHaus ar be i t ,„Anal ys eundWe i t e r e nt wi c kl unge i ne sSe mi nar s über Problemlösen in der Zahlentheorie für Lehramtss t udi e r e nde “, intendiert zum einen den Rückgriff auf das gleichnamige Seminar aus dem Wintersemester 1999/2000, zum anderen auch die Suche nach Ansätzen, die die Ideen und Ziele des Seminars kritisch hinterfragen, sie neu akzentuieren und ergänzen. Dem letzten Anspruch soll mit der Ausarbeitung einer Heuristik der Zahlentheorie und der Zusammenstellung von geeigneten Beispielen und neuen Aufgaben für die Seminararbeit Rechnung getragen werden. Außerdem werden Begründungen gegeben, warum eine solche Veranstaltung in das Studium für das Lehramt gehört. Ziel der bisherigen Veranstaltung war es, dem genannten Adressatenkreis grundlegende Strategien des mathematischen Problemlösens durch Vorträge über Heuristik und durch angeleitetes Lösen von ausgewählten Aufgaben aus der Zahlentheorie beizubringen. Auch ein zukünftiges Seminar soll sich daran orientieren. Für diese Hausarbeit besteht die Problemstellung, eine Form des Seminars zu finden, so daß die Teilnehmer Problemlösen als wichtige Anwendung der Mathematik kennenlernen. Dadurch kann sich ein solches Seminar als Veranstaltung des Hauptstudiums rechtfertigen, denn jeder Mathematikstudierende braucht Techniken zum Problemlösen, hat diese unbewußt und unreflektiert im 1 „ Ei nf a c hkundi g e rPr o bl e ml ö s e rmußz we iunve r e i nba r eQual i t ä t e nbe s i t z e n–rastlose Pha nt a s i eundg e dul di g eBe ha r r l i c hke i t . “ Eves, Howard W.: In Mathematical Circles. A Selection of Mathematical Stories And Anecdotes. 4 Bände. Bosten 1969. 4 bisherigen Studium bereits benutzt. Während des Semesters soll das gesamte Spektrum angesprochen werden, das nötig ist, um Aufgaben des gewählten Bereiches unter diesen Gesichtspunkten bearbeiten zu können. Damit dies gelingt, muß das Lernziel – „ Lös ungs ve r f ahr e nf ürZahl e nthe or i e auf gabe nke nne nundanwe nde nkö nne n“–durch eine Einführungsphase und eine Phase der Einübung dieser Technik erreicht werden. Daß das nicht ganz einfach ist, zeigt bereits das Zitat von H. W. Eves. We nni m Fol ge nde nvon„Auf gabe n“und„Pr obl e me n“die Rede ist, sollen diese beiden Begriffe in dem Sinn als synonym betrachtet werden, daß jeder in der Mathematik gestellten Aufgabe, sei sie eine Bestimmungsaufgabe oder eine Beweisaufgabe, mindestens ein mathematisches Problem zu Grunde liegt. Dabei wird de rBe gr i f f„Pr o bl e m“ve r s t ändl i c h,we nnma n z ugl e i c h de n „Pr obl e ml ös e r “be r üc ks i c ht i gt ,dadi e s e l beAuf gabef ürde n einen ein echtes Problem darstellt, während sie für den anderen Routine sein kann. Die Arbeit ist so aufgebaut, daß die einzelnen Aspekte als Leitfaden für zukünftige Veranstaltungen zu diesem Thema genutzt werden können. Die Darstellung beginnt mit Ausführungen zur Heuristik und den Grundlagen der Zahlentheorie. Die einzelnen Methoden und Strategien werden jeweils mit passenden Beispielen aus der Zahlentheorie erläutert. So kann der allgemeine Ansatz zur Heuristik, der im bisherigen Seminar vorgestellt wurde, verbessert werden. Alle Teilnehmer erhalten einen Rahmen für die Seminararbeit. Abgestimmt sind diese Ideen einerseits auf die spezifischen Belange der Zahlentheorie, zum anderen auf das Aufgabenmaterial. Für die einzelnen Vorträge und die gemeinsame Arbeit im Seminar stehen Aufgaben aus mathematischen Wettbewerben zur Verfügung. Es bietet sich an, hierfür auf die umfangreichen Sammlungen von Aufgaben der Internationalen Mathematik-Olympiade (IMO) und des Bundeswettbewerbs Mathematik (BWM) zurückzugreifen. Ausgewählte Aufgaben sind im Anhang zusammengestellt. Im dritten Kapitel wird dann der Aufbau des Seminars diskutiert. Die Idee zu einem Seminar über Problemlösen geht auf Georg Pólya zurück. Sein 5 Ansatz wird dort ebenfalls vorgestellt. Anmerkungen zur praktischen Umsetzung einzelner Bausteine für das Seminar finden sich im vierten Kapitel. Leitend für diese Ausarbeitung soll sein, daß ein solches Seminar das Lösen von Problemen der Zahlentheorie so behandelt, daß die Heuristik der Zahlentheorie vermittelt wird und durch das Lösen von Aufgaben auch vertiefende Einblicke in die Themen der Zahlentheorie gegeben werden. Abgeschlossen wird das Kapitel mit der Schilderung von Erfahrungen aus dem stattgefundenen Seminar. Als Grundlage für diese Hausarbeit sind die Aufgabensammlungen zu den mathematischen Wettbewerben sowie die Arbeiten von Georg Pólya [19], [20], Loren C. Larson [18] und Arthur Engel [11] zur Heuristik und zum Problemlösen herangezogen worden. 2. Heuristik der Zahlentheorie Eine zentrale Frage für diese Arbeit lautet: Wie können Wettbewerbsaufgaben zur Zahlentheorie erfolgreich gelöst werden? Man kann dafür sicherlich kein Patentrezept angeben, da jede Aufgabe ihre ganz eigene Besonderheit aufweist. Man kann aber Beweismethoden, Techniken, Strategien und das nötige mathematische Fachwissen zusammenstellen, welches zum Finden einer Lösung hilfreich ist. Diese Grundlage soll „He ur i s t i kde rZahl e nt he or i e “ge nanntwe r de n. Unt e rHe ur i s t i kve r s t e htmanal l ge me i ndi eFr age ,„obundunt e rwe l c he n Umständen Entdeckungen und Erfindungen zu machen sind und auf we l c he m We gedi eGe wi nnungne ue rEi ns i c ht e nz uge währ l e i s t e ni s t “2. In der Mathematik findet sich heuristisches Arbeiten als methodische Phase 2 Hinkfuß. S. 101. 6 in einem Problemlösungs- oder Forschungsprozeß. Erste Ideen dazu entwickelte René Descartes im 17. Jahrhundert.3 „Pr obl e ml ös e n“ i s tnat ür l i c h ke i n Er s at zf ürdasEr l e r ne ns ys t e mat i s c h geordneten Wissens, sondern setzt dieses häufig voraus, bzw. ist damit ganz eng verbunden. Ein solides Hintergrundwissen ist eine sehr wichtige Voraussetzung für erfolgreiches Problemlösen. Es sollte daher nicht der Ei ndr uc ke nt s t e he n,daß„Pr obl e ml ös e n“nurdasLe rnen und Anwenden von Strategien und Methoden sei. Das Lösen von Aufgaben kann letztlich nur durch praktisches Üben und durch eigene Erprobung an vielen Aufgaben gelernt werden. Die Behandlung einzelner Aspekte zur Heuristik wird mit Beispielen illustriert und es werden Hinweise gegeben, wann die Aspekte jeweils vorteilhaft benutzt werden können. Das Nachvollziehen einer Lösung oder ein selbst gefundener Weg zur Lösung kann zu einem Schema werden, das für spätere Aufgaben zur Verfügung steht. Man sollte seinen Blick schulen, solche Kniffe oder Methoden zu erkennen und ein Gefühl dafür entwickeln, wann man sie wieder erfolgreich anwenden kann. Ein Ziel für das Lösen von mathematischen Aufgaben lautet also: Wer lernen will, wie man Aufgaben lösen kann, muß selber Aufgaben lösen. 2.1 Allgemeine Methoden In diesem Abschnitt werden Hilfsmittel vorgestellt, die sehr häufig im Problemlösen benutzt werden. Sie sind nicht speziell für Aufgaben zur Zahlentheorie vorgesehen, sie lassen sich für Aufgaben aus allen mathematischen Bereichen einsetzen. Ihre Kenntnis ist unverzichtbar. Zum einen handelt es sich um Beweismethoden (Beweis durch Widerspruch und Beweis durch vollständige Induktion), zum anderen werden als weitere Methoden die Fallunterscheidung, das Extremalprinzip und die Problem3 vgl.: a.a.O. S. 102. 7 abwandlung vorgestellt. Die Unterscheidung zwischen den Methoden besteht darin, daß sie entweder zur Lösung einer Beweisaufgabe oder einer Bestimmungsaufgabe in Frage kommen. Für alle Methoden, und im folgenden Kapitel auch für die Strategien, werden Hinweise gesammelt, die hi l f r e i c hs i nd, um i n de n Auf gabe nt e xt e n auf „Sc hl üs s e l r e i z e “4 oder „Si gnal e “ z u s t oße n. Dadur c h e nt s t e ht e i n Sc he ma, we l c he s das Problemlösen in der Zahlentheorie etwas formalisiert. 2.1.1 Beweis durch Widerspruch5 Viele Beweise in der Mathematik lassen sich so führen: Man nimmt an, daß die Behauptung falsch ist und führt diese Annahme dann zum Widerspruch zu in der Aufgabe gegebenen Daten (indirekte Methode) oder zu Tatsachen, die als wahr bekannt sind (Reduktion ad absurdum). Diese Me t hodel äßts i c hi mme rdann anwe nde n,und a ufdi e s e„Sc hl üs s e l r e i z e “ sollte man achten, wenn in der Aufgabe eine Aussage vorkommt, deren Schlußrichtung leicht zu negieren ist und so neue Ansatzpunkte gewonnen werden können, oder wenn For mul i e r unge n wi e„e i nde ut i g“,„ge na ue i n“ ode r„e sgi bt “be nut z twe r de n. Beispiel 1: Sei n 2 eine natürliche Zahl. Wenn 2n 1 eine Primzahl ist ( s og.„Me r s e nne s c hePr i mz ahl “) ,s oi s tn ebenfalls eine Primzahl.6 4 Zimmermann. S. 16. 5 vgl.: Larson. S. 45 ff. 6 Schoenfeld. S. 200. 8 Beweis: Hier läßt sich, ausgehend von der Definition einer Primzahl, die Schlußrichtung negieren: Angenommen, n ist nicht prim, dann läßt sich n als Produkt n a b mit a, b t, a, b 1 , darstellen. Dann gilt: 2n 1 2ab 1 (2a )b 1 (2a 1)((2a )b 1 (2a )b 2 2a 1) mit 1 2a 1 2n 1 2n 1 läßt sich faktorisieren, also 2n 1 Widerspruch zur Voraussetzung. 2.1.2 Fallunterscheidung7 Häufig läßt sich ein Problem in eine kleine Anzahl von untergeordneten Problemen aufteilen, die sich jeweils einzeln behandeln und lösen lassen. Di e s eMe t hodekannbe nut z twe r de n,we nne i neuni ve r s e l l eAus s age( „f ür alle x . . . “) zu beweisen ist. Zum Beispiel lassen sich manchmal Beweise für Be haupt unge n de rFor m „f üral l ega nz e n Zahl e n. . . “i n di ebe i de n Fäl l e gerade und ungerade oder positiv und negativ aufspalten. Gelegentlich können die einzelnen Fälle bzw. Unterprobleme hierarchisch angeordnet werden, so daß erste Fälle, nach deren Beweis, für die Lösung der folgenden Fälle genutzt werden können (hillclimbing8). Es läßt sich also der Tip formulieren, daß man, wenn man eine Aufgabe nicht lösen kann, versuchen sollte, das Problem in einfachere Probleme zu unterteilen und diese dann einzeln zu lösen. Beispiel 2: Wenn 2n 1 und 3n 1 ( n t) Quadratzahlen sind, so ist n durch 40 teilbar.9 7 vgl.: Larson. S. 36 ff. 8 a.a.O. S. 37. 9 a.a.O. S. 94. 9 Beweis: Da 40 2 3 5 ist, genügt es zu zeigen, daß n durch 5 und 8 teilbar ist, also n 0 mod 5 und n 0 mod 8 . (i) rechne mod 5 : x 0 1 2 3 4 x2 0 1 4 4 1 Also müssen 2n 1 und 3n 1 0, 1, oder 4 mod 5 sein. Wählt man den Ansatz 2n 1 a mod 5 und 3n 1 b mod 5 mit a, b {0, 1, 4} , so lassen sich die 9 möglichen Fälle reduzieren. 1. Fall: a b . Addiert man die beiden Kongruenzen, 2 a b mod 5 im Widerspruch zur Wahl von a und b. so folgt 2. Fall: a b . Subtrahiert man die erste von der zweiten Kongruenz, so folgt n 0 mod 5 , d.h. n ist durch 5 teilbar. (ii) rechne mod 8 : x 0 1 2 3 4 5 6 7 x2 0 1 4 1 0 1 4 1 Auch hier reicht es, zwei Fälle zu betrachten. Sei 2n 1 c mod 8 und 3n 1 d mod 8 mit c, d {0, 1, 4} . 1. Fall: c d . Addiert man zur ersten das Doppelte der zweiten Kongruenz, so folgt 3 c 2d mod 8 , Widerspruch zur Wahl von c und d. 2. Fall: c d : Subtrahiert man die erste Kongruenz von der zweiten, so folgt n 0 mod 8 , d.h. n ist auch durch 8 teilbar. 2.1.3 Extremalprinzip10 Ist in einer gestellten Aufgabe eine Aussage über eine Menge von Objekten z ube we i s e n,s oi s te sof thi l f r e i c h,e i n„e xt r e mal e s “El e me ntde rMe ngez u betrachten: ein kleinstes, größtes oder sonst irgendwie am Rande liegendes Element. Im Falle mehrerer extremaler Elemente ist es in der Regel egal, welches betrachtet wird. In diesem Zusammenhang sei auch an folgende Tatsachen erinnert: 10 vgl.: Larson. S. 50 ff. und Engel, Arthur: Das Extremalprinzip als heuristisches Prinzip beim Problemlösen. in: [10] S. 11-22. 