Allgemeine Soziologie

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Allgemeine Soziologie
Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst
soFid
Allgemeine Soziologie
Band 2003/1
bearbeitet von
Helmut M. Artus
Informationszentrum Sozialwissenschaften Bonn 2003
ISSN:
Herausgeber
bearbeitet von:
Programmierung:
Druck u. Vertrieb:
0176-4292
Informationszentrum Sozialwissenschaften der Arbeitsgemeinschaft
Sozialwissenschaftlicher Institute e.V., Bonn
Helmut M. Artus
Udo Riege, Siegfried Schomisch
Informationszentrum Sozialwissenschaften
Lennéstr. 30, 53113 Bonn, Tel.: (0228)2281-0
Printed in Germany
Die Mittel für diese Veröffentlichung wurden im Rahmen der institutionellen Förderung der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. (GESIS) vom Bund und den
Ländern gemeinsam bereitgestellt.
© 2003 Informationszentrum Sozialwissenschaften, Bonn. Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere
ist die Überführung in maschinenlesbare Form sowie das Speichern in Informationssystemen, auch
auszugsweise, nur mit schriftlicher Einwilligung des Herausgebers gestattet.
Inhalt
Vorwort .............................................................................................................................................7
Sachgebiete
1
Allgemeines, allgemeine Theorien ........................................................................................9
2
Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein) ........................................................................24
3
Sozialstruktur I: Struktur .....................................................................................................45
4
Sozialstruktur II: Prozeß......................................................................................................61
5
Interaktion ...........................................................................................................................75
6
Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc. ......................86
7
Sonstiges............................................................................................................................107
Register
Hinweise zur Registerbenutzung ...................................................................................................113
Personenregister ............................................................................................................................115
Sachregister ...................................................................................................................................119
Institutionenregister.......................................................................................................................129
Anhang
Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur ..........................................................................133
Zur Benutzung der Forschungsnachweise.....................................................................................133
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Vorwort
7
Vorwort zum soFid „Allgemeine Soziologie“
Das Informationszentrum Sozialwissenschaften (IZ) bietet mit dem „Sozialwissenschaftlichen
Fachinformationsdienst“ (soFid) zweimal jährlich aktuelle Informationen zu einer großen Zahl
spezieller Themenstellungen an. Jeder soFid hat sein eigenes, meist pragmatisch festgelegtes Profil. Gewisse Überschneidungen sind deshalb nicht zu vermeiden.
Quelle der im jeweiligen soFid enthaltenen Informationen sind die vom IZ produzierten Datenbanken SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) sowie FORIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften).
Die Datenbank SOLIS stützt sich vorwiegend auf deutschsprachige Veröffentlichungen, d.h. Zeitschriftenaufsätze, Monographien, Beiträge in Sammelwerken sowie auf Graue Literatur in den
zentralen sozialwissenschaftlichen Disziplinen. In SOLIS ist bei einigen Hinweisen unter „Standort“ eine Internet-Adresse eingetragen. Wenn Sie mit dieser Adresse im Internet suchen, finden Sie
hier den vollständigen Text des Dokuments.
Wesentliche Quellen zur Informationsgewinnung für FORIS sind Erhebungen in den deutschsprachigen Ländern bei Institutionen, die sozialwissenschaftliche Forschung betreiben. Der Fragebogen zur Meldung neuer Projekte steht permanent im Internet unter http://www.gesis.org/IZ zur
Verfügung.
Literaturhinweise sind durch ein "-L" nach der laufenden Nummer gekennzeichnet, Forschungsnachweise durch ein "-F". Im Gegensatz zu Literaturhinweisen, die jeweils nur einmal gegeben
werden, kann es vorkommen, dass ein Forschungsnachweis in mehreren aufeinanderfolgenden
Diensten erscheint. Dies ist gerechtfertigt, weil Forschungsprojekte häufig ihren Zuschnitt verändern, sei es, dass das Projekt eingeengt, erweitert, auf ein anderes Thema verlagert oder ganz abgebrochen wird. Es handelt sich also bei einem erneuten Nachweis in jedem Falle um eine aktualisierte Fassung, die Rückschlüsse auf den Fortgang der Arbeiten an einem Projekt zuläßt.
***
Der vorliegende soFid unterscheidet sich prinzipiell von den meisten der übrigen soFids. Anders
als bei den „Bindestrich-Soziologien“, die sich mit einzelnen Bereichen des Sozialen beschäftigen
- z.B. Religion, Siedlung, Jugend, Kriminalität usw. -, befasst sich die allgemeine Soziologie mit
den kategorialen und theoretischen Grundlagen der Soziologie: Gesellschaft, Struktur, System,
Gruppe, Rolle, Schichtung, Mobilität, Wandel, Kontrolle, Anomie usw. usf. Letztlich sind es diese
Kategorien, die den spezifisch soziologischen Ansatz definieren, die begrifflich-konzeptionell das
umreißen, was „Soziologie“ heißen soll und was nicht dazu gehört.
Man könnte versucht sein, allgemeine Soziologie mit reine Soziologie zu übersetzen, als eine
Beschäftigung mit Begriffen und Theorien, abgehoben von jedem konkreten empirischen Bezug.
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Vorwort
Der Idee nach ist das sicherlich nicht abwegig. Fraglich ist jedoch, ob eine solch rigide Interpretation zum Abgrenzungs- bzw. Entscheidungskriterium taugt. Ein Beispiel: Soziale Schichtung ist
ein unverzichtbarer Begriff/ Sachverhalt der allgemeinen Soziologie. Aber: Wäre eine Studie zur
sozialen Schichtung in Indonesien ebenso unverzichtbar für diesen soFid?
Ich habe mich um eine pragmatische Lösung bemüht: Empirische Arbeiten werden (nur) dann
berücksichtigt, wenn Kategorien der allgemeinen Soziologie nicht bloß zur Interpretation der Daten angewandt werden, sondern wenn - neben aller Empirie - auch ein Beitrag zur allgemeinen
Soziologie geleistet wird. (Dabei gilt freilich immer das Prinzip in dubio pro.)
Da es sich bei der allgemeinen Soziologie um eine genuin theoretische Teil-Disziplin handelt,
deren Aktivitäten nur in den seltensten Fällen Projektform annehmen, dominieren im vorliegenden
soFid die Veröffentlichungen; Forschungsprojekte finden sich nur ganz vereinzelt.
Die Lieferung 2/99 hat erstmals eine Kapitelgliederung, die sich soweit wie möglich an der klassischen Lehrform der Allgemeinen Soziologie orientiert, aber trotzdem zuweilen ein wenig zwanghaft oder gar willkürlich erscheinen mag. Die hier vorgelegte Gliederung erschien mir aber von
allen, die ich erwogen und in einer Reihe von Versuchen getestet habe, die geeignetste. Ich hoffe
also, dass sie sich auch in der Praxis bewährt.
Die Kapitel 2-4 beziehen sich im Wesentlichen auf die gesellschaftliche bzw. Makroebene: Kapitel
2 in unspezifischer Weise, Kapitel 3 auf den strukturellen, statischen Aspekt von Gesellschaft
(Sozialstruktur, Schichtung, Klassengesellschaft etc.), Kapitel 3 auf den prozessualen, dynamischen Aspekt (sozialer Wandel, Strukturwandel, Transformation, Mobilität usw.). Damit ist die
inhaltliche Differenz zum nachfolgenden Kapitel Interaktion wohl trennscharf genug.
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1 Allgemeines, allgemeine Theorien
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1 Allgemeines, allgemeine Theorien
[1-L] Baecker, Dirk (Hrsg.):
Einführung in die Systemtheorie, Heidelberg: Auer 2002, 347 S., ISBN: 3-89670-292-0
INHALT: "Niklas Luhmann gilt als einer der einflussreichsten Soziologen im 20. Jahrhundert,
seine Systemtheorie stößt in den unterschiedlichsten Disziplinen auf zunehmende Resonanz.
Die Vorlesung zur Einführung in die Systemtheorie, die diesem Buch zugrunde liegt, klärt die
wichtigsten Grundlagen der allgemeinen und der soziologischen Systemtheorie mithilfe präziser Begriffsvorschläge und einer Fülle von Beispielen. Bei dieser Einführung ging es Luhmann darum, seinem studentischen Publikum ein eigenes Arbeiten mit dieser Theorie zu ermöglichen. Sie ist deshalb eine Fundgrube für einfache Ideen im Umgang mit schwierigen
Fragen und bietet eine Palette von Konzepten und Theoremen. Diese erlauben es, Wahrnehmung, Beschreibung und Denken zu schulen - sowohl für die Beobachtung von Politik und
Wirtschaft, Religion und Wissenschaft, Kunst und Erziehung, Familie und Organisation als
auch für die Einschätzung aktueller Fragen der Kognitionsforschung, ökologischer Probleme
und sozialer Bewegungen. Darüber hinaus dokumentiert das Buch, dass der Witz zu den
wichtigsten Ressourcen ernsthafter Theoriearbeit gehört. Keiner von Luhmanns Texten ist so
gut verständlich und nachvollziehbar wie dieser." (Autorenreferat)
[2-L] Bostock, William W.:
Collective mental state and individual agency: qualitative factors in social science explanation, in: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research : Theorien Methoden Anwendungen, Vol. 3/2002, No. 3, 9 S. (Standort: http://www.qualitative-research.net/fqstexte/3-02/3-02bostock-e.pdf)
INHALT: "In der jüngsten Vergangenheit kam es zu gewalttätigen Vorfällen in Form von Angriffen auf zivile Ziele und zu politischen Attentaten in Ländern, in denen es gewöhnlich nicht
erwartet wird. Dies hat es notwendig erscheinen lassen, das Interesse an dem alten Konzept
des 'kollektiven Bewusstseins' wieder zu beleben. In diesem Artikel werden das Konzept in
seiner gegenwärtigen Reformulierung als 'kollektiver Geisteszustand' und Versuche individueller Akteure, diesen Zustand zu kontrollieren, zu verändern und anderweitig zu nutzen, diskutiert. Es wird gefolgert, dass die Berücksichtigung 'kollektiver Geisteszustände' und deren
Effekt auf und Nutzbarkeit durch individuelle Akteure essenziell für Erklärungen in den Sozialwissenschaften ist." (Autorenreferat)
[3-L] Brenner, Hans-Peter:
Pierre Bourdieu und das Paradigma von "Feld" und "Klasse", in: Marxistische Blätter,
Jg. 40/2002, H. 2, S. 81-89
INHALT: Pierre Bourdieu zählt zu den anregendsten und bedeutsamsten Gesellschaftstheoretikern der letzten Jahre in Europa und seine in den 90er Jahren immer radikalere Kritik an der
Globalisierung verschaffte ihm auch bei der marxistischen Linken ein großes Ansehen. Dennoch wurden seine klassentheoretischen Arbeiten von grundlegenden Kritikern des Marxismus benutzt, um eine angeblich "dogmatische Enge" des marxistischen Klassenbegriffs anzu-
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prangern. Der Autor erörtert vor diesem Hintergrund folgende Fragen: (1) Stimmt die Einschätzung Bourdieus, dass der marxistische Klassenbegriff nur eine "konstruierte" Sicht der
sozialen Wirklichkeit schafft? (2) Stimmt die Einschätzung, dass die Differenziertheit der
Bewusstseinsentwicklung mit dem Klassenbegriff nicht erfasst werden kann? (3) Ist der
"Feld"-Begriff Bourdieus eher als das marxistische Klassen- und Gesellschaftsverständnis geeignet, die Komplexität von psychischen und sozialen Prozessen zu charakterisieren? (ICI2)
[4-L] Ebrecht, Jörg:
Die Kreativität der Praxis: Überlegungen zum Wandel von Habitusformationen, in: Jörg
Ebrecht, Frank Hillebrandt (Hrsg.): Bourdieus Theorie der Praxis : Erklärungskraft - Anwendung –
Perspektiven, Opladen: Westdt. Verl., 2002, S. 225-241, ISBN: 3-531-13747-6
INHALT: Der Verfasser diskutiert das Habituskonzept Bourdieus unter der Fragestellung, inwieweit es Prozesse der kulturellen Reproduktion und Stabilität überakzentuiert und welche
Grundannahmen dabei eine systematische Erklärung kultureller Transformationsprozesse behindern. Den Ausgangspunkt bildet dabei die von Margaret Archer als "Mythos der kulturellen Integration" formulierte Kritik am kulturtheoretischen Erklärungsvokabular. Anhand einer
Reihe von Beispielen aus Bourdieus Werk zeigt der Verfasser, dass im Habituskonzept Bourdieus zwar die praktischen Bedingungen der situativen Anwendung der habituellen Schemata
betont und so der Kreislauf einer mechanistischen Repetition der Handlungsmuster zumindest
grundsätzlich durchbrochen wird, dass aber mit der Vorstellung eines homogenen, konsistenten Dispositionssystems, das sich einem oder mehreren Akteuren zuschreiben lässt, eine gehaltvolle Erklärung kulturellen Wandels unnötigerweise erschwert wird. Alternativ plädiert er
hier für das von Gerhard Schulze entwickelte Konzept alltagsästhetischer Schemata, das eine
grundsätzlich größere Offenheit gegenüber Wandlungsprozessen aufweist. (ICE2)
[5-L] Ebrecht, Jörg; Hillebrandt, Frank (Hrsg.):
Bourdieus Theorie der Praxis: Erklärungskraft - Anwendung - Perspektiven, Wiesbaden:
Westdt. Verl. 2002, 246 S., ISBN: 3-531-13747-6
INHALT: "Bourdieus Theorie der Praxis gehört zweifellos zu den interessantesten und am weitesten ausgearbeiteten soziologischen Theorieangeboten der Gegenwart. Obwohl von Bourdieu
als allgemeine Sozialtheorie mit universellem Erklärungsanspruch konzipiert, beschränkt sich
die bisherige Wirkungsmacht seines Ansatzes weitgehend auf die Thematik strukturierter sozialer Ungleichheit. Der Sammelband versucht diese thematische Engführung zu überwinden,
indem er die Anschlussmöglichkeiten für einige spezielle Soziologien testet, die eine besondere Relevanz und Aktualität für die moderne Gesellschaft besitzen: die Techniksoziologie,
die Organisationssoziologie und die Soziologie der Geschlechterverhältnisse. Darüber hinaus
wird im letzten Teil des Bandes das sozialtheoretische Potenzial der bourdieuschen 'Praxeologie' einer kritischen Überprüfung unterzogen. Die unterschiedlichen Beiträge zeigen, dass
sich im Anschluss an Bourdieu zwar durchaus praxistheoretische Erklärungsmodelle zentraler
Ausschnitte des Sozialen entwickeln lassen, sein Theorievokabular im Zuge dieser experimentellen Einordnung in neue Kontexte aber modifiziert und erweitert werden muss." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Jörg Ebrecht und Frank Hillebrandt: Einleitung. Konturen einer soziologischen Theorie der Praxis (7-16); Kapitel Techniksoziologie: Frank Hillebrandt:
Die verborgenen Mechanismen der Materialität. Überlegungen zu einer Praxistheorie der
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Technik (19-45); Ingo Schulz-Schaeffer: Technik als altes Haus und geschichtsloses Appartement. Vom Nutzen und Nachteil der Praxistheorie Bourdieus für die Techniksoziologie (4765); Kapitel Organisationssoziologie: Andrea Maria Dederichs und Michael Florian: Felder,
Organisationen und Akteure - eine organisationssoziologische Skizze (69-96); Frank Janning:
Habitus und Organisation. Ertrag der Bourdieuschen Problemformulierungen und alternative
Konzeptualisierungsvorschläge (97-123); Kapitel Soziologie der Geschlechterverhältnisse:
Claudia Rademacher: Jenseits männlicher Herrschaft. Pierre Bourdieus Konzept einer Geschlechterpolitik (127-138); Karin Zimmermann: Berufungsspiele des wissenschaftlichen
Feldes im Lichte des Konzepts symbolische Gewalt (139-151); Steffani Engler: Von klugen
Köpfen und Genies. Zum Selbstverständnis von Professoren (153-169); Kapitel Sozialtheoretische Perspektiven: Jörg Potthast: Soziologie und Kritik. Ein Theorievergleich zum Problem
der Politisierung sozialer Ungleichheit (173-198); Steffen Albrecht: Netzwerke als Kapital.
Zur unterschätzten Bedeutung des sozialen Kapitals für die gesellschaftliche Reproduktion
(199-224); Jörg Ebrecht: Die Kreativität der Praxis. Überlegungen zum Wandel von Habitusformationen (225-241).
[6-L] Eder, Klaus:
Zur Logik sozialer Kämpfe, in: Mitteilungen des Instituts für Sozialforschung, 2002, H. 13, S.
51-68 (Standort: UustB Köln(38)-XG7590; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Aufbau des vorliegenden Beitrags zur Rekonstruktion der Bourdieuschen "Logik
sozialer Kämpfe" ist folgender: Zunächst wird die Vorstellung sozialer Kämpfe in der Differenz von akteurorientierten und strukturorientierten Theorietraditionen situiert, um zu zeigen,
dass die Standardeinordnung von Bourdieu in der sozialwissenschaftlichen Literatur fehlläuft.
Das Ergebnis dieses ersten Argumentationsschritts wird in der Metapher "Bourdieu zwischen
den Stühlen" zusammengefasst. In einem zweiten Schritt wird die paradoxe Logik sozialer
Kämpfe rekonstruiert, der Zusammenhang von materieller Reproduktion und sozialen Kämpfen. Die These lautet hier, dass Bourdieu implizit von einer doppelten Logik sozialer Kämpfe
ausgeht: einer Logik, die zur Reproduktion von Strukturzusammenhängen führt, und einer
Logik, die den Zusammenhang selbst zur Disposition stellt. Der Schlüssel zur ersten Logik ist
die klassische Kapitalientheorie in Verbindung mit dem Habitusbegriff. Der Schlüssel zur
zweiten Logik ist - so die Vermutung des Autors - die nie mehr als angedeutete Theorie symbolischen Kapitals. (ICA2)
[7-L] Esser, Hartmut:
Phantasialand, in: Soziologische Revue : Besprechungen neuer Literatur, Jg. 25/2002, H. 3, S.
221-230 (Standort: UuStB Köln(38)-XG4586; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Essay bespricht das Buch von Hans Joas (Hrsg.) "Lehrbuch der Soziologie"
(Frankfurt a.M./New York 2001), das für den Autor "bei weitem nicht das schlechteste"
Lehrbuch unter denen ist, die es inzwischen oder schon länger auf dem Markt gibt. In dem
Kollektivwerk wird in insgesamt 22 Kapiteln von "bewundernswerter Qualität" das Spektrum
soziologischer Themen und Fragestellungen abgedeckt. Zu bedenken gibt der Rezensent, dass
die Soziologie jedoch nicht nur aus Themen oder Bindestrich-Soziologien besteht. Diese
müssen auch theoretisch bearbeitet werden. Der Bezug auf die "fünf Schlüsselbegriffe" Sozialstruktur, soziales Handeln, Kultur, Macht und funktionale Integration reicht für dieses Un-
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ternehmen nicht aus, und die bloße Zusammenstellung erzeugt und verfestigt Positionierungen der Soziologie als "einer bunten Sammlung von unverbundenen Ausstellungsstücken gesellschaftlicher Vorgänge". Die Soziologie wird auf diese Weise nicht - wie beansprucht "integriert", sondern zu einer Art "Phantasialand", in dem "man nur staunend zur Kenntnis
nimmt, was nicht alles in der Welt geschieht". (ICA)
[8-L] Esser, Hartmut:
Soziologie: spezielle Grundlagen. Bd. 6, Sinn und Kultur, Frankfurt am Main: Campus Verl.
2001, 609 S., ISBN: 3-593-36423-9
INHALT: "Der Band behandelt die Prozesse der subjektiven Vermittlung der objektiven gesellschaftlichen Strukturen in die Identität, die Orientierungen und das Handeln der Akteure.
Grundlegend sind dabei die sozial geteilten mentalen Modelle, Symbole und kollektiven Repräsentationen, deren Gesamtheit die Kultur einer Gesellschaft ausmacht. Neben den wichtigsten klassischen soziologischen Positionen zu dem Problembereich wird eine übergreifende
Erklärung der symbolisch-interaktiven Vermittlung von Sinn und Kultur dargestellt." (Autorenreferat)
[9-L] Giesen, Bernhard:
Einige Bedenken gegen den Alleinvertretungsanspruch der Rational Choice Theorie, (Diskussionsbeiträge des Kulturwissenschaftlichen Forschungskollegs/ SFB 485 Norm und Symbol an
der Universität Konstanz, Nr. 14), Konstanz 2001, S. 2-14 (Standort: UuStB
Köln(38)-20020107469; Graue Literatur)
INHALT: Die Vertreter der Rational-Choice-Theorie verweisen nach Ansicht des Autors nicht
nur auf die einfache Überzeugungskraft ihrer Erklärungen, sondern berufen sich auf methodologische und wissenschaftstheoretische Argumente, um die Überlegenheit ihres Paradigmas
zu begründen. Der Autor versucht in seinem Diskussionsbeitrag zu zeigen, dass (1) RationalChoice-Erklärungen ihren eigenen wissenschaftstheoretischen Ansprüchen nur unzureichend
genügen, dass sie (2) auch in ihren liberalsten und "soziologischsten" Varianten Gefahr laufen, den besonderen Gewinn an soziologischer Perspektive, den schon die klassische Sozialtheorie der Jahrhundertwende erbrachte, wieder zu verspielen und in eine vorsoziologische,
frühmoderne Anthropologie zurückfallen, dass sie (3) bestimmte zentrale Explananda der Soziologie, wie z.B. Gemeinschaftlichkeit, Identität und kulturelle Stellungnahmen zur Welt nur
zum Preis einer radikalen Bedeutungsverschiebung erfassen können, und dass (4) nach der so
genannten "kulturalistischen Wende" Alternativen in der Soziologie vorhanden sind, die
weitgehend ohne starke anthropologische Annahmen und ein individualistisches Paradigma
auszukommen vermögen. (ICI2)
[10-L] Greve, Jens:
Bedeutung, Handlung und Interpretation: zu den Grundlagen der verstehenden Soziologie,
in: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 31/2002, H. 5, S. 373-390 (Standort: UuStB Köln(38)-XG01232;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
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INHALT: "Im Aufsatz wird die Frage untersucht, wie die Bedeutung von Sätzen und die mit
ihnen vollzogenen Handlungen verbunden sind. Dabei konzentrieren sich die vorgetragenen
Überlegungen auf die Konzeptionen von Jürgen Habermas und Donald Davidson. Trotz einer
Reihe von Gemeinsamkeiten zwischen beiden Autoren, besteht zwischen ihren Ansätzen ein
deutlicher Kontrast hinsichtlich der Frage, wie Bedeutung und Handlung verbunden sind.
Nach Habermas ist das kommunikative Handeln semantisch selbstidentifizierend, d.h. die
Bedeutung des geäußerten Satzes legt zugleich fest, welche Absicht der Sprecher verfolgt und
welche Handlung er vollzieht. Diese Konzeption geht zurück auf die These von Searle, dass
Bedeutung und Handlung durch konstitutive Regeln verbunden seien. Im Artikel kritisiere ich
die Analysen von Habermas und Searle. Zum Teil können die Einwände gegen diese Analysen aus Davidsons Kritik an konventionalistischen Ansätzen gewonnen werden. Nach Davidson bestehen zwischen Satzbedeutung, Handlungsvollzug und Sprecherabsichten keine notwendigen Beziehungen. Gleichwohl beruht für Davidson Kommunikation darauf, dass Interpreten diese drei Elemente berücksichtigen. Davidsons Ansatz widerspricht nicht nur regelbasierten, sondern auch post-strukturalistischen Ansätzen sowie Luhmanns Auffassung, da das
Verstehen von Bedeutungen und Handlungen auf den Absichten von Sprechern basiert sowie
auf der Fähigkeit von Interpreten, diese zu erkennen." (Autorenreferat)
[11-L] Gukenbiehl, Hermann L.:
Einführung in soziologisches Denken, (Materialien für Lehre, Aus- und Weiterbildung), Landau:
Verl. Empir. Pädagogik 2000, 106 S., ISBN: 3-931147-49-5 (Standort:
UB Hagen(708)-NXX-GUKE)
INHALT: Der Verfasser gibt eine Einführung in die Soziologie aus systematischer wie aus wissenschaftsgeschichtlicher Perspektive. Aus systematischer Perspektive werden Themenfelder
und Grundprobleme einer empirisch-rationalen Soziologie (Deskription, Erklärung, Prognose;
spezielle Soziologien) sowie grundlegende soziologische Paradigmen (gesellschaftstheoretisches, normatives, handlungstheoretisches Paradigma) behandelt. Aus wissenschaftsgeschichtlicher Perspektive werden Vorformen der Soziologie in Antike und Mittelalter, Frühformen soziologischen Denkens in Europa sowie der Beginn der institutionellen Soziologie
("Gründerväter") in den USA, Frankreich und Deutschland skizziert. (ICE)
[12-L] Hahn, Kornelia; Meuser, Michael (Hrsg.):
Körperrepräsentationen: die Ordnung des Sozialen und der Körper, Konstanz: UVK Verl.Ges. 2002, 305 S., ISBN: 3-89669-794-3
INHALT: "Dieser Band geht in theoretischen und empirischen Beiträgen dem komplexen Verweisungsverhältnis von Körper und sozialer Ordnung nach. Die Autoren zeigen, dass der
Körper als Geschlechtskörper, als von den Lebensbedingungen gezeichneter Körper, als gestylter Körper nicht unabhängig von seinen sozialen Repräsentationen erfahr- und erkennbar
ist. Indem am Körper die sozialen Bezüge ablesbar sind, in denen er agiert und die er gleichsam verkörpert, dient er dazu, Soziales zu repräsentieren: als intentional gestalteter und als
habituell geformter Körper." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Kornelia Hahn und Michael Meuser: Zur Einführung: Soziale Repräsentation des Körpers - Körperliche Repräsentation
des Sozialen (7-16); Michael Meuser: Körper und Sozialität. Zur handlungstheoretischen
Fundierung einer Soziologie des Körpers (19-44); Jens Loenhoff: Sensomotorische Bedin-
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gungen von Kommunikation und Handlung (45-69); Ronald Hitzler: Der Körper als Gegenstand der Gestaltung. Über physische Konsequenzen der Bastelexistenz (71-85); Jürgen Raab:
Der Körper, die Gerüche, das Selbst und die Anderen - Zur sozialen Logik olfaktorischer Taxonomien (89-116); Hubert Knoblauch: Die gesellschaftliche Konstruktion von Körper und
Geschlecht. Oder: was die Soziologie des Körpers von den Transsexuellen lernen kann (117135); Robert Gugutzer: Der Leib, die Nonne und der Mönch. Zur leiblich-affektiven Konstruktion religiöser Wirklichkeit (137-163); Gabriele Klein: Image und Performanz: Zur lokalen Praxis der Verkörperung globalisierter Bilder (165-178); Paula-Irene Villa: Exotic Gender
(e)motion: Körper und Leib im Argentinischen Tango (179-203); Michaela Pfadenhauer:
Markierung von Ungeduld. Der Körper des Professionellen beim Aushandeln von Wirklichkeit (207-223); Michael Corsten, Holger Herma und Boris Traue: Körperpraktiken und die Integrität der Person. Körper-Selbst-Diskurse in der Kosmetikbranche und der Technoszene
(225-257); Christiane Funken: Körper Online? (261-278); Kornelia Hahn: Die Repräsentation
des 'authentischen' Körpers (279-301).
[13-L] Hartmann, Martin:
Widersprüche, Ambivalenzen, Paradoxien - Begriffliche Wandlungen in der neueren Gesellschaftstheorie, in: Axel Honneth (Hrsg.): Befreiung aus der Mündigkeit : Paradoxien des gegenwärtigen Kapitalismus, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2002, S. 221-251, ISBN: 3-593-370808
INHALT: Der Autor zeichnet die grundbegrifflichen Veränderungen nach, die seit dem Niedergang des Staatssozialismus Ende der 1980er Jahre in der Gesellschaftstheorie die Tendenz zur
Verwendung des Paradoxiekonzepts forciert haben. Um diesen Erklärungsansatz zu rechtfertigen und positionieren, liegt das Hauptanliegen darin, "die Eigenheiten 'paradoxer' Phänomene und Prozesse genauer in den Blick zu bekommen, da nur durch eine genauere Eingrenzung des Paradoxienbegriffs gezeigt werden kann, was mit Hilfe dieses Begriffs sozialtheoretisch geleistet werden kann und was nicht". Den Anfang macht eine Auseinandersetzung mit
den Grundwidersprüchen des Spätkapitalismus, die sich zunächst der These vom Widerspruch zwischen den materiellen Produktivkräften und den vorhandenen Produktions- und
Eigentumsverhältnissen nach Marx widmet und sodann die Widerspruchsmodelle von Habermas, Offe und Bell beschreibt. Im Anschluss erfolgt eine Darstellung des ambivalenten,
reflexiven, dialektischen, widersprüchlichen oder auch paradoxen Charakters des Begriffs der
Moderne unter Rückgriff auf die Ausführungen von Bauman, Wagner und Giddens. Den Abschluss bildet eine genaue Bestimmung des Phänomens und Begriffs der Paradoxie, ohne dabei den Anspruch zu verfolgen, ein theoretisches Korsett zu formulieren, in das empirisch erhobene Forschungsergebnisse "hineingepresst" werden. (ICG)
[14-L] Hinck, Daniela; Köhler, Michael; Langer, Roman; Moldt, Daniel; Rölke, Heiko:
Bourdieus Habitus-Konzept als prägendes Strukturelement für Multiagentensysteme, (Arbeitsberichte des Forschungsprogramms Agieren in sozialen Kontexten), Hamburg 2000, 49 S.
(Standort:
http://www.informatik.uni-hamburg.de/TGI/forschung/projekte/sozionik/publications.html; Graue
Literatur)
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INHALT: "Das Forschungsprojekt 'Agieren in sozialen Kontexten (ASKO)' bearbeitet bestehende
soziologische Theorien - insbesondere Organisationstheorien - und informatische Grundlagen
agentenorientierter Petrinetze, sowohl in Hinblick auf Modellierungsaspekte als auch Theorie.
Im ersten Projektabschnitt stehen besonders Theoriebildung und Modellierung in einer engen
Wechselwirkung. Hier sollen zum einen Inkonsistenzen, Unklarheiten und 'blinde Flecken'
soziologischer Theorien allein schon durch ihre Formalisierung, aber auch durch ihre Modellierung aufgedeckt und ihre Aussagen experimentell validiert werden. Zum anderen ist es das
Ziel des Projektes, soziologisch motivierte Architekturen für Multi-Agentensysteme zu entwickeln, wobei sich die Autoren zunächst dem Problem der Gruppenbildung zuwenden. Diese Arbeit widmet sich drei gesellschaftstheoretischen Arbeiten Bourdieus. Diese Theorien
sind Ausgangspunkt für erste informatische Modellierungsversuche, die Rückfragen zur soziologischen Theorie aufwerfen und Anregungen für informatische Modellierungen liefern
sollen." (Autorenreferat)
[15-L] Hondrich, Karl Otto:
Die vier elementaren Prozesse des sozialen Lebens, in: Soziologische Perspektiven auf "Norm
und Symbol", 2000, S. 34-42 (Standort: UuStB Köln(38)-20020107395; Graue Literatur)
INHALT: Der Autor reflektiert die dualistischen Prozesse des Wertens, des Teilens, des Bestimmens und des (Ver-)Bergens durch Offenbaren, die seiner Ansicht nach die vier elementaren
Prozesse des sozialen Lebens darstellen. Es geht ihm dabei weniger um die Fragen von Wandel und Stabilität in Gesellschaften, sondern um die Spannung zwischen dem, was sich ändert
und dem, was sozio-anthropologisch vorgegeben ist. Er möchte mit seinen Überlegungen zeigen, dass sich die genannten Prozesse immer ereignen, das heißt sowohl in Umbruchzeiten
wie auch in stabilen Situationen, und dass sie deshalb elementar sind, weil sie sich überall,
wo Menschen zusammentreffen, vollziehen. Der Begriff der Spannung ist dabei zentral für
das Verständnis des sozialen Lebens und in den vier Prozessen werden Spannungen erzeugt
und erhalten. Die Prozesse sind daher nicht nur dualistisch, sondern auch dialektisch, da jeder
einzelne Prozess nicht nur einen Widerspruch enthält, sondern diesen auch hervorbringt. (ICI)
[16-L] Kneer, Georg:
(Nachhaltige) Lebensstile und funktionale Differenzierung, in: Dieter Rink (Hrsg.): Lebensstile
und Nachhaltigkeit : Konzepte, Befunde und Potentiale, Opladen: Leske u. Budrich, 2002,
S. 53-74, ISBN: 3-8100-3112-7
INHALT: Der Beitrag diskutiert die Frage, ob Lebensstile einen neuartigen Modus sozialer Differenzierung darstellen, also ältere Ungleichheitsformen wie Klassen und Schichten ersetzen
bzw. verdrängen, oder aber diese lediglich ergänzen. Dazu wählt der Autor einen bislang eher
verdrängten makrostrukturellen Zugang zu Lebensstilphänomenen, indem er der Frage nachgeht, wie sich die soziologische Lebensstilanalyse an eine makrostrukturelle Theorienperspektive anbinden lässt, die zu den Theorien sozialer Ungleichheit eine komplementäre Position einnimmt. Den Ausgangspunkt und konzeptionellen Hintergrund der Überlegungen bildet die Theorie sozialer Systeme Luhmanns, in der die Auffassung einer funktionalen Ausdifferenzierung gesellschaftlicher Subsysteme hin zu der These einer operativen Schließung und
weitgehenden Verselbständigung gesellschaftlicher Funktionssysteme radikalisiert wird. Diese Theorie beansprucht, jeden sozialen Kontakt und damit den gesamten Gegenstandsbereich
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der Soziologie mit dem Instrumentarium der Systemtheorie zu erfassen. Soziale Lebensstile
gehören nun zweifellos zum Gegenstandsbereich der Soziologie. Sie stellen somit eine Art
Testfall für den "Universalitätsanspruch" der Systemtheorie dar. Von der Theorie sozialer
Systeme ist somit zu verlangen, dass sie als universalistische Theorie auch einen Beitrag zur
Beschreibung, Analyse und Erklärung sozialer Lebensstile leisten kann. (ICA)
[17-L] Krais, Beate; Gebauer, Gunter:
Habitus, (Einsichten), Bielefeld: transcript Verl. 2002, 94 S., ISBN: 3-933127-17-3
INHALT: "Das von Pierre Bourdieu entwickelte Konzept des Habitus richtet sich auf eine zentrale soziologische Problematik: Wie kann man den Menschen als vergesellschaftetes Subjekt
denken? Anders als das ältere Konzept der sozialen Rolle funktioniert der Habitus wie ein lebendes System: flexibel und hoch anpassungsfähig, zugleich jedoch die Identität des Subjekts
bewahrend. Der Habitus ist zu denken als ein generierendes Prinzip, das jene regelhaften Improvisationen hervorbringt, die man auch gesellschaftliche Praxis nennen kann. Dieses Prinzip, dieser 'modus operandi' ist Produkt der Geschichte eines Individuums, er ist verinnerlichte, inkorporierte soziale Erfahrung. Dabei ist 'inkorporiert' hier keineswegs nur metaphorisch
gemeint: Der Körper als Speicher sozialer Erfahrung ist wesentlicher Bestandteil des Habitus;
der analytische Blick richtet sich damit auch auf das Körperliche und Performative. Das Habituskonzept erschließt der Soziologie neue Dimensionen des sozialen Handelns." (Autorenreferat)
[18-L] Krais, Beate:
Habitus und soziale Praxis, in: Mitteilungen des Instituts für Sozialforschung, 2002, H. 13, S.
111-126 (Standort: UustB Köln(38)-XG7590; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Das Konzept des Habitus gehört mit den Vorstellungen vom sozialen Raum, vom sozialen Feld und vom kulturellen Kapital zu den zentralen Erkenntnisinstrumenten, die Pierre
Bourdieu der Soziologie hinterlassen hat. Der Habitus ist zu verstehen als System dauerhafter
und übertragbarer Dispositionen, die als Erzeugungs- und Ordnungsgrundlagen für Praktiken
und Vorstellungen fungieren, und zwar im Sinne einer Spontaneität ohne Wissen und Bewusstsein. Mit diesen Umschreibungen, die sich in nahezu identischen Formulierungen immer wieder in Bourdieus Werk finden, ist jedoch keineswegs klar, was mit dem Konzept des
Habitus gemeint ist, wie er funktioniert, was das Besondere an ihm ist und was er für die soziologische Analyse bedeutet. Die Autorin geht im vorliegenden Beitrag vor allem auf drei
Punkte ein: (1) An welche Stelle in der Soziologie gehört das Habitus-Konzept? (2) Wie ist
Bourdieu auf dieses soziologische Konstrukt gekommen? (3) Wie kann man sich die Funktionsweise des Habitus vorstellen?. (ICA2)
[19-L] Meuser, Michael:
Körper und Sozialität: zur handlungstheoretischen Fundierung einer Soziologie des Körpers, in: Kornelia Hahn, Michael Meuser (Hrsg.): Körperrepräsentationen : die Ordnung des Sozialen und der Körper, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2002, S. 19-44, ISBN: 3-89669-794-3
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INHALT: Den Ausgangspunkt des Aufsatzes bildet die Forderung, dass "eine handlungstheoretisch fundierte Soziologie des Körpers über die gängige, die weitaus meisten Handlungstheorien prägende individualistisch-teleologische Deutung sozialen Handelns hinausgehen muss".
Die Thematisierung der Dimension des Körperlichen ist in der Regel darauf beschränkt, den
Körper als Basis oder Bedingung des Handelns aufzuführen, als Gegenstand theoretischer Reflexion jedoch zu vernachlässigen. Dies wird beispielhaft bei Parsons, Schütz, Foucault und
Elias aufgezeigt. Im Anschluss daran werden die ersten Schritte hin zu einer soziologischen
Handlungstheorie erläutert, die sich mit den Leitfragen 'Was geschieht mit dem Körper?',
'Was tut der Körper? und 'Wie handelt der Körper?' auseinandersetzen und somit auf den
Begriff einer vorreflexiven Intentionalität zurückgreifen: (1) Mead liefert eine Sozialtheorie,
in dem "der handelnde mit der sozialen wie der natürlichen Umwelt im Austausch stehende
Organismus" die Grundeinheit bildet; (2) Goffman zeigt in seinen Ausführungen auf, "dass
die Fähigkeit des Menschen, in das soziale Leben einzugreifen, entscheidend vom Management des Körpers in Raum und Zeit abhängt". Diesen beiden handlungstheoretischen Ansätzen stellt der Verfasser vergleichend die Bestrebungen der Philosophischen Anthropologie
und ihrer Vertreter Plessner, Gehlen und Merleau-Ponty gegenüber. Dabei werden vordergründig Konzepte formuliert, um den Dualismus von Körper und Geist zu überwinden. Die
Ergebnisse werden schließlich in einem empirischen Exkurs auf zwei Fallbeispiele des Alltags angewendet und zwar (1) auf die Bildung einer Warteschlange vor einer Supermarktkasse, einem Fahrkartenschalter usw. sowie (2) auf die Interaktionsordnung des Ent- und Verhüllens des weiblichen Busens am Strand. Als Fazit gelangt der Verfasser zu der Schlussfolgerung: "Das Konzept des Habitus lässt sich stringent nur begründen auf der Basis einer körpersoziologisch basierten Handlungstheorie, wie sie im Anschluss an Mead, Goffman und Merleau-Ponty entwickelt werden kann." (ICG)
[20-F] Müller-Benedict, Volker, PD Dr. (Bearbeitung):
Selbstorganisation in sozialen Systemen. Erkennung, Modelle und Beispiele nichtlinearer
sozialer Dynamik
INHALT: Untersuchung zur Anwendbarkeit der physikalisch-mathematischen Chaostheorie auf
soziale Systeme; Definition und Entdeckung von "Selbstorganisation" in sozialen Systemen
als nicht intendierter, nicht vorhersehbarer sozialer Wandel auf Grund von nichtlinearen dynamischen sozialen Abhängigkeiten.
METHODE: quantitativ-empirische Sozialforschung
ART: gefördert BEGINN: 1998-01 ENDE: 2001-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Göttingen, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Methodenzentrum Sozialwissenschaften (Platz der Göttinger Sieben 3, 37073 Göttingen)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0551-39-12284, e-mail: [email protected])
[21-L] Reckwitz, Andreas:
Der soziologische 'Kanon': Disziplinierung oder Grenzüberschreitung?, in: Soziologische
Revue : Besprechungen neuer Literatur, Jg. 25/2002, H. 3, S. 247-257 (Standort: UuStB Köln(38)XG4586; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
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INHALT: Der Rezensent bespricht in der vorliegenden Sammelbesprechung acht Fachlexika und
Lehrbücher der Soziologie und Arbeiten zur soziologischen Theoriebildung aus den Jahren
2000 bis 2002. In der Entwicklung zu werkorientierten Lexika sieht der Autor eine nicht unerhebliche Verschiebung im soziologischen Selbstverständnis: Die Soziologie erscheint zunehmend als eine Text-Disziplin, eine Disziplin, die aus historischen und gegenwärtigen Texten besteht, die zueinander nicht im Verhältnis des Fortschritts, der Ergänzung oder Widerlegung stehen, sondern die vielmehr unterschiedliche Beschreibungsvokabulare liefern. Die
Arbeiten folgen dabei einer bestimmten "story-line": Am Anfang der modernen Soziologie
stehen die "Großen Vier" Marx, Weber, Durkheim und Simmel, alles weitere sind Fortführungen dieser Paradigmen. Trotz dieser - unvermeidlichen - Kanonisierung plädiert der Rezensent dafür, mehr Grenzüberschreitungen zu anderen Disziplinen und damit weniger "Disziplinierung" zu wagen. (ICA)
[22-L] Samson, Birgit; Detel, Wolfgang:
Zum Begriff nicht-mathematischer Funktionen, in: Analyse und Kritik : Zeitschrift für Sozialtheorie, Jg. 24/2002, H. 1, S. 100-129
INHALT: Viele Wissenschaften verwenden mathematische Funktionen, aber in einigen Wissenschaften wird auch auf nicht-mathematische Funktionen zurückgegriffen. Soweit dies in den
Sozialwissenschaften geschieht, wird in der Regel auf die Nähe zum biologischen Funktionsbegriff hingewiesen. Biologen schreiben häufig Merkmalen von Organismen Funktionen zu
als Erklärung dafür, warum ein bestimmtes Merkmal existiert oder wie es funktioniert. Der
vorliegende Beitrag schaltet sich in diese methodologischen Debatten ein und stellt einen
ausgearbeiteten Funktionsbegriff vor, der im Rahmen der Teleosemantik (TS) vorgeschlagen
worden ist. Die grundlegende Idee der TS ist (Millikan 1984), dass wir Zeichen und gewissen
Zuständen von Organismen einen Gehalt zuschreiben können, indem wir die "echte" Funktion
dieser Zustände angeben. Insgesamt beabsichtigen die Ausführungen, den Spielraum für ein
Nachdenken über soziale Funktionen ohne Rückgriff auf eine systemtheoretische Begrifflichkeit anzuregen, d.h. nicht in die Fallstricke einer funktionalen Erklärung zu geraten. (ICA)
[23-L] Schäfers, Bernhard (Hrsg.):
Grundbegriffe der Soziologie, (Uni-Taschenbücher : Soziologie, Bd. 1416), Opladen: Leske u.
Budrich 2001, XII, 464 S., ISBN: 3-8100-3341-3 (Standort: UuStB Köln(38)-28A9209)
INHALT: "Die Grundbegriffe der Soziologie, die erstmalig 1986 erschienen und seither kontinuierlich aktualisiert und erweitert wurden (zuletzt für die 6. Auflage 1999), sollen für die begriffliche und theoretische Grundlegung der Soziologie eine verläßliche Orientierung und
Einführung bieten. Darum wurde auf Allgemeinverständlichkeit großes Gewicht gelegt. Bei
den Erläuterungen zu den einzelnen Begriffen hatten inhaltliche Aussagen über den jeweiligen sozialen Tatbestand und sozialgeschichtliche Zusammenhänge Vorrang gegenüber 'binnen-soziologischen' Kontroversen. Durch ein Verfahren wechselseitiger Kritik an den Artikeln von 36 Autorinnen und Autoren wurde versucht, über Inhalte und 'Gewichtungen' breiten Konsens zu erzielen. Gleichwohl spiegeln die Grundbegriffe keine einheitliche Lehrmeinung wider. Wichtiger als Einheitlichkeit ist für Herausgeber und Mitarbeiter, daß der Stand
der Forschung, die Breite soziologischer Perspektiven und damit die Komplexität sozialer
Tatbestände deutlich werden. Wir sind der Überzeugung, daß einige der vorgelegten Beg-
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1 Allgemeines, allgemeine Theorien
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riffserklärungen für das Fach einen wichtigen Stellenwert haben; hervorgehoben seien nur die
Artikel von Norbert Elias, der grundlegende Begriffe seiner Soziologie (Figuration, soziale
Prozesse, Zivilisation) für die Grundbegriffe erstmalig lexikonartig zusammenfaßte." (Textauszug)
[24-L] Schimank, Uwe; Kron, Thomas; Greshoff, Rainer:
Soziologisches Survival-Sixpack: Hartmut Essers "Soziologie - Spezielle Grundlagen", in:
Soziologische Revue : Besprechungen neuer Literatur, Jg. 25/2002, H. 4, S. 351-366 (Standort:
UuStB Köln(38)-XG4586; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Mit dem im letzten Jahr erschienenen sechsten Band der "Speziellen Grundlagen" liegt
nun Hartmut Essers "Soziologie" komplett vor - acht Jahre, nachdem der Band "Soziologie Allgemeine Grundlagen" veröffentlicht wurde. Die Autoren nehmen dies zum Anlass, um das
Gesamtwerk einer kritischen Würdigung zu unterziehen. Es werden folgende Teilbände anhand der thematischen Schwerpunktsetzungen besprochen: Band 1: Situationslogik und Handeln (1999); Band 2: Die Konstruktion der Gesellschaft (2000); Band 3: Soziales Handeln
(2000); Band 4: Opportunitäten und Restriktionen (2000); Band 5: Institutionen (2000); Band
6: Sinn und Kultur (2001). Die Autoren ziehen insgesamt ein positives Resümee und weisen
darauf hin, dass sich zum einen viele Ausschnitte aus den sechs Bänden sehr gut in der Hochschullehre verwenden lassen, und dass zum anderen Hartmut Esser selbst einen zweisemestrigen Vorlesungszyklus vorschlägt, der alle sechs Bände übergreift, aber eine Auswahl für die
Studierenden trifft. (ICI)
[25-L] Schmid, Michael:
Über das Verhältnis kulturell-symbolischer und normativ-institutioneller Integration: einige
Thesen, in: Soziologische Perspektiven auf "Norm und Symbol", 2000, S. 43-52 (Standort: UuStB
Köln(38)-20020107395; Graue Literatur)
INHALT: Die Frage nach den Bedingungen der sozialen Integration steht zwar seit den Anfängen
der Soziologie im Mittelpunkt theoretischer Erörterungen, aber inzwischen kann nicht mehr
davon ausgegangen werden, dass sich Integration als zwangsläufige Folge der Arbeitsteilung,
der Zunahme sozialer Dichte und anderer struktureller Größen ergeben wird, sondern dass sie
auf die Vermittlung von "Kultur" angewiesen ist. Der Autor entwickelt in diesem Sinne einige Thesen zu den kulturellen Voraussetzungen und normativen Bedingungen der sozialen Integration. Ein kollektiv zu organisierender Regulierungsprozess lässt sich demnach als ein
handlungstheoretisch aufzubereitender Selektionsprozess verstehen, der die Akteure vor das
Problem stellt, mit Hilfe von Normen und Rechten die Vielzahl ihrer Handlungsmöglichkeiten auf jene zu begrenzen, die die Schädigungsfolgen ihrer gemeinsamen Bemühungen um
eine soziale Ordnung minimieren. Die Akteure können diesen Prozess deshalb in Gang setzen
und erhalten, weil sie auf einen gemeinsamen Code zurückgreifen können, den sie zur Verteilung der regulierungsrelevanten Kontrollrechte nutzen können. Die Hauptaufgabe der theoretischen Soziologie besteht darin, zu untersuchen, wie es Akteuren immer wieder gelingt, eine
akzeptable soziale Ordnung zu generieren und auch gegen divergierende Interessen und externe Gefährdungen aufrechtzuerhalten. (ICI2)
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[26-L] Schülein, Johann August:
Gegenstandslogik und Theorieprobleme, in: Soziale Welt : Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis, Jg. 53/2002, H. 2, S. 237-253 (Standort: UuStB Köln(38)-Haa00943;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Autor beschäftigt sich mit spezifischen Aspekten sozialwissenschaftlicher Theorielogik und -verwendung, die er als systematisch bedingte Merkmale interpretiert. Die gegenstandslogischen Argumente sollen mit dem Ziel reformuliert werden, sie erkenntnistheoretisch
wieder produktiv werden zu lassen, d.h. die Besonderheiten sozialwissenschaftlicher Theoriebildung aus den spezifischen Thematiken abzuleiten. Der Autor wendet sich damit gegen
die gegenwärtig dominierende Tendenz, Erkenntnistheorie konstruktivistisch anzulegen und
dabei jede gegenstandsbezogene Argumentation aufzugeben. Er setzt sich mit der gegenstandslogischen De-Ontologisierung in den Sozialwissenschaften kritisch auseinander und hinterfragt die vorherrschenden Realitäts- und Theorietypen. Deutlich wird dabei, dass die Entwicklung und Verwendung konnotativer Theorien mehr oder weniger von den strukturellen
und empirischen Bedingungen abhängig sind, unter denen sie entstehen und arbeiten. Konnotative Theorien können nicht eindeutig festgelegt werden, weil sie dann genau jene Eigenschaft verlieren, die ihre Leistungsfähigkeit ausmacht. Diese Verstricktheit mit dem Gegenstand wirkt sich nach beiden Seiten hin aus: Zum einen werden konnotative Theorien zum exzentrischen Bestandteil des Selbststeuerungsprozesses der autopoietischen Realität, weil das
Wissen, welches sie erzeugen, dessen Reichweite und Richtung beeinflusst. Zum anderen
werden sie ihrerseits von der Eigenlogik der autopoietischen Realität gesteuert und instrumentalisiert. (ICI2)
[27-L] Schwibs, Bernd:
Einige Bemerkungen zum Begriff des Selbstreflexiven und Verwandtem, in: Mitteilungen des
Instituts für Sozialforschung, 2002, H. 13, S. 75-81 (Standort: UustB Köln(38)-XG7590; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Bourdieu versteht Selbstaufklärungs- und Selbstreflexionsprozesse als einen objektiv
initiierten und durch objektive Faktoren und an objektiven Kriterien festmachbaren Prozess.
Dadurch reduziert sich für den Autor die Rückgewinnung von Autonomie durch das Subjekt
bei Bourdieu zum bekannten Bild der "Einsicht in die Notwendigkeit". In diesem Sinne
spricht der Autor von Bourdieus "szientistischem Selbstmissverständnis". Zweifel wird auch
am Selbstverständnis Bourdieus hinsichtlich des epistemologischen Status seiner zentralen
Begriffe Habitus, Feld und Kapital geäußert. Wenn diese Begriffe tatsächlich, wie im Beitrag
vorgeschlagen, heuristische, forschungsleitende Begriffe sind und keine "empirischen" im
strengen Sinn, dann ist auch ihr Status ein anderer als der ihnen von Bourdieu zugeschriebene
- nämlich gleichsam ein ontologischer, sodass mit ihrer Hilfe nicht nur methodologische,
sondern auch inhaltliche Kernfragen einer Gesellschaftstheorie zu lösen wären, zumal die
Subjektivismus-Objektivismus-Problematik. (ICA)
[28-L] Stegbauer, Christian:
Reziprozität: Einführung in soziale Formen der Gegenseitigkeit, Opladen: Westdt. Verl. 2002,
182 S., ISBN: 3-531-13851-0
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INHALT: "Warum senden sich die Menschen gegenseitig Weihnachtskarten? Warum werden bei
großen Familienfeiern Geschenklisten geführt? Weshalb kommt es in Wohngemeinschaften
zu Konflikten, falls der Eindruck entsteht, nicht jeder beteiligt sich an den Hausarbeiten ungefähr gleich viel wie man selbst? Solche Themen behandelt das einführende Buch. Es wird argumentiert, dass die Ursachen von Gegenseitigkeit nicht mit individuellen Zweck-MittelKalkülen erklärbar sind. Die Art und Weise, wie Gegenseitigkeit ausgestaltet wird, ist immer
abhängig von der Beziehung, in der die Austauschpartner zueinander stehen. Nicht ein durchgängiges Prinzip der Reziprozität regelt den Austausch - die Beziehung zwischen den Beteiligten bestimmt die Art und die Höhe der Leistungen, die ausgetauscht werden." (Autorenreferat)
[29-L] Stichweh, Rudolf:
On the genesis of world society: innovations and mechanisms, (Working Papers / Universität
Bielefeld, Institut für Weltgesellschaft), Bielefeld, 24 S. (Standort:
http://www.uni-bielefeld.de/soz/iw/pdf/stichweh_2.pdf; Graue Literatur)
INHALT: Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit der Genese der Weltgesellschaft, deren
Innovationen und Funktionsweisen. Zunächst wird versucht, eine sehr kurze historische und
erläuternde Antwort auf folgende Frage zu geben: Wann fängt die Geschichte der Weltgesellschaft an? Weltsystemtheorie (Wallerstein) und Systemtheorie (Luhmann) stimmen darin überein, die Anfänge der Weltgesellschaft auf die Differenzierungsprozesse zu datieren, die im
15. und 16. Jahrhundert in Europa entstanden. Die Theorie der Weltgesellschaft ist somit die
Theorie des gesellschaftlichen Systems, das von diesem Zeitpunkt an existiert. Der Beitrag
fügt darüber hinaus zwei weitere argumentative Schritte hinzu: Erstens skizziert er drei strukturelle Innovationen, die von besonderer Bedeutung für die Genese der Weltgesellschaft sind,
nämlich die funktionale Differenzierung, die Organisationen (besonders multinationale Unternehmen und nichtstaatliche Organisationen) und die Kommunikationstechnologien. Zweitens wird das Argument der strukturellen Innovationen durch drei Verlaufsmechanismen ergänzt, nämlich: (1) die globale Diffusion der institutionellen Muster; (2) die globalen Wechselseitigkeiten und (3) die Dezentralisierung in den Funktionssystemen. Es fällt auf, dass es
keine überzeugenden Argumente für die Betrachtung der Weltgesellschaft als ein System
gibt, das durch homogenisierte Muster der Sozialstruktur und der Kultur gekennzeichnet ist.
(ICDÜbers)
[30-F] Stolz, Klaus, Dr.phil. (Bearbeitung):
Die politische Klasse auf regionaler Ebene
INHALT: Im Zentrum der Arbeit steht die empirische Fragestellung nach den Wechselwirkungen
zwischen professioneller Politik (Berufspolitikertum) und institutionellen Strukturen auf regionaler Ebene. Welche Art von Politikern werden angezogen, wie werden diese rekrutiert?
Welche Politikmuster entwickeln sich? Welche professionellen Eigeninteressen entwickeln
sich? Wie wirken diese auf die institutionelle Ausgestaltung der regionalen Ebene zurück?
Das besondere Interesse gilt dabei Fällen mit einer regionalistischen Konfliktstruktur. Trägt
diese zur Bildung einer regionalen politischen Klasse bei, deren Karriereinteresse in erster
Linie auf die regionale Ebene gerichtet ist, und dort als kollektiver Akteur auf die institutionelle Entwicklung Einfluß nimmt (evtl. im Konflikt mit einer nationalen politischen Klasse
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1 Allgemeines, allgemeine Theorien
und/ oder einer regionalistischen Bewegung). In diesem Zusammenhang sollen die Fälle Katalonien und Schottland näher beleuchtet werden. ZEITRAUM: ab 1980 GEOGRAPHISCHER
RAUM: Vergleich verschiedener Regionen, insbesondere Katalonien, Schottland
METHODE: Theoretischer Ausgangspunkt des Projektes ist das Konzept der politischen Klasse,
wie es insbesondere von Jens Borchert für die vergleichende Analyse fruchtbar gemacht wurde. Nach Borchert und Golsch (PVS, 36, 1995, S. 612) ist es das "... gemeinsame Interesse an
dauerhaften Einkünften und am Verbleib im gewählten Beruf, das die politische Klasse als
solche konstituiert". Die Analyse beruht auf einem neo-institutionalistischen Ansatz, der davon ausgeht, daß Institutionen einerseits die Opportunitätstruktur der Berufspolitiker prägen,
andererseits aber auch dem Gestaltungswillen dieser spezifischen Interessengruppe (insbesondere wenn diese als politische Klasse handelt) unterliegen. Untersuchungsdesign: Trend,
Zeitreihe; Querschnitt DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen. Beobachtung, teilnehmend. Qualitatives Interview (Stichprobe: 30-50; Abgeordnete, Parteifunktionäre, Regierungsmitglieder, Experten). Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 249; Abgeordnete regionaler Parlamente in Katalonien und Schottland; Auswahlverfahren: total). Sekundäranalyse von Individualdaten. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Stolz, Klaus: The political class and regional institution-building:
a conceptual framework. in: Regional and Federal Studies, Vol 11:1, 2001, pp. 80100.+++Ders.: Moving up, moving down. Political careers across territorial levels. in: European Journal for Political Research, Vol 42:3, 2003, pp. 137-162 (furthcoming). ARBEITSPAPIERE: Stolz, K.: The political class and regional institution-building. Paper prepared for
ECPR Joint Workshops, Mannheim 1999, 15 pp.+++Stolz, K.: Political careers in newly
established regional parliaments: Scotland and Catalonia. Paper prepared for APSA Annual
Meeting, Atlanta 1999, 23 pp.+++Ders.: Parliamentary careers in Europe: between the regional, national and supranational level. Paper prepared for ECPR Joint Workshops, Grenoble
2001.
