Allgemeine Soziologie Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst soFid Allgemeine Soziologie Band 2003/1 bearbeitet von Helmut M. Artus Informationszentrum Sozialwissenschaften Bonn 2003 ISSN: Herausgeber bearbeitet von: Programmierung: Druck u. Vertrieb: 0176-4292 Informationszentrum Sozialwissenschaften der Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute e.V., Bonn Helmut M. Artus Udo Riege, Siegfried Schomisch Informationszentrum Sozialwissenschaften Lennéstr. 30, 53113 Bonn, Tel.: (0228)2281-0 Printed in Germany Die Mittel für diese Veröffentlichung wurden im Rahmen der institutionellen Förderung der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. (GESIS) vom Bund und den Ländern gemeinsam bereitgestellt. © 2003 Informationszentrum Sozialwissenschaften, Bonn. Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere ist die Überführung in maschinenlesbare Form sowie das Speichern in Informationssystemen, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Einwilligung des Herausgebers gestattet. Inhalt Vorwort .............................................................................................................................................7 Sachgebiete 1 Allgemeines, allgemeine Theorien ........................................................................................9 2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein) ........................................................................24 3 Sozialstruktur I: Struktur .....................................................................................................45 4 Sozialstruktur II: Prozeß......................................................................................................61 5 Interaktion ...........................................................................................................................75 6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc. ......................86 7 Sonstiges............................................................................................................................107 Register Hinweise zur Registerbenutzung ...................................................................................................113 Personenregister ............................................................................................................................115 Sachregister ...................................................................................................................................119 Institutionenregister.......................................................................................................................129 Anhang Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur ..........................................................................133 Zur Benutzung der Forschungsnachweise.....................................................................................133 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 Vorwort 7 Vorwort zum soFid „Allgemeine Soziologie“ Das Informationszentrum Sozialwissenschaften (IZ) bietet mit dem „Sozialwissenschaftlichen Fachinformationsdienst“ (soFid) zweimal jährlich aktuelle Informationen zu einer großen Zahl spezieller Themenstellungen an. Jeder soFid hat sein eigenes, meist pragmatisch festgelegtes Profil. Gewisse Überschneidungen sind deshalb nicht zu vermeiden. Quelle der im jeweiligen soFid enthaltenen Informationen sind die vom IZ produzierten Datenbanken SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) sowie FORIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften). Die Datenbank SOLIS stützt sich vorwiegend auf deutschsprachige Veröffentlichungen, d.h. Zeitschriftenaufsätze, Monographien, Beiträge in Sammelwerken sowie auf Graue Literatur in den zentralen sozialwissenschaftlichen Disziplinen. In SOLIS ist bei einigen Hinweisen unter „Standort“ eine Internet-Adresse eingetragen. Wenn Sie mit dieser Adresse im Internet suchen, finden Sie hier den vollständigen Text des Dokuments. Wesentliche Quellen zur Informationsgewinnung für FORIS sind Erhebungen in den deutschsprachigen Ländern bei Institutionen, die sozialwissenschaftliche Forschung betreiben. Der Fragebogen zur Meldung neuer Projekte steht permanent im Internet unter http://www.gesis.org/IZ zur Verfügung. Literaturhinweise sind durch ein "-L" nach der laufenden Nummer gekennzeichnet, Forschungsnachweise durch ein "-F". Im Gegensatz zu Literaturhinweisen, die jeweils nur einmal gegeben werden, kann es vorkommen, dass ein Forschungsnachweis in mehreren aufeinanderfolgenden Diensten erscheint. Dies ist gerechtfertigt, weil Forschungsprojekte häufig ihren Zuschnitt verändern, sei es, dass das Projekt eingeengt, erweitert, auf ein anderes Thema verlagert oder ganz abgebrochen wird. Es handelt sich also bei einem erneuten Nachweis in jedem Falle um eine aktualisierte Fassung, die Rückschlüsse auf den Fortgang der Arbeiten an einem Projekt zuläßt. *** Der vorliegende soFid unterscheidet sich prinzipiell von den meisten der übrigen soFids. Anders als bei den „Bindestrich-Soziologien“, die sich mit einzelnen Bereichen des Sozialen beschäftigen - z.B. Religion, Siedlung, Jugend, Kriminalität usw. -, befasst sich die allgemeine Soziologie mit den kategorialen und theoretischen Grundlagen der Soziologie: Gesellschaft, Struktur, System, Gruppe, Rolle, Schichtung, Mobilität, Wandel, Kontrolle, Anomie usw. usf. Letztlich sind es diese Kategorien, die den spezifisch soziologischen Ansatz definieren, die begrifflich-konzeptionell das umreißen, was „Soziologie“ heißen soll und was nicht dazu gehört. Man könnte versucht sein, allgemeine Soziologie mit reine Soziologie zu übersetzen, als eine Beschäftigung mit Begriffen und Theorien, abgehoben von jedem konkreten empirischen Bezug. 8 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 Vorwort Der Idee nach ist das sicherlich nicht abwegig. Fraglich ist jedoch, ob eine solch rigide Interpretation zum Abgrenzungs- bzw. Entscheidungskriterium taugt. Ein Beispiel: Soziale Schichtung ist ein unverzichtbarer Begriff/ Sachverhalt der allgemeinen Soziologie. Aber: Wäre eine Studie zur sozialen Schichtung in Indonesien ebenso unverzichtbar für diesen soFid? Ich habe mich um eine pragmatische Lösung bemüht: Empirische Arbeiten werden (nur) dann berücksichtigt, wenn Kategorien der allgemeinen Soziologie nicht bloß zur Interpretation der Daten angewandt werden, sondern wenn - neben aller Empirie - auch ein Beitrag zur allgemeinen Soziologie geleistet wird. (Dabei gilt freilich immer das Prinzip in dubio pro.) Da es sich bei der allgemeinen Soziologie um eine genuin theoretische Teil-Disziplin handelt, deren Aktivitäten nur in den seltensten Fällen Projektform annehmen, dominieren im vorliegenden soFid die Veröffentlichungen; Forschungsprojekte finden sich nur ganz vereinzelt. Die Lieferung 2/99 hat erstmals eine Kapitelgliederung, die sich soweit wie möglich an der klassischen Lehrform der Allgemeinen Soziologie orientiert, aber trotzdem zuweilen ein wenig zwanghaft oder gar willkürlich erscheinen mag. Die hier vorgelegte Gliederung erschien mir aber von allen, die ich erwogen und in einer Reihe von Versuchen getestet habe, die geeignetste. Ich hoffe also, dass sie sich auch in der Praxis bewährt. Die Kapitel 2-4 beziehen sich im Wesentlichen auf die gesellschaftliche bzw. Makroebene: Kapitel 2 in unspezifischer Weise, Kapitel 3 auf den strukturellen, statischen Aspekt von Gesellschaft (Sozialstruktur, Schichtung, Klassengesellschaft etc.), Kapitel 3 auf den prozessualen, dynamischen Aspekt (sozialer Wandel, Strukturwandel, Transformation, Mobilität usw.). Damit ist die inhaltliche Differenz zum nachfolgenden Kapitel Interaktion wohl trennscharf genug. soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 1 Allgemeines, allgemeine Theorien 9 1 Allgemeines, allgemeine Theorien [1-L] Baecker, Dirk (Hrsg.): Einführung in die Systemtheorie, Heidelberg: Auer 2002, 347 S., ISBN: 3-89670-292-0 INHALT: "Niklas Luhmann gilt als einer der einflussreichsten Soziologen im 20. Jahrhundert, seine Systemtheorie stößt in den unterschiedlichsten Disziplinen auf zunehmende Resonanz. Die Vorlesung zur Einführung in die Systemtheorie, die diesem Buch zugrunde liegt, klärt die wichtigsten Grundlagen der allgemeinen und der soziologischen Systemtheorie mithilfe präziser Begriffsvorschläge und einer Fülle von Beispielen. Bei dieser Einführung ging es Luhmann darum, seinem studentischen Publikum ein eigenes Arbeiten mit dieser Theorie zu ermöglichen. Sie ist deshalb eine Fundgrube für einfache Ideen im Umgang mit schwierigen Fragen und bietet eine Palette von Konzepten und Theoremen. Diese erlauben es, Wahrnehmung, Beschreibung und Denken zu schulen - sowohl für die Beobachtung von Politik und Wirtschaft, Religion und Wissenschaft, Kunst und Erziehung, Familie und Organisation als auch für die Einschätzung aktueller Fragen der Kognitionsforschung, ökologischer Probleme und sozialer Bewegungen. Darüber hinaus dokumentiert das Buch, dass der Witz zu den wichtigsten Ressourcen ernsthafter Theoriearbeit gehört. Keiner von Luhmanns Texten ist so gut verständlich und nachvollziehbar wie dieser." (Autorenreferat) [2-L] Bostock, William W.: Collective mental state and individual agency: qualitative factors in social science explanation, in: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research : Theorien Methoden Anwendungen, Vol. 3/2002, No. 3, 9 S. (Standort: http://www.qualitative-research.net/fqstexte/3-02/3-02bostock-e.pdf) INHALT: "In der jüngsten Vergangenheit kam es zu gewalttätigen Vorfällen in Form von Angriffen auf zivile Ziele und zu politischen Attentaten in Ländern, in denen es gewöhnlich nicht erwartet wird. Dies hat es notwendig erscheinen lassen, das Interesse an dem alten Konzept des 'kollektiven Bewusstseins' wieder zu beleben. In diesem Artikel werden das Konzept in seiner gegenwärtigen Reformulierung als 'kollektiver Geisteszustand' und Versuche individueller Akteure, diesen Zustand zu kontrollieren, zu verändern und anderweitig zu nutzen, diskutiert. Es wird gefolgert, dass die Berücksichtigung 'kollektiver Geisteszustände' und deren Effekt auf und Nutzbarkeit durch individuelle Akteure essenziell für Erklärungen in den Sozialwissenschaften ist." (Autorenreferat) [3-L] Brenner, Hans-Peter: Pierre Bourdieu und das Paradigma von "Feld" und "Klasse", in: Marxistische Blätter, Jg. 40/2002, H. 2, S. 81-89 INHALT: Pierre Bourdieu zählt zu den anregendsten und bedeutsamsten Gesellschaftstheoretikern der letzten Jahre in Europa und seine in den 90er Jahren immer radikalere Kritik an der Globalisierung verschaffte ihm auch bei der marxistischen Linken ein großes Ansehen. Dennoch wurden seine klassentheoretischen Arbeiten von grundlegenden Kritikern des Marxismus benutzt, um eine angeblich "dogmatische Enge" des marxistischen Klassenbegriffs anzu- 10 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 1 Allgemeines, allgemeine Theorien prangern. Der Autor erörtert vor diesem Hintergrund folgende Fragen: (1) Stimmt die Einschätzung Bourdieus, dass der marxistische Klassenbegriff nur eine "konstruierte" Sicht der sozialen Wirklichkeit schafft? (2) Stimmt die Einschätzung, dass die Differenziertheit der Bewusstseinsentwicklung mit dem Klassenbegriff nicht erfasst werden kann? (3) Ist der "Feld"-Begriff Bourdieus eher als das marxistische Klassen- und Gesellschaftsverständnis geeignet, die Komplexität von psychischen und sozialen Prozessen zu charakterisieren? (ICI2) [4-L] Ebrecht, Jörg: Die Kreativität der Praxis: Überlegungen zum Wandel von Habitusformationen, in: Jörg Ebrecht, Frank Hillebrandt (Hrsg.): Bourdieus Theorie der Praxis : Erklärungskraft - Anwendung – Perspektiven, Opladen: Westdt. Verl., 2002, S. 225-241, ISBN: 3-531-13747-6 INHALT: Der Verfasser diskutiert das Habituskonzept Bourdieus unter der Fragestellung, inwieweit es Prozesse der kulturellen Reproduktion und Stabilität überakzentuiert und welche Grundannahmen dabei eine systematische Erklärung kultureller Transformationsprozesse behindern. Den Ausgangspunkt bildet dabei die von Margaret Archer als "Mythos der kulturellen Integration" formulierte Kritik am kulturtheoretischen Erklärungsvokabular. Anhand einer Reihe von Beispielen aus Bourdieus Werk zeigt der Verfasser, dass im Habituskonzept Bourdieus zwar die praktischen Bedingungen der situativen Anwendung der habituellen Schemata betont und so der Kreislauf einer mechanistischen Repetition der Handlungsmuster zumindest grundsätzlich durchbrochen wird, dass aber mit der Vorstellung eines homogenen, konsistenten Dispositionssystems, das sich einem oder mehreren Akteuren zuschreiben lässt, eine gehaltvolle Erklärung kulturellen Wandels unnötigerweise erschwert wird. Alternativ plädiert er hier für das von Gerhard Schulze entwickelte Konzept alltagsästhetischer Schemata, das eine grundsätzlich größere Offenheit gegenüber Wandlungsprozessen aufweist. (ICE2) [5-L] Ebrecht, Jörg; Hillebrandt, Frank (Hrsg.): Bourdieus Theorie der Praxis: Erklärungskraft - Anwendung - Perspektiven, Wiesbaden: Westdt. Verl. 2002, 246 S., ISBN: 3-531-13747-6 INHALT: "Bourdieus Theorie der Praxis gehört zweifellos zu den interessantesten und am weitesten ausgearbeiteten soziologischen Theorieangeboten der Gegenwart. Obwohl von Bourdieu als allgemeine Sozialtheorie mit universellem Erklärungsanspruch konzipiert, beschränkt sich die bisherige Wirkungsmacht seines Ansatzes weitgehend auf die Thematik strukturierter sozialer Ungleichheit. Der Sammelband versucht diese thematische Engführung zu überwinden, indem er die Anschlussmöglichkeiten für einige spezielle Soziologien testet, die eine besondere Relevanz und Aktualität für die moderne Gesellschaft besitzen: die Techniksoziologie, die Organisationssoziologie und die Soziologie der Geschlechterverhältnisse. Darüber hinaus wird im letzten Teil des Bandes das sozialtheoretische Potenzial der bourdieuschen 'Praxeologie' einer kritischen Überprüfung unterzogen. Die unterschiedlichen Beiträge zeigen, dass sich im Anschluss an Bourdieu zwar durchaus praxistheoretische Erklärungsmodelle zentraler Ausschnitte des Sozialen entwickeln lassen, sein Theorievokabular im Zuge dieser experimentellen Einordnung in neue Kontexte aber modifiziert und erweitert werden muss." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Jörg Ebrecht und Frank Hillebrandt: Einleitung. Konturen einer soziologischen Theorie der Praxis (7-16); Kapitel Techniksoziologie: Frank Hillebrandt: Die verborgenen Mechanismen der Materialität. Überlegungen zu einer Praxistheorie der soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 1 Allgemeines, allgemeine Theorien 11 Technik (19-45); Ingo Schulz-Schaeffer: Technik als altes Haus und geschichtsloses Appartement. Vom Nutzen und Nachteil der Praxistheorie Bourdieus für die Techniksoziologie (4765); Kapitel Organisationssoziologie: Andrea Maria Dederichs und Michael Florian: Felder, Organisationen und Akteure - eine organisationssoziologische Skizze (69-96); Frank Janning: Habitus und Organisation. Ertrag der Bourdieuschen Problemformulierungen und alternative Konzeptualisierungsvorschläge (97-123); Kapitel Soziologie der Geschlechterverhältnisse: Claudia Rademacher: Jenseits männlicher Herrschaft. Pierre Bourdieus Konzept einer Geschlechterpolitik (127-138); Karin Zimmermann: Berufungsspiele des wissenschaftlichen Feldes im Lichte des Konzepts symbolische Gewalt (139-151); Steffani Engler: Von klugen Köpfen und Genies. Zum Selbstverständnis von Professoren (153-169); Kapitel Sozialtheoretische Perspektiven: Jörg Potthast: Soziologie und Kritik. Ein Theorievergleich zum Problem der Politisierung sozialer Ungleichheit (173-198); Steffen Albrecht: Netzwerke als Kapital. Zur unterschätzten Bedeutung des sozialen Kapitals für die gesellschaftliche Reproduktion (199-224); Jörg Ebrecht: Die Kreativität der Praxis. Überlegungen zum Wandel von Habitusformationen (225-241). [6-L] Eder, Klaus: Zur Logik sozialer Kämpfe, in: Mitteilungen des Instituts für Sozialforschung, 2002, H. 13, S. 51-68 (Standort: UustB Köln(38)-XG7590; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Aufbau des vorliegenden Beitrags zur Rekonstruktion der Bourdieuschen "Logik sozialer Kämpfe" ist folgender: Zunächst wird die Vorstellung sozialer Kämpfe in der Differenz von akteurorientierten und strukturorientierten Theorietraditionen situiert, um zu zeigen, dass die Standardeinordnung von Bourdieu in der sozialwissenschaftlichen Literatur fehlläuft. Das Ergebnis dieses ersten Argumentationsschritts wird in der Metapher "Bourdieu zwischen den Stühlen" zusammengefasst. In einem zweiten Schritt wird die paradoxe Logik sozialer Kämpfe rekonstruiert, der Zusammenhang von materieller Reproduktion und sozialen Kämpfen. Die These lautet hier, dass Bourdieu implizit von einer doppelten Logik sozialer Kämpfe ausgeht: einer Logik, die zur Reproduktion von Strukturzusammenhängen führt, und einer Logik, die den Zusammenhang selbst zur Disposition stellt. Der Schlüssel zur ersten Logik ist die klassische Kapitalientheorie in Verbindung mit dem Habitusbegriff. Der Schlüssel zur zweiten Logik ist - so die Vermutung des Autors - die nie mehr als angedeutete Theorie symbolischen Kapitals. (ICA2) [7-L] Esser, Hartmut: Phantasialand, in: Soziologische Revue : Besprechungen neuer Literatur, Jg. 25/2002, H. 3, S. 221-230 (Standort: UuStB Köln(38)-XG4586; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Essay bespricht das Buch von Hans Joas (Hrsg.) "Lehrbuch der Soziologie" (Frankfurt a.M./New York 2001), das für den Autor "bei weitem nicht das schlechteste" Lehrbuch unter denen ist, die es inzwischen oder schon länger auf dem Markt gibt. In dem Kollektivwerk wird in insgesamt 22 Kapiteln von "bewundernswerter Qualität" das Spektrum soziologischer Themen und Fragestellungen abgedeckt. Zu bedenken gibt der Rezensent, dass die Soziologie jedoch nicht nur aus Themen oder Bindestrich-Soziologien besteht. Diese müssen auch theoretisch bearbeitet werden. Der Bezug auf die "fünf Schlüsselbegriffe" Sozialstruktur, soziales Handeln, Kultur, Macht und funktionale Integration reicht für dieses Un- 12 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 1 Allgemeines, allgemeine Theorien ternehmen nicht aus, und die bloße Zusammenstellung erzeugt und verfestigt Positionierungen der Soziologie als "einer bunten Sammlung von unverbundenen Ausstellungsstücken gesellschaftlicher Vorgänge". Die Soziologie wird auf diese Weise nicht - wie beansprucht "integriert", sondern zu einer Art "Phantasialand", in dem "man nur staunend zur Kenntnis nimmt, was nicht alles in der Welt geschieht". (ICA) [8-L] Esser, Hartmut: Soziologie: spezielle Grundlagen. Bd. 6, Sinn und Kultur, Frankfurt am Main: Campus Verl. 2001, 609 S., ISBN: 3-593-36423-9 INHALT: "Der Band behandelt die Prozesse der subjektiven Vermittlung der objektiven gesellschaftlichen Strukturen in die Identität, die Orientierungen und das Handeln der Akteure. Grundlegend sind dabei die sozial geteilten mentalen Modelle, Symbole und kollektiven Repräsentationen, deren Gesamtheit die Kultur einer Gesellschaft ausmacht. Neben den wichtigsten klassischen soziologischen Positionen zu dem Problembereich wird eine übergreifende Erklärung der symbolisch-interaktiven Vermittlung von Sinn und Kultur dargestellt." (Autorenreferat) [9-L] Giesen, Bernhard: Einige Bedenken gegen den Alleinvertretungsanspruch der Rational Choice Theorie, (Diskussionsbeiträge des Kulturwissenschaftlichen Forschungskollegs/ SFB 485 Norm und Symbol an der Universität Konstanz, Nr. 14), Konstanz 2001, S. 2-14 (Standort: UuStB Köln(38)-20020107469; Graue Literatur) INHALT: Die Vertreter der Rational-Choice-Theorie verweisen nach Ansicht des Autors nicht nur auf die einfache Überzeugungskraft ihrer Erklärungen, sondern berufen sich auf methodologische und wissenschaftstheoretische Argumente, um die Überlegenheit ihres Paradigmas zu begründen. Der Autor versucht in seinem Diskussionsbeitrag zu zeigen, dass (1) RationalChoice-Erklärungen ihren eigenen wissenschaftstheoretischen Ansprüchen nur unzureichend genügen, dass sie (2) auch in ihren liberalsten und "soziologischsten" Varianten Gefahr laufen, den besonderen Gewinn an soziologischer Perspektive, den schon die klassische Sozialtheorie der Jahrhundertwende erbrachte, wieder zu verspielen und in eine vorsoziologische, frühmoderne Anthropologie zurückfallen, dass sie (3) bestimmte zentrale Explananda der Soziologie, wie z.B. Gemeinschaftlichkeit, Identität und kulturelle Stellungnahmen zur Welt nur zum Preis einer radikalen Bedeutungsverschiebung erfassen können, und dass (4) nach der so genannten "kulturalistischen Wende" Alternativen in der Soziologie vorhanden sind, die weitgehend ohne starke anthropologische Annahmen und ein individualistisches Paradigma auszukommen vermögen. (ICI2) [10-L] Greve, Jens: Bedeutung, Handlung und Interpretation: zu den Grundlagen der verstehenden Soziologie, in: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 31/2002, H. 5, S. 373-390 (Standort: UuStB Köln(38)-XG01232; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 1 Allgemeines, allgemeine Theorien 13 INHALT: "Im Aufsatz wird die Frage untersucht, wie die Bedeutung von Sätzen und die mit ihnen vollzogenen Handlungen verbunden sind. Dabei konzentrieren sich die vorgetragenen Überlegungen auf die Konzeptionen von Jürgen Habermas und Donald Davidson. Trotz einer Reihe von Gemeinsamkeiten zwischen beiden Autoren, besteht zwischen ihren Ansätzen ein deutlicher Kontrast hinsichtlich der Frage, wie Bedeutung und Handlung verbunden sind. Nach Habermas ist das kommunikative Handeln semantisch selbstidentifizierend, d.h. die Bedeutung des geäußerten Satzes legt zugleich fest, welche Absicht der Sprecher verfolgt und welche Handlung er vollzieht. Diese Konzeption geht zurück auf die These von Searle, dass Bedeutung und Handlung durch konstitutive Regeln verbunden seien. Im Artikel kritisiere ich die Analysen von Habermas und Searle. Zum Teil können die Einwände gegen diese Analysen aus Davidsons Kritik an konventionalistischen Ansätzen gewonnen werden. Nach Davidson bestehen zwischen Satzbedeutung, Handlungsvollzug und Sprecherabsichten keine notwendigen Beziehungen. Gleichwohl beruht für Davidson Kommunikation darauf, dass Interpreten diese drei Elemente berücksichtigen. Davidsons Ansatz widerspricht nicht nur regelbasierten, sondern auch post-strukturalistischen Ansätzen sowie Luhmanns Auffassung, da das Verstehen von Bedeutungen und Handlungen auf den Absichten von Sprechern basiert sowie auf der Fähigkeit von Interpreten, diese zu erkennen." (Autorenreferat) [11-L] Gukenbiehl, Hermann L.: Einführung in soziologisches Denken, (Materialien für Lehre, Aus- und Weiterbildung), Landau: Verl. Empir. Pädagogik 2000, 106 S., ISBN: 3-931147-49-5 (Standort: UB Hagen(708)-NXX-GUKE) INHALT: Der Verfasser gibt eine Einführung in die Soziologie aus systematischer wie aus wissenschaftsgeschichtlicher Perspektive. Aus systematischer Perspektive werden Themenfelder und Grundprobleme einer empirisch-rationalen Soziologie (Deskription, Erklärung, Prognose; spezielle Soziologien) sowie grundlegende soziologische Paradigmen (gesellschaftstheoretisches, normatives, handlungstheoretisches Paradigma) behandelt. Aus wissenschaftsgeschichtlicher Perspektive werden Vorformen der Soziologie in Antike und Mittelalter, Frühformen soziologischen Denkens in Europa sowie der Beginn der institutionellen Soziologie ("Gründerväter") in den USA, Frankreich und Deutschland skizziert. (ICE) [12-L] Hahn, Kornelia; Meuser, Michael (Hrsg.): Körperrepräsentationen: die Ordnung des Sozialen und der Körper, Konstanz: UVK Verl.Ges. 2002, 305 S., ISBN: 3-89669-794-3 INHALT: "Dieser Band geht in theoretischen und empirischen Beiträgen dem komplexen Verweisungsverhältnis von Körper und sozialer Ordnung nach. Die Autoren zeigen, dass der Körper als Geschlechtskörper, als von den Lebensbedingungen gezeichneter Körper, als gestylter Körper nicht unabhängig von seinen sozialen Repräsentationen erfahr- und erkennbar ist. Indem am Körper die sozialen Bezüge ablesbar sind, in denen er agiert und die er gleichsam verkörpert, dient er dazu, Soziales zu repräsentieren: als intentional gestalteter und als habituell geformter Körper." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Kornelia Hahn und Michael Meuser: Zur Einführung: Soziale Repräsentation des Körpers - Körperliche Repräsentation des Sozialen (7-16); Michael Meuser: Körper und Sozialität. Zur handlungstheoretischen Fundierung einer Soziologie des Körpers (19-44); Jens Loenhoff: Sensomotorische Bedin- 14 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 1 Allgemeines, allgemeine Theorien gungen von Kommunikation und Handlung (45-69); Ronald Hitzler: Der Körper als Gegenstand der Gestaltung. Über physische Konsequenzen der Bastelexistenz (71-85); Jürgen Raab: Der Körper, die Gerüche, das Selbst und die Anderen - Zur sozialen Logik olfaktorischer Taxonomien (89-116); Hubert Knoblauch: Die gesellschaftliche Konstruktion von Körper und Geschlecht. Oder: was die Soziologie des Körpers von den Transsexuellen lernen kann (117135); Robert Gugutzer: Der Leib, die Nonne und der Mönch. Zur leiblich-affektiven Konstruktion religiöser Wirklichkeit (137-163); Gabriele Klein: Image und Performanz: Zur lokalen Praxis der Verkörperung globalisierter Bilder (165-178); Paula-Irene Villa: Exotic Gender (e)motion: Körper und Leib im Argentinischen Tango (179-203); Michaela Pfadenhauer: Markierung von Ungeduld. Der Körper des Professionellen beim Aushandeln von Wirklichkeit (207-223); Michael Corsten, Holger Herma und Boris Traue: Körperpraktiken und die Integrität der Person. Körper-Selbst-Diskurse in der Kosmetikbranche und der Technoszene (225-257); Christiane Funken: Körper Online? (261-278); Kornelia Hahn: Die Repräsentation des 'authentischen' Körpers (279-301). [13-L] Hartmann, Martin: Widersprüche, Ambivalenzen, Paradoxien - Begriffliche Wandlungen in der neueren Gesellschaftstheorie, in: Axel Honneth (Hrsg.): Befreiung aus der Mündigkeit : Paradoxien des gegenwärtigen Kapitalismus, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2002, S. 221-251, ISBN: 3-593-370808 INHALT: Der Autor zeichnet die grundbegrifflichen Veränderungen nach, die seit dem Niedergang des Staatssozialismus Ende der 1980er Jahre in der Gesellschaftstheorie die Tendenz zur Verwendung des Paradoxiekonzepts forciert haben. Um diesen Erklärungsansatz zu rechtfertigen und positionieren, liegt das Hauptanliegen darin, "die Eigenheiten 'paradoxer' Phänomene und Prozesse genauer in den Blick zu bekommen, da nur durch eine genauere Eingrenzung des Paradoxienbegriffs gezeigt werden kann, was mit Hilfe dieses Begriffs sozialtheoretisch geleistet werden kann und was nicht". Den Anfang macht eine Auseinandersetzung mit den Grundwidersprüchen des Spätkapitalismus, die sich zunächst der These vom Widerspruch zwischen den materiellen Produktivkräften und den vorhandenen Produktions- und Eigentumsverhältnissen nach Marx widmet und sodann die Widerspruchsmodelle von Habermas, Offe und Bell beschreibt. Im Anschluss erfolgt eine Darstellung des ambivalenten, reflexiven, dialektischen, widersprüchlichen oder auch paradoxen Charakters des Begriffs der Moderne unter Rückgriff auf die Ausführungen von Bauman, Wagner und Giddens. Den Abschluss bildet eine genaue Bestimmung des Phänomens und Begriffs der Paradoxie, ohne dabei den Anspruch zu verfolgen, ein theoretisches Korsett zu formulieren, in das empirisch erhobene Forschungsergebnisse "hineingepresst" werden. (ICG) [14-L] Hinck, Daniela; Köhler, Michael; Langer, Roman; Moldt, Daniel; Rölke, Heiko: Bourdieus Habitus-Konzept als prägendes Strukturelement für Multiagentensysteme, (Arbeitsberichte des Forschungsprogramms Agieren in sozialen Kontexten), Hamburg 2000, 49 S. (Standort: http://www.informatik.uni-hamburg.de/TGI/forschung/projekte/sozionik/publications.html; Graue Literatur) soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 1 Allgemeines, allgemeine Theorien 15 INHALT: "Das Forschungsprojekt 'Agieren in sozialen Kontexten (ASKO)' bearbeitet bestehende soziologische Theorien - insbesondere Organisationstheorien - und informatische Grundlagen agentenorientierter Petrinetze, sowohl in Hinblick auf Modellierungsaspekte als auch Theorie. Im ersten Projektabschnitt stehen besonders Theoriebildung und Modellierung in einer engen Wechselwirkung. Hier sollen zum einen Inkonsistenzen, Unklarheiten und 'blinde Flecken' soziologischer Theorien allein schon durch ihre Formalisierung, aber auch durch ihre Modellierung aufgedeckt und ihre Aussagen experimentell validiert werden. Zum anderen ist es das Ziel des Projektes, soziologisch motivierte Architekturen für Multi-Agentensysteme zu entwickeln, wobei sich die Autoren zunächst dem Problem der Gruppenbildung zuwenden. Diese Arbeit widmet sich drei gesellschaftstheoretischen Arbeiten Bourdieus. Diese Theorien sind Ausgangspunkt für erste informatische Modellierungsversuche, die Rückfragen zur soziologischen Theorie aufwerfen und Anregungen für informatische Modellierungen liefern sollen." (Autorenreferat) [15-L] Hondrich, Karl Otto: Die vier elementaren Prozesse des sozialen Lebens, in: Soziologische Perspektiven auf "Norm und Symbol", 2000, S. 34-42 (Standort: UuStB Köln(38)-20020107395; Graue Literatur) INHALT: Der Autor reflektiert die dualistischen Prozesse des Wertens, des Teilens, des Bestimmens und des (Ver-)Bergens durch Offenbaren, die seiner Ansicht nach die vier elementaren Prozesse des sozialen Lebens darstellen. Es geht ihm dabei weniger um die Fragen von Wandel und Stabilität in Gesellschaften, sondern um die Spannung zwischen dem, was sich ändert und dem, was sozio-anthropologisch vorgegeben ist. Er möchte mit seinen Überlegungen zeigen, dass sich die genannten Prozesse immer ereignen, das heißt sowohl in Umbruchzeiten wie auch in stabilen Situationen, und dass sie deshalb elementar sind, weil sie sich überall, wo Menschen zusammentreffen, vollziehen. Der Begriff der Spannung ist dabei zentral für das Verständnis des sozialen Lebens und in den vier Prozessen werden Spannungen erzeugt und erhalten. Die Prozesse sind daher nicht nur dualistisch, sondern auch dialektisch, da jeder einzelne Prozess nicht nur einen Widerspruch enthält, sondern diesen auch hervorbringt. (ICI) [16-L] Kneer, Georg: (Nachhaltige) Lebensstile und funktionale Differenzierung, in: Dieter Rink (Hrsg.): Lebensstile und Nachhaltigkeit : Konzepte, Befunde und Potentiale, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 53-74, ISBN: 3-8100-3112-7 INHALT: Der Beitrag diskutiert die Frage, ob Lebensstile einen neuartigen Modus sozialer Differenzierung darstellen, also ältere Ungleichheitsformen wie Klassen und Schichten ersetzen bzw. verdrängen, oder aber diese lediglich ergänzen. Dazu wählt der Autor einen bislang eher verdrängten makrostrukturellen Zugang zu Lebensstilphänomenen, indem er der Frage nachgeht, wie sich die soziologische Lebensstilanalyse an eine makrostrukturelle Theorienperspektive anbinden lässt, die zu den Theorien sozialer Ungleichheit eine komplementäre Position einnimmt. Den Ausgangspunkt und konzeptionellen Hintergrund der Überlegungen bildet die Theorie sozialer Systeme Luhmanns, in der die Auffassung einer funktionalen Ausdifferenzierung gesellschaftlicher Subsysteme hin zu der These einer operativen Schließung und weitgehenden Verselbständigung gesellschaftlicher Funktionssysteme radikalisiert wird. Diese Theorie beansprucht, jeden sozialen Kontakt und damit den gesamten Gegenstandsbereich 16 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 1 Allgemeines, allgemeine Theorien der Soziologie mit dem Instrumentarium der Systemtheorie zu erfassen. Soziale Lebensstile gehören nun zweifellos zum Gegenstandsbereich der Soziologie. Sie stellen somit eine Art Testfall für den "Universalitätsanspruch" der Systemtheorie dar. Von der Theorie sozialer Systeme ist somit zu verlangen, dass sie als universalistische Theorie auch einen Beitrag zur Beschreibung, Analyse und Erklärung sozialer Lebensstile leisten kann. (ICA) [17-L] Krais, Beate; Gebauer, Gunter: Habitus, (Einsichten), Bielefeld: transcript Verl. 2002, 94 S., ISBN: 3-933127-17-3 INHALT: "Das von Pierre Bourdieu entwickelte Konzept des Habitus richtet sich auf eine zentrale soziologische Problematik: Wie kann man den Menschen als vergesellschaftetes Subjekt denken? Anders als das ältere Konzept der sozialen Rolle funktioniert der Habitus wie ein lebendes System: flexibel und hoch anpassungsfähig, zugleich jedoch die Identität des Subjekts bewahrend. Der Habitus ist zu denken als ein generierendes Prinzip, das jene regelhaften Improvisationen hervorbringt, die man auch gesellschaftliche Praxis nennen kann. Dieses Prinzip, dieser 'modus operandi' ist Produkt der Geschichte eines Individuums, er ist verinnerlichte, inkorporierte soziale Erfahrung. Dabei ist 'inkorporiert' hier keineswegs nur metaphorisch gemeint: Der Körper als Speicher sozialer Erfahrung ist wesentlicher Bestandteil des Habitus; der analytische Blick richtet sich damit auch auf das Körperliche und Performative. Das Habituskonzept erschließt der Soziologie neue Dimensionen des sozialen Handelns." (Autorenreferat) [18-L] Krais, Beate: Habitus und soziale Praxis, in: Mitteilungen des Instituts für Sozialforschung, 2002, H. 13, S. 111-126 (Standort: UustB Köln(38)-XG7590; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Das Konzept des Habitus gehört mit den Vorstellungen vom sozialen Raum, vom sozialen Feld und vom kulturellen Kapital zu den zentralen Erkenntnisinstrumenten, die Pierre Bourdieu der Soziologie hinterlassen hat. Der Habitus ist zu verstehen als System dauerhafter und übertragbarer Dispositionen, die als Erzeugungs- und Ordnungsgrundlagen für Praktiken und Vorstellungen fungieren, und zwar im Sinne einer Spontaneität ohne Wissen und Bewusstsein. Mit diesen Umschreibungen, die sich in nahezu identischen Formulierungen immer wieder in Bourdieus Werk finden, ist jedoch keineswegs klar, was mit dem Konzept des Habitus gemeint ist, wie er funktioniert, was das Besondere an ihm ist und was er für die soziologische Analyse bedeutet. Die Autorin geht im vorliegenden Beitrag vor allem auf drei Punkte ein: (1) An welche Stelle in der Soziologie gehört das Habitus-Konzept? (2) Wie ist Bourdieu auf dieses soziologische Konstrukt gekommen? (3) Wie kann man sich die Funktionsweise des Habitus vorstellen?. (ICA2) [19-L] Meuser, Michael: Körper und Sozialität: zur handlungstheoretischen Fundierung einer Soziologie des Körpers, in: Kornelia Hahn, Michael Meuser (Hrsg.): Körperrepräsentationen : die Ordnung des Sozialen und der Körper, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2002, S. 19-44, ISBN: 3-89669-794-3 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 1 Allgemeines, allgemeine Theorien 17 INHALT: Den Ausgangspunkt des Aufsatzes bildet die Forderung, dass "eine handlungstheoretisch fundierte Soziologie des Körpers über die gängige, die weitaus meisten Handlungstheorien prägende individualistisch-teleologische Deutung sozialen Handelns hinausgehen muss". Die Thematisierung der Dimension des Körperlichen ist in der Regel darauf beschränkt, den Körper als Basis oder Bedingung des Handelns aufzuführen, als Gegenstand theoretischer Reflexion jedoch zu vernachlässigen. Dies wird beispielhaft bei Parsons, Schütz, Foucault und Elias aufgezeigt. Im Anschluss daran werden die ersten Schritte hin zu einer soziologischen Handlungstheorie erläutert, die sich mit den Leitfragen 'Was geschieht mit dem Körper?', 'Was tut der Körper? und 'Wie handelt der Körper?' auseinandersetzen und somit auf den Begriff einer vorreflexiven Intentionalität zurückgreifen: (1) Mead liefert eine Sozialtheorie, in dem "der handelnde mit der sozialen wie der natürlichen Umwelt im Austausch stehende Organismus" die Grundeinheit bildet; (2) Goffman zeigt in seinen Ausführungen auf, "dass die Fähigkeit des Menschen, in das soziale Leben einzugreifen, entscheidend vom Management des Körpers in Raum und Zeit abhängt". Diesen beiden handlungstheoretischen Ansätzen stellt der Verfasser vergleichend die Bestrebungen der Philosophischen Anthropologie und ihrer Vertreter Plessner, Gehlen und Merleau-Ponty gegenüber. Dabei werden vordergründig Konzepte formuliert, um den Dualismus von Körper und Geist zu überwinden. Die Ergebnisse werden schließlich in einem empirischen Exkurs auf zwei Fallbeispiele des Alltags angewendet und zwar (1) auf die Bildung einer Warteschlange vor einer Supermarktkasse, einem Fahrkartenschalter usw. sowie (2) auf die Interaktionsordnung des Ent- und Verhüllens des weiblichen Busens am Strand. Als Fazit gelangt der Verfasser zu der Schlussfolgerung: "Das Konzept des Habitus lässt sich stringent nur begründen auf der Basis einer körpersoziologisch basierten Handlungstheorie, wie sie im Anschluss an Mead, Goffman und Merleau-Ponty entwickelt werden kann." (ICG) [20-F] Müller-Benedict, Volker, PD Dr. (Bearbeitung): Selbstorganisation in sozialen Systemen. Erkennung, Modelle und Beispiele nichtlinearer sozialer Dynamik INHALT: Untersuchung zur Anwendbarkeit der physikalisch-mathematischen Chaostheorie auf soziale Systeme; Definition und Entdeckung von "Selbstorganisation" in sozialen Systemen als nicht intendierter, nicht vorhersehbarer sozialer Wandel auf Grund von nichtlinearen dynamischen sozialen Abhängigkeiten. METHODE: quantitativ-empirische Sozialforschung ART: gefördert BEGINN: 1998-01 ENDE: 2001-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Göttingen, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Methodenzentrum Sozialwissenschaften (Platz der Göttinger Sieben 3, 37073 Göttingen) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0551-39-12284, e-mail: [email protected]) [21-L] Reckwitz, Andreas: Der soziologische 'Kanon': Disziplinierung oder Grenzüberschreitung?, in: Soziologische Revue : Besprechungen neuer Literatur, Jg. 25/2002, H. 3, S. 247-257 (Standort: UuStB Köln(38)XG4586; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) 18 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 1 Allgemeines, allgemeine Theorien INHALT: Der Rezensent bespricht in der vorliegenden Sammelbesprechung acht Fachlexika und Lehrbücher der Soziologie und Arbeiten zur soziologischen Theoriebildung aus den Jahren 2000 bis 2002. In der Entwicklung zu werkorientierten Lexika sieht der Autor eine nicht unerhebliche Verschiebung im soziologischen Selbstverständnis: Die Soziologie erscheint zunehmend als eine Text-Disziplin, eine Disziplin, die aus historischen und gegenwärtigen Texten besteht, die zueinander nicht im Verhältnis des Fortschritts, der Ergänzung oder Widerlegung stehen, sondern die vielmehr unterschiedliche Beschreibungsvokabulare liefern. Die Arbeiten folgen dabei einer bestimmten "story-line": Am Anfang der modernen Soziologie stehen die "Großen Vier" Marx, Weber, Durkheim und Simmel, alles weitere sind Fortführungen dieser Paradigmen. Trotz dieser - unvermeidlichen - Kanonisierung plädiert der Rezensent dafür, mehr Grenzüberschreitungen zu anderen Disziplinen und damit weniger "Disziplinierung" zu wagen. (ICA) [22-L] Samson, Birgit; Detel, Wolfgang: Zum Begriff nicht-mathematischer Funktionen, in: Analyse und Kritik : Zeitschrift für Sozialtheorie, Jg. 24/2002, H. 1, S. 100-129 INHALT: Viele Wissenschaften verwenden mathematische Funktionen, aber in einigen Wissenschaften wird auch auf nicht-mathematische Funktionen zurückgegriffen. Soweit dies in den Sozialwissenschaften geschieht, wird in der Regel auf die Nähe zum biologischen Funktionsbegriff hingewiesen. Biologen schreiben häufig Merkmalen von Organismen Funktionen zu als Erklärung dafür, warum ein bestimmtes Merkmal existiert oder wie es funktioniert. Der vorliegende Beitrag schaltet sich in diese methodologischen Debatten ein und stellt einen ausgearbeiteten Funktionsbegriff vor, der im Rahmen der Teleosemantik (TS) vorgeschlagen worden ist. Die grundlegende Idee der TS ist (Millikan 1984), dass wir Zeichen und gewissen Zuständen von Organismen einen Gehalt zuschreiben können, indem wir die "echte" Funktion dieser Zustände angeben. Insgesamt beabsichtigen die Ausführungen, den Spielraum für ein Nachdenken über soziale Funktionen ohne Rückgriff auf eine systemtheoretische Begrifflichkeit anzuregen, d.h. nicht in die Fallstricke einer funktionalen Erklärung zu geraten. (ICA) [23-L] Schäfers, Bernhard (Hrsg.): Grundbegriffe der Soziologie, (Uni-Taschenbücher : Soziologie, Bd. 1416), Opladen: Leske u. Budrich 2001, XII, 464 S., ISBN: 3-8100-3341-3 (Standort: UuStB Köln(38)-28A9209) INHALT: "Die Grundbegriffe der Soziologie, die erstmalig 1986 erschienen und seither kontinuierlich aktualisiert und erweitert wurden (zuletzt für die 6. Auflage 1999), sollen für die begriffliche und theoretische Grundlegung der Soziologie eine verläßliche Orientierung und Einführung bieten. Darum wurde auf Allgemeinverständlichkeit großes Gewicht gelegt. Bei den Erläuterungen zu den einzelnen Begriffen hatten inhaltliche Aussagen über den jeweiligen sozialen Tatbestand und sozialgeschichtliche Zusammenhänge Vorrang gegenüber 'binnen-soziologischen' Kontroversen. Durch ein Verfahren wechselseitiger Kritik an den Artikeln von 36 Autorinnen und Autoren wurde versucht, über Inhalte und 'Gewichtungen' breiten Konsens zu erzielen. Gleichwohl spiegeln die Grundbegriffe keine einheitliche Lehrmeinung wider. Wichtiger als Einheitlichkeit ist für Herausgeber und Mitarbeiter, daß der Stand der Forschung, die Breite soziologischer Perspektiven und damit die Komplexität sozialer Tatbestände deutlich werden. Wir sind der Überzeugung, daß einige der vorgelegten Beg- soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 1 Allgemeines, allgemeine Theorien 19 riffserklärungen für das Fach einen wichtigen Stellenwert haben; hervorgehoben seien nur die Artikel von Norbert Elias, der grundlegende Begriffe seiner Soziologie (Figuration, soziale Prozesse, Zivilisation) für die Grundbegriffe erstmalig lexikonartig zusammenfaßte." (Textauszug) [24-L] Schimank, Uwe; Kron, Thomas; Greshoff, Rainer: Soziologisches Survival-Sixpack: Hartmut Essers "Soziologie - Spezielle Grundlagen", in: Soziologische Revue : Besprechungen neuer Literatur, Jg. 25/2002, H. 4, S. 351-366 (Standort: UuStB Köln(38)-XG4586; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Mit dem im letzten Jahr erschienenen sechsten Band der "Speziellen Grundlagen" liegt nun Hartmut Essers "Soziologie" komplett vor - acht Jahre, nachdem der Band "Soziologie Allgemeine Grundlagen" veröffentlicht wurde. Die Autoren nehmen dies zum Anlass, um das Gesamtwerk einer kritischen Würdigung zu unterziehen. Es werden folgende Teilbände anhand der thematischen Schwerpunktsetzungen besprochen: Band 1: Situationslogik und Handeln (1999); Band 2: Die Konstruktion der Gesellschaft (2000); Band 3: Soziales Handeln (2000); Band 4: Opportunitäten und Restriktionen (2000); Band 5: Institutionen (2000); Band 6: Sinn und Kultur (2001). Die Autoren ziehen insgesamt ein positives Resümee und weisen darauf hin, dass sich zum einen viele Ausschnitte aus den sechs Bänden sehr gut in der Hochschullehre verwenden lassen, und dass zum anderen Hartmut Esser selbst einen zweisemestrigen Vorlesungszyklus vorschlägt, der alle sechs Bände übergreift, aber eine Auswahl für die Studierenden trifft. (ICI) [25-L] Schmid, Michael: Über das Verhältnis kulturell-symbolischer und normativ-institutioneller Integration: einige Thesen, in: Soziologische Perspektiven auf "Norm und Symbol", 2000, S. 43-52 (Standort: UuStB Köln(38)-20020107395; Graue Literatur) INHALT: Die Frage nach den Bedingungen der sozialen Integration steht zwar seit den Anfängen der Soziologie im Mittelpunkt theoretischer Erörterungen, aber inzwischen kann nicht mehr davon ausgegangen werden, dass sich Integration als zwangsläufige Folge der Arbeitsteilung, der Zunahme sozialer Dichte und anderer struktureller Größen ergeben wird, sondern dass sie auf die Vermittlung von "Kultur" angewiesen ist. Der Autor entwickelt in diesem Sinne einige Thesen zu den kulturellen Voraussetzungen und normativen Bedingungen der sozialen Integration. Ein kollektiv zu organisierender Regulierungsprozess lässt sich demnach als ein handlungstheoretisch aufzubereitender Selektionsprozess verstehen, der die Akteure vor das Problem stellt, mit Hilfe von Normen und Rechten die Vielzahl ihrer Handlungsmöglichkeiten auf jene zu begrenzen, die die Schädigungsfolgen ihrer gemeinsamen Bemühungen um eine soziale Ordnung minimieren. Die Akteure können diesen Prozess deshalb in Gang setzen und erhalten, weil sie auf einen gemeinsamen Code zurückgreifen können, den sie zur Verteilung der regulierungsrelevanten Kontrollrechte nutzen können. Die Hauptaufgabe der theoretischen Soziologie besteht darin, zu untersuchen, wie es Akteuren immer wieder gelingt, eine akzeptable soziale Ordnung zu generieren und auch gegen divergierende Interessen und externe Gefährdungen aufrechtzuerhalten. (ICI2) 20 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 1 Allgemeines, allgemeine Theorien [26-L] Schülein, Johann August: Gegenstandslogik und Theorieprobleme, in: Soziale Welt : Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis, Jg. 53/2002, H. 2, S. 237-253 (Standort: UuStB Köln(38)-Haa00943; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Autor beschäftigt sich mit spezifischen Aspekten sozialwissenschaftlicher Theorielogik und -verwendung, die er als systematisch bedingte Merkmale interpretiert. Die gegenstandslogischen Argumente sollen mit dem Ziel reformuliert werden, sie erkenntnistheoretisch wieder produktiv werden zu lassen, d.h. die Besonderheiten sozialwissenschaftlicher Theoriebildung aus den spezifischen Thematiken abzuleiten. Der Autor wendet sich damit gegen die gegenwärtig dominierende Tendenz, Erkenntnistheorie konstruktivistisch anzulegen und dabei jede gegenstandsbezogene Argumentation aufzugeben. Er setzt sich mit der gegenstandslogischen De-Ontologisierung in den Sozialwissenschaften kritisch auseinander und hinterfragt die vorherrschenden Realitäts- und Theorietypen. Deutlich wird dabei, dass die Entwicklung und Verwendung konnotativer Theorien mehr oder weniger von den strukturellen und empirischen Bedingungen abhängig sind, unter denen sie entstehen und arbeiten. Konnotative Theorien können nicht eindeutig festgelegt werden, weil sie dann genau jene Eigenschaft verlieren, die ihre Leistungsfähigkeit ausmacht. Diese Verstricktheit mit dem Gegenstand wirkt sich nach beiden Seiten hin aus: Zum einen werden konnotative Theorien zum exzentrischen Bestandteil des Selbststeuerungsprozesses der autopoietischen Realität, weil das Wissen, welches sie erzeugen, dessen Reichweite und Richtung beeinflusst. Zum anderen werden sie ihrerseits von der Eigenlogik der autopoietischen Realität gesteuert und instrumentalisiert. (ICI2) [27-L] Schwibs, Bernd: Einige Bemerkungen zum Begriff des Selbstreflexiven und Verwandtem, in: Mitteilungen des Instituts für Sozialforschung, 2002, H. 13, S. 75-81 (Standort: UustB Köln(38)-XG7590; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Bourdieu versteht Selbstaufklärungs- und Selbstreflexionsprozesse als einen objektiv initiierten und durch objektive Faktoren und an objektiven Kriterien festmachbaren Prozess. Dadurch reduziert sich für den Autor die Rückgewinnung von Autonomie durch das Subjekt bei Bourdieu zum bekannten Bild der "Einsicht in die Notwendigkeit". In diesem Sinne spricht der Autor von Bourdieus "szientistischem Selbstmissverständnis". Zweifel wird auch am Selbstverständnis Bourdieus hinsichtlich des epistemologischen Status seiner zentralen Begriffe Habitus, Feld und Kapital geäußert. Wenn diese Begriffe tatsächlich, wie im Beitrag vorgeschlagen, heuristische, forschungsleitende Begriffe sind und keine "empirischen" im strengen Sinn, dann ist auch ihr Status ein anderer als der ihnen von Bourdieu zugeschriebene - nämlich gleichsam ein ontologischer, sodass mit ihrer Hilfe nicht nur methodologische, sondern auch inhaltliche Kernfragen einer Gesellschaftstheorie zu lösen wären, zumal die Subjektivismus-Objektivismus-Problematik. (ICA) [28-L] Stegbauer, Christian: Reziprozität: Einführung in soziale Formen der Gegenseitigkeit, Opladen: Westdt. Verl. 2002, 182 S., ISBN: 3-531-13851-0 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 1 Allgemeines, allgemeine Theorien 21 INHALT: "Warum senden sich die Menschen gegenseitig Weihnachtskarten? Warum werden bei großen Familienfeiern Geschenklisten geführt? Weshalb kommt es in Wohngemeinschaften zu Konflikten, falls der Eindruck entsteht, nicht jeder beteiligt sich an den Hausarbeiten ungefähr gleich viel wie man selbst? Solche Themen behandelt das einführende Buch. Es wird argumentiert, dass die Ursachen von Gegenseitigkeit nicht mit individuellen Zweck-MittelKalkülen erklärbar sind. Die Art und Weise, wie Gegenseitigkeit ausgestaltet wird, ist immer abhängig von der Beziehung, in der die Austauschpartner zueinander stehen. Nicht ein durchgängiges Prinzip der Reziprozität regelt den Austausch - die Beziehung zwischen den Beteiligten bestimmt die Art und die Höhe der Leistungen, die ausgetauscht werden." (Autorenreferat) [29-L] Stichweh, Rudolf: On the genesis of world society: innovations and mechanisms, (Working Papers / Universität Bielefeld, Institut für Weltgesellschaft), Bielefeld, 24 S. (Standort: http://www.uni-bielefeld.de/soz/iw/pdf/stichweh_2.pdf; Graue Literatur) INHALT: Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit der Genese der Weltgesellschaft, deren Innovationen und Funktionsweisen. Zunächst wird versucht, eine sehr kurze historische und erläuternde Antwort auf folgende Frage zu geben: Wann fängt die Geschichte der Weltgesellschaft an? Weltsystemtheorie (Wallerstein) und Systemtheorie (Luhmann) stimmen darin überein, die Anfänge der Weltgesellschaft auf die Differenzierungsprozesse zu datieren, die im 15. und 16. Jahrhundert in Europa entstanden. Die Theorie der Weltgesellschaft ist somit die Theorie des gesellschaftlichen Systems, das von diesem Zeitpunkt an existiert. Der Beitrag fügt darüber hinaus zwei weitere argumentative Schritte hinzu: Erstens skizziert er drei strukturelle Innovationen, die von besonderer Bedeutung für die Genese der Weltgesellschaft sind, nämlich die funktionale Differenzierung, die Organisationen (besonders multinationale Unternehmen und nichtstaatliche Organisationen) und die Kommunikationstechnologien. Zweitens wird das Argument der strukturellen Innovationen durch drei Verlaufsmechanismen ergänzt, nämlich: (1) die globale Diffusion der institutionellen Muster; (2) die globalen Wechselseitigkeiten und (3) die Dezentralisierung in den Funktionssystemen. Es fällt auf, dass es keine überzeugenden Argumente für die Betrachtung der Weltgesellschaft als ein System gibt, das durch homogenisierte Muster der Sozialstruktur und der Kultur gekennzeichnet ist. (ICDÜbers) [30-F] Stolz, Klaus, Dr.phil. (Bearbeitung): Die politische Klasse auf regionaler Ebene INHALT: Im Zentrum der Arbeit steht die empirische Fragestellung nach den Wechselwirkungen zwischen professioneller Politik (Berufspolitikertum) und institutionellen Strukturen auf regionaler Ebene. Welche Art von Politikern werden angezogen, wie werden diese rekrutiert? Welche Politikmuster entwickeln sich? Welche professionellen Eigeninteressen entwickeln sich? Wie wirken diese auf die institutionelle Ausgestaltung der regionalen Ebene zurück? Das besondere Interesse gilt dabei Fällen mit einer regionalistischen Konfliktstruktur. Trägt diese zur Bildung einer regionalen politischen Klasse bei, deren Karriereinteresse in erster Linie auf die regionale Ebene gerichtet ist, und dort als kollektiver Akteur auf die institutionelle Entwicklung Einfluß nimmt (evtl. im Konflikt mit einer nationalen politischen Klasse 22 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 1 Allgemeines, allgemeine Theorien und/ oder einer regionalistischen Bewegung). In diesem Zusammenhang sollen die Fälle Katalonien und Schottland näher beleuchtet werden. ZEITRAUM: ab 1980 GEOGRAPHISCHER RAUM: Vergleich verschiedener Regionen, insbesondere Katalonien, Schottland METHODE: Theoretischer Ausgangspunkt des Projektes ist das Konzept der politischen Klasse, wie es insbesondere von Jens Borchert für die vergleichende Analyse fruchtbar gemacht wurde. Nach Borchert und Golsch (PVS, 36, 1995, S. 612) ist es das "... gemeinsame Interesse an dauerhaften Einkünften und am Verbleib im gewählten Beruf, das die politische Klasse als solche konstituiert". Die Analyse beruht auf einem neo-institutionalistischen Ansatz, der davon ausgeht, daß Institutionen einerseits die Opportunitätstruktur der Berufspolitiker prägen, andererseits aber auch dem Gestaltungswillen dieser spezifischen Interessengruppe (insbesondere wenn diese als politische Klasse handelt) unterliegen. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; Querschnitt DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen. Beobachtung, teilnehmend. Qualitatives Interview (Stichprobe: 30-50; Abgeordnete, Parteifunktionäre, Regierungsmitglieder, Experten). Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 249; Abgeordnete regionaler Parlamente in Katalonien und Schottland; Auswahlverfahren: total). Sekundäranalyse von Individualdaten. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: Stolz, Klaus: The political class and regional institution-building: a conceptual framework. in: Regional and Federal Studies, Vol 11:1, 2001, pp. 80100.+++Ders.: Moving up, moving down. Political careers across territorial levels. in: European Journal for Political Research, Vol 42:3, 2003, pp. 137-162 (furthcoming). ARBEITSPAPIERE: Stolz, K.: The political class and regional institution-building. Paper prepared for ECPR Joint Workshops, Mannheim 1999, 15 pp.+++Stolz, K.: Political careers in newly established regional parliaments: Scotland and Catalonia. Paper prepared for APSA Annual Meeting, Atlanta 1999, 23 pp.+++Ders.: Parliamentary careers in Europe: between the regional, national and supranational level. Paper prepared for ECPR Joint Workshops, Grenoble 2001. ART: gefördert; Habilitation BEGINN: 1998-04 ENDE: 2003-03 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Volkswagen Stiftung INSTITUTION: Universität Göttingen, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Zentrum für Europaund Nordamerika-Studien (Humboldtallee 3, 37073 Göttingen) KONTAKT: Institution (Tel. 0551-399775, Fax. 0551-399788) [31-L] Voswinkel, Stephan: Symbolisches Kapital, Identität und Moral: der Reduktionismus der Bourdieu'schen Logik sozialer Kämpfe, in: Mitteilungen des Instituts für Sozialforschung, 2002, H. 13, S. 69-73 (Standort: UustB Köln(38)-XG7590; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Autor weist zunächst auf das einseitige Verständnis der Logik sozialer Kämpfe bei Bourdieu hin. Sein Reduktionismus wird deutlich gemacht, indem sein Konzept mit demjenigen eines Kampfs um Anerkennung verglichen wird, in dem nicht nur um Macht und Prestige, sondern um die Anerkennung von Identitäten und um den moralischen Gehalt von Anerkennung gestritten wird. Bourdieu hat die Logik sozialer Kämpfe zu sehr auf die materielle Dimension reduziert. Er versteht sie letzten Endes als allein interessen-, macht- und gewinnorientierte Auseinandersetzungen. Der implizite Utilitarismus seiner Konzeption wird auch in der Begrifflichkeit der Kapitale deutlich. Zunächst scheint er zwar der ökonomischen Reduktion entgegenzutreten, indem er die Bedeutung anderer, nichtökonomischer Kapitalsorten betont. Aber das Handeln der Menschen ist für ihn stets nutzenorientiert. Ob sie Einkommen soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 1 Allgemeines, allgemeine Theorien 23 und Vermögen maximieren, Beziehungsnetze spinnen oder Bildungstitel akkumulieren - sie tun dies, um Ressourcen, um Einfluss und Macht zu erweitern. (ICA) [32-L] Waldhoff, Hans-Peter: Exkurs über Fremdheitstheorien, in: Hartmut M. Griese, Elcin Kürsat-Ahlers, Rainer Schulte, Massoud Vahedi, Hans-Peter Waldhoff (Hrsg.): Was ist eigentlich das Problem am "Ausländerproblem"? : über die soziale Durchschlagskraft ideologischer Konstrukte, Frankfurt am Main: IKO-Verl. f. Interkulturelle Kommunikation, 2002, S. 183-202, ISBN: 3-88939-639-9 INHALT: Der Beitrag befasst sich mit klassischen und aktuellen Fremdheitstheorien bzw. der Figur des Fremden (z.B. bei Simmel, Schütz, Elias, Bauman, Tibi, in der EthnoPsychoanalyse von Devereux und Erdheim) und bezieht deren Erkenntnisse auf die aktuelle Situation und Diskussion um Migration und ihre Folgen in der Bundesrepublik Deutschland. Es wird u.a. deutlich, dass die "Ausländerproblematik" zu einem beträchtlichen Teil als Problem der "Inländer" gesehen werden kann und dass jeder "Fremdanalyse" eine kritischreflexive "Selbstanalyse" (der eigenen intrapsychischen Gefühle und ihrer Verarbeitung bei der Erforschung der Fremdheit) durch den Forscher vorauszugehen hat. Dies hätte, so das Fazit des Autors, auch eine Änderung herrschender verhaltenswissenschaftlicher Denktechniken in der Migrations- bzw. Fremdheitsforschung zur Folge. (ICA2) [33-L] Wallner, Fritz G.; Agnese, Barbara (Hrsg.): Konstruktivismen: eine kulturelle Wende, (Philosophica, Bd. 19), (Symposium "Konstruktivismen", 1998, Wien), Wien: Braumüller 2001, IX, 182 S., ISBN: 3-7003-1335-7 (Standort: UuStB Köln(38)-28A6155) INHALT: "Die vorliegende Essaysammlung entsteht aus einer Diskussion zwischen einigen der prominentesten Vertreter der verschiedenen konstruktivistischen Ansätze - u.a. des Radikalen Konstruktivismus, des Konstruktiven Realismus, des Kulturalistischen Konstruktivismus, des Interaktionistischen Konstruktivismus. Ihr Ziel besteht darin, einen Beitrag zur Orientierung innerhalb dieses subtil nuancierten philosophischen und wissenschaftstheoretischen Panoramas zu leisten, um Gemeinsamkeiten und Differenzen zu ergründen und den aktuellen Stand der Diskussion zu illustrieren." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Peter Janich: Vom Handwerk zum Mundwerk - Grundzüge von Konstruktivismus und Kulturalismus (1-14); Gebhard Rusch: Beantwortung der Frage: Was ist 'Radikaler Konstruktivismus'? (15-34); Fritz G. Wallner: Konstruktion und Deutung (35-47); Kersten Reich: Konstruktivismen aus kultureller Sicht - Zur Position des 'Interaktionistischen Konstruktivismus' (49-68); Rüdiger Inhetveen: Erkenntnisgewinn durch Kulturalismus? (69-75); Peter Hejl: Koevolutive Aspekte der Wirklichkeitskonstruktion (77-95); Siegfried J. Schmidt: 'Beobachter' und 'Prozeß'. Zwei zentrale Kategorien eines soziokulturellen Konstruktivismus (97-107); Kaj Hakanson: Buddhist Ways of Knowing and Constructivism (109-133); Giselher Guttmann: Konstruktion in der Psychologie (135-146); Hugo Renato Ochoa: Verfremdung als verwirklichte Interdisziplinarität (147-160); Karl Edlinger: Konstruktivismus und Biologie (161-181). 24 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 1 Allgemeines, allgemeine Theorien [34-L] Wenzel, Harald: Jenseits des Wertekonsensus: die revolutionäre Transformation des Paradigmas sozialer Ordnung im Spätwerk von Talcott Parsons, in: Berliner Journal für Soziologie, Bd. 12/2002, H. 4, S. 425-443 (Standort: UuStB Köln(38)-XG07112; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Die Lesart von Parsons' Theorie ist heute dominiert von einem normativistischen Modell sozialer Ordnung, wie es Parsons in der voluntaristischen Handlungstheorie und im Strukturfunktionalismus entwickelt hat: das Modell eines gemeinsamen, moralisch verpflichtenden Systems von Wertorientierungen, einer 'shared culture'. Mit der Konvergenzthese hat Parsons nicht nur das zentrale Problem der sozialen Ordnung definiert und die klassische, normative Lösungsstrategie der soziologischen Theorie ausgearbeitet, seine Theorie ist selbst die letzte, dominierende Ausprägung der klassischen, normativen Theorie geworden. Als theoretische Leitfigur des sozialwissenschaftlichen Funktionalismus wird Parsons zum primären Ziel einer in vielerlei Gestalt auftretenden Kritik, die alternativen, nichtnormativen Konzeptionen sozialer Ordnung zur Geltung verhelfen will. Parsons' Rolle in der soziologischen Theoriediskussion wird damit jedoch vorschnell festgeschrieben, die Errungenschaften von Parsons' Spätwerk, des Systemfunktionalismus, geraten - bis heute - aus dem Blick: In seiner Theorie der Funktionssysteme und ihrer Ausdifferenzierung legt Parsons selbst einen alternativen, nichtnormativen Lösungsentwurf für das Problem der sozialen Ordnung vor. Zentrales Element dieses Entwurfs ist die Theorie der symbolischen Kommunikationsmedien, die für die Ausdifferenzierung monofunktionaler Handlungssysteme verantwortlich sind, und hier besonders die Medien Wertbindungen, Einfluss und Affekt. Parsons überwindet damit das mechanische Ordnungsmodell eines moralisch verpflichtenden Wertekonsensus durch ein ausgefeiltes Konzept integrativer Kommunikation." (Autorenreferat) 2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein) [35-F] Anhut, R., Dr.; Schröder, H., Dr.; Weischer, Ch., Dr. (Bearbeitung); Heitmeyer, Wilhelm, Prof.Dr.; Neuendorff, Hartmut, Prof.Dr.; Strohmeier, Klaus Peter, Prof.Dr. (Leitung): Entsolidarisierung und ihre sozialen und politischen Folgen (Forschungsverbund) INHALT: Wissenschaftliche Ziele: Da die Ausgangsfrage auf Entsolidarisierung zwischen gesellschaftlichen Gruppen zielt, stehen drei Fragen im Mittelpunkt: 1. Welche Strukturdaten weisen auf Polarisierungsprozesse hin? 2. Welche Ausmaße und welche Ursachen haben entsolidarisierende Einstellungen in der Bevölkerung? 3. Welche Deutungsmuster von (de)legitimierenden Gerechtigkeitsnormen sind milieuspezifisch wie verankert? GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland; Nordrhein-Westfalen METHODE: Auf der Basis unterschiedlicher und z.T. konkurrierender Erklärungsansätze wie der Steuerungstheorie (Kaufmann), der Rational-Choice-Theorie (M. Hechter) und der Desintegrationstheorie werden im Hinblick auf Solidarität unterschiedliche Hypothesen spezifiziert und empirisch überprüft. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 50; Individuen nach Kohorten, Konfession, beruflicher Stellung, Branche/ Betrieb; Auswahlverfahren: Quota). Standardisierte Befragung, telefonisch (Stichprobe: 2.000; erwachsene Bevölkerung -Individuen- Bundesrepublik Deutschland; Auswahlverfahren: Zufall). Sekundäranalyse von Individualdaten; Sekundäranalyse von Aggregatda- soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein) 25 ten (zahlreiche und unterschiedliche Datensätze der amtlichen und nichtamtlichen Statistik). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts; Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut. ART: Auftragsforschung; gefördert BEGINN: 2000-09 ENDE: 2003-08 AUFTRAGGEBER: Land Nordrhein-Westfalen Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung FINANZIERER: Auftraggeber INSTITUTION: Universität Dortmund, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Fachgebiet Soziologie Lehrstuhl Soziologie, insb. Arbeitssoziologie (Otto-Hahn-Str. 4, 44221 Dortmund); Universität Bochum, Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung ZEFIR- (Clemensstr. 17-19, 44789 Bochum); Universität Bielefeld, Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (Postfach 100131, 33501 Bielefeld) KONTAKT: Heitmeyer, Wilhelm (Prof.Dr. Tel. 0521-106-3164, Fax: 0521-106-6415); Institution (e-mail: [email protected]) [36-L] Baethge, Martin; Bartelheimer, Peter: Berichterstattung zur sozio-ökonomischen Leistungsfähigkeit in Deutschland, in: SOFIMitteilungen : Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen, 2002, Nr. 30, S. 27-45 (Standort: http://www.gwdg.de/sofi/frames/publik/mitt30/baethge-bartelheimer.pdf; UuStB Köln(38)-XG05472; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Im Herbst 2000 begannen das Soziologische Forschungsinstitut (SOFI) in Göttingen, das Internationale Institut für empirische Sozialökonomie (INIFES) in Stadtbergen und das Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung (ISF) München im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung die gemeinsame Arbeit an einem Konzept zur regelmäßigen sozioökonomischen Berichterstattung für die BRD. Der vorliegende Beitrag erläutert die konzeptionellen Grundlagen des Berichtsvorhabens. Der Forschungsverbund will die Wechselwirkungen zwischen sozialer und ökonomischer Entwicklung der BRD empirisch untersuchen und in möglichst vielen Dimensionen anhand geeigneter Indikatoren beschreiben. Hier von einem sozio-ökonomischen Entwicklungsmodell zu sprechen und nach seiner Leistungsfähigkeit zu fragen, hat theoretische und normative Voraussetzungen, die die Autoren in knapper Form vorstellen. Die von der Berichterstattung erarbeiteten Daten und Kennziffern sollen dann letztendlich in einem theoretischen Modell integriert werden, das die den Daten zugrundeliegende Dynamik verdeutlicht. (ICA) [37-L] Benedikter, Roland (Hrsg.): Postmaterialismus: Bd. 1, Einführung in das postmaterialistische Denken, (Passagen Ökonomie, 1), Wien: Passagen-Verl. 2001, 143 S., ISBN: 3-85165-477-3 INHALT: In Zeiten, in denen die politische Einstellungsforschung stagnierende oder gar rückläufige Anteile für so genannte Postmaterialisten (im Sinne Ingleharts) ausweist, ist es nicht ohne eine gewisse Paradoxie, wenn mit diesem Band eine Reihe eröffnet wird, die im 'Postmaterialismus' die 'Heraufkunft eines neuen Denkens' (13) sieht und unterstützen will. Das Profil dieses Denkens, das der Herausgeber sowohl in der Einleitung (13 ff.) wie in der Einführung in die Reihe selbst (19 ff.) entwirft, lässt sich eher als Mischung von inhaltlichen ('nachmaterialistischen') Motiven - wie sie auch Inglehart heranzieht - und formalen Merkmalen verstehen, die eine 'post-moderne' Haltung im Sinne Lyotards umschreiben. Weil 'die Zukunft 26 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein) der 'Postmoderne' mit ihrer Emphase von Individualität und Freiheit davon abhängen wird, in welches Verhältnis sie sich zur Wirtschaft setzen kann' (16), bezieht sich der thematische Schwerpunkt der Reihe auf eine 'Phänomenologie und Kritik der wirtschaftsgeprägten Kultur am Anfang des 21. Jahrhunderts' (16). Alle Beiträge sind Erstveröffentlichungen. Inhaltsverzeichnis: Roland Benedikter: Philosophischer Postmaterialismus. Eine Einführung (19-89); Zygmunt Bauman: Die Wirtschaftskultur der flüssigen Moderne (91-115); Karl-Heinz Brodbeck: Umrisse einer postmechanischen Ökonomie (117-142). (ZPol, NOMOS) [38-L] Berndt, Michele; Berndt, Thorsten: Gemeinschaft als alternative Lebensform?: sozialwissenschaftliche Erkundungen zu Gemeinschaftsprojekten ökologisch-spiritueller Gesinnung im Verfahren der Grounded Theory, Essen: Verl. Die blaue Eule 2001, 151 S., ISBN: 3-89206-037-1 (Standort: UuStB Köln(38)28A6413) INHALT: "Viele Menschen träumen von einem besseren Leben, von erfüllter Arbeit, Selbstverwirklichung und Geborgenheit. Manche haben den Mut und die Entschlossenheit ihre Träume in einer Gemeinschaft zu verwirklichen. Können solche Versuche heutzutage nennenswerte und vor allem rationale Alternativen zu den klassischen Formen des Zusammenlebens darstellen? Wie sehen solche Gemeinschaften aus? Die vorliegende Studie schließt an die grundlegende Frage nach dem 'Wie' des menschlichen Zusammenlebens an und berührt sowohl die Thematik der Neuen Soziale Bewegungen, als auch der Kommunitarismus-Debatte, legt Verweise zur Identitätsentwicklung des Menschen und der fortschreitenden Individualisierung in der postmodernen Zeit. Dabei wurde Gewicht auf das Individuum und die Gemeinschaft gelegt und versucht sowohl psychologische als auch soziologische Perspektiven zu erörtern. Zentral stehen zwei Einzelfälle die empirisch durch teilnehmende Beobachtung und Interviews untersucht wurden. Im Forschungsprozeß der Grounded Theory generieren die Autoren theoretische Aussagen, die über die Einzelfälle hinaus weisen und mit bestehenden Ansätzen in Verbindung gebracht wurden." (Autorenreferat) [39-L] Bickel, Cornelius: Gemeinschaft und Gesellschaft, in: Tönnis-Forum : Mitglieder-Rundbrief der Ferdinand-Tönnies-Gesellschaft e.V., Jg. 11/2002, H. 1, S. 53-57 INHALT: Der vorliegende Beitrag ist 2001 in dem Buch "Schlüsselwerke der Soziologie" (hrsg. von Sven Papcke und Georg W. Oesterdiekhoff) erstmals erschienen. Der Autor resümiert hier in knapper Form die grundlegenden Gedanken des Werks: "Gemeinschaft und Gesellschaft" gehört in den Entstehungsprozess der modernen Soziologie. Es geht darin um die typologische Abgrenzung und um die historische Abfolge zweier gegensätzlicher Prinzipien des sozialen Lebens. Die neuzeitliche Sozialphilosophie hat mit ihrer Konzentration auf das Problem des Gesellschaftsvertrages das Gemeinschaftsproblem übersehen, andererseits hat die zeitgenössische Industriegesellschaft mit innerer Notwendigkeit traditionale, also gemeinschaftliche Lebensformen zerstört. Der Wechsel des Untertitels in der 2. Auflage betont in Übereinstimmung mit dem seither von Tönnies vorangetriebenen "System der Soziologie" den grundbegrifflichen Charakter des Buches. (ICA2) soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein) 27 [40-L] Bohn, Cornelia; Hahn, Alois: Patterns of inclusion and exclusion: property, nation and religion, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 8/2002, H. 1, S. 8-26 (Standort: UuStB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Der Text geht von einer historisch vergleichenden Perspektive aus und diskutiert Inklusions- und Exklusionsmuster an den Beispielen Eigentum, Nation und Religion. Inklusion und Exklusion werden im Anschluss an Luhmann als Berücksichtigung von Personen in sozialen Systemen und im Sinne Foucaults als Einschluss und Ausgrenzung von Abweichung und Anormalität aufgefasst. Untersucht wird die Umstellung von Stratifikation auf funktionale Differenzierung. Sie schließt den Wandel von Inklusionsindividualität zur Exklusionsindividualität ein. Eigentum und Nation werden als Übergangssemantiken analysiert: Mit dem Aufkommen von Privateigentum wird dieses vorübergehend zum Garanten für Inklusion und führt zu neuen Formen von Identität und Exklusion. Der Nationalstaat dient als organisatorische Voraussetzung dafür, dass die Autonomie der Subsysteme tolerierbar wird. Die Idee der Nation kompensiert vorübergehend Exklusionsarten der neuen Differenzierungsform. Während Religion bereits in der stratifizierten Gesellschaft allen Zugang gewährt und damit das neue Inklusionsmuster antizipiert hat, wird sie in der Moderne zur 'Auffangstation' für unplanmäßige, funktionslose Exklusion." (Autorenreferat) [41-L] Boshammer, Susanne: Was ist soziale Gerechtigkeit?, in: IG Metall (Hrsg.): Was ist soziale Gerechtigkeit? : eine Einführung, Schwalbach: Wochenschau Verl., 2002, S. 9-36, ISBN: 3-87920-085-8 INHALT: Der Beitrag will einige Informationen zur aktuellen Debatte um den Begriff der "sozialen Gerechtigkeit" geben. Diese Frage wird nicht nur in den Parteien und Verbänden, sondern auch innerhalb der politischen Philosophie kontrovers diskutiert. Die vorliegenden Erläuterungen zum Problem der sozialen Gerechtigkeit nehmen auf diese Debatten Bezug. Sie dienen nicht dem Zweck, konkrete sozialpolitische Maßnahmen vorzuschlagen oder zu rechtfertigen, sondern sollen erläutern, "was wir eigentlich wissen wollen, wenn wir fragen, was unter sozialer Gerechtigkeit zu verstehen ist, und welche Richtung wir auf der Suche nach einer diesbezüglichen Antwort einschlagen sollten". Die Autorin geht von folgenden Grundannahmen aus: Die Prinzipien der sozialen Gerechtigkeit beziehen sich auf die Verteilung der gesellschaftlichen Grundgüter, die Voraussetzung für ein Leben entsprechend den persönlichen Vorstellungen vom "guten Leben" sind. Erörtert werden hier folgende Typen von Gütern: Rechte, Freiheiten oder Chancen, Einkommen und Vermögen. (ICA) [42-L] Braun, Sebastian: Soziales Kapital, sozialer Zusammenhalt und soziale Ungleichheit: Integrationsdiskurse zwischen Hyperindividualismus und der Abdankung des Staates, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2002, B 29/30, S. 6-12 (Standort: http://www.bpb.de/publikationen/6ME8WR,0,0,Soziales_Kapital_sozialer_Zusammenhalt_und_so ziale_Ungleichheit.html; UuStB Köln(38)-Ztg00926-a; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Soziales Kapital hat in Deutschland Hochkonjunktur. Es wird vor allem gegen jenen ungezügelten Individualismus ins Spiel gebracht, der als größte Gefahr für den sozialen Zu- 28 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein) sammenhalt der Gesellschaft gilt. Der Beitrag nimmt diesen Diskurs auf, zeichnet seinen theoretischen Hintergrund nach und diskutiert seine politischen Implikationen. Als Kontrastfolie dient ein grundsätzlich anderer Diskurs über soziales Kapital, der die öffentliche Debatte in Frankreich seit langem prägt. Dieser Diskurs sieht den sozialen Zusammenhalt moderner Gesellschaften vor allem durch den Rückzug des Staates aus seiner Verantwortung für das Gemeinwohl und die daraus resultierenden wachsenden sozialen Ungleichheiten gefährdet." (Autorenreferat) [43-L] Breuer, Stefan: "Gemeinschaft" in der "deutschen Soziologie", in: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 31/2002, H. 5, S. 354-372 (Standort: UuStB Köln(38)-XG01232; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Zu den Schlüsselbegriffen, um die sich die deutsche Soziologie nach 1933 organisiert hat, gehört der Begriff der Gemeinschaft. Der Aufsatz geht der Auslegung nach, die dieses Konzept in drei Strömungen erfahren hat: der Gemeinschaftslehre des 'Ring'-Kreises (Boehm, Krieck u.a.), der Leipziger Schule um Freyer und Ipsen und dem in Jena entwickelten 'Neokollektivismus' von Jerusalem und Höhn. Es wird gezeigt, daß diese Auslegungen nicht nur untereinander differieren, sondern auch in entscheidenden Punkten von der Definition abweichen, die Ferdinand Tönnies in seinem klassischen Werk dem gegeben hat. 'Gemeinschaft' in der 'Deutschen Soziologie' ist weit mehr 'Bund' als Gemeinschaft im Sinne von Tönnies." (Autorenreferat) [44-L] Burmeister, Klaus; Neef, Andreas; Schulz-Montag, Beate: Crossover Society, in: Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Was kommt nach der Informationsgesellschaft? : 11 Antworten, Gütersloh: Verl. Bertelsmann Stiftung, 2002, S. 94-118, ISBN: 3-89204628-X INHALT: Bei der Frage nach der Zukunft der Informationsgesellschaft gehen dem Autor alle Querschnittsbegriffe wie Erlebnis-, Wissens- oder Ideengesellschaft zu weit. Es gibt nicht den einen Nachfolger der Informationsgesellschaft: der Autor macht eine Vielzahl unterschiedlicher Entwicklungen aus, die parallel zueinander ablaufen. Deswegen muss die Rolle der Gesamtgesellschaft als notwendiger Orientierungsrahmen gestärkt werden. Wie die Zukunft aussehen soll, kann dann diskursiv verhandelt werden. An dieser Stelle muss Gesellschaft wieder bewusst ins Spiel gebracht werden, als notwendiger Orientierungsrahmen für die individuelle Lebensgestaltung. Ob diese dann mit dem Label Informations- oder Wissensgesellschaft versehen, als Dream- oder Network Society charakterisiert wird, ist nicht entscheidend. In der Realität existieren alle diese Teilgesellschaften oder Entwicklungsdimensionen parallel, sie durchdringen und beeinflussen sich gegenseitig. Und jede dieser Gesellschaften hat ihre Propheten und ihre Kritiker, ihre Helden und ihre Verlierer. (ICA) [45-L] Fiebig, Johannes (Hrsg.): Abschied vom Ego-Kult: die neue soziale Offenheit, Krummwisch: Königsfurt 2001, 142 S., ISBN: 3-933939-00-3 (Standort: UB Bonn(5)-2002-5612) soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein) 29 INHALT: "'Es gehört zu den Seltsamkeiten unserer Mediengesellschaft, daß im Stakkato der alltäglichen Aufregungen selbst große Umwälzungen lange Zeit unbemerkt bleiben können' (Helmut Klages). Dieses Buch handelt von einer tatsächlich umwälzenden Entwicklung: es geht um den Abschied vom Ego-Kult. Untersuchung wird dabei in zweierlei Hinsicht bemerkenswerte Ergebnisse aufzeigen." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Uwe Jean Heuser/ Gero von Randow: Der Gemeinsinn wächst - trotz Geldfiebers und schwarzer Konten (17-22); Helmut Klages: 'Stille Revolution' und neue Werte (23-30); Gerhard Schröder: Die zivile Bürgergesellschaft (31-38); Ulrich Beck: Mehr Zivilcourage bitte - ein Vorschlag an die Adresse Gerhard Schröders (39-50); Ulrich Beck: Die Seele der Demokratie - Wie wir Bürgerarbeit statt Arbeitslosigkeit finanzieren können (51-55); Heiner Keupp: Eigensinn und Selbstsorge: Subjektsein in der Zivilgesellschaft (61-89); Horst-Eberhard Richter / Interview Christel Burghoff und Edith Kresta: Neue Formen der Solidarität (91-97); Harald Jösten: Die Entdeckung der 'kulturell Kreativen' (99-106); Johannes Fiebig: Eine Gesellschaft von Stars (107-117). [46-L] Gladarev, Boris; Oblasova, Antonina: Ökonomische Driften und moralische Konsolidierungen: soziale Netzwerkbeziehungen im postsowjetischen Russland, in: Ingrid Oswald, Eckhard Dittrich, Viktor Voronkov (Hrsg.): Wandel alltäglicher Lebensführung in Russland : Besichtigungen des ersten Transformationsjahrzehnts in St. Petersburg, Münster: Lit Verl., 2002, S. 65-86, ISBN: 3-8258-5805-7 INHALT: Im Mittelpunkt der empirisch-qualitativ verfahrenden Untersuchung stehen egozentrierte Netzwerke, die sich auf einen bestimmten Akteur und dessen Beziehungen zu anderen Akteuren beziehen. Thematisch geht es dabei um konkrete Alltagsprobleme, mit denen die Angehörigen der ehemaligen sowjetischen Intelligenzija bei ihren Bemühungen um den Erhalt ihres Mittelklasse-Status zu kämpfen haben. Anhand der Problembereiche Beschäftigung, Geldmangel, Alltagsbewältigung, Freizeit, Lebenskrisen und Informations-beschaffung wird gezeigt, wie der Anpassungsdruck an die neuen sozio-ökonomischen Verhältnisse zu einem allmählichen Wandel der netzwerkspezifischen Beziehungsmuster führt. Dennoch bleiben die sozialen Netzwerke aufgrund ihrer Persistenz eine Alternative zu Distributionssystemen von Waren und Dienstleistungen, die auf Marktbeziehungen beruhen. Gleichzeitig ist jedoch auch ein Zerfall des ehemals ziemlich homogenen Großmilieus der sowjetischen Intelligenzija in divergierende kleinere Milieus zu beobachten. (ICE) [47-L] Haken, Hermann: Die Selbstorganisationsgesellschaft, in: Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Was kommt nach der Informationsgesellschaft? : 11 Antworten, Gütersloh: Verl. Bertelsmann Stiftung, 2002, S. 152172, ISBN: 3-89204-628-X INHALT: Der Beitrag überträgt physikalische Gesetzmäßigkeiten auf gesellschaftliche Prozesse und sagt deswegen die Selbstorganisationsgesellschaft voraus. Die naturwissenschaftlich geprägte Terminologie des Autors (Ordner, Kontrollparameter) eröffnet folgende Perspektiven: In der Selbstorganisationsgesellschaft entfällt zunehmend die direkte staatliche Kontrolle. Dies gibt uns das Gefühl der Freiheit. Jedoch treten - ganz im Sinne der Synergetik - Sachzwänge an die Stelle jener direkten Kontrolle. An die Stelle von Koexistenz tritt der Wettbewerb verschiedener Ordner, seien diese Wirtschaftssysteme, Finanzgruppen oder Religionen. 30 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein) Insgesamt erleben wir im Rahmen der Selbstorganisationsgesellschaft eine Welt, die immer komplexer und turbulenter wird - eine Struktur löst die andere immer schneller ab. Der Autor mildert die Radikalität der Konsequenzen seiner Gedanken, indem er am Ende für das "Prinzip Verantwortung" im Sinne von Hans Jonas plädiert. (ICA2) [48-L] Hinz, Andreas; Albani, Cornelia; Gießler, Anne; Brähler, Elmar: Welche Werte sind den Deutschen etwas wert?: Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage, in: Psychosozial, Jg. 25/2002, H. 2 = Nr. 88, S. 21-30 (Standort: UuStB Köln(38)-XG5196; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Anhand einer repräsentativen Umfrage, der das Werte-Modell von S. H. Schwartz zugrunde liegt, geht es in diesem Beitrag darum, mit Hilfe des Portraits Value Questionnaire (PVQ) die Ausprägungen der verschiedenen Werte-Dimensionen in der deutschen Bevölkerung, speziell unter der Perspektive individueller vs. sozialer Werte, einzuschätzen und die Werte nach verschiedenen soziodemografischen Variablen zu differenzieren, um zu ermitteln, in welchen sozialen Gruppen welche Werte vorrangig beheimatet sind. Nach einem kurzen Abriss der Werteforschung werden dann die Ergebnisse einer 2001 im Auftrag der Universität Leipzig durchgeführten bevölkerungsrepräsentativen Befragung vorgestellt. Die abschließende Diskussion verdeutlicht, dass die eigentlichen "Werte-Träger" im Sinne von sozialbezogenen, auf langfristiges Gedeihen der Gesellschaft orientierten Werten vorrangig ältere Menschen, Frauen und Personen ohne höchste Bildungsabschlüsse sind, außerdem tendenziell Personen aus Ostdeutschland und solche, die Kinder erziehen, d.h. Personengruppen, die wenig zum Steueraufkommen beitragen. Eine Gesellschaft, welche solchen Personengruppen wenig Achtung entgegenbringt, weil sie nicht dem Ideal der jungen, dynamischen Persönlichkeit entsprechen, läuft Gefahr, die Werte zu diskreditieren, die langfristig für das Überleben des sozialen Organismus notwendig sind. (ICH) [49-L] Jungbauer-Gans, Monika: Schwindet das soziale Kapital?, in: Soziale Welt : Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis, Jg. 53/2002, H. 2, S. 189-207 (Standort: UuStB Köln(38)-Haa00943; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Kaum eine These wurde in den Sozialwissenschaften schon so oft diskutiert wie die These vom Verlust der Gemeinschaft, des Gemeinsinns und des sozialen Kapitals. Zuletzt löste Robert D. Putnam, ein Politologe der Harvard University, Mitte der 90er Jahre eine Lawine von Arbeiten aus, die seine These diskutierten und widersprechende oder auch bestätigende empirische Ergebnisse lieferten. Die Ausgangsthese von Putnam lautet, dass das soziale Kapital der US-amerikanischen Gesellschaft seit den 1960er Jahren deutlich abgenommen hat, nachdem es in der ersten Hälfte des Jahrhunderts kontinuierlich angestiegen war. Im vorliegenden Beitrag werden zunächst die Argumentation von Robert D. Putnam, die wesentlichen Kritikpunkte an seiner Vorgehensweise und weitere empirische Ergebnisse der Vereinigten Staaten dargestellt. Im Anschluss daran wird der Frage nachgegangen, welche Entwicklung gemeinschaftsbezogene Einstellungen und Mitgliedschaften in bürgerschaftlichen Organisationen in Deutschland genommen haben. Die Analysen beruhen auf den Daten der Allgemeinen Bevölkerungsbefragung (ALLBUS). Da soziale Organisationen und Freiwilligenarbeit unter den Bedingungen des Marktliberalismus in den Vereinigten Staaten andere soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein) 31 gesellschaftliche Funktionen erfüllen als im ausgebauten sozialen Wohlfahrtsstaat Deutschlands, stellt sich bei der Übertragung der These Putnams die Frage nach der interkulturellen Vergleichbarkeit von Forschungsergebnissen und Diagnosen. (ICI2) [50-L] Kizilhan, Ilhan: Konflikte und Konfliktlösungen in patriarchalischen Gemeinschaften am Beispiel der Solidargruppen in Ostanatolien, in: conflict & communication online, Vol. 1/2002, No. 1, 9 S. (Standort: http://www.cco.regener-online.de/2002_1/pdf_2002_1/kizilhan.pdf) INHALT: "Patriarchalische Gesellschaften verfügen über eine komplexe Struktur mit verinnerlichten Prozessen, die Jahrhunderte überdauern können. Für Individuen in einer derartigen Gesellschaft sind diese Prozesse und Regeln manchmal so verinnerlicht, dass sie in bestimmten Situationen und Konstellationen beginnen, automatisch zu handeln, ohne dass ihnen bewusst ist, weshalb sie sich gerade in dieser Situation so und nicht anders verhalten. Gerade bei Konflikten zwischen einem Individuum und einer Gruppe werden diese automatisierten Verhaltens- und Handlungsprogramme aktiviert. Die kollektiven Gesellschaften mit starken patriarchalischen Strukturen verfügen vermehrt über automatisierte Verhaltensweisen und Regeln, die historisch in der Gruppe entwickelt worden sind. Prozesse der Kontrolle oder Überprüfung und Neubewertung von Situationen sind weniger ausgeprägt oder finden wieder automatisiert in dem vorgegebenen Rahmen der patriarchalischen Strukturen statt. In diesem Beitrag werden am Beispiel von patriarchalischen Solidargruppen in Ostanatolien die Konflikte, aber auch mögliche Konfliktlösungen diskutiert. Zur Konfliktlösung ist eine genaue Information über Regeln, Rituale, Zeremonien und historische Gegebenheiten der jeweiligen Gruppe Grundvoraussetzung, um z.B. Schlichtungen oder Lösungen zu ermöglichen. Geringe Kenntnisse dieser Strukturen, Verhaltens- und Handlungsprogramme können die Konflikte verschärfen und zu verheerenden Folgen führen. So ist es durchaus möglich, eine Blutrachetat nach bestimmten Regeln zu schlichten. Bei falschen Konfliktlösungsstrategien kann die Folge jedoch z.B. ein erneuter Krieg zwischen zwei Stämmen sein. Daher werden wir zunächst die Gesellschaftsstruktur genauer diskutieren und dann auf die möglichen Konfliktlösungen eingehen. Zu den Solidargruppen in Ostanatolien zählen sowohl Türken, Kurden, Iraner als auch Araber, aber auch ethnische und religiöse Gruppen, wie z.B. Yeziden, Aleviten, Assyrer, AhlHaqs, etc.. D.h. diese Solidargruppen haben trotz unterschiedlicher ethnischer Herkunft und Religion sehr ähnliche Strukturen. Dort, wo sie sich unterscheiden, werden wir genauer darauf eingehen. Es muß aber noch unbedingt darauf hingewiesen werden, dass sich nicht jedes Individuum aus Ostanatolien an diese Regeln halten muss oder hält. Auch die Gesellschaft dort hat sich durch die Globalisierung und neue Kommunikationsnetzwerke verändert. Die unten beschriebene Konstellation trifft vor allem in den ländlichen Gebieten noch zu und stellt ein theoretisches Konstrukt mit praktischer Relevanz dar." (Autorenreferat) [51-L] Kößler, Reinhart; Wienold, Hanns: Arbeit und Vergesellschaftung: eine aktuelle Erinnerung an die klassische Gesellschaftstheorie, in: Peripherie : Zeitschrift für Politik und Ökonomie in der Dritten Welt, Jg. 22/2002, Nr. 85/86, S. 162-183 (Standort: UuStB Köln(38)-XG7608; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Die Autoren werfen die Frage nach dem eigentlichen Wesen von Arbeit auf und gehen nach einem Überblick über Antworten auf diese Frage in der klassischen Gesellschaftstheorie 32 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein) ausführlich auf die Bedeutung der Arbeit im Werk von Karl Marx ein. Hier zeigt sich eine deutlich pointierte Verknüpfung der Problematik der Arbeit mit jener der gesellschaftlichen Formbestimmung und dem Naturverhältnis von Produktion und Reproduktion. Schließlich wird anhand der klassischen Unterscheidung von "produktiver" und "unproduktiver" Arbeit die Frage nach der gesellschaftlichen Anerkennung von Arbeit als Arbeit diskutiert. Dabei wird den Verkehrungen im gesellschaftlichen Verständnis von Arbeit nachgegangen, die auch der These vom "Ende der Arbeitsgesellschaft" zu Grunde liegen. Auch für die Konzeptualisierung von Arbeit in den gesellschaftlichen Zusammenhängen gilt, dass der "Arbeitsprozess nur ein bloßer Prozess zwischen Mensch und Natur" ist, und demnach die zentrale Kategorie für eines der drängendsten Probleme der Gegenwart darstellt. (ICI2) [52-L] Kronauer, Martin: Die Innen-Außen Spaltung der Gesellschaft: zu den Begriffen 'Exklusion' und 'Underclass', in: Martina Althoff, Helga Cremer-Schäfer, Gabriele Löschper, Herbert Reinke, Gerlinda Smaus (Hrsg.): Integration und Ausschließung : Kriminalpolitik und Kriminalität in Zeiten gesellschaftlicher Transformation, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2001, S. 29-41, ISBN: 3-7890-7405-5 (Standort: UuStB Köln(38)-27A8864) INHALT: Seit dem Ende der 80er Jahre werden in die internationale Diskussion über Arbeitslosigkeit und Armut die Begriffe "Exklusion" und "Underclass" (erneut) gebraucht. Beide Begriffe zeichnen sich dadurch aus, dass sie Arbeitslosigkeit und Armut als ein gesellschaftliches Verhältnis behandeln, genauer, als ein Verhältnis von Zugehörigkeit und Ausschluss. Die Grundthese besteht dabei in der Feststellung, dass für eine wachsende Anzahl von Menschen in den hochentwickelten kapitalistischen Gesellschaften Marginalisierung am Arbeitsmarkt bis hin zu gänzlichem Ausschluss von Erwerbsarbeit mit gesellschaftlicher Isolation zusammenfällt. Der vorliegende Beitrag prüft, inwieweit die beiden Begriffe eine neue Perspektive bieten, das "alte" Problem der sozialen Ungleichheit und die gegenwärtigen Strukturumbrüche in den hochentwickelten kapitalistischen Gesellschaften adäquater zu erfassen. Die Ausführungen zeigen insgesamt, dass das vertikale, um Erwerbsarbeit zentrierte Klassen- und Schichtungsbild sozialer Ungleichheit von einer Polarisierung zwischen "Innen" und "Außen" überlagert wird, ohne die alten Stratifizierungen außer Kraft zu setzen. (ICA) [53-F] Lengfeld, Holger, Dipl.-Pol.; Mau, Steffen, Ph.D.; Krause, Alexandra, M.A.; Jäckle, Nicole, Dipl.-Psych. (Bearbeitung); Liebig, Stefan, Dr.rer.soc. (Leitung): VW-Nachwuchsgruppe "Interdisziplinäre soziale Gerechtigkeitsforschung" INHALT: Die Nachwuchsgruppe beschäftigt sich mit der Frage, wie philosophische und politische Entwürfe zur sozialen Gerechtigkeit mit den Erkenntnissen der erfahrungswissenschaftlichen Einstellungs- und Politikforschung in Verbindung gebracht werden können, und welche Anforderungen und welcher Ertrag sich daraus für die Sozial- und Verhaltenswissenschaften ergibt. Mit dieser Aufgabenstellung betritt die Nachwuchsgruppe insofern wissenschaftliches Neuland, als sie einen Brückenschlag zwischen zwei Forschungstraditionen unternimmt, die bislang nahezu unvermittelt nebeneinander standen. Denn die philosophisch geprägte "normative" und die sozialwissenschaftliche "empirische" Gerechtigkeitsforschung bearbeiten zwei grundverschiedene Fragestellungen: Philosophische Gerechtigkeitstheorien möchten klären, was wir unter sozialer Gerechtigkeit verstehen und welche Regeln wir uns soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein) 33 als kritischen Maßstab auferlegen sollten, um Güter in einer Gesellschaft gerecht zu verteilen. Die empirische Gerechtigkeitsforschung konzentriert sich demgegenüber nicht darauf, was wir tun sollten; sie möchte vielmehr beschreiben, welche Gerechtigkeitsvorstellungen die Menschen haben, warum sie bestimmte Gerechtigkeitsideale erfolgen und wie sie sich verhalten, wenn sie Ungerechtigkeiten in verschiedenen Bereichen ihres Lebens erfahren. Diese beiden Herangehensweisen stärker aufeinander zu beziehen und daraus Konsequenzen für eine Wissenschaft von der Gerechtigkeit" zu ziehen, ist die zentrale Aufgabe der Nachwuchsgruppe. METHODE: Interdisziplinäre Grundlagenforschung zwischen Philosophie, Soziologie, Politikwissenschaft und Psychologie auf dem Gebiet der Gerechtigkeitsforschung; anwendungsbezogene Forschung auf den Gebieten Organisationssoziologie, industrielle Beziehungen, Ungleichheits- und Wohlfahrtsstaatsforschung, Ethnizitätsforschung und politische Soziologie; Entwicklung und Anwendung erfahrungswissenschaftlicher quantitativer Methoden. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, face to face (Stichprobe: 120; Haushaltsbefragung zum sozial gerechten Grundeinkommen -factorial design survey- 2000; Auswahlverfahren: random route). Standardisierte Befragung, telefonisch (Stichprobe: 836; Beschäftigungsbefragung zur Gerechtigkeitsbewertung der Einführung von Gruppenarbeit in 21 Betrieben der westdeutschen Metallindustrie 1999 -DFGfinanziert-; Auswahlverfahren: bewußt). Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut. VERÖFFENTLICHUNGEN: Liebig, S.: Lessons from philosophy? Interdisciplinary justice research and two classes of justice judgments. in: Social Justice Research, 2001, 14, pp. 265287.+++Lengfeld, H.; Liebig, S.: Industrielle Beziehungen und soziale Gerechtigkeitseinstellungen. Eine gerechtigkeitstheoretische Erklärung der betrieblichen Mitbestimmung. in: Industrielle Beziehungen, 2000, 7, S. 10-42.+++Wegener, B.; Liebig, S.: Is the 'inner wall' here to stay? Justice ideologies in unified Germany. in: Social Justice Research, 2000, 13, pp. 177198.+++Liebig, S.: Der Nutzen moralischer Gefühle: Gerechtigkeitsforschung in Organisationen. in: Industrielle Beziehungen, 1999, 6, S. 214-227.+++Örkeny, A.; Liebig, S.: Normativ legitimacio es igazsagossag. in: Szofi Szociologiai Figyelö, 1999, 1, pp. 129-140.+++Mau, S.: Welfare burden and the disapproval of redistribution. Two sides of the same coin? in: Glatzer, W. (Hg.): Rich and poor. Amsterdam: Kluwer 2002.+++Liebig, S.: Richard J. Herrnstein & Charles Murray: The bell curve. Intelligence and class structure in American life. New York 1994. in: Müller, H.-P.; Schmid, M. (Hrsg.): Hauptwerke der Ungleichheitsforschung. Opladen: Westdt. Verl. 2002.+++Schlothfeldt, S.: Ein Recht auf Beteiligung an der Erwerbsarbeit. in: Kersting, W. (Hrsg.): Politische Philosophie des Sozialstaats. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2000.+++Liebig, S.; Lengfeld, H.; Mau, S.: Interdisciplinary social justice research. in: International Society of Justice Research Newsletter, 1, 2001.+++Mau, S.: Solidarität trotz Individualismus? Auf welche Unterstützung der Sozialstaat bauen kann. in: Konturen.net - ZS für Gesellschaft, 2001, H. 2.+++Liebig, S.; Lengfeld, H.: Was ist sozial gerecht? in: Humboldt-Spektrum, 2002, 1.+++Mau, S.: Die üblichen Verdächtigen. Mythen über die "Drückeberger" der Arbeitsgesellschaft. in: Frankfurter Rundschau, 21. April 2001, Nr. 93, S. 7.+++Lengfeld, H.: Der Organistionsforschung eine Chance, oder: Über die Notwendigkeit interdisziplinärer Mitbestimmungsforschung. in: Industrielle Beziehungen, 8, 2001, S. 463-476.+++Lengfeld, H.; Liebig, S.: Wie sozial gerecht wäre ein allgemeines Grundeinkommen? in: Die Neue Gesellschaft - Frankfurter Hefte, 2002, S. 469-472.+++ Lengfeld, H.; Liebig, S.: Collective bargaining, co-determination and justice ideologies in the firm. in: Social Justice Research, 2002, 16.+++Liebig, S.; Lengfeld, H.: Arbeit, Organisation und Moral. Eine Grid-Group-Theorie der Gerechtigkeit in Unternehmen. in: Soziale Welt, 53, 2002, S. 115-140.+++Liebig, S.: Gerechtigkeit in Organisationen. Theoretische Überlegungen 34 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein) und empirische Ergebnisse zu einer Theorie korporativer Gerechtigkleit. in: Allmendinger, J.; Hinz, T. (Hrsg.): Soziologie der Organisation. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft. Opladen: Westdt. Verl. 2002 (im Erscheinen).+++Mau, S.: Die Arbeitslosen als Problemfall? Zu einigen Verkürzungen in der Debatte um den aktiviernden Sozialstaat. in: Vorgänge - Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik, 158, 2002, 2, S. 148-155. ARBEITSPAPIERE: Stark, G.; Liebig, S.; Wegener, B.: Gerechtigkeitsideologien: theoretische Grundlagen, Operationalisierung und Ergebnisse für die Erhebung von Einstellungen zur sozialen Gerechtigkeit. in: Glöckner-Rist, A. (Hrsg.): ZUMA-InformationsSystem Sozialwissenschaftlicher Skalen (ZIS) Version 4.0. ZUMA-Mannheim 2000. ART: gefördert BEGINN: 2001-01 ENDE: 2004-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Volkswagen Stiftung INSTITUTION: Humboldt Universität Berlin, Philosophische Fakultät 03, Institut für Sozialwissenschaften Nachwuchsgruppe Interdisziplinäre Soziale Gerechtigkeitsforschung (Unter den Linden 6, 10099 Berlin) KONTAKT: Leiter (Tel. 030-2093-4298, Fax: 030-2093-4430, e-mail: [email protected]) [54-L] Liebig, Stefan; Schlothfeldt, Stephan: Das Grid-Group-Paradigma und sein Beitrag für die interdisziplinäre soziale Gerechtigkeitsforschung, in: Stefan Liebig, Holger Lengfeld (Hrsg.): Interdisziplinäre Gerechtigkeitsforschung : zur Verknüpfung empirischer und normativer Perspektiven, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2002, S. 219-242, ISBN: 3-593-37012-3 INHALT: Mit dem Grid-Group-Paradigma von Mary Douglas wird ein Ansatz vorgestellt, der in seinen Annahmen relativ sparsam ist, eine anschauliche Klassifikation möglicher Perspektiven sozialer Gerechtigkeit liefert und eine soziologische Erklärung dafür bietet, warum Vorstellungen zur sozialen Gerechtigkeit zwischen Personen und über verschiedene Gesellschaften hinweg variieren. Wegener/Liebig (1993) haben auf der Grundlage eines Vergleichs von Gerechtigkeitseinstellungen in Ost- und Westdeutschland gezeigt, dass Gerechtigkeitsurteile vier Gerechtigkeitsideologien entsprechend strukturiert sind und die Präferenz für eine dieser Ideologien von bestimmten sozialstrukturellen Merkmalen abhängig ist. Gleichwohl besteht hier noch konzeptioneller wie empirischer Klärungsbedarf. Der Ertrag des Grid-GroupParadigmas für die normative Gerechtigkeitsforschung ist darin zu sehen, dass mit Hilfe dieses Ansatzes der oftmals implizite Zusammenhang zwischen sozialen Beziehungen und Gerechtigkeitsregeln in normativen Theorien offengelegt werden kann. (ICE2) [55-L] Liebig, Stefan; Schlothfeldt, Stephan: Gerechtigkeit durch Verfahren oder Gerechtigkeit durch Prinzipien?: zum Problem der Verteilung knapper, unteilbarer Güter in modernen Gesellschaften, in: Stefan Liebig, Holger Lengfeld (Hrsg.): Interdisziplinäre Gerechtigkeitsforschung : zur Verknüpfung empirischer und normativer Perspektiven, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2002, S. 187-218, ISBN: 3-593-37012-3 INHALT: Gegenstand der Untersuchung ist die Frage nach den empirischen Bedingungen der Akzeptanz normativer Gerechtigkeitstheorien. Insbesondere Vertreter der kommunitaristischen Denkschule vertreten die Ansicht, der Verlust an Gemeinschaftsbindung und die Indi- soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein) 35 vidualisierung in modernen Gesellschaften seien dafür verantwortlich, dass eine allgemein akzeptierte Lösung von Verteilungskonflikten über materiale Verteilungsprinzipien unmöglich und ein Rückzug auf Verfahren unvermeidlich sei. Dieser kommunitaristische Einwand beruht auf empirischen Voraussetzungen, die auf der Basis empirischer Umfrageergebnisse aus dem International Social Justice Projekt von den Verfassern kritisch hinterfragt werden. Drei Effekte werden deutlich: (1) Generell werden auch in differenzierten Gesellschaften eher Verteilungsprinzipien als Verfahren bei der Lösung von Konflikten um knappe, unteilbare Güter akzeptiert. (2) Diese Präferenz variiert für die alten und die neuen Bundesländer. (3) Die Einbindung in soziale Beziehungsnetzwerke erhöht die Präferenz für materiale Verteilungsprinzipien et vice versa. Das Fazit der Verfasser: Die Annahme, in modernen Gesellschaften würden generell Verfahren zur Lösung von Verteilungskonflikten vorgezogen, ist in dieser Form nicht haltbar. (ICE2) [56-L] Merz-Benz, Peter-Ulrich; Wagner, Gerhard: Der Fremde als sozialer Typus: zur Rekonstruktion eines soziologischen Diskurses, in: PeterUlrich Merz-Benz, Gerhard Wagner (Hrsg.): Der Fremde als sozialer Typus : klassische soziologische Texte zu einem aktuellen Phänomen, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2002, S. 9-37, ISBN: 3-8252-2358-2 INHALT: Georg Simmel ist der locus classicus, der mit seinem "Exkurs" einen Diskurs "über den Fremden" eröffnet hat, der bis heute andauert. Bis heute beschäftigensich Soziologen mit dem von Simmel beschriebenen "Fremden" - dem Fremden als einem "WanderndeÄnÜ, der heute kommt und morgen bleibt". Die wichtigsten Beiträge zu diesem Diskurs werden im vorliegenden Sammelband dokumentiert. Der vorliegende Beitrag - als Einführung und als Kommentar - ist der Versuch, diesen Diskurs über den Fremden zumindest in seinen Grundzügen systematisch zu rekonstruieren. Das Ergebnis besteht in einer mittels der Dimensionen "Mobilität" und "Integration" vorgenommenen Zusammenstellung der verschiedenen Typen des Fremden; diese Zusammenstellung wird in einer Graphik festgehalten. Die nachfolgenden Beiträge (Simmel, Park, Schütz, Siu, Hannerz, Bauman) sind dagegen chronologisch angeordnet; auf diese Weise soll sichtbar werden, wie sich im Diskurs über den Fremden die zentralen Begriffe und Denkfiguren nach und nach herausgebildet haben. (ICA2) [57-L] Merz-Benz, Peter-Ulrich; Wagner, Gerhard (Hrsg.): Der Fremde als sozialer Typus: klassische soziologische Texte zu einem aktuellen Phänomen, (UTB für Wissenschaft : Soziologie, 2358), Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2002, 195 S., ISBN: 3-8252-2358-2 INHALT: "Mit der Globalisierung hat die internationale Migration dramatisch zugenommen. Die Welt ist ein Planet von Nomaden geworden. Wohin man blickt, gibt es Fremde. Was aber heißt es, fremd zu sein? Was heißt Integration eines Fremden? Die vorliegende Einführung versammelt die für die Auseinandersetzung mit diesen Fragen wichtigsten klassischen soziologischen Texte. Die Einleitung der Herausgeber systematisiert diese Texte und entwickelt eine Typologie möglicher Formen des Fremdseins." (Autorenreferat) Inhaltsverzeichnis: Peter-Ulrich Merz-Benz und Gerhard Wagner: Der Fremde als sozialer Typus. Zur Rekonstruktion eines soziologischen Diskurses (9-37); Georg Simmel: Philosophie des Geldes. Drittes Kapitel: Das Geld in den Zweckreihen (Auszug) (39-45); Georg Simmel: Exkurs über den 36 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein) Fremden (47-53); Robert E. Park: Migration und der Randseiter (55-71); Alfred Schütz: Der Fremde. Ein sozialpsychologischer Versuch (73-92); Alfred Schütz: Der Heimkehrer (93110); Paul C.P. Siu: Der Gastarbeiter (111-137); Ulf Hannerz: Kosmopoliten und Sesshafte in der Weltkultur (139-161); Zygmunt Bauman: Der Pilger und sein Nachfolger: Spaziergänger, Vagabunden und Touristen (163-186). [58-F] Mika, Tatjana, Dipl.-Soz.; Mühleck, Kai, M.A. (Bearbeitung); Wegener, Bernd, Prof.Dr. (Leitung): Empirische Gerechtigkeitsanalyse der Bundesrepublik Deutschland 2000: Replikation und Panel INHALT: Das Projekt ist die dritte Replikation des International Social Justice Project (ISJP) für Deutschland. Aus den vorhergehenden Untersuchungen stehen Daten für 13 westliche sowie mittel- und osteuropäische Länder aus den Jahren 1991 und 1996 zur Verfügung. Im Zentrum des Projekts steht die empirische Analyse wahrgenommener Gerechtigkeit. Fünf Schwerpunkte des aktuellen Projekts bilden Konkretisierungen dieser gemeinsamen Basis: 1. die Fortentwicklung der Methodik der Gerechtigkeitsforschung, die ein elaboriertes Instrumentarium zur Erforschung des Funktionierens des Gerechtigkeitssinns entwickelt hat; 2. die Fortsetzung der transitionstheoretischen Arbeiten des ISJP I und des ISJP II; 3. die Untersuchung des Zusammenhangs von Gerechtigkeitsvorstellungen und sozialpolitischen Arrangements; 4. die Verknüpfung von Gerechtigkeitswahrnehmung, politischer Kultur und politischem Handeln in Ost- und Westdeutschland. Einen besonderen Schwerpunkt bildet, fünftens, die Analyse der Stabilität von Einstellungen, insbesondere Einstellungen zur sozialen Gerechtigkeit, Gerechtigkeitswahrnehmung und Gerechtigkeitsideologien. Diese Analysen werden mit Hilfe des Paneldesigns der aktuellen Studie durchgeführt. (S.a. http://www.isjp.de ). ZEITRAUM: 2000-2002 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland METHODE: Analyse länder- bzw. regionenübergreifener und zeitübergreifender Daten; Analyse eines Panels für Deutschland (2000, 2001, 2002) DATENGEWINNUNG: Repräsentative standardisierte Befragung, face to face (Stichprobe: 1.324; wahlberechtigte Bevölkerung in Ostdeutschland - im Jahr 2000; Auswahlverfahren: Zufall, geschichtet. Stichprobe: 1.891; wahlberechtigte Bevölkerung in Westdeutschland; Auswahlverfahren: Zufall, geschichtet). Wiederholungsbefragung (Stichprobe: ca. 300; Unterstichprobe von Befragten in den Jahren 2001 und 2002). Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut. VERÖFFENTLICHUNGEN: Wegener, Bernd: Political culture and post-communist transition. A social justice approach. Introduction. in: Social Justice Research, Jg. 13, 2000, pp. 7582.+++Liebig, Stefan: Lessons from philosophy? Interdisciplinary justice research and two classes of justice judgments. in: Social Justice Research, Jg. 14, 2001, pp. 265-87.+++ Wegener, Bernd: Solidarity, justice, and social change: Germany's ten years of unification. in: Pollack, D.; Jacobs, J.; Müller, O.; Pickel, G. (eds.): Political culture in Central and Eastern Europe. Ashgate: Aldershot 2002.+++Mühleck, Kai; Wegener, Bernd: Ist der Markt gerecht? Ökonomische Wertvorstellungen in Ost und West. in: Humboldt-Spektrum, 2002.+++Mika, Tatjana: Wer nimmt Teil an Panel-Befragungen? Untersuchung über die Bedingungen der erfolgreichen Kontaktierung für sozialwissenschaftliche Untersuchungen. in: ZUMA Nachrichten (im Druck). ARBEITSPAPIERE: Haus, Kalle; Mika, Tatjana: Differenz und Wandel in den Einstellungen zur Verteilungsgerechtigkeit in Ost- und Westdeutschland. ISJPArbeitsbericht, 72. 2001.+++Hauss, Kalle; Mika, Tatjana; Wegener, Bernd: Dokumentation für den deutschen Teil des International Social Justice Project. Replikation 2000. ISJP- soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein) 37 Arbeitsbericht, 75. 2001.+++Jäckle, Nicole; Liebig, Stefan: Das Problem der Non-Attitudes bei Gerechtigkeitseinstellungen und seine Konsequenzen für die Methodik der empirischen Gerechtigkeitsforschung. ISJP-Arbeitsbericht, 84. 2001.+++Hauss, Kalle: Justice ideologies, political culture, and party identification: East and West Germany after unification. Presented at the IX. International Social Justice Conference, Skövde, Sweden, June 17-20. ISJPArbeitsbericht, 79. 2002.+++Mika, Tatjana: Two ways of income politics: between social needs and income satisfaction in four countries in the 1990's. Presented at the IX. International Social Justice Conference, Skövde, Sweden, June 17-20. ISJP-Arbeitsbericht, 81. 2002.+++Lippl, Bodo: Welfare states, justice ideologies and perceived injustice in cross national perspective. Presented at the IX. International Social Justice Conference, Skövde, Sweden, June 17-20. ISJP-Arbeitsbericht, 82. 2002.+++Mühleck, Kai; Wegener, Bernd: Structural and attitudinal determinants of the justice evaluation function. Presented at the IX. International Social Justice Conference, Skövde, Sweden, June 17-20. ISJP-Arbeitsbericht, 83. 2002.+++Jasso, Guillermina; Wegener, Bernd: Methods for empirical justice analysis. Part II - basic research designs and analytic procedures. in: Social Justice Research (in preparation). Presented at the IX. International Social Justice Conference, Skövde, Sweden, June 17-20. ISJP-Arbeitsbericht, 86. 2002.+++Thumfart, Alexander: Politische Kultur, Tugend und Gerechtigkeit. Konzeptionen und empirische Befunde. ISJP-Arbeitsbericht, 89. 2002.+++Hauss, Kalle: Parteiidentifikation und Gerechtigkeitsideologien in Deutschland. Ein Ost-WestVergleich. Berlin, Humboldt-Univ., Inst. f. Sozialwissenschaften, Diplomarbeit. ISJP-Arbeitsbericht, 90. 2002. ART: gefördert BEGINN: 2001-03 ENDE: 2003-02 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Humboldt Universität Berlin, Philosophische Fakultät 03, Institut für Sozialwissenschaften Lehrbereich Empirische Sozialforschung (Unter den Linden 6, 10099 Berlin) KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected]); Mühleck, Kai (e-mail: [email protected]); Mika, Tatjana (e-mail: [email protected]) [59-L] Münch, Richard: Die Grenzen der zivilgesellschaftlichen Selbstorganisation: ein modernisierungstheoretischer Blick auf die amerikanische Debatte über Multikulturalismus, Gemeinsinn und Sozialkapital, in: Berliner Journal für Soziologie, Bd. 12/2002, H. 4, S. 445-465 (Standort: UuStB Köln(38)XG07112; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Der Aufsatz expliziert das von Talcott Parsons entwickelte theoretische Modell der 'gesellschaftlichen Gemeinschaft'. Nach diesem Modell stellen die Vereinigten Staaten einen besonderen, nämlich weit von askriptiven Zugehörigkeiten entfernten Typus der gesellschaftlichen Gemeinschaft dar. Auf diesen Typus wird im Einzelnen eingegangen und seine Struktur herausgearbeitet: zivilgesellschaftliche Selbstorganisation, Pluralismus und kompetitiver Voluntarismus. Im Anschluss daran werden die gegenwärtige Mutation vom Pluralismus zum Multikulturalismus und die damit verbundene Ethnisierung des Kampfes um Gleichheit dargestellt, der im weiteren Verlauf eine Vergeschlechtlichung dieses Kampfes folgt. Vor diesem Hintergrund wird die Frage des verlorenen Gemeinsinns einer in den Gruppenpartikularismus zerfallenden Gesellschaft geklärt: Erscheinungsformen, Ursachen und Fehleinschätzungen." (Autorenreferat) 38 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein) [60-L] Münch, Richard: Die "Zweite Moderne": Realität oder Fiktion?: kritische Fragen an die Theorie der "reflexiven" Modernisierung, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 54/2002, H. 3, S. 417-443 (Standort: UuStB Köln(38)-Haa00277-b; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Die Theorie der reflexiven Modernisierung von Ulrich Beck geht von der Annahme eines seit den 1970er Jahren stattfindenden Epochenwandels von der 'Ersten' zur 'Zweiten Moderne' aus und versucht, diesen Epochenwandel durch die Entwicklungsdynamik der Entgrenzung zu erklären. Die 'lineare' Modernisierung der 'Ersten Moderne' wird von der 'reflexiven' Modernisierung der 'Zweiten Moderne' abgelöst. In diesem Aufsatz werden die Grundannahmen der Theorie reflexiver Modernisierung systematisch einer kritischen Prüfung im Hinblick auf ihre empirische Tragfähigkeit geprüft. Im Einzelnen geht es um die Fragen, ob sich Zeitdiagnose als Grundlage der Modernisierungstheorie eignet, ob sich die 'Zweite Moderne' in der Tat durch gesteigerte Risikoproduktion von der 'Ersten Moderne' unterscheidet, und zwar im Hinblick auf Wissenschaft, Technologie und private Lebensführung, ob sich die 'Zweite Moderne' durch ein gesteigertes Risikobewusstsein und durch eine Steigerung von Pluralität auszeichnet, ob Entgrenzung die Ursache des konstatierten Epochenwandels ist und ob eine verlässliche Risikokontrolle auf den vorhandenen Pfaden der Modernisierung möglich ist oder einen epochalen Institutionenwandel verlangt." (Autorenreferat) [61-L] Naisbitt, John: Das Gesetz der Gesellschaft: Selbstorganisation als Zentrum unserer Zukunft, in: Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Was kommt nach der Informationsgesellschaft? : 11 Antworten, Gütersloh: Verl. Bertelsmann Stiftung, 2002, S. 222-247, ISBN: 3-89204-628-X INHALT: Für den Autor sind die Nachkriegsdemokratien Westeuropas (etwa Großbritannien vor Thatcher) am besten mit dem Begriff "Sozialismus" zu beschreiben. Sozialismus, Kommunismus und Faschismus - für den Autor ist das 20. Jahrhundert geprägt durch zentralistische Steuerung. Sein Gegenentwurf ist die Selbstorganisationsgesellschaft. Ihr wichtigstes Instrument: das Internet. Die Schlüsseltechnologie der Informationsgesellschaft betreibt jedoch schon ihre eigene Ablösung in der gentechnischen Gesellschaft. Die Informationstechnologie wird dabei nur noch die Rolle des Motors übernehmen, den jedes System benötigt, um seine nächste Phase zu erreichen: "Der Computer half uns, den genetischen Code zu knacken, und lieferte so das Handbuch zur gentechnologischen Revolution; das Internet wird die Ablösung des eigenen Zeitalters anstoßen." (ICA2) [62-L] Nassehi, Armin: Exclusion individuality or individualization by inclusion?, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 8/2002, H. 1, S. 124-135 (Standort: UuStB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Der Beitrag beginnt mit einigen Bemerkungen über die unabweisbare Dekonstruktion des Subjektivitätsbegriffs und des Begriffs des autonomen Subjekts als Schlüsselbegriffe modernen westlichen philosophischen Denkens. Eine soziologische Perspektive muss genau dort beginnen, wo ein starker Begriff von Subjektivität endet. Es muss den gesellschaftlichen Hin- soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein) 39 tergrund der empirischen Unterdetermination des Individuums hervorheben und diesen als neue Form sozialer Determination beschreiben. Eine soziologische Perspektive findet ihren Ausgangspunkt in der Beschreibung der Bedingung für das, was der philosophische Begriff der Subjektivität als unbedingtes Fundament behandelt. Dies bedeutet, dass die Soziologie von der Entdeckung des empirischen Individuums innerhalb der Sozialstruktur ausgeht. Davon ausgehend rekonstruiert der Artikel die theoretische Figur der Individualität und Individualisierung aus der Perspektive der Luhmannschen Systemtheorie. In einem zweiten Schritt wird gezeigt, dass Individualität mehr ist als das, was mit Exklusionsindividualität bezeichnet wird. Dies schließt eine Reflexion über die individualisierenden Effekte von Inklusionsroutinen von Funktionssystemen in der modernen Gesellschaft mit ein. Der letzte Punkt entwickelt Schlussfolgerungen hinsichtlich der empirischen Erforschung von Individualisierungsprozessen." (Autorenreferat) [63-L] Neckel, Sighard: Die Mechanismen symbolischer Macht: Kabylen und Kapitalismus ; Einführendes zur Soziologie Pierre Bourdieus, in: Uwe H. Bittlingmayer, Rolf Eickelpasch, Jens Kastner, Claudia Rademacher (Hrsg.): Theorie als Kampf? : zur politischen Soziologie Pierre Bourdieus, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 29-34, ISBN: 3-8100-3352-9 INHALT: Der Beitrag stellt die Grundannahmen, das Erkenntnisinteresse und die politische Stoßrichtung der Kultursoziologie und Gesellschaftstheorie Bourdieus vor. Als theoretischer Leitfaden zieht sich, wie der Autor zeigt, durch alle Studien Bourdieus - von den frühen Arbeiten über die algerischen Kabylen bis zu den Schriften über Das "Elend der Welt" oder "Männliche Herrschaft" - das Bemühen, die falsche Alternative von "objektiver" Strukturanalyse und "subjektiver" Kultur- und Handlungstheorie zu überwinden und die soziale Realität als in sich gedoppelte, stets schon symbolisch vermittelte zu konzipieren. Als Resultat hat Bourdieu daraus eine Theorie "symbolischer Kämpfe" entwickelt, in denen auch und gerade den Intellektuellen eine spezifische (politische) Verantwortung zukommt. Von den Studien über die Kabylei bis zu seinen letzten Schriften hat Bourdieu die Spur zu einer Art von Sozialkritik gelegt, die gegenüber Erfahrungen von Gewalt und Entrechtung dem "Wunsch nach einem Leben ohne Scham" verpflichtet ist. In den letzten Jahren stand dabei Bourdieus Kampf gegen die "Invasion des Neoliberalismus" in die europäische Kultur und Öffentlichkeit im Mittelpunkt seines politischen Engagements. (ICA2) [64-F] Nowak, Jürgen, Prof.Dr. (Bearbeitung): Die Macht des Sozialen - globale Bumerangs oder Globalisierung der Gerechtigkeit INHALT: Es geht um eine soziologische Analyse der im Prinzip einseitigen ökonomischen Globalisierung und deren Rück- und Auswirkungen auf das soziale Zusammenleben (globale Bumerangs). ART: Eigenprojekt BEGINN: 1999-01 ENDE: 2002-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Europa-Institut für Soziale Arbeit an der Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik Berlin (Alice-Salomon-Platz 5, 12627 Berlin) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 030-99245-521, e-mail: [email protected]) 40 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein) [65-L] Richter, Horst-Eberhard: Soziale Verantwortung in der flexibilisierten Gesellschaft, in: Psychosozial, Jg. 25/2002, H. 2 = Nr. 88, S. 7-15 (Standort: UuStB Köln(38)-XG5196; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Auf der Grundlage von Ergebnissen des Giessener Tests, der vom einem Team und dem Autor seit 1968 (1975, 1989, 1994 bis 1999) international eingesetzt wurde und gezeigt hat, wie sich Befinden, Einstellung und soziales Verhalten des westdeutschen Menschen über die Jahre verändert haben, thematisiert der Beitrag den beobachteten Wandel vom Zeitgeist der sozialen Bewegung der 70er Jahre über die stärkere Ich-Betonung und EllbogenMentalität des Neoliberalismus bis hin zu einem seit 1994 beobachtbaren Anstieg des sozialen Wertbewusstseins in der deutschen Bevölkerung. Allerdings lässt die Eigendynamik der technologischen Entwicklung, die eben diese Wandlungen in den Menschen begleitet, doch die Frage aufkommen, ob die technische Verkopplung der Menschen nicht vielmehr ein Defizit an eigentlicher persönlicher Nähe bedeutet. Auch die Gentechnik birgt die Gefahr, soziale Verantwortung und "Ehrfurcht vor dem Menschen" zu untergraben. Trotz leiser Hoffnung sollte nicht vergessen werden, dass das Ziel des immer Größer, Schneller und Weiter und der damit verbundene Allmachtswahn in einer selbstzerstörerischen Katastrophe enden könnten. (ICH) [66-L] Rink, Dieter: Lebensweise, Lebensstile und Lebensführung: soziologische Konzepte zur Untersuchung von nachhaltigem Leben, in: Dieter Rink (Hrsg.): Lebensstile und Nachhaltigkeit : Konzepte, Befunde und Potentiale, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 27-52, ISBN: 3-8100-3112-7 INHALT: Der Autor plädiert dafür, dass in der Lebensstilforschung klar zwischen den Konzepten Lebensführung, Lebensweise und Lebensstil unterschieden und jeweils explizit bestimmt wird, worauf sich das Forschungsinteresse richtet. Angesichts der gegensätzlichen Beurteilungen der sozialwissenschaftlichen Konzepte "Lebensweise" und "Lebensstil" sowie des Verweises auf den Begriff der Lebensführung stellt er sich die Frage, was diese Konzepte zur Erforschung von nachhaltigem Leben taugen. Im vorliegenden Beitrag wird in einem ersten Schritt bestimmt, welche Anforderungen sich aus den unterschiedlichen Ausprägungen des Leitbilds der Nachhaltigkeit und seiner Umsetzung für die Erforschung von nachhaltigem Leben ergeben. Dies wird durch eine Analyse der Thematisierung von Lebensweise und Lebensstil innerhalb von Nachhaltigkeitskonzepten und -Studien herausgearbeitet. Im zweiten Schritt werden die Konzepte Lebensweise, Lebensführung und Lebensstil hinsichtlich ihrer Eignung und möglichen Erklärungskraft im Hinblick auf Nachhaltigkeit ausgelotet. Zu diesen Fragen werden dann weiterführende Vorschläge unterbreitet und mögliche Perspektiven für die umweltsoziologische Forschung skizziert. (ICA) [67-L] Schimank, Uwe; Lange, Stefan: Gesellschaftsbilder als Leitbilder politischer Steuerung, in: Hans-Peter Burth, Ayel Görlitz (Hrsg.): Politische Steuerung in Theorie und Praxis, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2001, S. 221-245, ISBN: 3-7890-7446-2 INHALT: Die Autoren filtern aus der soziologischen Gesellschaftstheorie bestimmte "Gesellschaftsbilder" heraus, die entweder explizit oder implizit als Leitideen für eine politische Ge- soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein) 41 sellschaftssteuerung dienen oder einen heuristischen Zugewinn für künftige PolicyForschungen und Selbstreflexionen der Praktiker darstellen können. Im Rahmen des vorliegenden Beitrags können nur die jeweiligen Kernideen und die zahlreichen Verflechtungen zwischen den Konzepten angedeutet werden. Diese stellen kein bloßes Nebeneinander isolierter Perspektiven dar, sondern einen für Politikwissenschaft und Soziologie gleichermaßen bedeutsamen Argumentationszusammenhang. Skizziert werden folgende Gesellschaftsbilder: gesteuerte Gesellschaft, staatlich verfasste Gesellschaft, polykontexturale Gesellschaft, Organisationsgesellschaft, individualisierte Gesellschaft, Bürger- und Verantwortungsgesellschaft, Risikogesellschaft, Medien- und Inszenierungsgesellschaft, Weltgesellschaft. (ICI2) [68-F] Simonson, Julia, Dipl.-Soz.; Gattig, Alexander, Ph.D. (Bearbeitung); Engel, Uwe, Prof.Dr. (Leitung): Integrationsleistungen der Sozialstruktur. Statusinkonsistenz und strukturelle Bindungen im Wandel westlicher Gesellschaften INHALT: Das Projekt setzt sich zum Ziel, herauszuarbeiten, in welcher Weise sich im Zuge sozialen Wandels die Integrationsleistungen der Sozialstruktur der Bundesrepublik Deutschland und anderer westlicher Gesellschaften verändern. Als Orientierungsrahmen zur Beschreibung sozialen Wandels wird die Individualisierungsthese zugrundegelegt und in termini der Statusinkonsistenztheorie expliziert. Es werden international vergleichende Sekundäranalysen repräsentativer Bevölkerungsumfragen vorgenommen. METHODE: empirische Sozialforschung; Datenanalyse ART: gefördert BEGINN: 2002-04 ENDE: 2005-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Bremen, FB 08 Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Lehrstuhl Soziologie, insb. Statistik und empirische Sozialforschung Prof.Dr. Engel (Postfach 330440, 28334 Bremen) KONTAKT: Leiter (Tel. 0421-218-7403, e-mail: [email protected]) [69-L] Stäheli, Urs; Stichweh, Rudolf: Inclusion/ exclusion: systems theoretical and poststructuralist perspectives, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 8/2002, H. 1, S. 3-7 (Standort: UuStB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Text skizziert einen Überblick über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten systemtheoretischer und poststrukturalistischer Herangehensweisen bei der Erklärung des Zusammenhanges zwischen den Prozessen der Inklusion bzw. Exklusion und der Bildung von sozialen, kulturellen und politischen Identitäten. Poststrukturalistische Untersuchungen betrachten die Bildung kollektiver Identität unter Rückgriff auf politische Machttheorien in der Tradition Gramscis als einen Identifikationsprozess, der aus der Festlegung eines Exklusionsbereiches und den dazugehörigen Individuen resultiert. Die Systemtheorie nach Luhmann hingegen versteht die Konzepte der Inklusion und Exklusion als ein Korrelat funktionaler Differenzierung, das sich aus der Sicht von Funktionssystemen und ihrer Autopoiesis erklärt. Funktionssysteme sind geprägt durch eine Spannung zwischen einer alle Individuen umfassenden Inklusion (z.B. Menschenrechte) und dem Phänomen der Exklusion auf der Ebene der Sozialstruktur. Gemeinsamkeiten beider Erklärungsansätze liegen in der Grundannahme, dass 42 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein) es keine alle einschließende Inklusion gibt und somit Inklusion notwendigerweise das Gegenkonzept Exklusion impliziert. Ebenso wird übereinstimmend die Ansicht vertreten, dass einerseits die Vorstellung einer kompletten Zuordnung eines Individuums, das seine Identität durch mehrfache Inklusion/Exklusion-Vorgänge erhält, kaum realisierbar ist und darüber hinaus soziale und kulturelle Identitäten keineswegs als konstante Kategorien, sondern vielmehr als sich verändernde Identifikationsprozesse anzusehen sind. (ICG) [70-L] Stichweh, Rudolf: Strangers, inclusions, and identities, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 8/2002, H. 1, S. 101-109 (Standort: UuStB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Der Beitrag prüft in historischer und systematischer Perspektive den Zusammenhang zwischen der Soziologie der Inklusion und Exklusion und der Soziologie des Fremden. Inklusion/ Exklusion ist eine neue theoretische Perspektive der Sozialwissenschaften, die auf die Kommunikationsbasierung moderner Sozialsysteme und auf die Pluralisierung von Referenzsystemen für die Teilnahme an Gesellschaft reagiert. Sie entwickelt eine Analytik für die Art und Weise, in der in kommunikationsbasierten Sozialsystemen die personale Umwelt dieser Systeme durch Bezeichnung und Erwartungsbildung eingeschlossen oder durch Nichtbezeichnung und die Auflösung von Erwartungen ausgeschlossen wird. Im Vergleich zu dieser sehr allgemeinen Analytik untersucht die Soziologie des Fremden einen relativ speziellen Fall. Sie gehört zu den Teilstücken soziologischer Theorie, die an eine historische Semantik anknüpfen, in diesem Fall an die überreiche Tradition der Identifikation und der Beschreibung von Fremden und der Erwartungsbildung ihnen gegenüber, die wir in zahllosen historischen Gesellschaften in ausgefeilter Form vorfinden. Drei sozialstrukturelle Prämissen der Soziologie des Fremden werden herausgearbeitet: Diese denkt Partizipation an Sozialsystemen als Mitgliedschaft; sie beschreibt Sozialsysteme als auf sozialer Schließung aufruhend; und sie fasst die Mitglieder von Sozialsystemen als kompakte soziale Objekte auf. Da alle drei Strukturmerkmale durch emergente Strukturen der Moderne dementiert werden, optiert der Aufsatz dafür, die Theorie der Inklusion/ Exklusion und die Soziologie des Fremden als sukzessive historische Modelle der Partizipation von psychisch-personalen Systemen an Gesellschaft zu deuten. Daraus folgt die abschließende Diskussion vor; Strukturveränderungen der Identität in der Moderne. Diese Diskussion betont die Partikularisierung von Identität; ihre Ablösung vom Moment des Authentischen; die Multiplizität von Identitäten und ihre temporale Instabilität. Die Netzwerk-Metapher für soziale Beziehungen wird als ein angemessenes Korrelat dieser Umbauten gedacht. Alle diese Veränderungen im Konzept der Identität hängen mit einer Gesellschaftsstruktur zusammen, die die Partizipation von Personen in die Form multipler Inklusionen bringt." (Autorenreferat) [71-L] Stricker, Beate: Individuelle Solidar-Kreise: Entwurf einer alternativen Gesellschaftsordnung, Münster: Telos Verl. 2002, 211 S., ISBN: 3-933060-07-9 INHALT: "Die 'Individuellen Solidar-Kreise' bezeichnen einen praxisorientierten Gesellschaftsentwurf. Dieses Modell ermöglicht die zufriedenstellende Lebensperspektive möglichst vieler Gesellschaftsmitglieder, die Pluralität von Lebensformen sowie die Einbindung aller Indivi- soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein) 43 duen in stabile Netzwerke. Aus der Analyse verschiedener Gesellschaftsformen und Reformansätze, entwickelt die Autorin ein Konstrukt, welches eine Balance zwischen individueller Freiheit und gesellschaftlichen Belangen auf der Basis einer liberalen Gesellschaft anstrebt. Zugleich wird dieses Gesellschaftsmodell mit den transformierten Bereichen der politischen Partizipation, der Sozialisation, des Arbeitsprozesses sowie der sozialen Arbeit verquickt. Aufgrund des breiten theoretischen Bezugsrahmens, innerhalb dessen Strukturmerkmale moderner Gesellschaften aufgearbeitet und ausführlich diskutiert werden, eignet sich dieses Buch für das Studium und die Prüfungsvorbereitung. Die lexikalische Aufarbeitung verschiedener Themenbereiche wie beispielsweise der Individualisierung, des Wertewandels und der sozialen Netzwerke macht das vorliegende Buch zu einem interessanten Nachschlagewerk. Ein Exkurs in die Ethnologie vermittelt einen spannenden Einblick 'über den Tellerrand' und zeigt zugleich Handlungsansätze zur Lösung gesellschaftlicher Probleme auf. Die 'Individuellen Solidar-Kreise' sind damit ein engagiertes Plädoyer für die elementare Chancengleichheit." (Autorenreferat) [72-L] Treptow, Rainer: Ordnungsbegehren: zum Schematismus von Exklusion und Inklusion, in: Neue Praxis : Zeitschrift für Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sozialpolitik, Jg. 32/2002, H. 2, S. 194-202 (Standort: UuStB Köln(38)-XG2744; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Die von Niklas Luhmann eingeführte Unterscheidung von Exklusion und Inklusion zur systemtheoretischen Rekonstruktion von sozialen Ungleichheiten trifft einen Nerv der Sozialpädagogik: Diese operiert mit der Diskrepanz zwischen dem bürgerlichen Anspruch auf Gleichheit und Gerechtigkeit und der Wirklichkeit sozialer Ungleichheit in ihren Erscheinungsformen der Benachteiligung und des Ausschlusses bestimmter Gesellschaftsmitglieder. Luhmann vertritt die Auffassung, dass mit der Umstellung von der einfachen, segmentären auf die moderne, funktional differenzierte Gesellschaft eine sehr viel höhere (soziale) Mobilität der Gesellschaftsmitglieder zu verzeichnen ist. DieLebensführung der Menschen kommt mit einer Vielzahl von Funktionssystemen in Berührung. Für Luhmann wird damit sichtbar, dass funktionale Differenzierung von Gesellschaft durchaus ohne Inklusion geschehen kann, ja verstärkt Exklusion erwarten lässt. Der "Traum von der immerwährenden Inklusion" der Sozialpädagogik findet - so das Fazit des Autors - damit sein Ende. (ICA) [73-L] Trinczek, Rainer: Globalisierung: in soziologischer Perspektive, in: sowi-onlinejournal : Zeitschrift für Sozialwissenschaften und ihre Didaktik, 2002, H. 1, o.A. (Standort: http://www.sowi-onlinejournal.de/nav_css_js/index-n.htm?/2002-1/soziologie_trinczek.htm) INHALT: "Globalisierung ist ohne Zweifel eines der zentralen ¿catch words' in den sozialwissenschaftlichen Debatten der 1990er Jahre gewesen. In diesem Beitrag wird versucht, relevante Aspekte des einschlägigen soziologischen Diskurses zu skizzieren. Dabei werden fünf Punkte bearbeitet: Zunächst wird eine knappe Begriffsbestimmung von Globalisierung vorgenommen, um dann kurz auf die Geschichte der soziologischen Globalisierungsdebatte einzugehen. In einem dritten Punkt wird ein stichpunktartiger Überblick über die wichtigsten Themenfelder gegeben, die aktuell in der Soziologie unter dem Stichwort 'Globalisierung' bearbeitet werden. Anschließend werden am Beispiel der 'Globalisierung der Wirtschaft' mit der 'objek- 44 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein) tivistischen' und der 'konstruktivistischen' die beiden wesentlichen soziologischen Perspektiven auf die aktuellen Globalisierungsphänomene beschrieben. Schließlich wird abschließend darüber reflektiert, was Globalisierung für die Disziplin Soziologie bedeutet, die bekanntlich traditionell eher nationalstaatlich orientiert ist." (Autorenreferat) [74-L] Ziegler, Holger: Ordnung und Gesellschaft, in: Sozialwissenschaftliche Literatur Rundschau : SLR ; Sozialarbeit, Sozialpädagogik, Sozialpolitik, Gesellschaftspolitik, Jg. 25/2002, H. 44, S. 42-47 (Standort: UuStB Köln(38)-M XG 05303; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Fragen der Konstitution gesellschaftlicher Ordnung thematisiert ebenfalls Holger Ziegler, wenn er Bücher von Soeffner und Stehr hinsichtlich ihrer leitmotivischen Gemeinsamkeiten wie Differenzen heranzieht, um nach Möglichkeiten und Bedingungen der Konstitution von sozialen Akteuren zu fragen. Wichtig scheint dabei das Zusammenspiel der Autoren, bei denen Soeffner sich Fragen kultureller Verortung, der symbolisch - kulturellen Arbeit am Selbst, der Herstellung von individuellen Sinnentwürfen widmet, während Stehr angesichts der Zerbrechlichkeit moderner Gesellschaften die Frage nach den Chancen einer Verwirklichung des Individuums angesichts einer Stagnation der Macht in Wissensgesellschaften in den Mittelpunkt seines Interesses stellt. Entscheidend bleibt zu klären, inwieweit unter den Bedingungen heutiger Vergesellschaftung die Durchsetzung von sozialer Kontrolle und Herrschaft immer mehr an die Beteiligung der Unterdrückten selbst gebunden ist." (Autorenreferat) [75-L] Zündorf, Lutz: Umstrittene Globalisierung: Staat und Welt als Bezugssysteme des Handelns im Prozeß der Globalisierung, in: sowi-onlinejournal : Zeitschrift für Sozialwissenschaften und ihre Didaktik, 2002, H. 1, o.A. (Standort: http://www.sowi-onlinejournal.de/nav_css_js/index-n.htm?/20021/bezugssysteme_zuendorf.htm) INHALT: "In diesem Beitrag wird Globalisierung als Prozess der Umstellung von Bezugssystemen des Denkens und Handelns von 'Staat' auf 'Welt' konzipiert. Von der klassischen Definition des Nationalstaates ausgehend, werden zuerst drei staatszentrierte Bezugssysteme (Rechtsstaat, Sozialstaat, Territorialstaat) skizziert. Im zweiten Schritt werden globale Bezugssysteme (Welt als einheitlicher Markt, als Gefüge von Herrschaftsgebilden, als Konglomerat von Kulturen) umrissen. Die Argumentation läuft darauf hinaus, zu zeigen, dass es sich bei diesen Konzeptionen keineswegs um geschlossene und harmonische Gesellschafts- und Weltbilder handelt; vielmehr enthält jedes der sechs Bezugsysteme spezifische Spannungsund Konfliktlinien, aus denen sich ihre jeweilige Dynamik speist. Im dritten Schritt werden Prozesse der Umstellung der Bezugssysteme in Richtung Globalität auf drei Ebenen analysiert: auf der Ebene umfassender historischer Prozesse, auf der Ebene staatlichen Handelns und auf der Ebene individueller Akteure." (Autorenreferat) soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 3 Sozialstruktur I: Struktur 45 3 Sozialstruktur I: Struktur [76-L] Bertsch, Frank: Armut in Familien: Fragen an den Ersten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, in: Hauswirtschaft und Wissenschaft, Jg. 50/2002, H. 1, S. 35-40 INHALT: "Der erste Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung wirft Licht und Schatten. Dieser Beitrag erörtert seine Schwachstellen unter familienpolitischen Aspekten - als Anregung für künftige Berichte. Bereits bei der Analyse der sozialen Lage zeigen sich systematische Lücken. So bleibt die eigentliche Lebenslagenanalyse hinter der Ressourcenanalyse weit zurück, und die Ressourcenanalyse vertraut zu einseitig auf die Analyse der Einkommen. Die Schlüsselrolle humaner Ressourcen für die Alltagsbewältigung privater Haushalte und bei der Erziehung der nachwachsenden Generationen ist dem Bericht weitgehend entgangen. Auch die Einkommensverhältnisse werden nicht transparent genug. Beispielsweise gibt es eine sozialstaatliche Lücke in höchst sensiblen Familienphasen, die zu einer sozialen Enttäuschung junger Familien führt. Diese Vertrauenseinbuße in Staat und Gesellschaft ist das falsche Signal für ein Land mit demografischen Problemen. Der erste Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung hat dies noch nicht verstanden." (Autorenreferat) [77-F] BIS Berliner Institut für Sozialforschung GmbH: Privilegierte Lebenslagen als Grundlage sozialer Hierarchie. Eine Studie im Rahmen der Armuts- und Reichtumsberichterstattung der Bundesregierung INHALT: Die Lebenschancen sind in unserer Gesellschaft deutlich ungleich verteilt. Aber die Frage, wie soziale Chancen intergenerationell vererbt und damit soziale Hierarchien reproduziert werden, ist weitgehend ungeklärt. Große Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang dem Bildungssystem zu. Welche Zusammenhänge bestehen zwischen sozialer Herkunft, Bildungschancen und dem Zugang zu privilegierten Berufen? Dem Selbstverständnis und den gesellschaftlichen Erwartungen nach sind Eliten immer auch dem Gemeinwohl verpflichtet. Welche Faktoren und Konstellationen fördern bzw. hemmen ihr gemeinwohlorientiertes Engagement? Worin besteht der gemeinschaftliche Nutzen? Welchen Umfang hat das gemeinwohlorientierte Engagement, das sich in Stiftungsaktivitäten niederschlägt? METHODE: Forschungsvorgehen: Baustein 1: Begriffliche und methodische Bestimmung "privilegierter Lebenslagen". Baustein 2: Sichtung und Bewertung quantitativer und qualitativer Literatur zum Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Zugang zu privilegierten Berufen; Identifizierung offener Forschungsfragen; Experteninterviews (N=10) u.a. mit Personalberatern. Baustein 3: Fallstudien (N=15) zum Beitrag gemeinwohlorientierten Engagements durch Angehörige der Elite zur gesellschaftlichen Entwicklung; Identifizierung fördernder und hemmender Bedingungen für gemeinwohlorientiertes Handeln; Erarbeitung eines Überblicks über den Stand von Stiftungsaktivitäten. Erarbeitung eines Untersuchungsansatzes zum Zusammenhang zwischen der Reproduktion sozialer Hierarchie, Elitenbildung und Machtfaktoren einerseits und gemeinwohlorientiertem Engagement andererseits. ART: Auftragsforschung AUFTRAGGEBER: Bundesregierung FINANZIERER: Auftraggeber INSTITUTION: BIS Berliner Institut für Sozialforschung GmbH (Ansbacher Str. 5, 10787 Berlin) KONTAKT: Institution (Tel. 030-310009-0, Fax. 030-310009-66, e-mail: [email protected]) 46 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 3 Sozialstruktur I: Struktur [78-L] Budowski, Monica; Tillmann, Robin; Bergmann, Manfred Max: Poverty, stratification, and gender in Switzerland, in: Schweizerische Zeitschrift für Soziologie, Vol. 28/2002, Issue 2, S. 297-317 (Standort: UuStB Köln(38)-BP04865; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "In dieser Arbeit setzen wir Armut, soziale Stratifikation und Gender mit Daten des Schweizer Haushalt-Panels zueinander in Beziehung. Es ist schon lange bekannt, dass es zu einfach ist, Armut lediglich als ein finanzielles Einkommen, das unter eine zufällig gesetzte Armutsgrenze fällt, zu konzeptualisieren. Deshalb konzeptualisieren wir Armut als eine Kombination von tiefem Einkommen und Deprivation bezüglich eines 'generellen' Lebensstandards. Die Fragen, die wir angehen, sind: 'Was sind die sozio-demografischen Merkmale der Armen?', 'Existiert ein geschlechtsspezifisches Muster von Armut?', und 'Wie sehen die Beziehungen zwischen sozialer Stratifikation, Gender und Armut aus?'. Die Ergebnisse zeigen, dass Haushalte, die am häufigsten von Armut betroffen sind, diejenigen sind, bei denen eine Frau am meisten Einkommen einbringt. Weiter unterscheiden sich die soziodemografischen Merkmale der als arm klassifizierten Haushalte gemäss dem Geschlecht der Person, die am meisten zum Haushaltseinkommen beiträgt. Unter der erwerbstätigen Bevölkerung war die soziale Stratifikation bei weitem der wichtigste Faktor zur Bestimmung von Armut, wichtiger als Geschlecht, Nationalität oder Bildungsabschluss." (Autorenreferat) [79-L] Eder, Klaus: Klasse, Macht und Kultur: zum Theoriedefizit der Ungleichheitsforschung, in: Anja Weiß, Cornelia Koppetsch, Albert Scharenberg, Oliver Schmidtke (Hrsg.): Klasse und Klassifikation : die symbolische Dimension sozialer Ungleichheit, Opladen: Westdt. Verl., 2001, S. 27-60, ISBN: 3-531-13749-2 INHALT: Der vorliegende Beitrag enthält eine Kritik der kulturalistischen Wende der Ungleichheitsforschung und zeigt die methodischen und theoretischen Implikationen für eine Strukturanalyse sozialer Ungleichheit auf. Nicht nur im öffentlichen Bewusstsein ist die Vorstellung einer über soziale Klassen sich konstituierenden Gesellschaft verschwunden, auch die sozialwissenschaftliche Theorie hat dieses Konzept ad acta gelegt und die Klassenanalyse als überholt erklärt. Übrig bleiben nur mehr Individuen, die sich im Diskurs über den sich durchsetzenden Kapitalismus dadurch unterscheiden, wie sie mit der ökonomischen Logik dieses Systems umzugehen verstehen. Individualisierung ist also die sozialwissenschaftliche Antwort auf die gesellschaftstheoretische Frage, was den Kapitalismus zusammenhält. Die soziale Ungleichheit wird durch die natürliche Ungleichheit zwischen Individuen ersetzt, d.h. die kultursoziologische Wende der Ungleichheitsforschung basiert auf einer Gesellschaftstheorie, die das Soziale auf das Kulturelle - den Geschmack - reduziert. Die traditionelle Sozialforschung hat dieser Entschärfung der Ungleichheitsforschung dadurch Vorschub geleistet, dass sie die Ungleichheitsforschung von einer Strukturtheorie moderner Gesellschaft abgekoppelt hat. Sie hat dies weitgehend aus gesellschaftspolitischen Gründen und in der Abwehrreaktion auf Marx und die marxistische Klassentheorie getan. Die Folgen lassen sich auf die Formel "zu viel Kultur" und "zu wenig Struktur" bringen. (ICI2) soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 3 Sozialstruktur I: Struktur 47 [80-F] Geiling, Heiko, Prof.Dr.; Häußermann, Hartmut, Prof.Dr.; Hamedinger, Alexander, Dr.; Heinelt, Hubert, Prof.Dr.; Holzinger, Elisabeth, Dr.; Kronauer, Martin, Dr.; Läpple, Dieter, Prof.Dr.; Schneider-Sliwa, Rita, Prof.Dr.; Tönnies, Gerd, Dr. (Bearbeitung); Dangschat, Jens S., Prof.Dr. (Leitung): Lebensstile, soziale Lagen und Siedlungsstrukturen INHALT: 1. Beschreibung der sozialen Ungleichheit in Stadtregionen, insbesondere hinsichtlich der Wechselwirkungen zwischen sozioökonomischen (vertikalen) und sozio-kulturellen (horizontalen) Strukturen sowie deren kultureller Reproduktion in sozialen Milieus und der individuellen Gestaltung der Alltagswelten (Lebensstile); 2. Analyse, inwieweit sich soziale Ungleichheiten in den Raum übertragen und als Segregationsmuster niederschlagen; 3. Untersuchung der Möglichkeiten, mit Instrumenten der Planung den Problemen sozialer Konzentration zu begegnen. METHODE: Untersuchung der räumlichen Auswirkungen sozialer Ungleichheit im Rahmen eines interdisziplinären Verbundforschungsvorhabens (ARL-Arbeitskreis) DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen. Aktenanalyse, offen. Gruppendiskussion. VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Diverse Arbeitspapiere als Sitzungsunterlagen. ART: Auftragsforschung BEGINN: 2000-01 ENDE: 2002-06 AUFTRAGGEBER: Akademie für Raumforschung und Landesplanung -ARL- FINANZIERER: Institution; Auftraggeber INSTITUTION: Österreichisches Institut für Raumplanung (Franz Josefs-Kai 27, 1011 Wien, Österreich); Akademie für Raumforschung und Landesplanung -ARL- (Hohenzollernstr. 11, 30161 Hannover); Soziologisches Forschungsinstitut e.V. an der Universität Göttingen SOFI- (Friedländer Weg 31, 37085 Göttingen); Technische Universität Wien, Institut für Stadt- und Regionalforschung (Karlsgasse 13, 1040 Wien, Österreich); Technische Universität Darmstadt, FB 02 Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft (Residenzschloß, 64283 Darmstadt); Technische Universität Hamburg-Harburg, FSP 1 Stadt, Umwelt und Technik Arbeitsbereich 1-06 Stadt- und Regionalökonomie, Stadt- und Regionalsoziologie (Woellmerstr. 1, 21071 Hamburg); Humboldt Universität Berlin, FB 05 Sozialwissenschaften, Institut für Politikwissenschaften Lehrstuhl Stadt- und Regionalsoziologie (Unter den Linden 6, 10117 Berlin); Universität Basel, Philosophisch-Naturwissenschaftliche Fakultät, Geographisches Institut (Klingelbergstraße 16, 4056 Basel, Schweiz); Universität Hannover, FB Geschichte, Philosophie und Sozialwissenschaften, Arbeitsgruppe Interdisziplinäre Sozialstrukturforschung -agis- (An der Christuskirche 18, 30167 Hannover) KONTAKT: Leiter (Tel. 0043-1588-0126640, Fax: 0043-1588-0126691, e-mail: [email protected]); Auftraggeber (Tel. 0511-34842-0, e-mail: [email protected]) [81-L] Geißler, Rainer: Die Sozialstruktur Deutschlands: die gesellschaftliche Entwicklung vor und nach der Vereinigung ; mit einem Beitrag von Thomas Meyer, Wiesbaden: Westdt. Verl. 2002, 512 S., ISBN: 3-531-32923-5 INHALT: "Das Buch bietet einen umfassenden Überblick über die sozialstrukturelle Entwicklung und die Perspektiven des sozialen Wandels in Deutschland vor und nach der Wiedervereinigung. Durch die vergleichende Gegenüberstellung der Verhältnisse in DDR und Bundesrepublik bzw. neuen und alten Bundesländern werden dabei Unterschiede und Gemeinsamkeiten 48 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 3 Sozialstruktur I: Struktur herausgearbeitet. Auf empirischer Grundlage werden die folgenden Teilbereiche dargestellt: Bevölkerungsentwicklung, materielle Lebensbedingungen, soziale Ungleichheiten und Schichtstrukturen, Umschichtungsprozesse in wichtigen Gruppen (Eliten, Dienstleistungsschichten, Selbständige, Bauern, Arbeiterschichten, Randschichten, ethnische Minderheiten), soziale Mobilität, Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern, Bildungssystem und Familienstrukturen. Alle Kapitel enthalten auch eine Zusammenfassung des Forschungsstandes zum sozialen Umbruch in den neuen Bundesländern. Insgesamt wird so eine Bilanz zur deutschen Vereinigung aus der Perspektive der Sozialstrukturanalyse gezogen. Für die dritte Auflage wurde das Buch gründlich überarbeitet und teilweise neu geschrieben. Bis zuletzt wurden aktuelle Daten in den Text eingearbeitet. Dadurch konnten die realen gesellschaftlichen Veränderungen und die wichtigsten Fortschritte der Sozialstruktur- und Ungleichheitsforschung seit Mitte der 90er Jahre bis heute angemessen berücksichtigt werden." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Zum Begriff der Sozialstruktur (19-22); Die Entstehung der Industriegesellschaft: sozioökonomischer Wandel im 19. Jahrhundert (23-48); Rainer Geißler und Thomas Meyer: Struktur und Entwicklung der Bevölkerung (49-80); Die Entwicklung der materiellen Lebensbedingungen (81-109); Soziale Klassen und Schichten - soziale Lagen soziale Milieus. Modelle und Kontroversen (110-144); Eliten (145-166); Selbstständige, bürgerlicher Mittelstand, Bauern (167-196); Dienstleistungsschichten und industrielle Dienstleistungsgesellschaft (197-229); Arbeiterschichten: Entproletarisierung und Differenzierung (230-244); Deutsche Randschichten: Arme - Obdachlose - Langzeitarbeitslose (245-281); Ethnische Minderheiten (282-310); Soziale Mobilität (311-332); Bildungsexpansion und Wandel der Bildungschancen. Veränderungen im Zusammenhang von Bildungssystem und Sozialstruktur (333-364); Die Entwicklung der sozialen Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern (365-400); Thomas Meyer: Private Lebensformen im Wandel (401-433); Grundlinien der Entwicklung zu einer modernen Sozialstruktur (434-454). [82-L] Grundmann, Siegfried: Räumliche Disparitäten in der DDR, in: Lothar Mertens (Hrsg.): Soziale Ungleichheit in der DDR : zu einem tabuisierten Strukturmerkmal der SED-Diktatur, Berlin: Duncker & Humblot, 2002, S. 159-201, ISBN: 3-428-10523-0 INHALT: Der Autor versteht räumliche Disparitäten als Niveauunterschiede der Lebensbedingungen in verschiedenen Territorien, die neben anderen Unterschieden in Gestalt von sozialer Schichtung und Spaltungen zwischen Geschlechtern, Alters- und Qualifikationsgruppen, Berufen und Ethnien bestehen. Er beschreibt zunächst die Indikatoren zur Messung räumlicher Disparitäten, um im Anschluss daran die räumlichen und regionalen Disparitäten in der DDR am Beispiel der Faktoren "Umwelt", "Arbeit", "Wohnen", "Wohnort/Infrastruktur/Dienstleistungen" und "Wanderungsverhalten der Bevölkerung" näher zu untersuchen. Er bezieht sich dabei auf die im Jahre 1987 unter seiner Leitung durchgeführte empirische Erhebung "Sozialstruktur und Lebensweise in Städten und Dörfern". Hinsichtlich der sozialen Schichtung stellt er in Übereinstimmung mit anderen Forschungsergebnissen fest, dass diese Unterschiede eher zu gering als zu groß gewesen sind. Die DDR war eine "nivellierte Arbeiter- und Bauerngesellschaft" mit dominant egalitären Tendenzen. Dies kann jedoch für die räumlichen Disparitäten nicht behauptet werden, im Gegenteil: regionale Disparitäten haben wesentlich zum Zusammenbruch der DDR beigetragen. (ICI) soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 3 Sozialstruktur I: Struktur 49 [83-L] Honneth, Axel: Organisierte Selbstverwirklichung: Paradoxien der Individualisierung, in: Axel Honneth (Hrsg.): Befreiung aus der Mündigkeit : Paradoxien des gegenwärtigen Kapitalismus, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2002, S. 141-158, ISBN: 3-593-37080-8 INHALT: Der Beitrag befasst sich mit dem Prozess der Individualisierung und seinen Struktureigentümlichkeiten, die sich aus dem ambivalenten Charakter des Individualisierungsbegriffes ergeben. Denn unter Individualisierung ist "zugleich das äußere Faktum einer Zunahme an individuellen Eigenschaften wie auch das 'innere' Faktum gestiegener Eigenleistungen des Subjekts" zu verstehen. Die Ausführungen orientieren sich an der These, "dass die Ansprüche auf individuelle Selbstverwirklichung, die durch das historisch einmalige Zusammentreffen von ganz unterschiedlichen Individualisierungsprozessen in den westlichen Gesellschaften vor dreißig, vierzig Jahren rapide angewachsen sind, inzwischen so stark zu einem institutionalisierten Erwartungsmuster der sozialen Reproduktion geworden sind, dass sie ihre innere Zweckbestimmung verloren haben und vielmehr zur Legitimationsgrundlage des Systems geworden sind". Bei der Erläuterung werden zunächst in einem historischen Rückblick die jeweils unabhängig voneinander entstandenen Individualisierungsprozesse in westeuropäischen Ländern skizziert. Im Anschluss erfolgt eine Rekonstruktion der wesentlichen sozialen Prozesse, die im Verlauf der weiteren Jahrzehnte für eine Wandlung der individuell gewachsenen Ansprüche in institutionelle Erwartungsmuster, die "nun den Subjekten als Forderungen wie von außen entgegentreten", gesorgt haben. In einem Ausblick beschreibt der Autor schließlich die sozialpsychologischen und klinischen Indikatoren, die Grund zu der Annahme geben, "dass der paradoxale Umschlag des Individualisierungsprozesses zu einer Vielzahl von neuen, sowohl materiellen wie psychischen Formen des sozialen Leidens zu führen droht". (ICG) [84-L] Hüning, Hasko; Herkommer, Sebastian; Bischoff, Joachim: Unsere Klassengesellschaft: verdeckte und offene Strukturen sozialer Ungleichheit, Hamburg: VSA-Verl. 2002, 242 S., ISBN: 3-87975-861-1 INHALT: "Zeitdiagnosen sind nicht unabhängig von den Gesellschaftstheorien, die ihnen explizit oder implizit zugrunde liegen. Wir beobachten eine Konjunktur neuer Begriffe zur Kennzeichnung unserer gegenwärtigen Gesellschaft und ihrer wahrscheinlichen Entwicklung. Aus der Fülle der Bezeichnungen gilt es, die zentrale Problemstellung herauszuarbeiten, um die Frage nach der Fruchtbarkeit von Klassenanalysen beantworten zu können. Als einen unzeitgemäßen Vorschlag hat z.B. Paul Nolte in einem ZEIT-Essay seine Forderung bezeichnet, gegen die öffentliche Verdrängung sozialer Ungleichheit anzukämpfen. 'Wenn den Politikern das Bewusstsein dafür fehlt, in welcher Gesellschaft wir leben, und die Begriffe nicht mehr zur Verfügung stehen, um das auszudrücken, führt dies zu einem Realitätsverlust und zu einem Mangel an Problemlösungsfähigkeit, den sich keine Demokratie auf Dauer leisten kann.' Es sind in der Tat die sozialen Probleme, insbesondere die sich weit öffnende Schere zwischen Reichtum und Armut (weltweit und in den reichsten kapitalistischen Gesellschaften selbst) sowie die mit der Massen- und Dauerarbeitslosigkeit sich verschärfenden Phänomene sozialer Ausgrenzung, die in den Sozialwissenschaften am Ende des letzten Jahrhunderts zu einer Wiederbelebung von Klassentheorie geführt haben und die Dringlichkeit empirischer Klassenanalysen unterstreichen. Die Aktualität der Klassenanalyse liegt also darin begründet, dass die in der fordistischen Prosperitätskonstellation gezähmten und latent gehaltenen Klas- 50 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 3 Sozialstruktur I: Struktur sengegensätze in der Krise des Fordismus wieder aufgebrochen und offen zutage getreten sind. Es ist keine Frage, dass in dieser Situation des Bruchs in der Kontinuität der kapitalistischen Dynamik auch eine Chance enthalten ist." (Autorenreferat) [85-L] Jürgens, Kerstin: Alltägliche Lebensführung als Dimension sozialer Ungleichheit?, in: Margit Weihrich, G. Günter Voß (Hrsg.): tag für tag : Alltag als Problem - Lebensführung als Lösung?, München: Hampp, 2002, S. 71-94, ISBN: 3-87988-678-4 INHALT: "Kerstin Jürgens mahnt in ihrem Beitrag die noch immer ausstehende Untersuchung der Verschränkung von Lebensführungen untereinander an; schließlich reproduziere sich in dieser Verschränkung soziale Ungleichheit. Die Alltägliche Lebensführung fungiere als Ressource oder Restriktion für bestimmte soziale Positionierungen; immer mehr komme es hierbei auf die Qualifikation an, Verhandlungen führen zu können, was offene Lebensführungen kennzeichne. Lebensführung fungiere so als kulturelles Kapital und werde in dem Maße zur Dimension sozialer Ungleichheit, als es von ihrer Verfasstheit abhänge, ob man dem 'Flexibilitätsimperativ' nachzukommen in der Lage sei. In der Diskussion wurde angemahnt, daß weiter offen geblieben ist, welche Folgen bestimmte Lebensführungen haben. Womöglich müsse der Anspruch, Lebensführungsregeln, Probleme und Folgen in einem komplexen setting miteinander in Beziehung setzen zu wollen, scheitern. Man könne gar nicht alle Selektionsfaktoren kennen; jedoch seien Aussagen darüber möglich, unter welchen Bedingungen bestimmte Problemkonstellationen auftreten, welche Lösungen möglich sind und welche Folgen diese Lösungen wiederum haben können." (Autorenreferat) [86-L] Kleineberg, Michael: Soziale Netze als Grundlage der russischen Sozialstruktur, in: Ingrid Oswald, Eckhard Dittrich, Viktor Voronkov (Hrsg.): Wandel alltäglicher Lebensführung in Russland : Besichtigungen des ersten Transformationsjahrzehnts in St. Petersburg, Münster: Lit Verl., 2002, S. 39-64, ISBN: 3-8258-5805-7 INHALT: Der Beitrag zielt auf eine Integration der Netzwerkforschung in die Transformationsforschung. Der Verfasser verweist auf die prägende Bedeutung und Reichweite sozialer Netzwerkbeziehungen in realsozialistischen Gesellschaften, die als konstitutiv für die Verfasstheit dieser Gesellschaften angesehen werden können. Auch unter den heutigen Bedingungen des postsozialistischen Umbruchs, so wird gezeigt, hat die Bedeutung sozialer Netze nicht nachgelassen. Sie stellen vielmehr unter den aktuellen Bedingungen gesteigerter Unsicherheit eine aktive Anpassungsstrategie dar. Die Folgen einer solchen netzwerkartigen Integration sind differenziert zu bewerten und können nicht auf Phänomene ("mafioser") sozialer Schließung reduziert werden. (ICE2) [87-L] Klenner, Christina: Geschlechtergleichheit in Deutschland?, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2002, B 33/34, S. 17-28 (Standort: http://www.bpb.de/publikationen/WXM7T4,0,0,Geschlechtergleichheit_in_Deutschland.html; UuStB Köln(38)-Ztg00926-a; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 3 Sozialstruktur I: Struktur 51 INHALT: "Von Geschlechtergleichheit zwischen Frauen und Männern im sozialen Sinne kann in Deutschland gegenwärtig nicht die Rede sein. Zwar gibt es in einigen Bereichen Angleichungsprozesse, so zum Beispiel bei den geschlechtsspezifischen Erwerbsquoten und in der politischen Partizipation, doch in anderer Hinsicht weisen die Ungleichheiten zulasten von Frauen ein großes Beharrungsvermögen auf. So haben sich die Relationen hinsichtlich der Erwerbseinkommen und bei Führungspositionen kaum verbessert. Neben den Benachteiligungen der Frauen als soziale Gruppe sind jedoch Differenzierungen innerhalb der Gruppen der Frauen und der Männer zu betrachten. Auch die Situation in West- und Ostdeutschland unterscheidet sich erheblich und die Entwicklungen sind teilweise gegenläufig." (Autorenreferat) [88-L] Kürsat-Ahlers, Elcin: Stigmatisierung, Diskriminierung und ethnische Schichtung, in: Hartmut M. Griese, Elcin Kürsat-Ahlers, Rainer Schulte, Massoud Vahedi, Hans-Peter Waldhoff (Hrsg.): Was ist eigentlich das Problem am "Ausländerproblem"? : über die soziale Durchschlagskraft ideologischer Konstrukte, Frankfurt am Main: IKO-Verl. f. Interkulturelle Kommunikation, 2002, S. 47-98, ISBN: 388939-639-9 INHALT: Der Beitrag begründet folgende These und Perspektive der Argumentation: Das Problem am "Ausländerproblem" ist, dass Gruppen von Menschen wegen ihrer fremden ethnischkulturellen Herkunft in ihrer Würde, ihrer Persönlichkeitsentwicklung und ihren Lebenschancen beeinträchtigt und von den universalistischen Gleichheitskriterien de facto ausgeschlossen sind. Mittels der "Stigma"-Theorie von Goffman (sie ist sozialkonstruktivistisch angelegt) werden diskriminierungstheoretische Überlegungen zum Konzept der (internationalen) "ethnischen Schichtung als etabliertem System kollektiver Diskriminierung" entwickelt. Die Ausführungen zeigen insgesamt Folgendes: Es handelt sich bei ethnischer Schichtung um die Verlagerung von direkter, offener Diskriminierung in strukturelle Diskriminierung. Sie bewirkt Segregation und soziale Statusvererbung. Formale (juristische) Gleichheit, so das Fazit, schließt "strukturelle Diskriminierung" keineswegs aus. (ICA2) [89-L] Levy, Rene: Meso-social structures and stratification analysis - a missing link?, in: Schweizerische Zeitschrift für Soziologie, Vol. 28/2002, Issue 2, S. 193-215 (Standort: UuStB Köln(38)-BP04865; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Die gängige Schichtungsforschung beruht auf einer Reihe stillschweigender Annahmen über die Homogenität des sozialen Raums bezüglich Kristallisation der Ungleichheitsdimensionen und meso-sozialer Strukturen. Drei solcher Annahmen werden als Hypothesen ausformuliert und diskutiert, keine davon trifft plausiblerweise auf westliche Gegenwartsgesellschaften zu. Daraus folgt, dass die häufig unbefriedigenden Resultate in der Schichtungsforschung eher auf die Vernachlässigung wichtiger meso-struktureller Variationsquellen zurückzuführen sind als auf den angeblichen Bedeutungsverlust der sozialen Schichtung im Alltagsleben." (Autorenreferat) 52 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 3 Sozialstruktur I: Struktur [90-L] Luckmann, Thomas: Sinn in Sozialstruktur, in: Soziologische Perspektiven auf "Norm und Symbol", 2000, S. 70-83 (Standort: UuStB Köln(38)-20020107395; Graue Literatur) INHALT: Der Autor skizziert einige Antworten auf die allgemeine Frage, was "Soziales im Kulturellen" und "Kulturelles im Sozialen" ausmache. Er fragt zunächst danach, ob die übliche Trennung von "Sozialem" und "Kulturellem" grundsätzlich haltbar sei, wenn man diese Bereiche nicht nur als analytische Hilfskategorien versteht. Wenn soziales Handeln sinnhaft ist und etwas hervorbringt, das mit den Begriffen von Kultur und Sozialstruktur bezeichnet wird, kann Sinnhaftes seiner Meinung nach nicht auf Kultur beschränkt sein. Um der Frage nachzugehen, wie aber die Unterscheidung von Kultur und Sozialem dennoch auf andere Weise in die Strukturen der Lebenswelt eingeht, skizziert der Autor den Prozess, wie sich Sinn und Bedeutung im Handeln konstituieren. Er bezieht sich dabei zum einen auf die phänomenologische Beschreibung der Konstitution der menschlichen Lebenswelt in intentionalen Vorgängen. Er betrachtet zum anderen den erfahrungswissenschaftlichen Ansatz der vielfältigen menschlichen Konstruktionen geschichtlicher Gesellschaften. (ICI2) [91-L] McKibbin, Ross: Classes and cultures: a postscript, in: Mitteilungsblatt des Instituts für Soziale Bewegungen, 2002, No. 27, S. 153-165 INHALT: Der Autor hat mit dem Buch "Classes and Cultures" ein einflussreiches Buch über die Geschichte Großbritanniens im 20 Jahrhundert, genauer, über die englische Gesellschaft zwischen 1918 und 1951 vorgelegt. Das Buch beschreibt die Klassenstruktur Englands einschließlich der Themen Erziehung und Bildung, soziale Mobilität, Religion, Sexualität und Sexualmoral, Sport, Musik, Film, Rundfunk und Literatur. Generell kennzeichnend für diesen Abschnitt der englischen Geschichte war ein homogenes Klassenbewusstsein in allen Schichten der Gesellschaft. Die relativ scharfe Segregation spiegelte sich auch in der politischen Kultur des Landes mit einer "klassenbewussten" Arbeiterschaft mit stark ausgeprägtem Traditionsbewusstsein wieder. Die Erosion und Nivellierung dieses Gesellschaftsmodells erfolgte erst relativ spät in den 80er Jahren, mit der Folge eines einschneidenden Umbaus der Gesellschaft unter Thatcher und Blair. (ICA) [92-L] Mertens, Lothar: 'Was die Partei wusste, aber nicht sagte...': empirische Befunde sozialer Ungleichheit in der DDR-Gesellschaft, in: Lothar Mertens (Hrsg.): Soziale Ungleichheit in der DDR : zu einem tabuisierten Strukturmerkmal der SED-Diktatur, Berlin: Duncker & Humblot, 2002, S. 119-157, ISBN: 3-428-10523-0 INHALT: Der Autor zeigt anhand der Einkommensunterschiede, der Ungleichheit von Frauen und der Wohnverhältnisse, wie groß einerseits die sozialen Unterschiede in der DDR gewesen sind und in welchem Umfang dieser Tatbestand andererseits der Partei- und Staatsführung bekannt war. Die Quellengrundlage für die Analyse sind insbesondere Dissertationen, die an der Ost-Berliner Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim Zentralkomitee der SED angenommen wurden. Bei den empirischen Daten handelt es sich um die "Ergebnisse einer repräsentativen soziologischen Untersuchung in der zentralgeleiteten sozialistischen Industrie soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 3 Sozialstruktur I: Struktur 53 der DDR" aus dem Jahre 1973, deren Material bis zur Wende unveröffentlicht blieb. Die Analyse zeigt, dass soziale Ungleichheitsstrukturen in der sich sozialistisch verstehenden DDR-Gesellschaft weiter fortbestanden und mit den Dimensionen Macht, politische Privilegien, Bildung, Qualifikation und informelle Beziehungen erfasst werden konnten. Obwohl die SED um die wahren sozialstrukturellen Gegebenheiten und sozialen Ungleichheiten wusste, wurden "Potemkinsche Dörfer" über die vorgebliche Annäherung der sozialen Klassen in der sozialistischen Gesellschaft aufgebaut, da "real nicht sein konnte, was ideologisch nicht sein durfte". (ICI) [93-L] Mertens, Lothar (Hrsg.): Soziale Ungleichheit in der DDR: zu einem tabuisierten Strukturmerkmal der SEDDiktatur, (Schriftenreihe der Gesellschaft für Deutschlandforschung e.V., Bd. 82), (Tagung "Soziale Ungleichheit in der DDR. Zu einem tabuisierten Strukturmerkmal der SED-Diktatur", 2000, Tutzing), Berlin: Duncker & Humblot 2002, 201 S., ISBN: 3-428-10523-0 INHALT: "Der vorliegende Sammelband enthält die Referate einer weiteren Kooperationstagung der Fachgruppe Sozialwissenschaft der Gesellschaft für Deutschlandforschung e.V. mit der Akademie für politische Bildung, Tutzing, zum Thema 'Soziale Ungleichheit in der DDR. Zu einem tabuisierten Strukturmerkmal der SED-Diktatur', die vom 17.