10 a) Jede endliche nichtleere Menge A reeller Zahlen enthält ein minimales Element min A und ein maximales Element max A . b) „Wohl or dnungs pr i nz i p“: Je de ni c ht l e e r e Me nge nat ür l i c he r Zahl e n enthält ein kleinstes Element. c) „Supr e mums e i ge ns c haf t “: Ei ne une ndl i c he Me nge A reeller Zahlen braucht weder ein kleinstes noch ein größtes Element zu enthalten. Ist A nach oben (bzw. unten) beschränkt, so existiert eine kleinste obere (bzw. größte untere) Schranke sup A (bzw. inf A ). Wenn sup A A (bzw. inf A A ), so ist sup A max A (bzw. inf A min A ). Beispiel 3: Beweise, daß das Produkt von n aufeinanderfolgenden ganzen Zahlen immer durch n! teilbar ist.11 Beweis: Hier handelt es sich um eine Menge ganzer Zahlen und es werden jeweils kleinste Zahlen betrachtet, die gewisse Eigenschaften erfüllen. Für den Beweis genügt es, die Behauptung für positive ganze Zahlen n zu beweisen, denn sie ist trivial, falls einer der Faktoren 0 ist, bzw. wenn alle Faktoren negativ sind, betrachte man die Absolutbeträge. Auch hier läßt sich die Schlußrichtung negieren und ein indirekter Beweis führt zum Ziel. Angenommen, es gibt n aufeinanderfolgende Zahlen, deren Produkt nicht durch n! teilbar ist. Aus allen Zahlen n mit dieser Eigenschaft wähle man die kleinste aus, sei dies N ( N 2 , da das Produkt von zwei aufeinanderfolgenden ganzen Zahlen immer gerade ist). Es gibt also ein m t mit der Eigenschaft (m 1)(m 2) (m N ) ist nicht durch N ! teilbar. Von allen diesen Zahlen m sei M ( M 0 , da N ! durch N ! teilbar ist) die kleinste Zahl mit der Eigenschaft (1) (M 1)(M 2) (M N 1)(M N ) ist nicht durch N ! teilbar. Es gilt: (2) (M 1)(M N 1)(M N ) M (M 1)(M 2)(M N 1)N (M 1)(M 2)(M N 1) 11 Larson. S. 52. 11 Wegen der Wahl von M als kleinste gesuchte Zahl teilt N ! das Produkt aus n Faktoren M (M 1)(M 2) (M N 1) und wegen der Wahl von N teilt (N 1)! das Produkt (M 1)(M 2) (M N 1) aus n 1 Faktoren, N ! teilt das Produkt N (M 1)(M 2) (M N 1) N ! teilt die rechte Seite von (2) Widerspruch zu (1). 2.1.4 Beweis durch vollständige Induktion Dieses Beweisprinzip ist die Anwendung des Peano-Axioms als wichtigste Eigenschaft der natürlichen Zahlen. Es seien n, n 0 t, dann läßt sich das Prinzip der vollständigen Induktion so formulieren: Gegeben sei eine Aussage A(n ) , die Induktionsvoraussetzung (I.V.), die von der ganzen Zahl n mit n n 0 abhängt. Ferner gelte folgendes: 1) Induktionsanfang (I.A.): Die Aussage A(n ) ist für n n 0 richtig. 2) Induktionsschritt (I.S.): Aus der Richtigkeit der Aussage A(n ) folgt die Richtigkeit von A(n 1) . Dann ist die Aussage A(n ) für alle ganzen Zahlen n mit n n 0 richtig. n Beispiel 4: Für alle n t ( n 0 ) ist die Zahl 32 1 durch 2n 2 teilbar. Beweis durch vollständige Induktion: 1 I.A.: n 1 : 212 8 | 32 1 8 I.V.: Sei die Behauptung für ein beliebiges festes n t ( n 0 ) bewiesen. I.S.: n n 1 n 1 32 1 32 n 2 n n n 1 (32 )2 1 (32 1) (32 1) nach I.V. durch 2n 2 teilbar 2n 2 2 2n 3 2(n 1)2 | 32 n 1 1 . durch 2 teil n bar, da 32 ungerade ist Teilbarkeitsregel 12 Beispiel 5: Alle Zahlen der Form 12008, 120308, 1203308, ... sind durch 19 teilbar.12 Beweis durch vollständige Induktion: Sei die Folge mit ( a n ) bezeichnet. I.A.: n 1 : a1 12008 19 632 I.V.: Sei die Behauptung für ein beliebiges festes n t ( n 0 ) bewiesen. I.S.: n n 1 : a n 1 a n 1083 10n 1 a n 19 57 10n 1 19 | an 1 . * Zu Teilbarkeitsregel (): nach I.V. durch 19 teilbar Die Folgenglieder n 2 lassen sich allgemein beschreiben als an 12 10n 2 102 3 10k 8 ( n 1 ). Weiter gilt: k 0 n 1 n 2 an 1 a n 12 10n 3 102 3 10k 8 12 10n 2 102 3 10k 8 120 10 n 2 12 10 n 2 k 0 3 10 n 1 1083 10 n 1 k 0 an 1 an 1083 10n 1 . 2.1.5 Problemabwandlung13 Was sollte man machen, wenn man die Daten der Aufgabe gesammelt und sie in eine geeignete Form der Bezeichnung gebracht hat, die Aufgabenstellung untersucht hat und Vermutungen aufgestellt hat, versucht hat Beziehungen zu finden, aber trotzdem zu keinem Lösungsansatz gelangt, vielleicht weil die Berechnungen und Umformungen zu kompliziert werden oder sich einfach keine Zugänge zur Lösung anbieten? In solchen Fällen kann es angebracht sein, das Problem in eine äquivalente aber einfachere Form zu bringen. Dafür braucht man Kreativität und algebraische 12 Engel [11]. S. 209. 13 vgl.: Larson. S. 15 ff., 22 ff., 54 ff. 13 Manipulationen, Substitutionen, Bijektionen, einen Wechsel der Variablen oder eine Neuinterpretation des Problems in einem anderen mathematischen Kontext. Gelingt dies nicht, können modifizierte oder Hilfsprobleme betrachtet werden, so daß deren Lösung die Lösung der Ausgangsaufgabe umgekehrt. Die wichtigste impliziert, Art der jedoch nicht Abwandlung notwendigerweise eines Problems ist auch die Verallgemeinerung. Dafür werden zusätzliche Variablen für weitere Umformungen eingeführt und / oder Voraussetzungen allgemeiner gefaßt, so daß die gegebene Aufgabe ein Spezialfall der allgemeineren Situation wird. Beispiel 6: Ist n 4 545 5454 eine Primzahl?14 Lösung: 4 545 5454 ist keine Primzahl. Zur Lösung der Aufgabe wird folgende Verallgemeinerung benutzt: a 4 4b 4 a 4 4a 2b 2 4b 4 4a 2b 2 (a 2 2b 2 )2 (2ab )2 (a 2 2b 2 2ab )(a 2 2b 2 2ab ) . Es gilt 4545 5454 545 4 4 (4136 )4 mit a 545 und b 4136 , wodurch sich die linke Seite der Identität ergibt. Somit gibt es eine echte Zerlegung für n. 2.2 Strategien für die Zahlentheorie Nach den Methoden werden jetzt Strategien vorgestellt, die helfen sollen, Beweisansätze und Lösungswege für die gestellte Aufgabe zu finden. Ohne ihre Kenntnis bleiben Wettbewerbsaufgaben sehr schwierig, denn bei der Auswahl solcher Aufgaben wird besonderer Wert auf den Einsatz von heuristischen Strategien gelegt (vgl. 4.2). Aus der Vielzahl möglicher Strategien sind hier diejenigen ausgewählt, die für das Lösen von Aufgaben 14 Engel [11]. S. 121. 14 aus der Zahlentheorie mit Erfolg eingesetzt werden können bzw. dafür notwendig sind. Andere Strategien mathematische Bereiche sinnvoll. sind ihrerseits für andere In dieser Arbeit wird zwischen Methoden und Strategien unterschieden. Das geschieht deshalb, weil sie verschiedene Anteile an der Lösung einer Aufgabe haben. Im Gegensatz zu den Methoden nutzen Strategien feiner die Besonderheiten des mathematischen Problems aus, daher kann man auch von Strategien speziell für einen mathematischen Bereich sprechen. Sie geben eine Struktur für die Lösung oder den Beweis vor. Zusätzlich hängen sie mit den Definitionen, Sätzen und Anwendungen aus der Zahlentheorie zusammen: erkennt man, daß eine gewisse Strategie hilfreich ist, so weist diese Auswahl meist schon auf Sätze etc. hin und umgekehrt. Andererseits kann eine Strategie helfen, die Lösung oder den Beweis zu ge s t al t e n.Dadur c h we r de n di eMe t hode ns o z us age nz um „Rahme n“de r Aufgabe, denn sie sammeln und bündeln alle bisherigen Ideen und liefern den formalistischen Beweis, bzw. die korrekte Lösung. Folgendes Schaubild soll diese Überlegungen verdeutlichen. Strategien Anwendungen Aufgabe math. Problem Sätze, Definitionen allgemeine Beweismethoden Lösung der Aufgabe Abb. 1: Ineinandergreifen von Methoden, Strategien und Sätzen15 15 eigene Grafik. 15 2.2.1 Das Invarianzprinzip Das Invarianzprinzip16 kann man so formulieren: Gibt es eine Wiederholung, so achte man auf das, was seinen Zustand oder seine Eigenschaft nicht wechselt, was also invariant bleibt. Es kann in Aufgaben angewendet werden, die einen algorithmischen Inhalt haben bzw. in denen danach gefragt wird, ob ein gewisser oder welcher Endstatus erreicht werden kann. Beispiel 7: Sei n t ungerade. An der Tafel stehen die Zahlen 1, 2, , 2n . Streicht man zwei beliebige Zahlen a und b weg und schreibt statt dessen a b an die Tafel, so bleibt zuletzt eine ungerade Zahl an der Tafel stehen.17 Beweis: Sei S 1 2 2n n(2n 1) die Summe aller Zahlen an der Tafel. Diese Zahl ist ungerade. Jeder Schritt der Aufgabe reduziert S um 2 min(a, b) , also um eine gerade Zahl. Deshalb bleibt die Parität (s.u. 2.2.3) von S invariant. Während der gesamten Prozedur gilt S 1 mod 2 . Da die Parität von S zu Beginn ungerade ist, ist sie auch am Schluß ungerade. 16 vgl.: Engel [11]. S. 1-23. 17 a.a.O. S. 2. 16 2.2.2 Das Schubfachprinzip Das zuerst von Dirichlet (1805-1859) formulierte Schubfachprinzip18 ist eine der wirkungsvollsten Strategien zur Lösung von Aufgaben aus der Zahlentheorie (und auch aus der Kombinatorik). Es lautet: Wenn kn 1 Objekte ( k t, k 1 ) auf n Schubfächer aufgeteilt werden, enthält ein Schubfach k 1 Objekte. Im Besonderen tritt der Fall k 1 sehr häufig in den Anwendungen auf. Man muß bei dieser Strategie jedoch darauf achten, daß das Schubfachprinzip eine reine Existenzbehauptung ist. Es liefert keine Hilfe, ein mehrfach besetztes Schubfach zu bestimmen. Beispiel 8: Gegeben sind n nicht notwendig verschiedene ganze Zahlen a1, a 2 , , a n . Dann gibt es stets eine Teilmenge dieser Zahlen, deren Summe durch n teilbar ist.19 Beweis: Betrachte die n Zahlen s1 a1 s 2 a1 a 2 s 3 a1 a 2 a 3 s n a1 a 2 an Ist eine dieser Zahlen durch n teilbar, so ist der Beweis fertig. Andernfalls sind ihre Reste mod n von 0 verschieden. Da es aber nur n 1 von 0 verschiedene Restklassen mod n gibt, müssen zwei der Summen s p und sq mit p q in der selben Restklasse sq s p a p 1 aq durch n teilbar. 18 liegen. Dann ist vgl.: Larson. S. 79 ff. und Engel, Arthur / Sewerin, Horst: Das Schubfachprinzip. in: [10] S. 23-37. 19 mod n Engel [10]. S. 25. 17 Beispiel 9: Unter n 1 Zahlen aus {1, 2, , 2n } gibt es immer zwei Zahlen, so daß die eine durch die andere teilbar ist.20 Beweis: Man wähle n 1 Zahlen a1, , an 1 aus und schreibe diese in der Form ai 2ki bi mit ungeradem bi . Dann hat man n 1 ungerade Zahlen bi aus dem Intervall I [1, 2n 1] . Da es aber nur n ungerade Zahlen in I gibt, gibt es p und q mit bp bq . Dann ist eine der Zahlen a p und aq durch die andere teilbar. 2.2.3 Parität ausnutzen Die einfache Idee der Parität –gerade und ungerade –ist eine starke Strategie für das Problemlösen. Im Abschnitt 2.3 findet sich eine wichtige Verallgemeinerung dieser Idee: das Rechnen mit Kongruenzen. Beispiel 10: Es sei a1, a 2 , , a n eine beliebige Permutation der Zahlen 1, 2, , n . Ist n ungerade, so ist das Produkt (a1 1)(a 2 2)(an n ) eine gerade Zahl (oder 0).21 Beweis: Das Produkt kann nur dann ungerade sein, wenn alle Faktoren ungerade sind. Deshalb genügt es zu zeigen: ein Faktor ist gerade 1 i n mit ai i ist gerade. n 1 n 1 gerade und 2 2 ungerade Zahlen, ebenso wird von den ai die gleiche Anzahl gerader und n 1 ungerader Zahlen abgezogen. Dadurch können Differenzen von der 2 Da n ungerade ist, gibt es unter a1, , an genau 20 ebd. 21 Larson. S. 49. 18 Ge s t al t„ge r ade – unge r ade = unge r ade “ bz w.„unge r ade – gerade = unge r ade “e nt s t e he n.Ei ne Di f f e r e nz muß dann abe r vo n de r Ge s t al t „unge r ade–ungerade = ge r ade “s e i n.Dasi s tdannde rge s uc ht eFakt or . 