ART: gefördert; Habilitation BEGINN: 1998-04 ENDE: 2003-03 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Volkswagen Stiftung
INSTITUTION: Universität Göttingen, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Zentrum für Europaund Nordamerika-Studien (Humboldtallee 3, 37073 Göttingen)
KONTAKT: Institution (Tel. 0551-399775, Fax. 0551-399788)
[31-L] Voswinkel, Stephan:
Symbolisches Kapital, Identität und Moral: der Reduktionismus der Bourdieu'schen Logik
sozialer Kämpfe, in: Mitteilungen des Instituts für Sozialforschung, 2002, H. 13, S. 69-73 (Standort: UustB Köln(38)-XG7590; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Autor weist zunächst auf das einseitige Verständnis der Logik sozialer Kämpfe bei
Bourdieu hin. Sein Reduktionismus wird deutlich gemacht, indem sein Konzept mit demjenigen eines Kampfs um Anerkennung verglichen wird, in dem nicht nur um Macht und Prestige, sondern um die Anerkennung von Identitäten und um den moralischen Gehalt von Anerkennung gestritten wird. Bourdieu hat die Logik sozialer Kämpfe zu sehr auf die materielle
Dimension reduziert. Er versteht sie letzten Endes als allein interessen-, macht- und gewinnorientierte Auseinandersetzungen. Der implizite Utilitarismus seiner Konzeption wird auch in
der Begrifflichkeit der Kapitale deutlich. Zunächst scheint er zwar der ökonomischen Reduktion entgegenzutreten, indem er die Bedeutung anderer, nichtökonomischer Kapitalsorten betont. Aber das Handeln der Menschen ist für ihn stets nutzenorientiert. Ob sie Einkommen
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und Vermögen maximieren, Beziehungsnetze spinnen oder Bildungstitel akkumulieren - sie
tun dies, um Ressourcen, um Einfluss und Macht zu erweitern. (ICA)
[32-L] Waldhoff, Hans-Peter:
Exkurs über Fremdheitstheorien, in: Hartmut M. Griese, Elcin Kürsat-Ahlers, Rainer Schulte,
Massoud Vahedi, Hans-Peter Waldhoff (Hrsg.): Was ist eigentlich das Problem am "Ausländerproblem"? : über die soziale Durchschlagskraft ideologischer Konstrukte, Frankfurt am Main:
IKO-Verl. f. Interkulturelle Kommunikation, 2002, S. 183-202, ISBN: 3-88939-639-9
INHALT: Der Beitrag befasst sich mit klassischen und aktuellen Fremdheitstheorien bzw. der
Figur des Fremden (z.B. bei Simmel, Schütz, Elias, Bauman, Tibi, in der EthnoPsychoanalyse von Devereux und Erdheim) und bezieht deren Erkenntnisse auf die aktuelle
Situation und Diskussion um Migration und ihre Folgen in der Bundesrepublik Deutschland.
Es wird u.a. deutlich, dass die "Ausländerproblematik" zu einem beträchtlichen Teil als Problem der "Inländer" gesehen werden kann und dass jeder "Fremdanalyse" eine kritischreflexive "Selbstanalyse" (der eigenen intrapsychischen Gefühle und ihrer Verarbeitung bei
der Erforschung der Fremdheit) durch den Forscher vorauszugehen hat. Dies hätte, so das Fazit des Autors, auch eine Änderung herrschender verhaltenswissenschaftlicher Denktechniken
in der Migrations- bzw. Fremdheitsforschung zur Folge. (ICA2)
[33-L] Wallner, Fritz G.; Agnese, Barbara (Hrsg.):
Konstruktivismen: eine kulturelle Wende, (Philosophica, Bd. 19), (Symposium "Konstruktivismen", 1998, Wien), Wien: Braumüller 2001, IX, 182 S., ISBN: 3-7003-1335-7 (Standort:
UuStB Köln(38)-28A6155)
INHALT: "Die vorliegende Essaysammlung entsteht aus einer Diskussion zwischen einigen der
prominentesten Vertreter der verschiedenen konstruktivistischen Ansätze - u.a. des Radikalen
Konstruktivismus, des Konstruktiven Realismus, des Kulturalistischen Konstruktivismus, des
Interaktionistischen Konstruktivismus. Ihr Ziel besteht darin, einen Beitrag zur Orientierung
innerhalb dieses subtil nuancierten philosophischen und wissenschaftstheoretischen Panoramas zu leisten, um Gemeinsamkeiten und Differenzen zu ergründen und den aktuellen Stand
der Diskussion zu illustrieren." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Peter Janich: Vom
Handwerk zum Mundwerk - Grundzüge von Konstruktivismus und Kulturalismus (1-14);
Gebhard Rusch: Beantwortung der Frage: Was ist 'Radikaler Konstruktivismus'? (15-34);
Fritz G. Wallner: Konstruktion und Deutung (35-47); Kersten Reich: Konstruktivismen aus
kultureller Sicht - Zur Position des 'Interaktionistischen Konstruktivismus' (49-68); Rüdiger
Inhetveen: Erkenntnisgewinn durch Kulturalismus? (69-75); Peter Hejl: Koevolutive Aspekte
der Wirklichkeitskonstruktion (77-95); Siegfried J. Schmidt: 'Beobachter' und 'Prozeß'. Zwei
zentrale Kategorien eines soziokulturellen Konstruktivismus (97-107); Kaj Hakanson: Buddhist Ways of Knowing and Constructivism (109-133); Giselher Guttmann: Konstruktion in
der Psychologie (135-146); Hugo Renato Ochoa: Verfremdung als verwirklichte Interdisziplinarität (147-160); Karl Edlinger: Konstruktivismus und Biologie (161-181).
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[34-L] Wenzel, Harald:
Jenseits des Wertekonsensus: die revolutionäre Transformation des Paradigmas sozialer
Ordnung im Spätwerk von Talcott Parsons, in: Berliner Journal für Soziologie, Bd. 12/2002, H.
4, S. 425-443 (Standort: UuStB Köln(38)-XG07112; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Lesart von Parsons' Theorie ist heute dominiert von einem normativistischen
Modell sozialer Ordnung, wie es Parsons in der voluntaristischen Handlungstheorie und im
Strukturfunktionalismus entwickelt hat: das Modell eines gemeinsamen, moralisch verpflichtenden Systems von Wertorientierungen, einer 'shared culture'. Mit der Konvergenzthese hat
Parsons nicht nur das zentrale Problem der sozialen Ordnung definiert und die klassische,
normative Lösungsstrategie der soziologischen Theorie ausgearbeitet, seine Theorie ist selbst
die letzte, dominierende Ausprägung der klassischen, normativen Theorie geworden. Als theoretische Leitfigur des sozialwissenschaftlichen Funktionalismus wird Parsons zum primären
Ziel einer in vielerlei Gestalt auftretenden Kritik, die alternativen, nichtnormativen Konzeptionen sozialer Ordnung zur Geltung verhelfen will. Parsons' Rolle in der soziologischen Theoriediskussion wird damit jedoch vorschnell festgeschrieben, die Errungenschaften von Parsons' Spätwerk, des Systemfunktionalismus, geraten - bis heute - aus dem Blick: In seiner
Theorie der Funktionssysteme und ihrer Ausdifferenzierung legt Parsons selbst einen alternativen, nichtnormativen Lösungsentwurf für das Problem der sozialen Ordnung vor. Zentrales
Element dieses Entwurfs ist die Theorie der symbolischen Kommunikationsmedien, die für
die Ausdifferenzierung monofunktionaler Handlungssysteme verantwortlich sind, und hier
besonders die Medien Wertbindungen, Einfluss und Affekt. Parsons überwindet damit das
mechanische Ordnungsmodell eines moralisch verpflichtenden Wertekonsensus durch ein
ausgefeiltes Konzept integrativer Kommunikation." (Autorenreferat)
2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)
[35-F] Anhut, R., Dr.; Schröder, H., Dr.; Weischer, Ch., Dr. (Bearbeitung); Heitmeyer, Wilhelm,
Prof.Dr.; Neuendorff, Hartmut, Prof.Dr.; Strohmeier, Klaus Peter, Prof.Dr. (Leitung):
Entsolidarisierung und ihre sozialen und politischen Folgen (Forschungsverbund)
INHALT: Wissenschaftliche Ziele: Da die Ausgangsfrage auf Entsolidarisierung zwischen gesellschaftlichen Gruppen zielt, stehen drei Fragen im Mittelpunkt: 1. Welche Strukturdaten weisen auf Polarisierungsprozesse hin? 2. Welche Ausmaße und welche Ursachen haben entsolidarisierende Einstellungen in der Bevölkerung? 3. Welche Deutungsmuster von (de)legitimierenden Gerechtigkeitsnormen sind milieuspezifisch wie verankert? GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland; Nordrhein-Westfalen
METHODE: Auf der Basis unterschiedlicher und z.T. konkurrierender Erklärungsansätze wie der
Steuerungstheorie (Kaufmann), der Rational-Choice-Theorie (M. Hechter) und der Desintegrationstheorie werden im Hinblick auf Solidarität unterschiedliche Hypothesen spezifiziert
und empirisch überprüft. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 50; Individuen nach Kohorten, Konfession, beruflicher Stellung,
Branche/ Betrieb; Auswahlverfahren: Quota). Standardisierte Befragung, telefonisch (Stichprobe: 2.000; erwachsene Bevölkerung -Individuen- Bundesrepublik Deutschland; Auswahlverfahren: Zufall). Sekundäranalyse von Individualdaten; Sekundäranalyse von Aggregatda-
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ten (zahlreiche und unterschiedliche Datensätze der amtlichen und nichtamtlichen Statistik).
Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts; Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut.
ART: Auftragsforschung; gefördert BEGINN: 2000-09 ENDE: 2003-08 AUFTRAGGEBER: Land
Nordrhein-Westfalen Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung FINANZIERER:
Auftraggeber
INSTITUTION: Universität Dortmund, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Fachgebiet Soziologie Lehrstuhl Soziologie, insb. Arbeitssoziologie (Otto-Hahn-Str. 4, 44221
Dortmund); Universität Bochum, Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung ZEFIR- (Clemensstr. 17-19, 44789 Bochum); Universität Bielefeld, Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (Postfach 100131, 33501 Bielefeld)
KONTAKT: Heitmeyer, Wilhelm (Prof.Dr. Tel. 0521-106-3164, Fax: 0521-106-6415); Institution (e-mail: [email protected])
[36-L] Baethge, Martin; Bartelheimer, Peter:
Berichterstattung zur sozio-ökonomischen Leistungsfähigkeit in Deutschland, in: SOFIMitteilungen : Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen, 2002, Nr. 30, S. 27-45 (Standort:
http://www.gwdg.de/sofi/frames/publik/mitt30/baethge-bartelheimer.pdf; UuStB
Köln(38)-XG05472; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Im Herbst 2000 begannen das Soziologische Forschungsinstitut (SOFI) in Göttingen,
das Internationale Institut für empirische Sozialökonomie (INIFES) in Stadtbergen und das
Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung (ISF) München im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung die gemeinsame Arbeit an einem Konzept zur regelmäßigen
sozioökonomischen Berichterstattung für die BRD. Der vorliegende Beitrag erläutert die konzeptionellen Grundlagen des Berichtsvorhabens. Der Forschungsverbund will die Wechselwirkungen zwischen sozialer und ökonomischer Entwicklung der BRD empirisch untersuchen und in möglichst vielen Dimensionen anhand geeigneter Indikatoren beschreiben. Hier
von einem sozio-ökonomischen Entwicklungsmodell zu sprechen und nach seiner Leistungsfähigkeit zu fragen, hat theoretische und normative Voraussetzungen, die die Autoren in
knapper Form vorstellen. Die von der Berichterstattung erarbeiteten Daten und Kennziffern
sollen dann letztendlich in einem theoretischen Modell integriert werden, das die den Daten
zugrundeliegende Dynamik verdeutlicht. (ICA)
[37-L] Benedikter, Roland (Hrsg.):
Postmaterialismus: Bd. 1, Einführung in das postmaterialistische Denken, (Passagen Ökonomie, 1), Wien: Passagen-Verl. 2001, 143 S., ISBN: 3-85165-477-3
INHALT: In Zeiten, in denen die politische Einstellungsforschung stagnierende oder gar rückläufige Anteile für so genannte Postmaterialisten (im Sinne Ingleharts) ausweist, ist es nicht ohne eine gewisse Paradoxie, wenn mit diesem Band eine Reihe eröffnet wird, die im 'Postmaterialismus' die 'Heraufkunft eines neuen Denkens' (13) sieht und unterstützen will. Das Profil
dieses Denkens, das der Herausgeber sowohl in der Einleitung (13 ff.) wie in der Einführung
in die Reihe selbst (19 ff.) entwirft, lässt sich eher als Mischung von inhaltlichen ('nachmaterialistischen') Motiven - wie sie auch Inglehart heranzieht - und formalen Merkmalen
verstehen, die eine 'post-moderne' Haltung im Sinne Lyotards umschreiben. Weil 'die Zukunft
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der 'Postmoderne' mit ihrer Emphase von Individualität und Freiheit davon abhängen wird, in
welches Verhältnis sie sich zur Wirtschaft setzen kann' (16), bezieht sich der thematische
Schwerpunkt der Reihe auf eine 'Phänomenologie und Kritik der wirtschaftsgeprägten Kultur
am Anfang des 21. Jahrhunderts' (16). Alle Beiträge sind Erstveröffentlichungen. Inhaltsverzeichnis: Roland Benedikter: Philosophischer Postmaterialismus. Eine Einführung (19-89);
Zygmunt Bauman: Die Wirtschaftskultur der flüssigen Moderne (91-115); Karl-Heinz Brodbeck: Umrisse einer postmechanischen Ökonomie (117-142). (ZPol, NOMOS)
[38-L] Berndt, Michele; Berndt, Thorsten:
Gemeinschaft als alternative Lebensform?: sozialwissenschaftliche Erkundungen zu Gemeinschaftsprojekten ökologisch-spiritueller Gesinnung im Verfahren der Grounded Theory, Essen: Verl. Die blaue Eule 2001, 151 S., ISBN: 3-89206-037-1 (Standort: UuStB Köln(38)28A6413)
INHALT: "Viele Menschen träumen von einem besseren Leben, von erfüllter Arbeit, Selbstverwirklichung und Geborgenheit. Manche haben den Mut und die Entschlossenheit ihre Träume
in einer Gemeinschaft zu verwirklichen. Können solche Versuche heutzutage nennenswerte
und vor allem rationale Alternativen zu den klassischen Formen des Zusammenlebens darstellen? Wie sehen solche Gemeinschaften aus? Die vorliegende Studie schließt an die grundlegende Frage nach dem 'Wie' des menschlichen Zusammenlebens an und berührt sowohl die
Thematik der Neuen Soziale Bewegungen, als auch der Kommunitarismus-Debatte, legt
Verweise zur Identitätsentwicklung des Menschen und der fortschreitenden Individualisierung in der postmodernen Zeit. Dabei wurde Gewicht auf das Individuum und die Gemeinschaft gelegt und versucht sowohl psychologische als auch soziologische Perspektiven zu erörtern. Zentral stehen zwei Einzelfälle die empirisch durch teilnehmende Beobachtung und
Interviews untersucht wurden. Im Forschungsprozeß der Grounded Theory generieren die
Autoren theoretische Aussagen, die über die Einzelfälle hinaus weisen und mit bestehenden
Ansätzen in Verbindung gebracht wurden." (Autorenreferat)
[39-L] Bickel, Cornelius:
Gemeinschaft und Gesellschaft, in: Tönnis-Forum : Mitglieder-Rundbrief der Ferdinand-Tönnies-Gesellschaft e.V., Jg. 11/2002, H. 1, S. 53-57
INHALT: Der vorliegende Beitrag ist 2001 in dem Buch "Schlüsselwerke der Soziologie" (hrsg.
von Sven Papcke und Georg W. Oesterdiekhoff) erstmals erschienen. Der Autor resümiert
hier in knapper Form die grundlegenden Gedanken des Werks: "Gemeinschaft und Gesellschaft" gehört in den Entstehungsprozess der modernen Soziologie. Es geht darin um die typologische Abgrenzung und um die historische Abfolge zweier gegensätzlicher Prinzipien
des sozialen Lebens. Die neuzeitliche Sozialphilosophie hat mit ihrer Konzentration auf das
Problem des Gesellschaftsvertrages das Gemeinschaftsproblem übersehen, andererseits hat
die zeitgenössische Industriegesellschaft mit innerer Notwendigkeit traditionale, also gemeinschaftliche Lebensformen zerstört. Der Wechsel des Untertitels in der 2. Auflage betont in
Übereinstimmung mit dem seither von Tönnies vorangetriebenen "System der Soziologie"
den grundbegrifflichen Charakter des Buches. (ICA2)
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[40-L] Bohn, Cornelia; Hahn, Alois:
Patterns of inclusion and exclusion: property, nation and religion, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 8/2002, H. 1, S. 8-26 (Standort: UuStB Köln(38)-M XG
07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Text geht von einer historisch vergleichenden Perspektive aus und diskutiert Inklusions- und Exklusionsmuster an den Beispielen Eigentum, Nation und Religion. Inklusion
und Exklusion werden im Anschluss an Luhmann als Berücksichtigung von Personen in sozialen Systemen und im Sinne Foucaults als Einschluss und Ausgrenzung von Abweichung und
Anormalität aufgefasst. Untersucht wird die Umstellung von Stratifikation auf funktionale
Differenzierung. Sie schließt den Wandel von Inklusionsindividualität zur Exklusionsindividualität ein. Eigentum und Nation werden als Übergangssemantiken analysiert: Mit dem Aufkommen von Privateigentum wird dieses vorübergehend zum Garanten für Inklusion und
führt zu neuen Formen von Identität und Exklusion. Der Nationalstaat dient als organisatorische Voraussetzung dafür, dass die Autonomie der Subsysteme tolerierbar wird. Die Idee der
Nation kompensiert vorübergehend Exklusionsarten der neuen Differenzierungsform. Während Religion bereits in der stratifizierten Gesellschaft allen Zugang gewährt und damit das
neue Inklusionsmuster antizipiert hat, wird sie in der Moderne zur 'Auffangstation' für unplanmäßige, funktionslose Exklusion." (Autorenreferat)
[41-L] Boshammer, Susanne:
Was ist soziale Gerechtigkeit?, in: IG Metall (Hrsg.): Was ist soziale Gerechtigkeit? : eine Einführung, Schwalbach: Wochenschau Verl., 2002, S. 9-36, ISBN: 3-87920-085-8
INHALT: Der Beitrag will einige Informationen zur aktuellen Debatte um den Begriff der "sozialen Gerechtigkeit" geben. Diese Frage wird nicht nur in den Parteien und Verbänden, sondern
auch innerhalb der politischen Philosophie kontrovers diskutiert. Die vorliegenden Erläuterungen zum Problem der sozialen Gerechtigkeit nehmen auf diese Debatten Bezug. Sie dienen nicht dem Zweck, konkrete sozialpolitische Maßnahmen vorzuschlagen oder zu rechtfertigen, sondern sollen erläutern, "was wir eigentlich wissen wollen, wenn wir fragen, was unter sozialer Gerechtigkeit zu verstehen ist, und welche Richtung wir auf der Suche nach einer
diesbezüglichen Antwort einschlagen sollten". Die Autorin geht von folgenden Grundannahmen aus: Die Prinzipien der sozialen Gerechtigkeit beziehen sich auf die Verteilung der gesellschaftlichen Grundgüter, die Voraussetzung für ein Leben entsprechend den persönlichen
Vorstellungen vom "guten Leben" sind. Erörtert werden hier folgende Typen von Gütern:
Rechte, Freiheiten oder Chancen, Einkommen und Vermögen. (ICA)
[42-L] Braun, Sebastian:
Soziales Kapital, sozialer Zusammenhalt und soziale Ungleichheit: Integrationsdiskurse
zwischen Hyperindividualismus und der Abdankung des Staates, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2002, B 29/30, S. 6-12 (Standort:
http://www.bpb.de/publikationen/6ME8WR,0,0,Soziales_Kapital_sozialer_Zusammenhalt_und_so
ziale_Ungleichheit.html; UuStB Köln(38)-Ztg00926-a; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Soziales Kapital hat in Deutschland Hochkonjunktur. Es wird vor allem gegen jenen
ungezügelten Individualismus ins Spiel gebracht, der als größte Gefahr für den sozialen Zu-
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sammenhalt der Gesellschaft gilt. Der Beitrag nimmt diesen Diskurs auf, zeichnet seinen theoretischen Hintergrund nach und diskutiert seine politischen Implikationen. Als Kontrastfolie
dient ein grundsätzlich anderer Diskurs über soziales Kapital, der die öffentliche Debatte in
Frankreich seit langem prägt. Dieser Diskurs sieht den sozialen Zusammenhalt moderner Gesellschaften vor allem durch den Rückzug des Staates aus seiner Verantwortung für das Gemeinwohl und die daraus resultierenden wachsenden sozialen Ungleichheiten gefährdet."
(Autorenreferat)
[43-L] Breuer, Stefan:
"Gemeinschaft" in der "deutschen Soziologie", in: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 31/2002, H. 5,
S. 354-372 (Standort: UuStB Köln(38)-XG01232; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Zu den Schlüsselbegriffen, um die sich die deutsche Soziologie nach 1933 organisiert
hat, gehört der Begriff der Gemeinschaft. Der Aufsatz geht der Auslegung nach, die dieses
Konzept in drei Strömungen erfahren hat: der Gemeinschaftslehre des 'Ring'-Kreises (Boehm,
Krieck u.a.), der Leipziger Schule um Freyer und Ipsen und dem in Jena entwickelten 'Neokollektivismus' von Jerusalem und Höhn. Es wird gezeigt, daß diese Auslegungen nicht nur
untereinander differieren, sondern auch in entscheidenden Punkten von der Definition abweichen, die Ferdinand Tönnies in seinem klassischen Werk dem gegeben hat. 'Gemeinschaft' in
der 'Deutschen Soziologie' ist weit mehr 'Bund' als Gemeinschaft im Sinne von Tönnies."
(Autorenreferat)
[44-L] Burmeister, Klaus; Neef, Andreas; Schulz-Montag, Beate:
Crossover Society, in: Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Was kommt nach der Informationsgesellschaft? : 11 Antworten, Gütersloh: Verl. Bertelsmann Stiftung, 2002, S. 94-118, ISBN: 3-89204628-X
INHALT: Bei der Frage nach der Zukunft der Informationsgesellschaft gehen dem Autor alle
Querschnittsbegriffe wie Erlebnis-, Wissens- oder Ideengesellschaft zu weit. Es gibt nicht den
einen Nachfolger der Informationsgesellschaft: der Autor macht eine Vielzahl unterschiedlicher Entwicklungen aus, die parallel zueinander ablaufen. Deswegen muss die Rolle der Gesamtgesellschaft als notwendiger Orientierungsrahmen gestärkt werden. Wie die Zukunft aussehen soll, kann dann diskursiv verhandelt werden. An dieser Stelle muss Gesellschaft wieder
bewusst ins Spiel gebracht werden, als notwendiger Orientierungsrahmen für die individuelle
Lebensgestaltung. Ob diese dann mit dem Label Informations- oder Wissensgesellschaft versehen, als Dream- oder Network Society charakterisiert wird, ist nicht entscheidend. In der
Realität existieren alle diese Teilgesellschaften oder Entwicklungsdimensionen parallel, sie
durchdringen und beeinflussen sich gegenseitig. Und jede dieser Gesellschaften hat ihre Propheten und ihre Kritiker, ihre Helden und ihre Verlierer. (ICA)
[45-L] Fiebig, Johannes (Hrsg.):
Abschied vom Ego-Kult: die neue soziale Offenheit, Krummwisch: Königsfurt 2001, 142 S.,
ISBN: 3-933939-00-3 (Standort: UB Bonn(5)-2002-5612)
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INHALT: "'Es gehört zu den Seltsamkeiten unserer Mediengesellschaft, daß im Stakkato der
alltäglichen Aufregungen selbst große Umwälzungen lange Zeit unbemerkt bleiben können'
(Helmut Klages). Dieses Buch handelt von einer tatsächlich umwälzenden Entwicklung: es
geht um den Abschied vom Ego-Kult. Untersuchung wird dabei in zweierlei Hinsicht bemerkenswerte Ergebnisse aufzeigen." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Uwe Jean Heuser/ Gero
von Randow: Der Gemeinsinn wächst - trotz Geldfiebers und schwarzer Konten (17-22);
Helmut Klages: 'Stille Revolution' und neue Werte (23-30); Gerhard Schröder: Die zivile
Bürgergesellschaft (31-38); Ulrich Beck: Mehr Zivilcourage bitte - ein Vorschlag an die Adresse Gerhard Schröders (39-50); Ulrich Beck: Die Seele der Demokratie - Wie wir Bürgerarbeit statt Arbeitslosigkeit finanzieren können (51-55); Heiner Keupp: Eigensinn und Selbstsorge: Subjektsein in der Zivilgesellschaft (61-89); Horst-Eberhard Richter / Interview Christel Burghoff und Edith Kresta: Neue Formen der Solidarität (91-97); Harald Jösten: Die Entdeckung der 'kulturell Kreativen' (99-106); Johannes Fiebig: Eine Gesellschaft von Stars
(107-117).
[46-L] Gladarev, Boris; Oblasova, Antonina:
Ökonomische Driften und moralische Konsolidierungen: soziale Netzwerkbeziehungen im
postsowjetischen Russland, in: Ingrid Oswald, Eckhard Dittrich, Viktor Voronkov (Hrsg.): Wandel alltäglicher Lebensführung in Russland : Besichtigungen des ersten Transformationsjahrzehnts
in St. Petersburg, Münster: Lit Verl., 2002, S. 65-86, ISBN: 3-8258-5805-7
INHALT: Im Mittelpunkt der empirisch-qualitativ verfahrenden Untersuchung stehen egozentrierte Netzwerke, die sich auf einen bestimmten Akteur und dessen Beziehungen zu anderen
Akteuren beziehen. Thematisch geht es dabei um konkrete Alltagsprobleme, mit denen die
Angehörigen der ehemaligen sowjetischen Intelligenzija bei ihren Bemühungen um den Erhalt ihres Mittelklasse-Status zu kämpfen haben. Anhand der Problembereiche Beschäftigung,
Geldmangel, Alltagsbewältigung, Freizeit, Lebenskrisen und Informations-beschaffung wird
gezeigt, wie der Anpassungsdruck an die neuen sozio-ökonomischen Verhältnisse zu einem
allmählichen Wandel der netzwerkspezifischen Beziehungsmuster führt. Dennoch bleiben die
sozialen Netzwerke aufgrund ihrer Persistenz eine Alternative zu Distributionssystemen von
Waren und Dienstleistungen, die auf Marktbeziehungen beruhen. Gleichzeitig ist jedoch auch
ein Zerfall des ehemals ziemlich homogenen Großmilieus der sowjetischen Intelligenzija in
divergierende kleinere Milieus zu beobachten. (ICE)
[47-L] Haken, Hermann:
Die Selbstorganisationsgesellschaft, in: Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Was kommt nach der
Informationsgesellschaft? : 11 Antworten, Gütersloh: Verl. Bertelsmann Stiftung, 2002, S. 152172, ISBN: 3-89204-628-X
INHALT: Der Beitrag überträgt physikalische Gesetzmäßigkeiten auf gesellschaftliche Prozesse
und sagt deswegen die Selbstorganisationsgesellschaft voraus. Die naturwissenschaftlich geprägte Terminologie des Autors (Ordner, Kontrollparameter) eröffnet folgende Perspektiven:
In der Selbstorganisationsgesellschaft entfällt zunehmend die direkte staatliche Kontrolle.
Dies gibt uns das Gefühl der Freiheit. Jedoch treten - ganz im Sinne der Synergetik - Sachzwänge an die Stelle jener direkten Kontrolle. An die Stelle von Koexistenz tritt der Wettbewerb verschiedener Ordner, seien diese Wirtschaftssysteme, Finanzgruppen oder Religionen.
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Insgesamt erleben wir im Rahmen der Selbstorganisationsgesellschaft eine Welt, die immer
komplexer und turbulenter wird - eine Struktur löst die andere immer schneller ab. Der Autor
mildert die Radikalität der Konsequenzen seiner Gedanken, indem er am Ende für das "Prinzip Verantwortung" im Sinne von Hans Jonas plädiert. (ICA2)
[48-L] Hinz, Andreas; Albani, Cornelia; Gießler, Anne; Brähler, Elmar:
Welche Werte sind den Deutschen etwas wert?: Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage,
in: Psychosozial, Jg. 25/2002, H. 2 = Nr. 88, S. 21-30 (Standort: UuStB Köln(38)-XG5196; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Anhand einer repräsentativen Umfrage, der das Werte-Modell von S. H. Schwartz
zugrunde liegt, geht es in diesem Beitrag darum, mit Hilfe des Portraits Value Questionnaire
(PVQ) die Ausprägungen der verschiedenen Werte-Dimensionen in der deutschen Bevölkerung, speziell unter der Perspektive individueller vs. sozialer Werte, einzuschätzen und die
Werte nach verschiedenen soziodemografischen Variablen zu differenzieren, um zu ermitteln,
in welchen sozialen Gruppen welche Werte vorrangig beheimatet sind. Nach einem kurzen
Abriss der Werteforschung werden dann die Ergebnisse einer 2001 im Auftrag der Universität Leipzig durchgeführten bevölkerungsrepräsentativen Befragung vorgestellt. Die abschließende Diskussion verdeutlicht, dass die eigentlichen "Werte-Träger" im Sinne von sozialbezogenen, auf langfristiges Gedeihen der Gesellschaft orientierten Werten vorrangig ältere
Menschen, Frauen und Personen ohne höchste Bildungsabschlüsse sind, außerdem tendenziell
Personen aus Ostdeutschland und solche, die Kinder erziehen, d.h. Personengruppen, die wenig zum Steueraufkommen beitragen. Eine Gesellschaft, welche solchen Personengruppen
wenig Achtung entgegenbringt, weil sie nicht dem Ideal der jungen, dynamischen Persönlichkeit entsprechen, läuft Gefahr, die Werte zu diskreditieren, die langfristig für das Überleben
des sozialen Organismus notwendig sind. (ICH)
[49-L] Jungbauer-Gans, Monika:
Schwindet das soziale Kapital?, in: Soziale Welt : Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis, Jg. 53/2002, H. 2, S. 189-207 (Standort: UuStB Köln(38)-Haa00943; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Kaum eine These wurde in den Sozialwissenschaften schon so oft diskutiert wie die
These vom Verlust der Gemeinschaft, des Gemeinsinns und des sozialen Kapitals. Zuletzt
löste Robert D. Putnam, ein Politologe der Harvard University, Mitte der 90er Jahre eine Lawine von Arbeiten aus, die seine These diskutierten und widersprechende oder auch bestätigende empirische Ergebnisse lieferten. Die Ausgangsthese von Putnam lautet, dass das soziale Kapital der US-amerikanischen Gesellschaft seit den 1960er Jahren deutlich abgenommen
hat, nachdem es in der ersten Hälfte des Jahrhunderts kontinuierlich angestiegen war. Im vorliegenden Beitrag werden zunächst die Argumentation von Robert D. Putnam, die wesentlichen Kritikpunkte an seiner Vorgehensweise und weitere empirische Ergebnisse der Vereinigten Staaten dargestellt. Im Anschluss daran wird der Frage nachgegangen, welche Entwicklung gemeinschaftsbezogene Einstellungen und Mitgliedschaften in bürgerschaftlichen
Organisationen in Deutschland genommen haben. Die Analysen beruhen auf den Daten der
Allgemeinen Bevölkerungsbefragung (ALLBUS). Da soziale Organisationen und Freiwilligenarbeit unter den Bedingungen des Marktliberalismus in den Vereinigten Staaten andere
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gesellschaftliche Funktionen erfüllen als im ausgebauten sozialen Wohlfahrtsstaat Deutschlands, stellt sich bei der Übertragung der These Putnams die Frage nach der interkulturellen
Vergleichbarkeit von Forschungsergebnissen und Diagnosen. (ICI2)
[50-L] Kizilhan, Ilhan:
Konflikte und Konfliktlösungen in patriarchalischen Gemeinschaften am Beispiel der Solidargruppen in Ostanatolien, in: conflict & communication online, Vol. 1/2002, No. 1, 9 S.
(Standort: http://www.cco.regener-online.de/2002_1/pdf_2002_1/kizilhan.pdf)
INHALT: "Patriarchalische Gesellschaften verfügen über eine komplexe Struktur mit verinnerlichten Prozessen, die Jahrhunderte überdauern können. Für Individuen in einer derartigen
Gesellschaft sind diese Prozesse und Regeln manchmal so verinnerlicht, dass sie in bestimmten Situationen und Konstellationen beginnen, automatisch zu handeln, ohne dass ihnen bewusst ist, weshalb sie sich gerade in dieser Situation so und nicht anders verhalten. Gerade
bei Konflikten zwischen einem Individuum und einer Gruppe werden diese automatisierten
Verhaltens- und Handlungsprogramme aktiviert. Die kollektiven Gesellschaften mit starken
patriarchalischen Strukturen verfügen vermehrt über automatisierte Verhaltensweisen und
Regeln, die historisch in der Gruppe entwickelt worden sind. Prozesse der Kontrolle oder Überprüfung und Neubewertung von Situationen sind weniger ausgeprägt oder finden wieder
automatisiert in dem vorgegebenen Rahmen der patriarchalischen Strukturen statt. In diesem
Beitrag werden am Beispiel von patriarchalischen Solidargruppen in Ostanatolien die Konflikte, aber auch mögliche Konfliktlösungen diskutiert. Zur Konfliktlösung ist eine genaue Information über Regeln, Rituale, Zeremonien und historische Gegebenheiten der jeweiligen
Gruppe Grundvoraussetzung, um z.B. Schlichtungen oder Lösungen zu ermöglichen. Geringe
Kenntnisse dieser Strukturen, Verhaltens- und Handlungsprogramme können die Konflikte
verschärfen und zu verheerenden Folgen führen. So ist es durchaus möglich, eine Blutrachetat
nach bestimmten Regeln zu schlichten. Bei falschen Konfliktlösungsstrategien kann die Folge
jedoch z.B. ein erneuter Krieg zwischen zwei Stämmen sein. Daher werden wir zunächst die
Gesellschaftsstruktur genauer diskutieren und dann auf die möglichen Konfliktlösungen eingehen. Zu den Solidargruppen in Ostanatolien zählen sowohl Türken, Kurden, Iraner als auch
Araber, aber auch ethnische und religiöse Gruppen, wie z.B. Yeziden, Aleviten, Assyrer, AhlHaqs, etc.. D.h. diese Solidargruppen haben trotz unterschiedlicher ethnischer Herkunft und
Religion sehr ähnliche Strukturen. Dort, wo sie sich unterscheiden, werden wir genauer darauf eingehen. Es muß aber noch unbedingt darauf hingewiesen werden, dass sich nicht jedes
Individuum aus Ostanatolien an diese Regeln halten muss oder hält. Auch die Gesellschaft
dort hat sich durch die Globalisierung und neue Kommunikationsnetzwerke verändert. Die
unten beschriebene Konstellation trifft vor allem in den ländlichen Gebieten noch zu und
stellt ein theoretisches Konstrukt mit praktischer Relevanz dar." (Autorenreferat)
[51-L] Kößler, Reinhart; Wienold, Hanns:
Arbeit und Vergesellschaftung: eine aktuelle Erinnerung an die klassische Gesellschaftstheorie, in: Peripherie : Zeitschrift für Politik und Ökonomie in der Dritten Welt, Jg. 22/2002, Nr.
85/86, S. 162-183 (Standort: UuStB Köln(38)-XG7608; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Die Autoren werfen die Frage nach dem eigentlichen Wesen von Arbeit auf und gehen
nach einem Überblick über Antworten auf diese Frage in der klassischen Gesellschaftstheorie
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ausführlich auf die Bedeutung der Arbeit im Werk von Karl Marx ein. Hier zeigt sich eine
deutlich pointierte Verknüpfung der Problematik der Arbeit mit jener der gesellschaftlichen
Formbestimmung und dem Naturverhältnis von Produktion und Reproduktion. Schließlich
wird anhand der klassischen Unterscheidung von "produktiver" und "unproduktiver" Arbeit
die Frage nach der gesellschaftlichen Anerkennung von Arbeit als Arbeit diskutiert. Dabei
wird den Verkehrungen im gesellschaftlichen Verständnis von Arbeit nachgegangen, die auch
der These vom "Ende der Arbeitsgesellschaft" zu Grunde liegen. Auch für die Konzeptualisierung von Arbeit in den gesellschaftlichen Zusammenhängen gilt, dass der "Arbeitsprozess
nur ein bloßer Prozess zwischen Mensch und Natur" ist, und demnach die zentrale Kategorie
für eines der drängendsten Probleme der Gegenwart darstellt. (ICI2)
[52-L] Kronauer, Martin:
Die Innen-Außen Spaltung der Gesellschaft: zu den Begriffen 'Exklusion' und 'Underclass',
in: Martina Althoff, Helga Cremer-Schäfer, Gabriele Löschper, Herbert Reinke, Gerlinda Smaus
(Hrsg.): Integration und Ausschließung : Kriminalpolitik und Kriminalität in Zeiten gesellschaftlicher Transformation, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2001, S. 29-41, ISBN: 3-7890-7405-5
(Standort: UuStB Köln(38)-27A8864)
INHALT: Seit dem Ende der 80er Jahre werden in die internationale Diskussion über Arbeitslosigkeit und Armut die Begriffe "Exklusion" und "Underclass" (erneut) gebraucht. Beide Begriffe zeichnen sich dadurch aus, dass sie Arbeitslosigkeit und Armut als ein gesellschaftliches
Verhältnis behandeln, genauer, als ein Verhältnis von Zugehörigkeit und Ausschluss. Die
Grundthese besteht dabei in der Feststellung, dass für eine wachsende Anzahl von Menschen
in den hochentwickelten kapitalistischen Gesellschaften Marginalisierung am Arbeitsmarkt
bis hin zu gänzlichem Ausschluss von Erwerbsarbeit mit gesellschaftlicher Isolation zusammenfällt. Der vorliegende Beitrag prüft, inwieweit die beiden Begriffe eine neue Perspektive
bieten, das "alte" Problem der sozialen Ungleichheit und die gegenwärtigen Strukturumbrüche in den hochentwickelten kapitalistischen Gesellschaften adäquater zu erfassen. Die Ausführungen zeigen insgesamt, dass das vertikale, um Erwerbsarbeit zentrierte Klassen- und
Schichtungsbild sozialer Ungleichheit von einer Polarisierung zwischen "Innen" und "Außen"
überlagert wird, ohne die alten Stratifizierungen außer Kraft zu setzen. (ICA)
[53-F] Lengfeld, Holger, Dipl.-Pol.; Mau, Steffen, Ph.D.; Krause, Alexandra, M.A.; Jäckle, Nicole, Dipl.-Psych. (Bearbeitung); Liebig, Stefan, Dr.rer.soc. (Leitung):
VW-Nachwuchsgruppe "Interdisziplinäre soziale Gerechtigkeitsforschung"
INHALT: Die Nachwuchsgruppe beschäftigt sich mit der Frage, wie philosophische und politische Entwürfe zur sozialen Gerechtigkeit mit den Erkenntnissen der erfahrungswissenschaftlichen Einstellungs- und Politikforschung in Verbindung gebracht werden können, und welche Anforderungen und welcher Ertrag sich daraus für die Sozial- und Verhaltenswissenschaften ergibt. Mit dieser Aufgabenstellung betritt die Nachwuchsgruppe insofern wissenschaftliches Neuland, als sie einen Brückenschlag zwischen zwei Forschungstraditionen unternimmt, die bislang nahezu unvermittelt nebeneinander standen. Denn die philosophisch
geprägte "normative" und die sozialwissenschaftliche "empirische" Gerechtigkeitsforschung
bearbeiten zwei grundverschiedene Fragestellungen: Philosophische Gerechtigkeitstheorien
möchten klären, was wir unter sozialer Gerechtigkeit verstehen und welche Regeln wir uns
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als kritischen Maßstab auferlegen sollten, um Güter in einer Gesellschaft gerecht zu verteilen.
Die empirische Gerechtigkeitsforschung konzentriert sich demgegenüber nicht darauf, was
wir tun sollten; sie möchte vielmehr beschreiben, welche Gerechtigkeitsvorstellungen die
Menschen haben, warum sie bestimmte Gerechtigkeitsideale erfolgen und wie sie sich verhalten, wenn sie Ungerechtigkeiten in verschiedenen Bereichen ihres Lebens erfahren. Diese
beiden Herangehensweisen stärker aufeinander zu beziehen und daraus Konsequenzen für eine Wissenschaft von der Gerechtigkeit" zu ziehen, ist die zentrale Aufgabe der Nachwuchsgruppe.
METHODE: Interdisziplinäre Grundlagenforschung zwischen Philosophie, Soziologie, Politikwissenschaft und Psychologie auf dem Gebiet der Gerechtigkeitsforschung; anwendungsbezogene Forschung auf den Gebieten Organisationssoziologie, industrielle Beziehungen,
Ungleichheits- und Wohlfahrtsstaatsforschung, Ethnizitätsforschung und politische Soziologie; Entwicklung und Anwendung erfahrungswissenschaftlicher quantitativer Methoden. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, face to
face (Stichprobe: 120; Haushaltsbefragung zum sozial gerechten Grundeinkommen -factorial
design survey- 2000; Auswahlverfahren: random route). Standardisierte Befragung, telefonisch (Stichprobe: 836; Beschäftigungsbefragung zur Gerechtigkeitsbewertung der Einführung von Gruppenarbeit in 21 Betrieben der westdeutschen Metallindustrie 1999 -DFGfinanziert-; Auswahlverfahren: bewußt). Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Liebig, S.: Lessons from philosophy? Interdisciplinary justice
research and two classes of justice judgments. in: Social Justice Research, 2001, 14, pp. 265287.+++Lengfeld, H.; Liebig, S.: Industrielle Beziehungen und soziale Gerechtigkeitseinstellungen. Eine gerechtigkeitstheoretische Erklärung der betrieblichen Mitbestimmung. in: Industrielle Beziehungen, 2000, 7, S. 10-42.+++Wegener, B.; Liebig, S.: Is the 'inner wall' here
to stay? Justice ideologies in unified Germany. in: Social Justice Research, 2000, 13, pp. 177198.+++Liebig, S.: Der Nutzen moralischer Gefühle: Gerechtigkeitsforschung in Organisationen. in: Industrielle Beziehungen, 1999, 6, S. 214-227.+++Örkeny, A.; Liebig, S.: Normativ
legitimacio es igazsagossag. in: Szofi Szociologiai Figyelö, 1999, 1, pp. 129-140.+++Mau,
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Glatzer, W. (Hg.): Rich and poor. Amsterdam: Kluwer 2002.+++Liebig, S.: Richard J.
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Lengfeld, H.; Liebig, S.: Collective bargaining, co-determination and justice ideologies in the
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und Moral. Eine Grid-Group-Theorie der Gerechtigkeit in Unternehmen. in: Soziale Welt, 53,
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34
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2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)
und empirische Ergebnisse zu einer Theorie korporativer Gerechtigkleit. in: Allmendinger, J.;
Hinz, T. (Hrsg.): Soziologie der Organisation. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft. Opladen: Westdt. Verl. 2002 (im Erscheinen).+++Mau, S.: Die Arbeitslosen als Problemfall? Zu einigen Verkürzungen in der Debatte um den aktiviernden Sozialstaat. in: Vorgänge - Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik, 158, 2002, 2, S.
148-155. ARBEITSPAPIERE: Stark, G.; Liebig, S.; Wegener, B.: Gerechtigkeitsideologien:
theoretische Grundlagen, Operationalisierung und Ergebnisse für die Erhebung von Einstellungen zur sozialen Gerechtigkeit. in: Glöckner-Rist, A. (Hrsg.): ZUMA-InformationsSystem Sozialwissenschaftlicher Skalen (ZIS) Version 4.0. ZUMA-Mannheim 2000.
ART: gefördert BEGINN: 2001-01 ENDE: 2004-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Volkswagen Stiftung
INSTITUTION: Humboldt Universität Berlin, Philosophische Fakultät 03, Institut für Sozialwissenschaften Nachwuchsgruppe Interdisziplinäre Soziale Gerechtigkeitsforschung (Unter den
Linden 6, 10099 Berlin)
KONTAKT: Leiter (Tel. 030-2093-4298, Fax: 030-2093-4430, e-mail:
[email protected])
[54-L] Liebig, Stefan; Schlothfeldt, Stephan:
Das Grid-Group-Paradigma und sein Beitrag für die interdisziplinäre soziale Gerechtigkeitsforschung, in: Stefan Liebig, Holger Lengfeld (Hrsg.): Interdisziplinäre Gerechtigkeitsforschung : zur Verknüpfung empirischer und normativer Perspektiven, Frankfurt am Main: Campus
Verl., 2002, S. 219-242, ISBN: 3-593-37012-3
INHALT: Mit dem Grid-Group-Paradigma von Mary Douglas wird ein Ansatz vorgestellt, der in
seinen Annahmen relativ sparsam ist, eine anschauliche Klassifikation möglicher Perspektiven sozialer Gerechtigkeit liefert und eine soziologische Erklärung dafür bietet, warum Vorstellungen zur sozialen Gerechtigkeit zwischen Personen und über verschiedene Gesellschaften hinweg variieren. Wegener/Liebig (1993) haben auf der Grundlage eines Vergleichs von
Gerechtigkeitseinstellungen in Ost- und Westdeutschland gezeigt, dass Gerechtigkeitsurteile
vier Gerechtigkeitsideologien entsprechend strukturiert sind und die Präferenz für eine dieser
Ideologien von bestimmten sozialstrukturellen Merkmalen abhängig ist. Gleichwohl besteht
hier noch konzeptioneller wie empirischer Klärungsbedarf. Der Ertrag des Grid-GroupParadigmas für die normative Gerechtigkeitsforschung ist darin zu sehen, dass mit Hilfe dieses Ansatzes der oftmals implizite Zusammenhang zwischen sozialen Beziehungen und Gerechtigkeitsregeln in normativen Theorien offengelegt werden kann. (ICE2)
[55-L] Liebig, Stefan; Schlothfeldt, Stephan:
Gerechtigkeit durch Verfahren oder Gerechtigkeit durch Prinzipien?: zum Problem der
Verteilung knapper, unteilbarer Güter in modernen Gesellschaften, in: Stefan Liebig, Holger
Lengfeld (Hrsg.): Interdisziplinäre Gerechtigkeitsforschung : zur Verknüpfung empirischer und
normativer Perspektiven, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2002, S. 187-218, ISBN:
3-593-37012-3
INHALT: Gegenstand der Untersuchung ist die Frage nach den empirischen Bedingungen der
Akzeptanz normativer Gerechtigkeitstheorien. Insbesondere Vertreter der kommunitaristischen Denkschule vertreten die Ansicht, der Verlust an Gemeinschaftsbindung und die Indi-
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2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)
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vidualisierung in modernen Gesellschaften seien dafür verantwortlich, dass eine allgemein
akzeptierte Lösung von Verteilungskonflikten über materiale Verteilungsprinzipien unmöglich und ein Rückzug auf Verfahren unvermeidlich sei. Dieser kommunitaristische Einwand
beruht auf empirischen Voraussetzungen, die auf der Basis empirischer Umfrageergebnisse
aus dem International Social Justice Projekt von den Verfassern kritisch hinterfragt werden.
Drei Effekte werden deutlich: (1) Generell werden auch in differenzierten Gesellschaften eher
Verteilungsprinzipien als Verfahren bei der Lösung von Konflikten um knappe, unteilbare
Güter akzeptiert. (2) Diese Präferenz variiert für die alten und die neuen Bundesländer. (3)
Die Einbindung in soziale Beziehungsnetzwerke erhöht die Präferenz für materiale Verteilungsprinzipien et vice versa. Das Fazit der Verfasser: Die Annahme, in modernen Gesellschaften würden generell Verfahren zur Lösung von Verteilungskonflikten vorgezogen, ist in
dieser Form nicht haltbar. (ICE2)
[56-L] Merz-Benz, Peter-Ulrich; Wagner, Gerhard:
Der Fremde als sozialer Typus: zur Rekonstruktion eines soziologischen Diskurses, in: PeterUlrich Merz-Benz, Gerhard Wagner (Hrsg.): Der Fremde als sozialer Typus : klassische soziologische Texte zu einem aktuellen Phänomen, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2002, S. 9-37, ISBN:
3-8252-2358-2
INHALT: Georg Simmel ist der locus classicus, der mit seinem "Exkurs" einen Diskurs "über den
Fremden" eröffnet hat, der bis heute andauert. Bis heute beschäftigensich Soziologen mit dem
von Simmel beschriebenen "Fremden" - dem Fremden als einem "WanderndeÄnÜ, der heute
kommt und morgen bleibt". Die wichtigsten Beiträge zu diesem Diskurs werden im vorliegenden Sammelband dokumentiert. Der vorliegende Beitrag - als Einführung und als Kommentar - ist der Versuch, diesen Diskurs über den Fremden zumindest in seinen Grundzügen
systematisch zu rekonstruieren. Das Ergebnis besteht in einer mittels der Dimensionen "Mobilität" und "Integration" vorgenommenen Zusammenstellung der verschiedenen Typen des
Fremden; diese Zusammenstellung wird in einer Graphik festgehalten. Die nachfolgenden
Beiträge (Simmel, Park, Schütz, Siu, Hannerz, Bauman) sind dagegen chronologisch angeordnet; auf diese Weise soll sichtbar werden, wie sich im Diskurs über den Fremden die zentralen Begriffe und Denkfiguren nach und nach herausgebildet haben. (ICA2)
[57-L] Merz-Benz, Peter-Ulrich; Wagner, Gerhard (Hrsg.):
Der Fremde als sozialer Typus: klassische soziologische Texte zu einem aktuellen Phänomen,
(UTB für Wissenschaft : Soziologie, 2358), Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2002, 195 S., ISBN:
3-8252-2358-2
INHALT: "Mit der Globalisierung hat die internationale Migration dramatisch zugenommen. Die
Welt ist ein Planet von Nomaden geworden. Wohin man blickt, gibt es Fremde. Was aber
heißt es, fremd zu sein? Was heißt Integration eines Fremden? Die vorliegende Einführung
versammelt die für die Auseinandersetzung mit diesen Fragen wichtigsten klassischen soziologischen Texte. Die Einleitung der Herausgeber systematisiert diese Texte und entwickelt
eine Typologie möglicher Formen des Fremdseins." (Autorenreferat) Inhaltsverzeichnis: Peter-Ulrich Merz-Benz und Gerhard Wagner: Der Fremde als sozialer Typus. Zur Rekonstruktion eines soziologischen Diskurses (9-37); Georg Simmel: Philosophie des Geldes. Drittes
Kapitel: Das Geld in den Zweckreihen (Auszug) (39-45); Georg Simmel: Exkurs über den
36
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2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)
Fremden (47-53); Robert E. Park: Migration und der Randseiter (55-71); Alfred Schütz: Der
Fremde. Ein sozialpsychologischer Versuch (73-92); Alfred Schütz: Der Heimkehrer (93110); Paul C.P. Siu: Der Gastarbeiter (111-137); Ulf Hannerz: Kosmopoliten und Sesshafte in
der Weltkultur (139-161); Zygmunt Bauman: Der Pilger und sein Nachfolger: Spaziergänger,
Vagabunden und Touristen (163-186).
[58-F] Mika, Tatjana, Dipl.-Soz.; Mühleck, Kai, M.A. (Bearbeitung); Wegener, Bernd, Prof.Dr.
(Leitung):
Empirische Gerechtigkeitsanalyse der Bundesrepublik Deutschland 2000: Replikation und
Panel
INHALT: Das Projekt ist die dritte Replikation des International Social Justice Project (ISJP) für
Deutschland. Aus den vorhergehenden Untersuchungen stehen Daten für 13 westliche sowie
mittel- und osteuropäische Länder aus den Jahren 1991 und 1996 zur Verfügung. Im Zentrum
des Projekts steht die empirische Analyse wahrgenommener Gerechtigkeit. Fünf Schwerpunkte des aktuellen Projekts bilden Konkretisierungen dieser gemeinsamen Basis: 1. die
Fortentwicklung der Methodik der Gerechtigkeitsforschung, die ein elaboriertes Instrumentarium zur Erforschung des Funktionierens des Gerechtigkeitssinns entwickelt hat; 2. die Fortsetzung der transitionstheoretischen Arbeiten des ISJP I und des ISJP II; 3. die Untersuchung
des Zusammenhangs von Gerechtigkeitsvorstellungen und sozialpolitischen Arrangements; 4.
die Verknüpfung von Gerechtigkeitswahrnehmung, politischer Kultur und politischem Handeln in Ost- und Westdeutschland. Einen besonderen Schwerpunkt bildet, fünftens, die Analyse der Stabilität von Einstellungen, insbesondere Einstellungen zur sozialen Gerechtigkeit,
Gerechtigkeitswahrnehmung und Gerechtigkeitsideologien. Diese Analysen werden mit Hilfe
des Paneldesigns der aktuellen Studie durchgeführt. (S.a. http://www.isjp.de ). ZEITRAUM:
2000-2002 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Analyse länder- bzw. regionenübergreifener und zeitübergreifender Daten; Analyse
eines Panels für Deutschland (2000, 2001, 2002) DATENGEWINNUNG: Repräsentative
standardisierte Befragung, face to face (Stichprobe: 1.324; wahlberechtigte Bevölkerung in
Ostdeutschland - im Jahr 2000; Auswahlverfahren: Zufall, geschichtet. Stichprobe: 1.891;
wahlberechtigte Bevölkerung in Westdeutschland; Auswahlverfahren: Zufall, geschichtet).
Wiederholungsbefragung (Stichprobe: ca. 300; Unterstichprobe von Befragten in den Jahren
2001 und 2002). Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Wegener, Bernd: Political culture and post-communist transition.
A social justice approach. Introduction. in: Social Justice Research, Jg. 13, 2000, pp. 7582.+++Liebig, Stefan: Lessons from philosophy? Interdisciplinary justice research and two
classes of justice judgments. in: Social Justice Research, Jg. 14, 2001, pp. 265-87.+++ Wegener, Bernd: Solidarity, justice, and social change: Germany's ten years of unification. in: Pollack, D.; Jacobs, J.; Müller, O.; Pickel, G. (eds.): Political culture in Central and Eastern Europe. Ashgate: Aldershot 2002.+++Mühleck, Kai; Wegener, Bernd: Ist der Markt gerecht?
Ökonomische Wertvorstellungen in Ost und West. in: Humboldt-Spektrum, 2002.+++Mika,
Tatjana: Wer nimmt Teil an Panel-Befragungen? Untersuchung über die Bedingungen der erfolgreichen Kontaktierung für sozialwissenschaftliche Untersuchungen. in: ZUMA Nachrichten (im Druck). ARBEITSPAPIERE: Haus, Kalle; Mika, Tatjana: Differenz und Wandel in
den Einstellungen zur Verteilungsgerechtigkeit in Ost- und Westdeutschland. ISJPArbeitsbericht, 72. 2001.+++Hauss, Kalle; Mika, Tatjana; Wegener, Bernd: Dokumentation
für den deutschen Teil des International Social Justice Project. Replikation 2000. ISJP-
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2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)
37
Arbeitsbericht, 75. 2001.+++Jäckle, Nicole; Liebig, Stefan: Das Problem der Non-Attitudes
bei Gerechtigkeitseinstellungen und seine Konsequenzen für die Methodik der empirischen
Gerechtigkeitsforschung. ISJP-Arbeitsbericht, 84. 2001.+++Hauss, Kalle: Justice ideologies,
political culture, and party identification: East and West Germany after unification. Presented
at the IX. International Social Justice Conference, Skövde, Sweden, June 17-20. ISJPArbeitsbericht, 79. 2002.+++Mika, Tatjana: Two ways of income politics: between social
needs and income satisfaction in four countries in the 1990's. Presented at the IX. International Social Justice Conference, Skövde, Sweden, June 17-20. ISJP-Arbeitsbericht, 81.
2002.+++Lippl, Bodo: Welfare states, justice ideologies and perceived injustice in cross national perspective. Presented at the IX. International Social Justice Conference, Skövde, Sweden, June 17-20. ISJP-Arbeitsbericht, 82. 2002.+++Mühleck, Kai; Wegener, Bernd: Structural and attitudinal determinants of the justice evaluation function. Presented at the IX. International Social Justice Conference, Skövde, Sweden, June 17-20. ISJP-Arbeitsbericht, 83.
2002.+++Jasso, Guillermina; Wegener, Bernd: Methods for empirical justice analysis. Part II
- basic research designs and analytic procedures. in: Social Justice Research (in preparation).