-20. April 2000 in der Akademie für politische Bildung in Tutzing stattfand. Die hier publizierten Beiträge beleuchten mit der gebotenen wissenschaftlichen Distanz an ausgewählten Beispielen aus verschiedenen Gesellschaftsbereichen exemplarisch die Ungleichheit in der DDR, welche in der kommunistischen Diktatur weitgehend tabuisiert wurde und die heute, zwölf Jahre nach der deutschen Vereinigung, immer mehr in Vergessenheit gerät." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis Lothar Mertens: Ungelöstes gesellschaftliches Problem: Ehescheidungen in der DDR (955); Annette Kaminsky: Ungleichheit in der SBZ/ DDR am Beispiel des Konsums: Versandhandel, Intershop und Delikat (57-79); Ilse Nagelschmidt: Frauenliteratur der DDR im Spannungsfeld zwischen Aufbegehren und Ausbruch: Zwischen Identitätsverlust und Identitätsgewinn (81-102); Peter Maser: Benachteiligung durch Religiosität: Ungleichbehandlung von Gläubigen (103-118); Lothar Mertens: 'Was die Partei wusste, aber nicht sagte ...'. Empirische Befunde sozialer Ungleichheit in der DDR-Gesellschaft (119-157); Siegfried Grundmann: Räumliche Disparitäten in der DDR (159-201). [94-L] Müller, Hans-Peter: Die drei Welten der sozialen Ungleichheit: Belohnungen, Prestige und Citizenship: ein Blick zurück auf Talcott Parsons und die funktionalistische Schichtungstheorie, in: Berliner Journal für Soziologie, Bd. 12/2002, H. 4, S. 485-503 (Standort: UuStB Köln(38)-XG07112; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Talcott Parsons' Auseinandersetzung mit dem Problem sozialer Ungleichheit ist in der Soziologie mittlerweile in Vergessenheit geraten, die funktionalistische Schichtungstheorie gilt als erledigtes Stück Theoriegeschichte. Der Blick zurück macht jedoch deutlich, dass von einer einheitlichen funktionalistischen Schichtungstheorie nicht die Rede sein kann. Die These des Aufsatzes lautet daher, dass mindestens drei Versionen der Theorie auseinander gehalten werden müssen: Erstens die Belohnungstheorie, wie sie neben Parsons vor allem von Kingsley Davis und Wilbert E. Moore entwickelt wurde; zweitens die Theorie moralischer 54 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 3 Sozialstruktur I: Struktur Achtung, die Parsons in zwei Versionen vorgelegt hat; drittens schließlich die Theorie der Balance von Gleichheit und Ungleichheit, die Parsons im Anschluss an T.H. Marshalls Theorie der Staatsbürgerschaft im Kontext einer soziokulturellen Evolutionstheorie entwickelt hat. Die historisch angelegte und systematisch gerichtete Analyse dieser unterschiedlichen Zugänge zeigt, dass die funktionalistische Schichtungstheorie zwar gescheitert ist, sie verdeutlicht aber zugleich, dass sie wichtige Aspekte wie etwa die Unbestimmtheit, Vagheit und Fluidität sozialer Schichtung oder auch die enorme Bedeutung von Bildung für die Verwirklichung differenzieller Lebenschancen in modernen Gesellschaften vorweggenommen hat." (Autorenreferat) [95-L] Nollmann, Gerd; Strasser, Hermann: Individualisierung als Deutungsmuster sozialer Ungleichheit: zum Problem des Sinnverstehens in der Ungleichheitsforschung, in: Österreichische Zeitschrift für Soziologie : Vierteljahresschrift der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie, Jg. 27/2002, H. 3, S. 3-36 (Standort: UuStB Köln(38)-XH02528; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Die Individualisierungsthese hat die Forschungen über die soziale Ungleichheit in der Gegenwartsgesellschaft nachhaltig herausgefordert. Angesichts einer schon lange nicht mehr überschaubaren Diskussion untersuchen die Autoren die zentrale Bedeutung des Individualisierungsbegriffes, wobei es ihnen nicht darum geht, eine befürwortende oder ablehnende Stellungnahme zu den Entkopplungs-, Entstrukturierungs- oder Destandardisierungsthesen abzugeben. Sie beschränken sich auf die Frage, welche Bedeutung der Individualisierungsbegriff für die Ungleichheitsforschung hat, wenn man ihn als Deutungsmuster sozialer Ungleichheit rekonstruiert. Die gegenwärtige Diskussion über die Individualisierungsthese eignet sich ihrer Meinung nach dazu, die Notwendigkeit einer Betonung des Handlungsaspektes sozialer Ungleichheit zu demonstrieren. Die Individualisierungsthese hat ferner zu Recht darauf aufmerksam gemacht, dass viele Forscher die Strukturen sozialer Ungleichheit zu sehr als Verteilungsmuster auffassen und noch zu wenig mit sinnverstehenden Deutungen verbinden, und sie erinnert daran, dass das "Soziale" an der Ungleichheit erst dann hervortritt, wenn man die Wirkungen von Ungleichverteilungen mit sinnhaften Regelstrukturen verbindet, um zu den Deutungen von Akteuren zu gelangen. Die Autoren schließen ihre Überlegungen mit der Frage, mit welchem Design sinnhafte Regelstrukturen sozialer Ungleichheit methodisch kontrolliert erforscht werden können. (ICI2) [96-L] Potthast, Jörg: Soziologie und Kritik: ein Theorievergleich zum Problem der Politisierung sozialer Ungleichheit, in: Jörg Ebrecht, Frank Hillebrandt (Hrsg.): Bourdieus Theorie der Praxis : Erklärungskraft - Anwendung - Perspektiven, Opladen: Westdt. Verl., 2002, S. 173-198, ISBN: 3-53113747-6 INHALT: Ausgangspunkt des Verfassers für einen Theorievergleich zwischen Bourdieu und Boltanski ist die Frage nach den Regeln einer akzeptablen Verbindung von wissenschaftlicher Beschreibung und wissenschaftlicher Kritik. In der Gegenüberstellung zweier empirischer Studien, "Das Elend der Welt" (Bourdieu 1997) und "La denonciation publique" (Boltanski u.a. 1984) werden zwei unterschiedliche Bearbeitungsweisen des praxistheoretischen Problems herausgearbeitet. Während Bourdieu Ungleichverteilungen auch auf der Ebene der Rep- soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 3 Sozialstruktur I: Struktur 55 räsentationsmacht deutlich machen will, will Boltanski Vorstellungen von sozialer Gerechtigkeit explizit machen, die Urteilen über Ungleichverteilungen zugrunde liegen. Diese Differenz schlägt sich sowohl auf methodologischer Ebene als auch in der Interpretation empirischer Untersuchungen nieder. (ICE2) [97-L] Rademacher, Claudia; Wiechens, Peter (Hrsg.): Geschlecht - Ethnizität - Klasse: zur sozialen Konstruktion von Hierarchie und Differenz, Opladen: Leske u. Budrich 2001, 300 S., ISBN: 3-8100-2888-6 INHALT: Anhand zentraler Begriffe des Problemfeldes sozialer Ungleichheit und Hierarchie diskutieren die Beiträge die Erklärungskraft und Grenzen konstruktivistischer Theorieansätze in den Sozialwissenschaften. Dabei liegt die Betonung der an den amerikanischen 'cultural studies' orientierten Denkrichtung auf der Offenlegung von symbolisch-kulturellen Sinnsystemen und alltäglichen Deutungsprozessen, welche die 'Objektivität' der sozialen Welt überhaupt erst hervorbringen. Der Band geht zurück auf eine Tagung des Forschungskolloquiums 'Gesellschaftstheorie und Zeitdiagnose' an der Universität Münster im Mai 1999 und wurde durch weitere Beiträge ergänzt. Inhaltsverzeichnis: Geschlecht: Pierre Bourdieu: Teilen und herrschen: Zur symbolischen Ökonomie des Geschlechterverhältnisses (11-30); Claudia Rademacher: Geschlechterrevolution - rein symbolisch? Judith Butlers Bourdieu-Lektüre und ihr Konzept einer 'subversiven Identitätspolitik' (31-51); Rolf Eickelpasch: Hierarchie und Differenz. Anmerkungen und Anfragen zur 'konstruktivistischen Wende' in der Analyse sozialer Ungleichheit (53-63); Regine Gildemeister: Soziale Konstruktion von Geschlecht: Fallen, Mißverständnisse und Erträge einer Debatte (65-87). Ethnizität: Gabriele Mordt: Staat, Nation und Geschlecht. Überlegungen zum Zusammenhang von Sicherheitspolitik und Geschlechterpolitik in der Neuen Weltordnung (91-109); Lars Heinemann: Ethnizität und Geltung. Möglichkeiten und Grenzen konstruktivistischer Theorien bei der Erklärung ethnischer Vergemeinschaftung (111-128); Ulrich Bielefeld: Ethnizität und Existenz (129-143); Veit Michael Bader: Kultur und Identität: Essentialismus, Konstruktivismus oder Kritischer Realismus? (145-174). Klasse: Olaf Groh / Carsten Keller: Armut und symbolische Gewalt (177200); Frank Hillebrandt: Klasse der Entbehrlichen. Grenzen funktionalistischer Gesellschaftstheorie (201-218); Michael Vester / Daniel Gardemin: Milieu und Klassenstruktur. Auflösung, Kontinuität oder Wandel der Klassengesellschaft? (219-274); Uwe H. Bittlingmayer / Klaus Kraemer: Klassenlosigkeit als Konstrukt. Anmerkungen zum Wandel kollektiver symbolischer Sinnwelten (275-296). (ZPol, NOMOS) [98-L] Schäfgen, Katrin: Ungleichheit und Geschlechterverhältnisse, in: Veronika Hammer, Ronald Lutz (Hrsg.): Weibliche Lebenslagen und soziale Benachteiligung : theoretische Ansätze und empirische Beispiele, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2002, S. 45-66, ISBN: 3-593-36924-9 INHALT: Die Verfasserin stellt makro- und mikrostrukturelle Ansätze zur Integration von Geschlecht und Klasse als Strukturkategorien sozialer Ungleichheit vor. Sie behandelt zunächst das Problem der sozialen Ungleichheit und dessen Reflexion in den auf Marx und Weber zurückgehenden Klassen- und Schichtungstheorien. Der erwerbsarbeitsbezogene, vertikal strukturierende Bias dieser Theorien rief, so wird dann gezeigt, Widerspruch von zwei Seiten hervor: seitens der neueren Theorien der sozialen Ungleichheit (z.B. Hradil) und seitens der 56 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 3 Sozialstruktur I: Struktur Frauen- und Geschlechterforschung (z.B. Ostner, Beck-Gernsheim). Komplexe Theorien zu sozialstruktureller und Geschlechterungleichheit bemühen sich um eine Integration beider Dimensionen (Frerichs, Frerichs/Steinrücke). Hier spielt der Lebenslagen-Ansatz mit seinem Focus auf individuelle Handlungsspielräume eine Rolle. (ICE2) [99-F] Schlothfeldt, Stephan, Dr.; Liebig, Stefan, Dr. (Bearbeitung): Ungleichheitsannahmen normativer Theorien und die Ergebnisse der Sozialen Ungleichheitsforschung INHALT: Dieser Schwerpunkt befaßt sich mit den Annahmen über die Art und Ursachen sozialer Ungleichheit in normativen Theorien der Gerechtigkeit. Unter Bezugnahme auf die Theorien von John Rawls, Michael Walzer, Ronald Dworkin und Amartya Sen wird zunächst untersucht, welche theoretischen Annahmen über soziale Ungleichheit sich in den jeweiligen Gerechtigkeitstheorien wiederfinden. In einem zweiten Arbeitsschritt werden die theoretischen Ergebnisse an den empirischen Befunden der sozialen Ungleichheitsforschung überprüft. METHODE: keine Angaben DATENGEWINNUNG: Entfällt. ART: Eigenprojekt; gefördert BEGINN: 1998-10 ENDE: 2000-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Volkswagen Stiftung INSTITUTION: Humboldt Universität Berlin, Philosophische Fakultät 03, Institut für Sozialwissenschaften Nachwuchsgruppe Interdisziplinäre Soziale Gerechtigkeitsforschung (Unter den Linden 6, 10099 Berlin) KONTAKT: Schlothfeldt, Stephan (Dr. Tel. 030-2093-4250, Fax: 030-2093-4430, e-mail: [email protected]) [100-L] Seppmann, Werner: Die Wiederentdeckung der Klassen, in: Marxistische Blätter, Jg. 40/2002, H. 2, S. 37-47 INHALT: Die Frage nach der Realität der Klassengesellschaft hat eine neue Aktualität bekommen. Die Jahre einer ökonomischen Schönwetterperiode sind vorbei. Der in dieser historischen Sonderphase entstandene "sozialstaatliche Kompromiss" wird vom Kapital nachdrücklich in Frage gestellt. Im Verhältnis zwischen Kapital und Arbeit herrscht wieder ein rauher Ton und viele Errungenschaften der Arbeiterbewegung stehen zur Disposition. Eine eskalierende Widerspruchsentwicklung, eine destruktive Dynamik von Spaltung und Ausgrenzung, Privilegierung und Benachteiligung prägt das soziale Geschehen und hinterlässt ihre Spuren in vielen Lebensbereichen. Man muss heute "nicht Marxist sein, um zu erkennen, dass einer der zentralen gesellschaftlichen Konflikte nach wie vor der zwischen Kapital und Arbeit ist" was nicht heißt, dass die Kenntnis des marxistischen Interpretationsrahmens von Nachteil wäre. Aus der Vielzahl der Fragestellungen und Problemkomplexe, die vom gegenwärtigen Individualisierungsdiskurs in der Absicht einer "Dekonstruktion" des Klassenparadigmas oftmals mehr gestreift als ernsthaft behandelt werden, werden im vorliegenden Beitrag einige Ansätze einer näheren Betrachtung unterzogen, Ansätze, die für ein realistisches Gesellschaftsverständnis von zentraler Bedeutung sind und deren Kritik gleichzeitig die Arbeit an der Rekonstruktion einer dialektischen Klassentheorie fördern kann. (ICI2) soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 3 Sozialstruktur I: Struktur 57 [101-F] Strasser, Hermann, Prof.Dr.; Nollmann, Gerd, Dr. (Bearbeitung): Die Deutung sozialer Ungleichheit in der Beziehungsgesellschaft INHALT: Die Arbeit verfolgt das Ziel, den Unterschied zwischen bloßer Verschiedenheit und sozialer, durch einen Bewertungsprozess entstandener Ungleichheit abzugrenzen. Beispiele der Analyse sind die Deutung beruflicher Karrieremobilität, globalisierter Sozialbeziehungen, der Individualisierung der Geschlechter, der Wandel von Staatsbürgerschaft und der Zusammenhang von sozialer Ungleichheit und sozialen Konflikten. METHODE: Der grundlegende Ausgangspunkt ist ein auf sozialen Zurechnungen basierendes Modell sozialen Handelns, das nicht nur in der Sozialpsychologie, sondern auch in der jüngeren soziologischen Theorie (Framingkonzept Esser, Kommunikationsbegriff Luhmann) erfolgreich eingesetzt wurde. Auf dieser Basis werden empirische Forschungsergebnisse diskutiert und zusammengefasst. VERÖFFENTLICHUNGEN: Nollmann, G.; Strasser, H.: Soziale Ungleichheit und gesellschaftliche Differenzierung. in: Schwinn, Thomas (Hrsg.): Differenzierung und soziale Ungleichheit. Weilerswist: Velbrück 2002 (im Druck).+++Nollmann, G.: Wirtschaft und Politik. Ungleichheitsforschung und Differenzierungstheorie zwischen nationalem Pakt und globaler Konkurrenz. in: Schroer, Markus; Nassehi, Armin (Hrsg.): Der Begriff des Politischen. Soziale Welt, Sonderbd. 2003.+++Nollmann, G.; Strasser, H.: Der Euro als europäische Institution. in: Kirchhoff, Ullrich; Trilling, Gerhard (Hrsg.): Öffentliche Wirtschaft und Sozialwirtschaft im strukturellen Wandel und europäischen Wettbewerb. Regensburg: Transfer-Verl. 2003. ART: Habilitation BEGINN: 2001-04 ENDE: 2004-04 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Universität-Gesamthochschule Duisburg, Fak. 01 Gesellschaftswissenschaften, Institut für Soziologie Fachgebiet Soziologische Theorie, Sozialstrukturanalyse, Kultursoziologie (Lotharstr. 65, 47048 Duisburg) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0203-379-4052, e-mail: [email protected]) [102-L] Suter, Christian; Paris, Denise: Ungleichheit und Deprivation: die Schweiz im Drei-Länder-Vergleich, in: Schweizerische Zeitschrift für Soziologie, Vol. 28/2002, Issue 2, S. 217-240 (Standort: UuStB Köln(38)-BP04865; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Der vorliegende Beitrag wendet erstmals das in der englischen Ungleichheitsforschung entwickelte Deprivationskonzept auf die Schweiz an. Ausgehend von Halleröds 'Proportional Deprivation Index' werden auf der Basis des Europäischen Wohlfahrtssurveys (2000) der minimal akzeptierte und der tatsächliche Lebensstandard sowie Ausmass, Verteilung und Determinanten von Deprivation in der Schweiz im Vergleich zu Deutschland und Spanien untersucht. Die Ergebnisse zeigen grosse Übereinstimmungen zwischen den drei Ländern in der normativen Bewertung des notwendigen Lebensstandards. Das Deprivationsrisiko ist in der Schweiz deutlich niedriger als in Deutschland und Spanien. In allen drei Ländern existiert ein enger Zusammenhang zwischen den klassischen erwerbsbezogenen Ungleichheitsdimensionen und dem Deprivationsrisiko." (Autorenreferat) 58 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 3 Sozialstruktur I: Struktur [103-L] Vester, Michael: Das relationale Paradigma und die politische Soziologie sozialer Klassen, in: Uwe H. Bittlingmayer, Rolf Eickelpasch, Jens Kastner, Claudia Rademacher (Hrsg.): Theorie als Kampf? : zur politischen Soziologie Pierre Bourdieus, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 61-121, ISBN: 38100-3352-9 INHALT: Der Beitrag verbindet im Anschluss an bourdieusche Erkenntnisse die gesellschaftstheoretische Perspektive des "relationalen Paradigmas" mit der konkreten Analyse gesellschaftspolitischer Lager auf der Grundlage des Hannoveraner Milieuansatzes. Der Autor stellt den Thesen linearer Entwicklung, der Auflösung sozialer Klassenkonstellationen oder eines Endes der Geschichte die These der historischen Kontinuität bzw. periodischen Wiederkehr sozialer Gliederungen, Bewegungen und Kämpfe entgegen. Auf dem Hintergrund einer an den Arbeiten Bourdieus angelehnten "Achsentheorie", die Arbeitsteilung, Herrschaftsverhältnisse, Institutionen und die Ebene der Zeit auseinander hält, wird dem milieuspezifischen Wandel seit dem Entstehen neuer, alternativer Milieus im Anschluss an die 68er-Bewegung nachgegangen. Der auf der Achse der Arbeitsteilung zu konstatierende Wandel von fordistischen Industriegesellschaften zu "Wissensgesellschaften", so eine weitere Grundthese des Autors, impliziert nicht automatisch bzw. deterministisch einen Wandel von individuellen Mentalitäten, milieutypischen Lebensstilen oder auch teilweise quer hierzu liegenden gesellschaftspolitischen Lagern, sondern wird auf der Folie der charakteristischen milieuspezifischen longue duree verarbeitet. Die Ausführungen zeigen insgesamt, dass die vielzitierte These von der Krise der Milieus, der sozialen Bindungen und der Auflösung von vertikalen Strukturen nicht haltbar ist. Die Überlegungen kulminieren in der Zeitdiagnose der gegenwärtig zu beobachtenden Krise der politischen Repräsentation, deren Folgen für die weitere Sozialintegration der gegenwärtiger Gesellschaften noch nicht vollständig abzusehen sind. (ICA2) [104-L] Wacquant, Loic J. D.: Für eine Analytik rassischer Herrschaft, in: Anja Weiß, Cornelia Koppetsch, Albert Scharenberg, Oliver Schmidtke (Hrsg.): Klasse und Klassifikation : die symbolische Dimension sozialer Ungleichheit, Opladen: Westdt. Verl., 2001, S. 61-77, ISBN: 3-531-13749-2 INHALT: Der Autor schlägt in seinem Beitrag eine alternative Herangehensweise an die Dilemmata der zeitgenössischen Soziologie über den Begriff der "Rasse" vor. Er zeigt erstens, dass viele der problematischen Aspekte der soziohistorischen Untersuchungen des Rassismus auf die kontinuierliche Vermittlung von volkstümlichen und analytischen Ansichten, d.h. auf die unkontrollierte Ineinssetzung der sozialen und soziologischen Verständnisweisen von "Rasse" zurückgeführt werden können. Zweitens wird vermutet, dass die andauernde "Suche nach Ursprüngen" den beharrlichen Griff nach der Logik des Gerichtsverfahrens verrät, die den Ermittler nötigt, Opfer und Täter ausfindig zu machen, anstatt Mechanismen zu erkennen. Drittens wird darauf hingewiesen, dass man sich nicht in den Drehungen und Windungen des rassischen und rassistischen Diskurses verfangen, sondern über den Diskurs hinausgehen sollte, um die verschiedenen Formen zu erklären, die rassische bzw. rassifizierte Praktiken und Institutionen annehmen. Anstatt eine neue Rhetorik der rassischen Diskurse aufzustellen, schlägt der Autor vor, eine Analytik rassischer Herrschaft zu entwickeln, die sich an Michel Foucaults Ansichten zu Disziplin und Technologie des Selbst orientieren sollte. (ICI2) soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 3 Sozialstruktur I: Struktur 59 [105-L] Weiß, Anja; Koppetsch, Cornelia; Scharenberg, Albert; Schmidtke, Oliver (Hrsg.): Klasse und Klassifikation: die symbolische Dimension sozialer Ungleichheit, Wiesbaden: Westdt. Verl. 2001, 272 S., ISBN: 3-531-13749-2 INHALT: "Während das dominante gesellschaftliche Bewusstsein sich am Bild einer hochgradig individualisierten modernen Gesellschaft orientiert, ist soziale Ungleichheit faktisch mehr denn je eines ihrer zentralen Strukturmerkmale. Dabei haben sich neue kulturell vermittelte Ungleichheitskonstellationen und Konfliktlinien herausgebildet, die den kategorialen Rahmen herkömmlicher Klassentheorien sprengen, weil sie nicht primär ökonomisch fundiert sind, noch lediglich als 'horizontale' Ausprägungen vertikaler Ungleichheitsrelationen hinreichend verstanden werden können. Die hier versammelten Beiträge zeigen anhand von qualitativ empirischen Studien, wie sich kulturelle Klassifikationen wie Geschlecht, 'Rasse' und Ethnizität in verschiedenen Kontexten reproduzieren. Im Dialog der unterschiedlichen Ansätze und Disziplinen werden verallgemeinerbare Prinzipien der Reproduktion von Ungleichheit im Medium symbolischer Auseinandersetzungen entwickelt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Anja Weiß, Cornelia Koppetsch, Albert Scharenberg, Oliver Schmidtke: Horizontale Disparitäten oder kulturelle Klassifikationen? Zur Integration von Ethnizität und Geschlecht in die Analyse sozialer Ungleichheiten (7-26); Klaus Eder: Klasse, Macht und Kultur. Zum Theoriedefizit der Ungleichheitsforschung (27-60); Loic J. D. Wacquant: Für eine Analytik rassischer Herrschaft (61-77); Anja Weiß: Rassismus als symbolisch vermittelte Dimension sozialer Ungleichheit (79-108); Cornelia Koppetsch: Milieu und Geschlecht. Eine kontextspezifische Perspektive (109-137); Oliver Schmidtke: Symbolische Gewalt im öffentlichen Diskurs: Eine kommunikations-theoretische Deutung ethnisch-kultureller Ungleichheit (139174); Karin Schittenhelm: Milieubildung, symbolische Gewalt und soziale Ungleichheit. Statuspassagen junger Frauen aus eingewanderten Herkunftsfamilien (175-206); Helga Krüger: Statusmanagement und Institutionenregimes. Zum Umgang mit der Kategorie Geschlecht in der Lebenslaufforschung (207-220); Almut Riedel: Ethnische Zuordnung und soziale Ungleichheit in Face-to-face-Interaktionen. Drei Fallbeispiele aus sprachsoziologischer Perspektive (221-242); Albert Scharenberg: Der diskursive Aufstand der schwarzen 'Unterklassen'. Hip Hop als Protest gegen materielle und symbolische Gewalt (243-269). [106-L] Weiß, Anja: Rassismus als symbolisch vermittelte Dimension sozialer Ungleichheit, in: Anja Weiß, Cornelia Koppetsch, Albert Scharenberg, Oliver Schmidtke (Hrsg.): Klasse und Klassifikation : die symbolische Dimension sozialer Ungleichheit, Opladen: Westdt. Verl., 2001, S. 79-108, ISBN: 3531-13749-2 INHALT: Das Verhältnis zwischen sozialer Ungleichheit und kulturell konstruierten Differenzzuschreibungen wie Rasse, Ethnizität und Geschlecht wird in der Nachfolge von Max Weber meist als Abgrenzung von Klasse und Stand betrachtet. Damit soll dem qualitativen Bruch zwischen ökonomischer Ungleichstellung und sozialer Schließung Rechnung getragen werden. Die Autorin entwickelt in Anlehnung und Ergänzung neoweberianischer Ansätze eine Modellvorstellung darüber, wie die kulturelle Qualität von Rassenkonstruktionsprozessen systematisch in ihrer Bedeutung für sozialstrukturelle Ungleichheitsverhältnisse erfasst werden kann. Nach einer einleitenden Kritik der Rassismusforschung unternimmt sie hierzu drei argumentative Schritte: Die Bourdieu'sche Diskussion männlicher Herrschaft wird zunächst so verallgemeinert, dass sie auch den Besonderheiten rassistischer Herrschaft gerecht werden 60 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 3 Sozialstruktur I: Struktur kann. In einem zweiten Schritt wird gezeigt, dass und wie sich eine kulturelle Differenzkonstruktion "Rasse" zu einer spezifischen Sorte symbolischen Kapitals verfestigt. Das dritte Argument untersucht die Reproduktion einer symbolisch vermittelten Dimension sozialer Ungleichheit durch symbolische Gewalt und in symbolischen Kämpfen. Die Fruchtbarkeit des theoretischen Modells wird abschließend anhand einer qualitativ empirischen Untersuchung antirassistisch engagierter Gruppen untersucht. (ICI2) [107-L] Weiß, Anja; Koppetsch, Cornelia; Scharenberg, Albert; Schmidtke, Oliver: Horizontale Disparitäten oder kulturelle Klassifikationen?: zur Integration von Ethnizität und Geschlecht in die Analyse sozialer Ungleichheiten, in: Anja Weiß, Cornelia Koppetsch, Albert Scharenberg, Oliver Schmidtke (Hrsg.): Klasse und Klassifikation : die symbolische Dimension sozialer Ungleichheit, Opladen: Westdt. Verl., 2001, S- 7-26, ISBN: 3-531-13749-2 INHALT: Die Autoren geben eine Einleitung in die Thematik des vorliegenden Sammelbandes, in welchem die symbolische Dimension sozialer Ungleichheit im Kontext von Klasse und Klassifikation untersucht wird. Diskutiert wird insbesondere die Integration der Kategorien von "Ethnizität" und "Geschlecht" in die Analyse sozialer Ungleichheiten. Diese Phänomene werden von der bisherigen Forschung vielerorts nicht im engeren sozialstrukturellen Sinn als ungleichheitsrelevant betrachtet, was nach Meinung der Autoren daran liegen mag, dass die angesprochenen Formen der sozialen Ungleichheit nicht als gesellschaftlicher Skandal und daher auch zunehmend weniger als wissenschaftlich attraktives Thema angesehen werden. Eine andere Erklärung kann in den Mängeln des Kategoriensystems gesucht werden, das die empirische Sozialforschung auf diesem Gebiet dominiert: Die Heterogenität der neueren Erscheinungen sprengt den Rahmen der herkömmlichen Theorien sozialer Ungleichheit, insbesondere der Klassentheorien. Dennoch sind in den letzten Jahren Arbeiten entstanden, die versucht haben, disparate Phänomene sozialer Ungleichheit in ein allgemeines Modell zu integrieren, wie die Autoren in ihrem Überblick zur neueren Diskussion über Geschlecht, Ethnizität und Klasse zeigen. Sie skizzieren ferner die Untersuchungsschwerpunkte des Bandes und machen auf Desiderate für die soziologische Ungleichheitsforschung aufmerksam. (ICI2) [108-L] Winkler, Gunnar (Hrsg.): Sozialreport 2001: Daten und Fakten zur sozialen Lage in den neuen Bundesländern, Berlin: Trafo Verl. Weist 2001, 344 S., ISBN: 3-89626-347-1 INHALT: Der Band präsentiert zum zwölften Mal die Ergebnisse der empirischen Erhebungen des Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrums Berlin-Brandenburg e. V. zum Wandel der Sozialstruktur in den neuen Bundesländern seit dem Ende der DDR. Ziel der Studie ist es, die 'objektiven' statistischen Daten zur Bevölkerungs-, Arbeitsmarkt-, Einkommensentwicklung etc. mit Untersuchungen zu subjektiven Reflexionen der Bürger, ihren Wertorientierungen, Erwartungen und Verhaltensstrukturen in Beziehung zu setzen. Eine Vielzahl von Aussagen und Anhaltspunkten legt den Schluss nahe, dass die innere Einheit Deutschlands noch längst nicht erreicht ist und auch nicht 'auf das Fehlen der materiellen Einheit' (7) reduziert werden könne. Die Autoren stellen vielmehr die Frage, ob eine umfassende Angleichung der Lebensverhältnisse überhaupt möglich und wünschenswert wäre oder ob nicht 'mehr Raum für spezifische Entwicklungen auf der Basis einer demokratischen Grundordnung den besonderen Be- soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 3 Sozialstruktur I: Struktur 61 dingungen in den neuen Bundesländern besser entspräche' (333). Die Untersuchungsreihe beruht seit 1990 auf einer weitgehend konstanten Methode der Auswertung von über 1000 mündlich durchgeführten Direktinterviews. Inhaltsverzeichnis: Gunnar Winkler: Leben in den neuen Bundesländern (11-128); Reinhard Liebscher: Bevölkerungsstrukturen und Bevölkerungsentwicklung (129-158); Gunnar Winkler: Erwerbsarbeit - Arbeitsmarkt (159-192); Hanna Haupt: Einkommensentwicklung (193-246); Wilhelm Hinrichs: Wohnen 2000 (247-280); Eckhard Priller: Demokratieentwicklung und gesellschaftliche Mitwirkung (281-336). (ZPol, NOMOS) 4 Sozialstruktur II: Prozeß [109-L] Bergmann Manfred Max; Joye, Dominique; Fux, Beat: Social change, mobility, and inequality in Switzerland in the 1990s, in: Schweizerische Zeitschrift für Soziologie, Vol. 28/2002, Issue 2, S. 267-295 (Standort: UuStB Köln(38)-BP04865; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Gegenstand des Beitrags sind Veränderungen des ökonomischen, kulturellen und sozialen Kapitals (gemessen mit Einkommens-, Bildungs-, und Vereinsmitgliedschaftsindikatoren) in der Schweiz der neunziger Jahre, und deren Verknüpfung mit der sozialen Schichtung. Die schweizerischen Ungleichheitsstudien von 1991 und ISSP 1999 lieferten die Daten für dieses Projekt. Der erste Abschnitt beschäftigt sich mit Unterschieden über die Zeit und zwischen den Geschlechtern. Im zweiten Abschnitt werden Veränderungen in der Ungleichheitsstruktur ermittelt. Abgesehen von der Zunahme der Unterbeschäftigten und Arbeitslosen, der Abnahme der Ganztagsbeschäftigungen mit tiefen Löhnen und einer bescheidenen Zunahme der Bildung bei Frauen können trotz der Wirtschaftskrise der neunziger Jahre wenig bedeutende Änderungen in der schweizerischen Sozial- und Opportunitätsstruktur nachgewiesen werden." (Autorenreferat) [110-L] Bittlingmayer, Uwe H.: Transformation der Notwendigkeit: prekarisierte Habitusformen als Kehrseite der "Wissensgesellschaft", in: Uwe H. Bittlingmayer, Rolf Eickelpasch, Jens Kastner, Claudia Rademacher (Hrsg.): Theorie als Kampf? : zur politischen Soziologie Pierre Bourdieus, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 225-252, ISBN: 3-8100-3352-9 INHALT: Der Beitrag vermittelt - ausgehend von einem ungleichheitsorientierten Verständnis der politischen Soziologie - zeitdiagnostische und gesellschaftstheoretische Überlegungen zum neueren Wandel von Gegenwartsgesellschaften aus der Perspektive der Bourdieuschen Theorie, die sich um den Nachweis von Kontinuitäten im Wandel bemüht. In der Auseinandersetzung mit Theorien zur Wissensgesellschaft einerseits und neueren Arbeiten zur Industrie- und Arbeitssoziologie andererseits zeigt der Autor auf, dass Bourdieus praxeologischer Zugriff für die Vermittlung von Kontinuität und Wandel in Gegenwartsgesellschaften einen wichtigen Analyserahmen liefert, auch wenn Bourdieus Erkenntnisse und Konzepte historisch einem relativ stabilen industriegesellschaftlichen Klassenkompromiss verhaftet sind. Der Autor versucht daher eine Aktualisierung der Bourdieuschen Konzepte, indem er prekarisierte Habitus- 62 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 4 Sozialstruktur II: Prozeß formen als Transformation des Notwendigkeitshabitus unter "wissensgesellschaftlichen" Bedingungen herausstellt und unter Rückgriff auf die zentralen Theorieelemente Bourdieus eine Perspektive entfaltet, die zwischen Kontinuität und Wandel vermittelt. (ICA2) [111-L] Dörre, Klaus: Reflexive Modernisierung - eine Übergangstheorie: zum analytischen Potenzial einer populären soziologischen Zeitdiagnose, in: SOFI-Mitteilungen : Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen, 2002, Nr. 30, S. 55-67 (Standort: http://www.gwdg.de/sofi/frames/publik/mitt30/doerre.pdf; UuStB Köln(38)-XG05472; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Die Theorie der reflexiven Modernisierung und deren Hauptvertreter (U. Beck, A. Giddens, S. Lash und B. Latour) konstatieren einen epochalen gesellschaftlichen Umbruch, der sämtliche gesellschaftliche Teilsysteme und damit auch die Grundlagen soziologischer Aufklärung erfassen soll. Die Theorie beansprucht, einen neuen Analyse-Rahmen zu entwickeln, der diese Umbrüche adäquater als die "alten" Theorien Funktionalismus und Marxismus erfasst, die der "Denkfaulheit" angeklagt und überführt werden sollen. Andererseits wenden sich die genannten Autoren gegen Theorien der Postmoderne, die ein "everything goes" zu Maxime und Credo ihrer Anstrengungen erheben. Das Theorem der reflexiven Modernisierung sieht sich jedoch selbst innerhalb der soziologischen Fachdisziplin mit dem Vorwurf einer "Populärwissenschaft auf Feuilletonniveau" konfrontiert. Der vorliegende Habilitationsvortrag rekonstruiert diese Auseinandersetzungen. Die Ausführungen zeigen insgesamt, dass der Ansatz mit dem Unterfangen steht und fällt, den Übergang von einer "ersten", "einfachen" zu einer "anderen", "zweiten" Moderne nachzuweisen und so seine Erklärungskraft überzeugend demonstrieren zu können. (ICA) [112-L] Eger, Thomas: Systemtransformation als umfassender institutioneller Wandel: die fünf Dimensionen der Transformationsprozesse in Osteuropa, (F.I.T. Discussion Papers, No. 12/00), Frankfurt an der Oder 2000, 44 S. (Standort: http://fit.euv-frankfurt-o.de/veroeffentlichungen/Discussion%20Papers/PDF-Format/00-12Eger.PDF; Graue Literatur) INHALT: Der vorliegende Beitrag untersucht die fünf Dimensionen der Transformationsprozesse in Osteuropa. Dabei handelt es sich um Entstaatlichung, Reallokation von Ressourcen, Reorganisation der Volkswirtschaft, Redistribution von Einkommen und Vermögen sowie Demokratisierung. Entstaatlichung deshalb, da die Rolle des Staates in der Volkswirtschaft in mehrfacher Hinsicht reduziert wird. Die Systemtransformation in Osteuropa ist aber gerade dadurch gekennzeichnet, dass gleichzeitig mit der Entstaatlichung in vier weiteren Dimensionen radikale Umbrüche erfolgen, die in einem mehr oder weniger komplizierten Abhängigkeitsverhältnis zueinander stehen. Die zweite Dimension betrifft die Reallokation von Ressourcen. Je stärker nämlich die Allokation der Ressourcen aufgrund verzerrter Preis- und Anreizstrukturen während der sozialistischen Phasezu Beginn der Transformation von einer effizienten Allokation abwich, in desto größerem Umfang wurde es während des Transformationsprozesses erforderlich, Produktionsfaktoren aus weniger produktiven in produktivere Verwendungen umzulenken. Drittens bedeutet Transformation immer auch Reorganisation der Volkswirtschaft in dem Sinne, dass der alte Koordinationsmechanismus (Planvorgaben und Planer- soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 4 Sozialstruktur II: Prozeß 63 füllung) durch einen neuen (den Marktmechanismus) ersetzt wird. Spätestens nach zehnjähriger Erfahrung mit der Transformation wird deutlich, dass die Entstaatlichung keinesfalls eine hinreichende Bedingung dafür ist, einen schnellen, spontanen Aufbau von effizienten Marktbeziehungen einzuleiten, sondern dass unterstützende formelle und informelle Institutionen erforderlich sind. Weiterhin ist jede Transformation mit einer Redistribution von Einkommen und Vermögen verbunden, d. h. es gibt Gewinner und Verlierer der Transformation. Damit stellt sich aber auch die Frage nach der Akzeptanz der Transformationspolitik bei der Bevölkerung. Schließlich ist mit der Transformation in der Regel auch eine mehr oder weniger konsequente Umgestaltung der politischen Institutionen verbunden, d. h. eine Demokratisierung findet statt, wobei mehrere Parteien nach bestimmten Spielregeln um die Wählergunst konkurrieren. Dabei fragt sich, ob eine konsequente Demokratisierung den ökonomischen Fortschritt des entsprechenden Landes eher befördert oder eher behindert. (ICD) [113-L] Galgoczi, Bela: Social costs of the transformation in Hungary, in: Antonia Bieszcz-Kaiser, Ralph-Elmar Lungwitz, Evelyn Preusche, Erhard Schreiber (Hrsg.): Zurück nach Europa oder vorwärts an die Peripherie? : Erfolge und Probleme nach einem Jahrzehnt der Umgestaltung in Ostdeutschland und Mittel-/ Osteuropa, München: Hampp, 2002, S. 126-135, ISBN: 3-87988-647-4 INHALT: Der Beitrag befasst sich mit den sozialen Kosten der Transformation in Ungarn, auch im Vergleich zu anderen osteuropäischen Ländern. Neben den makroökonomischen Auswirkungen werden als weitere Schwerpunkte die Arbeitslosigkeit, die Instrumente der Arbeitsmarktpolitik, die Einkommensentwicklung, der Abbau industrieller Beziehungen sowie der allgemeine Lebensstandard und die Armut diskutiert. An der Spitze der Verlierer im Rahmen der Transformation stehen allerdings das Gesundheitswesen und die öffentliche Erziehung. Während der Anteil der Kosten für das Gesundheitswesen verglichen mit dem Bruttosozialprodukt 1990 noch bei 9,8% lag, lag er 1998 bei nur 5,6%. Die Tatsache, dass interne Ressourcen hauptsächlich in die wirtschaftliche Strukturreform geflossen sind, ohne die Hilfe ausländischer Direktinvestitionen, hat auf der anderen Seite zu großen finanziellen Löchern im sozialen und öffentlichen Bereich geführt. (ICH) [114-L] Gladarev, Boris; Oswald, Ingrid: Rationalisierung arbeitszentrierter Lebensführung: Arbeitsstrategien der 'sowjetischen Mittelklasse' im Wandel, in: Ingrid Oswald, Eckhard Dittrich, Viktor Voronkov (Hrsg.): Wandel alltäglicher Lebensführung in Russland : Besichtigungen des ersten Transformationsjahrzehnts in St. Petersburg, Münster: Lit Verl., 2002, S. 87-109, ISBN: 3-8258-5805-7 INHALT: Der Beitrag basiert auf qualitativen Interviews mit Angehörigen einer sozialen Schicht, die in der Zeit vor der Perestroika ein relativ homogenes Großmilieu bildete und verallgemeinernd als sowjetische Intelligenzija, sowjetische Spezialisten oder sowjetische Mittelklasse bezeichnet wurde. Behandelt werden Einstellungswandel, professionelle Arbeitsbeziehungen und die Bereitschaft zur beruflichen Umorientierung. Typologisch stehen zwei Handlungsmuster im Mittelpunkt: (1) die Nutzung aller verfügbaren Ressourcen zur Beibehaltung der gewohnten Arbeitsstrategien und Lebensführung ("konservativ"); (2) adaptive Verhaltensmuster mit geänderten Arbeitsstrategien und entsprechenden Auswirkungen auf die Lebensführung. Insgesamt wird deutlich, dass die Angehörigen der sowjetischen Mittelklasse trotz 64 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 4 Sozialstruktur II: Prozeß eines starken Anpassungsdrucks an ihren vertrauten Alltags- und Arbeitsformen festhalten wollen. Sie mobilisieren die unterschiedlichsten Ressourcen, um die gewohnten Lebensführungspraktiken fortzusetzen und ihre Lebenswelt zu stabilisieren. (ICE2) [115-L] Gros, Daniel; Suhrcke, Marc: Ten years after: what is special about transition countries?, (HWWA Discussion Paper, 86), Hamburg 2000, 31 S. (Standort: http://www.hwwa.de/Publikationen/Discussion_Paper/2000/86.pdf; Graue Literatur) INHALT: Die meisten der sich in der Transition befindlichen Länder Mittel- und Osteuropas unterscheiden sich merklich von Ländern, die ein ähnliches Einkommen pro Kopf aufweisen: Ein größerer Anteil arbeitet im industriellen Sektor, sie verbrauchen mehr Energie, sie besitzen eine entwickeltere Infrastruktur und investieren mehr in die Bildung. Gemessen an den Erfordernissen der "Software" einer Markwirtschaft entwickeln sich zwei Formen: Die Kandidaten, die für eine Osterweiterung der EU in Frage kommen, haben ihre Transition bzw. Transformation weitgehend abgeschlossen. Demgegenüber hinken die Länder der ehemaligen Sowjetunion und des Balkans hinter den Anforderungen einer entwickelten Marktwirtschaft hinterher, da die juristische Absicherung der Eigentumsrechte und die Entwicklung der Finanzmärkte sich noch in einem "unterentwickelten" Stadium befinden. (ICAÜbers) [116-L] Grub, Martin; Suprinovic, Olga: Poverty and inequality in Russia during the 1990s: an empirical investigation, (F.I.T. Discussion Papers, No. 2/02), Frankfurt an der Oder 2002, 34 S. (Standort: http://fit.euv-frankfurto.de/Veroeffentlichungen/Discussion%20Papers/PDF-Format/02-02Grub_Suprinovic.PDF; Graue Literatur) INHALT: Wie für viele osteuropäische Länder bedeuteten die 90er Jahre auch für Russland eine Dekade einschneidender politischer Umbrüche, sozialer und persönlicher Emanzipationen und des Verfalls alter und der Entstehung neuer Gelegenheitsstrukturen. Die Transformation von einer sozialistischen Planwirtschaft zu einer dezentral operierenden Marktwirtschaft war jedoch für alle Länder mit tiefen ökonomischen Krisen verbunden. Im Gegensatz zu anderen Ländern hält diese Krise in Russland jedoch noch an und hat sich sogar verschärft. Mit einer Abnahme des Bruttosozialprodukts von ca. 44%, einer Inflationsrate von mehr als 60.000% (gegenüber dem Vergleichsjahr 1990), ständig wachsender Armut bei gleichzeitiger unvorstellbarer Konzentration von Reichtum in z.T. mafiösen Strukturen scheinen die Probleme des Landes unüberwindbar. Die vorliegende Studie analysiert vor diesem Hintergrund, wie sich der kontinuierliche sozioökonomische Abstieg seit 1990 auf die Entwicklung von Armut und sozialer Ungleichheit ausgewirkt hat. Die deskriptive Studie bedient sich dabei der "klassischen" Mittel der Armutsforschung, wobei die sozialstrukturellen Daten an bestimmten Armutskriterien gemessen und gewichtet werden. Die Daten zur Einkommensverteilung und von Haushaltssurveys zeigen insgesamt, dass sich der Armutssockel heute weit bis in die Mittelschichten vorgeschoben hat. (ICA2) soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 4 Sozialstruktur II: Prozeß 65 [117-L] Hagen, Jürgen von; Strauch, Rolf R.; Wolff, Guntram B.: East Germany - transition with unification: experiments and experiences, (ZEI Policy/ Working Papers, B 19), Bonn 2002, 33 S. (Standort: http://www.zei.de/download/zei_wp/B02-19.pdf; Graue Literatur) INHALT: Der vorliegende Beitrag untersucht, wie erfolgreich die Transition in Ostdeutschland seit 1989 gewesen ist und bis zu welchem Grad eine Angleichung erreicht wurde. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der ökonomischen Entwicklung seit 1990. Im zweiten Abschnitt erfolgt ein Überblick über die makroökonomische Transition in Ostdeutschland. Im dritten Abschnitt beleuchten die Autoren den Fortschritt der wirtschaftlichen Restrukturierung. Abschnitt vier ist den Anpassungsmaßnahmen auf dem Arbeitsmarkt gewidmet und Abschnitt fünf den staatlichen finanziellen Aspekten der ostdeutschen Transition. Abschließend werden die Schlussfolgerungen dargelegt. Zum einen wird deutlich, dass es auf administrativem und ökonomischem Gebiet zu bedeutenden Anpassungen gekommen ist, während in den Bereichen Produktion und Einkommen sowie lokale Kapazitäten nach wie vor Unterschiede bestehen. Zum anderen besteht das beachtliche Risiko, dass Ostdeutschland auch in Zukunft eine transferabhängige Wirtschaft bleibt. Zur Überwindung dieses Problems ist ein endogener institutioneller Wandel auf dem Arbeitsmarkt notwendig. (ICD) [118-L] Hawlik, Elisabeth: Sozioökonomische Gruppen der Bevölkerung: Statusveränderungen 1998, in: Statistische Nachrichten / Statistisches Zentralamt Österreich : N.F., Jg. 56/2001, H. 4, S. 248-258 (Standort: UuStB Köln(38)-M-So-00037; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Mit diesem Beitrag wird die regelmäßige Veröffentlichung von Strom- und Bestandsdaten über soziale Gruppen der österreichischen Bevölkerung fortgesetzt. Statistiken verschiedener Datenquellen werden in einem mathematischen Modell miteinander verknüpft und so zur Errechnung von Größenordnungen der einzelnen Ströme im Bevölkerungsgefüge verwendet. Bei den Matrix-Darstellungen (Statusvergleich über ein Jahr hinweg) sind besonders Übergänge von der Schulausbildung ins Erwerbsleben und von den Gruppen der Erwerbstätigen in die einzelnen Pensionsgruppen von Interesse. Insgesamt wechselten 1998 etwa 74.000 Personen von der Erwerbstätigkeit in die Pension. 78.600 Kinder traten 1998 erstmals in einen Kindergarten ein, 77.500 wechselten vom Kindergarten in die Volksschule, und 65.500 wechselten von der Volksschule in die Hauptschule." (Autorenreferat) [119-L] Hradil, Stefan: Zur Sozialstrukturentwicklung in den neunziger Jahren, in: Werner Süß (Hrsg.): Deutschland in den neunziger Jahren : Politik und Gesellschaft zwischen Wiedervereinigung und Globalisierung, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 227-250, ISBN: 3-8100-3226-3 (Standort: UB Bonn(5)2002-1399) INHALT: Der Autor stellt einige typische sozialstrukturelle Merkmale von vormodernen, traditionellen Gesellschaften, Industriegesellschaften und postindustriellen Wissensgesellschaften in einem Tableau zusammen. Es handelt sich hierbei um eine modellhafte Bündelung aufgrund von Modernisierungstheorien und gesellschaftlichen Entwicklungen, wie sie in vielen westlichen Ländern zu beobachten sind. Auf der Grundlage dieser modellhaften Unterschei- 66 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 4 Sozialstruktur II: Prozeß dung von Modernisierungsphasen lässt sich anschließend zeigen, wie sich die sozialstrukturellen Verhältnisse in West- und Ostdeutschland in den 90er Jahren entwickelt haben. Der Autor gibt hierzu jeweils einen komprimierten Überblick über die Entwicklungen der Bevölkerung, der Erwerbstätigkeit, der sozialen Ungleichheit, der sozialen Sicherheit sowie der Strukturen des Denkens und Verhaltens. Er stellt insgesamt erhebliche Unterschiede im Modernisierungsprozess zwischen West- und Ostdeutschland fest. Im Westen vollzog sich die Modernisierung in den 90er Jahren in "Zeitlupe", im Osten dagegen im "Zeitraffer". Eine Entwicklung hin zu einem intergenerationellen Wertewandel mit den einschlägigen Gegenbewegungen der 90er Jahre wie im Westen wird es in Ostdeutschland kaum geben, denn die Erfahrungen des Mangels und des Wohlstands, der Gemeinschaftlichkeit und der individuellen Freiheiten, werden in Ostdeutschland weniger in der Generationenabfolge als simultan erlebt. Dies erklärt vielleicht manche Konflikte, macht aber soziologische Erklärungen nicht leichter. (ICI2) [120-F] Kesselring, Sven, Dr.; Vogl, Gerlinde, Dipl.-Soz.; Krause, Ketevan, Dipl.