2.2.4 Systematisches Probieren Bei der Bearbeitung der Olympiadeaufgaben für den Seminarvortrag steht genügend Zeit zur Verfügung um die Aufgabe zu lösen (ganz im Gegensatz zur Bearbeitungszeit bei der Mathematikolympiade). Wenn aber gemein- sam im Seminar an Aufgaben gearbeitet wird, steht weniger Zeit zur Verfügung, und es ist wenig sinnvoll lange planlos zu probieren. Zu manchen Aufgaben kann man schnell einen systematischen Ansatz finden, wenn aber ein Problem wenig oder gar nichts über einen möglichen Lösungsansatz verrät, sollte man versuchen systematisch zu probieren. Häufig führt dieses Vorgehen zum Entdecken von Mustern.22 Unter Umständen kann man auch durch die Rückwärtsstrategie23 systematisch einen Lösungs- und Beweisansatz aufbauen. Rückwärts arbeiten bedeutet, die Behauptung als richtig bzw. als gelöst anzunehmen und dann zu versuchen, Äquivalenzumformungen vorzunehmen, um so eine leicht zu beweisende Aussage zu bekommen oder die gegebenen Daten zu erreichen. Für die korrekte Formulierung des Beweises kehrt man dann die Reihenfolge der Umformungsschritte um. 22 vgl.: Sewerin, Horst: Zum systematischen Probieren. in: [10] S. 58-68. Larson führt diese St r a t e g i eg l e i c ha l s„ Suc hena c hMus t e r n“e i n( vgl .do r tS.2 ) . 23 vgl.: Larson. S. 40 ff. 19 Beispiel 11: Gegeben sei die Zahlenfolge a1, a 2 , a 3 , mit a1 1, a 2 2 , an an 1 an 2 für n 3, 4, . Man bestimme den Rest von a 366 bei Division durch 7.24 Beweis: Die rekursive Definition der Zahlenfolge bedeutet, daß alle Folgenglieder 2er-Potenzen sind: a1 1 2 0 a 5 8 2 3 a 2 2 21 a 6 32 25 a 3 2 21 a 7 256 2 8 a 4 4 22 a 8 8192 213 usw. Die Exponenten bilden die Folgenglieder der Fibonacci-Folge, was sofort aus den Rechengesetzen für Potenzen folgt, doch für die konkrete Berechnung von a 366 hilft weder die rekursive Definition der Fibonacci(1 5 )n (1 5 )n Folge noch die äquivalente geschlossene Form un 2n 5 weiter. Da nur 2er-Potenzen in der Zahlenfolge vorkommen, wäre es nützlich, wenn man etwas über deren Reste bei Division durch 7 wüßte: 20 1(7) 21 2(7) 22 4(7) Behauptung: Es gilt 2 3 1(7) 2 4 2(7) 25 4(7) 26 1(7) 2 3k 1 mod 7 3k 1 (ii ) 2 2 mod 7 für k 0, 1, (iii ) 2 3k 2 4 mod 7 Beweis durch vollständige Induktion: (i ) (i) I.A.: k 0 : 2 0 1 1 mod 7 I.V.: Sei die Behauptung für ein beliebiges festes k t bewiesen. I.S. k k 1 2 3(k 1) 2 3k 2 3 2 3k 1 mod 7 1 mod 7 , also gilt () 2 24 Sewerin. in: [10]. S. 67. 3k 1 0 mod 7 I.V. 20 Rest durch Fallunterscheidung: (ii) 2 3k 1 2 2 (2 3k 1) 0 mod 7 (iii) 2 3k 2 4 4 (2 3k 1) 0 mod 7 Da a 366 2 , m t, reicht es zu wissen, welchen Rest m bei Division m durch 3 läßt, um eine Aussage über den Rest von a 366 bei Division durch 7 zu machen. Betrachte dafür erneut die Folgenglieder: a1 2 0 2 3k , k 0 a 5 2 3 2 3k , k 1 a 2 21 2 3k 1, k 0 a 6 25 23k 2 , k 1 a 3 21 2 3k 1, k 0 a 7 2 8 2 3k 2, k 2 a 4 22 2 3k 2 , k 0 a 8 213 2 3k 1, k 4 Um etwas über den jeweiligen Exponenten zu erfahren, reicht es, den jeweiligen Index modulo 8 zu berechnen, da gilt: a 9 a 8 a 7 23k2 1 23k1 2 23(k1 k2 1) 23k 3 a1 mod 7 a10 a 9 a 8 23k 3 23k2 1 23(k 3 k2 )1 23k 4 1 a 2 mod 7 usw. Ergebnis: 366 6 mod 8 a 366 a 6 mod 7 a 366 4 mod 7 . Beispiel 12: Ausgehend von 1, 9, 9, 3 wird die Folge 1, 9, 9, 3, 2, 3, 7, konstruiert, indem jede neue Ziffer die Summe der 4 vorausgehenden Ziffern mod 10 ist. Erscheint das 4er-Tupel ( 7, 3, 6, 7 ) in der Folge?25 Lösung: Die Aufgabe entsprechend der Aufgabenstellung zu bearbeiten, ist keine gute Idee, selbst wenn das gesuchte 4er-Tupel relativ früh in der Folge auftreten würde. Deshalb kann man hier mit der Rückwärtsstrategie zum Ziel gelangen. Dafür werden zwei Varianten angegeben. a) Man starte die Folge vom Ziel aus: () 7, 3, 6, 7, 3, 9, 5, 4, 1, 9, 9, 3, 2, 3, 7. Unter diesen Ziffern finden sich alle acht Ziffern, nach denen gefragt wird. Aber wiederholen sie sich? Ja, denn es gibt 10 4 verschiedene 4er-Tupel. Spätestens mit dem 10.001ten 4er-Tupel hat 25 Engel [11]. S. 378. 21 a) man eine Wiederholung (man kann sich überlegen, daß gewisse 4erTupel wegen () nicht auftreten können, z.B. ( 0, 0, 0, 0 ), da hier nur weitere Nullen folgen würden). Also gibt es eine Periode in der Folge, da die Sequenz 1, 9, 9, 3 aus beiden Richtungen erreicht werden kann, und die Periode enthält das gesuchte 4er-Tupel sehr spät. b) Für di e Fo l g ei s t di e Bi l dungs vor s c hr i f t„ nac hr e c ht s “ vor ge ge be n. Wenn man das Bildungs ge s e t z„nac hl i nks “f i nde t ,kannmandi eFol ge rückwärts aufbauen. Sei x die Ziffer vor 1, 9, 9, 3 . Dann muß gelten: x 1 9 9 3 mod 10 . Da 1 9 9 19 ist, muß das Ergebnis der Addition x 1 9 9 23 sein (beachte: x 9 ) x 4 . Mit der gleichen Argumentation erhält man alle Ziffern davor. Der Schluß folgt dann wie in Teil a). 2.3 Sätze aus der Zahlentheorie Bereits in den vorherigen Abschnitten wurde für die Bearbeitung der Beispiele auf den Inhalt der Elementaren Zahlentheorie zurückgegriffen. Wenn man die Wettbewerbsaufgaben für diese Arbeit bzw. für die Seminararbeit überblickt, so kommen einige Sachverhalte der Zahlentheorie wiederholt vor, und es gibt einen gewissen Vorrat an Sätzen etc. über den man verfügen muß. Für die Seminarteilnehmer sollte das alles bereits bekannt sein, es wird hier angeführt, um den Umgang damit zu verstehen. a) Definitionen: Manchmal können sie bereits ein Schlüssel zur Aufgabe s e i n,z . B.di eDe f i ni t i o ne n„Pr i mz ahl “ode r„Te i l e r “. b) Sätze: Sie helfen bei komplexen Sachverhalten weiter, ihre Anwendung läßt sich aber nicht ganz scharf von den Definitionen trennen, da im Problemlöseprozeß der Übergang fließend ist. c) Anwendungen:t ypi s c heund hä uf i gge br auc ht e„Handgr i f f e “,wi ez . B. rechnen mit Kongruenzen. 21 22 Wiederkehrend sind folgende Sachverhalte: (2.3.1) Seien a, b w. a | b (a teilt b) c w mit ac b (i) a | b , b | c a | c (ii) a | b , a | c a | xb yc ( x, y w) (iii) a b | a n b n für alle n t (2.3.2) p w heißt Primzahl oder prim p 1 und p hat keine nichttrivialen Teiler; Menge aller Primzahlen: . Es gibt unendlich viele Primzahlen. Seien a, b t, p . Dann gilt: p | ab p | a p | b . (2.3.3) Fundamentalsatz: Jede natürliche Zahl ist (bis auf die Reihenfolge der Faktoren) eindeutig als Produkt von Primzahlen darstellbar. Folgerungen: (i) Sei n p1a1 pkak , dann sind alle Teiler von n von der Gestalt m p1b1 pkbk , 0 bi ai , i 1, , k , und n hat (a1 1) (ak 1) verschiedene Teiler. (ii) n ist genau dann eine Quadratzahl, wenn alle ai gerade sind, eine Kubikzahl, wenn alle ai Vielfache von 3 sind usw. (iii) Der kleinste Primfaktor von n ist n . (2.3.4) a p v p (a ) , b p v p (b ) , p , a, b t p ggT(a, b) p p p min(v p (a ), v p (b )) ggT(a, b) kgV(a, b) ab , kgV(a, b) p max(v p (a ), v p (b )) p (2.3.5) Division mit Rest: Sei b w, a w \ 0 . Dann gibt es eindeutig bestimmte q, r w mit b aq r und 0 r a . 22 23 (2.3.6) Euklidischer Algorithmus: Seien a, b t mit a |b. b q 1a r1 mit 0 r1 a a q 2r1 r2 mit 0 r2 r1 r1 q 3r2 r3 mit 0 r3 r2 ri 2 q iri 1 ri mit 0 ri ri 1 Das Verfahren bricht ab, da b a r1 0 . Sei rn der rn 2 kleinste nicht verschwindende Rest. qn rn 1 rn mit 0 rn rn 1 rn 1 qn 1rn 0 Nun ist rn ggT(a, b) und es gibt x, y w mit ggT(a, b) ax by , indem man das Verfahren rückwärts durchläuft und die Gleichungen in die jeweils vorherige einsetzt. (2.3.7) Pythagoräische Tripel: a, b, c t heißt pythagoräisches Tripel, wenn a 2 b 2 c 2 . Sie lassen sich darstellen durch a m 2 n 2 , b 2mn , c m 2 n 2 mit m, n t, ggT(m, n ) 1 , m n , m und n von verschiedener Parität. (2.3.8) Kongruenzen: Sei m w \ 0 . a, b w heißen kongruent modulo m, wenn m | a b . Schreibweise: a b mod m oder a b(m ) (a und b besitzen bei Division durch m den selben Rest). a a mod m a b a b mod m (i) b b mod m ab a b mod m (ii) ax 1 mod m lösbar ggT(a, m ) 1 a k b k mod m (iii) a b mod m f (a ) f (b ) mod m mit f (x ) an x n a1x a 0 , ai w 23 24 Im Abschnitt 2.2.3 wurde die Parität als heuristische Strategie eingeführt. Eine ganze Zahl ist entweder gerade oder ungerade, je nachdem ob ihr Rest bei Division durch 2 Null oder Eins ist. Diese Idee ist hier ver- allgemeinert worden: die Einführung von Restklassen für alle n 2 , n t. Die Parität für n 2 läßt sich also als x 0 oder 1 mod 2 schreiben. (2.3.9) Eulersche -Funktion: (m) = Anzahl der zu m t teilerfremden natürlichen Zahlen a mit 1 a m 1 . 1 Es gilt: (m) m 1 , insbesondere: (p) p 1 , p . p p|m (2.3.10) Satz von Fermat-Euler: a(m) 1 mod m falls ggT(a, m ) 1 , speziell: m p , a p 1 1 mod p falls p |a. (2.3.11) Gaußklammer: [x ] = größte ganze Zahl x für x v. Sei n pp (n ) , n t, p , dann gilt: p n n n p (n! ) 2 3 p p p 2.4 Einsatz eines Fragenkataloges Die bisher behandelten Aspekte sind wesentlich für das Lösen von Aufgaben aus dem Bereich Zahlentheorie, aber sie stehen noch einzeln da, es fehlt eine Systematik für das gezielte Erarbeiten einer Lösung oder eines Beweises. Die Chance, den Einsatz von Strategien, Methoden und Fachwissen zu optimieren, besteht darin, eine Sammlung von nützlichen Fragen parat zu haben und zu benutzen. Im Folgenden wird der Vorschlag von Georg Pólya wiedergegeben, anschließend kommentiert und mit 24 25 anderen Ansätzen verglichen. Zum besseren Verständnis ist der Fragenkatalog von Pólya25 hier vollständig angeführt. 1) Verstehen der Aufgabe Was ist unbekannt? Was ist gegeben? Wie lautet die Bedingung? Ist es möglich, die Bedingungen zu befriedigen? Ist die Bedingung ausreichend, um die Unbekannte zu bestimmen? Oder ist sie unzureichend? Oder ist sie überbestimmt? Oder kontradiktorisch? Zeichne eine Figur! Führe eine passende Bezeichnung ein! Trenne die verschiedenen Teile der Bedingung! Kannst Du sie hinschreiben? 2) Ausdenken eines Planes Hast Du die Aufgabe schon früher gesehen? Oder hast Du dieselbe Aufgabe in einer wenig verschiedenen Form gesehen? Kennst Du eine verwandte Aufgabe? Kennst Du einen Lehrsatz, der förderlich sein könnte? Betrachte die Unbekannte! Und versuche, Dich auf eine Dir bekannte Aufgabe zu besinnen, die dieselbe oder eine ähnliche Unbekannte hat. Hier ist eine Aufgabe, die der Deinen verwandt und schon gelöst ist. Kannst Du sie gebrauchen? Kannst Du ihr Resultat verwenden? Würdest Du irgend ein Hilfselement einführen, damit Du sie verwenden kannst? Kannst Du die Aufgabe anders ausdrücken? Kannst Du sie auf noch verschiedene Weise ausdrücken? Geh auf die Definition zurück! Wenn Du die vorliegende Aufgabe nicht lösen kannst, so versuche, zuerst eine verwandte Aufgabe zu lösen. Kannst Du Dir eine zugänglichere verwandte Aufgabe denken? Eine allgemeinere Aufgabe? Eine speziellere Aufgabe? Eine analoge Aufgabe? Kannst Du einen Teil der Aufgabe lösen? Behalte nur einen Teil der Bedingungen bei und lasse den anderen fort; wie weit ist die Unbekannte dann bestimmt, wie kann ich sie verändern? Kannst Du etwas Förderliches aus den Daten ableiten? Kannst Du Dir andere Daten denken, die geeignet sind, die Unbekannte zu bestimmen? Kannst Du die Unbekannte ändern oder die Daten oder, wenn nötig, beide, so daß die neue Unbekannte und die neuen Daten einander näher sind? Hast Du alle Daten benutzt? Hast Du die ganze Bedingung benutzt? Hast Du alle wesentlichen Begriffe in Rechnung gezogen, die in der Aufgabe enthalten sind? 3) Ausführen des Planes Wenn Du Deinen Plan der Lösung durchführst, so kontrolliere jeden Schritt. Kannst Du deutlich sehen, daß der Schritt richtig ist? Kannst Du beweisen, daß er richtig ist? 25 Pólya [19], Innendeckel. 