Presented at the IX. International Social Justice Conference, Skövde, Sweden, June 17-20.
ISJP-Arbeitsbericht, 86. 2002.+++Thumfart, Alexander: Politische Kultur, Tugend und Gerechtigkeit. Konzeptionen und empirische Befunde. ISJP-Arbeitsbericht, 89. 2002.+++Hauss,
Kalle: Parteiidentifikation und Gerechtigkeitsideologien in Deutschland. Ein Ost-WestVergleich. Berlin, Humboldt-Univ., Inst. f. Sozialwissenschaften, Diplomarbeit. ISJP-Arbeitsbericht, 90. 2002.
ART: gefördert BEGINN: 2001-03 ENDE: 2003-02 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Humboldt Universität Berlin, Philosophische Fakultät 03, Institut für Sozialwissenschaften Lehrbereich Empirische Sozialforschung (Unter den Linden 6, 10099 Berlin)
KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected]); Mühleck, Kai (e-mail: [email protected]);
Mika, Tatjana (e-mail: [email protected])
[59-L] Münch, Richard:
Die Grenzen der zivilgesellschaftlichen Selbstorganisation: ein modernisierungstheoretischer
Blick auf die amerikanische Debatte über Multikulturalismus, Gemeinsinn und Sozialkapital, in: Berliner Journal für Soziologie, Bd. 12/2002, H. 4, S. 445-465 (Standort: UuStB Köln(38)XG07112; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Aufsatz expliziert das von Talcott Parsons entwickelte theoretische Modell der
'gesellschaftlichen Gemeinschaft'. Nach diesem Modell stellen die Vereinigten Staaten einen
besonderen, nämlich weit von askriptiven Zugehörigkeiten entfernten Typus der gesellschaftlichen Gemeinschaft dar. Auf diesen Typus wird im Einzelnen eingegangen und seine Struktur herausgearbeitet: zivilgesellschaftliche Selbstorganisation, Pluralismus und kompetitiver
Voluntarismus. Im Anschluss daran werden die gegenwärtige Mutation vom Pluralismus zum
Multikulturalismus und die damit verbundene Ethnisierung des Kampfes um Gleichheit dargestellt, der im weiteren Verlauf eine Vergeschlechtlichung dieses Kampfes folgt. Vor diesem
Hintergrund wird die Frage des verlorenen Gemeinsinns einer in den Gruppenpartikularismus
zerfallenden Gesellschaft geklärt: Erscheinungsformen, Ursachen und Fehleinschätzungen."
(Autorenreferat)
38
soFid Allgemeine Soziologie 2003/1
2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)
[60-L] Münch, Richard:
Die "Zweite Moderne": Realität oder Fiktion?: kritische Fragen an die Theorie der "reflexiven" Modernisierung, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 54/2002,
H. 3, S. 417-443 (Standort: UuStB Köln(38)-Haa00277-b; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Theorie der reflexiven Modernisierung von Ulrich Beck geht von der Annahme
eines seit den 1970er Jahren stattfindenden Epochenwandels von der 'Ersten' zur 'Zweiten
Moderne' aus und versucht, diesen Epochenwandel durch die Entwicklungsdynamik der Entgrenzung zu erklären. Die 'lineare' Modernisierung der 'Ersten Moderne' wird von der 'reflexiven' Modernisierung der 'Zweiten Moderne' abgelöst. In diesem Aufsatz werden die Grundannahmen der Theorie reflexiver Modernisierung systematisch einer kritischen Prüfung im
Hinblick auf ihre empirische Tragfähigkeit geprüft. Im Einzelnen geht es um die Fragen, ob
sich Zeitdiagnose als Grundlage der Modernisierungstheorie eignet, ob sich die 'Zweite Moderne' in der Tat durch gesteigerte Risikoproduktion von der 'Ersten Moderne' unterscheidet,
und zwar im Hinblick auf Wissenschaft, Technologie und private Lebensführung, ob sich die
'Zweite Moderne' durch ein gesteigertes Risikobewusstsein und durch eine Steigerung von
Pluralität auszeichnet, ob Entgrenzung die Ursache des konstatierten Epochenwandels ist und
ob eine verlässliche Risikokontrolle auf den vorhandenen Pfaden der Modernisierung möglich ist oder einen epochalen Institutionenwandel verlangt." (Autorenreferat)
[61-L] Naisbitt, John:
Das Gesetz der Gesellschaft: Selbstorganisation als Zentrum unserer Zukunft, in: Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Was kommt nach der Informationsgesellschaft? : 11 Antworten, Gütersloh:
Verl. Bertelsmann Stiftung, 2002, S. 222-247, ISBN: 3-89204-628-X
INHALT: Für den Autor sind die Nachkriegsdemokratien Westeuropas (etwa Großbritannien vor
Thatcher) am besten mit dem Begriff "Sozialismus" zu beschreiben. Sozialismus, Kommunismus und Faschismus - für den Autor ist das 20. Jahrhundert geprägt durch zentralistische
Steuerung. Sein Gegenentwurf ist die Selbstorganisationsgesellschaft. Ihr wichtigstes Instrument: das Internet. Die Schlüsseltechnologie der Informationsgesellschaft betreibt jedoch
schon ihre eigene Ablösung in der gentechnischen Gesellschaft. Die Informationstechnologie
wird dabei nur noch die Rolle des Motors übernehmen, den jedes System benötigt, um seine
nächste Phase zu erreichen: "Der Computer half uns, den genetischen Code zu knacken, und
lieferte so das Handbuch zur gentechnologischen Revolution; das Internet wird die Ablösung
des eigenen Zeitalters anstoßen." (ICA2)
[62-L] Nassehi, Armin:
Exclusion individuality or individualization by inclusion?, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für
soziologische Theorie, Jg. 8/2002, H. 1, S. 124-135 (Standort: UuStB Köln(38)-M XG 07784;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag beginnt mit einigen Bemerkungen über die unabweisbare Dekonstruktion
des Subjektivitätsbegriffs und des Begriffs des autonomen Subjekts als Schlüsselbegriffe modernen westlichen philosophischen Denkens. Eine soziologische Perspektive muss genau dort
beginnen, wo ein starker Begriff von Subjektivität endet. Es muss den gesellschaftlichen Hin-
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2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)
39
tergrund der empirischen Unterdetermination des Individuums hervorheben und diesen als
neue Form sozialer Determination beschreiben. Eine soziologische Perspektive findet ihren
Ausgangspunkt in der Beschreibung der Bedingung für das, was der philosophische Begriff
der Subjektivität als unbedingtes Fundament behandelt. Dies bedeutet, dass die Soziologie
von der Entdeckung des empirischen Individuums innerhalb der Sozialstruktur ausgeht. Davon ausgehend rekonstruiert der Artikel die theoretische Figur der Individualität und Individualisierung aus der Perspektive der Luhmannschen Systemtheorie. In einem zweiten Schritt
wird gezeigt, dass Individualität mehr ist als das, was mit Exklusionsindividualität bezeichnet
wird. Dies schließt eine Reflexion über die individualisierenden Effekte von Inklusionsroutinen von Funktionssystemen in der modernen Gesellschaft mit ein. Der letzte Punkt entwickelt
Schlussfolgerungen hinsichtlich der empirischen Erforschung von Individualisierungsprozessen." (Autorenreferat)
[63-L] Neckel, Sighard:
Die Mechanismen symbolischer Macht: Kabylen und Kapitalismus ; Einführendes zur Soziologie Pierre Bourdieus, in: Uwe H. Bittlingmayer, Rolf Eickelpasch, Jens Kastner, Claudia
Rademacher (Hrsg.): Theorie als Kampf? : zur politischen Soziologie Pierre Bourdieus, Opladen:
Leske u. Budrich, 2002, S. 29-34, ISBN: 3-8100-3352-9
INHALT: Der Beitrag stellt die Grundannahmen, das Erkenntnisinteresse und die politische Stoßrichtung der Kultursoziologie und Gesellschaftstheorie Bourdieus vor. Als theoretischer Leitfaden zieht sich, wie der Autor zeigt, durch alle Studien Bourdieus - von den frühen Arbeiten
über die algerischen Kabylen bis zu den Schriften über Das "Elend der Welt" oder "Männliche Herrschaft" - das Bemühen, die falsche Alternative von "objektiver" Strukturanalyse und
"subjektiver" Kultur- und Handlungstheorie zu überwinden und die soziale Realität als in sich
gedoppelte, stets schon symbolisch vermittelte zu konzipieren. Als Resultat hat Bourdieu daraus eine Theorie "symbolischer Kämpfe" entwickelt, in denen auch und gerade den Intellektuellen eine spezifische (politische) Verantwortung zukommt. Von den Studien über die Kabylei bis zu seinen letzten Schriften hat Bourdieu die Spur zu einer Art von Sozialkritik gelegt, die gegenüber Erfahrungen von Gewalt und Entrechtung dem "Wunsch nach einem Leben ohne Scham" verpflichtet ist. In den letzten Jahren stand dabei Bourdieus Kampf gegen
die "Invasion des Neoliberalismus" in die europäische Kultur und Öffentlichkeit im Mittelpunkt seines politischen Engagements. (ICA2)
[64-F] Nowak, Jürgen, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Die Macht des Sozialen - globale Bumerangs oder Globalisierung der Gerechtigkeit
INHALT: Es geht um eine soziologische Analyse der im Prinzip einseitigen ökonomischen Globalisierung und deren Rück- und Auswirkungen auf das soziale Zusammenleben (globale
Bumerangs).
ART: Eigenprojekt BEGINN: 1999-01 ENDE: 2002-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Europa-Institut für Soziale Arbeit an der Fachhochschule für Sozialarbeit und
Sozialpädagogik Berlin (Alice-Salomon-Platz 5, 12627 Berlin)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 030-99245-521, e-mail: [email protected])
40
soFid Allgemeine Soziologie 2003/1
2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)
[65-L] Richter, Horst-Eberhard:
Soziale Verantwortung in der flexibilisierten Gesellschaft, in: Psychosozial, Jg. 25/2002, H. 2 =
Nr. 88, S. 7-15 (Standort: UuStB Köln(38)-XG5196; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Auf der Grundlage von Ergebnissen des Giessener Tests, der vom einem Team und
dem Autor seit 1968 (1975, 1989, 1994 bis 1999) international eingesetzt wurde und gezeigt
hat, wie sich Befinden, Einstellung und soziales Verhalten des westdeutschen Menschen über
die Jahre verändert haben, thematisiert der Beitrag den beobachteten Wandel vom Zeitgeist
der sozialen Bewegung der 70er Jahre über die stärkere Ich-Betonung und EllbogenMentalität des Neoliberalismus bis hin zu einem seit 1994 beobachtbaren Anstieg des sozialen Wertbewusstseins in der deutschen Bevölkerung. Allerdings lässt die Eigendynamik der
technologischen Entwicklung, die eben diese Wandlungen in den Menschen begleitet, doch
die Frage aufkommen, ob die technische Verkopplung der Menschen nicht vielmehr ein Defizit an eigentlicher persönlicher Nähe bedeutet. Auch die Gentechnik birgt die Gefahr, soziale
Verantwortung und "Ehrfurcht vor dem Menschen" zu untergraben. Trotz leiser Hoffnung
sollte nicht vergessen werden, dass das Ziel des immer Größer, Schneller und Weiter und der
damit verbundene Allmachtswahn in einer selbstzerstörerischen Katastrophe enden könnten.
(ICH)
[66-L] Rink, Dieter:
Lebensweise, Lebensstile und Lebensführung: soziologische Konzepte zur Untersuchung von
nachhaltigem Leben, in: Dieter Rink (Hrsg.): Lebensstile und Nachhaltigkeit : Konzepte, Befunde und Potentiale, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 27-52, ISBN: 3-8100-3112-7
INHALT: Der Autor plädiert dafür, dass in der Lebensstilforschung klar zwischen den Konzepten
Lebensführung, Lebensweise und Lebensstil unterschieden und jeweils explizit bestimmt
wird, worauf sich das Forschungsinteresse richtet. Angesichts der gegensätzlichen Beurteilungen der sozialwissenschaftlichen Konzepte "Lebensweise" und "Lebensstil" sowie des
Verweises auf den Begriff der Lebensführung stellt er sich die Frage, was diese Konzepte zur
Erforschung von nachhaltigem Leben taugen. Im vorliegenden Beitrag wird in einem ersten
Schritt bestimmt, welche Anforderungen sich aus den unterschiedlichen Ausprägungen des
Leitbilds der Nachhaltigkeit und seiner Umsetzung für die Erforschung von nachhaltigem Leben ergeben. Dies wird durch eine Analyse der Thematisierung von Lebensweise und Lebensstil innerhalb von Nachhaltigkeitskonzepten und -Studien herausgearbeitet. Im zweiten
Schritt werden die Konzepte Lebensweise, Lebensführung und Lebensstil hinsichtlich ihrer
Eignung und möglichen Erklärungskraft im Hinblick auf Nachhaltigkeit ausgelotet. Zu diesen
Fragen werden dann weiterführende Vorschläge unterbreitet und mögliche Perspektiven für
die umweltsoziologische Forschung skizziert. (ICA)
[67-L] Schimank, Uwe; Lange, Stefan:
Gesellschaftsbilder als Leitbilder politischer Steuerung, in: Hans-Peter Burth, Ayel Görlitz
(Hrsg.): Politische Steuerung in Theorie und Praxis, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2001, S.
221-245, ISBN: 3-7890-7446-2
INHALT: Die Autoren filtern aus der soziologischen Gesellschaftstheorie bestimmte "Gesellschaftsbilder" heraus, die entweder explizit oder implizit als Leitideen für eine politische Ge-
soFid Allgemeine Soziologie 2003/1
2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)
41
sellschaftssteuerung dienen oder einen heuristischen Zugewinn für künftige PolicyForschungen und Selbstreflexionen der Praktiker darstellen können. Im Rahmen des vorliegenden Beitrags können nur die jeweiligen Kernideen und die zahlreichen Verflechtungen
zwischen den Konzepten angedeutet werden. Diese stellen kein bloßes Nebeneinander isolierter Perspektiven dar, sondern einen für Politikwissenschaft und Soziologie gleichermaßen bedeutsamen Argumentationszusammenhang. Skizziert werden folgende Gesellschaftsbilder:
gesteuerte Gesellschaft, staatlich verfasste Gesellschaft, polykontexturale Gesellschaft, Organisationsgesellschaft, individualisierte Gesellschaft, Bürger- und Verantwortungsgesellschaft,
Risikogesellschaft, Medien- und Inszenierungsgesellschaft, Weltgesellschaft. (ICI2)
[68-F] Simonson, Julia, Dipl.-Soz.; Gattig, Alexander, Ph.D. (Bearbeitung); Engel, Uwe, Prof.Dr.
(Leitung):
Integrationsleistungen der Sozialstruktur. Statusinkonsistenz und strukturelle Bindungen im
Wandel westlicher Gesellschaften
INHALT: Das Projekt setzt sich zum Ziel, herauszuarbeiten, in welcher Weise sich im Zuge sozialen Wandels die Integrationsleistungen der Sozialstruktur der Bundesrepublik Deutschland
und anderer westlicher Gesellschaften verändern. Als Orientierungsrahmen zur Beschreibung
sozialen Wandels wird die Individualisierungsthese zugrundegelegt und in termini der Statusinkonsistenztheorie expliziert. Es werden international vergleichende Sekundäranalysen repräsentativer Bevölkerungsumfragen vorgenommen.
METHODE: empirische Sozialforschung; Datenanalyse
ART: gefördert BEGINN: 2002-04 ENDE: 2005-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Bremen, FB 08 Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Lehrstuhl Soziologie, insb. Statistik und empirische Sozialforschung Prof.Dr. Engel (Postfach
330440, 28334 Bremen)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0421-218-7403, e-mail: [email protected])
[69-L] Stäheli, Urs; Stichweh, Rudolf:
Inclusion/ exclusion: systems theoretical and poststructuralist perspectives, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 8/2002, H. 1, S. 3-7 (Standort: UuStB Köln(38)-M
XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Text skizziert einen Überblick über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten systemtheoretischer und poststrukturalistischer Herangehensweisen bei der Erklärung des Zusammenhanges zwischen den Prozessen der Inklusion bzw. Exklusion und der Bildung von
sozialen, kulturellen und politischen Identitäten. Poststrukturalistische Untersuchungen betrachten die Bildung kollektiver Identität unter Rückgriff auf politische Machttheorien in der
Tradition Gramscis als einen Identifikationsprozess, der aus der Festlegung eines Exklusionsbereiches und den dazugehörigen Individuen resultiert. Die Systemtheorie nach Luhmann
hingegen versteht die Konzepte der Inklusion und Exklusion als ein Korrelat funktionaler
Differenzierung, das sich aus der Sicht von Funktionssystemen und ihrer Autopoiesis erklärt.
Funktionssysteme sind geprägt durch eine Spannung zwischen einer alle Individuen umfassenden Inklusion (z.B. Menschenrechte) und dem Phänomen der Exklusion auf der Ebene der
Sozialstruktur. Gemeinsamkeiten beider Erklärungsansätze liegen in der Grundannahme, dass
42
soFid Allgemeine Soziologie 2003/1
2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)
es keine alle einschließende Inklusion gibt und somit Inklusion notwendigerweise das Gegenkonzept Exklusion impliziert. Ebenso wird übereinstimmend die Ansicht vertreten, dass einerseits die Vorstellung einer kompletten Zuordnung eines Individuums, das seine Identität
durch mehrfache Inklusion/Exklusion-Vorgänge erhält, kaum realisierbar ist und darüber hinaus soziale und kulturelle Identitäten keineswegs als konstante Kategorien, sondern vielmehr
als sich verändernde Identifikationsprozesse anzusehen sind. (ICG)
[70-L] Stichweh, Rudolf:
Strangers, inclusions, and identities, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie,
Jg. 8/2002, H. 1, S. 101-109 (Standort: UuStB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag prüft in historischer und systematischer Perspektive den Zusammenhang
zwischen der Soziologie der Inklusion und Exklusion und der Soziologie des Fremden. Inklusion/ Exklusion ist eine neue theoretische Perspektive der Sozialwissenschaften, die auf die
Kommunikationsbasierung moderner Sozialsysteme und auf die Pluralisierung von Referenzsystemen für die Teilnahme an Gesellschaft reagiert. Sie entwickelt eine Analytik für die Art
und Weise, in der in kommunikationsbasierten Sozialsystemen die personale Umwelt dieser
Systeme durch Bezeichnung und Erwartungsbildung eingeschlossen oder durch Nichtbezeichnung und die Auflösung von Erwartungen ausgeschlossen wird. Im Vergleich zu dieser
sehr allgemeinen Analytik untersucht die Soziologie des Fremden einen relativ speziellen
Fall. Sie gehört zu den Teilstücken soziologischer Theorie, die an eine historische Semantik
anknüpfen, in diesem Fall an die überreiche Tradition der Identifikation und der Beschreibung von Fremden und der Erwartungsbildung ihnen gegenüber, die wir in zahllosen historischen Gesellschaften in ausgefeilter Form vorfinden. Drei sozialstrukturelle Prämissen der
Soziologie des Fremden werden herausgearbeitet: Diese denkt Partizipation an Sozialsystemen als Mitgliedschaft; sie beschreibt Sozialsysteme als auf sozialer Schließung aufruhend;
und sie fasst die Mitglieder von Sozialsystemen als kompakte soziale Objekte auf. Da alle
drei Strukturmerkmale durch emergente Strukturen der Moderne dementiert werden, optiert
der Aufsatz dafür, die Theorie der Inklusion/ Exklusion und die Soziologie des Fremden als
sukzessive historische Modelle der Partizipation von psychisch-personalen Systemen an Gesellschaft zu deuten. Daraus folgt die abschließende Diskussion vor; Strukturveränderungen
der Identität in der Moderne. Diese Diskussion betont die Partikularisierung von Identität; ihre Ablösung vom Moment des Authentischen; die Multiplizität von Identitäten und ihre temporale Instabilität. Die Netzwerk-Metapher für soziale Beziehungen wird als ein angemessenes Korrelat dieser Umbauten gedacht. Alle diese Veränderungen im Konzept der Identität
hängen mit einer Gesellschaftsstruktur zusammen, die die Partizipation von Personen in die
Form multipler Inklusionen bringt." (Autorenreferat)
[71-L] Stricker, Beate:
Individuelle Solidar-Kreise: Entwurf einer alternativen Gesellschaftsordnung, Münster: Telos
Verl. 2002, 211 S., ISBN: 3-933060-07-9
INHALT: "Die 'Individuellen Solidar-Kreise' bezeichnen einen praxisorientierten Gesellschaftsentwurf. Dieses Modell ermöglicht die zufriedenstellende Lebensperspektive möglichst vieler
Gesellschaftsmitglieder, die Pluralität von Lebensformen sowie die Einbindung aller Indivi-
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duen in stabile Netzwerke. Aus der Analyse verschiedener Gesellschaftsformen und Reformansätze, entwickelt die Autorin ein Konstrukt, welches eine Balance zwischen individueller
Freiheit und gesellschaftlichen Belangen auf der Basis einer liberalen Gesellschaft anstrebt.
Zugleich wird dieses Gesellschaftsmodell mit den transformierten Bereichen der politischen
Partizipation, der Sozialisation, des Arbeitsprozesses sowie der sozialen Arbeit verquickt.
Aufgrund des breiten theoretischen Bezugsrahmens, innerhalb dessen Strukturmerkmale moderner Gesellschaften aufgearbeitet und ausführlich diskutiert werden, eignet sich dieses
Buch für das Studium und die Prüfungsvorbereitung. Die lexikalische Aufarbeitung verschiedener Themenbereiche wie beispielsweise der Individualisierung, des Wertewandels und der
sozialen Netzwerke macht das vorliegende Buch zu einem interessanten Nachschlagewerk.
Ein Exkurs in die Ethnologie vermittelt einen spannenden Einblick 'über den Tellerrand' und
zeigt zugleich Handlungsansätze zur Lösung gesellschaftlicher Probleme auf. Die 'Individuellen Solidar-Kreise' sind damit ein engagiertes Plädoyer für die elementare Chancengleichheit." (Autorenreferat)
[72-L] Treptow, Rainer:
Ordnungsbegehren: zum Schematismus von Exklusion und Inklusion, in: Neue Praxis : Zeitschrift für Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sozialpolitik, Jg. 32/2002, H. 2, S. 194-202 (Standort: UuStB Köln(38)-XG2744; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Die von Niklas Luhmann eingeführte Unterscheidung von Exklusion und Inklusion zur
systemtheoretischen Rekonstruktion von sozialen Ungleichheiten trifft einen Nerv der Sozialpädagogik: Diese operiert mit der Diskrepanz zwischen dem bürgerlichen Anspruch auf
Gleichheit und Gerechtigkeit und der Wirklichkeit sozialer Ungleichheit in ihren Erscheinungsformen der Benachteiligung und des Ausschlusses bestimmter Gesellschaftsmitglieder.
Luhmann vertritt die Auffassung, dass mit der Umstellung von der einfachen, segmentären
auf die moderne, funktional differenzierte Gesellschaft eine sehr viel höhere (soziale) Mobilität der Gesellschaftsmitglieder zu verzeichnen ist. DieLebensführung der Menschen kommt
mit einer Vielzahl von Funktionssystemen in Berührung. Für Luhmann wird damit sichtbar,
dass funktionale Differenzierung von Gesellschaft durchaus ohne Inklusion geschehen kann,
ja verstärkt Exklusion erwarten lässt. Der "Traum von der immerwährenden Inklusion" der
Sozialpädagogik findet - so das Fazit des Autors - damit sein Ende. (ICA)
[73-L] Trinczek, Rainer:
Globalisierung: in soziologischer Perspektive, in: sowi-onlinejournal : Zeitschrift für Sozialwissenschaften und ihre Didaktik, 2002, H. 1, o.A. (Standort:
http://www.sowi-onlinejournal.de/nav_css_js/index-n.htm?/2002-1/soziologie_trinczek.htm)
INHALT: "Globalisierung ist ohne Zweifel eines der zentralen ¿catch words' in den sozialwissenschaftlichen Debatten der 1990er Jahre gewesen. In diesem Beitrag wird versucht, relevante
Aspekte des einschlägigen soziologischen Diskurses zu skizzieren. Dabei werden fünf Punkte
bearbeitet: Zunächst wird eine knappe Begriffsbestimmung von Globalisierung vorgenommen, um dann kurz auf die Geschichte der soziologischen Globalisierungsdebatte einzugehen.
In einem dritten Punkt wird ein stichpunktartiger Überblick über die wichtigsten Themenfelder gegeben, die aktuell in der Soziologie unter dem Stichwort 'Globalisierung' bearbeitet
werden. Anschließend werden am Beispiel der 'Globalisierung der Wirtschaft' mit der 'objek-
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2 Gesellschaft und Gemeinschaft (allgemein)
tivistischen' und der 'konstruktivistischen' die beiden wesentlichen soziologischen Perspektiven auf die aktuellen Globalisierungsphänomene beschrieben. Schließlich wird abschließend
darüber reflektiert, was Globalisierung für die Disziplin Soziologie bedeutet, die bekanntlich
traditionell eher nationalstaatlich orientiert ist." (Autorenreferat)
[74-L] Ziegler, Holger:
Ordnung und Gesellschaft, in: Sozialwissenschaftliche Literatur Rundschau : SLR ; Sozialarbeit,
Sozialpädagogik, Sozialpolitik, Gesellschaftspolitik, Jg. 25/2002, H. 44, S. 42-47 (Standort:
UuStB Köln(38)-M XG 05303; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Fragen der Konstitution gesellschaftlicher Ordnung thematisiert ebenfalls Holger
Ziegler, wenn er Bücher von Soeffner und Stehr hinsichtlich ihrer leitmotivischen Gemeinsamkeiten wie Differenzen heranzieht, um nach Möglichkeiten und Bedingungen der Konstitution von sozialen Akteuren zu fragen. Wichtig scheint dabei das Zusammenspiel der Autoren, bei denen Soeffner sich Fragen kultureller Verortung, der symbolisch - kulturellen Arbeit
am Selbst, der Herstellung von individuellen Sinnentwürfen widmet, während Stehr angesichts der Zerbrechlichkeit moderner Gesellschaften die Frage nach den Chancen einer Verwirklichung des Individuums angesichts einer Stagnation der Macht in Wissensgesellschaften
in den Mittelpunkt seines Interesses stellt. Entscheidend bleibt zu klären, inwieweit unter den
Bedingungen heutiger Vergesellschaftung die Durchsetzung von sozialer Kontrolle und Herrschaft immer mehr an die Beteiligung der Unterdrückten selbst gebunden ist." (Autorenreferat)
[75-L] Zündorf, Lutz:
Umstrittene Globalisierung: Staat und Welt als Bezugssysteme des Handelns im Prozeß der
Globalisierung, in: sowi-onlinejournal : Zeitschrift für Sozialwissenschaften und ihre Didaktik,
2002, H. 1, o.A. (Standort: http://www.sowi-onlinejournal.de/nav_css_js/index-n.htm?/20021/bezugssysteme_zuendorf.htm)
INHALT: "In diesem Beitrag wird Globalisierung als Prozess der Umstellung von Bezugssystemen des Denkens und Handelns von 'Staat' auf 'Welt' konzipiert. Von der klassischen Definition des Nationalstaates ausgehend, werden zuerst drei staatszentrierte Bezugssysteme
(Rechtsstaat, Sozialstaat, Territorialstaat) skizziert. Im zweiten Schritt werden globale Bezugssysteme (Welt als einheitlicher Markt, als Gefüge von Herrschaftsgebilden, als Konglomerat von Kulturen) umrissen. Die Argumentation läuft darauf hinaus, zu zeigen, dass es sich
bei diesen Konzeptionen keineswegs um geschlossene und harmonische Gesellschafts- und
Weltbilder handelt; vielmehr enthält jedes der sechs Bezugsysteme spezifische Spannungsund Konfliktlinien, aus denen sich ihre jeweilige Dynamik speist. Im dritten Schritt werden
Prozesse der Umstellung der Bezugssysteme in Richtung Globalität auf drei Ebenen analysiert: auf der Ebene umfassender historischer Prozesse, auf der Ebene staatlichen Handelns
und auf der Ebene individueller Akteure." (Autorenreferat)
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3 Sozialstruktur I: Struktur
[76-L] Bertsch, Frank:
Armut in Familien: Fragen an den Ersten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, in: Hauswirtschaft und Wissenschaft, Jg. 50/2002, H. 1, S. 35-40
INHALT: "Der erste Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung wirft Licht und Schatten. Dieser Beitrag erörtert seine Schwachstellen unter familienpolitischen Aspekten - als Anregung für künftige Berichte. Bereits bei der Analyse der sozialen Lage zeigen sich systematische Lücken. So bleibt die eigentliche Lebenslagenanalyse hinter der Ressourcenanalyse
weit zurück, und die Ressourcenanalyse vertraut zu einseitig auf die Analyse der Einkommen.
Die Schlüsselrolle humaner Ressourcen für die Alltagsbewältigung privater Haushalte und
bei der Erziehung der nachwachsenden Generationen ist dem Bericht weitgehend entgangen.
Auch die Einkommensverhältnisse werden nicht transparent genug. Beispielsweise gibt es eine sozialstaatliche Lücke in höchst sensiblen Familienphasen, die zu einer sozialen Enttäuschung junger Familien führt. Diese Vertrauenseinbuße in Staat und Gesellschaft ist das falsche Signal für ein Land mit demografischen Problemen. Der erste Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung hat dies noch nicht verstanden." (Autorenreferat)
[77-F] BIS Berliner Institut für Sozialforschung GmbH:
Privilegierte Lebenslagen als Grundlage sozialer Hierarchie. Eine Studie im Rahmen der
Armuts- und Reichtumsberichterstattung der Bundesregierung
INHALT: Die Lebenschancen sind in unserer Gesellschaft deutlich ungleich verteilt. Aber die
Frage, wie soziale Chancen intergenerationell vererbt und damit soziale Hierarchien reproduziert werden, ist weitgehend ungeklärt. Große Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang
dem Bildungssystem zu. Welche Zusammenhänge bestehen zwischen sozialer Herkunft, Bildungschancen und dem Zugang zu privilegierten Berufen? Dem Selbstverständnis und den
gesellschaftlichen Erwartungen nach sind Eliten immer auch dem Gemeinwohl verpflichtet.
Welche Faktoren und Konstellationen fördern bzw. hemmen ihr gemeinwohlorientiertes Engagement? Worin besteht der gemeinschaftliche Nutzen? Welchen Umfang hat das gemeinwohlorientierte Engagement, das sich in Stiftungsaktivitäten niederschlägt?
METHODE: Forschungsvorgehen: Baustein 1: Begriffliche und methodische Bestimmung "privilegierter Lebenslagen". Baustein 2: Sichtung und Bewertung quantitativer und qualitativer Literatur zum Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Zugang zu privilegierten Berufen; Identifizierung offener Forschungsfragen; Experteninterviews (N=10) u.a. mit Personalberatern. Baustein 3: Fallstudien (N=15) zum Beitrag gemeinwohlorientierten Engagements
durch Angehörige der Elite zur gesellschaftlichen Entwicklung; Identifizierung fördernder
und hemmender Bedingungen für gemeinwohlorientiertes Handeln; Erarbeitung eines Überblicks über den Stand von Stiftungsaktivitäten. Erarbeitung eines Untersuchungsansatzes zum
Zusammenhang zwischen der Reproduktion sozialer Hierarchie, Elitenbildung und Machtfaktoren einerseits und gemeinwohlorientiertem Engagement andererseits.
ART: Auftragsforschung AUFTRAGGEBER: Bundesregierung FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: BIS Berliner Institut für Sozialforschung GmbH (Ansbacher Str. 5, 10787 Berlin)
KONTAKT: Institution (Tel. 030-310009-0, Fax. 030-310009-66, e-mail: [email protected])
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[78-L] Budowski, Monica; Tillmann, Robin; Bergmann, Manfred Max:
Poverty, stratification, and gender in Switzerland, in: Schweizerische Zeitschrift für Soziologie, Vol. 28/2002, Issue 2, S. 297-317 (Standort: UuStB Köln(38)-BP04865; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "In dieser Arbeit setzen wir Armut, soziale Stratifikation und Gender mit Daten des
Schweizer Haushalt-Panels zueinander in Beziehung. Es ist schon lange bekannt, dass es zu
einfach ist, Armut lediglich als ein finanzielles Einkommen, das unter eine zufällig gesetzte
Armutsgrenze fällt, zu konzeptualisieren. Deshalb konzeptualisieren wir Armut als eine
Kombination von tiefem Einkommen und Deprivation bezüglich eines 'generellen' Lebensstandards. Die Fragen, die wir angehen, sind: 'Was sind die sozio-demografischen Merkmale
der Armen?', 'Existiert ein geschlechtsspezifisches Muster von Armut?', und 'Wie sehen die
Beziehungen zwischen sozialer Stratifikation, Gender und Armut aus?'. Die Ergebnisse zeigen, dass Haushalte, die am häufigsten von Armut betroffen sind, diejenigen sind, bei denen
eine Frau am meisten Einkommen einbringt. Weiter unterscheiden sich die soziodemografischen Merkmale der als arm klassifizierten Haushalte gemäss dem Geschlecht der
Person, die am meisten zum Haushaltseinkommen beiträgt. Unter der erwerbstätigen Bevölkerung war die soziale Stratifikation bei weitem der wichtigste Faktor zur Bestimmung von
Armut, wichtiger als Geschlecht, Nationalität oder Bildungsabschluss." (Autorenreferat)
[79-L] Eder, Klaus:
Klasse, Macht und Kultur: zum Theoriedefizit der Ungleichheitsforschung, in: Anja Weiß,
Cornelia Koppetsch, Albert Scharenberg, Oliver Schmidtke (Hrsg.): Klasse und Klassifikation :
die symbolische Dimension sozialer Ungleichheit, Opladen: Westdt. Verl., 2001, S. 27-60, ISBN:
3-531-13749-2
INHALT: Der vorliegende Beitrag enthält eine Kritik der kulturalistischen Wende der Ungleichheitsforschung und zeigt die methodischen und theoretischen Implikationen für eine Strukturanalyse sozialer Ungleichheit auf. Nicht nur im öffentlichen Bewusstsein ist die Vorstellung
einer über soziale Klassen sich konstituierenden Gesellschaft verschwunden, auch die sozialwissenschaftliche Theorie hat dieses Konzept ad acta gelegt und die Klassenanalyse als überholt erklärt. Übrig bleiben nur mehr Individuen, die sich im Diskurs über den sich durchsetzenden Kapitalismus dadurch unterscheiden, wie sie mit der ökonomischen Logik dieses Systems umzugehen verstehen. Individualisierung ist also die sozialwissenschaftliche Antwort
auf die gesellschaftstheoretische Frage, was den Kapitalismus zusammenhält. Die soziale
Ungleichheit wird durch die natürliche Ungleichheit zwischen Individuen ersetzt, d.h. die kultursoziologische Wende der Ungleichheitsforschung basiert auf einer Gesellschaftstheorie,
die das Soziale auf das Kulturelle - den Geschmack - reduziert. Die traditionelle Sozialforschung hat dieser Entschärfung der Ungleichheitsforschung dadurch Vorschub geleistet, dass
sie die Ungleichheitsforschung von einer Strukturtheorie moderner Gesellschaft abgekoppelt
hat. Sie hat dies weitgehend aus gesellschaftspolitischen Gründen und in der Abwehrreaktion
auf Marx und die marxistische Klassentheorie getan. Die Folgen lassen sich auf die Formel
"zu viel Kultur" und "zu wenig Struktur" bringen. (ICI2)
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[80-F] Geiling, Heiko, Prof.Dr.; Häußermann, Hartmut, Prof.Dr.; Hamedinger, Alexander, Dr.;
Heinelt, Hubert, Prof.Dr.; Holzinger, Elisabeth, Dr.; Kronauer, Martin, Dr.; Läpple, Dieter,
Prof.Dr.; Schneider-Sliwa, Rita, Prof.Dr.; Tönnies, Gerd, Dr. (Bearbeitung); Dangschat, Jens S.,
Prof.Dr. (Leitung):
Lebensstile, soziale Lagen und Siedlungsstrukturen
INHALT: 1. Beschreibung der sozialen Ungleichheit in Stadtregionen, insbesondere hinsichtlich
der Wechselwirkungen zwischen sozioökonomischen (vertikalen) und sozio-kulturellen (horizontalen) Strukturen sowie deren kultureller Reproduktion in sozialen Milieus und der individuellen Gestaltung der Alltagswelten (Lebensstile); 2. Analyse, inwieweit sich soziale Ungleichheiten in den Raum übertragen und als Segregationsmuster niederschlagen; 3. Untersuchung der Möglichkeiten, mit Instrumenten der Planung den Problemen sozialer Konzentration zu begegnen.
METHODE: Untersuchung der räumlichen Auswirkungen sozialer Ungleichheit im Rahmen
eines interdisziplinären Verbundforschungsvorhabens (ARL-Arbeitskreis) DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen. Aktenanalyse, offen. Gruppendiskussion.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Diverse Arbeitspapiere als
Sitzungsunterlagen.
ART: Auftragsforschung BEGINN: 2000-01 ENDE: 2002-06 AUFTRAGGEBER: Akademie für
Raumforschung und Landesplanung -ARL- FINANZIERER: Institution; Auftraggeber
INSTITUTION: Österreichisches Institut für Raumplanung (Franz Josefs-Kai 27, 1011 Wien,
Österreich); Akademie für Raumforschung und Landesplanung -ARL- (Hohenzollernstr. 11,
30161 Hannover); Soziologisches Forschungsinstitut e.V. an der Universität Göttingen SOFI- (Friedländer Weg 31, 37085 Göttingen); Technische Universität Wien, Institut für
Stadt- und Regionalforschung (Karlsgasse 13, 1040 Wien, Österreich); Technische Universität Darmstadt, FB 02 Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften, Institut für Politikwissenschaft (Residenzschloß, 64283 Darmstadt); Technische Universität Hamburg-Harburg, FSP 1
Stadt, Umwelt und Technik Arbeitsbereich 1-06 Stadt- und Regionalökonomie, Stadt- und
Regionalsoziologie (Woellmerstr. 1, 21071 Hamburg); Humboldt Universität Berlin, FB 05
Sozialwissenschaften, Institut für Politikwissenschaften Lehrstuhl Stadt- und Regionalsoziologie (Unter den Linden 6, 10117 Berlin); Universität Basel, Philosophisch-Naturwissenschaftliche Fakultät, Geographisches Institut (Klingelbergstraße 16, 4056 Basel, Schweiz);
Universität Hannover, FB Geschichte, Philosophie und Sozialwissenschaften, Arbeitsgruppe
Interdisziplinäre Sozialstrukturforschung -agis- (An der Christuskirche 18, 30167 Hannover)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0043-1588-0126640, Fax: 0043-1588-0126691, e-mail:
[email protected]); Auftraggeber (Tel. 0511-34842-0, e-mail:
[email protected])
[81-L] Geißler, Rainer:
Die Sozialstruktur Deutschlands: die gesellschaftliche Entwicklung vor und nach der Vereinigung ; mit einem Beitrag von Thomas Meyer, Wiesbaden: Westdt. Verl. 2002, 512 S., ISBN:
3-531-32923-5
INHALT: "Das Buch bietet einen umfassenden Überblick über die sozialstrukturelle Entwicklung
und die Perspektiven des sozialen Wandels in Deutschland vor und nach der Wiedervereinigung. Durch die vergleichende Gegenüberstellung der Verhältnisse in DDR und Bundesrepublik bzw. neuen und alten Bundesländern werden dabei Unterschiede und Gemeinsamkeiten
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herausgearbeitet. Auf empirischer Grundlage werden die folgenden Teilbereiche dargestellt:
Bevölkerungsentwicklung, materielle Lebensbedingungen, soziale Ungleichheiten und
Schichtstrukturen, Umschichtungsprozesse in wichtigen Gruppen (Eliten, Dienstleistungsschichten, Selbständige, Bauern, Arbeiterschichten, Randschichten, ethnische Minderheiten),
soziale Mobilität, Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern, Bildungssystem und Familienstrukturen. Alle Kapitel enthalten auch eine Zusammenfassung des Forschungsstandes
zum sozialen Umbruch in den neuen Bundesländern. Insgesamt wird so eine Bilanz zur deutschen Vereinigung aus der Perspektive der Sozialstrukturanalyse gezogen. Für die dritte Auflage wurde das Buch gründlich überarbeitet und teilweise neu geschrieben. Bis zuletzt wurden aktuelle Daten in den Text eingearbeitet. Dadurch konnten die realen gesellschaftlichen
Veränderungen und die wichtigsten Fortschritte der Sozialstruktur- und Ungleichheitsforschung seit Mitte der 90er Jahre bis heute angemessen berücksichtigt werden." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Zum Begriff der Sozialstruktur (19-22); Die Entstehung der Industriegesellschaft: sozioökonomischer Wandel im 19. Jahrhundert (23-48); Rainer Geißler und
Thomas Meyer: Struktur und Entwicklung der Bevölkerung (49-80); Die Entwicklung der
materiellen Lebensbedingungen (81-109); Soziale Klassen und Schichten - soziale Lagen soziale Milieus. Modelle und Kontroversen (110-144); Eliten (145-166); Selbstständige, bürgerlicher Mittelstand, Bauern (167-196); Dienstleistungsschichten und industrielle Dienstleistungsgesellschaft (197-229); Arbeiterschichten: Entproletarisierung und Differenzierung
(230-244); Deutsche Randschichten: Arme - Obdachlose - Langzeitarbeitslose (245-281);
Ethnische Minderheiten (282-310); Soziale Mobilität (311-332); Bildungsexpansion und
Wandel der Bildungschancen. Veränderungen im Zusammenhang von Bildungssystem und
Sozialstruktur (333-364); Die Entwicklung der sozialen Ungleichheiten zwischen Frauen und
Männern (365-400); Thomas Meyer: Private Lebensformen im Wandel (401-433); Grundlinien der Entwicklung zu einer modernen Sozialstruktur (434-454).
[82-L] Grundmann, Siegfried:
Räumliche Disparitäten in der DDR, in: Lothar Mertens (Hrsg.): Soziale Ungleichheit in der
DDR : zu einem tabuisierten Strukturmerkmal der SED-Diktatur, Berlin: Duncker & Humblot,
2002, S. 159-201, ISBN: 3-428-10523-0
INHALT: Der Autor versteht räumliche Disparitäten als Niveauunterschiede der Lebensbedingungen in verschiedenen Territorien, die neben anderen Unterschieden in Gestalt von sozialer
Schichtung und Spaltungen zwischen Geschlechtern, Alters- und Qualifikationsgruppen, Berufen und Ethnien bestehen. Er beschreibt zunächst die Indikatoren zur Messung räumlicher
Disparitäten, um im Anschluss daran die räumlichen und regionalen Disparitäten in der DDR
am Beispiel der Faktoren "Umwelt", "Arbeit", "Wohnen", "Wohnort/Infrastruktur/Dienstleistungen" und "Wanderungsverhalten der Bevölkerung" näher zu untersuchen. Er bezieht
sich dabei auf die im Jahre 1987 unter seiner Leitung durchgeführte empirische Erhebung
"Sozialstruktur und Lebensweise in Städten und Dörfern". Hinsichtlich der sozialen Schichtung stellt er in Übereinstimmung mit anderen Forschungsergebnissen fest, dass diese Unterschiede eher zu gering als zu groß gewesen sind. Die DDR war eine "nivellierte Arbeiter- und
Bauerngesellschaft" mit dominant egalitären Tendenzen. Dies kann jedoch für die räumlichen
Disparitäten nicht behauptet werden, im Gegenteil: regionale Disparitäten haben wesentlich
zum Zusammenbruch der DDR beigetragen. (ICI)
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[83-L] Honneth, Axel:
Organisierte Selbstverwirklichung: Paradoxien der Individualisierung, in: Axel Honneth
(Hrsg.): Befreiung aus der Mündigkeit : Paradoxien des gegenwärtigen Kapitalismus, Frankfurt am
Main: Campus Verl., 2002, S. 141-158, ISBN: 3-593-37080-8
INHALT: Der Beitrag befasst sich mit dem Prozess der Individualisierung und seinen Struktureigentümlichkeiten, die sich aus dem ambivalenten Charakter des Individualisierungsbegriffes
ergeben. Denn unter Individualisierung ist "zugleich das äußere Faktum einer Zunahme an
individuellen Eigenschaften wie auch das 'innere' Faktum gestiegener Eigenleistungen des
Subjekts" zu verstehen. Die Ausführungen orientieren sich an der These, "dass die Ansprüche
auf individuelle Selbstverwirklichung, die durch das historisch einmalige Zusammentreffen
von ganz unterschiedlichen Individualisierungsprozessen in den westlichen Gesellschaften
vor dreißig, vierzig Jahren rapide angewachsen sind, inzwischen so stark zu einem institutionalisierten Erwartungsmuster der sozialen Reproduktion geworden sind, dass sie ihre innere
Zweckbestimmung verloren haben und vielmehr zur Legitimationsgrundlage des Systems
geworden sind". Bei der Erläuterung werden zunächst in einem historischen Rückblick die
jeweils unabhängig voneinander entstandenen Individualisierungsprozesse in westeuropäischen Ländern skizziert. Im Anschluss erfolgt eine Rekonstruktion der wesentlichen sozialen
Prozesse, die im Verlauf der weiteren Jahrzehnte für eine Wandlung der individuell gewachsenen Ansprüche in institutionelle Erwartungsmuster, die "nun den Subjekten als Forderungen wie von außen entgegentreten", gesorgt haben. In einem Ausblick beschreibt der Autor
schließlich die sozialpsychologischen und klinischen Indikatoren, die Grund zu der Annahme
geben, "dass der paradoxale Umschlag des Individualisierungsprozesses zu einer Vielzahl
von neuen, sowohl materiellen wie psychischen Formen des sozialen Leidens zu führen
droht". (ICG)
[84-L] Hüning, Hasko; Herkommer, Sebastian; Bischoff, Joachim:
Unsere Klassengesellschaft: verdeckte und offene Strukturen sozialer Ungleichheit, Hamburg: VSA-Verl. 2002, 242 S., ISBN: 3-87975-861-1
INHALT: "Zeitdiagnosen sind nicht unabhängig von den Gesellschaftstheorien, die ihnen explizit
oder implizit zugrunde liegen. Wir beobachten eine Konjunktur neuer Begriffe zur Kennzeichnung unserer gegenwärtigen Gesellschaft und ihrer wahrscheinlichen Entwicklung. Aus
der Fülle der Bezeichnungen gilt es, die zentrale Problemstellung herauszuarbeiten, um die
Frage nach der Fruchtbarkeit von Klassenanalysen beantworten zu können. Als einen unzeitgemäßen Vorschlag hat z.B. Paul Nolte in einem ZEIT-Essay seine Forderung bezeichnet,
gegen die öffentliche Verdrängung sozialer Ungleichheit anzukämpfen. 'Wenn den Politikern
das Bewusstsein dafür fehlt, in welcher Gesellschaft wir leben, und die Begriffe nicht mehr
zur Verfügung stehen, um das auszudrücken, führt dies zu einem Realitätsverlust und zu einem Mangel an Problemlösungsfähigkeit, den sich keine Demokratie auf Dauer leisten kann.'
Es sind in der Tat die sozialen Probleme, insbesondere die sich weit öffnende Schere zwischen Reichtum und Armut (weltweit und in den reichsten kapitalistischen Gesellschaften
selbst) sowie die mit der Massen- und Dauerarbeitslosigkeit sich verschärfenden Phänomene
sozialer Ausgrenzung, die in den Sozialwissenschaften am Ende des letzten Jahrhunderts zu
einer Wiederbelebung von Klassentheorie geführt haben und die Dringlichkeit empirischer
Klassenanalysen unterstreichen. Die Aktualität der Klassenanalyse liegt also darin begründet,
dass die in der fordistischen Prosperitätskonstellation gezähmten und latent gehaltenen Klas-
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3 Sozialstruktur I: Struktur
sengegensätze in der Krise des Fordismus wieder aufgebrochen und offen zutage getreten
sind. Es ist keine Frage, dass in dieser Situation des Bruchs in der Kontinuität der kapitalistischen Dynamik auch eine Chance enthalten ist." (Autorenreferat)
[85-L] Jürgens, Kerstin:
Alltägliche Lebensführung als Dimension sozialer Ungleichheit?, in: Margit Weihrich, G. Günter Voß (Hrsg.): tag für tag : Alltag als Problem - Lebensführung als Lösung?, München: Hampp,
2002, S. 71-94, ISBN: 3-87988-678-4
INHALT: "Kerstin Jürgens mahnt in ihrem Beitrag die noch immer ausstehende Untersuchung
der Verschränkung von Lebensführungen untereinander an; schließlich reproduziere sich in
dieser Verschränkung soziale Ungleichheit. Die Alltägliche Lebensführung fungiere als Ressource oder Restriktion für bestimmte soziale Positionierungen; immer mehr komme es hierbei auf die Qualifikation an, Verhandlungen führen zu können, was offene Lebensführungen
kennzeichne. Lebensführung fungiere so als kulturelles Kapital und werde in dem Maße zur
Dimension sozialer Ungleichheit, als es von ihrer Verfasstheit abhänge, ob man dem 'Flexibilitätsimperativ' nachzukommen in der Lage sei. In der Diskussion wurde angemahnt, daß weiter offen geblieben ist, welche Folgen bestimmte Lebensführungen haben. Womöglich müsse
der Anspruch, Lebensführungsregeln, Probleme und Folgen in einem komplexen setting miteinander in Beziehung setzen zu wollen, scheitern. Man könne gar nicht alle Selektionsfaktoren kennen; jedoch seien Aussagen darüber möglich, unter welchen Bedingungen bestimmte
Problemkonstellationen auftreten, welche Lösungen möglich sind und welche Folgen diese
Lösungen wiederum haben können." (Autorenreferat)
[86-L] Kleineberg, Michael:
Soziale Netze als Grundlage der russischen Sozialstruktur, in: Ingrid Oswald, Eckhard Dittrich, Viktor Voronkov (Hrsg.): Wandel alltäglicher Lebensführung in Russland : Besichtigungen
des ersten Transformationsjahrzehnts in St. Petersburg, Münster: Lit Verl., 2002, S. 39-64, ISBN:
3-8258-5805-7
INHALT: Der Beitrag zielt auf eine Integration der Netzwerkforschung in die Transformationsforschung. Der Verfasser verweist auf die prägende Bedeutung und Reichweite sozialer
Netzwerkbeziehungen in realsozialistischen Gesellschaften, die als konstitutiv für die Verfasstheit dieser Gesellschaften angesehen werden können. Auch unter den heutigen Bedingungen des postsozialistischen Umbruchs, so wird gezeigt, hat die Bedeutung sozialer Netze
nicht nachgelassen. Sie stellen vielmehr unter den aktuellen Bedingungen gesteigerter Unsicherheit eine aktive Anpassungsstrategie dar. Die Folgen einer solchen netzwerkartigen Integration sind differenziert zu bewerten und können nicht auf Phänomene ("mafioser") sozialer
Schließung reduziert werden. (ICE2)
[87-L] Klenner, Christina:
Geschlechtergleichheit in Deutschland?, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2002, B 33/34, S. 17-28 (Standort:
http://www.bpb.de/publikationen/WXM7T4,0,0,Geschlechtergleichheit_in_Deutschland.html;
UuStB Köln(38)-Ztg00926-a; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
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3 Sozialstruktur I: Struktur
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INHALT: "Von Geschlechtergleichheit zwischen Frauen und Männern im sozialen Sinne kann in
Deutschland gegenwärtig nicht die Rede sein. Zwar gibt es in einigen Bereichen Angleichungsprozesse, so zum Beispiel bei den geschlechtsspezifischen Erwerbsquoten und in der
politischen Partizipation, doch in anderer Hinsicht weisen die Ungleichheiten zulasten von
Frauen ein großes Beharrungsvermögen auf. So haben sich die Relationen hinsichtlich der
Erwerbseinkommen und bei Führungspositionen kaum verbessert. Neben den Benachteiligungen der Frauen als soziale Gruppe sind jedoch Differenzierungen innerhalb der Gruppen
der Frauen und der Männer zu betrachten. Auch die Situation in West- und Ostdeutschland
unterscheidet sich erheblich und die Entwicklungen sind teilweise gegenläufig." (Autorenreferat)
[88-L] Kürsat-Ahlers, Elcin:
Stigmatisierung, Diskriminierung und ethnische Schichtung, in: Hartmut M. Griese, Elcin
Kürsat-Ahlers, Rainer Schulte, Massoud Vahedi, Hans-Peter Waldhoff (Hrsg.): Was ist eigentlich
das Problem am "Ausländerproblem"? : über die soziale Durchschlagskraft ideologischer Konstrukte, Frankfurt am Main: IKO-Verl. f. Interkulturelle Kommunikation, 2002, S. 47-98, ISBN: 388939-639-9
INHALT: Der Beitrag begründet folgende These und Perspektive der Argumentation: Das Problem am "Ausländerproblem" ist, dass Gruppen von Menschen wegen ihrer fremden ethnischkulturellen Herkunft in ihrer Würde, ihrer Persönlichkeitsentwicklung und ihren Lebenschancen beeinträchtigt und von den universalistischen Gleichheitskriterien de facto ausgeschlossen sind. Mittels der "Stigma"-Theorie von Goffman (sie ist sozialkonstruktivistisch angelegt)
werden diskriminierungstheoretische Überlegungen zum Konzept der (internationalen) "ethnischen Schichtung als etabliertem System kollektiver Diskriminierung" entwickelt. Die Ausführungen zeigen insgesamt Folgendes: Es handelt sich bei ethnischer Schichtung um die
Verlagerung von direkter, offener Diskriminierung in strukturelle Diskriminierung. Sie bewirkt Segregation und soziale Statusvererbung. Formale (juristische) Gleichheit, so das Fazit,
schließt "strukturelle Diskriminierung" keineswegs aus. (ICA2)
[89-L] Levy, Rene:
Meso-social structures and stratification analysis - a missing link?, in: Schweizerische Zeitschrift für Soziologie, Vol. 28/2002, Issue 2, S. 193-215 (Standort: UuStB Köln(38)-BP04865;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die gängige Schichtungsforschung beruht auf einer Reihe stillschweigender Annahmen über die Homogenität des sozialen Raums bezüglich Kristallisation der Ungleichheitsdimensionen und meso-sozialer Strukturen. Drei solcher Annahmen werden als Hypothesen
ausformuliert und diskutiert, keine davon trifft plausiblerweise auf westliche Gegenwartsgesellschaften zu. Daraus folgt, dass die häufig unbefriedigenden Resultate in der Schichtungsforschung eher auf die Vernachlässigung wichtiger meso-struktureller Variationsquellen zurückzuführen sind als auf den angeblichen Bedeutungsverlust der sozialen Schichtung im Alltagsleben." (Autorenreferat)
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3 Sozialstruktur I: Struktur
[90-L] Luckmann, Thomas:
Sinn in Sozialstruktur, in: Soziologische Perspektiven auf "Norm und Symbol", 2000, S. 70-83
(Standort: UuStB Köln(38)-20020107395; Graue Literatur)
INHALT: Der Autor skizziert einige Antworten auf die allgemeine Frage, was "Soziales im Kulturellen" und "Kulturelles im Sozialen" ausmache. Er fragt zunächst danach, ob die übliche
Trennung von "Sozialem" und "Kulturellem" grundsätzlich haltbar sei, wenn man diese Bereiche nicht nur als analytische Hilfskategorien versteht. Wenn soziales Handeln sinnhaft ist
und etwas hervorbringt, das mit den Begriffen von Kultur und Sozialstruktur bezeichnet wird,
kann Sinnhaftes seiner Meinung nach nicht auf Kultur beschränkt sein. Um der Frage nachzugehen, wie aber die Unterscheidung von Kultur und Sozialem dennoch auf andere Weise in
die Strukturen der Lebenswelt eingeht, skizziert der Autor den Prozess, wie sich Sinn und
Bedeutung im Handeln konstituieren. Er bezieht sich dabei zum einen auf die phänomenologische Beschreibung der Konstitution der menschlichen Lebenswelt in intentionalen Vorgängen. Er betrachtet zum anderen den erfahrungswissenschaftlichen Ansatz der vielfältigen
menschlichen Konstruktionen geschichtlicher Gesellschaften. (ICI2)
[91-L] McKibbin, Ross:
Classes and cultures: a postscript, in: Mitteilungsblatt des Instituts für Soziale Bewegungen,
2002, No. 27, S. 153-165
INHALT: Der Autor hat mit dem Buch "Classes and Cultures" ein einflussreiches Buch über die
Geschichte Großbritanniens im 20 Jahrhundert, genauer, über die englische Gesellschaft zwischen 1918 und 1951 vorgelegt. Das Buch beschreibt die Klassenstruktur Englands einschließlich der Themen Erziehung und Bildung, soziale Mobilität, Religion, Sexualität und
Sexualmoral, Sport, Musik, Film, Rundfunk und Literatur. Generell kennzeichnend für diesen
Abschnitt der englischen Geschichte war ein homogenes Klassenbewusstsein in allen Schichten der Gesellschaft. Die relativ scharfe Segregation spiegelte sich auch in der politischen
Kultur des Landes mit einer "klassenbewussten" Arbeiterschaft mit stark ausgeprägtem Traditionsbewusstsein wieder. Die Erosion und Nivellierung dieses Gesellschaftsmodells erfolgte
erst relativ spät in den 80er Jahren, mit der Folge eines einschneidenden Umbaus der Gesellschaft unter Thatcher und Blair. (ICA)
[92-L] Mertens, Lothar:
'Was die Partei wusste, aber nicht sagte...': empirische Befunde sozialer Ungleichheit in der
DDR-Gesellschaft, in: Lothar Mertens (Hrsg.): Soziale Ungleichheit in der DDR : zu einem tabuisierten Strukturmerkmal der SED-Diktatur, Berlin: Duncker & Humblot, 2002, S. 119-157, ISBN:
3-428-10523-0
INHALT: Der Autor zeigt anhand der Einkommensunterschiede, der Ungleichheit von Frauen
und der Wohnverhältnisse, wie groß einerseits die sozialen Unterschiede in der DDR gewesen
sind und in welchem Umfang dieser Tatbestand andererseits der Partei- und Staatsführung
bekannt war. Die Quellengrundlage für die Analyse sind insbesondere Dissertationen, die an
der Ost-Berliner Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim Zentralkomitee der SED
angenommen wurden. Bei den empirischen Daten handelt es sich um die "Ergebnisse einer
repräsentativen soziologischen Untersuchung in der zentralgeleiteten sozialistischen Industrie
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der DDR" aus dem Jahre 1973, deren Material bis zur Wende unveröffentlicht blieb. Die
Analyse zeigt, dass soziale Ungleichheitsstrukturen in der sich sozialistisch verstehenden
DDR-Gesellschaft weiter fortbestanden und mit den Dimensionen Macht, politische Privilegien, Bildung, Qualifikation und informelle Beziehungen erfasst werden konnten. Obwohl die
SED um die wahren sozialstrukturellen Gegebenheiten und sozialen Ungleichheiten wusste,
wurden "Potemkinsche Dörfer" über die vorgebliche Annäherung der sozialen Klassen in der
sozialistischen Gesellschaft aufgebaut, da "real nicht sein konnte, was ideologisch nicht sein
durfte". (ICI)
[93-L] Mertens, Lothar (Hrsg.):
Soziale Ungleichheit in der DDR: zu einem tabuisierten Strukturmerkmal der SEDDiktatur, (Schriftenreihe der Gesellschaft für Deutschlandforschung e.V., Bd. 82), (Tagung "Soziale Ungleichheit in der DDR. Zu einem tabuisierten Strukturmerkmal der SED-Diktatur", 2000,
Tutzing), Berlin: Duncker & Humblot 2002, 201 S., ISBN: 3-428-10523-0
INHALT: "Der vorliegende Sammelband enthält die Referate einer weiteren Kooperationstagung
der Fachgruppe Sozialwissenschaft der Gesellschaft für Deutschlandforschung e.V. mit der
Akademie für politische Bildung, Tutzing, zum Thema 'Soziale Ungleichheit in der DDR. Zu
einem tabuisierten Strukturmerkmal der SED-Diktatur', die vom 17.-20. April 2000 in der
Akademie für politische Bildung in Tutzing stattfand. Die hier publizierten Beiträge beleuchten mit der gebotenen wissenschaftlichen Distanz an ausgewählten Beispielen aus verschiedenen Gesellschaftsbereichen exemplarisch die Ungleichheit in der DDR, welche in der
kommunistischen Diktatur weitgehend tabuisiert wurde und die heute, zwölf Jahre nach der
deutschen Vereinigung, immer mehr in Vergessenheit gerät." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis Lothar Mertens: Ungelöstes gesellschaftliches Problem: Ehescheidungen in der DDR (955); Annette Kaminsky: Ungleichheit in der SBZ/ DDR am Beispiel des Konsums: Versandhandel, Intershop und Delikat (57-79); Ilse Nagelschmidt: Frauenliteratur der DDR im Spannungsfeld zwischen Aufbegehren und Ausbruch: Zwischen Identitätsverlust und Identitätsgewinn (81-102); Peter Maser: Benachteiligung durch Religiosität: Ungleichbehandlung von
Gläubigen (103-118); Lothar Mertens: 'Was die Partei wusste, aber nicht sagte ...'. Empirische
Befunde sozialer Ungleichheit in der DDR-Gesellschaft (119-157); Siegfried Grundmann:
Räumliche Disparitäten in der DDR (159-201).