-Soz.; Collmer, Sabine, Dr. (Bearbeitung); Bonß, Wolfgang, Prof.Dr. (Leitung): Mobilitätspioniere. Zum Strukturwandel der Mobilität unter den Bedingungen reflexiver Modernisierung (Teilprojekt B3) INHALT: Mobilität ist ein zentrales, aber nach wie vor unscharfes Kennzeichen moderner Gesellschaften. Sie bezieht sich auf räumliche und soziale Phänomene und umfasst faktische Bewegungen (Verkehr) ebenso wie potentielle Beweglichkeit (Motilität). In der Selbstwahrnehmung der Ersten Moderne erscheinen Motilität und Verkehr weitgehend deckungsgleich: räumliche Bewegung wird auch als soziale begriffen; faktische Bewegung wird mit der potentiellen Beweglichkeit gleichgesetzt. Unter den Bedingungen der Zweiten Moderne wird diese doppelte Gleichsetzung fragwürdig - um so mehr, als sich ein "Strukturbruch" der Mobilität abzeichnet. Denn Beweglichkeit korrespondiert nicht mehr zwangsläufig mit faktischer Bewegung, und Phänomene wie der "rasende Stillstand" (Paul Virilio) lassen eine unerwartete Gleichzeitigkeit von Beharrung und Bewegung erkennen. Anhand empirischer Studien an "Mobilitätspionieren" wurde in der ersten SFB-Projektphase gezeigt, wie räumliche und soziale Mobilität neu verkoppelt werden. Es ist deutlich geworden, dass Verkehr und Motilität auseinander treten und die Beschleunigungsdynamik der 'einfachen Mobilität' an Barrieren stößt. Als Reaktion auf die Mobilitäts- und Flexibilitätszumutungen der Ersten Moderne entstehen Strategien, mit denen Subjekte und Institutionen die Mobilitätslogik der Ersten Moderne unterminieren und eigenständige "Mobilitätspolitiken" betreiben. Hier setzt das Projekt in der zweiten Phase an: Es wird nach neuen Strukturmustern und Verkoppelungen von Bewegung und Beweglichkeit gefragt. Die "Mobilitätspolitiken" der Subjekte und Institutionen werden zum Thema, wie auch die oft übersehenen "Mobilitätsbarrieren" im Kontext subjektiver und institutioneller Praktiken und Handlungslogiken. Die Mobilitätspolitiken und Barrieren der Mobilität sollen anhand von drei Kontexten untersucht werden: (a) in jenen Bereichen, auf denen hoher Mobilitätsdruck lastet und denen zugleich der Nimbus des Neuen zugeschrieben wird (Consulting, e-lancer); (b) in Feldern, die als paradigmatisch für den Übergang von der Industrie- zur Informationsgesellschaft gelten (Medien, IT-Branche); sowie (c) in Kontexten, denen man traditionelle Konstellationen von räumlicher und sozialer Mobilität unterstellt und wo es zu weitreichenden Prozessen der Restrukturierung kommt (Bundeswehr). GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 4 Sozialstruktur II: Prozeß 67 METHODE: Das Projekt bezieht sich auf den Kontext der Theorie der reflexiven Modernisierung, wie sie insbesondere von Autoren wie Ulrich Beck, Anthony Giddens und Scott Lash entwickelt wurde. Zudem greift es auf theoretische Vorarbeiten von Wolfgang Bonß und auf die neue Literatur zur Mobilitätssoziologie zu, wie man sie etwa bei Zygmunt Bauman und vor allem bei John Urry findet. Das Ziel besteht darin, das Thema Mobilität als ein soziologisches Grundlagenkonzept zu entwickeln, das sich einerseits als Basisprinzip der einfachen Moderne betrachten lässt und zudem unter den Bedingungen reflexiver Modernisierung sich in einem transformativen Prozess befindet. Methodisch schließt das Projekt an die Giddenssche Idee von Strukturationsanlysen an, wonach ein Phänomen wie Mobilität im Spannungsfeld von Handlung und Struktur sozial konstruiert und definiert wird. Diese komplexen Prozesse sollen einerseits anhand von institutionellen Analysen der jeweligen "Mobilitätspolitik" erschlossen werden; dieser Zugang wird andrerseits unterstützt von netzwerkorientierten Analysen, die auf biographisches Material rekurrieren, das in Interviews (biographischen wie Experteninterviews) erhoben wird. Empirische Basis der Arbeit sind demnach qualitative Daten, die Aussagen über den institutionellen wie den subjektorientierten Konstruktionsprozess von Mobilität zulassen. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen; Beobachtung, teilnehmend; Qualitatives Interview; Standardisierte Befragung, schriftlich. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: Bonß, W.: Vom Risiko. Unsicherheit und Ungewißheit in der Moderne. Hamburg: Hamburger Edition 1995.+++Collmer, S.: Heute hier, morgen fort - zur Mobilität des modernen Soldaten. in: Collmer, Sabine; Kümmel, Gerhard (Hrsg.): Europäische Streitkräfte in der Postmoderne. Probleme und Herausforderungen. Reihe Militär und Sozialwissenschaften, Bd. 30. Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2002.+++Cyrus, N.: Komplementäre Formen grenzüberschreitender Migration: Einwanderung und Mobilität am Beispiel Polen. in: Schmals, Klaus (Hrsg.): Stadt und Migration. Opladen: Leske u. Budrich (im Erscheinen).+++Kesselring, S.: Beweglichkeit ohne Bewegung. in: Mitbestimmung - Magazin der Hans Böckler Stiftung, 2001, 9, S. 10-14.+++Ders.: Wir reisen in die Möglichkeitsräume. Anything flows - John Urry hat das Zeitalter der völligen Mobilität erforscht und fordert eine Soziologie jenseits der Gesellschaften. in: Süddeutsche Zeitung, 10./11. Febr. 2001.+++Vogl, G.; Kesselring, S.: Reflexive Mobilitätsplanung. Soziologische Anmerkungen zum Leitprojekt MOBINET des Bundesforschungsministeriums. in: RaumPlanung, Aug., 2002, 103, S. 189-192. ARBEITSPAPIERE: Bonß, W.; Collmer, S.; Kesselring, S.; Weiß, A.: Mobilitätspioniere. Zum Strukturwandel der Mobilität unter den Bedingungen reflexiver Modernisierung. Arbeits- und Ergebnisbericht 1999-2002. München: SFB 536 2002. ART: gefördert BEGINN: 2002-07 ENDE: 2005-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität der Bundeswehr München, Fak. für Sozialwissenschaften, Institut für Staatswissenschaften Professur für allgemeine Soziologie (Werner-Heisenberg-Weg 39, 85577 Neubiberg); SFB 536 Reflexive Modernisierung (Theresienstr. 37-39, 80333 München) KONTAKT: Leiter (Tel. 089-6004-2047 od. -4517, Fax: 089-6004-3138, e-mail: [email protected]) [121-L] Köcher, Renate: Lebensverhältnisse 1951-2001: ein Rückblick mit Daten des Allensbacher Archivs, in: Heinz Sahner (Hrsg.): Fünfzig Jahre nach Weinheim : empirische Markt- und Sozialforschung gestern, heute, morgen, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2002, S. 59-73, ISBN: 3-7890-8184-1 68 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 4 Sozialstruktur II: Prozeß INHALT: Der Beitrag beschreibt anhand der Daten des Allensbacher Archivs den sozialen und kulturellen Wandel der BRD seit dem Jahre 1951. Die Daten zur heutigen Akzeptanz des politischen Systems zeigen eine weitgehend gefestigte Demokratie, mit der Einschränkung, dass die ostdeutsche Bevölkerung diesem politischen und ökonomischen System in hohem Maße distanziert gegenübersteht und es nach wie vor nicht als ihr Staatswesen und ihre Wirtschaftsordnung empfindet. Die westdeutsche Erfolgsgeschichte der fünfziger und sechziger Jahre trug entscheidend zur Legitimierung insbesondere des ökonomischen Systems bei. Die kontinuierlich wachsende Unterstützung für das politische und wirtschaftliche System, die den Verlauf der fünfziger und sechziger Jahre in Westdeutschland prägten, wird in den neuen Ländern bisher nur begrenzt nachvollzogen. (ICA) [122-F] Kron, Thomas, Dr.; Lasarczyk, Christian, Dipl.-Inform. (Bearbeitung); Schimank, Uwe, Prof.Dr.; Banzhaf, Wolfgang, Univ.-Prof.Dr. (Leitung): Untersuchungen zur Dynamik sozialer Systeme anhand der Simulation komplexer, adaptiver Agenten INHALT: Die interdisziplinär angelegte Untersuchung der Dynamik sozialer Systeme soll dazu beitragen, das Wissen über die Evolution und Selbstorganisation dynamischer Systeme wie auch über die Prozesse der Entstehung gesellschaftlicher Ordnung (Mikro-MakroProblematik) zu vertiefen. Dem Projekt liegt die Annahme zugrunde, daß sich soziale Prozesse im Computer künstlich modellieren lassen. Es soll daher ein Simulationssystem entwickelt werden, das zur Untersuchung soziologischer Frage-stellungen verwendet werden kann. Die Grundidee dieses Systems besteht darin, das Wissen über elementare Wechselwirkungen zwischen Objekten, wie sie am Beispiel der molekularen Wechselwirkungen in einer künstlichen Chemie untersucht wurden, auf komplexe Objekte und deren Verhalten zu übertragen. Auch im Falle sozialer Systeme sollen Regeln für Objekte auf der mikroskopischen Ebene aufgestellt werden und deren Auswirkungen anhand mesoskopischer oder makroskopischer Selbstorganisations-Phänomene studiert werden, wobei eine größere Vielfalt der Prozesse zu erwarten ist. Die Objekte in sozialen Systemen sind Akteure, die technisch als komplexe Agenten mit variablen Eigenschaften modelliert werden, so daß sie den Anforderungen eines gehaltvollen soziologischen Akteurkonzepts genügen. Durch den Einsatz von Techniken aus dem Bereich der komplexen adaptiven Systeme (Artificial Life, Genetische Programmierung, Evolutionäre Algorithmen, Neuronale Netze) sollen strategiefähige, adaptive Agenten konstruiert werden, um Prozesse der sozialen Interaktion in unterschiedlichen Agentenpopulationen zu simulieren und damit Aussagen über die Emergenz und Dynamik sozialer Systeme zu generieren, die anschlußfähig für aktuelle soziologische Fragestellungen sind. Untersuchungsgegenstand wird auch sein, inwieweit man Agenten mit verschiedenen Fähigkeiten zur Kommunikation und Kognition ausstatten muß, damit die Komplexität der resultierenden Phänomene denen in sozialen Systemen nahekommt. Fragestellungen, die die soziologische Theoriediskussion bislang vorrangig mit qualitativen Ansätzen und Methoden behandelt hat, sollen so in eine experimentelle Anordnung überführt werden, die ein Durchspielen verschiedenartiger Agenten-Konstellationen und ein Austesten unterschiedlicher Hypothesen erlaubt. METHODE: Selbstorganisationstheorie; Adaptive Systeme; Theorie sozialer Prozesse und Systeme (insb. Mikro-Makro-Problematik); soziale Simulation; Artificial Societies; Sozionik; Netzwerkanalyse; Modellbildung DATENGEWINNUNG: Entfällt. VERÖFFENTLICHUNGEN: Banzhaf, W.; Nordin, P.; Keller, R.E.; Francone, F.D.: Genetic programming - an introduction on the automatic evolution of computer programs and its ap- soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 4 Sozialstruktur II: Prozeß 69 plications. San Francisco: Morgan Kaufmann; Heidelberg: dpunkt.verl. 1998.+++Dittrich, P.; Banzhaf, W.: Self-evolution in a constructive binary string system. in: Artificial Life, 1998, 4, pp. 203-220.+++Dittrich, P.; Kron, Th.; Banzhaf, W.: Iterated mutal oberservation with genetic programming. in: Sozionik Aktuell, 2001, H. 2, http://www.informatik.unihamburg.de/TGI/forschung/projekte/sozionik/journal/2/index.html .+++Dittrich, P.; Kron, Th.; Banzhaf, W.: On the scalability of social order. Modeling the problem of double and multi contingency inspired by Luhmann and Parsons (eingereichtes Manuskript).+++Kron, Th. (Hrsg.): Luhmann modelliert. Ansätze zur Simulation von Kommunikationssystemen. Opladen. Leske + Budrich 2002.+++Kron, Th.; Dittrich, P.: Doppelte Kontingenz und Strukturbildung. in: Kron, Th. (Hrsg.): Luhmann modelliert. Ansätze zur Simulation von Kommunikationssystemen. Opladen: Leske + Budrich 2002, S. 209-251.+++Schimank, U.: Soziologische Akteurmodelle. Studienbrief der FernUniversität Hagen, 1998, Nr. 3750.+++ Schimank, U.: Theoretische Modelle sozialer Strukturdynamiken. Studienbrief der FernUniversität Hagen, 1999, Nr. 3700.+++Schimank, U.: Theoretische Modelle sozialer Strukturdynamiken: ein Gefüge von Generalisierungsniveaus. in: Mayntz, Renate (Hrsg.): Akteure - Mechanismen - Modelle. Zur Theoriefähigkeit makro-sozialer Analysen. Frankfurt u.a.: Campus 2002, S. 151-178.+++Schimank, U.; Kron, Th.; Greshoff, R.: Soziologisches SurvivalSixpack - Hartmut Essers "Soziologie - Spezielle Grundlagen". Essay. in: Soziologische Revue, Jg. 25, 2002, S. 351-366.+++Das Simulationsprogramm "LuSi - Luhmann simuliert" kann von der Internet-Seite http://www.fernuni-hagen.de/SOZ/SOZ2/Projekte/Sozionik/ herunter geladen werden. ARBEITSPAPIERE: Kron, Th.; Dittrich, P.: Bausteine einer integralen Handlungstheorie. Ein Architekturvorschlag für Agenten zur Simulation sozialer Systeme. Ms. 2001.+++Kron, Th.; Dittrich, P.; Schimank, U.: Der Akteur als stufenlos regelbarer "Sozial-Charakter" - ein Vorschlag zur Komplexitätsbeherrschung beim Framing. Ms. 2001.+++ Schimank, U.: Von sauberen Mechanismen zu schmutzigen Modellen: methodologische Perspektiven einer Höherskalierung von Akteurkonstellationen. Ms. 2002.+++Skusa, A.; Kron, Th.; Lasarczyk, C.; Dittrich, P.; Hilles, G.: Agents with a "social character": a proposal for modeling complex social scenarios. Ms. 2002 (i.V.). ART: gefördert BEGINN: 2001-12 ENDE: 2003-11 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Dortmund, FB 04 Informatik (44221 Dortmund); Fernuniversität Hagen, FB Erziehungs-, Sozial- und Geisteswissenschaften, Institut für Soziologie Lehrgebiet Soziologie 02 (58084 Hagen) KONTAKT: Kron, Thomas (Dr. Tel. 02331-987-2987, e-mail: [email protected]) [123-L] Manabe, Kazufumi: Facet theory and studies of Japanese society: from a comparative perspektive, (JapanArchiv, Bd. 1), Bonn: Bier 2001, XV, 314 S., ISBN: 3-9806179-6-3 (Standort: UB Bonn(5)-2001-7851) INHALT: Die Studie stellt zunächst die von Louis Guttman und seiner Gruppe entwickelte Facet Theory vor, um dann die Fruchtbarkeit dieses Ansatzes an verschiedenen Aspekten der japanischen Gesellschaft zu demonstrieren. Der Ansatz der Facet Theory wurde von der Smallest Space Analysis und der Skalogrammanalyse her entwickelt, die inzwischen zu den klassischen Verfahren der empirischen Sozialforschung gehören. Der begrifflich-theoretische Bezugsrahmen wird mit den entsprechenden Techniken der Datenanalyse auf den Wandel in der japanischen Gesellschaft, den "kulturellen Nationalismus" der Japaner, die internationale 70 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 4 Sozialstruktur II: Prozeß Kommunikation, die Einstellungen der politischen Kultur und die spezifischen Formen des japanischen Konsumverhaltens angewandt. Der dritte Teil des Buches diskutiert die theoretischen und empirischen Problem des internationalen Vergleichs von Einstellungen, Meinungen und Verhaltensweisen. (ICA) [124-L] Oswald, Ingrid; Voronkov, Viktor: Einfahrt in die Steilkurve: zum Projekt 'Wandel alltäglicher Lebensführung in Russland', in: Ingrid Oswald, Eckhard Dittrich, Viktor Voronkov (Hrsg.): Wandel alltäglicher Lebensführung in Russland : Besichtigungen des ersten Transformationsjahrzehnts in St. Petersburg, Münster: Lit Verl., 2002, S. 141-191, ISBN: 3-8258-5805-7 INHALT: Die Verfasser fragen nach der alltäglichen Lebensführung der Mittelschichten im postsozialistischen Russland als einem Arrangement von Arrangements unter Rahmenbedingungen schnellen sozialen Wandels. Zwei Phänomene stehen dabei im Mittelpunkt. Zum einen sind dies die Normalitätskonstruktion durch eine - falls notwendig modifizierende - Bewahrung bewährter Klassifikationen und als gesichert geltender Werte, die Beharrlichkeit eingespielter Lebensführungspraktiken, die Verteidigung eines einmal bewährten Programms schichtspezifischer Verhaltens- und Wahrnehmungsmuster. Zum anderen steht dem die Notwendigkeit einer durch Entgrenzung und Beschleunigung gekennzeichneten, flexibilisierten Lebensführung gegenüber, die allerdings keine gänzlich neue Anpassungsleistung darstellt. Vielmehr können die "Opfer" des postsozialistischen Wandels hier auf spezifisch "sowjetische" Wahrnehmungs- und Handlungsmuster zurückgreifen, die sich für die Bewältigung des heutigen Alltags als überraschend praktikabel erweisen. (ICE2) [125-L] Pollack, Detlef: Wie modern war die DDR?, (F.I.T. Discussion Papers, No. 4/01), Frankfurt an der Oder 2001, 34 S. (Standort: http://fit.euv-frankfurt-o.de/Veroeffentlichungen/Discussion%20Papers/PDFFormat/01_04Pollack.PDF; Graue Literatur) INHALT: Der vorliegende Beitrag befasst sich mit der Frage, wie modern die DDR-Gesellschaft war. Bevor sich der Autor mit dieser Frage genauer auseinandersetzt, wird geklärt, was mit dem Attribut 'modern' überhaupt gemeint ist. Was also macht moderne Gesellschaften zu modernen Gesellschaften? Es ist diese Erläuterung des Beurteilungsmaßstabes, die zunächst geleistet werden muss, bevor eine Einschätzung des Modernisierungsgrades der DDRGesellschaft möglich ist. An Vorschlägen zur griffigen Bezeichnung der DDR-Gesellschaft mangelt es nicht. Ständegesellschaft, entdifferenzierte Gesellschaft, durchherrschte Gesellschaft, Arbeitsgesellschaft, kommode Diktatur oder Fürsorgediktatur sind nur einige der im Umlauf befindlichen Definitionsangebote. Notwendig ist es aber, den theoretischen Aufwand zur analytischen Erfassung der Konstitutionsprinzipien der DDR-Gesellschaft zu erhöhen, sich also nicht mit Ein-Wort-Bezeichnungen zu begnügen, sondern das Instrumentarium einer entwickelten Theorie auf den Gegenstand anzuwenden. In diesem Beitrag wird der Versuch unternommen, die Mittel der Modernisierungstheorie für dieses Vorhaben zu mobilisieren. Die Modernisierungstheorie ist möglicherweise die einzige Großtheorie, die den Sozialwissenschaften zur Analyse tiefgreifender gesamtgesellschaftlicher Änderungsprozesse noch zur Verfügung steht. Nachdem sie in den sechziger und siebziger Jahren einer umfassenden Kritik unterzogen und bereits totgesagt worden war, erlebte sie Ende der achtziger und mit dem soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 4 Sozialstruktur II: Prozeß 71 Zusammenbruch des Staatssozialismus in den neunziger Jahren erneut einen Wiederaufschwung, den viele längst für ausgeschlossen gehalten hatten. Die Kritik an der Modernisierungstheorie betrifft unterschiedliche Punkte. Es stellt durchaus ein Anliegen dieses Artikels dar, diese Kritikpunkte aufzugreifen und konstruktiv auf sie zu reagieren. (ICD) [126-F] Reif, Heinz, Prof.Dr. (Leitung): Elitenwandel in der gesellschaftlichen Modernisierung: Adel und Bürgertum in Deutschland II. Entwicklungslinien und Wendepunkte im frühen 20. Jahrhundert INHALT: keine Angaben ZEITRAUM: frühes 20. Jahrhundert GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland ART: gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Technische Universität Berlin, Fak. 01 Geisteswissenschaften, Institut für Geschichte und Kunstgeschichte (Ernst-Reuter-Platz 7, 10587 Berlin) KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected] -Sekretariat- o. [email protected]) [127-F] Scheibe, Moritz (Bearbeitung); Herbert, Ulrich, Prof.Dr. (Betreuung): Demokratisierung. Öffentliche Debatte und sozialer Wandel in der Bundesrepublik der sechziger und siebziger Jahre INHALT: Frage nach intellektuellen Traditionslinien und Umbrüchen in der Debatte, nach der aufkommenden Forderung nach Mitbestimmung in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen, nach der politischen Aufladung und Lagerbildung, insbesondere im Zuge der Studentenbewegung und der APO. ZEITRAUM: 1960-1975 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland METHODE: empirische, politik- und sozialgeschichtlich fundierte Diskursuntersuchung VERÖFFENTLICHUNGEN: Scheibe, M.: Auf der Suche nach der demokratischen Gesellschaft. in: Herbert, Ulrich (Hrsg.): Wandlungsprozesse in Westdeutschland. Belastung, Integration, Liberalisierung 1945-1980. Göttingen: Wallstein-Verl. 2002, S. 245-277. ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2000-09 ENDE: 2003-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. INSTITUTION: Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Historisches Seminar Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte (Werthmannplatz, 79085 Freiburg im Breisgau) [128-F] Scheller, Gitta, Dr. (Bearbeitung); Herlyn, Ulfert, Prof.Dr. (Leitung): Die Wende als Individualisierungsschub. Richtung und Verlauf des Individualisierungsprozesses in den neuen Bundesländern INHALT: Das Projekt beabsichtigt, die subjektive Verarbeitung des Transformationsprozesses in den neuen Bundesländern unter individualisierungstheoretischer Perspektive zu untersuchen, Besonderheiten des ostdeutschen Individualisierungsschubs herauszuarbeiten und abzuschätzen, inwieweit die Befunde auf Ostmitteleuropa zutreffen. GEOGRAPHISCHER RAUM: neue Bundesländer, alte Bundesländer, Ostmitteleuropa 72 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 4 Sozialstruktur II: Prozeß METHODE: Im Forschungsprojekt wird davon ausgegangen, dass sich der Übergang der DDR in die BRD theoretisch angemessen als Individualisierungsprozess (Beck 1986) beschreiben lässt. Da die in der DDR erworbenen Kompetenzen und Orientierungen auch unter grundlegend veränderten Bedingungen nicht einfach über Bord geworfen, sondern als Ressourcen der Bewältigung neu entstandener Situationen eingesetzt werden (Lutz 1996: 4f.), wird aber erwartet, dass die Menschen in den neuen Bundesländern ganz anders auf die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen reagieren und der ostdeutsche Individualisierungsschub im Hinblick auf die Richtung der Freisetzungen Besonderheiten aufweist und sich deutlich von dem in den alten Bundesländern unterscheidet. Zur Beantwortung der Forschungsfrage werden verschiedene methodische Zugänge genutzt: Auf der Basis einer Sekundäranalyse vorliegender Studien zum Transformationsprozess sowie eigener quantitativer und qualitativer Daten sollen Richtung, Verlauf und sozialgruppenspezifische Unterschiede des Individualisierungsschubs in den neuen Bundesländern untersucht werden. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; Panel DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview; Panel (Stichprobe: 30; ostdeutsche Großstadt; Auswahlverfahren: Quota). Standardisierte Befragung, face to face (Stichprobe: 860; ostdeutsche Großstadt; Auswahlverfahren: Zufall). Sekundäranalyse von Individualdaten (Herkunft der Daten: ALLBUS - alte und neue Bundesländer). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Zwischenbericht. ART: gefördert BEGINN: 2001-01 ENDE: 2002-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Hannover, FB Landschaftsarchitektur und Umweltentwicklung, Institut für Freiraumentwicklung und Planungsbezogene Soziologie (Herrenhäuser Str. 2a, 30419 Hannover) [129-L] Schönfeld, Roland (Hrsg.): Structural changes in transforming Southeastern Europe, (Südosteuropa-Studien, 67), München: Südosteuropa-Ges. 2000, 145 S., ISBN: 3-925450-88-2 INHALT: Zehn Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion führte die genannte Gesellschaft eine Tagung durch, während der die Erfolge, aber auch die aktuellen Probleme und Herausforderungen des Transformationsprozesses verschiedener südosteuropäischer Länder beleuchtet werden sollten. Die sämtlich englischsprachigen Beiträge analysieren das Thema teils aus länderübergreifender, teils aus länderspezifischer Perspektive. Inhaltsverzeichnis: Economic Transition: Marie Lavigne: Successes and Failures of Economic Transition in Eastern and Southeastern Europe: Comparative Aspects (13-35); Claudio Quintano: Some Considerations about the Role of Statistical Accounts: From the Material Product System (MPS) to the System of National Accounts (SNA) (37-57). Country Studies: Svoboda Tosheva: Some Aspects of Structural Changes in the Economy of Bulgaria in the Period of Transition to a Market Economy (61-70); Andreas Wass von Czege: Privatisation and Restructuring in Hungary - The Effects of Foreign Direct Investment (71-85); Michael Kaser: Albanian Political and Economical Stability in the Wake of the Kosovo Conflict (87-102). International Integration: Vera M. Budway: Regional Cooperation in Southeast Europe: A Prelude to Greater European Integration (105-123); Fraser Cameron: The European Union's Policy towards Southeast Europe (125-133); Dietrich Schlegel: Stability Pact for Southeast Europe - A German Initiative for the Postwar Periode in the Balkans (135-143). (ZPol, NOMOS) soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 4 Sozialstruktur II: Prozeß 73 [130-L] Spohn, Willfried: Eisenstadt über multiple Modernität, in: Soziologische Revue : Besprechungen neuer Literatur, Jg. 25/2002, H. 3, S. 242-245 (Standort: UuStB Köln(38)-XG4586; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Rezensent hält das besprochene Werk von Shmuel Eisenstadt "Die Vielfalt der Moderne" (Weilerswist 2000) für eine der wichtigsten Rahmenorientierungen in der gegenwärtigen soziologischen Theorielandschaft. Eisenstadts Ansatz wird als eine "heterodoxe" Richtung innerhalb der Soziologie bezeichnet, da er einerseits auf dem klassischen Modernisierungsparadigma fußt, dieses aber andererseits auf der Grundlage der vergleichenden Religionssoziologie Max Webers in Richtung auf eine spezifisch global vergleichende Soziologie fortentwickelt hat. Der Kern dieser Theorie über die multiple Modernität und Identität von gegenwärtigen Gesellschaften liegt in den grundlegenden Prinzipien der Moderne, die Modernisierungsprozesse von Gesellschaft zu Gesellschaft unterschiedlich konfigurieren und dynamisch entwickeln. In dem Buch sieht der Rezensent für die Soziologie insgesamt einen "Markstein". (ICA) [131-L] Süß, Werner (Hrsg.): Deutschland in den neunziger Jahren: Politik und Gesellschaft zwischen Wiedervereinigung und Globalisierung, Opladen: Leske u. Budrich 2002, 372 S., ISBN: 3-8100-3226-3 (Standort: UB Bonn(5)-2002-1399) INHALT: "Ausgehend von den Herausforderungen der Wiedervereinigung und der veränderten internationalen Kontexte analysieren die Beiträge des vorliegenden Bandes die Entwicklung von Politik und Gesellschaft des vereinten Deutschland in seinem ersten Jahrzehnt. Entworfen wird ein politikwissenschaftliches Portrait der Bundesrepublik der neunziger Jahre." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Werner Süß: Politik und Gesellschaft zwischen Vereinigung und Globalisierung. Zur Einführung (7-11); Horst Teltschik: Der deutsche Vereinigungsprozess im internationalen Kräftefeld (15-27); Werner Süß: Der deutsche Vereinigungsprozess 1989/90. Politische Strategie zwischen Euphorie und Bürokratie (29-49); Heinrich Oberreuter: Regierung und Opposition in den neunziger Jahren (53-70); Markus Jox/ Josef Schmid: Zurück zum Kanzlerwahlverein? Die CDU in den neunziger Jahren (71-82); Siegfried Heimann: Die SPD in den neunziger Jahren (83-104); Ulrich von Alemann/ Christoph Strünck: Die neue Koalitionsrepublik. FDP, Bündnis90/Die Grünen und die PDS im vereinigten Parteiensystem (105-121); Wilfried Röhrich: Die politische Klasse im Blickpunkt der Kritik (125-140); Siegfried Mielke/ Christian Bräuer: Vom kooperativen zum kompetitiven Föderalismus (141-159); Inge Maria Burgmer: Die Zukunft der Verbände. Herausforderungen und Perspektiven der etablierten Wirtschaftsverbände (161-174); Rolf G. Heinze: Politik und Zivilgesellschaft. Regierungspolitik der rot-grünen Koalition (175-188); Wolfgang Templin: Ein Staat - zwei Gesellschaften? Deutsch-deutsche Klüfte im zweiten Vereinigungsjahrzehnt (191-201); Roland Czada: Zwischen Stagnation und Umbruch. Die politischökonomische Entwicklung nach 1989 (203-225); Stefan Hradil: Zur Sozialstrukturentwicklung der neunziger Jahre (227-250); Ursula Münch: Ansätze zur Reform der sozialen Sicherheitssysteme. Reform zwischen Halbherzigkeit und politischer Blockade (251-268); Frank Nullmeier: Auf dem Weg zu Wohlfahrtsmärkten? (269-281); Christian Hacke: Deutschlands neue Rolle in der Weltpolitik (285-298); Rudolf Hrbek: Deutschland und der Fortgang des europäischen Integrationsprozesses (299-316); Heike Dörrenbächer: Die Bundesrepublik im 74 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 4 Sozialstruktur II: Prozeß Prozess der Annäherung an Mittel- und Osteuropa (317-335); Franz-Lothar Altmann: Zwischen Annäherung und Ausgrenzung. Deutschlands Rolle in der europäischen Balkanpolitik (337-348); Klaus Segbers: Gullivers Bindungen. Außenpolitiken der Bundesrepublik Deutschland in den neunziger Jahren: Die innere Dimension (349-361); Heinrich August Winkler: Späte Ankunft im Westen (365-370). [132-F] Urban, Dieter, Prof.Dr. (Bearbeitung): Latente Wachstumsmodelle zur Analyse von Prozessen des sozialen Wandels INHALT: In diesem Projekt werden im Rahmen der Methodologie latenter Strukturgleichungsmodelle statistische Konzepte der Längsschnittanalyse entwickelt und empirisch getestet, die es ermöglichen, Prozesse des sozialen Wandels (wie z.B. die Veränderung sozialer Einstellungen) hinsichtlich der darin enthaltenen systematischen Veränderungsmuster und unter gleichzeitiger Anwendung von Mehr-Indikatoren-Modellen (zur Kontrolle möglicher Meßfehler) zu untersuchen. METHODE: Latente Strukturgleichungsmodellierung. Untersuchungsdesign: Panel DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Individualdaten (Stichprobe: ca. 250; Schüler/ ElternDyaden in einem ostdeutschen Landkreis; Auswahlverfahren: total). VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Urban, D.: Die Entwicklungsdynamik ausländerablehnender Einstellungen unter ostdeutschen Jugendlichen. Ergebnisse einer latenten Wachstumsanalyse. Stuttgart: Univ.. Inst. f. Sozialwiss. 2000, 24 S.+++Ders.: Prozeßanalyse im Strukturgleichungsmodell. Zur Anwendung latenter Wachstumskurvenmodelle (und autoregressiver Stabilitätsmodelle) in der Längsschnittanalyse. Stuttgart: Univ., Inst. f. Sozialwiss. 2000, 29 S. ART: Eigenprojekt BEGINN: 1999-09 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Universität Stuttgart, Fak. 10 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften Abt. für Soziologie und empirische Sozialforschung -Soziologie 01(Keplerstr. 17, 70174 Stuttgart) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0711-121-3578, e-mail: [email protected]) [133-L] Weller, Christian E.; Hersch, Adam: The long and short of it: global liberalization, poverty and inequality, (ZEI Policy/ Working Papers, B 14), Bonn 2002, 28 S. (Standort: http://www.zei.de/download/zei_wp/B02-14.pdf; Graue Literatur) INHALT: Der vorliegende Beitrag untersucht den Einfluss globaler Deregulierung auf Armut und Ungleichheit. Globale Deregulierung wird häufig als erfolgreiche Mittel zur Reduzierung von Armut und Ungleichheit angesehen, obwohl sich dies nicht wissenschaftlich belegen lässt. Zunehmende Ungleichheit innerhalb einzelner Länder ist weitverbreitet und die Einkommensunterschiede zwischen den Ländern nehmen zu. Die absolute Zahl der Menschen, die in Armut leben, nimmt zu, während die Verringerung der Armutsrate nur in geographisch isolierten Bereichen festzustellen ist. Kritiker der globalen Deregulierung haben herausgefunden, dass die in zunehmendem Masse deregulierten Handelsströme zu einer schlechteren Einkommensverteilung und unreguliertem Kapitalfluss führen, was besonders für die armen Gesellschaftsschichten schädlich ist. Unter Verwendung von Daten der Weltbank, des IWF und soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 4 Sozialstruktur II: Prozeß 75 der UNO überprüfen die Autoren die Auswirkung der zunehmenden Deregulierung auf die Einkommen der Armen. Die Resultate zeigen, dass globale Deregulierung der Geschäfts- und Kapitalmärkte die Armen negativ berührt. Es wird deutlich, dass der Einkommensanteil der Armen im Allgemeinen in deregulierten und instabilen makroökonomischen Räumen zurückgeht. Die Autoren gehen demnach davon aus, dass Handelsströme in regulierterem Umfeld positive Auswirkungen auf das Wachstum haben und langfristig den Armen zu gute kommen. (ICDÜbers) [134-L] Wiesenthal, Helmut: Politics against theory: on the theoretical consequences of successful large-scale reforms in Postcommunist Europe, (13. Annual Meeting of the Society for the Advancement of SocioEconomics, 2001, Amsterdam), Berlin 2001, 20 S. (Standort: http://www2.hu-berlin.de/gesint/publik/hw/politics.pdf; Graue Literatur) INHALT: Der vorliegende Beitrag untersucht die theoretischen Konsequenzen aus erfolgreichen, großangelegten Reformen in postkommunistischen Ländern. Nach einer Dekade von im großen und ganzen erfolgreiche Reformen in einigen postkommunistischen Ländern muss anerkannt werden, dass die Resultate der Veränderung einigen bisher als allgemeingültig angesehen Annahmen der Politikwissenschaft widersprechen. Das vorliegende Papier umreißt die wichtigsten theoretischen Prämissen dessen, was als das 'Unmöglichkeits-Theorem holistischer Reformen' zusammengefasst werden kann, und untersucht die Diskrepanz zwischen theoretisch basierten Erwartungen einerseits und Anzeichen von erfolgreichen Transformationen andererseits. Ausgelöst durch diese Diskrepanz werden einige Vorschläge hinsichtlich der Revision oder der exakteren Neuformulierung der theoretischen Annahmen gemacht, die sich als ungültig erwiesen haben. Als Folge scheint die allgemeine Skepsis, die die Möglichkeit der design-basierten institutionellen Reformen betrifft, geschwächt zu werden. (ICDÜbers) 5 Interaktion [135-L] Albrecht, Steffen: Netzwerke als Kapital: zur unterschätzten Bedeutung des sozialen Kapitals für die gesellschaftliche Reproduktion, in: Jörg Ebrecht, Frank Hillebrandt (Hrsg.): Bourdieus Theorie der Praxis : Erklärungskraft - Anwendung - Perspektiven, Opladen: Westdt. Verl., 2002, S. 199-224, ISBN: 3-531-13747-6 INHALT: Das Konzept des sozialen Kapitals ist ein zentraler, jedoch oft vernachlässigter Bestandteil einer umfassenden Theorie des Sozialen bei Bourdieu. Der Verfasser verbindet in seiner Untersuchung dieses Konzept mit dem Netzwerkkonzept. Er zeigt - an Bourdieu anknüpfend und dessen Überlegungen fortführend - zunächst auf theoretischer Ebene, auf welche empirischen Phänomene sich das Konzept des sozialen Kapitals bezieht, welche erklärenden Faktoren es für deren soziologische Untersuchung bereitstellt und welche Rolle Netzwerken in diesem Rahmen zukommt. Auf empirischer Ebene wird dann überprüft, welche Rolle interpersonelle Beziehungen im Vergleich zu anderen Kapitalsorten für die gesell- 76 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 5 Interaktion schaftliche Reproduktion in sozialen Feldern spielen. Dies geschieht mit Hilfe der Netzwerkanalyse und der Korrespondenzanalyse am Beispiel des sozialen Feldes der Kölner Schriftsteller. Diese Untersuchung zeigt, dass die innerhalb des literarischen Feldes verbreitete Darstellung des Autors als selbstbezogenes, nur dem künstlerischen Ausdruck verpflichtetes Subjekt eine Verschleierung der tatsächlichen Bedeutung von sozialen Kontakten und Beziehungsarbeit im Feld ist. (ICE2) [136-L] Diekmann, Andreas; Lindenberg, Siegwart: Sociological aspects of cooperation, Bern 2000, 11 S. (Standort: http://www.soz.unibe.ch/personal/diekmann/downloads/cooperat.pdf; Graue Literatur) INHALT: Der vorliegende Beitrag untersucht die soziologischen Aspekte der Kooperation. Die bedeutendsten soziologischen Studien zum Thema Kooperation gehen von einer irgendwie gearteten Vernunftsannahme aus. Es gibt im Allgemeinen zwei Gruppen von Studien: die einen gehen von der Annahme rationaler Egoisten aus, die anderen von der Annahme sozialer Vernunft. Die Studien, die auf der Annahme rationaler Egoisten basieren, sind durch - meist spieltheoretische - Entwicklungen in der Volkswirtschaft und Politikwissenschaft inspiriert und fügen wichtige soziologische Aspekte der Analyse hinzu. Am wichtigsten ist in diesem Zusammenhang die dynamische Analyse von Kooperation, die Verbindung zwischen formellen und informellen Institutionen und die Bedeutung von sozialen Netzwerken zur Einbettung problematischer Transaktionen. Die Studien, die auf sozialer Vernunft basieren, führen Annahmen über soziale Präferenzen, Lernen und Gestalten ein. Wichtige Fragen sind die Umstände, die soziale Präferenzen stärken oder schwächen; die Entwicklung der Signale und Konventionen, die Vertrauen regeln und die Einflüsse von Zielen auf die Definition der Situation. Es scheint, dass Studien, die von der sozialen Vernunft ausgehen, zur Zeit bevorzugt werden. (ICDÜbers) [137-L] Ellrich, Lutz; Funken, Christiane; Meister, Martin: Kultiviertes Misstrauen: Bausteine zu einer Soziologie strategischer Netzwerke, in: Sociologia internationalis : Internationale Zeitschrift für Soziologie, Kommunikations- und Kulturforschung, Bd. 39/2001, H. 2, S. 191-234 (Standort: UuStB Köln(38)-XG219; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Soziale Netzwerke sind eine eigenständige Form sozialer Ordnungsbildung. Ihr basaler Koordinationsmechanismus heißt 'Vertrauen'. Besonders 'strategische' - d. h. langfristig angelegte und ergebnisoffene - Netzwerke beruhen auf der Pflege von Vertrauen, stellen es aber auch permanent auf die Probe. Damit eröffnen sie Perspektiven, die dem Misstrauen einen gebührenden Platz einräumen. Für diese strukturbildende Operation gibt es aber weder in den Selbstbeschreibungen der Netzakteure noch in den Fremdbeschreibungen der Netzwerksoziologie geeignete Kategorien. Das komplexe Zusammenspiel von Vertrauen und Misstrauen bleibt begrifflich unterbestimmt. Wir vertreten die These, dass erst mit Blick auf latentes Misstrauen die besondere Fragilität von Netzwerken erklärt werden kann. Unter Rückgriff auf neuere organisationstheoretische Befunde schlagen wir eine 'Neubeschreibung' strategischer Netzwerken vor, die die produktive Spannung zwischen Vertrauen und Misstrauen ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt." (Autorenreferat) soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 5 Interaktion 77 [138-L] Glatzer, Wolfgang: Vereinzelung und Vernetzung in der modernen Gesellschaft, in: Irene Becker, Notburga Ott, Gabriele Rolf (Hrsg.): Soziale Sicherung in einer dynamischen Gesellschaft : Festschrift für Richard Hauser zum 65. Geburtstag, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2001, S. 231-251, ISBN: 3593-36925-7 (Standort: UuStB Köln(38)-28A5589) INHALT: Eine neue These besagt, das sich die sozialen Beziehungen in der modernen Gesellschaft zu einer "vernetzten Gesellschaft" entwickeln und Netzwerke zum dominanten Strukturprinzip im Alltag der Menschen werden. Den immerwährenden sozialen Problemen der Vereinzelung und Einsamkeit treten neue Formen der Vernetzung und Zugehörigkeit gegenüber. Der Beitrag diskutiert und prüft die These vom Wandel der sozialen Beziehungen. Die Ausführungen zeigen allerdings eher gegenläufige Entwicklungen. Der beobachtbaren Verkleinerung der Haushalte, also der Kontraktion haushaltsinterner sozialer Netzwerke, steht eine Expansion haushaltsübergreifender Netzwerke gegenüber, die durch die Innovationen bei den Verkehrsmitteln und in der Kommunikationstechnologie ermöglicht werden. Da allerdings soziotechnische Neuerungen nicht für alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen nutzbar und insbesondere ältere Menschen davon teilweise überfordert sind und zudem in unteren Einkommensschichten die Ressourcen nicht ausreichen, besteht die Gefahr, dass die konstatierten Veränderungen der Netzwerkkonstellationen zu einer neuen Dimension sozialer Ungleichheit führen. (ICA2) [139-L] Helle, Horst Jürgen: Theorie der symbolischen Interaktion: ein Beitrag zum Verstehenden Ansatz in Soziologie und Sozialpsychologie, (Studienskripten zur Soziologie), Wiesbaden: Westdt. Verl. 2001, 179 S., ISBN: 3-531-13648-8 (Standort: UB Bonn(5)-2002-3833) INHALT: "'Verstehende Soziologie', insbesondere in der Form des symbolischen Interaktionismus, ist in den Vereinigten Staaten ein wichtiger Ansatz in Forschung und Literatur geworden. In dieser Ausprägung wird dann die verstehende Soziologie in den verschiedenen europäischen Ländern heute zu einer bedeutsamen Richtung. In diesem Band wird aufgezeigt, daß der aktuelle 'symbolische Interaktionismus' eine Fortführung der uns vertrauteren 'verstehenden Soziologie' ist. Dabei wird deren Bezug zum Neukantianismus genauer herausgearbeitet als die sonst so betonte Beziehung zur Phänomenologie von Husserl und A. Schütz. Insofern ist der Band für einen deutschen Leser besonders geeignet, einen Zugang zum 'symbolischen Interaktionismus' zu vermitteln, zusätzlich zu der bisher hier vorherrschenden phänomenologischen Ableitung von Berger und Luckmann. Verstehende Soziologie, phänomenologische Soziologie und symbolischer Interaktionismus verstehen sich als Alternative zu den verschiedenen 'szientistischen' Richtungen der Soziologie (oft auch mit 'Positivismus' gleichgesetzt). Im Kern ist die eine Fortführung der Unterschiede im Zugang zum Wissen über Welt, wie er im Nominalismusstreit der Spätscholastik thematisiert wurde. Während die empirische Sozialforschung vorherrschend durch eine nominalistische Grundeinstellung bestimmt wird, erhebt sich gegen die damit verbundene Einengung der Erklärung in Abständen immer wieder eine essentialistische Kritik. So beruht denn auch die besondere Anziehungskraft des 'symbolischen Interaktionismus' auf seiner Eignung, über soziale Sachverhalte so Auskunft zu geben, daß der Leser seine Erfahrungen wiederzuerkennen vermag." (Textauszug) 78 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 5 Interaktion [140-F] Henning, Marina, Dr.; Hobohm, Jan, M.A.; Hormann, Oliver, Dipl.-Soz.Wiss. (Bearbeitung); Bertram, Hans, Prof.Dr. (Leitung): Soziale Netzwerke, soziale Unterstützung und Lebensformen in europäischen Großstädten INHALT: Anfang der siebziger Jahre gab es eine Reihe empirischer Untersuchungen zur Entwicklung sozialer Beziehungen und familiärer Lebensformen in europäischen Großstädten. Im Gegensatz zu der damals weit verbreiteten Annahme, daß Beziehungen und familiäre Strukturen in städtischen Milieus besonders brüchig seien, konnten die Autoren wiederholt zeigen, daß Beziehungen in diesen städtischen Milieus teilweise recht stabil waren. Da heute in der soziologischen Theoriediskussion wiederum das Zerbrechen von Ligaturen und familiären Beziehungen behauptet wird und inzwischen auch Teil der öffentlichen Wahrnehmung von Familie und Sozialbeziehungen geworden ist, wird in dieser Untersuchung eine Replikation der damaligen Forschungen in den gleichen Quartieren europäischer Städte geplant. GEOGRAPHISCHER RAUM: Berlin, Stuttgart, Hamburg, Wien METHODE: Theoretisch folgen die Autoren dabei einem Netzwerkansatz, der schon damals teilweise versucht wurde, aber erst seit etwa zehn Jahren Eingang in die Familienforschung gefunden hat. Dieser netzwerktheoretische Zugang ermöglicht es, das Projekt mit der aktuellen Diskussion um das Sozialkapital in modernen Gesellschaften zu verbinden, weil primäre familiäre Bindungen Teil jenes Sozialkapitals sind, das für die Entwicklung von modernen Gesellschaften von großer Bedeutung ist. Der europäische Vergleich in konkreten städtischen Quartieren vor dem Hintergrund teilweise noch vorhandener Primärdaten aus den siebziger und der auch zur Verfügung stehenden amtlichen Strukturdaten wird es auch ermöglichen, zu prüfen, ob die in der Soziologie häufig anzutreffende Annahme gleichförmiger Entwicklungen von Lebensformen empirisch richtig ist. Viele Annahmen der aktuellen Globalisierungstheorien entsprechen den Modernisierungstheorien der siebziger Jahre, die damals teilweise empirisch falsifiziert werden konnten. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, face to face (Stichprobe: 2.400; jeweils 2 Stadtteile in Berlin, Stuttgart, Hamburg, Wien - es werden ausschließlich Familien mit Kindern unter 18 Jahre befragt; Auswahlverfahren: total). Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut. ART: gefördert BEGINN: 2002-06 ENDE: 2004-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Humboldt Universität Berlin, Philosophische Fakultät 03, Institut für Sozialwissenschaften Lehrbereich Mikrosoziologie (Universitätsstr. 3b, 10099 Berlin) KONTAKT: Leiter (Tel. 030-2093-4328, e-mail: [email protected]); Hennig, Marina (Dr. Tel. 030-2093-4345, e-mail: [email protected]) [141-L] Hinck, Daniela; Köhler, Michael; Langer, Roman; Moldt, Daniel; Rölke, Heiko: Modellierungen und Reanalysen zur Habitus-Feld Theorie von Pierre Bourdieu, (Arbeitsberichte des Forschungsprogramms Agieren in sozialen Kontexten), Hamburg 2002, 30 S. (Standort: http://www.informatik.uni-hamburg.de/TGI/forschung/projekte/sozionik/publications.html; Graue Literatur) INHALT: "Zielsetzung des ASKO-Projektes (Agieren in sozialen Kontexten) ist die Entwicklung von informatischen Strukturierungs- und Verifikationskonzepten sowie einer soziologischen Middle-Range-Theorie für Entscheidungsverhalten in öffentlich-rechtlichen Institutionen auf Basis eines intuitiven petrinetzbasierten Ansatzes zur Spezifikation und Entwicklung von Agenten- und Multiagentensystemen. Da eine gesellschaftstheoretische Analyse organisationa- soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 5 Interaktion 79 ler Phänomene - im Sinne direkter Anwendung gesellschaftstheoretischer Thesen und Einsichten auf Organisationen - in rezenten Organisationsanalysen kaum vorgenommen wird, fundiert das ASKO-Projekt mit gesellschaftstheoretischen Reanalysen die Middle-RangeTheorie. Diese Middle-RangeTheorie thematisiert dabei insbesondere die Mikro-MakroProblematik, die sich in der Dialektik von Handlung und Struktur ausdrückt. Die MiddleRange-Theorie bildet die Ausgangsbasis für die Modellbildung eines sozionischen Agentenmodells - SAM genannt -, das Fragen zur Strukturierung von Interaktion und Kooperation thematisieren soll, insbesondere für öffentlich-rechtliche Institutionen. In dieser Arbeit wird das Ergebnis einer sozionischen Reanalyse und Modellierung der Gesellschaftstheorie von Pierre Bourdieu vorgestellt. Es konnten insbesondere die dialektischen Begriffe des Feldes und des Habitus herausgearbeitet werden. Besonderheit dieser Arbeit ist, daß die Darstellung der Ergebnisse nicht nur in rein textueller Form erfolgt, sondern zusätzlich noch in Form von Petrinetzen, die es erlauben, Zusammenhänge sowohl graphisch zu visualisieren als auch mathematisch exakt zu erfassen." (Autorenreferat) [142-F] Hummell, Hans J., Prof.Dr. (Bearbeitung); Sodeur, Wolfgang, Prof.Dr. (Leitung): Mikroprozesse des Aufbaus und Abbaus paarweiser sozialer Beziehungen und resultierende Makrostrukturen in der gesamten Population INHALT: Das Projekt wird seit vielen Jahren mit wechselnden inhaltlichen Schwerpunkten bearbeitet. 1998 wurde mit einer Sekundäranalyse aus dem Bereich der Soziobiologie begonnen: Ivan D. Chase: "Social process and hierarchy formation in small groups" (ASR, 45, 1998, p. 905-924). Eine detaillierte Analyse der von Chase veröffentlichten Argumente und empirische Daten ergab, dass die vermeintlich am Anfang der Erklärungskette stehenden "Kurzzeitprozesse" (einzelne, aggressive Aktionen der Hühner wie Hacken etc.) eher als Ergebnis des "Langzeitprozesses" (Herausbilden stabiler, paarweiser Über-/ Unterordnungen) gedeutet werden müssen. Alternative Modellierungen der (kurzzeitigen) Mikroprozesse führen zu erstaunlich einfachen prozessualen Erklärungen. Es handelt sich um ein Kooperationsprojekt zwischen der Universität Duisburg und der Universität Essen. METHODE: Analyse prozessreduzierter Daten DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse experimenteller Daten (Chase 1980 -geplant-). Erzeugung von Prozessdaten aufgrund parametergesteuerter Simulationsmodelle. VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Social process and hierarchy formation (I.D. Chase). Theoretical concepts confirmed data analysis revisted. Paper will be presented at the Sunbelt Conference at Chaleston, SC., Febr. 1999. ART: Eigenprojekt AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Universität Essen, FB 01 Philosophie, Geschichte, Religions- und Sozialwissenschaften, Fachgebiet Empirische Sozialforschung Prof.Dr. Sodeur (Universitätsstr. 12, 45117 Essen); Universität-Gesamthochschule Duisburg, Fak. 01 Gesellschaftswissenschaften, Institut für Soziologie Fachgebiet Soziologische Theorie Prof.Dr. Hummell (Lotharstr. 65, 47048 Duisburg) KONTAKT: Leiter (Tel. 02234-942948, e-mail: [email protected]) 80 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 5 Interaktion [143-F] Humpert, Andreas, Dipl.-Soz.; Herter, Robert, Dipl.-Soz.; Langkau, Thomas, M.A.; Schmalzhaf-Larsen, Christa; Herting, Cornelia, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Sodeur, Wolfgang, Prof.Dr. (Leitung): Erklärung der Beziehungsmuster von Kindern durch Eigenschaften ihrer sozialen Umgebung INHALT: Das Projekt dient der Klärung, inwieweit die Struktur der sozialen Kontakte von Kindern durch Beschränkungen und Gelegenheiten ihrer Umwelt festgelegt wird. Damit sollen die Möglichkeiten der fortlaufenden Sozialberichterstattung über die Sozialisationsbedingungen der Kinder erweitert werden. Theoretische Vorarbeiten (1990/91) und die sehr aufwendige empirische Erhebung (1992/94) wurden von der DFG gefördert. Seither konzentrieren sich die Arbeiten auf die Auswertung und insbesondere auf die Entwicklung von Instrumenten zur indirekten Beschreibung der Beziehungsstrukturen von Kindern anhand verfügbarer Regionaldaten. GEOGRAPHISCHER RAUM: Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen METHODE: Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, face to face (Stichprobe: 962; Kinder im Alter von 8/9 und 13/14 Jahren, WA). Sekundäranalyse von Aggregatdaten zur Beschreibung regionaler Einheiten. Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut. VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Beschreibung und Erklärung der Beziehungsmuster von Kindern und Jugendlichen. DFG-Zwischenbericht. Essen 1991.+++Beschreibung und Erklärung der Beziehungsmuster von Kindern und Jugendlichen durch Eigenschaften ihrer sozialen Umwelt. Essen 1995. ART: Eigenprojekt; gefördert BEGINN: 1990-06 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung an der Universität zu Köln (Postfach 410960, 50869 Köln); Universität Essen, FB 01 Philosophie, Geschichte, Religions- und Sozialwissenschaften, Fachgebiet Empirische Sozialforschung Prof.Dr. Sodeur (Universitätsstr. 