25 26 4) Rückschau Kannst Du das Resultat kontrollieren? Kannst Du den Beweis kontrollieren? Kannst Du das Resultat auf verschiedenen Weise ableiten? Kannst Du es auf den ersten Blick sehen? Kannst Du das Resultat oder die Methode für irgend eine andere Aufgabe gebrauchen? Pól ya hatdi e s e n Fr age nkat al og unt e rde rl e i t e nde n Fr age s t e l l ung „Wi e kann ma n di e Lös ung e i ne s Pr obl e ms f i nde n? “z us amme nge s t e l l t .Di e Fragen und Anregungen können zum einen als Unterrichtsgespräch vom Lehrer an die Schüler gestellt werden, um ihnen zu helfen eine mathematische Aufgabe zu lösen. Diese Situation soll im Seminar simuliert werden. Näheres dazu findet sich im Abschnitt 4.4. Zusätzlich kann man sich selbst diese Fragen vorlegen. Konkret sind sie so eine Hilfe, um die Aufgabe für den Seminarvortrag zu erarbeiten (vgl. 4.3). Untersucht man die obigen Fragen genauer, so zeigt es sich, daß sie erfolgreich zur Lösung von Aufgaben aus allen mathematischen Bereichen angewendet werden können. Um die Fragen anzuwenden, muß man sich mit ihnen und dem Analysieren der eigenen Lösungsschritte vertraut machen. An dieses Vorgehen werden sich die Anwender schnell gewöhnen, denn die Fragen und Anregungen sind so formuliert, wie man sie selbst formulieren würde und wie man sie für das Lösen von Aufgaben gebraucht, wahrscheinlich unbewußt auch schon so angewendet hat. Außerdem helfen die Tips, seine eigenen Gedankengänge zu ordnen. Der Autor betont, daß er die Anregungen nach ihrer wahrscheinlichsten Reihenfolge angeordnet hat26. Wesentlich für den Lösungsprozeß ist eine ständige Änderung der Sicht- weise und ein Rückbezug auf das bisher Erarbeitete. Jeder Fortschritt, jede Sackgasse und jede neue Idee erweitern das Verständnis der Aufgabe. Diesem Phänomen wird der Fragenkatalog gerecht, wenn man die Unterteilung als nicht streng lineare Anordnung versteht. Pólya unterteilt 26 vgl.: a.a.O. S. 15. 26 27 den Prozeß, der zur Lösung der Aufgabe führt, in vier Phasen27. Als erstes muß man die Aufgabe verstehen und erkennen, was verlangt wird. Danach müssen die einzelnen Elemente der Aufgabe in sinnvolle Beziehungen zueinander gebracht werden. Dadurch entsteht ein Plan zur Lösung der Aufgabe. Drittens muß dann der Plan ausgeführt und abschließend im vierten Schritt die Lösung überprüft und diskutiert werden. Einen weiteren Vorschlag, heuristische Strategien sowie Schwierigkeiten und Regeln bei ihrem Einsatz in einer Liste zusammenzufassen, findet man in Arbeiten von Alan Schoenfeld.28 Seine Auflistung umfaßt und ergänzt die Ideen von Pólya. Er unterteilt das Problemlösen in die Phasen „Anal ys e und Ve r s t ändni sde rAuf gabe “,„Ent wur fund Pl a nung e i ne r Lös ung“, „ Lös ungs e r kundunge n be i s c hwi e r i ge n Auf gabe n“ und 29 „Übe r pr üf ungde rLös ung“ . Im wesentlichen ist dies die selbe Aufteilung, er bietet aber neue und teilweise differenzierte Formulierungen der einzelnen Fragen und Hilfen. Schoenfeld hat seinen Ansatz in Unterrichtsversuchen getestet. Er kommt zu dem Ergebnis, daß Schüler, die seine Liste kannten und mit ihr bereits gearbeitet hatten, gezielter und erfolgreicher Aufgaben lösten als die Kontrollgruppe ohne dieses Wissen. Als Zusammenfassung empirischen Untersuchungen stellt er folgende Thesen auf: seiner - der Umgang mit seiner Liste kann die Problemlösefähigkeit verbessern, - Bedingungen dafür sind: - auf solide Kenntnisse der Mathematik kann dabei nicht verzichtet werden, - Erfahrungen mit Strategien in einem eng umrissenen Aufgabenbereich können nicht ohne weiteres auf andere Bereiche übertragen werden, 27 vgl.: a.a.O. S. 19. 28 vgl.: Zimmermann. S. 9-18, der dort mehrere Aufsätze von Schoenfeld zu diesem Thema zusammengefaßt und kommentiert hat. 29 a.a.O. S. 9 f. 27 28 - der Umgang mit einzelnen Strategien ist komplex und verlangt größte Sorgfalt, - es reicht nicht aus zu wissen, wie eine gewisse Strategie angewendet werden kann, sondern man muß auch die Erfahrung gewinnen, wann welche Strategie weiterhilft.30 Abschließe nd e mpf i e hl te r al se i ne „Le i t s t r at e gi e “z um Lös e n vo n Problemen: Habe man Schwierigkeiten, die Lösung oder den Beweis einer Aufgabe zu finden, so arbeite man der Reihe nach seine Liste ab.31 Diese Betrachtungen werden mit einem Versuch abgeschlossen, solche Sammlungen von Fragen und Tips zum Problemlösen auf die Belange von Aufgaben aus der Zahlentheorie zu optimieren. Dabei soll gleich betont werden, daß man, sobald die folgenden Fragen nicht mehr weiterhelfen, auf detailliertere Fragen zurückgreifen muß. 1) Verstehe die Aufgabe! 2) Lassen sich Signale im Aufgabentext finden, die bereits auf eine Methode oder Strategie hinweisen? (Vgl. dazu die Checkliste.) Welche Definitionen, Sätze und Anwendungen aus der Zahlentheorie können benutzt werden? Welche Lösungsideen oder Beweisansätze fallen dir ein? 3) Kontrolliere alle Schritte, überprüfe das Ergebnis! Was läßt sich aus dieser Lösung für zukünftiges Problemlösen gewinnen? 30 vgl.: a.a.O. S. 12. 31 vgl.: a.a.O. S. 18. 28 29 Checkliste: Signale: „e i nde ut i g“,„ge na ue i n“,„e sgi bt “, leicht zu negierende Schlußrichtung Beweis durch Widerspruch mathematischer Hintergrund der Aufgabe macht die Erarbeitung verschiedener Fälle sinnvoll Menge von Objekten (z.B. Zahlen, Fallunterscheidung Restklassen) wird betrachtet Extremalprinzip „f üral l en t . . . “ Beweis durch vollst. Induktion sehr spezielle Aussage; Aufgabe ist in einen größeren thematischen Zusammenhang eingebettet Verallgemeinerung algorithmische Struktur Invarianzprinzip „e sgi bt. . . “ Schubfachprinzip gerade –ungerade Parität Aussage der Aufgabe ist nicht ohne Systematisches Probieren / weiteres zu spezifizieren Rückwärtsstrategie Es sei noch darauf hingewiesen, daß diese Zusammenstellung keineswegs jede mögliche Formulierung enthält. Manchmal wird es auch nötig sein, verschiedene Strategien zu kombinieren oder nacheinander auszuführen. 2.5 Zusammenfassung Die einzelnen Elemente für eine Heuristik der Zahlentheorie müssen in der praktischen Anwendung, sei dies im Seminar oder in der Vorbereitung einer Aufgabe, alle zusammen in Betracht gezogen werden. Zum Folgenden beachte man die Abbildung 2. 29 30 Den Ablauf während der Auseinandersetzung mit einer Aufgabe kann man in eine Bearbeitungs- und eine Lösungsphase einteilen. Dabei gibt es zwischen diesen beiden Phasen keine scharfe Trennlinie. In der Bearbeitungsphase fließen die einzelnen vorgestellten Elemente der Heuristik zusammen. Wie bereits dargelegt, beeinflussen sie sich, bzw. werden Methoden erst eingesetzt, nachdem Strategien oder Anwendungen eine Lösungsskizze erkennen lassen. So ist es auch möglich, daß in einer späteren Arbeitsphase wieder auf Definitionen etc. zurückgegriffen werden muß. Während der gesamten Arbeit an einer Aufgabe kann ein Fragenkatalog einen Plan zur Lösung vorgeben, oder für neue Anregungen und Ideen nützlich sein. Sobald dann eine aussichtsreiche Lösungsidee oder ein Beweisansatz gefunden ist, kommt man in die zweite Phase. Sollte es sich aber ergeben, daß darin Fehler auftreten, so muß man in die Bearbeitungsphase zurück, um erneut zu überprüfen, welches weitere Material aus den Strategien, Methoden und Sätzen gewonnen werden kann. Das Problemlösen wird dann mit der Lösung der gestellten Aufgabe abgeschlossen. Aufgabe / math. Problem Strategien Sätze aus der Zahlentheorie Fragenkatalog Lösungsidee ausführen, formulieren und überprüfen der Lösung wenn Fehler aufgetreten sind Lösungsphase wenn man in “Sa c kg a s s e n” gerät Bearbeitungsphase allgemeine Methoden Abb. 2: Abläufe beim Problemlösen32 32 eigene Grafik. 30 31 Insgesamt läßt sich festhalten, daß es gewiß keine verbindliche Anleitung für das Problemlösen in der Mathematik gibt, man muß aber bewußt von allen Möglichkeiten Gebrauch machen. Man kann den Ratschlag geben: „Je de se i nz e l ne Pr obl e m e r l aubtge wöhnl i c h me hr e r e Lös ungs we ge und häufig den Einsatz verschiedener Strategien. Deshalb ist es am günstigsten, jedem Problem offen anstatt mit der vorgefaßten Meinung, wie eine einzelne Strategie eingesetzt werden muß, entgegenzutreten. Beim Problemlösen ist die Lösung das Ziel. Sie ist die Sammlung aller Ideen, die im Be wußt s e i nal l e rMögl i c hke i t e ne i ne sPr obl e mse i nge br ac htwur de n. “33 3. Aufbau und Strukturen In diesem Kapitel werden Möglichkeiten für den Aufbau und Ablauf eines Seminars über Problemlösen vorgestellt und erörtert. An ein solches Seminar muß der Anspruch gestellt werden, die bisher erarbeiteten Ideen und Ansätze sinnvoll umzusetzen. 3.1 Pólyas Ansatz für ein Seminar im Aufgabenlösen Georg Pólya hat in den USA seine Erfahrungen als Dozent von Veranstaltungen zur Heuristik der Mathematik und von Seminaren zum Aufgabenlösen gesammelt. Es war ihm dabei ein wichtiges Anliegen, z ukünf t i ge nLe hr e r i nne n undLe hr e r ni ni hr e rAus bi l dunge i ne„Ge l e ge nhe i tz us c höpf e r i s c he rAr be i taufe i ne m ge e i gne t e n Ni ve au“34 zu bieten, damit sie aus dieser Erfahrung heraus ihren Schülern später einmal die 33 Larson. S. 1 f. (eigene Übersetzung). 34 Pólya [20]. Bd. 1. S. 305. 31 32 gleichen Erfahrungen näherbringen können. Für Pólya ist das Lösen von mathematischen Aufgaben, die nicht zu den routinemäßigen Aufgaben gehören, wie z.B. Aufgaben aus mathematischen Wettbewerben, die passende Betätigung im Sinne seines Anliegens. Ihre Bearbeitung erfordere einen angemessenen Grad an Konzentration und Einsicht. Zusätzlich könne man sich eine sichere und gründliche Kenntnis des Schulstoffes aneignen.35 Da dies übliche Vorlesungen nicht bieten können, soll die pr akt i s c heUms e t z ungal s„Se mi nari m Auf gabe nl ös e n“36 stattfinden. Um jeden Teilnehmer Übung im Unterrichten zu bieten, schlägt der Autor als Sozialform für sein Seminar Unterrichtssimulationen in Kleingruppen vor. Da jedoch den meisten Teilnehmern der Ablauf und das besondere Anliegen des Seminars, im besonderen heuristisches Arbeiten, unbekannt sein dürfte, soll der Beginn der Veranstaltung verstärkt einführenden Charakter haben. Der Dozent wählt Aufgaben aus, die hierfür besonders geeignet sind. Unter seiner Anleitung lösen und besprechen die Seminarteilnehmer diese. Wichtiges Ziel der Besprechung ist es, das Schema der Aufgabe und der Lösung festzuhalten. Weitere Aufgaben als Hausaufgabe sollen zur Festigung der Arbeitsweise und des Schemas dienen. In der folgenden Stunde werden sie dem Plenum erklärt und vorgeführt.37 Die eigentliche Arbeit beginnt dann danach. An jeden Teilnehmer wird eine eigene Aufgabe verteilt. Für dessen Lösung hat er eine Unterrichtsstunde zur Verfügung und darf auf die Hilfe des Dozenten zurückgreifen. Nach einer abschließenden Redaktion der Lösung (überprüfen, vervollständigen, erneutes durcharbeiten und vereinfachen derselben sowie evtl. einen alternativen Zugang zum Resultat finden) bilden sich in der zweiten Stunde Vierergruppen. In denen übernimmt einer oder eine die Rolle des Lehrers und stellt in bekannter Weise seine 35 vgl.: ebd. 36 a.a.O. S. 306. 37 vgl.: a.a.O. S. 307. 32 33 Aufgabe und deren Lösung vor. Nach einer Kritik der Leistung wechselt jemand anderes aus der Gruppe in die Lehrerrolle bis alle an der Reihe waren. Danach findet eine Umgruppierung statt, so daß jeder mehrmals die Gelegenheit hatte, seine Aufgabe vorzuführen.38 3.2 Modifizierter Vorschlag In dem jetzt folgenden Vorschlag für den Aufbau und Ablauf eines zukünftigen Seminars zum Problemlösen sind sowohl Ideen von Pólya, als auch Erfahrungen, Ansätze und eigene Verbesserungsvorschläge aus dem bisherigen Seminar eingeflossen. Nach der Vorstellung des neuen Konzeptes wird dann auf die Einzelheiten eingegangen. Weitere Erläuterungen zur Mitarbeit im Seminar folgen im nächsten Kapitel. Ausgangspunkt des Seminars soll eine Einleitung in die Heuristik und in das Lösen mathematischer Probleme und Aufgaben im besonderen Hinblick auf die Erfordernisse des speziellen Aufgabenmaterials aus mathematischen Wettbewerben zur Zahlentheorie sein. Aufgabe des Dozenten sollte es sein, in das Thema und die Arbeitsweise einzuführen und leitende Gedanken und Fragestellungen dazu vorzustellen. Die einzelnen Methoden und Strategien mitsamt den illustrierenden Beispielen sollen von den Studierenden vorgestellt werden. Der zweite Teil des Seminars greift dann auf diese Vorbereitungen zurück, kann im Grunde gar nicht auf sie verzichten. Jeder Teilnehmer hat vor den Semesterferien eine Aufgabe zur Zahlentheorie von der Mathematik- olympiade erhalten, die er nun anhand der bisherigen Erkenntnisse bearbeitet, vorbereitet und dann in einer Sitzung vorträgt. Der zeitliche Rahmen von 45 Minuten ist dafür ausreichend. Im Wesentlichen kommt es darauf an, das bisher Gelernte umsetzen und angemessen darstellen zu können. 