[94-L] Müller, Hans-Peter:
Die drei Welten der sozialen Ungleichheit: Belohnungen, Prestige und Citizenship: ein Blick
zurück auf Talcott Parsons und die funktionalistische Schichtungstheorie, in: Berliner Journal
für Soziologie, Bd. 12/2002, H. 4, S. 485-503 (Standort: UuStB Köln(38)-XG07112; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Talcott Parsons' Auseinandersetzung mit dem Problem sozialer Ungleichheit ist in der
Soziologie mittlerweile in Vergessenheit geraten, die funktionalistische Schichtungstheorie
gilt als erledigtes Stück Theoriegeschichte. Der Blick zurück macht jedoch deutlich, dass von
einer einheitlichen funktionalistischen Schichtungstheorie nicht die Rede sein kann. Die These des Aufsatzes lautet daher, dass mindestens drei Versionen der Theorie auseinander gehalten werden müssen: Erstens die Belohnungstheorie, wie sie neben Parsons vor allem von
Kingsley Davis und Wilbert E. Moore entwickelt wurde; zweitens die Theorie moralischer
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Achtung, die Parsons in zwei Versionen vorgelegt hat; drittens schließlich die Theorie der
Balance von Gleichheit und Ungleichheit, die Parsons im Anschluss an T.H. Marshalls Theorie der Staatsbürgerschaft im Kontext einer soziokulturellen Evolutionstheorie entwickelt hat.
Die historisch angelegte und systematisch gerichtete Analyse dieser unterschiedlichen Zugänge zeigt, dass die funktionalistische Schichtungstheorie zwar gescheitert ist, sie verdeutlicht aber zugleich, dass sie wichtige Aspekte wie etwa die Unbestimmtheit, Vagheit und Fluidität sozialer Schichtung oder auch die enorme Bedeutung von Bildung für die Verwirklichung differenzieller Lebenschancen in modernen Gesellschaften vorweggenommen hat."
(Autorenreferat)
[95-L] Nollmann, Gerd; Strasser, Hermann:
Individualisierung als Deutungsmuster sozialer Ungleichheit: zum Problem des Sinnverstehens in der Ungleichheitsforschung, in: Österreichische Zeitschrift für Soziologie : Vierteljahresschrift der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie, Jg. 27/2002, H. 3, S. 3-36 (Standort:
UuStB Köln(38)-XH02528; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Die Individualisierungsthese hat die Forschungen über die soziale Ungleichheit in der
Gegenwartsgesellschaft nachhaltig herausgefordert. Angesichts einer schon lange nicht mehr
überschaubaren Diskussion untersuchen die Autoren die zentrale Bedeutung des Individualisierungsbegriffes, wobei es ihnen nicht darum geht, eine befürwortende oder ablehnende Stellungnahme zu den Entkopplungs-, Entstrukturierungs- oder Destandardisierungsthesen abzugeben. Sie beschränken sich auf die Frage, welche Bedeutung der Individualisierungsbegriff für die Ungleichheitsforschung hat, wenn man ihn als Deutungsmuster sozialer Ungleichheit rekonstruiert. Die gegenwärtige Diskussion über die Individualisierungsthese eignet sich
ihrer Meinung nach dazu, die Notwendigkeit einer Betonung des Handlungsaspektes sozialer
Ungleichheit zu demonstrieren. Die Individualisierungsthese hat ferner zu Recht darauf aufmerksam gemacht, dass viele Forscher die Strukturen sozialer Ungleichheit zu sehr als Verteilungsmuster auffassen und noch zu wenig mit sinnverstehenden Deutungen verbinden, und
sie erinnert daran, dass das "Soziale" an der Ungleichheit erst dann hervortritt, wenn man die
Wirkungen von Ungleichverteilungen mit sinnhaften Regelstrukturen verbindet, um zu den
Deutungen von Akteuren zu gelangen. Die Autoren schließen ihre Überlegungen mit der Frage, mit welchem Design sinnhafte Regelstrukturen sozialer Ungleichheit methodisch kontrolliert erforscht werden können. (ICI2)
[96-L] Potthast, Jörg:
Soziologie und Kritik: ein Theorievergleich zum Problem der Politisierung sozialer Ungleichheit, in: Jörg Ebrecht, Frank Hillebrandt (Hrsg.): Bourdieus Theorie der Praxis : Erklärungskraft - Anwendung - Perspektiven, Opladen: Westdt. Verl., 2002, S. 173-198, ISBN: 3-53113747-6
INHALT: Ausgangspunkt des Verfassers für einen Theorievergleich zwischen Bourdieu und
Boltanski ist die Frage nach den Regeln einer akzeptablen Verbindung von wissenschaftlicher
Beschreibung und wissenschaftlicher Kritik. In der Gegenüberstellung zweier empirischer
Studien, "Das Elend der Welt" (Bourdieu 1997) und "La denonciation publique" (Boltanski
u.a. 1984) werden zwei unterschiedliche Bearbeitungsweisen des praxistheoretischen Problems herausgearbeitet. Während Bourdieu Ungleichverteilungen auch auf der Ebene der Rep-
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räsentationsmacht deutlich machen will, will Boltanski Vorstellungen von sozialer Gerechtigkeit explizit machen, die Urteilen über Ungleichverteilungen zugrunde liegen. Diese Differenz schlägt sich sowohl auf methodologischer Ebene als auch in der Interpretation empirischer Untersuchungen nieder. (ICE2)
[97-L] Rademacher, Claudia; Wiechens, Peter (Hrsg.):
Geschlecht - Ethnizität - Klasse: zur sozialen Konstruktion von Hierarchie und Differenz,
Opladen: Leske u. Budrich 2001, 300 S., ISBN: 3-8100-2888-6
INHALT: Anhand zentraler Begriffe des Problemfeldes sozialer Ungleichheit und Hierarchie
diskutieren die Beiträge die Erklärungskraft und Grenzen konstruktivistischer Theorieansätze
in den Sozialwissenschaften. Dabei liegt die Betonung der an den amerikanischen 'cultural
studies' orientierten Denkrichtung auf der Offenlegung von symbolisch-kulturellen Sinnsystemen und alltäglichen Deutungsprozessen, welche die 'Objektivität' der sozialen Welt überhaupt erst hervorbringen. Der Band geht zurück auf eine Tagung des Forschungskolloquiums
'Gesellschaftstheorie und Zeitdiagnose' an der Universität Münster im Mai 1999 und wurde
durch weitere Beiträge ergänzt. Inhaltsverzeichnis: Geschlecht: Pierre Bourdieu: Teilen und
herrschen: Zur symbolischen Ökonomie des Geschlechterverhältnisses (11-30); Claudia Rademacher: Geschlechterrevolution - rein symbolisch? Judith Butlers Bourdieu-Lektüre und
ihr Konzept einer 'subversiven Identitätspolitik' (31-51); Rolf Eickelpasch: Hierarchie und
Differenz. Anmerkungen und Anfragen zur 'konstruktivistischen Wende' in der Analyse sozialer Ungleichheit (53-63); Regine Gildemeister: Soziale Konstruktion von Geschlecht: Fallen,
Mißverständnisse und Erträge einer Debatte (65-87). Ethnizität: Gabriele Mordt: Staat, Nation und Geschlecht. Überlegungen zum Zusammenhang von Sicherheitspolitik und Geschlechterpolitik in der Neuen Weltordnung (91-109); Lars Heinemann: Ethnizität und Geltung. Möglichkeiten und Grenzen konstruktivistischer Theorien bei der Erklärung ethnischer
Vergemeinschaftung (111-128); Ulrich Bielefeld: Ethnizität und Existenz (129-143); Veit
Michael Bader: Kultur und Identität: Essentialismus, Konstruktivismus oder Kritischer Realismus? (145-174). Klasse: Olaf Groh / Carsten Keller: Armut und symbolische Gewalt (177200); Frank Hillebrandt: Klasse der Entbehrlichen. Grenzen funktionalistischer Gesellschaftstheorie (201-218); Michael Vester / Daniel Gardemin: Milieu und Klassenstruktur. Auflösung, Kontinuität oder Wandel der Klassengesellschaft? (219-274); Uwe H. Bittlingmayer /
Klaus Kraemer: Klassenlosigkeit als Konstrukt. Anmerkungen zum Wandel kollektiver symbolischer Sinnwelten (275-296). (ZPol, NOMOS)
[98-L] Schäfgen, Katrin:
Ungleichheit und Geschlechterverhältnisse, in: Veronika Hammer, Ronald Lutz (Hrsg.): Weibliche Lebenslagen und soziale Benachteiligung : theoretische Ansätze und empirische Beispiele,
Frankfurt am Main: Campus Verl., 2002, S. 45-66, ISBN: 3-593-36924-9
INHALT: Die Verfasserin stellt makro- und mikrostrukturelle Ansätze zur Integration von Geschlecht und Klasse als Strukturkategorien sozialer Ungleichheit vor. Sie behandelt zunächst
das Problem der sozialen Ungleichheit und dessen Reflexion in den auf Marx und Weber zurückgehenden Klassen- und Schichtungstheorien. Der erwerbsarbeitsbezogene, vertikal strukturierende Bias dieser Theorien rief, so wird dann gezeigt, Widerspruch von zwei Seiten hervor: seitens der neueren Theorien der sozialen Ungleichheit (z.B. Hradil) und seitens der
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Frauen- und Geschlechterforschung (z.B. Ostner, Beck-Gernsheim). Komplexe Theorien zu
sozialstruktureller und Geschlechterungleichheit bemühen sich um eine Integration beider
Dimensionen (Frerichs, Frerichs/Steinrücke). Hier spielt der Lebenslagen-Ansatz mit seinem
Focus auf individuelle Handlungsspielräume eine Rolle. (ICE2)
[99-F] Schlothfeldt, Stephan, Dr.; Liebig, Stefan, Dr. (Bearbeitung):
Ungleichheitsannahmen normativer Theorien und die Ergebnisse der Sozialen Ungleichheitsforschung
INHALT: Dieser Schwerpunkt befaßt sich mit den Annahmen über die Art und Ursachen sozialer
Ungleichheit in normativen Theorien der Gerechtigkeit. Unter Bezugnahme auf die Theorien
von John Rawls, Michael Walzer, Ronald Dworkin und Amartya Sen wird zunächst untersucht, welche theoretischen Annahmen über soziale Ungleichheit sich in den jeweiligen Gerechtigkeitstheorien wiederfinden. In einem zweiten Arbeitsschritt werden die theoretischen
Ergebnisse an den empirischen Befunden der sozialen Ungleichheitsforschung überprüft.
METHODE: keine Angaben DATENGEWINNUNG: Entfällt.
ART: Eigenprojekt; gefördert BEGINN: 1998-10 ENDE: 2000-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Volkswagen Stiftung
INSTITUTION: Humboldt Universität Berlin, Philosophische Fakultät 03, Institut für Sozialwissenschaften Nachwuchsgruppe Interdisziplinäre Soziale Gerechtigkeitsforschung (Unter den
Linden 6, 10099 Berlin)
KONTAKT: Schlothfeldt, Stephan (Dr. Tel. 030-2093-4250, Fax: 030-2093-4430, e-mail:
[email protected])
[100-L] Seppmann, Werner:
Die Wiederentdeckung der Klassen, in: Marxistische Blätter, Jg. 40/2002, H. 2, S. 37-47
INHALT: Die Frage nach der Realität der Klassengesellschaft hat eine neue Aktualität bekommen. Die Jahre einer ökonomischen Schönwetterperiode sind vorbei. Der in dieser historischen Sonderphase entstandene "sozialstaatliche Kompromiss" wird vom Kapital nachdrücklich in Frage gestellt. Im Verhältnis zwischen Kapital und Arbeit herrscht wieder ein rauher
Ton und viele Errungenschaften der Arbeiterbewegung stehen zur Disposition. Eine eskalierende Widerspruchsentwicklung, eine destruktive Dynamik von Spaltung und Ausgrenzung,
Privilegierung und Benachteiligung prägt das soziale Geschehen und hinterlässt ihre Spuren
in vielen Lebensbereichen. Man muss heute "nicht Marxist sein, um zu erkennen, dass einer
der zentralen gesellschaftlichen Konflikte nach wie vor der zwischen Kapital und Arbeit ist" was nicht heißt, dass die Kenntnis des marxistischen Interpretationsrahmens von Nachteil wäre. Aus der Vielzahl der Fragestellungen und Problemkomplexe, die vom gegenwärtigen Individualisierungsdiskurs in der Absicht einer "Dekonstruktion" des Klassenparadigmas oftmals mehr gestreift als ernsthaft behandelt werden, werden im vorliegenden Beitrag einige
Ansätze einer näheren Betrachtung unterzogen, Ansätze, die für ein realistisches Gesellschaftsverständnis von zentraler Bedeutung sind und deren Kritik gleichzeitig die Arbeit an
der Rekonstruktion einer dialektischen Klassentheorie fördern kann. (ICI2)
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[101-F] Strasser, Hermann, Prof.Dr.; Nollmann, Gerd, Dr. (Bearbeitung):
Die Deutung sozialer Ungleichheit in der Beziehungsgesellschaft
INHALT: Die Arbeit verfolgt das Ziel, den Unterschied zwischen bloßer Verschiedenheit und
sozialer, durch einen Bewertungsprozess entstandener Ungleichheit abzugrenzen. Beispiele
der Analyse sind die Deutung beruflicher Karrieremobilität, globalisierter Sozialbeziehungen,
der Individualisierung der Geschlechter, der Wandel von Staatsbürgerschaft und der Zusammenhang von sozialer Ungleichheit und sozialen Konflikten.
METHODE: Der grundlegende Ausgangspunkt ist ein auf sozialen Zurechnungen basierendes
Modell sozialen Handelns, das nicht nur in der Sozialpsychologie, sondern auch in der jüngeren soziologischen Theorie (Framingkonzept Esser, Kommunikationsbegriff Luhmann) erfolgreich eingesetzt wurde. Auf dieser Basis werden empirische Forschungsergebnisse diskutiert und zusammengefasst.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Nollmann, G.; Strasser, H.: Soziale Ungleichheit und gesellschaftliche Differenzierung. in: Schwinn, Thomas (Hrsg.): Differenzierung und soziale Ungleichheit. Weilerswist: Velbrück 2002 (im Druck).+++Nollmann, G.: Wirtschaft und Politik. Ungleichheitsforschung und Differenzierungstheorie zwischen nationalem Pakt und globaler
Konkurrenz. in: Schroer, Markus; Nassehi, Armin (Hrsg.): Der Begriff des Politischen. Soziale Welt, Sonderbd. 2003.+++Nollmann, G.; Strasser, H.: Der Euro als europäische Institution.
in: Kirchhoff, Ullrich; Trilling, Gerhard (Hrsg.): Öffentliche Wirtschaft und Sozialwirtschaft
im strukturellen Wandel und europäischen Wettbewerb. Regensburg: Transfer-Verl. 2003.
ART: Habilitation BEGINN: 2001-04 ENDE: 2004-04 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Institution
INSTITUTION: Universität-Gesamthochschule Duisburg, Fak. 01 Gesellschaftswissenschaften,
Institut für Soziologie Fachgebiet Soziologische Theorie, Sozialstrukturanalyse, Kultursoziologie (Lotharstr. 65, 47048 Duisburg)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0203-379-4052, e-mail: [email protected])
[102-L] Suter, Christian; Paris, Denise:
Ungleichheit und Deprivation: die Schweiz im Drei-Länder-Vergleich, in: Schweizerische
Zeitschrift für Soziologie, Vol. 28/2002, Issue 2, S. 217-240 (Standort: UuStB Köln(38)-BP04865;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der vorliegende Beitrag wendet erstmals das in der englischen Ungleichheitsforschung entwickelte Deprivationskonzept auf die Schweiz an. Ausgehend von Halleröds 'Proportional Deprivation Index' werden auf der Basis des Europäischen Wohlfahrtssurveys
(2000) der minimal akzeptierte und der tatsächliche Lebensstandard sowie Ausmass, Verteilung und Determinanten von Deprivation in der Schweiz im Vergleich zu Deutschland und
Spanien untersucht. Die Ergebnisse zeigen grosse Übereinstimmungen zwischen den drei
Ländern in der normativen Bewertung des notwendigen Lebensstandards. Das Deprivationsrisiko ist in der Schweiz deutlich niedriger als in Deutschland und Spanien. In allen drei Ländern existiert ein enger Zusammenhang zwischen den klassischen erwerbsbezogenen Ungleichheitsdimensionen und dem Deprivationsrisiko." (Autorenreferat)
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[103-L] Vester, Michael:
Das relationale Paradigma und die politische Soziologie sozialer Klassen, in: Uwe H. Bittlingmayer, Rolf Eickelpasch, Jens Kastner, Claudia Rademacher (Hrsg.): Theorie als Kampf? : zur
politischen Soziologie Pierre Bourdieus, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 61-121, ISBN: 38100-3352-9
INHALT: Der Beitrag verbindet im Anschluss an bourdieusche Erkenntnisse die gesellschaftstheoretische Perspektive des "relationalen Paradigmas" mit der konkreten Analyse gesellschaftspolitischer Lager auf der Grundlage des Hannoveraner Milieuansatzes. Der Autor stellt den
Thesen linearer Entwicklung, der Auflösung sozialer Klassenkonstellationen oder eines Endes der Geschichte die These der historischen Kontinuität bzw. periodischen Wiederkehr sozialer Gliederungen, Bewegungen und Kämpfe entgegen. Auf dem Hintergrund einer an den
Arbeiten Bourdieus angelehnten "Achsentheorie", die Arbeitsteilung, Herrschaftsverhältnisse,
Institutionen und die Ebene der Zeit auseinander hält, wird dem milieuspezifischen Wandel
seit dem Entstehen neuer, alternativer Milieus im Anschluss an die 68er-Bewegung nachgegangen. Der auf der Achse der Arbeitsteilung zu konstatierende Wandel von fordistischen Industriegesellschaften zu "Wissensgesellschaften", so eine weitere Grundthese des Autors,
impliziert nicht automatisch bzw. deterministisch einen Wandel von individuellen Mentalitäten, milieutypischen Lebensstilen oder auch teilweise quer hierzu liegenden gesellschaftspolitischen Lagern, sondern wird auf der Folie der charakteristischen milieuspezifischen longue
duree verarbeitet. Die Ausführungen zeigen insgesamt, dass die vielzitierte These von der
Krise der Milieus, der sozialen Bindungen und der Auflösung von vertikalen Strukturen nicht
haltbar ist. Die Überlegungen kulminieren in der Zeitdiagnose der gegenwärtig zu beobachtenden Krise der politischen Repräsentation, deren Folgen für die weitere Sozialintegration
der gegenwärtiger Gesellschaften noch nicht vollständig abzusehen sind. (ICA2)
[104-L] Wacquant, Loic J. D.:
Für eine Analytik rassischer Herrschaft, in: Anja Weiß, Cornelia Koppetsch, Albert Scharenberg, Oliver Schmidtke (Hrsg.): Klasse und Klassifikation : die symbolische Dimension sozialer
Ungleichheit, Opladen: Westdt. Verl., 2001, S. 61-77, ISBN: 3-531-13749-2
INHALT: Der Autor schlägt in seinem Beitrag eine alternative Herangehensweise an die Dilemmata der zeitgenössischen Soziologie über den Begriff der "Rasse" vor. Er zeigt erstens, dass
viele der problematischen Aspekte der soziohistorischen Untersuchungen des Rassismus auf
die kontinuierliche Vermittlung von volkstümlichen und analytischen Ansichten, d.h. auf die
unkontrollierte Ineinssetzung der sozialen und soziologischen Verständnisweisen von "Rasse"
zurückgeführt werden können. Zweitens wird vermutet, dass die andauernde "Suche nach Ursprüngen" den beharrlichen Griff nach der Logik des Gerichtsverfahrens verrät, die den Ermittler nötigt, Opfer und Täter ausfindig zu machen, anstatt Mechanismen zu erkennen. Drittens wird darauf hingewiesen, dass man sich nicht in den Drehungen und Windungen des rassischen und rassistischen Diskurses verfangen, sondern über den Diskurs hinausgehen sollte,
um die verschiedenen Formen zu erklären, die rassische bzw. rassifizierte Praktiken und Institutionen annehmen. Anstatt eine neue Rhetorik der rassischen Diskurse aufzustellen, schlägt
der Autor vor, eine Analytik rassischer Herrschaft zu entwickeln, die sich an Michel Foucaults Ansichten zu Disziplin und Technologie des Selbst orientieren sollte. (ICI2)
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[105-L] Weiß, Anja; Koppetsch, Cornelia; Scharenberg, Albert; Schmidtke, Oliver (Hrsg.):
Klasse und Klassifikation: die symbolische Dimension sozialer Ungleichheit, Wiesbaden:
Westdt. Verl. 2001, 272 S., ISBN: 3-531-13749-2
INHALT: "Während das dominante gesellschaftliche Bewusstsein sich am Bild einer hochgradig
individualisierten modernen Gesellschaft orientiert, ist soziale Ungleichheit faktisch mehr
denn je eines ihrer zentralen Strukturmerkmale. Dabei haben sich neue kulturell vermittelte
Ungleichheitskonstellationen und Konfliktlinien herausgebildet, die den kategorialen Rahmen
herkömmlicher Klassentheorien sprengen, weil sie nicht primär ökonomisch fundiert sind,
noch lediglich als 'horizontale' Ausprägungen vertikaler Ungleichheitsrelationen hinreichend
verstanden werden können. Die hier versammelten Beiträge zeigen anhand von qualitativ
empirischen Studien, wie sich kulturelle Klassifikationen wie Geschlecht, 'Rasse' und Ethnizität in verschiedenen Kontexten reproduzieren. Im Dialog der unterschiedlichen Ansätze und
Disziplinen werden verallgemeinerbare Prinzipien der Reproduktion von Ungleichheit im
Medium symbolischer Auseinandersetzungen entwickelt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Anja Weiß, Cornelia Koppetsch, Albert Scharenberg, Oliver Schmidtke: Horizontale
Disparitäten oder kulturelle Klassifikationen? Zur Integration von Ethnizität und Geschlecht
in die Analyse sozialer Ungleichheiten (7-26); Klaus Eder: Klasse, Macht und Kultur. Zum
Theoriedefizit der Ungleichheitsforschung (27-60); Loic J. D. Wacquant: Für eine Analytik
rassischer Herrschaft (61-77); Anja Weiß: Rassismus als symbolisch vermittelte Dimension
sozialer Ungleichheit (79-108); Cornelia Koppetsch: Milieu und Geschlecht. Eine kontextspezifische Perspektive (109-137); Oliver Schmidtke: Symbolische Gewalt im öffentlichen
Diskurs: Eine kommunikations-theoretische Deutung ethnisch-kultureller Ungleichheit (139174); Karin Schittenhelm: Milieubildung, symbolische Gewalt und soziale Ungleichheit. Statuspassagen junger Frauen aus eingewanderten Herkunftsfamilien (175-206); Helga Krüger:
Statusmanagement und Institutionenregimes. Zum Umgang mit der Kategorie Geschlecht in
der Lebenslaufforschung (207-220); Almut Riedel: Ethnische Zuordnung und soziale Ungleichheit in Face-to-face-Interaktionen. Drei Fallbeispiele aus sprachsoziologischer Perspektive (221-242); Albert Scharenberg: Der diskursive Aufstand der schwarzen 'Unterklassen'.
Hip Hop als Protest gegen materielle und symbolische Gewalt (243-269).
[106-L] Weiß, Anja:
Rassismus als symbolisch vermittelte Dimension sozialer Ungleichheit, in: Anja Weiß, Cornelia Koppetsch, Albert Scharenberg, Oliver Schmidtke (Hrsg.): Klasse und Klassifikation : die
symbolische Dimension sozialer Ungleichheit, Opladen: Westdt. Verl., 2001, S. 79-108, ISBN: 3531-13749-2
INHALT: Das Verhältnis zwischen sozialer Ungleichheit und kulturell konstruierten Differenzzuschreibungen wie Rasse, Ethnizität und Geschlecht wird in der Nachfolge von Max Weber
meist als Abgrenzung von Klasse und Stand betrachtet. Damit soll dem qualitativen Bruch
zwischen ökonomischer Ungleichstellung und sozialer Schließung Rechnung getragen werden. Die Autorin entwickelt in Anlehnung und Ergänzung neoweberianischer Ansätze eine
Modellvorstellung darüber, wie die kulturelle Qualität von Rassenkonstruktionsprozessen
systematisch in ihrer Bedeutung für sozialstrukturelle Ungleichheitsverhältnisse erfasst werden kann. Nach einer einleitenden Kritik der Rassismusforschung unternimmt sie hierzu drei
argumentative Schritte: Die Bourdieu'sche Diskussion männlicher Herrschaft wird zunächst
so verallgemeinert, dass sie auch den Besonderheiten rassistischer Herrschaft gerecht werden
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kann. In einem zweiten Schritt wird gezeigt, dass und wie sich eine kulturelle Differenzkonstruktion "Rasse" zu einer spezifischen Sorte symbolischen Kapitals verfestigt. Das dritte Argument untersucht die Reproduktion einer symbolisch vermittelten Dimension sozialer Ungleichheit durch symbolische Gewalt und in symbolischen Kämpfen. Die Fruchtbarkeit des
theoretischen Modells wird abschließend anhand einer qualitativ empirischen Untersuchung
antirassistisch engagierter Gruppen untersucht. (ICI2)
[107-L] Weiß, Anja; Koppetsch, Cornelia; Scharenberg, Albert; Schmidtke, Oliver:
Horizontale Disparitäten oder kulturelle Klassifikationen?: zur Integration von Ethnizität
und Geschlecht in die Analyse sozialer Ungleichheiten, in: Anja Weiß, Cornelia Koppetsch,
Albert Scharenberg, Oliver Schmidtke (Hrsg.): Klasse und Klassifikation : die symbolische Dimension sozialer Ungleichheit, Opladen: Westdt. Verl., 2001, S- 7-26, ISBN: 3-531-13749-2
INHALT: Die Autoren geben eine Einleitung in die Thematik des vorliegenden Sammelbandes,
in welchem die symbolische Dimension sozialer Ungleichheit im Kontext von Klasse und
Klassifikation untersucht wird. Diskutiert wird insbesondere die Integration der Kategorien
von "Ethnizität" und "Geschlecht" in die Analyse sozialer Ungleichheiten. Diese Phänomene
werden von der bisherigen Forschung vielerorts nicht im engeren sozialstrukturellen Sinn als
ungleichheitsrelevant betrachtet, was nach Meinung der Autoren daran liegen mag, dass die
angesprochenen Formen der sozialen Ungleichheit nicht als gesellschaftlicher Skandal und
daher auch zunehmend weniger als wissenschaftlich attraktives Thema angesehen werden.
Eine andere Erklärung kann in den Mängeln des Kategoriensystems gesucht werden, das die
empirische Sozialforschung auf diesem Gebiet dominiert: Die Heterogenität der neueren Erscheinungen sprengt den Rahmen der herkömmlichen Theorien sozialer Ungleichheit, insbesondere der Klassentheorien. Dennoch sind in den letzten Jahren Arbeiten entstanden, die
versucht haben, disparate Phänomene sozialer Ungleichheit in ein allgemeines Modell zu integrieren, wie die Autoren in ihrem Überblick zur neueren Diskussion über Geschlecht,
Ethnizität und Klasse zeigen. Sie skizzieren ferner die Untersuchungsschwerpunkte des Bandes und machen auf Desiderate für die soziologische Ungleichheitsforschung aufmerksam.
(ICI2)
[108-L] Winkler, Gunnar (Hrsg.):
Sozialreport 2001: Daten und Fakten zur sozialen Lage in den neuen Bundesländern, Berlin:
Trafo Verl. Weist 2001, 344 S., ISBN: 3-89626-347-1
INHALT: Der Band präsentiert zum zwölften Mal die Ergebnisse der empirischen Erhebungen
des Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrums Berlin-Brandenburg e. V. zum Wandel der
Sozialstruktur in den neuen Bundesländern seit dem Ende der DDR. Ziel der Studie ist es, die
'objektiven' statistischen Daten zur Bevölkerungs-, Arbeitsmarkt-, Einkommensentwicklung
etc. mit Untersuchungen zu subjektiven Reflexionen der Bürger, ihren Wertorientierungen,
Erwartungen und Verhaltensstrukturen in Beziehung zu setzen. Eine Vielzahl von Aussagen
und Anhaltspunkten legt den Schluss nahe, dass die innere Einheit Deutschlands noch längst
nicht erreicht ist und auch nicht 'auf das Fehlen der materiellen Einheit' (7) reduziert werden
könne. Die Autoren stellen vielmehr die Frage, ob eine umfassende Angleichung der Lebensverhältnisse überhaupt möglich und wünschenswert wäre oder ob nicht 'mehr Raum für spezifische Entwicklungen auf der Basis einer demokratischen Grundordnung den besonderen Be-
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dingungen in den neuen Bundesländern besser entspräche' (333). Die Untersuchungsreihe beruht seit 1990 auf einer weitgehend konstanten Methode der Auswertung von über 1000
mündlich durchgeführten Direktinterviews. Inhaltsverzeichnis: Gunnar Winkler: Leben in den
neuen Bundesländern (11-128); Reinhard Liebscher: Bevölkerungsstrukturen und Bevölkerungsentwicklung (129-158); Gunnar Winkler: Erwerbsarbeit - Arbeitsmarkt (159-192); Hanna Haupt: Einkommensentwicklung (193-246); Wilhelm Hinrichs: Wohnen 2000 (247-280);
Eckhard Priller: Demokratieentwicklung und gesellschaftliche Mitwirkung (281-336). (ZPol,
NOMOS)
4 Sozialstruktur II: Prozeß
[109-L] Bergmann Manfred Max; Joye, Dominique; Fux, Beat:
Social change, mobility, and inequality in Switzerland in the 1990s, in: Schweizerische Zeitschrift für Soziologie, Vol. 28/2002, Issue 2, S. 267-295 (Standort: UuStB Köln(38)-BP04865;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Gegenstand des Beitrags sind Veränderungen des ökonomischen, kulturellen und
sozialen Kapitals (gemessen mit Einkommens-, Bildungs-, und Vereinsmitgliedschaftsindikatoren) in der Schweiz der neunziger Jahre, und deren Verknüpfung mit der sozialen Schichtung. Die schweizerischen Ungleichheitsstudien von 1991 und ISSP 1999 lieferten die Daten
für dieses Projekt. Der erste Abschnitt beschäftigt sich mit Unterschieden über die Zeit und
zwischen den Geschlechtern. Im zweiten Abschnitt werden Veränderungen in der Ungleichheitsstruktur ermittelt. Abgesehen von der Zunahme der Unterbeschäftigten und Arbeitslosen,
der Abnahme der Ganztagsbeschäftigungen mit tiefen Löhnen und einer bescheidenen Zunahme der Bildung bei Frauen können trotz der Wirtschaftskrise der neunziger Jahre wenig
bedeutende Änderungen in der schweizerischen Sozial- und Opportunitätsstruktur nachgewiesen werden." (Autorenreferat)
[110-L] Bittlingmayer, Uwe H.:
Transformation der Notwendigkeit: prekarisierte Habitusformen als Kehrseite der "Wissensgesellschaft", in: Uwe H. Bittlingmayer, Rolf Eickelpasch, Jens Kastner, Claudia Rademacher (Hrsg.): Theorie als Kampf? : zur politischen Soziologie Pierre Bourdieus, Opladen: Leske u.
Budrich, 2002, S. 225-252, ISBN: 3-8100-3352-9
INHALT: Der Beitrag vermittelt - ausgehend von einem ungleichheitsorientierten Verständnis der
politischen Soziologie - zeitdiagnostische und gesellschaftstheoretische Überlegungen zum
neueren Wandel von Gegenwartsgesellschaften aus der Perspektive der Bourdieuschen Theorie, die sich um den Nachweis von Kontinuitäten im Wandel bemüht. In der Auseinandersetzung mit Theorien zur Wissensgesellschaft einerseits und neueren Arbeiten zur Industrie- und
Arbeitssoziologie andererseits zeigt der Autor auf, dass Bourdieus praxeologischer Zugriff für
die Vermittlung von Kontinuität und Wandel in Gegenwartsgesellschaften einen wichtigen
Analyserahmen liefert, auch wenn Bourdieus Erkenntnisse und Konzepte historisch einem relativ stabilen industriegesellschaftlichen Klassenkompromiss verhaftet sind. Der Autor versucht daher eine Aktualisierung der Bourdieuschen Konzepte, indem er prekarisierte Habitus-
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formen als Transformation des Notwendigkeitshabitus unter "wissensgesellschaftlichen" Bedingungen herausstellt und unter Rückgriff auf die zentralen Theorieelemente Bourdieus eine
Perspektive entfaltet, die zwischen Kontinuität und Wandel vermittelt. (ICA2)
[111-L] Dörre, Klaus:
Reflexive Modernisierung - eine Übergangstheorie: zum analytischen Potenzial einer populären soziologischen Zeitdiagnose, in: SOFI-Mitteilungen : Soziologisches Forschungsinstitut
Göttingen, 2002, Nr. 30, S. 55-67 (Standort:
http://www.gwdg.de/sofi/frames/publik/mitt30/doerre.pdf; UuStB Köln(38)-XG05472; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Die Theorie der reflexiven Modernisierung und deren Hauptvertreter (U. Beck, A.
Giddens, S. Lash und B. Latour) konstatieren einen epochalen gesellschaftlichen Umbruch,
der sämtliche gesellschaftliche Teilsysteme und damit auch die Grundlagen soziologischer
Aufklärung erfassen soll. Die Theorie beansprucht, einen neuen Analyse-Rahmen zu entwickeln, der diese Umbrüche adäquater als die "alten" Theorien Funktionalismus und Marxismus erfasst, die der "Denkfaulheit" angeklagt und überführt werden sollen. Andererseits
wenden sich die genannten Autoren gegen Theorien der Postmoderne, die ein "everything
goes" zu Maxime und Credo ihrer Anstrengungen erheben. Das Theorem der reflexiven Modernisierung sieht sich jedoch selbst innerhalb der soziologischen Fachdisziplin mit dem
Vorwurf einer "Populärwissenschaft auf Feuilletonniveau" konfrontiert. Der vorliegende Habilitationsvortrag rekonstruiert diese Auseinandersetzungen. Die Ausführungen zeigen insgesamt, dass der Ansatz mit dem Unterfangen steht und fällt, den Übergang von einer "ersten",
"einfachen" zu einer "anderen", "zweiten" Moderne nachzuweisen und so seine Erklärungskraft überzeugend demonstrieren zu können. (ICA)
[112-L] Eger, Thomas:
Systemtransformation als umfassender institutioneller Wandel: die fünf Dimensionen der
Transformationsprozesse in Osteuropa, (F.I.T. Discussion Papers, No. 12/00), Frankfurt an der
Oder 2000, 44 S. (Standort: http://fit.euv-frankfurt-o.de/veroeffentlichungen/Discussion%20Papers/PDF-Format/00-12Eger.PDF; Graue Literatur)
INHALT: Der vorliegende Beitrag untersucht die fünf Dimensionen der Transformationsprozesse
in Osteuropa. Dabei handelt es sich um Entstaatlichung, Reallokation von Ressourcen, Reorganisation der Volkswirtschaft, Redistribution von Einkommen und Vermögen sowie Demokratisierung. Entstaatlichung deshalb, da die Rolle des Staates in der Volkswirtschaft in mehrfacher Hinsicht reduziert wird. Die Systemtransformation in Osteuropa ist aber gerade dadurch gekennzeichnet, dass gleichzeitig mit der Entstaatlichung in vier weiteren Dimensionen
radikale Umbrüche erfolgen, die in einem mehr oder weniger komplizierten Abhängigkeitsverhältnis zueinander stehen. Die zweite Dimension betrifft die Reallokation von Ressourcen.
Je stärker nämlich die Allokation der Ressourcen aufgrund verzerrter Preis- und Anreizstrukturen während der sozialistischen Phasezu Beginn der Transformation von einer effizienten
Allokation abwich, in desto größerem Umfang wurde es während des Transformationsprozesses erforderlich, Produktionsfaktoren aus weniger produktiven in produktivere Verwendungen umzulenken. Drittens bedeutet Transformation immer auch Reorganisation der Volkswirtschaft in dem Sinne, dass der alte Koordinationsmechanismus (Planvorgaben und Planer-
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füllung) durch einen neuen (den Marktmechanismus) ersetzt wird. Spätestens nach zehnjähriger Erfahrung mit der Transformation wird deutlich, dass die Entstaatlichung keinesfalls eine
hinreichende Bedingung dafür ist, einen schnellen, spontanen Aufbau von effizienten Marktbeziehungen einzuleiten, sondern dass unterstützende formelle und informelle Institutionen
erforderlich sind. Weiterhin ist jede Transformation mit einer Redistribution von Einkommen
und Vermögen verbunden, d. h. es gibt Gewinner und Verlierer der Transformation. Damit
stellt sich aber auch die Frage nach der Akzeptanz der Transformationspolitik bei der Bevölkerung. Schließlich ist mit der Transformation in der Regel auch eine mehr oder weniger konsequente Umgestaltung der politischen Institutionen verbunden, d. h. eine Demokratisierung
findet statt, wobei mehrere Parteien nach bestimmten Spielregeln um die Wählergunst konkurrieren. Dabei fragt sich, ob eine konsequente Demokratisierung den ökonomischen Fortschritt des entsprechenden Landes eher befördert oder eher behindert. (ICD)
[113-L] Galgoczi, Bela:
Social costs of the transformation in Hungary, in: Antonia Bieszcz-Kaiser, Ralph-Elmar Lungwitz, Evelyn Preusche, Erhard Schreiber (Hrsg.): Zurück nach Europa oder vorwärts an die Peripherie? : Erfolge und Probleme nach einem Jahrzehnt der Umgestaltung in Ostdeutschland und
Mittel-/ Osteuropa, München: Hampp, 2002, S. 126-135, ISBN: 3-87988-647-4
INHALT: Der Beitrag befasst sich mit den sozialen Kosten der Transformation in Ungarn, auch
im Vergleich zu anderen osteuropäischen Ländern. Neben den makroökonomischen Auswirkungen werden als weitere Schwerpunkte die Arbeitslosigkeit, die Instrumente der Arbeitsmarktpolitik, die Einkommensentwicklung, der Abbau industrieller Beziehungen sowie der
allgemeine Lebensstandard und die Armut diskutiert. An der Spitze der Verlierer im Rahmen
der Transformation stehen allerdings das Gesundheitswesen und die öffentliche Erziehung.
Während der Anteil der Kosten für das Gesundheitswesen verglichen mit dem Bruttosozialprodukt 1990 noch bei 9,8% lag, lag er 1998 bei nur 5,6%. Die Tatsache, dass interne Ressourcen hauptsächlich in die wirtschaftliche Strukturreform geflossen sind, ohne die Hilfe
ausländischer Direktinvestitionen, hat auf der anderen Seite zu großen finanziellen Löchern
im sozialen und öffentlichen Bereich geführt. (ICH)
[114-L] Gladarev, Boris; Oswald, Ingrid:
Rationalisierung arbeitszentrierter Lebensführung: Arbeitsstrategien der 'sowjetischen Mittelklasse' im Wandel, in: Ingrid Oswald, Eckhard Dittrich, Viktor Voronkov (Hrsg.): Wandel
alltäglicher Lebensführung in Russland : Besichtigungen des ersten Transformationsjahrzehnts in
St. Petersburg, Münster: Lit Verl., 2002, S. 87-109, ISBN: 3-8258-5805-7
INHALT: Der Beitrag basiert auf qualitativen Interviews mit Angehörigen einer sozialen Schicht,
die in der Zeit vor der Perestroika ein relativ homogenes Großmilieu bildete und verallgemeinernd als sowjetische Intelligenzija, sowjetische Spezialisten oder sowjetische Mittelklasse
bezeichnet wurde. Behandelt werden Einstellungswandel, professionelle Arbeitsbeziehungen
und die Bereitschaft zur beruflichen Umorientierung. Typologisch stehen zwei Handlungsmuster im Mittelpunkt: (1) die Nutzung aller verfügbaren Ressourcen zur Beibehaltung der
gewohnten Arbeitsstrategien und Lebensführung ("konservativ"); (2) adaptive Verhaltensmuster mit geänderten Arbeitsstrategien und entsprechenden Auswirkungen auf die Lebensführung. Insgesamt wird deutlich, dass die Angehörigen der sowjetischen Mittelklasse trotz
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eines starken Anpassungsdrucks an ihren vertrauten Alltags- und Arbeitsformen festhalten
wollen. Sie mobilisieren die unterschiedlichsten Ressourcen, um die gewohnten Lebensführungspraktiken fortzusetzen und ihre Lebenswelt zu stabilisieren. (ICE2)
[115-L] Gros, Daniel; Suhrcke, Marc:
Ten years after: what is special about transition countries?, (HWWA Discussion Paper, 86),
Hamburg 2000, 31 S. (Standort:
http://www.hwwa.de/Publikationen/Discussion_Paper/2000/86.pdf; Graue Literatur)
INHALT: Die meisten der sich in der Transition befindlichen Länder Mittel- und Osteuropas
unterscheiden sich merklich von Ländern, die ein ähnliches Einkommen pro Kopf aufweisen:
Ein größerer Anteil arbeitet im industriellen Sektor, sie verbrauchen mehr Energie, sie besitzen eine entwickeltere Infrastruktur und investieren mehr in die Bildung. Gemessen an den
Erfordernissen der "Software" einer Markwirtschaft entwickeln sich zwei Formen: Die Kandidaten, die für eine Osterweiterung der EU in Frage kommen, haben ihre Transition bzw.
Transformation weitgehend abgeschlossen. Demgegenüber hinken die Länder der ehemaligen
Sowjetunion und des Balkans hinter den Anforderungen einer entwickelten Marktwirtschaft
hinterher, da die juristische Absicherung der Eigentumsrechte und die Entwicklung der Finanzmärkte sich noch in einem "unterentwickelten" Stadium befinden. (ICAÜbers)
[116-L] Grub, Martin; Suprinovic, Olga:
Poverty and inequality in Russia during the 1990s: an empirical investigation, (F.I.T. Discussion Papers, No. 2/02), Frankfurt an der Oder 2002, 34 S. (Standort: http://fit.euv-frankfurto.de/Veroeffentlichungen/Discussion%20Papers/PDF-Format/02-02Grub_Suprinovic.PDF; Graue
Literatur)
INHALT: Wie für viele osteuropäische Länder bedeuteten die 90er Jahre auch für Russland eine
Dekade einschneidender politischer Umbrüche, sozialer und persönlicher Emanzipationen
und des Verfalls alter und der Entstehung neuer Gelegenheitsstrukturen. Die Transformation
von einer sozialistischen Planwirtschaft zu einer dezentral operierenden Marktwirtschaft war
jedoch für alle Länder mit tiefen ökonomischen Krisen verbunden. Im Gegensatz zu anderen
Ländern hält diese Krise in Russland jedoch noch an und hat sich sogar verschärft. Mit einer
Abnahme des Bruttosozialprodukts von ca. 44%, einer Inflationsrate von mehr als 60.000%
(gegenüber dem Vergleichsjahr 1990), ständig wachsender Armut bei gleichzeitiger unvorstellbarer Konzentration von Reichtum in z.T. mafiösen Strukturen scheinen die Probleme des
Landes unüberwindbar. Die vorliegende Studie analysiert vor diesem Hintergrund, wie sich
der kontinuierliche sozioökonomische Abstieg seit 1990 auf die Entwicklung von Armut und
sozialer Ungleichheit ausgewirkt hat. Die deskriptive Studie bedient sich dabei der "klassischen" Mittel der Armutsforschung, wobei die sozialstrukturellen Daten an bestimmten Armutskriterien gemessen und gewichtet werden. Die Daten zur Einkommensverteilung und
von Haushaltssurveys zeigen insgesamt, dass sich der Armutssockel heute weit bis in die Mittelschichten vorgeschoben hat. (ICA2)
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[117-L] Hagen, Jürgen von; Strauch, Rolf R.; Wolff, Guntram B.:
East Germany - transition with unification: experiments and experiences, (ZEI Policy/ Working Papers, B 19), Bonn 2002, 33 S. (Standort: http://www.zei.de/download/zei_wp/B02-19.pdf;
Graue Literatur)
INHALT: Der vorliegende Beitrag untersucht, wie erfolgreich die Transition in Ostdeutschland
seit 1989 gewesen ist und bis zu welchem Grad eine Angleichung erreicht wurde. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der ökonomischen Entwicklung seit 1990. Im zweiten Abschnitt erfolgt ein Überblick über die makroökonomische Transition in Ostdeutschland. Im
dritten Abschnitt beleuchten die Autoren den Fortschritt der wirtschaftlichen Restrukturierung. Abschnitt vier ist den Anpassungsmaßnahmen auf dem Arbeitsmarkt gewidmet und
Abschnitt fünf den staatlichen finanziellen Aspekten der ostdeutschen Transition. Abschließend werden die Schlussfolgerungen dargelegt. Zum einen wird deutlich, dass es auf administrativem und ökonomischem Gebiet zu bedeutenden Anpassungen gekommen ist, während
in den Bereichen Produktion und Einkommen sowie lokale Kapazitäten nach wie vor Unterschiede bestehen. Zum anderen besteht das beachtliche Risiko, dass Ostdeutschland auch in
Zukunft eine transferabhängige Wirtschaft bleibt. Zur Überwindung dieses Problems ist ein
endogener institutioneller Wandel auf dem Arbeitsmarkt notwendig. (ICD)
[118-L] Hawlik, Elisabeth:
Sozioökonomische Gruppen der Bevölkerung: Statusveränderungen 1998, in: Statistische
Nachrichten / Statistisches Zentralamt Österreich : N.F., Jg. 56/2001, H. 4, S. 248-258 (Standort:
UuStB Köln(38)-M-So-00037; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Mit diesem Beitrag wird die regelmäßige Veröffentlichung von Strom- und Bestandsdaten über soziale Gruppen der österreichischen Bevölkerung fortgesetzt. Statistiken verschiedener Datenquellen werden in einem mathematischen Modell miteinander verknüpft und
so zur Errechnung von Größenordnungen der einzelnen Ströme im Bevölkerungsgefüge verwendet. Bei den Matrix-Darstellungen (Statusvergleich über ein Jahr hinweg) sind besonders
Übergänge von der Schulausbildung ins Erwerbsleben und von den Gruppen der Erwerbstätigen in die einzelnen Pensionsgruppen von Interesse. Insgesamt wechselten 1998 etwa 74.000
Personen von der Erwerbstätigkeit in die Pension. 78.600 Kinder traten 1998 erstmals in einen Kindergarten ein, 77.500 wechselten vom Kindergarten in die Volksschule, und 65.500
wechselten von der Volksschule in die Hauptschule." (Autorenreferat)
[119-L] Hradil, Stefan:
Zur Sozialstrukturentwicklung in den neunziger Jahren, in: Werner Süß (Hrsg.): Deutschland
in den neunziger Jahren : Politik und Gesellschaft zwischen Wiedervereinigung und Globalisierung, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 227-250, ISBN: 3-8100-3226-3 (Standort: UB Bonn(5)2002-1399)
INHALT: Der Autor stellt einige typische sozialstrukturelle Merkmale von vormodernen, traditionellen Gesellschaften, Industriegesellschaften und postindustriellen Wissensgesellschaften
in einem Tableau zusammen. Es handelt sich hierbei um eine modellhafte Bündelung aufgrund von Modernisierungstheorien und gesellschaftlichen Entwicklungen, wie sie in vielen
westlichen Ländern zu beobachten sind. Auf der Grundlage dieser modellhaften Unterschei-
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dung von Modernisierungsphasen lässt sich anschließend zeigen, wie sich die sozialstrukturellen Verhältnisse in West- und Ostdeutschland in den 90er Jahren entwickelt haben. Der
Autor gibt hierzu jeweils einen komprimierten Überblick über die Entwicklungen der Bevölkerung, der Erwerbstätigkeit, der sozialen Ungleichheit, der sozialen Sicherheit sowie der
Strukturen des Denkens und Verhaltens. Er stellt insgesamt erhebliche Unterschiede im Modernisierungsprozess zwischen West- und Ostdeutschland fest. Im Westen vollzog sich die
Modernisierung in den 90er Jahren in "Zeitlupe", im Osten dagegen im "Zeitraffer". Eine
Entwicklung hin zu einem intergenerationellen Wertewandel mit den einschlägigen Gegenbewegungen der 90er Jahre wie im Westen wird es in Ostdeutschland kaum geben, denn die
Erfahrungen des Mangels und des Wohlstands, der Gemeinschaftlichkeit und der individuellen Freiheiten, werden in Ostdeutschland weniger in der Generationenabfolge als simultan erlebt. Dies erklärt vielleicht manche Konflikte, macht aber soziologische Erklärungen nicht
leichter. (ICI2)
[120-F] Kesselring, Sven, Dr.; Vogl, Gerlinde, Dipl.-Soz.; Krause, Ketevan, Dipl.-Soz.; Collmer,
Sabine, Dr. (Bearbeitung); Bonß, Wolfgang, Prof.Dr. (Leitung):
Mobilitätspioniere. Zum Strukturwandel der Mobilität unter den Bedingungen reflexiver
Modernisierung (Teilprojekt B3)
INHALT: Mobilität ist ein zentrales, aber nach wie vor unscharfes Kennzeichen moderner Gesellschaften. Sie bezieht sich auf räumliche und soziale Phänomene und umfasst faktische Bewegungen (Verkehr) ebenso wie potentielle Beweglichkeit (Motilität). In der Selbstwahrnehmung der Ersten Moderne erscheinen Motilität und Verkehr weitgehend deckungsgleich:
räumliche Bewegung wird auch als soziale begriffen; faktische Bewegung wird mit der potentiellen Beweglichkeit gleichgesetzt. Unter den Bedingungen der Zweiten Moderne wird
diese doppelte Gleichsetzung fragwürdig - um so mehr, als sich ein "Strukturbruch" der Mobilität abzeichnet. Denn Beweglichkeit korrespondiert nicht mehr zwangsläufig mit faktischer
Bewegung, und Phänomene wie der "rasende Stillstand" (Paul Virilio) lassen eine unerwartete Gleichzeitigkeit von Beharrung und Bewegung erkennen. Anhand empirischer Studien an
"Mobilitätspionieren" wurde in der ersten SFB-Projektphase gezeigt, wie räumliche und soziale Mobilität neu verkoppelt werden. Es ist deutlich geworden, dass Verkehr und Motilität
auseinander treten und die Beschleunigungsdynamik der 'einfachen Mobilität' an Barrieren
stößt. Als Reaktion auf die Mobilitäts- und Flexibilitätszumutungen der Ersten Moderne entstehen Strategien, mit denen Subjekte und Institutionen die Mobilitätslogik der Ersten Moderne unterminieren und eigenständige "Mobilitätspolitiken" betreiben. Hier setzt das Projekt
in der zweiten Phase an: Es wird nach neuen Strukturmustern und Verkoppelungen von Bewegung und Beweglichkeit gefragt. Die "Mobilitätspolitiken" der Subjekte und Institutionen
werden zum Thema, wie auch die oft übersehenen "Mobilitätsbarrieren" im Kontext subjektiver und institutioneller Praktiken und Handlungslogiken. Die Mobilitätspolitiken und Barrieren der Mobilität sollen anhand von drei Kontexten untersucht werden: (a) in jenen Bereichen, auf denen hoher Mobilitätsdruck lastet und denen zugleich der Nimbus des Neuen zugeschrieben wird (Consulting, e-lancer); (b) in Feldern, die als paradigmatisch für den Übergang von der Industrie- zur Informationsgesellschaft gelten (Medien, IT-Branche); sowie (c)
in Kontexten, denen man traditionelle Konstellationen von räumlicher und sozialer Mobilität
unterstellt und wo es zu weitreichenden Prozessen der Restrukturierung kommt (Bundeswehr). GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
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METHODE: Das Projekt bezieht sich auf den Kontext der Theorie der reflexiven Modernisierung, wie sie insbesondere von Autoren wie Ulrich Beck, Anthony Giddens und Scott Lash
entwickelt wurde. Zudem greift es auf theoretische Vorarbeiten von Wolfgang Bonß und auf
die neue Literatur zur Mobilitätssoziologie zu, wie man sie etwa bei Zygmunt Bauman und
vor allem bei John Urry findet. Das Ziel besteht darin, das Thema Mobilität als ein soziologisches Grundlagenkonzept zu entwickeln, das sich einerseits als Basisprinzip der einfachen
Moderne betrachten lässt und zudem unter den Bedingungen reflexiver Modernisierung sich
in einem transformativen Prozess befindet. Methodisch schließt das Projekt an die Giddenssche Idee von Strukturationsanlysen an, wonach ein Phänomen wie Mobilität im Spannungsfeld von Handlung und Struktur sozial konstruiert und definiert wird. Diese komplexen Prozesse sollen einerseits anhand von institutionellen Analysen der jeweligen "Mobilitätspolitik"
erschlossen werden; dieser Zugang wird andrerseits unterstützt von netzwerkorientierten Analysen, die auf biographisches Material rekurrieren, das in Interviews (biographischen wie Experteninterviews) erhoben wird. Empirische Basis der Arbeit sind demnach qualitative Daten,
die Aussagen über den institutionellen wie den subjektorientierten Konstruktionsprozess von
Mobilität zulassen. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse,
offen; Beobachtung, teilnehmend; Qualitatives Interview; Standardisierte Befragung, schriftlich. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Bonß, W.: Vom Risiko. Unsicherheit und Ungewißheit in der
Moderne. Hamburg: Hamburger Edition 1995.+++Collmer, S.: Heute hier, morgen fort - zur
Mobilität des modernen Soldaten. in: Collmer, Sabine; Kümmel, Gerhard (Hrsg.): Europäische Streitkräfte in der Postmoderne. Probleme und Herausforderungen. Reihe Militär und
Sozialwissenschaften, Bd. 30. Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2002.+++Cyrus, N.: Komplementäre Formen grenzüberschreitender Migration: Einwanderung und Mobilität am Beispiel Polen. in: Schmals, Klaus (Hrsg.): Stadt und Migration. Opladen: Leske u. Budrich (im
Erscheinen).+++Kesselring, S.: Beweglichkeit ohne Bewegung. in: Mitbestimmung - Magazin der Hans Böckler Stiftung, 2001, 9, S. 10-14.+++Ders.: Wir reisen in die Möglichkeitsräume. Anything flows - John Urry hat das Zeitalter der völligen Mobilität erforscht und fordert eine Soziologie jenseits der Gesellschaften. in: Süddeutsche Zeitung, 10./11. Febr.