12, 45117 Essen) KONTAKT: Leiter (Tel. 02234-949248, e-mail: [email protected]) [144-L] Hunecke, Marcel: Lebensstile und sozialpsychologische Handlungstheorien: Perspektiven einer theoretischen Integration im Bereich des umweltbezogenen Handelns, in: Dieter Rink (Hrsg.): Lebensstile und Nachhaltigkeit : Konzepte, Befunde und Potentiale, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S.7592, ISBN: 3-8100-3112-7 INHALT: In der sozial- und verhaltenswissenschaftlichen Umweltforschung existiert bisher kein expliziter Vorschlag zur Integration sozialpsychologischer Handlungsmodelle mit dem Lebensstilansatz auf einer theoretischen Ebene. Es finden sich jedoch einige empirische Studien, in denen sowohl handlungstheoretische Konstrukte als auch Lebensstil-Merkmale berücksichtigt werden. Im Anschluss an diese Arbeiten diskutiert der Beitrag drei Integrationsmöglichkeiten, die sich bei der Anwendung von Lebensstilanalysen im Umweltbereich ergeben. Erstens muss reflektiert werden, welche Vor- und Nachteile das Verfahren der Typenbildung gegenüber der Modellierung des Umweltverhaltens durch allgemeine Erklärungsmodelle bietet. Zweitens ist abzuschätzen, welchen Nutzen verhaltensspezifische gegenüber verhaltensübergreifenden Erklärungsansätzen bieten können. Hiermit im Zusammenhang steht die dritte soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 5 Interaktion 81 Frage, die sich auf den Erklärungswert des Lebensstilansatzes gegenüber den alternativen Konzepten der Lebensform und der Lebensphase bezieht. (ICA) [145-L] Kurt, Ronald: Menschenbild und Methode der Sozialphänomenologie, (Erfahrung - Wissen - Imagination : Schriften zur Wissenssoziologie, Bd. 2), Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2002, 296 S., ISBN: 3-89669773-0 INHALT: " In dieser Arbeit rekonstruiert Ronald Kurt unmittelbar aus Husserls Philosophie heraus eine Denkweise, die er als sozialphänomenologisch bezeichnet. Gegenstand der Phänomenologie sind Bewusstseinsphänomene. Die Sozialphänomenologie beschäftigt sich mit dem Bewusstsein vom Bewusstsein anderer. Sie beschreibt, reflektiert und typisiert die Verhältnisse, in denen sich Menschen zu sich selbst und anderen verhalten. Der Autor stellt die Theorie und die Methodologie der Sozialphänomenologie dar, um dann anhand der Fernsehproduktionen 'Marienhof' (Vorabendserie), 'Feurio' (Theateraufzeichnung), 'Liebe, Leben, Tod' (Fernsehspielfilm) und 'ZAK' (Politikmagazin) ihre Anwendungsmöglichkeiten vorzuführen." (Autorenreferat) [146-L] Lepsius, M. Rainer: Institutionalisierung und Deinstitutionalisierung von Rationalitätskriterien, (Diskussionsbeiträge des Kulturwissenschaftlichen Forschungskollegs/ SFB 485 Norm und Symbol an der Universität Konstanz, Nr. 25), Konstanz 2002, 11 S. (Standort: UuStB Köln(38)-20020107792; Graue Literatur) INHALT: Die Analyse von Institutionen und ihres Wandels ist eines der komplexesten Problemen der Soziologie. Die Schwierigkeiten liegen einmal in der inhaltlichen Unbestimmtheit, mit der die Alltagssprache den Ausdruck Institution verwendet. Aber auch wissenschaftssprachlich wird der Begriff uneinheitlich und vielfach fließend gefasst. Die Studie befasst sich daher mit der Frage: Was sind Institutionen? Zur Definition des Begriffs wird der "Eigenschaftsraum" von Institutionen entwickelt, um dann die Prozesse zu beschreiben, die Inhalt und Wirkungen von Institutionen beeinflussen. Abschließend wird die Frage erörtert, inwieweit der Wandel von Institutionen als Prozess der Institutionalisierung beziehungsweise der Deinstitutionalisierung von Rationalitätskriterien erfasst werden kann. Leitend für die Explikation sind dabei folgende Fragestellungen: Unter welchen Bedingungen haben Wertvorstellungen die Chance, zu Handlungsmaximen für eine Vielzahl von Akteuren zu werden? Oder anders formuliert: Wie kommt es, dass sich soziales Handeln in angebbaren Situationen regelmäßig an bestimmten Ideen ausrichtet, unabhängig von den Motiven und Interessenlagen der einzelnen Akteure? Institutionen bezeichnen in dieser Problemfassung Prozesse, die soziales Verhalten strukturieren und auf Wertvorstellungen beziehen. (ICA2) [147-L] Loenhoff, Jens: Sensomotorische Bedingungen von Kommunikation und Handlung, in: Kornelia Hahn, Michael Meuser (Hrsg.): Körperrepräsentationen : die Ordnung des Sozialen und der Körper, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2002, S. 45-69, ISBN: 3-89669-794-3 82 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 5 Interaktion INHALT: Dieser Aufsatz setzt sich mit der Annahme auseinander, dass sowohl die explikative Reichweite als auch die empirische Adäquanz von Handlungs- und Kommunikationstheorien davon abhängen, "inwiefern ihre Begriffsarchitektur eine Bezugnahme auf den Körper gestattet und welche Prädikate sie diesem zuzusprechen gedenkt." Demgemäß bedarf es einer psychophysischen Darstellung des Zusammenhanges zwischen den subjektiven Strukturen (Verstehen eines Gebildes) und den objektiven Strukturen (Wirken an physischen Objekten) des Mediums 'Körper'. Sie umfasst folgende Punkte: (1) Rekonstruktion des Funktionszusammenhanges von Wahrnehmen und Bewegen und (2) Bestimmung der Handlungs- bzw. Interaktionsrelevanz sensomotorischer Systeme. Vor dem Hintergrund einer Kritik an den Theorien des Sozialen, die im Allgemeinen die Erläuterung körperlicher Vermögen aussparen und bei dem Hinweis sensomotorischer Leistungen des Körpers verkürzend auf den Begriff der Handlung zurückgreifen, hebt der Autor stattdessen den Körper als Fundament von Kommunikation und Handlung hervor. Diese Betonung basiert auf folgenden Leistungen des Körpers: (1) Prozesse der Selbst- und Fremdwahrnehmung bilden und steuern Handlung und Interaktion, (2) die Struktur des Leib-Umwelt-Bezugs bildet die Erzeugungsgrundlage für interaktiv relevante Einheiten und (3) die Produktion wahrnehmbarer Formen steht bei jeglicher Kommunikation in Wechselbeziehung zu der in sensomotorischen Systemen fundierten Differenzerzeugung. Daran schließt sich eine Diskussion der Konsequenzen, die aus diesen Befunden für den weiteren Aufbau von Handlungs- und Interaktions- bzw. Kommunikationstheorien resultieren, an. (ICG) [148-L] Loenhoff, Jens: Sinne, Kommunikation und Gesellschaft: eine Theorieskizze, in: Österreichische Zeitschrift für Soziologie : Vierteljahresschrift der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie, Jg. 27/2002, H. 2, S. 14-29 (Standort: UuStB Köln(38)-XH02528; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Autor entwickelt einen theoretischen Begriffsrahmen für eine Soziologie der Sinne, anhand dessen sich das sensomotorische Gesamtgeschehen als fundierende Basis von Kommunikation und Handlung bestimmen lässt. Er geht zunächst der Frage nach, in welcher Weise sich die Ordnung des Sozialen den spezifischen Orientierungsleistungen der Sinne verdankt und inwiefern diese als Evidenzquelle für die Vergewisserungspraxis der Beteiligten fungieren. Dem folgt der Vorschlag, der Frage, was die Erzeugung von sozialem Sinn mit den Sinnen zu tun hat, in einer triadischen Denkbewegung nachzugehen. Diskutiert werden vor allem drei Bezugspunkte, deren funktionale Verschränkung in der Begriffsarchitektur einer Soziologie der Sinne zu berücksichtigen wäre: (1) die Bestimmung der Sinne als ermöglichende Bedingung von Handlung, Kommunikation und Gesellschaft; (2) die kommunikativ wirksame Semantik der Sinne und ihre Genese und (3) die soziale Ordnung der Sinne als Struktur reflexiver Erwartungen hinsichtlich des Umgangs mit den sensomotorischen Teilsystemen. (ICI2) [149-L] Mayr-Kleffel, Verena: Netzwerkbeziehungen und weibliche Lebenslagen, in: Veronika Hammer, Ronald Lutz (Hrsg.): Weibliche Lebenslagen und soziale Benachteiligung : theoretische Ansätze und empirische Beispiele, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2002, S. 67-85, ISBN: 3-593-36924-9 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 5 Interaktion 83 INHALT: Die komplexer gewordenen Ursachen und Erscheinungsformen sozialer Ungleichheit in modernen Gesellschaften haben zu neuen Konzepten sozialer Ungleichheit auf der Basis relationaler Begrifflichkeiten geführt. Die Verfasserin greift in diesem Kontext den Lebenslagenansatz auf, wobei sie sich vor allem auf den Sozialbindungsspielraum konzentriert. Dabei sieht sie soziale Beziehungen aus netzwerktheoretischer Perspektive einerseits als Ressource im Sinne des Kapitalbegriffs von Bourdieu, andererseits auch als spezifische Verpflichtungen von Frauen in der Privatsphäre. Der Sozialbindungsspielraum von zwei weiblichen Lebenslagen wird exemplarisch anhand von Ergebnissen der Netzwerkforschung dargestellt. Bei den gewählten Beispielen handelt es sich um junge Frauen in der Ausbildung und während der ersten Erwerbstätigkeit sowie um junge Frauen nach der Familiengründung. Beide Beispiele zeigen, so das Fazit der Verfasserin, die Tauglichkeit der frauenspezifischen Lebenslagenkomponente Sozialbindungsspielraum zur Erfassung der Lebensbedingungen von Frauen. (ICE2) [150-L] Schaub, Johannes: Freundschaftsnetzwerke in den neuen Bundesländern: eine vergleichende empirische Untersuchung, (Beiträge zur Sozialpsychologie, Bd. 4), Frankfurt am Main: P. Lang 2002, 161 S., ISBN: 3-631-38571-4 (Standort: UuStB Köln(38)-28A6314) INHALT: "Soziale Netzwerke waren eine wichtige Strukturebene der DDR-Gesellschaft. Daher liegt es nahe, solche Netzwerke von Menschen aus den neuen Bundesländern zu untersuchen. Außer Freundschaften werden noch informelle und enge soziale Beziehungen aus der Netzwerkperspektive betrachtet. Diese drei ego-zentrierten Netzwerke werden sowohl miteinander als auch mit den gleichen - retrospektiv erhobenen - Netzwerken vor der 'Wende' verglichen. Die Stichprobe wurde mit dem Schneeballprinzip gewonnen und die Daten wurden netzwerkanalytisch ausgewertet. Die zahlreichen Ergebnisse sind nicht einheitlich. Die untersuchten Beziehungen sind in der Stichprobe netzwerkartig organisiert. Ansonsten gibt es sowohl Ergebnisse, die belegen, daß die DDR-Zeit heute noch Auswirkungen hat, als auch solche, die keine Unterschiede zu Studien aus den alten Bundesländern zeigen." (Autorenreferat) [151-L] Scheller, Gitta: Individualisierungsprozesse in den neuen Bundesländern: zur Freisetzung aus den Arbeitskollektiven, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2002, B 37/38, S. 23-29 (Standort: http://www.das-parlament.de/2002/37_38/Beilage/004.html; UuStB Köln(38)-Ztg00926-a; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Im Beitrag wird unter individualisierungstheoretischer Perspektive untersucht, was nach der Wende von dem auf Mitmenschlichkeit und gesellige Freizeitaktivitäten ausgerichteten Gemeinschaftsideal der Arbeitskollektive übrig geblieben ist. Im Ergebnis zeigen sich mit der Abschwächung der ehemals kooperativen Arbeitsbeziehungen sowie der Aufhebung verordneter Freizeitkontakte zu KollegInnen eindeutige Individualisierungstendenzen, die aber keineswegs so umfassend sind, dass sie zu einer völligen Abschaffung des traditionellen Lebensstils geführt haben. So kommt z.B. dem Solidaritätsideal nach wie vor eine hohe normative Verbindlichkeit zu, und die Entsolidarisierung der Erwerbssphäre ging sogar mit einer Traditionalisierung der Gemeinschaftsbezüge im Bereich der privaten Lebensformen einher." (Autorenreferat) 84 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 5 Interaktion [152-F] Späth, Julia F., Dipl.-Hdl. (Bearbeitung); Bronner, Rolf, Univ.-Prof.Dr. (Betreuung): Vertrauen in Organisationen. Eine empirische Untersuchung effizienter Interaktion INHALT: Vertrauen ist ein grundlegender Koordinationsmechanismus zwischenmenschlicher Austauschbeziehungen in Organisationen. Ziel des Forschungsprojektes ist es, theoretisch und empirisch die Bildung und Funktionsweise wechselseitiger Vertrauensbeziehungen laborexperimentell zu analysieren, um Aussagen über die Gestaltung von Rahmenbedingungen effizienter Interaktion in Unternehmen zu erhalten. METHODE: keine Angaben DATENGEWINNUNG: Experiment. ART: Dissertation BEGINN: 2000-10 ENDE: 2004-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Universität Mainz, FB 03 Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Lehrstuhl für Allgemeine BWL und Organisation (Jakob-Welder-Weg 4, 55128 Mainz) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 06131-39-21016, e-mail: [email protected]) [153-F] Stürmer, Stefan, Dr. (Leitung): Kollektive Identifikation und prosoziales Verhalten: zur Rolle von Normen innerhalb der Eigengruppe, Empathie für Eigengruppenmitglieder und der Verschmelzung von Eigen- und Gruppeninteressen INHALT: Drawing on the social identity or self-categorization approach (e.g., Turner, Hogg, Oakes, Reicher and Wetherell, 1987) recent research demonstrates that collective identification is a crucial antecedent of group-serving behavior (e.g., collective action/ volunteerism). The main aim of the planned research is to further decompose the causal chain and specify the psychological processes underlying the effectiveness of collective identification more precisely. In particular, building on prominent social psychological theorizing, the role of three different mediating processes will be examined. First, self-categorization theory (Turner et al, 1987) suggests that the effect of collective identification is mediated by compliance to and/ or internalization of relevant ingroup norms. Second, research on the empathy-altruism hypothesis (Batson, 1991) points to the possibility that collective identification effects might be mediated by feelings of empathic concern for ingroup members. Third, collective identification may lead to self-ingroup merging, including merging of self-ingroup interests (Tropp and Wright, 1999). Three laboratory studies are planned to investigate the role of ingroup norms, empathic concern and self-ingroup merging, respectively, as possible mediators of the effect of collective identification on ingroup-serving behavior. Finally, a field study is planned to examine the role of these variables in AIDS volunteerism. ART: gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Kiel, Philosophische Fakultät, Institut für Psychologie Lehrstuhl Sozialpsychologie, Evaluation und Forschungsmethoden (Olshausenstr. 62, 24098 Kiel) KONTAKT: Leiter (Tel. 0431-880-2502 od. -3972, Fax. 0431-880-2517, e-mail: [email protected]) [154-L] Tomka, Miklos: Wertepräferenzen in 'Ost' und 'West', in: Hermann Denz (Hrsg.): Die europäische Seele : Leben und Glauben in Europa, Wien: Czernin Verl., 2002, S. 179-203, ISBN: 3-7076-0104-8 (Standort: UB Kiel Zentralbibl.(8)-SOZ350-Ax3991) soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 5 Interaktion 85 INHALT: Der Autor vergleicht die Wertorientierungen der Bevölkerung in Ost- und Westeuropa anhand der Ergebnisse mehrerer Studien, insbesondere der Europäischen Wertestudie. Er entwickelt zu Beginn einige Hypothesen über die Folgen der Modernisierung in Ostmitteleuropa, wo die Menschen in besonderer Weise vereinsamt, politisch passiv und unbeteiligt, stark arbeitsorientiert und in moralischer und religiöser Hinsicht eher konservativ zu sein scheinen. Gesellschaften weniger modernisierter Länder erlitten seiner Meinung nach im Kommunismus kleinere "Systemschäden" als bereits davor stärker modernisierte bzw. solche, die unter kommunistischer Herrschaft eine raschere Modernisierung durchgemacht haben. Der Autor betrachtet vor diesem Hintergrund das Ausmaß von Unzufriedenheit und Machtlosigkeit in Ost- und Ostmitteleuropa und untersucht politische Einstellungen, Zufriedenheiten und Unzufriedenheiten, Arbeitsorientierungen, die Bedeutung von Familie, Freunden und Vereinsleben sowie die Rolle von Moral und Religion im Vergleich zu Westeuropa. Hierbei wird deutlich, dass die Unterschiede bei den Wertpräferenzen innerhalb Osteuropas größer sind als die Differenzen zwischen manchen Ländern des Ostens und des Westens. (ICI) [155-L] Watzinger, Michaela: Säulen der Ordnung: Werte, Normen und Institutionen, in: Hermann Denz (Hrsg.): Die europäische Seele : Leben und Glauben in Europa, Wien: Czernin Verl., 2002, S. 65-93, ISBN: 3-7076-0104-8 (Standort: UB Kiel Zentralbibl.(8)-SOZ350-Ax3991) INHALT: Ingleharts These des Wertewandels geht von einer allmählichen intergenerationellen Verschiebung von materialistischen zu postmaterialistischen Werten aus und für das Jahr 2000 wird ein deutlicher Anstieg von Postmaterialisten in den meisten europäischen Ländern prognostiziert. Inwieweit diese These zutrifft, wird im vorliegenden Beitrag anhand der Ergebnisse der Europäischen Wertestudie von 1990 und 1999 näher untersucht, wobei Materialismus den Wunsch nach Sicherheit und Stabilität und Postmaterialismus den Wunsch nach Partizipation, Freiheit und Selbstverwirklichung bezeichnen. Im Vergleichszeitraum 1990 und 1999 nahmen die Postmaterialisten gesamteuropäisch im Zeitverlauf ab. Im Gegenzug dazu stieg der Anteil der Materialisten und der gemäßigten Materialisten leicht an, während die Gruppe der gemäßigten Postmaterialisten unverändert blieb. Um die Frage zu klären, in welchem Zusammenhang die Materialismus-Postmaterialismus-Tendenzen mit konkreten gesellschaftlichen Zielen stehen, untersucht die Autorin ferner die Beziehungen zwischen Werten, Normen und Institutionen. Hierbei wird deutlich, dass ein Misstrauen gegenüber der institutionalisierten Ordnung dort festgestellt werden kann, wo der Wertewandel mit den Bedingungen des hoch entwickelten Sozialstaats zusammenfällt. (ICI) [156-L] Ziemann, Andreas: Perzeption, Interaktion und die Ökologie der Gesellschaft: eine systemtheoretische Suche nach den Sinnen, in: Österreichische Zeitschrift für Soziologie : Vierteljahresschrift der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie, Jg. 27/2002, H. 2, S. 69-86 (Standort: UuStB Köln(38)XH02528; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Im Mittelpunkt des Beitrages stehen Fragen zum Verhältnis von Perzeption und Gesellschaft sowie nach der Funktion der Sinne bei der Konstitution und Strukturierung des Sozialen. Indem die Perzeption an die Gesellschaftstheorie Luhmanns und seinen (Welt-) Gesellschaftsbegriff angebunden wird, können vor allem drei Fragestellungen näher konkretisiert 86 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 5 Interaktion werden: Von wo aus beobachtet die allgemeine Systemtheorie Niklas Luhmanns bzw. seine Gesellschaftstheorie sinnliche Wahrnehmung? Mit welchen immanenten Konzepten der Luhmann'schen Theoriearchitektur können die Sinne erfasst, beschrieben und in einen gesellschaftstheoretischen Kontext gestellt werden? Welche Rolle spielen die Sinne beim Aufbau und der Konditionierung von Interaktionssystemen? Der Autor unterscheidet bei seiner systemtheoretischen Aufarbeitung und Einordnung der Sinne zwischen vier Varianten der wechselseitigen Bezugnahme von Kommunikation und Bewusstsein: (1) sinnliche Wahrnehmung von Wahrnehmungen; (2) sinnliche Wahrnehmung von Kommunikation; (3) sinnliche Wahrnehmung auf Grund bzw. mittels Kommunikation und (4) Kommunikation durch gezielt initiierte Perzeption. Zusammengefasst können die Sinne auf der einen Seite als eine infrastrukturelle Ressource und ökologische Bedingung von Gesellschaft verstanden werden; auf der anderen Seite sind sie selbst ein bindendes, immanentes Strukturprinzip des Gesellschaftlichen oder genauer: von Interaktionen. (ICI2) 6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc. [157-L] Albert, Gert: Paretos hermeneutischer Positivismus: eine Analyse seiner Handlungstheorie, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 54/2002, H. 4, S. 625-644 (Standort: UuStB Köln(38)-Haa00277-b; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Eine Analyse der Handlungstheorie Paretos unter Heranziehung des praktischen Syllogismus zeitigt als Ergebnis die Unterscheidung einer externalistischen und einer internalistischen Komponente seines Handlungsmodells. Die externalistische Komponente ist positivistischen Charakters und daher heute inakzeptabel. Sie enthält zwei klassische positivistische Positionen: die strikte Abgrenzung zwischen Metaphysik und Wissenschaft und die Verschwörungstheorie des Irrtums. Beide wurden von Karl Popper durchschlagend kritisiert. Die internalistische Komponente enthält das von Donald Davidson später berühmt gemachte Prinzip 'Gründe als Ursachen'. Bei einem Vergleich mit Max Weber erweist es sich als das Rationalitätsprinzip der verstehenden Soziologie. Unter Einschluss der internen und externen Komponente seiner Handlungstheorie kann Paretos Position damit als hermeneutischer Positivismus bezeichnet werden. Der Artikel beschreibt eine bisher nicht thematisierte Wirkung positivistischer Erkenntnistheorie auf die Soziologie und präzisiert die handlungstheoretischen Grundlagen der verstehenden und erklärenden Soziologie unter Rückgriff auf die moderne analytische Handlungstheorie." (Autorenreferat) [158-L] Andresen, Dieter: Ein grosser Sohn Eiderstedts: Ferdinand Tönnies - Vater der deutschen Soziologie, in: Tönnis-Forum : Mitglieder-Rundbrief der Ferdinand-Tönnies-Gesellschaft e.V., Jg. 11/2002, H. 1, S. 25-52 INHALT: Friese und Weltbürger - das blieb Ferdinand Tönnies bis zum Ende seines 80jährigen Lebens. Ein Sohn der norddeutschen Landschaft und Vater einer neu aufstrebenden wissen- soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc. 87 schaftlichen Disziplin. Der vorliegende Beitrag weist auf diesen konstitutiven Gegensatz hin, der Tönnies' ganzes Denken bestimmt, und der im Titel seines Hauptwerks auf den Begriff gebracht ist: Gemeinschaft und Gesellschaft. Eiderstedt - das steht für "Gemeinschaft", also für die natürlichen Verbundenheiten, aus denen man kommt und in denen man sich zu Hause fühlt: Familie, Verwandtschaft, Landsmannschaft, Volk. Vater der Soziologie - das ist einer, der von seiner Herkunft auf Distanz gehen muss, was "Gesellschaft" heißt: also das Nebenund Gegeneinander von Individuen, die zueinander in Konkurrenz stehen und nur durch Vertragsabschluss und Rechtsprechung künstlich beieinander zu halten sind. Tönnies war beides in einer Person: Glied der "Gemeinschaft", von der er herkam und Teil der "Gesellschaft", in der er wissenschaftlich-rational arbeitete. Mit dem Herausarbeiten dieser Frage - nach dem Verhältnis von "Gemeinschaft" und "Gesellschaft" - beginnt die moderne Soziologie als eigenständige Wissenschaft. (ICA) [159-L] Balke, Friedrich: Tristes tropiques: systems theory and the literary scene, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 8/2002, H. 1, S. 27-37 (Standort: UuStB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "In Niklas Luhmanns späten Texten über die zeitgenössischen Formen weltgesellschaftlicher Exklusion lässt sich ein erstaunlicher Prozess beobachten, in dessen Verlauf die Umwelt der Systeme ihren epistemologischen Status zu Gunsten eines ethnographischen Status einbüßt. Obwohl sie der Theorie zufolge im Medium des Sinns kommunikativ erzeugte Projektionen des jeweiligen Systems und seiner grenzziehenden Operationen sind, muss dieselbe Theorie Umwelten offenbar auch als Räume behandeln. Man könnte vermuten: in dem Maße, in dem sich das Soziale vor allem unter dem Gesichtspunkt der radikalen Verzeitlichung aufdrängt, kommt es zu einer bestimmten Inanspruchnahme des Raumes als Lagerstätte für 'aufs Körperliche reduzierte Existenzen'. Als ein Raum zur Aufbewahrung bloßer, kommunikativ unadressierbar gewordener Körper verlangt diese Umwelt der funktional differenzierten Weltgesellschaft keine empirische Sozialforschung, sondern die evidenzproduzierende Praxis einer ethnographischen Feldforschung. Indem Luhmann das Soziale aus der Perspektive seines Verschwindens oder seiner Verflüchtigung denkt, muss er erkennen, dass sich sowohl in den Zonen der Exklusion als auch in den Zentren der Inklusion das 'bloße Leben' immer weniger in die soziale Ordnung einschreiben lässt und sich daher außerhalb dieser Ordnung 'verortet' bzw. sie 'parasitär' überformt." (Autorenreferat) [160-L] Bittlingmayer, Uwe H.; Eickelpasch, Rolf: Pierre Bourdieu: Das Politische seiner Soziologie: zur Einführung, in: Uwe H. Bittlingmayer, Rolf Eickelpasch, Jens Kastner, Claudia Rademacher (Hrsg.): Theorie als Kampf? : zur politischen Soziologie Pierre Bourdieus, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 13-26, ISBN: 3-8100-3352-9 INHALT: Pierre Bourdieu (1930-2002) hat mit seinen Studien weder einen expliziten und systematischen gesellschaftstheoretischen Anspruch verbunden, noch hat er eine einheitliche und ausgearbeitete politische Soziologie vorgelegt. Der einleitende Beitrag zum vorliegenden Sammelband arbeitet heraus, dass für Bourdieus Erkenntnisinteresse an "Entzauberung und Entlarvung" jede soziologische Theorie nolens volens stets Teil des politischen Kampfes um die menschliche Einrichtung der Gesellschaft ist. Auch das wissenschaftliche Feld ist kein Ort 88 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc. zweckfreier Erkenntnis, sondern die Stätte permanenter Distinktions- und Konkurrenzkämpfe. Die Beiträge des Bandes befassen sich über dieses allgemeine Verständnis hinaus mit Bourdieus Analysen des "politischen Feldes", die die Besonderheiten der politischen Arena für die Produktion "symbolischer Gewaltverhältnisse" betonen. Einen zweiten Beitrag zur politischen Soziologie liefert Bourdieu, indem er den empirischen Zusammenhang zwischen Klassenhabitus, sozialer Herkunft und politischer Meinung thematisiert. Generell hat die politische Soziologie für Bourdieu die Aufgabe, die Produktions- und Reproduktionsverhältnisse gesellschaftlicher Ungleichheitsstrukturen zu analysieren und damit den "Schleier der symbolischen Verhältnisse" zu zerreißen. (ICA) [161-L] Bohn, Cornelia: Nachruf: Pierre Bourdieu (1. August 1930 - 23. Januar 2002), in: Sociologia internationalis : Internationale Zeitschrift für Soziologie, Kommunikations- und Kulturforschung, Bd. 39/2001, H. 2, S. 169-172 (Standort: UuStB Köln(38)-XG219; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Die Verfasserin würdigt die Soziologie Bourdieus als das zentrale soziologische Werk des späten 20. Jahrhunderts mit einer internationalen Rezeption ohne gleichen. Sie betont, dass Bourdieus Sozialtheorie mit den Konzepten Habitus, Feld und symbolisches Kapital Resultat internationaler wissenschaftlicher Kommunikation und Synthese aus Theorien verschiedensten Ursprungs ist. Dies wird am Beispiel des Verhältnisses von Sozialstruktur und kollektiven Repräsentationen gezeigt. Einen wichtigen Anstoß für die Entwicklung des Feldkonzepts fand Bourdieu bei Max Weber. Bourdieus Ausstrahlung ging weit über das eigene Fach und das Fachliche hinaus. (ICE) [162-L] Bonacker, Thorsten: Die Rekonstruktion der soziologischen Vernunft: zur Rezeption soziologischer Klassiker in der Theorie des kommunikativen Handelns von Jürgen Habermas, in: Institut für Soziologie und Sozialforschung der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg (Hrsg.): Der soziologische Blick : vergangene Positionen und gegenwärtige Perspektiven, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 207-228, ISBN: 3-8100-3281-6 INHALT: Sowohl die Systemtheorie Niklas Luhmanns auch die Habermassche Gesellschaftstheorie mit ihrer Leitdifferenz von System und Lebenswelt setzen auf "Kommunikation" als Grundbegriff der soziologischen Theorie. Luhmann will die Soziologie mit ihrer Begrifflichkeit von der "alteuropäischen" Tradition abkoppeln, da sie der Metaphysik verhaftet sei. Der vorliegende Beitrag zeigt, dass und wie demgegenüber Habermas gerade versucht, durch eine Verbindung der beiden Traditionslinien den Dualismus zu überwinden und damit unter dem Vorzeichen einer "Theorie des kommunikativen Handelns" einer der Moderne adäquate soziologische Theorie vorzulegen. Diese Theorie wird vom Autor als Rekonstruktion der soziologischen Vernunft gekennzeichnet, weil sie im Rahmen einer rationalen Rekonstruktion klassischer soziologischer Ansätze versucht, die Vereinseitigungen von Normativismus und Funktionalismus in eine integrierende Theorie zu überführen. Inhaltlich reformuliert Habermas das Erbe der Kritischen Theorie einerseits durch eine Aufnahme der Zivilisationskritik Webers und andererseits durch die Theorie der symbolisch vermittelten Interaktion Meads unter Bezugnahme auf Durkheim. (ICA) soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc. 89 [163-L] Buchenberg, Wal: Die Klassenanalyse von Karl Marx, in: Marxistische Blätter, Jg. 40/2002, H. 2, S. 65-71 INHALT: Karl Marx unterschied die gesellschaftlichen Klassen nach ihren jeweiligen Eigentumsverhältnissen und den daraus abgeleiteten Einkommensquellen. Nach dieser rein ökonomischen Bestimmung gehören zunächst alle zur Lohnarbeiterklasse, die keine Existenzmittel (Produktionsmittel) besitzen außer ihrer Arbeitskraft. Nach Marx sind es Menschen, die "nur so lange leben, als sie Arbeit finden, und die nur so lange Arbeit finden, als ihre Arbeit das Kapital vermehrt." "Arbeiterklasse", "Proletariat" oder "Lohnarbeiter" sind dabei nur unterschiedliche Namen für ein und dieselbe Sache. Zur Lohnarbeiterklasse zählen demnach nicht die selbstarbeitenden Eigentümer, die lohnabhängige Bedientenklasse und das Lumpenproletariat. Die produktive Lohnarbeiterklasse wurde von Marx folgendermaßen unterteilt: hinsichtlich der Qualifikation betonte er die "Scheidung der Arbeiter in geschickte und ungeschickte" bzw. in "komplizierte Arbeit" und "einfache Arbeit"; hinsichtlich der Stellung der Lohnarbeiter zur Mehrwertproduktion unterschied er die Produktionsarbeiter von den kommerziellen Arbeitern oder Zirkulationsarbeitern. Nach der Klassenanalyse von Marx ergibt sich insgesamt folgende soziale Zusammensetzung der gegenwärtigen deutschen Gesellschaft: produktive Lohnarbeiterklasse (77%), selbstarbeitende Eigentümer (7%), lohnabhängige Bedientenklasse mit Beamten (12%), Kapitalistenklasse und Grundbesitzer (3%), Lumpenproleatariat (1%). (ICI2) [164-L] Buckmiller, Michael: Korsch als früher Kritiker des Stalinismus, in: Berliner Debatte Initial : Sozial- und geisteswissenschaftliches Journal, Jg. 13/2002, H. 4, S. 83-95 (Standort: UB Bonn(5)-Z90/76; UuStB Köln(38)-M XA01655; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Autor erörtert die theoretischen Positionen von Karl Korsch, denn "die Suche nach einem lebensfähigen poststalinistischen Marxismus ist gleichzeitig auch die Suche nach entwicklungsfähigen prästalinistischen marxistischen Denkern". Obwohl diese Suche keinen logischen, sondern nur psychologischen Grund der Wahrheitsfindung für sich in Anspruch nehmen könne, sei auf diese Weise der interessante Autor Karl Korsch wiederentdeckt worden, "der nicht die geringste Chance hatte, die Stalinära als intellektueller Führer irgendeiner organisierten Sekte zu überleben". Korsch wurde in der Tat bereits im April 1926 aus KPD und Komintern ausgeschlossen und zur Feindfigur eines "kleinbürgerlichen Antibolschewismus" stilisiert. Dennoch kann die Beschäftigung mit vergessenen Theoretikern des Marxismus und der Arbeiterbewegung wie Karl Korsch zu neuen gewinnbringenden Einsichten führen, wie der Autor anhand einiger Beispiele zeigt. Die Überwindung der "Krise des Marxismus" bleibt in die Dialektik der Revolution und ihres Sinnwechsels eingebunden und erhält ihr Programm aus der weiteren konsequenten Selbstanwendung der marxistischen Erkenntnis. (ICI) [165-L] Bühl, Walter L.: Phänomenologische Soziologie: ein kritischer Überblick, (Theorie und Methode : Sozialwissenschaften), Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2002, 449 S., ISBN: 3-89669-806-0 90 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc. INHALT: "Die vorliegende Arbeit geht von der 'Mehrstimmigkeit' der Phänomenologie aus; jedes der folgenden Kapitel thematisiert einen dieser auch methodisch sehr unterschiedlichen Zugänge für die Phänomenologische Soziologie. Welcher Weg zu wählen ist, kann erst nach Analyse der Problemlage aus verschiedenen Blickwinkeln versuchsweise entschieden werden. In diesem Sinne kann auch jeder 'Weg' ein 'Irrweg' sein. Was ein 'Weg' und was ein 'Irrweg' ist, betrifft in diesem Zusammenhang jedoch weniger die Phänomenologie als Philosophie, für deren langen Atem ein Zeitraum von hundert Jahren noch kein abschließendes Urteil erlaubt, sondern vielmehr die Soziologie als Einzelwissenschaft, die den Zenit ihrer positivistischen Auszehrung wohl schon überschritten hat. Dass sich die Soziologie (geistig wie institutionell) immer weiter von der Philosophie entfernt, hat allerdings nicht verhindert, sondern begünstigt, dass sich einerseits die Soziologie nach Lust und Laune mit (vermeintlich) 'phänomenologischen Federn' schmückt, die Phänomenologie andererseits aber - ohne zureichende Kenntnis der Soziologie, ihrer Begriffs- und Theoriebildung sowie ihres 'Datenmaterials' sich (vorschnell) 'gesellschaftskritisch' betätigt. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist nicht eine präpotente Kritik der Phänomenologie oder die Kreation einer neuen Art von Phänomenologie, auch nicht die Begründung einer 'Protosoziologie', sondern vielmehr eine Zusammenschau der verschiedenen Strömungen der aktuellen Phänomenologie unter soziologischem Gesichtspunkt. Die Phänomenologie wird hierbei bewusst nur im Aspekt einer 'Sozialphänomenologie' wahrgenommen, wobei in dieser Konkretion aber einerseits die ganze Breite und Tiefe der Phänomenologie repräsentiert werden soll, die sie im Diskurs verschiedener philosophischer Strömungen gewonnen hat, andererseits der soziologische Horizont nicht nur ('mikrosoziologisch') auf die 'Sozialität' der 'Person überhaupt' beschränkt, sondern ('makrosoziologisch') durchaus auch auf die soziologische 'Institutionentheorie' und nicht zuletzt auf die 'Systemtheorie' ausgedehnt werden soll." (Textauszug) [166-L] Eickelpasch, Rolf: Parteiliche Unparteilichkeit: Paradoxien in der Begründung einer kritischen Soziologie bei Pierre Bourdieu, in: Uwe H. Bittlingmayer, Rolf Eickelpasch, Jens Kastner, Claudia Rademacher (Hrsg.): Theorie als Kampf? : zur politischen Soziologie Pierre Bourdieus, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 49-60, ISBN: 3-8100-3352-9 INHALT: Der Beitrag geht vor dem Hintergrund der provokanten Radikalität der politischen Wortmeldungen Bourdieus der Frage nach dem Zusammenhang von soziologischer Theorie und politischer Praxis im Denken Bourdieus nach. Bourdieu geht, wie der Autor aufzuzeigen versucht, von einer objektiven Interessenidentität zwischen der Soziologie und den beherrschten Gruppen aus: Das soziologische Interesse an Entzauberung und Entmystifizierung des "symbolischen Schleiers" bestehender Herrschaftsverhältnisse fällt mit dem politischen Veränderungsinteresse der Entrechteten und Unterdrückten zusammen. Hierdurch kommt es zu politischen Bewusstseinsbildungen, die neue Möglichkeitsräume für eine verändernde Praxis eröffnet. Als kritisch-aufklärerische - und somit eminent politische - Wissenschaft ist jedoch die Soziologie mit gravierenden erkenntnistheoretischen Problemen konfrontiert, die sich aus der Zugehörigkeit des Forschers zum wissenschaftlichen Feld ergeben. Auch der Soziologe ist in seiner Forschungspraxis zutiefst in eben jene symbolischen Kämpfe verstrickt, die er in objektivierender Distanz zu analysieren sucht. Mit seinem Versuch, einen normativen Bezugspunkt der Gesellschaftskritik in einer reflexiven Soziologie, d.h. im permanenten Rückbezug soziologischer Forschung auf ihre eigenen Kontextbedingungen zu verankern, bürdet sich Bourdieu, wie der Autor betont, erhebliche Begründungslasten auf. (ICA2) soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc. 91 [167-F] Endress, Martin, Dr.; Christmann, Gabriela B., Dr. (Bearbeitung); Srubar, Ilja, Prof.Dr. (Leitung): Edierung eines bislang unveröffentlichten Manuskripts von Karl Mannheim über die Entstehung, den Stellenwert und die Methode der Soziologie als Wissenschaft INHALT: In Kooperation mit dem Sozialwissenschaftlichen Archiv der Universität Konstanz verfolgt das Projekt die Edition einer bisher unbekannten Vorlesung Mannheims "Über den Gegenstand, die Methode und die Einstellung der Soziologie" von 1930, die ein wichtiges Verbindungsglied zwischen Mannheims wissenssoziologischer und politisch-soziologischer Periode darstellt. Der edierte Text wird begleitet durch kommentierende Beiträge aus der Feder führender Mannheimforscher aus den USA, Ungarn und Deutschland. ZEITRAUM: 1930 METHODE: kritische Edition und Kommentierung ART: gefördert BEGINN: 1994-01 ENDE: 2000-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Fritz Thyssen Stiftung; Volkswagen Stiftung INSTITUTION: Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB Geschichte und Soziologie Fachgruppe Soziologie Sozialwissenschaftliches Archiv (Postfach 5560, 78457 Konstanz); Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Institut für Kommunikationswissenschaft (01062 Dresden); Universität Erlangen-Nürnberg, Philosophische Fakultät 01, Institut für Soziologie Lehrstuhl Prof.Dr. Srubar (Kochstr. 4, 91054 Erlangen) KONTAKT: Srubar, Ilja (Prof.Dr. Tel. 09131-85-22085, Fax: 09131-85-22087, e-mail: [email protected]) [168-L] Engler, Steffani: Bourdieus soziologisches Denken und Verstehen, in: Mitteilungen des Instituts für Sozialforschung, 2002, H. 13, S. 83-95 (Standort: UustB Köln(38)-XG7590; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Autor verweist zunächst auf die Schwierigkeiten, die von Bourdieu entwickelten Konzepte zur Analyse der sozialen Welt zu nutzen. Bourdieu denkt und analysiert die soziale Welt anders als dies in der Soziologie üblich ist. Daher wird in einem ersten Schritt kurz darauf eingegangen, wie Bourdieu vielfach gelesen wird, sowie auf die epistemologische Kritik an der verbreiteten sozialwissenschaftlichen Sicht der Welt, wie sie Bourdieu formuliert. Daran anschließend geht es um das Kernproblem, das Bourdieu immer wieder thematisiert: um das Soziale im soziologischen Denken. Anders gesagt: um die ganz selbstverständlichen Herrschaftsbeziehungen zwischen Wissenschaftler und Gegenstand. Und schließlich geht es um das wissenschaftliche Verstehen Bourdieus, dessen Besonderheit darin besteht, dass er die im Verstehensprozess wirksam werdende symbolische Gewalt zu minimieren versucht. (ICA2) [169-L] Engler, Steffani; Zimmermann, Karin: Das soziologische Denken Bourdieus: Reflexivität in kritischer Absicht, in: Uwe H. Bittlingmayer, Rolf Eickelpasch, Jens Kastner, Claudia Rademacher (Hrsg.): Theorie als Kampf? : zur politischen Soziologie Pierre Bourdieus, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 35-47, ISBN: 3-8100-3352-9 92 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc. INHALT: Der Beitrag beschäftigt sich mit dem erkenntnis- und wissenschaftskritischen Potenzial der Soziologie Pierre Bourdieus. Sozialwissenschaftliche Kategorien wie Individuen, Geschlecht, Klasse usw. sollten - darin sehen die Autorinnen den Zentralgedanken der kritischen Soziologie Bourdieus - nicht unreflektiert als Erkenntnismittel benutzt, sondern selbst zum Gegenstand der reflexiven Erkenntnis gemacht werden. Mit diesem Hinweis wollen sie auf das "Soziale im soziologischen Denken" hinweisen. Soziologisches Wissen ist wie jedes andere eingebunden in das Herrschaftsgefüge der sozialen Welt. Einzig die permanente kritische Reflexion der eigenen Schemata und Sichtweisen eröffnet dem Wissenschaftler/der Wissenschaftlerin die Chance, die Relationalität des eigenen Denkens bewusst zu halten und das Politische im soziologischen Denken einzuholen. Entscheidend im soziologischen Denken Bourdieus und seiner Vorgehensweise ist dabei, die "epistemologische Kritik" einer "soziologischen Kritik" zu unterziehen, d.h., dass die Perspektiven und Interessen der WissenschaftlerInnen selbst in das Blickfeld rücken. (ICA2) [170-L] Erhart, Walter; Jaumann, Herbert (Hrsg.): Jahrhundertbücher: große Theorien von Freud bis Luhmann, (Beck'sche Reihe, 1398), München: Beck 2000, 494 S., ISBN: 3-406-45938-2 INHALT: Die Beiträge des Bandes gehen auf Vorträge zurück, die im Rahmen der Vorlesungsreihe 'Bücher des Jahrhunderts - Theorien des 20. Jahrhunderts' im Wintersemester 1998/99 und im Sommersemester 1999 an der Universität Greifswald gehalten wurden. Ziel der Herausgeber war eine Zusammenstellung großer 'Theoriebücher', die aufgrund ihrer nachhaltigen Wirkung im Rückblick als 'symbolische Wegmarken der geistigen und socialen Strömungen' des 20. Jahrhunderts gelten können (10). Die ausgewählten Bücher verkörpern ihnen zufolge jeweils eine zentrale Theorie sowie eine davon ausgehende Denkrichtung, dürfen für diese jeweils als repräsentativ gelten und fortdauernde Aktualität für sich beanspruchen - auch wenn sie sich, wie etwa Spenglers Ansatz zu einem dezentralen Kulturpluralismus, nicht durchzusetzen vermochten. Primäres Kriterium für die Auswahl, der die Herausgeber selbst bescheinigen, 'sehr 'deutschlastig'' und 'ziemlich eurozentrisch' (11) zu sein, war dabei bewusst nicht das Buch als Teil des Werks seines Autors, sondern in der Tat das Buch selbst. Nicht zuletzt damit erklären die Herausgeber auch die Abwesenheit naturwissenschaftlicher Theorien in ihrer Zusammenstellung - aber ihr Ansatz zielte ja von vornherein auf die Kulturund Sozialwissenschaften. Inhaltsverzeichnis: Renate Schlesier: Hermeneutik auf dem Königsweg zum Unbewußten. Freuds Traumdeutung (1900) (14-37); Michael Astroh: Edmund Husserl: Logische Untersuchungen (1900/1901) (38-51); Herbert Jaumann: Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes (1918/1922) (52-72); Hans Jürgen Heringer: Wittgensteins Tractatus Logico-Philosophicus (1921) (73-92); Wolfgang Schluchter: Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der verstehenden Soziologie (1921/22) (93-106); Jürgen Mittelstraß: Martin Heidegger. Diesseits und jenseits von Sein und Zeit (1927) (107-127); Helmut Lethen: Carl Schmitt: Der Begriff des Politischen (1927) (128-146); Karl-Siegbert Rehberg: Mängelwesen, Entlastung und Institutionen. Arnold Gehlen: Der Mensch (1940) (147-167); Peter Bürger: Jean-Paul Sartre: Das Sein und das Nichts (1943). 'Draußen sind wir zu finden.' Sartres Subjektbegriff (168-183); Gerhard Schweppenhäuser: Am Ende der bürgerlichen Geschichtsphilosophie. Max Horkheimer / Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung (1947) (184-205); Christa Bürger: Simone de Beauvoir: Das andere Geschlecht (1949). Theorie als Autobiographie (206-223); Renate Lachmann: Dialogisches Denken und Rhetorik bei Michail Bachtin (224-244); Walter Erhart: Claude Levi-Strauss: Die elementa- soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc. 93 ren Strukturen der Verwandtschaft (1949) (245-261); Rainer Rosenberg: Georg Lukacs: Die Zerstörung der Vernunft (1954) (262-277); Gisela Febel: Das unendliche Gespräch - Annäherungen an Hans-Georg Gadamers Wahrheit und Methode (1960) (278-296); Franz von Kutschera: Thomas S. Kuhn: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen (1962) (297-312); Ursula Link-Heer: Michel Foucault: Les mots et les choses (1966) (313-334); Werner Stegmaier: Jacques Derrida: De la Grammatologie (1967) (335-357); Egon Flaig: Pierre Bourdieu: Entwurf einer Theorie der Praxis (1972) (358-382); Konrad Ott: Jürgen Habermas: Theorie des kommunikativen Handelns (1981) (383-406); Jürgen Fohrmann: Der Zettelbau. Niklas Luhmann: Die Gesellschaft der Gesellschaft (1997) (407-426). (ZPol, NOMOS) [171-L] Gerth, Nobuko: Jahrbuch für Soziologiegeschichte 1999/2000: 'Between two worlds' Hans Gerth ; eine Biografie 1908-1978, Opladen: Leske u. Budrich 2002, 286 S., ISBN: 3-8100-3282-4 (Standort: SHLB Kiel(68)-ZA1355-1999/2000) INHALT: Diese Jahrbuch veröffentlicht erstmals in englischer Sprache die zusammenhängende Biografie des Sozialwissenschaftlers Hans Gerth. Es ist das intellektuelle Porträt eines der letzten Mannheim-Schüler und namhaften sozialwissenschaftlichen Emigranten und verarbeitet bisher unbekanntes Korrespondenzmaterial. Die Biographie schildert Kindheit und Leben von Hans Gerth, seine berufliche Karriere, seine Emigration in die USA sowie seine rund 30jährige Tätigkeit als Dozent an der University of Wisconsin-Madison, während derer er auch mehrere Gastprofessuren erhielt. Der letzte Teil der Biographie befasst sich mit den intellektuellen Einflüssen, die Gerths akademisches Werk maßgeblich bestimmten, allen voran Howard P. Becker, C. Wright Mills und Don Martindale, sowie mit seiner großen Bewunderung für Max Weber. Hans Gerth kehrte 1971 nach Frankfurt zurück und starb 1978 an einem Herzinfarkt. (ICH) [172-F] Greshoff, Rainer, Dr. (Bearbeitung): Überwindung des multiparadigmatischen Zustandes der Soziologie? Die integrative Sozialtheorie von Hartmut Esser im Vergleich mit den Konzeptionen des Sozialen von Max Weber und Niklas Luhmann INHALT: Ziel des Projektes ist eine vergleichende Untersuchung der integrativen Sozialtheorie von Hartmut Esser. Die besondere Bedeutung dieser Sozialtheorie liegt darin, dass sie als Vorschlag zur Überwindung der paradigmatischen Zersplitterung der Soziologie angelegt ist. Essers Ambition ist die Herstellung der Einheit der Soziologie. In dieser Perspektive hat er den Rational-Choice-Ansatz in seiner einfachen Form unter der Maßgabe ausgebaut, die Konzepte der verschiedenen soziologischen Richtungen, die zentrale Bestandteile sozialen Geschehens thematisieren, systematisch zusammenzuführen. Das Resultat ist ein erweiterter Rational-Choice-Ansatz, mit dem seiner Ansicht nach die Partikularparadigmen der Soziologie zugunsten einer integrativen und nicht-reduktionistischen erklärenden Sozialtheorie überwunden werden können. Im Projekt soll diese Sozialtheorie mittels eines distanzierten und systematischen Vergleichs mit den Konzeptionen von Max Weber und Niklas Luhmann daraufhin geprüft werden, ob sie eine geeignete Grundlegung für die Einheit des Soziologie sein kann. Verglichen werden vor allem die materialen und methodischen Grundlagenpositionen. Der Vergleich soll ermöglichen, die Grenzen von Essers Integrationsunternehmen auszuloten. 94 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc. Zu erkunden wird dabei sein, ob die konzeptuelle Vielfalt der Soziologie in genügender Weise bewahrt oder die Integration mit (zu) großen Verlusten einhergeht. Um das Forschungsspektrum anzudeuten: Was meint Esser mit beachtenswerten Einzelheiten der diversen Paradigmen der Soziologie? Was wird von ihm in dieser Hinsicht aufgegriffen und was wird weggelassen? Wenn die beachtenswerten Positionen der verschiedenen Paradigmen auf der Basis des Rational-Choice-Ansatz in seiner einfachen Form zusammengeführt werden, welchen Stellenwert, welche Prägekraft hat diese Basis, welche Konsequenzen hat sie für die auf ihr zusammengeführten Konzepte? Lassen sie sich überhaupt auf dieser Basis integrieren? Oder werden sie derart verändert, dass nicht von deren Integration, sondern von ihrer "Umdeutung" auszugehen ist? In die Untersuchung wird die Kritik am Rational-Choice-Ansatz, welche ihn als zu reduktionistisch bzw. das Soziale verfehlend beschreibt, einbezogen. Darüber hinaus soll die komparative Untersuchung einen methodischen Beitrag dazu erbringen, durch einen entsprechend gestalteten Vergleich unterschiedlicher Paradigmen geklärtere Verhältnisbestimmungen sowie auf dieser Basis Anschlüsse zwischen ihnen zu ermöglichen. METHODE: distanzierter Vergleich auf Grund-Verhältnisse ART: gefördert BEGINN: 2002-08 ENDE: 2004-07 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Fernuniversität Hagen, FB Erziehungs-, Sozial- und Geisteswissenschaften, Institut für Soziologie Lehrgebiet Soziologie 02 (58084 Hagen) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 02331-987-2525) [173-L] Jahraus, Oliver (Hrsg.): Aufsätze und Reden, (Universal-Bibliothek, 18149), Stuttgart: Reclam 2001, 334 S., ISBN: 3-15-018149-6 INHALT: Der Herausgeber lädt den Leser zum metaphorischen Vergleich der luhmannschen Systemtheorie mit einem Baukastenspiel ein und versammelt unter diesem Blickwinkel elf Aufsätze Luhmanns, die, über einen weiten Zeitraum verteilt, zentrale Bausteine dieser Theorie sichtbar werden lassen. In einem ausführlichen Nachwort rekonstruiert er diese Bausteine nach Form und Funktion und bietet, auch auf der Basis der großen Monographien Luhmanns, weitergehende Möglichkeiten ihrer Konstellation zueinander an. Inhaltsverzeichnis: Vorbemerkungen zu einer Theorie sozialer Systeme (1981); Einführende Bemerkungen zu einer Theorie symbolisch generalisierter Kommunikationsmedien (1975); Die Unwahrscheinlichkeit der Kommunikation (1981); Was ist Kommunikation? (1995); Wie ist Bewußtsein an Kommunikation beteiligt? (1995); Autopoiesis als soziologischer Begriff (1987); Ist Kunst codierbar? (1981); Das Medium der Kunst (1986); Erkenntnis als Konstruktion (1988); Die Paradoxie der Form (1993); Dekonstruktion als Beobachtung zweiter Ordnung (1995). (ZPol, NOMOS) [174-L] Jung, Thomas: Georg Simmel: Das numinose Dritte, in: Institut für Soziologie und Sozialforschung der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg (Hrsg.): Der soziologische Blick : vergangene Positionen und gegenwärtige Perspektiven, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 115-137, ISBN: 3-8100-3281-6 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc. 95 INHALT: Der Beitrag fragt nach dem Zentrum des Denkens von Georg Simmel, nach dem, was als der geistige Focus seiner mannigfaltigen Schriften angesehen werden kann. Nach S. Kracauer war es der Begriff der "sozialen Beziehung". Der Autor schließt hier an und übersetzt Simmels "Wechselwirkungsbegriff in die dreistrahlige Logik des Beziehungsgedanken". G. Simmels Philosophie und Soziologie basiert nicht auf der Grundzahl Zwei, sondern Drei. Die Drei wird zum Grundschema seiner Philosophie, das in allen Disziplinen seines Denkens wiederkehrt: Subjekt und Objekt, Leben und Tod, Sein und Sollen, Wirklichkeit und Ideal sollen sich in einer dritten, noch nicht entdeckten, doch zu entdeckenden Geistes- und Lebensform versöhnen. Gegen diesen metaphysischen Gedanken der Versöhnung geht es Simmel soziologisch nicht um das Dritte, sondern um den Dritten, der die elementare Form der Dyade, also die basalen Wechselwirkungen von Ich und Du zugleich be- wie entgrenzt. (ICA) [175-L] Kaesler, Dirk (Hrsg.): Schriften 1894-1922 / Max Weber, (Kröners Taschenausgabe, Bd. 233), Stuttgart: Kröner 2002, XXXVI, 827 S., ISBN: 3-520-23301-0 INHALT: "Mit der hier präsentierten Sammlung ausgewählter Schriften Max Webers soll ein neues Stadium der Auseinandersetzung mit dem Werk dieses Gelehrten, der während der Zeit des epochalen Umbruchs vom 19. zum 20. Jahrhundert gelebt und geforscht hat, eröffnet werden. Die Auswahl von 20 Texten aus fast 30 Jahren wissenschaftlich-schriftstellerischer Produktivität folgt dem Programm: das Typische und Beste von Max Weber. Das Themenspektrum reicht von der Lage der ostelbischen Landarbeiter um 1890 und der Neugestaltung der politischen Ordnung in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg über die Kultur der Antike und die soziologische Typologie der okzidentalen Stadt, die Kulturbedeutung des Protestantismus und die Wirtschaftsethik der außereuropäischen Weltreligionen bis zur Wisenschaftstheorie der Sozialwissenschaften und zur Grundlegung einer handlungstheoretisch fundierten Soziologie in kulturvergleichender Absicht. Die Einleitung des Herausgebers, knappe Erläuterungen der ausgewählten Texte, eine Zeittafel, ein Verzeichnis sämtlicher Schriften Max Webers und ausgewählter Sekundärliteratur zusammen mit detaillierten Registern bieten umfassende Hilfestellung für alle, die sich über das Gesamtwerk Max Webers orientieren wollen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Max Weber: Vom akademischen Außenseiter zum sozialwissenschaftlichen Klassiker. Einleitung des Herausgebers (VIIXXXVI); Texte: Entwicklungstendenzen in der Lage der ostelbischen Landarbeiter (1894) (121); Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik (1895) (22-46); Die sozialen Gründe des Untergangs der antiken Kultur (1896) (47-68); Geleitwort (zur Übernahme der Herausgeberschaft des 'Archivs für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik') (1904) (69-76); Die 'Objektivität' sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis (1904) (77-149); Die protestantische Ethik und der 'Geist' des Kapitalismus (1905/1920) (150-226); 'Kirchen' und 'Sekte' (1906) (227-242); Agrarverhältnisse im Altertum (1909) (243-274); Über einige Kategorien der verstehenden Soziologie (1913) (275-313); Die Stadt (1913/1914) (314-357); Der Sinn der 'Wertfreiheit' der soziologischen und ökonomischen Wissenschaften (1917) (358-394); Parlament und Regierung im neugeordneten Deutschland (1918) (395-435); Der Sozialismus (1918) (436-473); Wissenschaft als Beruf (1919) (474-511); Politik als Beruf (1919) (512556); Vorbemerkung (zu den 'Gesammelten Aufsätzen zur Religionssoziologie') (1920) (557572); Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Vergleichende religionssoziologische Versuche. Einleitung (1920) (573-608); Theorie der Stufen und Richtungen religiöser Weltablehnung. Zwischenbetrachtung (1920) (609-652); Soziologische Grundbegriffe (1920) (653- 96 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc. 716); Die drei reinen Typen der legitimen Herrschaft. Eine soziologische Studie (1922) (717733). [176-L] Kälber, Lutz: Moderne amerikanische Soziologie zu Beginn des 21. Jahrhunderts: eine männliche Disziplin?, in: Soziologische Revue : Besprechungen neuer Literatur, Jg. 25/2002, H. 3, S. 231-214 (Standort: UuStB Köln(38)-XG4586; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Essay bespricht die folgenden Bücher: Dieter Bögenhold (Hrsg.) "Moderne amerikanische Soziologie" (Stuttgart 2000) und Hans-Peter Müller/Steffen Sigmund (Hrsg.) "Zeitgenössische amerikanische Soziologie" (Opladen 2000). Beide Bände werden inhaltlich durch Neil Smelser eingeleitet, einen der renommiertesten amerikanischen Soziologen in der Linie der strukturell-funktionalen Systemtheorie Parsons'. Smelser sieht insbesondere die amerikanische Soziologie einer Entwicklung ausgesetzt, die durch eine zunehmende Kluft zwischen akademischer und angewandter Soziologie, der Hochspezialisierung und einer Zersplitterung in Spezialgebiete geprägt ist. Die für den Rezensenten entscheidende Frage, ob die beiden Bände ein zureichendes Bild der amerikanischen Soziologie präsentieren, wird mit teils-teils beantwortet. Beide Bände vernachlässigen die Geschlechts-, Familien- und Medizinsoziologie und wichtige Arbeiten der Frauenforschung. Dieser Einwand bleibt jedoch - auch für den Rezensenten - blass, da der Versuch, Repräsentativität zu erzielen, bei der hochgradigen Differenzierung der Disziplin dem Versuch gleicht, "einen Pudding an die Wand zu nageln". (ICA) [177-L] Kleinspehn, Thomas: Ein Menschenwissenschaftler: Norbert Elias und seine späte Wirkung in der Soziologie, in: Institut für Soziologie und Sozialforschung der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg (Hrsg.): Der soziologische Blick : vergangene Positionen und gegenwärtige Perspektiven, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 175-191, ISBN: 3-8100-3281-6 INHALT: Der Beitrag skizziert die Grundgedanken von Norbert Elias' "Theorie des Zivilisationsprozesses", die sich von vielen anderen Theoriekonstruktionen in folgendem Punkt unterscheidet: Der Blick auf die "lebendigen Menschen" und dessen Einbindung in das gesellschaftliche Gefüge. Deshalb hat sich Elias auch als "Menschenwissenschaftler" bezeichnet. Da Menschen grundsätzlich von einander anhängig seien, lassen sich ihre konkreten Verhaltensweise, ihre Einstellungen zu ihrem Körper oder ihr Umgang miteinander nur im gesellschaftlichen Zusammenhang verstehen. Indem Elias auf die enge Verflechtung zwischen individuellen und gesellschaftlichen Prozessen hinweist, soziologisiert er für den Autor die Freudsche Psychoanalyse. Elias beschreibt den Wandel der Triebregulierung des Menschen seit dem Mittelalter als einen Prozess der fortschreitenden Affektkontrolle bzw. des Anhebens der Scham- und Peinlichkeitsschwellen. Mit der Vorstellung einer Gerichtetheit des Zivilisationsprozesses und einer damit zunehmenden Individualisierung steht Elias auch Max Webers Theorie der Rationalisierung nahe. (ICA) soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc. 97 [178-L] Köhler, Michael; Langer, Roman; Moldt, Daniel; Rölke, Heiko: Combining the sociological theory of Bourdieu with multi agent systems, (14. European Conference on Artificial Intelligence, 2000, Berlin), Hamburg, 16 S. (Standort: http://www.informatik.uni-hamburg.de/TGI/forschung/projekte/sozionik/publications.html; Graue Literatur) INHALT: Die Verfasser legen Arbeitsergebnisse aus dem Sozionik-Projekt vor, bei dem es um die Verbindung von Soziologie und Informatik geht. Vorgestellt wird das Modell einer Gesellschaft, in der die Akteure sich in ihren Handlungen und Urteilen - wie Bourdieu annimmt - vor allem am Habitus orientieren. Der interdisziplinäre Charakter des Forschungsprojekts lässt eine graphische Präsentation geraten erscheinen. Um eine einfache Präsentation auf solider mathematischer Grundlage zu erhalten, wurde ein spezieller Dialekt der Petri-Netze gewählte, und zwar die Referenz-Netze. (ICEÜbers) [179-L] König, Matthias: Menschenrechte bei Durkheim und Weber: normative Dimensionen des soziologischen Diskurses der Moderne, (Campus Forschung, Bd. 837), Frankfurt am Main: Campus Verl. 2002, 177 S., ISBN: 3-593-37013-1 INHALT: "Der soziologische Diskurs der Moderne steht in einem spannungsreichen Verhältnis zur Idee der Menschenrechte. Er konstituiert sich einerseits durch die Kritik an deren politisch-philosophischer Begründung, bringt ihren normativen Gehalt andererseits aber reflexiv zur Geltung. Diesen Zusammenhang beleuchtet Matthias König in einer prägnanten Darstellung der klassischen Positionen von Durkheim und Weber zum Freiheitsethos der Menschenrechte und ihrer Institutionalisierung im Nationalstaat. Von diesem Theorievergleich ausgehend formuliert er Perspektiven für eine reflexive Soziologie der Menschenrechte in der Weltgesellschaft." (Autorenreferat) [180-L] Krafft, Alexander: Wie Niklas Luhmann die Welt beobachtet, in: Institut für Soziologie und Sozialforschung der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg (Hrsg.): Der soziologische Blick : vergangene Positionen und gegenwärtige Perspektiven, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 193-206, ISBN: 3-8100-3281-6 INHALT: Zur Darstellung des labyrinthischen Werks von Niklas Luhmann beobachtet der Autor, wie Luhmann die Welt beobachtet. Im Zentrum des Beitrags stehen damit Ausführungen zu Luhmanns konstruktivistischer Beobachtungstheorie, einer Kybernetik zweiter Ordnung oder einer Theorie der Beobachtung zweiter Ordnung. Beobachten, sehen, egal ob mit den Augen oder durch die "Brille" einer Theorie, erfordert beobachtungsleitende Hinsichten oder Unterscheidungen. Mittels von Unterscheidungen und Bezeichnungen werden Wirklichkeiten konstruiert. Der Sozialwissenschaftler beobachtet Gesellschaft mit verschiedenen Unterscheidungen und konstruiert daraus z.B. die "kapitalistische Gesellschaft" (Marx), die "Überflussgesellschaft" (Galbraith), die "Dienstleistungsgesellschaft" (Bell) oder die "Risikogesellschaft" (Beck). Die Luhmannsche Theorie beobachtet mit der System/Umwelt-Differenz, wie (wissenschaftliche) Beobachter Gesellschaft beobachten; sie wird damit auch reflexiv (sie beo- 98 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc. bachtet sich selbst beim Beobachten) und beansprucht damit den Status einer "Supertheorie". (ICA) [181-L] Krause, Detlef: Luhmann-Lexikon: eine Einführung in das Gesamtwerk von Niklas Luhmann, (UTB für Wissenschaft : Soziologie, fachübergreifend, 2184), Stuttgart: Lucius u. Lucius 2001, 293 S., ISBN: 3-8282-0147-4 INHALT: "Ungeachtet zahlreicher Einführungen in die Luhmannsche Systemtheorie steht eine Sicht auf das gesamte Bauwerk Luhmanns und die vielen Bausteine noch aus. Die ganze Breite und Tiefe der Gedankenwelt Luhmanns läßt sich einfach nicht überschneidungsfrei sortiert wiedergeben. Ziel des Autors ist es, dennoch einen gegliederten Gesamteindruck zu vermitteln. Dies geschieht in erster Linie durch das Lexikon als Hauptteil dieser Einführung. Bewußt sind neben Schlüsselbegriffen auch Randbegriffe und griffige Formulierungen, die Luhmanns Arbeitsstil kennzeichnen, einbezogen worden. Nicht zuletzt die vielen Verweisungen unterstützen das Verständnis der komplexen Luhmannschen Theorie im Zusammenhang und im einzelnen. Die Ausdrucksweise des Lexikonteils ist dabei der Luhmanns bewußt nachempfunden. Dem Lexikonteil vorangestellt ist ein knapper Einführungstext mit unterstützenden graphischen Darstellungen." (Autorenreferat) [182-F] Langenohl, Andreas, Dr. (Bearbeitung): Tradition und immanente Gesellschaftskritik INHALT: Modernisierungsprozesse stellen alle Gesellschaften vor ähnliche Herausforderungen. Anthony Giddens nennt diese 'Globalisierung und Enttraditionalisierung', Dieter Senghaas 'Fundamentalpolitisierung', Shmuel Eizenstadt 'Absorption sozialen Wandels'. Eine zentrale Gemeinsamkeit besteht in der Herausbildung eines immanent-gesellschaftskritischen Potenzials in Form kritischer Diskurse. Wie werden diese Diskurse und ihre Trägergruppen von unterschiedlichen gesellschaftlichen Ausgangslagen - unterschiedlichen Traditionen und Modernisierungspfaden - beeinflusst? Die Studie, die als Habilitationsprojekt angelegt ist, vergleicht auf der Grundlage einer genealogischen Theorie der Erinnerung kritische Diskurse im klassischen Westen, den ehemals sozialistischen Staaten und den ehemaligen Kolonien des imperialen Europa. METHODE: Rekonstruktion gesellschaftskritischer Diskurse durch Analyse intellektueller Felder i.S. Pierre Bourdieus. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe DATENGEWINNUNG: Diskursanalyse; Experteninterview; Sozialstrukturanalyse. VERÖFFENTLICHUNGEN: Erinnerung nach dem Untergang von Ordnungsvisionen: Gemeinsamkeiten und Kontraste postkommunistischer und postkolonialer Erinnerungspraktiken. in: Kaplunovski, Alexander; Mogilner, Marina (Hrsg.): Nationale Mythen und Heldenkulte: Tataren in Russland (Arbeitstitel). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2002.+++Ort und Erinnerung. Das Beispiel der Diaspora. in: Oesterle, Günther (Hrsg.): Erinnerungskulturen und ihre Theoriebildung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2003. ART: Habilitation BEGINN: 2000-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Institution soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc. 99 INSTITUTION: Universität Gießen, FB 03 Sozial- und Kulturwissenschaften, Institut für Soziologie Professur für Politische Soziologie und Kultursoziologie (Karl-Glöckner-Str. 21E, 35394 Gießen) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0641-99-23303, e-mail: [email protected]) [183-L] Levy, Alfred: Traditionen und Perspektiven im Werk von Erich Fromm, Berlin 2000, 196 S. (Standort: http://edoc.hu-berlin.de/dissertationen/levy-alfred-2000-12-12/PDF/Levy.pdf; Graue Literatur) INHALT: "Erich Fromms (1900-1980) Quellen werden aus seiner Biographie, dem Gedankengut der jüdischen Religion (vor allem der Propheten und des Talmud), der Soziologie Alfred und Max Webers, der religiösen und philosophischen Humanisten, des frühen Karl Marx und der Psychoanalyse Freuds erschlossen und anhand seines Werkes dargestellt und erörtert. Es folgen in chronologischer Reihenfolge Analysen von Fromms Beiträgen zu einer ethisch inspirierten Psychoanalyse, zur analytischen Sozialpsychologie, zur jüdischen, christlichen und buddhistischen Religionspsychologie und seinem Konzept einer nicht-atheistischen, humanistischen Religion, zum Matriarchat, zum Marxismus und dem daraus abgeleiteten humanitären, 'kommunitären' Sozialismus, zur Kulturanalyse, Kulturkritik und zum Humanismus. Detailliert wird auf Fromms berühmte sozialpolitische und kulturhistorische Untersuchungen des Mittelalters, der Renaissance, des Protestantismus, des Kapitalismus, des Nationalsozialismus, des Kommunismus, der Technik und der destruktiven Aggression eingegangen, welche zu seinen bekannten Begriffen des 'Gesellschaftscharakters', des 'Konsum-' und 'MarketingCharakters' sowie der 'Nekrophilie' führten. Fromms umfangreiches Werk wird abschließend gewürdigt und vor allem in den Bereichen der Sozialpsychologie, Aggressionstheorie und Pädagogik kritisiert, indem seine Konzepte auf die moderne Jugend des Jahres 2000 und den heutigen Gesellschaftscharakter angewandt werden. Methodisch wurde kritisch-historisch, religionspsychologisch und tiefenpsychologisch (psychoanalytisch und individualpsychologisch) vorgegangen." (Autorenreferat) [184-L] Maßner, Ulrich Joachim: Theorien der Arbeitsteilung: Celestin Bougles Einfluß auf Emile Durkheims Arbeitsteilungsbuch, (Wissenschaft im Tectum Verlag), Marburg: Tectum Verl. 2001, 142 S., ISBN: 3-8288-8331-1 (Standort: UuStB Köln(38)-28A8289) INHALT: "Der Verfasser bearbeitet ein systematisch wie werkgeschichtlich wesentliches Problem aus dem Entwicklungsgang der Soziologie Emile Durkheims (1858-1917). Seine Leitfrage: Bedeutet das Durkheimsche Selbstmordbuch von 1897 mit seiner gesellschaftlichen Krisen und Anomiediagnose sowie seiner 'Berufsgruppen-Therapie' einen Bruch - einen Bruch mit den Aussagen der eher 'optimistisch' gestimmten 'Arbeitsteilung' von 1893? Dieses Buch war in moralischer Absicht und Hoffnung eine Apologie der Arbeitsteilung gewesen und hatte darauf gesetzt, daß die arbeitsteilige Ungleichheit der modernen Sozialstruktur 'organische Solidarität' gewissermaßen automatisch im Gefolge nach sich ziehen würde. Die im Selbstmordbuch und im Vorwort der zweiten Auflage des Arbeitsteilungsbuches von 1902 ausgiebig behandelten Berufsgruppen beziehen ihren therapeutisch-moralischen Bindungseffekt jedoch aus der professionsspeziftschen Gleichbeil. Welche Rolle spielen im Zusammenhang dieser 'Umorientierung' die Arbeiten von Celestin Bougle (1870-1940)? Bougle stand Durk- 100 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc. heim nahe; er arbeitete mit in der 'Armee Sociologique', einer Fachzeitschrift, die 1896 von Durkheim gegründet worden war. Insbesondere die Themen 'indisches Kastenwesen', 'Differenzierung' und 'Arbeitsteilung' bilden Anknüpfungspunkte. Die vorliegende Studie bietet eine Bestandsaufnahme bezüglich des wissenschaftlichen Dialogs Durkheim/ Bougle. Dabei werden der soziologiegeschichtliche Kontext und die Entwicklung bei Durkheim schrittweise referiert und analysiert. Die mit dem Thema zusammenhängende Fachliteratur der Zeitgenossen Durkheims in Deutschland und in Frankreich wird ausgiebig gewürdigt." (Autorenreferat) [185-L] Modelmog, Ilse: Regeln statt Revolution: Gesellschaft als Text, in: Institut für Soziologie und Sozialforschung der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg (Hrsg.): Der soziologische Blick : vergangene Positionen und gegenwärtige Perspektiven, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 101-114, ISBN: 38100-3281-6 INHALT: Emile Durkheim gilt gemeinhin als "konservativer" Soziologe; die Revolution, wie sie Marx vorschwebte, lehnte er ab und er plädierte für den Bestand von Institutionen durch Regeln und Normen. Der vorliegende Beitrag versucht Durkheim aus einer anderen Perspektive und These zu lesen: Durkheim bereitet mit seiner Theorie bereits das vor, was wir heute pauschal als Postmoderne bezeichnen. Darunter versteht die Autorin Theorien, die Kritik an der Moderne üben, indem sie von drei Prämissen ausgehen: (1) vom "Tod des Subjekts"; (2) vom "Ende der Geschichte" und (3) vom Scheitern der Vernunftaufklärung oder des "logozentrischen Denkens". Diese Thesen werden an verschiedenen Beispielen der Theorie von Durkheim diskutiert: an seinem Subjektbegriff, am Kollektivbewusstsein und am Selbstmord. (ICA2) [186-L] Müller-Doohm, Stefan: Kritische Gesellschaftstheorie als Reflexionswissenschaft, in: Institut für Soziologie und Sozialforschung der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg (Hrsg.): Der soziologische Blick : vergangene Positionen und gegenwärtige Perspektiven, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 139-158, ISBN: 3-8100-3281-6 INHALT: Der Beitrag versucht einen knappen Abriss der älteren (hier mit Schwerpunkt auf das Werk von Adorno) und neueren Kritischen Theorie. Trotz der Versuche einer immanenten Überwindung und Transformation der älteren Kritischen Theorie sieht der Autor auffällige Kontinuitäten. So besteht das Kritische in der Gesellschaftstheorie von Adorno, Horkheimer, Habermas und Honneth in einer spezifischen Sensibilität für die sozialen "Pathologien" der Moderne, d.h. für die Ungerechtigkeiten und Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft. Obwohl Übereinstimmungen bezüglich eines "moral point of view" ins Auge fallen, kann jedoch von der Kritischen Theorie nur noch im Plural geredet werden. Während die ältere Gesellschaftskritik auf einen geschichtlich-gesellschaftlichen Zustand zielt, in dem man, wie Adorno es formulierte, "ohne Angst verschieden sein kann", stehen bei Habermas und Honneth die Kritik der Verständigungs- bzw. Anerkennungsverhältnisse im Zentrum der gesellschaftlichen Reflexion. (ICA) soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc. 101 [187-L] Münch, Richard: Soziologische Theorie: Bd. 1, Grundlegung durch die Klassiker, Frankfurt am Main: Campus Verl. 2002, 327 S., ISBN: 3-593-37052-2 INHALT: "Das Lehrbuch bietet eine umfassende Einführung in die Werke der großen klassischen Denker der Soziologie: Spencer, Marx, Pareto, Simmel, Durkheim, Weber und Mead. Richard Münch erläutert ihre Sicht auf die Gesellschaft, den methodischen Gehalt ihrer Ansätze sowie die Wirkung auf die Entwicklung der Soziologie. Ein Glossar erklärt zentrale Begriffe, Fragen am Ende der Kapitel geben Anstöße zum eigenständigen Weiterdenken. Grundlegung durch die Klassiker ist der erste Band der Soziologischen Theorie, dem noch zwei Bände zu mikro- bzw. makrosoziologischen Theorieansätzen folgen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Herbert Spencer: Die angelsächsische Tradition des Individualismus und Utilitarismus (21-51); Emile Durkheim: Die französische Tradition des Rationalismus und Positivismus (53-103); Die deutsche Tradition des Idealismus und Historismus: 1. Historischer Materialismus: Karl Marx (105-133); 2. Verstehende Soziologie: Max Weber (135-204); 3. Formale Soziologie: Georg Simmel (205-238); Vilfredo Pareto: Die italienische Tradition des Machiavellismus (239-264); George Herbert Mead: Die amerikanische Tradition des Pragmatismus (265-289). [188-L] Norkus, Zenonas: Max Weber und rational choice, Marburg: Metropolis-Verl. 2001, 576 S., ISBN: 3-89518-321-0 (Standort: UuStB Köln(38)-27A5645) INHALT: "Das Buch will die Prolegomena zum 'analytischen Weberianismus' bieten - die Interpretation des Werks von Max Weber vom Standpunkt des Rational Choice Ansatzes (RCA), die den 'analytischen Marxismus' der achtziger Jahren zum Präzedenzfall und als methodisches Vorbild hat. Der Autor untersucht das Anregungspotential von Webers Konzept der Sozialökonomik, der situationslogischen Methode ('verstehenden Soziologie'), seine handlungsund rationalitätstheoretischen Einsichten für die gegenwärtigen Diskussionen um die Wege der Wiederannäherung der Ökonomie und Soziologie, um die Strategien der Überwindung der 'Anomalien' und der 'Pathologien' des RCA. Die Analyse von Webers Wissenschaftsprogrammatik führt zur Unterscheidung von zwei Versionen seiner 'verstehenden Soziologie', von welchen die frühere als die Antizipation der situationslogistischen Methode von Karl Popper wie auch mancher gegenwärtigen Versionen des RCA betrachtet wird. Das substantielle Werk von Weber wird als dasjenige eines 'altinstitutionalistischen' Wirtschaftshistorikers dargestellt, der die Genese von der psychologischen, institutionellen und kulturellen Randbedingungen der empirischen Relevanz der neoklassischen 'Utopie' des Systems der perfekten Märkte bzw. der Rationalisierung des wirtschaftlichen Handelns untersuchte. Norkus bietet die Rekonstruktion von Webers 'zentralen Thema' an, in welcher Webers analytische, historisch-genetisch erklärende und prognostische Fragestellungen wie auch die Antworten systematisch unterschieden und beurteilt werden. Im Anschluß an die neuesten Bemühungen um den 'Brückenschlag' zwischen der alten und der neuen Institutionenökonomik bzw. der institutionellen Wirtschaftsgeschichte wird die Frage erörtert, ob und wie diese Fragestellungen im Bezugsrahmen des RCA endogenisiert werden können, indem die Handlungsrationalität nicht nur als die Annahme, sondern auch als die abhängige Variable behandelt wird." (Autorenreferat) 102 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc. [189-L] Porr, Bernd: Systemtheorie und Naturwissenschaft: eine interdisziplinäre Analyse von Niklas Luhmanns Werk, (DUV : Sozialwissenschaft), Wiesbaden: Dt. Univ.-Verl. 2002, XIII, 97 S., ISBN: 3-82444478-X (Standort: UuStB Köln(38)-28A5736) INHALT: "Dass Luhmanns Systemtheorie zu einem großen Teil auf naturwissenschaftlichen Erkenntnissen basiert, ist beinahe in Vergessenheit geraten. Die Konsequenz ist, dass Kommunikationswissenschaftler Begriffe wie Information oder Komplexität nutzen, ohne sie kritisch zu hinterfragen, und Naturwissenschaftler diese Konzepte täglich verwenden, ohne ihren erkenntnistheoretischen Hintergrund zu reflektieren. Ausgehend von den naturwissenschaftlichen Quellen in Luhmanns `Sozialen Systemen' leistet Bernd Porr einen Beitrag zum besseren Verständnis der naturwissenschaftlich motivierten Konzepte. Er präsentiert eine interdisziplinäre Sicht der Systemtheorie, die zu einem kritischen Umgang mit den Begriffen und zu einem effektiveren Einsatz von Luhmanns Theorie an der empirischen Forschung der Kommunikationswissenschaften führt. Durch die ausführliche Behandlung ihrer naturwissenschaftlich motivierten Aspekte wird die Systemtheorie für die sogenannten harten Wissenschaften interessant, die sich intensiver mit dieser Theorie auseinandersetzen sollten."(Autorenreferat) [190-L] Schäfers, Bernhard: Soziologie in Deutschland: historischer Überblick zu ihrer Entwicklung und Institutionalisierung, in: Reinhard Stockmann, Wolfgang Meyer, Thomas Knoll (Hrsg.): Soziologie im Wandel : universitäre Ausbildung und Arbeitsmarktchancen in Deutschland, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 25-43, ISBN: 3-8100-3075-9 INHALT: Der Verfasser gibt einen historischen Überblick über die Entwicklung der Soziologie als Wissenschaft und als akademischer Disziplin. Beginnend mit der Herausbildung einer genuin soziologischen Fragestellung im 18. Jahrhundert zeichnet er den Weg der Soziologie über Marx, Engels, Comte, Spencer und Simmel bis zu Max Weber nach. Es schließt sich eine Darstellung der akademischen Institutionalisierung der Soziologie in Deutschland seit Beginn des 20. Jahrhunderts an, wobei der Verfasser die definitive Institutionalisierung der Disziplin mit dem Wiederaufbau nach 1945 ansetzt. Ein Exkurs ist der marxistischen Soziologie in der DDR und der Bundesrepublik gewidmet. Der Verfasser schließt mit einem kurzen Überblick über paradigmatische Entwicklungen in der deutschen Soziologie und den Aufbau einer sozialwissenschaftlichen Infrastruktur seit den 1960er Jahren. (ICE) [191-L] Schneider, Wolfgang Ludwig: Grundlagen der soziologischen Theorie: Bd. 1, Weber - Parsons - Mead - Schütz, Wiesbaden: Westdt. Verl. 2002, 311 S., ISBN: 3-531-13556-2 INHALT: "Theorien, so die Voraussetzung von der sich diese Darstellung leiten lässt, sind nicht einfach als eine Menge von Begriffen und Aussagen über die Welt zu begreifen. Sie müssen vielmehr verstanden und dargestellt werden als Antwortversuche auf bestimmte Bezugsprobleme. Die Einführung legt deshalb besonderes Gewicht darauf, den Problemkontext der verschiedenen theoretischen Beiträge genau zu rekonstruieren, die zentralen Begriffe jeder Theorie aus diesem Problemkontext abzuleiten und die Problemverschiebungen klar zu markieren, soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc. 103 die sich beim Übergang von einem zum anderen Ansatz ergeben. Ziel des Autors ist es, auf diese Weise nicht nur die verschiedenen Theorien darzustellen, sondern auch einen Einblick in die dabei jeweilige Methodik der Theoriekonstruktion zu geben. Dieses Buch ist Teil einer zweibändigen Einführung in die wichtigsten klassischen und neueren Theorien aus dem Bereich der soziologischen Handlungs-, Kommunikations- und Systemtheorie. Der hier vorliegende Band 1 behandelt die Ansätze von Weber, Parsons, Mead und Schütz. Band 2 stellt Garfinkels Ethnomethodologie und die ethnomethodologische Konversationsanalyse, Rational Choice, die Habermas'sche Theorie des kommunikativen Handelns und Luhmanns Systemtheorie vor. Die Bände richten sich vor allem an fortgeschrittene Studierende und Examenskandidaten mit Haupt- oder Nebenfach Soziologie." (Autorenreferat) [192-L] Schultheis, Franz; Vester, Michael: Soziologie als Beruf: Hommage an Pierre Bourdieu, in: Mittelweg 36 : Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung, Jg. 11/2002, H. 5, S. 41-57 (Standort: UuStB Köln(38)-FHM XG7349; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Beitrag rekapituliert das Lebenswerk des französischen Soziologen Pierre Bourdieu, des gegenwärtig meistzitierten Sozialwissenschaftlers. Rekonstruiert wird vorrangig sein Konzept des sozialen Raums, der nach vier Hauptdimensionen strukturiert ist, die auch als "Achsen" definiert werden: (1) die zunehmende funktionale Arbeitsteilung und ebenso andere Prozesse der sozialen und kulturellen Differenzierung auf der horizontalen Achse; (2) die ungleiche Verteilung der Macht und anderer geschätzter Ressourcen auf der vertikalen Achse, der Achse der Herrschaft; (3) die institutionelle Differenzierung zwischen den verwandtschaftlichen, wirtschaftlichen, kulturellen, politischen und anderen Feldern, deren jedes seinen eigenen "Spielregeln" folgt; (4) die Dimension Zeit als Medium der Bewegung, der praktischen Interaktion, der Strategien und der Akkumulation von Ressourcen. Die vierte Achse, die Dimension der Zeit, ermöglicht es, die Gesellschaft nicht als statisches Gerüst, sondern als komplexes Kräftefeld der Praxis zu verstehen. Bourdieu hat damit die aristotelisch-dualistische Vorstellung, dass soziales Handeln entweder frei oder unfrei sei, außer Kraft gesetzt. Das Konzept der Achsen macht es möglich, gesellschaftliche Entwicklungen nicht mehr entweder aus dem Himmel der Ideen oder aus den Niederungen der materiellen Zwänge abzuleiten. Gesellschaftliche, und vor allem emanzipatorische, Entwicklungen können nun aus den gesellschaftlichen Verhältnissen, die die Menschen selber durch ihre Praxis schaffen und verändern, verstanden werden. (ICA) [193-L] Schütte, H. Gerd: System und Lebenswelt in der Perspektive von Adam Smith: ein Versuch über zwei Soziologien, in: Institut für Soziologie und Sozialforschung der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg (Hrsg.): Der soziologische Blick : vergangene Positionen und gegenwärtige Perspektiven, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 23-42, ISBN: 3-8100-3281-6 INHALT: Durch die Geschichte der Soziologie zieht sich ein Thema mit mannigfaltigen Variationen, nämlich das von Gemeinschaft und Gesellschaft, von mechanischer und organischer Solidarität, von Status und Kontrakt, Tradition und Moderne oder - in der modernsten, Habermasschen Fassung - : von System und Lebenswelt. Der vorliegende Beitrag zeigt am Beispiel von Adam Smith und in Auseinandersetzung mit der Habermasschen "Theorie des 104 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc. kommunikativen Handelns", dass es im Unterschied zur kontinentaleuropäischen Tradition der Soziologie im angelsächsischen Bereich keinen theoretischen Gegensatz zwischen der Gesellschaft und der "communal community" gibt, sondern nur unterschiedliche Bedingungskonstellationen und Anreizsysteme für menschliches Handeln. In der Sprache der modernen Ökonomie rekonstruiert der Autor das Problem wie folgt: Es geht um die Rangmaximierung unter Nebenbedingungen. Dieses Streben wird (1) durch Sympathie diszipliniert, denn ohne Sinn für Moral und Gerechtigkeit ist keine Gesellschaft überlebensfähig. Da diese "moralischen Gefühle" in modernen, differenzierten Gesellschaften nicht ausreichen, muss (2) es ein System positiver Gesetze geben, die die Vorstellungen von Gerechtigkeit durch Sanktionen erzwingen, wozu es des Staats bedarf. (ICA) [194-L] Seyfarth, Constans: Ein Modellbeispiel typologisch verfahrender historischer Soziologie: David Riesman's "Die einsame Masse" ; in memoriam 22.09.1909 - 10.05.2002, in: Sociologia internationalis : Internationale Zeitschrift für Soziologie, Kommunikations- und Kulturforschung, Bd. 39/2001, H. 2, S. 173-189 (Standort: UuStB Köln(38)-XG219; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Die Studie greift das Thema 'Historische Soziologie' in der Perspektive der Frage auf, wie gegenwärtige oder 'moderne' Gesellschaften als eine sich wandelnde und vielleicht auch gerichtet sich entwickelnde Wirklichkeit verstanden werden können. Die These lautet, dass dies adäquat mit typologischen Modellen in der Linie der Weberschen Soziologie geleistet werden kann. Kernelemente eines typologisch begründeten Verfahrens werden an der klassischen Studie 'Die einsame Masse' von David Riesman aus dem Jahr 1950 zu den Wandlungen des amerikanischen Sozialcharakters exemplifiziert. Der letzte Teil der Studie beschäftigt sich in aller Kürze mit der Beobachtung, dass die Bedeutung, die der Typenbildung im Forschungsprozess zukommt, in der Kommunikation der Ergebnisse zumeist nur wenig sichtbar wird, und dass es bei typologisch ansetzenden Arbeiten vielleicht noch weniger Kumulation gibt als es sonst in der Soziologie der Fall ist. Forschungen, die kritisch und produktiv an ältere und bewährte typologische Begriffe anschließen und zugleich sensibel auf die Entwicklung der Gesellschaft zu reagieren vermögen, sind selten." (Autorenreferat) [195-F] Shimada, Shingo; Srubar, Ilja, Prof.Dr. (Bearbeitung): Geschichte der Soziologie in Japan INHALT: In Kooperation mit japanischen Autoren wird ein Band zur Geschichte der Japanischen Soziologie herausgegeben. Er umfaßt die Geschichte der Rezeption westlicher Autoren sowie die Entwicklung japanischer Soziologie in der Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. GEOGRAPHISCHER RAUM: Japan VERÖFFENTLICHUNGEN: Srubar, I.; Shimada, Shingo: Geschichte der Soziologie in Japan. Leske u. Budrich 2002. ART: keine Angabe BEGINN: 1998-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Erlangen-Nürnberg, Philosophische Fakultät 01, Institut für Soziologie Lehrstuhl Prof.Dr. Srubar (Kochstr. 4, 91054 Erlangen) KONTAKT: Srubar, Ilja (Prof.Dr. Tel. 09131-85-22085, Fax: 09131-85-22087, e-mail: [email protected]) soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc. 105 [196-L] Stölting, Erhard: Das Klassische an den soziologischen Klassikern: Kontinuität und Veränderung des soziologischen Kanons, in: Institut für Soziologie und Sozialforschung der Carl von OssietzkyUniversität Oldenburg (Hrsg.): Der soziologische Blick : vergangene Positionen und gegenwärtige Perspektiven, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 9-22, ISBN: 3-8100-3281-6 INHALT: Der einleitende Beitrag zum vorliegenden Sammelband zeigt, dass man von einem Klassiker nur sprechen kann, wenn zwei Bedingungen erfüllt sind. Zum einen muss er einen bestimmten Einfluss auf das Denken seiner Zeit gehabt haben; wir sollten also in seinem Werk einen Schlüssel zum Verständnis der Vergangenheit finden. Zum anderen muss er auch heute noch eine Lektüre wert sein - sei es als Orientierungshilfe und Leitbild, sei es durch Einführung neuer oder in Vergessenheit geratener Sichtweisen. Zum Klassiker gehört damit auch, dass er (oder sie) eine neue Beobachtungsperspektive, eine neue Sicht auf die Gesellschaft eröffnet und damit durch die Brille einer anderen Zeit Anregung liefert, die gegenwärtige und zukünftige Forschungsarbeit zu bereichern. Ein Klassikerkanon wie das vorliegende Buch eröffnet den Soziologen eine erste topographische Orientierung. Ein rascher und rationeller Einstieg in das Fach ist für den Studenten ohne eine Kenntnis der Klassiker schwer denkbar. (ICA) [197-L] Sukale, Michael: Max Weber: Leben und Werk, in: Institut für Soziologie und Sozialforschung der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg (Hrsg.): Der soziologische Blick : vergangene Positionen und gegenwärtige Perspektiven, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 87-100, ISBN: 3-8100-3281-6 INHALT: Der Beitrag versucht die Thesen und Begriffe Max Webers auf drei Grundfragen zurückzubeziehen, die Weber zeitlebens beschäftigt haben. Erstens die Frage, was den Sinn einer Handlung konstituiert, das heißt, warum man sie "verstehen" kann; die Antwort ist, dass der tatsächliche oder vermutete "subjektiv gemeinte Sinn" der Handlung mittels des Idealtypus der Zweckrationalität rekonstruiert werden kann. Zweitens beschäftigt Weber die Frage, was den Wert eines Handlungsziels ausmacht, d.h. warum man es ernst nimmt bzw. sich daran gebunden fühlt; die Antwort ist, dass letzte Ziele wissenschaftlich nicht abzuleiten sind (Kampf von Göttern) und man sich für sie entscheiden muss. Drittens verfolgt Weber die Frage, was Macht in den menschlichen Verhältnissen bedeutet, d.h., warum befohlen bzw. gehorcht wird; die Antwortet lautet, dass der Mensch "gewalttätig" ist, er überzeugen und Ordnung schaffen kann. Webers Schriften zur Wissenschaftslehre gehen der erste Frage nach, die Religions- und Kultursoziologie beschäftigt sich mit der zweiten Frage und Webers Wirtschafts-, Rechts- und Herrschaftssoziologie sowie seine politischen Schriften behandeln die dritte Frage. (ICA) [198-F] Takebayashi, Nobuo, Dr. (Bearbeitung): Die Entstehung der Kapitalismustheorie in der Gründungsphase der deutschen Soziologie: von der historischen Nationalökonomie zur historischen Soziologie Werner Sombarts und Max Webers INHALT: Mit dieser Arbeit wird der Versuch unternommen, den Entstehungsprozeß der Kapitalismustheorie im Zeitraum etwa von den späten 1880er Jahren bis zum ersten Jahrzehnt des 106 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc. 20. Jahrhunderts in Bezug auf konzeptionelle Zusammenhänge der zeitgenössischen Autoren wissenschaftsgeschichtlich darzustellen; damit ist zugleich ein Beitrag zur Klärung der Entwicklung der historischen Soziologie Max Webers und Werner Sombarts beabsichtigt. Für die historisch arbeitenden Nationalökonomen wie Gustav Schmoller, Lujo Brentano, Karl Bücher, Werner Sombart und Max Weber ist es zum Verständnis der gesamthistorischen Entwicklung des Wirtschaftslebens von Bedeutung, die sich in den 1880er Jahren entwickelnde Hausindustrieforschung 'theoretisch' zu bewerten. Ihre 'theoretischen' Bewertungen nehmen sie im Zusammenhang mit dem 'Methodenstreit' vor, in dem Carl Menger den Gegensatz zwischen theoretischer und historischer Nationalökonomie herausstellt. Daraus entwickelt sich bei Sombart und Weber eine unter dem Einfluss von Karl Marx stehende Kapitalismustheorie, die sie als 'Sozialwissenschaft' bezeichnen. Aus dieser 'Sozialwissenschaft', in der Geschichte und Theorie miteinander verbunden sind, geht ihre 'historische Soziologie' hervor. Somit lässt sich seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts der Trend beobachten, dass sich die Nationalökonomie in 'Volkswirtschaftslehre' im heutigen Sinn und 'Soziologie' spaltet. Wenn wir heute die von Sombart und Weber so bekannte 'Sozialwissenschaft' im Hinblick auf die Gründung der 'Soziologie' diskutieren, muß in Rechnung gestellt werden, dass ihre Forschungen im Umwandlungsprozess der nationalökonomischen Systematik stattfinden, in dem die Differenzierung der noch unstabilen Wissenschaftsdisziplinen vor sich geht. ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Bielefeld, Fak. für Soziologie (Postfach 100131, 33501 Bielefeld) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0521-163854, e-mail: [email protected]) [199-L] Ulrich, Günter: Der Grund der Gesellschaft: Subjekt und Struktur bei Karl Marx, in: Institut für Soziologie und Sozialforschung der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg (Hrsg.): Der soziologische Blick : vergangene Positionen und gegenwärtige Perspektiven, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 43-62, ISBN: 3-8100-3281-6 INHALT: Der Beitrag geht der Frage nach, ob - und wenn ja, was - wir heute noch von Karl Marx lernen können. Zur Beantwortung der Frage schlägt der Autor vor, zwischen einer exoterischen und esoterischen Komponente des Marxschen Werkes zu unterscheiden. Der exoterische Marx ist der Marx, der die in seiner Zeit beobachtbaren Entwicklungstendenzen vorschnell verallgemeinert und zu fundamentalen Bewegungsgesetzen der Geschichte und Gesellschaft hochstilisiert, wie z.B. in der Einleitung zu "Kritik der Politischen Ökonomie. Der esoterische Marx ist derjenige, der eher Fragen stellt als Antworten gibt und der sich "Jahr für Jahr durch die Bibliotheksbestände des Britischen Museums fraß und dabei seine Gesundheit ruinierte". Der Autor identifiziert hier drei Fragen, die für Marx leitend waren: (1) Was hält die bürgerliche Gesellschaft im Innersten zusammen? (2) Wo liegen die zentrifugalen Kräfte und Widersprüche, die die Einheit des Systems sprengen können? (3) Gibt es Handlungsspielräume und Ansatzpunkt für revolutionäre Aktivitäten? (ICA) [200-L] Universität Oldenburg, FB 03 Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie und Sozialforschung (Hrsg.): Der soziologische Blick: vergangene Positionen und gegenwärtige Perspektiven, (Lehrtexte Soziologie), Opladen: Leske u. Budrich 2002, 232 S., ISBN: 3-8100-3281-6 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc. 107 INHALT: "In einer ungewohnten Perspektive werden wegweisende Konzepte der soziologischen Theorie dargestellt; zum Beispiel von Max Weber, Karl Marx, Emile Durkheim und Georg Simmel. Außer diesen Klassikern werden die wichtigsten Vertreter einer zweiten Generation an Sozialtheoretikern vorgestellt, insbesondere Norbert Elias, Theodor W. Adorno und Arnold Gehlen. Darüber hinaus werden die wichtigsten Ansätze der Gegenwartssoziologie, wie die Systemtheorie von Niklas Luhmann und die Kommunikationstheorie von Jürgen Habermas vorgestellt. Gemeinsam ist den Beiträgen ihr einführender Charakter in die jeweils behandelten soziologischen Theorien. Neben einem Überblick über den Lebenslauf der behandelten Soziologen enthalten die Beiträge Hinweise auf die wichtigste primäre und sekundäre Literatur." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Erhard Stölting: Das Klassische an den soziologischen Klassikern. Kontinuität und Veränderung des soziologischen Kanons (9-22); H. Gerd Schütte: System und Lebenswelt in der Perspektive von Adam Smith. Ein Versuch über zwei Soziologien (23-42); Günter Ulrich: Der Grund der Gesellschaft: Subjekt und Struktur bei Karl Marx (43-62); Anabella B. C. Weismann: Modell Metropolis - Über den 'soziologischen Blick' des Kommunalstatistikers Hermann Schwabe (1830-1874) auf die moderne Gesellschaft (63-85); Michael Sukale: Max Weber: Leben und Werk (87-100); Ilse Modelmog: Regeln statt Revolution. Gesellschaft als Text (101-114); Thomas Jung: Georg Simmel: Das numinose Dritte (115-137); Stefan Müller-Doohm: Kritische Gesellschaftstheorie als Reflexionswissenschaft (139-158); Helge Peters: Konservative Milieutheorie: Die Philosophische Anthropologie Arnold Gehlens (159-173); Thomas Kleinspehn: Ein Menschenwissenschaftler - Norbert Elias und seine späte Wirkung in der Soziologie (175-191); Alexander Krafft: Wie Niklas Luhmann die Welt beobachtet (193-206); Thorsten Bonacker: Die Rekonstruktion der soziologischen Vernunft. Zur Rezeption soziologischer Klassiker in der Theorie des kommunikativen Handelns von Jürgen Habermas (207-228). 7 Sonstiges [201-L] Haug, Wolfgang Fritz: Dreizehn Versuche marxistisches Denken zu erneuern, (Schriften / Rosa-Luxemburg-Stiftung, 9), Berlin: Dietz 2001, 173 S., ISBN: 3-320-02026-9 INHALT: '"Wie gehen wir um mit Marx nach der Katastrophe des Staatssozialismus?' (7) Diese Frage stellt der Autor an den Beginn seiner Untersuchung. So bemüht er sich zum einen um eine historisch-kritische Analyse der an Marx anschließenden sozialistischen Bewegung(en) seit dem 19. Jahrhundert, zunächst in einem generellen 'Rückblick auf den Marxismus des 20. Jahrhunderts' (9), danach in dem 'Perspektiven' überschriebenen ersten Teil seiner Versuche anhand ausgewählter Einzelprobleme, so etwa zur 'Problematik des Pluralen Marxismus' (25), zum 'fordistischen Marxismus' (43) und zur 'symptomalen Fehllektüre des Kapitals' (81). Zum anderen geht es dem Autor im Hinblick auf das 'an Marx anschließende Projekt' um eine 'Übersetzung in die Problemsprache der Welt des sich globalisierenden Kapitalismus' (7). Dem ist im Wesentlichen der zweite Teil unter dem Titel 'Philosophieren im Anschluß an Marx' gewidmet. Unter mehrfacher Bezugnahme auf Gramsci, Bert Brecht und Jose Carlos Mariateguis stehen hier 'Fragen der Demokratie und der Zivilgesellschaft, der gesellschaftlichen Naturverhältnisse und der Geschlechterverhältnisse sowie der gedanklichen Durchdringung des transnationalen Kapitalismus und seiner hochtechnologischen Produktionsweise' (7) 108 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 7 Sonstiges im Mittelpunkt. Der Band stellt damit eine durch den Verfasser geordnete Sammlung zuerst an verschiedenen Orten erschienener Einzelartikel aus den Jahren 1988 bis 2001 dar. (ZPol, NOMOS) [202-L] Korte, Karl-Rudolf; Weidenfeld, Werner (Hrsg.): Deutschland-TrendBuch: Fakten und Orientierungen, Opladen: Leske u. Budrich 2001, 750 S., ISBN: 3-8100-3212-3 INHALT: In 18 Beiträgen werden zentrale Problembereiche und Entwicklungsperspektiven analysiert und zu einem Gesamtbild zusammengefügt. Die Beiträge verstehen sich nicht als jeweils singuläre Bestandsaufnahme, sondern 'dynamisch angelegte, zukunftsgerichtete umfassende Problemanalysen bestimmen die inhaltliche Vernetzung der Aufsätze' (9). Als empirische Grundlage diente u. a. eine unter der Leitung des Bundesverbandes Deutscher Banken konzipierte repräsentative Meinungsumfrage 'Deutschland im Wandel', deren Ergebnisse im Schlusskapitel zusammenfassend dokumentiert werden. Als ein Schlüsseltrend, der sich durch mehrere Beiträge zieht, skizzieren die Herausgeber in ihrer Einführung die sich weiter entwickelnde Misstrauensgesellschaft. Inhaltsverzeichnis: I. Geschichte: Werner Weidenfeld: Geschichte und Identität (29-58); Michael Weigl / Lars C. Colschen: Politik und Geschichte (5994). II. Gesellschaft: Rainer Geißler: Sozialstruktur und gesellschaftlicher Wandel (97-135); Michael Vester: Milieus und soziale Gerechtigkeit (136-183); Heiner Meulemann: Identität, Werte und Kollektivorientierung (184-211); Jürgen Turek: Technologiegesellschaft (212244). III. Wirtschaft und soziale Ordnung: Bert Rürup / Werner Sesselmeier: Wirtschafts- und Arbeitswelt (247-288); Wolfgang Merkel: Sozialpolitik (289-326); Manfred Weber: Finanzmarkt und Finanzkultur (327-363); Joseph Huber: Umweltschutz (364-393). IV. Kultur: Jörn Rüsen / Friedrich Jaeger: Erinnerungskultur (397-428); Wolfgang Leidhold: Wissensgesellschaft (429-460); Rüdiger Thomas: Kultur und Gesellschaft (461-511). V. Politik: KarlRudolf Korte: Regieren (515-546); Thomas Meyer: Inszenierte Politik und politische Rationalität (547-570); Manuela Glaab / Andreas Kießling: Legitimation und Partizipation (571-611); Peter M. Wagner: Deutschland in Europa (612-644); Hanns W. Maull: Außenpolitische Kultur (645-672). VI. Die Deutschland-Trends: Meinungsumfrage: Wilhelm Bürklin / Christian Jung: Deutschland im Wandel (675-711). (ZPol, NOMOS) [203-L] Kron, Thomas (Hrsg.): Luhmann modelliert: sozionische Ansätze zur Simulation von Kommunikationssystemen, Opladen: Leske u. Budrich 2002, 251 S., ISBN: 3-8100-3022-8 INHALT: "In diesem Band treffen Soziologen und Informatiker erstmals in einem interdisziplinären Projekt aufeinander, um den Kommunikationsbegriff der Theorie sozialer Systeme von Niklas Luhmann mit Hilfe von Simulationen zu modellieren. Die Theorie sozialer Systeme von Niklas Luhmann genießt in der Wissenschaftsgemeinschaft ungebrochene Popularität weit über die Grenzen der Soziologie hinaus. Trotz deren wachsender Faszinationskraft wurde die Frage der Modellierung von dieser soziologischen Theorie bislang vernachlässigt. Der Band zeigt, welche Modellierungsmöglichkeiten - vor allem des Kommunikationsbegriffs Niklas Luhmanns - realisierbar erscheinen. Damit wird erstmals die Modellierung der Theorie sozialer Systeme systematisch im interdisziplinären Kontext von Soziologie und Informatik aufgegriffen und durchgeführt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Thomas Kron: soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 7 Sonstiges 109 Luhmann modelliert - Einleitung (7-9); Jörg Wellner: Luhmanns Systemtheorie aus der Sicht der Verteilten Künstlichen Intelligenz (11-23); Kapitel Modellierung: Marco Schmitt: Ist Luhmann in der Unified Modeling Language darstellbar? Soziologische Beobachtung eines informatischen Kommunikationsmediums (27-53); Kai F. Lorentzen/ Matthias Nickles: Ordnung aus Chaos - Prolegomena zu einer Luhmann'schen Modellierung deentropisierender Strukturbildung in Multiagentensystemen (55-113); Kai Paetow/ Marko Schmitt: Das Multiagentensystem als Organisation im Medium der Technik (115-171); Kapitel Simulation: Sigmar Papendick/ Jörg Wellner: Symbolemergenz und Strukturdifferenzierung (175-208); Thomas Kron/ Peter Dittrich: Doppelte Kontingenz nach Luhmann - ein Simulationsexperiment (209-251). [204-L] Liebsch, Burkhard: Zerbrechliche Lebensformen: Widerstreit, Differenz, Gewalt, Berlin: Akad. Verl. 2001, 398 S., ISBN: 3-05-003668-0 (Standort: UB Bonn(5)-2002-5289) INHALT: "Wir leben in Zeiten beispielloser Vermischung und Verflechtung von Ideen und Kulturen, Denk- und Lebensformen. Daraus resultieren teils Prozesse der Einebnung von Gegensätzen, teils ihrer lebenspraktischen Zuspitzung. Müssen gegensätzliche Formen menschlicher Koexistenz in gewaltförmige Konflikte münden, wenn sich das Gegensätzliche nicht versöhnen oder 'aufheben' lässt? Uagische Erfahrungen, aber auch alltägliche Konflikte spotten vielfach der Vorstellung ihrer Aufhebbarkeit, insofern sie uns in praktischen Widerstreit verwickeln, der sich dem Vernunft-Interesse an Versöhnung widersetzt. Die im gegenwärtigen Wiederaufleben ethnischer Konflikte augenfällige Brisanz dieser Problematik zwingt zu sorgfältiger Bestandsaufnahme dessen, wie praktischer Widerstreit konkret vorliegt, und wie er gewaltförmig virulent wird. Beschwört Widerstreit als 'Unaufhebbarkeit' praktischer Gegensätze in und zwischen Lebensformen wirklich unweigerlich gewaltsame und radikale Konflikte herauf? Das vorliegende Buch ist als ein energischer Einspruch gegen eine umstandslose affirmative Antwort auf diese Frage gedacht. Deshalb befasst es sich u.a. mit soziologischen, politischen und sozialphilosophischen Positionen, die eine solche Antwort zumindest nahe legen. Eröffnet Widerstreit nicht andere (politische oder ethische) Spielräume des Verhaltens? Vor jeder möglichen Antwort auf diese Fragen liegt die fällige Wahrnehmung des Widerstreits. Wie widerfährt er uns 'leibhaftig' - in uns selbst, im Verhältnis der Geschlechter, in der Differenz der Anderen? Betrifft er nur verschiedene Lebensformen, oder gehört er konstitutiv zu jeder denkbaren lebenspraktischen Form menschlichen Zusammenlebens?" (Autorenreferat). Inhaltsübersicht: Teil I. Lebensformen im Zeichen des Widerstreits. 1. Herausforderungen einer künftigen Philosophie der Lebensformen (35-62); 2. Identität und Lebensform: Taylor (63-84); 3. Ontologie des Mitseins: Heidegger (85-108); 4. Lebensformen und Sprachspiele: Wittgenstein (109-154); Teil II. Widerstreit und Differenz zwischen Ethik und Politik: 6. Ethische Differenzsensibilität vs. Politische Differenzvergessenheit? Die Sensibilität der Differenz: Ethik vs. Politik (155-192); 7. Kulturelle Identität zwischen ethischer Zugehörigkeit und politischer Mitgliedschaft (193-218); 8. Moral des Widerstreits - Moral im Widerstreit (219258); Teil III. Horizonte der Gewalt: 9. Widerstreit, Gewalt und die "manichäische Versuchung" (259-284); 10. Feindschaft zwischen Affirmation und Exzess (285-313); 11. "Endlösung" ohne Ende (313-340); 12. "Wilde Gewalt" und das Versprechen des GewaltVerzichts (341-360). 