38 vgl.: a.a.O. S. 308. 33 34 In den verbleibenden Stunden wird der Schwerpunkt von den Vorträgen auf Unterrichtssimulationen verschoben. Für diesen dritten Block im Seminar hat jeder Studierende eine Aufgabe aus dem Bundeswettbewerb Mathematik erhalten. Die Aufgabe des Vortragenden ist es jetzt, die anderen Teilnehmer im gemeinsamen Problemlösen anzuleiten. Der „Le hr e r “s ol lvom „e nt de c ke nl as s e nde n Fr age n“Ge br auc h ma c he n,ohne natürlich heuristische Aspekte der Aufgabe außer acht zu lassen. Die „Sc hül e r “i hr e r s e i t ss ollen das bereits erarbeitete Wissen (Heuristik und mathematische Schlüsse, Sätze, Theoreme etc. aus den Olympiadeaufgaben bzw. aus der Vorlesung zur Elementaren Zahlentheorie) einsetzen und anwenden. Jede Unterrichtsstunde sollte nicht länger als 40 Minuten dauern, um abschließend gemeinsam darüber diskutieren zu können. Dieser Vorschlag setzt bewußt andere Akzente als sie im bisherigen Seminar gesetzt wurden. Dort hat jeder Studierende eine gesamte Doppelstunde gestaltet. Die erste Stunde begann mit der Simulation von Unterricht, danach, in der zweiten Doppelstunde, folgte ein kurzer Bericht über einen ausgewählten Aspekt zur Heuristik und abschließend die Darstellung einer Olympiadeaufgabe als Vortrag. Hier war von jedem die gleiche Arbeit zu leisten, aber der gesamte Ablauf während des Semesters wiederholte sich jedesmal. Der neue Aufbau soll dem Manko vorbeugen, daß für einzelne Aufgaben, sei es im Vortrag oder in der Unterrichts- simulation, die entscheidende Strategie oder Methode noch nicht zur Verfügung stand. (Die Aufgaben wurden zwar trotzdem gelöst und bearbeitet, hätte aber das nötige Wissen bereits zur Verfügung gestanden, wären sicherlich einige Vorträge oder Stunden anders abgelaufen. Zusätzlich wären bessere und tiefere Einblicke in die Heuristik der Zahlentheorie und in das Problemlösen möglich gewesen.) Pólyas Ansatz ist im wesentlichen die Idee entnommen, daß sich St udi e r e ndean„unge wöhnl i c he m“Auf gabe nmat e r i ale r pr obe nund dami t arbeiten. Auch die Erkenntnis, daß auf diese Art und Weise mathematischer Stoff vertieft wird, muß hervorgehoben werden. Dabei ist 34 35 es sinnvoll, sich auf ein Gebiet (hier: Zahlentheorie) zu beschränken. Die von ihm vorgeschlagene Arbeitsweise, in kleinen Gruppen wiederholt eine selbständig erarbeitete Lösung vorzutragen, ist jedoch auf die Dauer eintönig und schöpft nicht alle Möglichkeiten aus, die die Beschäftigung mit Heuristik und Problemlösen bietet: Es fehlt der Perspektivwechsel vom Vor t r age nde nz um mi t ar be i t e nde n„Sc hül e r “. Der hier gewählte Zugang für ein künftiges Seminar möchte die angesprochenen Schwächen beheben, muß sich aber noch in der Praxis bewähren. 4. Elemente der Seminararbeit Nachdem im vorherigen Kapitel der Aufbau des Seminars dargestellt wurde, werden nun die einzelnen Bausteine dafür vorgestellt und erläutert. Dabei ist jeweils die Anforderung umzusetzen, die theoretische Grundlage der Heuristik der Zahlentheorie mit der nötigen Praxis für Lehramtsstudierende zu verbinden. 4.1 Vermitteln der Heuristik Unter dieser Aufgabenstellung wird es weniger um die Frage gehen, ob und, wenn ja, wie man Heuristik vermitteln kann38, sondern vielmehr 38 In mathematikdidaktischen Forschungen wird dieser Fragestellung nachgegangen. Dort lassen sich zwei Schwerpunkte feststellen: erstens Erkenntnisse aus psychologischpädagogischer Sicht, zweitens die Vermittlung mathematischer Inhalte unter Unt e r r i c ht s be di ng ung e n.Ma nka nn di e s eSc hwe r punkt eunt e rde n As pe kt e n „Wi eka nn bz w.s o l l t eda sLö s e nma t he mat i s c he rPr o bl e meunt e r r i c ht e twe r de n? “und„Wi ewe r de n mathematische Probleme gel ö s t ? “z us a mme nf a s s e n( vg l . :Bur c ha r t z .S.1 ) .I m Ra hme n dieser Arbeit soll jedoch nicht weiter auf diese Diskussion eingegangen werden. 36 darum, wie im Seminar der erste Schwerpunkt behandelt und umgesetzt werden kann. Grundlegend für das gesamte Seminar sind die in den Kapiteln 2.1 und 2.2 dargelegten Strategien und Methoden zur Zahlentheorie. Erste Aufgabe der Studierenden soll es sein, jeweils eine Strategie oder eine Methode vorzustellen und mit dem angegebenen Beispiel zu illustrieren. Sinnvoll ist es, daran eine Einleitung des Dozenten in das Anliegen und die verschiedenen Arbeitsweisen des Seminars anzuschließen. Für die Vorbereitung der Vorträge, die zeitlich als nächstes anstehen, sollte den Studierenden ein Fragenkatalog an die Hand gegeben werden und die Arbeit damit an einem Aufgabenbeispiel verdeutlicht werden39. Außerdem bietet es sich jetzt an, die wesentlichen Gedanken der Kapitel 4.3 und 4.4 vorzustellen. So haben die Seminarteilnehmer Zeit, sich auf ihre Mitarbeit vorzubereiten. Wenn dann die Vorträge gehalten und die Unterrichtsstunden durchgeführt wurden, können sich alle Teilnehmer mit diesem Basiswissen gewinnbringend an den Diskussionen und Reflexionen beteiligen. 4.2 Aufgabenmaterial Für die gemeinsame Arbeit im Seminar sollen Aufgaben des Bundeswettbewerbs Mathematik benutzt werden. Sie stehen in großer Anzahl vollständig zur Verfügung und sind entsprechend der Zielsetzung dieses Wettbewerbs gestellt und konzipiert worden. Der Bundeswettbewerb Mathematik richtet sich vornehmlich an die Jahrgangsstufen 11 bis 13. Die gestellten Aufgaben decken die Schulmathematik in den Gebieten elementare Zahlentheorie, Graphentheorie, Kombinatorik und Geometrie ab und beschränken sich im wesentlichen auf 39 Entweder kann man auf eine eigene so gelöste Aufgabe aus der Zahlentheorie zurückgreifen, oder man kann den Aufsatz von Gregor Berg reproduzieren. 37 den Stoff der Sekundarstufe I. In ihrer Besonderheit unterscheiden sie sich j e doc h de ut l i c h von „t ypi s c he n“ Unterrichtsaufgaben, bzw. greifen sie Themen auf, die nur knapp oder gar nicht mehr im normalen Mathematikunterricht behandelt werden. Bei der Auswahl der Aufgaben wird darauf geachtet, daß sie neben einer prägnanten Formulierung eine interessante Fragestellung oder Lösung aufweisen. Die Hauptanforderung soll im heuristischen Bereich liegen. Nur eine intensive Beschäftigung mit dem gestellten mathematischen Problem und seinem thematischen Umfeld führt zu Lösungsansätzen und einer erfolgreichen Lösungsidee. So sollen sie das Interesse an der Mathematik und am Problemlösen wecken. In den ersten zwei Runden wird der Bundeswettbewerb Mathematik als Hausaufgabenwettbewerb durchgeführt. Daher sind die Aufgaben komplex und verlangen einen genauen und systematischen Lösungsweg. Auch an die verlangte Darstellung der Lösung und ihrer logischen Richtigkeit werden bei der Bewertung strenge Maßstäbe gelegt. Diese Techniken müssen also von den Teilnehmern beherrscht bzw. durch die Teilnahme am Wettbewerb erlernt werden. Deshalb, und um einer Abschreckung vorzubeugen, ist die erste Runde als Einstiegsrunde mit leichteren Aufgaben gestaltet. Die Aufgaben der zweiten Runde werden dann deutlich anspruchsvoller.40 Als Arbeitsgrundlage für die Seminarvorträge sind Aufgaben von der Internationalen Mathematikolympiade vorgesehen. Im Gegensatz zum Bundeswettbewerb Mathematik werden bei der Olympiade Klausuraufgaben gestellt. Sie behandeln die selben mathematischen Bereiche und darüber hinaus zusätzliche Themen. Ähnlich wie bei den Aufgaben des Bundeswettbewerbs muß zur Lösung der Aufgaben auf heuristische Strategien zurückgegriffen werden. Häufig verbirgt sich in einer Aufgabe eine fundamentale Idee, die es zu erkennen oder zu entdecken gilt. Dafür braucht man jedoch viel Geschick und Übung. Auf diese Anforderung 40 vgl.: Leptin, H. und Langmann, H.-H.: Bundeswettbewerb Mathematik. in: [12] S. 2/3. 38 werden die Teilnehmer der Mathematikolympiade in speziellen Veranstaltungen vorbereitet.41 4.3 Anmerkungen zum Vortrag Die Teilnehmer des zukünftigen Seminars sollen Problemlösen in verschiedenen sozialen Organisationsformen kennenlernen. Dadurch ändert sich auch jeweils der Arbeitsstil. Die erste Form ist die Einzelarbeit. Sie bietet die Möglichkeit, sich auf die Anwendung heuristischer Strategien zu konzentrieren und das eigene mathematische Wissen einzubringen.42 So können störende Faktoren ausgeblendet werden und es kann eine differenzierte Auseinandersetzung mit allen Feinheiten der Aufgabe und ihrer Strategien stattfinden.43 Die Ergebnisse, also die Lösung oder der Beweis und der Problemlösungsprozeß, werden schließlich von jedem Teilnehmer im Seminar als Vortrag präsentiert. Die für die Vorträge ausgewählten Aufgaben aus der Mathematikolympiade sind angemessen anspruchsvoll. In den Vorträgen sollen die Studierenden zeigen, daß sie die Zahlentheorie sicher beherrschen und die erarbeiteten heuritischen Hilfsmittel anwenden können. Im Vortrag soll beides deutlich zum Ausdruck kommen. Als Hilfsmittel und Richtschnur für die Gestaltung des Vortrages, und natürlich auch als Hilfe während der Vorbereitung, sollte ein Fragenkatalog benutzt werden. Das bietet sich an, da wohl alle Teilnehmer das erstemal eine Aufgabe unter diesen Aspekten zu bearbeiten haben. Das folgende Beispiel illustriert ein mögliches Vorgehen anhand der Fragen von Pólya. 41 vgl.: Engel, Arthur: Das Training der Deutschen IMO-Mannschaft. in: [10] S. 8-10. 42 vgl.: Hinkfuß. S. 111. 43 vgl.: a.a.O. S. 112. 39 Aufgabe: Es sei A die Summe der Ziffern der im dekadischen Zahlensystem dargestellten Zahl 44444444. Es sei B die Summe der Ziffern von A. Man berechne die Summe der Ziffern von B.44 Lösung: 1) Was ist gegeben? –Die (sehr große) Zahl 44444444 und: A Q(4444 4444 ) , B Q(A) , C Q(B ) mit Q ̂Quersumme (=Summe der Ziffern). Was ist unbekannt? –A, B, C , wobei C die Lösung ist. Ist es möglich die Aufgabe zu lösen? –Schwer zu entscheiden, da 44444444 groß ist. 2) Habe ich diese Aufgabe so oder ähnlich schon früher gesehen? –Ja, in Übungsaufgaben zur Zahlentheorie wurde nach letzten Ziffern sehr großer Zahl e nge f r agt ,l ös e nl i e ße ns i es i c hmi t„modul or e c hne n“. Betrachte die Unbekannte! –Sie läßt sich als C Q(Q(Q(4444 4444 ))) schreiben. Zur Quersumme fällt mir folgende Regel ein: Im Zehnersystem gilt: Der 9er-Rest einer Zahl ist gleich dem 9erRest ihrer Quersumme. Eine Zahl ist durch 9 teilbar, wenn ihre Quersumme durch 9 teilbar ist. Dabei ist es wichtig zu beachten, welches Stellenwertsystem benutzt wird, denn die Quersumme hängt davon ab, die Teilbarkeit aber nicht. Es ist daher keine überflüssige Voraussetzung, wenn im Aufgabentext auf das 10er-Sys t e m hi nge wi e s e nwi r d.Al s ol äßts i c hausde rRe ge labl e i t e n:„9e r Re s te i ne r Zahl “ ist das selbe, als wenn man diese Zahl modulo 9 berechnet, also gilt: 4444 4444 A B C mod 9 . Reicht das zur Lösung der Aufgabe aus? –Nein, denn C ist so nur bis auf ein Vielfaches von 9 eindeutig. Der Gedanke kann aber evtl. später noch genutzt werden. Habe ich alle Daten benutzt? –Ja, aber eine Beobachtung ist noch unberücksichtigt geblieben: 44444444 ist eine sehr große Zahl, wie groß genau? Aufschreiben kann man diese Zahl jedenfalls nicht. 