2001.+++Vogl, G.; Kesselring, S.: Reflexive Mobilitätsplanung. Soziologische Anmerkungen
zum Leitprojekt MOBINET des Bundesforschungsministeriums. in: RaumPlanung, Aug.,
2002, 103, S. 189-192. ARBEITSPAPIERE: Bonß, W.; Collmer, S.; Kesselring, S.; Weiß, A.:
Mobilitätspioniere. Zum Strukturwandel der Mobilität unter den Bedingungen reflexiver Modernisierung. Arbeits- und Ergebnisbericht 1999-2002. München: SFB 536 2002.
ART: gefördert BEGINN: 2002-07 ENDE: 2005-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität der Bundeswehr München, Fak. für Sozialwissenschaften, Institut
für Staatswissenschaften Professur für allgemeine Soziologie (Werner-Heisenberg-Weg 39,
85577 Neubiberg); SFB 536 Reflexive Modernisierung (Theresienstr. 37-39, 80333 München)
KONTAKT: Leiter (Tel. 089-6004-2047 od. -4517, Fax: 089-6004-3138, e-mail:
[email protected])
[121-L] Köcher, Renate:
Lebensverhältnisse 1951-2001: ein Rückblick mit Daten des Allensbacher Archivs, in: Heinz
Sahner (Hrsg.): Fünfzig Jahre nach Weinheim : empirische Markt- und Sozialforschung gestern,
heute, morgen, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2002, S. 59-73, ISBN: 3-7890-8184-1
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INHALT: Der Beitrag beschreibt anhand der Daten des Allensbacher Archivs den sozialen und
kulturellen Wandel der BRD seit dem Jahre 1951. Die Daten zur heutigen Akzeptanz des politischen Systems zeigen eine weitgehend gefestigte Demokratie, mit der Einschränkung, dass
die ostdeutsche Bevölkerung diesem politischen und ökonomischen System in hohem Maße
distanziert gegenübersteht und es nach wie vor nicht als ihr Staatswesen und ihre Wirtschaftsordnung empfindet. Die westdeutsche Erfolgsgeschichte der fünfziger und sechziger
Jahre trug entscheidend zur Legitimierung insbesondere des ökonomischen Systems bei. Die
kontinuierlich wachsende Unterstützung für das politische und wirtschaftliche System, die
den Verlauf der fünfziger und sechziger Jahre in Westdeutschland prägten, wird in den neuen
Ländern bisher nur begrenzt nachvollzogen. (ICA)
[122-F] Kron, Thomas, Dr.; Lasarczyk, Christian, Dipl.-Inform. (Bearbeitung); Schimank, Uwe,
Prof.Dr.; Banzhaf, Wolfgang, Univ.-Prof.Dr. (Leitung):
Untersuchungen zur Dynamik sozialer Systeme anhand der Simulation komplexer, adaptiver Agenten
INHALT: Die interdisziplinär angelegte Untersuchung der Dynamik sozialer Systeme soll dazu
beitragen, das Wissen über die Evolution und Selbstorganisation dynamischer Systeme wie
auch über die Prozesse der Entstehung gesellschaftlicher Ordnung (Mikro-MakroProblematik) zu vertiefen. Dem Projekt liegt die Annahme zugrunde, daß sich soziale Prozesse im Computer künstlich modellieren lassen. Es soll daher ein Simulationssystem entwickelt
werden, das zur Untersuchung soziologischer Frage-stellungen verwendet werden kann. Die
Grundidee dieses Systems besteht darin, das Wissen über elementare Wechselwirkungen zwischen Objekten, wie sie am Beispiel der molekularen Wechselwirkungen in einer künstlichen
Chemie untersucht wurden, auf komplexe Objekte und deren Verhalten zu übertragen. Auch
im Falle sozialer Systeme sollen Regeln für Objekte auf der mikroskopischen Ebene aufgestellt werden und deren Auswirkungen anhand mesoskopischer oder makroskopischer
Selbstorganisations-Phänomene studiert werden, wobei eine größere Vielfalt der Prozesse zu
erwarten ist. Die Objekte in sozialen Systemen sind Akteure, die technisch als komplexe Agenten mit variablen Eigenschaften modelliert werden, so daß sie den Anforderungen eines
gehaltvollen soziologischen Akteurkonzepts genügen. Durch den Einsatz von Techniken aus
dem Bereich der komplexen adaptiven Systeme (Artificial Life, Genetische Programmierung,
Evolutionäre Algorithmen, Neuronale Netze) sollen strategiefähige, adaptive Agenten konstruiert werden, um Prozesse der sozialen Interaktion in unterschiedlichen Agentenpopulationen zu simulieren und damit Aussagen über die Emergenz und Dynamik sozialer Systeme zu
generieren, die anschlußfähig für aktuelle soziologische Fragestellungen sind. Untersuchungsgegenstand wird auch sein, inwieweit man Agenten mit verschiedenen Fähigkeiten zur
Kommunikation und Kognition ausstatten muß, damit die Komplexität der resultierenden
Phänomene denen in sozialen Systemen nahekommt. Fragestellungen, die die soziologische
Theoriediskussion bislang vorrangig mit qualitativen Ansätzen und Methoden behandelt hat,
sollen so in eine experimentelle Anordnung überführt werden, die ein Durchspielen verschiedenartiger Agenten-Konstellationen und ein Austesten unterschiedlicher Hypothesen erlaubt.
METHODE: Selbstorganisationstheorie; Adaptive Systeme; Theorie sozialer Prozesse und Systeme (insb. Mikro-Makro-Problematik); soziale Simulation; Artificial Societies; Sozionik;
Netzwerkanalyse; Modellbildung DATENGEWINNUNG: Entfällt.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Banzhaf, W.; Nordin, P.; Keller, R.E.; Francone, F.D.: Genetic
programming - an introduction on the automatic evolution of computer programs and its ap-
soFid Allgemeine Soziologie 2003/1
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plications. San Francisco: Morgan Kaufmann; Heidelberg: dpunkt.verl. 1998.+++Dittrich, P.;
Banzhaf, W.: Self-evolution in a constructive binary string system. in: Artificial Life, 1998, 4,
pp. 203-220.+++Dittrich, P.; Kron, Th.; Banzhaf, W.: Iterated mutal oberservation with genetic programming. in: Sozionik Aktuell, 2001, H. 2, http://www.informatik.unihamburg.de/TGI/forschung/projekte/sozionik/journal/2/index.html .+++Dittrich, P.; Kron,
Th.; Banzhaf, W.: On the scalability of social order. Modeling the problem of double and
multi contingency inspired by Luhmann and Parsons (eingereichtes Manuskript).+++Kron,
Th. (Hrsg.): Luhmann modelliert. Ansätze zur Simulation von Kommunikationssystemen.
Opladen. Leske + Budrich 2002.+++Kron, Th.; Dittrich, P.: Doppelte Kontingenz und Strukturbildung. in: Kron, Th. (Hrsg.): Luhmann modelliert. Ansätze zur Simulation von Kommunikationssystemen. Opladen: Leske + Budrich 2002, S. 209-251.+++Schimank, U.: Soziologische Akteurmodelle. Studienbrief der FernUniversität Hagen, 1998, Nr. 3750.+++ Schimank, U.: Theoretische Modelle sozialer Strukturdynamiken. Studienbrief der FernUniversität Hagen, 1999, Nr. 3700.+++Schimank, U.: Theoretische Modelle sozialer Strukturdynamiken: ein Gefüge von Generalisierungsniveaus. in: Mayntz, Renate (Hrsg.): Akteure - Mechanismen - Modelle. Zur Theoriefähigkeit makro-sozialer Analysen. Frankfurt u.a.: Campus
2002, S. 151-178.+++Schimank, U.; Kron, Th.; Greshoff, R.: Soziologisches SurvivalSixpack - Hartmut Essers "Soziologie - Spezielle Grundlagen". Essay. in: Soziologische Revue, Jg. 25, 2002, S. 351-366.+++Das Simulationsprogramm "LuSi - Luhmann simuliert"
kann von der Internet-Seite http://www.fernuni-hagen.de/SOZ/SOZ2/Projekte/Sozionik/ herunter geladen werden. ARBEITSPAPIERE: Kron, Th.; Dittrich, P.: Bausteine einer integralen
Handlungstheorie. Ein Architekturvorschlag für Agenten zur Simulation sozialer Systeme.
Ms. 2001.+++Kron, Th.; Dittrich, P.; Schimank, U.: Der Akteur als stufenlos regelbarer "Sozial-Charakter" - ein Vorschlag zur Komplexitätsbeherrschung beim Framing. Ms. 2001.+++
Schimank, U.: Von sauberen Mechanismen zu schmutzigen Modellen: methodologische Perspektiven einer Höherskalierung von Akteurkonstellationen. Ms. 2002.+++Skusa, A.; Kron,
Th.; Lasarczyk, C.; Dittrich, P.; Hilles, G.: Agents with a "social character": a proposal for
modeling complex social scenarios. Ms. 2002 (i.V.).
ART: gefördert BEGINN: 2001-12 ENDE: 2003-11 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Dortmund, FB 04 Informatik (44221 Dortmund); Fernuniversität
Hagen, FB Erziehungs-, Sozial- und Geisteswissenschaften, Institut für Soziologie Lehrgebiet
Soziologie 02 (58084 Hagen)
KONTAKT: Kron, Thomas (Dr. Tel. 02331-987-2987, e-mail:
[email protected])
[123-L] Manabe, Kazufumi:
Facet theory and studies of Japanese society: from a comparative perspektive, (JapanArchiv,
Bd. 1), Bonn: Bier 2001, XV, 314 S., ISBN: 3-9806179-6-3 (Standort: UB Bonn(5)-2001-7851)
INHALT: Die Studie stellt zunächst die von Louis Guttman und seiner Gruppe entwickelte Facet
Theory vor, um dann die Fruchtbarkeit dieses Ansatzes an verschiedenen Aspekten der japanischen Gesellschaft zu demonstrieren. Der Ansatz der Facet Theory wurde von der Smallest
Space Analysis und der Skalogrammanalyse her entwickelt, die inzwischen zu den klassischen Verfahren der empirischen Sozialforschung gehören. Der begrifflich-theoretische Bezugsrahmen wird mit den entsprechenden Techniken der Datenanalyse auf den Wandel in der
japanischen Gesellschaft, den "kulturellen Nationalismus" der Japaner, die internationale
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Kommunikation, die Einstellungen der politischen Kultur und die spezifischen Formen des
japanischen Konsumverhaltens angewandt. Der dritte Teil des Buches diskutiert die theoretischen und empirischen Problem des internationalen Vergleichs von Einstellungen, Meinungen und Verhaltensweisen. (ICA)
[124-L] Oswald, Ingrid; Voronkov, Viktor:
Einfahrt in die Steilkurve: zum Projekt 'Wandel alltäglicher Lebensführung in Russland', in:
Ingrid Oswald, Eckhard Dittrich, Viktor Voronkov (Hrsg.): Wandel alltäglicher Lebensführung in
Russland : Besichtigungen des ersten Transformationsjahrzehnts in St. Petersburg, Münster: Lit
Verl., 2002, S. 141-191, ISBN: 3-8258-5805-7
INHALT: Die Verfasser fragen nach der alltäglichen Lebensführung der Mittelschichten im postsozialistischen Russland als einem Arrangement von Arrangements unter Rahmenbedingungen schnellen sozialen Wandels. Zwei Phänomene stehen dabei im Mittelpunkt. Zum einen
sind dies die Normalitätskonstruktion durch eine - falls notwendig modifizierende - Bewahrung bewährter Klassifikationen und als gesichert geltender Werte, die Beharrlichkeit eingespielter Lebensführungspraktiken, die Verteidigung eines einmal bewährten Programms
schichtspezifischer Verhaltens- und Wahrnehmungsmuster. Zum anderen steht dem die Notwendigkeit einer durch Entgrenzung und Beschleunigung gekennzeichneten, flexibilisierten
Lebensführung gegenüber, die allerdings keine gänzlich neue Anpassungsleistung darstellt.
Vielmehr können die "Opfer" des postsozialistischen Wandels hier auf spezifisch "sowjetische" Wahrnehmungs- und Handlungsmuster zurückgreifen, die sich für die Bewältigung des
heutigen Alltags als überraschend praktikabel erweisen. (ICE2)
[125-L] Pollack, Detlef:
Wie modern war die DDR?, (F.I.T. Discussion Papers, No. 4/01), Frankfurt an der Oder 2001, 34
S.
(Standort:
http://fit.euv-frankfurt-o.de/Veroeffentlichungen/Discussion%20Papers/PDFFormat/01_04Pollack.PDF; Graue Literatur)
INHALT: Der vorliegende Beitrag befasst sich mit der Frage, wie modern die DDR-Gesellschaft
war. Bevor sich der Autor mit dieser Frage genauer auseinandersetzt, wird geklärt, was mit
dem Attribut 'modern' überhaupt gemeint ist. Was also macht moderne Gesellschaften zu modernen Gesellschaften? Es ist diese Erläuterung des Beurteilungsmaßstabes, die zunächst geleistet werden muss, bevor eine Einschätzung des Modernisierungsgrades der DDRGesellschaft möglich ist. An Vorschlägen zur griffigen Bezeichnung der DDR-Gesellschaft
mangelt es nicht. Ständegesellschaft, entdifferenzierte Gesellschaft, durchherrschte Gesellschaft, Arbeitsgesellschaft, kommode Diktatur oder Fürsorgediktatur sind nur einige der im
Umlauf befindlichen Definitionsangebote. Notwendig ist es aber, den theoretischen Aufwand
zur analytischen Erfassung der Konstitutionsprinzipien der DDR-Gesellschaft zu erhöhen,
sich also nicht mit Ein-Wort-Bezeichnungen zu begnügen, sondern das Instrumentarium einer
entwickelten Theorie auf den Gegenstand anzuwenden. In diesem Beitrag wird der Versuch
unternommen, die Mittel der Modernisierungstheorie für dieses Vorhaben zu mobilisieren.
Die Modernisierungstheorie ist möglicherweise die einzige Großtheorie, die den Sozialwissenschaften zur Analyse tiefgreifender gesamtgesellschaftlicher Änderungsprozesse noch zur
Verfügung steht. Nachdem sie in den sechziger und siebziger Jahren einer umfassenden Kritik unterzogen und bereits totgesagt worden war, erlebte sie Ende der achtziger und mit dem
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Zusammenbruch des Staatssozialismus in den neunziger Jahren erneut einen Wiederaufschwung, den viele längst für ausgeschlossen gehalten hatten. Die Kritik an der Modernisierungstheorie betrifft unterschiedliche Punkte. Es stellt durchaus ein Anliegen dieses Artikels
dar, diese Kritikpunkte aufzugreifen und konstruktiv auf sie zu reagieren. (ICD)
[126-F] Reif, Heinz, Prof.Dr. (Leitung):
Elitenwandel in der gesellschaftlichen Modernisierung: Adel und Bürgertum in Deutschland
II. Entwicklungslinien und Wendepunkte im frühen 20. Jahrhundert
INHALT: keine Angaben ZEITRAUM: frühes 20. Jahrhundert GEOGRAPHISCHER RAUM:
Deutschland
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Technische Universität Berlin, Fak. 01 Geisteswissenschaften, Institut für Geschichte und Kunstgeschichte (Ernst-Reuter-Platz 7, 10587 Berlin)
KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected] -Sekretariat- o.
[email protected])
[127-F] Scheibe, Moritz (Bearbeitung); Herbert, Ulrich, Prof.Dr. (Betreuung):
Demokratisierung. Öffentliche Debatte und sozialer Wandel in der Bundesrepublik der
sechziger und siebziger Jahre
INHALT: Frage nach intellektuellen Traditionslinien und Umbrüchen in der Debatte, nach der
aufkommenden Forderung nach Mitbestimmung in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen, nach der politischen Aufladung und Lagerbildung, insbesondere im Zuge der Studentenbewegung und der APO. ZEITRAUM: 1960-1975 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: empirische, politik- und sozialgeschichtlich fundierte Diskursuntersuchung
VERÖFFENTLICHUNGEN: Scheibe, M.: Auf der Suche nach der demokratischen Gesellschaft. in: Herbert, Ulrich (Hrsg.): Wandlungsprozesse in Westdeutschland. Belastung, Integration, Liberalisierung 1945-1980. Göttingen: Wallstein-Verl. 2002, S. 245-277.
ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2000-09 ENDE: 2003-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.
INSTITUTION: Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Historisches Seminar Lehrstuhl
für Neuere und Neueste Geschichte (Werthmannplatz, 79085 Freiburg im Breisgau)
[128-F] Scheller, Gitta, Dr. (Bearbeitung); Herlyn, Ulfert, Prof.Dr. (Leitung):
Die Wende als Individualisierungsschub. Richtung und Verlauf des Individualisierungsprozesses in den neuen Bundesländern
INHALT: Das Projekt beabsichtigt, die subjektive Verarbeitung des Transformationsprozesses in
den neuen Bundesländern unter individualisierungstheoretischer Perspektive zu untersuchen,
Besonderheiten des ostdeutschen Individualisierungsschubs herauszuarbeiten und abzuschätzen, inwieweit die Befunde auf Ostmitteleuropa zutreffen. GEOGRAPHISCHER RAUM:
neue Bundesländer, alte Bundesländer, Ostmitteleuropa
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METHODE: Im Forschungsprojekt wird davon ausgegangen, dass sich der Übergang der DDR in
die BRD theoretisch angemessen als Individualisierungsprozess (Beck 1986) beschreiben
lässt. Da die in der DDR erworbenen Kompetenzen und Orientierungen auch unter grundlegend veränderten Bedingungen nicht einfach über Bord geworfen, sondern als Ressourcen der
Bewältigung neu entstandener Situationen eingesetzt werden (Lutz 1996: 4f.), wird aber erwartet, dass die Menschen in den neuen Bundesländern ganz anders auf die gesellschaftlichen
Rahmenbedingungen reagieren und der ostdeutsche Individualisierungsschub im Hinblick auf
die Richtung der Freisetzungen Besonderheiten aufweist und sich deutlich von dem in den alten Bundesländern unterscheidet. Zur Beantwortung der Forschungsfrage werden verschiedene methodische Zugänge genutzt: Auf der Basis einer Sekundäranalyse vorliegender Studien
zum Transformationsprozess sowie eigener quantitativer und qualitativer Daten sollen Richtung, Verlauf und sozialgruppenspezifische Unterschiede des Individualisierungsschubs in
den neuen Bundesländern untersucht werden. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; Panel
DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview; Panel (Stichprobe: 30; ostdeutsche Großstadt;
Auswahlverfahren: Quota). Standardisierte Befragung, face to face (Stichprobe: 860; ostdeutsche Großstadt; Auswahlverfahren: Zufall). Sekundäranalyse von Individualdaten (Herkunft
der Daten: ALLBUS - alte und neue Bundesländer). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des
Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Zwischenbericht.
ART: gefördert BEGINN: 2001-01 ENDE: 2002-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Hannover, FB Landschaftsarchitektur und Umweltentwicklung,
Institut für Freiraumentwicklung und Planungsbezogene Soziologie (Herrenhäuser Str. 2a,
30419 Hannover)
[129-L] Schönfeld, Roland (Hrsg.):
Structural changes in transforming Southeastern Europe, (Südosteuropa-Studien, 67), München: Südosteuropa-Ges. 2000, 145 S., ISBN: 3-925450-88-2
INHALT: Zehn Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion führte die genannte Gesellschaft eine Tagung durch, während der die Erfolge, aber auch die aktuellen Probleme und
Herausforderungen des Transformationsprozesses verschiedener südosteuropäischer Länder
beleuchtet werden sollten. Die sämtlich englischsprachigen Beiträge analysieren das Thema
teils aus länderübergreifender, teils aus länderspezifischer Perspektive. Inhaltsverzeichnis:
Economic Transition: Marie Lavigne: Successes and Failures of Economic Transition in Eastern and Southeastern Europe: Comparative Aspects (13-35); Claudio Quintano: Some Considerations about the Role of Statistical Accounts: From the Material Product System (MPS)
to the System of National Accounts (SNA) (37-57). Country Studies: Svoboda Tosheva: Some Aspects of Structural Changes in the Economy of Bulgaria in the Period of Transition to a
Market Economy (61-70); Andreas Wass von Czege: Privatisation and Restructuring in Hungary - The Effects of Foreign Direct Investment (71-85); Michael Kaser: Albanian Political
and Economical Stability in the Wake of the Kosovo Conflict (87-102). International Integration: Vera M. Budway: Regional Cooperation in Southeast Europe: A Prelude to Greater European Integration (105-123); Fraser Cameron: The European Union's Policy towards
Southeast Europe (125-133); Dietrich Schlegel: Stability Pact for Southeast Europe - A German Initiative for the Postwar Periode in the Balkans (135-143). (ZPol, NOMOS)
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[130-L] Spohn, Willfried:
Eisenstadt über multiple Modernität, in: Soziologische Revue : Besprechungen neuer Literatur,
Jg. 25/2002, H. 3, S. 242-245 (Standort: UuStB Köln(38)-XG4586; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: Der Rezensent hält das besprochene Werk von Shmuel Eisenstadt "Die Vielfalt der
Moderne" (Weilerswist 2000) für eine der wichtigsten Rahmenorientierungen in der gegenwärtigen soziologischen Theorielandschaft. Eisenstadts Ansatz wird als eine "heterodoxe"
Richtung innerhalb der Soziologie bezeichnet, da er einerseits auf dem klassischen Modernisierungsparadigma fußt, dieses aber andererseits auf der Grundlage der vergleichenden Religionssoziologie Max Webers in Richtung auf eine spezifisch global vergleichende Soziologie
fortentwickelt hat. Der Kern dieser Theorie über die multiple Modernität und Identität von
gegenwärtigen Gesellschaften liegt in den grundlegenden Prinzipien der Moderne, die Modernisierungsprozesse von Gesellschaft zu Gesellschaft unterschiedlich konfigurieren und
dynamisch entwickeln. In dem Buch sieht der Rezensent für die Soziologie insgesamt einen
"Markstein". (ICA)
[131-L] Süß, Werner (Hrsg.):
Deutschland in den neunziger Jahren: Politik und Gesellschaft zwischen Wiedervereinigung
und Globalisierung, Opladen: Leske u. Budrich 2002, 372 S., ISBN: 3-8100-3226-3 (Standort:
UB Bonn(5)-2002-1399)
INHALT: "Ausgehend von den Herausforderungen der Wiedervereinigung und der veränderten
internationalen Kontexte analysieren die Beiträge des vorliegenden Bandes die Entwicklung
von Politik und Gesellschaft des vereinten Deutschland in seinem ersten Jahrzehnt. Entworfen wird ein politikwissenschaftliches Portrait der Bundesrepublik der neunziger Jahre."
(Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Werner Süß: Politik und Gesellschaft zwischen Vereinigung und Globalisierung. Zur Einführung (7-11); Horst Teltschik: Der deutsche Vereinigungsprozess im internationalen Kräftefeld (15-27); Werner Süß: Der deutsche Vereinigungsprozess 1989/90. Politische Strategie zwischen Euphorie und Bürokratie (29-49); Heinrich Oberreuter: Regierung und Opposition in den neunziger Jahren (53-70); Markus Jox/ Josef Schmid: Zurück zum Kanzlerwahlverein? Die CDU in den neunziger Jahren (71-82);
Siegfried Heimann: Die SPD in den neunziger Jahren (83-104); Ulrich von Alemann/ Christoph Strünck: Die neue Koalitionsrepublik. FDP, Bündnis90/Die Grünen und die PDS im
vereinigten Parteiensystem (105-121); Wilfried Röhrich: Die politische Klasse im Blickpunkt
der Kritik (125-140); Siegfried Mielke/ Christian Bräuer: Vom kooperativen zum kompetitiven Föderalismus (141-159); Inge Maria Burgmer: Die Zukunft der Verbände. Herausforderungen und Perspektiven der etablierten Wirtschaftsverbände (161-174); Rolf G. Heinze: Politik und Zivilgesellschaft. Regierungspolitik der rot-grünen Koalition (175-188); Wolfgang
Templin: Ein Staat - zwei Gesellschaften? Deutsch-deutsche Klüfte im zweiten Vereinigungsjahrzehnt (191-201); Roland Czada: Zwischen Stagnation und Umbruch. Die politischökonomische Entwicklung nach 1989 (203-225); Stefan Hradil: Zur Sozialstrukturentwicklung der neunziger Jahre (227-250); Ursula Münch: Ansätze zur Reform der sozialen Sicherheitssysteme. Reform zwischen Halbherzigkeit und politischer Blockade (251-268); Frank
Nullmeier: Auf dem Weg zu Wohlfahrtsmärkten? (269-281); Christian Hacke: Deutschlands
neue Rolle in der Weltpolitik (285-298); Rudolf Hrbek: Deutschland und der Fortgang des
europäischen Integrationsprozesses (299-316); Heike Dörrenbächer: Die Bundesrepublik im
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Prozess der Annäherung an Mittel- und Osteuropa (317-335); Franz-Lothar Altmann: Zwischen Annäherung und Ausgrenzung. Deutschlands Rolle in der europäischen Balkanpolitik
(337-348); Klaus Segbers: Gullivers Bindungen. Außenpolitiken der Bundesrepublik
Deutschland in den neunziger Jahren: Die innere Dimension (349-361); Heinrich August
Winkler: Späte Ankunft im Westen (365-370).
[132-F] Urban, Dieter, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Latente Wachstumsmodelle zur Analyse von Prozessen des sozialen Wandels
INHALT: In diesem Projekt werden im Rahmen der Methodologie latenter Strukturgleichungsmodelle statistische Konzepte der Längsschnittanalyse entwickelt und empirisch getestet, die
es ermöglichen, Prozesse des sozialen Wandels (wie z.B. die Veränderung sozialer Einstellungen) hinsichtlich der darin enthaltenen systematischen Veränderungsmuster und unter
gleichzeitiger Anwendung von Mehr-Indikatoren-Modellen (zur Kontrolle möglicher Meßfehler) zu untersuchen.
METHODE: Latente Strukturgleichungsmodellierung. Untersuchungsdesign: Panel DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Individualdaten (Stichprobe: ca. 250; Schüler/ ElternDyaden in einem ostdeutschen Landkreis; Auswahlverfahren: total).
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Urban, D.: Die Entwicklungsdynamik ausländerablehnender Einstellungen unter ostdeutschen Jugendlichen. Ergebnisse einer latenten Wachstumsanalyse. Stuttgart: Univ.. Inst. f. Sozialwiss. 2000, 24
S.+++Ders.: Prozeßanalyse im Strukturgleichungsmodell. Zur Anwendung latenter Wachstumskurvenmodelle (und autoregressiver Stabilitätsmodelle) in der Längsschnittanalyse.
Stuttgart: Univ., Inst. f. Sozialwiss. 2000, 29 S.
ART: Eigenprojekt BEGINN: 1999-09 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Universität Stuttgart, Fak. 10 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für
Sozialwissenschaften Abt. für Soziologie und empirische Sozialforschung -Soziologie 01(Keplerstr. 17, 70174 Stuttgart)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0711-121-3578, e-mail: [email protected])
[133-L] Weller, Christian E.; Hersch, Adam:
The long and short of it: global liberalization, poverty and inequality, (ZEI Policy/ Working
Papers, B 14), Bonn 2002, 28 S. (Standort: http://www.zei.de/download/zei_wp/B02-14.pdf;
Graue Literatur)
INHALT: Der vorliegende Beitrag untersucht den Einfluss globaler Deregulierung auf Armut und
Ungleichheit. Globale Deregulierung wird häufig als erfolgreiche Mittel zur Reduzierung von
Armut und Ungleichheit angesehen, obwohl sich dies nicht wissenschaftlich belegen lässt.
Zunehmende Ungleichheit innerhalb einzelner Länder ist weitverbreitet und die Einkommensunterschiede zwischen den Ländern nehmen zu. Die absolute Zahl der Menschen, die in
Armut leben, nimmt zu, während die Verringerung der Armutsrate nur in geographisch isolierten Bereichen festzustellen ist. Kritiker der globalen Deregulierung haben herausgefunden,
dass die in zunehmendem Masse deregulierten Handelsströme zu einer schlechteren Einkommensverteilung und unreguliertem Kapitalfluss führen, was besonders für die armen Gesellschaftsschichten schädlich ist. Unter Verwendung von Daten der Weltbank, des IWF und
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der UNO überprüfen die Autoren die Auswirkung der zunehmenden Deregulierung auf die
Einkommen der Armen. Die Resultate zeigen, dass globale Deregulierung der Geschäfts- und
Kapitalmärkte die Armen negativ berührt. Es wird deutlich, dass der Einkommensanteil der
Armen im Allgemeinen in deregulierten und instabilen makroökonomischen Räumen zurückgeht. Die Autoren gehen demnach davon aus, dass Handelsströme in regulierterem Umfeld
positive Auswirkungen auf das Wachstum haben und langfristig den Armen zu gute kommen.
(ICDÜbers)
[134-L] Wiesenthal, Helmut:
Politics against theory: on the theoretical consequences of successful large-scale reforms in
Postcommunist Europe, (13. Annual Meeting of the Society for the Advancement of SocioEconomics, 2001, Amsterdam), Berlin 2001, 20 S. (Standort:
http://www2.hu-berlin.de/gesint/publik/hw/politics.pdf; Graue Literatur)
INHALT: Der vorliegende Beitrag untersucht die theoretischen Konsequenzen aus erfolgreichen,
großangelegten Reformen in postkommunistischen Ländern. Nach einer Dekade von im großen und ganzen erfolgreiche Reformen in einigen postkommunistischen Ländern muss anerkannt werden, dass die Resultate der Veränderung einigen bisher als allgemeingültig angesehen Annahmen der Politikwissenschaft widersprechen. Das vorliegende Papier umreißt die
wichtigsten theoretischen Prämissen dessen, was als das 'Unmöglichkeits-Theorem holistischer Reformen' zusammengefasst werden kann, und untersucht die Diskrepanz zwischen
theoretisch basierten Erwartungen einerseits und Anzeichen von erfolgreichen Transformationen andererseits. Ausgelöst durch diese Diskrepanz werden einige Vorschläge hinsichtlich
der Revision oder der exakteren Neuformulierung der theoretischen Annahmen gemacht, die
sich als ungültig erwiesen haben. Als Folge scheint die allgemeine Skepsis, die die Möglichkeit der design-basierten institutionellen Reformen betrifft, geschwächt zu werden. (ICDÜbers)
5 Interaktion
[135-L] Albrecht, Steffen:
Netzwerke als Kapital: zur unterschätzten Bedeutung des sozialen Kapitals für die gesellschaftliche Reproduktion, in: Jörg Ebrecht, Frank Hillebrandt (Hrsg.): Bourdieus Theorie der
Praxis : Erklärungskraft - Anwendung - Perspektiven, Opladen: Westdt. Verl., 2002, S. 199-224,
ISBN: 3-531-13747-6
INHALT: Das Konzept des sozialen Kapitals ist ein zentraler, jedoch oft vernachlässigter Bestandteil einer umfassenden Theorie des Sozialen bei Bourdieu. Der Verfasser verbindet in
seiner Untersuchung dieses Konzept mit dem Netzwerkkonzept. Er zeigt - an Bourdieu anknüpfend und dessen Überlegungen fortführend - zunächst auf theoretischer Ebene, auf welche empirischen Phänomene sich das Konzept des sozialen Kapitals bezieht, welche erklärenden Faktoren es für deren soziologische Untersuchung bereitstellt und welche Rolle Netzwerken in diesem Rahmen zukommt. Auf empirischer Ebene wird dann überprüft, welche
Rolle interpersonelle Beziehungen im Vergleich zu anderen Kapitalsorten für die gesell-
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5 Interaktion
schaftliche Reproduktion in sozialen Feldern spielen. Dies geschieht mit Hilfe der Netzwerkanalyse und der Korrespondenzanalyse am Beispiel des sozialen Feldes der Kölner Schriftsteller. Diese Untersuchung zeigt, dass die innerhalb des literarischen Feldes verbreitete Darstellung des Autors als selbstbezogenes, nur dem künstlerischen Ausdruck verpflichtetes Subjekt eine Verschleierung der tatsächlichen Bedeutung von sozialen Kontakten und Beziehungsarbeit im Feld ist. (ICE2)
[136-L] Diekmann, Andreas; Lindenberg, Siegwart:
Sociological aspects of cooperation, Bern 2000, 11 S. (Standort:
http://www.soz.unibe.ch/personal/diekmann/downloads/cooperat.pdf; Graue Literatur)
INHALT: Der vorliegende Beitrag untersucht die soziologischen Aspekte der Kooperation. Die
bedeutendsten soziologischen Studien zum Thema Kooperation gehen von einer irgendwie
gearteten Vernunftsannahme aus. Es gibt im Allgemeinen zwei Gruppen von Studien: die einen gehen von der Annahme rationaler Egoisten aus, die anderen von der Annahme sozialer
Vernunft. Die Studien, die auf der Annahme rationaler Egoisten basieren, sind durch - meist
spieltheoretische - Entwicklungen in der Volkswirtschaft und Politikwissenschaft inspiriert
und fügen wichtige soziologische Aspekte der Analyse hinzu. Am wichtigsten ist in diesem
Zusammenhang die dynamische Analyse von Kooperation, die Verbindung zwischen formellen und informellen Institutionen und die Bedeutung von sozialen Netzwerken zur Einbettung
problematischer Transaktionen. Die Studien, die auf sozialer Vernunft basieren, führen Annahmen über soziale Präferenzen, Lernen und Gestalten ein. Wichtige Fragen sind die Umstände, die soziale Präferenzen stärken oder schwächen; die Entwicklung der Signale und
Konventionen, die Vertrauen regeln und die Einflüsse von Zielen auf die Definition der Situation. Es scheint, dass Studien, die von der sozialen Vernunft ausgehen, zur Zeit bevorzugt
werden. (ICDÜbers)
[137-L] Ellrich, Lutz; Funken, Christiane; Meister, Martin:
Kultiviertes Misstrauen: Bausteine zu einer Soziologie strategischer Netzwerke, in: Sociologia internationalis : Internationale Zeitschrift für Soziologie, Kommunikations- und Kulturforschung, Bd. 39/2001, H. 2, S. 191-234 (Standort: UuStB Köln(38)-XG219; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Soziale Netzwerke sind eine eigenständige Form sozialer Ordnungsbildung. Ihr basaler Koordinationsmechanismus heißt 'Vertrauen'. Besonders 'strategische' - d. h. langfristig
angelegte und ergebnisoffene - Netzwerke beruhen auf der Pflege von Vertrauen, stellen es
aber auch permanent auf die Probe. Damit eröffnen sie Perspektiven, die dem Misstrauen einen gebührenden Platz einräumen. Für diese strukturbildende Operation gibt es aber weder in
den Selbstbeschreibungen der Netzakteure noch in den Fremdbeschreibungen der Netzwerksoziologie geeignete Kategorien. Das komplexe Zusammenspiel von Vertrauen und Misstrauen bleibt begrifflich unterbestimmt. Wir vertreten die These, dass erst mit Blick auf latentes
Misstrauen die besondere Fragilität von Netzwerken erklärt werden kann. Unter Rückgriff auf
neuere organisationstheoretische Befunde schlagen wir eine 'Neubeschreibung' strategischer
Netzwerken vor, die die produktive Spannung zwischen Vertrauen und Misstrauen ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt." (Autorenreferat)
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5 Interaktion
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[138-L] Glatzer, Wolfgang:
Vereinzelung und Vernetzung in der modernen Gesellschaft, in: Irene Becker, Notburga Ott,
Gabriele Rolf (Hrsg.): Soziale Sicherung in einer dynamischen Gesellschaft : Festschrift für Richard Hauser zum 65. Geburtstag, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2001, S. 231-251, ISBN: 3593-36925-7 (Standort: UuStB Köln(38)-28A5589)
INHALT: Eine neue These besagt, das sich die sozialen Beziehungen in der modernen Gesellschaft zu einer "vernetzten Gesellschaft" entwickeln und Netzwerke zum dominanten Strukturprinzip im Alltag der Menschen werden. Den immerwährenden sozialen Problemen der
Vereinzelung und Einsamkeit treten neue Formen der Vernetzung und Zugehörigkeit gegenüber. Der Beitrag diskutiert und prüft die These vom Wandel der sozialen Beziehungen. Die
Ausführungen zeigen allerdings eher gegenläufige Entwicklungen. Der beobachtbaren Verkleinerung der Haushalte, also der Kontraktion haushaltsinterner sozialer Netzwerke, steht eine Expansion haushaltsübergreifender Netzwerke gegenüber, die durch die Innovationen bei
den Verkehrsmitteln und in der Kommunikationstechnologie ermöglicht werden. Da allerdings soziotechnische Neuerungen nicht für alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen nutzbar und insbesondere ältere Menschen davon teilweise überfordert sind und zudem in unteren
Einkommensschichten die Ressourcen nicht ausreichen, besteht die Gefahr, dass die konstatierten Veränderungen der Netzwerkkonstellationen zu einer neuen Dimension sozialer Ungleichheit führen. (ICA2)
[139-L] Helle, Horst Jürgen:
Theorie der symbolischen Interaktion: ein Beitrag zum Verstehenden Ansatz in Soziologie
und Sozialpsychologie, (Studienskripten zur Soziologie), Wiesbaden: Westdt. Verl. 2001, 179 S.,
ISBN: 3-531-13648-8 (Standort: UB Bonn(5)-2002-3833)
INHALT: "'Verstehende Soziologie', insbesondere in der Form des symbolischen Interaktionismus, ist in den Vereinigten Staaten ein wichtiger Ansatz in Forschung und Literatur geworden. In dieser Ausprägung wird dann die verstehende Soziologie in den verschiedenen europäischen Ländern heute zu einer bedeutsamen Richtung. In diesem Band wird aufgezeigt, daß
der aktuelle 'symbolische Interaktionismus' eine Fortführung der uns vertrauteren 'verstehenden Soziologie' ist. Dabei wird deren Bezug zum Neukantianismus genauer herausgearbeitet
als die sonst so betonte Beziehung zur Phänomenologie von Husserl und A. Schütz. Insofern
ist der Band für einen deutschen Leser besonders geeignet, einen Zugang zum 'symbolischen
Interaktionismus' zu vermitteln, zusätzlich zu der bisher hier vorherrschenden phänomenologischen Ableitung von Berger und Luckmann. Verstehende Soziologie, phänomenologische
Soziologie und symbolischer Interaktionismus verstehen sich als Alternative zu den verschiedenen 'szientistischen' Richtungen der Soziologie (oft auch mit 'Positivismus' gleichgesetzt).
Im Kern ist die eine Fortführung der Unterschiede im Zugang zum Wissen über Welt, wie er
im Nominalismusstreit der Spätscholastik thematisiert wurde. Während die empirische Sozialforschung vorherrschend durch eine nominalistische Grundeinstellung bestimmt wird, erhebt sich gegen die damit verbundene Einengung der Erklärung in Abständen immer wieder
eine essentialistische Kritik. So beruht denn auch die besondere Anziehungskraft des 'symbolischen Interaktionismus' auf seiner Eignung, über soziale Sachverhalte so Auskunft zu geben,
daß der Leser seine Erfahrungen wiederzuerkennen vermag." (Textauszug)
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[140-F] Henning, Marina, Dr.; Hobohm, Jan, M.A.; Hormann, Oliver, Dipl.-Soz.Wiss. (Bearbeitung); Bertram, Hans, Prof.Dr. (Leitung):
Soziale Netzwerke, soziale Unterstützung und Lebensformen in europäischen Großstädten
INHALT: Anfang der siebziger Jahre gab es eine Reihe empirischer Untersuchungen zur Entwicklung sozialer Beziehungen und familiärer Lebensformen in europäischen Großstädten.
Im Gegensatz zu der damals weit verbreiteten Annahme, daß Beziehungen und familiäre
Strukturen in städtischen Milieus besonders brüchig seien, konnten die Autoren wiederholt
zeigen, daß Beziehungen in diesen städtischen Milieus teilweise recht stabil waren. Da heute
in der soziologischen Theoriediskussion wiederum das Zerbrechen von Ligaturen und familiären Beziehungen behauptet wird und inzwischen auch Teil der öffentlichen Wahrnehmung
von Familie und Sozialbeziehungen geworden ist, wird in dieser Untersuchung eine Replikation der damaligen Forschungen in den gleichen Quartieren europäischer Städte geplant.
GEOGRAPHISCHER RAUM: Berlin, Stuttgart, Hamburg, Wien
METHODE: Theoretisch folgen die Autoren dabei einem Netzwerkansatz, der schon damals
teilweise versucht wurde, aber erst seit etwa zehn Jahren Eingang in die Familienforschung
gefunden hat. Dieser netzwerktheoretische Zugang ermöglicht es, das Projekt mit der aktuellen Diskussion um das Sozialkapital in modernen Gesellschaften zu verbinden, weil primäre
familiäre Bindungen Teil jenes Sozialkapitals sind, das für die Entwicklung von modernen
Gesellschaften von großer Bedeutung ist. Der europäische Vergleich in konkreten städtischen
Quartieren vor dem Hintergrund teilweise noch vorhandener Primärdaten aus den siebziger
und der auch zur Verfügung stehenden amtlichen Strukturdaten wird es auch ermöglichen, zu
prüfen, ob die in der Soziologie häufig anzutreffende Annahme gleichförmiger Entwicklungen von Lebensformen empirisch richtig ist. Viele Annahmen der aktuellen Globalisierungstheorien entsprechen den Modernisierungstheorien der siebziger Jahre, die damals teilweise
empirisch falsifiziert werden konnten. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, face to face (Stichprobe: 2.400; jeweils 2 Stadtteile in
Berlin, Stuttgart, Hamburg, Wien - es werden ausschließlich Familien mit Kindern unter 18
Jahre befragt; Auswahlverfahren: total). Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut.
ART: gefördert BEGINN: 2002-06 ENDE: 2004-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Humboldt Universität Berlin, Philosophische Fakultät 03, Institut für Sozialwissenschaften Lehrbereich Mikrosoziologie (Universitätsstr. 3b, 10099 Berlin)
KONTAKT: Leiter (Tel. 030-2093-4328, e-mail: [email protected]); Hennig, Marina
(Dr. Tel. 030-2093-4345, e-mail: [email protected])
[141-L] Hinck, Daniela; Köhler, Michael; Langer, Roman; Moldt, Daniel; Rölke, Heiko:
Modellierungen und Reanalysen zur Habitus-Feld Theorie von Pierre Bourdieu, (Arbeitsberichte des Forschungsprogramms Agieren in sozialen Kontexten), Hamburg 2002, 30 S. (Standort:
http://www.informatik.uni-hamburg.de/TGI/forschung/projekte/sozionik/publications.html; Graue
Literatur)
INHALT: "Zielsetzung des ASKO-Projektes (Agieren in sozialen Kontexten) ist die Entwicklung
von informatischen Strukturierungs- und Verifikationskonzepten sowie einer soziologischen
Middle-Range-Theorie für Entscheidungsverhalten in öffentlich-rechtlichen Institutionen auf
Basis eines intuitiven petrinetzbasierten Ansatzes zur Spezifikation und Entwicklung von Agenten- und Multiagentensystemen. Da eine gesellschaftstheoretische Analyse organisationa-
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ler Phänomene - im Sinne direkter Anwendung gesellschaftstheoretischer Thesen und Einsichten auf Organisationen - in rezenten Organisationsanalysen kaum vorgenommen wird,
fundiert das ASKO-Projekt mit gesellschaftstheoretischen Reanalysen die Middle-RangeTheorie. Diese Middle-RangeTheorie thematisiert dabei insbesondere die Mikro-MakroProblematik, die sich in der Dialektik von Handlung und Struktur ausdrückt. Die MiddleRange-Theorie bildet die Ausgangsbasis für die Modellbildung eines sozionischen Agentenmodells - SAM genannt -, das Fragen zur Strukturierung von Interaktion und Kooperation
thematisieren soll, insbesondere für öffentlich-rechtliche Institutionen. In dieser Arbeit wird
das Ergebnis einer sozionischen Reanalyse und Modellierung der Gesellschaftstheorie von
Pierre Bourdieu vorgestellt. Es konnten insbesondere die dialektischen Begriffe des Feldes
und des Habitus herausgearbeitet werden. Besonderheit dieser Arbeit ist, daß die Darstellung
der Ergebnisse nicht nur in rein textueller Form erfolgt, sondern zusätzlich noch in Form von
Petrinetzen, die es erlauben, Zusammenhänge sowohl graphisch zu visualisieren als auch mathematisch exakt zu erfassen." (Autorenreferat)
[142-F] Hummell, Hans J., Prof.Dr. (Bearbeitung); Sodeur, Wolfgang, Prof.Dr. (Leitung):
Mikroprozesse des Aufbaus und Abbaus paarweiser sozialer Beziehungen und resultierende
Makrostrukturen in der gesamten Population
INHALT: Das Projekt wird seit vielen Jahren mit wechselnden inhaltlichen Schwerpunkten bearbeitet. 1998 wurde mit einer Sekundäranalyse aus dem Bereich der Soziobiologie begonnen:
Ivan D. Chase: "Social process and hierarchy formation in small groups" (ASR, 45, 1998, p.
905-924). Eine detaillierte Analyse der von Chase veröffentlichten Argumente und empirische Daten ergab, dass die vermeintlich am Anfang der Erklärungskette stehenden "Kurzzeitprozesse" (einzelne, aggressive Aktionen der Hühner wie Hacken etc.) eher als Ergebnis des
"Langzeitprozesses" (Herausbilden stabiler, paarweiser Über-/ Unterordnungen) gedeutet
werden müssen. Alternative Modellierungen der (kurzzeitigen) Mikroprozesse führen zu erstaunlich einfachen prozessualen Erklärungen. Es handelt sich um ein Kooperationsprojekt
zwischen der Universität Duisburg und der Universität Essen.
METHODE: Analyse prozessreduzierter Daten DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse experimenteller Daten (Chase 1980 -geplant-). Erzeugung von Prozessdaten aufgrund parametergesteuerter Simulationsmodelle.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Social process and hierarchy
formation (I.D. Chase). Theoretical concepts confirmed data analysis revisted. Paper will be
presented at the Sunbelt Conference at Chaleston, SC., Febr. 1999.
ART: Eigenprojekt AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Universität Essen, FB 01 Philosophie, Geschichte, Religions- und Sozialwissenschaften, Fachgebiet Empirische Sozialforschung Prof.Dr. Sodeur (Universitätsstr. 12, 45117
Essen); Universität-Gesamthochschule Duisburg, Fak. 01 Gesellschaftswissenschaften, Institut für Soziologie Fachgebiet Soziologische Theorie Prof.Dr. Hummell (Lotharstr. 65, 47048
Duisburg)
KONTAKT: Leiter (Tel. 02234-942948, e-mail: [email protected])
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[143-F] Humpert, Andreas, Dipl.-Soz.; Herter, Robert, Dipl.-Soz.; Langkau, Thomas, M.A.;
Schmalzhaf-Larsen, Christa; Herting, Cornelia, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Sodeur, Wolfgang,
Prof.Dr. (Leitung):
Erklärung der Beziehungsmuster von Kindern durch Eigenschaften ihrer sozialen Umgebung
INHALT: Das Projekt dient der Klärung, inwieweit die Struktur der sozialen Kontakte von Kindern durch Beschränkungen und Gelegenheiten ihrer Umwelt festgelegt wird. Damit sollen
die Möglichkeiten der fortlaufenden Sozialberichterstattung über die Sozialisationsbedingungen der Kinder erweitert werden. Theoretische Vorarbeiten (1990/91) und die sehr aufwendige empirische Erhebung (1992/94) wurden von der DFG gefördert. Seither konzentrieren sich
die Arbeiten auf die Auswertung und insbesondere auf die Entwicklung von Instrumenten zur
indirekten Beschreibung der Beziehungsstrukturen von Kindern anhand verfügbarer Regionaldaten. GEOGRAPHISCHER RAUM: Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen
METHODE: Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, face to face (Stichprobe: 962; Kinder im Alter von 8/9 und 13/14 Jahren, WA). Sekundäranalyse von Aggregatdaten zur Beschreibung regionaler Einheiten. Feldarbeit durch ein
kommerzielles Umfrageinstitut.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Beschreibung und Erklärung
der Beziehungsmuster von Kindern und Jugendlichen. DFG-Zwischenbericht. Essen
1991.+++Beschreibung und Erklärung der Beziehungsmuster von Kindern und Jugendlichen
durch Eigenschaften ihrer sozialen Umwelt. Essen 1995.
ART: Eigenprojekt; gefördert BEGINN: 1990-06 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung an der Universität zu Köln (Postfach 410960, 50869 Köln); Universität Essen, FB 01 Philosophie, Geschichte, Religions- und
Sozialwissenschaften, Fachgebiet Empirische Sozialforschung Prof.Dr. Sodeur (Universitätsstr. 12, 45117 Essen)
KONTAKT: Leiter (Tel. 02234-949248, e-mail: [email protected])
[144-L] Hunecke, Marcel:
Lebensstile und sozialpsychologische Handlungstheorien: Perspektiven einer theoretischen
Integration im Bereich des umweltbezogenen Handelns, in: Dieter Rink (Hrsg.): Lebensstile
und Nachhaltigkeit : Konzepte, Befunde und Potentiale, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S.7592, ISBN: 3-8100-3112-7
INHALT: In der sozial- und verhaltenswissenschaftlichen Umweltforschung existiert bisher kein
expliziter Vorschlag zur Integration sozialpsychologischer Handlungsmodelle mit dem Lebensstilansatz auf einer theoretischen Ebene. Es finden sich jedoch einige empirische Studien,
in denen sowohl handlungstheoretische Konstrukte als auch Lebensstil-Merkmale berücksichtigt werden. Im Anschluss an diese Arbeiten diskutiert der Beitrag drei Integrationsmöglichkeiten, die sich bei der Anwendung von Lebensstilanalysen im Umweltbereich ergeben. Erstens muss reflektiert werden, welche Vor- und Nachteile das Verfahren der Typenbildung gegenüber der Modellierung des Umweltverhaltens durch allgemeine Erklärungsmodelle bietet.
Zweitens ist abzuschätzen, welchen Nutzen verhaltensspezifische gegenüber verhaltensübergreifenden Erklärungsansätzen bieten können. Hiermit im Zusammenhang steht die dritte
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Frage, die sich auf den Erklärungswert des Lebensstilansatzes gegenüber den alternativen
Konzepten der Lebensform und der Lebensphase bezieht. (ICA)
[145-L] Kurt, Ronald:
Menschenbild und Methode der Sozialphänomenologie, (Erfahrung - Wissen - Imagination :
Schriften zur Wissenssoziologie, Bd. 2), Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2002, 296 S., ISBN: 3-89669773-0
INHALT: " In dieser Arbeit rekonstruiert Ronald Kurt unmittelbar aus Husserls Philosophie heraus eine Denkweise, die er als sozialphänomenologisch bezeichnet. Gegenstand der Phänomenologie sind Bewusstseinsphänomene. Die Sozialphänomenologie beschäftigt sich mit
dem Bewusstsein vom Bewusstsein anderer. Sie beschreibt, reflektiert und typisiert die Verhältnisse, in denen sich Menschen zu sich selbst und anderen verhalten. Der Autor stellt die
Theorie und die Methodologie der Sozialphänomenologie dar, um dann anhand der Fernsehproduktionen 'Marienhof' (Vorabendserie), 'Feurio' (Theateraufzeichnung), 'Liebe, Leben,
Tod' (Fernsehspielfilm) und 'ZAK' (Politikmagazin) ihre Anwendungsmöglichkeiten vorzuführen." (Autorenreferat)
[146-L] Lepsius, M. Rainer:
Institutionalisierung und Deinstitutionalisierung von Rationalitätskriterien, (Diskussionsbeiträge des Kulturwissenschaftlichen Forschungskollegs/ SFB 485 Norm und Symbol an der Universität Konstanz, Nr. 25), Konstanz 2002, 11 S. (Standort: UuStB Köln(38)-20020107792; Graue
Literatur)
INHALT: Die Analyse von Institutionen und ihres Wandels ist eines der komplexesten Problemen
der Soziologie. Die Schwierigkeiten liegen einmal in der inhaltlichen Unbestimmtheit, mit
der die Alltagssprache den Ausdruck Institution verwendet. Aber auch wissenschaftssprachlich wird der Begriff uneinheitlich und vielfach fließend gefasst. Die Studie befasst sich daher
mit der Frage: Was sind Institutionen? Zur Definition des Begriffs wird der "Eigenschaftsraum" von Institutionen entwickelt, um dann die Prozesse zu beschreiben, die Inhalt und
Wirkungen von Institutionen beeinflussen. Abschließend wird die Frage erörtert, inwieweit
der Wandel von Institutionen als Prozess der Institutionalisierung beziehungsweise der
Deinstitutionalisierung von Rationalitätskriterien erfasst werden kann. Leitend für die Explikation sind dabei folgende Fragestellungen: Unter welchen Bedingungen haben Wertvorstellungen die Chance, zu Handlungsmaximen für eine Vielzahl von Akteuren zu werden? Oder
anders formuliert: Wie kommt es, dass sich soziales Handeln in angebbaren Situationen regelmäßig an bestimmten Ideen ausrichtet, unabhängig von den Motiven und Interessenlagen
der einzelnen Akteure? Institutionen bezeichnen in dieser Problemfassung Prozesse, die soziales Verhalten strukturieren und auf Wertvorstellungen beziehen. (ICA2)
[147-L] Loenhoff, Jens:
Sensomotorische Bedingungen von Kommunikation und Handlung, in: Kornelia Hahn, Michael Meuser (Hrsg.): Körperrepräsentationen : die Ordnung des Sozialen und der Körper, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2002, S. 45-69, ISBN: 3-89669-794-3
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INHALT: Dieser Aufsatz setzt sich mit der Annahme auseinander, dass sowohl die explikative
Reichweite als auch die empirische Adäquanz von Handlungs- und Kommunikationstheorien
davon abhängen, "inwiefern ihre Begriffsarchitektur eine Bezugnahme auf den Körper gestattet und welche Prädikate sie diesem zuzusprechen gedenkt." Demgemäß bedarf es einer psychophysischen Darstellung des Zusammenhanges zwischen den subjektiven Strukturen (Verstehen eines Gebildes) und den objektiven Strukturen (Wirken an physischen Objekten) des
Mediums 'Körper'. Sie umfasst folgende Punkte: (1) Rekonstruktion des Funktionszusammenhanges von Wahrnehmen und Bewegen und (2) Bestimmung der Handlungs- bzw. Interaktionsrelevanz sensomotorischer Systeme. Vor dem Hintergrund einer Kritik an den Theorien des Sozialen, die im Allgemeinen die Erläuterung körperlicher Vermögen aussparen und
bei dem Hinweis sensomotorischer Leistungen des Körpers verkürzend auf den Begriff der
Handlung zurückgreifen, hebt der Autor stattdessen den Körper als Fundament von Kommunikation und Handlung hervor. Diese Betonung basiert auf folgenden Leistungen des Körpers: (1) Prozesse der Selbst- und Fremdwahrnehmung bilden und steuern Handlung und Interaktion, (2) die Struktur des Leib-Umwelt-Bezugs bildet die Erzeugungsgrundlage für interaktiv relevante Einheiten und (3) die Produktion wahrnehmbarer Formen steht bei jeglicher
Kommunikation in Wechselbeziehung zu der in sensomotorischen Systemen fundierten Differenzerzeugung. Daran schließt sich eine Diskussion der Konsequenzen, die aus diesen Befunden für den weiteren Aufbau von Handlungs- und Interaktions- bzw. Kommunikationstheorien resultieren, an. (ICG)
[148-L] Loenhoff, Jens:
Sinne, Kommunikation und Gesellschaft: eine Theorieskizze, in: Österreichische Zeitschrift für
Soziologie : Vierteljahresschrift der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie, Jg. 27/2002, H.
