Medienkonferenz vom 7. November 2006 Referat: Jennifer Zimmermann, Projektleiterin Konsum & Wirtschaft, WWF Schweiz Labels für Fisch „80% der Meeresfischbestände sind überfischt oder davon bedroht“. „1/3 der angelandeten Menge ist Beifang“ oder „60% der in Europa konsumierten Fische stammen nicht aus EU-Gewässern, sondern werden zu einem grossen Teil vor der Küste Westafrikas gefangen.“ Solche Erkenntnisse zum Thema Fisch machten in den letzten Jahren Schlagzeilen. Deshalb erwarten wir von einem Fisch-Label nicht nur, dass es die Fangquoten beschränkt und den Beifang reduziert. Ebenso müssen die Folgen der Fischerei auf die Nahrungsgrundlage der Küstenbewohner berücksichtigt werden. Analog zu den FAO-Kriterien für Fisch-Ökolabels überprüften wir zudem, ob die Labels garantieren, dass auch alle Nationen und Fangboote, die es auf einen bestimmten Fischbestand abgesehen haben, über ein gemeinsames Managementsystem verfügen. Nur so kann nämlich garantiert werden, dass die vereinbarten Fangquoten eingehalten oder besonders schonende Fangpraktiken angewandt werden. Ebenfalls übereinstimmend mit der FAO überprüften wir, ob wichtige Anspruchsgruppen für die Erstellung der Kriterien oder Zertifizierungsentscheide beigezogen werden. Zusätzlich bewerteten wir Aspekte wie Tötung, Arbeitsbedingungen oder Massnahmen zur Eindämmung des CO2-Ausstosses bei Transport und Kühlung. Unsere Bewertung zeigte folgende Resultate: Kein Label für Wildfische konnte in allen Bewertungsbereichen überzeugen. Das Prädikat „sehr empfehlenswert“ konnte nicht vergeben werden. Das Marine Stewardship Council MSC erhielt mit 30 am meisten Punkte. Weil es bestandeserhaltende Fangquoten, eine Reduktion des Beifangs und die Einrichtung eines griffigen Managementsystems vorschreibt, überzeugt es vor allem in den umweltrelevanten Bewertungskrierien. Zudem garantiert das Label eine unabhängige Zertifizierung der Fischerei und der Warenflusskette. Ebenfalls “empfehlenswert“ konnten wir das Label Fair Fish einstufen. Es setzt den Schwerpunkt auf Tierwohl und soziale Aspekte. Durch den Einsatz gezielter Fangmethoden bleiben gelabelte Fische nur kurz im Netz und werden anschliessend sofort getötet. Für Fische mit Fair Fish-Label, welche aus Senegal kommen, wird zudem ein Abnahmepreis bezahlt, der den Preis auf dem lokalen Markt übersteigt. Nicht zu überzeugen vermochte uns hingegen das dritte Label für wildgefangene Fische. Dolphin Safe schnitt mit nur 3 Punkten am schlechtesten ab. Denn das Label schreibt lediglich vor, dass beim Fang keine Delphine zu Schaden kommen dürfen. Und auch dies ohne Gewähr, weil nicht auf allen Booten unabhängige Beobachter mitfahren und eine Warenflusskontrolle nach der Entladung der Schiffe fehlt. Die von den Dolphin Safe Booten verwendete Technik ist zudem verantwortlich für einen sehr hohen Beifang.