44 17. IMO 1975. in: [16]. S. 91. 40 Kann ich etwas Hilfreiches aus den Daten ableiten? - ich soll Quersummen berechnen die Addition in t ist kommutativ, und Zahlen, die aus den selben Ziffern bestehen, haben die gleiche Quersumme - da es also nur auf die Ziffern, und nicht auf deren Reihenfolge, ankommt, muß ich etwas über die Ziffern von 44444444 herausbekommen - wenn ich weiß, wieviele Ziffern 44444444 hat, kann ich deren Summe abschätzen. Die Abschätzung ist mit dem dekadischen Logarithmus möglich. Ein Beispiel: 100 102 hat 3 Ziffern: lg(100) 1 2 1 3 1000 10 3 hat 4 Ziffern: lg(1000) 1 3 1 4 und alle Zahlen zwischen 100 und 1000 sind dreistellig. Da lg(x ) , x v, eine stetige und streng monoton wachsende Funktion ist, gilt: n lg(x ) n 1 für 10n x 10n 1 , n t, also ergibt sich für die Anzahl der Ziffern einer Zahl y t \ 0 (geschrieben im dekadischen System): # Ziffern(y ) lg(y ) 1 mit [ ] = Gaußklammer. 3) (a) Abschätzung von C: [lg(4444 4444 )] 1 [4444 lg(4444)] 1 16.211 , d.h. 44444444 hat 16.211 Ziffern, die alle zwischen 0 und 9 liegen A 16.211 9 145.899 . Die größte Quersumme aller natürlichen Zahlen kleiner als 145.899 ist: Q(99.999) 45 B 45 . Hier ist die größte Quersumme: Q(39) 12 C 12 . (b) Für die weitere Rechnung ist es hilfreich, die Ordnung von 7 bzgl. 9 zu 2 kennen, die 3 ist, denn leichtes Nachrechnen zeigt: 71 1(9) , 7 1(9) und 7 3 343 1(9) . Also gilt: 4444 4444 7 4444 mod 9 7 314811 (7 3 )1481 7 11481 7 mod 9 7 mod 9 Insgesamt: C 12 C 7 mod 9 C 7 4) Die Aufgabe hätte so zu keinem Ergebnis geführt, wenn die Rechnung unter (b) das Ergebnis C 0, 1, 2, 3 mod 9 ergeben hätte, da in diesen Fällen die Abschätzung aus (a) keine Eindeutigkeit geliefert hätte. 41 Für die Lösung wurden aus der Zahlentheorie Teilbarkeitsregeln und das Rechnen mit Kongruenzen ausgenutzt. Auch heuristische Strategien wurden eingesetzt: das Invarianzprinzip (hier ist es die Quersumme mod 9 ), Parität ausnutzen (rechnen mod 9 ) und eine Problemabwandlung (so ließ sich das ursprüngliche Problem, die dritte Quersumme von 4444 4444 , erst über das Problem, die Anzahl der Stellen dieser Zahl zu bestimmen, lösen). An dieser Stelle läßt sich besonders deutlich zeigen, worauf der Vortrag besonders eingehen muß: auf die Darstellung des Problemlöseprozesses. Vergleicht man diese Ausarbeitung mit der in der Literatur angegebenen Lösung45, so zeigt sich, daß dort ähnlich vorgegangen wurde, doch alle Motivationen und Ideen zur Entwicklung der Lösung fehlen. Obwohl in der Konzeption von Olympiadeaufgaben Heuristik eine Rolle spielt, findet sich das nicht wieder. Auch auf die Bedeutung der Quersumme wird nicht eingegangen und die Regel selbst wird erst nach ihrer Anwendung wiedergegeben. Zusätzlich ließe sich die dort geführte Abschätzung noch verfeinern. Der Aufbau des Fragenkataloges erweckt den Anschein, daß sich eine gegebene Aufgabe genau in vier Schritten lösen lasse. Dabei wird es eher so ablaufen, daß man während der Lösungsphase häufiger zwischen den einzelnen Schritten wechselt, sie vermischt oder parallel ausführt, bzw. nicht genau trennen kann. Häufig, besonders bei schwierigen Aufgaben, überblickt man nicht das Ende eines Ansatzes (Stufe 2) und führt daher diesen erst einmal aus (Stufe 3). Landet man in einer Sackgasse, muß man bisherige Zwischenergebnisse oder Alternativen überprüfen (Stufe 4) und entdeckt dort evtl., daß noch nicht alle Daten berücksichtigt worden sind (Stufe 1). So können sich diese Schritte mehrmals wiederholen. Trotzdem lohnt sich der Fragenkatalog als Gedächtnisstütze und „We gwe i s e r “.We nn man i hn e i ns e t z t ,muß man nat ür l i c h ni c ht al l e vorgegebenen Fragen abarbeiten – sie sind häufig gar nicht für eine 45 vgl.: a.a.O. S. 96 f. 42 spezielle Aufgabe geeignet –sondern man muß auch seine eigenen Fragen an die Aufgabe und an sich selbst stellen. Auf jeden Fall kann man so bewußt über mathematische Sätze und heuristische Strategien und Methoden reflektieren. 4.4 Gestaltung der Seminarsitzung In der zweiten Hälfte des Semesters ist es dann die weitere Aufgabe der Studierenden, jeweils eine Unterrichtsstunde zu halten, in der er oder sie die anderen Teilnehmer beim gemeinsamen Lösen einer Wettbewerbsaufgabe anleitet. Besonderes Gewicht liegt wieder auf dem Gebrauch der Heuristik der Zahlentheorie Problemlösen in der Gruppe bietet die Möglichkeit, fremde Sichtweise und Ideen in eigene Konzepte einzubeziehen, und die Chance, durch die gemeinsame Arbeit Anregungen zum Problemlösen und auch zur Arbeitstechnik zu erhalten.46 Beide Arbeitsformen im Seminar, Einzel- und Gr uppe nar be i t ,bi e t e n de n Te i l ne hme r n di eMögl i c hke i t ,„s i c he i ne r s e i t s mittels ... [ihres] Vorwissens individuell mit der Problemlage auseinanderzusetzen, ohne daß dabei andererseits die Gefahr zu geringer Kritik an Ergebnissen oder Arbeitsweisen zu erwarten wäre. Anregungen würden die individuelle Arbeit bereichern, Rückmeldungen über individuelle Leistungen in der Gruppe die Ausbildung der Selbstkontrolle und eine 47 Se l bs t e i ns c hät z unge r mögl i c he n. “ Dieser Perspektivwechsel und die Herausforderung, andere beim Problem- lösen anzuleiten, geben darüber hinaus Einblicke in zukünftige Aufgaben als Lehrerinnen und Lehrer. Neben einer Übung im Unterrichten, das natürlich nicht im Rahmen dieses Seminars sondern erst im Referendariat 46 vgl.: Hinkfuß. S. 112. 47 a.a.O. S. 113. 43 beigebracht werden kann, bieten sich so im Besonderen Einblicke in das Verhalten und das Vorgehen von Schülern beim Lösen mathematischer Probleme. 4.4.1 Entdeckenlassendes Fragen Überblickt man die Tendenzen in der Forschungsliteratur zum Thema Problemlösen im Mathematikunterricht und beschränkt sich dabei auf die Aspekte, die für die gewählte Thematik interessant sind, ergibt sich folgendes Bild: Erste Ansätze der Forschung zu diesem Themenkomplex lassen sich in den hier bereits mehrfach erwähnten Arbeiten von Pólya finden. Sein Konzept ist es, heuristische Strategien als Technik zum Problemlösen zu unterrichten.48 Nachdem in der weiteren Forschung die These vertreten wurde, durch „e xpl i z i t e [ s ] Dar s t e l l e n und Unt e r r i c ht e n he ur i s t i s c he r St r at e gi e n“49 könnten Schüler besser mathematische Probleme lösen, änderte sich diese Auffassung Ende der 70er Jahre. Jetzt wurde gefordert, daß man, wenn man das Problemlöseverhalten eines Einzelnen verstehen wolle, nicht nur kognitive Faktoren (die mathematischen Kenntnisse des Einzelnen und dessen Anwendung von Heuristik) zu betrachten habe, sondern auch affektive Variablen (z.B. die mathematische Überzeugung).50 Mi t t l e r we i l e„wi r dve r s t är ktde rPr oz e ßcharakter der Mathematik betont, »der ein wesentlicher Bestandteil eines am Problemlösen orientierten Konzeptes ist« ... Dies bedeutet, daß nicht nur Ergebnisse und Fakten 48 49 vgl.: Burchartz. S. 1. ebd. Zitiert wird: Pehkonen, Erkki: Developments in the understanding of problem solving. in: ZDM 1991, Heft 2. S. 46. 50 vgl.: ebd. (erneut wird Pehkonen, S. 46, zitiert). 44 gelernt, sondern daneben auch der »(kreative) Prozeß möglichst selbständigen Findens von Lösungsideen und weiterführender Fragen« ... i m Unt e r r i c hte nt wi c ke l twe r de ns ol l “51. Die letztere Idee kann zu einem wesentlichen Bestandteil der Seminararbeit werden. Im Verlauf des Seminars übernimmt jeder Teilnehmer die Rolle des Lehrers, in der er oder sie selber die Teilnehmer anleiten soll, eine gestellte Aufgabe zu erarbeiten und zu lösen. Zwar hat de r„Le hr e r “be r e i t sdi eAuf gabedur c hge ar be i t e tundge l ös t ,e sbe s t e htf ür ihn jedoch die Herausforderung, andere so anzuleiten, daß sie konstruktive Hilfe erhalten, aber nichts verraten wird. Zusätzlich muß die Aufgabe so beherrscht werden, daß alle Lösungsmöglichkeiten, die Strategien und der mathematische Hintergrund souverän zur Verfügung stehen. Damit die weiteren Schritte sinnvoll und erfolgreich umgesetzt werden, muß die logische Struktur des Problems verstanden worden sein. Nur so kann man di eDe nkwe i s e n und Sc hwi e r i gke i t e n de r„ Sc hül e r “ ve r s t e he n und i hne n helfen. Die selbe Situation wird wiederkommen, wenn man selber im Unterricht Schülern eine Aufgabe gestellt hat. Es lohnt also, sich hierin zu üben. Unt e rde m Be gr i f f„Ent de c ke nl as s e nde sFr age n“s t e hte i nedaf ürge e i gne t e Technik zur Verfügung. Die Fragen zur jeweiligen Aufgabe sollten so gestellt werden, daß den Schülern geholfen wird, selbständig und mit neuen Ideen das mathematische Problem zu lösen.52 Das Vorgehen des Lehrers ist dabei sehr situationsgebunden. Er muß auf die Schüler und deren Situation eingehen können und für den Prozeß der Lösungsfindung unterstützend eingreifen. Den Ablauf zum Auffinden einer Lösung kann 51 ebd., zitiert wird: Zimmermann, Bernd: Offene Probleme für den Mathematikunterricht und ein Ausblick auf Forschungsfragen. in: ZDM 1991, Heft 2. S. 40 f. 52 Auch hier gilt wieder, daß ein Fragenkatalog nur das Gerüst bilden kann. Man sollte sich vorher ein Konzept erarbeiten, welche der dort (vgl. 2.4) zusammengestellten Fragen und Hinweise für die jeweilige Aufgabe sinnvoll sind, und sich weitere Fragen überlegen. Als Hilfe für diese Planungen sei auf Pólya ([20] Bd. 2. S. 122-129) verwiesen, der den Zweck oder die Absichten einzelner Fragen genauer erläutert. 45 man durch einzelne Phasen charakterisieren: vorstellen und verstehen des Problems, Abschätzung der Aussichten das Ziel der Aufgabe zu erreichen, Suche eines Ansatzes und der Strategien, Abwägung der verschiedenen Strategien, Schwierigkeiten benennen, Einbeziehen neuer Aspekte, mathematische Kenntnisse anwenden, die Situation überdenken und überprüfen und abschließend Erarbeitung, Formulierung und Sicherung der Lösung.53 Mit den passenden Fragen sollte man so zielgerichtete Aufmerksamkeit wecken und zu einem zielgerechten Handeln führen, denn „e i n gut e r Te i l de r me t hodi s c he n Ar be i t de s Auf gabe nl ös e r s be s t e ht zweifellos darin, daß er die für seine Aufgabe belangreichen Elemente und 54 ihre verschiedenen Verbindungen der Reihe nac hi nsAugef a ßt . “ Eine gründliche Kenntnis der Aufgabe, deren mathematischem Umfeld und des Einsatzes heuristischer Strategien ist daher unumgänglich. So kann erfolgreiches Problemlösen im Seminar stattfinden. 4.4.2 Tips zum Unterrichten In der Literat urf i nde ns i c h unt e rde rÜbe r s c hr i f t„Le r ne n,l e hr e n und l e hr e nl e r ne n“55 einige Hinweise, die in modifizierter Form auch für die Arbeit im Seminar genutzt werden können. Georg Pólya hat seine Ideen für die Ausbildung zukünftiger Lehrerinnen und Lehrern aufgeschrieben.56 Nach seiner Vorstellung kann ein Seminar im Problemlösen auf deren zukünftige Aufgaben im Unterricht vorbereiten. Dabei hat für ihn der s c hul i s c he Mat he mat i kunt e r r i c ht di e Haupt auf ga be ,de n Sc hül e r n „das 53 vgl.: Pólya [20]. Bd. 2. S. 122-129. 54 a.a.O. S. 135. 55 a.a.O. S. 152. 56 vgl. z.B.: Pólya [20]. Bd. 1. S. 13. 