2, S. 14-29 (Standort: UuStB Köln(38)-XH02528; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Autor entwickelt einen theoretischen Begriffsrahmen für eine Soziologie der Sinne, anhand dessen sich das sensomotorische Gesamtgeschehen als fundierende Basis von
Kommunikation und Handlung bestimmen lässt. Er geht zunächst der Frage nach, in welcher
Weise sich die Ordnung des Sozialen den spezifischen Orientierungsleistungen der Sinne
verdankt und inwiefern diese als Evidenzquelle für die Vergewisserungspraxis der Beteiligten
fungieren. Dem folgt der Vorschlag, der Frage, was die Erzeugung von sozialem Sinn mit den
Sinnen zu tun hat, in einer triadischen Denkbewegung nachzugehen. Diskutiert werden vor
allem drei Bezugspunkte, deren funktionale Verschränkung in der Begriffsarchitektur einer
Soziologie der Sinne zu berücksichtigen wäre: (1) die Bestimmung der Sinne als ermöglichende Bedingung von Handlung, Kommunikation und Gesellschaft; (2) die kommunikativ
wirksame Semantik der Sinne und ihre Genese und (3) die soziale Ordnung der Sinne als
Struktur reflexiver Erwartungen hinsichtlich des Umgangs mit den sensomotorischen Teilsystemen. (ICI2)
[149-L] Mayr-Kleffel, Verena:
Netzwerkbeziehungen und weibliche Lebenslagen, in: Veronika Hammer, Ronald Lutz (Hrsg.):
Weibliche Lebenslagen und soziale Benachteiligung : theoretische Ansätze und empirische Beispiele, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2002, S. 67-85, ISBN: 3-593-36924-9
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INHALT: Die komplexer gewordenen Ursachen und Erscheinungsformen sozialer Ungleichheit
in modernen Gesellschaften haben zu neuen Konzepten sozialer Ungleichheit auf der Basis
relationaler Begrifflichkeiten geführt. Die Verfasserin greift in diesem Kontext den Lebenslagenansatz auf, wobei sie sich vor allem auf den Sozialbindungsspielraum konzentriert. Dabei
sieht sie soziale Beziehungen aus netzwerktheoretischer Perspektive einerseits als Ressource
im Sinne des Kapitalbegriffs von Bourdieu, andererseits auch als spezifische Verpflichtungen
von Frauen in der Privatsphäre. Der Sozialbindungsspielraum von zwei weiblichen Lebenslagen wird exemplarisch anhand von Ergebnissen der Netzwerkforschung dargestellt. Bei den
gewählten Beispielen handelt es sich um junge Frauen in der Ausbildung und während der
ersten Erwerbstätigkeit sowie um junge Frauen nach der Familiengründung. Beide Beispiele
zeigen, so das Fazit der Verfasserin, die Tauglichkeit der frauenspezifischen Lebenslagenkomponente Sozialbindungsspielraum zur Erfassung der Lebensbedingungen von Frauen.
(ICE2)
[150-L] Schaub, Johannes:
Freundschaftsnetzwerke in den neuen Bundesländern: eine vergleichende empirische Untersuchung, (Beiträge zur Sozialpsychologie, Bd. 4), Frankfurt am Main: P. Lang 2002, 161 S.,
ISBN: 3-631-38571-4 (Standort: UuStB Köln(38)-28A6314)
INHALT: "Soziale Netzwerke waren eine wichtige Strukturebene der DDR-Gesellschaft. Daher
liegt es nahe, solche Netzwerke von Menschen aus den neuen Bundesländern zu untersuchen.
Außer Freundschaften werden noch informelle und enge soziale Beziehungen aus der Netzwerkperspektive betrachtet. Diese drei ego-zentrierten Netzwerke werden sowohl miteinander
als auch mit den gleichen - retrospektiv erhobenen - Netzwerken vor der 'Wende' verglichen.
Die Stichprobe wurde mit dem Schneeballprinzip gewonnen und die Daten wurden netzwerkanalytisch ausgewertet. Die zahlreichen Ergebnisse sind nicht einheitlich. Die untersuchten
Beziehungen sind in der Stichprobe netzwerkartig organisiert. Ansonsten gibt es sowohl Ergebnisse, die belegen, daß die DDR-Zeit heute noch Auswirkungen hat, als auch solche, die
keine Unterschiede zu Studien aus den alten Bundesländern zeigen." (Autorenreferat)
[151-L] Scheller, Gitta:
Individualisierungsprozesse in den neuen Bundesländern: zur Freisetzung aus den Arbeitskollektiven, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2002,
B 37/38, S. 23-29 (Standort: http://www.das-parlament.de/2002/37_38/Beilage/004.html; UuStB
Köln(38)-Ztg00926-a; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Im Beitrag wird unter individualisierungstheoretischer Perspektive untersucht, was
nach der Wende von dem auf Mitmenschlichkeit und gesellige Freizeitaktivitäten ausgerichteten Gemeinschaftsideal der Arbeitskollektive übrig geblieben ist. Im Ergebnis zeigen sich
mit der Abschwächung der ehemals kooperativen Arbeitsbeziehungen sowie der Aufhebung
verordneter Freizeitkontakte zu KollegInnen eindeutige Individualisierungstendenzen, die aber keineswegs so umfassend sind, dass sie zu einer völligen Abschaffung des traditionellen
Lebensstils geführt haben. So kommt z.B. dem Solidaritätsideal nach wie vor eine hohe normative Verbindlichkeit zu, und die Entsolidarisierung der Erwerbssphäre ging sogar mit einer
Traditionalisierung der Gemeinschaftsbezüge im Bereich der privaten Lebensformen einher."
(Autorenreferat)
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[152-F] Späth, Julia F., Dipl.-Hdl. (Bearbeitung); Bronner, Rolf, Univ.-Prof.Dr. (Betreuung):
Vertrauen in Organisationen. Eine empirische Untersuchung effizienter Interaktion
INHALT: Vertrauen ist ein grundlegender Koordinationsmechanismus zwischenmenschlicher
Austauschbeziehungen in Organisationen. Ziel des Forschungsprojektes ist es, theoretisch
und empirisch die Bildung und Funktionsweise wechselseitiger Vertrauensbeziehungen laborexperimentell zu analysieren, um Aussagen über die Gestaltung von Rahmenbedingungen
effizienter Interaktion in Unternehmen zu erhalten.
METHODE: keine Angaben DATENGEWINNUNG: Experiment.
ART: Dissertation BEGINN: 2000-10 ENDE: 2004-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Institution
INSTITUTION: Universität Mainz, FB 03 Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Lehrstuhl für
Allgemeine BWL und Organisation (Jakob-Welder-Weg 4, 55128 Mainz)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 06131-39-21016, e-mail: [email protected])
[153-F] Stürmer, Stefan, Dr. (Leitung):
Kollektive Identifikation und prosoziales Verhalten: zur Rolle von Normen innerhalb der
Eigengruppe, Empathie für Eigengruppenmitglieder und der Verschmelzung von Eigen- und
Gruppeninteressen
INHALT: Drawing on the social identity or self-categorization approach (e.g., Turner, Hogg,
Oakes, Reicher and Wetherell, 1987) recent research demonstrates that collective identification is a crucial antecedent of group-serving behavior (e.g., collective action/ volunteerism).
The main aim of the planned research is to further decompose the causal chain and specify
the psychological processes underlying the effectiveness of collective identification more
precisely. In particular, building on prominent social psychological theorizing, the role of
three different mediating processes will be examined. First, self-categorization theory (Turner
et al, 1987) suggests that the effect of collective identification is mediated by compliance to
and/ or internalization of relevant ingroup norms. Second, research on the empathy-altruism
hypothesis (Batson, 1991) points to the possibility that collective identification effects might
be mediated by feelings of empathic concern for ingroup members. Third, collective identification may lead to self-ingroup merging, including merging of self-ingroup interests (Tropp
and Wright, 1999). Three laboratory studies are planned to investigate the role of ingroup
norms, empathic concern and self-ingroup merging, respectively, as possible mediators of the
effect of collective identification on ingroup-serving behavior. Finally, a field study is planned to examine the role of these variables in AIDS volunteerism.
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Kiel, Philosophische Fakultät, Institut für Psychologie Lehrstuhl
Sozialpsychologie, Evaluation und Forschungsmethoden (Olshausenstr. 62, 24098 Kiel)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0431-880-2502 od. -3972, Fax. 0431-880-2517, e-mail:
[email protected])
[154-L] Tomka, Miklos:
Wertepräferenzen in 'Ost' und 'West', in: Hermann Denz (Hrsg.): Die europäische Seele : Leben und Glauben in Europa, Wien: Czernin Verl., 2002, S. 179-203, ISBN: 3-7076-0104-8
(Standort: UB Kiel Zentralbibl.(8)-SOZ350-Ax3991)
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INHALT: Der Autor vergleicht die Wertorientierungen der Bevölkerung in Ost- und Westeuropa
anhand der Ergebnisse mehrerer Studien, insbesondere der Europäischen Wertestudie. Er
entwickelt zu Beginn einige Hypothesen über die Folgen der Modernisierung in Ostmitteleuropa, wo die Menschen in besonderer Weise vereinsamt, politisch passiv und unbeteiligt,
stark arbeitsorientiert und in moralischer und religiöser Hinsicht eher konservativ zu sein
scheinen. Gesellschaften weniger modernisierter Länder erlitten seiner Meinung nach im
Kommunismus kleinere "Systemschäden" als bereits davor stärker modernisierte bzw. solche,
die unter kommunistischer Herrschaft eine raschere Modernisierung durchgemacht haben.
Der Autor betrachtet vor diesem Hintergrund das Ausmaß von Unzufriedenheit und Machtlosigkeit in Ost- und Ostmitteleuropa und untersucht politische Einstellungen, Zufriedenheiten
und Unzufriedenheiten, Arbeitsorientierungen, die Bedeutung von Familie, Freunden und
Vereinsleben sowie die Rolle von Moral und Religion im Vergleich zu Westeuropa. Hierbei
wird deutlich, dass die Unterschiede bei den Wertpräferenzen innerhalb Osteuropas größer
sind als die Differenzen zwischen manchen Ländern des Ostens und des Westens. (ICI)
[155-L] Watzinger, Michaela:
Säulen der Ordnung: Werte, Normen und Institutionen, in: Hermann Denz (Hrsg.): Die europäische Seele : Leben und Glauben in Europa, Wien: Czernin Verl., 2002, S. 65-93, ISBN:
3-7076-0104-8 (Standort: UB Kiel Zentralbibl.(8)-SOZ350-Ax3991)
INHALT: Ingleharts These des Wertewandels geht von einer allmählichen intergenerationellen
Verschiebung von materialistischen zu postmaterialistischen Werten aus und für das Jahr
2000 wird ein deutlicher Anstieg von Postmaterialisten in den meisten europäischen Ländern
prognostiziert. Inwieweit diese These zutrifft, wird im vorliegenden Beitrag anhand der Ergebnisse der Europäischen Wertestudie von 1990 und 1999 näher untersucht, wobei Materialismus den Wunsch nach Sicherheit und Stabilität und Postmaterialismus den Wunsch nach
Partizipation, Freiheit und Selbstverwirklichung bezeichnen. Im Vergleichszeitraum 1990
und 1999 nahmen die Postmaterialisten gesamteuropäisch im Zeitverlauf ab. Im Gegenzug
dazu stieg der Anteil der Materialisten und der gemäßigten Materialisten leicht an, während
die Gruppe der gemäßigten Postmaterialisten unverändert blieb. Um die Frage zu klären, in
welchem Zusammenhang die Materialismus-Postmaterialismus-Tendenzen mit konkreten gesellschaftlichen Zielen stehen, untersucht die Autorin ferner die Beziehungen zwischen Werten, Normen und Institutionen. Hierbei wird deutlich, dass ein Misstrauen gegenüber der institutionalisierten Ordnung dort festgestellt werden kann, wo der Wertewandel mit den Bedingungen des hoch entwickelten Sozialstaats zusammenfällt. (ICI)
[156-L] Ziemann, Andreas:
Perzeption, Interaktion und die Ökologie der Gesellschaft: eine systemtheoretische Suche
nach den Sinnen, in: Österreichische Zeitschrift für Soziologie : Vierteljahresschrift der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie, Jg. 27/2002, H. 2, S. 69-86 (Standort: UuStB Köln(38)XH02528; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Im Mittelpunkt des Beitrages stehen Fragen zum Verhältnis von Perzeption und Gesellschaft sowie nach der Funktion der Sinne bei der Konstitution und Strukturierung des Sozialen. Indem die Perzeption an die Gesellschaftstheorie Luhmanns und seinen (Welt-) Gesellschaftsbegriff angebunden wird, können vor allem drei Fragestellungen näher konkretisiert
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soFid Allgemeine Soziologie 2003/1
5 Interaktion
werden: Von wo aus beobachtet die allgemeine Systemtheorie Niklas Luhmanns bzw. seine
Gesellschaftstheorie sinnliche Wahrnehmung? Mit welchen immanenten Konzepten der
Luhmann'schen Theoriearchitektur können die Sinne erfasst, beschrieben und in einen gesellschaftstheoretischen Kontext gestellt werden? Welche Rolle spielen die Sinne beim Aufbau
und der Konditionierung von Interaktionssystemen? Der Autor unterscheidet bei seiner systemtheoretischen Aufarbeitung und Einordnung der Sinne zwischen vier Varianten der wechselseitigen Bezugnahme von Kommunikation und Bewusstsein: (1) sinnliche Wahrnehmung
von Wahrnehmungen; (2) sinnliche Wahrnehmung von Kommunikation; (3) sinnliche Wahrnehmung auf Grund bzw. mittels Kommunikation und (4) Kommunikation durch gezielt initiierte Perzeption. Zusammengefasst können die Sinne auf der einen Seite als eine infrastrukturelle Ressource und ökologische Bedingung von Gesellschaft verstanden werden; auf der anderen Seite sind sie selbst ein bindendes, immanentes Strukturprinzip des Gesellschaftlichen
oder genauer: von Interaktionen. (ICI2)
6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc.
[157-L] Albert, Gert:
Paretos hermeneutischer Positivismus: eine Analyse seiner Handlungstheorie, in: Kölner
Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 54/2002, H. 4, S. 625-644 (Standort: UuStB
Köln(38)-Haa00277-b; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Eine Analyse der Handlungstheorie Paretos unter Heranziehung des praktischen Syllogismus zeitigt als Ergebnis die Unterscheidung einer externalistischen und einer internalistischen Komponente seines Handlungsmodells. Die externalistische Komponente ist positivistischen Charakters und daher heute inakzeptabel. Sie enthält zwei klassische positivistische
Positionen: die strikte Abgrenzung zwischen Metaphysik und Wissenschaft und die Verschwörungstheorie des Irrtums. Beide wurden von Karl Popper durchschlagend kritisiert. Die
internalistische Komponente enthält das von Donald Davidson später berühmt gemachte
Prinzip 'Gründe als Ursachen'. Bei einem Vergleich mit Max Weber erweist es sich als das
Rationalitätsprinzip der verstehenden Soziologie. Unter Einschluss der internen und externen
Komponente seiner Handlungstheorie kann Paretos Position damit als hermeneutischer Positivismus bezeichnet werden. Der Artikel beschreibt eine bisher nicht thematisierte Wirkung
positivistischer Erkenntnistheorie auf die Soziologie und präzisiert die handlungstheoretischen Grundlagen der verstehenden und erklärenden Soziologie unter Rückgriff auf die moderne analytische Handlungstheorie." (Autorenreferat)
[158-L] Andresen, Dieter:
Ein grosser Sohn Eiderstedts: Ferdinand Tönnies - Vater der deutschen Soziologie, in: Tönnis-Forum : Mitglieder-Rundbrief der Ferdinand-Tönnies-Gesellschaft e.V., Jg. 11/2002, H. 1, S.
25-52
INHALT: Friese und Weltbürger - das blieb Ferdinand Tönnies bis zum Ende seines 80jährigen
Lebens. Ein Sohn der norddeutschen Landschaft und Vater einer neu aufstrebenden wissen-
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6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc.
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schaftlichen Disziplin. Der vorliegende Beitrag weist auf diesen konstitutiven Gegensatz hin,
der Tönnies' ganzes Denken bestimmt, und der im Titel seines Hauptwerks auf den Begriff
gebracht ist: Gemeinschaft und Gesellschaft. Eiderstedt - das steht für "Gemeinschaft", also
für die natürlichen Verbundenheiten, aus denen man kommt und in denen man sich zu Hause
fühlt: Familie, Verwandtschaft, Landsmannschaft, Volk. Vater der Soziologie - das ist einer,
der von seiner Herkunft auf Distanz gehen muss, was "Gesellschaft" heißt: also das Nebenund Gegeneinander von Individuen, die zueinander in Konkurrenz stehen und nur durch Vertragsabschluss und Rechtsprechung künstlich beieinander zu halten sind. Tönnies war beides
in einer Person: Glied der "Gemeinschaft", von der er herkam und Teil der "Gesellschaft", in
der er wissenschaftlich-rational arbeitete. Mit dem Herausarbeiten dieser Frage - nach dem
Verhältnis von "Gemeinschaft" und "Gesellschaft" - beginnt die moderne Soziologie als eigenständige Wissenschaft. (ICA)
[159-L] Balke, Friedrich:
Tristes tropiques: systems theory and the literary scene, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für
soziologische Theorie, Jg. 8/2002, H. 1, S. 27-37 (Standort: UuStB Köln(38)-M XG 07784; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "In Niklas Luhmanns späten Texten über die zeitgenössischen Formen weltgesellschaftlicher Exklusion lässt sich ein erstaunlicher Prozess beobachten, in dessen Verlauf die
Umwelt der Systeme ihren epistemologischen Status zu Gunsten eines ethnographischen Status einbüßt. Obwohl sie der Theorie zufolge im Medium des Sinns kommunikativ erzeugte
Projektionen des jeweiligen Systems und seiner grenzziehenden Operationen sind, muss dieselbe Theorie Umwelten offenbar auch als Räume behandeln. Man könnte vermuten: in dem
Maße, in dem sich das Soziale vor allem unter dem Gesichtspunkt der radikalen Verzeitlichung aufdrängt, kommt es zu einer bestimmten Inanspruchnahme des Raumes als Lagerstätte für 'aufs Körperliche reduzierte Existenzen'. Als ein Raum zur Aufbewahrung bloßer,
kommunikativ unadressierbar gewordener Körper verlangt diese Umwelt der funktional differenzierten Weltgesellschaft keine empirische Sozialforschung, sondern die evidenzproduzierende Praxis einer ethnographischen Feldforschung. Indem Luhmann das Soziale aus der Perspektive seines Verschwindens oder seiner Verflüchtigung denkt, muss er erkennen, dass sich
sowohl in den Zonen der Exklusion als auch in den Zentren der Inklusion das 'bloße Leben'
immer weniger in die soziale Ordnung einschreiben lässt und sich daher außerhalb dieser
Ordnung 'verortet' bzw. sie 'parasitär' überformt." (Autorenreferat)
[160-L] Bittlingmayer, Uwe H.; Eickelpasch, Rolf:
Pierre Bourdieu: Das Politische seiner Soziologie: zur Einführung, in: Uwe H. Bittlingmayer,
Rolf Eickelpasch, Jens Kastner, Claudia Rademacher (Hrsg.): Theorie als Kampf? : zur politischen
Soziologie Pierre Bourdieus, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 13-26, ISBN: 3-8100-3352-9
INHALT: Pierre Bourdieu (1930-2002) hat mit seinen Studien weder einen expliziten und systematischen gesellschaftstheoretischen Anspruch verbunden, noch hat er eine einheitliche und
ausgearbeitete politische Soziologie vorgelegt. Der einleitende Beitrag zum vorliegenden
Sammelband arbeitet heraus, dass für Bourdieus Erkenntnisinteresse an "Entzauberung und
Entlarvung" jede soziologische Theorie nolens volens stets Teil des politischen Kampfes um
die menschliche Einrichtung der Gesellschaft ist. Auch das wissenschaftliche Feld ist kein Ort
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6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc.
zweckfreier Erkenntnis, sondern die Stätte permanenter Distinktions- und Konkurrenzkämpfe. Die Beiträge des Bandes befassen sich über dieses allgemeine Verständnis hinaus mit
Bourdieus Analysen des "politischen Feldes", die die Besonderheiten der politischen Arena
für die Produktion "symbolischer Gewaltverhältnisse" betonen. Einen zweiten Beitrag zur politischen Soziologie liefert Bourdieu, indem er den empirischen Zusammenhang zwischen
Klassenhabitus, sozialer Herkunft und politischer Meinung thematisiert. Generell hat die politische Soziologie für Bourdieu die Aufgabe, die Produktions- und Reproduktionsverhältnisse
gesellschaftlicher Ungleichheitsstrukturen zu analysieren und damit den "Schleier der symbolischen Verhältnisse" zu zerreißen. (ICA)
[161-L] Bohn, Cornelia:
Nachruf: Pierre Bourdieu (1. August 1930 - 23. Januar 2002), in: Sociologia internationalis :
Internationale Zeitschrift für Soziologie, Kommunikations- und Kulturforschung, Bd. 39/2001, H.
2, S. 169-172 (Standort: UuStB Köln(38)-XG219; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Die Verfasserin würdigt die Soziologie Bourdieus als das zentrale soziologische Werk
des späten 20. Jahrhunderts mit einer internationalen Rezeption ohne gleichen. Sie betont,
dass Bourdieus Sozialtheorie mit den Konzepten Habitus, Feld und symbolisches Kapital Resultat internationaler wissenschaftlicher Kommunikation und Synthese aus Theorien verschiedensten Ursprungs ist. Dies wird am Beispiel des Verhältnisses von Sozialstruktur und
kollektiven Repräsentationen gezeigt. Einen wichtigen Anstoß für die Entwicklung des Feldkonzepts fand Bourdieu bei Max Weber. Bourdieus Ausstrahlung ging weit über das eigene
Fach und das Fachliche hinaus. (ICE)
[162-L] Bonacker, Thorsten:
Die Rekonstruktion der soziologischen Vernunft: zur Rezeption soziologischer Klassiker in
der Theorie des kommunikativen Handelns von Jürgen Habermas, in: Institut für Soziologie
und Sozialforschung der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg (Hrsg.): Der soziologische
Blick : vergangene Positionen und gegenwärtige Perspektiven, Opladen: Leske u. Budrich, 2002,
S. 207-228, ISBN: 3-8100-3281-6
INHALT: Sowohl die Systemtheorie Niklas Luhmanns auch die Habermassche Gesellschaftstheorie mit ihrer Leitdifferenz von System und Lebenswelt setzen auf "Kommunikation" als
Grundbegriff der soziologischen Theorie. Luhmann will die Soziologie mit ihrer Begrifflichkeit von der "alteuropäischen" Tradition abkoppeln, da sie der Metaphysik verhaftet sei. Der
vorliegende Beitrag zeigt, dass und wie demgegenüber Habermas gerade versucht, durch eine
Verbindung der beiden Traditionslinien den Dualismus zu überwinden und damit unter dem
Vorzeichen einer "Theorie des kommunikativen Handelns" einer der Moderne adäquate soziologische Theorie vorzulegen. Diese Theorie wird vom Autor als Rekonstruktion der soziologischen Vernunft gekennzeichnet, weil sie im Rahmen einer rationalen Rekonstruktion
klassischer soziologischer Ansätze versucht, die Vereinseitigungen von Normativismus und
Funktionalismus in eine integrierende Theorie zu überführen. Inhaltlich reformuliert Habermas das Erbe der Kritischen Theorie einerseits durch eine Aufnahme der Zivilisationskritik
Webers und andererseits durch die Theorie der symbolisch vermittelten Interaktion Meads
unter Bezugnahme auf Durkheim. (ICA)
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6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc.
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[163-L] Buchenberg, Wal:
Die Klassenanalyse von Karl Marx, in: Marxistische Blätter, Jg. 40/2002, H. 2, S. 65-71
INHALT: Karl Marx unterschied die gesellschaftlichen Klassen nach ihren jeweiligen Eigentumsverhältnissen und den daraus abgeleiteten Einkommensquellen. Nach dieser rein ökonomischen Bestimmung gehören zunächst alle zur Lohnarbeiterklasse, die keine Existenzmittel
(Produktionsmittel) besitzen außer ihrer Arbeitskraft. Nach Marx sind es Menschen, die "nur
so lange leben, als sie Arbeit finden, und die nur so lange Arbeit finden, als ihre Arbeit das
Kapital vermehrt." "Arbeiterklasse", "Proletariat" oder "Lohnarbeiter" sind dabei nur unterschiedliche Namen für ein und dieselbe Sache. Zur Lohnarbeiterklasse zählen demnach nicht
die selbstarbeitenden Eigentümer, die lohnabhängige Bedientenklasse und das Lumpenproletariat. Die produktive Lohnarbeiterklasse wurde von Marx folgendermaßen unterteilt: hinsichtlich der Qualifikation betonte er die "Scheidung der Arbeiter in geschickte und ungeschickte" bzw. in "komplizierte Arbeit" und "einfache Arbeit"; hinsichtlich der Stellung der
Lohnarbeiter zur Mehrwertproduktion unterschied er die Produktionsarbeiter von den kommerziellen Arbeitern oder Zirkulationsarbeitern. Nach der Klassenanalyse von Marx ergibt
sich insgesamt folgende soziale Zusammensetzung der gegenwärtigen deutschen Gesellschaft: produktive Lohnarbeiterklasse (77%), selbstarbeitende Eigentümer (7%), lohnabhängige Bedientenklasse mit Beamten (12%), Kapitalistenklasse und Grundbesitzer (3%), Lumpenproleatariat (1%). (ICI2)
[164-L] Buckmiller, Michael:
Korsch als früher Kritiker des Stalinismus, in: Berliner Debatte Initial : Sozial- und geisteswissenschaftliches Journal, Jg. 13/2002, H. 4, S. 83-95 (Standort: UB Bonn(5)-Z90/76; UuStB
Köln(38)-M XA01655; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Autor erörtert die theoretischen Positionen von Karl Korsch, denn "die Suche nach
einem lebensfähigen poststalinistischen Marxismus ist gleichzeitig auch die Suche nach entwicklungsfähigen prästalinistischen marxistischen Denkern". Obwohl diese Suche keinen logischen, sondern nur psychologischen Grund der Wahrheitsfindung für sich in Anspruch
nehmen könne, sei auf diese Weise der interessante Autor Karl Korsch wiederentdeckt worden, "der nicht die geringste Chance hatte, die Stalinära als intellektueller Führer irgendeiner
organisierten Sekte zu überleben". Korsch wurde in der Tat bereits im April 1926 aus KPD
und Komintern ausgeschlossen und zur Feindfigur eines "kleinbürgerlichen Antibolschewismus" stilisiert. Dennoch kann die Beschäftigung mit vergessenen Theoretikern des Marxismus und der Arbeiterbewegung wie Karl Korsch zu neuen gewinnbringenden Einsichten führen, wie der Autor anhand einiger Beispiele zeigt. Die Überwindung der "Krise des Marxismus" bleibt in die Dialektik der Revolution und ihres Sinnwechsels eingebunden und erhält
ihr Programm aus der weiteren konsequenten Selbstanwendung der marxistischen Erkenntnis.
(ICI)
[165-L] Bühl, Walter L.:
Phänomenologische Soziologie: ein kritischer Überblick, (Theorie und Methode : Sozialwissenschaften), Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2002, 449 S., ISBN: 3-89669-806-0
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INHALT: "Die vorliegende Arbeit geht von der 'Mehrstimmigkeit' der Phänomenologie aus; jedes
der folgenden Kapitel thematisiert einen dieser auch methodisch sehr unterschiedlichen Zugänge für die Phänomenologische Soziologie. Welcher Weg zu wählen ist, kann erst nach
Analyse der Problemlage aus verschiedenen Blickwinkeln versuchsweise entschieden werden. In diesem Sinne kann auch jeder 'Weg' ein 'Irrweg' sein. Was ein 'Weg' und was ein 'Irrweg' ist, betrifft in diesem Zusammenhang jedoch weniger die Phänomenologie als Philosophie, für deren langen Atem ein Zeitraum von hundert Jahren noch kein abschließendes Urteil
erlaubt, sondern vielmehr die Soziologie als Einzelwissenschaft, die den Zenit ihrer positivistischen Auszehrung wohl schon überschritten hat. Dass sich die Soziologie (geistig wie institutionell) immer weiter von der Philosophie entfernt, hat allerdings nicht verhindert, sondern
begünstigt, dass sich einerseits die Soziologie nach Lust und Laune mit (vermeintlich) 'phänomenologischen Federn' schmückt, die Phänomenologie andererseits aber - ohne zureichende Kenntnis der Soziologie, ihrer Begriffs- und Theoriebildung sowie ihres 'Datenmaterials' sich (vorschnell) 'gesellschaftskritisch' betätigt. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist nicht eine präpotente Kritik der Phänomenologie oder die Kreation einer neuen Art von Phänomenologie, auch nicht die Begründung einer 'Protosoziologie', sondern vielmehr eine Zusammenschau der verschiedenen Strömungen der aktuellen Phänomenologie unter soziologischem
Gesichtspunkt. Die Phänomenologie wird hierbei bewusst nur im Aspekt einer 'Sozialphänomenologie' wahrgenommen, wobei in dieser Konkretion aber einerseits die ganze Breite und
Tiefe der Phänomenologie repräsentiert werden soll, die sie im Diskurs verschiedener philosophischer Strömungen gewonnen hat, andererseits der soziologische Horizont nicht nur
('mikrosoziologisch') auf die 'Sozialität' der 'Person überhaupt' beschränkt, sondern ('makrosoziologisch') durchaus auch auf die soziologische 'Institutionentheorie' und nicht zuletzt auf
die 'Systemtheorie' ausgedehnt werden soll." (Textauszug)
[166-L] Eickelpasch, Rolf:
Parteiliche Unparteilichkeit: Paradoxien in der Begründung einer kritischen Soziologie bei
Pierre Bourdieu, in: Uwe H. Bittlingmayer, Rolf Eickelpasch, Jens Kastner, Claudia Rademacher
(Hrsg.): Theorie als Kampf? : zur politischen Soziologie Pierre Bourdieus, Opladen: Leske u.
Budrich, 2002, S. 49-60, ISBN: 3-8100-3352-9
INHALT: Der Beitrag geht vor dem Hintergrund der provokanten Radikalität der politischen
Wortmeldungen Bourdieus der Frage nach dem Zusammenhang von soziologischer Theorie
und politischer Praxis im Denken Bourdieus nach. Bourdieu geht, wie der Autor aufzuzeigen
versucht, von einer objektiven Interessenidentität zwischen der Soziologie und den beherrschten Gruppen aus: Das soziologische Interesse an Entzauberung und Entmystifizierung des
"symbolischen Schleiers" bestehender Herrschaftsverhältnisse fällt mit dem politischen Veränderungsinteresse der Entrechteten und Unterdrückten zusammen. Hierdurch kommt es zu
politischen Bewusstseinsbildungen, die neue Möglichkeitsräume für eine verändernde Praxis
eröffnet. Als kritisch-aufklärerische - und somit eminent politische - Wissenschaft ist jedoch
die Soziologie mit gravierenden erkenntnistheoretischen Problemen konfrontiert, die sich aus
der Zugehörigkeit des Forschers zum wissenschaftlichen Feld ergeben. Auch der Soziologe
ist in seiner Forschungspraxis zutiefst in eben jene symbolischen Kämpfe verstrickt, die er in
objektivierender Distanz zu analysieren sucht. Mit seinem Versuch, einen normativen Bezugspunkt der Gesellschaftskritik in einer reflexiven Soziologie, d.h. im permanenten Rückbezug soziologischer Forschung auf ihre eigenen Kontextbedingungen zu verankern, bürdet
sich Bourdieu, wie der Autor betont, erhebliche Begründungslasten auf. (ICA2)
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[167-F] Endress, Martin, Dr.; Christmann, Gabriela B., Dr. (Bearbeitung); Srubar, Ilja, Prof.Dr.
(Leitung):
Edierung eines bislang unveröffentlichten Manuskripts von Karl Mannheim über die Entstehung, den Stellenwert und die Methode der Soziologie als Wissenschaft
INHALT: In Kooperation mit dem Sozialwissenschaftlichen Archiv der Universität Konstanz
verfolgt das Projekt die Edition einer bisher unbekannten Vorlesung Mannheims "Über den
Gegenstand, die Methode und die Einstellung der Soziologie" von 1930, die ein wichtiges
Verbindungsglied zwischen Mannheims wissenssoziologischer und politisch-soziologischer
Periode darstellt. Der edierte Text wird begleitet durch kommentierende Beiträge aus der Feder führender Mannheimforscher aus den USA, Ungarn und Deutschland. ZEITRAUM: 1930
METHODE: kritische Edition und Kommentierung
ART: gefördert BEGINN: 1994-01 ENDE: 2000-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Fritz Thyssen Stiftung; Volkswagen Stiftung
INSTITUTION: Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB Geschichte und
Soziologie Fachgruppe Soziologie Sozialwissenschaftliches Archiv (Postfach 5560, 78457
Konstanz); Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Institut für Kommunikationswissenschaft (01062 Dresden); Universität Erlangen-Nürnberg, Philosophische Fakultät 01, Institut für Soziologie Lehrstuhl Prof.Dr. Srubar (Kochstr. 4, 91054 Erlangen)
KONTAKT: Srubar, Ilja (Prof.Dr. Tel. 09131-85-22085, Fax: 09131-85-22087, e-mail:
[email protected])
[168-L] Engler, Steffani:
Bourdieus soziologisches Denken und Verstehen, in: Mitteilungen des Instituts für Sozialforschung, 2002, H. 13, S. 83-95 (Standort: UustB Köln(38)-XG7590; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: Der Autor verweist zunächst auf die Schwierigkeiten, die von Bourdieu entwickelten
Konzepte zur Analyse der sozialen Welt zu nutzen. Bourdieu denkt und analysiert die soziale
Welt anders als dies in der Soziologie üblich ist. Daher wird in einem ersten Schritt kurz darauf eingegangen, wie Bourdieu vielfach gelesen wird, sowie auf die epistemologische Kritik
an der verbreiteten sozialwissenschaftlichen Sicht der Welt, wie sie Bourdieu formuliert. Daran anschließend geht es um das Kernproblem, das Bourdieu immer wieder thematisiert: um
das Soziale im soziologischen Denken. Anders gesagt: um die ganz selbstverständlichen
Herrschaftsbeziehungen zwischen Wissenschaftler und Gegenstand. Und schließlich geht es
um das wissenschaftliche Verstehen Bourdieus, dessen Besonderheit darin besteht, dass er die
im Verstehensprozess wirksam werdende symbolische Gewalt zu minimieren versucht.
(ICA2)
[169-L] Engler, Steffani; Zimmermann, Karin:
Das soziologische Denken Bourdieus: Reflexivität in kritischer Absicht, in: Uwe H. Bittlingmayer, Rolf Eickelpasch, Jens Kastner, Claudia Rademacher (Hrsg.): Theorie als Kampf? : zur
politischen Soziologie Pierre Bourdieus, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 35-47, ISBN:
3-8100-3352-9
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INHALT: Der Beitrag beschäftigt sich mit dem erkenntnis- und wissenschaftskritischen Potenzial
der Soziologie Pierre Bourdieus. Sozialwissenschaftliche Kategorien wie Individuen, Geschlecht, Klasse usw. sollten - darin sehen die Autorinnen den Zentralgedanken der kritischen
Soziologie Bourdieus - nicht unreflektiert als Erkenntnismittel benutzt, sondern selbst zum
Gegenstand der reflexiven Erkenntnis gemacht werden. Mit diesem Hinweis wollen sie auf
das "Soziale im soziologischen Denken" hinweisen. Soziologisches Wissen ist wie jedes andere eingebunden in das Herrschaftsgefüge der sozialen Welt. Einzig die permanente kritische Reflexion der eigenen Schemata und Sichtweisen eröffnet dem Wissenschaftler/der Wissenschaftlerin die Chance, die Relationalität des eigenen Denkens bewusst zu halten und das
Politische im soziologischen Denken einzuholen. Entscheidend im soziologischen Denken
Bourdieus und seiner Vorgehensweise ist dabei, die "epistemologische Kritik" einer "soziologischen Kritik" zu unterziehen, d.h., dass die Perspektiven und Interessen der WissenschaftlerInnen selbst in das Blickfeld rücken. (ICA2)
[170-L] Erhart, Walter; Jaumann, Herbert (Hrsg.):
Jahrhundertbücher: große Theorien von Freud bis Luhmann, (Beck'sche Reihe, 1398), München: Beck 2000, 494 S., ISBN: 3-406-45938-2
INHALT: Die Beiträge des Bandes gehen auf Vorträge zurück, die im Rahmen der Vorlesungsreihe 'Bücher des Jahrhunderts - Theorien des 20. Jahrhunderts' im Wintersemester 1998/99
und im Sommersemester 1999 an der Universität Greifswald gehalten wurden. Ziel der Herausgeber war eine Zusammenstellung großer 'Theoriebücher', die aufgrund ihrer nachhaltigen
Wirkung im Rückblick als 'symbolische Wegmarken der geistigen und socialen Strömungen'
des 20. Jahrhunderts gelten können (10). Die ausgewählten Bücher verkörpern ihnen zufolge
jeweils eine zentrale Theorie sowie eine davon ausgehende Denkrichtung, dürfen für diese
jeweils als repräsentativ gelten und fortdauernde Aktualität für sich beanspruchen - auch
wenn sie sich, wie etwa Spenglers Ansatz zu einem dezentralen Kulturpluralismus, nicht
durchzusetzen vermochten. Primäres Kriterium für die Auswahl, der die Herausgeber selbst
bescheinigen, 'sehr 'deutschlastig'' und 'ziemlich eurozentrisch' (11) zu sein, war dabei bewusst nicht das Buch als Teil des Werks seines Autors, sondern in der Tat das Buch selbst.
Nicht zuletzt damit erklären die Herausgeber auch die Abwesenheit naturwissenschaftlicher
Theorien in ihrer Zusammenstellung - aber ihr Ansatz zielte ja von vornherein auf die Kulturund Sozialwissenschaften. Inhaltsverzeichnis: Renate Schlesier: Hermeneutik auf dem Königsweg zum Unbewußten. Freuds Traumdeutung (1900) (14-37); Michael Astroh: Edmund
Husserl: Logische Untersuchungen (1900/1901) (38-51); Herbert Jaumann: Oswald Spengler:
Der Untergang des Abendlandes (1918/1922) (52-72); Hans Jürgen Heringer: Wittgensteins
Tractatus Logico-Philosophicus (1921) (73-92); Wolfgang Schluchter: Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der verstehenden Soziologie (1921/22) (93-106); Jürgen
Mittelstraß: Martin Heidegger. Diesseits und jenseits von Sein und Zeit (1927) (107-127);
Helmut Lethen: Carl Schmitt: Der Begriff des Politischen (1927) (128-146); Karl-Siegbert
Rehberg: Mängelwesen, Entlastung und Institutionen. Arnold Gehlen: Der Mensch (1940)
(147-167); Peter Bürger: Jean-Paul Sartre: Das Sein und das Nichts (1943). 'Draußen sind wir
zu finden.' Sartres Subjektbegriff (168-183); Gerhard Schweppenhäuser: Am Ende der bürgerlichen Geschichtsphilosophie. Max Horkheimer / Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung (1947) (184-205); Christa Bürger: Simone de Beauvoir: Das andere Geschlecht
(1949). Theorie als Autobiographie (206-223); Renate Lachmann: Dialogisches Denken und
Rhetorik bei Michail Bachtin (224-244); Walter Erhart: Claude Levi-Strauss: Die elementa-
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6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc.
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ren Strukturen der Verwandtschaft (1949) (245-261); Rainer Rosenberg: Georg Lukacs: Die
Zerstörung der Vernunft (1954) (262-277); Gisela Febel: Das unendliche Gespräch - Annäherungen an Hans-Georg Gadamers Wahrheit und Methode (1960) (278-296); Franz von Kutschera: Thomas S. Kuhn: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen (1962) (297-312);
Ursula Link-Heer: Michel Foucault: Les mots et les choses (1966) (313-334); Werner Stegmaier: Jacques Derrida: De la Grammatologie (1967) (335-357); Egon Flaig: Pierre Bourdieu:
Entwurf einer Theorie der Praxis (1972) (358-382); Konrad Ott: Jürgen Habermas: Theorie
des kommunikativen Handelns (1981) (383-406); Jürgen Fohrmann: Der Zettelbau. Niklas
Luhmann: Die Gesellschaft der Gesellschaft (1997) (407-426). (ZPol, NOMOS)
[171-L] Gerth, Nobuko:
Jahrbuch für Soziologiegeschichte 1999/2000: 'Between two worlds' Hans Gerth ; eine Biografie 1908-1978, Opladen: Leske u. Budrich 2002, 286 S., ISBN: 3-8100-3282-4 (Standort:
SHLB Kiel(68)-ZA1355-1999/2000)
INHALT: Diese Jahrbuch veröffentlicht erstmals in englischer Sprache die zusammenhängende
Biografie des Sozialwissenschaftlers Hans Gerth. Es ist das intellektuelle Porträt eines der
letzten Mannheim-Schüler und namhaften sozialwissenschaftlichen Emigranten und verarbeitet bisher unbekanntes Korrespondenzmaterial. Die Biographie schildert Kindheit und Leben
von Hans Gerth, seine berufliche Karriere, seine Emigration in die USA sowie seine rund 30jährige Tätigkeit als Dozent an der University of Wisconsin-Madison, während derer er auch
mehrere Gastprofessuren erhielt. Der letzte Teil der Biographie befasst sich mit den intellektuellen Einflüssen, die Gerths akademisches Werk maßgeblich bestimmten, allen voran Howard P. Becker, C. Wright Mills und Don Martindale, sowie mit seiner großen Bewunderung
für Max Weber. Hans Gerth kehrte 1971 nach Frankfurt zurück und starb 1978 an einem
Herzinfarkt. (ICH)
[172-F] Greshoff, Rainer, Dr. (Bearbeitung):
Überwindung des multiparadigmatischen Zustandes der Soziologie? Die integrative Sozialtheorie von Hartmut Esser im Vergleich mit den Konzeptionen des Sozialen von Max Weber
und Niklas Luhmann
INHALT: Ziel des Projektes ist eine vergleichende Untersuchung der integrativen Sozialtheorie
von Hartmut Esser. Die besondere Bedeutung dieser Sozialtheorie liegt darin, dass sie als
Vorschlag zur Überwindung der paradigmatischen Zersplitterung der Soziologie angelegt ist.
Essers Ambition ist die Herstellung der Einheit der Soziologie. In dieser Perspektive hat er
den Rational-Choice-Ansatz in seiner einfachen Form unter der Maßgabe ausgebaut, die
Konzepte der verschiedenen soziologischen Richtungen, die zentrale Bestandteile sozialen
Geschehens thematisieren, systematisch zusammenzuführen. Das Resultat ist ein erweiterter
Rational-Choice-Ansatz, mit dem seiner Ansicht nach die Partikularparadigmen der Soziologie zugunsten einer integrativen und nicht-reduktionistischen erklärenden Sozialtheorie überwunden werden können. Im Projekt soll diese Sozialtheorie mittels eines distanzierten und
systematischen Vergleichs mit den Konzeptionen von Max Weber und Niklas Luhmann daraufhin geprüft werden, ob sie eine geeignete Grundlegung für die Einheit des Soziologie sein
kann. Verglichen werden vor allem die materialen und methodischen Grundlagenpositionen.
Der Vergleich soll ermöglichen, die Grenzen von Essers Integrationsunternehmen auszuloten.
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6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc.
Zu erkunden wird dabei sein, ob die konzeptuelle Vielfalt der Soziologie in genügender Weise bewahrt oder die Integration mit (zu) großen Verlusten einhergeht. Um das Forschungsspektrum anzudeuten: Was meint Esser mit beachtenswerten Einzelheiten der diversen Paradigmen der Soziologie? Was wird von ihm in dieser Hinsicht aufgegriffen und was wird
weggelassen? Wenn die beachtenswerten Positionen der verschiedenen Paradigmen auf der
Basis des Rational-Choice-Ansatz in seiner einfachen Form zusammengeführt werden, welchen Stellenwert, welche Prägekraft hat diese Basis, welche Konsequenzen hat sie für die auf
ihr zusammengeführten Konzepte? Lassen sie sich überhaupt auf dieser Basis integrieren?
Oder werden sie derart verändert, dass nicht von deren Integration, sondern von ihrer "Umdeutung" auszugehen ist? In die Untersuchung wird die Kritik am Rational-Choice-Ansatz,
welche ihn als zu reduktionistisch bzw. das Soziale verfehlend beschreibt, einbezogen. Darüber hinaus soll die komparative Untersuchung einen methodischen Beitrag dazu erbringen,
durch einen entsprechend gestalteten Vergleich unterschiedlicher Paradigmen geklärtere Verhältnisbestimmungen sowie auf dieser Basis Anschlüsse zwischen ihnen zu ermöglichen.
METHODE: distanzierter Vergleich auf Grund-Verhältnisse
ART: gefördert BEGINN: 2002-08 ENDE: 2004-07 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Fernuniversität Hagen, FB Erziehungs-, Sozial- und Geisteswissenschaften,
Institut für Soziologie Lehrgebiet Soziologie 02 (58084 Hagen)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 02331-987-2525)
[173-L] Jahraus, Oliver (Hrsg.):
Aufsätze und Reden, (Universal-Bibliothek, 18149), Stuttgart: Reclam 2001, 334 S., ISBN:
3-15-018149-6
INHALT: Der Herausgeber lädt den Leser zum metaphorischen Vergleich der luhmannschen
Systemtheorie mit einem Baukastenspiel ein und versammelt unter diesem Blickwinkel elf
Aufsätze Luhmanns, die, über einen weiten Zeitraum verteilt, zentrale Bausteine dieser Theorie sichtbar werden lassen. In einem ausführlichen Nachwort rekonstruiert er diese Bausteine
nach Form und Funktion und bietet, auch auf der Basis der großen Monographien Luhmanns,
weitergehende Möglichkeiten ihrer Konstellation zueinander an. Inhaltsverzeichnis: Vorbemerkungen zu einer Theorie sozialer Systeme (1981); Einführende Bemerkungen zu einer
Theorie symbolisch generalisierter Kommunikationsmedien (1975); Die Unwahrscheinlichkeit der Kommunikation (1981); Was ist Kommunikation? (1995); Wie ist Bewußtsein an
Kommunikation beteiligt? (1995); Autopoiesis als soziologischer Begriff (1987); Ist Kunst
codierbar? (1981); Das Medium der Kunst (1986); Erkenntnis als Konstruktion (1988); Die
Paradoxie der Form (1993); Dekonstruktion als Beobachtung zweiter Ordnung (1995). (ZPol,
NOMOS)
[174-L] Jung, Thomas:
Georg Simmel: Das numinose Dritte, in: Institut für Soziologie und Sozialforschung der Carl
von Ossietzky-Universität Oldenburg (Hrsg.): Der soziologische Blick : vergangene Positionen
und gegenwärtige Perspektiven, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 115-137, ISBN:
3-8100-3281-6
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INHALT: Der Beitrag fragt nach dem Zentrum des Denkens von Georg Simmel, nach dem, was
als der geistige Focus seiner mannigfaltigen Schriften angesehen werden kann. Nach S. Kracauer war es der Begriff der "sozialen Beziehung". Der Autor schließt hier an und übersetzt
Simmels "Wechselwirkungsbegriff in die dreistrahlige Logik des Beziehungsgedanken". G.
Simmels Philosophie und Soziologie basiert nicht auf der Grundzahl Zwei, sondern Drei. Die
Drei wird zum Grundschema seiner Philosophie, das in allen Disziplinen seines Denkens
wiederkehrt: Subjekt und Objekt, Leben und Tod, Sein und Sollen, Wirklichkeit und Ideal
sollen sich in einer dritten, noch nicht entdeckten, doch zu entdeckenden Geistes- und Lebensform versöhnen. Gegen diesen metaphysischen Gedanken der Versöhnung geht es Simmel soziologisch nicht um das Dritte, sondern um den Dritten, der die elementare Form der
Dyade, also die basalen Wechselwirkungen von Ich und Du zugleich be- wie entgrenzt. (ICA)
[175-L] Kaesler, Dirk (Hrsg.):
Schriften 1894-1922 / Max Weber, (Kröners Taschenausgabe, Bd. 233), Stuttgart: Kröner 2002,
XXXVI, 827 S., ISBN: 3-520-23301-0
INHALT: "Mit der hier präsentierten Sammlung ausgewählter Schriften Max Webers soll ein
neues Stadium der Auseinandersetzung mit dem Werk dieses Gelehrten, der während der Zeit
des epochalen Umbruchs vom 19. zum 20. Jahrhundert gelebt und geforscht hat, eröffnet
werden. Die Auswahl von 20 Texten aus fast 30 Jahren wissenschaftlich-schriftstellerischer
Produktivität folgt dem Programm: das Typische und Beste von Max Weber. Das Themenspektrum reicht von der Lage der ostelbischen Landarbeiter um 1890 und der Neugestaltung
der politischen Ordnung in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg über die Kultur der Antike und die soziologische Typologie der okzidentalen Stadt, die Kulturbedeutung des Protestantismus und die Wirtschaftsethik der außereuropäischen Weltreligionen bis zur Wisenschaftstheorie der Sozialwissenschaften und zur Grundlegung einer handlungstheoretisch
fundierten Soziologie in kulturvergleichender Absicht. Die Einleitung des Herausgebers,
knappe Erläuterungen der ausgewählten Texte, eine Zeittafel, ein Verzeichnis sämtlicher
Schriften Max Webers und ausgewählter Sekundärliteratur zusammen mit detaillierten Registern bieten umfassende Hilfestellung für alle, die sich über das Gesamtwerk Max Webers
orientieren wollen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Max Weber: Vom akademischen
Außenseiter zum sozialwissenschaftlichen Klassiker. Einleitung des Herausgebers (VIIXXXVI); Texte: Entwicklungstendenzen in der Lage der ostelbischen Landarbeiter (1894) (121); Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik (1895) (22-46); Die sozialen Gründe
des Untergangs der antiken Kultur (1896) (47-68); Geleitwort (zur Übernahme der Herausgeberschaft des 'Archivs für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik') (1904) (69-76); Die 'Objektivität' sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis (1904) (77-149); Die protestantische Ethik und der 'Geist' des Kapitalismus (1905/1920) (150-226); 'Kirchen' und 'Sekte'
(1906) (227-242); Agrarverhältnisse im Altertum (1909) (243-274); Über einige Kategorien
der verstehenden Soziologie (1913) (275-313); Die Stadt (1913/1914) (314-357); Der Sinn
der 'Wertfreiheit' der soziologischen und ökonomischen Wissenschaften (1917) (358-394);
Parlament und Regierung im neugeordneten Deutschland (1918) (395-435); Der Sozialismus
(1918) (436-473); Wissenschaft als Beruf (1919) (474-511); Politik als Beruf (1919) (512556); Vorbemerkung (zu den 'Gesammelten Aufsätzen zur Religionssoziologie') (1920) (557572); Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Vergleichende religionssoziologische Versuche. Einleitung (1920) (573-608); Theorie der Stufen und Richtungen religiöser Weltablehnung. Zwischenbetrachtung (1920) (609-652); Soziologische Grundbegriffe (1920) (653-
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716); Die drei reinen Typen der legitimen Herrschaft. Eine soziologische Studie (1922) (717733).
[176-L] Kälber, Lutz:
Moderne amerikanische Soziologie zu Beginn des 21. Jahrhunderts: eine männliche Disziplin?, in: Soziologische Revue : Besprechungen neuer Literatur, Jg. 25/2002, H. 3, S. 231-214
(Standort: UuStB Köln(38)-XG4586; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Essay bespricht die folgenden Bücher: Dieter Bögenhold (Hrsg.) "Moderne amerikanische Soziologie" (Stuttgart 2000) und Hans-Peter Müller/Steffen Sigmund (Hrsg.) "Zeitgenössische amerikanische Soziologie" (Opladen 2000). Beide Bände werden inhaltlich durch
Neil Smelser eingeleitet, einen der renommiertesten amerikanischen Soziologen in der Linie
der strukturell-funktionalen Systemtheorie Parsons'. Smelser sieht insbesondere die amerikanische Soziologie einer Entwicklung ausgesetzt, die durch eine zunehmende Kluft zwischen
akademischer und angewandter Soziologie, der Hochspezialisierung und einer Zersplitterung
in Spezialgebiete geprägt ist. Die für den Rezensenten entscheidende Frage, ob die beiden
Bände ein zureichendes Bild der amerikanischen Soziologie präsentieren, wird mit teils-teils
beantwortet. Beide Bände vernachlässigen die Geschlechts-, Familien- und Medizinsoziologie und wichtige Arbeiten der Frauenforschung. Dieser Einwand bleibt jedoch - auch für den
Rezensenten - blass, da der Versuch, Repräsentativität zu erzielen, bei der hochgradigen Differenzierung der Disziplin dem Versuch gleicht, "einen Pudding an die Wand zu nageln".
(ICA)
[177-L] Kleinspehn, Thomas:
Ein Menschenwissenschaftler: Norbert Elias und seine späte Wirkung in der Soziologie, in:
Institut für Soziologie und Sozialforschung der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg (Hrsg.):
Der soziologische Blick : vergangene Positionen und gegenwärtige Perspektiven, Opladen: Leske
u. Budrich, 2002, S. 175-191, ISBN: 3-8100-3281-6
INHALT: Der Beitrag skizziert die Grundgedanken von Norbert Elias' "Theorie des Zivilisationsprozesses", die sich von vielen anderen Theoriekonstruktionen in folgendem Punkt unterscheidet: Der Blick auf die "lebendigen Menschen" und dessen Einbindung in das gesellschaftliche Gefüge. Deshalb hat sich Elias auch als "Menschenwissenschaftler" bezeichnet.
Da Menschen grundsätzlich von einander anhängig seien, lassen sich ihre konkreten Verhaltensweise, ihre Einstellungen zu ihrem Körper oder ihr Umgang miteinander nur im gesellschaftlichen Zusammenhang verstehen. Indem Elias auf die enge Verflechtung zwischen individuellen und gesellschaftlichen Prozessen hinweist, soziologisiert er für den Autor die
Freudsche Psychoanalyse. Elias beschreibt den Wandel der Triebregulierung des Menschen
seit dem Mittelalter als einen Prozess der fortschreitenden Affektkontrolle bzw. des Anhebens
der Scham- und Peinlichkeitsschwellen. Mit der Vorstellung einer Gerichtetheit des Zivilisationsprozesses und einer damit zunehmenden Individualisierung steht Elias auch Max Webers
Theorie der Rationalisierung nahe. (ICA)
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[178-L] Köhler, Michael; Langer, Roman; Moldt, Daniel; Rölke, Heiko:
Combining the sociological theory of Bourdieu with multi agent systems, (14. European Conference on Artificial Intelligence, 2000, Berlin), Hamburg, 16 S. (Standort:
http://www.informatik.uni-hamburg.de/TGI/forschung/projekte/sozionik/publications.html; Graue
Literatur)
INHALT: Die Verfasser legen Arbeitsergebnisse aus dem Sozionik-Projekt vor, bei dem es um
die Verbindung von Soziologie und Informatik geht. Vorgestellt wird das Modell einer Gesellschaft, in der die Akteure sich in ihren Handlungen und Urteilen - wie Bourdieu annimmt
- vor allem am Habitus orientieren. Der interdisziplinäre Charakter des Forschungsprojekts
lässt eine graphische Präsentation geraten erscheinen. Um eine einfache Präsentation auf solider mathematischer Grundlage zu erhalten, wurde ein spezieller Dialekt der Petri-Netze gewählte, und zwar die Referenz-Netze. (ICEÜbers)
[179-L] König, Matthias:
Menschenrechte bei Durkheim und Weber: normative Dimensionen des soziologischen Diskurses der Moderne, (Campus Forschung, Bd. 837), Frankfurt am Main: Campus Verl. 2002, 177
S., ISBN: 3-593-37013-1
INHALT: "Der soziologische Diskurs der Moderne steht in einem spannungsreichen Verhältnis
zur Idee der Menschenrechte. Er konstituiert sich einerseits durch die Kritik an deren politisch-philosophischer Begründung, bringt ihren normativen Gehalt andererseits aber reflexiv
zur Geltung. Diesen Zusammenhang beleuchtet Matthias König in einer prägnanten Darstellung der klassischen Positionen von Durkheim und Weber zum Freiheitsethos der Menschenrechte und ihrer Institutionalisierung im Nationalstaat. Von diesem Theorievergleich ausgehend formuliert er Perspektiven für eine reflexive Soziologie der Menschenrechte in der
Weltgesellschaft." (Autorenreferat)
[180-L] Krafft, Alexander:
Wie Niklas Luhmann die Welt beobachtet, in: Institut für Soziologie und Sozialforschung der
Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg (Hrsg.): Der soziologische Blick : vergangene Positionen und gegenwärtige Perspektiven, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 193-206,
ISBN: 3-8100-3281-6
INHALT: Zur Darstellung des labyrinthischen Werks von Niklas Luhmann beobachtet der Autor,
wie Luhmann die Welt beobachtet. Im Zentrum des Beitrags stehen damit Ausführungen zu
Luhmanns konstruktivistischer Beobachtungstheorie, einer Kybernetik zweiter Ordnung oder
einer Theorie der Beobachtung zweiter Ordnung. Beobachten, sehen, egal ob mit den Augen
oder durch die "Brille" einer Theorie, erfordert beobachtungsleitende Hinsichten oder Unterscheidungen. Mittels von Unterscheidungen und Bezeichnungen werden Wirklichkeiten konstruiert. Der Sozialwissenschaftler beobachtet Gesellschaft mit verschiedenen Unterscheidungen und konstruiert daraus z.B. die "kapitalistische Gesellschaft" (Marx), die "Überflussgesellschaft" (Galbraith), die "Dienstleistungsgesellschaft" (Bell) oder die "Risikogesellschaft"
(Beck). Die Luhmannsche Theorie beobachtet mit der System/Umwelt-Differenz, wie (wissenschaftliche) Beobachter Gesellschaft beobachten; sie wird damit auch reflexiv (sie beo-
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bachtet sich selbst beim Beobachten) und beansprucht damit den Status einer "Supertheorie".