110 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 7 Sonstiges [205-L] Rink, Dieter (Hrsg.): Lebensstile und Nachhaltigkeit: Konzepte, Befunde und Potentiale, (Soziologie und Ökologie, Bd. 7), Opladen: Leske u. Budrich 2002, 265 S., ISBN: 3-8100-3112-7 INHALT: "Die Beiträge des Bandes demonstrieren weitgehend die in diesem Forschungsfeld vorfindbare Bandbreite an Zugängen und Ansätzen und zeigen, dass sich seit Anfang der 1990er Jahre ein eigenes Forschungsfeld konstituiert. Auf die in der Nachhaltigkeitsdebatte virulenten Fragen - Wie groß ist der mögliche Beitrag einer Veränderung der Lebensstile für eine nachhaltige Entwicklung? Wie lassen sich nachhaltige Lebensstile entwickeln und verbreiten? - kann die soziologische Lebensstilforschung erst ansatzweise mit Antworten dienen. Es ist zu hoffen, dass diese unbefriedigende Situation nicht dazu führt, dass dieser Forschungszweig als wenig fruchtbar bewertet und wieder verlassen wird. Falls der vorliegende Band Impulse zur Weiterentwicklung und Integration der soziologischen Lebensstilforschung innerhalb des Kontextes der interdisziplinären Nachhaltigkeitsforschung gibt, so ist sein Zweck erfüllt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Dieter Rink: Nachhaltige Lebensstile zwischen Ökorevisionismus und neuem Fundamentalismus, 'grünem Luxus' und 'einfacher leben'. Zur Einführung (7-26); Dieter Rink: Lebensweise, Lebensstile und Lebensführung. Soziologische Konzepte zur Untersuchung von nachhaltigem Leben (27-52); Georg Kneer: (Nachhaltige) Lebensstile und funktionale Differenzierung (53-74); Marcel Hunecke: Lebensstile und sozialpsychologische Handlungstheorien: Perspektiven einer theoretischen Integration im Bereich des umweltbezogenen Handelns (75-94); Michael Zwick: Umweltgefährdung, Umweltwahrnehmung, Umweltverhalten - Was erklären Wertorientierungen? (95116); Udo Kuckartz: Umweltmentalitäten in der deutschen Bevölkerung. Ergebnisse der Studie 'Umweltbewusstsein in Deutschland 2000' (117-129); Corinna Fischer, Michael Hofmann: Umwelterfahrungen und Kapitalismuskritik in ostdeutschen Milieus (130-155); Fritz Reusswig: Lebensstile und Naturorientierungen. Gesellschaftliche Naturbilder und Einstellungen zum Naturschutz (156-182); Karl-Werner Brand: Nachhaltig leben! Zur Problematik der Veränderung von Lebensstilen (183-204); Hellmuth Lange: Veränderungen von Lebensstilen als gesellschaftliche Aushandlungsprozesse (205-229); Silke Kleinhückelkotten: Die Suffizienzstrategie und ihre Resonanzfähigkeit in den sozialen Milieus Deutschlands (229-246); Immanuel Stieß, Konrad Götz: Nachhaltigere Lebensstile durch zielgruppenbezogenes Marketing? (247-263) [206-L] Saint-Mont, Uwe: Das Spiel der Interessen: ein Essay über verblüffende Parallelen zwischen Politik, Wirtschaft, Soziologie und Biologie, (Koinon : sozialwissenschaftliche interdisziplinäre Studien, Bd. 6), Frankfurt am Main: P. Lang 2002, VIII, 147 S., ISBN: 3-631-39013-0 INHALT: "Gemeinsinn und Eigennutz, Freund und Feind, Macht und Interessen. Unser soziales Leben wird von Faktoren wie diesen bestimmt. Wann kooperieren wir, wieso bilden sich Gruppen und wo lauern Konflikte? Die im Buch entwickelte allgemeine Theorie der Interessen und Interessenkonstellationen gliedert die soziale Welt in ein Mit-, ein Neben- und ein Gegeneinander. Sie verknüpft Phänomene aus sehr verschiedenen Bereichen - von der Politik bis zur Biologie. Darüber hinaus erklärt der Autor die Bildung und Stabilität größerer Gemeinschaften und entwirrt das oft verwickelte Spiel zwischen Gemeinschaft und Individuum. Wer mehr über 'Macht' und ihre Facetten wissen will, dem vermittelt dieses spannende Buch viele originelle Ideen und zuweilen verblüffende Einsichten." (Autorenreferat) soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 7 Sonstiges 111 [207-L] Schmitt, Marco: Ist Luhmann in der Unified Modeling Language darstellbar?: soziologische Beobachtung eines informatischen Kommunikationsmediums, in: Thomas Kron (Hrsg.): Luhmann modelliert sozionische Ansätze zur Simulation von Kommunikationssystemen, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 27-53, ISBN: 3-8100-3022-8 INHALT: Im vorliegenden Beitrag steht der Versuch im Vordergrund, ein informatisches Modellierungswerkzeug, die standardisierte "Unified Modeling Language" (UML), das explizit zur Kommunikation in der Software-Entwicklung entworfen wurde, als Kandidaten für ein sozionisches Kommunikationsmedium ernst zu nehmen. Diese Theorie wird einer Prüfung aus soziologischer Sicht unterzogen, indem sie mit der soziologischen Theorie sozialer Systeme von Niklas Luhmann als Gegenstand der Modellierung konfrontiert wird. Zwei Konzepte Luhmanns stehen dabei im Blickpunkt: Zum einen sein Konzept der Systemdifferenzierung, weil es der Beobachtungsperspektive der UML eines Zerlegens des Beobachtungsgegenstandes nahe zu stehen scheint und Fragen der Differenzierung von Rollen oder Prozesse der Arbeitsteilung auch in der Informatik eine wichtige Rolle spielen. Zum anderen sein Konzept operativer Strukturen, da es der Herangehensweise der UML explizit entgegen zu stehen scheint, die mit Eigenschaften ausgestattete Objekte beschreibt. Weiterhin werden Vorgänge des wechselseitigen Strukturierens von kommunikativen Zusammenhängen sozionisch ausgewertet. Insgesamt geht es dem Autor darum, Möglichkeiten und Grenzen der UML als Grundlage gemeinsamer Modellierungsbemühungen zwischen Informatik und Soziologie aus der Sicht der Soziologie zu bewerten, indem versucht wird, eine komplexe Theoriesprache in Diagramme zu überführen und dabei die möglichen Verluste und Gewinne zu reflektieren. (ICA) [208-L] Weihrich, Margit; Voß, G. Günter (Hrsg.): tag für tag: Alltag als Problem - Lebensführung als Lösung?, (Arbeit und Leben im Umbruch), München: Hampp 2002, 276 S., ISBN: 3-87988-678-4 INHALT: "Tag für Tag stellt sich für jeden Menschen das Problem, all das zu koordinieren und zu organisieren, was man in verschiedenen Lebensbereichen zu tun hat. Das Konzept der Alltäglichen Lebensführung hat dieses Problem aufgegriffen und damit ein wichtiges Forschungsfeld für die Sozialwissenschaften begründet. Der vorliegende Band fragt aus der Perspektive unterschiedlicher Disziplinen (Soziologie, Psychologie, Pädagogik, Philosophie), inwieweit Lebensführung zur Lösung dieses Grundproblems des Alltagslebens beiträgt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Margit Weihrich und G. Günter Voß: '...den Dämon finden, der seines Lebens Fäden hält' - Theoretische Beiträge zur Funktionslogik von Lebensführung (9-18); Julia Egbringhoff: 'Den Alltag beherrschen' - Ausprägungen und Folgen 'neuer' Erwerbsformen am Beispiel von Ein-Personen-Selbständigen (21-46); Hans J. Pongratz: Emotionalität und Effizienz. Typen von Erwerbsorientierungen und Lebensführung im Vergleich (47-68); Kerstin Jürgens: Alltägliche Lebensführung als Dimension sozialer Ungleichheit? (71-94); Karin Jurczyk: Entgrenzungen von Zeit und Gender - Neue Anforderungen an die Funktionslogik von Lebensführung? (95-115); Dieter Kirchhöfer: Die Vereinbarkeit des Unvereinbaren in kindlichen Lebensführungen (119-136); Helga Zeiher: Gesellschaftliche Generationenordnung und alltägliche Lebensführung von Kindern (137-150); Joachim Ludwig: Welche Lernchancen eröffnen scheiternde Lebensführungsregeln? Ein pädagogischer Zugang zum Konzept der alltäglichen Lebensführung (153-164); Michael Schmid: Alltägliche Lebensführung. Vorschläge zur Systematisierung eines Forschungsprogramms (165-203); Will- 112 soFid Allgemeine Soziologie 2003/1 7 Sonstiges frid Ennenbach: Alltagsgestaltung als Selbstbehandlung des Seelischen - eine psychologische Analyse (207-220); Wilhelm Schmid: Die Wiederentdeckung der Lebenskunst in der Philosophie (221-232); G. Günter Voß und Margit Weihrich: Detektivische Lebensführung. Arbeit und Leben von Guido Brunetti, Kurt Wallander, Kay Scarpetta und V.I. Warshawski (235271). [209-L] Wellner, Jörg: Luhmanns Systemtheorie aus der Sicht der Verteilten Künstlichen Intelligenz, in: Thomas Kron (Hrsg.): Luhmann modelliert : sozionische Ansätze zur Simulation von Kommunikationssystemen, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 11-23, ISBN: 3-8100-3022-8 INHALT: "In diesem Artikel wird die Luhmann'sche Systemtheorie aus Sicht der Verteilten Künstlichen Intelligenz betrachtet. Die Betrachtung ist zwangsläufig beschränkt und hebt hier und da Dinge hervor, auf die man in der Soziologie wohl weniger Wert legen würde. Andere Aspekte der Systemtheorie werden überhaupt nicht diskutiert oder nur beiläufig erwähnt. Dies ist nicht nur der großen Bandbreite von Luhmanns Werk zu verdanken, sondern rührt auch von der Tatsache her, dass die Soziologie in erster Linie eine analytische Denkweise verfolgt und Erklärungen für soziale Phänomene sucht. In der Künstlichen Intelligenz spielt zwar die Analyse auch eine gewisse Rolle, aber im Vordergrund steht die Synthese intelligenter Systeme und im Falle der Verteilten Künstlichen Intelligenz die Synthese vieler autonomer Einzelsysteme zu einem Gesamtsystem mit sozialen Charakterzügen. Wir gehen von einem zentralen Problem innerhalb der Verteilten Künstlichen Intelligenz aus, welches die Koordination von autonomen Einheiten beinhaltet, und suchen eine Entsprechung in der Systemtheorie. Die daraus sich ergebenden soziologischen Lösungsmöglichkeiten für die Künstliche Intelligenz werden diskutiert. Hauptaugenmerk in der Diskussion wird auf das Problem der doppelten Kontingenz, auf Erwartungen und auf symbolisch generalisierte Kommunikationsmedien gelegt." (Autorenreferat) Register 113 Hinweise zur Registerbenutzung Sachregister Grundlage für das Sachregister sind die Schlagwörter, die zur gezielten Suche der Literatur- bzw. Forschungsnachweise in unseren Datenbanken FORIS und SOLIS vergeben wurden. Um eine differenzierte Suche zu ermöglichen, werden dabei nicht nur die Haupt-, sondern auch Nebenaspekte der Arbeiten verschlagwortet. • Bei einem maschinell erstellten Verzeichnis wie dem obigen Sachregister führt das zwangsläufig zu einem Nebeneinander von wesentlichen und eher marginalen Eintragungen. Manche Begriffe machen erst in Verbindung mit anderen Sinn oder wechseln ihren Sinn in Abhängigkeit vom jeweiligen Zusammenhang. • Solche Zusammenhänge gehen aber bei einem einstufigen Register typischerweise verloren. Vermeintliche Fehleintragungen gehen fast immer aufs Konto eines dieser beiden Effekte, die sich bei der maschinellen Registererstellung grundsätzlich nicht vermeiden lassen. Personenregister Aufgeführt sind • bei Literaturnachweisen: alle aktiv an dem Werk beteiligten Personen; • bei Forschungsnachweisen: alle als Leiter, Betreuer oder wissenschaftliche Mitarbeiter („Autoren“) eines Projekts angegebenen Personen. Institutionenregister Aufgeführt sind nur die forschenden Institutionen. Institutionelle Auftraggeber, Finanzierer, Förderer oder dergleichen sind zwar in den Forschungsnachweisen selbst aufgeführt, nicht jedoch im Register. Sortierung Die Sortierung folgt den lexikalischen Regeln, d.h. Umlaute werden wie der Grundbuchstabe sortiert. Numerische Angaben (z.B. „19. Jahrhundert“) sind ganz ans Ende sortiert, also hinter Buchstabe Z. Nummerierung Alle in den Registern angegebenen Zahlen beziehen sich auf die laufenden Nummern der Literatur- und Forschungsnachweise. Personenregister 115 Personenregister A Agnese, Barbara Albani, Cornelia Albert, Gert 157 Albrecht, Steffen Andresen, Dieter Anhut, R. 35 Detel, Wolfgang 22 Diekmann, Andreas 136 Dörre, Klaus 111 33 48 135 158 B Baecker, Dirk 1 Baethge, Martin 36 Balke, Friedrich 159 Banzhaf, Wolfgang 122 Bartelheimer, Peter 36 Benedikter, Roland 37 Bergmann, Manfred Max 78, 109 Berndt, Michele 38 Berndt, Thorsten 38 Bertram, Hans 140 Bertsch, Frank 76 Bickel, Cornelius 39 Bischoff, Joachim 84 Bittlingmayer, Uwe H. 110, 160 Bohn, Cornelia 40, 161 Bonacker, Thorsten 162 Bonß, Wolfgang 120 Boshammer, Susanne 41 Bostock, William W. 2 Brähler, Elmar 48 Braun, Sebastian 42 Brenner, Hans-Peter 3 Breuer, Stefan 43 Bronner, Rolf 152 Buchenberg, Wal 163 Buckmiller, Michael 164 Budowski, Monica 78 Bühl, Walter L. 165 Burmeister, Klaus 44 C Christmann, Gabriela B. Collmer, Sabine 120 D Dangschat, Jens S. 80 167 E Ebrecht, Jörg 4, 5 Eder, Klaus 6, 79 Eger, Thomas 112 Eickelpasch, Rolf 160, 166 Ellrich, Lutz 137 Endress, Martin 167 Engel, Uwe 68 Engler, Steffani 168, 169 Erhart, Walter 170 Esser, Hartmut 7, 8 F Fiebig, Johannes 45 Funken, Christiane 137 Fux, Beat 109 G Galgoczi, Bela 113 Gattig, Alexander 68 Gebauer, Gunter 17 Geiling, Heiko 80 Geißler, Rainer 81 Gerth, Nobuko 171 Giesen, Bernhard 9 Gießler, Anne 48 Gladarev, Boris 46, 114 Glatzer, Wolfgang 138 Greshoff, Rainer 24, 172 Greve, Jens 10 Gros, Daniel 115 Grub, Martin 116 Grundmann, Siegfried 82 Gukenbiehl, Hermann L. 11 H Hagen, Jürgen von 117 Hahn, Alois 40 Hahn, Kornelia 12 Haken, Hermann 47 Hamedinger, Alexander 80 116 Personenregister Hartmann, Martin 13 Haug, Wolfgang Fritz 201 Häußermann, Hartmut 80 Hawlik, Elisabeth 118 Heinelt, Hubert 80 Heitmeyer, Wilhelm 35 Helle, Horst Jürgen 139 Henning, Marina 140 Herbert, Ulrich 127 Herkommer, Sebastian 84 Herlyn, Ulfert 128 Hersch, Adam 133 Herter, Robert 143 Herting, Cornelia 143 Hillebrandt, Frank 5 Hinck, Daniela 14, 141 Hinz, Andreas 48 Hobohm, Jan 140 Holzinger, Elisabeth 80 Hondrich, Karl Otto 15 Honneth, Axel 83 Hormann, Oliver 140 Hradil, Stefan 119 Hummell, Hans J. 142 Humpert, Andreas 143 Hunecke, Marcel 144 Hüning, Hasko 84 J Jäckle, Nicole 53 Jahraus, Oliver 173 Jaumann, Herbert 170 Joye, Dominique 109 Jung, Thomas 174 Jungbauer-Gans, Monika Jürgens, Kerstin 85 49 K Kaesler, Dirk 175 Kälber, Lutz 176 Kesselring, Sven 120 Kizilhan, Ilhan 50 Kleineberg, Michael 86 Kleinspehn, Thomas 177 Klenner, Christina 87 Kneer, Georg 16 Köcher, Renate 121 Köhler, Michael 14, 141, 178 König, Matthias 179 Koppetsch, Cornelia 105, 107 Korte, Karl-Rudolf 202 Kößler, Reinhart 51 Krafft, Alexander 180 Krais, Beate 17, 18 Krause, Alexandra 53 Krause, Detlef 181 Krause, Ketevan 120 Kron, Thomas 24, 122, 203 Kronauer, Martin 52, 80 Kürsat-Ahlers, Elcin 88 Kurt, Ronald 145 L Lange, Stefan 67 Langenohl, Andreas 182 Langer, Roman 14, 141, 178 Langkau, Thomas 143 Läpple, Dieter 80 Lasarczyk, Christian 122 Lengfeld, Holger 53 Lepsius, M. Rainer 146 Levy, Alfred 183 Levy, Rene 89 Liebig, Stefan 53, 54, 55, 99 Liebsch, Burkhard 204 Lindenberg, Siegwart 136 Loenhoff, Jens 147, 148 Luckmann, Thomas 90 M Manabe, Kazufumi 123 Maßner, Ulrich Joachim 184 Mau, Steffen 53 Mayr-Kleffel, Verena 149 McKibbin, Ross 91 Meister, Martin 137 Mertens, Lothar 92, 93 Merz-Benz, Peter-Ulrich 56, 57 Meuser, Michael 12, 19 Mika, Tatjana 58 Modelmog, Ilse 185 Moldt, Daniel 14, 141, 178 Mühleck, Kai 58 Müller, Hans-Peter 94 Müller-Benedict, Volker 20 Müller-Doohm, Stefan 186 Münch, Richard 59, 60, 187 Personenregister N Naisbitt, John 61 Nassehi, Armin 62 Neckel, Sighard 63 Neef, Andreas 44 Neuendorff, Hartmut 35 Nollmann, Gerd 95, 101 Norkus, Zenonas 188 Nowak, Jürgen 64 O Oblasova, Antonina 46 Oswald, Ingrid 114, 124 P Paris, Denise 102 Pollack, Detlef 125 Porr, Bernd 189 Potthast, Jörg 96 R Rademacher, Claudia 97 Reckwitz, Andreas 21 Reif, Heinz 126 Richter, Horst-Eberhard 65 Rink, Dieter 66, 205 Rölke, Heiko 14, 141, 178 S Saint-Mont, Uwe 206 Samson, Birgit 22 Schäfers, Bernhard 23, 190 Schäfgen, Katrin 98 Scharenberg, Albert 105, 107 Schaub, Johannes 150 Scheibe, Moritz 127 Scheller, Gitta 128, 151 Schimank, Uwe 24, 67, 122 Schlothfeldt, Stephan 54, 55, 99 Schmalzhaf-Larsen, Christa 143 Schmid, Michael 25 Schmidtke, Oliver 105, 107 Schmitt, Marco 207 Schneider, Wolfgang Ludwig 191 Schneider-Sliwa, Rita 80 Schönfeld, Roland 129 Schröder, H. 35 Schülein, Johann August 26 Schultheis, Franz 192 117 Schulz-Montag, Beate 44 Schütte, H. Gerd 193 Schwibs, Bernd 27 Seppmann, Werner 100 Seyfarth, Constans 194 Shimada, Shingo 195 Simonson, Julia 68 Sodeur, Wolfgang 142, 143 Späth, Julia F. 152 Spohn, Willfried 130 Srubar, Ilja 167, 195 Stäheli, Urs 69 Stegbauer, Christian 28 Stichweh, Rudolf 29, 69, 70 Stölting, Erhard 196 Stolz, Klaus 30 Strasser, Hermann 95, 101 Strauch, Rolf R. 117 Stricker, Beate 71 Strohmeier, Klaus Peter 35 Stürmer, Stefan 153 Suhrcke, Marc 115 Sukale, Michael 197 Suprinovic, Olga 116 Süß, Werner 131 Suter, Christian 102 T Takebayashi, Nobuo 198 Tillmann, Robin 78 Tomka, Miklos 154 Tönnies, Gerd 80 Treptow, Rainer 72 Trinczek, Rainer 73 U Ulrich, Günter 199 Urban, Dieter 132 V Vester, Michael 103, 192 Vogl, Gerlinde 120 Voronkov, Viktor 124 Voß, G. Günter 208 Voswinkel, Stephan 31 W Wacquant, Loic J. D. 104 Wagner, Gerhard 56, 57 118 Waldhoff, Hans-Peter 32 Wallner, Fritz G. 33 Watzinger, Michaela 155 Wegener, Bernd 58 Weidenfeld, Werner 202 Weihrich, Margit 208 Weischer, Ch. 35 Weiß, Anja 105, 106, 107 Weller, Christian E. 133 Wellner, Jörg 209 Wenzel, Harald 34 Wiechens, Peter 97 Wienold, Hanns 51 Wiesenthal, Helmut 134 Winkler, Gunnar 108 Wolff, Guntram B. 117 Z Ziegler, Holger 74 Ziemann, Andreas 156 Zimmermann, Karin 169 Zündorf, Lutz 75 Personenregister Sachregister 119 Sachregister A Adel 126 Adorno, T. 170, 186, 200 Affektivität 177 Afrika 63 Agrarstruktur 175 Akademiker 114 Akteur 25, 95, 122, 141 Akzeptanz 55 Albanien 129 Algerien 63 Allokation 112 Alltag 19, 80, 85, 124, 208 alte Bundesländer 53, 58, 81, 87, 119, 121, 131, 150 Alternativbewegung 38 angewandte Wissenschaft 176 Anomie 185 Anthropologie 9, 15, 19, 200 Antike 175 Araber 50 arabische Länder 63 Arbeit 51, 82, 100 Arbeiterbewegung 91, 164 Arbeiterklasse 81 Arbeitsbeziehungen 114 Arbeitsgesellschaft 51 Arbeitslosigkeit 45, 52, 87, 113 Arbeitsmarkt 108, 117 Arbeitsmarktpolitik 113 Arbeitsteilung 87, 184 Arbeitswelt 71, 151, 154, 202 Arbeitszeit 87 Armut 52, 76, 77, 78, 97, 101, 113, 116, 133 Asien 50, 123, 195 Ausbeutung 41 Ausländer 57 Ausländerfeindlichkeit 32 ausländischer Arbeitgeber 56 ausländischer Arbeitnehmer 56, 57 Außenpolitik 129, 202 außerparlamentarische Opposition 127 Austauschtheorie 28 Authentizität 12 Autonomie 27 Autopoiesis 1, 26 B Beck, U. 60 Bedeutung 10 Begriffsbildung 7, 13, 22, 104, 168 Belohnung 94 Beobachtung 180 Berichterstattung 36 Berlin 140 Beruf 30, 77, 175 Berufsbildung 149 Berufseinmündung 149 Berufsgruppe 184 Berufsmobilität 101 Berufsstruktur 109 Beschäftigung 60 Betrieb 152 Bevölkerung 35, 58, 82, 118, 119, 121 Bevölkerungsentwicklung 81, 108 Bevölkerungsstruktur 108 Bewusstsein 145, 173 Bildung 109 Bildungschance 77 Bildungsexpansion 83 Bildungswesen 77, 81, 113 Bindung 140 Biographie 171, 200 Biologie 22, 33 biologische Faktoren 206 Biotechnik 61 Bourdieu, P. 3, 4, 5, 6, 14, 17, 18, 27, 31, 42, 63, 96, 97, 103, 106, 110, 135, 141, 160, 161, 166, 168, 169, 170, 178, 192 Buddhismus 33 Bulgarien 129 Bundesrepublik Jugoslawien 129 Bürger 48, 49, 65 Bürgerbeteiligung 45 bürgerliche Gesellschaft 199 Bürgerrecht 101 Bürgertum 126 120 C Chancengleichheit 41 Chaos 20, 203 Coping-Verhalten 46, 86, 114, 124 D DDR 82, 92, 93, 125, 150, 190 demographische Faktoren 48 Demokratie 201 Demokratisierung 45, 112, 127 Denken 17 Deprivation 78, 102 Deregulierung 47, 117, 129, 133 Derrida, J. 170 Deutsches Kaiserreich 126 Deutsches Reich 11, 43, 190 Deutung 90, 95, 101 Dezentralisation 29 Dialektik 13 Dienstleistungsberuf 12 Dienstleistungsgesellschaft 44 Differenzierung 29, 44, 120, 176, 180, 198 Diffusion 29 Diktatur 93 Diskriminierung 5, 88 Diskurs 56, 95, 104, 179, 182 Distinktion 160 Dokumentation 21 Durkheim, E. 162, 179, 184, 185, 187, 200 Dyade 174 Dynamik 20, 122 E Egoismus 136 Ehre 31 Eigentum 40 Einkommen 41, 78, 92, 108, 117 Einkommensumverteilung 112, 133 Einkommensunterschied 87, 117, 133 Einkommensverhältnisse 87, 109, 116 Einsamkeit 138 Einstellung 18, 35, 54, 58, 121, 123, 132 Einstellungsforschung 53 Elias, N. 32, 177, 200 Elite 77, 81, 126 Emigration 171 Emotionalität 148, 156, 177, 208 Empathie 153 Sachregister empirische Sozialforschung 36, 92, 107, 123 Engagement 49, 77, 160, 166 Entropie 203 Entscheidungsspielraum 83 Entsolidarisierung 35 Entstaatlichung 112 Entwicklungsland 50, 63, 115, 129, 133 Erfahrung 17, 90, 204 Erinnerung 182 Erkenntnis 173 Erkenntnisinteresse 24, 26, 169 Erkenntnistheorie 157, 166, 168, 169, 180 Erklärung 9, 11, 22 Erleben 148 Erlebnisgesellschaft 44 Erwartung 77, 83 Erwerbsarbeit 85, 108, 208 Erwerbsbeteiligung 87 Erwerbsform 208 Erwerbstätigkeit 119 Esoterik 38 Ethik 65, 175, 204 ethnische Beziehungen 32, 88 ethnische Gruppe 50, 81 ethnischer Konflikt 204 Ethnizität 97, 105, 106, 107 Ethnographie 159 Ethnologie 32 Ethnomethodologie 165 Europa 134, 140, 155 europäische Integration 129 Europapolitik 202 Evolution 122 Exklusion 40, 52, 62, 69, 70, 72, 159 F Familie 76, 81, 140, 154 Familiengründung 149 Familiensoziologie 128 Feldtheorie 3 Fernsehsendung 145 Figuration 23 Finanzmarkt 73 Finanzwirtschaft 202 Flexibilität 124 formale Soziologie 174, 187 Formalisierung 207 Forschung 11, 48, 53, 79, 99 Sachregister Forschungsansatz 9, 24, 25, 49, 51, 67, 79, 90, 95, 104, 105, 106, 107, 148, 156, 208 Forschungsdefizit 107 Forschungsergebnis 49, 92 Forschungsgegenstand 26, 107 Forschungsstand 21, 23, 176 Foucault, M. 170 frankophones Afrika 63 Frankreich 11, 192 Frau 5, 87, 92, 149 Frauenerwerbstätigkeit 87 Frauenforschung 176 Freiheit 41, 47, 179 Freizeit 151 Fremdheit 32, 56, 57, 70 Freud, S. 170 Freundschaft 150 Fromm, E. 183 Funktionalismus 1, 22, 34, 94, 111 Funktionsanalyse 29 G Gadamer, H. 170 Gehlen, A. 19, 170, 200 Geld 57 Gemeinschaft 38, 39, 43, 49, 50, 59, 71, 151, 158, 165, 193 Gemeinwohl 77 Generationenverhältnis 208 Gentechnologie 61 Gerechtigkeit 35, 53, 54, 55, 58, 99, 186 Geschichtsbewusstsein 185 Geschichtswissenschaft 199 Geschlecht 78, 87, 101, 105, 106, 107, 204 Geschlechterforschung 5, 12, 98 Geschlechterverhältnis 5, 97, 98, 201 geschlechtsspezifische Faktoren 5, 78, 81, 84, 87, 92, 109, 208 Gesellschaft 7, 9, 13, 15, 16, 27, 35, 39, 44, 47, 52, 59, 61, 63, 64, 70, 72, 74, 77, 88, 90, 91, 92, 93, 101, 104, 111, 120, 121, 123, 125, 126, 130, 131, 136, 138, 148, 158, 165, 180, 182, 185, 192, 193, 194, 201, 203, 205, 206, 207 Gesellschaftsbild 67, 125 Gesellschaftskritik 100, 125, 186 121 Gesellschaftsordnung 25, 34, 51, 71, 74, 86, 122, 125, 134, 155 Gesellschaftstheorie 3, 11, 13, 14, 21, 25, 34, 51, 67, 71, 79, 103, 125, 130, 141, 162, 180, 183, 186, 196, 199 Gesellschaftswissenschaft 189 Gespräch 162 Gesundheitswesen 113 Gewalt 97, 204 Gewaltverzicht 204 Gewerkschaft 41 Glasnost 116 Gleichheit 41, 88 Globalisierung 12, 29, 64, 65, 73, 75, 131, 133 Goffman, E. 12, 19, 88, 139 Gott 174 Großbritannien 11, 30, 91 Großstadt 128, 135, 140 Grundbegriff 23 Grundlagenforschung 24, 176, 196 Grundrecht 41 Gruppe 8, 35, 50, 142, 206 Gruppenarbeit 53 Gruppeninteresse 153 H Habermas, J. 10, 162, 186, 193, 200 Habitus 4, 5, 6, 12, 14, 17, 18, 19, 110, 141, 160, 161, 178, 192 Hamburg 140 Handel 133 Handlung 9, 10, 17, 50, 74, 90, 148, 178, 188 Handlungsfähigkeit 74 Handlungsorientierung 15, 16, 18, 146, 178, 208 Handlungsspielraum 98, 149 Handlungssystem 75 Handlungstheorie 1, 6, 7, 8, 11, 12, 19, 122, 144, 147, 157, 162, 188, 191 Heidegger, M. 170 Hermeneutik 157 Herrschaft 17, 41, 74, 75, 104, 106, 166, 175, 197 herrschende Klasse 84 Hierarchie 77, 97, 142 historischer Materialismus 187, 199 historische Sozialforschung 194 122 Historismus 187 Hochschullehrer 5 Horkheimer, M. 170, 186 Humanismus 183 Husserl, E. 170 I Ich-Störung 45 Idealismus 187 Idealtypus 194, 197 Ideengeschichte 39, 41, 196 Identifikation 153 Identität 8, 17, 31, 38, 45, 70, 130, 180, 204 Identitätsbildung 69 Ideologie 54 Ideologiekritik 160 Implementation 53 Indikator 132 Indikatorenbildung 36 Indikatorensystem 36 Individualisierung 9, 12, 62, 65, 68, 71, 83, 95, 100, 101, 111, 120, 128, 138, 151 Individualismus 42, 187 Individualität 2, 62, 143 Individuum 15, 17, 69, 138, 148, 206 Industriegesellschaft 110, 115 Industriestaat 133 Inflation 116 Informatik 203, 207, 209 Information 203 Informationsgesellschaft 44, 61 Informationssystem 36 Infrastruktur 82, 115 Inklusion 40, 52, 62, 69, 70, 72 Innovation 29, 120 Institution 25, 134 Institutionalisierung 146, 179, 190 institutionelle Faktoren 30, 134 institutioneller Wandel 83, 112, 117, 134 Institutionenökonomie 188 Inszenierung 12 Integration 68, 172 Intellektueller 46, 127 Interaktion 19, 138, 143, 147, 152, 156, 162, 174, 191, 203, 209 interdisziplinäre Forschung 53, 203 Interdisziplinarität 189 Sachregister Interesse 204, 206 Interessengruppe 206 Interessenkonflikt 206 Interessenorientierung 206 interkultureller Vergleich 182 Internalisierung 177 internationaler Vergleich 68, 123 Internationalisierung 73 Internet 61 Interpretation 10 Intersubjektivität 165, 191 Intervention 160 Iraner 50 J Japan 123, 195 Jugendlicher 143 junger Erwachsener 149 K Kapital 6, 31, 100, 106, 163 Kapitalbewegung 133 Kapitalismus 13, 63, 83, 84, 100, 163, 175, 183, 186, 188, 193, 198, 199, 201, 205 Kapitalmarkt 133 Karriere 30, 101 Kind 143 Kindheit 208 Klassengesellschaft 3, 84, 91, 100, 110, 160, 163 Klassenkampf 110, 199 Klassifikation 105, 106, 107 Kleingruppe 142 Koexistenz 204 Kognition 8, 12, 147 Kollektiv 136, 153 Kollektivbewusstsein 2, 136 kollektive Identität 2, 15 Kollektivverhalten 136 Kolonie 182 Kommunikation 1, 10, 12, 34, 147, 148, 152, 156, 165, 173, 203, 207, 209 Kommunikationssystem 173 Kommunikationstechnologie 29, 138 Kommunikationswissenschaft 189 kommunikatives Handeln 10, 162, 186, 193, 200 Kommunismus 183 Kommunitarismus 38, 45, 55 Sachregister Komplexität 1, 23, 44, 47, 122, 130, 203 Konflikt 1, 101, 204 Konfliktlösung 50, 71 Konfliktstruktur 30 Konfliktverhalten 50 Konsens 34 Konservatismus 91, 185 konservative Partei 91 Konstruktivismus 26, 33, 73, 97, 180 Konsum 60 Konsumtheorie 123 Kontakt 143 Kontingenz 1, 203, 209 Kooperationsform 136 Koordination 209 Körper 17 Körperlichkeit 12, 19, 147, 165 Kriminalroman 208 Kritische Theorie 186, 200 Kuhn, T. 170 Kultur 7, 9, 15, 37, 79, 90, 91, 130, 175, 177, 202, 204 kulturelle Faktoren 25, 33, 73, 91, 205 kulturelle Identität 69, 97, 204 kulturelle Integration 4 kulturelles System 75 Kulturkritik 183 Kultursoziologie 8, 63, 167 Kulturwandel 4, 121, 123 Kulturwissenschaft 197 Kunst 173 künstliche Intelligenz 203, 209 Kurde 50 Kybernetik 47, 180 L Landarbeiter 175 ländliches Gebiet 50 Lateinamerika 115 Lebensbedingungen 81, 108, 115 Lebenssituation 76, 77, 98, 121, 149 Lebensstandard 102, 113, 115 Lebensstil 16, 66, 80, 85, 103, 124, 144, 205, 208 Lebensweise 38, 66, 81, 85, 114, 124, 140, 204, 205, 208 Lebenswelt 15, 90, 114, 124, 162, 165, 193 Lehrbuch 7, 21, 23 123 Lehrveranstaltung 167 Leistungsfähigkeit 36 Leitbild 66, 67, 151 Levi-Strauss, C. 170 Liberalisierung 73, 112 Liberalismus 55 Literatur 21, 159 Logik 6, 26 Lohnarbeit 163 Luhmann, N. 29, 69, 159, 162, 172, 173, 180, 181, 189, 200, 203, 209 Lukacs, G. 170 Lyotard, J. 37 M Machiavellismus 187 Macht 7, 74, 105, 197, 206 Mannheim, K. 167, 171 Marginalität 52, 56 Markt 75 Marktwirtschaft 112, 115, 116, 129, 193 Marx, K. 94, 187, 199, 200 Marxismus 3, 51, 100, 111, 163, 164, 183, 190, 199, 201 Masse 194 Massenmedien 45 Materialismus 155 Matriarchat 183 Mead, G. 19, 139, 162, 187, 191 Medien 34, 73 Medizinsoziologie 176 Mensch 17, 180 Menschenbild 145 Menschenrechte 179 Mentalität 205 Mesoebene 14, 89, 141 Messinstrument 123 Metallindustrie 53 Metaphysik 174 Methode 145 Methodenlehre 123 Methodologie 9, 22, 95, 169, 180, 197 Migration 32, 56, 57, 82 Mitbestimmung 127 Mitgliedschaft 204 Mittelalter 183 Mitteleuropa 113, 115 Mittelschicht 46, 114, 124 Mittelstand 81 124 Sachregister Mobilisierung 120 Modell 48, 132, 178 Modellanalyse 203, 209 Modellentwicklung 14, 36, 141, 144, 203, 207, 209 Moderne 13, 40, 55, 60, 70, 120, 125, 130, 162, 179, 194 Modernisierung 13, 111, 119, 125, 126, 182 Modernisierungstheorie 59, 60, 119, 125 Moral 154, 155, 193, 204 Motorik 120 multikulturelle Gesellschaft 59, 97 N Nachbarschaft 138, 143 nachhaltige Entwicklung 16, 66, 144, 205 Nahost 50 Nation 40 nationale Identität 202 Nationalismus 123 Nationalsozialismus 183 Nationalstaat 75, 175, 179 Natur 51, 177, 205 Naturwissenschaft 47, 189 Neoliberalismus 63, 65, 192 Netzwerk 14, 29, 141, 178 neue Bundesländer 58, 87, 108, 117, 119, 121, 128, 131, 132, 150, 151 neue Medien 12, 120 neue Technologie 65 Niedrigeinkommen 78 Non-Profit-Organisation 49 nonverbale Kommunikation 12 Nordafrika 63 Nordamerika 11, 49, 152, 176 Nordrhein-Westfalen 35, 135 Nord-Süd-Beziehungen 133 Nord-Süd-Konflikt 133 Norm 35, 153 Normativität 11, 34, 54 Nutzen 77 O Objekt 168 Objektivierung 27 Objektivität 27 öffentliches Unternehmen Öffentlichkeit 127 112 Ökologie 38, 73, 144, 156, 205 Ökonomie 31, 37, 73 ökonomische Entwicklung 13, 83, 115 ökonomische Faktoren 206 ökonomischer Wandel 117, 134 ökonomische Theorie 188 Ontologie 26, 165 Organisation 29, 203 Organisationen 5, 89, 152 Organisationsform 29 Organisationshandeln 141 Organisationssoziologie 5 Orientierung 23, 34, 54, 196 Ostasien 123, 195 Österreich 118, 140 Osterweiterung 115 Osteuropa 112, 115, 116, 154 Ostmitteleuropa 154 P Pädagogik 208 Paradigma 3, 9, 11, 21, 24, 67, 103, 172 Pareto, V. 157, 187 Parsons, T. 1, 34, 59, 94, 162, 191 Parteilichkeit 160, 166 Partizipation 108, 127, 202 Partnerbeziehung 85 Partnerschaft 60 Patriarchat 50 Perestroika 116 Persönlichkeit 18, 45 Phänomenologie 145, 165 Philosophie 33, 37, 53, 174, 204, 208 Planerfüllung 112 Planwirtschaft 112 Plessner, H. 12, 19 Pluralismus 111 Polarisierung 35 Politik 53, 71, 87, 96, 131, 160, 175, 202 Politiker 30 Politikfeldanalyse 67 Politikwissenschaft 67 politische Einstellung 154 politische Elite 30 politische Faktoren 73, 206 politische Folgen 35 politische Herrschaft 93 politische Institution 112 politische Kultur 58, 123, 202 Sachregister politische Ökonomie 199 politische Partizipation 87 politische Reform 134 politische Richtung 127 politischer Wandel 117, 131, 134, 154 politisches Handeln 58 politische Situation 129 politische Soziologie 103, 160 politische Steuerung 47, 67 politisches Verhalten 204 politische Theorie 164 Politisierung 60, 127 Popmusik 12 Positivismus 157, 187 Positivismusstreit 198 postindustrielle Gesellschaft 44, 61, 111, 130 postkommunistische Gesellschaft 46, 112, 114, 115, 116, 124, 134, 182 Postmaterialismus 37, 155 Postmoderne 37, 111, 185 postsozialistisches Land 46, 86, 112, 113, 114, 115, 116, 124, 129, 134 Poststrukturalismus 69 Pragmatismus 187 Praxis 5, 18, 96 Prestige 94 Privathaushalt 78, 143 Privatisierung 112, 117 Privileg 77 Problemlösen 146 Produkt 17 Produktion 51, 117, 201 Produktionsfaktor 112 Produktionsmittel 163 Produktionsverhältnisse 117 Prognose 11 prosoziales Verhalten 153 Protestantismus 175, 183 Prozess 177 Psychoanalyse 32, 170, 177, 183 Psychologie 33 psychosoziale Störung 83 Publikation 167 R Rahmenbedingung 152 Randgruppe 56, 57 Rasse 104, 105 125 Rassismus 104, 106 Rational-Choice-Theorie 9, 31, 172, 188 Rationalisierung 177 Rationalismus 26, 187 Rationalität 1, 6, 146, 162, 185, 188 Raum 82 realer Sozialismus 86 Rechtsstaat 75 Reduktionismus 31 reflexive Modernisierung 60, 111, 120 Reflexivität 27, 32, 166, 168, 169, 186 Reform 113, 134 Region 30, 50, 82 regionale Mobilität 82, 120 regionaler Vergleich 30 Regulierung 133 Religion 12, 40, 56, 154, 174, 175, 183 Religionssoziologie 130 religiöse Gruppe 50 Renaissance 183 Reproduktion 17, 51 Ressourcen 6, 31, 112 Revolution 164, 185, 199 Rezeption 164, 168, 195 Reziprozität 28 Risikogesellschaft 60 Ritual 50 Rolle 28, 153 Russland 46, 86, 114, 115, 116, 124 S Sachzwang 47 Sartre, J. 170 Schmitt, C. 170 Schriftsteller 135 Schulklasse 17 Schütz, A. 32, 57, 191 Schweiz 78, 102, 109 SED 92, 93 Segregation 80 Selbstbeobachtung 27 Selbstbestimmung 155 Selbstorganisation 1, 20, 47, 59, 61, 122 Selbstreferenz 147 Selbstverantwortung 45 Selbstverständnis 27, 77 Selbstverwirklichung 83 Semantik 22 Semiotik 12 126 Sensomotorik 147, 148 Sicherheitspolitik 97 Siedlung 82 Siedlungsstruktur 80 Simmel, G. 32, 57, 174, 187, 200 Simulation 122, 203, 207, 209 Sinn 1, 90, 95, 148, 156, 165, 197 Skalierung 123 Smith, A. 193, 200 Solidarität 35, 45, 71, 151, 158, 184 Sombart, W. 198 Sozialarbeit 72 Sozialausgaben 113 Sozialbericht 36 Sozialdemokratie 45, 91 soziale Bewegung 38 soziale Beziehungen 15, 28, 42, 46, 49, 54, 55, 70, 71, 86, 114, 135, 137, 138, 140, 142, 143, 145, 149, 150, 151, 152, 154, 158, 174 soziale Chance 77 soziale Differenzierung 7, 16, 40, 52, 72, 88, 97, 103, 130, 184, 192, 203, 205, 207 soziale Einstellung 53, 54 soziale Entwicklung 13, 83 soziale Faktoren 20, 48, 54, 206 soziale Folgen 35, 64, 81 soziale Gerechtigkeit 41, 53, 54, 55, 58, 96, 202 soziale Herkunft 77, 158 soziale Institution 146, 155 soziale Integration 7, 25, 42, 71, 86, 185 soziale Klasse 3, 17, 30, 79, 81, 84, 97, 98, 100, 103, 105, 106, 107, 163 soziale Konstruktion 12, 105 soziale Kontrolle 74, 177 soziale Kosten 113 soziale Lage 80, 103, 108, 202 soziale Mobilität 81, 109, 120 soziale Norm 8, 25, 34, 54, 155, 185 soziale Partizipation 70 sozialer Konflikt 6, 31, 50, 182 sozialer Prozess 23, 120, 122, 132, 142 sozialer Raum 192 sozialer Status 89, 118 sozialer Wandel 4, 5, 20, 36, 46, 49, 60, 65, 68, 81, 86, Sachregister soziale Schichtung 52, 72, 78, 81, 88, 89, 94, 98, 103, 109, 205 soziale Sicherung 119 soziales Milieu 16, 35, 46, 80, 84, 97, 103, 160, 205 soziales Netzwerk 46, 71, 86, 114, 135, 137, 138, 140, 149, 150 soziales Problem 46 soziales System 1, 16, 20, 122, 156, 173, 203, 207 soziale Stabilität 4, 5 soziales Verhalten 48, 65, 136 Sozialethik 65 soziale Umwelt 141, 143 soziale Ungleichheit 5, 16, 17, 41, 42, 52, 58, 72, soziale Unterstützung 140 soziale Verantwortung 2, 48, 65 soziale Wahrnehmung 148, 156 soziale Wirklichkeit 3, 90 Sozialisation 8, 17, 71, 143, 177 Sozialisierung 17, 51 Sozialismus 164, 175, 183, 201 Sozialkapital 5, 42, 49, 59, 85, 109, 135, 140, 161 Sozialpädagogik 72 Sozialphilosophie 39, 145, 200 Sozialpolitik 58, 202 Sozialpsychologie 56, 139, 144, 183 sozialpsychologische Faktoren 83 Sozialstaat 75 Sozialstruktur 7, 17, 50, 63, 68, Sozialwissenschaft 22, 26, 36, 53, 144, 170, 186, 197, 198 Sozialwissenschaftler 171 Soziobiologie 142 Soziogramm 32 soziokulturelle Entwicklung 125 soziokulturelle Faktoren 33, 80, 125 soziokulturelle Situation 125 Soziologe 161, 171 soziologische Theorie 1, 4, 5, 6, 7, 9, 16, 18, 21, 24, 26, 27, 31, 34, 39, 43, 54, 56, 57, 63, 70, 88, 89, 90, 94, 95, 96, 98, 103, 111, 123, 130, 135, 136, 146, 149, 158, 160, 161, 162, 167, 168, 169, 172, 178, 184, 185, 187, 188, 191, 192, 200, 207 sozioökonomische Entwicklung 36, 112 Sachregister sozioökonomische Faktoren 48, 80, 118 Spanien 30, 102 Spencer, H. 187 Sprache 165, 204 Staat 75, 193 Staatsangehörigkeit 101 Staatsfunktion 42 Staatsgebiet 75 Staatssozialismus 125 Stadt 175 Stadtregion 80 Stadtsoziologie 128 Stalinismus 164 Statistik 200 Statusinkonsistenz 68 Steuern 41 Stiftung 77 Stigma 88 Stigmatisierung 88 Strukturalismus 6 Strukturanalyse 79 Strukturwandel 44, 61, 91, 103, Studentenbewegung 127 Studium 7, 196 Subjekt 17, 185, 199 Subjektivität 27, 62 Südamerika 115 Symbol 17, 25, 105, 106, 203 symbolische Politik 6, 31, 160, 166 symbolischer Interaktionismus 19, 139, 162 Synergetik 47 System 1, 17, 162, 173, 193 Systemtheorie 1, 16, 22, 29, 34, 62, 69, 72, 156, 159, 162, 173, 180, 181, 189, 200, 203, 205, 207, 209 Systemveränderung 128 T Tabu 93 Tanz 12 Tausch 28, 193 Technik 5 Techniksoziologie 5 Technokultur 12 Technologie 202 Teleologie 22 Theorie 5, 68, 96, 99, 100, 105, 107, 147, 163, 168, 173, 198 127 Theoriebildung 6, 7, 16, 18, 21, 22, 24, 26, 27, 36, 56, 66, 72, 139, 144, 146, 158, 169, 180, 192, 196, 203, 207 Theorie-Praxis 26, 166, 176 Theorievergleich 172, 179 Tönnies, F. 39, 43, 158 Tourismus 56, 57 Tradition 91, 110, 130, 182, 183, 196 traditionelle Gesellschaft 71 Transferleistung 117 Transformation 61, 81, 86, 110, 112, 113, 115, 116, 117, 128, 129, 134 Trieb 177 Tropen 159 Türke 50 Türkei 50 Typologie 56, 57, 103, 120, 194 U UdSSR 86 UdSSR-Nachfolgestaat 46, 86, 114, 115, 116, 124 Umfrageforschung 121 Umwelt 82 Umweltbelastung 205 Umweltbewusstsein 144, 205 Umweltpolitik 66, 205 Umweltschutz 202 Umweltsoziologie 66 Ungarn 113, 129 Ungleichheit 99, 133 Unterbewusstsein 18 Unternehmen 152 Ursache 35 USA 11, 49, 152, 176 Utilitarismus 31, 187 V Verantwortung 47 Verflechtung 204 Verhaltensänderung 66, 114 Verhaltenswissenschaft 53, 144 Verkehr 120 Verkehrsmittel 138 Verkehrsnetz 138 Vermögenspolitik 41 Vernetzung 138 Vernunft 136, 162, 185, 204 Verstehen 168, 197 128 verstehende Soziologie 10, 139, 157, 175, 187, 188 Verteilungstheorie 41 Vertrag 39, 158, 193 Vertrauen 137, 152 Virtualisierung 120 Volkswirtschaftslehre 198 Volkswirtschaftstheorie 193 Voluntarismus 59 Vorurteil 32 W Wachstum 132 Wahrnehmung 147, 204 Weber, M. 130, 157, 162, 170, 172, 177, 179, 187, 188, 191, 197, 198, 200 Weimarer Republik 43, 175 Welt 75, 180 Weltanschauung 66 Weltgesellschaft 29, 56, 57, 75, 179 Weltmarkt 75 Weltpolitik 56 Weltwirtschaft 73 Wende 113 Wert 23, 179, 202 Wertfreiheit 175 Wertorientierung 15, 16, 18, 34, 41, 45, 48, 49, 53, 65, 66, 114, 119, 146, 154, 155, 197 Werturteilsstreit 198 Wertwandel 71, 155 Westeuropa 154 westliche Welt 68, 182 Wettbewerb 158 Wiedervereinigung 81, 131 Wien 140 Wirtschaft 37, 64, 113, 129, 175, 202 wirtschaftliche Faktoren 73 wirtschaftliches Handeln 73 Wirtschaftsentwicklung 116, 129 Wirtschaftsethik 175 Wirtschaftskrise 109 Wirtschaftspolitik 115 Wirtschaftsreform 134 Wirtschaftswachstum 133 Wirtschaftswissenschaft 193 Wissen 169 Wissenschaft 5, 96, 167, 168, 169, 175 Wissenschaftler 5, 32, 169 Sachregister Wissenschaftsdisziplin 190, 198 Wissenschaftsgeschichte 21, 39, 196, 200 Wissenschaftstheorie 22, 33, 180, 197 Wissensgesellschaft 44, 110, 202 Wissenssoziologie 167 Wittgenstein, L. 170 Wohnen 108 Wohnverhältnisse 82, 92 Wörterbuch 181 Z Zeit 1 Zivilcourage 45 Zivilgesellschaft 45, 59, 201 Zivilisation 23, 177 Zukunft 44, 61 Zweckrationalität 31, 158, 197 Zwischenkriegszeit 91 19. Jahrhundert 190 20. Jahrhundert 120, 126, 129, 170, 190, 198 Institutionenregister 129 Institutionenregister Akademie für Raumforschung und Landesplanung -ARLBIS Berliner Institut für Sozialforschung GmbH 80 77 Europa-Institut für Soziale Arbeit an der Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik Berlin 64 Fernuniversität Hagen, FB Erziehungs-, Sozial- und Geisteswissenschaften, Institut für Soziologie Lehrgebiet Soziologie 02 122, 172 Humboldt Universität Berlin, FB 05 Sozialwissenschaften, Institut für Politikwissenschaften Lehrstuhl Stadt- und Regionalsoziologie 80 Humboldt Universität Berlin, Philosophische Fakultät 03, Institut für Sozialwissenschaften Lehrbereich Empirische Sozialforschung 58 Humboldt Universität Berlin, Philosophische Fakultät 03, Institut für Sozialwissenschaften Lehrbereich Mikrosoziologie 140 Humboldt Universität Berlin, Philosophische Fakultät 03, Institut für Sozialwissenschaften Nachwuchsgruppe Interdisziplinäre Soziale Gerechtigkeitsforschung 53, 99 Österreichisches Institut für Raumplanung SFB 536 Reflexive Modernisierung 80 120 Soziologisches Forschungsinstitut e.V. an der Universität Göttingen -SOFI- 80 Technische Universität Berlin, Fak. 01 Geisteswissenschaften, Institut für Geschichte und Kunstgeschichte 126 Technische Universität Darmstadt, FB 02 Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft 80 Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Institut für Kommunikationswissenschaft 167 Technische Universität Hamburg-Harburg, FSP 1 Stadt, Umwelt und Technik Arbeitsbereich 1-06 Stadt- und Regionalökonomie, Stadt- und Regionalsoziologie 80 Technische Universität Wien, Institut für Stadt- und Regionalforschung 80 Universität Basel, Philosophisch-Naturwissenschaftliche Fakultät, Geographisches Institut Universität Bielefeld, Fak. für Soziologie 80 198 Universität Bielefeld, Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung 35 Universität Bochum, Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung -ZEFIR- 35 Universität Bremen, FB 08 Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Lehrstuhl Soziologie, insb. Statistik und empirische Sozialforschung Prof.Dr. Engel 68 Universität der Bundeswehr München, Fak. für Sozialwissenschaften, Institut für Staatswissenschaften Professur für allgemeine Soziologie 120 130 Universität Dortmund, FB 04 Informatik Institutionenregister 122 Universität Dortmund, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Fachgebiet Soziologie Lehrstuhl Soziologie, insb. Arbeitssoziologie 35 Universität Erlangen-Nürnberg, Philosophische Fakultät 01, Institut für Soziologie Lehrstuhl Prof.Dr. Srubar 167, 195 Universität Essen, FB 01 Philosophie, Geschichte, Religions- und Sozialwissenschaften, Fachgebiet Empirische Sozialforschung Prof.Dr. Sodeur 142, 143 Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Historisches Seminar Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte 127 Universität-Gesamthochschule Duisburg, Fak. 01 Gesellschaftswissenschaften, Institut für Soziologie Fachgebiet Soziologische Theorie, Sozialstrukturanalyse, Kultursoziologie 101 Universität-Gesamthochschule Duisburg, Fak. 01 Gesellschaftswissenschaften, Institut für Soziologie Fachgebiet Soziologische Theorie Prof.Dr. Hummell 142 Universität Gießen, FB 03 Sozial- und Kulturwissenschaften, Institut für Soziologie Professur für Politische Soziologie und Kultursoziologie 182 Universität Göttingen, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Methodenzentrum Sozialwissenschaften 20 Universität Göttingen, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Zentrum für Europa- und NordamerikaStudien 30 Universität Hannover, FB Geschichte, Philosophie und Sozialwissenschaften, Arbeitsgruppe Interdisziplinäre Sozialstrukturforschung -agis- 80 Universität Hannover, FB Landschaftsarchitektur und Umweltentwicklung, Institut für Freiraumentwicklung und Planungsbezogene Soziologie 128 Universität Kiel, Philosophische Fakultät, Institut für Psychologie Lehrstuhl Sozialpsychologie, Evaluation und Forschungsmethoden 153 Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB Geschichte und Soziologie Fachgruppe Soziologie Sozialwissenschaftliches Archiv 167 Universität Mainz, FB 03 Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Lehrstuhl für Allgemeine BWL und Organisation 152 Universität Stuttgart, Fak. 10 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften Abt. für Soziologie und empirische Sozialforschung -Soziologie 01- 132 Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung an der Universität zu Köln 143 ANHANG Hinweise 133 Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur Die in der Datenbank SOLIS nachgewiesene Graue Literatur enthält nahezu vollständig einen Bibliotheksstandort zur Erleichterung der Ausleihe; dies gilt auch für einen Teil (40%) der nachgewiesenen Verlagsliteratur. In SOLIS nachgewiesene Zeitschriftenaufsätze sind zu über 60% mit einem Standortvermerk versehen. Beschaffung von Literatur über den Deutschen Leihverkehr Die Standortvermerke in SOLIS (Kürzel, Ort und Sigel der besitzenden Bibliothek sowie Signatur der Arbeit) beziehen sich auf Bibliotheken, die dem normalen Fernleihverkehr angeschlossen sind. Sollte die gewünschte Arbeit bei Ihrer örtlichen Bibliothek nicht vorhanden sein, ersparen Ihnen die Standortvermerke für die Fernleihe („Direktbestellung“) den u.U. sehr zeitraubenden Weg über das Bibliothekenleitsystem. Elektronische Bestellungen sind ebenfalls möglich, z.B. über subito - einen bundesweiten Dokumentlieferdienst der deutschen Bibliotheken für Aufsätze und Bücher. Literaturdienst der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln Aufsätze aus Zeitschriften, die für SOLIS ausgewertet werden und in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln vorhanden sind, können über den Kölner Literaturdienst (KÖLI) als Kopie bestellt werden. Diese Aufsätze enthalten den Standortvermerk „UuStB Koeln(38) - Signatur der Zeitschrift“ sowie einen Hinweis auf den Kopierdienst. Die Bestellung kann mit gelber Post, per Fax oder elektronisch erfolgen. Kosten für den Postversand bis zu je 20 Kopien pro Aufsatz betragen 4,- Euro, für Hochschulangehörige 2,- Euro (bei „Normalbestellung“ mit einer Lieferzeit von i.d.R. sieben Tagen); gegen Aufpreis ist eine „Eilbestellung“ (Bearbeitungszeit: ein Arbeitstag) oder auch eine Lieferung per Fax möglich. Zur Benutzung der Forschungsnachweise Die Inhalte der Forschungsnachweise beruhen auf den Angaben der Forscher selbst. Richten Sie deshalb bitte Anfragen jeglicher Art direkt an die genannte Forschungseinrichtung oder an den/die Wissenschaftler(in). Das gilt auch für Anfragen wegen veröffentlichter oder unveröffentlichter Literatur, die im Forschungsnachweis genannt ist. Informations- und Dienstleistungsangebot des Informationszentrums Sozialwissenschaften Als Serviceeinrichtung für die Sozialwissenschaften erbringt das Informationszentrum Sozialwissenschaften (IZ) überregional und international grundlegende Dienste für Wissenschaft und Praxis. Seine Datenbanken zu Forschungsaktivitäten und Fachliteratur sowie der Zugang zu weiteren nationalen und internationalen Datenbanken sind die Basis eines umfassenden Angebotes an Informationsdiensten für Wissenschaft, Multiplikatoren und professionelle Nutzer von Forschungsergebnissen. Zu seinen zentralen Aktivitäten gehören: • Aufbau von Datenbanken mit Forschungsprojektbeschreibungen (FORIS) und Literaturhinweisen (SOLIS) • Angebot der Datenbanken auf elektronischen Medien • Auftragsrecherchen in Datenbanken weltweit • Informationstransfer von und nach Osteuropa • Informationsdienste zu ausgewählten Themen • Beratung bei der Konzeption und Nutzung sozialwissenschaftlicher Datenbanken • Informationswissenschaftliche und informationstechnologische Forschung Entwicklung • Internet-Service Das Informationszentrum Sozialwissenschaften wurde 1969 von der Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute e.V. (ASI) gegründet. Seit Dezember 1986 ist es mit dem Zentralarchiv für empirische Sozialforschung (ZA) an der Universität zu Köln und dem Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen e.V. (ZUMA), Mannheim, in der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. (GESIS) zusammengeschlossen. GESIS ist Mitglied der „Leibniz-Gemeinschaft“ und wird von Bund und Ländern gemeinsam gefördert. Im Januar 1992 wurde eine Außenstelle der GESIS (ab 2003 GESIS Servicestelle Osteuropa) in Berlin eröffnet, in der die Abteilung des IZ zwei Aufgaben übernahm: Die Bestandssicherung unveröffentlichter sozialwissenschaftlicher Forschungsarbeiten der DDR und den Informationstransfer von und nach Osteuropa. Die Datenbanken FORIS und SOLIS FORIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften) Inhalt: FORIS informiert über laufende, geplante und abgeschlossene Forschungsarbeiten der letzten zehn Jahre aus der Bundesrepublik Deutschland, aus Österreich und der Schweiz. Die Datenbank enthält Angaben zum Inhalt, zum methodischen Vorgehen und zu Datengewinnungsverfahren sowie zu ersten Berichten und Veröffentlichungen. Die Namen der am Projekt beteiligten Forscher und die Institutsadresse erleichtern die Kontaktaufnahme. Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Psychologie, Bildungsforschung, Erziehungswissenschaft, Kommunikationswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung, Sozialgeschichte, Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie z.B. Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie, Sozialwesen oder Kriminologie. Bestand der letzten 10 Jahre: ca. 42.000 Forschungsprojektbeschreibungen Quellen: Erhebungen, die das IZ Sozialwissenschaften in der Bundesrepublik Deutschland, SOWIS (Sozialwissenschaftliche Informationsstelle der Universitätsbibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien) in Österreich und SIDOS (Schweizerischer Informations- und Daten-Archivdienst) in der Schweiz bei sozialwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen durchführen. Die Ergebnisse der IZ-Erhebung werden ergänzt durch sozialwissenschaftliche Informationen fachlich spezialisierter IuD-Einrichtungen wie z.B. des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit (Nürnberg) sowie durch Auswertung von Internetquellen, Hochschulforschungsberichten sowie Jahresberichten zentraler Fördereinrichtungen und Stiftungen. SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) Inhalt: SOLIS informiert über die deutschsprachige fachwissenschaftliche Literatur ab 1945, d.h. Aufsätze in Zeitschriften, Beiträge in Sammelwerken, Monographien und Graue Literatur (Forschungsberichte, Kongressberichte), die in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich oder der Schweiz erscheinen. Die Nachweise Grauer Literatur und von Zeitschriftenaufsätzen enthalten einen Standortvermerk (Kürzel, Ort und Sigel der besitzenden Bibliothek sowie Signatur der Arbeit bzw. der Zeitschrift). Bei Aufsätzen aus OnlineZeitschriften und bei Grauer Literatur ist im Standortvermerk zunehmend auch ein Link zum Volltext vorhanden. Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Bildungsforschung, Kommunikationswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung, Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie z.B. Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie oder Sozialwesen. Bestand: Frühjahr 2003 ca. 285.000 Literaturnachweise Jährlicher Zuwachs: ca. 14.000 Quellen: Zeitschriften, Monographien einschließlich Beiträgen in Sammelwerken sowie Graue Literatur. SOLIS wird vom IZ Sozialwissenschaften in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden, der Freien Universität Berlin - Fachinformationsstelle Publizistik, dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg, der Zeitschrift für Politikwissenschaft/NOMOS Verlagsgesellschaft und dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung hergestellt. Weitere Absprachen bestehen mit der Zentralstelle für Psychologische Information und Dokumentation in Trier und mit dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt/Main. Online-Zugang über Hosts Der Direkt-Zugriff auf die Datenbanken FORIS und SOLIS ist möglich mit einem handelsüblichen PC, der mit einer geeigneten Kommunikationssoftware ausgestattet ist. Online-Zugänge werden angeboten über Datex-P (Telekom) oder Internet (Service Provider). Voraussetzungen sind die Zugangsberechtigung zu einem dieser Netze sowie i.d.R. ein Nutzungsvertrag mit einem der Hosts (Großrechner). FORIS und SOLIS stehen mit unterschiedlichen Datenbankumgebungen über folgende Hosts zur Verfügung: STN International The Scientific Technical Information Network Postfach 24 65 D-76012 Karlsruhe Tel. (0 72 47) 80 85 55 Fax (0 72 47) 80 82 59 www.stn-international.de GBI Gesellschaft f. Betriebswirtschaftliche Information mbH Postfach 81 03 60 D-81903 München Tel. (0 89) 99 28 79-0 Fax (0 89) 99 28 79-99 www.gbi.de FORIS und SOLIS auf CD-ROM Die Datenbanken FORIS und SOLIS werden gemeinsam auf der CD-ROM WISO III angeboten. Diese CD-ROM wird sowohl einzeln als auch im Paket mit wirtschaftswissenschaftlichen Datenbanken auf WISO I und/oder WISO II verkauft (zu beziehen über GBI). Die Inhalte der WISO CD-ROMs sind auch - einzeln oder gemeinsam mit weiteren wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Datenbanken - im GBI-WISO-Net über IP-Verknüpfung recherchierbar. FORIS-Ausschnitt im Web-Angebot des IZ Ein Ausschnitt aus der Datenbank FORIS mit Beschreibungen sozialwissenschaftlicher Forschungsprojekte der letzten drei Jahre steht im Web-Angebot des IZ für Recherchen zur Verfügung (www.gesis.org/Information/FORIS/Recherche). Auftragsrecherchen In Ihrem Auftrag und nach Ihren Wünschen führt das IZ kostengünstig Recherchen in den Datenbanken FORIS und SOLIS durch. Darüber hinaus werden Informationen aus weiteren nationalen und internationalen Datenbanken zu sozialwissenschaftlichen und/oder fachübergreifenden Themengebieten zusammengestellt. Bibliographien, Nachschlagewerke, wissenschaftliche Publikationen Zu den Standardwerken zählt die „Bibliographie zur deutschen Soziologie“, die in mehreren Bänden herausgegeben wird. Dokumentationen zu speziellen sozialwissenschaftlichen Themengebieten geben einen Überblick über Forschungsaktivitäten und Literatur der letzten Jahre in den deutschsprachigen Ländern und enthalten i.d.R. wissenschaftliche Einführungen in das Thema. Die Reihe „Sozialforschung in der DDR“ vermittelt in zehn Bänden einen umfassenden Überblick über unveröffentlichte Forschungsberichte. Darüber hinaus werden Dokumentationen zu Themen der Transformationsforschung sowie zu sozialwissenschaftlichen Institutionen und Forschungsprojekten in Osteuropa angeboten. Wissenschaftliche Publikationen werden insbesondere in den Reihen „Sozialwissenschaften im Überblick“ und „Europe in Comparison“, die gemeinsam mit dem „Mannheimer Zentrum für europäische Sozialforschung“ herausgegeben wird, aber auch in den Reihen „Forschungsberichte“ und „IZ-Arbeitsberichte“ veröffentlicht. Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst - soFid Regelmäßige Informationen zu neuer Literatur und aktueller sozialwissenschaftlicher Forschung bietet das IZ mit diesem Abonnementdienst, der sowohl in gedruckter Form als auch auf CD-ROM bezogen werden kann. Er ist vor allem konzipiert für diejenigen, die sich kontinuierlich und längerfristig zu einem Themenbereich informieren wollen. soFid ist zu folgenden Themenbereichen erhältlich: • • • • • • • • • • • • • Allgemeine Soziologie Berufssoziologie Bevölkerungsforschung Bildungsforschung Familienforschung Frauen- und Geschlechterforschung Freizeit - Sport - Tourismus Gesellschaftlicher Wandel in den neuen Bundesländern Gesundheitsforschung Industrie- und Betriebssoziologie Internationale Beziehungen + Friedens- und Konfliktforschung Jugendforschung Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien Sprache • Kriminalsoziologie + Rechtssoziologie • Kultursoziologie + Kunstsoziologie • Methoden und Instrumente der Sozialwissenschaften • Migration und ethnische Minderheiten • Organisations- und Verwaltungsforschung • Osteuropaforschung • Politische Soziologie • Religionsforschung • Soziale Probleme • Sozialpolitik • Sozialpsychologie • Stadt- und Regionalforschung • Technology Assessment • Umweltforschung • Wissenschafts- und Technikforschung Informationstransfer von und nach Osteuropa Die Abteilung Informationstransfer in der GESIS Servicestelle Osteuropa fördert die Ost-WestKommunikation in den Sozialwissenschaften. Sie unterstützt die internationale Wissenschaftskooperation mit einer Vielzahl von Informationsdiensten: Datenbanken zu osteuropäischen Institutionen und Forschungsprojekten geben Überblicke über die Forschungsentwicklung in den postsozialistischen Ländern und helfen bei der Suche nach Kontakten. Eine wichtige Informationsquelle für Kontakte, Publikationen oder Forschung bietet in diesem Zusammenhang auch der Newsletter „Sozialwissenschaften in Osteuropa“, der viermal jährlich in englischer Sprache erscheint. Beratung bei der Konzeption und Nutzung sozialwissenschaftlicher Datenbanken Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung im Fachinformationsbereich können wir Ihnen bei der Konzeption von Datenbanken und Informationssystemen wertvolle Hilfe geben. Eines der von uns entwickelten Instrumente für den Aufbau von Datenbanken ist das „Regelwerk für die Literaturdokumentation im Fachinformationssystem Sozialwissenschaften“. Es enthält Regeln zur bibliographischen und inhaltlichen Erschließung und zur Erfassung von Literatur sowie Listen zugelassener Deskriptoren. Zur Unterstützung Ihrer eigenen Suche in den Datenbanken FORIS und SOLIS bietet das IZ entsprechende Rechercheinstrumente wie z.B. den Thesaurus oder die Klassifikation Sozialwissenschaften. Selbstverständlich beraten wir Sie auch jederzeit bei der Umsetzung sozialwissenschaftlicher Fragestellungen in effektive Suchstrategien in unseren Datenbanken. Internet-Service Die Institute der GESIS (Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V.) IZ (Informationszentrum Sozialwissenschaften, Bonn) ZA (Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung an der Universität zu Köln) und ZUMA (Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen, Mannheim) bieten gemeinsam im Internet Informationen und Serviceleistungen an: • Überblick über das gesamte Spektrum der Infrastrukturleistungen der GESIS-Institute • Zugang zu Informations- und Datenbeständen der GESIS • Zugriff auf weitere nationale wie internationale Internet-Angebote auf dem Gebiet der Sozialwissenschaften (Linksammlung SocioGuide) • GESIS-Tagungskalender mit Informationen zu nationalen und internationalen Veranstaltungen in den Sozial- und Informationswissenschaften. Das GESIS-Angebot ist zu erreichen unter der Internet-Adresse: www.gesis.org Elektronischer Service des IZ Das IZ-Telegramm, das vierteljährlich über Neuigkeiten und Wissenswertes aus dem IZ berichtet, sowie der Newsletter „Social Science in Eastern Europe“ können auch in elektronischer Version bezogen werden. Ein email-Abonnement des IZ-Telegramms erhalten Sie über [email protected]; Textfeld: subscribe iz-telegramm IhrVorname IhrNachname Der Betreff bleibt leer, statt IhrVorname IhrNachname können Sie auch anonymous eingeben. Für den Newsletter gilt: [email protected]; Text im Betreff: subscribe *** Ausführliche Informationen zum Gesamtangebot der Serviceleistungen des IZ einschließlich Preise, Download- und Bestellmöglichkeiten finden Sie unter: www.gesis.org/IZ GESIS - Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. Informationszentrum Sozialwissenschaften Lennéstraße 30 53113 Bonn Telefon: (0228) 22 81-0 Telefax: (0228) 22 81-120 e-mail:[email protected] Abteilung Informationstransfer in der GESIS Servicestelle Osteuropa Schiffbauerdamm 19 • 10117 Berlin Telefon: (030) 23 36 11-0 Telefax: (030) 23 36 11-310 e-mail:[email protected]