46 De nke n be i [ z u] br i nge n“57, präzise: nicht nur Kenntnisstoff zu vermitteln, sondern die Schüler dahin zu bringen, die erworbenen Kenntnisse praxisorientiert anwenden zu können. Man habe das so zu verstehen, daß man den Schülern beibringt, wie man zielgerichtet, absichtsvoll oder auch produktiv denken kann. Er sieht dieses als synonym mit dem bereits häufiger erwähnten Lösen von Aufgaben im Unterricht. Zusätzlich müsse man neben der notwendigen Vermittlung rein formaler Elemente der Mathematik (Axiome, Definitionen und Beweise) die Schüler auch dazu befähigen, gegebene oder entdeckte Sachverhalte verallgemeinern, induktive Schlüsse und Analogieschlüsse ziehen sowie mathematische Begriffe in anderen Zusammenhängen wiedererkennen zu können.58 Als eine Folgerung dieser These stellt der Autor dann drei Prinzipien zum erfolgreichen Lernen auf, denen drei Prinzipien für das Unterrichten entsprechen.59 Davon sollen nur die vorgestellt werden, die auch für die Unterrichtssimulation im Seminar Sinn machen. Günstig für den Lernerfolg, und ihn fördernd, ist aktives und in Phasen aufeinanderfolgendes Lernen. Unter dem ersten Punkt ist zu verstehen, daß der Lernende möglichst viel selbst entdecken soll. Geschieht dies, so weit das möglich ist, erfolgreich, wächst seine Motivation.60 Der zweite Aspekt berücksichtigt die natürlichen Abläufe während des Lernens: einer klärenden Phase folgt eine formalisierende und danach eine assimilierende Phase61:„I mI nt e r e s s ee r f ol gr e i c he nLe r ne nss ol l t ee i nePhas ede sKl är e ns der Phase des Umsetzens in Worte und der Bildung von Begriffen vorausgehen, und schließlich sollte das Gelernte mit der ganzen geistigen 57 Pólya [20]. Bd. 2. S. 153. 58 vgl.: ebd. 59 vgl.: a.a.O. S. 157-162. 60 vgl.: a.a.O. S. 157. 61 vgl.: a.a.O. S. 158. 47 Einstellung des Lernenden verschmelzen und zu ihrer Bereicherung be i t r age n. “62 Lehren wiederum kann nur erfolgreich sein, wenn es auf die Spezifika des Lernens eingeht. Da das Se mi nardas„Pr obl e ml ös e n“be i br i nge ns o l l ,muß die Unterrichtsform den obigen Prinzipien gerecht werden. Wer die Rolle de s„Le hr e r s “übe r ni mmt ,s ol l t es i c hz um Zi e ls e t z e n,di e„Sc hül e r “e nt decken zu lassen und die Lernphasen zu unterstützen. Konkret bedeutet das :di e„ Sc hül e r “e r mut i ge n,Ve r mut ung e n übe r das Er ge bni se i ne r Aufgabe zu machen, sie zu Voruntersuchungen anregen, auf ihre Ideen und Ansätze eingehen und sich nach jeder Aufgabe die Zeit nehmen, die fertige Lösung im Rückblick durchzusprechen.63 Abs c hl i e ße nd l as s e ns i c h noc hf ol ge ndeTi psan di e„Le hr e r “z us amme nstellen: man sollte seine Aufgabe, deren Lösungsgang, mögliche Alternativen, die Strategien und Methoden und die mathematischen Sätze ge nauke nne n,di e„Sc hül e r “mögl i c hs tvi e ls e l be re ntdecken lassen, auf die Schüler eingehen, die Aufgabe und die Lösung gemeinsam analysieren, Lösungsmöglichkeiten nahelegen, aber nicht aufzwingen, Interesse am Gegenstand zeigen und das Anliegen des Seminars vermitteln64. 4.5 Erfahrungen aus dem durchgeführten Seminar In der Rückschau auf das Seminar im Wintersemester 1999/2000 lassen sich sowohl gute Ansätze als auch Mängel festhalten. Allerdings muß betont werden, daß den Teilnehmern nicht alle in dieser Arbeit behandelten Aspekte bekannt waren. Nach den einzelnen Stunden wurden gemeinsam die Erfahrungen und Beobachtungen ausgetauscht, so daß für 62 a.a.O. S. 159. 63 vgl. auch: a.a.O. S. 161 f. 64 vgl.: a.a.O. S. 175 –„ Ze hnGe bot ef ürLe hr e r “ . 48 spätere Sitzungen Verbesserungen in die Stundengestaltungen eingebaut und auf gemachte Erfahrungen aufgebaut werden konnte. Im Verlauf der Seminararbeit hat sich als guter Einstieg in das Pr obl e ml ös e ne i ne e r s t e ge me i ns ame Er ar be i t ungs phas e de r „Sc hül e r “ bewährt. Vorschläge, Ideen und Ansätze wurden an der Tafel gesammelt. Ehe rs e l t e ns c hl ugde r„Le hr e r “vor ,i nSt i l l ar be i tAns ät z ef üre i neLös ung bzw. für einen Beweis der Aufgabe zu erarbeiten. Nützlich, und für das weitere Arbeiten sinnvoll, war es, gemeinsam Beispiele und Spezialfälle zur Aufgabe durchzugehen, bei denen sich manchmal bereits Lösungen ande ut e t e n.Ve r e i nz e l tl i e ßde r„Le hr e r “Ans ät z eundLös ungen an der Tafel von de n „Sc hül e r n“ vor f ühr e n. Al ss e hr wi r ks am, abe rl e i de rs e l t e n praktiziert, erwies es sich, falsche bzw. in Sackgassen führende Vorschläge de r „Sc hül e r “ bi sz ur Ei ns i c ht de sI r r t ums z u be ar be i t e n, o de r auf Ei nwändede r„Kl as s e “z uwar t en, anstatt korrigierend einzugreifen. An diesem letzten Punkt lassen sich gleich die größten Defizite der „Le hr e r “i nde rDur c hf ühr ungi hr e rj e we i l i ge nSt undeauf z ähl e n.Sowur de manchmal, teilweise unter Zeitdruck, auf die Lösung gedrängt. Auch fehlte beie i ni ge n „Le hr e r n“ di e Ei ns i c htf ürune r war t e t e und dur c hausgut e Vorschläge. Sie sind dann nicht auf die Vorschläge eingegangen und haben sich zu stark am vorbereiteten Konzept festgehalten. Wie wichtig es ist, sich mit allen Lösungswegen auseinanderzusetzen und sie vorzubereiten, zeigte sich besonders deutlich in einer Seminarsitzung. De r„Le hr e r “ hat t ef ol ge nde Auf gabe ge s t e l l t :„Man be we i s e :Fürj e de natürliche Zahl n gibt es eine im Dezimalsystem n-stellige Zahl aus den Ziffern 1 und 2, die durch 2n t e i l bari s t . “65 In der Erarbeitungsphase brachten zwei Teilnehmer ihre Beobachtung ein: n 1 : n 2 : n 3 : n 4 : 65 2 ist durch 21 teilbar 12 ist durch 22 teilbar 112 ist durch 2 3 teilbar 2112 ist durch 2 4 teilbar (es gibt jeweils nur eine Möglichkeit) BWM 1972/73, 2. Runde, in: [3]; die Lösung: a.a.O. S. 72.15 –72.17. 49 Si ef or mul i e r t e ndasMus t e r :„Ge htmanvo nn nach n 1 , so entsteht die gesuchte Zahl, indem man entweder eine 1 oder eine 2 vor die durch 2n t e i l bar e Zahls c hr e i bt . “66 De r „Le hr e r “i s t ni c ht aufdi e s e n Vor s c hl ag eingegangen, hat damit also viele Chancen für das Problemlösen vertan, sondern er hat die beim Bundeswettbewerb abgedruckte Lösung als einzige Lös ung vor be r e i t e tund s i e „dur c hge boxt “.I n di e s e rLös ung wi r de i ne vollständige Induktion verwendet, und in dem Induktionsschritt wird zusätzlich mit einem Widerspruch argumentiert. Dieses Vorgehen wurde ni c htve r s t ande n und de r„Le hr e r “konnt edabe ini c htwe i t e r he l f e n.De r Beweis der obigen Vermutung ist dagegen leichter zu verstehen. Al l ge me i nl äßts i c hf e s t hal t e n,daßj e de s mal ,we nn„Sc hül e r “of f e ns i c ht l i c h merkten, daß ihr Vorschlag nicht berücksichtigt wurde, deutlich das Interesse und die Bereitschaft zur weiteren Mitarbeit nachließ. Die gleiche Re akt i on t r ata uc h da nn a uf ,we nn e i nz e l ne„Sc hül e r “Lös ungs we geund Ideen nicht verstanden und sie ihnen nicht einleuchtend erklärt wurden, teil we i s ewar e ns i c hauc hdi eakt i ve n„ Sc hül e r “übe ri hr eAns ät z eni c hti m Kl ar e n,t e i l we i s ekonnt eabe rauc hde r„Le hr e r “ni c htkl är e nde i ngr e i f e n. Insgesamt gesehen läßt sich das Fazit ziehen, daß der Bedarf besteht, auf Ansätze von Pólya aufzubauen. Diese sollten in kompakter Form vom Dozenten vermittelt werden und später durch die eigene Arbeit erlebt, erfahren und vertieft werden können. Die Fehler, wenn man diese überhaupt so nennen darf, können zur Selbstreflexion genutzt werden, damit in der späteren Unterrichtspraxis auf dieses Wissen erfolgreich aufgebaut werden kann. 66 Den Beweis dieser Behauptung findet man bei Sewerin. in: [10] S. 63 f. Als Strategien werden dort benutzt: systematisches Probieren, vollständige Induktion und Parität. 50 5. Fazit Die bisherigen Aspekte haben gezeigt, wie sich Problemlösen, bezogen auf die Zahlentheorie, theoretisch und praktisch in einem Seminar umsetzen läßt. Es bleibt noch die Anforderung, einerseits Begründungen zu geben, warum eine solche Veranstaltung in das Mathematikstudium für das Lehramt gehört, und andererseits einen Bewertungsmaßstab für die Mitarbeit der Teilnehmer festzulegen. Für die Benotung soll keine Skala angegeben werden, sondern es werden Kriterien vorgeschlagen, die nach ihrer jeweiligen Erfüllung eine Gesamtnote ergeben. So kann beim Vortrag überprüft werden, ob Strategien und Methoden der Zahlentheorie sinnvoll genutzt wurden und dieses im Vortrag auch dargelegt wurde, ob also ein Problemlöseprozeß beim Vortragenden stattgefunden hat. Hierauf liegt der Schwerpunkt bei der Benotung. Daneben sollte auch noch darauf geachtet werden, ob die Aufgabe mathematisch korrekt gelöst und wie selbständig die Lösung erarbeitet wurde. Die Beurteilung der Unterrichtsstunde dagegen sollte sich danach richten, wi ede r„Le hr e r “mi tde n„Sc hül e r n“ge ar be i t e that .Esi s twi c ht i g ,obe r sie die Problemstellung erarbeiten ließ. Außerdem sollte überprüft werden, obdi eSt r at e gi e nunddi e„Knac kpunkt e “de rAuf gabedur c hge me i ns ame Arbeit unter Anleitung durch sinnvolle Fragen gewonnen wurden. Danach wäre ein weiteres Kriterium die Bereitschaft und das Verständnis für ve r s c hi e de ne Lös ungs ans ät z e , ob al s o di e s e von de n „Sc hül e r n“ vorgeschlagen wurden, oder ob er selber, was sich dann negativ auf die Note auswirken sollte, seine vorbereitete Lösung aufgedrängt hat. Daneben kann i n di e Be we r t ung e i nf l i e ße n, i nwi e we i t de r „Le hr e r “ de n mathematischen Hintergrund der Aufgabe verstanden und bereitgestellt hat und ob er das nutzen konnte, um klärend und helfend bei Verständni s pr obl e me n de r„Sc hül e r “e i nz ug r e i f e n.Abs c hl i e ße nd kann di e Gestaltung und Leitung der Stunde eine Rolle spielen, doch sollte dies nicht mehr als eine Tendenz in der Gesamtnote ausmachen. 51 Wenn alle diese Kriterien im Seminar abgefragt und die entsprechenden Techniken bzw. das dazugehörige Wissen gelernt werden sollen, so muß es dafür auch eine Begründung geben. Es ließe sich alles allein aus der Konzeption des Seminars rechtfertigen. Entscheidender ist aber, daß diese Fertigkeiten für die spätere Tätigkeit im Lehramt sinnvoll sind –und das Seminar ist eine Veranstaltung für Lehramtsstudierende. Die Third International Mathematics and Science Study (TIMSS) hat Defizite in der mathematischen Leistung deutscher Schüler festgestellt. Bei der Verbesserung Problemlöseunterricht dieser Defizite weist als Unterrichtsprinzip die Studie große Bedeutung dem bei.69 Lehrerinnen und Lehrer der Mathematik brauchen also künftig vermehrt Kenntnisse, die durch ein Seminar über Problemlösen vermittelt werden. Bislang ist es nur in der gymnasialen Oberstufe eine Anforderung, die Schüler zum eigenständigen Problemlösen zu bringen, daß sie also Probleme erkennen, verstehen, sie in den dazugehörigen Kontext einordnen und einen Lösungsweg finden können.70 Wenn man die Fachinhalte als Lösungen für Probleme auffaßt, so kann man schon in der Unterstufe durch Problemlösen mathematisches Arbeiten erlernen. Ein Seminar, so wie es hier ausgearbeitet wurde, kann zukünftige Lehrerinnen und Lehrer dazu befähigen, diesen Sachverhalt zu verstehen und in ihrer eigenen Unterrichtspraxis umzusetzen. Andi e s e rSt e l l ekönnt edi eKr i t i kange br ac htwe r de n,„Pr obl e ml ös e n“s e i nur etwas für begabte, aber nicht für durchschnittliche Schüler.71 Dazu muß gesagt werden, daß die Vermittlung höherer kognitiver Fähigkeiten, wozu auch eine Fähigkeit zum Lösen von Problemen gehört, für alle Sc hül e r wi c ht i gi s t . Man ka nn z war di e s al se i ne „mat he mat i s c he Fe r t i gke i t “ans e he n,doc h wi r d dabe ive r ge s s e n,daßi n uns e r e rhe ut i ge n 69 vgl.: Sprengel. S. 449 f. Zu weiterführender Literatur über TIMSS: a.a.O. S. 456. 