(ICA)
[181-L] Krause, Detlef:
Luhmann-Lexikon: eine Einführung in das Gesamtwerk von Niklas Luhmann, (UTB für
Wissenschaft : Soziologie, fachübergreifend, 2184), Stuttgart: Lucius u. Lucius 2001, 293 S.,
ISBN: 3-8282-0147-4
INHALT: "Ungeachtet zahlreicher Einführungen in die Luhmannsche Systemtheorie steht eine
Sicht auf das gesamte Bauwerk Luhmanns und die vielen Bausteine noch aus. Die ganze
Breite und Tiefe der Gedankenwelt Luhmanns läßt sich einfach nicht überschneidungsfrei
sortiert wiedergeben. Ziel des Autors ist es, dennoch einen gegliederten Gesamteindruck zu
vermitteln. Dies geschieht in erster Linie durch das Lexikon als Hauptteil dieser Einführung.
Bewußt sind neben Schlüsselbegriffen auch Randbegriffe und griffige Formulierungen, die
Luhmanns Arbeitsstil kennzeichnen, einbezogen worden. Nicht zuletzt die vielen Verweisungen unterstützen das Verständnis der komplexen Luhmannschen Theorie im Zusammenhang
und im einzelnen. Die Ausdrucksweise des Lexikonteils ist dabei der Luhmanns bewußt
nachempfunden. Dem Lexikonteil vorangestellt ist ein knapper Einführungstext mit unterstützenden graphischen Darstellungen." (Autorenreferat)
[182-F] Langenohl, Andreas, Dr. (Bearbeitung):
Tradition und immanente Gesellschaftskritik
INHALT: Modernisierungsprozesse stellen alle Gesellschaften vor ähnliche Herausforderungen.
Anthony Giddens nennt diese 'Globalisierung und Enttraditionalisierung', Dieter Senghaas
'Fundamentalpolitisierung', Shmuel Eizenstadt 'Absorption sozialen Wandels'. Eine zentrale
Gemeinsamkeit besteht in der Herausbildung eines immanent-gesellschaftskritischen Potenzials in Form kritischer Diskurse. Wie werden diese Diskurse und ihre Trägergruppen von unterschiedlichen gesellschaftlichen Ausgangslagen - unterschiedlichen Traditionen und Modernisierungspfaden - beeinflusst? Die Studie, die als Habilitationsprojekt angelegt ist, vergleicht auf der Grundlage einer genealogischen Theorie der Erinnerung kritische Diskurse im
klassischen Westen, den ehemals sozialistischen Staaten und den ehemaligen Kolonien des
imperialen Europa.
METHODE: Rekonstruktion gesellschaftskritischer Diskurse durch Analyse intellektueller Felder
i.S. Pierre Bourdieus. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe DATENGEWINNUNG: Diskursanalyse; Experteninterview; Sozialstrukturanalyse.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Erinnerung nach dem Untergang von Ordnungsvisionen: Gemeinsamkeiten und Kontraste postkommunistischer und postkolonialer Erinnerungspraktiken. in:
Kaplunovski, Alexander; Mogilner, Marina (Hrsg.): Nationale Mythen und Heldenkulte: Tataren in Russland (Arbeitstitel). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2002.+++Ort und Erinnerung. Das Beispiel der Diaspora. in: Oesterle, Günther (Hrsg.): Erinnerungskulturen und ihre Theoriebildung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2003.
ART: Habilitation BEGINN: 2000-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Institution
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INSTITUTION: Universität Gießen, FB 03 Sozial- und Kulturwissenschaften, Institut für Soziologie Professur für Politische Soziologie und Kultursoziologie (Karl-Glöckner-Str. 21E,
35394 Gießen)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0641-99-23303, e-mail: [email protected])
[183-L] Levy, Alfred:
Traditionen und Perspektiven im Werk von Erich Fromm, Berlin 2000, 196 S. (Standort:
http://edoc.hu-berlin.de/dissertationen/levy-alfred-2000-12-12/PDF/Levy.pdf; Graue Literatur)
INHALT: "Erich Fromms (1900-1980) Quellen werden aus seiner Biographie, dem Gedankengut
der jüdischen Religion (vor allem der Propheten und des Talmud), der Soziologie Alfred und
Max Webers, der religiösen und philosophischen Humanisten, des frühen Karl Marx und der
Psychoanalyse Freuds erschlossen und anhand seines Werkes dargestellt und erörtert. Es folgen in chronologischer Reihenfolge Analysen von Fromms Beiträgen zu einer ethisch inspirierten Psychoanalyse, zur analytischen Sozialpsychologie, zur jüdischen, christlichen und
buddhistischen Religionspsychologie und seinem Konzept einer nicht-atheistischen, humanistischen Religion, zum Matriarchat, zum Marxismus und dem daraus abgeleiteten humanitären, 'kommunitären' Sozialismus, zur Kulturanalyse, Kulturkritik und zum Humanismus. Detailliert wird auf Fromms berühmte sozialpolitische und kulturhistorische Untersuchungen des
Mittelalters, der Renaissance, des Protestantismus, des Kapitalismus, des Nationalsozialismus, des Kommunismus, der Technik und der destruktiven Aggression eingegangen, welche
zu seinen bekannten Begriffen des 'Gesellschaftscharakters', des 'Konsum-' und 'MarketingCharakters' sowie der 'Nekrophilie' führten. Fromms umfangreiches Werk wird abschließend
gewürdigt und vor allem in den Bereichen der Sozialpsychologie, Aggressionstheorie und
Pädagogik kritisiert, indem seine Konzepte auf die moderne Jugend des Jahres 2000 und den
heutigen Gesellschaftscharakter angewandt werden. Methodisch wurde kritisch-historisch, religionspsychologisch und tiefenpsychologisch (psychoanalytisch und individualpsychologisch) vorgegangen." (Autorenreferat)
[184-L] Maßner, Ulrich Joachim:
Theorien der Arbeitsteilung: Celestin Bougles Einfluß auf Emile Durkheims Arbeitsteilungsbuch, (Wissenschaft im Tectum Verlag), Marburg: Tectum Verl. 2001, 142 S., ISBN:
3-8288-8331-1 (Standort: UuStB Köln(38)-28A8289)
INHALT: "Der Verfasser bearbeitet ein systematisch wie werkgeschichtlich wesentliches Problem aus dem Entwicklungsgang der Soziologie Emile Durkheims (1858-1917). Seine Leitfrage: Bedeutet das Durkheimsche Selbstmordbuch von 1897 mit seiner gesellschaftlichen Krisen und Anomiediagnose sowie seiner 'Berufsgruppen-Therapie' einen Bruch - einen Bruch
mit den Aussagen der eher 'optimistisch' gestimmten 'Arbeitsteilung' von 1893? Dieses Buch
war in moralischer Absicht und Hoffnung eine Apologie der Arbeitsteilung gewesen und hatte darauf gesetzt, daß die arbeitsteilige Ungleichheit der modernen Sozialstruktur 'organische
Solidarität' gewissermaßen automatisch im Gefolge nach sich ziehen würde. Die im Selbstmordbuch und im Vorwort der zweiten Auflage des Arbeitsteilungsbuches von 1902 ausgiebig behandelten Berufsgruppen beziehen ihren therapeutisch-moralischen Bindungseffekt jedoch aus der professionsspeziftschen Gleichbeil. Welche Rolle spielen im Zusammenhang
dieser 'Umorientierung' die Arbeiten von Celestin Bougle (1870-1940)? Bougle stand Durk-
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heim nahe; er arbeitete mit in der 'Armee Sociologique', einer Fachzeitschrift, die 1896 von
Durkheim gegründet worden war. Insbesondere die Themen 'indisches Kastenwesen', 'Differenzierung' und 'Arbeitsteilung' bilden Anknüpfungspunkte. Die vorliegende Studie bietet eine Bestandsaufnahme bezüglich des wissenschaftlichen Dialogs Durkheim/ Bougle. Dabei
werden der soziologiegeschichtliche Kontext und die Entwicklung bei Durkheim schrittweise
referiert und analysiert. Die mit dem Thema zusammenhängende Fachliteratur der Zeitgenossen Durkheims in Deutschland und in Frankreich wird ausgiebig gewürdigt." (Autorenreferat)
[185-L] Modelmog, Ilse:
Regeln statt Revolution: Gesellschaft als Text, in: Institut für Soziologie und Sozialforschung
der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg (Hrsg.): Der soziologische Blick : vergangene Positionen und gegenwärtige Perspektiven, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 101-114, ISBN: 38100-3281-6
INHALT: Emile Durkheim gilt gemeinhin als "konservativer" Soziologe; die Revolution, wie sie
Marx vorschwebte, lehnte er ab und er plädierte für den Bestand von Institutionen durch Regeln und Normen. Der vorliegende Beitrag versucht Durkheim aus einer anderen Perspektive
und These zu lesen: Durkheim bereitet mit seiner Theorie bereits das vor, was wir heute pauschal als Postmoderne bezeichnen. Darunter versteht die Autorin Theorien, die Kritik an der
Moderne üben, indem sie von drei Prämissen ausgehen: (1) vom "Tod des Subjekts"; (2) vom
"Ende der Geschichte" und (3) vom Scheitern der Vernunftaufklärung oder des "logozentrischen Denkens". Diese Thesen werden an verschiedenen Beispielen der Theorie von Durkheim diskutiert: an seinem Subjektbegriff, am Kollektivbewusstsein und am Selbstmord.
(ICA2)
[186-L] Müller-Doohm, Stefan:
Kritische Gesellschaftstheorie als Reflexionswissenschaft, in: Institut für Soziologie und Sozialforschung der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg (Hrsg.): Der soziologische Blick : vergangene Positionen und gegenwärtige Perspektiven, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 139-158,
ISBN: 3-8100-3281-6
INHALT: Der Beitrag versucht einen knappen Abriss der älteren (hier mit Schwerpunkt auf das
Werk von Adorno) und neueren Kritischen Theorie. Trotz der Versuche einer immanenten
Überwindung und Transformation der älteren Kritischen Theorie sieht der Autor auffällige
Kontinuitäten. So besteht das Kritische in der Gesellschaftstheorie von Adorno, Horkheimer,
Habermas und Honneth in einer spezifischen Sensibilität für die sozialen "Pathologien" der
Moderne, d.h. für die Ungerechtigkeiten und Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft.
Obwohl Übereinstimmungen bezüglich eines "moral point of view" ins Auge fallen, kann jedoch von der Kritischen Theorie nur noch im Plural geredet werden. Während die ältere Gesellschaftskritik auf einen geschichtlich-gesellschaftlichen Zustand zielt, in dem man, wie
Adorno es formulierte, "ohne Angst verschieden sein kann", stehen bei Habermas und Honneth die Kritik der Verständigungs- bzw. Anerkennungsverhältnisse im Zentrum der gesellschaftlichen Reflexion. (ICA)
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[187-L] Münch, Richard:
Soziologische Theorie: Bd. 1, Grundlegung durch die Klassiker, Frankfurt am Main: Campus
Verl. 2002, 327 S., ISBN: 3-593-37052-2
INHALT: "Das Lehrbuch bietet eine umfassende Einführung in die Werke der großen klassischen
Denker der Soziologie: Spencer, Marx, Pareto, Simmel, Durkheim, Weber und Mead. Richard Münch erläutert ihre Sicht auf die Gesellschaft, den methodischen Gehalt ihrer Ansätze
sowie die Wirkung auf die Entwicklung der Soziologie. Ein Glossar erklärt zentrale Begriffe,
Fragen am Ende der Kapitel geben Anstöße zum eigenständigen Weiterdenken. Grundlegung
durch die Klassiker ist der erste Band der Soziologischen Theorie, dem noch zwei Bände zu
mikro- bzw. makrosoziologischen Theorieansätzen folgen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Herbert Spencer: Die angelsächsische Tradition des Individualismus und Utilitarismus (21-51); Emile Durkheim: Die französische Tradition des Rationalismus und Positivismus (53-103); Die deutsche Tradition des Idealismus und Historismus: 1. Historischer Materialismus: Karl Marx (105-133); 2. Verstehende Soziologie: Max Weber (135-204); 3. Formale Soziologie: Georg Simmel (205-238); Vilfredo Pareto: Die italienische Tradition des Machiavellismus (239-264); George Herbert Mead: Die amerikanische Tradition des Pragmatismus (265-289).
[188-L] Norkus, Zenonas:
Max Weber und rational choice, Marburg: Metropolis-Verl. 2001, 576 S., ISBN: 3-89518-321-0
(Standort: UuStB Köln(38)-27A5645)
INHALT: "Das Buch will die Prolegomena zum 'analytischen Weberianismus' bieten - die Interpretation des Werks von Max Weber vom Standpunkt des Rational Choice Ansatzes (RCA),
die den 'analytischen Marxismus' der achtziger Jahren zum Präzedenzfall und als methodisches Vorbild hat. Der Autor untersucht das Anregungspotential von Webers Konzept der Sozialökonomik, der situationslogischen Methode ('verstehenden Soziologie'), seine handlungsund rationalitätstheoretischen Einsichten für die gegenwärtigen Diskussionen um die Wege
der Wiederannäherung der Ökonomie und Soziologie, um die Strategien der Überwindung
der 'Anomalien' und der 'Pathologien' des RCA. Die Analyse von Webers Wissenschaftsprogrammatik führt zur Unterscheidung von zwei Versionen seiner 'verstehenden Soziologie',
von welchen die frühere als die Antizipation der situationslogistischen Methode von Karl
Popper wie auch mancher gegenwärtigen Versionen des RCA betrachtet wird. Das substantielle Werk von Weber wird als dasjenige eines 'altinstitutionalistischen' Wirtschaftshistorikers dargestellt, der die Genese von der psychologischen, institutionellen und kulturellen
Randbedingungen der empirischen Relevanz der neoklassischen 'Utopie' des Systems der perfekten Märkte bzw. der Rationalisierung des wirtschaftlichen Handelns untersuchte. Norkus
bietet die Rekonstruktion von Webers 'zentralen Thema' an, in welcher Webers analytische,
historisch-genetisch erklärende und prognostische Fragestellungen wie auch die Antworten
systematisch unterschieden und beurteilt werden. Im Anschluß an die neuesten Bemühungen
um den 'Brückenschlag' zwischen der alten und der neuen Institutionenökonomik bzw. der institutionellen Wirtschaftsgeschichte wird die Frage erörtert, ob und wie diese Fragestellungen
im Bezugsrahmen des RCA endogenisiert werden können, indem die Handlungsrationalität
nicht nur als die Annahme, sondern auch als die abhängige Variable behandelt wird." (Autorenreferat)
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[189-L] Porr, Bernd:
Systemtheorie und Naturwissenschaft: eine interdisziplinäre Analyse von Niklas Luhmanns
Werk, (DUV : Sozialwissenschaft), Wiesbaden: Dt. Univ.-Verl. 2002, XIII, 97 S., ISBN: 3-82444478-X (Standort: UuStB Köln(38)-28A5736)
INHALT: "Dass Luhmanns Systemtheorie zu einem großen Teil auf naturwissenschaftlichen
Erkenntnissen basiert, ist beinahe in Vergessenheit geraten. Die Konsequenz ist, dass Kommunikationswissenschaftler Begriffe wie Information oder Komplexität nutzen, ohne sie kritisch zu hinterfragen, und Naturwissenschaftler diese Konzepte täglich verwenden, ohne ihren
erkenntnistheoretischen Hintergrund zu reflektieren. Ausgehend von den naturwissenschaftlichen Quellen in Luhmanns `Sozialen Systemen' leistet Bernd Porr einen Beitrag zum besseren Verständnis der naturwissenschaftlich motivierten Konzepte. Er präsentiert eine interdisziplinäre Sicht der Systemtheorie, die zu einem kritischen Umgang mit den Begriffen und zu
einem effektiveren Einsatz von Luhmanns Theorie an der empirischen Forschung der Kommunikationswissenschaften führt. Durch die ausführliche Behandlung ihrer naturwissenschaftlich motivierten Aspekte wird die Systemtheorie für die sogenannten harten Wissenschaften interessant, die sich intensiver mit dieser Theorie auseinandersetzen sollten."(Autorenreferat)
[190-L] Schäfers, Bernhard:
Soziologie in Deutschland: historischer Überblick zu ihrer Entwicklung und Institutionalisierung, in: Reinhard Stockmann, Wolfgang Meyer, Thomas Knoll (Hrsg.): Soziologie im Wandel
: universitäre Ausbildung und Arbeitsmarktchancen in Deutschland, Opladen: Leske u. Budrich,
2002, S. 25-43, ISBN: 3-8100-3075-9
INHALT: Der Verfasser gibt einen historischen Überblick über die Entwicklung der Soziologie
als Wissenschaft und als akademischer Disziplin. Beginnend mit der Herausbildung einer genuin soziologischen Fragestellung im 18. Jahrhundert zeichnet er den Weg der Soziologie über Marx, Engels, Comte, Spencer und Simmel bis zu Max Weber nach. Es schließt sich eine
Darstellung der akademischen Institutionalisierung der Soziologie in Deutschland seit Beginn
des 20. Jahrhunderts an, wobei der Verfasser die definitive Institutionalisierung der Disziplin
mit dem Wiederaufbau nach 1945 ansetzt. Ein Exkurs ist der marxistischen Soziologie in der
DDR und der Bundesrepublik gewidmet. Der Verfasser schließt mit einem kurzen Überblick
über paradigmatische Entwicklungen in der deutschen Soziologie und den Aufbau einer sozialwissenschaftlichen Infrastruktur seit den 1960er Jahren. (ICE)
[191-L] Schneider, Wolfgang Ludwig:
Grundlagen der soziologischen Theorie: Bd. 1, Weber - Parsons - Mead - Schütz, Wiesbaden:
Westdt. Verl. 2002, 311 S., ISBN: 3-531-13556-2
INHALT: "Theorien, so die Voraussetzung von der sich diese Darstellung leiten lässt, sind nicht
einfach als eine Menge von Begriffen und Aussagen über die Welt zu begreifen. Sie müssen
vielmehr verstanden und dargestellt werden als Antwortversuche auf bestimmte Bezugsprobleme. Die Einführung legt deshalb besonderes Gewicht darauf, den Problemkontext der verschiedenen theoretischen Beiträge genau zu rekonstruieren, die zentralen Begriffe jeder Theorie aus diesem Problemkontext abzuleiten und die Problemverschiebungen klar zu markieren,
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die sich beim Übergang von einem zum anderen Ansatz ergeben. Ziel des Autors ist es, auf
diese Weise nicht nur die verschiedenen Theorien darzustellen, sondern auch einen Einblick
in die dabei jeweilige Methodik der Theoriekonstruktion zu geben. Dieses Buch ist Teil einer
zweibändigen Einführung in die wichtigsten klassischen und neueren Theorien aus dem Bereich der soziologischen Handlungs-, Kommunikations- und Systemtheorie. Der hier vorliegende Band 1 behandelt die Ansätze von Weber, Parsons, Mead und Schütz. Band 2 stellt
Garfinkels Ethnomethodologie und die ethnomethodologische Konversationsanalyse, Rational Choice, die Habermas'sche Theorie des kommunikativen Handelns und Luhmanns Systemtheorie vor. Die Bände richten sich vor allem an fortgeschrittene Studierende und Examenskandidaten mit Haupt- oder Nebenfach Soziologie." (Autorenreferat)
[192-L] Schultheis, Franz; Vester, Michael:
Soziologie als Beruf: Hommage an Pierre Bourdieu, in: Mittelweg 36 : Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung, Jg. 11/2002, H. 5, S. 41-57 (Standort: UuStB Köln(38)-FHM
XG7349; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag rekapituliert das Lebenswerk des französischen Soziologen Pierre Bourdieu, des gegenwärtig meistzitierten Sozialwissenschaftlers. Rekonstruiert wird vorrangig
sein Konzept des sozialen Raums, der nach vier Hauptdimensionen strukturiert ist, die auch
als "Achsen" definiert werden: (1) die zunehmende funktionale Arbeitsteilung und ebenso
andere Prozesse der sozialen und kulturellen Differenzierung auf der horizontalen Achse; (2)
die ungleiche Verteilung der Macht und anderer geschätzter Ressourcen auf der vertikalen
Achse, der Achse der Herrschaft; (3) die institutionelle Differenzierung zwischen den verwandtschaftlichen, wirtschaftlichen, kulturellen, politischen und anderen Feldern, deren jedes
seinen eigenen "Spielregeln" folgt; (4) die Dimension Zeit als Medium der Bewegung, der
praktischen Interaktion, der Strategien und der Akkumulation von Ressourcen. Die vierte
Achse, die Dimension der Zeit, ermöglicht es, die Gesellschaft nicht als statisches Gerüst,
sondern als komplexes Kräftefeld der Praxis zu verstehen. Bourdieu hat damit die aristotelisch-dualistische Vorstellung, dass soziales Handeln entweder frei oder unfrei sei, außer
Kraft gesetzt. Das Konzept der Achsen macht es möglich, gesellschaftliche Entwicklungen
nicht mehr entweder aus dem Himmel der Ideen oder aus den Niederungen der materiellen
Zwänge abzuleiten. Gesellschaftliche, und vor allem emanzipatorische, Entwicklungen können nun aus den gesellschaftlichen Verhältnissen, die die Menschen selber durch ihre Praxis
schaffen und verändern, verstanden werden. (ICA)
[193-L] Schütte, H. Gerd:
System und Lebenswelt in der Perspektive von Adam Smith: ein Versuch über zwei Soziologien, in: Institut für Soziologie und Sozialforschung der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg
(Hrsg.): Der soziologische Blick : vergangene Positionen und gegenwärtige Perspektiven, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 23-42, ISBN: 3-8100-3281-6
INHALT: Durch die Geschichte der Soziologie zieht sich ein Thema mit mannigfaltigen Variationen, nämlich das von Gemeinschaft und Gesellschaft, von mechanischer und organischer
Solidarität, von Status und Kontrakt, Tradition und Moderne oder - in der modernsten, Habermasschen Fassung - : von System und Lebenswelt. Der vorliegende Beitrag zeigt am Beispiel von Adam Smith und in Auseinandersetzung mit der Habermasschen "Theorie des
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kommunikativen Handelns", dass es im Unterschied zur kontinentaleuropäischen Tradition
der Soziologie im angelsächsischen Bereich keinen theoretischen Gegensatz zwischen der
Gesellschaft und der "communal community" gibt, sondern nur unterschiedliche Bedingungskonstellationen und Anreizsysteme für menschliches Handeln. In der Sprache der modernen
Ökonomie rekonstruiert der Autor das Problem wie folgt: Es geht um die Rangmaximierung
unter Nebenbedingungen. Dieses Streben wird (1) durch Sympathie diszipliniert, denn ohne
Sinn für Moral und Gerechtigkeit ist keine Gesellschaft überlebensfähig. Da diese "moralischen Gefühle" in modernen, differenzierten Gesellschaften nicht ausreichen, muss (2) es ein
System positiver Gesetze geben, die die Vorstellungen von Gerechtigkeit durch Sanktionen
erzwingen, wozu es des Staats bedarf. (ICA)
[194-L] Seyfarth, Constans:
Ein Modellbeispiel typologisch verfahrender historischer Soziologie: David Riesman's "Die
einsame Masse" ; in memoriam 22.09.1909 - 10.05.2002, in: Sociologia internationalis : Internationale Zeitschrift für Soziologie, Kommunikations- und Kulturforschung, Bd. 39/2001, H. 2, S.
173-189 (Standort: UuStB Köln(38)-XG219; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Studie greift das Thema 'Historische Soziologie' in der Perspektive der Frage auf,
wie gegenwärtige oder 'moderne' Gesellschaften als eine sich wandelnde und vielleicht auch
gerichtet sich entwickelnde Wirklichkeit verstanden werden können. Die These lautet, dass
dies adäquat mit typologischen Modellen in der Linie der Weberschen Soziologie geleistet
werden kann. Kernelemente eines typologisch begründeten Verfahrens werden an der klassischen Studie 'Die einsame Masse' von David Riesman aus dem Jahr 1950 zu den Wandlungen
des amerikanischen Sozialcharakters exemplifiziert. Der letzte Teil der Studie beschäftigt sich
in aller Kürze mit der Beobachtung, dass die Bedeutung, die der Typenbildung im Forschungsprozess zukommt, in der Kommunikation der Ergebnisse zumeist nur wenig sichtbar
wird, und dass es bei typologisch ansetzenden Arbeiten vielleicht noch weniger Kumulation
gibt als es sonst in der Soziologie der Fall ist. Forschungen, die kritisch und produktiv an ältere und bewährte typologische Begriffe anschließen und zugleich sensibel auf die Entwicklung
der Gesellschaft zu reagieren vermögen, sind selten." (Autorenreferat)
[195-F] Shimada, Shingo; Srubar, Ilja, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Geschichte der Soziologie in Japan
INHALT: In Kooperation mit japanischen Autoren wird ein Band zur Geschichte der Japanischen
Soziologie herausgegeben. Er umfaßt die Geschichte der Rezeption westlicher Autoren sowie
die Entwicklung japanischer Soziologie in der Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg.
GEOGRAPHISCHER RAUM: Japan
VERÖFFENTLICHUNGEN: Srubar, I.; Shimada, Shingo: Geschichte der Soziologie in Japan.
Leske u. Budrich 2002.
ART: keine Angabe BEGINN: 1998-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine
Angabe
INSTITUTION: Universität Erlangen-Nürnberg, Philosophische Fakultät 01, Institut für Soziologie Lehrstuhl Prof.Dr. Srubar (Kochstr. 4, 91054 Erlangen)
KONTAKT: Srubar, Ilja (Prof.Dr. Tel. 09131-85-22085, Fax: 09131-85-22087, e-mail: [email protected])
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[196-L] Stölting, Erhard:
Das Klassische an den soziologischen Klassikern: Kontinuität und Veränderung des soziologischen Kanons, in: Institut für Soziologie und Sozialforschung der Carl von OssietzkyUniversität Oldenburg (Hrsg.): Der soziologische Blick : vergangene Positionen und gegenwärtige
Perspektiven, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 9-22, ISBN: 3-8100-3281-6
INHALT: Der einleitende Beitrag zum vorliegenden Sammelband zeigt, dass man von einem
Klassiker nur sprechen kann, wenn zwei Bedingungen erfüllt sind. Zum einen muss er einen
bestimmten Einfluss auf das Denken seiner Zeit gehabt haben; wir sollten also in seinem
Werk einen Schlüssel zum Verständnis der Vergangenheit finden. Zum anderen muss er auch
heute noch eine Lektüre wert sein - sei es als Orientierungshilfe und Leitbild, sei es durch
Einführung neuer oder in Vergessenheit geratener Sichtweisen. Zum Klassiker gehört damit
auch, dass er (oder sie) eine neue Beobachtungsperspektive, eine neue Sicht auf die Gesellschaft eröffnet und damit durch die Brille einer anderen Zeit Anregung liefert, die gegenwärtige und zukünftige Forschungsarbeit zu bereichern. Ein Klassikerkanon wie das vorliegende
Buch eröffnet den Soziologen eine erste topographische Orientierung. Ein rascher und rationeller Einstieg in das Fach ist für den Studenten ohne eine Kenntnis der Klassiker schwer
denkbar. (ICA)
[197-L] Sukale, Michael:
Max Weber: Leben und Werk, in: Institut für Soziologie und Sozialforschung der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg (Hrsg.): Der soziologische Blick : vergangene Positionen und gegenwärtige Perspektiven, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 87-100, ISBN: 3-8100-3281-6
INHALT: Der Beitrag versucht die Thesen und Begriffe Max Webers auf drei Grundfragen zurückzubeziehen, die Weber zeitlebens beschäftigt haben. Erstens die Frage, was den Sinn einer Handlung konstituiert, das heißt, warum man sie "verstehen" kann; die Antwort ist, dass
der tatsächliche oder vermutete "subjektiv gemeinte Sinn" der Handlung mittels des Idealtypus der Zweckrationalität rekonstruiert werden kann. Zweitens beschäftigt Weber die Frage,
was den Wert eines Handlungsziels ausmacht, d.h. warum man es ernst nimmt bzw. sich daran gebunden fühlt; die Antwort ist, dass letzte Ziele wissenschaftlich nicht abzuleiten sind
(Kampf von Göttern) und man sich für sie entscheiden muss. Drittens verfolgt Weber die
Frage, was Macht in den menschlichen Verhältnissen bedeutet, d.h., warum befohlen bzw.
gehorcht wird; die Antwortet lautet, dass der Mensch "gewalttätig" ist, er überzeugen und
Ordnung schaffen kann. Webers Schriften zur Wissenschaftslehre gehen der erste Frage nach,
die Religions- und Kultursoziologie beschäftigt sich mit der zweiten Frage und Webers Wirtschafts-, Rechts- und Herrschaftssoziologie sowie seine politischen Schriften behandeln die
dritte Frage. (ICA)
[198-F] Takebayashi, Nobuo, Dr. (Bearbeitung):
Die Entstehung der Kapitalismustheorie in der Gründungsphase der deutschen Soziologie:
von der historischen Nationalökonomie zur historischen Soziologie Werner Sombarts und
Max Webers
INHALT: Mit dieser Arbeit wird der Versuch unternommen, den Entstehungsprozeß der Kapitalismustheorie im Zeitraum etwa von den späten 1880er Jahren bis zum ersten Jahrzehnt des
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20. Jahrhunderts in Bezug auf konzeptionelle Zusammenhänge der zeitgenössischen Autoren
wissenschaftsgeschichtlich darzustellen; damit ist zugleich ein Beitrag zur Klärung der Entwicklung der historischen Soziologie Max Webers und Werner Sombarts beabsichtigt. Für
die historisch arbeitenden Nationalökonomen wie Gustav Schmoller, Lujo Brentano, Karl
Bücher, Werner Sombart und Max Weber ist es zum Verständnis der gesamthistorischen
Entwicklung des Wirtschaftslebens von Bedeutung, die sich in den 1880er Jahren entwickelnde Hausindustrieforschung 'theoretisch' zu bewerten. Ihre 'theoretischen' Bewertungen
nehmen sie im Zusammenhang mit dem 'Methodenstreit' vor, in dem Carl Menger den Gegensatz zwischen theoretischer und historischer Nationalökonomie herausstellt. Daraus entwickelt sich bei Sombart und Weber eine unter dem Einfluss von Karl Marx stehende Kapitalismustheorie, die sie als 'Sozialwissenschaft' bezeichnen. Aus dieser 'Sozialwissenschaft', in
der Geschichte und Theorie miteinander verbunden sind, geht ihre 'historische Soziologie'
hervor. Somit lässt sich seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts der Trend beobachten, dass
sich die Nationalökonomie in 'Volkswirtschaftslehre' im heutigen Sinn und 'Soziologie' spaltet. Wenn wir heute die von Sombart und Weber so bekannte 'Sozialwissenschaft' im Hinblick
auf die Gründung der 'Soziologie' diskutieren, muß in Rechnung gestellt werden, dass ihre
Forschungen im Umwandlungsprozess der nationalökonomischen Systematik stattfinden, in
dem die Differenzierung der noch unstabilen Wissenschaftsdisziplinen vor sich geht.
ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Bielefeld, Fak. für Soziologie (Postfach 100131, 33501 Bielefeld)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0521-163854, e-mail: [email protected])
[199-L] Ulrich, Günter:
Der Grund der Gesellschaft: Subjekt und Struktur bei Karl Marx, in: Institut für Soziologie
und Sozialforschung der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg (Hrsg.): Der soziologische
Blick : vergangene Positionen und gegenwärtige Perspektiven, Opladen: Leske u. Budrich, 2002,
S. 43-62, ISBN: 3-8100-3281-6
INHALT: Der Beitrag geht der Frage nach, ob - und wenn ja, was - wir heute noch von Karl Marx
lernen können. Zur Beantwortung der Frage schlägt der Autor vor, zwischen einer exoterischen und esoterischen Komponente des Marxschen Werkes zu unterscheiden. Der exoterische Marx ist der Marx, der die in seiner Zeit beobachtbaren Entwicklungstendenzen vorschnell verallgemeinert und zu fundamentalen Bewegungsgesetzen der Geschichte und Gesellschaft hochstilisiert, wie z.B. in der Einleitung zu "Kritik der Politischen Ökonomie. Der
esoterische Marx ist derjenige, der eher Fragen stellt als Antworten gibt und der sich "Jahr für
Jahr durch die Bibliotheksbestände des Britischen Museums fraß und dabei seine Gesundheit
ruinierte". Der Autor identifiziert hier drei Fragen, die für Marx leitend waren: (1) Was hält
die bürgerliche Gesellschaft im Innersten zusammen? (2) Wo liegen die zentrifugalen Kräfte
und Widersprüche, die die Einheit des Systems sprengen können? (3) Gibt es Handlungsspielräume und Ansatzpunkt für revolutionäre Aktivitäten? (ICA)
[200-L] Universität Oldenburg, FB 03 Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie und Sozialforschung (Hrsg.):
Der soziologische Blick: vergangene Positionen und gegenwärtige Perspektiven, (Lehrtexte
Soziologie), Opladen: Leske u. Budrich 2002, 232 S., ISBN: 3-8100-3281-6
soFid Allgemeine Soziologie 2003/1
6 Soziologie-/Theoriegeschichte, Autoren/Klassiker, Theorien, Debatten etc.
107
INHALT: "In einer ungewohnten Perspektive werden wegweisende Konzepte der soziologischen
Theorie dargestellt; zum Beispiel von Max Weber, Karl Marx, Emile Durkheim und Georg
Simmel. Außer diesen Klassikern werden die wichtigsten Vertreter einer zweiten Generation
an Sozialtheoretikern vorgestellt, insbesondere Norbert Elias, Theodor W. Adorno und Arnold Gehlen. Darüber hinaus werden die wichtigsten Ansätze der Gegenwartssoziologie, wie
die Systemtheorie von Niklas Luhmann und die Kommunikationstheorie von Jürgen Habermas vorgestellt. Gemeinsam ist den Beiträgen ihr einführender Charakter in die jeweils behandelten soziologischen Theorien. Neben einem Überblick über den Lebenslauf der behandelten Soziologen enthalten die Beiträge Hinweise auf die wichtigste primäre und sekundäre
Literatur." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Erhard Stölting: Das Klassische an den soziologischen Klassikern. Kontinuität und Veränderung des soziologischen Kanons (9-22); H.
Gerd Schütte: System und Lebenswelt in der Perspektive von Adam Smith. Ein Versuch über
zwei Soziologien (23-42); Günter Ulrich: Der Grund der Gesellschaft: Subjekt und Struktur
bei Karl Marx (43-62); Anabella B. C. Weismann: Modell Metropolis - Über den 'soziologischen Blick' des Kommunalstatistikers Hermann Schwabe (1830-1874) auf die moderne Gesellschaft (63-85); Michael Sukale: Max Weber: Leben und Werk (87-100); Ilse Modelmog:
Regeln statt Revolution. Gesellschaft als Text (101-114); Thomas Jung: Georg Simmel: Das
numinose Dritte (115-137); Stefan Müller-Doohm: Kritische Gesellschaftstheorie als Reflexionswissenschaft (139-158); Helge Peters: Konservative Milieutheorie: Die Philosophische
Anthropologie Arnold Gehlens (159-173); Thomas Kleinspehn: Ein Menschenwissenschaftler
- Norbert Elias und seine späte Wirkung in der Soziologie (175-191); Alexander Krafft: Wie
Niklas Luhmann die Welt beobachtet (193-206); Thorsten Bonacker: Die Rekonstruktion der
soziologischen Vernunft. Zur Rezeption soziologischer Klassiker in der Theorie des kommunikativen Handelns von Jürgen Habermas (207-228).
7 Sonstiges
[201-L] Haug, Wolfgang Fritz:
Dreizehn Versuche marxistisches Denken zu erneuern, (Schriften / Rosa-Luxemburg-Stiftung,
9), Berlin: Dietz 2001, 173 S., ISBN: 3-320-02026-9
INHALT: '"Wie gehen wir um mit Marx nach der Katastrophe des Staatssozialismus?' (7) Diese
Frage stellt der Autor an den Beginn seiner Untersuchung. So bemüht er sich zum einen um
eine historisch-kritische Analyse der an Marx anschließenden sozialistischen Bewegung(en)
seit dem 19. Jahrhundert, zunächst in einem generellen 'Rückblick auf den Marxismus des 20.
Jahrhunderts' (9), danach in dem 'Perspektiven' überschriebenen ersten Teil seiner Versuche
anhand ausgewählter Einzelprobleme, so etwa zur 'Problematik des Pluralen Marxismus' (25),
zum 'fordistischen Marxismus' (43) und zur 'symptomalen Fehllektüre des Kapitals' (81).
Zum anderen geht es dem Autor im Hinblick auf das 'an Marx anschließende Projekt' um eine
'Übersetzung in die Problemsprache der Welt des sich globalisierenden Kapitalismus' (7).
Dem ist im Wesentlichen der zweite Teil unter dem Titel 'Philosophieren im Anschluß an
Marx' gewidmet. Unter mehrfacher Bezugnahme auf Gramsci, Bert Brecht und Jose Carlos
Mariateguis stehen hier 'Fragen der Demokratie und der Zivilgesellschaft, der gesellschaftlichen Naturverhältnisse und der Geschlechterverhältnisse sowie der gedanklichen Durchdringung des transnationalen Kapitalismus und seiner hochtechnologischen Produktionsweise' (7)
108
soFid Allgemeine Soziologie 2003/1
7 Sonstiges
im Mittelpunkt. Der Band stellt damit eine durch den Verfasser geordnete Sammlung zuerst
an verschiedenen Orten erschienener Einzelartikel aus den Jahren 1988 bis 2001 dar. (ZPol,
NOMOS)
[202-L] Korte, Karl-Rudolf; Weidenfeld, Werner (Hrsg.):
Deutschland-TrendBuch: Fakten und Orientierungen, Opladen: Leske u. Budrich 2001, 750
S., ISBN: 3-8100-3212-3
INHALT: In 18 Beiträgen werden zentrale Problembereiche und Entwicklungsperspektiven analysiert und zu einem Gesamtbild zusammengefügt. Die Beiträge verstehen sich nicht als jeweils singuläre Bestandsaufnahme, sondern 'dynamisch angelegte, zukunftsgerichtete umfassende Problemanalysen bestimmen die inhaltliche Vernetzung der Aufsätze' (9). Als empirische Grundlage diente u. a. eine unter der Leitung des Bundesverbandes Deutscher Banken
konzipierte repräsentative Meinungsumfrage 'Deutschland im Wandel', deren Ergebnisse im
Schlusskapitel zusammenfassend dokumentiert werden. Als ein Schlüsseltrend, der sich durch
mehrere Beiträge zieht, skizzieren die Herausgeber in ihrer Einführung die sich weiter entwickelnde Misstrauensgesellschaft. Inhaltsverzeichnis: I. Geschichte: Werner Weidenfeld: Geschichte und Identität (29-58); Michael Weigl / Lars C. Colschen: Politik und Geschichte (5994). II. Gesellschaft: Rainer Geißler: Sozialstruktur und gesellschaftlicher Wandel (97-135);
Michael Vester: Milieus und soziale Gerechtigkeit (136-183); Heiner Meulemann: Identität,
Werte und Kollektivorientierung (184-211); Jürgen Turek: Technologiegesellschaft (212244). III. Wirtschaft und soziale Ordnung: Bert Rürup / Werner Sesselmeier: Wirtschafts- und
Arbeitswelt (247-288); Wolfgang Merkel: Sozialpolitik (289-326); Manfred Weber: Finanzmarkt und Finanzkultur (327-363); Joseph Huber: Umweltschutz (364-393). IV. Kultur: Jörn
Rüsen / Friedrich Jaeger: Erinnerungskultur (397-428); Wolfgang Leidhold: Wissensgesellschaft (429-460); Rüdiger Thomas: Kultur und Gesellschaft (461-511). V. Politik: KarlRudolf Korte: Regieren (515-546); Thomas Meyer: Inszenierte Politik und politische
Rationalität (547-570); Manuela Glaab / Andreas Kießling: Legitimation und Partizipation
(571-611); Peter M. Wagner: Deutschland in Europa (612-644); Hanns W. Maull:
Außenpolitische Kultur (645-672). VI. Die Deutschland-Trends: Meinungsumfrage: Wilhelm
Bürklin / Christian Jung: Deutschland im Wandel (675-711). (ZPol, NOMOS)
[203-L] Kron, Thomas (Hrsg.):
Luhmann modelliert: sozionische Ansätze zur Simulation von Kommunikationssystemen,
Opladen: Leske u. Budrich 2002, 251 S., ISBN: 3-8100-3022-8
INHALT: "In diesem Band treffen Soziologen und Informatiker erstmals in einem interdisziplinären Projekt aufeinander, um den Kommunikationsbegriff der Theorie sozialer Systeme
von Niklas Luhmann mit Hilfe von Simulationen zu modellieren. Die Theorie sozialer Systeme von Niklas Luhmann genießt in der Wissenschaftsgemeinschaft ungebrochene Popularität weit über die Grenzen der Soziologie hinaus. Trotz deren wachsender Faszinationskraft
wurde die Frage der Modellierung von dieser soziologischen Theorie bislang vernachlässigt.
Der Band zeigt, welche Modellierungsmöglichkeiten - vor allem des Kommunikationsbegriffs Niklas Luhmanns - realisierbar erscheinen. Damit wird erstmals die Modellierung der
Theorie sozialer Systeme systematisch im interdisziplinären Kontext von Soziologie und Informatik aufgegriffen und durchgeführt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Thomas Kron:
soFid Allgemeine Soziologie 2003/1
7 Sonstiges
109
Luhmann modelliert - Einleitung (7-9); Jörg Wellner: Luhmanns Systemtheorie aus der Sicht
der Verteilten Künstlichen Intelligenz (11-23); Kapitel Modellierung: Marco Schmitt: Ist
Luhmann in der Unified Modeling Language darstellbar? Soziologische Beobachtung eines
informatischen Kommunikationsmediums (27-53); Kai F. Lorentzen/ Matthias Nickles: Ordnung aus Chaos - Prolegomena zu einer Luhmann'schen Modellierung deentropisierender
Strukturbildung in Multiagentensystemen (55-113); Kai Paetow/ Marko Schmitt: Das Multiagentensystem als Organisation im Medium der Technik (115-171); Kapitel Simulation: Sigmar Papendick/ Jörg Wellner: Symbolemergenz und Strukturdifferenzierung (175-208);
Thomas Kron/ Peter Dittrich: Doppelte Kontingenz nach Luhmann - ein Simulationsexperiment (209-251).
[204-L] Liebsch, Burkhard:
Zerbrechliche Lebensformen: Widerstreit, Differenz, Gewalt, Berlin: Akad. Verl. 2001, 398
S., ISBN: 3-05-003668-0 (Standort: UB Bonn(5)-2002-5289)
INHALT: "Wir leben in Zeiten beispielloser Vermischung und Verflechtung von Ideen und Kulturen, Denk- und Lebensformen. Daraus resultieren teils Prozesse der Einebnung von Gegensätzen, teils ihrer lebenspraktischen Zuspitzung. Müssen gegensätzliche Formen menschlicher
Koexistenz in gewaltförmige Konflikte münden, wenn sich das Gegensätzliche nicht versöhnen oder 'aufheben' lässt? Uagische Erfahrungen, aber auch alltägliche Konflikte spotten vielfach der Vorstellung ihrer Aufhebbarkeit, insofern sie uns in praktischen Widerstreit verwickeln, der sich dem Vernunft-Interesse an Versöhnung widersetzt. Die im gegenwärtigen
Wiederaufleben ethnischer Konflikte augenfällige Brisanz dieser Problematik zwingt zu sorgfältiger Bestandsaufnahme dessen, wie praktischer Widerstreit konkret vorliegt, und wie er
gewaltförmig virulent wird. Beschwört Widerstreit als 'Unaufhebbarkeit' praktischer Gegensätze in und zwischen Lebensformen wirklich unweigerlich gewaltsame und radikale
Konflikte herauf? Das vorliegende Buch ist als ein energischer Einspruch gegen eine
umstandslose affirmative Antwort auf diese Frage gedacht. Deshalb befasst es sich u.a. mit
soziologischen, politischen und sozialphilosophischen Positionen, die eine solche Antwort
zumindest nahe legen. Eröffnet Widerstreit nicht andere (politische oder ethische) Spielräume
des Verhaltens? Vor jeder möglichen Antwort auf diese Fragen liegt die fällige
Wahrnehmung des Widerstreits. Wie widerfährt er uns 'leibhaftig' - in uns selbst, im
Verhältnis der Geschlechter, in der Differenz der Anderen? Betrifft er nur verschiedene
Lebensformen, oder gehört er konstitutiv zu jeder denkbaren lebenspraktischen Form
menschlichen Zusammenlebens?" (Autorenreferat). Inhaltsübersicht: Teil I. Lebensformen im
Zeichen des Widerstreits. 1. Herausforderungen einer künftigen Philosophie der
Lebensformen (35-62); 2. Identität und Lebensform: Taylor (63-84); 3. Ontologie des
Mitseins: Heidegger (85-108); 4. Lebensformen und Sprachspiele: Wittgenstein (109-154);
Teil II. Widerstreit und Differenz zwischen Ethik und Politik: 6. Ethische
Differenzsensibilität vs. Politische Differenzvergessenheit? Die Sensibilität der Differenz:
Ethik vs. Politik (155-192); 7. Kulturelle Identität zwischen ethischer Zugehörigkeit und
politischer Mitgliedschaft (193-218); 8. Moral des Widerstreits - Moral im Widerstreit (219258); Teil III. Horizonte der Gewalt: 9. Widerstreit, Gewalt und die "manichäische
Versuchung" (259-284); 10. Feindschaft zwischen Affirmation und Exzess (285-313); 11.
"Endlösung" ohne Ende (313-340); 12. "Wilde Gewalt" und das Versprechen des GewaltVerzichts (341-360).
110
soFid Allgemeine Soziologie 2003/1
7 Sonstiges
[205-L] Rink, Dieter (Hrsg.):
Lebensstile und Nachhaltigkeit: Konzepte, Befunde und Potentiale, (Soziologie und Ökologie,
Bd. 7), Opladen: Leske u. Budrich 2002, 265 S., ISBN: 3-8100-3112-7
INHALT: "Die Beiträge des Bandes demonstrieren weitgehend die in diesem Forschungsfeld
vorfindbare Bandbreite an Zugängen und Ansätzen und zeigen, dass sich seit Anfang der
1990er Jahre ein eigenes Forschungsfeld konstituiert. Auf die in der Nachhaltigkeitsdebatte
virulenten Fragen - Wie groß ist der mögliche Beitrag einer Veränderung der Lebensstile für
eine nachhaltige Entwicklung? Wie lassen sich nachhaltige Lebensstile entwickeln und
verbreiten? - kann die soziologische Lebensstilforschung erst ansatzweise mit Antworten dienen. Es ist zu hoffen, dass diese unbefriedigende Situation nicht dazu führt, dass dieser Forschungszweig als wenig fruchtbar bewertet und wieder verlassen wird. Falls der vorliegende
Band Impulse zur Weiterentwicklung und Integration der soziologischen Lebensstilforschung
innerhalb des Kontextes der interdisziplinären Nachhaltigkeitsforschung gibt, so ist sein
Zweck erfüllt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Dieter Rink: Nachhaltige Lebensstile
zwischen Ökorevisionismus und neuem Fundamentalismus, 'grünem Luxus' und 'einfacher
leben'. Zur Einführung (7-26); Dieter Rink: Lebensweise, Lebensstile und Lebensführung.
Soziologische Konzepte zur Untersuchung von nachhaltigem Leben (27-52); Georg Kneer:
(Nachhaltige) Lebensstile und funktionale Differenzierung (53-74); Marcel Hunecke: Lebensstile und sozialpsychologische Handlungstheorien: Perspektiven einer theoretischen Integration im Bereich des umweltbezogenen Handelns (75-94); Michael Zwick: Umweltgefährdung, Umweltwahrnehmung, Umweltverhalten - Was erklären Wertorientierungen? (95116); Udo Kuckartz: Umweltmentalitäten in der deutschen Bevölkerung. Ergebnisse der Studie 'Umweltbewusstsein in Deutschland 2000' (117-129); Corinna Fischer, Michael Hofmann:
Umwelterfahrungen und Kapitalismuskritik in ostdeutschen Milieus (130-155); Fritz Reusswig: Lebensstile und Naturorientierungen. Gesellschaftliche Naturbilder und Einstellungen
zum Naturschutz (156-182); Karl-Werner Brand: Nachhaltig leben! Zur Problematik der Veränderung von Lebensstilen (183-204); Hellmuth Lange: Veränderungen von Lebensstilen als
gesellschaftliche Aushandlungsprozesse (205-229); Silke Kleinhückelkotten: Die Suffizienzstrategie und ihre Resonanzfähigkeit in den sozialen Milieus Deutschlands (229-246); Immanuel Stieß, Konrad Götz: Nachhaltigere Lebensstile durch zielgruppenbezogenes Marketing?
(247-263)
[206-L] Saint-Mont, Uwe:
Das Spiel der Interessen: ein Essay über verblüffende Parallelen zwischen Politik, Wirtschaft, Soziologie und Biologie, (Koinon : sozialwissenschaftliche interdisziplinäre Studien, Bd.
6), Frankfurt am Main: P. Lang 2002, VIII, 147 S., ISBN: 3-631-39013-0
INHALT: "Gemeinsinn und Eigennutz, Freund und Feind, Macht und Interessen. Unser soziales
Leben wird von Faktoren wie diesen bestimmt. Wann kooperieren wir, wieso bilden sich
Gruppen und wo lauern Konflikte? Die im Buch entwickelte allgemeine Theorie der Interessen und Interessenkonstellationen gliedert die soziale Welt in ein Mit-, ein Neben- und ein
Gegeneinander. Sie verknüpft Phänomene aus sehr verschiedenen Bereichen - von der Politik
bis zur Biologie. Darüber hinaus erklärt der Autor die Bildung und Stabilität größerer Gemeinschaften und entwirrt das oft verwickelte Spiel zwischen Gemeinschaft und Individuum.
Wer mehr über 'Macht' und ihre Facetten wissen will, dem vermittelt dieses spannende Buch
viele originelle Ideen und zuweilen verblüffende Einsichten." (Autorenreferat)
soFid Allgemeine Soziologie 2003/1
7 Sonstiges
111
[207-L] Schmitt, Marco:
Ist Luhmann in der Unified Modeling Language darstellbar?: soziologische Beobachtung
eines informatischen Kommunikationsmediums, in: Thomas Kron (Hrsg.): Luhmann modelliert
sozionische Ansätze zur Simulation von Kommunikationssystemen, Opladen: Leske u. Budrich,
2002, S. 27-53, ISBN: 3-8100-3022-8
INHALT: Im vorliegenden Beitrag steht der Versuch im Vordergrund, ein informatisches Modellierungswerkzeug, die standardisierte "Unified Modeling Language" (UML), das explizit zur
Kommunikation in der Software-Entwicklung entworfen wurde, als Kandidaten für ein sozionisches Kommunikationsmedium ernst zu nehmen. Diese Theorie wird einer Prüfung aus soziologischer Sicht unterzogen, indem sie mit der soziologischen Theorie sozialer Systeme von
Niklas Luhmann als Gegenstand der Modellierung konfrontiert wird. Zwei Konzepte Luhmanns stehen dabei im Blickpunkt: Zum einen sein Konzept der Systemdifferenzierung, weil
es der Beobachtungsperspektive der UML eines Zerlegens des Beobachtungsgegenstandes
nahe zu stehen scheint und Fragen der Differenzierung von Rollen oder Prozesse der Arbeitsteilung auch in der Informatik eine wichtige Rolle spielen. Zum anderen sein Konzept operativer Strukturen, da es der Herangehensweise der UML explizit entgegen zu stehen scheint,
die mit Eigenschaften ausgestattete Objekte beschreibt. Weiterhin werden Vorgänge des
wechselseitigen Strukturierens von kommunikativen Zusammenhängen sozionisch ausgewertet. Insgesamt geht es dem Autor darum, Möglichkeiten und Grenzen der UML als Grundlage
gemeinsamer Modellierungsbemühungen zwischen Informatik und Soziologie aus der Sicht
der Soziologie zu bewerten, indem versucht wird, eine komplexe Theoriesprache in Diagramme zu überführen und dabei die möglichen Verluste und Gewinne zu reflektieren. (ICA)
[208-L] Weihrich, Margit; Voß, G. Günter (Hrsg.):
tag für tag: Alltag als Problem - Lebensführung als Lösung?, (Arbeit und Leben im Umbruch),
München: Hampp 2002, 276 S., ISBN: 3-87988-678-4
INHALT: "Tag für Tag stellt sich für jeden Menschen das Problem, all das zu koordinieren und
zu organisieren, was man in verschiedenen Lebensbereichen zu tun hat. Das Konzept der Alltäglichen Lebensführung hat dieses Problem aufgegriffen und damit ein wichtiges Forschungsfeld für die Sozialwissenschaften begründet. Der vorliegende Band fragt aus der Perspektive unterschiedlicher Disziplinen (Soziologie, Psychologie, Pädagogik, Philosophie),
inwieweit Lebensführung zur Lösung dieses Grundproblems des Alltagslebens beiträgt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Margit Weihrich und G. Günter Voß: '...den Dämon finden,
der seines Lebens Fäden hält' - Theoretische Beiträge zur Funktionslogik von Lebensführung
(9-18); Julia Egbringhoff: 'Den Alltag beherrschen' - Ausprägungen und Folgen 'neuer' Erwerbsformen am Beispiel von Ein-Personen-Selbständigen (21-46); Hans J. Pongratz: Emotionalität und Effizienz. Typen von Erwerbsorientierungen und Lebensführung im Vergleich
(47-68); Kerstin Jürgens: Alltägliche Lebensführung als Dimension sozialer Ungleichheit?
(71-94); Karin Jurczyk: Entgrenzungen von Zeit und Gender - Neue Anforderungen an die
Funktionslogik von Lebensführung? (95-115); Dieter Kirchhöfer: Die Vereinbarkeit des Unvereinbaren in kindlichen Lebensführungen (119-136); Helga Zeiher: Gesellschaftliche Generationenordnung und alltägliche Lebensführung von Kindern (137-150); Joachim Ludwig:
Welche Lernchancen eröffnen scheiternde Lebensführungsregeln? Ein pädagogischer Zugang
zum Konzept der alltäglichen Lebensführung (153-164); Michael Schmid: Alltägliche Lebensführung. Vorschläge zur Systematisierung eines Forschungsprogramms (165-203); Will-
112
soFid Allgemeine Soziologie 2003/1
7 Sonstiges
frid Ennenbach: Alltagsgestaltung als Selbstbehandlung des Seelischen - eine psychologische
Analyse (207-220); Wilhelm Schmid: Die Wiederentdeckung der Lebenskunst in der Philosophie (221-232); G. Günter Voß und Margit Weihrich: Detektivische Lebensführung. Arbeit
und Leben von Guido Brunetti, Kurt Wallander, Kay Scarpetta und V.I. Warshawski (235271).
[209-L] Wellner, Jörg:
Luhmanns Systemtheorie aus der Sicht der Verteilten Künstlichen Intelligenz, in: Thomas
Kron (Hrsg.): Luhmann modelliert : sozionische Ansätze zur Simulation von Kommunikationssystemen, Opladen: Leske u. Budrich, 2002, S. 11-23, ISBN: 3-8100-3022-8
INHALT: "In diesem Artikel wird die Luhmann'sche Systemtheorie aus Sicht der Verteilten
Künstlichen Intelligenz betrachtet. Die Betrachtung ist zwangsläufig beschränkt und hebt hier
und da Dinge hervor, auf die man in der Soziologie wohl weniger Wert legen würde. Andere
Aspekte der Systemtheorie werden überhaupt nicht diskutiert oder nur beiläufig erwähnt.
Dies ist nicht nur der großen Bandbreite von Luhmanns Werk zu verdanken, sondern rührt
auch von der Tatsache her, dass die Soziologie in erster Linie eine analytische Denkweise
verfolgt und Erklärungen für soziale Phänomene sucht. In der Künstlichen Intelligenz spielt
zwar die Analyse auch eine gewisse Rolle, aber im Vordergrund steht die Synthese intelligenter Systeme und im Falle der Verteilten Künstlichen Intelligenz die Synthese vieler autonomer Einzelsysteme zu einem Gesamtsystem mit sozialen Charakterzügen. Wir gehen von einem zentralen Problem innerhalb der Verteilten Künstlichen Intelligenz aus, welches die Koordination von autonomen Einheiten beinhaltet, und suchen eine Entsprechung in der Systemtheorie. Die daraus sich ergebenden soziologischen Lösungsmöglichkeiten für die Künstliche
Intelligenz werden diskutiert. Hauptaugenmerk in der Diskussion wird auf das Problem der
doppelten Kontingenz, auf Erwartungen und auf symbolisch generalisierte Kommunikationsmedien gelegt." (Autorenreferat)
Register
113
Hinweise zur Registerbenutzung
Sachregister
Grundlage für das Sachregister sind die Schlagwörter, die zur gezielten Suche der Literatur- bzw.
Forschungsnachweise in unseren Datenbanken FORIS und SOLIS vergeben wurden.