70 vgl.: Richtlinien und Lehrpläne für die Sekundarstufe II –Gymnasium / Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen. Mathematik. Frechen 1999. S. 5, 14 und 39. 71 vgl. dazu und zum Folgenden: Zimmermann. S. 7 f. 52 Gesellschaft zunehmend diese Fähigkeit für jede Teamarbeit nachgefragt und abverlangt wird, auch in nicht-mathematischen Bereichen. „Pr obl e ml ös e n“ i m Sc hul unt e r r i c htka nn z u di e s e rTr ans f e r l e i s t ung f ür mehr Kreativität und Innovation befähigen. 6. Anhang der Aufgaben Die bisher im Seminar benutzten Wettbewerbsaufgaben sollen durch neue Aufgaben ersetzt werden. Da ein langes Semester ungefähr vier Monate dauert, und da zu Beginn einige Sitzungen für die Einführung in die Heuristik und in das Problemlösen gebraucht werden, können maximal 15 Teilnehmer mit Vorträgen und anleitender Gruppenarbeit aktiv mitarbeiten. Die ersten 15 Aufgaben stammen von der Mathematikolympiade und die restlichen vom Bundeswettbewerb. Die Reihenfolge ist keine systematische sondern lediglich eine chronologische Abfolge. 1) Für jede positive ganze Zahl n bezeichne d (n ) die Anzahl der positiven Teiler von n (einschließlich 1 und n). Man bestimme alle positiven ganzen Zahlen k, für die es ein n gibt, so daß gilt: d (n 2 ) k .72 d(n ) 2) Man finde alle Paare (a, b) positiver ganzer Zahlen, so daß a 2b a b durch ab 2 b 7 teilbar ist.73 3) Man bestimme alle Paare (a, b) ganzer Zahlen mit a, b 1 , die folgende 2 Gleichung erfüllen: a b b a .74 72 39. IMO 1998. in: PM 1/41 (1999). S. 29. 73 ebd. 53 4) Die positiven ganzen Zahlen a und b sind derart, daß die Zahlen 15a 16b und 16a 15b beide Quadrate von positiven ganzen Zahlen sind. Man bestimme den kleinsten möglichen Wert, den das Minimum dieser beiden Quadrate annehmen kann.75 5) Es sei p eine ungerade Primzahl. Man bestimme die Anzahl aller Teilmengen A der Menge { 1, 2, , 2p }, für die gilt: (i) A hat genau p Elemente. (ii) Die Summe aller Elemente von A ist durch p teilbar.76 6) Es sei n eine natürliche Zahl größer als 6 und es seien a1, a 2 , , ak alle diejenigen natürlichen Zahlen, die kleiner als n und teilerfremd zu n sind. Man beweise: Falls a 2 a1 a 3 a 2 ak ak 1 0 , dann ist n entweder eine Primzahl oder eine Potenz von 2 mit natürlichem Exponenten.77 7) Man zeige: Für jede natürliche Zahl n gibt es n aufeinanderfolgende natürliche Zahlen, von denen keine eine Primzahlpotenz mit ganzzahligem Exponenten ist.78 74 38. IMO 1997. in: PM 1/40 (1998). S. 30. 75 37. IMO 1996. in: PM 6/38 (1996). S. 262. 76 36. IMO 1995. in: PM 6/37 (1995). S. 269. 77 32. IMO 1991. in: PM 6/33 (1991). S. 283. 78 30. IMO 1989. in: PM 8/31 (1989). S. 503. 54 8) Sei n eine ganze Zahl 2 . Man beweise: n eine Prim3 für alle ganzen Zahlen k mit Wenn k 2 k n für alle ganzen Zahlen k mit 0 k zahl ist, dann ist auch k 2 k n 0 k n 2 eine Primzahl.79 9) Sei d eine positive ganze Zahl ungleich 2, 5, 13 . Man zeige: In der Menge { 2, 5, 13, d } gibt es zwei verschiedene Elemente a, b, für die ab 1 keine Quadratzahl ist.80 10) Es sei M eine Menge aus 1985 verschiedenen positiven ganzen Zahlen. Keine dieser Zahlen hat einen Primteiler größer als 26. Man beweise: In M gibt es vier paarweise verschiedene Elemente, für die ihr Produkt die vierte Potenz einer ganzen Zahl ist.81 11) Man finde ein Paar a, b positiver ganzer Zahlen, die folgenden Bedingungen genügen: (1) (2) Die Zahl ab(a b ) ist nicht durch 7 teilbar, (a b)7 a 7 b 7 ist durch 7 7 teilbar. Begründe die Antwort!82 12) Gibt es 1983 verschiedene positive ganze Zahlen kleiner oder gleich 105 , unter denen keine drei die aufeinanderfolgenden Glieder einer arithmetischen Folge sind? (Die Antwort ist zu begründen.)83 79 28. IMO 1987. in: [17] S. 110. 80 27. IMO 1986. in: a.a.O. S. 96. 81 26. IMO 1985. in: a.a.O. S. 79. 82 25. IMO 1984. in: a.a.O. S. 62. 83 24. IMO 1983. in: a.a.O. S. 51. 55 13) Es seien m und n natürliche Zahlen mit 1 m, n 1981 . Es gelte (n 2 m n m 2 )2 1 . Man bestimme den maximalen Wert von m 2 n 2 .84 14) a) Für welche Werte von n 2 gibt es n aufeinanderfolgende positive ganze Zahlen so, daß die größte dieser Zahlen ein Teiler des kleinsten gemeinsamen Vielfachen der übrigen n 1 Zahlen ist? b) Für welche Werte von n 2 gibt es genau eine Folge mit dieser Eigenschaft?85 15) Seien p und q natürliche Zahlen, so daß p 1 1 1 1 1 gilt. Man beweise, daß p durch 1 q 2 3 4 1318 1319 1979 teilbar ist.86 16) Für jede natürliche Zahl n werde die Quersumme ihrer Darstellung im Zehnersystem mit Q(n ) bezeichnet. Man beweise, daß für unendlich viele natürliche Zahlen k die Ungleichung Q 3k Q 3k 1 gilt.87 17) Kann man aus 100 beliebig gegebenen ganzen Zahlen stets 15 Zahlen derart auswählen, daß die Differenz zweier beliebiger dieser 15 Zahlen durch 7 teilbar ist? Wie lautet die Antwort, wenn 15 durch 16 ersetzt wird? (Beweis!)88 84 22. IMO 1981. in: a.a.O. S. 23. 85 ebd. 86 21. IMO 1979. in: a.a.O. S. 8. 87 BWM 1999, 2. Runde, in: [8]. 88 BWM 1997, 1. Runde, in: [7]. 56 18) Man bestimme (mit Beweis) alle Primzahlen p, für die das Gleichungssystem p 1 2x 2 p 2 1 2y 2 Lösungen mit ganzen Zahlen x, y besitzt.89 19) Man beweise, daß jede natürliche Zahl k ( k 1 ) ein Vielfaches besitzt, das kleiner als k 4 ist und im Zehnersystem mit höchstens vier verschiedenen Ziffern geschrieben wird.90 20) Man bestimme alle positiven ganzen Zahlen n mit der folgenden Eigenschaft: Jede natürliche Zahl, deren Dezimaldarstellung aus n Ziffern besteht, und zwar genau einer Sieben und n 1 Einsen, ist eine Primzahl.91 21) Es gibt Paare von Quadratzahlen mit folgenden beiden Eigenschaften: (1) Ihre Dezimaldarstellungen haben die gleiche Ziffernzahl, wobei (2) Hängt man an die Dezimaldarstellung der ersten die der zweiten die erste Ziffer jeweils von 0 verschieden ist. an, so entsteht die Dezimaldarstellung einer weiteren Quadratzahl. Beispiel: 16 und 81; 1681 412 . Man beweise, daß es unendlich viele Paare von Quadratzahlen mit diesen Eigenschaften gibt.92 89 ebd. 90 BWM 1995, 2. Runde, a.a.O. 91 BWM 1994, 2. Runde, a.a.O. 92 BWM 1993, 1. Runde, a.a.O. 57 22) Unter der Standarddarstellung einer positiven ganzen Zahl n wird nachfolgend die Darstellung von n im Dezimalsystem verstanden, bei der die erste Ziffer verschieden von 0 ist. Jeder positiven ganzen Zahl n wird nun eine Zahl f (n ) zugeordnet, indem in der Standarddarstellung von n die letzte Ziffer vor die erste gestellt wird; Beispiele: f (1992) 2199 , f (2000) 200 . Man bestimme die kleinste positive ganze Zahl n, für die f (n ) 2n gilt.93 23) Gegeben sind 1991 paarweise verschiedene positive reelle Zahlen, wobei das Produkt von irgend zehn dieser Zahlen stets größer als 1 ist. Man beweise, daß das Produkt aller 1991 Zahlen ebenfalls größer als 1 ist.94 24) Von der Zahlenfolge a 0, a1, a 2 , ist bekannt: a 0 0 , a1 1 , a 2 1 und an 2 a n 1 2 an 1 an für alle n t. Es ist zu beweisen, daß alle Glieder dieser Folge Quadratzahlen sind.95 25) Gesucht werden drei natürliche Zahlen a, b, c bei denen das Produkt von je zweien bei Division durch die dritte den Rest 1 läßt. Man bestimme alle Lösungen.96 93 BWM 1992, 2. Runde, in [6]. 94 BWM 1991, 1. Runde, a.a.O. 95 BWM 1990, 1. Runde, a.a.O. 96 BWM 1990, 2. Runde, a.a.O. 58 26) Es sei f (x ) x n , wobei n eine natürliche Zahl ist. Kann dann die Dezimalzahl 0, f (1)f (2)f (3) rational sein? Die Antwort ist zu begründen. (Beispiel: Für n 2 geht es um 0,1 4 9 16 25 , für n 3 ist die betrachtete Zahl 0,1 8 27 64 125 )97 27) Man gebe eine Zahl k t und ein Polynom f (x ) a 0 a1x a 2x 2 ak x k , ak 0 , mit folgenden Eigenschaften an: (1) Die Koeffizienten a 0, a1, a 2 , , ak sind Elemente von { 1, 0, 1 }. (2) Für jedes n t ist f (n ) durch 30 teilbar. (3) Kein Polynom kleineren Grades hat ebenfalls beide Eigenschaften (1) und (2).98 28) Für die natürlichen Zahlen x und y gelte 2x 2 x 3y 2 y . Man beweise, daß dann x y , 2x 2y 1 und 3x 3y 1 Quadratzahlen sind.99 29) Man bestimme alle Tripel (x , y, z ) ganzer Zahlen, für die gilt: 2x 3y z 2 .100 97 BWM 1989, 1. Runde, a.a.O. 98 BWM 1989, 2. Runde, a.a.O. 99 BWM 1988, 2. Runde, a.a.O. 100 BWM 1987, 2. Runde, in: [5]. 59 30) Es sei dn die letzte von 0 verschiedene Ziffer der Dezimaldarstellung von n! . Man zeige, daß die Folge d1, d2 , d 3, nicht periodisch ist. Erläuterung: Eine Folge a1, a 2 , a 3 , heißt genau dann periodisch, wenn es natürliche Zahlen T und n 0 mit der folgenden Eigenschaft gibt: Für alle natürlichen Zahlen n mit n n 0 gilt an an T .101 101 BWM 1986, 2. Runde, a.a.O. 60 7. Literaturverzeichnis [1] Berg, Gregor: ...trainiert für Olympia! Protokoll eines Problemlöseprozesses. in: Mathematik lehren 28 (1988). S. 52/53. [2] Bundeswettbewerb Mathematik. Aufgaben und Lösungen 1970 –1975. hrsg. vom Stifterverband für die dt. Wissenschaft, bearb. von Hermann Frasch. Stuttgart 1977. [3] Bundeswettbewerb Mathematik. Aufgaben und Lösungen 1972 - 1978. hrsg. vom Stifterverband für die dt. Wissenschaft, bearb. von Hermann Frasch und K.-R. Löffler. Stuttgart 1979. [4] Bundeswettbewerb Mathematik. Aufgaben und Lösungen 1978 –1982. hrsg. vom Stifterverband für die dt. Wissenschaft, bearb. von K.-R. Löffler. Stuttgart 1983. [5] Bundeswettbewerb Mathematik. Aufgaben und Lösungen 1983 –1987. hrsg. vom Verein Bildung und Begabung, bearb. von Klaus-R. Löffler. Stuttgart 1988. [6] Bundeswettbewerb Mathematik. Aufgaben und Lösungen 1988 –1992. hrsg. von Klaus-R. Löffler. Stuttgart 1994. [7] Bundeswettbewerb Mathematik. Aufgaben und Lösungen 1993 –1997. hrsg. von Klaus-R. Löffler. Stuttgart 1998. [8] Bundeswettbewerb Mathematik. Wissenschaftszentrum (Hrsg.): Aufgaben und Lösungen. (1. und 2. Runde 1998, 1999, 2000). Einzelpublikationen. Bonn 1998 –2000. 61 [9] Burchartz, Birgit: Mathematikdidaktische Forschungen zum Problemlösen. URL: http://wwwmath.uni-muenster.de/math/DOCS/math/ visum/visumweb/ (16.01.2001) (1) (2) ~/problemloesen/ansaetze_erforsch/mathematikdidaktik/ Problemloesen_in_der_Didaktik.htm ~/ problemloesen/literature.html [10] Engel, Arthur (Hrsg.): Internationale Mathematik Olympiade. in: Der Mathematikunterricht (MU) 25, Heft 1 (1979). [11] drs.: Problem-Solving Strategies. New York 1998. [12] Engel, Konrad u.a.: Mathematikwettbewerbe für Schüler und Stu- denten. URL: http://www.mathematik-olympiaden.de (16.01.2001) [13] Führer, Lutz: Pädagogik des Mathematikunterrichts. Eine Einführung in die Fachdidaktik für Sekundarstufen. Braunschweig, Wiesbaden 1997. [14] Hinkfuß, Harald: Heuristische Methoden im Mathematikunterricht. Bielefeld 1980. [15] Internationale Mathematik-Olympiaden. Band I: 1959 –1968. hrsg. von Hermann-Dietrich Hornschuh. München 1977. [16] Internationale Mathematik-Olympiaden. Band II: 1969 –1978. hrsg. von Hermann-Dietrich Hornschuh. 3. Aufl. München 1983. 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[25] Sprengel, Hans-Jürgen: Problemlösen – bei TIMSS gefragt, bei Mathematik-Olympiaden gelernt. in: Mathematik in der Schule 36 (1998). S. 449-456. [26] Zimmermann, Bernd: Problemlösen als eine Leitidee für den Mathematikunterricht. Ein Bericht über neuere amerikanische Beiträge. in: MU 29, Heft 3 (1983). S. 5-45. 63 Ich versichere, daß ich die schriftliche Hausarbeit selbständig verfaßt und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe. Alle Stellen der Arbeit, die anderen Werken dem Wortlaut oder Sinn nach entnommen wurden, habe ich in jedem Fall unter Angabe der Quelle als Entlehnung kenntlich gemacht. Das gleiche gilt auch für die beigegebenen Zeichnungen, Kartenskizzen und Darstellungen.