Um eine differenzierte Suche zu ermöglichen, werden dabei nicht nur die Haupt-, sondern auch
Nebenaspekte der Arbeiten verschlagwortet.
•
Bei einem maschinell erstellten Verzeichnis wie dem obigen Sachregister führt das zwangsläufig zu einem Nebeneinander von wesentlichen und eher marginalen Eintragungen.
Manche Begriffe machen erst in Verbindung mit anderen Sinn oder wechseln ihren Sinn in Abhängigkeit vom jeweiligen Zusammenhang.
•
Solche Zusammenhänge gehen aber bei einem einstufigen Register typischerweise verloren.
Vermeintliche Fehleintragungen gehen fast immer aufs Konto eines dieser beiden Effekte, die sich
bei der maschinellen Registererstellung grundsätzlich nicht vermeiden lassen.
Personenregister
Aufgeführt sind
•
bei Literaturnachweisen: alle aktiv an dem Werk beteiligten Personen;
•
bei Forschungsnachweisen: alle als Leiter, Betreuer oder wissenschaftliche Mitarbeiter
(„Autoren“) eines Projekts angegebenen Personen.
Institutionenregister
Aufgeführt sind nur die forschenden Institutionen. Institutionelle Auftraggeber, Finanzierer, Förderer oder dergleichen sind zwar in den Forschungsnachweisen selbst aufgeführt, nicht jedoch im
Register.
Sortierung
Die Sortierung folgt den lexikalischen Regeln, d.h. Umlaute werden wie der Grundbuchstabe sortiert. Numerische Angaben (z.B. „19. Jahrhundert“) sind ganz ans Ende sortiert, also hinter Buchstabe Z.
Nummerierung
Alle in den Registern angegebenen Zahlen beziehen sich auf die laufenden Nummern der Literatur- und Forschungsnachweise.
Personenregister
115
Personenregister
A
Agnese, Barbara
Albani, Cornelia
Albert, Gert 157
Albrecht, Steffen
Andresen, Dieter
Anhut, R. 35
Detel, Wolfgang 22
Diekmann, Andreas 136
Dörre, Klaus 111
33
48
135
158
B
Baecker, Dirk 1
Baethge, Martin 36
Balke, Friedrich 159
Banzhaf, Wolfgang 122
Bartelheimer, Peter 36
Benedikter, Roland 37
Bergmann, Manfred Max 78, 109
Berndt, Michele 38
Berndt, Thorsten 38
Bertram, Hans 140
Bertsch, Frank 76
Bickel, Cornelius 39
Bischoff, Joachim 84
Bittlingmayer, Uwe H. 110, 160
Bohn, Cornelia 40, 161
Bonacker, Thorsten 162
Bonß, Wolfgang 120
Boshammer, Susanne 41
Bostock, William W. 2
Brähler, Elmar 48
Braun, Sebastian 42
Brenner, Hans-Peter 3
Breuer, Stefan 43
Bronner, Rolf 152
Buchenberg, Wal 163
Buckmiller, Michael 164
Budowski, Monica 78
Bühl, Walter L. 165
Burmeister, Klaus 44
C
Christmann, Gabriela B.
Collmer, Sabine 120
D
Dangschat, Jens S.
80
167
E
Ebrecht, Jörg 4, 5
Eder, Klaus 6, 79
Eger, Thomas 112
Eickelpasch, Rolf 160, 166
Ellrich, Lutz 137
Endress, Martin 167
Engel, Uwe 68
Engler, Steffani 168, 169
Erhart, Walter 170
Esser, Hartmut 7, 8
F
Fiebig, Johannes 45
Funken, Christiane 137
Fux, Beat 109
G
Galgoczi, Bela 113
Gattig, Alexander 68
Gebauer, Gunter 17
Geiling, Heiko 80
Geißler, Rainer 81
Gerth, Nobuko 171
Giesen, Bernhard 9
Gießler, Anne 48
Gladarev, Boris 46, 114
Glatzer, Wolfgang 138
Greshoff, Rainer 24, 172
Greve, Jens 10
Gros, Daniel 115
Grub, Martin 116
Grundmann, Siegfried 82
Gukenbiehl, Hermann L. 11
H
Hagen, Jürgen von 117
Hahn, Alois 40
Hahn, Kornelia 12
Haken, Hermann 47
Hamedinger, Alexander 80
116
Personenregister
Hartmann, Martin 13
Haug, Wolfgang Fritz 201
Häußermann, Hartmut 80
Hawlik, Elisabeth 118
Heinelt, Hubert 80
Heitmeyer, Wilhelm 35
Helle, Horst Jürgen 139
Henning, Marina 140
Herbert, Ulrich 127
Herkommer, Sebastian 84
Herlyn, Ulfert 128
Hersch, Adam 133
Herter, Robert 143
Herting, Cornelia 143
Hillebrandt, Frank 5
Hinck, Daniela 14, 141
Hinz, Andreas 48
Hobohm, Jan 140
Holzinger, Elisabeth 80
Hondrich, Karl Otto 15
Honneth, Axel 83
Hormann, Oliver 140
Hradil, Stefan 119
Hummell, Hans J. 142
Humpert, Andreas 143
Hunecke, Marcel 144
Hüning, Hasko 84
J
Jäckle, Nicole 53
Jahraus, Oliver 173
Jaumann, Herbert 170
Joye, Dominique 109
Jung, Thomas 174
Jungbauer-Gans, Monika
Jürgens, Kerstin 85
49
K
Kaesler, Dirk 175
Kälber, Lutz 176
Kesselring, Sven 120
Kizilhan, Ilhan 50
Kleineberg, Michael 86
Kleinspehn, Thomas 177
Klenner, Christina 87
Kneer, Georg 16
Köcher, Renate 121
Köhler, Michael 14, 141, 178
König, Matthias 179
Koppetsch, Cornelia 105, 107
Korte, Karl-Rudolf 202
Kößler, Reinhart 51
Krafft, Alexander 180
Krais, Beate 17, 18
Krause, Alexandra 53
Krause, Detlef 181
Krause, Ketevan 120
Kron, Thomas 24, 122, 203
Kronauer, Martin 52, 80
Kürsat-Ahlers, Elcin 88
Kurt, Ronald 145
L
Lange, Stefan 67
Langenohl, Andreas 182
Langer, Roman 14, 141, 178
Langkau, Thomas 143
Läpple, Dieter 80
Lasarczyk, Christian 122
Lengfeld, Holger 53
Lepsius, M. Rainer 146
Levy, Alfred 183
Levy, Rene 89
Liebig, Stefan 53, 54, 55, 99
Liebsch, Burkhard 204
Lindenberg, Siegwart 136
Loenhoff, Jens 147, 148
Luckmann, Thomas 90
M
Manabe, Kazufumi 123
Maßner, Ulrich Joachim 184
Mau, Steffen 53
Mayr-Kleffel, Verena 149
McKibbin, Ross 91
Meister, Martin 137
Mertens, Lothar 92, 93
Merz-Benz, Peter-Ulrich 56, 57
Meuser, Michael 12, 19
Mika, Tatjana 58
Modelmog, Ilse 185
Moldt, Daniel 14, 141, 178
Mühleck, Kai 58
Müller, Hans-Peter 94
Müller-Benedict, Volker 20
Müller-Doohm, Stefan 186
Münch, Richard 59, 60, 187
Personenregister
N
Naisbitt, John 61
Nassehi, Armin 62
Neckel, Sighard 63
Neef, Andreas 44
Neuendorff, Hartmut 35
Nollmann, Gerd 95, 101
Norkus, Zenonas 188
Nowak, Jürgen 64
O
Oblasova, Antonina 46
Oswald, Ingrid 114, 124
P
Paris, Denise 102
Pollack, Detlef 125
Porr, Bernd 189
Potthast, Jörg 96
R
Rademacher, Claudia 97
Reckwitz, Andreas 21
Reif, Heinz 126
Richter, Horst-Eberhard 65
Rink, Dieter 66, 205
Rölke, Heiko 14, 141, 178
S
Saint-Mont, Uwe 206
Samson, Birgit 22
Schäfers, Bernhard 23, 190
Schäfgen, Katrin 98
Scharenberg, Albert 105, 107
Schaub, Johannes 150
Scheibe, Moritz 127
Scheller, Gitta 128, 151
Schimank, Uwe 24, 67, 122
Schlothfeldt, Stephan 54, 55, 99
Schmalzhaf-Larsen, Christa 143
Schmid, Michael 25
Schmidtke, Oliver 105, 107
Schmitt, Marco 207
Schneider, Wolfgang Ludwig 191
Schneider-Sliwa, Rita 80
Schönfeld, Roland 129
Schröder, H. 35
Schülein, Johann August 26
Schultheis, Franz 192
117
Schulz-Montag, Beate 44
Schütte, H. Gerd 193
Schwibs, Bernd 27
Seppmann, Werner 100
Seyfarth, Constans 194
Shimada, Shingo 195
Simonson, Julia 68
Sodeur, Wolfgang 142, 143
Späth, Julia F. 152
Spohn, Willfried 130
Srubar, Ilja 167, 195
Stäheli, Urs 69
Stegbauer, Christian 28
Stichweh, Rudolf 29, 69, 70
Stölting, Erhard 196
Stolz, Klaus 30
Strasser, Hermann 95, 101
Strauch, Rolf R. 117
Stricker, Beate 71
Strohmeier, Klaus Peter 35
Stürmer, Stefan 153
Suhrcke, Marc 115
Sukale, Michael 197
Suprinovic, Olga 116
Süß, Werner 131
Suter, Christian 102
T
Takebayashi, Nobuo 198
Tillmann, Robin 78
Tomka, Miklos 154
Tönnies, Gerd 80
Treptow, Rainer 72
Trinczek, Rainer 73
U
Ulrich, Günter 199
Urban, Dieter 132
V
Vester, Michael 103, 192
Vogl, Gerlinde 120
Voronkov, Viktor 124
Voß, G. Günter 208
Voswinkel, Stephan 31
W
Wacquant, Loic J. D. 104
Wagner, Gerhard 56, 57
118
Waldhoff, Hans-Peter 32
Wallner, Fritz G. 33
Watzinger, Michaela 155
Wegener, Bernd 58
Weidenfeld, Werner 202
Weihrich, Margit 208
Weischer, Ch. 35
Weiß, Anja 105, 106, 107
Weller, Christian E. 133
Wellner, Jörg 209
Wenzel, Harald 34
Wiechens, Peter 97
Wienold, Hanns 51
Wiesenthal, Helmut 134
Winkler, Gunnar 108
Wolff, Guntram B. 117
Z
Ziegler, Holger 74
Ziemann, Andreas 156
Zimmermann, Karin 169
Zündorf, Lutz 75
Personenregister
Sachregister
119
Sachregister
A
Adel 126
Adorno, T. 170, 186, 200
Affektivität 177
Afrika 63
Agrarstruktur 175
Akademiker 114
Akteur 25, 95, 122, 141
Akzeptanz 55
Albanien 129
Algerien 63
Allokation 112
Alltag 19, 80, 85, 124, 208
alte Bundesländer 53, 58, 81, 87, 119, 121,
131, 150
Alternativbewegung 38
angewandte Wissenschaft 176
Anomie 185
Anthropologie 9, 15, 19, 200
Antike 175
Araber 50
arabische Länder 63
Arbeit 51, 82, 100
Arbeiterbewegung 91, 164
Arbeiterklasse 81
Arbeitsbeziehungen 114
Arbeitsgesellschaft 51
Arbeitslosigkeit 45, 52, 87, 113
Arbeitsmarkt 108, 117
Arbeitsmarktpolitik 113
Arbeitsteilung 87, 184
Arbeitswelt 71, 151, 154, 202
Arbeitszeit 87
Armut 52, 76, 77, 78, 97, 101, 113, 116,
133
Asien 50, 123, 195
Ausbeutung 41
Ausländer 57
Ausländerfeindlichkeit 32
ausländischer Arbeitgeber 56
ausländischer Arbeitnehmer 56, 57
Außenpolitik 129, 202
außerparlamentarische Opposition 127
Austauschtheorie 28
Authentizität 12
Autonomie 27
Autopoiesis 1, 26
B
Beck, U. 60
Bedeutung 10
Begriffsbildung 7, 13, 22, 104, 168
Belohnung 94
Beobachtung 180
Berichterstattung 36
Berlin 140
Beruf 30, 77, 175
Berufsbildung 149
Berufseinmündung 149
Berufsgruppe 184
Berufsmobilität 101
Berufsstruktur 109
Beschäftigung 60
Betrieb 152
Bevölkerung 35, 58, 82, 118, 119, 121
Bevölkerungsentwicklung 81, 108
Bevölkerungsstruktur 108
Bewusstsein 145, 173
Bildung 109
Bildungschance 77
Bildungsexpansion 83
Bildungswesen 77, 81, 113
Bindung 140
Biographie 171, 200
Biologie 22, 33
biologische Faktoren 206
Biotechnik 61
Bourdieu, P. 3, 4, 5, 6, 14, 17, 18, 27, 31,
42, 63, 96, 97, 103, 106, 110, 135,
141, 160, 161, 166, 168, 169, 170,
178, 192
Buddhismus 33
Bulgarien 129
Bundesrepublik Jugoslawien 129
Bürger 48, 49, 65
Bürgerbeteiligung 45
bürgerliche Gesellschaft 199
Bürgerrecht 101
Bürgertum 126
120
C
Chancengleichheit 41
Chaos 20, 203
Coping-Verhalten 46, 86, 114, 124
D
DDR 82, 92, 93, 125, 150, 190
demographische Faktoren 48
Demokratie 201
Demokratisierung 45, 112, 127
Denken 17
Deprivation 78, 102
Deregulierung 47, 117, 129, 133
Derrida, J. 170
Deutsches Kaiserreich 126
Deutsches Reich 11, 43, 190
Deutung 90, 95, 101
Dezentralisation 29
Dialektik 13
Dienstleistungsberuf 12
Dienstleistungsgesellschaft 44
Differenzierung 29, 44, 120, 176, 180, 198
Diffusion 29
Diktatur 93
Diskriminierung 5, 88
Diskurs 56, 95, 104, 179, 182
Distinktion 160
Dokumentation 21
Durkheim, E. 162, 179, 184, 185, 187, 200
Dyade 174
Dynamik 20, 122
E
Egoismus 136
Ehre 31
Eigentum 40
Einkommen 41, 78, 92, 108, 117
Einkommensumverteilung 112, 133
Einkommensunterschied 87, 117, 133
Einkommensverhältnisse 87, 109, 116
Einsamkeit 138
Einstellung 18, 35, 54, 58, 121, 123, 132
Einstellungsforschung 53
Elias, N. 32, 177, 200
Elite 77, 81, 126
Emigration 171
Emotionalität 148, 156, 177, 208
Empathie 153
Sachregister
empirische Sozialforschung
36, 92, 107,
123
Engagement 49, 77, 160, 166
Entropie 203
Entscheidungsspielraum 83
Entsolidarisierung 35
Entstaatlichung 112
Entwicklungsland 50, 63, 115, 129, 133
Erfahrung 17, 90, 204
Erinnerung 182
Erkenntnis 173
Erkenntnisinteresse 24, 26, 169
Erkenntnistheorie 157, 166, 168, 169, 180
Erklärung 9, 11, 22
Erleben 148
Erlebnisgesellschaft 44
Erwartung 77, 83
Erwerbsarbeit 85, 108, 208
Erwerbsbeteiligung 87
Erwerbsform 208
Erwerbstätigkeit 119
Esoterik 38
Ethik 65, 175, 204
ethnische Beziehungen 32, 88
ethnische Gruppe 50, 81
ethnischer Konflikt 204
Ethnizität 97, 105, 106, 107
Ethnographie 159
Ethnologie 32
Ethnomethodologie 165
Europa 134, 140, 155
europäische Integration 129
Europapolitik 202
Evolution 122
Exklusion 40, 52, 62, 69, 70, 72, 159
F
Familie 76, 81, 140, 154
Familiengründung 149
Familiensoziologie 128
Feldtheorie 3
Fernsehsendung 145
Figuration 23
Finanzmarkt 73
Finanzwirtschaft 202
Flexibilität 124
formale Soziologie 174, 187
Formalisierung 207
Forschung 11, 48, 53, 79, 99
Sachregister
Forschungsansatz 9, 24, 25, 49, 51, 67, 79,
90, 95, 104, 105, 106, 107, 148, 156,
208
Forschungsdefizit 107
Forschungsergebnis 49, 92
Forschungsgegenstand 26, 107
Forschungsstand 21, 23, 176
Foucault, M. 170
frankophones Afrika 63
Frankreich 11, 192
Frau 5, 87, 92, 149
Frauenerwerbstätigkeit 87
Frauenforschung 176
Freiheit 41, 47, 179
Freizeit 151
Fremdheit 32, 56, 57, 70
Freud, S. 170
Freundschaft 150
Fromm, E. 183
Funktionalismus 1, 22, 34, 94, 111
Funktionsanalyse 29
G
Gadamer, H. 170
Gehlen, A. 19, 170, 200
Geld 57
Gemeinschaft 38, 39, 43, 49, 50, 59, 71,
151, 158, 165, 193
Gemeinwohl 77
Generationenverhältnis 208
Gentechnologie 61
Gerechtigkeit 35, 53, 54, 55, 58, 99, 186
Geschichtsbewusstsein 185
Geschichtswissenschaft 199
Geschlecht 78, 87, 101, 105, 106, 107, 204
Geschlechterforschung 5, 12, 98
Geschlechterverhältnis 5, 97, 98, 201
geschlechtsspezifische Faktoren 5, 78, 81,
84, 87, 92, 109, 208
Gesellschaft 7, 9, 13, 15, 16, 27, 35, 39,
44, 47, 52, 59, 61, 63, 64, 70, 72, 74,
77, 88, 90, 91, 92, 93, 101, 104, 111,
120, 121, 123, 125, 126, 130, 131,
136, 138, 148, 158, 165, 180, 182,
185, 192, 193, 194, 201, 203, 205,
206, 207
Gesellschaftsbild 67, 125
Gesellschaftskritik 100, 125, 186
121
Gesellschaftsordnung
25, 34, 51, 71, 74,
86, 122, 125, 134, 155
Gesellschaftstheorie 3, 11, 13, 14, 21, 25,
34, 51, 67, 71, 79, 103, 125, 130, 141,
162, 180, 183, 186, 196, 199
Gesellschaftswissenschaft 189
Gespräch 162
Gesundheitswesen 113
Gewalt 97, 204
Gewaltverzicht 204
Gewerkschaft 41
Glasnost 116
Gleichheit 41, 88
Globalisierung 12, 29, 64, 65, 73, 75, 131,
133
Goffman, E. 12, 19, 88, 139
Gott 174
Großbritannien 11, 30, 91
Großstadt 128, 135, 140
Grundbegriff 23
Grundlagenforschung 24, 176, 196
Grundrecht 41
Gruppe 8, 35, 50, 142, 206
Gruppenarbeit 53
Gruppeninteresse 153
H
Habermas, J. 10, 162, 186, 193, 200
Habitus
4, 5, 6, 12, 14, 17, 18, 19, 110,
141, 160, 161, 178, 192
Hamburg 140
Handel 133
Handlung 9, 10, 17, 50, 74, 90, 148, 178,
188
Handlungsfähigkeit 74
Handlungsorientierung
15, 16, 18, 146,
178, 208
Handlungsspielraum 98, 149
Handlungssystem 75
Handlungstheorie
1, 6, 7, 8, 11, 12, 19,
122, 144, 147, 157, 162, 188, 191
Heidegger, M. 170
Hermeneutik 157
Herrschaft 17, 41, 74, 75, 104, 106, 166,
175, 197
herrschende Klasse 84
Hierarchie 77, 97, 142
historischer Materialismus 187, 199
historische Sozialforschung 194
122
Historismus 187
Hochschullehrer 5
Horkheimer, M. 170, 186
Humanismus 183
Husserl, E. 170
I
Ich-Störung 45
Idealismus 187
Idealtypus 194, 197
Ideengeschichte 39, 41, 196
Identifikation 153
Identität
8, 17, 31, 38, 45, 70, 130, 180,
204
Identitätsbildung 69
Ideologie 54
Ideologiekritik 160
Implementation 53
Indikator 132
Indikatorenbildung 36
Indikatorensystem 36
Individualisierung
9, 12, 62, 65, 68, 71,
83, 95, 100, 101, 111, 120, 128, 138,
151
Individualismus 42, 187
Individualität 2, 62, 143
Individuum 15, 17, 69, 138, 148, 206
Industriegesellschaft 110, 115
Industriestaat 133
Inflation 116
Informatik 203, 207, 209
Information 203
Informationsgesellschaft 44, 61
Informationssystem 36
Infrastruktur 82, 115
Inklusion 40, 52, 62, 69, 70, 72
Innovation 29, 120
Institution 25, 134
Institutionalisierung 146, 179, 190
institutionelle Faktoren 30, 134
institutioneller Wandel 83, 112, 117, 134
Institutionenökonomie 188
Inszenierung 12
Integration 68, 172
Intellektueller 46, 127
Interaktion
19, 138, 143, 147, 152, 156,
162, 174, 191, 203, 209
interdisziplinäre Forschung 53, 203
Interdisziplinarität 189
Sachregister
Interesse 204, 206
Interessengruppe 206
Interessenkonflikt 206
Interessenorientierung 206
interkultureller Vergleich 182
Internalisierung 177
internationaler Vergleich 68, 123
Internationalisierung 73
Internet 61
Interpretation 10
Intersubjektivität 165, 191
Intervention 160
Iraner 50
J
Japan 123, 195
Jugendlicher 143
junger Erwachsener
149
K
Kapital 6, 31, 100, 106, 163
Kapitalbewegung 133
Kapitalismus 13, 63, 83, 84, 100, 163, 175,
183, 186, 188, 193, 198, 199, 201, 205
Kapitalmarkt 133
Karriere 30, 101
Kind 143
Kindheit 208
Klassengesellschaft
3, 84, 91, 100, 110,
160, 163
Klassenkampf 110, 199
Klassifikation 105, 106, 107
Kleingruppe 142
Koexistenz 204
Kognition 8, 12, 147
Kollektiv 136, 153
Kollektivbewusstsein 2, 136
kollektive Identität 2, 15
Kollektivverhalten 136
Kolonie 182
Kommunikation
1, 10, 12, 34, 147, 148,
152, 156, 165, 173, 203, 207, 209
Kommunikationssystem 173
Kommunikationstechnologie 29, 138
Kommunikationswissenschaft 189
kommunikatives Handeln
10, 162, 186,
193, 200
Kommunismus 183
Kommunitarismus 38, 45, 55
Sachregister
Komplexität 1, 23, 44, 47, 122, 130, 203
Konflikt 1, 101, 204
Konfliktlösung 50, 71
Konfliktstruktur 30
Konfliktverhalten 50
Konsens 34
Konservatismus 91, 185
konservative Partei 91
Konstruktivismus 26, 33, 73, 97, 180
Konsum 60
Konsumtheorie 123
Kontakt 143
Kontingenz 1, 203, 209
Kooperationsform 136
Koordination 209
Körper 17
Körperlichkeit 12, 19, 147, 165
Kriminalroman 208
Kritische Theorie 186, 200
Kuhn, T. 170
Kultur 7, 9, 15, 37, 79, 90, 91, 130, 175,
177, 202, 204
kulturelle Faktoren 25, 33, 73, 91, 205
kulturelle Identität 69, 97, 204
kulturelle Integration 4
kulturelles System 75
Kulturkritik 183
Kultursoziologie 8, 63, 167
Kulturwandel 4, 121, 123
Kulturwissenschaft 197
Kunst 173
künstliche Intelligenz 203, 209
Kurde 50
Kybernetik 47, 180
L
Landarbeiter 175
ländliches Gebiet 50
Lateinamerika 115
Lebensbedingungen 81, 108, 115
Lebenssituation 76, 77, 98, 121, 149
Lebensstandard 102, 113, 115
Lebensstil 16, 66, 80, 85, 103, 124, 144,
205, 208
Lebensweise 38, 66, 81, 85, 114, 124, 140,
204, 205, 208
Lebenswelt
15, 90, 114, 124, 162, 165,
193
Lehrbuch 7, 21, 23
123
Lehrveranstaltung 167
Leistungsfähigkeit 36
Leitbild 66, 67, 151
Levi-Strauss, C. 170
Liberalisierung 73, 112
Liberalismus 55
Literatur 21, 159
Logik 6, 26
Lohnarbeit 163
Luhmann, N. 29, 69, 159, 162, 172, 173,
180, 181, 189, 200, 203, 209
Lukacs, G. 170
Lyotard, J. 37
M
Machiavellismus 187
Macht 7, 74, 105, 197, 206
Mannheim, K. 167, 171
Marginalität 52, 56
Markt 75
Marktwirtschaft 112, 115, 116, 129, 193
Marx, K. 94, 187, 199, 200
Marxismus 3, 51, 100, 111, 163, 164, 183,
190, 199, 201
Masse 194
Massenmedien 45
Materialismus 155
Matriarchat 183
Mead, G. 19, 139, 162, 187, 191
Medien 34, 73
Medizinsoziologie 176
Mensch 17, 180
Menschenbild 145
Menschenrechte 179
Mentalität 205
Mesoebene 14, 89, 141
Messinstrument 123
Metallindustrie 53
Metaphysik 174
Methode 145
Methodenlehre 123
Methodologie 9, 22, 95, 169, 180, 197
Migration 32, 56, 57, 82
Mitbestimmung 127
Mitgliedschaft 204
Mittelalter 183
Mitteleuropa 113, 115
Mittelschicht 46, 114, 124
Mittelstand 81
124
Sachregister
Mobilisierung 120
Modell 48, 132, 178
Modellanalyse 203, 209
Modellentwicklung 14, 36, 141, 144, 203,
207, 209
Moderne 13, 40, 55, 60, 70, 120, 125, 130,
162, 179, 194
Modernisierung
13, 111, 119, 125, 126,
182
Modernisierungstheorie 59, 60, 119, 125
Moral 154, 155, 193, 204
Motorik 120
multikulturelle Gesellschaft 59, 97
N
Nachbarschaft 138, 143
nachhaltige Entwicklung 16, 66, 144, 205
Nahost 50
Nation 40
nationale Identität 202
Nationalismus 123
Nationalsozialismus 183
Nationalstaat 75, 175, 179
Natur 51, 177, 205
Naturwissenschaft 47, 189
Neoliberalismus 63, 65, 192
Netzwerk 14, 29, 141, 178
neue Bundesländer 58, 87, 108, 117, 119,
121, 128, 131, 132, 150, 151
neue Medien 12, 120
neue Technologie 65
Niedrigeinkommen 78
Non-Profit-Organisation 49
nonverbale Kommunikation 12
Nordafrika 63
Nordamerika 11, 49, 152, 176
Nordrhein-Westfalen 35, 135
Nord-Süd-Beziehungen 133
Nord-Süd-Konflikt 133
Norm 35, 153
Normativität 11, 34, 54
Nutzen 77
O
Objekt 168
Objektivierung 27
Objektivität 27
öffentliches Unternehmen
Öffentlichkeit 127
112
Ökologie 38, 73, 144, 156, 205
Ökonomie 31, 37, 73
ökonomische Entwicklung 13, 83, 115
ökonomische Faktoren 206
ökonomischer Wandel 117, 134
ökonomische Theorie 188
Ontologie 26, 165
Organisation 29, 203
Organisationen 5, 89, 152
Organisationsform 29
Organisationshandeln 141
Organisationssoziologie 5
Orientierung 23, 34, 54, 196
Ostasien 123, 195
Österreich 118, 140
Osterweiterung 115
Osteuropa 112, 115, 116, 154
Ostmitteleuropa 154
P
Pädagogik 208
Paradigma 3, 9, 11, 21, 24, 67, 103, 172
Pareto, V. 157, 187
Parsons, T. 1, 34, 59, 94, 162, 191
Parteilichkeit 160, 166
Partizipation 108, 127, 202
Partnerbeziehung 85
Partnerschaft 60
Patriarchat 50
Perestroika 116
Persönlichkeit 18, 45
Phänomenologie 145, 165
Philosophie 33, 37, 53, 174, 204, 208
Planerfüllung 112
Planwirtschaft 112
Plessner, H. 12, 19
Pluralismus 111
Polarisierung 35
Politik 53, 71, 87, 96, 131, 160, 175, 202
Politiker 30
Politikfeldanalyse 67
Politikwissenschaft 67
politische Einstellung 154
politische Elite 30
politische Faktoren 73, 206
politische Folgen 35
politische Herrschaft 93
politische Institution 112
politische Kultur 58, 123, 202
Sachregister
politische Ökonomie 199
politische Partizipation 87
politische Reform 134
politische Richtung 127
politischer Wandel 117, 131, 134, 154
politisches Handeln 58
politische Situation 129
politische Soziologie 103, 160
politische Steuerung 47, 67
politisches Verhalten 204
politische Theorie 164
Politisierung 60, 127
Popmusik 12
Positivismus 157, 187
Positivismusstreit 198
postindustrielle Gesellschaft
44, 61, 111,
130
postkommunistische Gesellschaft 46, 112,
114, 115, 116, 124, 134, 182
Postmaterialismus 37, 155
Postmoderne 37, 111, 185
postsozialistisches Land 46, 86, 112, 113,
114, 115, 116, 124, 129, 134
Poststrukturalismus 69
Pragmatismus 187
Praxis 5, 18, 96
Prestige 94
Privathaushalt 78, 143
Privatisierung 112, 117
Privileg 77
Problemlösen 146
Produkt 17
Produktion 51, 117, 201
Produktionsfaktor 112
Produktionsmittel 163
Produktionsverhältnisse 117
Prognose 11
prosoziales Verhalten 153
Protestantismus 175, 183
Prozess 177
Psychoanalyse 32, 170, 177, 183
Psychologie 33
psychosoziale Störung 83
Publikation 167
R
Rahmenbedingung 152
Randgruppe 56, 57
Rasse 104, 105
125
Rassismus 104, 106
Rational-Choice-Theorie 9, 31, 172, 188
Rationalisierung 177
Rationalismus 26, 187
Rationalität 1, 6, 146, 162, 185, 188
Raum 82
realer Sozialismus 86
Rechtsstaat 75
Reduktionismus 31
reflexive Modernisierung 60, 111, 120
Reflexivität 27, 32, 166, 168, 169, 186
Reform 113, 134
Region 30, 50, 82
regionale Mobilität 82, 120
regionaler Vergleich 30
Regulierung 133
Religion 12, 40, 56, 154, 174, 175, 183
Religionssoziologie 130
religiöse Gruppe 50
Renaissance 183
Reproduktion 17, 51
Ressourcen 6, 31, 112
Revolution 164, 185, 199
Rezeption 164, 168, 195
Reziprozität 28
Risikogesellschaft 60
Ritual 50
Rolle 28, 153
Russland 46, 86, 114, 115, 116, 124
S
Sachzwang 47
Sartre, J. 170
Schmitt, C. 170
Schriftsteller 135
Schulklasse 17
Schütz, A. 32, 57, 191
Schweiz 78, 102, 109
SED 92, 93
Segregation 80
Selbstbeobachtung 27
Selbstbestimmung 155
Selbstorganisation 1, 20, 47, 59, 61, 122
Selbstreferenz 147
Selbstverantwortung 45
Selbstverständnis 27, 77
Selbstverwirklichung 83
Semantik 22
Semiotik 12
126
Sensomotorik 147, 148
Sicherheitspolitik 97
Siedlung 82
Siedlungsstruktur 80
Simmel, G. 32, 57, 174, 187, 200
Simulation 122, 203, 207, 209
Sinn 1, 90, 95, 148, 156, 165, 197
Skalierung 123
Smith, A. 193, 200
Solidarität 35, 45, 71, 151, 158, 184
Sombart, W. 198
Sozialarbeit 72
Sozialausgaben 113
Sozialbericht 36
Sozialdemokratie 45, 91
soziale Bewegung 38
soziale Beziehungen 15, 28, 42, 46, 49, 54,
55, 70, 71, 86, 114, 135, 137, 138,
140, 142, 143, 145, 149, 150, 151,
152, 154, 158, 174
soziale Chance 77
soziale Differenzierung 7, 16, 40, 52, 72,
88, 97, 103, 130, 184, 192, 203, 205,
207
soziale Einstellung 53, 54
soziale Entwicklung 13, 83
soziale Faktoren 20, 48, 54, 206
soziale Folgen 35, 64, 81
soziale Gerechtigkeit
41, 53, 54, 55, 58,
96, 202
soziale Herkunft 77, 158
soziale Institution 146, 155
soziale Integration 7, 25, 42, 71, 86, 185
soziale Klasse 3, 17, 30, 79, 81, 84, 97, 98,
100, 103, 105, 106, 107, 163
soziale Konstruktion 12, 105
soziale Kontrolle 74, 177
soziale Kosten 113
soziale Lage 80, 103, 108, 202
soziale Mobilität 81, 109, 120
soziale Norm 8, 25, 34, 54, 155, 185
soziale Partizipation 70
sozialer Konflikt 6, 31, 50, 182
sozialer Prozess 23, 120, 122, 132, 142
sozialer Raum 192
sozialer Status 89, 118
sozialer Wandel 4, 5, 20, 36, 46, 49, 60,
65, 68, 81, 86,
Sachregister
soziale Schichtung 52, 72, 78, 81, 88, 89,
94, 98, 103, 109, 205
soziale Sicherung 119
soziales Milieu 16, 35, 46, 80, 84, 97, 103,
160, 205
soziales Netzwerk
46, 71, 86, 114, 135,
137, 138, 140, 149, 150
soziales Problem 46
soziales System 1, 16, 20, 122, 156, 173,
203, 207
soziale Stabilität 4, 5
soziales Verhalten 48, 65, 136
Sozialethik 65
soziale Umwelt 141, 143
soziale Ungleichheit 5, 16, 17, 41, 42, 52,
58, 72,
soziale Unterstützung 140
soziale Verantwortung 2, 48, 65
soziale Wahrnehmung 148, 156
soziale Wirklichkeit 3, 90
Sozialisation 8, 17, 71, 143, 177
Sozialisierung 17, 51
Sozialismus 164, 175, 183, 201
Sozialkapital 5, 42, 49, 59, 85, 109, 135,
140, 161
Sozialpädagogik 72
Sozialphilosophie 39, 145, 200
Sozialpolitik 58, 202
Sozialpsychologie 56, 139, 144, 183
sozialpsychologische Faktoren 83
Sozialstaat 75
Sozialstruktur 7, 17, 50, 63, 68,
Sozialwissenschaft
22, 26, 36, 53, 144,
170, 186, 197, 198
Sozialwissenschaftler 171
Soziobiologie 142
Soziogramm 32
soziokulturelle Entwicklung 125
soziokulturelle Faktoren 33, 80, 125
soziokulturelle Situation 125
Soziologe 161, 171
soziologische Theorie 1, 4, 5, 6, 7, 9, 16,
18, 21, 24, 26, 27, 31, 34, 39, 43, 54,
56, 57, 63, 70, 88, 89, 90, 94, 95, 96,
98, 103, 111, 123, 130, 135, 136, 146,
149, 158, 160, 161, 162, 167, 168,
169, 172, 178, 184, 185, 187, 188,
191, 192, 200, 207
sozioökonomische Entwicklung 36, 112
Sachregister
sozioökonomische Faktoren 48, 80, 118
Spanien 30, 102
Spencer, H. 187
Sprache 165, 204
Staat 75, 193
Staatsangehörigkeit 101
Staatsfunktion 42
Staatsgebiet 75
Staatssozialismus 125
Stadt 175
Stadtregion 80
Stadtsoziologie 128
Stalinismus 164
Statistik 200
Statusinkonsistenz 68
Steuern 41
Stiftung 77
Stigma 88
Stigmatisierung 88
Strukturalismus 6
Strukturanalyse 79
Strukturwandel 44, 61, 91, 103,
Studentenbewegung 127
Studium 7, 196
Subjekt 17, 185, 199
Subjektivität 27, 62
Südamerika 115
Symbol 17, 25, 105, 106, 203
symbolische Politik 6, 31, 160, 166
symbolischer Interaktionismus
19, 139,
162
Synergetik 47
System 1, 17, 162, 173, 193
Systemtheorie 1, 16, 22, 29, 34, 62, 69, 72,
156, 159, 162, 173, 180, 181, 189,
200, 203, 205, 207, 209
Systemveränderung 128
T
Tabu 93
Tanz 12
Tausch 28, 193
Technik 5
Techniksoziologie 5
Technokultur 12
Technologie 202
Teleologie 22
Theorie 5, 68, 96, 99, 100, 105, 107, 147,
163, 168, 173, 198
127
Theoriebildung 6, 7, 16, 18, 21, 22, 24, 26,
27, 36, 56, 66, 72, 139, 144, 146, 158,
169, 180, 192, 196, 203, 207
Theorie-Praxis 26, 166, 176
Theorievergleich 172, 179
Tönnies, F. 39, 43, 158
Tourismus 56, 57
Tradition 91, 110, 130, 182, 183, 196
traditionelle Gesellschaft 71
Transferleistung 117
Transformation 61, 81, 86, 110, 112, 113,
115, 116, 117, 128, 129, 134
Trieb 177
Tropen 159
Türke 50
Türkei 50
Typologie 56, 57, 103, 120, 194
U
UdSSR 86
UdSSR-Nachfolgestaat
46, 86, 114, 115,
116, 124
Umfrageforschung 121
Umwelt 82
Umweltbelastung 205
Umweltbewusstsein 144, 205
Umweltpolitik 66, 205
Umweltschutz 202
Umweltsoziologie 66
Ungarn 113, 129
Ungleichheit 99, 133
Unterbewusstsein 18
Unternehmen 152
Ursache 35
USA 11, 49, 152, 176
Utilitarismus 31, 187
V
Verantwortung 47
Verflechtung 204
Verhaltensänderung 66, 114
Verhaltenswissenschaft 53, 144
Verkehr 120
Verkehrsmittel 138
Verkehrsnetz 138
Vermögenspolitik 41
Vernetzung 138
Vernunft 136, 162, 185, 204
Verstehen 168, 197
128
verstehende Soziologie 10, 139, 157, 175,
187, 188
Verteilungstheorie 41
Vertrag 39, 158, 193
Vertrauen 137, 152
Virtualisierung 120
Volkswirtschaftslehre 198
Volkswirtschaftstheorie 193
Voluntarismus 59
Vorurteil 32
W
Wachstum 132
Wahrnehmung 147, 204
Weber, M. 130, 157, 162, 170, 172, 177,
179, 187, 188, 191, 197, 198, 200
Weimarer Republik 43, 175
Welt 75, 180
Weltanschauung 66
Weltgesellschaft 29, 56, 57, 75, 179
Weltmarkt 75
Weltpolitik 56
Weltwirtschaft 73
Wende 113
Wert 23, 179, 202
Wertfreiheit 175
Wertorientierung
15, 16, 18, 34, 41, 45,
48, 49, 53, 65, 66, 114, 119, 146, 154,
155, 197
Werturteilsstreit 198
Wertwandel 71, 155
Westeuropa 154
westliche Welt 68, 182
Wettbewerb 158
Wiedervereinigung 81, 131
Wien 140
Wirtschaft 37, 64, 113, 129, 175, 202
wirtschaftliche Faktoren 73
wirtschaftliches Handeln 73
Wirtschaftsentwicklung 116, 129
Wirtschaftsethik 175
Wirtschaftskrise 109
Wirtschaftspolitik 115
Wirtschaftsreform 134
Wirtschaftswachstum 133
Wirtschaftswissenschaft 193
Wissen 169
Wissenschaft 5, 96, 167, 168, 169, 175
Wissenschaftler 5, 32, 169
Sachregister
Wissenschaftsdisziplin 190, 198
Wissenschaftsgeschichte 21, 39, 196, 200
Wissenschaftstheorie 22, 33, 180, 197
Wissensgesellschaft 44, 110, 202
Wissenssoziologie 167
Wittgenstein, L. 170
Wohnen 108
Wohnverhältnisse 82, 92
Wörterbuch 181
Z
Zeit 1
Zivilcourage 45
Zivilgesellschaft 45, 59, 201
Zivilisation 23, 177
Zukunft 44, 61
Zweckrationalität 31, 158, 197
Zwischenkriegszeit 91
19. Jahrhundert 190
20. Jahrhundert 120, 126, 129, 170, 190,
198
Institutionenregister
129
Institutionenregister
Akademie für Raumforschung und Landesplanung -ARLBIS Berliner Institut für Sozialforschung GmbH
80
77
Europa-Institut für Soziale Arbeit an der Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik
Berlin 64
Fernuniversität Hagen, FB Erziehungs-, Sozial- und Geisteswissenschaften, Institut für Soziologie
Lehrgebiet Soziologie 02 122, 172
Humboldt Universität Berlin, FB 05 Sozialwissenschaften, Institut für Politikwissenschaften Lehrstuhl Stadt- und Regionalsoziologie 80
Humboldt Universität Berlin, Philosophische Fakultät 03, Institut für Sozialwissenschaften Lehrbereich Empirische Sozialforschung 58
Humboldt Universität Berlin, Philosophische Fakultät 03, Institut für Sozialwissenschaften Lehrbereich Mikrosoziologie 140
Humboldt Universität Berlin, Philosophische Fakultät 03, Institut für Sozialwissenschaften Nachwuchsgruppe Interdisziplinäre Soziale Gerechtigkeitsforschung 53, 99
Österreichisches Institut für Raumplanung
SFB 536 Reflexive Modernisierung
80
120
Soziologisches Forschungsinstitut e.V. an der Universität Göttingen -SOFI-
80
Technische Universität Berlin, Fak. 01 Geisteswissenschaften, Institut für Geschichte und Kunstgeschichte 126
Technische Universität Darmstadt, FB 02 Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften, Institut
für Politikwissenschaft 80
Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Institut für Kommunikationswissenschaft 167
Technische Universität Hamburg-Harburg, FSP 1 Stadt, Umwelt und Technik Arbeitsbereich 1-06
Stadt- und Regionalökonomie, Stadt- und Regionalsoziologie 80
Technische Universität Wien, Institut für Stadt- und Regionalforschung
80
Universität Basel, Philosophisch-Naturwissenschaftliche Fakultät, Geographisches Institut
Universität Bielefeld, Fak. für Soziologie
80
198
Universität Bielefeld, Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung
35
Universität Bochum, Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung -ZEFIR-
35
Universität Bremen, FB 08 Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Lehrstuhl Soziologie,
insb. Statistik und empirische Sozialforschung Prof.Dr. Engel 68
Universität der Bundeswehr München, Fak. für Sozialwissenschaften, Institut für Staatswissenschaften Professur für allgemeine Soziologie 120
130
Universität Dortmund, FB 04 Informatik
Institutionenregister
122
Universität Dortmund, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Fachgebiet Soziologie
Lehrstuhl Soziologie, insb. Arbeitssoziologie 35
Universität Erlangen-Nürnberg, Philosophische Fakultät 01, Institut für Soziologie Lehrstuhl
Prof.Dr. Srubar 167, 195
Universität Essen, FB 01 Philosophie, Geschichte, Religions- und Sozialwissenschaften, Fachgebiet Empirische Sozialforschung Prof.Dr. Sodeur 142, 143
Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Historisches Seminar Lehrstuhl für Neuere und
Neueste Geschichte 127
Universität-Gesamthochschule Duisburg, Fak. 01 Gesellschaftswissenschaften, Institut für Soziologie Fachgebiet Soziologische Theorie, Sozialstrukturanalyse, Kultursoziologie 101
Universität-Gesamthochschule Duisburg, Fak. 01 Gesellschaftswissenschaften, Institut für Soziologie Fachgebiet Soziologische Theorie Prof.Dr. Hummell 142
Universität Gießen, FB 03 Sozial- und Kulturwissenschaften, Institut für Soziologie Professur für
Politische Soziologie und Kultursoziologie 182
Universität Göttingen, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Methodenzentrum Sozialwissenschaften
20
Universität Göttingen, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Zentrum für Europa- und NordamerikaStudien 30
Universität Hannover, FB Geschichte, Philosophie und Sozialwissenschaften, Arbeitsgruppe Interdisziplinäre Sozialstrukturforschung -agis- 80
Universität Hannover, FB Landschaftsarchitektur und Umweltentwicklung, Institut für Freiraumentwicklung und Planungsbezogene Soziologie 128
Universität Kiel, Philosophische Fakultät, Institut für Psychologie Lehrstuhl Sozialpsychologie,
Evaluation und Forschungsmethoden 153
Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB Geschichte und Soziologie Fachgruppe Soziologie Sozialwissenschaftliches Archiv 167
Universität Mainz, FB 03 Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Lehrstuhl für Allgemeine BWL
und Organisation 152
Universität Stuttgart, Fak. 10 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften Abt. für Soziologie und empirische Sozialforschung -Soziologie 01- 132
Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung an der Universität zu Köln
143
ANHANG
Hinweise
133
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• Informationswissenschaftliche und informationstechnologische Forschung Entwicklung
• Internet-Service
Das Informationszentrum Sozialwissenschaften wurde 1969 von der Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute e.V. (ASI) gegründet. Seit Dezember 1986 ist es mit dem Zentralarchiv für empirische Sozialforschung (ZA) an der Universität zu Köln und dem Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen e.V. (ZUMA), Mannheim, in der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. (GESIS) zusammengeschlossen. GESIS ist Mitglied der
„Leibniz-Gemeinschaft“ und wird von Bund und Ländern gemeinsam gefördert.
Im Januar 1992 wurde eine Außenstelle der GESIS (ab 2003 GESIS Servicestelle Osteuropa) in
Berlin eröffnet, in der die Abteilung des IZ zwei Aufgaben übernahm: Die Bestandssicherung
unveröffentlichter sozialwissenschaftlicher Forschungsarbeiten der DDR und den Informationstransfer von und nach Osteuropa.
Die Datenbanken FORIS und SOLIS
FORIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften)
Inhalt: FORIS informiert über laufende, geplante und abgeschlossene Forschungsarbeiten der
letzten zehn Jahre aus der Bundesrepublik Deutschland, aus Österreich und der Schweiz.
Die Datenbank enthält Angaben zum Inhalt, zum methodischen Vorgehen und zu Datengewinnungsverfahren sowie zu ersten Berichten und Veröffentlichungen. Die Namen der
am Projekt beteiligten Forscher und die Institutsadresse erleichtern die Kontaktaufnahme.
Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Psychologie,
Bildungsforschung, Erziehungswissenschaft, Kommunikationswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung, Sozialgeschichte, Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie z.B. Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie, Sozialwesen oder Kriminologie.
Bestand der letzten 10 Jahre: ca. 42.000 Forschungsprojektbeschreibungen
Quellen: Erhebungen, die das IZ Sozialwissenschaften in der Bundesrepublik Deutschland, SOWIS (Sozialwissenschaftliche Informationsstelle der Universitätsbibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien) in Österreich und SIDOS (Schweizerischer Informations- und
Daten-Archivdienst) in der Schweiz bei sozialwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen durchführen. Die Ergebnisse der IZ-Erhebung werden ergänzt durch sozialwissenschaftliche Informationen fachlich spezialisierter IuD-Einrichtungen wie z.B. des Instituts
für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit (Nürnberg) sowie
durch Auswertung von Internetquellen, Hochschulforschungsberichten sowie Jahresberichten zentraler Fördereinrichtungen und Stiftungen.
SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem)
Inhalt: SOLIS informiert über die deutschsprachige fachwissenschaftliche Literatur ab 1945, d.h.
Aufsätze in Zeitschriften, Beiträge in Sammelwerken, Monographien und Graue Literatur
(Forschungsberichte, Kongressberichte), die in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich oder der Schweiz erscheinen. Die Nachweise Grauer Literatur und von Zeitschriftenaufsätzen enthalten einen Standortvermerk (Kürzel, Ort und Sigel der besitzenden Bibliothek sowie Signatur der Arbeit bzw. der Zeitschrift). Bei Aufsätzen aus OnlineZeitschriften und bei Grauer Literatur ist im Standortvermerk zunehmend auch ein Link
zum Volltext vorhanden.
Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Bildungsforschung, Kommunikationswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung, Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie
weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie z.B. Frauenforschung,
Freizeitforschung, Gerontologie oder Sozialwesen.
Bestand: Frühjahr 2003 ca. 285.000 Literaturnachweise
Jährlicher Zuwachs: ca. 14.000
Quellen: Zeitschriften, Monographien einschließlich Beiträgen in Sammelwerken sowie Graue
Literatur. SOLIS wird vom IZ Sozialwissenschaften in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden, der Freien Universität Berlin - Fachinformationsstelle Publizistik, dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg, der Zeitschrift für Politikwissenschaft/NOMOS Verlagsgesellschaft und dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung hergestellt.
Weitere Absprachen bestehen mit der Zentralstelle für Psychologische Information und
Dokumentation in Trier und mit dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische
Forschung in Frankfurt/Main.
Online-Zugang über Hosts
Der Direkt-Zugriff auf die Datenbanken FORIS und SOLIS ist möglich mit einem handelsüblichen
PC, der mit einer geeigneten Kommunikationssoftware ausgestattet ist. Online-Zugänge werden
angeboten über Datex-P (Telekom) oder Internet (Service Provider). Voraussetzungen sind die
Zugangsberechtigung zu einem dieser Netze sowie i.d.R. ein Nutzungsvertrag mit einem der Hosts
(Großrechner).
FORIS und SOLIS stehen mit unterschiedlichen Datenbankumgebungen über folgende Hosts zur
Verfügung:
STN International
The Scientific Technical
Information Network
Postfach 24 65
D-76012 Karlsruhe
Tel. (0 72 47) 80 85 55
Fax (0 72 47) 80 82 59
www.stn-international.de
GBI
Gesellschaft f. Betriebswirtschaftliche Information mbH
Postfach 81 03 60
D-81903 München
Tel. (0 89) 99 28 79-0
Fax (0 89) 99 28 79-99
www.gbi.de
FORIS und SOLIS auf CD-ROM
Die Datenbanken FORIS und SOLIS werden gemeinsam auf der CD-ROM WISO III angeboten.
Diese CD-ROM wird sowohl einzeln als auch im Paket mit wirtschaftswissenschaftlichen Datenbanken auf WISO I und/oder WISO II verkauft (zu beziehen über GBI). Die Inhalte der WISO
CD-ROMs sind auch - einzeln oder gemeinsam mit weiteren wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Datenbanken - im GBI-WISO-Net über IP-Verknüpfung recherchierbar.
FORIS-Ausschnitt im Web-Angebot des IZ
Ein Ausschnitt aus der Datenbank FORIS mit Beschreibungen sozialwissenschaftlicher Forschungsprojekte der letzten drei Jahre steht im Web-Angebot des IZ für Recherchen zur Verfügung (www.gesis.org/Information/FORIS/Recherche).
Auftragsrecherchen
In Ihrem Auftrag und nach Ihren Wünschen führt das IZ kostengünstig Recherchen in den Datenbanken FORIS und SOLIS durch. Darüber hinaus werden Informationen aus weiteren nationalen
und internationalen Datenbanken zu sozialwissenschaftlichen und/oder fachübergreifenden Themengebieten zusammengestellt.
Bibliographien, Nachschlagewerke, wissenschaftliche Publikationen
Zu den Standardwerken zählt die „Bibliographie zur deutschen Soziologie“, die in mehreren Bänden herausgegeben wird. Dokumentationen zu speziellen sozialwissenschaftlichen Themengebieten geben einen Überblick über Forschungsaktivitäten und Literatur der letzten Jahre in den
deutschsprachigen Ländern und enthalten i.d.R. wissenschaftliche Einführungen in das Thema.
Die Reihe „Sozialforschung in der DDR“ vermittelt in zehn Bänden einen umfassenden Überblick
über unveröffentlichte Forschungsberichte. Darüber hinaus werden Dokumentationen zu Themen
der Transformationsforschung sowie zu sozialwissenschaftlichen Institutionen und Forschungsprojekten in Osteuropa angeboten.
Wissenschaftliche Publikationen werden insbesondere in den Reihen „Sozialwissenschaften im
Überblick“ und „Europe in Comparison“, die gemeinsam mit dem „Mannheimer Zentrum für
europäische Sozialforschung“ herausgegeben wird, aber auch in den Reihen „Forschungsberichte“
und „IZ-Arbeitsberichte“ veröffentlicht.
Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst - soFid
Regelmäßige Informationen zu neuer Literatur und aktueller sozialwissenschaftlicher Forschung
bietet das IZ mit diesem Abonnementdienst, der sowohl in gedruckter Form als auch auf CD-ROM
bezogen werden kann. Er ist vor allem konzipiert für diejenigen, die sich kontinuierlich und längerfristig zu einem Themenbereich informieren wollen.
soFid ist zu folgenden Themenbereichen erhältlich:
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Allgemeine Soziologie
Berufssoziologie
Bevölkerungsforschung
Bildungsforschung
Familienforschung
Frauen- und Geschlechterforschung
Freizeit - Sport - Tourismus
Gesellschaftlicher Wandel in den
neuen Bundesländern
Gesundheitsforschung
Industrie- und Betriebssoziologie
Internationale Beziehungen +
Friedens- und Konfliktforschung
Jugendforschung
Kommunikationswissenschaft
Massenkommunikation - Medien Sprache
• Kriminalsoziologie + Rechtssoziologie
• Kultursoziologie + Kunstsoziologie
• Methoden und Instrumente der
Sozialwissenschaften
• Migration und ethnische Minderheiten
• Organisations- und Verwaltungsforschung
• Osteuropaforschung
• Politische Soziologie
• Religionsforschung
• Soziale Probleme
• Sozialpolitik
• Sozialpsychologie
• Stadt- und Regionalforschung
• Technology Assessment
• Umweltforschung
• Wissenschafts- und Technikforschung
Informationstransfer von und nach Osteuropa
Die Abteilung Informationstransfer in der GESIS Servicestelle Osteuropa fördert die Ost-WestKommunikation in den Sozialwissenschaften. Sie unterstützt die internationale Wissenschaftskooperation mit einer Vielzahl von Informationsdiensten: Datenbanken zu osteuropäischen Institutionen und Forschungsprojekten geben Überblicke über die Forschungsentwicklung in den postsozialistischen Ländern und helfen bei der Suche nach Kontakten.
Eine wichtige Informationsquelle für Kontakte, Publikationen oder Forschung bietet in diesem
Zusammenhang auch der Newsletter „Sozialwissenschaften in Osteuropa“, der viermal jährlich in
englischer Sprache erscheint.
Beratung bei der Konzeption und Nutzung sozialwissenschaftlicher Datenbanken
Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung im Fachinformationsbereich können wir Ihnen bei der
Konzeption von Datenbanken und Informationssystemen wertvolle Hilfe geben. Eines der von uns
entwickelten Instrumente für den Aufbau von Datenbanken ist das „Regelwerk für die Literaturdokumentation im Fachinformationssystem Sozialwissenschaften“. Es enthält Regeln zur bibliographischen und inhaltlichen Erschließung und zur Erfassung von Literatur sowie Listen zugelassener Deskriptoren.
Zur Unterstützung Ihrer eigenen Suche in den Datenbanken FORIS und SOLIS bietet das IZ entsprechende Rechercheinstrumente wie z.B. den Thesaurus oder die Klassifikation Sozialwissenschaften. Selbstverständlich beraten wir Sie auch jederzeit bei der Umsetzung sozialwissenschaftlicher Fragestellungen in effektive Suchstrategien in unseren Datenbanken.
Internet-Service
Die Institute der GESIS (Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V.)
IZ
(Informationszentrum Sozialwissenschaften, Bonn)
ZA
(Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung an der Universität zu Köln) und
ZUMA (Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen, Mannheim)
bieten gemeinsam im Internet Informationen und Serviceleistungen an:
• Überblick über das gesamte Spektrum der Infrastrukturleistungen der GESIS-Institute
• Zugang zu Informations- und Datenbeständen der GESIS
• Zugriff auf weitere nationale wie internationale Internet-Angebote auf dem Gebiet der Sozialwissenschaften (Linksammlung SocioGuide)
• GESIS-Tagungskalender mit Informationen zu nationalen und internationalen Veranstaltungen
in den Sozial- und Informationswissenschaften.
Das GESIS-Angebot ist zu erreichen unter der Internet-Adresse:
www.gesis.org
Elektronischer Service des IZ
Das IZ-Telegramm, das vierteljährlich über Neuigkeiten und Wissenswertes aus dem IZ berichtet,
sowie der Newsletter „Social Science in Eastern Europe“ können auch in elektronischer Version
bezogen werden. Ein email-Abonnement des IZ-Telegramms erhalten Sie über
[email protected]; Textfeld: subscribe iz-telegramm IhrVorname IhrNachname
Der Betreff bleibt leer, statt IhrVorname IhrNachname können Sie auch anonymous eingeben.
Für den Newsletter gilt:
[email protected]; Text im Betreff: subscribe
***
Ausführliche Informationen zum Gesamtangebot der Serviceleistungen des IZ einschließlich Preise, Download- und Bestellmöglichkeiten finden Sie unter:
www.gesis.org/IZ
GESIS - Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher
Infrastruktureinrichtungen e.V.
Informationszentrum Sozialwissenschaften
Lennéstraße 30
53113 Bonn
Telefon: (0228) 22 81-0
Telefax: (0228) 22 81-120
e-mail:[email protected]
Abteilung Informationstransfer
in der GESIS Servicestelle Osteuropa
Schiffbauerdamm 19 • 10117 Berlin
Telefon: (030) 23 36 11-0
Telefax: (030) 23 36 11-310
e-mail:[email protected]
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